— Der Bundesrath, die vereinigten Ausschüsse des- selben für das Landheer und die Festungen, für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen, die ver- einigten Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für. Eisenbahnen, Post und Telegraphen, sowie der Ausschuß für Rechnungswesen hielten heute Sißungen.
— Das Staats-Ministerium trat heute, Mittags 1 Uhr, zu einer Sißung zusammen.
— Der Swlußbericht über die gestrige Sißung des anes der Abgeordneten befindet sich in der Ersten eilage.
— Jn der heutigen (70.) Sißzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister des ZJnnern, Graf zu Eulenburg und mehrere Kommissarien beiwohnten, seßte das Haus die zweite Berathung des Gesehentwurfs, betr. die Organisation derallgemeinen Landesverwaltung, fort. Die §8. 3—6 und das erste Alinea des §. 7 wurden ohne Debatte nur mit den nah den früheren Beschlüssen des Hauses nöthigen redaktionellen Aenderungen nah den Kom- missionsbesc;lüssen angenommen. Darauf wurde die Dis- Tussion über den 8. 1 eröffnet. Derselbe lautet nach den Beschlüssen der Kommission : : :
Die Verwaltungseintheilung des Staatsaebietes in Provinzen, Regierungébezirke und Kreise bleibt mit der Maßgabe bestehen, daß die Stadt Berlin aus der Provinz Brandenburg auéscheidet und einen Verwaltungsbezirk für fi bildet.
G Hierzu lag folgender Antrag des Abg. Zelle und en. vor:
Das Haus der Abgeordneten wolle bes{ließen: Im §. 1 an- statt der Worte: „daß die Stadt Berlin aus der Provinz Bran- denburg ausscheidet und einen Verwaltungsbezirk für sich bildet“, zu seßen: „daß die Stadt Berlin einen eigenen Verwaltungsbezirk bildet (8. 2 der Provinzialordnung vom 29. Juni 1875). “ ¿
Der Antragsteller wies auf die großen Unzuträglichkeiten hin, welche aus dem Unterschied dieser Vorlage von der frühe- ren, betreffend die Provinz Berlin entstehen würden. Fahrpolizei-, Sanitäts- und Feuerpolizei verlangten nothwendig eine kom- munale Vereinigung der umliegenden Ortschaften mit Berlin. Diesen Zweck zu erreichen, bezwecke sein Antrag. Dagegen be- zweifelte der Abg. von Heppe, daß das vom Vorredner vorge- s{lagene Mittel, die Bildung einer Provinz Berlin geeignet sei, die von ihm angedeuteten Mißstände zu beseitigen. Die Lokalpolizei der umliegenden Ortschaften werde sich nie in Berlin centralisiren lassen. Das beste Mittel zur Beseitigung der hervorgetretenen Mißstände sei die Jnkommunalisirung bebauter Gebiete in Berlin da, wo das Bedürfniß dazu hervor- trete. Man dürfe die umliegenden Ortschaften niht von Berlin vergewaltigen lassen, deshalb stimme er gegen den Antrag Zelle. Der Minister des Jnnern bestritt, daß in der Provinzial-Ordnung die Bildung einer Provinz Berlin verheißen sei. Man habe damals nur den Vorbehalt ge- macht, auf die Sache später zurückzukommen. Erhebe man Berlin zu einer Kommune höherer Ordnung, so entstehe eine unzweckmäßige Häufung und daraus folgende Reibung der Behörden. Jn einer solhen Bildung erdrücke die natur- ies Präponderanz Berlins die Junteressen der kleinen um- iegenden Ortschaften. Empfehlenswerth sei nur eine Erweiterung des Kommunalbezirks von Berlin. Der Abg. Dr. Straßmann wies darauf hin, daß Berlin {hon jeßt alle einem Provinzial- verbande obliegenden Aufgaben erfülle. Es sei deshalb noth- wendig, daß die umliegenden Ortschaften unter Schonung der Steuerzahler auf denjenigen Standpunkt ihrer kommunalen Jnsti- tutionen gebracht würden, welche ihren Beziehungen zu Berlin ent- sprechen. Dieser Zweck werde nicht erreiht durch die Jnkom- munalisirung kleiner Stücke. Mit Rüsicht auf die Erklärung des Ministers zog der Abg. Zelle seinen Antrag zurück, worauf S. 1 unverändert angenommen wurde. Die Diskussion wandte sih hierauf folgendem Antrage des Abg. Zelle zu:
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Hinter §. 42 folgenden neuen Paragraphen einzuschalten: S8. 42a, „Der Be- zirksrath besteht aus dem Ober-Präsidenten, beziehungé weise dessen Stellvertreter als Vorsißenden, aus einem vom Minister des Fn- neren auf die Dauer seines Hauptamtes in Berlin er- nannten höheren Verwaltungsbeamten, beziehungsweise dessen Stellvertreter, und aus vier Mitgliedern, welhe von dem Magistrate und der Stadtyerordnetenversammlung in gemeinschaftliher Sißung unter dem Vorsiße des Ober- Bürgermeisters aus der Zahl der zur Theilnahme an den Wahlen der Stadtverordnetenversammluyg berechtigten Bürger gewählt werden. Für die leßteren vier Mitglieder werden in gleicher Weise vier Stellvertreter gewählt. Von der Wählbarkeit ausges{lo\sen find der Ober-Präsident, der Polizei-Präsident, sowie die Mit- glieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung.“
Der Antragsteller vertheidigte den Antrag, der bereits in der Kommission bei der ersten Lesung angenommen, aber in zweiter Lesung nur mit Stimmengleichheit abgelehnt wor- den sei, Der Abg. von Heppe bekämpfte den Antrag, da es unmögli sei, die kommunale Aufsicht, sowie das Recht der Zustimmung zu Polizeiverordnungen einem Bezirksrath zu übertragen, und die gewerblichen Angelegenheiten besser dem Stadtausshuß überlassen würden. Beim Schluß des Blatts nahm der Abg. Richter (Hagen) das Wort.
— Der oe Nummer d. Bl. ist eine „Besondere Beilage“ rel enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, eigefügt.
— Die Bureaux des Ministeriums für Hanoel und Gewerbe sind am 20. d. M. in das Gebäude Voß- straße Nr. 4 verlegt worden.
