1847 / 9 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

R CAS M E I R N T 2

U O A--G A ia

gen, so wie von den Wünschen, die Sie für Frankreih, für Meine

Familie und Viêich selbst hegen.“ : Der am 3. und 5. ‘januar angeseßt gewesene abendlihe Em- pfang beim König is eines leichten Uebelbefindens der Königin wegen auf den 5. und 7. Januar verschoben worden. Die Königin und die Herzogin von Orleans haben aus Veran- lossung des Jahreêwechjels Unterstüßungen an die Wohlthätigkeits- Anstalten der zwölf Bezirke von Paris vertheilen lassen. Die Her- zogin von Orleans hat ferner zur Den an die Bedürftigen der reformirten Kirhe 6000 Frs. gesandt. Eben so Le e das E e des Débats sih enthusia- stish über die Neujahrs - Reden äußert, sind de D mit Tadel und Spott“ darüber angefüllt. Der Constitutionne sagt unter Anderem: „Die Reden der Präsidenten beider Kammern zeichnen sich, wie gewöhnlich, dur lächerlihen Bombast, schlechten Styl und Unrichtigkeit aus; man sollte glauben, man lese E Panegyrikus aus dem Mittelalter. Es ist dieselbe s{wülstige, per falte, aber hohtönende Sprache.“ Der Courrier français ant- wortet der Presse: „Dieses Blatt will in der Rede des päpst- lihen Nuntius mit aller Gewalt ein Unterpfand allgemeiner Aussöhnung und vor Allem einen Beweis von der p24 stimmung der Mächte hinsichtlih der Montpensier - Heirath erblicken. Die Presse täusht sich. Lord Normanby war allerdings zugegen, aber er fonnte sehr wohl ohne Stirnrunzeln die unbedeutende Pdrase über die Familienfreuden, welhe Se. Majestät sich erneuern sehen, mit anhören. Wenn die Presse darin einen Glückwunsch findet, so j t zusriedenzustellen.““ F N Rooas P TTIIL welhe für ein Organ Guizot's gilt, äußert sich über das Programm der bevorstehenden Session etwas anders, als das Journal des Débats, Sie bemerkt nämlich, daß die auswärtigen Angelegenheiten nur im Anfang der Session die Kammer beschäftigen würden, und da Herr Guizot in zwei oder drei Reden die französishe Politik in Bezug auf Spanien und Krakau rechtfertigen werde, so bliebe, welhe Erörterungen auh folgen möch= ten, Zeit genug übrig, zu erheblihen inneren Fragen, Die Kammer werde es siher als Hauptpfliht betrahten, alle Fragen zu erörtern, welche die inneren Bedürfnisse des Landes berührten. Auf ein neues Unterrichtsgeseß und auf eine Tarif-Reform sei wahrscheinlih zu renen, Die französische Regierung hat zwei neue Agenten in China er- nannt; der bisherige Legations -Secretair zu Lissabon, Herr Forth Rouen, isst zum Königlichen Kommissar und Herr von Montigny zum Konsul daselbst ernannt, Außerdem hat der bisherige Verwalter des Konsulats zu Canton, Herr von Becourt, dasselbe definitio erhalten und Herr Fabre das Konsulat zu Manilla, Der Königliche Kommis= sar soll ein jährlihes Gehelt von 60,000 Fr., der Konsul in Canton 30,000 und der zu Schanghai, Herr von Montign9y, 20,000 Fr. be- ziehen. Es ist die Rede davon, daß Prinz Joinville nächstens das Kom- mando eines größeren Geshwaders übernehmen soll. Der Bey von Tunis hat sih wegen \{lechten Wetters genöthigt gesehen, am 27. Dezember nochmals nah Toulon zurückzukehren , is aber am folgenden Tage auf dem „Labrador““ wieder in See ge- angen, q Du Oberst - Lieutenant Courby de Cognord, der kürzlih aus Algerien, wo er lange Zeit Gefangener Abd el Kader's war, in Franfreih eintraf, is zum Oberst - Lieutenant bei dem zu Nancy in Garnison stehenden 6ten Lancier-Regiment ernannt. Der Constitutionnel äußert wiederholentlih seine Unzufrie= denheit über den Handelsvertrag mit Belgien und meint, daß Frank- reich niht genug Vortheile dadur gesichert seien. Daß die belgi= she Repräsentanten-Kammer sich für das Recht der brüsseler Muni= zipal-Behörden ausgesprochen, französische Branntweine höher zu be- steuern, gilt ihm son als Verleßung des Vertrags; eben so is er unzufrieben darüber, daß Werg bei der Ausfuhr 25 Fr. für 100 Ki= logramm an Ausfuhrzoll zu bezahlen habe. Als nothwendige Folge davon werde Werg in Belgien im Preise fallen, in Frankreih aber steigen, wodurch das Gleichgewiht in der Linnen-Manufaktur beider Länder gestört und mithin der Vertrag verlegt würde, indem die fran- zösischen Spinner und Weber sehr darunter leiden müßten. Das Journal des Débats erklärt sich mißgestimmt über die Botschaft des nordamerikanischen Präsidenten, dem etwas spät vor seiner Verantwortlichkeit wegen des mexikanischen Krieges zu bangen scheine. Dieser Krieg errege in Europa großes Jntercsse, nicht gerade der Mexikaner wegen, die man faum bedaure, daß sie wegen der Behlgriffe ihrer Häupter im \chönsten Klima so jämmerlich lebten, während sie doch in den Freiheitekämpfen eines besseren Looses werth zu sein schienen. „Allein einstimmig““, bemerkt es, „beklagt man die Verirrung der Vereinigten Staaten. Mit Eifer sieht man sie un- befannten Geschicken entgegeneilen und ohne Grund eine Politik auf= geben, bei der sie durch Achtung des Geseßes und einen dauerhaften woblbefestigten Frieden glänzten und wunderbares Wachsthum ge-= nossen. Prásident Polk hat gut suchen, sich zu rechtfertigen. Durch die friegerische Thatsache, in der er die Jnitiative ergriffen, wird seine Last A De labüg einen moralishen und vielleicht en Streich verseßen, von d i i ) ift ae wiede: T ven, von dem sie sih, wie zu besorgen ift,

er dur Uebershwemmungen im Ardèche-Departement angerich= tete Schaden stellt sich nah offiziell Ä : A 3 Millionen Fr. E A Mun V O OOY VONAYE

Am 7ten wird Herr Rémusat in die franzö\i\{e i Z genommen; Herr Dupatu wird seine Antiitiéreer beza it L

