1880 / 121 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 26 May 1880 18:00:01 GMT) scan diff

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shafts-Buchdruckerei „Freiheit“ zu London, Court Road, Percy-Street 22, gedruckte Flugblatt, in klein Oktav, 8 Seiten umfassend, enthaltend einen Artikel mit der Ueberschrift „Die revolutionäre Sozialdemokratie“, welchem sih einige Bemerkungen über den Ursprung dieses Artikels, sowie über die Bezugsquelle der in London erscheinenden Zeitung „Frei- heit“ und der Flugblätter anschließen, nach §8. 11 des ge- dachten Geseßes Seitens der unterzeihneten Landespolizei- behörde verboten worden ist. Berlin, den 26. Mai 1880. Königliches Polizei - Präsidium. von Madai.

Personalveränderungen.

Königlich Prenßische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im alliven Oeere. Berlin, 18 Mai, Perklubn, Pr: Ll à la suite des Inf. Regts. Nr. 72 und Comp. Führer bei der Unteroff, Schule in Jülich, v. Bor cke, Pr. Lt. à la suite des Inf. Regts. Nr. 81 und Comp. Führer bei der Unteroffiz. Schule in Weißenfels, zu Hauptleuten, des Barres, Pr. Lt. à la suite des Inf. Regts. Nr. 52 und Comp. Führer bei der Unteroff. Schule in Potodam, 9, Landwust, Pr U. vom Inf. Reat. Ne. 56 und Comp. Führer bei der Unteroff. Schule in Ettlingen, dieser unter Stellung à la suite des Regts., zu Haupt- leuten, vorläufig ohne Patent, Anger, Pr. Lt. à la suite des Inf. Regts. Nr. 56 und Plaßmajor in Cüstrin, zum Hauptm., befördert. v. Franckenberg-Ludwigsdorff, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 13, in das Gren. Regt. Nr. 4, Masius, Sec. Lt. vom Inft. Regt. Nr. 76, in das Inf. Regt. Nr. 50, verseßt. 20. Mai. v. Win ck- ler, Sec. Lt. von der Res. des Gren. Regts. Nr. 10, im aktiven Bee als Sec. Lt. mit Patent vom 20. Mai cr. bei dem Gren. Regt. Nr. 10, Frhr. v. Hilgers, Sec. Lt. von der Res. des Hus. Regts. Nr. 8, im aktiven Heere als Sec. Lt. mit Patent vom 20, Mai cr. bei dem Husaren-Regiment Nr. 8, angestellt. Bock, Zeug-Pr. Lieut, vom Art. Depot in Colberg, zum Zeugÿauptmann, Sommerfeldt, Zeug-Lt. rom Art. Depot in Stettin, zum Zeug- f Lt. befördert. v. Alvensleben, Hauptm. vom Großen General-

tabe, behufs Vertretung des beurlaubten 2. General stabs-Offiz, zum Gen. Kommando des V. Armee-Corps kommandirt, v. Dewitz, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 85, zunächst auf 6 Monate zur Marine kommandirt. 22. Mai. S chulz, Major à la suite des Stabes des Ingen. Corps und Adjut. der Gen. Inspektion des Ingen, Corps und der Festungen , unter Entbindung von diesem Dienstverhältniß und unter Belassung à la suite des Stabes des Ingen. Corps, zur Dienstleist. beim Kriegs-Ministerium kommandirt.

Dur Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 14. Mai. Laehn, Zeug-Lt. von der Depot-Verwalt, der Art. Prüf. Kommission, zum Art. Depot in Mainz, Weichbrodt, Zeug-Lt. vom Art. Depot in Mainz, zur Depot-Verwalt. der Art. Prüf. Kommission verseßt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Ber- lin, 15, Mai. v. Winterfeld, Pr. Lt. von der 1. Ingen. Insp, der Abschied ertheilt. 20. Mai. Croner, Zeughauptm. vom Stabe der 4. Fuß-Art. Brig., mit Pens. und seiner bisher. Unif. der Abschied bewilligt. v. Goddaeus, Major, aggreg. dem 2. Garte- Drag. Regt., mit Pens. ausgeschieden. 22, Mai. Frhr. v. Korff, Sec, Lt. vom Drag. Regt. Nr. 2, der Abschied bewilligt.

Königlich Bayerische Armee,

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 5. Mai. Frhr. v. Tuer, Sec. Lt. des 3, Chev. Regts, à la suite des gen. Truppentheils estellt. 12. Mai. Graf v. Arco-Valley, Sec. Lt. des 3. Chev. Regts., à la suite des gen. Truppentheils gestellt. 13, Mai. Michaeli, Hauptm. und Plaßmajor der Kommandantur Nürnberg, à ?a suite des 9, Inf. Regts. gestellt. 15. Mai. v. Wißell, Sec. Lt. a. D., im 7. Inf. Regt. wieder angestelli. 18. Ma i. Frhr. v. Redwiß, carakteris. Rittm. z. D,, zum- persönl. Adjut. Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Otto von Bayern, Frhr. v. Gu my- penberg, Pr. Lt, ¿è. D., bisher Aufsichts-Offiz. am Kadetten-Corps, zum Begleiter Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Otto von Bayern, beide unter Belassung in ihrem Verhältniß zur Disp., vom 1. Juni d. J. ernannt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Oeere, 1: Mat. Halder, Sec, Lt. des Inf. Leib-Negts., auf Nacsuchen zur Res. des gen. Truppentheils verseßt. 2. Mai. Kohler, Sec. Lt. des Inf. Leib-Regts., der erbetene Abschied mit Pens. bewilligt. 9. Mai. Daßler, Sec. Lt, des 12, Înf. Regts, der erbetene Ab- schied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. 19, Mai. Nachgenannten Offizieren des Beurlaubtenstandes der nachgesuchte Abschied ertheilt, nämlih: Zink, Pr. Lt. des Inf. Leib-Negts,, Heim, Pr. Lt. des 9 S Regts, Lösch, Pr. Lt. des 10. Inf. Regts., diesem mit der Erlaubniß zum Tragen der Unif.,, Ortner, Sec. Lt. des SEUN, Leib-Regts, Reichel, Sec. Lt. des 3. N, Vieats Naab, Sec. Lt. des 8. Inf. Regts., Becker, Sec. Lt. des 9. Inf. Negts., Bartenhauser, Sec. Lt, des 10. Inf. Regts, Donauer, - oa des 13, Inf. Regts., Mildenberger, See. Lt. des 1. Chev.

egts.

