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gung vom 29, Dezember 1846, die Untersagung des Anschlages ge- rihtliher Bekanntmachungen an die Kirchthüren betreffend : : Edift vom 28. Oktober 1810 §. 6 (Gesey-Sammlung S. 95), Gewerbe - Ordnung vom 17, Januar 1845 §, 29 (Geseßz-Sammlung S, 46), Allerhöchste Ordre vom 8, Februar 1840 (Gesez-Sammlu ng S, 32), Verordnung vom 2, Dezember 1837 (Gesep-Sammlung S, E Reskript vom 18, Februar 1839 (Zustiz-Ministerial-Blatt . 90). : : Von Seiten des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts- und F dizinal-Angelegenheiten und des Herrn Ministers des Junern ist über den Au E hang öffentliher Bekanntmachungen an den Kirchthüren in bürgerlichen wu ewerblichen Angelegenheiten die nachstehende Cirfular - Verfügung an die
öniglihen Regierungen erlassen worden: x S „Das Edikt D 28. Oktober 1810 wegen der Mühlengerechtigkeit und
Aufhebung des Müblenzwanges (Geseß-Sammlung 1810 S. 95) sdribi in §, 6 bei ge Gin neuer Múhlen die Bekanntmacung As Baues dur Anschlag an die Kirchenthüren vor, Diese geseßliche Be- immung i zwar dur den §, 29 der neuen Gewerbeo:dnung vom 417. Januar v. J. für aufgehoben zu erachten, ín Folge der Allerhöchsten Kabinets-Ordre vom 8. Februar 1840 (Geseß-Sammlung D. 32) ist jedoch in manchen Gegenden nach Analogie der Bestimmung des §. 6 des Múüblen-Edifts der Anschlag an die Kirchenthüren a!s die gewöhn- liche Publications-Art lokalpolizeiliher Verordnungen festgeseßt ey und diese Festseßung hat wiederum die Folge gehabt, daß die Serichs- Behörden in Gemäßheit der Verordnung vom 2. Dezember 1837 (Ge- ses-Sammlung S. 219) und des Ministerial - Resfripts vom 18, Februar 1839 (J ustiz-Ministerial-Blatt S. 90) die Subha- stations-Patente für Grundstücke von geringerem Werthe glei falls durch Anschlag an die Kirchenthüren bekannt machen. . :
Diese Benußung der Kirchthüren zu Publicationen des bürgerlichen und gewerblichen Verkehis ist dem Zwecke der kirhlihen Gebäude nicht ent- rechend.
H Wir veranlassen dahcr die Königliche Regierung, darauf zu halten, daß der Aushang öffentlicher Bekanntmachungen an den Kirchthüren, wo selcher bisher üblih gewesen is , in bürgerlichen und gewerblichen Angelegenheiten in Zukunft nicht mehr stattfinden darf. Eine Abstellung dieser Publications- wcise wird praktisch keine Schwier'gfkeciten machen, solche vielmehr, je nach der örtlichen Verschiedenheit, durch Juserate in den Amts-, Kreis- und Lo- falblättern, durch Anschläge an die Gemeindehäuser, Schulzenhöfe und Krüge, durch Bekanntmachung in den Kreis- und Gemecinde-Versar-mlungen durch öffenilihen Ausruf, endlich durch Anschläge an besondere, in der Nähe der Kirche oder Kirchhöfe scbon befindliche oder noch aufzurichtende Tafcin lcicht zu verschen sein, Die Königliche Regierung hat hiernah für solche Fälle, wo die Bekanntmachung vermittelst eines Aushanges an den Kirchthüren bisher lokalüblih gewesen if, in der durch die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 8, Februar 1840 vorgeschriebenen Weise über die Art der Bekannt- machung in Jhrem Verwaltungs-Bezirke nah Maßgabe der örtlichen Ver- hältnisse anderweitige Festseßungen zu treffen und solche durch dic Amts- blätter zur öffentlichen Kenn1niß zu bringen.
Hinsichilih der gerichtliben Bekanntmachungen werden die (Berichts- Behörden von Seiten des Herrn Justiz - Ministers mit Anweisung verschen werden.
Berlin, den 2, Dezember 1846. Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, Eichhorn,
Den Gerichts - Behörden wird die vorstehende Versügung zur gleich- mäßigen Beachtung mit dem Bemerken hierdurch bekannt gemacht, daß ins- besondere bei den Subhastationen kleiner Grundstücke nach Maßgabe der Verordnung vom 2, Dezember 1837 (Gesez-Sammlung Seite 219) der Anschlag der Subhastations - Patente an die Kirhthüren, wo dies bisher noch üblich gewesen, nicht ferner anzuordnen, viclmehr der Aushang derscl- ben an denjcnigen Orten zu veranlassen is, an welchen die Regierungen die durch Anschlag crfolgenden Bekanntmachungen ihres Nessorts in ihren Verwoltungs-Bezirken vorschreiben werden,
Berlin, den 29, Dezember 1846,
Der Minister des Jt.nern, von Bodelschwingh,
Der Justiz - Minister, Uhden,
Deutsche Bundesstaaten.
