1847 / 6 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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niht auch darauf Anspruch machen, ihrerseits die Minister bei uns

ein- und abzusezen? Die Morning Chronicle könnte dann eines

Tages die Entlassung des Herrn Guizot fordern; das wäre in der

That ret unterhaltend. Da wir aber etwas darauf geben, ein ern-

stes Blatt zu sein, so wird man uns wohl erlauben, der Königin von

England und dem englischen Parlament die Sorge der Ernennung

oder Eatlassung der englishen Minister anheimzustellen. Wir erklä=

ren es ganz laut: wir begehren niht die Verabschiedung Lord Pal- merston’s. Ein solches Begehren dürfte au, wie wir fast glauben, wenig Erfolg haben. Wir fürchten sehr, daß ein Minister, dessen

Entlassung ein fremder Eirfluß mit Gewalt zu verlangen schiene,

dem englishen Volk dadurch nur um so werther und theu-

rer werden möchte. Unter anderen guten Eigenschaften besißen unsere Nachbarn auch die einer großen Eifersucht auf ihre Unabhân- gigkeit; sie wollen vor Allem und mit Recht bei si zu Hause ihre eigenen Herren sein. Jhnen die Entlassung eines Ministers abnöthi=- gen zu wollen, hieße vielleicht, diesem Minister seine Amtsdauer noch zehn Jahre länger sihern. Was würden wir also thun, wenu es für uns ausgemaht wäre, daß Lord Palmerston gegen Pranfreis persönlihe Gefühle des Hasses und der Feindseligkeit nähre? Wir würden es Frankrei, England, dem ganzen Europa sagen; und wir sind überzeugt, England würde es eben so schnell gewahr werden und sich eben so laut wie wir dagegen wehren. Unsere Politik ijt, wie man sieht, äußerst flar und einfa. Lange Zeit hatte die Oppo- sition uns und Herrn Guizot vorgeworfen, wir seien bereit, Frank- reihs theuerste Jnteressen den Launen des ersten besten englischen

Ministers aufzuopfern, bei dem leisesten Zeichen von Englands M!ß- fallen zu zittern, und die spanishen Heirathen haben dieser abge- jchmadckten Verleumdung für immer ihr Recht widerfahren lassen. Der „Minister des Auslandes, das Organ der englischen Jnteressen im Kabinet“‘‘, hat an dem Tage, wo eine Frage vorkam, bei welcher es sih wirklich um Frankreihs Juteresse handelte, eine Festigkeit be- wiesen, die ihm die Opposition jegt lieber selbst als Verbrechen an- rechnen möchte. Er ist niht zurückgewihen, er weiht nicht zurück, Die Ausfälle der britishen Presse haben ihn eben so wenig ershüttert, wie die Ausfälle der fcanzösishen Presse. Die Mor= ning Chronicle is niht besser angekommen als der Consti- tutionnel., Hecr Guizot hat sich weder zu einer Beunruhigung hinreißen lassen, die eines Mannes von Muth unwürdig, noch zu ei= ner Gereiztheit, die eines Staatämannes unwürdig wäre, Die spa- nischen Heirathen sind ohne Hast und ohne Zaudern vollzogen wor= den, an dem Tage, der dazu festgeseßt war. Uns sei nun unserer= seits zu sagen gestattet: wir haben den Sturm der britishen Jour-= nale unershüttert an uns vorübergehen lassen. Wir begnügten uns, Franfreihs Recht mit Ruhe zu behaupten. Sollen wir aber jebt die in England etwa noch vorhandene Gereiztheit anshüren und einen Streit der Eigenliebe in einen Anlaß zu Zwietracht der Nationen verwandeln# Nein, nimmermehr. Mögen Andere diese ge- hässige Rolle übernehmen; sie haben ihre Rückgedanken dabei! Wir werden uns vielmehr bemühen, die Gemüther in Eng- land zu besänftigen und aufzuklären, wir werden keinen Anstand neh= men, unablässig die Vernunft und Weisheit des englischen Volkes an- zurufen, und jede Gelegenheit zu ergreifen, die gewichtigen Beweg- gründe aufzuzeigen, welche es England und Frankreich gebieten, einig zu bleiven, um des Friedens, um des Wohls der Menschheit willen ; und wir sind überzeugt, daß wir hierin als wahre Patrioten, mit wahrhafter Unabhängigkeit und Würde handeln. ““

Ein aus London vom 28, November an die Augsburger Allgemeine Zeitung übersandter Artikel über die krakfguer Frage wird heute vom Journal des Débats nachträglih noch mitge=- theilt, weil derselbe au in das Journal de St, Petersbourg vom 18, Dezember übergegangen und diese Ausnahme in das ,„0ffi= zielle Organ der russischen Regierung nothwendiger Weise die öffent- liche Aufmerksamkeit darauf hinlenken müsse.“

Der Bey von Tunis hat, da er bei seiner Reise durch Macon Herrn von Lamartine dort nicht antraf, durch den Königlichen Dol- metsher Herrn Desgranges einen Brief an denselben schreiben lassen.

l Dem Courrier français zufolge, hat die französsshe Regie= rung den Befehl zur Einschiffung von Kriegs - Vorräthen auf einer nah dem La Plata bestimmten Korvette ertheilt, Das genannte Blatt folgert daraus, daß dort der Abschluß des Friedens noch nicht so nahe sei, als man behauptet habe.

Die pariser Freihandels - Gesellschaft hielt vorgestern ihre vierte öffentlihe Sißung, Es wurden wieder mehrere Reden zu Gunsten des Freihandels-Systems und gegen die Ansichten der Protectionisten gehalten.

tung weiter geflogen zu sein, was vielleicht noch genauer ermittelt wird, wenn alle Beobachtungen zusammengestellt sein werden, Eine interessante Wirkung äußerte die heftige Lufterschütterung auf die Atmosphäre. Der Himmel war bei einer Temperatur von 0 R. mit einem Schnee vei h:i- ßenden Wolkenschleier bedeckt (es hatte fas den ganzen Vormittag geschneit), heiteite sich aber sogleich nah dem Meteor auf, und zwar wurde in der Richtung seiner Bahn glei ein wolkenfreier Streif sihtbar, dem heller Sonnenschein folgte, in dessen Folge das Gewölk sih vollends auflöste.