— Die Expedition einer Zeitung hat einzelnen Gerichts\schreibern mitgetheilt, daß sie denselben für die der Zeitung zur Veröffentlihung zu ehenden ge- rihtlihen Bekanntmachungen einen Rabatt nah Prozenten der _eigentlihen Fnsertionskosten vergüten werde. Der Justiz-Minister hat hieraus Veranlassung ge- nommen, die Gerichtsschreiber und Gerichtsvollzieher in einer Verfügung vom 13. d. Mts. vor dem Eingehen auf derartige Angebote zu warnen und sie darauf aufmerksam zu machen, daß sie durch Annahme von Vortheilen für Handlungen, welche in ihr Amt einschlagen, sich einer Verleßung ihrer Amts flih- ten s{huldig machen und der Gefahr einer Ahndung aussetzen.
— Der Disziplinarhof für nichtrichterliche Beamte trat heute zu einer Sißung zusammen. 9
___— Das mündliche Versprechen einer Mitgift an ein Mädchen Seitens ihrer Angehörigen dem Bräutigam ge- pes, kann, nah einem Erkenntniß des Neichsgerichts, . Hülfssenats, vom 2. April d. J., von dem Bräutigam nah der Verheirathung nur dann im Klagewege geltend emacht werden, wenn dieses Versprehen entweder ausdrücklich oder durch concludente Handlungen als Gegenleistung für die
Heirath erfolgt ist. Hatten dagegen weder der Bräutizam nohch die Angehörigen der Braut zu erkennen gegeben, daß die Mit- gift als Vergeltung für die Eheschließung von ihnen betrachtet würde, fo i selbst in dem Falle, in welchem der Heiraths- antrag Seitens des Bräutigams und das Mitgiftsversprechen Seitens der Angehörigen der Braut unmittelbar auf einander folgten, das mündliche Mitgiftversprehen nicht klagbar.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, erzogl anhaltisher Staats - Minister von Krosigk und Fürstli \chwarzburg-rudolstädtisher Staats-Minister von Bertrab sind in Berlin eingetroffen.
— S. M. S. „Medusa“, 9 Geschüße, Kommandant Korvettenkapitän Matthesen, ist am 1. Mai cr. in Norfolk eingetroffen.
Bayern. Augsburg, 20. Mai. (Allg. Ztg.) Auf dem vorgestern in Nürnberg abgehaltenen Verbandstage bayerischer Gewerbevereine wurde folgende Adresse an Se. Majestät den König beschlossen: „Auf Grund ein- stimmigen Beschlusses erlaubt sih der Verbandstag bayerischer Gewerbevereine in Nürnberg Sr. Majeftät unserem Aller- gnädigsten König allerunterthänigst den tiefgefühltesten Dank für die durch die Wittelsbacher Stiftung von Neuem bethätigte allerhuldvollste Gesinnung für die Gewerbe in Stadt und Land ehrfurchtsvollst auszusprechen. Daran wagt er die ehrerbietigste Hoffnung zu knüpfen, daß es Allerhöchst gefallen möge, über die definitive Bestimmung bezüglih der Verwen- dung der seiner Zeit zur Verfügung stehenden Mittel die Ge- werbevereine des Landes, beziehungsweise den Verband der bayerischen Gewerbevereine durch sein Organ, d.-i. den Ver- bandsauss{chuß und das bayerishe Gewerbemuseum in Nürn- berg, gutachtlich zu vernehmen. Allerehrfurchtsvollst der Ver- fenbenA bayerischer Gewerbevereine. v. Schorn, 1. Vor- ißender.“
Oesterreich-Ungarn. Wien, 21. Mai. Se. Majestät der Kaiser ist gestern, den 20, d. M.,, Morgens von München nach Schönbrunn zurückgekehrt.
— 21, Mai. (W. T. B.) Der englishe Botschafter, Göschen, hatte heute Nachmittag eine mehrstündige Ünter- redung mit dem Minister des Auswärtigen, von Haymerle, und wurde von leßterem auch zum Diner eingeladen. Göschen wird bereits morgen seine Reise fortseßen.
Pest, 22. Mai. Die „Pester Corresp.“ meldet von kom- petenter Seite, die Verhandlungen der ungarischen Regierung mit der Kreditanstalt in Betreff des Baues der Pest- Semliner Bahn hätten zu keinem Resultate geführt. Die Regierung werde in den nächsten Tagen vom Reichsrathe die Vollmacht verlangen, den Bau der Brücken und der Tunnels der Pest-Semliner Linie unverzüglih in Angriff zu nehmen und erst im Herbst eine definitive Vorlage auf der Basis noch anzustellender Erhebungen einbringen.
Großbritannien und Jrland. London, 20. Mai. Allg. Corr.) Die (bereits telegraphisch im Auszuge mitgetheilte) otshaft der Königin anläßlih der ormellen Er-
öffnung des neuen Parlaments lautet wie folgt:
Mylorts und Gentlemén ! Ich bediene mich der ersten Gelegen- heit, Ihnen nach der jüngsten ällgerneinen Wahl und der durch einen Wechsel der Verwaltung erheishten Vorkehrungen zu begegnen.
‘Die berzlichen Beziehungen, die ich mit sämmtlichen anderen Mächten Europas unterhalte, werden, wie ih hoffe, mich in den Stand legen im Einverständniß mit denselben die baldige und völ- lige Ausführung des Berliner Vertrages Betreffs wirksamer Re- formen und gleihmäßiger Gesetze in der Türkei, sowie aud mit Be- zug auf solhe Gebietsfragen, die noch nicht in Gemäßheit der Be- stimmungen dieses Vertrages ihre Lösung gefunden haben, zu fördern. Ich betrachte eine solche Ausführung als wesentlich zur Vermeidung weiterer Verwickelungen im Orient.
In Uebereinstimmung mit dieser Anschauung habe ih es für zweckmäßig erachtet, einen außerordentlichen Botschafter an den Hof des Sultans zu entsenden.