Im Sanitätscorps8. 19, Mai, Dr. Welz, Assist. Arzt 2. Kl. des Beurlaubtenstandes der nachgesuchte Abschied ertbeilt.

Nichtamtliches.

Deutsches Reis.

Preußen. Dein, 26 Mai Sé. Majestät der Kaiser und König empfingen gestern Nachmittags 4 Uhr den Reichskanzler Fürsten von Bismark zum Vortrage.

Heute besichtigten Se. Majestät von 91/7 Uhr an auf dem Lempelhofer Felde die 2. und demnächst die 3. Garde-

«nfanteriebrigade und nahmen nach der Rückkehr den Vortra des Geheimen Civilkabinets entgegen. S 1/3 2 07ER i s

L: : ; x R L E E T “C2962 R E e Bei Jhren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten den Kronprinzlichen Herrschaften fand am Montag Nachmittags 3 Uhr im Neuen Palais bei Potsdam aus Anlaß des Geburtstages Jhrer Majestät der Königin von Großbritannien und Jrland, Kaiserin von Wt ein größeres Diner zu 68 Gedecken statt, an welchem t, Pie der Kaiser und König, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, die Mitglieder der Königlichen Familie und die zur Zeit hier weilenden Fürstlichen Personen, der großbritannishe Botschafter Lord Odo Nussel und Gemahlin, das Personal der Botschaft u. A. theilnahmen. Gestern wohnte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz der Besichtigung der kombinirten Garde-Jnfanterie-Brigade auf dem Tempelhofer Felde bei, nahm später militärische Mel- dungen und Vorträge entgegen und kehrte Nachmittags um 5 Uhr nah Potsdam zurück,

Der Bundesrath trat heute zu einer Sißung zu- sammen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des

auses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten eilage.

Jn der heutigen (73.) Sizung des Hauses der Abgeordneten, welher der Minister des Znnern Graf ju Eulenburg und mehrere Kommissarien beiwohnten, seßte as Haus die zweite Berathung des Geseßentwurfs, betref- fend die Organisation der allgemeinen Landesver- waltung, fort. Die 88. 80—85 wurden ohne Debatte nah den Kommissionsbeschlüssen genehmigt. Der §. 86 lautet :

Der Landrath ift befugt, unter Zustimmung des Kreisaus- \s{husses, nach Maßgabe der Vorschriften des Gesetzes über die Polizeiverwaltung vom 11. März 1850 beziehungéweise der Ver- orduung vom 20, September 1867 und des lauenburgischen Ge- seßes vom 7. Januar 1870 für mehrere Ortspolizeibezirke oder für den ganzen Umfang des Kreises gültige Polizeivorschriften zu erlassen und gegen die Nichtbefolgung derselben Geldstrafen bis zum Betrage von dreißig Mark anzudrohen.

nei Hierzu lagen folgende Anträze vor: 1) vom Abg. Lauen- ein:

Das Ha"s der Abgeordneten wolle beschließen: 1) Im 8. 86 Zeile 5 und 6 statt der Worte „für mehrere Ortspolizeibezirke“ zu seßen: „für mehrere Amtsbezirke“. 2) Dem §8. 86 folgendes Alinea hinzuzufügen: „Die gleiche Befugniß steht tn Städten für deren Bezirk der Ortspolizeibehörde mit Zustimmung der Stadt- gemeinde zu. Versagt die Stadtgemeinde die Zustimmung, jo kann folde auf Antrag der Ortspolizeibehörde dur den Bezirk8aus\{chuß ergänzt werden.“

2) Vom Abg. Leonhard:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: In Nr. 2 der Lauensteinschen Anträge Zeile 3 statt „der Stadtgemeinde“ zu seßen: „des Magistrats (Gemeindevorstandes) und der Gemeinde- vertretung“, und statt der Worte in Zeile 3 und 4: „Versagt die Stadt.emeinde die Zustimmung“ zu seßen: „Versagt eine dieser Behörden die Zustimmung“.

Der Minister des Fnnern und die Abgg. Hahn, von

Ludwig, Weyrauch und Freiherr von Zedliß und Neukirch be- kämpften diese Anträge, weil sie einestheils eine unnöthige und zu vielfachen Beschwerden Anlaß gebende Einschränkung der Polizeiverordnungsbefugniß veranlassen würden und anderntheils niht in den Rahmen dieses Gesetzes gehörten. Der Minister des Jnnern wies später noch die Behauptung des Abg. Zelle zurück, daß ohne die Annahme des Antrages Lauenstein 11, die großen Organismen der Städte schlechter gestellt würden als jeder kleine ländlihe Amtsbezirk. _ Der Minister bestritt, daß die Städte das Recht hätten, sih höhere staatliche Organismen erster Jnstanz zu nennen als die ländlichen Amtsbezirke. Jn kleinen Städten machten sich oft in den städtishen Verwaltungen private JFnteressen gel- tend, welche niht geeignet seien, das öffentlihe Jnteresse bei Polizeiverfügungen hinlänglich wahrzunehmen. Der Abg. Richter (Hagen) polemisirte gegen diese Ansicht des Ministers über die Vertretungen kleiner Städte, die- selbe basire auf der Theorie des beshränkten Unterthanen- verstandes, eine Auffassung, welche der Minister des Jnnern bestritt. Nah Zurückziehung des Antrages Leonhard wurde der erste Theil des Antrages Lauenstein mit 184 gegen 149 Stimmen abgelehnt, der zweite Theil desselben in nament- licher Abstimmung mit 197 gegen 152 Stimmen angenommen. (Schluß des Blattes.)

