1880 / 114 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 May 1880 18:00:01 GMT) scan diff

zug derjenigen Behörde 2c., für deren Rehnung die Zwangs- vollsire ung stattfindet, den Sachverhalt anzeigen und deren Entscheidung zunächst abwarten. :

Diese Akamung findet, nah einer Cirkularverfügung des Finanz-Ministers vom 8. v. M., au bei der Bei: treibung von Gerichtskosten Anwendung. Erfolgt das Zwangsverfahren für eigene Rehnung der Vollstreckungs- behörde, so hat die Hebestelle in jedem Falle die Entscheidung des vorgeseßten Hauptamtsdirigenten über die Anerkennung oder Nichtanerkennung des Jnterventionsanspruchs einzuholen. Letzterer Beamte hat in allen nicht zweifelhaften Fällen die Entscheidung selbständig zu treffen, Dr g fulls Bedenken vorliegen, zunächst die Bestimmung des Provinzial-Steuer- direktors zu erbitten.

Die in Jnterventionsprozessen entstehenden Prozeßkosten, insoweit diese der Staatskasse zur Last fallen, können im Ein- zelnen bis zum Betrage von einschließlich 10 4 durch die Pee selbständig zur Verausgabung bei dem Etatsfonds

apitel 10 Titel 7 angewiesen werden.

Nah der im Reichs - Eisenbahn - Amt auf- gestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat März d. J. beförderten Züge und deren Verspätungen wurden auf 58 größeren Eisen- bahnen Deutschlands (ausshließlih Bayerns), mit einer Gesammtlänge von 28 462,06 km, an fahrplanmäßigen Zügen befördert : 11 470 Courier- und Schnellzüge, 76 810 Personen- üge, 48 218 gemischte und 74043 Güterzüge; an außer- fa lanmäßigen Zügen : 1161 Courier-, Personen- und ge- und 27 753 Güter-, Materialien- und Arbeits- züge. Jm Ganzen wurden 615 737 591 Achskilometer be- wegt, von denen . 179 990 677 cs die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspäteten von den 136 498 fahrplanmäßigen Courier-, Personen- und gemischten Zügen im Ganzen 1253 oder 0,92 pCt., (gegen 0,62 pCt. în demselben Monat des Vorjahres, und 1,23 pCt. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoh 584 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge

ervorgerufen, sodaß aus im eigenen Betriebe der betreffenden Bahnen liegenden Ursachen 669 Verspätungen oder 0,49 pCt. (gegen 0,65 pCt. im Vormonat) der beförderten Züge ent- standen. Jn demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf 57 Bahnen durch im eigenen Betriebe liegende Ursachen 490 Züge, gleih 0,38 pCt., sonach 0,11 pCt. weniger. Jn Folge der Verspätungen wurden 239 Anschlüsse versäumt ‘(gegen 192 in demselben Monat des Vorjahrs und 288 im Vormonat).

In den deutshen Münzstätten sind im Monat April 1880 an Goldmünzen geprägt worden: 1496 690 M, Kronen; hiervon auf Privatrehnung 1 496 690 /6 Vorher waren geprägt : 1 268 111 720 Doppelkronen, 425 805 410 M Kronen, 27 969 925 # Halbe Kronen; hiervon auf Privat- rechnung 401 984 020 M ; hiervon wieder eingezogen 274 500 4. Doppelkronen, 214 380 # Kronen, 2515 # Halbe Kronen. Bleiben 1722892350 M

Kauft Jemand von einem Subhastaten Per tinenzien seines zur Subhastation gestellten Grundstückes, ohne von der erfolgten Einleitung der Subhastation Kennt- niß zu haben, so ist er, nah einem Erkenntniß des Reichsgerihts, IIT. Hülfssenats, vom 10. März d. J, dennoch civilrechtlich zur unentgeltlihen Zurückgewährung der Pertinenzien an die Subhastationsmasse resp. ihren Rechts- nachfolger verpflichtet.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerisher Ministerial-Rath Kastner und Großherzoglich O Staats-Minister Turban sind von Berlin wieder abgereist.

Der General - Lieutenant Frhr. von der Becke Qn der 3. Feld-Artillerie-Fnspektion, welcher vor einigen agen mit Urlaub hier eingetroffen war, ist wieder abgereist.

Baden, Karlsruhe, 15. Mai. (K. Z.) Nachdem im Laufe des gestrigen Tages Se. Königliche Hoheit der Erb- großherzog von Freiburg hier eingetroffen war, begab sih am Abend Jhre Königliche eg die Großherzogin zum Be- such Jhrer Majestät der Kaiserin nah Baden. Se. König- lihe Hoheit der Großherzog hat heute Vormittag in Be- leitung des Erbgroßherzogs, der Prinzessin Victoria und des rinzen Ludwig Wilhelm Karlsruhe verlassen, um sich nah Badenweiler zu verfügen; in Oos wird die Großherzogin, welche in Baden übernachtete, den hohen Reisenden \ich an- s{ließen. Die Großherzogliche Familie gedenkt eine Woche in Badenweiler zu verbleiben. Baden-Baden, 17. Mai. (W. T. B.) ZJhre Kaiser- lihe und Königliche Hoheit die Kronprinzessin ist heute Vormittag um 10 Uhr 25 Minuten hier eingetroffen und im

englischen Hofe abgestiegen. 18, Mai. (W. T. B.) Jhre Kaiserliche und König- heute früh von hier

liche Be die Kronprinzessin ist nach Darmstadt abgereist.

Hessen. Darmjtadt, 15. Mai. ZJZhre Hoheit die Herzogin Anna von Mecklenburg-Schwerin ist gestern Abend bei Jhrer Königlihen Hoheit der Frau Prinzessin Karl zu cinem mehrtägigen Besuche eingetroffen.

mischte,

Oesterreich - Ungarn. Wien, 14. Mai. Die „N. fr. Presse“ - meldet: Jn den gemeinsamen Ministerien sind die Vorarbeitcn für das nächstjährige Budget im Zuge. Dieselben sind bereits soweit vorgeschritten, daß vorher- gesagt werden kann, daß das Ordinarium des Heeres-Budgets um nicht mehr als 2 Millionen höher sein wird, als für das laufende Jahre. Diese Steigerung des Erfordernisses resul- tirt daraus, daß die 1879 und 1880 durchgeführten admini- strativen Maßnahmen mit Ausnahme jener bezüglih der Truppen in Dalmatien und die Ersparungen bei der Montur- beshaffung auf die Dauer nicht aufrechterhalten werden könn cn. Der Vkkupationskredit wird eine Verminderung erfahren, wenn die politischen Verhältnisse eine weitere Reduktion der I DC Ln gestatten.

