1847 / 12 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

A O L

1) Hierdurh fand das Sah -Kolleginm sich bewogen, erst im Anfang des Jahres 1845, als das Bedürfniß fühlbarer wurde, Schritte zu einer Eisenbahn- Anleihe zu thun. Es hatte bis daÿin im hiesigen Königreiche längere Zeit hindurch an Gegelegenheiten, Kapitalien sier anzulegen, vielfa gefehlt, und es waren daher bei öffentlihen Kassen und Anstalten, wie in den Händen von Einzelnen, Kapitalien gesammelt , die zu einer nußbaren Verwendung bereit lagen. Auf diesen Umstand gründete das Schabß-Kollegium den Plan, den Bedarf der Eisenbahnen für die leßten acht bis zehn Monate des Jahres 1845, wozu die vorhandenen Mittel nicht genügten, durch eine beim Publifum auszuschreibende Anleihe, welche, wie die älteren Landes - Schulden zu 34 Prozent verzinst werden sollte, her- beizuschaffen.

3 af größeren hiesigen Banquiers, welche st{ch zur naa jener Anleihe auf eigene Rechnung oder zur Uebernahme einer An- leihe in Lotterieform zu etwas größerem Betrage erboten hatten,

damit aber von dem Schaß-Kollegium abgewiesen waren, übernahmen !

den Verkauf der auszustellenden Obligationen in Kommission gegen eine Mar afitava von L yCt, und gegen das Zugeständniß der Ft sen vom 1sten eines Monates an für die bis zum 15ten eingezahlten Beiträge, und vom 16ten an für die in der zweiten Hälfte des Mo- nats e:ngehenden Summen. ; J

Die Königliche Regierung brachte vor der Genehmigung die Frage zur Erörterung, ob es sih nicht etwa empfehlen dürfte, statt des Planes der Herbeischaffung des einjährigen Bedarfs, gleich auf die Bedürfnisse der Eisenbahn - Verwaltung in größerem Umfange und für einen mehrsährigen Zeitraum Rücksicht zu nehmen. Das Sqas =- Kollegium glaubte aber hiervon weder finanzielle Vortheile noch größere Sicherheit zu erwarten, vielmehr von beiden das Ge= gentheil befürchten zu müssen. :

Hierauf wurde der Anleiße-Plan des Schaß-Kollegiums von Sei= ten der Königlichen Regierung genehmigt und die Bekanntmachung darüber im April 1845 erlassen. Es sind darauf eingegangen: 1) bis zum 1. Juli 1845 708,833 Rthlr.; 2) bis zum 1. Januar 1846 750,933 Rthlr.; 3) im Januar und Februar 1846 sind dar= auf noch ferner zur Kasse gekommen 117,226 Rthlr. Die Anleihe hat also im Ganzen aufgebraht 1,576,993 Rthlr.

2) Jn den leßten Monaten des Jahres 1845 zeigte sich bereits eine Abnahme der Einzahlungen auf die Anleihe. Dagegen war für das Jahr 1846 auf einen weit größeren Bedarf zu renen.

Das Schatz=-Kollegium sah sich dadurch veranlaßt, über die ganze Lage der Sache eine umfassende Untersuchung anzustellen. Das Er- gebniß derselben ging dahin, daß für die bewilligten Bahnen inner- halb der nächsten zwei Jahre etwa 7,700,000 Rthlr. herbeizuschaffen sein würden, Das Schatz - Kollegium wolle sich an die bekanntesten Banquiers im Julande, so wie zu Frankfurt, Berlin, Hamburg, Am- sterdam und London, wegen Uebernahme einer Anleihe zum Jahres- bedarf für 1846 mit einer Verzinsung zu 3} Prozent oder einer Lol- terie-Anleihe wenden und dabei die Aussicht auf eine größere Anleihe- Summe stellen.

Die auf diese Ausschreiben eingegangenen Erwiederungen waren nah der Anzeige des Schaß- Kollegiums zum Theil ablehnend und hatten zum Theil eine partielle Betheiligung in Aussicht gestellt, Von einer Seite wollte man den zu 45 Millionen veranschlagten Bedarf auf 35 pCt, Zinsen tragende Obligationen zu 90 pCt. des Nennwerthes und gegen einige lästige Nebenbedingungen herbeizu- schaffen übernehmen. Dies lehnte das Schah - Kollegium sofort ab. Und als die Anerbietung so weit erhöht wurde, daß 93 pCt. rein eingezahlt werden sollten, eine vom Schah - Kollegium verlangte wei=- tere Erhöhung auf 94 pCt. aber nicht zu erreichen war, brach das Schahz-Kollegium diese Verhandlungen ab.

Mit der Anzeige von diesem Vorgange verband das Schah- Kollegium zugleich die Nachricht, daß es den größten Theil des Be- darfs durch ein erneuertes Kommissions - Geschäst mit Herunter- seßung des Verkaufs - Preises herbeizuschaffen hofe, indem dadurch den einbeimischen Kapitalisten der Verkauf ihrer 37 Prozent Zinsen

tragenden mecklenburgischen und bückeburgishen Obligationen möglich werde.

Es is dieserhalb im März 1846 mit den Banquierhäusern von Rothschild in Frankfurt und Cohen, Berend, Meyer und Simon hier- selb ein Kontrakt geschlossen, durch welchen der Verkaufspreis der Obligationen zu mindestens 95 pCt. festgeseßt und den Verkänfern die Hälfte des Ueberschusses zugesihert wurde, Es sind hiernach den Banquiers nah und nah für 1,900,000 Rthlr. an 35 pCt. Zinsen tragenden Obligationen für eigene Rehnung zu 934 des Nennwerthes verfauft und verschiedene andere Beträge zu 94 pCt, des Nennwer- thes untergebracht,

Eine Summe von etwa 500,000 Rthlr. glaubte das Schah- Kollegium auf Obligationen zu 50 Rthlr. und 25 Rthlr., die zu 3 Prozent verzinst werden und auch von Seiten des Gläubigers kündbar sind, zur Kasse ziehen zu können. Die hierauf eingehenden Gelder fließen zunächst in die General-Steuer-Kasse und werden von dieser der Eisenbahn-Kasse geliehen. Es sind hierauf bis zum 11, Dezember dieses Jahres 92,025 Rthlr, eingegangen.

