1880 / 132 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Jun 1880 18:00:01 GMT) scan diff

schen Reichs-Anzeigers“ zu der Erklärung ermächtigt, daß aus der erwähnten Bezeihnung niemals der S{hluß auf eine Be- theiligung oder Verantwortlichkeit Seitens der Reichsbehörden gezogen werden kann.

Die im §. 71 Nr. 3 der Preußischen Sukhastations- ordnung bestimmte Anfehtbarkeit der hypothekari- schen Forderungen aus freigebigen Verfügungen, welche ein Grundstücksbesißer zum Vortheil seines Ehegatten nah geschlossener en vorgenommen hat, erstreckt sich, nah einem Erkenntniß desReihsgerihts, III. Hülfssenats, vom 10. März d. J. Ux auf die 1m Subhastationsverfahren liquidirten

orderungen selbst, nicht aber auf an sih niht anfehtbare

orderungen, welche dem Subhastaten- aus FOREDEE Ver- fügung von dem Ehegatten cedirt worden sind. Eine der- artige Cefsion ist lediglih nah allgemeinen Rechtsgrundsäßen und nah den besonderen Bestimmungen des Anfehtungs- geseßes vom 9. Mai 1855 zu beurtheilen.

Der Königlich bayerische Gesandte und Bevollmächtigte zum Bundesrath, Herr von Rudhart hat Berlin mit einem zweimonatlichen Urlaub verlassen. Während seiner Abwesen- ade fungirt als interimistisher Geschäftsträger der Legations-

ekretär Freiherr von der Pfordten.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Herzoglich sachsen-meiningishe Staats-Minister von Giseke ist von hier abgereist.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Dr. Max M erg in Greifswald, Dr. Büdling in Wolgast, ddo in Lassen, Dr. Kanzler in Rothenfelde, Dr. Thissen in

achen.

S. M. Korvette „Ariadne“, 8 Geschüße, Komman- dant Korvetten-Kapitän Freiherr von Hollen, ist am 6. Zuni cr. in Montevideo eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 6. Juni. Die „Montags- revue“ meldet: Von Seite der Regierung werden die Land- tage keine nennenswerthe Vorlage erhalten, nur dem böhmi- schen Landtag dürfte ein auf die Aenderung der Landtags- wahlordnung bezüglicher, die Wahlprozedur des Großgrund- besißes betreffender Geseßvorschlag zugehen, derselbe dürfte ‘jedoh keine die Rittergüter des Egerer Kreises tangirende Bestimmung enthalten.

Ueber den Jnhalt der Vorlage, welche die Regierung im vdöhmischen Landtage in Angelegenheit der Landtags- wahlreform einbringen soll, liegen heute der „Presse“ einige Mittheilungen vor. Nach denselben werde die Vorlage, wie bereits bekannt, auss{hließlich auf die Kurie des böhmischen Großgrundbesißes sich beziehen. Die gesammte Wahlgruppe des böhmischen Großgrundbesißes soll in 5 territoriale Wahl- bezirke abgetheilt und unter diese Bezirke nah Steuerleistung und Besiß die Zahl der 70 Mandate gleihmäßig ver- theilt werden. Bisher wählte die fideikommissarishe Gruppe 16 und die nichtfideikommi}sarishe 54 Abgeordnete, die nun- mehr verschmolzen nah fünf Wahlkreisen zu vertheilen wären. Die Abtheilung der Wahlbezirke soll „ohne alle tkünstlihe Ab- grenzug und ohne alle Tendenz“ exfolgen. Bestätigen si diese Meldungen, bemerkt die „Pr.“, dann hat man ein sehr interessantes Elaborat zu erwarten und man darf einiger- maßen darauf gespannt sein, wie Deutsche und Czechen das- selbe aufnehmen werden. Für den etwaigen Fall der Ableh- nung der Vorlage wird schon heute versichert, daß die Regie- rung nicht die Absicht habe, mit der Auflösung des böhmischen Landtages zu antworten.

Das gestern ausgegebene Reichs-Geseßblatt enthält das Gesetz, betreffend die Zugeständnisse und Begünstigungen für Lokalbahnen, und im unmittelbaren Anschlusse hieran eine Verordnung des Handels-Ministeriums, womit für Lokal- bahnen und Schleppbahnen Erleichterungen eingeführt werden. Aus diesem Anlasse bemerkt die „Pol. Corr.“:

___ eDie Intentionen des Geseves, namentli hinsichtlich der Heran- ziehung der Interessenten zur Realisirung de sie berührenden Lokal- bahnprojekte und hinsichtlich der zu gewährenden finanziellen Begün- stigungen, sind aus den Motiven der Regierungsrorlage und den Reichsrathsverhandlungen hinlänglih bekannt. Es erübrigte \ohin, im Sinne der gleichzeitig mit dem Gesetze keshlossenen Resolution des Abgeordnetenhauses in dem bither durch die Verordnung des Handels-Ministeriums vo:n 25, Januar 1879 geregelten Gange des Kommissionswesens jene Aenderungen eintreten zu lassen, die nah Maßgabe der Erfahrung zur Förderung des Geschäftsganges dringend erwünscht ersheinen mußten, soweit eine \{leunige Lösung einfacher Probleme der Technik und Administration des Eisenbahnbaues erreibt werden sollte, Die Verordnung hat in ihrem ersten Theile die Durchführung des Lokalbahngeseßes zum Zwecke und ge- währt den Unternehmern von Lokalbahnen eine Reihe von Erleich- terungen gegenüber den bisherigen Bestimmungen hinsichtlich der Ver- fassung und kommissionellen Behandlung der Projekte. Der den Be- stimmungen für die Lokalbahnen nachfolgende zweite Theil der Ver- rang beschäftigt sich mit den Schleppbahnen. Die Veränderungen, welche hierdurch an dcm bisherigen Vorgange eintreten, leiten sich aus der Präzisirung des Begriffes der „Einmündung in die öffent- lihe Bahn“ ab. Als Einmündung wird nämlich von nun an nur eine folche Anlage aufzufassen sein, welche den Uebergang von Fahr- betrieb8mitteln von der Shleppbahn auf die Hauptbahn und um- gekehrt gestattet. Hierdurch wird die insbesondere in montanistischen Kreisen von der Anwendung einiger Bestimmungen der Verordnung vom 25, Januar 1879 befürchtete Erweiterung der Ingerenz der eisenbahntebuishen Fahbehörden auf das allseits gewünschte richtize Maß zurückgeführt und die Behandlung der außer diesen Bereich fallenden Bergwerksbahnen dur die nah Maßgabe des Berggesetzes hierzu berufenen politishen Behörden fortan außer Zweifel gestellt“, _ Das Reichs-Kriegs- Ministerium hat den Truppen über die S el ondea Resultate der im Jahre 1879 statt- gehabten Uébungen der Pioniere, der Jnfanterie, Wer und Kavallerie die befriedigende Anerkennung zu ‘heil werden lassen und gleichzeitig angeordnet, daß auch in diesem Jahre bei der Ausbildung der Mannschaft der Ka- vallerie - Pionierzüge der Zerstörung von Eisenbahnen ein Pn zuzuwenden sei.