_ Aus Brüssel, 14. d. M,, wird gemeldet: „Se. Kaiser- liche Hoheit der Kronprinz Erzherzog Rudolf is heute um 4 Uhr früh, von dem österreichishen Gesandten Grafen Chotek und einem kleinen Gefolge begleitet, auf der Königlichen Station in Laeken eingetroffen und wurde daselbst von Sr. Majestät dem Könige Leopold erwartet und herzlichst begrüßt. Seit Kronprinz Rudolf die belgische Hauptstadt verlassen hat, findet zweimal täglih ein Depeshenwehsel zwischen Brüssel

und dem jeweiligen Aufenthaltsorte Sr. Kaiserlichen Hoheit statt. Auch langt hier jeden Tag ein Bouquet an die Prinzessin Stefanie vom Kronprinzen an. Gestern sind Jhre Kaiferlihen Hoheiten Erzherzog Friedrih und Ge- mahlin in Brüssel angekommen.“ i

15. Mai. (W. T. B.) Der neuernannte französische Botschafter Graf Duchatel wird Ende nähster Woche sein Beglaubigungsschreiben überreihen. Derselbe erhielt gestern de Besuche des Freiherrn von Haymerle, sowie der Botschafter Jtaliens, Rußlands und dex Türkei.

Die „Polit. Correfp.“ meldet: Aus Athen: Der

Minister-Präsident Trikupis beabsichtigt demuächsi die grie- |

chischen Gesandtshaftsposten in Paris und Rom neu zu beseßen. Byzantios ift zum diplomatishen Agenten und General-Konsul Griechenlands in Sofia ernannt worden. Dieses Revirement - im diplomatishen Corps Griechenlands wird äls eine Konsequenz der Ueberzeugung Trikupis' be- trachtet, daß die Erledigung der griehishen Frage dur eine zu gewärtigende englisch-franzöfishe Jnitiative demnächst in Angriff genommen werden solle. Aus Sofia: Der diplo- matifche Agent Bulgariens in Bukarest, Georgieff, hat seine Entlassung erbeten.

16. Mai. Die „Montagsrevue“ erfährt, daß Oester: reih:Ungarn sich bereits im Prinzipe dem englischen Rund- schreiben angeschlossen habe, welhes gemeinsame Schritte in Konstantinopel betreffs der montenegrinischen, der griechischen und der armenischen Frage beantragt.

Aus München wird unterm 17. gemeldet : Der Kaiser von Desterreich ist heute früh um 6 Uhr hier ein- getroffen und von dem Prinzen Leopold und der Prinzessin Gisela auf dem Bahnhofe empfangen worden. /

Lemberg, 14. Mai. Der „Pr.“ meldet man von hier: In Folge eines Dringlichkeitsantrages beschloß der Gemeinde- rath, eine Spezialkommission aus acht Gliedern mit dem Auf- trag zu wählen, dieselbe möge Vorschläge über die Betheili-

ung der Lemberger Kommune an der im Jahre 1883 bevor-

eien Gedenkfeier der Befreiung Wiens dur König Sobieski erstatten. Der Bürgermeister wurde mit dem Vorsiß in dieser Kommission betraut. .

Pest, 15. Mai. Die „Bud. Corr.“ is ermächtigt zu melden, daß der Gesezentwurf über den Ausbau der Budapest-Semliner Eisenbahn, mögen die auf die Konzessionirung Rie bezüglichen mehrseitigen Verhand- [lungen zu einem Resultate führen oder nicht, nach den Pfingst- feiertagen dem Reichstage unterbreitet werden wird. Jn Wien haben, wie dieselbe Correspondenz berichtet, im gemein- samen a E Anfangs dieser Woche Verhand- [lungen stattgefunden, an welchen die Vertreter der drei Regie- rungen theilgenommen und die sich auf die Frage, unter welchen Bedingungen die Aktiengesell\schaften Dester- reichs und Ungarns in Bosnien zugelassen werden, respektive dieselben dort Filialen errichten können, und auf die Fest: stellung eines Erlasses bezüglich des Hausirhand els in Bos- nien bezogen haben. Nach den getroffenen Vereinbarungen wird, wie die „Bud. Corr.“ erfährt, der Hausirhandel in Bosnien mittelst Erlasses im Großen und Ganzen nah den- selben Prinzipien, welhe in Oesterreih und Ungarn maß- gebend sind, gestattet werden, nur daß auf die primi- tiveren Handelsvexhältnisse in Bosnien Rücksiht ge- nommen und dem entspxehend ein liberaleres Vor- gehen der Lokalbehörden gestattet fein wird. Die Altiengesellshaften Oesterreihs und Ungarns werden ihre Ge- schäfte ohne Weiteres nah Bosnien ausdehnen können und ist diz Einrichtung einer Vertretung oder Filiale in Bosnien lediglich an die Verpflichtung geknüpft, beim gemeinsamen Finanz-Ministerium nebst einer Anzeige die Statuten der be- treffenden Gesellschaft zu unterbreiten, den dortigen Vertreter zu bezeihnen und für das bosnishe Geschäft separate Bücher zu führen. Eine besondere Konzessionirung ist nicht noth- wendig. Außerdem wurde beschlossen, die Normen festzustellen, unter welhen in Zukunft enventuell Aktiengesellshasten in Bosnien konzessionirt werden sollen; das hierauf bezügliche Elaborat wird in einer späteren Berathung festgestellt werden.

Der Kommunikations- und der Finanz - Aus\huß des Unterhauses haben den Gesegentwurf, betreffend die Ver- staatlihung der Theißbahn, mit einigen Modifikationen angenommen.