Die Zeiteintheilung für die Herbstübungen beim Garde-Corps für das Jahr 1880 ist folgende: 14. August. Marsch der 3. und 4. Escadron Regiments der Gardes du Corps nah Potsdam und Umgegend. 16.—21, August. Regimentsübungen des Regiments der Gardes du Corps, des Garde-Husaren-,/ 1. und. 3. Garde-Ulanen-Regiments bei Pots- dam. 17, 23, Auzust. Regimentsübungen des Garde- Kürassier-, 1. Garde- Dragoner-, 2. Garde- Ulanen: und 2. Garde-Dragoner-Negiments bei Berlin. 18, August. Marsch des 3, Garde-Regiments z. F. nah Potsdam: Eintreffen des 4. Garde-Grenadier-Regiments Königin in Berlin. 18.—21. August. Regimentsübungen des 4. Garde-Regiments d. F. und 3. Garde - Grenadier - Negiments Königin Elisabeth bei Spandau. 19.—23, August. Negimentsübungen des L Un 8 Garde - Kegiments 4 , bei Potsdam, des 2. Garde-Regiments z. F., Garde-Füsilier-Negiments, Kaiser Alexander Garde:-:Grenadier-Negiments Nr. L Ratier Franz Garde-Grenadier-:Regiments Nr. 2, und 4. Garde- Grenadier-Regiments Königin bei Berlin. 23, August. Marsch des 4. Garde-Regiments z. F., des 3. Garde-Grenadier-Negi- ments Königin Clisabeth und des Regiments der Gardes du Corps nah Berlin und Gegend. 23.—27. August. Brigade- Uebungen der 2. Garde-Kavallerie-Brigade bei Potsdam. 24.—28. August. Brigade-Uebungen der 1. Garde-Jnfante- rie-Brigade bei Potsdam, der 2., 3. und 4. Garde-Fnfante- rie - Brigade und der 1. und 3. Garde- Kavallerie - Bri- gade bei Berlin. 29, August. Ruhetag. 30. August bis 8. September. Uebungen im Divisionsverbande und zwar, nah Abrechnung von 2 Ruhetagen, 5 Tage De- tachementsübungen resp. 3 Tage Detachementsübungen und 2 Tage Exerzitien dex kombinirten Garde-Jnfanterie- brigaden im Terrain, 2 Tage Uebungen der kombinirten Garde-rFnfanteriebrigaden gegeneinander und 1 Tag Divisions- manöver mit markirtem oder supponirtem Feinde. 9, Sep- tember. Ruhetag. 10. und 11. September, Marsch nah Berlin und Gegend. 12. September. Ruhetag. 13. Sep- tember. Große Parade bei Berlin. 14. September. Covrps- manöver vor Sr. Majestät dem Kaiser und Könige südlich von Berlin. 15, September. NRuhetag. 16., 17. und 18. Sep- tember. Feldmanöver des Garde- und IIl. Armee-Corps gegeneinander.

Zwingt Jemand einen Anderen, welcher eine Straf- that begangen, zu einer Geldleistung an die Ortsarmenkasse zum Zweck der Sühne der Strafthat mit der Drohung, daß, wenn dieser diese Geldbuße nicht freiwillig leiste, er die Sache zur Anzeige bringen werde, so ist er, nah einem Erkenntniß des Neichsgerichts, II. Strafsenats, vom 19. Mats D, S, wegen Erpressung aus §. 253 Str. G, B. zu bestrafen.

Vayern, München, 24. Mai, (Allg. Ztg.) Sämmt- lihe RNegierungs-Präsidenten Bayerns sind hier ein- getroffen, um über die Statuten der Wiede U - biläumsstiftun (zu berathen. Der ehemalige Königliche Kabinetssekretär, Regierungs-Rath von Müller ist heute als Referent für staatsrehtliche Angelegenheiten in das Ministerium des Fnnern eingetreten.

,._ Sessen. Darmjtadt, 24. Maî. (D. Z) Fhre König- liche Hoheit die Prinzessin Carl und Se. Großherzogliche See der Prinz Wilhelm begeben sich heute Abend zu hrer Majestät der Königin-Mutter von Bayern nah Hohen- shwangau.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 25. Mai. Aus München wird heute gemeldet, daß der Kronprinz Rudolf, welcher heute früh aus Brüssel dort eingetroffen war, Abends nach Wien weitergereist sei.

Das Herrenhaus nahm heute in der Spezialdebatte das Budget und das Finanzgeseß pro 1880 und das Militär- taxgeseß an. Eine Debatte fand nur liber das Kapitel des Unterrichts-Ministeriums statt. Jm Verlaufe derselben erklärte der Unterrichts-Minister, die Regierung habe nit die Absicht, den Grundsaß der Schulpfliht vom 8. Jahre ab aufzugeben, do müsse sie den lokalen Bedürfnissen Rechnung tragen, wo solche vorhanden seien. Kardinal Schwarzenberg hatte \ich gegen die Schulpfliht vom 8. Jahre ab ausgesprochen. Nachdem \chließlich die Wahl der Delegationsmitglie- der stattgefunden hatte, erfolgte die Vertagu ng des Reichsrathes durch den Minister-Präsidenten im Austrage des Kaisers.

Die „Polit. Corr.“ stellt die verschiedenen Nachrichten über den Seitens Oesterreihs der Pforte gemachten Vorschlag bezüglih deren militärishen Einschreitens gegen die Albanesen klar und sagt, Oesterreih habe der Pforte vorgeschlagen, sie möge durch ihre Truppen Skutari blokiren, um die Verbindung dieser Stadt mit den bei Tusi versanmmel- ten Albanesen abzuschneiden.

=— 20a W L V) Das Fremdenblatt“ meldet, die österreichish-ungarishe Regierung habe dem Antrage der französischen Regierung bezüglih der zur Erledigung der griehischen Frage abzuhaltenden Nachkonferenz be- reits zugestimmt, nachdem sie sich vorher mit Deutschland ins Einvernehmen geseßt habe. Die deutsche Regierung habe dem Antrage Frankreihs unter der Voraussezung beigestimmt, daß alle Mächte zustimmten, an der Zustimmung Rußlands und Jtaliens werde nicht gezweifelt.

Prag, 24. Mai. Das „Prager Abendblatt“ meldet : Se. Majestät der Kaiser trifft am 1. Juni, 7 Uhr früh, in Prag ein, wird daselbst, dem Vernehmen nach, mehrere Tage verweilen, die Garnison inspiziren und auch einige industrielle Etablissements besichtigen. Se. Majestät wird ferner in Theresienstadt, Mnichowiß, Josephstadt und Königgräß Truppenrevuen abhalten. Der hiesige Stadtrath beschloß, beim Stadtverordneten-Kollegium zu beantragen, Se. Majestät den Kaiser feierlih zu empfangen. Zu diesem Behufe wird ein engeres Comité das Festprogramm ausarbeiten.

