1880 / 128 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Jun 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Die Beschreibung der ausgestellten Abgüsse ist am Ein- gange für 50 „3 käuflich. Berlin, den 2. Juni 1880, S General-Verwaltung der Königlihen Museen.

Evangelischer Ober-Kirchenrath.

Der in die Oberpfarrstelle zu Zörbig berufene Propst und Superintendent Schmidt in Lissen is zum Superin- tendenten der Ephorie Brehna, Regierungsbezirk Merse- burg, bestellt worden.

Abgereist: Se. Excellenz der General - Jntendant der Königlichen Schauspiele, von Hülsen, nah Dresden.

Nichkamtliches. Deutsches Nei%h.

Preußen. Berlin, 3. Juni. Aus St. Petersburg bringt der Telegraph die für unser Kaiserhaus überaus s{hmerzlihe Kunde, daß Jhre Majestät die Kaiserin von Nußland heute Jhren langen Leiden erlegen ist.

Der Allerhöchste Hof hat für die Dahingeschiedene auf vier Wochen Trauer angelegt.

Der Bundesrath trat heute zu einer Sißung zu- sammen.

Das Geschäftspersonal hat an den Waaren und der Kasse, zu welchen es gleih dem Prinzipal unbeschränkten Zu- gang hat, nach einem Erkenntniß des Reichs gerichts, I, Strafsenat, vom 5. April d. J., in der Regel keinen Ge- wahrsam, und begeht dieses dur dessen Aneignung nicht eine Unterschlagung, sondern einen Diebstahl. E

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Nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts,

I. Strafsenats, vom 5. April d. J,, gehört die positive Kennt-

niß des Hehlers vom strafbaren Erwerb niht zum That-

bestande der Hehlerei; es genügt der Ankauf unter Um-

ständen, welche den Erwerb der qu. Sache durch eine strafbare Handlung wahrscheinlich machen.

Vayern, München, 2. Juni. (W. T. B.) Die von der deutschen Volkspartei wegen Auflösung der am 5. April berufenen Volksversammlung erhobene Beschwerde ist von der Kreis regierung verworfen worden.

Vaden. Karlsruhe, 1. Zuni. Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin begiebt sih, wie die „Karlsr. BiE meldet, morgen nah Baden-Baden zum Besuch Jhrer Majestät der Kaiserin.

Württemberg. Stuttgart, 31. Mai. (St. A. f. W.) Se. Maj. der König hat heute auf der Königlichen Villa bei Berg Residenz genommen. Es is neuerdings mit Aller- höchster Genehmigung Sr. Maj. des Königs die für die Königlich preußische Armee neu erlassene Verordnung über die Ergänzung der Offiziere des Friedensstandes nebst Bestimmungen über den Geschäftsgang der Ober-Militär- Examinationskommission bei den Prüfungen, vom 11. März 1880 beim XIII. (Königlich Lürttembergischen) Armee-Corps mit den für die Verhältnisse des leßteren geltenden besonderen Beftimmungen zur Einführung gebracht worden.

Sachsen - Weimar - Eisenah. Eisenach, 31. Mai. C I) Dié il den 2 d, M. hier vez:sammelte Konferenz von Abgeordneten evangelischer deut- \scher Kirchenverwaltungen hat den Entwurf eines evangelishen Gesang- und Gebetbuchs für das deutsche Kriegsheer , welcher 150 Kirchenlieder und auße. dem Gebete, biblishe Kernsprüche, die 5 christlihen Haupt- stücke, den Fahneneid und 14 religiöse Volkslieder umfaßt, vorgestern einstimmig gebilligt, unter dem Vorbehalt, daß der Katechismus und der Aieneio in Rücksicht auf die in beiderlei Hinsicht in den Landeskirhen vorhandenen Ver- schiedenheiten niht aufgenommen und das Uebrige auf Grund der im Einzelnen geltend gemachten Wünsche einer nohmaligen Revision _durch eine Kommission unter- zogen werde. Ebenso einstimmig wurde den Kirchenverwal- tungen empfohlen, nach Abschluß der Redaktionsarbeit die Einführung des Buches in ihrem Aussichtsgebiet möglichst zu unterstüßen und, soweit dies mit den Ordnungen und Be- dürfnissen einzelner Landeskirchen gegenwärtig noch nicht ver- einbar erscheint, wenigstens dahin zu wirken, daß das gemein- same Gesang- und Gebetbuch im Kriegsfalle bei den gesammten in das Feld ausrückenden Heerestheilen gebraucht wnd bei vorkommender Revision der in ihrem Bezirke vorhandenen na er auf die Aufnahme der 150 Lieder des Militär- gesangbuches thunlichst in der hier angenommenen Fassung Bedacht genommen werde. Ein weiterer Beschluß, daß auch in den Garnisonen, in welchen entweder besondere Militärgottes- dienste nicht gee sind oder Auszüge aus dem Landes- i ras bei denselben vorgezogen werden, den Soldaten ür den persönlichen Gebrauch in Kasernen, Lazarethen und Kantonnements das gemeinsame Gesangbuch in die Hand ge- eben werde, wurde mit allen gegen 2 Stimmen gefaßt. Die für den Abschluß der Redaktionsarbeit gewählte Kommission besteht aus folgenden 6 Mitgliedern: Prälat Doll aus Karls- ruhe, Propst Dr. v. d. Goly aus Berlin, Ober- ofprediger Dr. Kohlschütter aus Dresden, Ober-Konsistorial- ath Dr. Linß aus Darmstadt, Prälat von Müller aus Stuttgart und Ober-Hofprediger Teichmüller aus Dessau; sie hat den Propst v. d, Goly zu ihrem Vorsißenden gewählt. Es ist Aussicht vorhanden, daß dieselbe noch im Laufe dieses Jahres ihre Arbeit abschließen kann, so daß das Buch im Namen der Konferenz der Kirchenverwaltungen mitgetheilt und dem Kaiser als dem obersten Kriegsherrn unter dem An- heimstellen weiterer Maßnahmen überreiht werden kann. Aus den sonstigen Verhandlungen verdient noch Folgendes Hervor- hebung. Für das im Austrag der Konferenz erscheinende „Allgemeine Kirchenblatt“, welches die in sämmtlichen Landes- kirchen erlassenen Geseße und Verordnungen mittheilt, wurde die Uebertragung des Verlags an die Grüningersche Hof- Buchdruckerei in Stuttgart genehmigt. Die ort- seßung der die Revision des kleinen lutherishen Kate- hismus _ betreffenden Vorarbeiten wurde einer Kom- mission übertragen. Die vor 2 Jahren angeregte Herstellung