Nach dem neuesten Census giebt es in Frankrei 13,054,000 Steuerpflihtige, von denen 6 Millionen keine 5 Fr. bezahlen wäh- rend 17,000 blos 1000 Fr. und darüber entrichten. /

x Paris, 4. Jan. Die spanischen Heirathen werden unter allen Fragen der auswärtigen Politik in der Verhandlung der Adres sen der Kammern den ersten Play einnehmen, weil sich daran die andere Hauptfrage der Auflösung des herzlichen Einverständnisses mit England knüpft. Mehr und mehr erscheint es gewiß, daß über die= sen Punkt eine ernstlihe Spaltung in den Reihen der Opposition zu Tage treten wird. Man hatte einen Augenblick, als Herr Thiers vor furzem eine Konferenz mit dem Könige gehabt, der Meinung sich allgemein hingegeben, au dieser ehemalige Minister werde in jener Frage, als einer vorzugsweise dynastishen, dem Beispiele anderer früheren Mi= nister , wie des Grafen Molé und des Herzogs von Broglie folgend , mit dem jegigen Kabinet gemeinschaftlißhe Sache machen. Seit einer Woche etwa sind indeß entgegengesebte Gerüchte im Umlauf. Nun erinnert man \ich aber, daß Herr Du- faure in dynastishen Fragen sich niemals von der Regierung getrennt, und daß er stets seit 1839 eine von Herrn Thiers ziemlich unabhän- P Stellung behauptet hat. Seit 1839 is er ganz mit ihm zer- allen, und es is daher allerdings kaum anzunehmen, daß er jeßt im Fritisben Augenblicke, wo Herr Thiers vielleiht sich für immer als Minister bei Lebzeiten des Königs Ludwig Philipp unmöglich mat, dessen Geschick zu theilen Neigung hat. Denn daß Herr Dufaure früher oder später, Herrn Thiers zum Troß, wieder ein Portefeuille zu erlangen hofft und strebt, weiß Jedermann. Was aber Herrn Billault anlangt, so war derselbe allerdings früher der bloße ölügelch-

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vorjährige Session bewies, allmälig das Band der Abhängigkeit von dem früheren Meister gelöst, um auf eigenen Füßen zu stehen. Jn seinem etwa vor sieben Wochen veröffentlichten Dankschreiben an seine Wähler im Departement der Nieder = Loire hat er bereits so ziemlich flar zu verstehen gegeben, daß er England gegenüber auf der Seite der Regierung stehen werde, Auch ist zu bemerken, daß sowohl Herr Dufaure als Herr Billault, indem sie so handeln, ganz konsequent bleiben mit ihrem früheren Verhalten. Wird nun Herr Thiers wirk- lich auf eine Seite sich schlagen, die voraussihtlich nur eine geringe Minorität aufzuweisen haben dürfte? Dies wäre jedenfalls ein Be= weis, daß er schon jeßt alle Hoffnung aufgegeben hat, wieder ans Ruder zu fommen, so lange der König Ludwig Philipp lebt. __ Von einem Geistlichen der erzbishöflihen Diözese Paris war eine Schrift gegen die Universität erschienen, unter dem Titel Mi- roir du Collége, in welher die Universität scharf angegriffen wird. Man darf es nun als ein nicht unbedeutsames Zeichen von der ver= änderten Stellung der Geistlichkeit gegen die Regierung betrachten, daß der Erzbishof von Paris, der so lange selbst an dem Kampfe gegen die Universität einen so lebhaften Antheil genommen hatte, allerdings ohne seinerseits jemals die Gränzen einer gewissen Mäßi= gung zu überschreiten, jegt dieses Buch förmlih und öffentli ver- wirft, Das Rundschreiben, welches der Erzbischof an sämmtliche Pfar- rer seiner Erzdiözese deshalb gerichtet hat, ist vom 26. Dezember da= tirt und lautet; „Herr Pfarrer! Ein Priester dieser Diövzese, Ver= fasser einer gegen die Universität gerihteten Schrift, hat die in un- serer Pastoral-Justruction vom 4, Dezember 1842 enthaltenen Rath= schläge vergessen, Bald hat er die Jrrthümer und das Unrecht der- jenigen übertrieben, die er bekämpft, bald seine Zuflucht zu einer Persiflage und zu Schmähungen genommen, welche Niemand, und am allerwenigsten ein Priester, sich je erlauben soll. Mit Hintanseßung der Mäßigung, welche ihm sein Charakter und die Regeln einer besonuenen und billigen Kritif auferlegten, hat der Ver- fasser des Miroir du Collége der so großen und so hönen Sache der Unterrichtsfreiheit niht gedient, sondern sie, so viel an ihm war, bloßgestellt, Jch bitte Sie, den Geistlihen Jhres Kirchspiels den Tadel fundzugeben, den wir hiermit Jhnen ausgedrückt haben in Be- tref einer Schrift, welche die Feinde der Religion zu benußen nicht ermangeln würden, wenn wir niht im voraus gegen Alles protestir= ten, was sie Tadelnswerthes enthält, Wir benußen diese Gelegen- heit, um Sie zu bitten, verschiedenen Diövzesen, mit denen Sie in Verbindung stehen, einen nüglichen Dienst zu leisten, Wir vernelh- men, daß in der Ferne Priester von gutem Glauben oft getäuscht werden über die Urheber von gewissen sehr unzeitigen Kontroversen, um nicht mehr zu sagen. Unter diesen Schriftstellern sind welche, die hinreichend bekannt sind durch die feierliche Verdammung, deren Ge- genstand sie gewesen; aber es giebt deren au andere, die leichter ver= führen können, weil sie sih den Schein einer großen Ergebenheit für den hei- ligen Stuhl und eines großen Eifers für die Rechte der Pfarrer geben. Das Interesse der Kirche erheischt, daß Sie bei Gelegenheit sowohl den Grad von Autorität, deren jene genießen, als das Vertrauen, welches sie verdienen, zur Kenntniß bringen. Empfangen Sie, Herr Pfarrer, die Versicherung meiner liebevollen Anhänglichkeit,“ Dieser Schritt des Erzbischofs konnte niht verfehlen, guten Eindruck zu machen, und darf als ein Beweis des guten Verhältnisses gelten, welhes gegen- wärtig zwischen ihm und dem Großmeister der Universität und Mi= nister des öffentlihen Unterrihts, Grafen Salvandy, herrscht, der allerdings auch seinerseits, ohne den Rechten der Universität irgend etwas zu vergeben, den besten Willen zeigt, gerehten Anforderungen der Geistlichkeit und der Vertheidiger der Unterrichts-Freiheit ein ge- neigtes Ohr zu leihen. Das neue Geseß über den Sekundär-Unter- richt, welches unfehlbar in der bevorstehenden Session zur Verhand- lung kommen soll, wird davon den besten Beweis geben,

Großbritanien und Irland.