Literarisches,

München. Die hiesigen Gelehrten Anzeigen sagen in ihrer Nummer vom 26, Dezember: „Unter den namhaften Geschenken, mit wel- chen die Königliche Hof- und Staatsbibliothek durch die Munifizenz aus- wärtizer Negierungen im Laufe des gegenwärtigen Jahres bereichert wor- den, nimmt die unlängst eingetroffene vierte Abtheilung der umfassenden Bücherschenkung, welche die genannte Anstalt der Frecigebigkeit Sr. Majestät des Kaisers von Rußland und der diesfälligen gnädigsten Verwendung Sr, Kaiserl. Hoheit des He:zogs von Leuchtenberg verdankt, eine ganz vorzüg- liche und eigenthümlicbe Stelle ein. Weder eine außerordentliche Bedeut- samkeit in materieller Beziehung, noch absolute bibliographische Seltenheit, weder Größe der Bändezahl, noch Pracht und Eleganz der Ausstattung is es, was die fraglihe Büchersendung auszeichnct, sondern ihr besonderer Werlh beruht darin, daß die einzelnen Bestandtheile derselven gewissermaßen eben so viele einzelne Shritte des Entwickelungsganges beurkunden, welchen die Pflege und das Studium der orientalishen Spracen und ihrer Litera- turen in Rußland, namentlih im Bereiche der Universität Kasan, genom- men. Dieser Umstand verleiht denn in der That der vorliegenden Schen- fung cin gam eigenihümliches Jnteresse und einen großen literarhistorischen Werth. Jn Vereinigung dieser erfreulichen Acquisition mit den in der er- sten Sendung begriffeuen, von der St. petersburger Akademie herausgege- benen Werken desselben Betreffs sieht sih denn nun die Königliche Hof- und Staatsobiblio!hek im Besiß beinahe sämmtlicher aus Rußland hervor- gegangenen literarishen Denkmäler, welche den erwähnten, zunächs lingui- stishen Behuf bezielen, zum Theil aber auch schon die \{ähenswerthesten, durch die Kenntniß der orientalishen Sprachen herbeigeführten wissenschaft- lihen Ergebnisse, namentlih auf dem Gebiet der Geschichte, der Länder- und Völkerkunde, der Numismatik 2c,, liefern,“

Nussische geographische Gesellschaft.

St. Petersburg. Jun der am 29. November gehaltenen Sizung der russischen eographishen Gesellschaft führte in Abwesenheit des Prásidenten, Sr, Kaiserl, Hoheit des Großfürsten Konstantin, der Vice-

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Die Presse beshästigt sich heute mit der Regulirung der Ge- wässer in Bezug auf Trockenlegungen und künstlihe Bewässerun- gen; außerdem nimmt sie von einer in Edinburg zu Gunsten der Verminderung der Arbeitszeit in den Fabriken stattgefundenen Ver= sammlung Gelegenheit zu Angriffen auf englische Zustände.

x Paris, 31. Dez. Jhre Majestäten der König und die Königin der Belgier, begleitet vom belgishen Gesandten, haben sih heute früh nach dem Bahnhofe der Nordbahn begeben, wo sich der Gesandte von ihnen verabschiedete und sie darauf mit dem unmittel- bar danach abgehenden Zuge die Rüdckreise nach Brüssel antraten. Die Ankunft daselbst wird noch heute Abend erfolgen. Es scheint aber gewiß, daß Jhre Majestäten in wenigen Tagen {on Brüssel wieder verlassen werden, um sich auf einige Wochen nah London zum Besuh der Königin Victoria zu begeben, Man hatte hier wissen wollen, au der Herzog und die Herzogin von Nemours würden bin- nen kurzem ebendahin reisen, indessen wird aus bester Quelle ver- sichert, daß für jeßt dieses Vorhaben nicht besteht.

Der Jahress{luß erfolgt hier unter eben nicht günstigen Auspi- zien, Nach dem, was man über den Gang der Geschäfte im Han- del vernimmt, besonders im Detailverkehr, für welchen diese Epoche des Jahres unter gewöhnlihen Umständen die reihste Aerndte zu bringen pflegt, sind dieselben weit entfernt, jene Lebhaftigkeit darzu- bieten, wie z. B, im vorigen Jahre; die Zahl der Käufer und also auch die Quantität der Ankäufe zu Neujahrsgeschenken erreiht lange nicht die der früheren Jahre, und auch in den Straßen und Maga- zinen giebt sih nicht jenes Drängen und bewegte Treiben fund, wel- hes man sonst in diesen Tagen des Jahres zu bemerken pflegte. Und das fann nicht Wunder nehmen. Zahlreihe Klassen der Bevölkerung, die arbeitenden vor allen, haben 1B, Wo die ersten Lebensbedürfnisse im Preise o o eben wo für den 1. Januar eine neue Steigerung der Brodpreise angekündigt wird, genug zu thun, um auch nur die nöthigsten Ausgaben für sich und ihre meist zahlreihen Familien bestreiten zu können und Luxus- Ausgaben zu maten, zu denen doch namentlich die pariser Bevölke rung einen vielleiht nur zu großen Hang hat, wie unter Anderem der au jeßt unverändert starke Besuch der sogenannten kleinen Thea- ter zeigt, die nah wie vor stets von Besuchern in Blousen überfüllt sind, Dieser Umstand hindert nicht, daß die Noth in der That auch hier sehr groß is, und daß selbft die außerordentlihen Opfer, welche die Stadt Paris bringt, um den Armen wohlfeileres Brod zu ver= hafen, die Bemühungen der zahlreichen Wohlthätigkeits - Anstalten aller Art, so wie der reihen und wohlhabenden Privaten, faum hbin- reichen, dem Elend überall abzuhelfen,