Brünn, 24. Mai, (Pr.) Während der Anwesenheit des Kaisers werden große Ovationen stattfinden. Die Ge- meindevertretung dürfte sich an die Spiße des Festcomités stellen. Die Dekorirung und Jllumination der ganzen Stadt, eesttheater, Fackelzug unter Betheiligung aller Vereine 2c. sind projektirt. Von hier wird sich der Kaiser nah Krakau begeben.

Agram, 24. Mai, Die „Agramer Zeitung“ meldet: Der Landtag wurde für den 31. Mai einberufen. Der Kommandirende Feldzeugmeister Philippovics wurde tele- graphish nach Wien berufen.

Niederlande. Haag, 25. Mai. (W. T. B) Jn der gestrigen Sißung der Ersten Kammer wurde der Vertrag mit Luxemburg berathen. Hierbei erklärte der Minister des Auswärtigen: Eine von ihm in einer Sißung der Zweiten Kammer gethane Aeußerung habe zu einem Mißver- ständnisse Veranlassung gegeben. Er habe bei jener Gelegen- heit auf die Gefahren hingewiesen, die für die Niederlande entstehen könnten, wenn die Luxemburger Frage nicht entschie- den werden und wenn Luxemburg wider alles Erwarten nicht mehr unabhängig sein sollte. Er habe dabei nicht entfernt daran gedacht, einen Zweifel in die Gültigkeit oder Stärke des Vertrages auszudrücken, durh welchen die Neutralität Luxemburgs anerkannt werde. Um jedcs Mißverständniß zu beseitigen, erkläre er hiermit, daß er die Erklärung über die Neutralität von Luxemburg als vollständig ebenso gewichtig und stark ansehe, wie diejenige über die Neutralität Belgiens nach dessen Trennung von den Niederlanden,

Großbritannien und Friand. London, 24. Mai. (Allg. Corr.) Depeschen aus Kabul und Lahore zufolge scheint die Lage in Afghanistan wieder kritisch werden zu wollen. Am 20. Mai griff eine von Peshbelak kommende britishe Streitmacht unter General Gabh 4000 Afghanen un- weit Maizena, südlich von Djellalabad, an. Der Feind, der eine starke Stellung inne hatte, wurde nach hartnäctigem Widerstande daraus vertrieben und bis Sheikh Maidan ver- folgt, worauf er sich nach allen Richtungen hin zerstreute. Ueber hundert Afghanen blieben todt auf dem Platze, während der britishe Verlust sich auf 2 Todte und 4 Verwundete, unter leßteren zwei Offiziere, beschränkte. Dreitausend Afgha- nen stehen, wie verlautet, im Altimore-Passe, gegenüber Bar- ters Position im Logarthale unweit Hissarak. Es heißt auch, daß in Ghuzni sih eine neue Kombination unter Mohammed Jan gebildet, daß mehrere Wardak- Chefs sich derselben an- geschlossen, und daß der Feind sich in ziemliher Stärke zwischen Shekabad und Ghuzni concentrire. Räubereien finden wieder in Maidan statt, und die von dort nah Kabul führenden Straßen sind unsicher. Jn Kabul selber wurden am Donnerstag Abend 28 Läden durch eine Pulverexplosion zerstört, deren Ursache noch unermittelt ist.

V „Times“. wird aus Kabul gemeldet: Man er- wartet heute die Nachricht von dem Eintreffen der an den Sirdar A bdurrahman abgeschickten Gesandtschaft. Als ein Beweis der Popularität Abdurrahmans bei einem mähti- gen Theile des afghanishen Volkes mag die Thatsache gelten, daß etwa 1000 Personen, hauplsählich Kohistaner, die eng- lishe Gesandtschaft begleitet haben sollen, welche seit ihrem Betreten Turkestans mit der größten Auszeihnung behandelt worden ist. Alle Gouverneure und Beamten haben den Be- fehl erhalten, der Gesandtschaft die größte Achtung und Auf- merksamkeit zu Theil werden zu lassen; es wurden derselben verschiedene Abtheilungen Kavallerie untcr dem Sirdar «Fsmail Khan zwei Märsche von Khanabad entgegengeschickt, um ihr einen ehrenvollen Empfang zu bereiten.

25. Mai, (W. T. B.) Jn der heutigen Unter- haussißung erwiderte der Premier Gladstone auf eine Anfrage Balfours: Zur Vervollständigung der Jnstruktionen für den Botschafter schen würden noh die Antworten einiger Mächte erwartet ; dieselben würden voraussihtlich bald eintreffen, dann würde es hoffentlih möglih sein, die bezüg- lichen Schriftstücke, einschließlich der Göschen ertheilten Jn- struktionen, vorzulegen. Bei Gelegenbeit einer Diskussion über Südafrika betonte der Premier die Nothwendigkeit, den Gouverneur Bartle Frère in seiner Stellung am Kap zu belassen, weil seine Abberufung von diesem Posten dem

Projekte der Errichtung einer südafrikanishen Konföderation

präjudiziren würde. Northcote unterstüßte diese Ansicht. Der Staatssekretär des Fnnern, Harcourt, ist unbean-

standet zum Unterhausmitglied für Derby gewählt worden.

Frankreich. Paris, 23, Mai. (Fr. Corr.) Der Budgetausschuß der Deputirtenkammer verhandelte gestern mit dem neuen Unter-Staatssekretär im Ministerium des Jn- nern und der Kulte, Fallières, über einige Abschnitte des Kultusbudgets. Der Berichterstatter Gatineau wollte die Personalzulagen der Kardinäle ganz streichen, die Subven- tionen für die Musikkapellen der Kirchen und für das Mo- biliar der bischöflichen Paläste um je 50 000 Frs. herabseten. Der Vertreter der Regierung bemühte si, diese Ansäte zu retten, und versprach auf der anderen Seite, sih streng auf dem Boden des Konkordats zu halten und alle Beschlüsse der Kam- mer auch mit Nachdruck zur Dur{hführung zu bringen. Der Ausschuß erklärte sich gleihwohl zu Gunsten der Anträge Gatineaus, desgleichen für die Streihung der Gehälter der Geistlichkeit des Panthéon, wonach also dieses Gebäude, dem Antrage Benjamin Raspails gemäß, seiner weltlichen Bestim- mung wiedergegeben werden sollte.