Pest, 6. Junt, In der Ox anisation der Mi- nisterien sollen nah „Ellenör“ wichtige Veränderungen be- vorstehen. Es heißt, daß in nächster Zeit schon das Finanz- Ministerium die Verwaltung der Forsten und Staatsdomänen, - welche jeßt in sein Ressort gehörten, an das Ministerium für Acerbau, Gewerbe und Handel abgeben wird. Aus der Ver- waltung des leßteren aber soll das Post- und Telegraphen- wesen in das Ressort des Kommunikations-Ministeriums über- gehen und neu organisirt werden.

Agram, 5. Juni. Der kroatische Landtag wurde fue eröffnet. Der Präsident verlas das Kaiserliche Hand- reiben, womit die Enthebung Mazuranic's von der

Banuswürde und Einsezung des Grafen Pejacevic als Banus dem Landtage notifizirt wird. Nachdem die einge- gangenen Sachen verlesen worden, interpellirte Valusnigg wegen des fkroatishen Gymnasiums in Fiume, das die Ungarn unterdrücken wollten. Hierauf wurde die Sißung geschlossen.

Schweiz. Bern, 4. Juni. (W. Ztg.) Der Große Rath des Kantons Genf hat in seiner leßten Sißung die dritte Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Aufhebung des Kultusbudgets, beendigt und ihn nun auch in der Haupt- abstimmung unwesentlich verändert nach den Anträgen der Kommissionsmehrheit angenommen. Die Abstimmung erfolgte unter Namensaufruf mit 54 Ja gegen 44 Nein. Wenn au schon früher die Trennung der Kirche vom Staate mit zu den Zielen det radikalen Partei der Schweiz gehörte, so ist doch Genf der erste Kanton, in welchem dieser Grundsaß staats- rechtlich Geltung erhält, wozu es freilich noch der Sanktion des Volkes bedarf, d. h. wenn 3500 Aktivbürger innerhalb der nächsten 30 Tage verlangen, daß das vom Großen Rathe votirte neue Geseß dem Volke zur Abstimmung vorgelegt werden soll. Jm Großen Rathe stimmten für dasselbe die protestantishen Orthodoxen, die Ultramontanen und die Dofktrinär-Radikalen, dagegen die übrigen Radikalen und die Liberal-Konservativen.

Großbritannien und Jrland. London, 7. Juni, 4 T. B.) Jn der heutigen Sißung des Oberhauses er- lärte auf eine Anfrage Lord Stanley's der Herzog von Argyll: Die Aufhebung des englishen Postamts in Kon- stantinopel sei unter den obwaltenden Umständen unthunlich. Von Lord Granville wurde in Beantwortung mehrerer an ihn gerichteter Anfragen bemerkt: Die Pforte habe außer 61 000 der leßten Februarcoupons von den garantirten An - leihen die Auslagen für Zinsen entrichtet. Welche Politik die zweckmäßigste sein werde, um die pünktliche Zahlung der fälligen Beträge der Anleihen Seitens der Pforte zu sichern, könne er im Augenblick nicht sagen.

Jm Unterhause wurde von Seiten der Regierung angekündigt, daß in der nächsten Session die Abschaffung der Prügelstrafe beim Heere und bei der Flotte beantragt werden solle. Bei der Spezialdebatte über das Marine- budget machte der Parlamentssekretär der Admiralität, Lefevre, die Mittheilung, daß die Regierung die Jnangriff- nahme des Baues von 2 neuen Panzerschiffen vershoben und statt dessen die rashe Fertigstellung der 2 bereits im Bau begriffenen Schiffe „Ajax“ und „Agamemnon“ angeordnet habe, welche bis Ende Dezember 1881, resp. bis zum 1. März 1882 vollendet sein würden. Jn Beantwortung einer Anfrage Bartletts erklärte der Unter-Staatssekretär Dilke: Der Konsul Michell in Philippopel habe selbst aus Gesundheitsrücksichten einen Urlaub gewünscht und erhalten; ein Nachfolger für denselben sei nicht ernannt.

8, Juni, [0 (W., D. B) Unterhaus (Fort- seßung). Lord Hartington erklärte: Die dem neuen Vize- König von Fndien, Lord Ripon, ertheilten Jnstruktionen seien außerordentlich vollständig, eine Veröffentlihung der- selben aber unmöglich. Die Regierung verfolge zwei Ziele; ihr erstes sei, die gegenwärtigen militärishen Dpe- rationen zu beendigen. So lange das Verbleiben eng- lisher Truppen in Afghanistan nothwendig sei, müßten die E und] die Verbindungeg für die Armee gesichert werden; die erste Aufgabe Lord Ripons sei aber, die räumlihe Ausdehnung der Operationen baldmöglichst zu beshränken und außerhalb der von den eng- lishen Truppen beseßten Positionen alle Zusammenstöße mit den Stämmen zu vermeiden. Das zweite Ziel der Regierung bestehe darin, etwas, was wie eine stabile Regierung aussehe, in Afghanistan zurückzulassen, wenn ih das Hauptcorps der englishen Truppen zurückziehe. Die Regierung hoffe, daß Leßteres im kommenden Herbste werde geschehen können. Unter- handlungen zu diesem Behufe seien im Gange. Was Kan- dahar E so E das zurückgetretene Kabinet diese Frage dahin geregelt, daß Kandahar von Afghanistan getrennt und daß eine unabhängige Regierung unter britishem Schuße errichtet werden solle, Ex habe fürzlih erklärt, daß alle die Ehre des Landes ver- pflichtenden Engagements respektirt werden müßten, und könne augenblicklih nicht sagen, daß ein anderes Arrangement jet möglich sei und, selbst wenn es möglich wäre, als erwünscht angesehen werden würde. Allein die Regierung betrachte weder als günstig, noch als vortheilhaft irgend ein Arrange- ment, welches eine permanente Beseßung Kandahars durch eine große Streitmacht nothwendig machen würde. Der Vize- König werde die Frage von diesem Gesichtspunkte aus einer weiteren Prüfung unterziehen. Dasselbe gelte von den in Folge des Vertrages von Gundamuk beseßten Stellungen an der Grenze. Die Re- glerung hei niht überzeugt, daß die Stärke der Grenze dadurch vermehrt werde, auch scheine es, als ob da- durch eine sehr bedeutende Vermehrung der Grenztruppen bedingt werde, was die Negierung bedauern würde. Der Vize-König werde den besten militärischen Rath über die militärishe Frage erhalten und unabhängig nah dem Rathe handeln ; er werde die Frage, ob die Stellungen beizubehalten oder aufzugeben seien, nah den politi\hen und militärischen Gesichtspunkten erwägen und werde sich niht von der bloßen Thatsache beeinflussen lassen, daß tas dur den Vertrag von Gundamuk Erworbene beseßt bleiben müsse. Der Vertrag von Gundamuk müsse als ein solcher betrachtet werden, der zu bestehen aufgehört habe.