Die Aussicht, daß unter anderen gehofften inneren Verbesserun= gen auch die Verminderung der Brieftaxe von neuem vertagt werden soll, hat, wie sich voraussehen ließ, \{chon zahlreiche Klagen hervor=- gerufen, und diese werden auch ganz gewiß in den Kammern, wen::=- gleih s{werlich mit größerem Erfolg, Wiederhall finden. Man will selbst das Bedenken des Finanz-Ministers über den Einfluß, deu die Herabseßung der Brieftaxe auf die Einnahmen des Staatôsschaßz-:s haben fönnten, nicht gelten lassen, und wenn ber Minister sagt, eine Zeit der finanziellen Krise, wie die jeßige, sei niht geeignet zur An- stellung finanzieller Experimente, die eben so gut fehlschlagen als ge - lingen fönnen, so wendet man ihm dagegen ein, gerade solche fri- tishe Momente erforderten um \o mehr kräftiges, durchgreifendes Vorschreiten selbst auf außerordentlihe Weise, um aus den Verlegen= heiten des Augenblicks glücklih herauszukommen und die öffentlichen Lasten zu erleichtern, Die* Gewagtheit dieser leßteren Theorie liegt aber auf der Hand und fann nicht in Abrede gestellt werden, selbst wenn man im fraglichen Falle die in England mit der Post- Reform gemachten Erfahrungen vollkommen berücksichtigt. Denn bei aller Anerkennung, daß die Zahl der durch die Post in England beförder= ten Briefe seit der Herabseßung des Porto?s si außerordentlich ver- mehrt, der Ertrag davon also wieder eine Höhe erreiht hat, welche Del uberen aue Der boberen Taxe nun ese so darf man doch nicht vergessen, daß im ersten und den nach- folgenden Jahren nah Einführung der verminderten Brief - Taxe in England allerdings, troß der augenblicklihen Vermehrung der Zahl der beförderten Briefe, diese doh nicht soglei senen hohen Grad erreihte, der hingereiht hätte, den Ausfall in dem früheren Ertrage dieses Zweiges der Staats-Einnahmen zu decken, und dieselbe Erschei= nung würden wir ohne Zweifel auch in Frankre:ch sich wiederholen sehen. Der Finanz-Minister kann aber nicht einen Ausfall veran-= lassen wollen, in dem Augenblicke, wo die Anforderungen an den

Präsident, Admiral Lüike, den Vorsiy, Dieser eröffnete die Versammlung mit der Anzeige, daß Se. Kaiserl. Hoheit geruht habe, cine goldene Preis- Medaille zum Werthe von 200 Silber-Rubel zu stisten und deren jährliche Zuerkennung der Gesellschaft anheimzugeben. Sie soll Männern zuerkannt werden, die sich duch ihre Reisen oder \chrifistcllerische Arbeiten um die Erweiterung der geographischen, statistischen und ethnographischen Kenntnisse besonders in Bezug auf Rußland verdient machen. Der Secretair las darauf den Jahres-Bericht, Die Gesellschaft konnte im ersten Jahre ihres Bestehens, wo díe Sorge für die eigene Organisation noch einen großen Theil der Kräfte in Anspruch nahm, den eigentlich wissenschastlichen Zwecken nicht ihre volle Thätigkeit widmen, Der Bericht ergab Folgendes : Der Akademiker Sjögern unternahm eine wissenschaftliche Reise nach Lief- land, um die Reste der Urbewohner dieses Landes, der Liefen und Kre- wingen, und deren Sprache zu studicen, Eine zweite Expedition, welche die Gesellshaft nah dem westliden Ural zu senden beabsichtigt, ist zwar einstweilen aufgeschoben, da Graf Kayserling die zugesagte Leitung derselben niht übernehmen konnte, sie wird aber jegt aus- geführt werden, da cin passender Führer gefunden ist, Der Ala- demifer Köppen is beschäftigt, eine eth1ographische Karie des curo- paishen- Rußlands anzufertigen. Untcr den der Gesellichaft im Manu kript eingesandten Werken zog die Schrift des Generals Duhamel: „Aegvopten im Jahre 1837“, vor allen anderen die Aufmerksamkeit auf sich, und cs ward beschlossen, sie durch den Dru zu veröffentlihen, Nach Verlesung des Jahresberichts nahm der Vice-Präsident noch einmal das Wort, um der Gescllschaft in wenigen Zügen die V rdienste zu schildern, die sich der im August verstorbene berühmte Weltumsegler , Admiral Krusenstern, um die Geographie erworben, Nach Beendigung dieser Lob- Rede tam eine Abhandlung des Contre - Atmiral Wrangell: „von den Mitteln und Wegen zur Erreichung des Nordpols““, zum Vortrage. Herr von Wrangell prüft in dieser Abhaadlung den von den bekannten englischen Seefahrern Parry und Barrow entworfenen Plan, zum Nordpol zu gelangen, und zeigt die Unzulänglichkeit desselben. Der Admiral hat selbst eine Expedition nach dem höchsten Norden Sibiriens in den Jahren 1822—24 geleitet und is bis zum 79ten Grade vorgedrungen. Capitain Parry schlägt als Aus- gangspunft den nördlihsten Punkt von Spiybergen vor, Von da soll die Expedition ihren Weg nah dem Nordpole in gerader Linie über das Eis nehmen, und zwar auf Schlitten, die mit Rennthieren bespannt sind. Die Monate April und Maí hält. er am passendsten für das Unternehmen. Diesen Plan bekämpft der Admiral als unausführbar. Zunächst seien die Rennthiere zu einer solhen Expedition wenig geeignet, da sie troy ihrer Unempfindlich- feit gegen die Kälte von zu delikater Natur seien, um die Strapazen aus- zuhalten, und überhaupt taugten sie nvr zum Laufen auf ebenem Boden, und da das Eis des Meeres keine glatte Fläche, sondern einen unebenen, bald mehr, bald weniger erhabenen, zackigen Boden bilde, so stießen

Schaß dur so vielerlei Anlässe sich mehren, und wo auf anderer Seite kein unmittelbarer Ersaß in Aussicht steht.

Seit einer Woche scheinen sich gewisse Leute wieder ein Ge- shäft daraus zu machen, ungünstige Gerüchte über den Gesundheits zustand des Königs in Umlauf zu seßen. Die Börse ist der Haupt= ort, wo alle diese Gerüchte fabrizirt werden, um die Staatspapiere zum Weichen zu bringen, und einmal is dies wirklich, wenn auch niht in dem erwartetèn Maße, gelungen, Vorgestern hatte man abermals dergleihen Gerüchte dort verbreitet und, um denselben einen größeren Schein der Richtigkeit zu geben, sogar nähere Details über die Natur und Bedeutung der Krankheit beigefügt, au welhem der König leiden sollte. Man sagte, ein Uebel, an welcher der König schon seit Jahren leidet, aber ohne daß ihm bis jebt ernstlihe Beschwer= den daraus erwachsen wären, habe vor einigen Tagen eine so bedenkliche Wendung gewonnen, daß man die größte Besorgniß hege, der Kö- nig werde am Neujahrstage niht wie gewöhnlich bei diesem festlichen Anlasse die Glückwünschenden empfangen können, Man biete jeßt Alles auf, um ihu wo möglich bis dahin wieder einigermaßen herzu= stellen, und man fertige sogar einen eigenen Sessel an, dem Uebel angemessen, mit welchem der König behaftet sei, damit er, in diesem sißend, ohne allzugroße Beschwerlichkeit doch die Ceremonie vorneh- men könne, Es ist nit zu leugnen, daß viele ängstlihe Gemüther au diesmal durch diese von allen Seiten plößlih sih wiederholenden Angaben beängstigt wurden, aber ohne Grund. Der König erfreut sich, troß seines vorgerückten Alter, eines ganz befriedigenden Gesundheitszu- stantes, ist heiterer als je und macht fast täglich seine gewohnten Spazier= fahrten, was mit der Natur des ausdrücklich angedeuteten Uebels faum verträglih wäre. Jndeß geht jedenfalls aus der Aengstlichkeit, mit welher alle derartigen Gerühte immer und allgemein vernom= men werden, die Thatsache hervor, daß der Werth der Erhal= tung feines Lebens überall erkannt und gefühlt roird, doppelt aber in einem Augenblicke, wo so vielerlei Umstände in den inneren und äuße= ren Verhältnissen Frankreichs die Fortdauer der festen und klugen Leitung des Staatsruders durch die erprobte Hand wünschen lassen, welcher sie seit 16 Jahren unter oft kritischen Stürmen von der Vor= ‘sehung anvertraut war.

