1880 / 143 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 Jun 1880 18:00:01 GMT) scan diff

bei der Kreiskommunalkasse zu Samter und d

Reihs- und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger oder dêm an dessen Stelle tretenden Organe, in dem Amtsblaite der Königlichen Regierung zu Posen oder dem an dessen Stelle tretenden Organe und in je einem in Berlin, Posen und Samter erscheinenden öfent- Tihen Blatte bekannt gemachten Einlösungsstellen in Berlin und

Posen.

Samter, den . . ten

O: Die kreisftändishe Kommission für den Chausseebau im

Samterschen Kreise.

Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fällig-

kFeit erhoben wird.

Anmerkung. (Die Namensunterschriften können mit Lettern

oder Facsimilestempeln gedruckt werden, do mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines sehen werden.)

Provinz Posen.

nweisun

A g Zum Kreis-Anleiheschein: des Samterschen Kreiscs, IIT, Ausgabe,

Bucbfiabe .., . Nr...

Über . . . Mark Reichswährung.

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe ¿zu der “Schuldverschreibung des Samterschen Kreises, IIL, Aus- i . _. Mark Reichswährung

gabe, Buchslabe ...….,. Nr... , über . zu vier und einhalb Prozent Zinsen die .…..

scheinen für die fünf Jahre 18 . . bis 18. , bei der Kreiskom-

munalkasse zu Samter sofern nit rechtzeitig

sih ‘ausweisenden Inhaber der Sqhuldverschreibung dagegen Wider-

spruch ‘erhoben wird. Samter, O 18, Die kreisftändische Kommission für den im Samterschen Kreise. (Unterschriften.) Anmerkung. Die Namenêunterscriften

oder Facsimilestempeln edruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen amensunterschrift eines Kontrolbeamten ver-

jehen werden.

Tie Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blatt-

breite unter den beiden leßten Zins\{einen mit Lettern in nachstehender Art abzudrucken.

Regierungsbezirk Posen.

en in dem Deutschen

muß jedèr Zins\{ein Kontrolbeamten ver-

te Reihe von Zins-

von dem als solchen

‘Chausseebau

können mit Lettern

davon abweichenden

9, Zinsschein. |

10. Zins\chein.

Anwei sung.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der Apothekénbesißer, Apotheker erster Klasse Alexander

Sigismund Feldhaus zu Münster, ist tishen Assessor bei dem Medizinal-Kollegi Westfalen ernannt worden.

_ Am Schullehrer-Seminar zu Reichenbah O./L. is der bisherige Hülfslehrer Li chtblau zum ordentlichen Lehrer

: befördert.

Abgereist: Der Präsident der Hauptverwaltung der Staatsschulden Dr. Sydow nah Wildbad Gastein.

zuli pharmazeu- um der Provinz

Nichkamfliches,

Deutsches NVeich.

Preußen. Berlin, 21. Juni. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin besudhten, laut Meldung des 7W- D,:B.“, am Sonnabend gegen Mittag die Ausstellung j in Düsseldorf und machten zunächst eine Nundfahrt durch die Auch hier wurden Jhre Majestäten überall von den enthusiastischen Kundgebungen ‘der Bevölkerung begleitet. Nach fast zweistündigem Rundgang folgte sodann ein Dejeuner in dem Ausstellungspalaste. Se. Majestät der Kaiser tranken dabei auf das Wohl der Ausstellung, in- dem Se. Majestät. bemerkten, daß Sie Aehnliches, wie diese außerordentlih gelungene Ausstellung, noch niht gesehen hätten. Jhre Majestät die Kaiserin beauftragte den Präsiden- ten des Ausstellungs-Comités, Hrn. Lueg, aub den anderen

gärtnerishen Anlagen derselben.

Herren des Comités Jhren Dank zu übermi

Nach dem Déjeuner besichtigten Jhre Majestäten noch die Ausstellung der kunstgewerblichen Alterthümer.

Nachmittags 3 Uhr 53 Minuten reisten Herrschaften von Düsseldorf ab.

Se. Majestät der Kaiser trafen Abends 7 Uhr 10 Mi-

nuten in Ems ein. Zum Empfange Sr.

die Spißen der Behörden und die Geistlichkeit sowie der

Kriegerverein auf dem Bahnhofe anwesen

außerordentlich zahlreichen Publikum mit enthusiaästishen Kund- gebungen begrüßt, fuhren Se, Majestät nah dem Kurhause ; auf dem Wege dorthin bildeten die Schulkinder Spalier. Gestern früh. haben Se. Majestät im besten Wohlsein die Brunnenkur begonnen und später einen Spaziergang emacht. Abends wohnten Allerhöchstderselbe der Vorstellung im Kur-

saaltheater bei.

Heute früh seßten Se. Majestät die Brunnenkur fort.

Jhre Kaiserlichen und Königl

der Kronprinz und die Kronprinzessin empfingen estern Mittag 1 Uhr mit Sr. Königlichen Hoheit dem Axrinzen Wilhelm im Neuen Palais bei Potsdam das Präsi-

dium des Abgeordnetenhauses, welches aus

lobung Sr. Königlichen Hoheit die Glückwünsche des Hauses

darbrachte. e, FPnialiche Hoheit der

heute Morgen, von Wiesbaden bezw. vom Haag kommend,

hierher zurückgekehrt.