(Allg. Corr.) Aus Kalkutta wird dem Reuterschen Bureau unterm 4. ds. telegraphirt : Hel aus Birma zufolge wurde am 2. ds. eine fouragirende Abtheilung von 30 Rebellen von 200 Mann Truppen des Königs Thibo angegriffen. Die Rebellen flüchteten in ihr Lager und überschritten, da sie hißig verfolgt wurden, die Grenze in britisches Gebiet, wohin ihnen die Königlichen Truppen folgten. Die Grenzpolizei bißte hierauf die britische Flagge auf. Während der Verwirrung und der Zersprengung der Rebellen verschwand Prinz Nyoung-Oke,

Frankreih, Paris, 6, Juni, (Fr. Corn) Der Kampfzollparagrah des französishen allgemeinen Tarif s, der die Regierung ermächtigt, die Säße um 20 Proz. denjenigen Staaten gegenüber zu a welche Waaren französischer Herkunft mit mehr als 20 Proz. ihres rath besteuern, ist in der Kammer gefallen. Der Tarifentwurf wird nun an den Senat gehen. Auch die Tarifkommission des Senats ist \{hußzöllnerish. :

, 7. Zuni. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer votirte eine Dankadresse an die belgische Regierung

für die den französishen Soldaten im Jahre 1870 erwiesene Gastfreundschaft. Die Berathung des Antrages auf Ge- nehmigung zur gerichtlihen Verfolgung des Herzogs von Padua wurde auf nähsten Donnerstag festgeseßt.

Spanien. Madrid, 5. Juni. (Ag. Hav.) Die amt- [iche Zeitung veröffentliht folgende Depesche aus Habana, vom 4. Juni: Die Fnsurgenten-Generale Guillermon Moncada, Maceo, mehrere Commandeure, sechs Hauptleute, at Lieutenants und 200 Mann haben sich den cubanischen Behörden ergeben. Man betrachtet dieses Ercigniß als ein Symptom der bevorstehenden Pacifikatio von Cuba.

Der Senat hat das cubanische Budget ohne Amende: ment angenommen.

Das Vertrauensvotum für das Ministerium Canovas wurde mit 186 gegen 1 Stimme beschlossen.

Türkei. Konstantinopel, 5. Juni. (Pol. Corr.) Abdul Rahman Pascha wurde"i zur Kommandanten der in Bagdad sich sammelnden Lruppen ernannt, welche gegen die aufständischen Muntefiks operiren werden. Diese aufständishe Bewegung nimmt einen sehr beunruhigenden Charakter an, und die Regierung hat sehr ernste Nachrihten aus Bagdad erhalten. Vier türkische Bataillone sind von den Jnsurgenten eingeschlossen und ver- nihtet worden. Man versichert, daß der Sultan vergebens die Mittel in Anwendung zu bringen versuchte, die bei den mohamedanischen Fnsurgenten des Zeïtum verfangen hatten. Ein vom Palaste an Monsoun, den Jnsurgentenführer, ge- rihtetes Telegramm bot ihm vollständige Amnestie für sih und seine Gefährten an, versprach ihm Geld, Dekorationen und Stellen. Bisher wurden diese Anerbietungen zurück- gewiesen und es scheint, daß das ganze arabische Element sih anschickt, das Joh des Sultans abzuschütteln.

(W. Pr.) Jn diplomatischen Kreisen gilt ein Ka- binetswechs el als gewiß. Der Sultan selbst soll sich wäh- rend einer Audienz Mussurus Paschas in diesem Sinne ausgesprochen haben, da es nothwendig sci, die Mächte durch ein neues Ministerium von dem guten Willen der Pforte zu Überzeugen. Die internationale Reformkommission wird nächste Woche zusammentreten. Die Pforte hat Asiu Pascha und Abro Effendi zu ihren Kommissären für die in- ternationale ostrumelishe Kommission ernannt.

6. Juni. Midhad Pascha, der seine Demission ein- gereicht hat, ist von Damaskus nah Aleppo abgereist, um sih nah Europa zu begeben. Jn den nächsten Tagen sollen Truppen nah Mesopotamien eingeschifft werden. Der in Bukarest beglaubigte österreichishe Gesandte Graf Ho0yos ist hier eingetroffen.

Bulgarien, Sofia, 5. Juni. (W. Pr.) Heute wurde der Kammer ein Gesetzentwurf bezüglich der Ausprägung bulgarisher Münzen vorgelegt. Es sollen Kupfer-, Silber- und Goldmünzen geprägt werden und zwar nah Decimalsystem. Der Frank (Lewet = Löwe La) bildet die Einheit. Die Goldmünze wird Alexandriner heißen. Die Kammer wird am 13. vertagt werden. Das gestern eingebrahte Budget beläuft sich auf 18 Millionen, davon entfallen 11 auf das Kriegs-Ministerium, die übrigen 7 auf die anderen Ministerien.