dem Ziele näher gerückt, als die Erklärungen der norddeuschen Kirchenverwaltungen unter dem Vorbehalt der noch ausstehen- den Zustimmung einzelner Jnstanzen die Erreichung des Zieles für Norddeutschland in Aussicht stellen, während für Süd- deutshland die bisher nicht übliche Feier an einem Wochen- tage für jeßt auf kaum überwindlihe Schwierigkeiten gestoßen ist, Endlich sei noh erwähnt, daß ein Beschluß der Konferenz bestimmt ist, die Bedenken zu beseitigen, welche cinige Kirchen- verwaltunygen seit 5 Jahren veranlaßt haben, sich niht mehr an der Konferenz zu betheiligen.

Oesterreich-Ungarn. Prag, 1. Juni. Die hiesigen Blätter feiern die Ankunft des Kaisers. Dic „Bohemia“ 100t: „Die Ankunft des Kaisers verleiht dem B:ginne des Monats ein freund- lihes Gepräge, das zur Stimmung der leßten vier Wochen in merklihem Gegensaße steht. An die Stelle des Zwistes tritt die Eintracht, in die si beide Nationalitäten der Landes- hauptstadt zur Begrüßung des Herrschers zusammenfinden. Die verfassungstreue Bevölkerung stimmt wie immer in diese Aeußerungen patriotisher Freude ein, was auch immer von den leitenden Kreisen in mindestens unkluger Weise gethan worden sein mag, die Gemüther der verfassungstreuen Bevöl- kerung zu verstimmen.“ Das „Prager Tagblatt“ \chreibt : „Der Träger der Krone, hoh entrückt dem Partigetriebe, in seiner Person die ruhmvolle Tradition von Jahrhunderten verkörpernd, unausgeseßt bemüht, dem Frieden unter seinen Völkern, wo es nur immer möglich, die Wege zu ebnen, er repräsentirt das Dauernde im Wechsel, die Bürgschaft des Sieges, welchen die Eintracht über den Streit, der österreichische Staatsgedanke über Spaltungsgelüste zuverlässig davontragen wird.“ „Politik“ und „Pokrok“ erwarten von der Kaiserreise rolitishe Erfolge.

Pest, 31. Mai. Die in Angelegenheit des ungarish- croatischen finanziellen Ausgleiches entsendete Regnicolar- Deputation hielt heute unter Vorsiß des Grafen Johann Cziraky cine Sigzung, in welcher von Seite der Königlich ungarischen Regierung der Minister-Präsident von Tisza, Finanz: Minister Graf A Minister von Bedeko vi und Banus Graf Ladislaus Pejacsevich zugegen waren. Der Referent Dr. Max Falk legte den auf Grund der bis- herigen Beschlüsse der Deputation durch ihn verfaßten Geseß- entwurf vor, welchen die Deputation, nachdem der Banus von Croatien erklärt hatte, daß er dem Geseßentwurfe zustimme, unverändert annahm. Die angenommene Geseßzesvorlage wird in der UVebersezung des Referenten der croatischen Deputation übermittelt werden. Morgen Nachmittags werden beide Depu- tationen eine gemeinschaftlihe Sißung halten, in welcher der Geseßentwurf behufs Annahme vorgelegt werden soll,

2 Juni. W. L. B) Das Abgeordneten- haus hat die Theißbahnvorlage nach den Anträgen des Auss{usses und mit einem von dem Finanz-Minister vor- geshlagenen Amendement genehmigt, wonach den Direktions- räthen und den Mitgliedern des Aussichtscomités über das Jahr 1880 keinerlei Honorar mehr zukommen foll, Jm weiteren Verlaufe der Spezialdebatte über die Theißbahn- vorlage wurde der §8.4, betreffend die Betriebsübernahme der Strecke Miskolcz-Debreczin event. Miskolcz-Puespoek-Ladany durch die ungarische Nordostbahn, in namentlicher Abstim- mung mit 99 gegen 92 Stimmen abgelehnt. Das O ber- haus beshloß, das Jmmunitätsreht derjenigen Mitglieder des Oberhauses, welche bei dem Duell zwischen dem Grafen Zichy und dem Grafen Karolyi betheiligt waren, aufzuheben.

_— Dem Abgeordnetenhause ist heute von dem Minister für öffentlihe Arbeiten und Kommunikationen ein Geseßentwurf vorgelegt worden, durh welchen der Ausbau der von Sunja über Kostainicza an die bosnische Grenze sih erstreckenden Eisenbahn, welche gleichzeitig mit der bosnischen Eisenbahn Doberlin-Banjaluka in Verbindung zu bringen ist, angeordnet werden soll. Der Bau dieser Strecke ist gleichzeitig mit den Linien Sissek-Sunja und Sissek-Karlstadt in Angriff zu nehmen. Die Baukosten sind dur den aus den außerordentlichen Einnahmen der Staats- forsten der Militärgrenze gebildeten Fonds zu bistreiten, wel- Oa eventuell unverzinsliche Staatsvorschüsse gewährt werden ollen.

Triest, 1. Juni, Die Vereinigung der kroatischen Militärgrenze mit Kroatien steht, wie man der „Triester Ztg.“ aus Agram berichtet, unmittelbar nah Abschluß des Aus- gleies bevor. Das K. Manifest, welches die Einverleibung der Grenze in das Mutterland verkündet, sei bereits konzipirt und FHM. Philippovich soll nah Wien berufen worden sein, um dem Kaiser über die Vollendung der Vorarbeiten Bericht zu erstatten, Die Wahlen für den kroatischen Landtag würden wohl baldigst ausgeschrieben werden, so daß die Grenzer an der Berathung theilnehmen und die Jnkorporirung und On sih unter Kontrole des Landtages vollziehen werde.