London, 2. Jan. Jhre Majestät die Königin ließ gestern, am Neujahrstage, wie alljährlib, in der großen Reitmanege zu Windsor an die dortigen Armen Geschenke, in Lebensmitteln, Rind- fleisch, Plumpuddmng und Brod bestehend, vertheilen und wohnte in Begleitung der Königlichen Familie, des Herzogs und der Herzogin von Cambridge und vieler ausgezeihnete Gäste dem Akte der Vertheilung felbst bei, Abends fand im Schlosse dramatishe Vor=- lesung mit Musikbegleitung statt. Herr Brasseur, Professor der fran- zösischen Sprache am Kingö-Collége in London, hatte die Ehre, Racine’s Athalie der Königlichen Gesellschast vorzulesen, wozu Men- delssohn’s Composition von der Königlichen Privatkapelle und den Sängern der Oper und der Philharmonischen Gesellschast ausgeführt wurde.

Die Berichte aus Jrland lassen an manchen Orten den Ausbruch ernstlicher Unruhen fürchten, und Truppen wie Polizei sind in fort- währender Brwegung, Dieselben finden bei Ausübung ihrer Functio- nen mehrfahen Widerstand, und zu Garawe, einem Dorfe bei Dun- garvon, wo eine Verhaftung bewerkstelligt werden sollte, wunden zwei

ist nicht blos ein neuer Beweis von dem Fortschreiten der liberalen Meinung, sondern hat zugleich eine prinzipielle Wichtigkeit, da eben in Tournay die Sekundär-Unterrichts-Frage den Streit zwischen dem Bischofe und dem Stadtrathe hervorgerufen und der Graf Lehon als Berichterstatter der Kommission bewirkt hatte, daß alle srüheren, dem Bischofe vorläufig für die Direction und Anstellung des Lehrer-Per=- sonals gemachten Konzessionen zurückgenommen und überhaupt die un- statthaften, alle Rechte der bürgerlihen Gewait verlegenden An- sprüche des Episkopats in ein helles Licht gestellt wurden. Seit die= sen Vorgängen in Tournay hatte \ih die öffentliche Meinung entschie= den gegen diese Uebergrifse der geistlichen Behörde ausgesprochen, und der frühere Minister Vandeweger ergriff diese Gelegenheit, um in dem vorzulegenden Unterrichts = Entwurse den Stadträthen alle ähn- lichen Conventionen mit einer bishöflihen Behörde, wodurch die Lei= tung und Ernennung der Professoren an den Kollegien direkt oder indirekt derselben überlassen würden, zu untersagen und dieselben für nichtig zu erklären, War au die katholische Partei in der Kammer hernach felbst genöthigt gewesen, die Grundsäße, die von ihren Häuptern, und namentlich von dem jeßigen Minister des Junern, als eine Garantie der religiösen und sittlihen Erziehung waren vertheidigt worden, auf= zugeben, so mußte ihr do viel daran gelegen sein, daß nicht der Wahlbezirk von Tournay durch die Ernennung des Herrn Lehon auch +7 Verfahren und Grundsäßen eine öffentlihe Zustimmung er= eilte.

Um diesen Triumph des gefährlichen Gegners zu vereiteln, hatte daher die fatholishe Partei abermals die öfter angewandte, aber auh schon oft mißglückte Taktik in Ausführung gebracht, statt einen Kandidaten ihrer Meinung, einen sogenannten gemäßigten Liberalen vorzuschlagen, für den man dann auh einen Theil der Gemäßigten zu gewinnen hoffte. Jn Tournay hatte man die Resignation sogar so weit getrieben, den Schwiegersohn des verstorbenen Deputirten, der cin energischer Gegner der fatholi- {hen Partei gewesen war, als Kandidaten vorzuschlagen, um auf diese Weise Spaltung auf dem liberalen Felde hervorzurufen; allein das Manöver ist erfolglos geblieben und der Graf Lehon mit einer Ma= jorität von 200 Stimmen zum Deputirten 2rnannt worden, Diese Wahl in Tournay hat zugleih deu Beweis geliefert, daß die liberale Partei, troß der jüngsten Spaltungen, die zwischen den beiden Haupt=Nüan= cen stattgefunden haben, denno einig bleibt, wenn es sich um den Triumph gemeinsamer Grundsäße handelt. Dem Ministerium ist die=- ser Sieg sehr empfindlich gewesen, allein jeßt, da auch das Budget des Ministers des YJunern angenommen, zeigt dies ser eine Juntoleranz, von der er bis jeßt den Schein zu vermeiden gesuht, So wurde vor einigen Tagen der Se= cretair der Unterrichts - Kommission, der nie zu einer Beshwerde Anlaß gegeben, und der {hon unter vielen Ministern gedient, abgeseßt, offenbar weil er eine Geschihte des Unterrichts in Belgien geschrieben, in welher der geistlihe und namentlih der Jesuiten-Unterriht nah Gebühr gewürdigt worden, und weil derselbe eine Geschichte des Aufstandes in Belgien von 1790 geschrieben, worin die verbündete adelig-geistlihe Partei als die Ursache alles Unglücks dargestellt wird.

Der Moniteur veröffentlihte vor kurzem eine vergleichende Statistik der Handels-Ausfuhr für 11 Monate des Jahres, woraus hervorgeht, daß die mit Frankreich abgeschlossene Handels-Convention dem belgishen Leinwandhandel keinen der Vortheile gebracht hat, welhe man sich von ihr versprohen. Jm Gegentheil is die Aus=-

vom Volke getödtet und zwei Polizeidiener {wer verwundet, Die Spaltung zwischen O’'Connell und der jungen Repealpartei wird in- zwischen immer größer. Herr O'Neill, ein Führer der Leßteren, hat in einem langen Schreiben an „Alle Repealer“ zur Einigung der Partei und zur Lossagung von O'Connell aufgerufen, Herr O'Neill war übrigens, wie der Standard berichtet, vor einigen Jahren noch Tory und Protestant, wurde dann ein Whig und Katholik, hierauf ein eifriger Anhänger O’'Connell’s und sucht jeßt die Leiter= haft einer eigenen Partei,

Aus einem gestern publizirten amtlichen Berichte ergiebt sich, daß die in aktivem Dienst befindlihe Seemacht des Landes in diesem Augenblicke besteht aus 14 Linienschiffen, 42 Fregatten, 10 Dampf- Gregatten, 79 Dampf=-Sloops und kleineren Dampfschiffen, 62 Sloops und 50 Schiffen geringeren Ranges. Die Liste der Flotten-Offiziere zählt 155 Admirale, 53 Admirale in Pension, 748 Post-Capitains, 1224 Commanders, 2448 Lieutenants u. \. w.