Montenegro. Cettinje, 5. Juni. (Wien. Z.) Von der durch die „Agence Havas“ gemeldeten angeblichen Absicht der Montenegriner, den Albanesen eine Schlacht licfern zu wollen, ist hier absolut nichts bekannt. Dagegen ver- breiten die Führer der Albanesen das Gerücht, daß sie in dew nächsten Tagen die Montenegriner anzugreifen beabsichtigen. An dieser Absicht wird jedoch hier sehr gezweifelt, und die Verbreitung der bezüglichen Gerüchte lediglich als ein ten: denziöses Manöver betraht.t, um gegenüber den im Zuge be- findlihen tiplomatischen Ausgleichsbestrebungen die Existenz des albanesischen Widerstandes zu konstatiren. Heute fand hier ein Trauergottesdiensst| für die verstorbene Kaiserin von Rußland statt, und wurde eine drei: monatliche Hof- und Landestraguer angeordnet,

Schiveden und Norwegen. Christiania, 2. Zuni. (Wes. Ztg.) Dem Storthing ist heute offiziell mitgetheilt worden, daß Se. Majestät der König dem Beschlusse des Things in Betreff der Staatsrathsangelegen heit (Theil- nahme der Minister an den Storthingsverhandlungen) die Sanktion verweigert habe. Der soeben für die Dauer der diesjährigen Session zum Präsidenten des Storthings wieder- gewählte Führer der Opposition, Bankdirektor Sverdrup, brachte sofort, gewissermaßen als Antwort auf die Mittheilun- en, folgenden Antrag ein: „Das Storthing hat in Ueberein- Aug mit wiederholten Beschlüssen der Repräsentanten des Volkes und in Gemäßheit d.s §8. 112 des Grundgeseßes eine Grundgeseßbestimmung, betreffend die Theilnahme der Staats- räthe (Minister) an den Storthingsverhandlungen, angenom: men ; daher soll diese Bestimmung gelten und derselben als Grundgeseß für das Königreich Norwegen unverbrüchlich nach- gekommen werden.“

Amerika, Chicago, 7. Juni. (W. T. B.) Bei derx in der heutigen Sizung der Konvention behufs Ernennung des Präsidentschastskandidaten vorgenommenen Abstimmung wurden 756 Stimmen abgegeben; die zur Ernennung erfor- derliche Majorität betrug demnach 379 Stimmen. Von den abgegebenen Stimmen erhielten Grant 304, Blgine 284, Sher- man 93, Edmunds 34, Windom 10 und Wafßhburne 30, ein Stimmzettel war unbeschrieben. Es wurde hierauf zu einer zweiten Abstimmung geschritten, welche indessen kein wesentlich anderes Resultat ergab.

—_ 7: GUni, Abends; (W. D.-B) Die Abstimmungen der Konvention wurden bis Nachmittag 5 Uhr mit wenig Veränderung in den Abstimmungsresultaten fortgeseßt. Bei der 15. Abstimmung erhielten Grant 309, Blaine 281’; die 18. Abstimmung ergab für Grant 305, für Blaine 283, für Sher- man 91, für Edmunds 31, für Washburne 35, für Windom 10 Stimmen. Die Konvention vertagte sich hierauf bis 7 Uhr Abends.

Nr. 23 des „Central - Blatts für das Deutsche Rei ch“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden In- halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Ausweisung von Ausländern aus dem RNeichsgebiete. Eisenbahnwesen : Eröffnung neuer Bahn- strecken und Haltestellen; Kenderung der Bezeichnung einer Station; Eröffnung des neuen Empfangsgeläudes der Berlin- Anhaltischen Eisenbahn. Zoll- und Steuerwesen: ODienst- vorscbriften, betreffend die Besteuerung des Tabaks; Regulativ, betreffend die Niederlage für unversteuerten inländishen Tabak.8—

Marine und Swiffahrt: Ertheilung eines Flaggenattestes. FKonsula!wesen: Todesfall. i

Nr. 29 des „Amtsblatts des Reichs-Postamts“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen : vom 27. Mai 1880: Wirksamkeit der für die Angehörigen der Reichs-Post- und Telearaphenverwaltung bestehenden Wohlthätigkeits- 2c. Anstalten für das Etatsjahr 1879/80 bz. für das Kalenderjahr 1579.

Deutsches Handels-Arhiv. Wocenschrift für Handel und Gewerbe, herausgegeben im Reichsamt des Innern. Nr. 10. Snhalt: Gesehgebung: Großbritannien: Erhöhung der Zölle auf Spirituosen und Weine in der Kolonie Neusüdwales. Rußland: Vorschristen für die Cinfuhr von Erplosivstoffen. Portugal: Mo- dififation der Aus- und Einfuhrzölle. Spanien: Zollabfertigung von Spielwaaren. Griechenland: Erhebung der Einfuhrzölle in neuen Drachmen. Türkei (Egypten): Docks-, Entlöschungs- und Lootsengebühren im Ibrahimshafen zu Suez. Berichte: Ecuadör: Handels- und Schiffahrtsberiht aus Guayaquil für 1879. Belgien : Der auswärtige Handel und die Schiffahrt Belgiens im Jahre 1878. Portugal: Handels- und Schiffahrtsberiht aus Lourenço Marques (Delagoa-Bai) für 1879. Rußland: Wirthschaft liche Verhältnisse des Gouvernements Smolensk. Helsingfors, Schweiz: Waaren- verkehr mit Deutschland im Jahre 1879. Vereinigte Staaten von Amerika : New-York. Japan : Hiogo Osaka.

Stetistiscbe Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlibung-n des Kaiserlichen Gejuand- beitsamts sind in der 22. IJahreswoche von je 1000 Le- wohnern, auf den Jahresdurch:chnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 33,4, in Breslau 30,9, in Königsberg 37,0, in Cöln 25,7, in Frankfurt a. M. 26.4, in Hannover 19,0, in Caffel 17 8, in Magdeburg 24,0, in Stettin 22,4, in Altona 27,6, in Straßburg 29,7, in Meß —, in München 47,1, in Nürnberg 26,3, in Augsburg 27,6, in Dresden 30,3, in Leipzig 22,1, tn Stuttgart 26,4, in Braunschweig 30,9, in Karlsruhe 28,1. in Hamburg 29,2, in Wien 30,8, in Buda- pest —, in Prag 43,6, in Triest 30,4, in Krakau —, in Basel 28,6, in Brüfsel 15,5, tn Paris 29,2, in Amsterdam 26,3, in Kopenhagen 27,2, in Stockholm 27,4, in Christiania 14,7, tin St. Petersburg 53,5, in Warschau 27,2, in Odessa 29,8, in Bukarest 25,5, in Rom 29,7, in Turin 28,4, in Athen —, in Madrid —, in London 19,0, tu Glasgow 23,2, in Liverpool 23,4, in Dublin 38,0, in Edinburgh 24,9, in Alexandrien (Egypten) Ferner aus früheren Wochen: in New- Vork 26,6, in Philadelphia 18,C, in St. Louis 12,5, in (Lhicago 22,7, in Cincinnati 17,5, in St. Franzisko 12,0, in Calcutta 22,1, in Bombay 39,1, in Madras :