Großbritannien und Jrland. London, 1, «uni, (Allg. Corr.) Lord Ripon, der neue Vizekönig von Indien, traf gestern mit dem Postdampfer „Ancona“ in Bombay ein. Am 3. ds. begiebt er sich ‘nah Simla, dem Sommersite der indischen Regierung:

Aus der Kapstadt (via Madeira) wird dem Reut er- S gemeldet: General-Major Clifford wurde bis zur erwarteten Ankunft Sir George Colley's als Vize-Gouverneur von Natal eingeshworen. Jn der geseßgebenden Versammlung der Kapkolonie wurden mehrere ministerielle Vorlagen eingebracht und zum ersten Male gelesen, Der Werth der im vorigen Jahre vom Kap exportirten Diamanten beträgt über 3 500 000 Pfd. Sterl. E IANN von East London nah Queenstown ist eröffnet worden.

Aus Simla wird dem Neuterschen Bureau unterm 31. v. M. gemeldet :

In Kabul wurde die Ruhe nicht gestört. Am 20. d. M. hatte Ayub Khan in Kozabad, außerhalb Herat, ein Lager bezogen. 1000 Sowars hatten \ich \{chon vorher nach der Grenze von Kandahar be- geben. Mahomed Jan scheint eine große Anzahl von Mannschaften in Zumat zusammenzuziehen. General Ghulam Haidar ist gleich- falls zu ihm gestoßen.

Kalkutta, 2. Juni. (W. T. B.) Vier Compagnien englischer Truppen haben Befehl erhalten, behufs Ein- nahme von Stellungen zum Schutze der englisch-birman i- hen Grenze sih zum sofortigen Abmarsche bereit zu halten.

Frankreich. Paris, 1. Juni. (C. Ztg.) Die Depu-

eines gemeinsamen nationalen Buß- und Bettages ist insofern

sation der Armee- Verwaltung. Diese Frage liegt be- reits seit vier Jahren der Kammer vor. Der Berichterstatter Margaine sprach für die vollständige Reform der Verwaltung, während General de Chanal für das alte System eintrct.

T C.) Der N eneral hat in Folge des offenen Schmähbriefs, den Henri 9 ochefort an ihn gerichtet hatte, noh eigens in der von dem jungen Rochefort besuchten Sqhul- anstalt des Hrn. Grousset dur den Polizeikommissar Dembre- ville eine Enquete einleiten lassen. Das Ergebniß derselben ist für den jungen Rochefort, welcher die Anstalt unter dem Namen Luçay besuchte, und für seinen Vater geradezu ver- nichtend.

Aus Lyon, vom 1. Juni, wird telegraphirt :

Gestern hat in der Vorstadt Croir-Rousse eine schr stürmische Versammlung stattgefunden. Die Anhänger Blarqui’'s hatten den Saal beseßt. Der Lärm begann \ch{on bei der Wahl des Bureaus, Die Blanquisten bewirkten, daß Blarqui zum Ehrenpräsidenten er- nannt wurde. Da ein Anhänger des Hrn. Ballue erklärte, daß die Wähler des Hrn. Ferrer für Hrn. Ballue stimmen würden, weil Vlarqui nur Dank dem Beistande der Safkristeidiener und der katho- lisben Vercine eine so große Anzahl von Stimmen erzielt hätte, stürzten sich die Anhänger Blar qui's auf den Redner. Man trak- tirte sih gegenseitig mit Faustshlägen. Eine Gruppe von Blan- quiften warf si auf Hrn. Ballue, und wenig fehlte, daß die Versamm- lung ein tragishes Ende genommen hätte. Der Kommissär legte endlich seine Schärpe an und löste die Versammlung auf. Eine Mcnge von m:hreren tausend Individuen blieb gleihwchl an Ort und Stelle; es gab noch einige Raufereien, aber gegen 11 Uhr war die Ruhe wieder hergestellt.

U Œ D B) De Kommission des Senats zur Vorberathung der Zolltarife hat beschlossen, die von der Deputirtenkammer votirten Zollsäße auf Rindvieh beträchtlih zu erhöhen.

Portugal. Lissabon, 1. Juni. (Ag. Hav.) Das „Diario do Gobierno“ meldet, daß die Ceremonie der Ueber- führung der Reste Vasco de Gama's und Camoens auf den 8. Juni anstatt des 8. Oktober angeseßt sei.

Italien. Nom, 2. Juni. (W. T. B.) Se. Majestät der König hat das Entlassungsgesuch des Kr'egs-Ministers Bonelli angenommen und den Marine-Minister Acton in- terimistish zum Kriegs-Minister ernannt.

Türkei. Konstantinopel, 1, Juni. (Pol. Corr.) Auf der Pforte ist man wegen der vor einigen Tagen aus Mesopotamien eingelangten Nachrichten über die Ausbrei- tung des Aufstandes unter den Mountefiks in um so größerer Besorgniß, als seither die telegraphishen Verbindun- gen mit Mesopotamien unterbrochen sind. Nah den leßten von dort vorliegenden Meldungen beabsichtigt ein großer arabisher Scheik, die Absezung des Sultans als Khalif zu proklamiren.

(W. T. B.) Der Sultan hat die dem englischen Botschafter G öschen zu ertheilende Empfangsaudienz ver- schoben, weil er mit der ihm vorgelegten, das künftige poli- N Programm enthaltenden Empfangsrede nicht einverstan-

en war.

3. Juni. (W. T. B.) Der frühere englische Botschafter, Layard, is} von hier abgereist; der Tag für den Empfang des Botschafters G öschen ist Seitens des Sultans noch nit festgeseßt worden. Dem Vernehmen nach hat Midhat Pascha seine Demission eingereicht; dieselbe soll jedo vom Sultan niht angenommen sein.

Nach in Paris eingegangenen Nachrichten haben die Albanesen am 31. Mai eine von den Montenegrinern ver- lassene Verschanzung bei Tusi genommen. Die Montenegriner haben eine befestigte Stellung bei Golobosnic bezogen und sind entschlossen, eine Entschei- dungsschlaht zu liefern. Bei den Albanesen beginnt \ich Mangel an Lebensmitteln fühlbar zu machen. Die Miriditcn wollen Prenk Doda zum Fürsten von Albanien proklami- ren und verlangen Verstärkungen.

Sie VDelarad, 1 Jum. (W. W) Die Skupschtina hat heute die Plenarberathung der Éisen- bahn - Konvention begonnen; die Regierung glaubt, daß die Skupschtina {hon morgen geschlossen werden dürfte. Die Opposition beträgt den vierten Theil der Versammlung. Laut Nachrichten aus Altserbien fiel dort vor zehn Tagen Schnee.