Königreich Bayern. Der Fränk. Merk. meldet Folgen- des aus Bamberg vom 11. Januar: „Dr. Schönlein erbat sich für die hiesige öffentlihe Königliche Bibliothek, wie für die einst preußische Universität Erlangen, von Sr. Majestät dem Könige Fricdrih Wil= helm IV. von Preußen ein Exemplar der Werke Friedrih's des Gro- ßen, welche vielleiht auf 30 — 40 Bände sich belaufen. Auf die vor 3 Wochen erhaltene Nachricht der Genehmigung wurde sogleich Sr. Majestät der schuldigste Dank erstattet, Heute trifft solgender Brief des Königl. preußischen General =- Direktors der Museen, Herrn von Olfers, an den Königl. Bibliothekar Jaeck hierselbst mit einer 40pfündigen Kiste portofrei ein:
„Es gereicht mir zum Vergnügen, Ew. Wohlgeboren dem Be= fehle Sr. Majestät des Königs gemäß ein Exemplar der nur zu Ge-= schenken bestimmten Prachtausgabe von den Werken Friedrih?s des Großen, Baud 1—Ul. (welche bisher erschienen sind) für die Köuig-
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liche öffentlihe Bibliothek dortselbst zu übersenden. Die große Zu- lde E womit die Benußung der literarischen Schäge dieser Anstalt immer, au den auswärtigen Gelehrten, zugestanden wurde, hat niht wenig dazu beigetragen, derselben diese Königliche Gabe zu erwirken, Gern benuße ih den Anlaß, die Versicherung meiner aus- gezeichnetsten Hochachtung hinzuzufügen.
Berlin, den 5. Januar 1847.
Olfers.“
Diese 3 Bände sind auf so s{chönem Pergamente gedruckt und so prag eingebunden, daß kein ähnliches Werk auf der K. Biblio- thef ist.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 9. Jan. (A. Z.) Jhre Majestät die Kaiserin Mut- ter befindet sih etwas unwohl, was sie vorgestern verhinderte, einem glänzenden Hofballe beizuwohnen, auf welhem Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin in Begleitung von aht Erzherzogen und Erz= herzoginnen erschienen waren. Der neue britische Botschafter Lord Ponsonby, welcher sih dabei zum erstenmal öffentlich zeigte, zog durch seine imposante Gestalt und die prachtvolle Uniform die Blicke der Anwesenden auf sich, während man den Grafen Flahaut bei der Fest- lihkeit vermißte.
Erzherzog Ernst, Sohn Sr. Kaiserl. Hoheit des Vice - Königs Rainer, is zum General-Major befördert worden.
Rücksichtlich des neuen vielbesprohenen Anlehens erfährt man, daß dasselbe in 40 Mill. Gulden reit fünsprozentiger Verzinsung be- stehen wird, und die Emission der Obligationen mit 108 von der Re- gierung beantragt ist.
Frankre
Paris, 12, Jan. *) Die Kammern wurden gestern vom König in Person mit allem üblichen Ceremoniell eröffnet. Auf der ganzen Strecke von den Tuilerieen bis zum Palast Bourbon, in welchem die Deputirten-Kammer ihre Sißungen hält, bildeten die National-Garde und die Linien -Truppen ein Spalier, während auf dem Konkordien- Play starke Abtheilungen Munizipal - Garde den Andrang der Zu- schauer zurüchielten, Um 10 Uhr wurden die Thüren der Deputir- ten-Kammer den mit Einlaß - Karten versehenen Personen geöffnet, und um 11 waren die für sie bestimmten Räume ganz gefüllt, Die Anordnungen im Saale waren völlig dieselben wie in vorigem Jahr. Unter den Pairs und Deputirten, welche sich zuerst einfan- den, bemerkte man den Ma!quis von Boissy, den Grafen von Muat, den Grafen von Montalembert, Herrn Laserjcant de Mamecove, Herrn C. Laffitte und Herru Odilon Barrot. Etwas spät erst er- schien Herr Thiers, den seine Freunde lebhaft begrüßten. Kunz vor 1 Uhr nahm das diplomatishe Corps die für dasselbe auf der Tri- büne, diht neben den Damen der Königlichen Familie, vorbehaltenen Sibe ein, sämmtliche Mitglieder in Gala-Uniform mit Sternen und Ordens - Bändern. Der Marquis von Normanby, der neben dem türfishen Botschafter saß, erregte besonders die Auf- merksamkeit der Versammlung. Bald darauf kamen die Mi= nister in ihrer Amtstracht; als diese ihre Pläße cingenommen, er- schienen die Königin, Madame Adelaide, die Herzogin von Orleans und die anderen Prinzessiunen. Ulle Blicke wendeten sih auf die junge Herzogin von Montpensier, die zum erstenmal dieser Feierlich= keit beiwohnte; sie hatte ein dunkelfarbiges Kleid an und trug einen gelben Anfsaÿß. Kurz nah 1 Uhr trat der König in den Saal, der eben so wie die Königin mit einem Lebehoh empfangen wurde; ihn begleiteten die Königlichen Prinzen. Der König, der die Uniform eines Obersten der National-Garde trug und schr wohl ausfah, ver=- las, nachdem er seinen Plaß eingenommen hatte, mit lauter und deut= liher Stimme folgende Thron-Rede: „Meine Herren Pairs und Deputirten!
„Indem Jch Sie berufe, die Arbeiten dieser Session wieder auf= zunehmen, is es Mein erster Wunsch, daß Sie Meiner Regierung all’ Jhre Mitwirkung leihen, um die Leiden zu lindern, welche in die- sem Jahre auf einem Theil unserer Bevölkerung lasten, Jch habe Mich beeilt, die zur Erreichung dieses Ziecls geeigneten Maßregeln au verordnen. Jch boffe, daß wir durch feste Aufrehthaltung der Ordnung, durch Freiheit und Sicherheit des Handels-Verkehrs, durch freigebige und wohlverstandene Verwendung des öffentlichen Vermöb-
*) Die französische Post vom 11ten, welche bereits in Galignani's Messenger die Thron -Rede mitbrachte, welche die übrigen pariser Zei- tungen crst in ihren Blättern vom 12ien enthalten, ging gestern erst Abends nach dem Schluß unseres Blattes, statt am Morgen, hier cin ; wir können daher erst heute, gleichzeitig mit den Nachrichten der sranzösischen Post vom 12ten, welche in gehöriger Ordnung eingetroffen is, unseren Lesern dieses
Aktenstück mittheilen,
gens, wenn dieses mit seiner Macht dem Eifer der Privat-Wohlthä= tigkeit zu Hülfe kömmt, diese Prüfungen, welche die Vorsehung auch den des größten Wohlstandes sich erfreuenden Staaten nicht immer erspart, werden mildern können.