In den ersten Tagen der Berichtswoche waren westlihße und südwestlihe Windrichtungen an den meisten dc.utshen Beobachtungs- stationen vorherrschend, die am 26., an den Oststationen erst am 27, unter bedeutender Zunahme der Lufttemperatur nach Süd und Südost, in München na Nordost gingen. Am 28. {lug der Wind nach Entladung mehrfacher, zum Theil recht \{werer Gewitter, nah Nord und Nordwest um, wobei die Luftwärme reht erheblichß ab- nahm (in Berlin sank das Thermometer von 31,6 auf 12,69 C.) Der in den ersten Tagen der Woche steigende Luftdruck sank am 26., stieg aber am 27, wieder und behauptete bis zum Schluß der Woche seinen Standpunkt. L : -

Die Sterblichkeitsverhältnisse haben sich in den meisten Städten Nordeuropas, befonders in den deutschen ungünstiger gestaltet, wäh- rend sie in den oft-, west- und südeuropäischen zum Theil recht wesentlich bessere Verhältnisse aufweisen. Die allgemeine Sterblich- keit8verhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 30,6 von 28,1 der Vorwoche (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr bere{net). Die Betheiligung des Säuglingéalters an der Gesammts{terblichkeit ist eine wesentlih höhere geworden, so daß von 10,000 Lebenden (aufs Jahr berechnet) 118 Kinder unter 1 Jahr starben, gegen 93 der Vor- woche (in Berlin 147 gegen 98). Unter den Todesursachen haben namentlich Masern, Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder zugenommen, während Pocken im Allgemeinen seltener wurden. Mag- sern gewannen in Danzig, Müncben, Chemniy, Berlin, Paris größere Ausdehnung, 13 Zwickau und Wesel hat die Epidemie einen milderen Verlauf angenommen, :

Todesfälle an Scharlah haben in Münchea, Berlin, Hamburg und London zugenommen, in Barmen, Bonn, Stockholm weist dic Epidemie noch keinen wesentlihen Nachlaß auf. Diphtherische Affektionen zeigen sich in Stuttgart, Dresden, Berlin, München, Hamburg, Aawen, Paris u. a. no häufig, obglei die Zahl der Opfer in den leßgenannten Orten ein wenig nahläßt. Typhöse Fieber waren in München, Chemniß, Paris wieder häufiger, in St. Petersburg nahm die Zahl derselben etwas ab. Rückfallsfieber kamen seltener vor, aus Berlin wird 1, aus St. Petersburg werden 39 LTodeéfälle gemeldet. Dagegen werden Flecklyphen noch immer häufig beobahtet. Aus Thorn werden 4, aus Braunschweig 3, aus War- schau 2, aus Königsberg, Beuthen O./S., Ratibor, Dresden, Berlin, Magdeburg, Krakau je 1, aus St. Petersburg 44 Todesfälle gemeldet, E Darmkatarrhe und Brecbdurchfälle der Kinder mehren si ansehnlich und wurden namentlih in München, Stuttgart, Nürnberg, Berlin, Straßburg, Wien, Paris u. a. O. oft Todesvcraulassung. Jn Nürn- berg und Coburg tritt die Genickstarre in epidemisher Weise auf. Pokentodesfälle wurden im Ganzen etwas seltener; in größerer Aus- dehnung herrschen sie in Wien, Prag, Paris, London. Aus Bukarest werden 5, ans Beuthen 4, aus St. Petersburg 3; aus Triest, Rom, Le Barzelona je 2, aus Görliß, Krakau, Cadix je 1 Todesfall gemeldet.

Summarische Uebersicht über die Zahl der Studi- renden an der Königlichen vereinigten Friedrichs- Universität Halle-Wittenberg im Sommer-Semester 1880, Im Winter-Semester 1879/80 sind immatrifulirt gewesen 1098. Nach Aufstellung der betreffenden Nachweise wurden noch immatrifulirt 16. Zusammen 1114, Davon find abgegangen 300. Es sind demnach geblieben 814. Dazu sind in diesem Semester gekommen 315, Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studiren- den beträgt daher 1129. Die evangelisch-theologishe Fakultät zählt Preußen 276, Nichtpreußen 28, zusammen 304, Die juristische Fakultät zählt Preußen 81, Nich1preußen 2, zusammen 83. ie medizinische Fakultät zählt Preußen 136, Nichtpreußen 23, zusammen 159, Die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeug- niß der Reife 347, b, Preußen ohne Zeugniß der Reife nach S. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 114, zusammen Preu- pen 461, e. Nichtpreußen 122, zusammen 583, im Ganzen 1129. Außer diesen immatrikulirt.:n Studirenden besuchen die Universität als Hospitanten 21. Es nehmen mithin an den Vorlesungen über- haupt Theil 1150.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Das Verfahren in Auseinanderseßzungsange- legenheiten, nah Maßgabe des Geseßes vom 18. Februar 1880 systematisch dargestellt. Im Auftrage des Königl. Ministeriums für Landwirthschaft, Domänen uxd Forsten herausgegeben durch A. Gla zel, Geheimer Regierungs- und vortragender Rath, und X.

terneberg, Regierungé-Rath im Ministerium für Landwirth- haft, Domänen und Forsten. Berlin, Verlag von Wiegandt, Pempel u. Parey. 1880. Preis 20 A Das Gesetz, betreffend das Verfahren in Auseinanderfseßungsangelegenheiten , vom 18. Februar 1880 enthält überwiegend nur Maßgaben für die An- wendung der deutschen Civilprozeßordnung und seßt also für seine praktische Handhabung die genaue Kenntniß der deutshen Civilprozeß- ordnung voraus. Die hieraus und aus der Neuheit des leßteren Gesehes sich ergebenden Schwierigkeiten haben den Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten bewogen, die Verfasser mit der Herstellung eines Kommentars zu dem Geseße vom 18. Sebruar 1880 zu beauftragen. Die Verfasser haben ihre Aufgabe tarin ge- sucht, sämmtliche Vorschriften für das Verfahren in Auteinanter-