In meiner lehten Ansprache an Sie drückte ih die Hoffnung aus, die in Afghanistan ergriffenen Maßregeln würden zu einer \{leunigen Regelung der Verhältnisse dieses Landes führen. Seitdem ist die Tapferkeit meiner Truppen fortgeseßt eine hervorragende und die Thätigkeit meirer Regierung in Indien eine unermüdliche ge- wesen. Aber ih habe zu beklagen, daß der im Augenmerk befindliche Zweck noch uicht erreiht worden. Meine Bemühungen werden indeß unaufhörlih auf die Beruhigung Afghanistans und die Herstellung folher Institutionen gerichtet sein, die zur Sicherung der Unabhäân- gigkeit seines Volkes und zur Wiederherstellung freundlicher Bezie- hungen desselben mit meinem indischen Reiche als am geeignetsten befunden werden.
Die indische Finanzlage, wie solche jüngst zu meiner Kenntniß gelangt ist, hat meine besondere Aufmerksamkeit erheis{t. Ich habe die Anordnung getroffen, daß Sie über diesen wicbtigen Gegenftand mit ter vollständigsten Information versehen werden.
Ich lenke Ihre sorgfältige Aufmerksamkeit auf die im Zusam- menhange mit der Zukunft Südafrikas stehenden wichtigen politischen Fragen. Ich habe das Konföderationsprojekt fortgeseßt den Behörden und der Bevölke:ung in den verschiedenen Kolonien zur günstigen Erwägung empfohlen. Indem ih meine Oberhoheit über Transvaal mit seiner vershiedenartigen Bevölkerung aufrecht erhalte, wünsche ich sowohl Vorkehrung für die Sicherheit der eingeborenen Racen zu treffen, als auch den europäishen Kolonisten Institutionen zuzuwen- den, die auf breite und freisinnige Prinzipien der Selbstregierung begründet sind.
Gentlemen vom Hause der Gemeinen!
Ich bemerke mit Befriedigung, daß die Einfuhr und Ausfuhr des Landes sowie andere Zeichen einen Wiederaufshwung des Han- dels andeuten. Aber die jüngst in den Staatseinkünften bemerklich Mo Oe Abnahme hält unablässig an. Die Voranschläge der Ein- ünfte, die dem leßten Parlament vorgelegt wurden, waren mit Mäßigung entworfen, aber die seitdem verstrichene Zeit zeigt keine Aus|icht, daß sie überstiegen werden könnten.
Die jährlichen Voranschläge der Ausgaben, soweit dieselben nicht {on bewilligt worden, werden Ihnen ras vorgelegt werden.
Mylords und Gentlemen!
Die späte Jahreszeit, in der Sie Jhre Arbeiten beginnen, wird, so fürdte ih, die für eine nüßliche Geseßgebung verfügbare Zeit wesentlich kürzen, aber ih hege feinen Zweifel, daß Sie von der- selben den besten Gebrauch machen werden,
Das Friedensbewahrungsgeseß für Irland läuft am 1. Juni ab. Sie werden nicht angegangen werden, dasselbe zu erneuern. Mein Wunsch, die Uebel einer ie veredilehgevung zur Freiheitskürzung zu vermeiden, würde mich niht veranlassen, in irgend welchem Grade auf die Vollziehung der ersten Pflicht jeder Regierung, Vorkehrungen für die Sicherheit von Leben und Eigenthum zu treffen, zu verzichten. Aber während ih enits{lossen bin, diese heilige Obliegenheit zu er- füllen, bin ich überzeugt, daß die Loyalität und Vernunft meiner irischen Unterthanen mi dazu berechtigen werden, auf die Bestim- mungen der fest gehandhabten ordentlichen Gesetze zur Aufrechterhal- tung von Frieden und Ordnung zu bauen.
Die vor der Auflösung des leßten Parlaments zur Linderung des Nothstandes in Irland getroffenen geseßlichen Verfügungen haben
ch für diesen wihtigen Zweck als heilsam erwiesen. Die Frage, etrefs der Hinlänglihkeit der vom Parlament bereits genehmigten Vorschüsse, befindet sih unter meiner Erwägung.
(Fs wird Ihnen baldigst eine Maßregel unterbreitet werden, die den Zweck hat, den in Bezug auf Beerdigungen auf Kirchhöfen und Gottesäkern entstandenen Streitigkeiten ein Ende zu setzen,
Es wird nothwendig sein, Sie um Erneuerung des Gesetzes für die geheime Abstimmung ayzugehen.
Unter den Hauptgegenständen, die, je nahdem es die Zeit er- lauben wird, Ihrer Beachtung unterbreit:t werden dürften, werden si Gefeßentwürfe befinden zum wirksamen Schuße der Bodenpäch- ter gegen Wildschaden, zur Feststellung der Haftbarkeit von Arbeit- gebern für Unfälle, die Arbeitern zustoßen, nach einem gerechten Prins zipe, sowie zur Ausdehnung des Städtewahlrechts in Irland.
Auf diese und alle Ihre Arkeiten rufe ich mit Inbrunst den Segen Gottes herab.
—Mr. Plimsoll, der „Matrosenfreund“, hat seinen Sig sür Derby zu Gunsten Sir William Harcourts, des neuernannten Ministers des Jnnern, niedergelegt.
Den „Daily News“ wird aus Cabul, vom 19. ds., gemeldet: „Abdurrahman hat seine Armee entlassen und als Grund dafür angegeben, daß er ihrer Dienste nicht bedürfe, da gegenwärtig keine feindselige Absicht gegen die Engländer bestände. Die Sepoys kehren nah ihren Heim- stätten im Distrikt Cabul zurü.“
— 21, Mai. (W. T. B.) Jm Oberhause erwiderte heute auf eine Anfrage De l’Jsles, Lord Granville: der Brief Gladstone's an den Grafen Karolyi sei dem Hause zugestellt. Der Marquis von Salisbury erklärte die von Gladstone früher gegen Oesterreih erhobenen Beschuldigungen für unberehtigt und meinte, Gladstone habe dieselben in jeinem Briefe niht zurückgezogen. Was das vom Kabinet beabsichtigte europäishe Konzert anbetreffe, so sei ein solches Konzert stets von großen Schwierigkeiten umgeben. Er hoffe, daß die Regierung nicht eine russenfreundliche Politik adoptiren werde. Lord Kimberley bezeichnete die Angriffe Lord Salisbury's auf die auswärtige Politik der Regierung als. E und behauptete, daß diese Angriffe nur bezweckten, der Politik der Regierung zu präjudiziren. Lord Beaconsfield sprach sich über Gladstone's Anschuldigungen gegen Oesterreich gleichfalls mißbilligend aus und bestritt, daß Gladstone die- a in seinem Briefe an den Grafen Karolyi zurückgezogen abe. Der Herzog von Argyll erklärte, dem Briefe Gladstone's sei eine Deutung gegeben worden, die niemals beabsihtigt gewesen sei. Damit {loß die Besprehung, ohne daß eine weitere Folge daran geknüpft wurde.