Doch wie auch die Vorsehung entscheiden möge, ob sie den nig früher oder später von der Aufgabe seines Lebens abrufen wird, so geschieht jedenfalls Alles, um den Grafen von Paris für seine tünftige wichtige Stellung vollkommen tüchtig heranzubilden. Unter den Auspizien des Königs selbst und unter denen einer erlauchten Mutter erhält der junge Prinz eine in allen Beziehuugen ausgezeichnete Erziehung. Wahrhaft rührend is es, zu sehen, mit welcher unermüdlichen Sorgfalt und unvergleichlihea Mutterliebe die edle Herzogin von Orleans ihrer beiden SöhneWohl überwacht; und wie ste darin als ein wahreeMuster für alle Frauen und Mütter dasteht, so hat sie sih dadurch auch die auf- richtigste Verehrung Aller gewonnen. Schwerlih hat je eine Prin= zessin in Frankreih eine so allgemeine Popularität bei allen Volks- klassen und ohue Unterschied der Parteien genossen, als die Herzogin von Orleans, und wo sie immer erscheinen mag, er= hält sie die Beweise davon. Auch ihre unershöpflihe Wohlthätigkeit, die fein Unglücklicher vergeblih in Anspruh nimmt, hat natürlich in hohem Grade dazu beigetragen, diese allgemeine Zuncigung für sie noch zu erhöhen, niht minder ihre Frömmigkeit. Jede Woche sieht inan zweimal von den Tuilerieen einen ganz einfahen Wagen nah der Rue Chauchat fahren und dort vor der protestantischen Kirche halten; keine Esforte irgeud einer Art geleitet denselben. Es is die Herzogin von Orleans, welche, nur von einer oder zwei Ehrendamen begleitet, dorthin fömmt, um dem Gottesdienste beizuwohnen.

Großbritanien und Irland.

London, 30. Dez, Zu Sheerneß wird jeßt eine Fregatte von 44 Kanonen eiligst ausgerüstet, welhe 300 männliche Sträflinge an Bord nehmen und zu Gibraltar als Sträflingsdepot dicnen soll. Diese Leute werden dort dem Gouverneur, we!cher der Regierung gemeldet hatte, daß es ihm an Arbeitern zur Vollendung der dort im Baue begriffenen Befestigungs- und Bertheidigungswerke fehle, zur Verfügung gestellt, da es in der Absicht der Regierung liegt, mehrere höchst wihtige Werke in größter Eile beendigen zu lassen.

Eine gemeinsame Deputation der verschiedenen irländischen Ei- senbahn-Directionen hatte neulich eine Unterredung mit dem Schhaß= Kanzler, um auf Unterstüßung von Seiten der Regierung zu drin= gen, Im Jahre 1845 wurden 11 und im Jahre 1846 nicht weni- ger als 241 irländische Eisenbahn-Gesellschaften inforporirt. Die De= putation beantragte, daß die Regierung einen Vorschuß leisten möge,

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die Rennthiere auf unübersteiglihe Hindernisse und würden bald den Strapazen erliegen. Eben so wenig hält der Admiral die Monate April und Mai für geeignet: denn nach seiner Beobachtung hat das Eis in dieser Jahreszeit wenig Festigkeit, ist porös und bröelig. Der Verfasser hat die Nordküste Sibirie1s auf eine Länge von 2300 Werst (über 328 deutsche Meilen) untersucht und sh dabei des Hunde- gespanns mit dem größten Erfolge bedient, Ueberall fand er das Eis an der Küste entlang von größcrer Festigkeit und Einhcit, als weiter in die See hincin. Er meint daher, daß man bei der Nordpol - Expedition ein ähnliches Verhalten einzuschlagen habe, nämlich, daß man so weit als mög- lich an der Küste des Festlaudes entlang ziehe und sih der Hunde statt der Rennthiere bediene, Zu dem Ende müsse man Spißzbergen aufgeben und vielmehr den nördlichsten bewohnten Ort Grönlands als Ausgangspunlkt wählen, Unter 77° 55‘ liege das nördlichste Dorf der Esfimos, Dies solle man zur Basis der Expedition machen, daselbst Lebensmittel anhäufen und einige Mannschaft zurücklassen. Dasselbe folle man 2 höher nach Norden thun und von diesem Punkte aus im Februar auf Schlitten so weit als möglich vorzudringen suchen. Nach der Nechnung des Verfassers beträgt die Entfernung von da bis zum Pole ungefähr 1800 Werst oder gegen 200 deutsche Meilen, eine Entfernung, die sich in 2 Monaten zurücklegen lasse. Dem Admiral {loß sich Herr Nadeschdin an und theilte der Gesell- schaft einige Bruchstücke aus seiner Abhandlung: „Ethnographisce Studien der russischen Nationalität“, mit, Diese Abhandlung ist reich an Beobach- tungen und Bemerkungen, dic der Verfasser auf seinen Reisen in Oester- reih und der Türkei Gelegenheit hatte über die Gebräuche, Silten und caráfteristishe Eigenthümlichkeiten der verschiedenen slawischen Stämme zu macen, Nach Beendigung dieser Lektüre schritt die Geselischaft zur Wahl ausländischer Ehren - Mitglieder: es wurden einstimmig gewählt Alexander von Humboldt, Ritter und Murcison. Dann machte der Vice- Präsident der Gesellschaft noch U Anzeige, daß der Großfürst Thronfolger, die Großsürsten Nikolaus und Michael, Söhne des Kaisers, und der Prinz Peter von Oldeuburg den Titel als Ehrenmitglieder anzunehmen geruht, Hierauf sprach der Astronom Struve seine Ansichten über die topographi- \{che Aufnahme Rußlands aus und zeigte die Nothwendigkeit der gemein- samen Mitwirkung der verschiedenen Civil- und Militair-Behörden, Der ungarische Rcisende, Herr von Neguli, legte seine Karte des Gebietes zwischen dem Ob und der Petschora vor, Der genannte Gelehrte hat der dortigen Oertlichkeit nur ncbenbei seine Aufmerksamkeit zuwenden können und do Vortreffliches geleistet, Wenn es ihm auch eben so wenig wie sei- nem Landsmann Czoma de Körös gelungen is, eine ungarische Ursprache zu entdecken, so geht aus seinen Untersuchungen doh das in linguistischer und ethnographischer Hinsicht wichtige Resultat hervor, daß das Ungarische mit den finnishen Sprachen eng verschwistert is und folglih Ungarn und