__ Sir Francis Wood, der Vater des Kanzlers der Schaßkammer, ist auf seinem Landsiße bei Doncaster gestorben. Der Kanzler der Schaßkammer, als sein ältester Sohn, erbt die Baronets-Würte und wird daher fortan als Sir Charles Wood titulirt,

Deli en

Vrüssel, 9. Jan. Vorgestern hat Sir George Hanilton Seymour dem Könige in einer besonderen Audienz das Schreiben überreiht, welches ihn von seinem Posten als britisher Gesandter am hiesigen Hofe abberuft.

Das Journal du Commerce von Antwerpen bezeichnet die Schnelligkeit, womit über diesen Hafen der Transit der aus England nah dem Zoll-Verein, wo die Einfuhrzölle mit dem 1, Januar erhöht werden sollten, ausgeführten Baumwollen - und Leinengarue stattge- habt hat. Drei von Hull abgesandte und zu Antwerpen am 24., 25, und 26. Dezember Abends angekommene Schiffe sind während der Tage vom 26., 28. und 29, Dezember gelöscht worden, und die Waaren sind am 29, und 30, Dezember zu Köln angekommen,

1+ Brúüssel, 3. Jan. Das alte Jahr hat für die katholische Partei mit einer empfindlichen Niederlage geendet. Die Ernennung

Adjutant und Schüßling des Herrn Thiers, hat aber, wie schon die

des Grafen Lehon zum Deputirten des Wahldistrikts von Tournay

fuhr noch mehr gesunken, und selbst die Garn - Ausfubr nah Frank= reih hat abgenommen,

Das vor einigen Monaten gegründete radikale Journal la Constitution hat sich wegen Abonnentenmangel nicht hal- ten können und is durch Ankauf in die Hände des Besißers des Politique übergegangen, der ihm unstreitig dieselbe verwischte liberale Farbe geben wird, welhe den Politique bedeutungslos ge=- macht hat. Es heißt, es werde in furzem ein neues radikales Jour- nal erscheinen; allein wir zweifeln, daß nah den mehrfachen, stets gescheiterten Versuchen, ein solches Blatt zu gründen und zu halten, sih noch radikale Spekulanten finden werden, die ihr Geld in einigen Monaten zu verlieren Lust haben.

S M Weiz.

Kanton Luzern. (A. Z.) Schweizerische Blätter enthal= ten jeßt den Text cines zwishen der großen Me! rzahl der {hweizer Kantone einerseits und dem Königreich Belgien andererseits abge= schlossenen, auf Gegenseitigkeit gegründeten Auslicferungs - Vertrages in Betreff s{hwerer Verbreher. Art. V. bestimmt auedrüdlih, daß die politishen Vergehen und Verbrechen von dieser Uebereinkunft aus=- genommen siud; es ist ausdrücklich festgeseßt, daß ein Jndividuum, dessen Auslieferung gewährt worden, i keinem Falle wegen eines vor seiner Auslieferung begangenen politishen Vergehens, noch wegen ir=- gend einer mit einem solchen Vergehen in Verbindung stehenden Handlung verfolgt oder bestraft werden darf. Denjenigen eidgenös= sischen Stänten, welche dem gegenwärtigen Vertrage bis zum Zeit- punkt der Ratification nicht beigetreten sind, wird jederzeit der Bei= tritt offen gehalten. Die Uebereinkunft is auf zehn Jahre abge=- \{hlossen. Unterzeichnet sind die eidgenössischen Kommissarien, Land= amman Abyberg und Kauzler Amrhyn, und als belgisher Beauftrag= ter Herr Rodenbach. Die Ratification des Vororts is am 8. No= oember ausgestellt, die Königl. belgishe aus Schloß Laeken vom 20. November datirt,

Kanton Basel. Die Basler Ztg. sagt in einem Rüc« blide auf das verflossene Jahr: „Mehr und mehr is die Schweiz in diesem Jahre einer neuen Richtung gefolgt; noch klappern zwar öffentliche Blätter von Jesuiten und Sonderbund, ganz andere Dinge aber sind es, welche die Massen bewegen. Jn Bern, in Waadt und Genf streitet man sich um materielle Fragen, um Erleichterung der Massen, um Herunterziehen der bemittelten Klassenz selbst in Freiburg und Schwyz is das der Köder, womit die Regierung zu untergraben versucht wird, Diese allgemeine Richtung der Zeit wird durch die Noth des Tages befördert. Schwerlih wird hier das neue Jahr eine Aenderung herbeisühren.““

afelland. (Basl. Volksbl.) Die blauen n L de Dal so viel Spektakel machen, gehen diesen Winter ganz still vorüber, dagegen wächst mit jeder Woche in unserem Länd- chen die Geldnoth. Auf die besten Einsaßungen hin bekommt Man= her fein Kapital mehr, und das Amtsblatt ist mit Fallissements- Ankündigungen über- und überfüllt.

Spanien.

& Madrid, 28. Dez. Vis jept kenucn wir die Ergebnisse von 308 Wahlen. Jn 32 Bezirken sind neue Wahlen anzuordnen, weil bie bisherigen auf Personen fielen, die bereits in anderen Be= zirken gewählt worden waren. Es treten 140 Personen, die bisher noch nie Deputirte waren, in den Kongreß ein. Die Vollzahl der Deputirten beträgt 349, während der vorige Kongreß nur aus 241 bestand. Von diesen sind 120 aufs neue gewählt worden. Auh Herr Sagasti, der als Gefe politico von Madrid die Vertheidigungs-An- stalten dieser Stadt im Juli 1843 gegen den General Narvaez lei=

tete und den niht zur National-Miliz gehörenden Bürgern gewalt- sam die Bärte scheeren ließ, wurde zum Deputirten gewählt. Die Herren Cortina und Mendizabal werden heute hier erwartet. Olozaga fam am 20ften durch Bordeaux, mit dem gehörigen Passe versehen, und is vielleicht schon hier eingetroffen.