—. 22. Mai. (W, T. B) Im Untérhnufe bean- siandete Wolff die Eidesleistung Bradlaughs, weil dieser früher erklärt habe, daß er den Eid nicht für bindend halte. Wolff stellte einen bezüglihen Antrag. Dex Premier Gladstone beantragte, die Frage, ob das Haus das Recht habe, eine Eidesleistung zu verhindern, an einen Aus\{chuß zur Prüfung zu übe1weisen. Nach längerer, lebhafter Debatte wurde die weitere Diskussion hierüber vertagt. — Glad- stone erwiderte sodann auf eine Anfrage Forester’'s, der Passus seines Briefes an den Grafen Karolyi betreffs gewisser Mächte habe sich auf Rußland bezogen, mit Rücksicht auf einen Artikel im Fanuarheft der Zeitschrift „Nineteenth Century““. — Der Staatssekretär für FFndien, Hartington, antwortete Garley: Es ständen über 60 000 Truppen in Afghanistan, eins{ließlich der Garnison von Peschawur. Die bisherigen Kriegskosten betrügen annähernd 7 155 000 P\(d.; über 3 000 000 Pfd. seien für Eisenbahnzwecke verausgabt worden. Sobald die Häuptlinge einen Herrscher in Kabul erwählt hätten, dessen Autorität eine dauernde Freundschast gegen England verheiße, würden die Truppen nah und nach zurück- gezogen werden. — Gladstone entgegnete Ritchie, Graf Karolyi hätte niht den Wunsch nah Veröffentlihung seines eigenen Briefes ausgesprohen. — Dillwyn gegenüber er- klärte der Unter-Staatssekretär der Kolonien, Grant Duff: es sei erwünscht, daß Frère das Konföderations- wert im Kaplande vollente — Anläßlich der hierauf fortgeseßten Adreßdebatte erklärte dexr Unter- Staatssekretär des Auswärtigen, Dilke: es sei hinlängliche Aussicht vorha!:den, daß die griechische Grenzfrage auf der Basis des Berliner Vertrages geregelt werde. Bezüglich Montenegros hätten sich die Mächte über die von Corti gemahten Kompromißvorschläge geeinigt. — Es erfolgte hierauf die Annahme des Adreßberichts.
Die „Limes“ veröffentliht ein Schreiben Lord Beaconsfields, in welhem derselbe auf das Entschiedenste die Richtigkeit des am ‘Donnerstag von sämmtlichen Morgen- blättern gebrahten Berichtes über seine Rede in der kon- servativen Parteiversammlung bestreitet.
Frankreich. Paris, 20. Mai. (C. Ztg.) General Campenon wurde an Davousts Stelle zum Befehlshaber der 5. nfanterie-Division ernannt, dessen Hauptquartier die Militär]hule in Paris ist. — Die Kundgebungen der Communards sollen am nächsten Sonntag mit Versamm- lungen auf den Pläßen des Panthéon und der Bastille be- ginnen. Die Theilnehmer an der ersten Kundgebung ziehen vom Panthéon nach dem Bastilleplaze und alle zusammen alsdann zum Père Lachaise. — Vom Erzbischof von Bourges und vom Bischof von Saint Brieux sind heute Protest- briefe gegen die Märzdekrete erschienen.
=_ 2 Ma (D. B.) Die Deputirtenkammer
hat in fortgeseßter Berathung die für Baumwollfäden von der Kommission vorgeschlagenen Tarifsägte abgelehnt. __ Der Kammer wird vom Conseils-Präsidenten de Frey- cinet morgen ein neues Gelbbucch in 5 Aktenbänden vor- e werden, von welchen zwei die griechische Grenz- rage, zwei die Anerkennung Numäniens und einer die Arbeiten der tehnishen Delimitationskommission bezüglich der Grenzen der Türkei betreffen.
Jn einer Versammlung der dem linken Centrum angehörigen Mitglieder gelangte heute eine Zuschrift Léon Say's zur Verlesung, worin derselbe erklärt, daß er die Kandidatur um den Präsidentenposten im Scnate annehme. Das linke Centrum genehmigte die Kandidatur Léon Say's. Die Linke des Senats hat sih mit 22 gegen 18 Stimmen, wel leßtere auf Léon Say fielen, für die Kandidatur Le- royers ausgesprohen. Jn parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß die am Montag stattfindende Plenarversamm- lung aller Gruppen der Linken des Senats die Kandidatur Léon Say's annehmen werde. Léon Say wurde heute vom Präsidenten Grévy empfangen.
Eine heute bei Dufaure stattgehabte Versammlu ng der republikanishen Mitglieder des Senats hat eine Resolution angenommen, in welcher erklärt wird, daß Léon Say im Interesse Frankreihs auf dem Londoner Botschafterposten verbleiben müsse, Einen Kandidaten für die
Präsidentschaft im Senate besd loß die Versammlung erst nah der bevorstehenden gemeinsamen Zusammenkunft der ver- schiedenen Gruppen des Senates aufzustellen.
Die zum Andenken an die am 23. Mai 1871 ershossenen Mitglieder der Commune für nächsten Sonntag projektirte öffentlihe Kundgebung wird wahrsheinlich unterbleiben. Die ultraradikalen Journale geben den Rath, auf diese Kund- gebung zu verzichten.
Nach hier vorliegenden Berichten hat sich auch in Rou- baix die Lage gebessert, und die Zahl der strikenden Arbe iter ist im Abnehmen. Zwei Belgier und ein Hollän- der, welche die Arbeiter aufreizten, sind verhaftet worden.
Griechenland. Athen, 21. Mai. (W. T. B.) Der französishe Gesandte beim hiesigen Hose, Tissot, wird mor- gen nah Konstantinopel abreisen, um die Stelle des bisheri- gen französishen Botschafters, Fournier, zu übernehmen.