Finnen zu demselben Stamme gehören,

welher 30 pCt, des Gesammt - Kapitals oder 4,890,000 Pfd. St. nicht übersteigen und fristenweise bis zum Jahre 1849 in der Art geleistet werden solle, daß 1,250,000 auf das Jahr 1847, 2,320,000 auf 1847 48 und 1,320,000 auf 1848—49 fommen würden. Während dieser Periode würden, wie die Deputation bemerkte, die Actionaire alsdann immer noch die bedeutende Summe von 9,910,000 Pfd. St. aufzubringen und einzuzahlen haben, Nach einer langen und lebhaften Unterredung gab der Schabkanzler der Deputation die Versicherung, daß die Regierung ihre Angaben genau prüfen und ihrem Gesuch die sorgfältigste Beachtung zuwenden werde.

Ein Herr M'Cullum, der die leßten 20 Jahre hindurch im Westen Schottlands eine Schießpulver =- Fabrik besessen hat, is in neuester Zeit auf den Gedanken gekommen, „Schießwerg““ und „„Schießsägespäne““ zum Gebrauch beim Sprengen zu fabriziren, Am vorigen Dienstag machte er nun in Gegenwart des Professor Penny uïñd anderer Männer vom Fah einige Proben, welche die Erwartungen der Lebteren weit übertrafen. Der Versuch geshah an einigen Basaltfelsen von der solidesten Beschaffenheit. Statt der holperigen, bei Anwendung des Schießpulvers hervorge= brahten Spaltungsfläche war sie hier ganz glatt ; dadurch wird dem Arbeiter, der die Steine zum Chausseebau oder anderen Zwecken an= zurihten hat, viel Zeit erspart. Außerdem ist diese neue Spreng- Methode unendlich wohlfeiler. Bei dem ersten Versuche wurde ein Bohrloch von 3 Fuß Tiefe und 2: Zoll Durchmesser mit 8 Unzen Schießwerg geladen um mit Pulver zu sprengen, wären 3 Piund des lebteren nöthig gewesen, Die Wirkung war glänzend. Alle herum stehenden Felsen im Gewicht von etwa 10 Tons 2000 Pfund) wurden abgesprengtk. Bei dem zweiten Experimente füllte man ein Bohrloch von 3 Fuß 4 Zoll Tiefe und 25 Zoll im Durch=- messer mit 11 Unzen (gemischten) Schießwerg und Schieß-= Baumwolle an Pulver hätte man 4 Pfund gebrauht und man sprengte eine Masse ab, die 12— 15 Tous wog.

Niederlande

Aus dem Haag, 30. Dez. Die zweite Kammer der Ge- neral-Staaten hat gestern ihre Arbeiten wieder aufgenommen, Der Ginanz-Minister legte die Gesez-Entwürfe für das zweijährige Bud= get für 1848 und 1849 vor, welches sih auf 48 auf 71,573,486 und für 49 auf 71,177,718 Fl. beläuft. Zugleich erklärte der Mi- nister, daß diese Ausgaben dnrch die Wege und Mittel gedeckt seien, und stellte mithin in Abrede, daß sich ein Defizit in den Finanzen zeige.

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Kauton Freiburg. Der Staats-Rath hat die fernere Abhaltung von Volks-Versammlungen untersagt und Anstifter von solchen als Aufwiegler erklärt, welhe dem Strasrichter als solche zu überweisen sind.

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Nom, 24. Dez. (A. Z.) Der Empfang bei dem Kardinal Marini am 21sten war sehr glänzend und zahlreih, Es hatten si zu diesem Glükwünschungsbesuh der römische Adel, die hohe Geist- lihfeit, die fremden Diplomaten und die Beamten wie gewöhnlich bei einer Kardinals-Kreirung eingefunden, ohne daß sich, wie man vorher behauptet hatte, viele Personen davon entfernt hielten, Noch weniger war von Auszischen die Rede, wie die Oppositionspartei vor= hatte. Alles ging in der gewöhnlichen Form und hergebrachten Weise vor sich, Jndessen dauert die Aufregung, genährt dur absichtlich ausgesprengte falsche Gerüchte, fort, und diese sind geeignet, der Regie=- rung nur Unannehmlihhkeiten gegenüber den ausländischen Mächteu zu bereiten. Obgleih die Bessergesinuten, und diese sind im ganzen Lande die übergroße Mehrzahl, dieses Treiben offen mißbilligen, so sheint es do, als ob die Gegenpartei in ganz Jtalien ihre Anhän= ger zählte und ihre Verbindungen mit diesen unterbielte, Wie in Toscana und anderen Gegenden sind hier vor einigen Tagen gedruckte Anschlagzettel, worin die Jtaliener aufgefordert werden, ihr Vater= land von der Fremdherrschaft zu befreien, von der Polizei abgerissen worden. ;

Die hiesigen preußischen Künstler gaben ihrem Landsömanne, dem Baurath Stüler, gestern ein Festessen, um diesem rühmlih bekannten Architekten, der zum Besuch hier ist, ihre Verehrung darzubringen.