Heute werden es 50 Jahre, daß Se. Königliche

Hoheit der Prinz Alexander, der Hause bestehenden Sitte gemäß, nach A ten Lebensjahres als Seconde-Lieutenant

aufgenommen und dur Allerhöchste Kabinetsordre à 1d suite

des Magdeburger Garde-Landwehr- Bataillon dessen Erster Commandeur Sein Vater, Prinz [iche F eit, war.

nant be

Im Fahre 1842 zum Premier-Lieute- ördert, that der Prinz 1844, 1845, 1846 und 1847 Dienste beim damaligen 16. Jnfanterie - Regiment in Düsseldorf, während welcher Diénstzeit er im «Fahre 1844 zum Hauptmann und 1846 zurn Major avancirte. Jm hre 1851. erfolgte die Beförderung zum Oberst und Ersten Com- mandeur des Graudenzer Garde-Landwehr-Bataillons, 1852 um General-Major, 1856 zum General-Lieutenant. Bei der

tteln. die Allerhöchsten

Majestät waren

d. Von einem

ihenHoheiten

Anlaß der Ver-

Prinz Carl ist

im Königlichen blauf des zehn- in die Aríinee

s gestellt wurde, Friedri, König-

Krönung im Jahre 1861 ernannten Se. Majestät der König den Prinzen zum Chef des 3. Westfälischen Infanterie - Regi- ments Nr. 16. Jm nämlichen Jahre zum General der E fanterie befördert, machte der Prinz, dem Hauptquartier Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen attachirt, den Feldzug 1866 in Böhmen und speziell die Schlacht von Königgräß mit. Im Jahre 1873 erfolgte Seine Ernennung zum Zweiten Chef des 2. Garde-Grenadier-Landwehr- Regiments. Se. Königliche Hoheit verweilt zur Zeit in Marienbad.

Der Bundesrath trat am 19. d. Mts. unter dem Vorsite des Staats-Ministers Hofmann zu einer Plenarsißzung zusammen. Verschiedenen Gesuchen um Abänderung des Regulativs , betreffend die Steuerfreiheit des Branntweins zu gewerblihen Zwecken, wurde insoweit Folge gegeben, als auf den Antrag der Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel un Verkehr folgendes beschlossen wurde; 1) den Fabrikanten von leiweiß und Blei- zucker kann bis ¿Um A Ui d, D. die Steuervergütung für den zur Bleiweiß- bezw. Bleizucerfabrikation verwendeten Branntwein auh dann gewährt werden, wenn die Denatu- ration mit Kampfer in Gemäßheit dex bis zum 1. Januar d. J. gültigen Vorschriften nachgewiesen wird; 2) den Fa- brikanten von Bleiweiß und essigsauren Salzen (Bleizucker U. \. w.) ist die Steuervergütung für den zur Herstellung der- selben verwendeten Branntwein auh nah Verxmishung des- selben mit 0,025 Prozent Thieröl zu gewährén; 81 pon der Vorschrist, den Branntwein in Gebinden mit eichäiiiltie eingebrannter Angabe des Taragewihts zur Denatuirung zu stellen (8. 7 des Regulativs), kann bei E falls dieselben vollständig gefüllte Fässer vor- führen, bis auf Weiteres abgesehen werden; 4) bei der De- naturirung von Branntwein zur Essigfabrikation kann für die vorgeschriebene Verdünnung des Branntweins mit Wasser und Essig an Stelle des Wassers au Bier oder Hefenwasser zugelassen werden.

Im Uebrigen bezogen die Eingaben, über welche der mecklenbur ishe Bevollmächtigte, Ober-Zolldirektor Oldenburg, der badische Bevollmächtigte, Geheime Finanz-Rath Scherer und der bayerische Bevollmächtigte, Ober-Finanz-Rath Frei- herr von Raesfeldt für die betheiligten Ausschüsse berichteten, sih auf die Zollbefreiung von inländishem, vorübergehend im Zollausshlußgebiet aufgestellten Vieh; auf die Befreiung der zwischen Häfen der Ostsee verkehrenden Schiffe von Ent- rihtung der statistischen Gebühr; die Taravergütung für Kammgarnshuß auf Kannetten in Kisten; die Abän- derung der Gewerbeordnung, namentlih in Bezug auf das Ban die Einführung baugewerklicher Vereine mit

orporationsrehten; auf die Wanderlager und Waaren- auktionen. ‘Eine von dem Vorgeseßten {ließli vorgelegte, neuer- dings eingelaufene Petition des Vereins déutscher Eisen- und Stahl-Fndustrieller, betreffend die Verzollung von shmiedbarem Eisenguß, wurde dem 1IT. Aus\{huß überwiesen.

Der Bundesrath, sowie der Ausschuß desselben für Handel und Verkehr hielten heute Sizungen.

Der Schlußb®&richt über die vorgestrige Sißung des

Hauses der Abgeordneten befindet sih in der Ersten Beilage. :

Jn der heutigen (80.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welher am Ministertische der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten von Puttkamer, der Justiz- Minister Dr. Friedberg und mehrere Kommissarien beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß das Präsidium gestern von Jhren Kaiserlihen und Königlihen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin und von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm empfangen worden sei, um die Glückwünsche des Hauses zur Verlobung des Prinzen Wilhelm unterthänigst darzubringen. Höchstdieselben hätten das Präsidium beauftragt, dem Hause Höchstihren Dank auszusprehen, und der Präsident habe die Ehre, si dieses Auftrages hiermit zu entledigen. Darauf seßte Haus die zweite Berathung des Geseßentwurfs, betr. Abänderungen der kirchenpolitischen Geseze, mit Art. 4 fort. Derselbe lautet :

Cinem Bischof, welcher auf Grund der 8. 24 ff. im GBesetz vom 12. Mai 1873 durch gerictlihes Urtheil aus seinem Amte entlassen worden ift, kann von tem Könige die staatliche Anetrken- nung als Bischof seiner frük eren Did:ese wieder ertheilt werden.

Hierzu lagen folgende Anträge vor: 1) von dem Abg. Stengel und Gen. :

Das Haus der Abgeordnetea wolle beschließen : Für den Fall der Annahme des Artikel # 4 a. die Worte „von dem Könige“ zu ersezen durch „von dem Staats-Ministerium mit Königlicher Ge- nehmigung“; b. am Swlusse zuzuseßen: „sobald derselbe die Ver- pflihtung zur Anzeige in Gemäßheit des Gesctes anerkennt, oder durch Handlungen die Absicht an den Tag gelegt hat, der Anzeige- pflicht zu genügen“.