Türkei, Konstantinopel, 0. Mai. (Pest. L.) Die Mittheilung, welche die Pforte ehegestern den Botschaftern als Erwiderung auf die Kollektiv-Note vom 3. Mai betreffs der jüngsten Ereignisse in Albanien zugehen ließ, ist sehr kurz gefaßt. Sie behauptet, daß die Mächte über die Ereignisse in Albanien irrig berichtet sein müssen und s{hlägt die Einseßung einer internationalen Kommission vor, die an Ort und Stelle die Thatsachen untersuchen soll. Als Beweis ihrer vollständigen Loyalität und ihres guten Willens will die Pforte es den Mächten überlassen, in welcher Form die Untersuchung stattfinden soll. Wenn dann genaue «Fnformationen vorhanden sein werden, werde die Pforte in der Lage sein, die Maßregeln zu erwägen, die zur friedlichen Lösung der Frage geeignet sind. Die Botschaster haben diesen Vorschlag nicht direkt abgewiesen, erahten denselben jedoch übereinstimmend als unannehmbar. Die Vertreter Öester- reih-Ungarns und Ftaliens haben der Pforte empfohlen, einen Kordon türkischer Truppen um die aufständischen albanesischen Distrikte zu ziehen und die Majorität der Botschafter hat diese Empfehlung unterstüßt. Der Großvezier erwiderte hierauf, daß an Moukhtar Pascha und den Kommandanten von Sku- tari bereits Ordres abgegangen sind, die geeigneten Maßregeln zu ergreifen, um die Bildung von Jnsurgentenbanden zu ver- hindern und jene Personen, welche mit Waffen in der Hand ergriffen werden, vor ein Kriegsgericht zu stellen.
Numäánien. Bukarest, 16. Mai. Der „Allg. Ztg.“ wird von hier geschrieben: „Den Annäherungen gegenüber, welhe von Serbien, Bulgarien und Montenegro gemacht werden, verhält sich Rumänien bis jeßt durchaus reservirt. Der Vorschlag, einer Münzkonvention dieser Länder beizutreten, wurde von der hiesigen Regierung abgelehnt, weil sie freie Hand behalten will, um si späterhin für die doppelte Währung in Gold und Silber oder für die einfache Goldwährung entscheiden zu können. Ein Vorschlag der bul- garischen E, eine Postkonvention mit ihr abzuschließen, wurde auf lange Zeit vertagt, bis nämlich Bulgarien seine eigene Postverwaltung haben würde und dem Pariser Welt- postvertrage beigetreten sei, dann erst hält Rumänien den Zeitpunkt für angemessen, einen Separatvertrag zwischen den beiden Nachbarländern zu schließen. Eine Handelskonvention, welche die serbische mit der rumänischen Regierung einzugehen wünschte, wurde in Bukarest gleichfalls vorläufig abgelehnt, weil die Handelsbeziehungen zwishen Rumänien und Serbien zu_geringsügig seien, um eine Handelskonvention opportun erscheinen zu lassen.“
Serbien. Belgrad, 20. Mai. (Pest. L.) Der FÜrst ist in Begleitung Nistics heute nah Kragujewaßt ab- gereist. Die Opposition beschloß vor der Abestimmung über die Eisenbahn-Konvention die Skupschtina zu verlassen, um die Legislative beshlußunfähig zu machen. Deshalb sind sämmtliche Minister shon gestern nah. Kragujewaßz abgereist, p die regierungsfreundlihen Abgeordneten beisammen zu alten.
__Nusland und Polen. St. Petersburg, 21. Mai: (W. T. B.) Gegenüber einem Londoner Briefe der „Polit. Corresp.“, in welchem gesagt war, daß England Grund haben würde sih zu freuen, wenn ein Krieg mit China die Auf- merksamkeit Rußlands von Merw und Afghanistan ablenken sollte, daß England dann aber sürchten müsse, daß Rußland die cinesishen Häfen blokire und den Opiumhandel nät Jndien paralysire, bemerkt das „Journal de St. Pétersbourg“: Man könne sich versichert halten, daß das gegenwärtige englishe Kabinet niemals so kleinliche Gedanken und Wünsche sür einen -Ausbruch des chinesi- hen Chauvinismus gehabt habe und zwar aus dem sehr guten Grunde, weil die europäishen Jnteressen nirgends fo solidarische wie in China seien. Diese Solidarität hätten alle Mächte bei der grausamen Verurtheilung Tshung Hows \o- fort bekundet, und die bezüglihen Schritte der Vertreter der Mächte bei Bogdo Chan seien nicht blos dur die Humanität dikftirt gewesen. Wenn es in dem gedahten Londoner Briefe ferner heiße, England finde, daß Rußland kein Recht habe, eine Gebietsabtretung zu fordern, und man hoffe, eine eng- lische Vermittelung in dem Sinne, daß China das ganze Kuldschagebiet und Rußland eine pekuniäre Entschädigung er- halte, werde erfolgreih sein, so sei von einer englischen Ver- mittelung noch niemals die Rede gewesen, weil eine solhe von keiner Seite begehrt worden sei. Ganz unverständlich sei, wen der Londoner Korrespondent meine, wenn er den Ausdruck „England finde“ brauhe. Weder das frühere, noch das jetzige englische Kabinet hätten Veranlassung gehabt, derartige Urtheile auszusprechen. ußland wisse am besten die Jnteressen be- züglih Kuldschas zu beurtheilen, Rußland könne eine Geld- entshädigung Ar acceptiren und könne die seit zwölf Jahren unter seinem Schuße angesiedelte Bevölkerung nicht von den
Chinesen massacriren lassen. M China herrsche eine nationale Erregung; dieselbe müsse auf vernünftige Grenzen zurückge- führt werden, wenn sie sich nicht auf alle Beziehungen zu den civilisirten Nationen, England eingeschlossen, erstrecken solle. Amerika. Washington, 19. Mai. (Allg. Corr.) Der
Präsident Hayes hat Mr. Key, den bisherigen General- postmeister, zum Bundesrichter; Mr. M den pebigen
Gesandten der Vereinigten Staaten in Konstantinopel, zum Generalpostmeister, und Mr. James Longstreetzum Gesandten bei der Türkei ernannt. — Jn der heutigen Sitßung des Repr ä- jentantenhauses brahte Mr. Loring eine Bill ein, welche, nach Rekapitulirung der Umstände des Fis fe reistreites mit Englan d, in Betreff der Sektion 1. (betreffend die Fischereien) der Akte, die dem Washingtoner Vertrage Wirkung verleiht, auf Fische und Fischöl, die aus Kanada in den Vereinigten
taaten importirt werden, Zölle auferlegt und eine Summe
von 125 000 Dollars appropriirt, um die Fischer zu entschä- digen, die unter der Fo Bai-Schwierigkeit Verluste er- litten haben. Die Vorlage wurde dem Ausshuß für auswär- tige Angelegenheiten überwiesen. : :
— 21. Mai. (W. T. B.) Die republikanische Konvention von Fllinois ‘hat ihre Delegirten beauf- tragt, für Grant als Präsidentschastskandidaten zu stimmen.