„Meine Beziehungen zu allen fremden Mächten geben Mir das feste Vertrauen, daß der Weltfrieden gesichert ist.
„Die Heirath Meines vielgeliebten Sohnes, des Herzogs von Montpensier, mit Meiner vielgeliebten Nichte, der Jnfantin von Spa= nien, Louisa Fernauda, hat die Befriedigungen und Tröstungen ver=- vollständigt, welhe die Vorsehung Mir in Meiner Familie gewährt. Dieses Bündniß wird ein neues Unterpfand für die guten und inni= gen Verhältnisse sein, welche seit so langer Zeit zwischen Frankreich und Spanicn bestehen, und deren Erhaltung für die Wohlfahrt und gegenseitige Sicherheit beider Staaten gleich wünschenswerth ist.
„Jh habe Grund, zu hoffen, daß die Angelegenheiten am La Plata baldigst den Besirebungen gemäß geordnet scin werden, welche Meine Regierung gemeinschaftlich mit der der Königin von Großbri- tanien angewendet hat, um in jenen Gegenden die Sicherheit unserer Handels-Verhältnisse herzustellen.
„Jch habe mit dem Kaiser von Rußland einen Schifffahrts-Ver= trag abgeschlossen, der uns vermittelst gerechter Gegenseitigkeit, in unserem Seeverkehr mit diesem Reiche, Vortheile verbürgt, deren Erhaltung von Wichtigkeit für uns war.
„Ein unerwartetes Ereigniß hat den durch den leßten wiener Vertrag in Europa begründeten Zustand der Dinge geändert (altéré), Der Freistaat Krakau, ein unabhängiger und neutraler Staat, ist dem österreihischen Kaiserreih einverleibt worden. Jch habe gegen diese Verleßung (infraction) der Verträge protestirt.
„Jm Junnern bezeugt der beständige Fortschritt der öffentlichen Einkünfte, ungeachtet der Umstände, die ein Stocken darin hätten ver= ursachen könuen, daß die Thätigkeit und die Hülfsquellen des Landes in fortwährendem Wachsthum sind. Die Finanzgeseße und verschie= dene auf wichtige Verbesserungen in der Geseßgebung und Verwal- tung des Königreichs abzweckende Gesehe sollen Jynen zur Berathung vorgelegt werden,
„Die großen Arbeiten, welche wir unternommen haben, werden mit der Beharrlichkeit, welch- das Wohl des Landes erheisht, und mit der Vorsicht, welche zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Kre- dits erfordalih is, zu Ende geführt werden. E
„Sie werden sich auch mit den Maßregeln zu beshästigen haben, welche dazu dicuen können, in unseren afrikanischen Besißungen den Fortschritt der Kolonisirung und der inneren Wohifah:t zu unterstüßen. Die im Allgemeinen durch die Tapserkeit und Hingebung unserer Ar= mee so aglücklich wiederhergestellte Ruhe gestattet cine reiflihe Prü- fung dieser wichtigen Frage, über die Jhnen ein besonderer Geseh- Entwurf vorgelegt werden soll.
„Meine Herren, uns beseelt ein gemeinsames Gefühl, Sie Alle weihen sich, wie Jh und die Meinigen, mit Hingebung dem Glück und der Größe unseres Vateilandes, Eiie {hon lange Erfahrung hat uns über die Politik aufgeklärt, welche seiner moralishen und materiellen Wohlfahrt dienlich is, und die in der Gegenwart sein Gedeihen, in der Zukunft die friedlihe und regelmäßige Entwickelung seiner Ge= \chicke sihern muß. Mit Vertrauen erwarte Jh von Jhrem Patrio= tiomus und von Jhrer Weisheit den nöthigen Beistand zur Vollbrin= gung dieses großen Werkes. Helfen wir uns gegenseitig seine Last tragrn, Frankreich wird die Früchte unserer Bemühungen ärndten,““
Ueber den Eindruck, den diese Rede auf die Versammlung ge= macht, und über ihre Aufnahme sagt Galignani's Me \\e nger, der, außerhalb der Parteien stehend, bei solchen Gelegenheiten die treuesten Berichte zu geben pflegt: „Der erste Paragraph," der auf die Unglücksfälle hindeutet, welche die Bevölkerung des Königreichs betroffen hâben, wurde von den* Kammern mit allgemeinem Gemur= mel aufgenommen, als ob es sle shmerze, daß die Nothwendigkeit vorhanden sein solle, dieser Sache in der Thron-Rede zu erwähnen, Der Schluß des Paragraphen abr, der von der Hülfe spricht, wurde mit Beifall begrüßt. Bei der Stelle von der Heirath des Herzogs von Montpensier schien uns die Stimme des Königs anfangs etwas zu stocken, aber gegen Ende des Saßes wurde sle fest und sicher. Es ertóöuten zuerst einige Bravos, denen dann Acclamationen folgten. Die Phrase, welhe von Krakau handelt, wurde auch mit Beifall be= gleitet, aber niht mit so lautem, wie die vorhergehenden. Die übrige Rede, welche keinen Anlaß zu besonderen Demonstrationen bot, wurde \{chweigend angehört, und am Schluß des Ganzen erhob sih wieder lauter Beifallsruf.