2) vom Abg. Dr. Brüel: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

Dem Art. 4 felgende Fassung zu geb n: „In denjenigen Fällen, in welchen auf Grund der 88. 24 und 30 des Geseßes vom 12, Mai 1873 und des §8. 12 des Gesctes vom 22. April 1875 auf Entlassung aus dem Amte bereits erïannt ist , gilt die Stelle, insofern dieselbe nicht inmittelst ordnungsmäßig wieder besetzt ift, abgesehen von den vermögensrechtlihen Fol-en, nicht mehr als er- lediat durch das Grfkenntniß.“ :

Der Abg. von Bennigsen erklärte im Namen seiner p0- litishen Freunde, daß sie gegen Art. 4 in jedèr Fassung und egen die Vorlage mit Art. 4 stimmen würden. Entweder falle das Geseh oder es komme zu Stande durch die positive Mitwirkung oder die Stimmenthaltung des Centrums. Daraus werde aber ein Resultat hervorgehen, welches die Regierung keines- wegs bei Einbringung der Vorlage beabsichtigt habe, nämlich eine Verbesserung der politischen Stellung des Centrums. Eine solhe Kombination könnte sehr leiht die Sympathien für die Konservativen im Lande tief schädigen. Jn dieser Frage verfolge die“ nationalliberale Partei kein Fraktions- oder politisches Parteiinteresse. Habe man die Ab iht gehabt, die rehtsfkräftig abgeseßten Bischöfe wieder in ihr Amt einzuseßzen, so wäre es besser gewesen, den kirhenpolitishèn Kampf gar nicht zu beginnen. Die abgeseßten Bischöfe seien die unge- eignetsten Persönlichkeitèn zur Herstellung eines erträglichen modus vivendi, Der Redner verlas einzelne Stellen aus dem Urtheile des Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten, betr. die Abseßung des ‘Erzbischofs Melchers von Cöln, um zu beweijen, daß derselbe niht nur gegen die Staatsgeseße in einem shweren Gewissenskonflikt gefehlt habe, sondern in agitatorisch-

vôit dem Erzbischof geleisteten Eides hätte derselbe in Fällen wo seine religiöse Ueberzeugung mit der Ausführung späterer Gesetze in Konflikt gekommen fei, sein Amt niederlegen müssen, Nah dem gerichtlihen Urtheil involvire das Verfahren des Erzbischofs einen fortgeseßten Eidbruch. Führe man solche Personen in ihr früheres Amt zurück, so zeige das in den Augen der Bevölkerung eine s{hwere Niederlage des Staates durch die ecclesia militans der Ultramontanen. Solche Personen seien nach , allen psychologishen Grund: säßen durhaus ungeeignet für fkünsftige friedliche lnqrung ihres Amtes. Niemals seien politische erbrecher nah erfolgter Amnestie feierlich in ihre Aemteyx wiedereingeführt worden, deren Fortführung im Interesse der öffentlichen Ordnung ihnen dur gerichtliches Urtheil ab- erkannt worden sei. Das könne auch bei den Bischöfen niht der Fall sein, obwohl die nationalliberale Partei einer sonstigen Amnestie der kfirhenpolitishen Verbrecher niht widerstrebe. Wolle man in Rom ernstlih - den kirhlihen Frieden, so werde man dort auch die Mittel finden, in Betreff der abgeseßten Bischöfe, ohne deren Zurüdführung, eine Einigung über die Verwaltung ihrer Diözesen mit dem Staate herbeizuführen. Die Stellung der nationalliberalen Partei zu der Gesammtvorlage werde davon abhängen, in wie weit die konservativen Parteien ihren Ansichten über einzelne den Nationalliberalen unverständliche oder schädlih erscheinende Bestimmungen der Vorlage, z. B. bei den Art. 3, 4, 8 und 9, entgegenkämen, wohingegen au die Nationalliberalen bereit seien, den Konservativen in einzelnen

demonstrativer Weise vorgegangen sei. Nach dem Wortlaut des

Punkten, z. B. in Betreff der barmherzigen Schwestern, des Spendens der Sterbesakramente, zu Willen zu sein. Niemals aber könne der Staat soweit zurückgehen, daß er als ten bedingungslosen Inhalt seiner Geseße das kanonische Recht acceptire, wie es das Centrum fordere. Nie könne das die nationalliberale Partei zugeben.

Bei Schluß des Blattes hatte der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten, von Puttkamer, das Wort.

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich dänischen Hofe, Freiherr von Magnus, is aus Kopenhagen hier einge- troffen, um an den Sizungen des Herrenhauses Theil zu nehmen, und sodann einen mehrwöchentlihen Urlaub anzu- treten. Während seiner Abwesenheit fungirt als interi- mistisher Geschäftsträger der Legations - Sekretär Graf von der Golgt.

Der General-Lieutenant Graf von Brandenburg, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der Garde-Kavallerie-Division, hat einen mehr- wöchigen Urlaub nah Domanze in Schlesien angetreten.

Württemberg. Friedrichshafen, 18. JUNi. (St, A. f. W.) Gestern Mittag 1 Uhr 45 Minuten ist Se. Ma- jestät der König mit hohem Gefolge wieder in die Sommier- residenz eingezogen. Der König fuhr unter Glockengeläute und Kanonendonner nah dem Schloß, vor dem den ganzen Nachmittag die ein- und auslaufenden festlih beflaggten württembergishen Dampfboote salutirten.

Baden. Karlsruhe, 18. zuni. (C. Ztg.) Auf Grund ordnungsmäßigen Nachweises der in Art. T. des Ge- seßes vom 5. März 1880, die allgemein wissenschastlihe Vor- bildung der Kandidaten des geistlichen Standes betreffend, be- stimmten Erfordernisse, theils auf Grund erwirkter Dispen- fationen nah §. 1 der landesherrlichen Verordnung vom 11. April d. J. sind 173 katholifche Geistliche zur stän- digen öffentlihen Ausübung kirchlicher Funktionen sowie zur Erlangung von Kirchenämtern im Großherzogthum staatlich zugelassen worden. Eine weitere Anzahl von Dispensations- gesuchen liegt dem großherzoglichen Ministerium des Jnnern zur Entscheidung vor.