Kragujewaßt, 3. Juni. (W. T. B.) Die Skupschtina hat den Anirag auf Erlaß einer Adresse an Gladstone untrr dem Hinweise auf die Jnkompetenz der ad ‘hoc ein- berufenen Skupschtina abgelehnt.

Nußland und Polen. St. Petersb ur, 2 Qu (W. T. B.) Ein Kaiserlicher Ukas vom 28. Mai stellt die Zusammenseßung der General-Gouvernements fest. Danach besteht das Moskauer General-Gouvernement aus den Gouvernements Moskau, Twer, Wladimir und Tula, das Charkower General-Gouvernement aus den Gouvernements Charkow, Ts\chernigoff, Pultava, Kursk, Woronesh und Orel und das General-Gouvernement von Odessa aus den Gou- vernements Cherson, Tauris, Ekaterinoslaw und Bessarabien. Die General-Gouvernements von Warshau und Kiew seßen sih aus den durch Geseß bezeihneten Gouvernements zusam- men. Die Grenzen der General-Gouvernements dürfen von jeßt ab nur in Folge besonderer Kaiserlicher Verfügung ver- ändert werden.

Wie der „Regierungsbote“ meldet, wird das M i- nisterium des Auswärtigen während der Abwesenheit des Fürsten Gortschakoff, von dem Geheimen Rath Giers geleitet werden.

2. Zuni. (W. T. B.) Der Minister des Junüitérn, Mako ff, hat sich heute Abend nah Rybinsk begeben.

Wie der „Golos“ vernimmt, würde demnächst in Astrahan ein Militärgouverment errihtet werden. Für die Beseßung dieses Postens nenne man den General- Major Protassof, ehemaligen Commandeur des Leibgarde- Kavallerie-Regiments.

Lui (W. D. V) Zhre Malestät die Kai- serin ist heute gestorben.

Amerika. Chicago, 2. Juni. (W. T. B.) Wie ver- lautet, würde Senator Cameron Präsident des republikanischen Nationalcomités bleiben, Die Frage, ob die Delegation eines jeden Staates als geschlossene Einheit zu stimmen habe, würde der Entscheidung der Konvention unterbreitet werden. Auf den Rath des Senators Conkling, das Mandat der New- Yorker Staatskonvention zur Ausführung zu bringen, beschloß die New-Yorker Delegation mit 45 gegen 23 Stimmen, als Ein-

tirtenkammer begann heute die Berathung über den vom Senat angenommenen Gesetzentwurf betreffs der Reorgani-

heit zu stimmen. Conkling verwies diejenigen, welche mit dieser Resolution nicht einverstanden scin sollten, auf eine an die

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Konvention zu richtende Appellation. Die ‘Delegirten von Pennsylvanien beschlossen, als Einheit zu stimmen, obschon 23 derselben einen Protest gegen die Ernennung Grants unterzeihnet haben. Bei einem von den Anhän gern Grants abgehaltenen großen Meeting empfahl Conkling Standhastigkeit und Ausdauer; die Ernennung Grants sei in diesem Falle gewiß; Grant sei der stärkste von allen Kandidaten und werde auch von den Deutschen unterstüßt werden. Se- nator Logan empfahl gleichfalls Festigkeit; die Ernennung Grants sei bei der ersten oder zweiten Abstimmung zu er- rten.

E 2 Uit D. B) DieAnhängerGrants nahmen davon Abstand, daß die Delegation eines jeden Staates als geschlossene Einheit zu stimmen habe. Die Deputationen von New-York und Pennsylvanien halten an ihren bezüglichen Jn- struktionen fest. | E

(Weitere Meldung.) Die republikanishe Kon- vention trat heute Nahmittag um 1 Uhr zusammen. Der Senator Hoar, einer der Gegenkandidaten Grants, wurde zum provisorischen Präsidenten ernannt. Die Konvention wählte ihre Kommissionen und vertagte sih darauf bis morgen.

Asien. Birma. (Allg. Corr.) Aus Simla meldet eine Reutersche Depesche vom 31. v. M.: Hier eingegan- genen Nachrichten zufolge haben die birmanischen Re- bellen das am Jrawaddy belegene Dorf Senbunowe niedergebrannt. Fhr Führer, den man für den Prinzen Nyungoke hält, wurde von Minhla zurückgetrieben und kam- pirt nun mit ca. 300 Anhängern, die {lecht bewaffnet sind, und Mangel an Munition leiden, in der Nähe der britischen Grenze.

Landtags- Angelegenheiten.

Der Präsident des Herrenhauses, Herzog von Ratibor, er- sucht in einem Cirkular die Mitglieder desselben zur Berathung der noch zu erledigenden Vorlagen, und zwar zunächst der Gesetzentwürfe über die Organisation der allgemeinen Landesverwaltung und über die Abänderung und Ergänzung des Gesetzes, betreffend die Ver- fassung der Verwaltungegerichte und das Verwaltungsstreitverfahren, am Freitag, den 11. d. Mts., Vormittags 11 Uhr, sich im Herren- hause hier einzufinden und so einzurichten, daß sie bis zum Schlusse des Landtags unausgeseßt in Berlin anwesend sein und an den Ar- beit:n des Hauses sich betheiligen können.

Statistische Nachrichten.