26, Mai. Wie das heutige „Journal officiel“ meldet, hat der Präsident der Republik durch Dekret vom 23. d. M. den früheren Generalsekretär des Direktoriums der Augsburgischen Konfession, Dr. der Rechte Eugène Hepp, zum Chef der Abtheilung der nichtkatholishen Kulte bei der General-Direktion der Kulte, an Stelle des Hrn. Guillaume Guizot, ernannt.

(W T. B.) Bei der heute im Senat vorgenom- menen Präsidentenwahl wurden 276 Stimmen abgegeben, darunter 121 unbeschriebene oder ungültige Stimmzettel. Von den abgegebenen gültigen 155 Stimmen erhielt Léon Say 147, Leroyer 4, Pelletan 2, Jules Simon 1, Gavardie 1. Léon Say ist somit g wählt.

Es bestätigt sih, daß die sieben Ausländer, welche bei der öffentlichen Kundgebung am Sonntag verhaftet wurden, ausgewiesen werden sollen.

In Folge einer Junterpellation Engelhards hat der Munizipalrath von Paris heute folgende Tage s- ordnung angenommen: „Der Munizipalrath tadelt den Po eIPpraselten, weil Devselbe amt 23 d M seinen Beamten Befehle ertheilt hat, deren Ausführung, indem sie die verabscheuungs8würdigsten Vorgänge unter dem Kaiserreiche erneuerte, gleichzeitig schwere Beeinträchhtigungen der Freiheit der Bürger mit sich brachte.“ Der Polizeipräfekt erklärte, daß der Munizipalrath nicht befugt sei, diese Frage zu prüfen, und verließ hierauf den Saal. Das Tadelsvotum gegen den Polizeipräfekten wurde mit 34 gegen 7 Stimmen angenom- men; 15 Mitglieder enthielten si{ch der Abstimmung.

Die Deputirten des Seinedepartements be- {lossen in ihrer heutigen Versammlung, welche zur Be- sprehung der Vorfälle vom Sonntag stattfand, vor Anregung dieser Frage in der Kammer den Minister des FJnnern um Erklärungen zu ersuhen. Louis Blanc, Clémenceau und Barodet wurden beauftragt, die erforderlihen Schritte bei dem Minister des Fnnern zu thun. Emil Girardin, Sée und Deschanel hatten sih gegen ein solches Verfahren aus- gesprochen.

Die hcutige Sißung der Deputirtenkammer wurde vollständig mit der Berathung des Geseßgentwurfs Ferry's, betresfend die Abschaffung der Obedienzbriefe, ausgefüllt. Ferry vertheidigte die Vorlage, indem er darauf hinwies, daß die Regierung eine schädliche Beeinflussung der Jugend verhindern wolle. Mehrere Artikel wurden ange- nommen und die Weiterberathung sodann auf morgen vertagt.

Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Noubaix ist die Arbeitseinstellung daselbst vollkommen beseitigt.

Italien. Rom, 25, Mai. (W.-T. B.) Se. Majestät der König hat Tecchio zum Präsidenten, Conforti, Bor- gatti , Caccia und Alfieri zu Vize-Präsidenten tes Senats ernannt.

Serbien. Kragujewa4, 25. Mai. (W. T. B.) Die Skupschtina wählte einen Auss{huß von 27 Mitgliedern zur Vorberathung der österreichisch-serbischen Eisenbahnkon- vention; die Majorität des Ausschusses gehört der Re- gierungspartei an. Die nächste Plenarsißung findet am Sonnabend statt.

Nusland und Polen. St. Petersburg, 25, Mai. (W. T. B.) Jn der gestrigen Verhandlung des Prozesses gegen Weimar und Gen. fand das Plaidoyer des Staats- anwalts statt. Die Anklage richtete sih zunächst gegen die An- geshuldigten Saburoff, Berdnikoff, Loewenthal, Bulanoff und Trastschansky, sowie gegen die Frauen Iatanson und Witan- jewa. Der Staatsanwalt wies nach, daß Trasctshansky in zu engem Zusammcnhange mit der nihilistishen Partei gestanden habe ; dieWitanjewa habe sich durch ihren Verkehr mit d r Kolenklina und Malinoffskaja der Verbindung mit der revolutionären Partei schuldig gemacht. Bezüglih Michailoffs führte die Anklage den Nachweis, daß derselbe bei der Flucht des Mörders des Generals Mesenzeff als Kutscher sungirt habe. Hierauf wurde eine einstündige Pause gemacht und sodann die Verhandlung um 2/4 Uhr Nachmittags wieder aufgenommen. Der Staats- anwalt führte alsdann aus, daß die Kolenkina und die Ma- linoffskaja an der nihilistischen Propaganda betheiligt gewesen wären ; die strafbarere sei die Kolenkina, welche zwei Schüsse auf einen Gensd'armen abgegeben und ihr Bedauern, den- selben verfehlt zu haben, geäußert hätte. #um Schluß wandte sich die Anklage gegen Weimar, welchen dieselbe als den Hauptschuldigen bezeichnete. Der Staatsanwalt sah den Be- weis als erbracht an, daß das Pferd, welches den politischen Mördern zur Flucht gedient hatte, das Eigenthum des Dr. Weimar gewesen sei. Ebenso habe diesem auch der RNevolver angehört, womit zwei politishe Attentate verübt wurden. Die Anklage erwähnte auch noch der Beziehungen, welche Weimar mit den Führern der Nihilisten in Paris unter- halten habe. Die Rede des Staatsanwalts war von großer Wirkung. Um 4/7 Uhr ward die Verhandlung bis 7 Uhr vertagt. Die Abendsißung war den Reden der Vertheidiger gewidmet, | :

26. Mai. (W. T. B.) Die Schlußsißung in dem Prozesse Weimar dauerte 13 Stunden, Das Gericht erkannte sämmtliche Angeklagte s{huldig; das Urtheil wurde heute früh 31/7 Uhr verkündigt. Nach demselben werden verurtheilt : Adrian Micailoff und Wladimir Saburoff zum Tode durch den Strang, Wassili Troschtshansky zu 20jähriger, Orest Weimar und Leonti Berdnikoff zu je 15 jähriger Zwangs- arbeit in den Bergwerken, Maria Kolenkina zu 15öjähriger Fabri kzwangsarbeit, Leib Loewenthal zu 10jähriger Festungs-

arbeit, Olga Nathanson zu 6jähriger und Olga Witanjew zu 4 jäh- riger Fabrikzwangsarbeit, Alexandra Malinoffskaja zur Ver- bannung nah Tobolsk mit Verlust aller Rechte, Leonid Bu- lanoff zu gleicher Strafe ohne Verlust der Rehte. Bei Weimar und der Kolenkina wurden Milderungsgründe be- willigt.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Venedig, Mittwoh, 26. Mai. Jhre Majestät die Königin von Gri:chenland ist gestern Abend nah St. Peters- burg abgereist. Se. Majestät der König von Griechenland wird seine Reise nah Paris heute Vormittag fortseßen.