Sachsen - Coburg - Gotha. Coburg, 19. Juni. (Dr. J.) Am 16. ist das Fel d- und Forstpolizeigeseh, welches dem gemeinschaftlichen Landtage der Herzogthümer Coburg und Gotha vorgelegen hatte, zur Publikation gelangt. Dasselbe ist in 5 Titel mit 90 Paragraphen getheilt und ent- hält in denselben Strafbestimmungen, das Strafverfahren, handelt von Feld- und Forsthütern, von Schadenersaß und Pfändung und enthält noch Uebergangs- und Schlußbe- stimmungen. Als Schärfungsgründe kommen u. A, in Be- traht, wenn der Zuwiderhandelnde Mittel angewendet hat, um sih unkenntlih zu machen, und wenn derselbe dem Forst- shußbeamten 2c. seinen Namen oder Wohnort anzugeben sih geweigert oder falshe Angaben über seinen oder feiner Gehülfen Namen oder Wohnort gemacht oder auf Anrufen des Forstshubßbeamten 2c., stehen zu bleiben, die Flucht ergriffen oder fortge'eßt hat. Als strafbar wird in diesem Ge- seße auch bezeihnet das unbefugte Einsammeln von Ameisen oder deren Puppen auf Forstgrundstücken und das Zerstören oder Berstreuen von Ameisenhaufen auf denselben, Dieses Geseß tritt mit dem 1. Zuli d. J. in Kraft. Für die Zuwider- handlungen gegen dasselbe sind die Schöffengerichte zuständig. Gleichzeitig ist noch eine Ministerialverordnung erschienen, welche sih auf die Amtstracht der Richter, Staatsanwälte, Gerichts\hreiber und Rechtsanwälte in den Herzogthümern fesselt und Gotha bezieht und deren Art und eife genau eststellt.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 19. Zuni. (W. Ztg.) Se. Majestät der Kaiser hat den Landtagsabgeordneten Dr, Karl Grafen Chorinsky zum Landeshauptmann im Herzogthum Salzburg und den Landtagsabgeordneten Dom- kapitular Dr, Mathias Lienbacher zu dessen Stellvertreter in der Leitung des Landtages ernannt.

Prag, 18. Juni. (Prg. Abdbl.) In der heutigen Abendsizung der Wahlref orm-Kommission wurde der Be- riht des Dr, Herbst, welher mit dem Antrage auf Uebergang zur Tagesordnung \chließt, mit allen gegen 3 Stimmen an- genommen. i

Pest, 19, Jimi. ..(W. Ztg.) Das Minister-Präsidium hat die Präsidien beider Häuser des Reichstages verstän- digt, daß die Allerhöchst sanktionirten Geseße bereits Montag promulgirt werden - können. Demzufolge wird das Abgeord- netenhaus wie, das Oberhaus am 21, d. M. Sitzungen halten.

Frankreich. Paris, 19, Juni. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Députirtenkammer brate der Conseils-Präsident de Freycinet den Gesezentwurf über den Erlaß einer vollständigen Amnestie ein. Jn den Motiven zu der Vorlage wird auf die in dieser Añgelegen- heit “sich fit dem Februar d. J. im ‘Lande kundgebende um- fassende Bewegung hingewiesen“ der Erlaß der Amnestie könne

Angesichts der vom Lande bewahrten Ruhe und der bei den Wahlen zu Lyon siegreih hervorgetretenen Geseßlichkeit ohne Gefahr erfolgen. Die Zurückgerufenen würden ín Frankreich weniger gefährlih wirken als in der Verbannung. Die Re- gierung würde niemals mit Grundsäßen, welche die Moral verdamme, paktiren; niht an das Recht, sondern an die Gnade appellire die Regierung. Die Zustimmung des Hauses zu der Vorlage würde allerdings ernste Pflichten auferlegen, jedoch würde die Autorität ungeshmälert bestehen bleiben. Die Re- gierung beantrage eine allgemeine Amnestie, eine Amnestie für alle politishen Verbrehen und Vergehen aus den Fahren 1870 und 1871 und für alle politishen Verbrechen, Vergehen und Preßvergehen vom Jahre 1871 bis jeßt. Für die Vorlage, welche mit Beifall aufgenommen wurde, wurde die Dringlichkeit beschlossen und dieselbe alsdann an die Bureaux verwiesen. Bei der Berathung des Budgets des Kultus-Mini-

steriums wurde ein Antrag des Deputirten Talandier (radikal)

auf Streichung dieses Budgets abgelehnt.

20. Juni (W. T. B.) Anläßlich eines Fe st es zum Besten einer Laienshule in Menil-Montant hielt Gambetta gestern eine Ansprache, in welcher er die Opportunität der Amnestie auseinanderseßte und die Schwierigkeiten hervor- hob, auf welche der Geseßentwurf gestoßen sei. Der Redner fonstatirte, die Amnestie würde {hon längere Zeit vorhanden sein, wenn man auf beiden Seiten verständiger und geschickter gewesen wäre; jeder ehrlihe Republikaner müßte Achtung vor dem Geseße haben. Das Nationalfest am 14. Juli werde das Volk, die Armee und die öffentlihen Gewalten in geiein- samer Brüderlichkeit vereinigen und zeigen, daß Frankrei bereit sei, seine Rolle in der Geschichte wieder aufzunehmen, indem es für den Fortschritt der Welt arbeite; denn Frank- reih dürfe seiner Väter nicht vergessen, welhe das Bewußt- s)sein von der Frankrei bestimmten Rolle gehabt und nit Bürgerrechte, sondern Menschenrechte proklamirt Vau

21. Juni. (W. T: B) Béi der gestern im Quartier Père la Chaise stattgehabten Wahl eines Mitgliedes des Munizipalraths von Paris erhielt der kommu- nistische Kandidat Trinquet 2338 und Letable 1880 Stim- men. Ersterer ist somit gewählt.