Nach Verlesung der Thron-Rede wurden die seit der leßten kur= zen Session der Kammern ernannten Pairs und gewählten Deputir= ten von den Ministern Duchatel und Martin du Nord vereidigt,
worauf Leßterer in der üblichen Form die Session sür eröffnet erklärte,
trieb unserer Historiker, Archäologen und Naturforscher einen großen Theil ves A PaUDe überwältigt hat, mag der Versuch, dic Geschichte er Menschhcit zu \chreiben, immerhin als cine Aufgabe erer Zei t Feb Wertes ne 19 j erhin als cine Aufgabe unserer Zeit ange
__ Herr Franz M ertens, dessen erster Vorlesung in der Sing - Akadc- mie wir heute (am 15, Januar) beiwohnten, beabsichtigt mit sciner Monu- mental - Geschichte ciwas Aehnliches, Er will die Entwickelung des Mcn- schengeistes in ihren verschiedenen Epochen an den Denkmälern der Bagu- kunst verfolgen, weil er diese Kunst vorzugsweise für geeignet hält uns deu jedesmaligen Heist der Zeit, in welcher die Denkmäler entstanden sind, wi- derzuspiegeln, Er verspricht uns damit gewissermaßen cine philosophische Geschichte der Baukunst, die eine Geschichte der Menschheit sein sell. Wir enthalten uns noch eines bestimmten Urtheils über dies Unternehmen, weil
es uns zu neu entgegentritt und Herr Mertens durch einige geistvolle De- R E, in der heutigen Vorlesung eine tiefe wissenschaftltde Begrüaviare eines Systems blicken licß, können uns aber do nicht verbergen, daß so interessant und wichtig die Resultate der Forschungen des Hern Mertens auch zu werden versprechen, der große beabsichtigte Zweck dur eine Monu- mental-Geschic)te allein schwerlich erreicht werden dürfte, Doch wollen wir, wie gesagt, noch feine bestimmte Ansicht, sondern nur ein Bedenken ausge- \sprochen E, anttrit) e x Herr Mertens beansprucht für scine Monumental-Geschichte den Tite einer besonderen Wissenschaft, und mit Recht; wir haben e en. n uns, das nicht allein die allgemeine Geschichte der Baukunst bei allen Völ- fern in sich schließt, sondern auch von den Acußerungen des Geistes der Völker in ihren Kunstdenkmälern auf diesen (Geist selbst refleftirt und die fortschreitende Entwickelung desselben darzustellen sucht. Das it hinreichend, um eín System zur Wissenschaft zu erheben; ob diese aber cine Hauptwis- senschaft oder Hülsswissenschaft sein soll, wird von den Nesuliaten abhän- gen, die, dr nachdem, entweder für sich bestehend oder erst in der Anwendung und der Verbindung mit anderen Wissenschaften ihre Geltung fiüden. Herr Mertens seyt natürlich das Erste voraus und hält die traditionelle Geschichte für cine Ergänzung und Erläuterung der Monumentalgeschichte ; diese für den Zweck, jene für eines der Mittel zum Zweck. Der Historiker vom Fach wird hiec wider- sprechen, indeß läßt der Grund des Herrn Mertens sih wohl hören. Es ftehen, sagt er, die Erzeugnisse der Literatur, aus denen wir Geschichte \höpfen, als Einzelnleistungen weniger Menschen da, die cben, weil sie Ein- zelnleistungen und individuellen Ursprungs sind, nicht so bezeichnend und zuverlässig für die Erkenntniß des Ganzen erscheinen , als die Denkmäler der Baukunst, welche gewissermaßen als Ausdruck des Massengeistes die ganze Gesellschaft uns harafterisiren. Es ringt überdies der Geist steis mit der Form, ín die er sich kleidet, und wenn er in der Literatur, in der literarishea Darstellung, in die Erscheinung tritt, so hat ex iu der Regel
scine Unmittelbarfeit als wirksamer Ausdruck des Allgemeinen verloren, wie denn die Zeiten der höchsten Blüthe der Baukunst im Mittelalter mit noch äußerer geistiger Barbarei zusammenfallen, dagegen in der neuen Zeit die Baukunst entartet und charalte;los geworden is bei höchster Ausbildung der Darstellungsform in der Lite:atur. Jm Altertham irifft allerdings Beides zusammen, aber die Architektur der Alten war wohl volllommcn in sich, aber einseitig, und das Mittelalter steht am höchsten. Eine Verbindung des Geistes beider Zeiten ergäbe erst die höchste Vollendung
Die. wissenschaftlihe Form dieser Monumental - Geschichte dcs Herrn Mertens erscheint uns so nen, daß wir, um Weiteres darüber mitzutheilen, noch mehrere Vorlesungen anhörei wollen, zumal der Vortrag des Red- ners nicht so bestimmt und klar ist, um nach einer Vorlesi:ng son hin- reichend unterrichtet zu sein. Herr Mertens i kein Redner, auch wahr- scheinlich nicht gewohnt, öffentl-ch zu sprechenz er thäte deshalb besser, statt des freien Vortrags einen vorher ausgea-beiteten abzulesen, Die öfteren Wiederholungen, das zu große Dehnen des Stoffes würde dadurch vermieden und dem Zuhörer turch beigefügte Ertlärungen eine klare Ein- sicht in die Absichten und Zwecke scincs Systems gewährt, Auch würde die Theilnahme im Publikum dadur erhöht werden, zumal wenu Herr Mer- tens sich noh entschließen könnte, die Vorlesungen auf einen anderen Tag oder wenigstens auf eine andere Stunde zu verlezen, um sich das dafür empfänglie Publikum, das jezt zum Theil durch die gleichzeitigen Vorträge des Dr. Puy abgezogen, zu gewinnen.