St. Petersburg, Mittwoch, 26. Mai. Die gestrige Schlußsißung in dem Prozesse Weimar begann Vormittags 111/, Uhr. Zuerst sprach der Vertheidiger der Malin offskaja, dann folgte die Replik des Prokurators Oberst Kessel auf die Rede des Vertheidigers Weimar. Kessel hielt die Anklage gegen Weimar in allen Punkten aufreht. Nach einer Replik des Vertheidigers Weimars wurde den Angeklagten das leßte Wort ertheilt. Michailoff sprach nur kurz und schloß mit der Bitte um Milderung seiner Strafe, da er weder auf Erden, noch im Himmel als Fakobiner erscheinen möchte. Berdnikoff verzichtete auf das Wort. Saburoff suchte in einer längeren Rede seine Unschuld zu beweisen, indem er sih auf verschiedene Geseßesparagraphen berief. Weimar spra nur kurze Zeit und äußerte, daß er bei dem vorliegenden That- bestande nicht begreife, weshalb er sih auf der Anklagebank befinde. Nachmittags um 2 Uhr zog \ih der Gerichtshof zur Berathung zurück und erschien erst heute früh um 31/4- Uhr wieder, um das Urtheil zu verkünden. Michai- loff, Weimar, Saburoff, Berdnikoff und die Kolenkina wurden schuldig befunden der Zugehörigkeit zu einer - Gesellschaft, welche den gewaltsamen Umsturz der staatlichen, gesellschaft- lichen und wirthschaftlichen Ordnung bezweckt, die übrigen Angeklagten der Zugehörigkeit zu einer sozial-revolutionären Partei, welhe den Umsturz der bestehenden Ordnung in näherer oder fernerer Zeit erstrebt. Es folgte sodann die Verlesung der bereits gemeldeten zuerkannten Strafen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Deputation des deutschen Juristentages hat in ihrer |

PfingstsiBung zu Leipzig unter dem Vorsiße ihres Präsidenten, Pro- fessors Gneist, beschlossen, den diesjährigen Juristentag am 9., 10. und 11, September zu Leipzig stattfinden zu lassen.

Von dem im Verlage der Gebrüder Kröner in Stuttgart er- scheinenden Prachtwerk „Unser Vaterland in Wort und Bild“, geschildert von einem Verein der bedeutendsten Schrift- steller und Künstler Deutshlands und Oesterreichs, liegen wieder zwei neue Lieferungen, die 50. und 51., vor. In denselben wird der Leser und Beschauer durch den lieben: würdigen, kenntniß- und ge- müthreichen Führer Herman von Schmid dur das hbecrlibe Ober - bayern weikergeleitet, während Künstler wie W. Diez, R. Püttner, I. Wopfner, C. Raupp, L. Ritter und J. G. Steffan ihm die prächtigsten Aussichten in die grandiose Bergwelt und die lebendig- sten Schilderungen ihrer Bewohner darbieten. Als größere Kunst- blätter verdienen Hervorhebung: „Saumpferd an der Benedikten- wand“ von Fr. Volt, „Tegernsee“, von L. Höfer, „Kirhweih in der Kaiserklause“, von W. Diez, und „Ziegenalm“, von Fr. Volt.

Für Kunsftgelehrte und Archäologen, Künstler, Freunde der Kunst fowic des Kunstgewerbes dürste es von Interesse sein zu erfahren, daß die Weidmann sche Buchhandlung hierselbst ein praktisches Hande und Nacbsclagebuch besorgt hat, welhes ihnen in ihrem Fache die mannigfac}sle willkommene Auskunft gewährt. Dasselb- führt den Titel: „Statistischßes Handbuc für _un Kunstgewerbe im Deutschen Reich 1820-«. Un der Spiye wird das Kaiserlich deutsche Institut für archäologische Korrespondenz nebst seiner Organisation aufgeführt; dann folgt eine Uebersicht sämmtlicher öffentlihen Kunstsammlungen im Reiche (einschließli des Privatbesitßes regierender Häuser), nach den Städten alphabetisch geordnet. Dagegen haben die privaten, dod auch Jedermann ju- gänglihen Sammlungen (wie z. B, in München die Schaksche, in Berlin die Raczynéki’ sche) leider keine Aufnahme gefunden, eine Lüdke, die gewiß später ausgefüllt werden dürfte : vielleicht durch einen Appendix, der ja den übrigen Inhalk in seinem gewisser- maßen halbamtlichen Charakter nicht beeinträchtigen würde. Was das gegebene Verzeichniß der öffentlichen Samm- lungen besrifst, so enthalt dasselbe die Personalien DEE Leiter, Nachweise über das Alter des Bestehens, die Eintheilung und das darin Gebotene, die Zahl der Nummern, den Etat für die Vermehbrungen, die Besuchszeiten, die Kataloge und sonstigen Publikationen. Der Abschnitt „Lehranstalten“ verzeichnet zunächst die Beseßung der Lehrstühle für Archäclogte und Kunst an den deutschen Universitäten. Dann folgt eine Uebersiht der Abthei- lungen für Hochbau an den 8 tehnishen Hochschulen in Deutschland nebst Lehrplänen und ferner ebenso der Kunstakademien (denen jedo befremdliher Weise ihre Stelle hinter jenen angewiesen worden ist) und der Kunstgewerbe schulen, ‘wieder nach tea Städten alphabetisch geordnet. Der nächste Abschnitt ent- hält ein Verzeichniß der Kunstvereine und Vereinsverbände, ihres Stiftungs8jahres, ihrer Organisation, der Personalien ihres Vorsiandes, ihrer Ausstellungen, Sammlungen u. . w. Ein Anhang endlich verzeich- net die wichtigsten Behörd-n der deutschen Staaten für Kunstverwaltung (Ministerien, Konservatoren, Landeskommissionen, Sachverständigen- Vereine 2c.). Sehr dankenswerth, weil leicht orientirend, sind das alphabetische Sachregister und das Ortsverzeichniß am Schluß. Der nächste, zweite Jahrgang, welher im Januar 1881 erscheinen soll, wird übrigens, wie die Vetrlagsbuchhandlung mittheilt, außer Grgänzungen und Abrundungen des gege: wärtig Gebotenen, auch die kunstgeshichtlihen, kunstgewerblihen und Alterthumsvereine, sowie die fahlich sich bethätigenden Künstlervereine in den Kreis seiner Mittheilungen ziehen. Auch ift eine Ausdehnung auf Oesterreich ins Auge gefaßt worden. Das treffliche Handcuch ist, wie alle Publikationen des genannten Verlages, gediegen ausgestattet und der Preis von 5 4 bei der Summe mühevoller Arbeit, die es birgt, gewiß ein niedriger zu nennen.