Aus guter Quelle vernehmen wir, daß auf Besehl des heiligen Vaters die Kriminal gerihtshöfe von der Polizei zu trennen sind, und daß die zu errihtenden Tribunale mit Richtern aus\chließlich von Ju= risten aus dem Civilstande beseßt werden sollen, Diese Richter wer- den, um sie unabhängig und der Bestechlichkeit unzugänglich zu machen, standesmäßig besoldet und auf Lebenszeit ernaunt. Jhre Sizungen jollen, mit wenigen Ausnahmen, öffentlih sein. Außerdem wird die Regierung bei jedem Gerichtshofe noch einen Proccuratore fiscale anstellen, der außer den Rechten des Staats auch die Prozesse zu überwachen hat, Der Polizei verbleiben nur die kleinen Polizei-Ver= gehen zu bestrafen übrig. Man hofft, mit dem neuen Kriminal-Ko- dex diese Gerichtshöfe ins Leben treten zu sehen,

Neapel, 20. Dez. (A. Z.) Ju den leßten Tagen wurde in einem der großen Brunnenhöse des Finanzgebäudes, nahe der Börse, ein Autodafé kebßerisher Papiere gehalten; es wurde nämlich die ge= tilgte englischen Anleihe von 2; Mill. Pfd. St. unter großer Feier= lihfeit in Beisein des Ministers Ferri und anderer Herren vom Gelde (Baron von Rothschild fehlte niht) in einem eigens dazu erbauten Ofen verbrannt. Während die aus England herbeigeschaff- ten Kisten mit den verschiedenen Jahreszahlen und in allmälig sich verfleinernder Gestalt in einem fröhlich emporlodernden Feuer brann- ten, wurde durch Notarien die Handlung den neapolitanishea Anna= len einverleibt, Sehr viele Zuschauer waren durch dies originelle Schauspiel herangelockt, welches dem alternden Finanz-Minister Ferri eine Art von Genugthuung für seine langjährige Geschäftsfüh- rung gewähren mußte. Er soll seine Entlassung eingereiht haben, und diese soll angenommen sein. Das fünftige Finanz - Ministerium wird wahrscheinlich aus den drei Herren &Fortunato, Comitini und Arpino zusammengeseßt werden, von denen die beiden Ersten dem deutschen Publikum bereits durch Abschluß der vielen Handels - Ver- träge bekannt sind, der Leßtere ebenfalls als sehr talentvoll bezeichnet wird, Am 29sten wird abermals eine große Summe von der soge- nannten 5prozentigen Rente getilgt.

Der energische Polizei - Minister Del Carreto hat sih von sei- nem Unwohlsein, welches ihn in die Bäder von Castellamare zog, vollständig erholt und ‘leitet das neapolitanish - sicilianische Polizei wesen mit geshickier und kräftiger Hand.

Der Vesuv ist von oben bis unten mit Schnee bedeckt und blickt herausfordernd auf die ihn umgebenden höheren mit shweren Schnee- massen belasteten Berge hinan. Dieser Winter is ein Riese gegen den vergaugenen, überall reiben sih die Leute die Hände und ver-

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mummen sich wie orientalishe Weiber bis über die Nasenspiben in Shawls und Mäntel.

Der auch in Deutschland geahtete Baron Pasquale Galluppi, philosophishen Studien seit Jahren ergeben, is in diesen Tagen ge- storben. Der Gram über den Verlust seines Sohnes, welcher in jener unglücklihen calabresischen Katastrophe blieb, soll seinen Tod beshleunigt hahen. -

2184.0 {,

London, 30. Dez. Die Nachrichten aus Portugal folgen si hier jeßt rasch. Gestern hat das Dampfschiff „Royal Tar“ neue Berichte mitgebraht. Die gestern mitgetheilten waren aus Lissa- bon vom 17. Dezember, die heutigen sind vom 20., und obgleich sie noch nichts Entscheidendes melden, so sind sie doch von etwas größerem Jnteresse als gewöhnlih. Jn Lissabon ist man der An- sicht, daß es nun bald auf die eine oder andere Weise, durch Waf- fengewalt oder dur Unterhandlung, zu einem Schlusse des Parteien- fampfes fommen werde. So schreibt der Korrespondent des He - rald: „Jn den leßten 24 Stunden haben die Sachen eine bedeutend veränderte Gestalt gewonnen. Eine Krisis scheint heranzu- nahen. Saldanha hat sich von Santarem weggezoaen und sein Hauptquartier in Alcoentre, 12 Meilen westlih von Cartaxo, seinem früheren Hauptquartiere, aufgeschlagen. Zwei Offiziere des briti- shen Geshwaders, welche einen Ausflug nach Torres Vedras ge- macht hatten, kehrten gestern mit der Nachricht zurü, daß, kurz vor ihrem Abgange aus jener Stadt, mehrere Offiziere des Grafen Bomfim dort anlangten und 3000 Rationen für den nächsten Tag bestellten. Diese Nachricht hat sich heute (den 20. Dezember) bestätigt. Sonah wäre für Bomfim der Weg nach Lissabon über Masca und Cintra vollständig offen, vorausgeseßt, was indeß sehr bezweifelt wird, daß er ih in Torres Vedras befin=- det, Man hält vielmehr jenes Bestellen von Quartieren für eine Kriegslist von Seiten Bomfim?s, Andererseits sind einige P-:rsonen der Ansicht, Saldanha habe ihm absihtlich den Weg ofen gelassèn, um ihn in die Falle zu locken, daß er si der Hauptstadt nähere, um dann über ihn herzufallen. Sei dem wie ihm wolle, so viel ist sicher, daß in dem Laudstrih, dur welchen Bomfim der Vermuthung nah marschirt, Alles zu einem allgemeinem Aufstande zu Gunsten der Jn. surgenten reif ist,“

Vereinigte Staaten von Nord - Amerika.

London , 30, Dez. (Schluß der Botschaft des Präsidenten.) Der Präsident der Vereinigten Staaten schließt seine Jahres = Bot= haft an den Kongreß, wie {hon bemerkt, mit einer Darstellung des Finanzzustandes und mit einigen Bemerkungen über die leßten Tarif= Aenderungen in Großbritanien. Die ersteren ließt er an den vor= gelegten Bericht des Schaß=Secretairs, Danach betrugen die Ein- fuhren für das mit dem 13. Juni abgelaufene Finanzjahr 121,691,797 Doll,, vondenen wiederum für 11,346,623 Doll, ausgeführt wurden, so daß für die Consumtion in den Vereinigten Staaten für 110,345,174 Doll. ver= blieb, Der Werth der Ausfuhr in demselben Jahre war 113,488,516 Dol= lars, von denen 102,141,893 Dollars auf heimishe Productionen und 11,346,623 Dollars auf fremde Artikel kamen. Die Einnahme des Schaßes betrug in demselben Jahre 29,499,247 Dollars 6 Cents, und zwar

ee E 26,712,667 Dollars 87 Cents,

aus dem Verkauf von Staats- Vander T 2,695,452 S aus. vermiMten Quellen... 92/126 v A » Die Ausgabe betrug 28,031,114 Doll. 20 Cent., und die Ba= lauce im Saß _am 1. Juli war 9 126/439 Doll, 8 Cent, Dex