Dem amtlichen. Berichte über die Geburten und Sterbe- fälle in München während des 1. Vierteljahrs 1880 entn hmen wir folgende Angaben: Für das erste Vierteljahr 1880 berechnet sich aus der am Anfange des Jahres festgestellten Einwohnerzahl von 234 000 bei einer Gesammtzahl der Lebendgeborenen von 2233 eine Geburtenziffer von 38.17, bei einer Sterbezahl von 2081 eine Sterb- lichkeit: ziffer von 35,37. Die Tagesdurchschnittszahl betrug für die Lebendgeborenen 24,54, für die Gestorbenen 22,87. Von je hundert Lebendgeborenen des T. Vierteljahres waren 49,62 Knaben, 50,38 Mädchen, 71,12 ehelih, 28,88 agußerehelich, 89,52 h O O C ay israelitishen Eltern bezw. Müttern. Todtgeboren waren 54 Kinder auf je 100: 61,11 Knaben, 38,89 Mädcben, 66,67 eheliche, 33,33 außerehelihe. Von je 100 Geborenen waren 236 todtgeboren, von je huntert ehelihen 2,22, außerehelihen 2,71, Zwillingegeburten haben 32 stattgefunden, und zwar 26 in, 6 außer der Che. In 9 Fällen waren beide Kinder männlichen, in 13 beide weiblichen, in 10 die Kinder gemischten Geshlechts. Davon waren 2 cheliche Kinder todtgeboren. Die jüngsten außerehelihen Mütter stan- den dem Geburtéjahre nach im 16., die älteste im 44. Lbensjahre. Im Allgemeinen standen von den 657 außerehelihen Müttern 65 im vierten, 286 im fünften, 184 im sechsten, 75 im siebenten, 34 im achten und 11 im neunten Lebensjahrfünfte; 28 waren Wittwen, eine geschieden, 86 selbst außerehelichß ge- boren 538 nicht in München beheimathet 609 katholis{, 47 protestantish und eine israelitis{. Von der Gesammtzahl der 2081 Sterbefälle des Vierteljahres treffen von je 100 das männliche Ge- \chlecht 49,64, das weiblihe 50,36. An den 767 Sterbefällen der Kinder im ersten Lebensjahre (Tagesdurchschnitt im Jahre 1879 9,55) sind die Knaben mit 49,93 die Mädchen mit 50,07 vom Hundert betheiligt. Im Verhältnisse zur Zahl der im Vierteljahre lebend- geborenen Kinder berechnen sie sich auf 34,34 vom Hundert (im Jahre 1879 38,36). Ehelih geboren waren von je hundert dieser Kinder 69,75 außerehelich 30,25. Nach Abzug der im ersten Lebensjahre stehenden Kinder berechnet sh die Gesammtbevölke- rung der Stadt auf 228712 und daraus eine Sterblickeits- ziffffer von 22,98 für die bereits über dem ersten Lebensjahre stehende Bevölkerung (im Jahre 1879 20,26), Das erste Lebensjahrfünft ist mit 1027 Sterbefällen betheiligt; von je Hundert derselben treffen 73,61 auf eheliche, 26,39 auf außereheliche Kinder. Von je hundert Gestorbenen des Vierteljahres waren: ledig 67,96 männlich, 67,46 weiblih, zusammen 67,71; verheirathet 24,88 männlich, 17,37 weiblich, zusammen 21,09; verwittwet oder geschieden 7,16 mäunlih, 15,17 weiblih, zusammen 11,20. Von je hundert Sterbefällen fielen zur Last d. den hauptsächlihsten Kinderkrankheiten 28,69, b, der Lungenschwind- suht und Tuberkulose 13,12, e. der Entzündung der Lungen, Broncbien und des Brustfelles 12,69, d, Herzkrankheiten 5,67, e. Dyphteritis und Croup 4,18, f, dem Typhus 2,11. Die Zahl der Selbstmörder im ersten Vierteljahre 1880 war 10 (neun männliche und ein weib- licher), deren Vertheilung auf die Altersklassen folgende: 26—30 2 Männer, 31—35 1 M. und 1 Weib, 36—40 1 M, 41—45 2 M., 51—55 2 M., 56—60 1 M. Im Jahre 1879 betrug die Zahl der Selbsimörder 45. Eheschlicßungen haben im I. Viertel- jabre 1880 nach dem Standcs8amtéregister 396 stattgefunden gegen 443 im 1, Vierteljahre 1879 und 405 im Vierteljahrsdurch\cnitte des Vorjahres.

Gewerbe und Handel.

Nah amtlicher Mittheilung aus Konstantinopel hat dit türkische Regierung die Ausfuhr von Getreide auf dem See wege aus dem Vilayet Trapezunt bis Ende Juni d. F. verboten.

Vom Berliner Pfandbrief-Institut sind bis Ende Mai 1880 2838300 A4 4 °/oige, 44 043 900 M 4 /oige und 9181 500 Æ 5°/ige, zusammen 56 063 700 A Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 2838 300 M 4"/gige, 42052200 M 41%/gige und 8293 800 M 9%/ig, zusammen 53 184 300 K Pfandbriefe verzinslih sind. Es sind zugesichert, aber noch nit abgehoben 2 385 900 A, im Laufe des Monats Mai 1880 angemeldet 12 Grundstücke mit einem Feuerversicherung8werthe von 1 447 350 M :

.__— In der gestern abgehaltenen Generalversammlung der Aktio- nûre des Zoologischen Gartens erläuterte der Vorsigende die Bilanz, welche eine Gesammt-Einnahme von 409 425 nachweist. Der Garten wurde im vorigen Jahre von 611 278 Personen besucht, gegen 686591 tes Jahres 1878, An Eintrittsgeldern wurden 305 296 „6 vereinnahmt, aus den Abonnements 48 405 4; das Kameelreiten brachte 1738 M ein. Hr. Major Duncker erklärte den Neubau eines Affenhauses und eines Hauses für kranke Thiere als durchaus wünschenswerth. Die Gesellschaft beabsichtigt, ihre 6°/0 Obligationen in 5% zu konvertiren, wodurch jährlich 13 2(0 M. Zinsen erspart werden. Diescs Kapital will man zu den gedachten Bauten verwenden. Die neue Generalversammlung, welche die Kon- veitirung beschließen soll, ist zum 28, d. M. einberufen.