Land- und Forftwirthschaft.

Am 29,, 30. und 31. Mai 1880 soll in Dresden, und zwar in den vormaligen Königlichen Gardereiter-Kasernen in Dreétden- Neustackt, Wiesenthorstraße Nr. 8, eine Ausstellung edler Reit- und Wagen-, sowie guter Zucht- und Arbeite-Pferde, verbunden mit einer Ausftellung von Wagen-, Fahr- und Reituten- filien, stattfinden. Mit der Ausstellung is ein Markt der aus- gestellten Objekte sowie die}Prämiirung der hervorrazendsten Pferde und Verloosung von Ausstellungsgegenständen verknüpft,

Na umbur g, 21. Mai. (Magd. Zîa.) Die Wettervoraus- sagung des Professors Klinkerfues für den 20. d, M. hat sih mit dem „strengen Na chtfroste“cin allerbedauerlichster Weise bewahr- heitet. Was die vorangegangenen kalten Mainächte noch verschont hatten, ift vom 19. bis 20. d. M. eine Beute des Frostes geworden. In den Saalbergen sind die Riesling-, Gutedel- und Schönfeiler- forten fast durchweg vernichtet, Nur in wenigen Lagen finden sich Kartoffeln und Oelsaaten noch unbeshädigt, Heute bereits sieht man die Landleute mit dem Umpflügen der ruinirten Kartoffelsaaten in voller Arbeit. :

Langensalza, ‘0. Mai. (Magdeb. B09) Die Aussichten auf eine gute Ernte, welche durch den hafen Fro ft des 1, Mai schon

sehr gemindert waren, sind durch die scharfen Fröste der beiden leßten Nächte faft ganz vernihteîi. Nach dem starken Regenfall vom 5. und 6, Mai folgten bei \charfem nördlichen und öftlihen Wind 14 treckne Tage, und vom 9, bis 12. sank die Temperatur in jeder Nacht auf oder unter den Nullpunkt. In der Nacht zum 19. war das Minimum 1,5 Grad C., zum 20. 2,0 Grad, im Freien 3,0 Grad. Auf stehendem Wasser hatte sih eine Eiéshicht von 1 mm Die ge- bildet. Durch diese beiden Nachtfröste, die von scharfen Ost- und Nordostwinden begleitet waren, is in unsern Gärten und Feldern großer Schaden angerihtet worden, und seit 1846 haben unsere Fluren im Frühjahr feinen fo betrübenden Anblick dargeboten wie jeßt. Der RNogaen hat sih nit bestaudet, zeigt {on an manchen Stellen gelbe Wurzelblätter, und wahrscheinlich haben die aus den Halmen heraustretenden Aehren durch den Frost gelitten. Die frühe Gerste ist durch den Frost geschädigt, die späte dur die Dürre \{chlecht aufgegangen. Das Kartoffelkraut, die früh {ca blühenden Erbsen, die {hon aufgegangenen Bohnen sind erfroren, ebenso die Klee- und andere Futterpflanzen. Die Aussichten auf eine Obsternte find gänzlich ges{wunden.

Dem lehten Berichte des K, K. österreihishen Ackerbau- Ministeriums über den Stand der Saaten in Oesterreich- Ungarn Mitte Mai 1880 entnehmen wir folgende Angaben: Die Wintersaaten stehen meistentheils schr \{ön, doch müssen bei Beurtheilung der zu erhoffenden Ernte auch die ungewöhnlich zahl- reiben vollständigen Auswinterungen, beziehungsweise Umackerungen in Betracht gezogen werden, über deren Umfang noch fortwährend sehr unerfreuliche detaillirte Berichte einlaufen. Viel Weizen wird wegen großer Ueppigkeit geserbt, dagegen liegen auch ziemlich zahl- reiche Berichte über dünnen Stand des Roggens vor, namentlich aus Galizien. Roggen fing Mitte Mai in Ünzarn, sowie in den wärmsten Lagen der Alpenländer bereits zu blühen an und stand in Schl.sien {on in Achren, was in dieser Jahres- zeit selten vorkommt. Durch den Regen wurde viel Roggen nieder- ges{chlagen, namentlich in Niederösterr-ich und Steiermark. Auch nahmen manbe Weizensaaten in Folge Nässe und Kälte eine gelb- lihe Färbung an, was aus einigen Stationen in Böhmen und Mähren berichtet wird. Ueber die Sommersaaten ist im AlU- gemeinen das Erfreulichsie zu berihten; ihr Stand läßt in den meisten Lagen kaum etwas zu wünschen übrig, nur sind manche Gerstensorten durch die Nässe etwas vergilbt, andere durch die Fröôste an den Spitzen gesengt. In Südtirol \choßte die Gerste hon. Der Mais war zwar größtentheils bereits angebaut, muß jedoch auf vielen Feldern nochmals angebaut werden, da der zur ersten Aussaat verwendete Same in vielen Fällen nicht aufgeht. Der Raps blühte in der nördlichen Zone, in der mittleren hatte er verbluht Ucber den Schotenansaß desselben lauten die Nachrichten theils günstig, theils ungünstig. Ueber den Fla s liegen gute Nachrichten aus den Sudetenvorlagen Böhmens und Mährens vor. Die Weberkarden in Oberösterreih sind häufig ausgewintert. Die in der zweiten Hälfte Apyrils angebauten Kartoffeln sind s{hön gekommen und haben die zeitlich gebauten erfreulide Fortschritte im Wa-bêethume gemacht. Frühe Kartoffeln werden behäufelt, frühe Rübensaaten vereinzelt. Einjähriger Rothklee und das Gras zweishnittiger Wiesen stehen mit weni- gen Ausnahmen, welche den öftlih von Lemberg gele zenen Theil von Galizien und das Karstland von Krain betreffen, soweit die Nach- rihten reibe", durhaus s{ôn und hoffnungsvoll ; etwas weniger werden Luzerne und einschnittige Wiesen gelobt, wäh- rend zweijähriger Rothklee größtentheils und der Jnecar- natklee in Görz und Istrien geradezu allgemein \{ch{lecht ausfehen. Luzerne lieferte auch in vielea Lagen der nördlichen Zone hon seit Anfang der zweiten Monatswoche Grünfutter. H op fen wurde an die Stange geführt. Der Wein hat in Dalmatien am 10.,, in Bozen am 15. zu blühen angefangen. Der Trauben- ansaß an den verschont gebliebenen Reben ist in den meisten Weinländern der österreihisch-ungarischen Monarchie befriedigend. Die Obstbäume jtanden zur Zeit des Berichtes, Mitte Mai, in der nördlichen Zone noch zurn größeren Theile in der Blüthe, in der