Griechenland. Athen, 19. Juni. (W, L. B.) Wie das Journal „Ethnikon Pneuma“ wissen will, würde die Kammer zum 1. August einberufen werden. Das betreffende Einberufungsdekret solle dem Könige zur Unterzeihnung nach- gesandt werden.

Nach einer der „Agence Havas“ aus Athen zugegange- nen Meldung hat die griechishe Regierung beschlossen, die Reserven einzuberufen und eine für jede Eventualität bereite Armee von 38 000 Mann zu bilden.

Türkei, (W. T. B) Der „Pol. Covr.“ wird aus Scutari gemeldet: Das - Comité der albane- sishen Liga beschloß, die Zahl der streitbaren Alba- nesen bei Tusi niht zu vermindern. Unter den Albanesen zeigt sich in Betreff der Entsendung eines Loyalitätsprotokolls an den Sultan Uneinigkeit. Die Muhamedaner verweigern die Entsendung einer Deputation nah Konstantinopel.

Numäánien. Bukarest. (Pol. Corr.) Der geschäfts- führende rumänijche Agent in Sofia ist angewiesen, die bul- garische Negierung kategorish zur Abgabe einer Erklä- rung über die Zurückziehung des Naturalisation sgeseßes aufzufordern, unter Androhung der Aufhebung der diplo- matischen Agentie Rumäniens.

Nußland und Polen. St. Petersburg. Das „ZoUrnal de St. Péêtersbourg“ spricht den fremden Fürsten und Regierungen den Dank des russishen Volkes aus für die Theilnahme, welche sie der Kaiserlihen Familie beim Tode der Kaiserin bewiesen. „Das russishe Volk, sagt das Blatt das in seiner dankbaren Liebe für die ge- krônte Wohlthäterin, die ihm der Tod entrissen hat, nit weniger shmerzlich berührt is als die Kaiserliche Familie, war auch eben so gerührt durch diese Zeichen der Hochachtung und Theilnahme, die so geeignet sind, die Bande, welche Regierungen und Völker umschlingen,, noh fester zu knüpfen. Es. ist für uns eine Pflicht, auch beizufügen , daß die Presse aller Länder fast ohne Ausnahme bei diesem traurigen Anlasse ihre Kundgebungen des Beileides und der Hochachtung mit den offiziellen Kundgebungen der Fürsten und Regierungen vereinigt und auf das Grab der erhabenen Herrscherin gleich- sam einen allgemeinen Kranz von Huldigungen und Trauer niedergelegt hat.“

Schweden und Norwegen. Christiania, 17. Zuni. (H. Corr.) Das Storthing, welches in die Berathung des Zolltarifs eingetreten is, beshloß den Zoll auf Käse auf 15 Oere pr. Kilogramm zu erhöhen. Eine Erhöhung des Tabakzolles wurde mit 57 gegen 52 Stimmen, entsprechend den Anträgen der Regierung angenommen. Auch die übrigen von der Regierung beantragten Abänderungen des Zolltarifs wurden angenommen. Uebermorgen oder spätestens Anfang nächster Woche wird das Storthing seine Berathungen zum Abschluß bringen.

Dänemark. Kopenhagen, 17. Zuni. (H. Corr.) Jm Landsthing stand heute der vom Fo kething angenommene Geseßentwurf, betreffend den Ankauf der eeländischen Eisenbahnen von Seiten des Staates, zur ersten Be- rathung. Nachdem die Vorlage vom Finanz-Minister empfohlen worden, wurde dieselbe einstimmig ohne Debatte zur zweiten Lesung verwiesen.

Aus dem Wolffshen Telegraphen-Bureau.

Rom, Sonntag, 20. Juni, Abends. Graf Corti, wel- her nunmehr Mang erhakten hat, begiebt sich mor- gen auf seinen Posten nach Konstantinopel. Jn mehreren Städten haben Versammlungen zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts stattgefunden.

Statistische Nachrichten.

Summarische Uebersicht über die Zahl der Studi- renden auf der Königlihen Universität Ra rur im Sommer-Semester 1880, Im Winter-Semester 1879/8 sind (ein\ch{l. der 2 später noch Hinzugekommenen) immatrikulirt ge- wesen 554, Davon sind abgegangen 155. Es sind demnach ge- blieben 399, Dazu sind in diesem Semester gekommen 188. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt 587, Die evangelish-theologishe Fakultät zählt Preußen 68, Nichtpreußen 6, zusammen ‘74, Die juristishe Fakultät zählt Preußen 81, Nichtpreußen 11, zusammen 92, Die inedizinishe Fakultät zählt Preußen 108, Nichtpreußen 26, zusammen 134. Die philosophische

Fakultät zählt: a. Preußen mit dem- Zeugniß der Reife 214, b, Prevfen ohne Zeugniß der Reife na 8. 3 der Vorschriften vom 1. Oftober 1879 46, zusammen Preußen 2690, e. Nichtpreußen 27, im Ganzen 287. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuhen noch Vorlesungen mit Genehmigung des Rektors 5. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 592.

Land- und Forstwirthschaft.

Die vom Medcklenburg - Streliß schen Landwirthschaftlichen Verein {on für 1880 beabsichtigte, besonderer Umstände wegen aber auf das Jahr 1881 verlegte internationale Shafschau findet, nachdem der Zuchtmarkt für edlere Pférde in Neubraudenburg für das Jahr 1881 auf den 24. und 25. Mai festgeseßt ift, dort an diesen Tagen gleichzeitig mit tem Zuchtpferdemarkt statt.

SBewerbe und Sande.