Die herrschende Partei scheint die bevorstehende Cortes - Ver- sammlung als eine Art Komödie zu betrahten und von der Noth- wendigkeit, die verschiedenen Rollen an die geeigneten Personen im voraus zu vertheilen und das Stück gehörig einzustudiren, durchdrun= gen zu sein. Zu diesem Behufe wurden die moderirten Deputirten vor aht Tagen eingeladen, einer Versammlung beizuwohnen, in wel- cher man eine bestimmte Verabredung übec die zu ernennenden Prä- sidenten, Secretaire, Kommissionen des bevorstehenden Kongresses treffen wollte. Da aber nur die ministeriellen Deputirten und kein einziger Puritaner erschienen, so fonnte fein Beschluß gefaßt werden. Gestern fand nun eine zweite Versammlung statt, der auch Herr Pacheco mit seinen Parteigängern und die Minister Mon und Pidal beiwohnten. Herr Pacheco erklärte in einer langen Rede, daß er und seine Freunde \sich zur Partei der Moderirten zählten, aber auf das entschiedenste das Ministerium bekämpfen würden, welches sie als den gefährlihsten Feind des Volkes und des Thrones betrachte- ten. Dieselbe Rede: wird Herr Paccheco vor einem erweiterten Kreise von Zuhörern im Kongresse wiederholen. Die Minister Mon und Pidal fanden gestern niht für angemessen, mit der Rolle, welche sie einstudiren, bereits hervorzutreten. Nachdem noch einige andere De- putirte das Wort genommen hatten, beantragte Herr Carriquiri die Zulassung eines Pregressisten in eine jede der bei der wirklichen Auf- führung des Spektakelstückes zu ernennenden Kommissionen. Dieser Antrag wurde mit Unwillen zurückgewiesen, und man verständigte sich über die Personen, aus denen jene Kommissionen, welhe namentli die Gültigkeit der Wahlen zu prüfen haben, bestehen sollen.

Jh höre so eben, daß die Minister den Marquis von Vi- luma, dem ausdrüdcklihen Willen der Königin gemäß, zum Präsi- denten des Senates ernannt haben, Die Gaceta zeigt diese Ernen- nung noch nicht an.

Die sogenannten ministeriellen Krisen erneuern sich unterdessen mit jeder Stunde, indem bald diese, bald jene Person aus dem Ka- binet treten will oder einen Plaß in demselben einzunehmen trachtet, Ermüdend und unnüß würde es sein, wenn ih Ihnen die Namen sämmtlicher Personen, die bei diesen Schwankungen betheiligt sind, aufzählen wollte. Herr Mon ist nach wie vor die Seele des Mini- steriums, und die regierende Königin zieht aufs neue, wie ich Jhnen bereits meldete, bei allen wichtigeren Fragen ihre Mutter zu Rathe. Der Herzog von Rianzares hat das besondere Vorrecht, unangemel= det in das Gemach der Königin Jsabella einzutreten und sich mit ihr, wie die diensttzuenden Hofdamen versichern, ohne Beobachtungen der Formen, die jedem anderen Unterthan, selbs den Jufanten, vorgeschrieben sind, zu unterhalten. Seit ihrer Vermählung er- schien die regierende Königin jeden Abend in der Oper in ei- ner an die Bühne stoßenden Parterre - Loge, von ihrem Ge= mahl und den Töchtern des Jnfanten Don Francisco de Paula be- gleitet. Die Königin Christine wohnte dagegen keiner einzigen Vorstellung bei, Um so mehr ecstaunte das Publikum, als am Weih- nachtstage die Königin Jsabella in ihre Loge trat, und der Herzog von Rianzares auf der einen, dessen Gemahlin auf der anderen Seite neben ihr Plaß nahm, der König aber im Hintergrunde blieb, Der Infant Don Francisco de Paula verweilte mit seinen Töchtern und Don Enrique in einer anderen Loge. Nach dem ersten Aft erhob si eine der Jnfantinnen, um die Königin in der ihrigen zu besuchen, allein die Aya (Hofdame) der Jnfantinnen, Señora Arana (Gemah= lin des mit dem französishen Botschafter innigst befreundeten Jntro- ducteurs des Ambassadeurs), widerseßte sh diesem Vorhaben, Tages darauf erklärte der Jnfant Don Enrique dieser Dame mit etwas seemännischer Greimüthigfeit, daß, falls sie nicht sogleih den Dienst bei seinen Schwestern aufgäbe, er sie gewaltsam aus dem Palast seiner Gamilie entfernen würde. Señora Arana beklagte sich bei der Kö- nigin Christine und erhielt darauf eine Anstellung in dem Haushalte derselben, Dem Jufanten Don Enrique soll dagegen der Wink er= theilt worden sein, Anstalten zur Abreise nah Cadix zu treffen, wo er seine nautischen Studien vervollständigen soll,

Jm Junern des Palastes macht sich übrigens der Einfluß des Königs noch sihtbar. Vor einigen Tagen ertheilte er den Befehl, daß die dort deu Dienst thuenden Hellebardiere sich jeden Nachmittag um 5 Uhr zur Roseukranz-Andacht versammeln sollen. Es is uno nicht entschieden, ob diese Anordnung guf sämmtliche Truppen-Corps ausgedehnt werden wird. Bis jeßt marschiren die Soldaten bestän- dig unter dem Schall einer rauschenden Tanz-Musik in die Kirchen. Au hat der König befohlen, daß Abends um 141 Uhr sämmt= lihe Lichter im Palaste, mit Ausnahme der für das Allerhöchste Ehe= paar bestimmten, ausgelösht werden sollen. Ein hiesiges Blatt be= rechnet die aus dieser Anordnung hervorgehende Ersparung auf zehn Piaster täglich.

Auf Allerhöchste Veranlassung gab der neulih von mir erwähnte Taschenspieler abermals eine Vorstellung in den Gemächern der Königin. Mehrere der anwesenden Grauden und hohen Beamten wurden bei dieser Gelegenheit von dem Künstler zum Gegenstande seiner auf die Erheiterung der hohen Gesellschaft berechneten Späße ausersehen.

Don Jesus Muñoz, Bruder des Herzogs von Rianzares, wird si in dieser Woche mit der Tochter des reihen Banquiers Remisa vermählen,

Ein pariser Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung berichtete derselben kaum einen Monat nah der Vermäh= lung der Königin Jsabella, daß sie sih in gesegneten Leibesumstän- den befände, und unter dem 30, November, 4x Uhr Abends, erhielt er die Bestätigung dieser Nachricht, von der hier bisher nichts ver- lautet, Ein anderer Korrespondent jenes Blattes meldet aus Bor- deaux, und zwar um irrige Behauptungen zu berichtigen, die Herzo= gin von Montpensier \präche fertig, die Königin Jsabella dagegen kein Wort französisch. Mit dergleichen Berichtigungen verhält es S M wie m P daß Costa Cabral niht zum Ge- andten am hiesigen Hose ernannt wäre. (Augsb, Allg. Ztg. vom 1ten d. M) E O