In der am 26. Mai d. J. ¿u Magdeburg abgehaltenen Generalversammlung der Magdeburger All gemeinen Ver- sicherungs-Aktiengesellschaft wurde zunächst, nah Vortrag des Revisionsberich!s, dem Gesellshaftsvorstande bezügli der Jahres- rechnung pro 1878 Decharge ertheilt. Den hierauf erstatteten Ge- \chäftsberihten des Verwaltungsrathes und des Gesellshaftsvorstan- des über das Geschäft im Jahre 1879 entnehmen wir Folgendes : Die Prämieneinnahme einschließlich der Vorträge aus dem Vorjahre und abzügliþ der Rückversicherung betrug 5679047 M gegen 5217 303 46 im Jahre 1878, also pro 1879 mehr 461 744 M. Die gesammte Einnahme belief sich auf 7 233 402 Æ, die Ausgabe auf 7112782 Æ, der Jahresgewinn auf 120620 # Hier- von sind auf Tautièmen 11134 # verwendet; zum Reservefonds flossen 12062 #, und zur Dividende verblieben 97 424 46 Da dieser Betrag nit ausreihte, um eine Dividende von 15 Æ pro Aktie zu vertheilen, so mußten nah §8. 38 des Statuts zur Ergänzung 52576 4 aus dem Sparfonds entnom- men werden und verblieben in leßterem noch 8343 4 Der Reserve- fonds dagegen ist auf 265735 M gestiegen. Für Unfallshäden find bezahlt 837 604 M und reservirt 391 644 1, ferner reservirt für festgeseßte Renten 538 684 46. Die Unfallversicherung {loß mit einem Verluste von 35047 Für Transportschäden wurden gezahlt 511 206 M, reservirt 162444 4, an Prämienreserve pro 1880 sind zurügestellt 39000 # Der Jahresverlust be- trägt 136 612 «M Fur Brandschäden sind bezahlt 806841 «e und reservirt 166961 # Nah Zurüstel- lung einer Prämienreserve für spätere Jahre mit 519 817 M. ergab sih ein Uebershuß von, 39391 4 Der reine Zuwachs an Lebensversiherungen belief sich auf 3362049 #4 Versiche- rungsfkapital und 2568 # jährlihe Rente. Annahme fanden 1198 Anträge über 6 207 444 6 Kapital und 6106 M jährliche Rente, Im Ganzen waren in 1879 in Kraft 6111 Policen über 25 593 871 A6. Kapital und 30355 4 jährlihe Rente. Davon erloschen im Laufe des Jahres 694 Policen über 2845 395 Kapital und 3538 # jährlihe Rente. Es verblieben also 22748 476 Æ Kapital und 26 817 M. jährlihe Rente. Was die Gesammtlage des Geschäfts betrifft, so sieht der Verwaltungsrath troß des geringen Erfolges, der im verflossenen Jahre erzielt ist, der Zukunst mit vollster Zu- rersiht entgegen. Die Lebensversicherungsbranche hat bisher stets günstig ge. rbeitet, und es wird auch für die Folge mit Rücksicht auf den in erster Linie zur Deckung etwaiger Verluste bestimmten Gewinnreservefonds, selbst nach unglücklichen Jahren, eine Unter- bilanz kaum noch zu befürhten sein. Auch für die stets gewinn- bringend gewesene Unfallversich:-rungsbranche fällt der erstmalige unbedeutende Verlust des vorigen Jahres nit ins Gewicht. Nur die Transport- und Feuerrückversicherungsbranche waren bisher \chwankend; aber die rann hat in den leßten Jahren son bessere Resultate geliefert als früher, und von der LTransportversiherungsb: anbe wird nach den neuen Einrichtungen mit Bestimmtheit erwartet, daß sie in Zukunft regelmäßig prosperiren werde.

Dem Rechenschaftsberiht des Verwaltungsrathes der Lebensversicherungs-Gesellschaft „La Suisse“ in Lau- sanne für das Jahr 1879 entnehmen wir folgende Daten: Die Ge- sammtsumme sämmtlicher Versicherungen (Todesfall, Lebens- und Lodesfall-, Ausfteuerversiherungen, Leibrenten und Tontinen) betrug am 31. Dezember 1879 3706 Polizen mit 21 820 785,09 Fres. Ver- siherungssumme und 86 306,64 Frcs. Leibrenten, im Jahre 1878 3693 Polizen mit ‘22 276 765,47 Fres. Versicherungësumme und 88 399,69 Fres. Leibrenten. Den Leibrentenversicherten hat die Gesellschaft während des Jahres 1879 die Summe von 77 684 Fres. 95 Cent ausgezahlt; an Prämien wurden erhoben: 570 428 Frcs. 58 Cent auf Todesfallversicherungen, 66 141 Frcs. 11 Cent auf Lebens- und Todes- fallversicherungen; 25 513 Frcs. 98 Cent auf Aussteuerversicherungen ; 74 665 Fres. 30 Cent Leibrenten; 329 Frcs. 10 Cent Tontinenver- sicherungen; Sa. 737 078 Frcs. 7 Cent. Im Jahre 1878 waren 798 645 Fres. 6 Cent erboben worden. Zinsen wurden von den Werthpapieren, Miethen und Diskont 209630 Fres. 20 Cent erhoben. Die Geschäftsunkosten haben sich auf 49837 Frcs. 65 Cent belaufen und stellen 36,96 9/9 pro Mille der Versicherungen, und 6,76 9% der jährlihen Prämieneinnahme dar. Es waren 50 auf Todesfall versicherte Personen im Jahre 1879 gestorben und an die Erben 349 094 Frcs. 50 Cent. gezahlt, 2 auf Leben und Todesfall versicherte Personen waren gestorben und dafür 26 000 res, gezahlt; endlich waren 12 auf Leibrenten versicherte Personen mit 3006 Fres. 23 Cent gestorben. Nach Tilgung sämmtlicher Geschäftsunkosten, der Abshluß- und Incassoprovisionen und nach Abschreibung von 1 %/ vom Werthe des Gesellschafts8gebäudes betrug der Reingewinn am 31, Dezember 1879 127 966 Fres. 19 Cent. i :