Ragusa, 16. Mai. Nah der ersten hier stattgehabten Konferenz der Kommission zur Feststellung der monten e- grinischen Grenze kehrten die montenegrinishen Kommissare nach Cettinje zurück. Eine zweite Versammlung soll stattfin- den, sobald die türkishen Kommissare die erforderlichen Jn- struktionen erhalten haben.

Belgien. Gent, 15. Mai. (W. T. B.) Die von den Klerikalen behufs Unterzeihnung eines Prote stes gegen das Unterrichtsgeseß für den 16. und 17. d. M. beabsich- tigte öffentlihe Kundgebung ist von dem Kommunalrath zur Vermeidung von Konsflikten, wie sie bei ähnlichen Gelegen- heiten vorgekommen sind, verboten worden.

17. Mai. (W. T. B.) Nachdem der Kommunalrath die für heute von den Klerikalen beabsichtigte öffentliche Kun d- gebung gegen das Unterrichts geseß verboten hatte, hatte sih heute auf den Straßen eine große Menschenmenge ange- sammelt. Mehrere Gruppen wurden dur die Gensd'armerie zerstreut und mehrere Verhaftungen vorgenommen. Sonst wurde die Ruhe nicht gestört.

Großbritannien und Jrland. London, 14. Mai. (Allg. Corr.) Das Oberhaus trat gestern zu einer Sigßung zusammen, in welcher wieder eine Anzahl Pairs, darunter der Herzog von Edinburgh und der Herzog von Cambridge einge- s{hworen wurden. Die neu creirten Pairs, Sir Lawrence Palk und Mr. Montagu Corry, nahmen ihre Sitze ein, ersterer als Baron Helden, leßterer als Baron Rowdon. Morgen hält das Haus eine weitere Sißzung zur Erledigung des Vereidigungsgeschäfts, worauf es sich bis zum 20. d. M., an E Tage die formelle Eröffnung der Session erfolgt, vertagt.

us Hissark wird dem „Standard“ unterm 12. ds. gemeldet :

General Hu:hes hat in Hissark mit General Palisers und General Lac y's Brigaden ein Lager bezogen. Er detachirte General Barters Brigade zur Ueberwachung der Pässe von Altimor und Chardak, welchbe in die von bewaffneten Banden beseßten Thäler führen, Die Pässe sind befestigt worden, um unserem Eirmarsche, der nicht beabsichtigt wird, Widerstand zu leisten, Die Zusammen- rottung der gemischten Stämme bei Jarmat ist sehr beträchtlich. Einem Gerüct zufolge, ist diese Zusammenrottung auf Anstiften Mahomed Jans erfolat, der sib nach Ghuzni begeben und versprochen, mit Beistand zurückzukehren, General Noberts meldet uns aus Cha- rasiab per Heliograph, er habe in Zargunshur Halt gemacht.

zum Mitglieder hatten sich der Abstimmung enthalten,

Den „Daily News“ wird aus Lahore vom 13. d. M. telegraphirt :

In Cabul find mehrere Botschaften von Abdurrahman einge- gangen, welche die Bevölkerung warnen, daß Widerstand gegen die Engländer fowohl ihre wie seine Interessen schädigen würde. Abdur- rahman hat die vor Kurzem in Badakhshan ausgebrochenen Ruhe- ftôörungen unterdrückt und die Rädelsführer gefangen genommen. Er hat den Truppen ihre Soldrückstände bezahlt uad den Sold erhöht. Für den Augenblick is er unbestrittener Herr des nöôrdlich vom Hindu Kusch belegenen Gebiets.

…__— 18, Mai. (W. T. B.) Göschen hat gestern Abend feine Reise nah Konstantinopel angetreten. - DUblin, 18. Mai. (V. T B) In einer von 43 irländischen Parlamentsmitgliedern gestern hier abgehaltenen Versammlung wurde Parnell mit 23 gegen 18 Stimmen ührer der Partei der Homeruler gewählt. Zwei

Frankreih. Paris, 15. Mai. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer nahm heute die Berathung des Geseßz- entwurfs über das Versammlungsrecht wieder auf. Der gui Mini er Cazot beantragte, daß dem Polizei-

ommissare das Recht zustehen solle, einer Versammlung bei= zuwohnen und in derselben Verwarnungen zu ertheilen, ohne das Recht, die Versammlung aufzulösen. Die Kammer nahm diefen Antrag mit 263 gegen 204 Stimmen an. Schließlich wurde das ganze Geseg nah der Regierungsvorlage ange- nommen.

Jn parlamentarischen Kreisen bezeichnet man Jules Simon und Le Royer als definitive Kandidaten für die Präsident - schaft des Senats.

16. Mai. (W. T. B.) Der Minister des Fnnern, Lepère, hat dem Präsidenten Grévy heute Vormittag offiziell sein Entlassungsgesuch eingereiht.

17, Mai. (W, T. B) Der Präsident der Republik hat heute das Dekret unterzeihnet, durch welches der Unter-Staatssekretär Co nstans als Nachfolger Lepères zum Minister des Fnnern ernannt wird; an Stelle Constans’ tritt der Deputirte für die Haute Garonne, Fallières.

Der Handels-Minister Tirard hat zu Auch eine Rede gehalten, in welcher er nah einem Üeberblick über die von der Regierung zur Förderung des Ackerbaues getroffenen Maßnahmen erklärte, das republikanishe Frankrei hege keinerlei Befürhtungen weder bezüglich der inneren noch der äußeren Verhältnisse, ebensowenig wie es selbst Jemand be- drohe; die Republik halte ihre Arme für alle Franzosen ohne Rücksicht auf Parteiunterschiede offen.

Gestern fand in St. Maixent (Departement Deux-Sèvres) die feierlihe Enthüllung des Denkmals des Obersten Denfer statt. General Gallifet hielt eine Rede, in welcher er die patriotishe Haltung Gambetta's während des Krieges hervor- hob. Sadi Carnot führte aus, daß Frankreich, da es ih als Herr seiner Geschicke fühle, mehr als je die Pflicht habe, si seiner Freiheit würdig zu zeigen.

18, Mai, (W. T. B.) veröffentliht die Ernennung des Unter - Staatssekretärs Consians zum Minister des Jnnern und die Ernennung Fallières zum Unter-Staatssekretär im Ministerium des

nnern.