Jenes Kommissions-Geschäft fing bereits im Monate Juli 1846 an, einen minder günstigen Erfolg zu haben. Das Schabz-Kollegium trat daher mit den Banquiers, welchen das Kommissions- Geschäft übergeben war, von neuem in Verhandlung, seßte den geringsten Ver- faufspreis der 34 Prozent Zinsen tragenden Obligationen auf 92%; Prozent des Nennwerths und erwirkte, daß die Banquiers es über- nahmen, : in jedem der vier leßten Monate des laufenden Kalender= Jahres eine Summe von / Million Thalern auszuzahlen, die für die Obligationen eingehenden Kaufgelder darauf abzurechnen und den Rest als Vorschuß zu betrachten, welcher nebst Vergütung einer Pro- vision von 5 Prozent und 5 Prozent Zinsen den hiesigen Banquiers am Ende dieses Jahres, dem Banquierhause von Rothschild aber am 1. April 1847 zurückzuzahlen ist.

t Die Königliche Regierung hat sowohl wegen der mit den Vor= shüssen verbundenen bedeutenden Kosten, als wegen der Rückwirkung, welche der verminderte Verkaufspreis der Obligation auf die älteren Landesschuld-Verschreibungen haben mußte, diese Anträge des Schab- Kollegiums nur sehr ungern genehmigt ih aber dazu bei der unbe= dingten Nothwendigkeit, das unmittelbar vorliegende und unabweis- bare Bedürfniß gedeckt zu sehen, für verpflichtet halten müssen.

In Gemäßheit der im Vorstehenden eniwidelten Maßregeln sind für die 34 Prozent Zinsen tragenden Obligationen und an Vor- shüssen der Banquiers vom 1. März bis 1. Dezember dieses Jahres, mit Einschluß der vorhin erwähnten 41,900,000 Rthlr., überhaupt 3,088,123 Rthlr, zur Kasse gekommen und auf den 1. Juli 1847 noch 530,000 Rthlr. zu erwarten.

An anderen Mitteln hat die Eisenbahn-Kasse, außer demjenigen, was bereits in der Mittheilung vom 24. Februar erwähnt is , seit dem 1. Januar 1846 noch 30,000 Rthlr. aus den bis dahin gesam- melten Vorräthen der Landesschulden - Tilgungs - Kasse und 734,910 Rthlr. aus dem Kapitalien-Fonds der General-Steuer-Kasse erhalten, zu welcher leßteren Summe der Domanial-Ablösungs-Fonds 500,000 Rthlr., die Haupt= Kloster - Kasse 47,940 Rthlr. und die vorhin er-

wähnte, 3 Prozent Zinsen tragende Anleihe 92,025 Rthlr, beige- steuert haben,

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Durch alle diese Mittel ist das Bedürfniß der Eisenbahnen für das Jahr 1846 gedeckt.

3) Nachdem die für das Jahr 1846 erforderlichen Summen ge- sichert waren, mußte unverzüglih auch für das Bedürfniß des Jah- res 1847 und bis zur Vollendung der jeßt im Bau begriffenen Ei= senbahnen gesorgt werden.

Das Schah-Kollegium hatte nunmehr die Ueberzeugung gewon=- nen, daß es unmöglich sei, auf dem bisher verfolgten Wege weiter fortzugehen, und entwarf daher einen neuen Auleihe-Plan. Behufs desselben wurde das neue Anleihe - Bedürfniß bis zur Vollendung der im Ban begriffenen Eisenbahnen zu etwa 4,600,000 Rthlr, aus- gemittelt.

Das Schatz-Kollegium empfahl, eine Anleihe in London zu ver- suhen und dabei eine Verzinsung zu 3 oder zu 4 pCt,, je nachdem das Eine oder das Andere durh die Nebenbedingungen vortheilhaf= ter erschiene oder günstigere Aussihtea gewähre, anzubieten. Dabei wurde zugleich in Gemäßheit dessen, was die löblihen Stände bei Gelegenheit der Erwiederung wegen der Süd- und Westbahn in dem Schreiben vom 6. August d. J. geäußert haben, auf ein kommissa- rishes Zusammenwirken von Seiten der Königlichen Regierung und des Schaß=Kollegiums angetragen.

Die Königliche Regierung erklärte sch mit diesen Anträgen und mit dem Versuche, die Anleihe in England zu erhalten, insbesondere auch deshalb einverstanden, weil sich hoffen ließ, daß sie alsdann den hiesigen Grundbesißern, so wie dem einheimishen Handel und Ge- werbe, am wenigsten Kapital entziehen werde. Sie war außerdem davon überzeugt, daß das bisher beobachtete Verfahren, Obligatio=- nen auf den Markt bringen zu lassen, ohne daß der Eingang einer bestimmten Summe in einer voraus festgeseßten Zeit gesichert war, für die Folge durchaus unzulässiz sei.

Es wurde hierauf cine Kommission nah England gesandt, welche nach einer mit dem Schaß-Kollegium vereinbarten Jnstruction versuchen sollte, die Uebernahme einer Anleihe von Seiten dortiger Banquiers für deren Rehnung zu erlangen; der angestellte Versuch is jedoch durchaus mißglückt, Die feste Uebernahme einer Anleihe war nicht zu erlangen; vielmehr wurde nur die Uebernahme einer Kommission zum Verkauf von Obligationen, so wie die Bewilligung eines Vor- schusses auf ein und zum Theil auf zwei Jahre angeboten, welcher gleichwohl, au in seiner größten Ausdehnung, das Bedürfniß nicht gedeckt haben würde.

Ehe die Königliche Regierung jedoch das Anerbieten ablehnte und die Kommission von England zurückberief, ließ sie gleichfalls un= ter fommissarishen Zusammenwirken mit dem Schaß-Kollegium Ver- handlungen mit den hiesigen Banquiers wieder anknüpfen,

Jn Folge davon wurden fünf verschiedene Geschäfte angeboten, von denen drei darauf hinausliefen , Obligationen, die zu 3 Prozent verzinst werden sollten, auszustellen, während die beiden anderen Offerten fünf Prozent Zinsen tragende Obligationen zum Gegenstande hatten. :

Bei den Berathungen über diese Anerbietungen wurde anerkannt, daß in Rücksicht auf die Kasse das fünf Prozent Zinsen tragende Darlehen bei weitem vortheilhafter sei, weil an Kapital niht mehr zurückzuzahlen wäre, als sie wirklih erhielte, Dagegen waren die Ansichten darüber, welches von beiden Anleihen der Speculation einen größeren und dauernden Reiz geben und also auf die älteren Landes= Obligationen und auf den allgemeinen Zinsfuß im Lande stärker ein- wirken würde, getheilt.