Berliner Wollmarkt. 20. Juni. Das Geschöft auf dem eigentlichen Wollmarkte anbetreffend, haken wir heute wie folgt zu berihten: Nachdem der Verkehr am Morgen in derselben \{leppcn- den Weise wie vorber eröffnet hatte, zeigten si gegen 11 Uhr Fabri- kanten und Kommissionäre kauflustig, und es entwickelten sih auf Basis der ín unserem leßten Bericht angeführten Preise flotte Um- säße, die, im Einklang mit den bisherigen Wahrnehmungen, zum raschen, gegen die voraufgegangenen Wollmärkte sehr {nellen Woll- markts{luß führten. Dec Wollmarkt konnte bereits gegen 2 Uhr als beendet betrachtet werden. Die wenigen Posten über F des angefahrenen Quantums ist verkauft —, welche noch der Begebung harren, dürften auch Nehmer finden, so daß kaum etwas auf Stadt- lager gehen wird. Der Gesammteindruck ift dahin zusammenzufassen, daß die Produzenten unter Berücksichtigung der vorwiegend klammen Wollen mit den erzielten Preisen zufrieden \ind, da diese zwar im großen Ganzen etwas billiger als im Vorjahre \ich stellen, aber in Hinblick auf die durchweg trockenen Wollen des Jahres 1879 sid gewissermaßen theurer als in jene- Campagne be- zifferten. Die Händler dagegen, welche als Verkäufer hier auftraten, haben in Voraus\siht höôberer Notirungen vielfach eine Fehlberechnung gemacht und sind über das Marktresultat mehr oder weniger enttäusht. Preisabschläge gegen 1879 waren meist auf Rechnung der Klammheit der Wollen zu seßen. Auf den Stadlägern durchsuhten heute neben vereinzelten Fabri- kanten und einigen Kammgarnspinnern mehrere Spekulanten die Läger nmachÞ leichten und trockenen Wollen und erwarbea von solchen kleine und größere Parthicen zu Preisen, welhe sich ungefähr analog den lettjährigen Wollmarkts- notirungen stellten. Zu klamme Wollen, ohne besonders hervorragende gute Eigenschaften, waren au bei billigen Preisen [nur vereinzelt begebbar. Die Stimmung auf den Lägern ist in gewisser Beziehung iroß des andauernd träxen Geschäftsverlaufs keine ungünstize zu nennen, weil Jedermann si bewußt war, daß die Beschaffenheit der Wollen einzig und allein zur Beeinträchtigung der Kaullust führte. Haben sich die Wollen erft einmal abgelagert, so hofft man zuversichtlich gute Geschäftsentwicklung. Ungemeine Kaufêvorsicht für sonst gern gekaufte Wollen bildete diesmal eine den Geschäftsgang bezeihnende Wahrnehmung. Eine Quantumzangabe der verkauften Wollen ist \{chwierig; wir taxiren das begebene Lagerungëquantum auf etwas über 25 000 Ctr.

Dem Geschäftsberiht der Gegenseitigen Lebens-, Invaliditäts- und Unfall-Versicherungs-Gesellschaft „Prometheus“ in Berlin für das Jahr 1879 (das siebente Rechnungë- jahr) entnehmen wir Folgendes: In dec Lebensversicherung wurde aus dem Jahre 1878 ein Bestand von 3002 Policen mit einer Versicherungssumme von 4313 062.4 Kapital und von 2300 A jährlicher Rente übernommen. Im Jahre 1879 wurden neu abges{lossen 617 Versicherungen mit einem Kapital von 1 020 200 é, Davon ver- fielen in Folge unterlassener Pcämienzahlung 505 Policea mit einer Versicherungssumme von 858 500 4 Kapital und von 450 M jährlicher Rente. Ferner erloschen in Folge Rückkaufs 80 Policen mit 211350 Versicherungs\umme, durch den Tod des auf den Todesfall Versicherten 42 Policen mit’ einec Versicherungs\sumine von 49 300 , u d dur den Tod zweier auf den Lebensfall Versicherten 2 Policen mit einer Versicherungssfumme von 2000 #, sowie dur Umwandlung in Sterbekassen-Versicherungen 1 Police mit 1500 4 Versibherung?- summe; außerdem wurde die Versicherungs\fumme der auf den Todes- fall Versicherten um 4650 Æ vermindert, so daß am Swlusse des Jahres 1879 ein Bestand verblieb von 2989 Policen mit einer Ver- siherungssumme von 4 205 962 4 Kapital und von 1850 M jähr- liher Rente. Jn der Invaliditätsversiherung waren im Jahre 1879 neue Versicherungsanträge nicht eingegangen und ein Vestand ult. Dezembec 1879 nit vorhanden. In der Unfall- Einzelversicherung traten zu dem am Schlusse des Jahres 1878 vor- handenen Bestande von 2310 versicerten Personen im Jahre 1879 426 neue Versicherungen hinzu. Dagegen wurden nicht erneuert oder erloschen durch unterlassene Prämienzahlung oder gekündigt 849 Policen, fo daß am Schlusse des Jahres 1879 ein Bestand von 1896 Policen verblieb. Jn der Unfall-Kollektivversiherung wurde aus dem Jahre 1878 ein Bestand übernommen von 1267 Haftpflicht- Versicherungen mit 52 874 Personen und von 2464 gemischien Ver- sicherungen mit 61 635 Personen, zusammen also an 3731 Kollektiv- Versicherungen mit 114 500 Personen. Hierzu kamen im Jahre 1879 364 neue Kollektivversiherungen mit 10284 Personen, Da- gegen erloschen durch unterlassene Prämienzahlung oder wurden nicht erneuert, von der Direktion gekündigt oder im Personenstande vermindert 899 Kolektivversiherungen mit 34050 Personen. Es verblieb mithin am S{lusse des Jahres ein Bestand von 3196 Kollektiv-Versicherungen mit 90 743 Personen. Mit Hinzurechnung der Einzel-Versicherungen beziffert si daher der Gesammtbestand der Unfall-Versficherung auf 5092 Policzn mit 92 639 Personen. Im Jahre 1879 wurden auf Einzel-Versicherungen 284 und auf Kollek- tiv-Versicherungen 1939 Unfällz angemeldet, von leßteren 110 als haftpflichtige und 1829 auf Versicherungen auf Unfall überhaupt.