Italien. Rom, 17. Mai. (W. T. B.) Bisher ist das Resultat von 190 Wahlen bekannt. Von den gewählten Deputirten gehören 72 der konstitutionellen und 88 der ministeriellen Partei an; 830 Gewählte sind Dissidenten. An Nachw. hlen sind 98 erforderlih; man nimmt an, daß von denselben 39 zu Gunsten der Konstitutionellen, 45 zu Gunsten der Ministeriellen und 14 zu Gunsten der Dissidenten ausfallen werden. Die Betheiligung an den Wahlen war überall eine sehr starke. Depretis wurde in Stradella gewählt, Baccarini in Ravenna, Cairoli in Pavia, Visconti Venosta in Vittoria, Spaventa in Bergamo, Ricasoli in Florenz, Miceli in Cosenza und Mordini in Lacca. Saint Bon ist in Castelfranco gegen den ministeriellen Kandidaten unterlegen. Bei der bereits vollzogenen Nachwahl in Mailand erhielt Correnti gegenüber dem konstitutionellen Kandidaten sehr viele Stimmen ; bei der Nachwahl in Turin blieb Lanza in starker Minorität. Ferner wurden bei den Nahwahlen gewählt: Minghetti in Legnago, Nicotera in Salerno und Mancini in Ariano. Garibaldi kommt in Rom, Peruzzi in Florenz und Crispi in Palermo zur engeren Wahl. Die Wahl Garibaldi's und Peruzzi's wird als sicher angehen,

17. Mai, Abends. (W. T. B.) Bis heute Nach- mittag war das Resultat von 277 endgültigen Wahlen be- kannt. Von den gewählten Deputirten gehören 103 der kon- stitutionellen und 128 der ministeriellen Partei an; 46 Ge- wählte sind Dissidenten. An Nahwahlen sind noch 123 er- forderlih; man nimmt an, daß davon 49 zu Gunsten der Konstitutionellen, 56 zu Gunsten der Ministeriellen und 18 für die Dissidenten ausfallen werden.

18. Mai. (W. T. B.) Von den bis jeßt bekannt gewordenen endgültigen 310 Wahlen fielen 112 Wahlen auf konstitutionelle und 144 Wahlen auf ministerielle Kan- didaten; 54 Wahlen fielen auf Dissidenten. Nachwahlen haben 139 stattzufinden und dürften davon 53 zu Gunsten der Kon- stitutionellen, 68 zu Gunsten der Ministeriellen und 18 Wahlen für die Dissidenten ausfallen.

18. Mai. (W. T. B.) Jm zweiten Mailänder Wahlkollegium wurde Sella gegen Bertani (von der äußersten Linken) gewählt; Crispi wurde in Tricarico gewählt.

Griechenland. Athen, 15. Mai. (W. T. B.) Die Königliche Familie wird am nächsten Donnerstag nah Triest abreisen. Das amtlihe Blatt veröffentliht das Geseg über die Neuorganisation der Armee.

Türkei, Konstantinopel, 14. Mai. (Pol. Corr.) Der Ex-Großvezier Chaireddin Pascha wird seine projektirte Reise nah Paris und London erst nach der Jnstallirung des neuen englishen Botschafters Göschen antreten. Serbien will in Prizren ein Konsulat errihten. Layard reist am 24. d. nah London ab.

16. Mai. (W. T. B.) Der Kriegs-Minister Gh azi Dsman Pascha hat bereits am Donnerstag um seine Ent- lassung gebeten. Dieselbe ist indeß vom Sultan nicht ange- nommen worden.

17. Mai. Die Antwort der Pforte auf die leßte Kollektivnote der Signatarmächte des Ber- liner Vertrags in der montenegrinischen Angele- genheit ist nunmehr den Botschaftern der betreffenden Mächte zugestellt worden. Die Pforte shlägt darin den Mächten die Niederfegung einer internationalen Enquetekommission vor. Auf die Reklamationen der Vertreter der Mächte hat die

Das „Journal officiel“-

Pforie den Werth des Silber-Medjidje bei Zahlungen statt auf 19 Piaster auf 20 festgeseßt.

Scutari, 14. Mai. (W. Pr.) Die Ligahäupter in Scutari haben kürzlich an die Liga von Jpek, Djakova und Gusinje die Auffordecung gerichtet, von Gusinje aus einen Einfall in das montenegrinishe Gebiet zu machen. Ali Pascha, der Chef der Liga von Jpek, hat jedo diese Aufforderung mit dem Bemerken zurü gewiesen, daß er sih auf die Vertheidigung albanesishen Bodens be- shränken wolle. :

(Pest. L.) Gestern und heute sind anatolisheTrup- pen, vier Bataillone stark, hier eingetroffen und haben ohne jeden Zwischenfall vom Konak Besiy ergriffen. Der Vali Jzzet Pascha verließ das Schloß und installirte sih abermals im Regierungspalais. Die Stadt hat ihre gewöhnliche Phy- siognomie wieder gewonnen. Weitere zehn Bataillone werden hier aus Konstantinopel über Durazzo erwartet.

Bulgarien. Sofia, 14. Mai. (Pol. C.) Der bul- garishe Kriegs-Minister General-Lieutenant Ernroth wurde behufs Ausrottung des überwuchernden Bandenwesens mit kriegsrehtlihen Vollmachten versehen und wird persönlich die Operationen mit einer zwischen Silistria und Varna zu fonzentrirenden Truppenmacht leiten.

Serbien. Belgrad, 14. Mai. (W. Pr.) Der Fürst und die Minister reisen am 21. d. M. zur Eröffnung der Skupschtina nah Kragujeway. Mitte Juni erfolgt die Offertausshreibung für den Bahnbau, so daß Anfangs August die Ertheilung der Baukonzession erfolgen dürfte.

Numäáänien. Bukarest, 17. Mai. Kalimaki Ca- Fa ist zum diesseitigen Gesandten in London ernannt worden.

Montenegro. Cettinje, 14. Mai. (Pest. L.) Der Fürst hat sechs Bataillone der an der Grenze aufgestell- ten Truppen verabschiedet, da sich Mangel an Proviant bemerkbar machte. Andererseits beginnen auch die Befürch- tungen in Betreff aggressiver Absichten der Albanesen zu {hwinden.