__ Am 25sten erhielt die Regierung Depeschen von ihrem Geschästs= träger in London, deren Jnhalt sich auf die Beschäftigungen und Pläne des Grafen von Montemolin bezogen haben soll, Es wird behauptet, der Geschäststräger, Herr Tacon, häite dem britischen Staats =Secretair, Lord Palmerston, verschiedene darauf bezügliche Sragen vorgelegt, jedo feinesweges befriedigende Antworten erhal= ten. Das ministerielle Abendblatt gab vorgestern folgende Erklärung ab: „Wir glauben, daß alle Befürchtungen, welche die angeblichen neuen Rüstungen der Karlisten einflößen könnten, grundlos sind, denn da die Jnteressen des Thrones sih eng mit der Sache der Freiheit verknüpfen und das Volk entschlossen is, die Vortheile des durch so {were Opfer erfämpften Systems sich zu erhalten, so können die Parteigänger des Absolutiamus sich nur noh größere Enttäuschungen belle aG e attts Züchtigungen versprehen. Die Sache der Re- uo, Ler Megstmitae ist in Spanien untergegangen (ha Frértids tedt die Macht aller ihrer einheimischen und auswärtigen beleben, ohne p hin, sie auch nur auf einen Augenblick wieder zu

, für eine so verbrecherishe Kühnheit sehr shwer zu

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büßen. Die liberalen Junstitutionen und der Thron unserer ge- liebten Königin stellen gegenwärtig unsere Nationalität dar, und die ganze Welt weiß, daß unser Land stets siegt, wenn es für die Vertheidigung so heiliger Grundsähe streitet.“ i i

In ganz entgegengeseßtem Sinn äußern sich säumntliche nicht von der Regierung abhängige Blätter, moderirte wie progressistishe. Sie beziehen sich auf die groben Shmähungen, mit denen die Times, die Morning Chronicle und andere englische Zeitungen die hie- sige Königliche Familie überhäufen, stellen damit den glänzenden Em- pfang, welher dem Grafen von Montemolin in London zu Theil wird, zusammen, lassen sich auf bittere Erörterungen der Haltung der diesseitigen Regierung und des Hofes ein und ziehen aus Allem den Schluß auf das Bevorstehen wichtiger und zwar höchst bedenklicher Ereignisse. Noch heute sagt ein von dem Jnfanten Don Francisco de Paula begünstigtes Blatt (la Opinion), nah einer strengen Prüfung der Lage müsse man eingedenk sein, daß der Wanderstab

des Verbannten sich bisweilen in den Scepter eines Fürsten ver- |

wandle. : : Die Regierung hat drei Bataillone zur Verstärkung nah den

hasfischen Provinzen abgeschickt. s

Das niederländishe Geshwader, unter den Befehlen Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Heinrich, bestehend aus den Fregatten „Juno“ und „Sambre““, befand sich am 18ten in der Bai von Gibraltar, auf Ostwind wartend, um die Meerenge zu passiren.

Der belgishe Geschäftsträger am hiesigen Hofe, Graf Karl von Marnix, is} gestern auf Urlaub nah Brüssel abgegangen.

Aus Lissabon meldet man, daß der Marschall Saldanha am 18ten die Stellung von Cartajo, die er so lange Zeit behauptet hatte, verließ und mit seinen Truppen die Richtung von Leiria ein- s{hlug, um den Jusurgenten Bomfim anzugreifen. Ein kleines Corps ließ er in Villanova zurück, um die von Santarem nah der Haupt- stadt führende Straße zu decken. Am 20sten hieß es in Lissabon, daß der Feind sih nähere, und sämmtliche Bürger-Bataillone mußten aus der Stadt in die befestigten Linien rückfen, Nur ein aus dem Handels=- stande gebildetes Bataillon blieb zur Aufrechthaltung der Ruhe in der Stadt, Es hieß, die Truppen des Jusurgenten das Antas be- fänden sich bereits in Torres Vedras,

GOrxrte)chenlan d.

Athen, 21. Dez. (A. Z) Se. Königl. Hoheit der Prinz Luitpold von Bayern befindet sich noch in der Quarantaine und er=- hält dort von Jhren Majestäten dem Könige und der Königin tägliche Besuche. Heftige Südwesistürme verstatteten keinen anderen Ausflug zur See, als nah dem nahe gelegenen Aegina, von wo der Prinz gestern Abends wieder zurückkehrte.

Der Senat hat iín der Sißung vom 19, Dezember den nah- stehenden Adreß - Entwurf zur Beantwortung der Thron - Rede ohne Erörterung angenommen :

„Sire! Beim Schlusse der scheidenden und beim Beginne der angehenden Session vereint sh der Senat mit Ew. Majestät, um den Namen des Allerhöchsten zu segnen und ihm für seinen Schuß zu danken. Wir empfinden, Sire, eine unbeschreiblihe Freude, wenn wir Ew. Majestät in unserer Mitte erblicken und aus Jhrem Munde den feierlihen Ausdruck so edler Gesinnungen gegen das Vaterland vernehmen. Jndem der Senat seine Hingebung an den constitutio- nellen König und an das Land stets zur Führeria haben wird, wird er sich bemühen, der Erwartung Ew. Majestät zu entsprehen, Der heiligen Pflicht getreu, welhe uns auffordert, der Regierung unsere Mitwirkung zu leihen, werden wir ihr eifrig darin beistehen, daß unsere Finanz - Geseßgebung vervollkfommnet werde, deren Verbesse= rung und strenge Anwendung mit dem Wohlergehen des Landes in= nigst verbunden sind. Die Nothwendigkeit, das Budget zu gelegener Zeit zu votiren, anerkennend, werden wir unsere Sorgfalt diesem wesentlihen Gegenstande zuwenden, dessen regelmäßiger Vollzug, durch Beseitigung aller Hindernisse, den Gang der Regierung auf der con- stitutionellen Bahn nah dem Wunsche Ew. Majestät erleichtern wird. Gleichzeitig einsehend, wie sehr seine aufrihtige Mitwirkung in der Redaction der Gesebße der Regierung von Nuben is, wird der Se- nat alle seine Sorgfalt der Prüfung jener Entwürfe widmen, welche ihm im Laufe der dermaligen Session von den Ministern Ew, Majestät werden vorgeschlagen werden, Die Fortdauer der freund- shaftlihen Beziehungen Ew. Majestät zu den anderen Mächten flößt dem Senate die tiefste Freude ein; erx rihtet an den Himmel seine Gebete, auf daß dieselben fortbestehen}mögen. Ueberzeugt, daß der Hauptgegenstand der Sorgfalt und der väterlihen Gesinnungen Ew. Majestät das Wohlergehen der Nation is, wird der Senat in der nämlichen Absicht fortfahren, seine Mitwirkung der Regierung zu lei- hen. Sire! Der Senat gesellt sich Ew. Majestät bei, um der gött= lihen Vorsehung für die Wohlthaten und insbesondere für die Fort- schritte des Ackerbaues und der Handels-Marine zu danken, überzeugt, daß unter dem Schuße des Allmächtigen, und Dank der fortwähren- den Sorgfalt Ew. Majestät wir bald schen werden, wie der Erfolg unsere gemeinschaftlihen Anstrengungen zur Förderung des öffent- lichen Wohls und zur Erfüllung unserer Verpflichtungen gegen die wohlthätigen Mächte krönen wird. Möge die göttlihe Vorsehung das Vaterland und den König immer in Schuß nehmen,“