seßungssacen, die im Geltung8gebiete und nah Maßgabe des Geseues vom 18. Februar 1880 anzuwenden sind, systematisch und unter Bei- behaltung des Textes der Gesetzeêvorschriften zusammenzustellen. Die vorliegende Arbeit ist auf das gesammte Verfahren, einshließlich des Regulirungsverfahrens, ausgedehnt und wird dem Praktiker vornehmlich au insofern die Anwendung des erwähnten Gesetzes erleichtern, als aus derselben die motivirte Ansicht der au mit den Vorarbeiten für das Ge- seß betraut gewesenen Verfasser si ergiebt, welche zum Verständniß beizutragen und ein zutreffendes Urtheil anzubahnen nicht verfehlen wird. Bei denjenigen Geseßesvorschriften, deren Text niht voll- ständig beizubehalten war, sind die Abweichungen vom Texte in den Anmerkungen hervorgehoben und bezründet. Größtentheils find in den Anmerkungen auch diejenigen Vorschriften der in Betracht kom- menden Gesetze erwähnt welche in das vorliegende Werk nicht auf- genommen sind, weil sie entweder niht mehr gelten oder was namentli für viele Vorscriften der Civilprozeßordnung zutrifft auf das Auseinandersezungsverfahren keine Anwendung finden können. Gemäß der systematishen Anordnung des in d:n zu bearbeitenden Gesehen gegebenen Stoffs sind die einzelnen Geseße und Gesetzes- vorschriften, sofern sie verschicdene, systematisch auseinander zu haltende Materien betreffen, für ihre systematishe Einfügung ge- theilt. Die Aufgabe, sämmiliche geltend-n Verfahrensvorschriften nab dem Gesebestexte wiederzugeben, brate es mit sich, einzelne Vor- \criften aufzunehmen, welche inhaltlih durch andere aufgenommene Vorschriften gedeckt werden. In beiden Beziehungen hat j ‘do der praktische Gebrauch des Werkes keinen Eintrag erlitten. Die Vor- \chriften gleichen Inhalts sind in den Anmerkungen mit entsprechen- den Erläuterungen beglei et, Den einzelnen aus dem Zufammen- hange des Geseßestertes genommenen Bestimmungen sind unter dem Texte der aus demselben gebildeten Paragraphen die Quellen beigeseßt. Zur leihteren Auffindung der einzelnen Para- graphen der verarbeiteten Geseße dient überdies das am Schlusse des Werkes befindliche Paragraphenregister, in welchem bei den einzelnen Paragraphen der im Register nachgewiesenen Ge- seße die entsprehenden Paragraphen dieses Weikes angegeben sind. Das Geseß vom 18. Februar 1880 und eine Reihe anderer Geste, Reglements u. \. w., welche in den Verfahrensvorschriften oder in den Anmerkungen zu denselben in Bezug genommen sind und für den praktishen Gebrauch zur Hand sein müssen, sind als Anlagen beigefügt, um niht durch Einschaltung derselben den Zusammenhang der Verfahrensvorschriften zu unterbrechen. Dem oben erwähnten Paragraphénregister folgen noch ein chronologishes uud ein alpha- betisches Register. L

Leitfaden für die juristischen Prüfungen unsd den Vorbereitungsdienst der NReferendarien in Preußen, von Dr. C. W. Bleich, Amtsgerichtêrath (Berlin, 1880, Verlag von W. Moeser, Hofbuchhandlung). Der Verfasser kommt in dem vorlie- genden kleinen Buch dem Bedürfniß derjenigen entgegen, welche si dem Richterstande widmen wollen oder den Borbereitungsdier#t der Referendarien zu leiten haben, und denen bisher keine dem zeitigen Stande der Geseßgebung und Verwaltung entsprechende Sammlung der geseßlichen und reglementarischen Bestimmungen über den Vor- bereitungsdienst der Referendarien zur Information zu Gebote stand, was um so mehr empfunden wurde, als die betreffenden Bestimmun- gen in neuerer Zeit vielfah gewechbselt haben. Fenem Mangel hat der Verfasser dur eine ebenso ¿weckmäßige wie vollständige Zusam- menstellung des gesammten, und zun großen Theil im ,Justiz-Ministeria"s blatt“ zerstreuten Materials abgeholfen. Dasselbe ist chronologisch ge- ordnet, jedoch giebt eine Einleitung einen Ueberblick über die historische Entwickelung des Vorbereitung8wesens wie über den derzeitigen Stand desselben, auch mancherlei praktishe Winke für den mit der Aus- bildung der Referendarien beauftrazten Richter. Die Bleichshe Samm- lung wird deéhalb dem gesammten Richterstande willkommen sein,

Marienwerder, 28. Mai. Das hiesige Mu'’eum des historischen Vereins hat einen werthvollen Silberfund er- worben, dessen einzelne Theile nah Tausenden von Stücken zählen und zusammen an 4 kg wiegen. Derselbe befand si in einer un- gebrannten, nur am Feuer getrockneten Urne aus gewöhnlihem Thon, deren Theile gerettet sind, und welche nicht tief unter der Erde in der Kolonie Dombrowo stand. Der Schmuck besteht aus größeren gewundenen Ringen von verschiedenster Form, aus Okhrringen zum Theil mit Gehängen, aus zahllosen kleinen Ringen, Kettenfragmenten , Platten, Ziercstücken und anderen Scchmucck- gegenständen . sämmtli§ von s\chönster Arbeit fowie aus etwa zweitausend (über se{shundert völlig erhaltenen) Münzen, auf deren einzelnen sich phönizishe, altgriechwishe und altetrurische Buchstaben befinden. Die Ornamentik der Zierplatten u. stimmt mit bekannten Hallstädter Gräberfunden (altetrur is, 600 bis 700 v. Chr.). Auch die Technik der Urne spricht für die Jahr- hunderte vor Christi Geburt. Da viele Theile getrennt und zum großen Theile zerbrochen sind, so wird die Ordnung und Zusammen- stellung des Fundes schwierig und zeitraub:-nd. Soba!d diese Arbeit beendet ist, soll der Fund dem Publikum zugänglih gemacht werden,