Asien. Birma. (Allg. Corr.) Den „Daily News“ wird aus Rangun vom 19. ds. telegraphirt:
Mr. Aitchison hat der birmanishen Gesandtschaft in Thayetmyo mitgetheilt, es sei nothwendig, daß fie für den Augenblick ihre Ge- \chäste ruhen lasse, da Lord Lytton, nachdem er scine Demission ge- geben, seinem Nachfolger freie Hand lassen wolle, die Vertragsan- gelegenheit wieder aufzunehmen oder nicht. Der Marquis von Ripon werde dringendere Geschäfte in Indien haben, vornehmlich im Zusammen- hange mit Afghanistan, und wahrscheinlich keine Zeit übrighaben. Die birmanishe Gesandtschaft wird ersucht, den Heimweg anzutreten. — Die Telegraphenverbindung mit Mandalay ift unterbrohen. — Es ist erwiesen, daß die Menschenopfer im April begannen und nur auf die Vorstellungen der Botschafter, daß die britishe Regierung inter- veniren würde, eingestelt wurden. — Im birmanischen Ministerium herrschen fortwährcnd Streitigkeiten.
Aus dem Wolffscchen Telegraphen-Bureau.
St. Petersburg, Sonnabend, 22. Mai. EStadthaupt- mann Suroff hat sich in einem vom 20. d. datirten Tages- befehl von den Beamten seines Ressorts verabschiedet.
Jn dem Prozesse wider Michailoff, Weimar und Genossen fand gestern die Beweisaufnahme über die den Ankauf eines Revolvers durch Dr. Weimar und die Besorgung von Gift dur denselben betreffenden Anklagepunkte statt. Die in ge- rihtliher Verwahrung befindlihe Droshke und das Pferd, auf welchem nah der Anklage der Mörder Mesenzeffs entfloh, wurden als Beweisstücke den Zeugen vor Augen gestellt.
Heft 3 des Jahrgangs 1880 der Annalen der Hydro- graphie und maritimen Meteorologie, Organ des Hydro- graphischen Amtes und der Deutscten Seewarte, herauêgegeben von dem Hydrographischen Amt der Admiralität, Verlag von Ernst Siegfried Mittler u. Sohn in Berlin, hat folgenden Inhalt; Ueber Erfahrungen mit Thomsonschen Kompassen und über Deoiations- erscheinungen an Bord der Panzerschiffe des Uebungsgeshwaders von 1879 (mit 8 Holzschnitten im Text und einer Tafel). — Bemerkun- gen über die Windverhältnisse in der Umgebung der Beringstraße (mit einem Hol;shnitt im Text). Von Kapt. P. F. A. Hegemann (Mittheilung von der Deutschin Seewarte). — Aus den Reiseber ich- ten S. M. Kbt. „Nautilus“, Korv. Kapt. Chüden: Sturm zwischen Australicn und Neuseeland im November 1879, — Eingänge von méeteorvlogischen Journalen bei der Deutschen Seewarte im Monat November 1879 (Berichte von 10 Schiffen). — Beschreibung einiger Inseln und Untiefen an der Nordwesiküste von Australien. -— Zu- säße zur Beschreibung der Insel Vancouver und der Küste von Bri- tisch-Columbia. — Bemerkungen über die Häfen von Manta und Tumaco in Ecuador (Mittheilunz von der Deutschen Seewarte). — Längenbestimmung einiger Punkte an den Küsten und auf Jnfeln des Antillen-Meeres. — Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats Dezember 1879 in Nordamerika und Centraleuropa (Mit- theilung von der Deutschen Seewarte), — Kleine hydrographische Notizen. — Tabellen: 1) Mittel, -Summen und Exireme für den Monat Februar 1880 nach den meteorologishen Aufzeihnungen der Normal-Beobachtungé stationen der Deutshen Seewarte. 2) Meteo- rologishe und magnetishe Beobachtungen, angestellt auf dem Kaiser- lihen Observatorium zu Wilhelméhaven in dem Monat Fe- bruar 1880.
Heft 4: Strömungs- und Temperaturverl)ältnisse des Meeres bei Island. Von Kapt. N. Hoffmeyer. — Das Emporquellen von kaltem Wasser an meridionalen Küsten. Von E. Witte. — Ueber die Stürme an der deutshen Küste zu Ende Februar und Anfang März 1880. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) — Aus den Reifeberihten S. M. Kbt. „Nautilus*, Korv. Kapt. Chüden : 1) Reise von Auckland bis Apia im November und Dezember 1879, 2) Aan von Auctland, — Eingänge von meteerologiscen Jour- ralen bei der Deutschen Seewarte im Monat Dezember 1879 (Be- rihte von 7 Schiffen). — Beschreibung eines Theiles der SW.-, W.- und NW.-Küste der Insel Jamaicx. Große Antillen. — Tief- scelothungen im nördlichen Atlantishea Ocean. — Teifun im Ostcn der Philippinen im April 1879, (Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) — Beobachtungen über den Regenfall zu Tanger im Winter 1879/80. (Mittheilung von der Deutshen Seewarte.) — Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats Januar 1880 und der Temperatur des Jahres 1879 in Nordamerika und Central- europa. Abweichungen der Temperatur des Jahres 1879, (Mit- theilurg von der Deutschen Seewarte.) — Eis im Südatlantischen ODeean. (Mittheilung von der Deutshen Seewarte.) — Kleine hydrographishe Notizen. — Literaturnotizen: 1) Gezeitentafeln für das Jahr 1881, 2) Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Tabellen: 1) Mittel, Summen und Extreme für den Monat März 1880 nah den meteorologishen Aufzeihnungen der Normal-Beobach- tungsstationen der Deutschen Seewarte, 2) Meteorologische und mag- netisce Beobachtungen, angestellt auf dem Kaiserlichen Observatorium zu Wilhelmshaven in dem Monat März 1880. — Beilagen : 1) Tafel zum Artikel: Strömungs- uvd Temperaturverhältnisse bei Island. 2) Uebersicht der deutschen Ukmiralitätsktarten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das Reichs - Militärgeseß vom 2, Mai 1874 und das Gesetz, betreffend Ergänzungen und Aenderungen des Reichs- Militärgeseßes vom 6. Mai 1880, sind soeben im R. ron Deckerschen Verlage, Marquardt & Schenck hiersclbst, für den Preis von 30 pro Cremplar erschienen. Das Ergänzungsgeseß enthält die Be- aeg wegen der ausgeloosten Militärpflichtigen und der Er- atreserve.