Die Königliche Regierung hat die großen Bedenken, die in die- ser Hinsicht gegen das fünf Prozent Zinsen tragende Anleihen 0h- walteten, zur Kenntniß des Schaß =- Kollegiums gebraht. Leßteres hat gleihwohl seiner verfassungsmäßigen Befugniß gemäß von bei- den angebotenen Darlehen nur das eine von fünf Prozent verzins= lihe zur Genehmigung der Königlichen Regierung beantragt. Diese hatte daher nur die Wahl, dies Anlehen entweder zu genehmigen oder zu verwerfen, und würde bei der Verwerfung die Verantwortung dafür haben übernehmen müssen, wenn bis zum Eintritt des Bedürs= nisses im Anfange des nächstea Kalender - Jahres entweder gar kein Aulehen oder sogar unter noch ungünstigeren Bedingungen zu Stande gekommen wäre,

Ließ sih daneben nicht verkennen, daß der Zinsfuß im Lande in der Wirklichkeit gestiegen warz daß der Zinsfuß des großen Kapital -= Marktes auf das hiesige Land, auf die Anleihe - Geschäfte der Einwohner und auch auf das Landes = Kredit - Jnstitut immer unvermeidlich zurückwirken werde; daß diesem Jnstitute und den Grundbesißern, wie den Handel- und Gewerbetreibenden im König=

‘reiche, weder dur die eine, noch die andere Art des Anleihens mehr

Kapital entzogen wirdz die Grundbesißer, Handel- und Gewerbetrei- bende auch, bei dem überall gestiegenen Zinsfuße, zu Bewilligung hü- herer Zinsen ohnehin hon sich würden verstehen müssen; die Landes=- Kredit - Anstalt aber sih dadurch werde helfen können, daß se ihre Wirksamieit eiustweilen niht weiter ausdehnez; so milderte solches einigermaßen die Bedenken gegen das 5 Prozent Zinsen tragende Anlehen.

Nach allen diesen Betrachtungen mußte die Königliche Regierung Bedenken tragen, dem Antrage des Schabß-Kollegiums ihre Genchmi= gung zu versagen. Auch scheint der Erfolg, daß die ganze Anleihe \hnell untergebracht und anscheinend zu einem nicht geringen Theile in feste Hände übergegangen ist, die noh zu verkaufenden Obligatio= nen aber son jeßi um mehrere Prozente über den Nennwerth be- zahlt werden, hinreichend zu beweisen, daß nit diese Anleihe und ihre Form, sondern der überall gestiegene Zinsfuß auf die Kredit- Geschäfte im Königreiche von dauerndem Einflusse sind.

Das Darlehen erstreckt sich zunächst auf 4 Millionen Thaler. Die Uebernahme der übrigen 600,000 Rthlr. hat einstweilen noch vorbehalten werden müssen, is aber den Unternehmern, wenn sie es wollen, unter gleichen Bedingungen zugesagt. Die Bedingungen er- geben sich aus der Bekanntmachung des Schah= Kollegiums vom 28sten v. M.“

Königreich Württemberg. Stuttgart. (S, M.( Heute fand die Eröffnung des außerordentlichen Landtags statt. Nach= dem die neu eintretenden Mitglieder vereidigt worden, hielt der Mis nister des Jnnern, Geheime Rath von Schlayer, nachstehende Er= öffnungs-Rede :

„„Durchlauchtigste, Durchlauchtige, Erlauhte, Hochgeborne, Hoch- wohlgeborne, Hohwürdige, Höchzuverehrende Herren !

„Se. Majestät der König haben mich Allergnädigst beauftragt, den von Höhstdenselben auf die Bitte des ständischen Ausschusses an- geordneten außerordentlihen Landtag zu eröffnen.

„Die Erscheinungen, welche seit dem lehten Landtag auf dem Geldmarkt vorgegangen sind, und insbesondere die gesteigerte Nach- frage nah Circulationsmitteln, welhe hauptsächlih dur den Wett- cifer aller Staaten in Aneignung des vollkommensten der Communi- cationswege veranlaßt wurde, haben eine allgemeine Erhöhung des Zinsfußes herbeigeführt und hierdurch die Vollmacht unzulänglich ge- mot, welhe Sie Jhrem Ausshusse zu Anschaffung der für unsere Eisenbahnbauten nöthigen Geldsummen" ertheilt haben. Es is daher eine neue Verabschiedung hicrüber nöthig geworden.

, ¿Nah der Aksiht Sr, Königlichen Majestät bildet dieser eben so wichtige als dringende Gegenstand die Aufgabe der gegenwärtig ver-

sammelten Stände; weitere der ständischen Mitwirkung bedürfende Angelegenheiten werden bei der Nähe des bevorstehenden ordentlichen Landtags diesem vorbehalten.

„Die ununterbrochene und möglichst rasche Fortseßung des ein=- mal begonnenen Werkes der Eisenbahnen i|st eine Nothwendigkeit, welhe auch von Jhnen schon auf dem leßten Landtage anerkannt worden ist.

_ „Die Regierung darf daher Jhrer ferneren verfassungsmäßigen Mitwirkung hierbei versichert sein und sieht dem Ergebniß Jhrer dies= fälligen Berathungen mit Vertrauen entgegen.