i ht noch NAauf-l QU ven Norwe serguverii unv u A S E Frofte den Blüthen viel geschadet, in der mitt-

¿ron uno der südlichen Zone aber sind verhältnißmäßig sehr wenig Lerostsäden seit Anfang April vorgekommen. Die Oliven in Dalmatien berechtigen zu guten Erntehoffnungen. Die Seiden- raupen befinden sih in Südtirol meist in der zweiten oder dritten, in Görz und Dalmatien s{chon in der vierten Alteréperiode. “Vte Campagne läßt sih in Tirol und Dalmatien ziemlich gut, in Görz minder gut an.

Gewerbe und Sande).

Der diesjährige Berliner Wollmarkt wird in den Tagen vom 19. bis 21, Juni cr. und zwar auf dem zwischen der Aer- straße und Brunnenstraße belegenen Berliner Viehbofe abgehalten werden. Vor den bezeichneten Markttagen darf der Wollmarkt nicht beginnen. Die Verkaufsstellen und Lagerungspläße werden durch die Verwaltung des Viehhofes angewiesen.

In der gestrigen Generalversammlung der Deutsg%Hen Secehandelsgesellschaft, bei welcher si 98 Aktionäre mit 2475 Stimmen betheiligten, kam, wie die „B. Börs. Ztg.“ berichtet, ad 1 der Tagesordnung die Thatsache zur Mittheilung, daß die im 8. 38 des Statuts vorgesehene Unterstüßung des Reiches vom Reichstage nicht bewilligt worden sci, uud daß somit der Gesellschaftsvertrag mit dem 1, Mai d. I. ablaufe. Hierauf wurde ad 2 der Tagesordnung be- \{lossen, von der Wahl befonderer Liquidatoren abzusehen, und die Liquidation nah Maßgabe des Handelsgeseßbuches (Art, 244) der Direktion zu überlassen. - Nachdem alsdann der mit der Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft der Südsee Inseln in Hamburg abge- \chlossene Vertrag über die Sicherstellung der dieser leßteren Gesellschaft geleisteten Anzahlung von 1220 000 #6, vom 26. Februar d. J, ver- lesen worden, erklärte der Vorfißende die Tagegordnung für erschöpft. Im Uebrigen aber brachte derselbe noch zur Kenntuiß der Versamm- lung, daß der Verwaltungsrath bemüht gewesea sei, durch geeignete Verhandlungen mit der Deutschen Handels- und Plantagen-Gesell- schaft der Südsee-Juseln zu Hamburz bezw. den Gläubigern der- selben das nationale Interesse an jenen Inselgruppen dur thunliche Sicherstellung und weitere Entwickelung des vorhandenen Keimes auch unter den jeßigen Verhältnissen zu fördern. Bei diesen Ver- handlungen, welche noch nicht zum Abschlusse gelangt seien, werde die Rekonstruktion der Deutschen Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südsee-Inseln etwa auf folgenden Grundlagen gedacht: 1) Die Passiva der zuleyt genannten Gesfellscbaft bestehe in runden Zahlen aus eiwa folgenden Posten: a. 2300000 Æ (Kreditoren in England und Deutschland), b. 1200000 (Forderung der Deut- hen Seehandels-Gesellschaft in Liquid.), zusammen 3 500 000 2) Die Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellshaft der Südsee- Inseln in Hamburg nimmt die Firma „Deutsche Seehandels- Gesellschaft“ und im Wesentlichen das Statut dieser Gesellschaft anz; der Siy jener Gesellschaft bleibt in Hamburg. 3) Die Aktien der Deutschen Seehandels-Gesellshaft zu Hamburg sollen gleich- berechtigt sein. 4) Die ad 1a, erwähnten Kreditoren der Deut- hen Handels- und Plantagen - Gesellshaft der Südsee- Inseln zu Hamburg zeichnen 23090000 Æ& der neu auszugebenden Aktien, so daß aus der Einzahlung hierauf die Forderungen dieser Kreditoren ausgeglichen werden. 5) Die bestehenden Aktien der Deutschea Handels- und lantagengesellscaft werden a redu- zirt, daß hierdurch d?n alten Aktionären dieser Gesells{hast eine nach Lage der Verhältnisse zu bemessende Abfindung in Aktie: der Deut- {hen Seehandels-Gesellschaft zu Hamburg gewährt wird, was Gegen- stand der Verhandlung mit allen Kreditoren ist. 6) Behufs Aus- gleihung der Forderung von 1 200 000 A4 ad 1b, werden den Afktio- nären der Deutschen Seehandels-Gesellschaft in Liquidation gegen Son der ihnen zustehenden Liquidationêrehte Obligationen der Deutschen See- handels-Gesellshaft zu Hamburg angeboten, welche die jeßt für die ad 1b, erwähnten 1200000 M gegebene Sicherheit behalten, deren Zinsfuß und Amortisationebedingungen jedoch_ noch näher zu verein- baren sind. Zugleich soll den Inhabern der Obligationen die Be-