Frankfurt a. M, 1. Juni, (Del-Bericht von Wirth & Co.) Das amerikanische Petroleum ist in Folge des Börsenspiels, der Spekulation und der Ueberproduktion aus einem noch vor wenigen Jahren außerordentlich blühenden und lukrativen Geschäft ein Spekulationéhandel geworden, der mit großen Verlusten verknüpft ist und einem Börsenspiel viel ähnliher sieht als einem soliden Waarenhandel. Das Geschäft in diesem Artikel liegt fast gänzlich darnieder, und an eine Besserung des Marktes ist vorläufig absolut nit zu denken, selbst die Gerüchte über eine abermalige belangreihe Erhöhung der Eisenbahnfrachten sowie die Nachrichten von großen Feuersbrünsten an den Oelquellen vermochten es nicht, diz gedrükte Stimmung dauernd zu. beeinflussen. Die in den Delregionen auf- gehäuften Vorräthe in Rohsöl betragen jeßt mehr als 10 Millionen Faß, die täglihe Produktion 70 bis 72000 Faß, Dieser g?gen- über steht aber nur ein tägliher Verbrauch von 40000 Faß. Die Vorräthe müssen also von Tag zu Tag zunehmen, oder es muß die Produktion reduzirt werden. Die Befürchtungen, daß die Be- hâlter der Pipe Lines binnen Kurzem niht mehr ausreihen werden, um alles Yel, welches gewonnen wird, aufzunehmen, sind daher garz gerechtfertigt. Die United Pipe Line Co. soll au bereits öffentlich angezeigt haben, daß ihre Tanks nur für eine tägliche Produktion von 65 020 Faß autêreichen, die Quellenbesißer daher für die Aufbe- wahrung des Uebrigen selb|st Sorge zu tragen hâtten. Unter dem Einfluß dieser Nachrichten wichen United Certifikates, welhe sich gerade etwas befestigt hatten, sofort um 3 à 4 Cents. Nah tele- graphischen Berichten wird eben Rohöl in New-York mit 90 Cents per Faß, Raffinirtes mit 7} Cents per Gallone notirt. Auch in Europa, das sich dur die außerordentlich billigen Preise zu größeren Einkäufen verleiten ließ, sind die Lagervorräthe unverhältnißmäßig groß. An den sünf bedeutendsten Häfen des Kontine..ts befanden sih Ende Mai beinahe 1 300 000 Faß auf Lager gegen 789 000 Faß im Vorjahre. Lubricativg Oils (Stmieröle) bleiben andauernd fest und werden ziemlich lebhaft gehandelt. Besonders für Sommer- ole ift immer Nachfrage vorhanden, West Virginia Natural 290 Oil 25 Cents, Neutral Topaz 35 Gents. 4 E

New-York, 2. Juai. (W. T. B.) Der Swaßtsekretär Sherman kaufte heute für weitere 3 Millionen Dollars Bonds und zwar 6% von 1881 zu 106,75 à 106,85, 509% zu 103,12 à 103,16 und 4% zu 108,80 à 109,10.

Verkehrs-Anstalten.

Auf der Indo-Europäischen Telegraphenlinie find im Monat Mai 1880 an gebührenpflihtigen Depeschen befördert worden: a, aus Londcn, dem übrigen England und Amerika nach

ersien und Indien 1371 Stück, b. aus Persien und Indien nach ondon, dem übrigen England und Amerika 1733 Stück, e. vom europäischen Kontinent exkl. Rußland nach Persien „und Indien 466 Stück, d. aus Persien und Indien nah dem europäischen Kon- tinent exkl. Rußland 344 Stück, Summa 3914 Stück.

Southampton, 2, Juni. (W,. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Mosel“ ift hier eingetroffen. :

New -York, 2, Juni. (W, T. B) Ver Dampfer „England“ von der National-Dampf\schiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ift hier eingetroffen.

Berlin, 3, Juni 1880,

Die Vereinigung des Herzogthums Magdeburg mit Kurbrandenburg*).

Der 4. Juni, an welchem die zweihundertjährige Vereinigung des Herzogthums Mazdeburg mit Kurbrandenburg in der alten Bischofsstadt festlich begangen werden wird, ift derjenige Tag, an welchem vor 200 Jahren mit dem Hinscheiden des Administrators, Herzogs Auzust von Sachsen, Kurbrandenburg in den unbestrittenen und alleinigen Besiß des Erzstifts Magdeburg g-langte. Seine Be- ziehungen zum Erzstift datiren {hon aus dem Jahre 1513, als Markgraf Johann Albrecht von Brandenburg zum Erzbischof von Magdeburg gewählt wurde. Kurfürst Moriß von Sacbfen, welher nach der Schlaht von Mühlberg von dem Kaiser beauftragt wurde Magdeburg wieder zum Gehorsam zu bringen, mußte fich nach seinem Einzuge in diese Stadt mit der Besetzung eines Drittels derselben begnügen, während der brandenburgishe Erz- bishof und der Kurfürst von Brandenburg selbst die Hoheitsrechte über zwei Drittel der Stadt erlangten. Nachdem Kursacbsen 1579 seine staatspolitishen Verbindungen mit dem Erzstift Magdeburg gelöst hatte, verblieb dasselbe bis zum Jahre 1626 den Mark- grafen von Brandenburg. Auf Johann Albrecht war Friedrih IV., Sohn Joachims 11, und diesem sein Bruder Sigismund gefolgt. Seinem Nachfolger Joachim Friedrih wurde am 8,/18, Noveinber 1572 auf seinem Residenz\{loß Morißburg zu Halle, als #ich ein neuer Stern in der Cassiop ja sehen ließ, welchen damals die treue Anhänglichkeit als den brandenburgishen Glücks\tern bezeichnete, der spätere Kurfürst Johann Sigismund geboren. Als Joachim Fried- rich 1598 den brandenburgishen Thron bestieg, wählte das Dom- kapitel feinen ahtjährigen Sohn Christian Wilhelm zum Erzbischof von Magdeburg. Der dreißigjährige Krieg vernichtete den Einfluß Brandenburgs in Magdeburg. Im Jahre 1625, während {i der Kurfürst Georg Wilhelm bemühte, das Erzstift seinem Sohne, dem Kurprinzen Friedrih Wilhelm zu sichern, wählte das Domkapitel den zweiten Sohn des Kurfürsten Johann G.orgs I. von Sachsen, August, zum Coadjutor Christian Wilhelms, und im Jahre 1628 auch zum Haupt und Administrator des Stifts, eine Wahl, welche der Kaiser, nahdem das Erzstift eine Zeitlang unter \{wedis{er Botmäßigkeit gestanden hatte, im Frieden zu Prag 1633 anerkannte. Erst im Jahre 1638 gelang es dem Herzog, von dem Erzstift Besitz zu ergreifen. Im westfälischen Frieden 1648 wurde dem Kursürsten von Brandenburg für den Fall des Todes des Herzogs August die Erpektanz auf das Erz1tift gewährt, und am 4./14. April 1650 [leisteten die Stände dem künftigen „Herzog von Sachsen“ die Eventualhuldigung zu Groß- salza. Der Administrator, welher nah dem Tode seines Vaters einen sehr umfangreichen aber zerstückelten Besiß (Sachsen-Querfurt) erhal- ten hatte, der von drei verschiedenen Behörden (zu Halle, Querfurt und Weißenfels) verwaltet wurde, suchte die tiefen Wunden, die der Krieg dem Lande geschlagen hatte, zu heilen, allein seine Aufgabe wurde ihm durch die unzweckmäßige Lage seines Ländergebiets ershwert. Er konnte niht einmal die Stadt Magdeburg zur Hul- digung bewegen, erst als sie sich in Folge des Klosterberger Ber- trags (29. Mai/8. Juni 1666) verpflichtete, dem Kurfürsten von Brandenburg zu huldigen, fand auch der Administrator Anerkennung. Diese Huldigung wurde am 14./24. Juni 1666 vollzogen, nachdem die Truppen des Kurfürsten von der Stadt aufgenommen worden und leßtere die eigene Besaßung entlassen hatte. Seit dieser Zeit trat eine unfreundlihe Haltung des Administrators Brandenburg gegenüber ein, die er bis zu seinem am 4./14 Juni 1680 erfolgten Tode beibehielt. E