,„Zm Namen Sr. Majestät des Königs erkläre ih den außeror= dentlihen Landtag für eröffnet.“

Se. Königl, Hoheit der Prinz Friedrich, zur Zeit Jnterims- Präsident der Kammer der Standesherren, erwiederte diese Rede mit folgenden Worten :

„„Die getreuen Stände des Königreichs sind auf die Bitte des ständishen Ausschusses durch Se. Majestät den König zu einem außer= ordentlihen Landtage einberufen worden. Der Geldmangel, welcher seit den leßten zwei Jahren an den größeren Börsen Europa?s ein- getreten ist und durch den gesteigerten Bau der Eisenbahnen noch erhöht wurde, erflärt vollfommen die Unzulänglichkeit der dem siän- dischen Ausschusse auf dem leßten Landtage ertheilten Vollmachten, Indem „die Königliche Regierung diese Ansicht theilt und sich zur Einberufung eines außerordentlichen Landtages bewogen findet, thut sie aufs neue ihre Absicht - kund, die ver- fassungsmäßigen Rechte der Stände zu wahren, und ver- pflichtet dadurch die Stände zum tiefsten Danke. Eben dieses Gefühl wird die Stände bei Berathung der Königlichen Propositio= nen leiten, um dem einmal begonnenen Werke der Eisenbahnen die nach den vorliegenden Umständen thunliche Förderung zu verschaffen, Indem nun die Stände des Königreichs die Geschäfte des Landtags beginnen, kann ih nicht umhin, den Ausdruck der unwandelbaren Treue und Ergebenheit gegen Se. Majestät den König in ihrem Na=- men hier an den Tag zu legen und die so oft gehörten Wünsche für das unzertrennlihe Wohl des Königs und Vaterlandes zu wie- derholen,““

Großherzogthum Baden. Die Großherzogliche Armen- Kommission in Karlöruhe macht bekannt, daß bei den gegenwätigen hohen Brodpreisen den Bedürftigen der Stadt, welhe Heimats- Rechte haben, das Schwarzbrod bei den dortigen Bäckern um einen noch zu bestimmenden, von der Kommission den Bädern zu vergüten=- den Betrag verabreicht werden soll. Ferner macht dieselbe Kommission befannt, daß versuchsweise eine Anstalt errihtet werden soll, wo Tagelohn - Arbeiter und diejenigen, welche derartige Arbeiten suchen, diejelbe erfragen fönnen.

Großherzogthum Sachsen - Weimar. Nach einer Großherzoglihen Verordnung vom 2. Januar wird der Eingangs;oll von Getraide, Hülsenfrüchten, Mehl und Mühlen - Fabrikaten, als geschroteten und geschälten Körnern, Graupen, Gries, Grüße und ge= stampfter oder geshälter Hirse, welche von jeßt an bis zum Ende des Septembers d. J. aus dem Vereinslande nach dem eisenachischen Kreise cingeführt werden, gänzlich erlassen,

Fürstenthum Schwarzburg-Nudolstadt. Die Regie- rung hat, wie früher mit Sondershausen, so auch jeßt mit der fürst- lih reuß - plauenschen gemeinschaftlihen Landes - Regierung zu Gera eine Uebereinkunft zur Beförderung der Rechtspflege abgeschlossen.

X Frankfurt a. M., 8. Jan. Unsere Behörde hat mit den Väckern ein Abkommen dahin getroffen, daß sie wöchentlih 1200 Malter Fcucht, halb Weizen, halb Roggen, aus den städtishen Mas gazinen zu einem so billigen Preise erhalten, daß sie den sechspfün= digen Laib Brod zu 26 Kr. verkaufen können.

Nach einem Senats=Beschlusse wird der Kaisersaal nun wöchent= lih zweimal dem Besuche des Publikums geöffnet werden.

Zum Besten der Armen sollen nun mehrere Konzerte veranstal= tet werden, die hoffentlih einen stärkeren Ertrag haben, als die vor= gestern im Theater zu gleih wohlthätigem Zwecke stattgehabte Vor=- stellung.

Oesterreichische Konarchie.

Wien, 8. Jan. Die Kaiserlihe Landes = Regierung im Erz= herzogthum unter der Enns hat den Verkauf der explodirenden oder Schieß -= Baumwolle bis zur Erlassung genauerer Bestimmungen über die Erzeugung und den Verkauf derselben verboten.

Sam.

Paris, 6. Jan. Der Baron Hottinguer, einer der Direktoren der Bank von Frankreich, der sich mit einem Auftrage dieser Bank bei der Bank von England nach London begeben hatte, is vorgestern wieder zu Paris eingetroffen. Man versichert, es sei ihm gelungen, eine Uebereinkunft abzuschließen, um der ersteren dieser Anstalten zu Hülfe zu kommen, i

Das Journal des Débats widerlegt das Gerücht über an= geblihe Vereitelung der Pläne des Admirals Cecile bei seiner Fahrt auf dem Meere von Japan und Korea. Er habe nämlich nur den Zweck gehabt, Frankreihs Seemacht in jenen Gegenden zu zeigen, und seine Beziehungen zu den Eingeborenen seien nur freundschast= licher Art gewesen. Uebrigens habe er an jenen Küsten auch nöthige hydrographische Arbeiten unternehmen l«ssen.

Der Presse zufolge, hätte der Verwaltungs -Rath der Bank nach Erwägung aller Maßregeln, die sie zu treffen hätte, um ihren Baarvorrath zu erhöhen, den Ankauf von Silber -Barrcn von 20 Millionen Fr. beschlossen, zu welhem Behufe sie von der englischen Bank diese Barren gleih jedem anderen Käufer ohne besondere Vor= behalte erhalten. Zur Zahlung dieser Barren habe die französische Bank sich die Gelder durch eine Anleihe bei englischen Kapitalisten verschafft, welche sie erst in späteren Perioden, die sogar verlängert werden dürften, zurücfzuerstatten hätte. Dadurch habe man die Uebelstände vermieden, daß man wieder eine bedeutende Baarsumme außer Landes hätte müssen gehen lassen. Dieses Uebereinkommen sei jedenfalls besser, als wenn die französische Bank der englischen ge- genüber Verpflichtungen hätte eingehen müssen. Abgesehen von dié sen 20 Millionen Silber, die rash in Fünffranken-Stücke zu verwan= deln, sei indeß zu erwarten, daß die Bank noch mehr baares Geld bedürfen werde, wobei sie Alles aufzubieten habe, um ihre Reserve in rihtigem Verhältniß zu ihren Zetteln zu halten. Es sei aber zu hoffen, daß sie nichtsdestoweniger niht gezwungen sein werde, den Diskonto zu erhöhen, noch dem Handel die bisherige Unterstüßung zu entziehen.

t Dir Constitutionnel meint, daß wahrscheinlich die Verwen= dung eiserner Kriegs - Dampfschiffe für die Zukunft aufhören werde, indem hon die englische Admiralität zu solchem Beschluß gekommen wäre. Jn Folge der au in Frankreich damit angestellten Versuche hätte sich auch herausgestellt, daß die Kugeln in den eisernen Schiffs= wänden weit größere Risse verursachten, als in den Schiffen von Holz. Man habe eiuen Versuch gemacht mit doppelten Eisenplatten, die mit Kohlen ausgefüllt worden, was aber chen so wenig genügt,

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indem die Kugeln dies auch durhbohrten. Ein französisher Schiffs- bauer habe nun den Plan entworfen, große Kriegsschiffe so zu bauen, daß der Schiffstheil, der sich unter dem Wasser befinde, aus Eisen, alles Obere aber aus Holz gebaut werden solle; die Dauerhaftigkeit solher Bauten müsse aber erst erprobt werden.