Vetrag der Staats- Schuld, mit Einschluß der Schah - Noten, war am 1sten des gegenwärtigen Monats (1, Dezember) 24,256,494 Doll. 60 Cent. Da die angegebenen Einnahmen zur Bestreitung des Krieges mit Mexiko nicht ausreichen, so shlägt der Präsident die s{chon erwähnte Anleihe von 23 Millionen oder 19 Millionen Doll. vor, je nachdem der Kongreß 4 Millionen durch neue Auflage und Ermäßigung der Preise für Staatsländereien beshaffen will oder niht, Es ist aber nöthig, sagt Herr Polk, daß der Kongreß bald darüber zur Entscheidung gelange. Die Anleihe soll auf 20 Jahre kontrahirt werden, mit der Befugniß, die Papiere zu einer. früheren Zeit {on anzukaufen. Nach der Herstellung des Friedens mit Mexiko wird man wahrscheinli einen beträchtlichen leberschuß baben, so daß aus diesem die Schuld zu einer früheren Zeit, als sie fon- trahirt is, wird gedeckt werden können. Nachdem der Prä-= sident hierauf bedauert, daß er seine Pläne, die gänzliche Schuldentilgung des Staates betreffend, nicht realisiren könne, und dieser Krieg, den Mexiko angefangen, deshalb den Vereinigten Staga- ten gerechten Grund zur Beshwerde gebe, bespriht er die in der vorigen Session durhgegangene Akte zur Ermäßigung der Einfuhr= zölle, Da dieselbe aber erst am 1sten d. M. in Wirksamkeit getreten ist, so fann man ihre wohlthätigen Folgen noch nicht im ganzen Um- fange erfennen. Man zweifelt indeß nicht, sagt Herr Polk, daß die wichtige Politik, welche dies Gescß annahm, unseren auswärti=- gen Handel bedeutend erweitern und die allgemeine Wohlfahrt befördern werde, und obgleich man die daraus fließende Ein=- nahme noh niht Lorherskhen fann, so glaubt man doch, daß die- selbe die durch die Akte von 1842 bewirkte Einnahme weit überstei- gen wird, Der leitende Grundsaß is, Steuern aufzulegen zu Ein-= nahmezwecken und sie von Artikeln nah deren wirflihem Werth zu erheben, Die Afte von 1842 {loß entweder durch übermäßige Zölle viele Artikel gänzlih aus oder verringerte die Masse der eingeführ= ten Waaren und verkürzte so die Einnahme, Die Zölle wurden er- hoben, nicht zu Einnahmezwecken, sondern zu Gunsten bevorzugter Klassen auf Kosten einer großen Majorität unserer Mitkürger. Die Ackerbauer, Handwerker, Handelsleute und Schiffer mußten damals dazu beitragen, diejenigen zu bereihern, welhe ihre Kapitalien in Fabriken angelegt hatten. Die Zölle wurden nicht nah dem Werthe der Artik;l erbo- ben, sondern weit entfernt von dieser weisen Regel, besteuerte man theure Sachen des Luxus niedrig und in geringen Werth stehende Gegenstände des alltäglichen Gebrauh hoh. Ein o unbilliges und ungleihes System i durch das jrßt bestehende Gese aufgehoben, das niht zu Nußen oder Schaden von besonderen Klassen Steuern auflegt, sondern die öffentlichen Lasten übec alle Klassen vertheilt und, so weit es angeht, gleih macht. Dabei ist noch immer für den Fa=- brifanten ein hinreihender Schuß gegen fremde Konkurrenz stehen geblieben, da die zu Einnahmezwecken aufgelegten Zölle mit Einschluß der Fracht und Spesen, welche der fremde Konkurrent hier zahlen muß, bevor er seine Waare auf den Ma:kt bringen kann, mehr als ein Drittheil des Werthes der eingeführten Waaren und in einigen Fällen fast die Hälfte desselben betragen. Bei solhen Vortheilen is es kein Zweifel, daß unsere heimishe Jndustrie fortfahren wird, zu blühen und in gut geleiteten Anstalten selbst höheren Gewinn erzielen wird, als es früher der Fall war. Jn mehreren Zweigen macht unsere Industrie in der That bedeutende Fortschritte, auch ohne Schußbmaß-

regeln, giebt Beweise von großer Erfindung und Geschicklihkeit und is fähig, mit immer größerer Aussicht auf Erfolg, auf offenem Welt marft zu fonfurriren. Das Land wird zufrieden sein mit dem gegen= wärtigen Zoll-System, weil die Vortheile, welche die Fabriken ge= nießen , nothwendig aus der Einnahme entstehen, die der Regierung daraus zufließt. Hohe Schußzölle können wegen ihrer ungerechten Wirkung auf die Massen des Volkes niht verfehlen, weit verbreitete Unzufriedenheit und Klagen zu erzeugen und beständige Bemühungen, sie abzuschaffen, hervorzurufen, so daß alle Kapital - Anlagen

in Fabriken unsicher und precair werden. Niedrige und mehr dauernde Zölle werden den Fabrikanten zu gleicher Zeit, daß sie ihm angemessene und lohnende Preise ge=