Land- und Forsiwirthschaft,

Der neueste Jahresbericht der städtischen Kanalisationsdeputation enthält folgende Mittheilungen über die Rieselfelder zu Os- dorf und Friederikenhof. Es waren bis zum Jahre 1879 6492 a Wiesen in 33 Schlägen angelegt, im Jahre 1879 famen noch 4413 8 in 20 S{lägen zur theilweisen Benußung ; im Ganzen konnten also 14325 a in 53 Schlägen gemäht werden. Die älteren Schläge lieferten 6 und 7 Schnitte, die neu angelegten nur 1 bis 3; nichtsdestoweniger wurden 134985 Ctr. Gras gewonnen, also 9,42 Ctr. pro Ar und 240,49 Ctr. pro Morgen. Der Gewinn an Heu wäre übrigens erbeblich größer gewesen, wenn nicht der Winter von 1878/79 sehr lange gedauert, der pro 1879/80 sehr früh begon- nen hätte, und wenn nicht die erste Hälfte des Jahres 1879 über- haupt eine sehr ungünstige Witterung gehabt hätte. Die ersten Snitte ergaben deshalb nur 1,51 bis 1,93 Ctr. ras pro Ar, die späteren dagegen 2,29 bis 3,22 Ctr. Der Preis des Grases s{wankte übri- gens sehr; er betruz im Frühjahr in der knappen Zeit 40 -Z pro Centner, gegen den Herbst hin dagecen, als viel Gras vorhanden war und Nässe eintrat, nur 10 „3. Der dur{chschnittlihe Jahreëpreis war 22,86 S pro Centner, es ergiebt daf einen Gesammtwerth des Grasfes von 34908 A Von 18 433 Ctr. Gras wurden 3290 Ctr. Heu gemacht; 5,609 Ctr. Gras gaben mithin 1 Ctr Heu; der Cent- ner Heu berechnet si hierna eins{ließlich des Lohnes für Mähen u. st. w. auf 1 A 77 Z. Der Verkaufspreis war aber für Heu 23 t Indeß wurde Heu nicht verkauft, sondern cbenso wie ein Theil des Grases für das zu Osdorf gehaltene Vieh (50 Pferde, 12 Zugochsen, 115 Milchkühe und 300 Schafe) verwendet. In den 13 großen Bassins zur Aufnahme des Winterwassers wurden im Werthe von 17 593 Sommerrübsen, Hafer und Sommerweizen, leßterer mit besonderem Erfolg gebaut; auf den zahlreihen Beeten dagegen, welche 11 918 Ar umfaßten, Kohl und Gemüse jeder Art, Zwiebeln, Erd-, Him- und Johannisbeeren, Kräuter, Weiden, Cichorien u. \. w. im Gesammtwerthe von 84,648 M

Aus Ungarn schreibt der „Pester Lloyd“ unterm 29, Mai: „Es ftellt sich immer positiver heraus, daß die Alarmnachrichteu aus der Provinz über angeblihe Frostshäden theils stark übertrieben waren, theils jeder Begründung entbehren ; heute kann man son mit Entschiedenheit konstatiren, daß wir den Monot Mai glüdlih überstanden und uns der fruhtbarsten Witterung erfreuen ; hält dic- selbe in gleiher Weise noch vier Wochen an, dann ift eine rei ge- segnete Ernte niht mehr zweifelhaft, sondern eine fertige Thatsache. Wir hatten Anfangs der Woche ein wenig Regen, dann einige kühle Tage, dann aber rapid steigende Hiße von + 13 Grad bis +4 25 Grad R. ; die Woche {ließt mit Hochgewitter, wobei au ziemlich ftarke Sclossen über der Hauptstadt niedergingen, die hoffentl ih keinen wesentliden Schaden angerichtet haben werden. Der Himmel ist des Abends noch in dichtes Nebelgrau gehüllt, und {int noch weiterer Regen bevorstehend. * i |

Paris, 6. Juni. (Cöln. Ztg.) Bei dem heutigen Wett- rennen zu Longhamps gewann das englishe Pferd „Robert der

Teufel“ (Besißer Mr. Brewer) den ersten Preis von 100 000 Fr., den zweiten Preis „Le Destrier“ (Gestüt Lauray), den dritten „Milan“ (Graf de Lagrange). Das Wetter war sehr ckl:cht.

Gewerbe und Haudet,

Dem der XI1Il, Gereralversammlung der Preußischen Feuer - Versicherungs - Aktien - Gesellschaft vorgelegten Geschäftsbericht entnehmen wir Folgendes: Ein beträchtlicher Fort - schritt im Geschäft is eingetreten, und wurde ein Uekterscbuß von M 35 053,82 erzielt, welder eine Dividende von 49%/ gestattete. Die Zahl der Versiherungen hat \sich von 161 151 St1ück auf 168 191 Stück erhöht, während bei der Lersiherungssumme eine Steigerung von M 743 898 553 auf A 827 567 582 eingetreten ist. Die Prämien Einnahme erhöhte sich von M 1697 747983 auf M 1913 766,39, so daß also eine Zunahme von M 216 018,41 er- folgte. Die Gesellshaft hatte im vergangenen Jahre ihr Haupt- augenmerk darauf gerichtet, das von der in Liquidation getretenen Feuer-Versicherungs-Aktien-Gesellshaft für Deutschland „Adler“ übernommene Geschäft einer Revision zu unterwerfen, die guten Risiken definitiv auf die Preußische Gesellschaft überzuführen und die s{chlechten, soweit solches nah den Bedingungen der Versicherungs- verträge oder im Wege der freien Vereinbarung möglich war, zur Aufhebung zu bringen. Der Geschäftsbericht hebt sodann die Ein- wirkung der ungünstigen Zeitverhältnisse auf das Affsekuranz-Heschäft hervor und \chließt {ih den in den Beri bten anderer deutscher Feuer- Versicherungz-G. sellschaften enthaltenen Anführungen, daß ein hoher Prozentsaß der Brandschäden auf böswillige Brandstiftung zurück- zuführen sei, vollständig an. Mit Rücksicht hierauf wird das erzielte Resultat als günstig bezeichnet und die Hoffnung ausgesprochen, daß bei Rückkehr zu normalen Verhältnissen eine bedeutende Steigerung des Gewinnes eintreten werde.

Pommersche Central-Eisenbahn. (Nat. Ztg.) Wie ver- lautet, werden in dem am 22. cr. stattfindenden Schlußtermin des Konkur- ses 100 000 M vertheilt und der Rest von 40—50000 X uznter die 18 400 Stück Stammprioritäten vertheilt werden, während die Stammaktien leer ausgehen. Die Summe von 40—50 000 A, auf 18 400 Stammprioritäten vertheilt, dü. fte eine Quote von etwas über 2 Æ pro Stück ergeben, so daß, da die Stammprioritäten auf 6000 Æ lauten, etwas über 1/3% zur Vertheilung gelangen werden. Am Donnerstag wurden als Liquidatoren gewählt, welche die Liquidation fortzuseßen haben, die Herren Oder und Walcker.