Unter den Handelsleuten und Jndustriellen von Rheims, welche si früher für den freien Handel erklärt hatten, is eine Spaltung aus=- gebrochen. Unterstüßt durch die Handelskammer, haben die Dissiden- ten eine Protestation, worin sie sich im Namen der National - Jn- dustrie gegen die Handels - Freiheit aussprechen, abgefaßt und an den Ministers des Handels und des Ackerbaues gesandt. Sie fordern dar- in dringcud die Handhabung des Schnbsystems, indem man demsel- ben jedoch seinen übertriebenen Einfluß auf gewisse Erzeugnisse und auf die durch die vershiedenen Jndustriezweige verwirklihten Fort- schritte nehme. Die Protestation ist mit 134 Unterschristen bedeckt, Die Handels-Kammer von Toulouse hat ein Schreiben in einem ähn- lihem Sinne an den Minister gerichtet.

Das Echo d’Oran meldet vom 18. Dezember den fortwährend ruhigen und befriedigenden Zustand dieser Provinz. Aus Maskara wird die erfolgte Unterwerfung mehrerer Stämme, auf die man ge- rehnet hatte, mitgetheilt, Der von Abd el Kader zur Begleitung der losgefauften französischen Gefangenen nah Frankreich angeblich bestimmt gewesene Uda - Belharhemy und seine drei Begleiter sind über Tlemsen nah der marofkfanishen Gränze zurückbefördert worden.

Der Minister des Jnnern hat eine Kommission von Bäckern er- nannt, um die neuen Methoden des Brodbackens zu prüfen, die seit einiger Zeit vorgeschlagen worden sind, um den Preis des Brodtes zu vermindern. Jnsbesonbere sollen Versuche über die Art und Weise E! werden, Brod aus Weizenmehl, mit Runkelrüben gemengt, zu baden,

Am 10. Dezember gewahrten die Mauth=-Soldaten an der \pani= hen Gränze eine Bande von 75 bis 80) bewaffneten spanischen Flücht= lingen, welche iu Spanien eindringen wollten, Als diese die Mauth- Soldaten sahen, wendeten sie sich um und empfingen dieselbe durch ein Pelotonfeuer, Die Mauth-Soldaten erwiederten dies, wurden aber, da sie feinen fraftvollen Widerstand leisten konnten, gezwungen, sich zurückzuziehen, und den Spaniern gelang es, die Gränze zu über- \hreiten,.

Der Courrier français will wissen, daß nächstens eine neue Pairs -Kreirung stattfinden werde, wobei vorzüglih Präfekten und höhere Verwaltungs-Beamten berüdcksihtigt werden sollten.

Vom Justiz- Minister is eine Kommission ernannt worden, die Vorschläge zu nöthigen Modificationen in der Straf-Prozeß-Ordnung machen soll, und worin der Minister den Vorsiß führen wird.

Briefe aus Alexandrien vom 21. Dezember theilen mit, baß Mehmed Ali entschlossen sei, eine Reise nah Frankrei zu machen, und ‘daß er sich im nächsten Frühlinge nah Paris begeben werde ; er werde zu Marseille landen.

Die Station in den cinesishen Gewässern soll verstärkt werden ; au is die Rede von der Anknüpfung dauernder diplomatischer Be= ziehungen mit dem Hofe von Peking.

Jn der nächsten Woche wird eine Versammlung von Deputirten des linken Centrums stattfinden, um eine vorläufige Vereinbarung über gewisse wichtige Punkte in Betreff der ersten Arbeiten der Kam- mer zu Stande zu bringeu.

Dem Marschall Bugeaud is abermals ein längerer Urlaub be= willigt worden, damit derselbe an den Arbeiten der Session theilneh- men fönne.

Der National spriht von zwei Unfällen auf der Nordbahn, die zum Glück feine weiteren Folgen hatten. Ein Waarenzug sei auf einen haltenden Zug bei Amiens gestoßen, wobei einige Waggons zershmettert wurden. Ein anderes Mal stieß ein Passagierzug auf eine Lokomotive, die Wasser einnehmen sollte, wobei beide Lokomoti- ven zerbrachen.

Großbritanien und Irland.

London, 6. Jan. Die Rechnungs - Abschlüsse der Einnahme des leßten Finanz-Quartals, welches gestern abgelaufen is , sind in der That so günstig, als man vorher bereits vermuthete. Die fol= gende Nachweisung zeigt, daß die Steigerung der Einnahme, sowohl für das mit dem gestrigen Tage verflossene Vierteljahr, als auch für das ganze Jahr, verglichen mit den entsprechenden Zeit - Abschnitten des vorigen Jahres, gerade diejenigen Einnahme - Quellen betrifft, deren Produkftivität als ein sicheres Zeichen der allgemeinen Wohl- fahrt des Landes anzusehen ist. Es war nämlich die Einnahme ge-

stiegen :

für das ganze für das : _ Bahr: Quartal. ius Pen Dol U 205,659 Pfd. 159,932 Pfd, ) Oer Le U U E: 344,138 » 269,318 » » pen Steuern ut. a 48,566 » 33,848: » » der Einkommensteuer um... 368,821 » 63,234. 5 » der Post-Einnahme um ….... 895,000 » 14,000 » » den Kronländereien um... » 9,000 » » den vermishten Einnahmen um 196,773 » s Summa... 1,248,957 Pfd. 545,332 Pfd.