Nürnberg, 19. Juni. (Hopfenmarktbericcht von Leopold Held, Hopfen - Kommissionsgeschäft.) Lie Situation des Marktes ift im Laufe dieser Woche keiner Aenderung unterworfen gewesen. Der geringe Lagerbestand verhütet troß der vorgerüdckten Saison, der gün- stigen Pflayzungsb2richte und der {wachen F'age eine Verschlechte- rung der Stimmung und einen Fall der Preise: Die Zufuhren blei- ben belanglos, so daß ein _abermaliger Rückgang des Vorrathes zu konstatiren ist. Jn den letzten Tagen herrschte einige Frage nah 78er Waare, von welch¿r mehrere Posten den Eigner wechselten. Die Preise sind unverändert. Die Stimmung ist ruhig. Die Noti- rungen lauten: Prima Hallertauer, Württemberger, Badische, Polen 140—160 Æ, Mittel Hallertauer, Württemberger, Badische, Polen, Elsässer, Aischgründer und Marktwaare 90—120 M, geringe aller Sorten 70—80 MÆ, 78er 15—25 M.

Lübeck, 21, Juni. (W. T. B.) Der Wollmarkt ist sehr gut verlaufen ; Mittags war fast alles geräumt. Die Anfuhr betrug 3000 Ctr., mithin 500 Ctr. weniger als im vergangenen Jahre. Wäsche befriedigend, zum Theil fehr gut. Preis 120—145 M, Mittelwolle 150—170 A, feine Wolle 165—192 M, ausnahms- weise 200 M

Wien, 21. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Generalver- fammlung der Aktionäre der -österrei chischen Südbahn- Gesellschaft matte der Verwaltungsrath die Mittheilung, daß die Verhandlungen mit der österreichischen Regierung wegen Verlängerung der Befreiung von der Einkommensteuer bis jeßt zu keinem Resultat geführt hätten. Zur theilweis:n Bedeckung der Einkommensteuer habe der Verwaltungsrath besblossen, vom 1. Juli 1880 ab den auf jeden Coupon der 3 prozent. Obligationen entfallenden Abzug auf 1 Fres. zu erhöhen. Trotz dieses Abzuges werde noch immer ein namhafter Betrag zu Lasten der Gesellschaft verbleiben. Die ausscheidenden Vertoaltungsraths- Mitglieder wurden wiedergewählt, bis auf Lionel Rothschild, an dessen Stelle Nathaniel Rothschild gewählt wurde.

Pest , 18. Juni. Die Verhandlungen, welche wegen der J 1:- tabulation des1867er ungarischen Eisenbahnanlehens

zwischen dem Kommunikations- und dem Finanz-Ministerium seit

längerer Zeit gepflogen wurden, haben, der „Pester Correspondenz“ zufolge, eine günstize Erledigung erfahren. Die Angelegenheit felbst pasfirte das Forum des Ministerrathes und werden die Seitens des Kinanz- undKommunikations-Ministeriums au? gestellten Intabulations-

bligationen den Königlib ungarishen Cansarum regalinm-Direk- tionen mit dem Auftrage übergeben, die Intabulation durchzuführen. Die Intabulation ecfolgt auf die nachstehenden Linien der König- liden und Staatébahnen, und zwr von den nördlichen Linien auf die Strecken Budapest-Hatvan, Miskolcz-Hatvan, Salgo-Tarjan- Ruttka, Hatvan-Szolnok sammt dea Nebenlinien; von den südlichen Linien auf die Streckea Zakany-Agram und Karlstadt-Fiume. Diese Linien repräsentiren in ihrer Gesammtheit einen bedeutend höheren Werth als der Betrag des Anlehens. :

Brüssel, 19, Juni. (W. T. B.) Die Nationalbank hat den Ditkont von 34 auf 3% herabgeseßt.

Verkehrs-Anstalten.

Auf d-r Görlitz - Nikriscch - Zittau - Seidenberger Bahnstrecke ift der durch die am 14. cr. eingetretene Wassersnoth im oberen Neissethale unterbrochene Personenverkehr am Sonntag, den 20. cr. wieder aufgenommen worden; am Dienstag, den 22, cr., foll au der Güterverkehr im vollen Umfange wieder aufgenommen werden.

Lriest, 21 Sum. Œ L B) Der Lloyddampfer „Es8pero“ ist heute mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

Verlin, 21. Juni 1880,

Witterungsverhältnisse im mittleren und nördlihen Deutschland während des Mai 1880.

Die Witterung des diesjährigen Mai war ser bedeutenden Schwankungen unterworfen und nur selten treten, nas die Wärme- verhältnisse anlangt, die Gegensäße so {rof und fo rasch mit ein- ander wechselnd in diesem mittlern dec Frühlingémonate auf, Nach der im Ganzen normalen Wärme zu Avfang des Mai sank dieselbe zu Ende des ersten Manatsdrittheils namentlich in den westlichen Provinzen tief unter den mittlern Durchschnitt herab. Gegen Mitte des Monats erhob sie si wiedec, um bald, namentli in den östlihen Provinzen noch tiefer, als das erste Mal herabzusinken. Etwa acht Tage darauf stieg die Temperatur zu einer Höhe, wie sie im Mai nicht oft vorkommt. Ein Bild dieses unregelmäßigen Ver- laufes geben {on die Temperaturen der sechs Meonatspentaden für einzelne Stationen. In Klammern beigefügt ist ihnen der lange jährige Dur{hschnitt.

1.—5, 6.—10. 11.—15. 16.—20. 21,—25. 26.—30.