Gewerbe und Handel.
Dem in der Generalversammlung der Swhlesischen Lebensversicherungs-Aktiengesellshaft vom 19. d. M. vorgetragenen Geschäftsberiht entnehmen wir Folgendes: Es ge- langten während des Jahres 1879 zum Abs{luß: 547 Kapital- versicherungen auf den Todesfall über eine Summe von 1 613 600 4, 110 Kapitalversiherungen auf den Lebensfall über eine Summe von 242400 M, 3 Rentenversiherungen auf eine jährliche Rent: von 308 Æ Hierdurch war am Schlusse des betreffenden Versicherungs- jahres nach Abzug aller durch Tod, Rückkauf, Aufgabe 2c. während desselben erloshenen Versicherungen der Bestand auf 2981 Kapital- v.rsicherungen auf den Todesfall über 9796 332 A und 337 Ka- pitalversiherungen auf den Lebensfall über 685 626 4 angewachsen, während der Betrag der jährliben Rente V aur 7712 M vermindert hat, obgleich die Anzahl der Renten- Versicherungen um 2 gestiegen ist. Die Sterbekassenversicherungen wies-n ultimo 1879 einen Bestand von 289 Versicherungen über 142800 Æ auf. Gegen Unfall waren am Schlusse des Jahres 1879 versichert: Kollektiv 88545 Personen mit einer Summe von 998 929 867 6 und individuell 1559 Personen mit einer Summe von 16 269 345 K Die Gesammt-Prämieneinnahme betrug 733 280 M,
die Gesammteinnahme 1651598 #, die Gesammtautgabe 1606 486 M,
der Reingewinn also 45 111 A Von diescm wurde nach Absetzung
es statzÆenmäßigen Betrages für -den *Kapitalreservefond und der Tautièmen an die Aktionäre eine Divivende von 69% ihrer auf die Aktien geleisteten Einzahlungen mit 42000 M vertheilt.
— Der Geschäftsbericht der Buschtiehrader Sijenbahn für das Jahr 1879 lautet zwar besonders für die B.-Linie günstig. Der Reingewinn der A.-Linie beziffert sich auf 655002 Fl, mithin auf 204 898 Fl. mehr als in 1878, der Reingewinn der B.-Linie auf 91 143 Fl. Da nun diese Linie im Jahre 1878 mit einem Defizit von 34 002 Fl. abs{loß, so gestaltete sich das Ecträgniß in 1879 um 125215 Fl. günstiger. Auf die \{chwebende Schuld sind 918 347 Fl. abgezahlt worden. Dieselbe ist sonah auf 1862992 Fl. herabgemindert.
— Der Rechenschaftsberiht der Oesterreichischen Staat s- bahn für das Jahr 1879 enthält folgende Daten: Die Brutto- einnahme der gesellshaftlihen Linien hat mit Einschluß der am 1, Mai v. J. eröffneten Strecke Temesvar-Orsoss eine Ver- mehrung von nur 122 462 Fl. erfahren. Der Reinertrag aus den Berg- und Hüttenwerken und Domänen übersteigt jenen des Vor- jahres um 67 853 Fl. Die Verzinsung und Amortisation für das alte Net, mit Einbeziehung der Linie Temesvar-Orsova in dasselbe vom 1. Mai ab, hat 12 909 982 Fl. (gegen 12244 545 Fl. im Jahre 1878) in Anspruch genommen. Jn Folge der günstigen Valutx- verhältnisse hat sich der Agioverlust um 0,95 / reduzirt. Jn Folge der Uebershwemmung in Szegedin wurde die Bahnsirete zwischen Sza- tymaz und Szegedin mit einem Kostenaufwande von 590 000 Fl. rekon- struirt; die im Jahre 1879 auf Rechbnung der ersten Herstellung ge- machten Ausgaben betragen 1195994 Fl. Die Linie Temetvar- Orfova ergab vom 1. Januar bis 39, April ein Betriebsdefizit von 31041 Fl., und mit Hinzurehnung von 388 138 Fl. für Zinsen uad Amortisation des Bauk: pitals in diesen vier Monaten ein Gesammt- d:fizit von 419 179 Fl. Die Betriebseinnahmen des alten Netes, einschließlich der Linie Temesvar-Orsova (1776 kra), betragen vom 1. Mai bis Ende Dezember 28 628 991 Fl. (+ 119488 Fl.); die des Er:änzungsnetes (209 km) 4 035 591 Fl. (— 269 484 Fl.) und die der Brünn-Rossißer Bahn (30 km) 395 709 Fl. (+ 32 658 F[.). Die Betriebseinnahmena des gesammten Netzes (2014 kw) betragen 33 080 292 Fl. (+ 122 462 Fl.). Die Betriebsausgaben des ge- sammten Netzes betragen 13485163 Fl. (+ 345488 F[.). Dividendenkonto: Verfügbarer Rest des Reinerträgnisses vom Jahre 1878 29 990 Fl., Reingewinn des alten Nees 14 751 267 Fl., ter Linie Brünn-Rossiß 175 000 Fl., der -Berg- und Hüttenwerke und Domänen 607 815 Fl., Saldo des Gewinn- und Verlustkonto 99 701 Fl., zusammen 15 663 775 Fl. Da das Zinsen- und Amorti- sationékonto 14 698 219 Fl., und ktie Dotirung des Konto für Ober- bau und Fahrbetrieb3 mittel 246 140 Fl. beansprüc&-n, rerbleibt als Ueberschuß des Reinert ägnisses der Betrag von 719415 Fl, Nah Abzug der statutenmäßigen Tantième für den Verwaltungsra!h ver- bleiben für die zu vertheilende Dividende 1 375 000 Frs. und ein ver- fügbarer Rest von 58 648 Fl., welche als erster Einnahmeposten auf neue Rechnung zu übertragen ist.
— Die Direktion der Marienburg-Mlawkaer Eisen- bahn fonstatirt in ihrem Geschäftsberihte pro 1879, daß der Ver- kehr aus Rußland iu Folge der dortigen {lechten Ernte des Vor- jahres erheblih abgenommen hat, daß dagegen ein sieter Zuwachs in dem Lokalverkehr sowohl als in dem Verkchr von Danzig nah Warschau verzeichnet werden konnte. Es wurden im abgelaufenea Jahre auf der Bahn befördert 241 493 Personen, 688,2 t Passagier- gepäck und 233 102 t Frachtgut. Die Einnahmen ergaben aus dem Personenverkehr 276 787 M, aus dem Güterverkehr 1 143 909 4, aus Extraordinarien 230 817 4, zusammen 1651 513 Hierzu tritt der Vortrag aus dem Jahre 1878 mit 30931 , sind zusammen 1682444 A Die Betriebsausgaben incl. der zu Restausgaben pro 1879 erforderlichen Beträge beziffern sich auf 747 §899 4 Es verbleibt sona ein UVeberschuß von 934 835 A Hiervon waren vorweg zu berihtigen: Rüllagen in den Erneuerungsfonds pro 1879 174587 M, verbleiben noch 760247 4. Diese Summe wird wie folgt ver- wendet: zur Gewährung einer Diridende von 59%/% an 12 786 000 M Stamm-Prioritätsaktien 639 300 (4, zur Gewährung einer Dividende von # %o an 12786 000 A Stammaktien 63 930 4, zur Zahlung der Eisenbahnsteuer 17 598 #4, als Vortrag auf neue Rechnung resp. zur Verfügung der Generalversammlung 39 419 A
Brieg, 21. Mai. Auf dem am gestrigen Tage hierselbst abgehaltenen Wollmarkt wurden 29 Centner gewashene Wolle von Rustikalbesißern zum Verkauf gebraht und fast sämmtlich von hiesigen Kaufleuten und Fabrikanten gekauft. Der niedrigste Preis stellte sich pro 50 kg auf 165 A und der höchste Preis auf 180 4 Ungewaschene Wolle und Wolle voa Dominialbesißern war nit zum Verkauf gestellt, F
Wien, 22. Mai. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, hat der Verwaltungsrath d:.r ö sterreichisch-franzôösishenStaats- bahn eine Dividende von 30 Fres. bes{lossen.
Pest, 22. Mai. (W. T. B.) Der Geschäftsbericht der Theißbahn weist eine Gesammt-Einnahme von 6 153 766 F[. auf z die Ausgaben beziffern sih dagegen auf 3 193 743 Fl. Die Direktion beantragte, dem Reservefond 41 202 Fl. zuzuweisen und per Aktie eine Superdividende von 44 Fl. zu vertheilen.
London, 22. Mai. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Times“ aus Philadelphia vom gestrigen Tage haben die Reading Railroad Company und Reading Coal aäüd Fron Com- pany ihre Zahlungen eingestellt. l
London, 21, Mai. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll- auktion war die Tendenz {wach.
Havre, 21. Mai. (W. T. B) Wollauktion. Flau, Preise 10 niedriger als höchste Preise, 2882 Ballen angeboten, 317 Ballen verkauft.
Verkehrs-Anstalten.
Kursbuchb der Deutschen Reichspostverwaltung R. v. Deckers Kommissionsverlag, Marquardt & Schecnck in Berlin. Preis 2 # — Die soeben erschienene Mai-Juni-Ausgabe ent- hâlt in 5 nah den Landestheilen geordneten und dur verschie“en- farbiges Papier kenntlih gemachten Abtheilungen (deren jede ein- zelne herauêgenommen werden kann) die Sommerfahrpläne der Eisenbahnen Europas, die Post- und Dampfschiffsverbindungen, den Ge? bührentarif für Telegramme, den Briefportotarif 2c. Die beigefügte Eisenbahn-Uebersichtskarte in Schwarz- und Blaudruck hat eine Bereicherung dadurch erhalten, daß auf der Rückseite neben den Bahnhofsskizzen der größeren Städte ein Verzeichniß derjenigen deutschen Eisenbahnstationen abgedruckt worden ift, in wel- ben sich mehr als ein Personenbahnhof befindet. Schon manchem Reisenden wird, wenn er auf einer Uebergangsftation angekommen, mit Gepäck beladen, den neuen Zug aufsucht, der ihn auf der anderen Eisenbahn weiter befördern sollte, die unangenehme Ueberraschung zu Theil geworden sein, daß die Abfahrt auf einem anderen 2000 oder 3000 m entfernten Bahnhofe erfolat, und daß bei dem Mangel einer nach diescm Bahnhofe führenden Eisenbahnverbindung die Frist von 20 oder 25 Minuten, binnen welcher der andere Zug fahrplanmäßig abgehen soll, garniht genügt, um denselben zu errei- chen. Das Verzeihniß auf der Karte, welches die bezüg- lien Angaben über 129 deutshe Eisenbahnstationen enthält, sept den Reisenden in den Stand, alle folhe Umstände vorher in Erwägung zu ziehen. Er ersieht daraus beispielsweise, daß in Essen 3 Bahnhöfe vorhanden sind, daß der Bergish-Märkische vom Rhei- nischen 2080 m, vom Cöln-Mindener 1820 m, der Rheinische vom Cöln-Mindener Bahnhof 700 m entfernt, daß Verbindungsgeleife für die Personenzüge niht vorhanden sind u. \. w. Für Berlin ent- bält das Kursbuch noch eine für Comtoire 2c. sehr brauchbare Ueber- sidt der Brief- und shnelisten Reiseverbindungen nach und von den wichtigsten Orten Europas, in welcher die Stunden der Abfahrt und Ankunft, Beförderungöweg und Beförderungszeit übersichtlich und so- fort auffindbar angegeben werden. Auch ist dieses Kursbuch das ein- zige, welches die fahrplanmäßigen Nummern jedes einzelnen Eisen- bahnzuges angiobt.