Nußf§land und Polen. St. Petersburg, 18. Mai. (W. T. B.) Die „Agence Russe“ charakterisirt die Ant- wort der Pforte auf die leßte KoUuektivnote der Mächte als ausweihend und nicht zufriedenstellend und weist gegenüber der Haltung der Pforte auf das zwischen den Mächten beste- hende Einvernehmen hin. :

Odessa, 16. Mai. (W. T. B.) Der Botschafter von Nowikoff ist gestern nah Konstantinopel abgereist.

Amerika. Washington, 13. Mai. (Allg. Corr.) Der Marine-Aus\huß des Repräsentantenhauses hat einen Bericht erstattet, worin die Annahme einer gemeinschaftlichen Resolution empfohlen wird, welhe den Marinesekretär Mr. Thompson anweist, zur Sicherung angemessener Flotten - Kohlenstationen und Häfen an geeigneten Punkten auf beiden Seiten von Central-Amerika und der Meerenge von Panama Stritte zu thun. Der Aus\{huß erklärt, er erachte diesen Schritt als nothwendig zum Schuß der Personen und des Eigenthums von Bürgern der Ver: einigten Staaten, die an dem Kanalprojekt interessirt sind.

17. Mai. (W. T. B.) Nach einer telegraphischen Meldung aus Kingston auf Jamaika hätte sich auf Kuba eine republikanische Regierung unter der Präsidentschaft von Calixt Garcia gebildet.

Südamerika. (Allg. Corr.) Eine in Liverpool ein- getroffene Depesche aus Mollendo , vom 28. März, meldet, daß die Chilenen am 8. März mit ihren Transportschiffen etwa zweitausend Mann in Delay und Umgegend gelandet und am folgenden Tage unter dem Schuße der Kanonen der hilenishen Schiffe auf Mollendo marschirt und, ohne auf Widerstand zu stoßen, die Stadt beseßt haben. Ein Drittel der Stadt sei in Asche gelegt, die Lager der Douma und mehrere Häuser geplündert, die Kirche geplündert und nieder- gebrannt worden. Am 13. März hätten \sich die Chilenen wieder eingeschifft, nahdem sie den Kai in Flammen gesteckt und sämmtliche Lichterfahrzeuge und Boote zerstört.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

S. M E E, Dienstag, 18. Mai. Der Chef der Ober-Preßverwaltung Abaza ist zum Mitglied der höchsten Exekutivkommission ernannt worden. Von unterrichteter Seite wird bestätigt, daß General Albedinsky als General-Gouver- neur nah Warschau, General Totleben als General-Gouver- neur nah Wilna und General von Drentelen als General- Gouverneur nach Odessa gehen werde.

Nr. 20 des „Central - Blatts für das Deutsche Rei ch“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden In- halt : Allgemeine Verwaltungésahen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reich8gebiete, Münz- und Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende April 1889; Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen bis Ende April 1889. Zoll- und Steuerwesen: Befugnisse von Zoll- und Steuerstellen ; —!Nachweisung der Einnahme an Wechselstempelsteuer im April 1880. Eisenbahn- wesen: Neueröffnung von Bahustrecken und Haltestellen. ¡Marine und Schiffahrt: Beginn von Seesteuermanns- und Seeschiffer- Prüfungen; Ertheilung eines Flaggenattestes. Konsulatwesen : Ernennungen ; Bestellung eines Konsular-Agenten; Erxequatur- Ertheilung. i Ï

Nr. 20 des „Justiz-Ministerial-Blatts* hat folgen- den Inhalt: AUgemeine Verfügung vom 5. Mai 1880, betreffend die dem Reichskanzler vierteljährlich einzureichenden Zusam- menstellungen der in dem Sciffsregister erfolgten Eintragungen. Allgemeine Verfügung vom 10. Mai 1880, betreffend den Um- fang der Haftung der Rechtsanwälte für Gerichtsgebühren und baare Auslagen. Erkenntnisse des Reichsgerichts vom 7, und 12. Februar 1880, betreffend die Frage, ob das Recht des Grundeigenthümers, den Bauenden zum käuflihen Erwerbe des zum Gebäude gehörigen Grund und Bodens oder zur Entschädigung anzuhalten, auf den vom Gebäude unmittelbar bededten Boden zu beschränken ist.

Statistische Nachrichten.

Die Zahl der Promotionen auf den preußishenUni vers i- tät en und der Akademie zu Münster betrug na dem „Centrb[.“ während des Jahres von Michaelis 1878 bis dahin 1879 ; 509. Davon find rito promoviri auf den Universitäten: Berlin 86 (davon erhielten in der juristishen Fakultät 4 den Doktorgrad, in der evangelisch-theologischen 1 den Lizentiatengrad, in der medizinischen 62 den Doktorgrad, in der philosophischen 19 den Doktorgrad) ; Bonn 40 (davon erhielten in der juristshen Fakultät

3 den Dofktorgrad, in der medizinishen 22 den Doktor- grad, in der philosophishen 15 den Doktorgrad); Bres j

lau 46 (davon erhielten in der juristischen Fakultät 1 den Doktorgrad, in der medizinishen 14 den Doktor- grad, in der philosophischen 31 den Doktorgrad); Göttin en 166 (davon erhielten in der juristishen Fakultät 73 den Doktor- grad, in der medizinishen 21 den Doktorgrad, in der philosophischen 72 den Doktorgrad); Greifswald 39 (davon erhielte1 in der evan- gelisch-theologischen Fakultät 1 den Lizentiatengrad, in der juristischen 1 den Doktorgrad, in der medizinishen 30 den Doktorgrad, in der philosophischen 7 den Doktorgrad); Halle 57 (davon erhielten in der juriftishen Fakultät 1 den Doktorgrad, in der medizinischen 11 den Doktorgrad, in der philosophiswen 45 den Doktorgrad); Kiel 22 (davon erhielten in der juristishe: Fakultät 2 den Doktorgrad, in der medizinishen 14 den Doktorgrad, in der philosophischen 6 den Doktorgrad); Königsberg 19 (davon erbielten in der medizinischen Fakultät 12 den Doktorgrad, in der philosophischen 7 den Doktor- grad); Marburg 28 (davon erhielten in der evangelis-theologischen Fakultät 1 den Lizentiatengrad, in der juristishen 3 den Doktorgrad, in der medizinishen 9 den Doktorgrad, in der philosophischen 15 den Doktorgrad); auf der Akademie in Münster 6 (in der philosophischen Fakultät erhielten 6 den Doktorgrad). Außerdem sind 24 Ehren- promotionen vollzogen worden (1 in einer evangel.-theol. Fa- fultät den Doktorgrad, 1 in einer fkathol.-theolog. Fakultät den Doktorgrad, 12 in juristishen, 5 in medizinischen 5 in philo- sophishen Fakultäten den Doktorgrad). :