Alles dies that indeß den Beslrebungen des Herrn Mertens keinen Abbruch, denen wir unsere Anerkennung nicht versagen, und auf die wir mit vollem Necht das gebildete Publikum aufmerk:am machen fönuen. Ju der nächsten Vorlesung wird dersetbe noch mit der Einleitung fortfahrea und eine Uebersicht der Studien der Monumenta!-Geschichte geben z es wird dabei der hohe Standpuult, zu welchem diese Wissenschast süh:t, näher be- zeichnet werden müssen, Die systeinatische Eintheilung dcs ganzen Stoffes der Geschichte der Bau - Deukmäler giebt das im Buchhandel erschicnene Programm nach allgemeinen Weltlagen und Cyfklen, auf das wir zur wei- teren Kenntnißnahme verweisen.
Untersuchung des Sirokko-Staubes und Blutregens, welher am 17. Oktober 1846 mit dem Orkan bei Lyon gefallen.
In der Sizung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 5, No- vemberx- v, J, theilte Herr Ehrenberg die Resultate seiner mifroskopischen Untersuchungen des Sirokfko-Stgubes und Blutregens mit, welcher am 17, Oftober mit heftigem Orkan bei Lyon gefallen, und von dem der Dr. Lortet
in Lyon ihm cine Probe übersandt hatte, Das Schreiben desselben giebt folgende furze Schilderung des Sturmes : _
„Das Unwetter kam übec die Bergfette des Ardèche - Distrikts mit Nordwest Wind, Gleichzeitig, von 7 Uhr Morgens an, verduntelte sich der Himmel außezordentlih über Grenoble. Man hatte daselbst erstickende Stöße eines südöstlihen Sirokfko's. Zugleich mit blutartigem Regen fiel der (eingesand:e) fehr reihlihe rohe S:aub, von dem die Postwagen 1 bis 3 Linien hoh bedecki winden, Nur am Abend von 6 Uhr bis Mitternacht war der Orkan in Lyon bemerkbar, und der Staubfall war von 65 bis 115 Uhr deutlich (wie in den Distrikten der Jsère, Drôime und Ardèche), Der Regen war nicht übermäßig, aber der Himmel erschreckend, Es gab zwei Heerde des Unwetters, einen im Süden, den andcren im Nordwesten. Von Minute zu Minute wesclten die Winde, Bliye vou merkwürdiger Stärke durchstr:iften den Himmel, nicht vertikal, sondern horizontal und durchliefen mehr als # des Umkreises. Bei jedem Blize verdoppelten die “auf der Flacht befindlichen Zugvögel ihr verzweifeltes Geschrei, Jn den Straßen, in offenen Zimmern, in Schornsteinen fing man Enten, Wachteln, Kram- metsvögel, Amseln, Nachtigallen, Fliegeushnäpper u. #. w.“'
Der bei La Verpillière unweit Lyon gesammelte Meteor -Staub hat folgende Charaftere gezcigt : /
“ 41) Von Farbe war der sehr feine Staub trocken oergelb, beim An- feuchten mit Wasser rostroth, deutlich cisenhaltig.
2) Bei der geringsten Bewegung verstäubte derselbe sogleih und war in seincn Theilen leichter verschiebbar, als Mehl,
3) Die mechanische Zusammenseßung ergab sih unter dem Mikroskop als aus schr verschiedenen Dingen bestehend, abcr nirgends mit entschieden vulkanischen Theilen gemischt. Sehr feine saudartige Quarztheilhhen und unrcgelmäßige röfhlihe Theilchen bildeien mit cinem noch feineren gelb- lichen Mulme die Hauptmasse, worin so viele bejlimmbare Fcagmente klei ner organischer Körper zerstreut lagen, daß jedes kleinste untersuchte Staub theilhen deren enthielt.
Es ließeu sich darin 73 Spezies nahweisen, nämli 39 Pokygastrica, 25 Phytolitharia, 3 Polythalamia, 95 weiche Pflanzenihcile und 41 Jusek« tcn-Fragment.
Diese Beimischung erkennbar erhaltener Körperchen betiägt etwa (125 pCt.) des Volumens, Ob die übrize Hauptmasse unorganischen Ur- sprungs oder auch noh durch ins Unkennbare veränderte organische Kiesel- und Kalltheilhen wesentlih bedingt sei, hat sicy nit ermitteln lassen. Be- sonders drängt sih die Vermuthung auf, daß ein Theil des gelblichen, löx- nigen, sehr- feinen massenhaften Staubes vielleicht der Gallionella ferru- ginea angehört, die aber nicht deutlih genug erfannt wurde.
Wer sih dem ersten unwissenschastlichen Eindruck hingiebt, iönnte sa- gen, es ‘verstehe sih von selbst, daß in dem Staube der Oberfläche, den
Herr Martin wird übrigens, wie verlautet, da er einen Schlag-An= fall gehabt, zu seiner Herstellung eine Reise nach Jtalien machen und in der Verwaltung der Justiz und des Kultus von dem Minister der öffentlihen Arbeiten, Herrn Dumont, vertreten werden. Unter einer Artillerie - Salve, welche die Beendigung der Ceremonie verkündete, entfernten sich der König und die Königliche Familie aus der Kam- mer und kehrten, vom Zuruf der Versammlung und unterweges von dem der Truppen und der National-Garde begleitet, nah den Tuile=- rieen zurü,
Die Urtheile der verschiedenen pariser Blätter über die Thron- Rede sind auch diesmal eben so abweichend unter einander, wie ge= wöhnlich. „Es ist“, bemerkt Galignani?s Messenger, „Üüher= haupt seit der Revolution ven 1830 feine Thron-Rede gehalten wor- den, die niht von den ministeriellen Journalen bis in den Himmel erhoben und von den Oppositionsblättern eben so stark angegriffen worden wäre. Unsere Leser werden daher über die Meinungs-Verschiedenheit nicht erstaunen, die sich auch über die gestrige Thron-Rede unter un= seren Kollegen wieder fundgiebt,“ Die Presse will aus der Rede hervorblicken sehen, daß die Verhältnisse zwischen Frankreich und England sich in einem {limmen Zustande befänden, Der Consti= tutionnel bemerkt ebenfalls, jedes Wort zeuge von der Zerstörung des „herzlihen Einverständnisses““. ;
Die Herzogin von Bordeaux hat aus Frohsdorf vom 6, Dezem- ber an Herrn von Chateaubriand auf seinen Glückwunsh zu ihrer Vermählung geantwortet: „Mein Herr Vicomte! Nah Gesinnung und Gefühl Französin geworden, bin ich stolz und glücklih, daß meine Vermäh!ung für mein neues Vaterland eine Gelegenheit war, Jhre Stimme, einen Ruhm Frankreichs, zu demselben wieder von Hoffnung und Freude sprechen zu hören. Ja, lassen Sie uns mit Eifer für das Grdeihen unseres theuren Landes beten, und Gott wird endlich den Tag andbrechen lasscn, wo Frankreich nicht länger seine ihm er- geb?ndsten Kinder fern hält, Empfangen Sie 2c. Marie Therese.“
- Vargestern sind in der Bank von Frankreih mehrere Packwagen mit Silberbarren eingetroffen, die einen Theil des Anlehens bilden, weiches sie in London gemacht hat, Der Ueberrest der zwanzig Mil= lionen wird in einigen Tagen erwartet. Es werden diese Barren sofort in die Münze wandern, um in Fünffrankenstücke umgewandelt zu werden, ;
zch Paris, 12. Jan. Die Thatsache der Spaltung in der Opposition, die wohl niht mehr zu bezweifeln is, war auch gestern unter den Deputirten im Konferenz -Saale vor Beginn der Köuigli= hen Sißung der Gegenstand lebhafter Gespräche unter vielen Grup-= pen. Lie Herren Billguit und Dufaure beobachteten gegen Herrn Thiers eine mehr oder weniger gezwungene Haltung. Man versichert wirklich, der zur cigentlichen Linken gehörende Deputirte Herr Lher- betie wolle in der Debatte über die Adresse die vom Ministerium in den spanischen Heirathen befolgte Politik in einer förmlichen Rede von der Tribüne aus vertheidigen. :
Herr Thiers kam in einer prächtigen Equipage nah der Kam= mer, wo seîue vertrauten Freunde ihn sogleih umringten und begrüß= ten, Er sieht sehr munter aus und scheint täglich an Wohlbeleibt= heit zu gewinnen, Herr Guizot hat durhaus noch immer jene eruste, mänulihe Haltung, die zu der Beweglichkeit des Herrn Thiers einen so auffallenden Kontrast bildet. Das Aussehen des Herrn Guizot scheint übrigens darauf hinzudeuten, daß seine längere Zeit sehr an= gegriffen gewesene Gesundheit sih wieder etwas befestigt hat.
Die Versicherung der Thron-Rede, daß der allgemeine Welt= friede werde aufrecht erhalten bleiben, wurde an der Börse mit allge=- meiner Besfricdigung vernommen und schien einen Augenblick günstig auf den Stand der Rente einwirken zu wollen, allein dieser erste Ein= druck vermochte dessenungeachtet nicht die fortwährenden Besorgnisse zu entfernen, welhe die finanzielle Lage im Allgemeinen erweck. Man hatte von vielen Seiten auch sich Hoffnung gemacht, die Thron-Rede werde anédrüdlich der Maßregeln Erwähnung thun, welche die Re- gierung zur Erleichterung der Lage der Eisenbahn-Gesellschaften den Kammern vorzuschlagen gedenke, Daß dies nicht geschehen ist, hat auh mit dazu beigetragen, die Rente und die Eisenbahn-Actien gegen Schluß der Börse wieder zum Weichen zu bringen. Viele befürchten, die Bank werde, troß der bedeutenden Aushülfe, welhe ihr mit baarem Gelde aus England zufließt, doch uicht im Stande sein, ohne weitere außerordentliche Maßnab men auf die Dauer allen Anforderungen zu entsprechen, die jeßt in so großem Umfang an sie gemaht werden. Man glaubt, der Staatöschah werde genü= thigt sein, in wenigen Monaten das Ganze der Summen, die er n0ch bei der Bank liegen hat, daraus zurüczuziehen, und die Nothwendig=
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ein Orkan aufwühlt und fortführt, auch allerlei mikrosfopische orgauische Theilchen scin müßten, und daß es bei der nothwendig gränzenlosen Va- riation derselben nicht der Mühe werth sei, dieselben zu verzeihnen.
Bei überlegtem wissenschaftlichen Forichen fauden sih jedo folgende Umstände auch hier bemerkenswerth, :
a) Der bei Lyon (La Verpillière) gefallene Metcorstaub gleicht, wie die früher untcrsuchten von Genua und Malta, nicht unserem gewöhnliche Lusi- und Gewitter-Staube, welcher in Europa, des selten ganz fehlenden Hum.:s und der vorherrschenden Bodenarten halber, eine mehr oder weni- niger hellgraue Farbe hat und nur in beshränkten Lokalitäten, wo die Obe: fläche ohne Humus-Decke is, von Lehm- und Eisenocker-Theilchen so selte: rötbhlih erscheint, daß es noch niemals die Aufmerksamkeit der Me- teorologen auf sich gezogen hat, so viel auch über Schwefel- Regen und ähnliche Dinge verhandelt worden ift,
b) Der Meteor- Staub von Lyon hat durch seine rostgelbe und im nasse Zustande rostrothe Farbe, seine große Feinheit, so wie durch seine chemishe und mechanische Zusammenseßung, gerade dieselben Charaktere, we!ch2 der im Atlantischen Ocean ohne Orkan regelmäßig, angcblih mit dem Passat-Winde fallende Staub besißt, in welhem Charakter die in Malta 1834 und die in Genua am 16. Mai 1846 gefallenen, die ganze Atmosphäre trübenden Staubarten überei1stimmen. j
c) Diese Uebereinstimmung zeigt sich nicht blos im Allgemeinen, son- dern auch auf höchst auffallende Weise im Einzelnen,
œ) Der Sirokkostaub vom 17, Oktober zeigt erstlih toieder beige- mengtie scltenere Seekörperchen bei vorherrschenden mitroskopishen Süfß- wasser-Organismen in seinec Mischung. Es siad bis jeßt darin fünf ent- schiedene Secformen ckannt, nämlich 2 fkieselschalige Polygastrica und 3 kalfschalige Polythalamia.
Nebeidiecs sind noch sechs, möglicherweise ebenfalls dem Meerwasser an- gehörige Körperchen darin beobachtet, deren Genera aber auch im süßen Wasser leben, sämmtlich Polygastrica. Es sind also vielleicht 14 unter 73, sicher aber 5 bis 8 Seeformen, die übrigen 2 — * sind entschiedene Süß- wasser- Gebilde des Festlandes.
68) Wie bei dem Atlantischen Meteor-Staube, so sind auch im Lyoner die Phytolitharien schr zahlreih, was auf wesentlihes Mübedingtsein der Erscheinung in terrestrischen Obe flähen-Verhältnissen, in Vegetationsresten, hinweist und die Ausbildung der Substanz im Luftraum selbs widerlegt,
y) Die an Jndividuenzahl vorherrschenden, häufigeren Formen im lyoner Staube sind dieselben, welhe in den acht früher verzeichneten At- lantischen Staubarten stets oder meist vorherrschend waren,
d) Von eigenthümlichen, nur in dem lyoner Staube, nicht in den übri- gen ähnliben Staubfällen, beobachteten Formen finden sich 14 Polvgastrica, 3 Phyotolitharía, 1 Polythalamía, 2 weiche Pflanzen-Fragmente, 1 Jnsekten- Fragment.
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keit, noch weitere beträhtlihe Ankäufe von Getraide im Auslande zu machen, werde nit erlauben, den für den inneren Umlauf nöthigen Betrag an baarem Gelde im Lande selbs zu erhalten. Man sagt ferner, die großen Banquierhäuser, welche den Stand der Dinge ge- nau kennen, hätten bereits für sich Vorsorge getroffen dur den Ver- fauf von beträchtlihen Quantitäten Renten, weil sie darauf gefaßt seien, daß die Regierung sich in die Nothwendigkeit werde verseßt schen, von den Kammern Ermächtigung zur Aufnahme eines bedeu- tenden Anleheus noch vor Ablauf des Jahres zu verlangen. Man fügt hinzu, es sei aufs neue im Verwaltungs - Rathe der Bank die Rede davon gewesen, die Verfallzeit für die zur Auszahlung anzuneh- menden CEffekren vou 90 Tagen auf 60 herabzuseßen, und dieser Vor-= shlag habe nicht so großen Widerstand gefunden, als eine Erhöhung des Zinsfußes. Ja man versicherte sogar, die Bank werde unfehl- bar noch im Laufe dieser Woche eine Maßregel treffen müssen, um den außerordentlihen Begehr nah baarem Gelde zu beschränken, welcher jeßt an sie ergeht, Diese Zunahme des Begehrs will man zum Theil aus dem höheren Zinsfuße in Deutschland erklären, da derselbe dort fast überall jeßt 6 pCt, betrage, bei der Bank von Frarkreich aber immer noch nur 4, und darum sei es nicht zu ver- wundern, daß man von allen Seiten an diese sich wende, so daß sie in Gefahr fommen fönne, ihre leßten Hülfequellen sich entzogen u sehen,
#4 B ide Kammern haben heute ihre erste öffentlihe Sihung ge- halten. Die Pairs - Kammer begann die ihrige unter dem Vorsibe ihres Präsidenten, des Kanzlers Herzog Pasquier, etwa um 15 Uhr. Der Präsident verlas zuerst die Thron=- Rede, worauf nach einigen unbedeutenden Geschäften zur Erneuerung der am 18, August gebil- deten Büreaus geschritten wurde, Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten war in der Sihung anwesend und legte die Doku- mente in Betreff der spanischen Heirathen und der Einverleibung von Krakau auf das Bürcau nieder. Dieselben sollen gedruckt und morgen an die Pairs vertheilt werden, Mehrere neue Pairs wurden eingesührt, nämlich die Herren Jannin, Lafond, Raynard, Schauen- burg, Wüstemberg, Troplong, Pontois und Langosse. Die Kammer zog sih dann in ihre Büreaus zurück, um die Präsidenten und Se- cretaire derselben, ferner die Mitglicder der Petitions-Kommission und die Mitglieder der Adreß- Kommission zu ernennen, Bei Postshluß war die öffentlihe Sißung noch niht wieder aufgenommen.
In der Deputirtea - Kammer, deren Sihung heute unter Vorsiß des Präsidenten Sauzet um 1 Uhr eröffnet wurde, wurde zuerst ein Screiben des General-Lieutenauts Facqueminot, als Kommandanten der National - Garde des Seine = Departements, verlesen, welcher der Kammer einen Ehrenposten der National - Garde für die Daucr der Session zur Verfügung stellt. Auf Antrag des Präsidenten beschloß die Kammer, ein Danfkschreiben an den General zu richten. Der Minister des öffentlichen Unterrichts, zu Lectoure und Evreux zum Deputirten gewählt, erklärte, die Wahl für Evreux anzunehmen, Der Präsident bestimmte die Vertheilung der Deputirten auf die neun Büreaus durchs Loos für den Monat Januar. Er lud dann die Deputirten, welche der gestrigen Sibung nicht beigewohnt, zur Eidesleistung ein, eben so diejenigen, welche dies noch niht aus an- deren Gründen gethan, Etwa zwanzig Deputirte leisteten den Cid, Auf Einladung des Präsidenten zogen sich hierauf sämmt= lihe Deputirte in thre betreffenden Büreaus zurück, um zur Ernennung der Präsidenten und Secretaire derselben zu schreiten. Diese Operation nahm fast anderthalb Stunden in Anspruch, und das Resultat war, daß alle Präsidenten und Secretaire, wrlche ernannt wurden, ohne Ausnahme der fonservativen Majorität angehören. Un= mittelbar darauf wurden auch die Mitglieder der Petitions-Kommis= sion von den Büreaus ernannt. Um 3 Uhr wurde die öffentliche Sihung wieder aufgenommen, Herr Matter erstattete Bericht über die Wahl des Generals Lamoricière zu St, Calais im Departement der Sarthe. Die Wahl wurde auf den Antrag des Berichter- statters für gültig erklärt und die Zulassung des Generals ausgesp10- hen, der aber bekanntli in diesem Augenblicke auf seinen Posten in Oran sich befindet. Eben so wurde auf den Bericht des Herrn Saunac die Wahl des Her:n Daudigne de la Chasse für gültig erklärt und derselbe zu- gelassen, desgleichen Herr Hennecourt und Herr Lavielle, dann Graf Thiars für Chalons an der Marne, für welhe Wahl sich dieser dop- pelt gewählte Deputirte erklärt hatte. Die Entscheidung über die Wahl des Herrn Bethmont zu La Rochelle wurde vertagt. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten verlangte sodann das Wort für eine Mittheilung der Regierung. „Jch habe die Ehre““, sagte er, „auf das Vüreau der Kammer die Aktenstücke bezüglich der spanischen Heirathen und der frafauer Angelegenheit niederzulegen, Jch
Ganz neu sind unter diesen 21 Formen nur zwei so wohl crhaltene, daß sie bestimmbar geworden, nämlich Cocconcis atmosphaerica und Ennotia? laevis und vielleicht drei Fragmente, welche jedenfalls unbekann- ten Formen (Polygastrica) angehören. Ueberdies scheint das zierlich ge- lappte vegetabili\he Schüppchen seiner Eigenthümlichkeit halber unter die nicht Europäischen neuen Körperchen gezählt werden zu müssen, Die übrî- gen 15 Formen sind hon betannten Arten ganz ähnlich.
e) Die Hauptmasse aller dieser 73 Formen is europäish, Viele sind auch aus anderen Welttheilen bekannt, Keine Form is bezeihnend afrika- nisch, feine asiatish, aber zwei sind wieder dahei, welche sür Süd - Amecriia charafteristisch zu sein scheinen, nämlih Eunotia pileus und Himantidinm Zygodon.
s Da die im lyoner Staube allein beobach‘eten und die überhaupt nur in diesen Staubarten vorgekommenen sicben Formen fein terrestrisches Va- terland bezeichnen, so gehi von diesen vielleicht später cine weitere Entschei- dung aus,
Ennotia Pilenus, als amerifanishe Charafkfterform, is insofern jeßt weniger scharf bestimmcend, als sie auch aus Spanien neuerdings einmal erkannt worden , allein sie ist nur in cinem Exem-lare, ciner todten Schale, aus Spanien und in zahllosen lebenden Exemplaren aus Guiana beobachtet, mithin doch immer noch wahrscheinlicher von hier, als von doit,
l) Daß der rothe Staub in seiner Mischung mit dem Regen am 17. Ofîtober cin blutartiges Gewässer gebildet hat, wie die Zeitungen vielfach berichtet haben, is insofern bemerkenswerth, als diese Ait von blutfarbigen Meteoren hiermit zum crsrenmale eine sichere Ermittelung findet.
g) Ganz besonders bemerkenswerth is bei diesem Staubfalle, daß,ungeachtet seiner Uebereinstimmung mit den Atlantischen, die stets todte und lcere Schalen von Organismen zeigten, si darin Eunotia amphiopys öfter mit ihren grünen Eierstöcken, also lebensfähig, vorgefunden hat.
Es ergeben sih hieraus folgende allgemeine Resultate und Charaktere des neuen Sirokto-Staubes :
1) Der Staub des Sirokko - Orkans vom 17, Oktober 1846 bei Lyon ist von gewöhnlichen europäischen und nord - afrikanischen Staubarten ab- weichend, aber durcha:1s übereinstimmend mit den meteorischen Staubarten, welche seit 1830 im Atlantischen Ocean bei den capverdischen Jnseln und mit Sirokko bei Malta und Genua beobachtet worden sind. Die Proben dieser sämmtlichen Staubarten sind wie aus einem und demselben wohl gemischten Päckhen Staub entaommen, obwohl ihr höchst verschiedener Ursprung sammt unberechenbae großer Masse völlig sicher sind.
2) