Präsidialvorlagen wegen Abschluß einer Zusazakte zur ; 5525 #6 Geldstrafen, 71 Verweise und 31“Entlassungen im
Schiffahrtsafte für die Donaumündungen und über den Er- laß von Dienstvorschriften hinsihtlich der Besteuerung des Tabaks u. st. w. sollen demnächst einer ersten Beratung im Plenum unterzogen werden.
Der vom Reichstag angenommene Geseßentwurf wegen Abänderung des Zolltarifs des deutschen Zollgebiets erhielt nach dem Gutachten der berihtenden Ausschüsse die Zustim- mung; ferner gelangten zur Feststellung ein Regulativ für die Privattransitläger von Getreide U. f. w., sowie Bestim- mungen, betreffend die Gewährung einer Zollerleihterung bei der Ausfuhr von Mühlenfabrikaten, welche aus ausländishem Getreide hergestellt sind. i
Bezüglich der Werthzeichen zur Erhebung der statistischen Gebühr wurde eine Vermehrung derselben durch Herstellung von Stempelmarken über Werthsbeträge von 1, 2, 4, 5 und 10 M beshlossen. | :
Weiter erhielt ein Präsidialvorshlag die Genehmigung, wonach im Verkehrsinteresse die deutshen Eisenbahnverwal- tungen von der Verpflichtung zur nochmaligen Desinfizirung der zur Viehbeförderung benußt!en, in Belgien entladenen Eisenbahnwagen auf Grund des §. 3 Abs. 1 des Geseßes vom 25. Februar 1876 zu befreien sind, so lange übertragbare Krankhciten der Hausthiere in Belgien nicht errn.
Sodann kamen eine Anzahl Eingaben zur Erledigung. Dieselben betrafen : die Einführung eines Ausgangszolls für Lumpen ; die Beschäftigung von Arbeiterinnen in Glashütten vor dem Ofen; die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Zwirnereien; die Aufnahme der Malz- und Kaffeebrennereien in das Verzeichniß der Anlagen, welche einer besonderen Ge- nehmigung bedürfen; die Regulirung der Brot- und Fleisch- preise; die Ausstellung in Melbourne. i i
Den Schluß bildeten Mittheilungen über neuerdings ein- gegangene Petitionen und die Regelung ihrer geschäftlichen Behandlung.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Landheer und die Festungen, für Handel und Verkebr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen traten hou- zu einer Sißung zusammen.
— Das Enteignungsreccht ist Allerhöchst verliehen worden : 1) unterm 5. April 1880 dem Kreise NeustadtO./S., Regierungsbezirk Oppeln, für die Grundstücke, welche zum Bau nachfolgend bezeihneter Chausseen erforderli sind: a. von Neustadt O./S. bis an die Landesgrenze bei Kröschendorf, b. von Deutsch-Rasselwiß nah Altstadt bis zur Zülz der Mauthstraße, c. von Twardawa nach Walzen, d. von Wackenau nach der Johannes-Linde bei Schweinsdorf, e, von Twardawa nah ‘Friedersdorf, zum Anschluß an die im Bau begriffene Kreischaussee Friedersdorf-Ober- Glogau, bezw. von Schwesterwiß bis zur Kreisgrenze in der Richtung auf Trawnik und f, von Dorf Steinau durch die Riegersdorfer Forst bis zum Anschluß an die Provinzial- Chaussee Neustadt D.-S.- Neisse bei Siebenhuben. 2) Unterm 20. April 1880 den Gemeinden Wahlershausen, Nord- hausen und Niederzwehzen im Kreise Cassel bitreffs der Grundstücke, welche zur Herstellung eines Verbindungsweges von der sogenannten Kohlenstraße nah der Cassel-Corbacher Straße beansprucht werden. 3) Unterm 30. April der Stadt Biesenthal, Regierungsbezirk Potsdam, für die zum Bau einer Chaussee von Biesenthal über Rüdniß nach Bahnhof Bernau erforderlihen Grundstücke.
Dem Kreise Neustadt ist für die oben unter 1. genann- ten Chausseestreden und dem Kreise Dber-Barnim und der Stadt Bernau, lc{terer O der von ihr zu er-
bauenden Anschlußstrecke im Kreise Nieder-Barnim, für die unter 2. bezeihnete Strecke gleichzeitig auch das Recht zur Erhebung des r CLAA Rb verliehen.
Das Fährgeld für die Benußung der Peene-Fähranstalt zu Stolp, im Kreise Anclam, das Fährgeld für das Uebersetzen über die Lienau bei Neuteihwalde, im Kreise Marienburg, mittelst der Fähranstalt im Zuge des Tiegenhof-Brunauer Kommunikationsweges, sowie die Abgaben für die Benußung der Werftanlagen im Ruhrorter Hafen sind durch Tarife, welche unterm 2. April, 16. April und 20. April 1880 Al!er-
höchst vollzogen sind, geregelt worden.
— Von der im Verlage von Julius Springer hierselbst erschienenen Schrift des Oberförsters Weise zu Eberswalde : „Ertragstafeln für die Kiefer“, ist Seitens des Mini- steriums für Landwirthschaft 2c. eine Anzahl von Exemplaren für den Bedarf der Königlichen Nang angeschafft worden. Ebenso ist von der in demselben Verlage erschienenen Schrift des Professors der Zoologie an der Forstakademie zu Münden, Dr. A. Metzger: „Beiträge zur Statistik und Kunde der Binnenfischerei des Preußischen Staates“, im Interesse der Forstverwaltung und auch der Domänenverwal- tung eine Anzahl von Exemplaren hierselbst bezogen worden. Die Exemplare sind den Regierungen für ihre Bibliothek und zur Vertheilung an die Oberförster, bezw. Beamten der Domänenverwaltung, welhe größere fiskalishe Fischerei- nußungen unter ihrer Verwaltung haben oder besondere Mühewaltung für die Förderung der Fishzucht bekunden, zu- gefertigt worden.
— Nah der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten Nachweisung über die Betriebsereignisse resp. Tödtungen und Verleßungen auf deutschen Eisenbahnen — — auss{hließlich Bayerns — im Mt 1879 waren im Ganzen zu verzeihnen: 541 Engleisungen und Zusammen- stöße fahrender Züge (224 Courier-, Schnell- und Personen- züge, 25 gemischte Züge und 292 Güterzüge resp. leerfahrende Lokomotiven), 844 Entgleisungen und Zusammenstöße beim Rangiren (80 mit, 764 ohnc Betriebsstörung) und 1342 sonstige Betriebsereignisse, welche cine Störung des regel- mäßigen Betriebes veranlaßten.
Es verunglüdckte ein Zug mit Personenbeförderung auf 6396 beförderte Züge dieser Gattung und ein Güterzug auf 4114 beförderte Güterzüge. Bei sämmtlichen Entgleisungen und Zusammenstößen (einschließlich beim Rangiren) kommen auf einen Unfall 5 070 532 Achskilometer aller Züge — gegen 5 844 349 im Jahre 1878, 5 514465 im Jahre 1877 und 4 377 530 im Jahre 1876.
Von den 362 Fällen, welche zur gerihtlihen Kognition gelangten, wurde in 140 Fällen (46 Prok) die gerichtliche Untersuhung ohne Erhebung einer Anklage eingestellt, in 55 Fällen (15 Proz.) wurden durch rechtskräftiges Er- kenntniß 15 Personen freigesprohen und 59 Personen zu insgesammt 5 Jahren 4 Monaten und 17 Tagen Gefängniß verurtheilt ; 167 Fälle (39 Proz.) sind noh unerledigt. Außer
| Disziplinarwege verhängt.
Nach der zweiten, die Tödtungen und Verleßungen be- handelnden Aae un sind ‘im Jahre 1879 außer 109 Tödtungen und 13 Verleßungen bei beabsichtigtem Selbstmorde im Ganzen 1733 Personen verunglüdckt (eins{hließlich der in Folge von Betriebsereignissen Verunglückten), und zwar : 119 Passa- giere (13 getödtet und 106 verleßt), 784 Beamte (137 ge- tödtet und 647 verleßt), 571 Arbeiter (118 getödtet und 453 verleßt), 259 fremde Personen (143 getödtet und 116
verleßt).
Von den Verleßten find noch nahträglich verstorben 66, innerhalb 8 Tagen genesen 160, nach 8 Tagen und vor Ab- lauf von 4 Wochen genesen 376, über 4 Wochen krank ge- wesen 306, über 3 Monat 80, über 6 Monate 22; bi 12 Per- sonen is eine dauernde Wiederherstellung nicht zu erhoffen ; 237 Personen sind noch krank und von 63 ist der Krankheits- verlauf unbekannt.
Von den 1464 Fällen, in denen (aus\chließlich durch Un- fälle im Betriebe) Tödtungen und Verleßungen vorkamen, gelangten 902 (62 Proz.) zur gerichtlichen Kognition; von diesen wurde in 820 Fällen (91 Proz.) die Erhebung einer Anklage abgelehnt, in 5 Fällen (0,5 Proz.) wurden durch rehtskräftiges Erkenntniß 2 Personen freigesprohen und 3 Personen zu insgesammt 22 Tagen Gefängniß verurtheilt ; die übrigen 77 Fälle (81/7 Proz.) sind noch unerledigt. Außer- dem wurden in 8 Fällen 120 /6 Geldstrafen und 4 Verweise im Disziplinarwege verhängt.
Von sämmtlichen Verunglückungen von Personen — aus- cchließlich der Selbstmorde — entfallen auf:
A. Staatsbahnen und unter Staatsverwal- tung stehende Privatbahnen (bei zusammen 16 182 km durchschnittliher Betriebslänge, 22 053 km dur(schnittlicher Geleislänge und 4289 861 797 gesörderten Achskilometern) 1078 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Oberschlesische Bahn (194), die Bergisch-Märkische Bahn (144) und die Niederschlesisch-Märkishe Bahn (135); verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Geleislängen sind die meisten Verunglückungen auf der Oberschlesishen, der Westfälischen und der Bergish-Märkishen Bahn vorgekommen.
B, Größere Privatbahnen — mit je über 150 km Betriebslänge (bei zusammen 10363 km durchschnittlicher Betriebslänge, 13 702 km dur(hschnittliher Geleislänge und 2 647 264 318 geförderten Achskilometern) 644 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Köln-Mindener Bahn (145), die Nheinishe Bahn (136) und die Magdeburg- Halberstädter Bahn (57); verhältnißmäßig sind jedoh auf der Rechten Oder:Ufer Bahn, der Oels: Gnesener und der Berlin-Görliter Bahn die meisten Verunglückungen vorgekommen.
C. Kleinere Privatbahnen — mit je unter 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1063 km dur(hschnittliher Be- triebslänge, 1136 km dur@schnittliher Geleislänge und 85 561 499 geförderten Achskilometern) 11 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Lübeck-Büchener Bahn (3), die Marien- burg:Mlawkaer Bahn (3) untd die Tilsit - Jnsterburger Bahn (2); verhältnißmäßig sind jedoch auf der Tilsit-Jnster- burger, der Crefeld-Kreis Kempener und der Marienburg- Mlawkaer Bahn die meisten Verunglückungen vorgekommen.
Von je 13 058 091 Reisenden wurde Einer getödtet und von je 1 601 464 Einer verleßt — gegen 7 245 559 bezw. 2717 084 im Fahre 1878, 10879 523 bezw. 1 673 484 im «Jahre 1877 und 11 830 447 bezw.-2 957 611 im Jahre 1876; dagegen wurde von den im Betriebsdienst thätig gewesenen Beamten der 946., 1878 der 919., 1877 der 703. und 1876 der 819. getödtet und der 200., 1878 der 215., 1877 der 199. und 1876 der 183. verleßt. Es entfällt eine Verunglückung im Jahre 1879 auf 4052 330 Achskilometer aller Züge und auf 21 km durschnittlihe Jahresgeleislänge, 1878 auf 4 220 325 bezw. 22, 1877 auf 4249558 bezw. 21 und 1876 auf 3819 306 bezw. 18.
Ein Vergleich der aus je zwei dieser Zahlen resultirenden geometrishen Mittel ergiebt eine Zunahme der Verunglückun- gen von ca. 4 Proz. gegen das Vorjahr, gegenüber einer Ab- nahme von 2 Proz. im Fahre 1878, 14 Proz. im Jahre 1877 und 17 Proz. im Jahre 1876.
— Selbst dann, wenn ein Dritter wirkli Eigenthümer der bei dem Schuldner des Klägers gepfändeten Gegenstände ist, darf er dieselben, nah einem Erkenntniß des Reichs- gerichts, II Strafsenats, vom 11. März d. J., gemäß 8. 137 Str. G. B. nicht bei Seite schaffen, zerstören oder in anderer Weise der Verstrickung ganz oder theilweise entziehen. Dieses Verbot is nicht civilrehtliher, sondern rein strafre{htlicher Natur im Jnteressé der öffentlihen Ordnung, und die Ueber- tretung desselben aus Unkenntniß des Strafgeseßes macht diese Uebertretung nicht straflos. Wenn also der Eigenthümer von der durch den zuständigen Beamten vollzogenen Pfändung und deren Fortdauer Kenntniß hat und gleihwohl die gepfän- deten Gegenstände, durh deren Verbrau bezw. Wegbringung am Tage der Versteigerung der Verstrickung entzieht, so tritt auf Grund des 8. 137 des Str. G. B, die Bestrafung wegen Arrestbru chs ein.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ober-Regierungs-Rath Herrmann, Königlich sächsisher Geheimer Finanz-Rath ALET, Großherzogli medlenburg - hwerinsher Ober - Zolldirektor Oldenburg, Großherzoglih sächsisher Geheimer Finanz-Rath Dr. Heer- wart und Senator Dr. Versmann aus Hamburg sind von Berlin wieder abgereist.
Württemberg. Stuttgart, 13, Mai. Das auf das laufende Sommerhalbjahr ausgegebene Verzeihniß der Stu- direnden an der K. Akademie Hohenheim weist 77 Stu- dirende auf, wovon 56 auf die landwirt, \chaftlihe und 21 auf die forstlihe Abtheilung kommen. Diese Frequenz steht derjenigen des verflossenen Wintersemesters ganz glei, über- trifft aber diejenige des vorjährigen Sommersemesters (71) um 6 (5 Landwirthe und 1 Forstwirth).
Ulm, 11. Mai. (U. Tagbl.) Die umfangreichen Bauten für die vom 4. bis 6. Juni dahier stattfindende landwirt h- schaftlihe Ausstellung u einen raschen Fortgang. Am Sonntag waren die Ausstellungs:Comités unter dem Vorsiße vom Regierungs-Rath Rampacher in längerer Sißung versammelt, um über verschiedene Angelegenheiten zu berathen. Am Schlusse der Sißung wurde von dem Vorsitzenden ein
Kabinetsschreiben Sr. Majestät des Königs verlesen, worin
derselbe seinen Besuch der Ausstellung in Aussicht stellt.
den vorstehend genannten Strafen wurden in 638 Fällen |
__ Oesterreich-Ungarn. Wien, 13. Mai. (W. T. B.) Ein offizielles Comwmuniqué der „Polit. Corresp.“ konstatirt, daß die dem Schreiben Gladstone's an den Grafen Karolyi vorausgegangenen Auseinandersezungen lediglich den Charakter eines Gedankenaustausches zwischen Gladstone und Karolyi getragen hätten. Jn welchem Geiste dieselben gepflogen worden seien, gehe aus einer Stell eines Privat- Jhreibens des Grafen Karolyi an Gladstone vom 1. d. M. hervor, worin es heiße, Graf Karolyi gedenke dankbarlist der ¿Freundlihkeit, mit welher Gladstone seine Absicht ausge- sprochen habe, seinem (Karolyi's) rein persönlihen Wunsche zu entsprehen und bei nächster Gelegenheit über den Geist jeiner Anklagen einige beruhigende und aufklärende Worte zu sagen, welche gewiß die Stellung des Botschafters und die öffentlihe Meinung Oesterreih-Ungarns bestmöglichst beein- flussen würden.
— Jn der heutigen Sißung des Abgeordneten- hauses wurde von der Regierung die Mittheilung gemacht, daß sie die Vorlage über die Elbschiffahrtsakte zu- rüdckgezogen habe. Zur Annahme gelangte das neue Zucker- steuergeseß, sodann {ritt das Haus zur Vornahme der Dele- ga.ionswahlen.
Bei der stattgehabten Delegationswahl für Böh- men wurden die von ten Liberalen aufgestellten Kandidaten gewählt, nachdem ein Kompromiß von Seiten der Liberalen abgelehnt worden war. Für Mähren wurden die Kandidaten der Kompromi{liste gewählt. Die liberalen Abgeordneten Oberösterreihs und die konservativen Abgeordneten aus Steier- mark enthielten sich der Wahl. Der Präsident theilte mit, daß er zu der nächsten Sizung die Abgeordneten schriftlich einberufen werde, da eine baldige Vertagung des Hauses zu erwarten stehe. Ein Antrag des Abg. Schönerer, morgen eine Sitzung abzuhalten, wurde abgelehnt.
— 14. Mai. Das „Telegraphen-Correspondenz-Bureau“ meldet: Nach verläßlichen Mittheilungen ist die von einzelnen Wiener Blättern kürzlih gebrachte Nachricht von einer vollständigen Unabhängigkeitserklärung Albaniens total erfunden. i
Prag, 13. Mai. Kronprinz Rudolf ist heute Morgen nach Brüssel abgereist.
Pest, 12, Mai. (Tel. Corresp.-Bur.) Die Abreise Jhrer Majestäten, welche ursprünglich für heute Abends in Aussicht genommen war, ist wegen einer leichten Un- päßlichkeit der Kaiserin vershoben worden. Wie ver- lautet, wird Jhre Majestät morgen Vormittags und Se. Ma- jestät morgen Abends abreisen.
— Dem „Pest. Ll.“ wird aus Ragusa, 12, Mai, ge- meldet: Den Bemühungen des französishen und englischen General-Konsuls in Skutari is es gelungen, den Miriditenfür- sten Prenk abzuhalten, mit den Albanesen gemeinschaftliche Sache zu machen; derselbe kehrt daher noch in dieser Woche mit seinen Leuten nach Orosi zurück. Zufolge Nachrichten aus Skutari haben die Türken die Stadtthore daselbst wieder beseßt und auch eine starke Besaßung in den Konak gelegt.
Schweiz. Bern, 13. Mai. (W. T. B.) Jn Anbetr cht des demnächst zu erwartend n Urtheilsspruhs im Stabi o- Prozesse wird der Bundesrath, dem Vernehmen na, 3 Compagnien des in Bellinzona stehenden Bündner-Ba- taillons nah Mendrisio bei Stabio dirigiren. Die Regie- s von Tessin hat zu diesem Zwecke ebenfalls M ilitär auf- geboten.
Großbritannien und Frland. London, 12. Mai. (Allg. Corr.) Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses wurden zunächst Neuwahlen für Mallow an Stelle des zum Generalfiskal für Frland ernannten Mr. Johnson und für Sandwich an Stelle des in die Pairskammer berufenen Mr. Knatchbull-Hugessen angeordnet. Die Kabinets-Minister Dod- son und Chamberlain wurden vereidigt. Der Sprecher theilte dann mit, er habe ein Schreiben von Mr. Parnell, der für Meath, Mayo und Cork gewählt worden, erhalten, worin erx mit- theilt, er hätte sich entschlossen, für Cork zu optiren. Dann wurde von Privatmitgliedern eine Reihe von Jnterpellationen und An- trägen angemeldet. Mr. Ritchie beabsichtigt Hrn. Gladstone zu \ragen, ober eine Abschrift des Briefes des österreichishen Botschaf- ters vorlegen werde, der zu seiner heute veröffentlihen Erwi- derung Anlaß gegeben. Mr. Taylor kündigte an, er würde demnächst einen Antrag auf Abschaffung der Prügelstrafe in der Marine stellen. — Alsdann beantragte Lord Richard Grosvenor, der parlamentarische Sekretär des Schaßamts, die Niederseßung eines Sonderausshusses von 19 Mitglie- dern zur Untersuchung der Eidesverweigerung Seitens des Abgeordneten Bradlaugh. Sir H. Drummond Wolff stellte den Antrag auf Uebergang zur Vor- frage. Er bezeichnete den Antrag auf Niedersezung eines Ausschusses in diesim Stadium der Konstitution des Hauses als beispiellos, unregelmäßig und einen Eingriff in die Königlichen Prärogative. Die Fälle Pease und Roth- \hild wären nicht Präzedenzfälle, da die Einseßung von Aus- shüssen in diesen zwei Fällen von Kabinets-Ministern entweder beantragt oder unterstüßt worden. Jn Sir Erskine May's Buche heiße es, daß die Geschäfte des Hauses nicht eher be- gonnen werden könnten, als bis die Gründe für dessen Einberu- fung in der Thronrede mitgetheilt worden. Der General-An- walt sowie der General-Fiskal vertheidigten den Regierungs- antrag, leßterer mit Hinweis darauf, daß derselbe von dem Führer der Opposition unterstüßt werde. Nach längerer De- batte wurde der von Sir H. D. Wolff gestellte Antrag mit 171 gegen 74 Stimmen verworfen und der Ausschuß hierauf ernannt. Das Haus vertagte sih sodann für die Pfingst- feiertage bis zum 20. d. M.
Jn der am 19, d. in Bridgewaterhouse, der Wohnung des Earls von Ellesmere, stattfindenden konservativen Parteiversammlung wird Lord Beaconsfield eine Rede über die gegenwärtige Lage und die Pflichten der konservativen Partei halten.
— 13. Mai. (W. T. B.) Der neuernannte Vize- König von Jndien, Marquis von Ripon, hat heute Vormittag über Paris die Reise nah Jndien angetreten. — Göschen erklärte auf cine an ihn gerichtete Anfrage, daß er es vorziehe, eine Deputation der Jnhaber türkischer Bonds, die eine Audienz bei ihm nachsuchen wollte, vor seiner Abreise nah Konstantinopel nicht zu empfangen.
— (W. T. B.) Seitens der Regierung wird die Auf- nahme einer inländishen 4!/„prozentigen Rupien- Anleihe im Betrage von 313 Lacs Rupien, glei 2 608 333 Pfd. Sterl., angekündigt. Die Anleihe erfolgt Angesichts der erhöhten Kosten für den Krieg in Afghanistan.
— 14. Mai. (W. T. B.) Hr. Göschen wird sich über Paris
" und Wien auf den Botschafterposten nah Konstantinopel be-
geben, um noch mit Hrn. de Freycinet und dem Baron von Haymerle zu konferiren. (C. Ztg.)
Frankreich. Paris, 12. Mai. Der Prä - sident des Senats, Martel, hat, weil seine Gesundheit ihin Schonung auferlegt, bis jeßt die Führer der Gruppen des Senats noch niht empfangen. — Der Kriegs-Minister, der gegenwärtig die militärishen Etablissements in Bourges besichtigt, wird am Sonnabend wieder in Paris zurückerwartet. — Jm Ministerium werden weitcre Begnadigungen von Communards vorbereitet. — Die Regierung hat verordnet, daß fortan in jedem Jahre am 14. Juli, dem Jahrestage der Einnahme der Bastille, ein Nationalfest abgehalten werden soll. — Außer dem Erzbischof von Bourges und den Bischöfen von Beauvais, Gap, Saint Jean de Maurienne, Saint Brieux und Saint Claude, die sich bis jeßt ruhig verhielten, haben nunmehr 14 französische Erzbischöfe und 70 sranzösische Bischöfe gegen die Märzdekrete Protest erhoben. Auch der „Français“ hat sih dem Programme des Widerstandes, das der „Monde“ veröffentlichte, angeschlossen.
Der General-Direktor der Einregistrirung der Domänen und des Stempels hat unter dem 30. April an M Direktoren der Einregistrirung folgendes Schreiben
richtet : ge Herr Direktor! Die Berwaltung muß nothwendig d-n Wechsel oder die Erklärungen in dem Eigenthum und der Nußnicßung einer jeden Art (Renten, Senkung, Association, Theilung 2c.) kennen, welche seit dem 1. Januar betreffs der beweglichen und unbeweglichen Güter stattgefunden haben oder in Zukunst stattfinden werden, die unter irgend einem Titel sh im Besiy der nihtermäch- tigten Ordens8gesellschaften befinden. Jh bitte Sie also, die unter Ihrem Befehl ftehenten Agenten aufzufordern, SFhnen über diesen Punkt die nothwendigen Mittheilungin zu liefern. Sie werden mir in der möglichst kurzen Zeit fur die Periode bis zum heutigen Tage eine Ausstellung einsenden, welche für jede Orden sgesellshaft angiebt: 1) die Art des Wechsels oder der Erklä- rung; 2) ihr Datum; 3) den Bestand und ktie Lage der Güter, deren Gegenstand sie sind; 4) die Namen der neucn Cigenthümer. Sie werden in die Spalten der Bemerkungen alle Mittheilungen ein- shreibey, welche geeignet sind, den Charakter und die Wirkungen der Kontrakte klar beurtheilen zu können. Die späteren Wesel und Er- flärungen betreffs des Eigenthums- werden i1 der nämlicen Form und ohne Aufschub zu meiner Kenntniß gebracht merden. Empfan- (en Sie u. |. w. Der General-Direktor Leeclere
Dieses Rundschreiben wurde erlassen, weil die Regierung in Erfahrung gebracht hat, daß die Jesuiten und die übrigen nihtermächtigten Ordensge}ellschasten ihre Anstalten und Güter durch Scheinverkäufe in Sicherheit bringen, so daß, falls nah dem 29. Juni die Ordensgesellshaften ausgelöst werden, die Regierung nicht mehr diese, sondern Privatleute vor sich sände, welche ihre bürgerlichen Rechte geltend mahen. — Daß die Ordensgesellshaften nah den Befehlen des Vatikans den hartnäcigsten Widerstand leisten werden, geht aus dem (schon gestern erwähnten) „Das Programm des fatholisccen Widerstandes“ überschriebenen Artikel des „Monde“ hervor. Derselbe besagt im Eingang: „Gegen- über dem schon verwirklihten oder in der Vorbereitung \ih befindenden Versuche auf unsere religiösen Jnteressen, unsere Freiheit und Rechte wird der Widerstand durch alle gesetz- lihen Mittel den Katholiken zur strengen Pflicht. Ueberall, wo der Angriff stattfindet, die Vertheidigung organisiren, dies ist geboten. Zu dieser Stunde ist es unmöglich, daß ein ein- ziger Katholik nicht vollständig davon überzeugt is. Um die Wirksamkeit der individuellen Bestrebungen zu sichern, muß es ein Aktionsprogramm und eine allgemeine Leitung geben.“ Nach dieser Einleitung empfiehlt nun der „Monde“ das Programm, welches der Senator Chesnelong, einer der hervorragendsten Kleri- falen, am 23. April in einer Privatversammlung aufgestellt hat. Die darin gemachten Vorschristen müssen ihm zufolge alle Ka- tholiken befolgen. Die Hauptpunkte des Programms sind fol- gende: „1) Bildung von Ausschüssen von weniger als 20 Per- sonen, um die religiösen Freiheiten und die Rechte der Fa- milienväter zu vertheidigen; 2) Eintreten der Ausschüsse für die Ordensgesellshaften und die religiösen Freiheiten über- haupt; 3) Verbreitung von Zeitungen, Broschüren und an- deren Schristen, um die Rechte der beshimpsten Wahrheit her- zustellen; 4) Geldsammlungen, um den Krieg gegen die Ne- gierung mit Erfolg führen zu können.“
— 13. Mai. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer wurde bei Fortseßung der Berathung des Geseßentwurfs über das Versammlungsreht zu Art. 9 ein Amendement, wonach ein Polizeikommissar, welcher Versammlungen beiwohnt, zwar das Recht haben soll, ein Protokoll aufzunehmen, nicht aber das Recht, die Versammlung aufzulösen , an die Kommission verwiesen. Das Ministerium hatte sih formell gegen das U mendement erklärt. — Der bonapar- tistishe Deputirte Lenglé verlangte die Regierung darüber zu interpelliren, weshalb eine große: Anzahl von wegen politischer Vergehen Virurtheilten ohne jedes gerichtlihe Vor- verfahren von der Amnestie ausgeshlossen worden sei. Die mer beshloß, die Interpellation auf einen Monat zu vertagen.
Griechenland. Athen, 13. Mai. (W. T. B.) Der König und die Königin werden mit ihren Kindern die be- absihtigte Reise nah Dänemark an Bord der „Amphitrite“ Uber Triest antreten.
_ Serbien. Belgrad, 12. Mai. (Pol. Corr.) Die ser- bische Regierung rechnet troß der vehementen gegentheiligen Bestrebungen der Opposition mit Bestimmtheit darauf, eine ansehnliche Majorität für die Eisenbahnkonvention mit Oesterreih-UÜngarn in der Skupschtina zu erlangen. — 13, Mai. (W. T. B.) Auf eine von der Regierung nah Wien gerichtete Anfrage betreffs Wiederaufnahme der Handelsvertrags-Verhandlungen ist die Antwort hier eingegangen, daß die Handels-Minister der beiden Reichs- hälsten sich zunächst unter einander zu verständigen hätten Und daß, sobald dies geschehen, die Verhandlungen mit Serbien stattfinden würden.
Nus§land und Polen. St. Petersburg, 13. Mai. (W. T. B.) Der russische Botschafter bei der französischen ung, Fürst Orloff, ist heute nah dem Auslande ab-
‘reist.
_ Der neu ernannte Unterzichts-Minister von Saburoff trifft morgen hier ein und wird erst dann die Leitung des p übertragenen Ministeriums iu vollem Umfange über-
men.
, Asien. Persien. (Allg. Corr.) Aus Teheran meldet eine Reutersche Depesche vom 11. ds.: „Die Hungersnoth in der Provinz Aderbaijan ist im Zunehmen, und die Ernte- aussihten sind {hlecht. Das größte Elend herrscht im Distrikt lrimia, wo seit Januar 600 Personen Hungers gestorben
sind, Zwölfhundert Christen haben die Gegend verlassen. Jn den Hungersnoth-Distrikten kostet der Weizen 60 Pfd. Sterl. per Tonne, in anderen Gegenden ist er billiger.“
Nr. 4 des „Ministerial - Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlih preußischen Staaten®" hat folgenden Inhalt: Cirkular, das Aufgebot für eine Eheschließuno, vor Beseitigung der geseßlichen Hindernisse, zu er- lassen, betreffend. vom 20. November 1879. — Cirkular, die ge- \{chäftlihe Behandlung der Gesuche um Dispensation vom Aufgebot betreffend, vem 27. Februar 1880. — Cirkular, die geseßlihen Ehbe- hindernisse in Rußland betreffend, vom 12. Februar 1880. — Cir- kular, den Anspruch der zu Gerichteverhandlungen zugezogenen Be- amten auf Gebühren als Zeugen oder Sachverständige betreffend, vom 1, Januar 1880. — Cirkular, den rechnungsmäßigen Nachweis der zu einmaligen urd auferordentlichen Ausgaben bewiliigten Fonds betreffend, vom 31. März 1880. — Erkenntniß des Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte com 14. Februar 1880, be- treffend die Frage, ob der Landesdirektor der Provinz Sachsen zu den zur Erhebung des Kompetenzkonfliktes befugten Behörden gehört. 8. 3 des Geseßes vom 8. April 1847, 88. 87 und 90 der Provinzial- verordnung vom 29, Juni 1875. — Verfügung, wonach freiwillig übernommene Präzipualleistungen niht zu den Mehrbelastungen der Kreisangehëörigen gehören, welche der ministeriellen Genehmigung be- dürfen, vom 18. Februar 1880 — Cirkular, die Bestimmungen über die von Stadtgemeinden in Inhaberpapieren aufzunehmenden Anleihen betreffend, vom 21. Februar 1880. — Cirkular, die Führung des Präâdikats „Frau“ Seiters der Oberinnen 2c. von Damenstistern be- treffend, vom 15. November 1879. — Verfügung, die Befugniß der Eisenbahn-Direktionen zur Festseßung von Strafen in Eisenbahn- polizeikontraventionen betreffend, vom 23. Februar 1880. — Cirkular, die Beibringung der Genehmigung der baupolizeilichen Behörde bei Konzessionirung gewerblicher Anlagen betreffend, vom 2. März 1880. — Verfügung, die zur Ausstellung von Bescheinigungen Behufs Ver- sicherung gegen Feuerschäden, zuständige Polizeibehörde betreffend, vom 2, April 1850. — Bescheid, die Vergütung für thierär;tliche Untersubung des zur Verladung auf Eisenbahnen gelaugenden Rindviehs betreffend, vom 22. März 1880. — Allerhöchster Erlaß, die Organisation der Verwaltung der Staat®eisenbahnen und der vom Staate ver- walteten Privatbahnen ketreffend, rom 24. November 1879, — Allerhöchster Erlaß, Veränderungea in den Verwaktungébezirken der Staatseisenbahnen betreffend, vom 21. Februar 1880. — Cirkular, die Ueberlassung von Erleuchtungsmaterial für den eigenen Bedarf an Unterbezmte des Leuchtfeuerwesens aus Vorräthen der Behörde gegen Vergütung betreffend, vom 15. Februar 1880. — Cirkular, die Bewilligung von Staattprämien für Ausstellungen von Arbeiten der Handwerkslehrlinge betreffend, vom 24. März 1880. — Verfügung, den Schulunterriht der in den Fabriken beschäftigten Kinder betreffend, vom 31. Januar 1880. — Cirkular, die Entschädi- gung der Feldmesser und Sachverständigen in Auseinanderseßzungs- sachen für sog. Liegetage betreffend, vom 20. Februar 1880. — Cirkular, die Schreibgebühren für Postzustelungs8urkunden in Auseinander- seßungssachen betreffend, vom 10. März 1880, — Cirkular, die Aus- bildung, Prüfung und Anstellung für die unteren Stellen des Forst- dienstes betreffend, vom 9. März 1880. — Ci kular, die Be- willigung von Vorschüssen für Forstbeamte, Behuss Ausführung von Drainirungen auf ihren Dienstländereien betreffend, vom 19, März 1880. — Cirkular, die Meisekosten-Vergütung für Civilmitglieder der Kreis-Ersatß-Kcmmissioren betreffend, vom 10, Februar 1880. — Cirkular, das Verfahren gegen Wehrpflichtige, wele sih der Wehr- pflicht cntzogen haben betreffend, vom 21. März 1880,
Landtags- Angelegenheiten.
Im 3. Potsdamer Wahlbezirk (Prenzlau-Angermünde) ift an Stelle des verstorbenen Oekonomie-Raths Bosselmann, der Kam- merherr von Risselmann-Crussow einstimmig mit 294 Stim- men zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des ftatistishen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 2, Mai bis inkl, 8, Mal ct ur Anmeldung gé- l'ommen : 219 Gbescblicßungen, 824 Lebendgeborcne, 39 Todtgeborene und 584 Sterbefälle.
Kunst, Aissenschaft und Litératur.
Paris, 13, Mai. (W. T. B.) An Stelle Jules Favre's wuroe ente der Adrokat Rousse zum Mitgliede der Akademie gewählt.