Straßburg, 13, Mai. (Els.-Lothr. Ztg.) Die Zahl der für das Sommersemester immatrikulirten Stud enten an der Kaiser- Wilhelms-Universität Straßburg beträgt na dem heu- tigen Stande 805, davon 64 der theologishen Fakultät, 220 der rehts- und staatswissenschaftlihen Fakultät, 175 der medizinischen Fakultät, 198 der philosphishen Fakultät, 148 der mathematis{- naturwissenscaftlichen Fakultät. Dise Ziffer von 805 ist jedo noch nicht die definitive, da zur Zeit noch die Abgabe von Exmatrikeln und die Streichung derjenigen im Werke ist, welche die Universität ohne Abgangszeugniß verlassen haben. Fast als unzweifelhaft darf aber angenommen werden, daß die Frequenzziffer des vorigen Se- mesters, 752, wird überschritten werden. An Hospitanten find 35 eingetragen, so daß die Hauptsumme der an den Vorlesungen Theil- neamenden 840 beträgt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Scchleswig-Holsteinishe Kunstverein zu Kiel hat seinen Jahresberiht für 1879 veröffentliht. Das vergangene Jahr hat mit 564 Jahresbeiträgen abzges{chlossen, gegen 586 im Jahre 1878, wobei allerdings zu bemerken ist, daß dem Kunstverein durch den Tod Sr. Hoheit des Herzogs Karl von Shleswig-Holstein- Glüdckéburg, des vieljährigen Förderers seiner Bestrebungen, allein 12 Beiträge verloren gegangen sind. Im Ganzen erfolgten 29 Ah- gänge durch Tod, 19 durch Austritt von Mitgliedern, Neu einge- treten sind nur 14 Mitglieder mit 17 Beiträgen (11 aus Kiel). Von der Gesammtzahl! 564 kamen 323 auf Kiel (gegen 329 in 1878) und 241 auf 118 verschiedene Städte und Ortschaften (7 außerhalb der Provinz). Der Bericht beklact sich deshalb über dieses Sinken des Interesses, indem er wiederholt darauf hinweist, daß die Kunsthalle des Vereins ein Provinzial-Institut sei, welches seinen bildenden Einfluß weit über die Grenzen der Stadt Kiel hinaus erstrecke. Denn nit nur biete sih für die studirende Jugend die (auch vielbenußte) Gelegenheit, ihre Ausbildung zu erweitern, es werde auch den angehenden Kunstjüngern bereitwillig gestattet, in der Kunsthalle Studien zu machen. Alle {chleswig-holsteinishen Künstler suhten immer aufs Neue die Gelegenheit, dort ihre Arbeiten den Kunstsreunden der engeren Heimath vorzuführen, und auc die Kupferstihsammlung des Vereins, die im Universitätsgebäude auf- bewahit wird, sei von nicht geringer Bedeutung für Bildung und Belehrung auf dem Gebiete der Kunst. Die Galerie der Kunst- halle ist durch den Ankauf eines Gemäldes (Stillleben) von Frau Klara Krüger- von Sievers zu Staëlenhof in Livland vermehrt worden. Die permanente Ausstellung neuer Gemälde hat au im verflossenen Jahre mannigfaltige Abwechselung geboten. Dieselbe wurde von einer größeren Zahl \{leswig-holsteinischer, sowie aus- wärtiger Künstler aus Berlin, Dresden, Hamburg, Karlsruhe, München, Weimar, Wien 2c. mit ODelgemälden, Aquarellen und Skulpturen beshickt und übte cine besondere Anziehungskraft auf d.n Besuch der Kan stfreunde. Durch bauliche Veränderungen in der Kunsthalle ist erheblich an Plaß gewonnen worden. In der ordentlichen General- versammlung vom 22. Mai 1879 wurden die aus dem Direktorium austretenden Mitglieder: Konsistorialpräsident Dr. Mommscn (Vor- fißender), Dr. Fr. Volbehr (Schriftführer), Geheimrath Prof. Dr. Forchhammer, Rentier Hulbe und Etatêrath Petersen wizdergewählt. Der Lebtgenannte, ein lang;ähriges Mitglied und Förderer des Ver- eins, ift leider inzwischen verstorben. Derselbe hat si nicht nur bei Lebzeiten durh die umfangreihe und mühevolle Katalogisirung der Kupferstihsammlung ein Verdienst erworben, sondern auch dur das sehr werthvolle testameutarische Geschenk seiner eigenen Sammlung von Kupferstichen, Radirungen, photographischen Werken und Handzeichnun- gen, sowie der in seiner Bibliothek befindlichen Werke und Broschüren, welche die bildende Kunst zum Inkalt haben, sih ein Denkmal gestif- tet, das ihm in den Auanalen des {leswig-hol teinischen Kunstoereins ein bleibendes, dankbares Gedächtniß sichern wird. Was die Jahresrechnung pro 1879 betrifft, so betrugen die Einnahmen 18 587 M 46 S (davon 675 M Staatszushuß und 5067 4 Bei- träge von Mitgliedern, 11 587 A Kassenbestand), die Ausgabea 6109 6. 94 F Der zur Tilgung der Bauaktien angesammelte Sond beträgt 9600 , der Fond zum Ankauf von G:mälden 486 Lie Verloosung, welhe im November stattfand, umfaßte 4 Oel- emälde, 2 Bleistiftzeihnungen und 1 Equarell. An sämmtliche Mitglieder, mit Ausnahme der Gewinner, kam ein Kupfer|tih zur Vertheilung. :

Land- und Forstwirthschaft.