__— Dem Geschäftsbericht der Direktion der Oels-Gnesener Eisenbahn-Gesellschaft für das Jahr 1879 entnehmen wir folgende Daten: Das Resultat des Gesammtverkehrs der O els- Gnesener Eisenbahn im Jahre 1879 ist im Allgemeinen günstiger als das ter Vorjahre, is aber immer noch hinter berehtig- ten Erwartungen zurückgeblieben. Theilweise ist dies dadur er- klärli, daß die Handelsverhältnifse auch im verfloss:nen Jahre einen wesentliden Aufshwung noch nicht erfahre1 haben, und daß die der durchgreifenden Hebung des Transit - Verkehrs nah der Posene Thorn - Bromberger und Ostbahn via Oels - Gnesen entgegenstehen» den Hinderaisse auch bis jeßt noch nicht beseitigt werden konnten. Im Persouenverkehr wurden gegen das Jahr 1878 8433 M weniger, dagegen im Güterverkehr 76 180 4 mehr eingenommen. Es wurden überhaupt befördert im Jahre 1879 279 743 Personen (1213 1 Kl, 18 190 2, Kl, 80958 3. Kl, 179282 4. Kl), mit 756,1 t Neis-gepäck; es wurden dafür eingenommen 308 369,25 4. Im Güterverkehr wurden im Jahre 1879 befördert: 152 287 t Eil- und Frachtgut, 1517,4 t Vieh, 4037,4 t anderes Gut, Summa 157 841,8 t Güter, wofür 55728625 Æ im Ganzen ein- genommen wurden. Die Einnahme betrug für 1879 überhaupt aus dem Personenverkehr 308 369,25 Æ, aus dem Güterverkehr 55728625 #Æ# Der Uebertrag aus dem Jahre 1878 betrug 18978,67 , Extraordinaria an Einnahmen 156809 ; die Gesammteinnahme betrug daher 1041 443,47 4 Die Gesammtbetriebs-A u 8 gaben betrugen für 1879 641 334,45 M, d. i. 61,58 %/ der Einnahme; für die allgemeine Verwaltung wurden verausgabt 120 957 M 94 S, für die Bahnverwaltung 230 750 4 99 „S, für die Transvortverwaltung 281 925 4 60 &§, mithin ver- blieb Uebershuß 400 108,72 # (2500,68 M per Kilometer). Dieser Üebershuß fand pro 1879 Verwendung: 1) zur Dotirung des Re- servefonds mit 23 250 #, 2) zur Dotirung des Erneuerungsfonds 14744049 Æ#, 3) zur Verzinsung der \{chwebenden Schuld 219 603,96 6; e8 betrug daher der Rest zum Uebertrag 9814,27 M

-— Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn. _Nach der vor- liegenden Bilanz pr. ult. 1879 betrug der Vebershuß aus den Betriebseinnahmen des Jahres 1879 753 469 4 Derselbe wird wie folgt verwendet.: Zur Zahlung von 3} % Dividende auf die Stammprioritätsaktien 708 750 4, zur Zahlung der Eisenbahnfteuer 18 173 Æ, zur Disposition der Generalversammlung 7088 4, zum Vortrag auf neue Rechnung 19458 «4 Da vorher {on aus den Betriebsergebnissen des Jahres 1879 der Rest der Staatsvorschüsse mit rund 366 000 Æ und 85000 #4 für Kosten der leßten Prioris tätsanleihe und sonstige Extraordinarien gekürzt worden sind, so be- zifffert sih der Reingewinn des Jahres 1879 im Ganzen also auf 1 204 000 M oder nahezu 6 9% d:8 Stammprioritäten - Kapitals. Bis Ende April laufenden Jahres hatte die Bahn bèrzits 64 000 A Mehreinnahme. : j

Die diesjährige dreizehnte ordentliche Generalversammlung des Rheinish-Weftfälishen Lloyd, welhe am 29. Mai M.Gladbach stattfand, war von 18 Aktionären besucht, welche 383 Stimmen repräsentirten. Der Geschäftsbericht konstatirt, daß der Umfang der TranEportversicherung8geschäfte sowohl bezügli des ver- sicherten Kapitals, als auch bezüglich der erzielten Prämieneinnahme wiederum ein: erfreuliche Ausdehnurg erfahren hat, wenn au das Reinerträgniß in Folge der bereits angedeuteten Umstände nicht die- selben Fortschritte aufweist, soudern auf dem vorjährigen Stande (2299/6 Dividende) stehen geblieben ist. Die Prämieneinn ahme, abzüglih Courtazen 2c., erreihte im Jahre 1879 4 469 295 4 96 „Z für ein Versicherungskapital von 1 201 613 347 M gegen 3 924 512 M 54 &Z Prämieneinnahme und 1112961160 # Versicherungs- kapital im Vorjahre. Das versicherte Kapital ist sonab um 88 652 187 Æ und die Prämieneinnahme um 544783 A 42 H ge- stiegen. Der Prämieneinnahme treten hinzu die Einnahmen aus Geldanlagen, Polizegeldern, Aftienumschreibungsgebührea und ver- fallenen Dividenden im Betrage von 59 127 A 22 & F, so daß fich mit Einschluß der für das verflossene Fahr zurückgesteliten Prämien“ und Schadenreserve vo1 813 234 A 24 H eine Gefammteinnahme von 5341 657 M 42 - ergiebt, Die Ausgaben haben hiergegen be- tragen: an Rückver sicherungsprämie, abzüglich Courtagen, Rabatte und Storni 2 207 115 4 69 4 Z, an bezahlten Sctäden, abzüglich Provenü und Antheil der Rückversicherer 1740 865 Æ 58 , “an Abschreibung auf Mobilien 3660 A 27 S, an Agenturprovision, Tantième, Organisations- und Verwaltungé kosten, abzüglich der von den Rüversicherern vergüteten Provision 391 066 & 42 Z, zusammen 4 342 707 Æ 91 § Diese Gesammtausgabe ergiebt, der oben ange- gebenen Gesammteinnahme von 5 341 657 M 42 S gegenüber, einen Bruttoüberschuß von 998 949 A 51 S, von w.lchem in Abzug kommen für die am 31. Dezember a. p. noch nit abgelaufenen Risiken an Prämienreserve, sowie an Schadenreserve für am 31, De- zember a. p. noch {webende Schäden, zusammen 2 283 746 M 40 S, wovon die Rückversicherer mit 1416 287 A 29 Z betheiligt sind, also netto 867 459 M 11 «, so daß ein Nettoübershuß von 131 490 (A 40 H verbleibt. Hiervon gehen die statutarishen Einlagen von 23204 Æ 19 H an den Kapitalreservefond, ferner 772 M 21 - in den Extrareservefond, so daß 107514 Æ zur Vertheilun an die Aktionäre verbleiben, mit 66 #4 pro Aktie oder 22% der au die Aktien geleisteten statutarishen Einzahlung. Seit dem Bestehen der Gesellschaft, das heißt in dem Zeitraum von 12 Geschäftsjahren, kamen im ganzen 182 %% der Einzahlung auf die begebenen Aktien an die Aktionäre zur Vertheilung, und zudem ift ein Kapital- und Ertra-Reservefond von 498 718 4 74 ,Z oder 102% dcs eingezahl- ten Aktienkapitals angesammelt worden, so daß die Garantiemittel der Gesellshaft sich einsließlih der Prämien- und Schadenreserve am Ende 1879 insgesammt auf 6 253 177 K 85 S belaufen.

f Bui E as i E E E S R T