— In dem kürzlih erschienenen 1. Vierteljahrsheft XV. Jahr- gangs 1880 der „Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg“ (Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumékunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg. — Magdeburg, Schäfer|che Buchhandlung — A. Rüdiger) theilt der Gymnasiallehrer Dr. G. Hertel eine in der Rathsöbibliothek zu Magdeburg aufbewahrte gleichzeitige kurze Handschrift üter die Be- lagerung der Stadt in den Jahren 1550/51 mit. Der Titel lautet wörtlih: „Von dem Kriege vor Magdeburg, wie es si darinnen zwgetragen, auch von den Scharmuteln, so daruor gehalten worden sindt.“ Wer der Verfasser ist, läßt \sich nit bestimmen, jedenfalls aber ist es ein Magdeburger Bürger gewesen, der mit eigenen Augen sah, was in dieser für Magdeburg so glorreichen Zeit in und außerhalb der Stadt geschab, und der es dann von Tag zu Tage aufzeichnete. Daß die Nachrichten im Ganzen sicher sind, geht aus der Vergleichung mit anderen Schriften hervor; die vollständige Mittheilung der Handschrift ist demnach sehr dankenêwerth. — Daran schließen sich „Beiträge zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Magdeburg“, von Friedrich Hülße, Gymnasial-Oberlehrer. Diesel- ben bilden die Fortseßung der von dem verstorbenen Archivar Dr. Ludwig Göße in den Gescyichtsblättern früher veröffentlihten Samm- lung und Beschreibung der Magdeburger Drucke des 15. Jahrhun- derts; die von ihm begonnene weitere Sammlung liegt auch noch dieser Lortledang zu Grunde. — Ferner theilt Ph. Wegener eine Reihe von
agen und Märchen des Magdeburger Landes mit, die er aus dem Volksmunde gesammelt hat. Eine kulturhistorisch äußerst in- teressante und werthvolle Ergänzung dazu bilden die dann folgenden gesammelten Zauber- und Segenssprüche. Von un- mittelbarem Interesse für Magdeburg ist ein Spottgedicht aus dem 16, Jahrhundert, welches Fr. Hülße nah einem alten Drucke der hie(igen Königlichen Bibliothek (4 Blätter) publizirt. Wahrscheinlich ist dasselbe in Nürnberg gedrudlt. Der Titel lautet wörtlih: „Newe zeytvng, wie zu Magdenburg ain Carmeliten Münch, auß der Sudenburg, der ainen Christlihen Prediger, vor eyner amen Gemayn hat liegen (lügen) hayssen, Von einem Ersamen weyjen Rath, der Altenstat, in gefengknuß gezogen worden, Reym weyß gestelt." — Den Schluß des Hcfts bilden zwei Mit1heilungen von Dr. Hertel: das Fragment eines Steuerregisters aus dem 14. Jahrhundert und cine Darstellung der Magdeburgishen Münzverhält- nisse im 16, Jahrhundert. L
— Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und uf gad Tele 7 herausgegeben im Namen des Vereins von dessen erstem Schriftführer Dr, Cduard Jacobs. XII. Jahrgang. 1879, 3, und 4. Heft, Wernigerode, Selkstverlag des Vereins. In Kommission bei H. C. Huch ia Quedlinburg. 1880, — Mit dem vorliegenden Bande çelangt der 12, Jahrgang der periodischen Publikationen des Harzvereins zum Abschluß. Von dem erfreulichen Wachsthum und Gedeihen des Vereins giebt nicht nur die stattliche Liste der Mitglieder, sondern auch das umfangreiche sahlich ge-
dem Jahre 18368 und das stattlihe Verzeichniß der Mit nbeiter an der Zeitschrift sowie ihrer Beiträge, welche dem Bande anxehängt sind, Zeug- niß, Die Gesammtzahl.der Mitglieder betrug danach 842, davon 25 außer- ordentliche und 817 ordentlihe. Protektor des Vereins ist bekannt- lich Graf Dtto zu Stolberg-Wernigerode, Ehrenvorsißender Graf Botho zu Stolberg-Wernigerode. Die größte Betheiligung weisen die Städte Wernigerode (83 Mitalieder — mit Hasserode 87), Wolf:nbüttel (73), Quedlinburg (60) und Nordhausen (51) auf. Dann folgen Braunschweig (43), Halberstadt (25), Blankenburg (22) und Clausthal (21), Berlin ist durch 18 Mitglieder vertreten, Osterode durch 17, Hildesheim und Goslar durch je 14, Eisleben durch 12; für Ilsenburg, Aschersleben und Magdeburg beträgt die Zahl je 10, für Sangerhausen und Ballenstedt je 8. — Sein zwölf- jähriges Bestehen hat der Verein gelegentlih der harzishen Gewerbe- Ausstellung in Wernigerode dur eine dort am 22. und 23. Juli v. F. abgehaltene Hauptversammlung festlih begangen, während welcher die Mitglieder si der gaastlihiten Aufnahme sowohl von Seiten des erlauchten Protektors als des Ehrenvorsißendea zu erfreuen hatten. Der bei dieser Gelegenheit von dem Archiv-Rath Dr. Ed. Jacobs gehaltene interessante Vortrag: Wernigerode am Schluß des Mittel- alters ist erheblich erweitert an der S"iße des vorliegenden Halb- bandes abgedruckt. Dann folgt ein Beitrag von dem Prof. Dr. theol, Nete, Pfarrer zu Roßleben, über die Pfalzgrafen von Putelen- dorp und Sommersenburk. Dr. O. Franke schließt seine urkundliche Darstellung der unter eigentbümlihen Umständen erfolgten Arreti- rung des sranzösishen Gesandten Marschalls Belleisle und seiner Ueberführung von Elbingerode vach Windsor (1744—45), Die Hierog!aphia Halberstadens's vom Geh. Arciv-Rath G. A. von Müloerstedt n ird durch einen 3. Abschnitt fortgeseßt, welcher (im Anschluß an die früher gegebene Uebersiht über das Hochstift und die in der Stadt Halberstadt selbst befin»lihen Kollegiat- stifter, Klöster, Kapellen und frommen Genossenschaften) ein Verzeichniß der sonstigen in Ortschaften des heutigen Kreises Halberstadt früher und jeßt vorhandenen geistlichen Stiftungea, sowie derjenigen Pfarr- kirhen enthält, deren Schußheilige bekannt geworden find. Von demselben Verfasser rühren die „Antiquitates Marianae“, urkundliche Mitthcilungen aus der Vergangenheit des Liebfraunenstifts zu Halber- stadt, und ein mit mehreren Holzschnitten illustrirter Beitrag zur Münzkunde der Grafen von Wernigerode her. Ueber gräflih \tol- bergische Schaustüccke (Gnadenpfennige) aus dem 16, Jahrhundert und Wahlsprüche des gräflihen Hauses (mit einer Lichtsteindrr cktafel) handelt Ed. Jacobs, über die Herren von Sangerhausen und ihre Besißungen Clemens Menzel. — Unter den vermischten kleineren Beiträgen ‘ist namentli die Schilderung einer Brockenfahrt des Kronprinzen Friedrih Wilhelm, nachmaligen Königs Friedrih Wil- helm IV. von Preußen, am 22. Juli 1814 von Interesse. Der Be- schreibung liegt ein Bericht des damaligen gräflih stolberg-wernige- rödishen Forstmeisters Friedrih Wilhelm v. Hagen zu Grunde. : Land- und Forftwirthschaft.
Jelissawetpol. (St. Pet. Ztg.) Urterm 16. April an den e KRawkas“ gelangten Nachrichten zufclge haben *ßch Massen von Heuscrecken im Gouvernement Jelissawetpol und zwar im Rayon der Stadt desselben Namens und in den Kreisen Jelissawetpol, Kasach, Dshewanschir und Schuschin gezeigt. Es sind wirksame Maßrezeln zur Vertilgung der s{chädlichen Insekten ergriffen worden, und die Bevölkerung ist eifrig bemüht, den Vernichtungskampf mit Erfolg zu Ende zu führen. In einigen Dorfschaften des Kreises Jelissawetpol ist cs bereits gelungen, der Plage Herr zu werden.
GBetwerbe und Handek.
Auf der vorjährigen Berliner Gewerbe - Ausstellung erregte der für die Hauptstadt neue Fabrikationszweig Aufmerksamkeit, den der Hoflieferant N. Ehren haus in Berlin ins Leben gerufen hat: die Herstellung s{chwerer prächtigec \tylvoller Seiden-Brokatstoffe für Möbel und Gardinea. Diesem Stoff ist jeßt auch ein erster Preis der Weltausstellung in Sydney ertheilt worden.
— In der ordentlihen Generalversammlung der Aktionäre der Deutschen Grundkreditbank am 5. d. M. waren 18 Aktionäre mit 219 Stimmen erschienen, welche 4490 Aktien repräsentirten. Auf Vorlesung des Geschäftsberihts wurde verzichtet, demnächst dem Vorstande Decharge ertheilt und die Vertheilung einer Dividende von 5 9% bes{lossen, während der Aufsichtsrath vorzeschlagen hatte, nur 43 9/9 Dividende zu vertheilen.
Wien, 14. Mai. (W.T.B.) Die Generalversammlung der Karl - Ludwigsbahn hat den Rechnungsabschluß pro 1879 genehmigt und das Absolutorium ertheilt. Der Baukostenvoranshlag pro 1880 im Betrage von 71700 Fl. wurde genehmigt und der Verwaltungsrath ermächtigt, mit der österreichischen Regierung über die Konzession s8bedingungen für den Bau einer normalspurigen Vizinal- bahn Tarnopol-Husiatyn, event. Tarnopol-Skala zu verhandeln und den Bau aus eigenen Mitteln auszuführen. Die Kosten der ersten Linie siad auf 2 700 000 Fl. veranscklagt, die Verlängerung bis Skala auf 1 500 000 Fl. Es wurde ferner beschlossen, eine Superdividende von 54% per Aktie zu zahlen, 30 000 Fl. für die Errichtung einer eigenen Schule auf dem Bahnhofe Lemberg zu verwenden und 807 260 Fl. auf die Rechnung für 1880 vorzutragen.
London, 13. Mai. (W. T, B.) #Die gestrige Wollauktion war rubiger, Kapwollen wiliger. :
- London, 14. Mal. _(W. T. B) In- Blacklburn haben gesiern 25 000 Weber die Arbeit eingestellt, um eine Lohnerhöhung von 59/9 zu erzwingen. Man glaubt, daß der Strike wahrscheinlih noch größere Dimensionen annehmen werde.
Verkehrs:Anstalten.
Triest, 13. Mat (W L. D) Der Llovdoa mpren „Vesta“ ift heute Nachmittag 12 Uhr von Konstantinopel hier angekommen.
St. Petersburg, 13, Mai. (W. T. B.) Nath ans dem Gouvernement Archangelsk eingegangenen Nachrichten i} die Dwina eisfrei geworden.
Verlín, 14. Mai 1880.
Am 12. Mai verhandelte das Kaiserlihe Ober-See-Amt über den See-Unfall des Schooners „Wesselina“ von Blumen- thal. Derselbe, geführt voa dem Steuermann Hermann Tappz, verließ am 20. August 1879 Hernösand mit einer für Bremen be- ftimmten Ladung von 123 Last Dielen, wovon 24 Last auf Deck ge- staut waren. Das Schiff hatte auf der Reise wiederholt mit hefti- gen Stürmen zu kämpfen und erlitt vielfahe Beshä- digungen. Am 3. Oktober befand man sich nordöstlich von Norderney, sah um 9 Uhr Abends das Außenfeuers{chifff der „Weser“ in OSO. und drehte dann bei s{werem westliden Winde bei. Die- fer nahm in der folgenden Nacht beständig zu uad {were Seen braten über das Schiff. Gegen 114 Uhr wurde Wasser in demselben bemerkt, welches troß angestrengten Pumpens immer mehr zunahm. Die Versucbe, die über Steuerbord licgende „Wesselina“ auf den anderen Bug zu bringen und nah der „Weser“ ‘abzuhalten, mißlangen. Das Schiff füllte si gänzlich mit Wasser und trieb fteuerlos auf der Ladung. Nah Anbruch des Tages verließ die Mannschaft die „Wesse- lina“ auf dem Rettungsboot eincs britishen Dampfers. Un dem- selben Tage wurde die „Wesselina“ von einem Hamburgischen Loot- \senshooner aufgefunden und nach Cuxhaven gebracht, dort lers ge- pumpt und mit Hülfe eines Schleppdampfeis nah Brake geführt.
Das Seeamt in Brake hat diesen Seeunfall untersucht und seinen Spruch dahin abgegeben, daß die „Wesselina“ durch starken Sturm und Seegang sowie durch einige s{hadhafte Stellen, für welche indeß der Schiffer niht verantwortlihd zu machen, leck ge- worden, vas das Verlassen des Schiffs durch den hoffnungslosen Zu- stand desselben und durch dringende Lebensgefahr geboten gewesen und daß Mängel in der Beladung des Schiffs nicht hervor etreten, insbesondere das Deck nicht überladen gewesen sei. Daß der vor- auésihtlich unausführbare Versuch, die Deckladung zu werfen, nit
ordnete Inhaltsverzeihniß der Veröffentlihungen des Vereins seit
gemaht worden, sei auf den Unfall und dessen Folzez ohne Eirfluß