Zwei Nummern der Hoffnung (Elpis) wurden nah einander mit Beschlag belegt; die erste Nummer wegen ungeziemenden Tadels innerer Zustände, das leßte Blatt aber eines Artikels wegen, der an berechnender Lüge Alles übertrifft, was dieses Blatt bisher veröffent- licht hat. Der Artikel aus „München“ {ließt damit, daß zwischen Frankrei, Griechenland und den deutshen Staaten ein Vertrag stattfinde’, der Oesterreih ermächtige, 8000 Mann nah Griechenland zu senden, mit deren Hülfe dann die bestehende Constitution nah dem Muster deutscher Coustitutionen (und zwar der bayerischen) umgeformt werden solle. Die irregulairen Truppen sollen entlassen, die regulairen der österreihishen Hülfs-Armee einverleibt werden. Jndeß habe die Regierung von England den Admiral Parker mit seiner Flotte aus dem Tajo in die griehischen Gewässer berufen, um das Landen der Oesterreicher zu verhüten, Es ist niht unschroer, zu erkennen, welche verschiedene Zwecke dur eine so grob aussehende Lüge erreiht wer= den sollen, Es is nicht blos darauf abgesehen, die Armee argwöh-= nisch zu machen, ja, von der Regierung abzuwenden , sondern vorzüg= lih auf die bevorstehenden Wahlen einzuwirken. Durch befreundete Mithülfe und beim Schlendrian der Lokal - Behörden ist eine bedeu- tende Anzahl Exemplare der konfiszirten Nummern nah Lond on Konstantinopel und Smyrna gekommen,

Moldau und Wallachei.

Bucharest, 15. Dez. Vorgestern fand hier die Eröffnung der landständishen Versammlungen statt, Nah abgehaltenem feierlihem Frühgottesdienst, „welchem sämmtlihe Deputirte und Minister sammt dem Klerus beiwohnten, begab sih die Versammlung, den Metropoliten als ihren Präsidenten an der Spihe, in den Siz= zungs-Saal, in welhem bald darauf Se. Durchlaucht der Fürst, von der ganzen Versammlung beim Aussteigen aus dem Staatswagen empfangen und eingeführt, erschien und, auf dem Throne Plaß neh- mend, die Sihung mit einer Thron - Rede eröffnete. Nachdem Se. Durchlaueht sih aus dem Sizßungs - Saale entfernt hatte und man zur Ernennung der Kommission schreiten wollte, welche die Wahl-

Mandate zu prüfen hat, erklärte der Staats - Secretair , daß er der Versammlung im Auftrage der Regierung die Mittheilung zu machen habe, daß ihre Sißungen niht mehr öffentlih gehalten und dem Publikum also kein Zutritt zu denselben gestattet werden solle, So« gleih erhob sih der französishe General-Konsul von seinem Sige und ging aus dem Saale, den der nh General -= Konsul bereits früher verlassen hatte. Die früheren Stände-Versammlungen waren alle öffentlih gehalten worden, ohne daß in der Verfassung etwas darüber bestimmt ist.

Nekrolog.

Dr. Johann Wilhelm von Wiebel, Wirklicher Geheimer Ober-Medizinal-Rath, Leibarzt Sr, Majestät des Kö- nigs, erster General -Stabsarzt und Chef des gesammten Medizinalwesens der Armee, mit dem Range eines General - Majors, Ritter des Rothen Adler-Ordens zweiter Klasse mit dem Stern und mit Eichenlaub mit Brillan- ten und vieler anderen Orden Ritter, auch vieler gelehrten Gesellschaften Mitglied,

Wenn ein Mann aus unserer Mitte scheidet, der seine Tage bis auf 80 Jahre gebracht, von welhen 63 Jchre dem öffentlihen Dienst gewid- met waren, so vernimmt man gern eine kurze Rechenschaft über den Kreis seiner Thätigkeit. :

Herr Dr, von Wiebel wurde den 24, Oktober 1767 in Berlin ge- boren. Sein Vater hatte im siebenjährigen Kriege als Jngenieur - Offizier gedient und nah dem Frieden auf einem Vorwerke bei Frankfurt a. d. O. der Landwirthschaft gelebt, Der Sohn wurde in Berlin in Pension ge- geben, um das Gymnasium zu besuchen; dann wurde er dem Regiments-Chirurgus Bouneß bei dem Regimente von Thüna zum Unter- richt anvertraut, bis er, den 1, Oktober 1784, in welhem Jahre scin Va- ter gestorben war, bei eben diesem Regimente als Compagnie - Chírurgus eintiat, Cine planmäßige sechsjährige Benuzung sämmtlicher Vorlesungen der Professoren des Collegii medico-chirurgici, der Anatomie und der K'iniken bereitete ihn nun auf das würdigste auf die großen medizinisch - chirur- gischen Prüfungen im Winter von 1789 zu 1790 vor.