währen, gegen die Gefahr häufiger Aenderung im Systeme sichern, welche niemals verfehlen fann, seine Jnteressen aufs empfindlihste zu berühren. Zu gleicher Zeit, daß die Vereinigten Staaten ihre re- striftive Politik abgeschafft haben, hat Großbritanien, dessen Beispiel uns unser System an die Hand gab, dasselbe gethan. _Es hat seine Äcrngesebe geändert und den Tarif ermäßigt, Es wäre auffallend, wenn die Vereinigten Staaten dcm Beispiel Großbritaniens, ihrem Hauptkunden , gegenüber, Angesichts der in jenem Lande dur lange Erfahrung so offenbar gewordenen Uebel eines Systems, und Ange= sihts der unermeßlihen Vortheile, welhe eine mehr liberale Handels- Politik uns gewährt und immer gewähren muß, da wir eine hun- gernde Bevö:kerung mit Nat,rung verjorgen, wenn die Vereinigten Staaten sage ich eine Politik wiederberstellen sollten, welche England aufzugeben gezwungen worden i, und wenn sie so dessen Fähigkeit verminderten, von uns Nahrung und andere Artikel, die jene begehren und wir verkaufen wollen, zu faufen. Durch das gleih= zeitige Aufgeben der Schuß-Politik von Seiten der Vereinigten Staa- ten und Cngiands sind bereits neue und wichtige Märkte für unsere Agrikultur- und anderen Produkte geöffnet ; Handel und Schifffahrt haben einen neuen Anstoß erhalten, Arbeit und Gewerbe haben si erholt von den fünstlihen Fesseln, die sic darnieder hielten, und Ge= geaseitigkeit im Austaush der Bedürfnisse beider Länder i in großer Ausdehnung zum Nußzen beider hergestellt worden. Großbritanien is dur den Drang der Umstände daheim genöthigt worden, eine Po- litif aufzugeben, die es Jahrhunderte lang befolate, und seine Märfte unserem unermeßlihen Ueberfluß an Brodstoffen zu öffnen; und es wird mit Zuversicht erwartet, daß auh die anderen Mächte Euro= pa's endlih die Weicheit erkennen werden, eine ähnliche Politik zu befolgen, wenn sie durch den Pauperismus und die Leiden ihrer ge=- drängten Bevölkerungen niht dazu genöthigt werden.

Der Präsident beschließt seine Botschaft mit dem Vorlegen meh- rerer Berichte der einzelnen Staats-Secretaire, wie des Schaß-Se= cretairs, mit Vorschlägen über Organisation des Schatzes und Anlage einer Münze in New = York, des Kriegs-Secretairs mit Vorschlägen über Bollzähligmachung des stehenden Heeres, des Marine=-Secretairs über Verstärkung jedes auswärts stationirten Geschwaders durch ein Dampfsch. ff} und endlich des General-Postmeisters über die Post-Ein=- nahme im verflossenen Jahre. Er selbst empfehle dem Kongreß noch die Colonisation des Oregon - Gebiets und die Revision der Gesepe, welche den Verkehr mit den Jndianerstämmen regeln.

Die übrigen Nachrichten aus den Vereinigten Staaten, welche der „Ashburton““ überbracht hat, beschränken sih auf einige Mitthei- lungen vom Kriegsshauplaße in Mexiko. General Wool soll am 30, Oktober Monclana und Chihuahía obne Blutvergießen einge=- nommen haben, und eine Expedition wird gegen Viktoria ausgesandt. Dagegen wird versichert, daß Santana mit 30,000 Mann gegen die Amerikaner ins Feld rücken werde. Aus Camargo in Mexiko meldet ein Schreiben vom 7ten, in der Hauptstadt sei eine neue Revolution

auégebrohen und Santana von seiner Partei zum Diktator ausge= rufen worden,

Handels- und Börsen-Nachrichten.

__ Berlin, 5. Jan. Verschiedene Verkauf - Ordrcs drückten beute die Course der meisten Eisenbahn - Actien und erfuhren solche mitunter einen wesentlichen Rückgang.

Marktvkeise Low Getraide

Berlin, den 4, Januar 1847, Zu Lande: Weizen 3 Rthlr, 2 Sgr. 5 Pf, au 2 Rihlr, 27 Sgr. 7 Pf.; Roggen 2 Rihlr. 24 Sgr., auh 2 Rthir. 17 Sgr. 5 Pf.; große Gerste 2 Rithlr., auch 1 Rthlr, 27 Sgr.z Hafer 1 Rthlr, 14 Sgr. 5 Pf, auch 1 Rthlr, 9 Sgr, Eingegangen sind 78 Wispel,

Zu Wasser: Weizen (weißer) 3 Rthlr. 8 Sgr. 5 Pf., auch 3 Rthlr. S N E A I 1 Sgr. 2 Pf.z; Roggen 2 Rihlr. 22 Sar. 10 Pf., auch 2 Rtÿlr 20 Sgr. 5 Pf. ; große Gerste 2 Rihlr, ; Hafer 1 Rthlr,

11 Sgr. 6 Pf., auh 1 Rihlr, 9 Sgr. 3 Pf Sonnabend, den 2, Januar.

Das Schock Stroh 7 Rihlr. 5 Sgr., auch 6 Riblr. 10 S r, Der Centner He. 1 Rthlr,, auh 20 Sgr. / i i

Derlin cecr R

Den 5. Januar 1847.

| s Fonds. S | Pr. Cour. Actien ch Pr. Cour. | Brief. | Geld. Brief. | Geld. |Gem, St. Schuld-Sch. 33 _ j 947 Brl.Potsd. Magdb. | S 92 Prämien-Schbeine | do. Obl. Lit. A.B.| 4 ns 91 A d. Seeh. à D’! T, |— 92% | 92; do. Prior. Oblig. | 5 1007 993 Kur- u. Neumärk. | Mgd. Lpz. Eisenb.|—| di Schuldverscher, 3; | 92 do. do. Prior. Obl.| 4 Berliner Stadt- | Brl. Anh. abgest. |— —_— / Obligationen 32 | 94 L do. do. Prior. Obl.) 4 67 95k Westpr. Pfandbr. 3; 923 | 99 Düss. Elb. Eisenb.|— 1073 1063 Grossh. Pos. do. | 4 1025 | 101% Îdo. do. Prior. Obl |4 ra E do. do. 35 D | 912 Rhein. Eiseub. |—| 87 S Ostpr. Pfandbr, 37 94 A do. do. Prior. Obl. 4 _—- —_— Pomm. do. 37 94% 947 do.yv. Staat garant. 35 _— bis Kkur-u, Neum. do. 35 95 94; Ob.-Schles.E.L.A/ 4 | 106 15 Sechlesische do. |: % _— 96 do. Prior. | 4 aid do. v. Staat ga- do. Lt.B.|—| -— rantirt. Lt. B.|35| B.-StE.Lt:A.o.B.|—| 11li Magd.-Halbst.Eb. 4 1113 eik E Br.-Schw.-Frb.E.| 4 _— alis Gold al marvdo. |—| do. do. Prior.Obl.| 4 HEE Friedricbsd’or. |—| 13%/ I13/7/Bonn-Kölncr Esb.| 5 E S And, Gldm. à 5Th.|—| 1277| 117 [Niedersch.Mk.y.e.| 4 933 92% Divebnto. t A é do. Priorität 4| 94; | 93% do. Priorität| 5} 1007 | 993 Nied.-Merk. Zwgb./4| 784 | 775 do. Priontät/45| 91% Wilh.-B. (Cc.-0.) |4| 86 857 Berlio-Hamb. 4| 1025 |