Die übrigen Positionen, welche indeß mit dem Zustand des Han- dels und der Gewerbe in feiner Beziehung stehen, wie Stempel-Ein= nahme, cinesishe Contributionen 2c., zeigen eine Abnahme gegen das vorige Jahr, und zwar für das ganze Jahr um 1,235,125 Pfd. und für das Quartal um 525,459 Pfd., so daß die Netto-Mehreinnahme für diese Zeit- Abschnitte nur auf resp. 19,873 Pfd. und 13,032 Pfd. zu stehen fommt. „Die Aussichten für das Jahr 1847“, s{hreibt der Globe, „mit der {weren Anweisung auf die Hülfsquellen Groß- britaniens, Jrland zu erhalten , bei dex plöblih erhöhten Baumwol- lenpreisen und den hohen Preisen aller Lebensmittel, bei den zur Be- streitung der vielen öffentlihen Werke erforderlihen Kapitalien, er- öffnen sich uns niht ganz ohne Besorgniß; das wird von allen be- merkt und zugegeben. Wir haben viel Arbeit vor uns. Aber es ist beruhigend, zu wissen, daß wir wenigstens mit unverminderter Energie, ja mit Vortheilen dabei anfangen fönnen, welche, weise benubt, uns wohl in Stand seßen mögen, die Schwierigkeiten zu überwinden.“

Die Berichte aus Jrland sind noch immer dieselben. Das Volk hungert und revoltirt, und die Regierung bemüht ih vergebens, die furchtbare Masse des dortigen Elends zu beseitigen. Als eine wih- tige Maßregel wird heute angekündigt, daß der General =- Jnspekltor der Küstenwachen für Jrland vorgestern dem Generalhülss - Comité angezeigt habe, wie er von der Regierung beauftragt sei, jedem Un- terstüßungs-Comité mit Lebensmitteln zu besrachtende Schiffe zuzuwei= sen, damit dieselben nah jedem Hafen des Landes dirigirt wer= den fönnen. Jn Folge dessen wurde sofort ein großes Schrauben - Dampfboot dem Comité zur Disposition gestellt und mit Meÿlfrahten nach verschiedenen Theilen Jrlands abgesandt, Eine Abnahme der Noth in den Provinzen ist noch durchaus nicht sichtbar. Aus Castlebar wird berichtet, daß in den leßten zwei Wochen wieder funfzehn Menschen vor Hunger umkamen, Die Elnzelnheiten, welche die Untersuchung der Todten hau ans Licht brachte ,- sind herzzerreißendz; in mehreren Fällen ge- hörten die Verhungerten zahlreihen Familien an, deren übrige Mit- glieder sämmtlich nahe daran sind, ebenfalls dem Mangel zu erliegen,

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Zu Westport fand kürzlih unter dem Vorsiße des Marquis von Sligo eine Versammlung statt, in welher zur Abwendung der dringendsten Noth die Errichtung einer Suppen - Anstalt beschlossen ward und sofort ansehnlihe Beisteuern gezeichnet wurden. Eine Zeitung von Fermanagh meldet, daß gegenwärtig das Arbeitshaus zu Enniskfillen mehr als 1000 Jnsassen zählt; 6—700 derselben wurden in den leßten zwei Monaten aufgenom- men, und sie entschlossen si erst, dort Zuflucht zu suchen, nachdem ihre äußersten Versuche, anderweitig Brod zu erwerben, gescheitert waren, Nicht minder groß is bei der stets wahsenden Masse von Fieberkranfen der Zudrang zu den Spitälern, deren gänzlihe Ueber=- füllung schon die Einrichtung neuer Lokale zur Kranken - Aufnahme nothwendig machte. Gleichzeitig wird über Vernachlässigung des Feldbaues und über Nichtverwendung der nöthigen Arbeiterzahl von Seiten der Pächter in vielen Orten Klage geführt, weil diese Versäumniß fast nothwendig eine abermalige spärlihe Aerndte zur Folge haben muß. Mehrere Hülfs - Comités haben daher die Gutsbesißer ihres Bezirks {hon dringeud auf diese Vernahlässigung der Feldwirthshaft aufmerksam gemacht und sie aufgefordert, bei Zeiten dafür zu sorgen, daß ihre Pächter nicht absihtlih ihrem Be- rufe nahzukommen unterlassen, sondern für rehtzeitigen Anbau ihrer Aecker Sorge tragen, statt im Falle einer selbstvershuldeten Miß= ärndte auf abermaligen Pachtnachlaß zu zählen. Aus Dublin er= fährt man, daß die Preise von Weizen, Gerste, Mais, Hafer und Hafermehl wieder anschnlih gestiegen waren. Es hieß auch, daß liverpooler Häuser ihre dubliner Agenten angewiesen hätten, mit Verkäufen von grobem Weizen zu dem Marktpreise von 40 Shil- lingen einzuhalten und nicht unter 50 Shillingen abzugeben. Der Mais is jeßt in Dublin gerade doppelt so theuer, als bei seiner ersten Einfuhr vor cinem Jahre; selbst Kleien, sonst nur Viehsfut- ter, sind stark im Preise gestiegen, weil man sie unter die gröberen Brodsorten mischt. Der Times wird geschrieben, daß troh der wiederholten Versicherungen, die Sucht nah Feuerwaffen beschränke sih nur auf Gutsbesißer und Pächter, die unleugbarsten Thatsachen den Beweis abgäben, daß gerade der ärmste Theil des Landvolkes in gewissen wegen der dort vorgefallenen Exzesse bekannten Bezirken sih, da er dies jeßt ohne Furt vor Strafe thun fonnte, in den Besiß von Feuerwaffen geseßt habe. Bei den zahllosen, während der leßten drei Monate in den südlicen Grafschaften ver- übten Gewaltthaten scien in neun unter zehn Fällen die an- greifenden Parteien mit Flinten oder Pistolen bewaffnet gewesen, und in der Baronie Lower Ormond, so wie in der Umgegend von Borrisokane und Nenagh, trugen die Bauern und Arbeiter ganz un- verholen und bei hellem Tage ihre tödtlihen Waffen. Zwei Blätter von Cork und Tipperary versichern übereinstimmend, daß das Land- volk alles Geld, dessen es nur habhaft werden könne, auf den Ankauf von Feuerwaffen und zwar augenfällig zu Angriffs- und Gewaltthats- zwecken verwende,

Es wird versichert, daß die von der Bank von Frankreich abge=- \{hlo}sene Anleihe sich auf 2,000,000 Pfd, belaufe; vermuthlich wird sie indeß nicht der ganzen Summe bedürfen. Der abgeschlossenen Uebereinkunft gemäß, hat die Bank von England der französischen Bank das erforderliche Quantum Silbers in Barren zu liefern, und es fragt sich nun, in welher Weise die Bank dieser von ihr über= nommenen Verpflihtung nachzukommen beabsichtigt. Die allgemeine Ansicht scheint dahin zu -gehen, daß man in derselben Weise verfahren werde, wie im Jahre 1839, obgleich es wahrscheinlich is, daß man sich - nicht derselben Agenten wie damals bedienen wird, da natürlich die Wahl derselben jeßt der Bank von Frankreich anheimfällt.

Die Times enthält wieder einen Artikel über den Nothstand in Jrland, in welhem angedeutet wird, daß die Regierung, um die zur Abhülfe der Noth erforderlihen außerordentlichen Ausgaben zu decken, sih genöthigt sehen werde, eine Steuererhöhung (die Times spricht von der Einkommenssteuer) zu beantragen.

Herr Byng, das älteste Mitglied des Unterhauses, erklärt in einem Schreiben an die Wähler der Grafschaft Middlesex, welche er seit 56 Jahren im Parlamente vertreten hat, daß er bei der nächsten allgemeinen Parlamentêwahl niht wieder als Kandidat aufzutreten gesonnen sei. Er gehört der liberalen Partei an und hat noch an der Seite von Charles Fox, dessen Freund er war, für die Rechte des Volkes und dessen Freiheit gekämpft.

Die Liverpool=Times zeigt an, daß im dortigen Hafen täg- lih eine Ladung von 300 Tonnen brasilianishen Zuckers direkt aus Rio Janeiro erwartet werde. Es sei dies die erste Ladung, welche seit der Erlassung des Gesebes, durch welches in voriger Parlaments-= Session ein Differenzial-Zoll auf Kolonial- und ausländishen Zuer gelegt ward, aus Brasilien nah Liverpool abgeschickt worden sei, und der davon zu entrihtende Zoll werde 21 Sh. pr. Centner betragen, Da die Zucker=-Aerndte in Brasilien dieses Jahr äußerst reichlich aus- gefallen sei, so dürfe man sehr bedeutende Zufuhren dieses Artikels erwarten.

Utederlande

Anisterdam, 5. Jan. Dem Vernehmen nah, liegt in diesem Augenblicke dem Staatsrathe ein Geseß - Entwurf zur Bestimmung der Ein-, Aus - und Durchfuhr-Rechte auf Getraide zur Berathung vorz es soll derselbe an die Stelle des Gesehes von 1835 treten und ihm ein mäßiger fester Zoll zum Grunde gelegt worden sein.

D q w.X:i 3,

Kanton Luzern. Der hiesige Erzähler enthält einen Ar- tifel: „Das Volk des Kantons Luzern kann und soll das Veto gegen den Sonderbund verlangen.“ Der Sonderbund habe für den Kan- ton Luzern keine bindende Kraft, so lange derselbe nicht auf geseh- mäßige Weise publizirt und dem Einspruchsrecht des Volkes unter- worfen worden sei. Der Erzähler fordert das Volk energish auf, von dem Veto, seinem geseblihen Souverginetäts -Recht , gegen das Sonderbündniß Gebrauch zu machen.

Der Präsident des Ruswyler Vereins hat an die Mit- glieder desselben ein Schreiben erlassen, in welhem er diese zu Beispielen christlicher Gesinnung, brüderliher Liebe dur wohlthä- tige Hülfe bei Nothleidenden auffordert. „Habet Jhr Dienst- boten (heißt es darin), so verabschiedet sie nit hartherzig zu einer Zeit, wo Arbeit und Verdienst mangeln, theilet mit ihnen gutherzig den Bissen Brod. Schränkt Euch ein in Eurer Kleidung, legt un- nüßen Aufwand weg, um die Blößen von Frost zitternder Kinder und Greise zu deckden, Vor Allem bemühet Euch, die wahrhaft Nothlei- denden, die Hausarmen, ausfindig zu machen und ihren Hunger durch Verabreihung von gesunder Nahrung zu stillen.“

Kanton Bern. Gegen Luzern is eine Ausfuhr - Beschrän- fung von Getraide und Kartoffeln vom Regierungs-Rathe beschlossen, da Luzern seinerseits Beschränkungen in Anwendung bringt,

Jn der Stadt und im Amtsbezirke Bern scheint die radikale Partei keine großen Fortschritte zu mahen. Am 29. v. M. fand die Wahl-Versammlung des Amtsbezirks statt, um eine Stelle im Amtsgericht zu erseßen, Die Versammlung war nicht zahlrei, indem auf 47,000 Seelen, die der Bezirk zählt, nur 331 Wähler erschienen, von denen der konservative Kandidat mit 224 gegen 99 Stimmen gewählt ward, Am folgenden Tage fand die Wahl der Gemeinde

der Stadt Bern statt, und das Resultat war, daß die Radikalen neuerdings unterlagen, indem sie von 223 Stimmenden blos 34 bis 35 zählten.

Kanton Freiburg. (Eidg. Z.) Die Blätter bringen feine neuen Thatsachen, dagegen stimmen alle Berichte darin überein, daß der Augenblick des Entscheides mit shnellen Schritten herannahe. Die auf den 1. Januar in Bulle angekündigte Volksversammlung hat nicht stattgefunden, dagegen is nun eine auf den bten d. ange= sagt. Ob dieselbe aber abgehalten werde, sei (sagt der Verfas= sungs-Freund) noch ungewiß, „niht wegen des verfassungswidri- gen Verbots des Staats-Rathes, sondern weil selbst die Führer der liberalen Partei fürchten, das Volk möchte in seinem großen Eifer zu weit gehen und nicht abgehalten werden fönnen, die geseßlihe Schranke zu überschreiten,“ Ein Korrespondent der National=Zeitung will dagegen wissen, es dürfte vielleiht eine neue Versammlung der Broyards auf waadtländischem Boden stattfinden; man vermuthe, der Staatsrath gehe damit um, die Truppen aufzubieten und von Neuenburg Hülfe zu verlangen. Endlich meldet auch die Berner Volks- Zeitung aus Freiburg vom 3ten: „Hier ist Alles noch ruhig; do is man auf fommende Ereignisse gefaßt. Uebermorgen (den 5ten d.) ist Markt, man hegt aber keinerlei Besorgnisse, daß schon jevt Unruhen in der Stadt selbst ausbrechen. Ju der Regel entscheidet sich der Stand der Parteien in der Stadt erst, wenn bereits irgendwo das Ungewitter losgebrohen ist und die Landleute vor dem Rathhause stehen. Die Regierung scheint sehr fest auf die entshlossene Haltung und Ergebenheit der Bauern aus dem deutschen Bezirk zu bauen. Man soll sich auch in Bern informirt haben, was der Vorort im Fall eines Putschversuches gegen die Regierung thun würde. Dem= selben Blatte zufolge, hielt der Regierungs-Rath von Bern am áAten d. M. Abends eine geheime Sihung, vermuthlih über die frei= burgischen Angelegenheiten,

Kanton Schwyz. Der neue Prälat von Einsiedeln hat die= ser Gemeinde aus eigenem Antriebe einen Vorshuß von 8000 Fl. zum Ankauf von Lebensmitteln gemaht und sich überdies erboten, für 3000 Fl. selbs noch anzukaufen, um siezunter die Nothleidenden zu vertheilen.

Kanton Tessin. Hier scheint s{ch in Folge äußerer und in- nerer Einwirkungen ein Einlenken zu einem gemäßigteren Systeme im= mer deutlicher zu zeigen. Jn dem Volke sollen die katholischen Sym- pathieen deutlicher und stärker hervortreten, je mehr der Terrorismus der Schüßengesellshaften, der sie bisher darniederhielt, sich abstumpft ; dazu will auch ein vom Advokaten Sommazzi herausgegebenes Blatt, der Tessinische Cidgenosse, das Seinige beitragen. Die be- fanaten Hirtenbriefe der Bisöfe von Mailand und Como wirkten in gleichem Sinne, und beahtenswerth bleibt es, daß die Regierung ge- gen dieselben feine Einsprache erhob, und daß der Antrag Batta- glinis auf deren Unterdrückung im Großen Rathe in Minderheit blieb. Dabei sprechen Blätter beider Farben von Drohungen Oesterreichs, betreffend die Fortweisung der in Oesterreih sich aufhaltenden oder dahin auswandernden Tessiner (10,000— 16,000, nah verschiedenen Angaben), so wie Beschränkung der Salzausfuhr aus der Lombardei nah Tessin, Auch der Transport von 190 Kisten Perkussions - Ge= wehren und 90 Kisten Munition durch den Kanton Tessin, mit der Bestimmung nach Luzern, soll einen für die Regierung keineëweges günstigen Eindruck beim Volke gemacht haben.

Die O. P. A. Z. enthält’ nachstehendes Schreiben Aus der Schweiz: „Die Bewegungen zu Freiburg sind ganz geeignet, Auf= sehen zu erregen und wichtige Folgen nah \ich zu ziehen. Das ganze Gewicht des Streites ist durch das Benehmen des Präsidenten &Sournier auf eine Prinzipien-Frage geworfen worden. Dadurch, daß der Präsident, alle Verantwortlichkeit auf sich nehmend (bei Stimmen= gleichheit entschied er dur Stichentscheid), den Staatsraths-Beschluß vom 28, Dezember zuwege brachte, der die Volks - Versammlungen überhaupt verbietet, that er einen Eingriff in die verfassungsmäßigen Rechte. Wohl is Mißbrauch der repräsentativen Freiheit bei einer Volks-Versammlung zu ahnden. Allein in republikanischen Staaten fann ein solher einzelner Fall gewiß nicht die Aufhebung eines so bedeutenden Rechtes der Betheiligung am Gemeinwesen, wie das der öffentlihen Versammlungen und Berathungen, motiviren. Durch die= sen Schritt gab man der Bewegungs-Partei die Waffen in die Hand, welche sie au faktisch zu ergreifen sucht. Man hätte freilich statt dessen auf verfassungsmäßigem Wege dem unverfassungsmäßigen Ein- griff begegnen sollen, Allein fast in keinem Kanton stehen sih die Parteien so {rof gegenüber, an wenigen Orten wird so leiht ent- zündlicher Brennstoff gefunden werden, wie in Freiburg.““

Ital tet

Noux, 28. Dez. (D. A. Z.) Die hier wiederholt aus Neapel eingegangenen Nachrichten, daß auch dort und im noch tieferen Süden ein sehr unfreundlicher und strenger Winter das Regiment führe, ha= ben Jhre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Albrecht von Preußen bestimmt, nun für den ganzen Winter sich Rom als Aufenthalt zu wählen. Am ersten Weihnachtsfeiertage genoß sie in der preußischen Gesandtschafts-Kapelle das heilige Abendmahl.

Nachrichten aus Genua zufolge, befindet sich Jhre Königl. Ho- heit die Prinzessin Luise von Preußen aufs neue unwohl. Der hier verweilende Geheime Medizinal - Rath Dr. Alerß wurde nun schon zum zweitenmale im Laufe dieses Winters zur Mitassistenz an der Kur der hohen Kranken dorthin beschieden und dürfte sich noch in dieser Woche auf längere Zeit in Civitavechia nach Genua ein-

schiffen.

Nom, 28. Dez. (A. Z) Der Kardinal Amat di S. Fi- lippo e Sorso is auf seinen Posten als Legat nah Bologna abge- reist, nahdem er vorher außer seinen Jnstructionen noch mündliche Verhaltungsbefehle von dem heiligen Vater erhalten, Wie in Bo- logna, so haben in Ferrara bei der nähtlihen Unsicherheit der Stadt die Bürger sich bewaffnet und nehmen gemeinschaftlih mit dem Mi- litair die Patrouillen vor. Jn Bologna war ein Gerücht, daß diese Sicherheitöswachhe am Msten d. von den früheren Freiwilligen und dem Pöbel angegriffen werden sollte, Seitdem haben sih noch meh- rere Bürger von Bologna diesem nächtlihen Dienst angeschlossen, um den Frevlern eine herbe Lection zu geben, falls sie einen Hand-

reich wagen sollten. E

ß Steck am Vorabend des Namenstages Sr. Heiligkeit, wurde dem Papst ein Fackelzug von mehr als tausend Personen mit Musik gebraht. Der Papst ertheilte vom Balkon des Quirinals seinen Segen, worauf die unzählige versammelte Menschenmenge sih zer- streute, ohne daß die geringste Unordnung vorgefallen wäre. Am 1. Januar will man den Glüdwunsh zum ‘neuen Jahr darbringen, wozu mehrere Gesang-Chöre mit Jnstrumental - Begleitung eingeübt werden. Man spricht von einem riesenhasten Blumenstrauß, der dem Papst dabei überreiht werden soll. “An demselben Abend wird in dem großen Saal des Kapitols eine große Fest-Kantate von Rossini, die Worte von Conte Marchetti, aufgeführt,