Dem kürzlich veröffentlichten Bericht des K. K. österreichischen Ackerbau-Ministeriums über den Stand der Saaten in Oester- reih-Ungarn zu Ende April 1880 entnehmen wir die nah- stehenden Angaben; Die Wintersaaten stehen im Allgemeinen sehr s{hön, nahdem sie unter dern Einflusse der Wärme bei meist ge- nügender Bodenfeuchte kräftig bestockt und dadurch in verschiedenen Lagen den bis dahin {wachen und dünnen Stand verbessert haben. Doch waren die Ende März erlittenen Beschädigungen auch auf vielen f\tehengebliebenen Winkfersaaten so groß, daß selbst die kFräftigste Bestockung des Erhaltengebliebenen nit hinreite, die Lüden zu deken, daber auf folchen Feldern der Stand immerhin dünn und lückenhaft geblieben ijt. Dies gilt namentlich für viele Gegenden Ost-Galiziens und der Bukowina, für den ehemaligen Mühlkreis Ober-Desterreihs, das westlihe Hügelland Nieder-Oesfter- reichs, Unter-Kärnten, für Krain und manche Gegenden Ungarns.

In vielen Gegenden Ungarns und Stktebenbürgens verhinderte die -

Dürre die entsprechende Bestokung. Winterge r ste, besonders in Dalmatien häufig gebaut, ist beinahe überall ausgewintert. Roggen \coßte bereits allgemein und stand in wärwmeren Lagen der miti- leren Zone, sowie in der südlihen Zone überhaupt {on in Achren. Weizen steht im Allgemeinen besser als Roggen, theilweise sehr üppig. Der Anbau der Sommersaaten war nun auch in Ga- lizien und der Bukowina wenigstens zum größeren Theile ausgeführt, und in den übrigen Ländern slb in wenizer günstigen Lagen nur mit Ausnahme der höheren Gebirgsgegenden be- endet. Es wurde wegen der vielen vorgekommenen Auswinterungen mehr als gewöhnlich angebaut. Diese Saaten, und zwar sowohl Sommerroggen und Sommerweizen, als Gerste und Hafer, stehen beinahe überall, mit einziger Ausnahme der dur die Dürre am meisten leidenden Gegenden im Banate, theils vortrefflich, theils be- friedigend. Froftshäden haben sich bisher an den genannten Som- mersaat:n noch viht bemerklih gemadt, doch haben sich folde auf manchen Saaten ron Hülsenfrüchten, nament- lid in Galizien, ezeigt. Im Uebrigen stehen au diese Saaten messtentbeils ganz befriedigend. Der Maisanbau war Ende April noch immer im Zuge. Von dieser Frucht wird im Allgemeinen mehr als gewöhnlich angebaut, uamentlih in Ungarn

und Kroatien. Was sich von Raps erhalten bat soweit sih dies aus den Berichten beurtheilen läßt, im Dur(schnitt kaum mehr als die Hälfte, in Galizien wahrscbeinlich weniger, in Böhmen mehr als diese hat sich zum Theile erholt, zum anderen Theile ist es \{wachb geblieben. Der erstere Fall wird aus Nieder-Oesterreich, Shlesien und Oft - Galizien berichtet, der leßtere dürfle nach den vorliegenden Berichten in Böhmen und Mähren vor- wiegen. iein steht in Mähren \{öôn, Winterlein in Ober-Oesterrei ebaut is ausgewintert Der An- bau der Kartoffeln, Zuckerrüben sund Futter-e- runkeln war in sehr vielen, wenn nicht in den meisten Gegenden der südlihen und mittleren Zone, sowie auch der Nordwestländer beendet oder der Beendigung sehr nahe; in den Nordostländern aber war Ende April der Kartoffelanbau nach Raum mehr als zur Hälfte vollzogen. Frühe Saaten sind überall \{chön gekommen und wurden theilweise bereits behackt. Klagen über mißlungene Saaten, sowie über Frost- und Insektenshaden und Unkraut gehören zu den seltenen Ausnahmen. Klee und Wiesengras stehen in der nördlichen und mittleren Zone beinahe überall diht und versprecen gute und verhältniß- mäßig zeitlihe Futterernten. In den Karstländern aber, sowie im \üd- lihen Ungarn zeigen die Wiesen in Folge der Dürre einen größtentheils kümmerlichen Graëswuchs, und in Süd-Tirol stehen nur die bewässerten Wiesen {ön. Der Ho pfen treibt in Böhmen, Ober-Oesterreihß und Galizien gut an. Ueber den Schaden, welchen der Wein durch den Winter und die Märzfröste erlitten hat, liegen nun bereits genauere Nachrichten vor. Diesen zufolge is der Schaden in Deutsch-Süd- tirol sehr groß, in Italienish-Südtirol, Görz, Steiermark und Croatien bedeutend, in Nieder-Oesterreih, Mähren und Krain mäßig, in Dalmatien und Ungarn nicht bedeutend. In den Län- dern mit hedeutendem Schaden erscheint demnachß die Hoff- nung auf eine gute Mittelernte für dieses Jahr bereits ausgeschlossen, bei jener mit mäßigem Schaden aber nicht. Soweit der Wein verschont geblieben, treibt er kräftig an und ent- wickelt reihlich Gescheine, beziehungsweise Träubchen. In Dalmatien und in den meisten Weingegenden Ungarns ist der Stand des Weines derzeit viel versprehe:d. Insekten machen sich bish-.r nicht bemerk- lih. Die Blüthe der Obstbäume war meistentheils reihlich. Ueber Raupen- und Maikäfersbaden wird in diesem Jahre verhält- nißmäßig wenig geklagt. Die Oliven in Dalmatien haben reihlich geblüht. Die Maulbeerbä ume liefern reihlicbes Laub, die Seiden- raupenzucht wurde aber so sehr eingeschränkt, daß davon verhältniße- mäßig wenig Nugzen gezogen werden wird, Gewerbe und Handel.