Auf die Botschaft von seinem Tode eilte dec brandenburgische Kommandant von Magdeburg, Oberst du Plessis Gouret mit einer kleinen Infanterie-Abtheilung nah Halle, um die Mocizburg zu be- seßen; eine andere Abtheilung nahm von der Grafschaft Mansfeld magdeburgischer Hoheit Besiß. Am 13./25. Juni erschienen als kur- fürstlihe Abzgesandte der Hof-Kammer-Präsident Bodo von Glade- beck und der Geheime Rath, Hauptmann der Altmark Thomas von dem Knesebeck auf Tilsen in Magdeburg, um die Residenz des Her- zogthums in Besiß zu nehmen. Der Rath und die Geistlichkeit der Altstadt Magdeburg wurden am 5./15. Juli zur Treue verpflichtet.

Das Herzogthum Magdeburg bestand damals aus 4 Kreisen : dem Saalkreise (die Aemter Giebichenstein mit 4 Städten und 64 Dörfern und Rothenburg sowie 7 Städte), dem Holzkreise (13 Aemter und 15 Städte), dem Kreise Jerihow (Aemter Sandau, Loburg und Altenplatho) und dem Kreise Jüterbog (Amt und Kloster Zinna mit 28 Dorfschaften und 4 Rittersize mit 13 Dörfern); dazu kamen noch derjenige Theil der Grafschaft Mansfeld, welcher na dem Vertrage von 1579 unter magdeburgischer Hoheit geblieben war (die Aemter Friedeburg, Leimbach, Helsta, Polleben and die Burg Derner), ferner die Aemter Seeburg, Ober- und Unterschrapla., Helmsdorf und Hedersleben, sowie die Städte Mansfeld, Leimbach und Gerbstädt, endlich eine Anzahl von rittershaftlihen und Prä- latengütern. : A

Der Große Kurfürst fand die Lande in ziemli kläglihem Zu- stande vor; die Industrie lag ganz darnieder, und der Handel mit Getreide, Stärke und Salz war zurückgegangen. Am traurigsten sah es in den Städten aus, mit Ausnahme der Altstadt Magdeburg, welche bereits im Jahre 1670 die beträchtliche Jahreseinnahme von 36 946 Thlr. hatte, während sih die Ausgaben auf 36793 Thlr. be- liefen. Am kläglihsten war die Lage von Halle, welches im Jahre 1687 mit 366 Gläubigern über eine Schuldsumme von 141 612 Thlr. akkordirt hatte. Das ganze Land war lutherish, die wenigen Re- formirten besaßen niht das Recht der öffentlihen Ausübung ihres Kultus. Israeliten wohnten im Erzstift gar nicht, dagegen waren 5 katholishe Klöster geblieben. :

Der Kurfürst, welcher von dem Kaiser das Land als Herzogthum erhalten hatte und si deshalb nicht als Nachfolger der Erzbischöfe und daher auch nit an ihre Anordnungen gebunden erachtete, hatte sih {on vor dem Tode des Administrators mit den Veränderungen, welche der Anschluß des Landes nah si ziehen mußte, beschäftigt und die Verhältnisse einer sehr s{harfen Prüfung unterworfen. Da diese Neuerungen aber tief in die bestehende Verfassung uxd nament- lich in die ständishen Rechte eingriffen, fo folgten, nadh- dem der fkurfürstlihe Gesandte bei dem Reichstage in Regensburg, Gottfried von Jena, zum Kanzler des Erzstifts ernannt war, lebhafte Verhandlungen zwischen dem Kurfürsten und den Ständen, die noch nicht bis zur Huldigung beendigt waren. Der Kurfürst nahm am 30. Mai (9. Juni 1681) die Erbhuldigung der Stadt Magdeburg und der Städte des Kreises Jerihow auf dem alten Markte zu Magdeburg entgegen. Von hier bra er am 1./11. Juni auf, verblieb die Nacht in Wettin und hielt am folgenden Tage einen glänzenden Einzug in Halle, wo am 4./14. Juni, dem Todeêtage des Administrators, die Huldigung der Prälaten, des Adels, der Bürgerschaft und Thalbrüderschaft der Residenzstadt Halle unter großen Festlichkeiten stattfand. Von Halle aus begab si der Kurfürst am 8./18. Juni nah dem Bade Pyrmont. Die Verpflich- tung der Amtsunterthanen in Stadt und Land war dem Regierungs- Rath Hondorff und de:n Lehnssekretär Beuther übertragen worden, die Pest verzögerte den Abschluß dieses Aktes bis zum November 1684,

Die Reformen, welche der Große Kurfürst vornehmen mußte, um die Verwaltung des Landes in den nothwendigen Zusammenhang mit den älteren Provinzen zu bringen und die Grundlage des wachsenden Gesammtstaats, das Heerwesen, zu sichern, folgten rasch aufeinander. Noch im Juni 1680 wurde in Halle, wo die Post bis dahin ein Privatunternehmen gewesen war, der erste brandenburgishe Postmeister angestellt, 1682 wurde das Stempelpapier eingeführt, 1688 eine Tarxordnunq für die Löhne ländlicher Arbeiter u. \. w. Die bedeutendste Neuerung war die Einführung der Accise (1685), welche Handel und Verkehr in neue Bahnen leitete und dem öffent- *) Nah der gleichnamigen Festschrift zur Erinnerung an die zweihundertjährige Vereinigung, herausgegeben im Namen der

Historishen Kommission der Provinz Sachsen von Prof. Dr. Julius Opel (Halle a. S., Otto Hendel, 1889, Pr. 2,50 #).

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