. Claußen 99 100 14,7 5,3 10,0 15,4

(59) 09) (117) C30) (035) G20 Kontasberg 117 8,6 16 4,7 10,0 14,7 (78,6) (110) (29 (125) B30)

Bromberg 10,4 i; 12,4 64 120 6,4 (8,8) / (1160) (134) (389) (14,7)

Breslau 112 13,2 8,2 12,5 17,9 (9,8) ) 039) (40) C80) (15,6)

Berlin 12,6 ; 13,5 95 130 T8 (9,6) (130) (13,9) (144) 59

Hannover 119 4 12,8 6,9 11,0 15,7 (9,2) 9) (128) (039 (39) (149)

Münster 10,9 7,6 13,4 9,5 13,3 153 (9,7) ; 020) O27 (14,1) (15,9)

Cöln 11,9 : 15,6 12 14,9 15,6 (11,0) 2 (13,7) ; (15,0) (15,8)

Trier 128 90. 159 17,0 - 169 (11,0) (12,2) (13,0) (14,0) (14,6) (15,3) Was die Niederschläge betrifft, so ftellte sich ein großer Unter- {ied zwischen einzelnen Stationen der östlihsten und den Stationen der mittleren und westlichen Provinzen heraus; je weiter nah Westen, um fo geringer war die Anzahl der Tage mit Niederschlägen und um fo unbedeutender die Menge derselben. Claußen hatte 21 Tage mit Niedershlägen, Trier deren nur einen; die Wasserhöhe, welche dieselben im Monat Mai ergaben, betruz dort 99,3 mm, hier 2,5 mm. Die barometrishen Schwankungen waren im Allgemeinen gering und ziemli unabhängig von ihnen die Windeërichtungen, welch{e in der ersten Monatshälfte vorherrshend der polaren, in der zweiten der äquatorialen Strömung angehörten. Unter ziemli hohem Luft- drucke begann der Mai, in den ersten drei ziemlich heiteren Monats- tagen sank das Barometer, und zwar im Often weniger, als im Westen, denn hier erreihte der Luftdruck fast überall am 3. Mai sein Monatsminimum; dagegen stieg in derselben Zeit die Wärme um einige Grade. An den östlihsten Stationen herrschten äußerst heftige Ost- und Südost-Winde, in den mittleren und in den westlichen Provinzen wehten dieselben nur \{wa, auch trat ab und zu völlige Windstille ein. Am 3. Mai umzog {h der Himmel fat überall ; einzelne Regenschauer stellten sich ein, im Allgemeinen iedoh von geringer Bedeutung; eine Autnahme hiervon maten die östlichsten und nördlihsten Stationen. In Stlesien begann mit dem 4. Mai eine Regenzeit, welche zunächst eine Woche anhielt. Besonders reich an Niedersblázen waren die Stationen auf dem Gebirge; in S(reiber- hau betrug die Höhe derselben 96mm, in Kirce Wang 128 mm, In den öôftlichsten Provinzen dauerte im Allgemeinen die Regenzeit vou 4. bis 16. Mai; jedoch hatten einzelne Stationen auch dier nur vers- einzelte Regentage ; ebenso war es durchweg in den Provinzen Sacsfen, Brandenburg, Pommern, namentli aber westlih der Elbe, ja an den Rheinis§en Stationen regnete es in den erften zwei Drittheilen des Monats nur etwa an zwei Tagen, in Trier gar niht. Nachdem bis zum 6. Mai d'e Wärme im Allgemeinen gestiegen war, nahm sie einige Tage wieder ab und zwar nicht blos da, wo Niederschläge gefallen waren. Es schienen mehr lokale Ur- sachen hierauf von Einfluß zu sein. So sank die Tagestemperatur vom 6. bis 10. Mai in Breslau um fast 10, in Konitz um 9, in Königsberg nur um 4 Grad, während in Claußen troß der starken Niederschläge der 10. Nai \chon wieder Über 5 Grade wärmer war, als die beiden vorhergehenden Tage. Auch an den westlichsten, ob- gleid gcnz niedershlagsfreien Stationen ging die Wärme in dec zweiten Pertade zurück, \o daß leßtère daselbst kält.-x war als die vierte, in welde im Allgemeinen der größte Wärme- manzel fiel. Reichlihen Swnee hatten in den Tagen rom 8. bis 10. Mai di: Stationen des Riesengebirges, Wang und Sthrei- berhau, geringen Großbreiteabach im Thüringerwalde und Claus- thal im Harz An diefen vier Stationen fiel in der angegebenen Zeit das Thermometer unter den Gefrierpunkt. Jn der auf ‘den 10, Mai folgenden meist ganz heitern und mit Ausnahme einiger östlichen Stationen ganz regenfreien Tagen ftieg die Wärme mehr und mehr, so daß in der Mitte des Monats überall Wärmeüber- {uß eintrat; reih war diese Zeit au an elektrischen Erscheinungen. Da stellte sih in den östlihén Provinzen bereits hon am 16. Mai ein Witterungsumschlag ein: der bei steigendem Barometer ih er- hebende heftige Nordwind drückte in Claußen die Temperatur vom 15, zum 16. Mai um 5, vom 16. zum 18. Mai um 9 Grade herab, und ähnlih war es an den anderen Stationen. In den weiter westlih gelegenen Orten, wo der Nordwind nicht mit solcher Heftig- keit anftrat, fing die Temperaturerniedrigung einen Tag später an. Am 18. oder 19, Mai sank in den mittlern und östlichen Provinzen das Thermometer bis auf oder unter den Gefrierpunkt und all- gemein wurden Klagen laut über den großen Nachtheil, den die plôßliche Kälte auf die Entwicklung der Pflanzenwelt ausübte. Nicht nur in den Gebirgsstationen, sondern östlih der Oder auch in der Ebene fiel in diesen Tagen Schnee, ja Wang und Schreiberhau hatten Schneefälle, die mehr als 27 mm Wasserhöhe gaben. Noch während der kalten Tage fing das Barometer zu sinken an: der Wind, der bisher meist aus Nord geweht hatte, {lug nah NW. und W. um, es stellte wieder Regen \sih ein, wenn au die Menge desselben nicht sehr bedeutend war an den westlibften Stationen

blieb auch jeßt der Regen fast ganz aus. Hatte sich s{chon wäh-

E E E E E ai d:

E P E

eit S O E E T P

E L