Den 1, Juni 1792 wurde Wiebel bei dem Feldlazareth als Ober- Chirurgus angestellt, Er folgte dem General - Chirurgus Görcfe bei dem Ambulant der Armee bis Valmy und zurück bis Koblenz. Dieses innige Verhältniß war für Wiebel epochemahend. Seine Selbstverleugnung im bescbwerlichsten Berufe, seine Anhänglichkeit an den vielbewährten Vor- geseßten lciteten seine gesammte spätere segensreihe Laufbahn ein. Jn Verdun hatte Wiebel das Glück, den damaligen Kronprinzen in den Hospitälern umherzuführen. Späterhin geleitete er 300 Ruhrkranke von Trier auf der Mosel nach Koblenz. Als ihm, Ende 1792, die Verwundeten und Kranken in Frankfurt a. M, übertragen wurden, erfreute er sich des lehrreihen Umganges mit Sömmering, Weidemann und Richter. Beim Beginn des Feldzuges 1793 wurde Wiebel zum Stabs-Chirurgus befördert und zum Dirigenten des Lazareths in Bingen ernannt, Nachher wohnte er den Belagerungen und Schlachten, namentlich bei Kaiserslautern und bei Pirmasens, bei, so daß es überall an der reichsten Gelegenheit, sich zu be- währen und sich hervorzuthun, nicht fehlen konnte, Zu Ende des Krieges treten als bemerfenswerth hervor seine Doktor-Promotion in Erlangen, seine ehelihe Verbindung und eine wissenschaftliche Reise im Gefolge des Gene- ral - Chirurgus Görcke. Diese Reise muß, in Verbindung mit Göre's Reform-Jdeen, zum Besten des Medizinalwesens der Armce gedacht werden, welche das jeßige medizinisch - chirurgische Friedrich - Wilhelms - Jnstitut be- gründeten, an dessen Stiftungstage, dem 2. August 1795, Wiebel Stahs- arzt bei demselben wurde, An der Erweiterung dieser Anstalt im Jahre 1797 hatte Wiebel, welcher zum Ober-Stabsarzt und Subdireftor er- nannt wurde, wesentlichen Antheil. Die damalige Gründung der in ihrer Art berühmten Bibliothek des Jnstituts war allein Wiebel’s Werk.

Die Anträge zu einer glänzenderen Thätigkeit in Wien wurden abge- lehnt; dagegen erweiterte eine wissenschaftlihe Reise durch Deutschland, Jtalicn und Frankreih, im Sommer des Jahres 1800, den Gesichtskreis, bis die Ernennung zum Regiments - Chirurgus bei dem Regiment von Besser in Bielefeld, den 6. Juni 1801, die Rükehr in das Vaterland for- derte, Bei Wiebel’s Ankunft in der Heimat wies ein Königlicher Befehl vom 21, November ihm die Stelle als Regiments-Chirurgus bei dem Ka- detten-Corps in Berlin an. Hier erfreute er sich bald eines ausgezeichneten medizinischen Nufes, besonders seit der 1802 über ganz Berlin verbreiteten bösartigen Scharlachfieber-Epidemie,

Die Verseßung zum Ersten Bataillon Garde în Potsdam, den 26, November 1803 eröffnete, in der Lazareth-Disziplin und in der Fort- bildung dcr Garde- Chirurgen ein willfklommenes Feld neuer Thätigkeit. Dieses Verhältniß führte auch in die Nähe des Hofes, und Wiebel hatte die Ehre, des Königs und der Königin Majestäten auf mehreren Reisen als Arzt zu begleiten.

Von dem Schlachtfelde bei Auerstädt machte Wiebel den Rücfzug nach Prenzlau mit und wurde, als KriegSgefangener, von den fremden Behörden in Potsdam zum Médecin en chel der franken Soldaten auf- geboten; doch traf er, nah seiner Auswechselung, vor der Schlacht bei Friedland, bei dem vaterländischen Heere in Preußen wieder ein und wurde bei der neuen Garde zu Fuß als Regiments-Chirurgus angestellt, auch, mit Beibehaltung dieses Amtes, den 3, August 1807, zum General-Chirur- gus ernannt.

Die Neise mit dem Hofe nah St, Petersburg im Winter 1808 und 1809 führte, auf ausdrülichen Königlihen Befehl, zur genauesten Kennt- niß der dortigen Lazareth-Anstalten, von welchen Manches, z, B, die russi- he Vade-Anstalt in Potsdam, nachgeahmt wurde.

Bei der Rückkehr aus St, Petersburg wurde Wiebel scines Dienstes bei der Garde entbunden, um in der Nähe des Hofes zu verbleiben.

Jn den Kriegen von 1813 bis 1815 war Wiebel überall in der Nähe seines Monarchen, stets im Schlacht- und Reisegefolge desselben.

Der von Paris aus unternommene Besuch in London führte zu ganz neuen Ansichten, Erfahrungen und Verbindungen, zum Besten des Heil- wesens der Armee,

Als Gesammt-Zeugniß für Wiebel? s Thätigkeit erinnern wir an die Kabinets-Ordre vom 7. September 1814; sie sagt; „Um Zhnen darzuthun, wie sehr Jch mit Jhrer Mir bei jeder Gelegenheit bewiesenen Anhänglich- feit an Meine Person und mit dem regen Eifer zufrieden bin, welcher Sie für die Erfüllung Jhres Berufs sowohl, als für Jedermann beseelt, der Ihres Beistandes als Arzt bedarf, will Jh Sie hierdurch zu Meinem zweiten Leibarzte und zum Divisions - General - Chirurgus Meiner Garden ernennen.“

Der Feldzug 1815 wurde noch entscheidender für Wiebel, indem der General-Stabs-Arzt, Dr. Görde, selbst nach Paris kam und ihn ch von dem Könige zum dereinstigen Nachfolger in allen seinen Aemtern erbat, welche Bitte dur die Kabinets - Ordre vom 9. August 1845 in Erfüllung ging. So trat Wiebel 1822, bei Görcke?s Tode, an die Spiße des ge- sammten Heilwesens der Armee, mit der innersten Neigung für jeglihe Ver- besserung, welche die neue Zeit und die neuen Verhältnisse forderten und möglich machten. g

Daß Wiebel 1827 ín den Adelstand erhoben worden, und daß seíne Gemahlin als Dame des Louisen-Ordens für öffentliches Wohlthun aus- gezeichnet worden, darf an diesem Orte nicht übergangen werden.

Seit dem Tode des Königs, welchem er so viele Jahre nahe gestan- den, lebte Herr von Wiebel, auch von der gnädigsten Huld des neuen Monarchen reih beglückt, ausschließlich der Sorge um das Heilwesen der Armee und der demselben gewidmeten Lehr - Anstalten, Auch als ín den leßten Jahren die Hinfälligkeit des Körpers wus, blieb sein Beruf ihm über Alles heilig, bis er die Krankenstube nicht mehr verlassen fonnte, Den 6. Januar Vormittags endete ein sanfter Tod seine vieljährige gesegnete Wirksamkeit, Mögc die Humanität, mit welcher er in allen seinen Ver- hältnissen, im Frieden wie im Kriege, gewirkt, gesegnet, auch den künftigen Geschlehtern noch zum Vorbild dienen und so seines Namens schönstes

ächtniß_ bilden. z R T Wiebel hinterläßt von seiner ihm im Tode voraufgegan- genen Gemahlin eine Tochter, die Gemahlin des Majors von Unruhe, Commandeurs des Sten Kürassier-Regiments, welche mit ihren Kindern und Kindeskindern seinen Verlust beweinen, P.

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