Der Rechnungsabsbluß der Schlesischen Aktien-Ge- sellschaft für Bergbau und Zinkhütten-Betrieb für das Jahr 1879 ergiebt einen Uebers{uß von 2 375 286 M Hiervon ab: Ge! eralspesen, Steuern und Abgaben 80 333 X, bleibt Rein- gewinn: 2294 923 (6 Hiervon ab: Werthabschreibung der Galmei- Grube Wilhelmine 173 500 #, Werthabschreibung der Galmei- Grube Scarley 305 000 M, Werthabschreibung der Steinkohlen- Gruben bei Beuthen 221 500 4, zusammen 700000 M, bleibt zu vertheilender Reingewinn 1594922 A Hiervon ab: 10% für ten Reservefonds mit 159 492 , 8/4 Tantième für den Verwal- dungêrath und Generaldirektor mit 127 594 (4, zusammen 287 086 M, bleiben 1 307 837 G Hierzu der Restgewinn aus 1878 mit 9476 X Mithin an Dividende zu vertheilen 1317313 A An Aktien sind ausgegeben 35 529 Stück Stamm - Aktien im Nominalwerthe von 10 658 709 M, 42 901 Stü Prioritäts-Akiien im Nominalwerthe von 12870300 Æ, Summa 78430 Stück Aktien im Nominal- werthe von 23 529 000 A Hierauf beträgt die Dividende 52 9% 1294095 M, bleibt Restgewinn zum Vortrag pro 1880 23 218 M

In der Generalversammlung der Aécania, cchemische Fabrik zuLeopoldshall, Aktiengesellschaft vormals F. R. Kiesel, rou1de die vorgelegte Bilanz genehmigt und Decharge ertheilt. Aus dem GeschäftsberiÞt der Direktion geht hervor, daß die Si- tuation der Gesellshaft einer Besserang entgegengeht. Es ist in diesem Jahre durch die vorgenommenen Erweiterung?- bauten gelungen, einen Bruttogewinn von 64432 Æ zu erzielen, so daß abzüglich der Betriebsunkosten, Zinsen 2c. im Betrage von 43034 M ein Netto-Verdienst von 21398 M resultirt, welher Betrag zu Abschreibungen auf Neus- anschaffungen verwendet worden ist. Die Bilanz weist an Aktiven auf: Grundstücks- und Fabrikations-Konto 482 202 4, Neu- beshaffungen 107 237 Æ und abzüglih 21398 4 Abschreibungen 85 839 4, Neubau-Konto 78 137 4, Debitoren 32 672 4, Waaren- bestände 45 796 M, Fastagen 5517 G, Sack-Konto 1726 4, Kassa 2765 M, in Summa 734655 ( Die Passiva ergeben: Aktien- kapital 276 000 Æ, Hypotheken 300 000 M, Kreditoren 158 655 M, in Summa 734 655 M t

Die Braunschweigishen Eifenbahnen haben im Jahre 1879 einen Brutto-Uebershuß von 5 044 000 M ergeben, aus welchem zunächst folgende Bet:äge auszugeben waren: Annuität 2 62ò 000 6, Rente für die Bahnhöfe Helmstedt und Schöningen 9900 M, Prioritäts-Zinsen 432 000 4, Garantie-Zinsen 45 000 #, Dotation des Erneuerungsfonds 960 000 #, Dotation des Reserve- fonds 136 800 A Danach verbleibt ein Gewinn von rund 835 090 6, der die Vertheilung einer Dividende von 23/10 % auf das Aktienkapital von 36 Millionen Mark ermöglit.

Wien, 17. Mai. (W. T. B.) Der „Pcesse* zufolge versendete Graf Szapary am 14. d. die Einladungen zu der Konkurrenz um die Eisenbahn-Jnvestitions-Anleihe im Betrage von 11 100 000 Gulden. Zu den Aufgeforderten gehören in Wien das Haus Rothschild, die Kreditanstalt, die Bodenkreditanstalt, der Bank- verein, die Unionbank und die Anglo - Austrianbank. Die Offerten müssen bis zum 26, Mai, Mittags 12 Uhr, eingereiht sein, ünd ift der Meistbietende der Ersteher. : ]

London, 14. Mai. (Allg. Corr.) Der Geschäftsberibt von Reuters Telegram-Company giebt den Reingewinn für das am 31. Dezember 1879 beendete Jahr, nah Zahlung der laufenden Spesen und Abzug s{chlechter Forderungen, auf 7191 Pfd. Sterl. an. Im Oktober v. J. wurde die übliche Interims-Dividende von 24 % gezahlt, und nun gelangt eine weitere Dividende von 8 Schillingen per Aktie zur Vertheilung, was eine Gesammt-Dividende von 7X % für das Jahr ausmacht. Diese Vertheilung absorbirt 5492 Pfd. Sterl., worauf nach Verstärkung des Reservefonds um 1500 Pfd. Sterl. ein Saldo von 109 Pfd. Sterl. auf neue Rehnung vorge: tragen wird. : / Y

Glasgow, 15, Mai. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen si auf 441 800 Tons gegen 259 800 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Howöten 114 gegen 87 im vorigen Jahre.

Paris, 15. Mai. (W. T. B.) Der Strike der Ar- beiter in Turcoiug is beendet, dagegen dauert derselbe in Roubaix noh fort. Die Zusammenrottungen daselbs am gestrigen Abend waren weniger zahlrei als an dem Tage vorher. Die öffent- liche Ordnung ift nirgends gestört worden. | : :

16. Mai. (W. T. B.) Nach aus Roubairx hier ein- gegangenen Meldungen is daselbs der gestrige Tag ruhiger ver- laufen als die vorhergegangenen. Zufammenrottungen haben nicht weiter stattgefunden. Man erwartet, daß die Arbeiten nah dem Pfiagilfeste wieder aufgenommen werden. In Armentières sind die Arbeiten in mehreren Etablissements bereits wieder aufgenommen worden.

Sk. Petereburg, 13 Mai (V D. B) Der Ver- waltungsrath der großen russischen Eisenbahn- gesellschaft hat die Dividende pro 1879 auf 6 Rbl. Papier fest- geseßt, jedo sollen nur 44 Rbl. zur Auszahlung kommen ; 14 Rbl. (oder 900 000 Rbl.) sollen in einen besonderen Reservefonds fließen.

JYerkehrs-:Linstalten.

Triest, 17. Mi W. L D) Ver j j „Hettore ist heute Vormittag 84 Uhr mit der ostindi cinesishen Ueberlandpost aus Alexandrien hier angekommen.

New-York, 15. Mai. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Mosel“ ift hier eingetreffen.

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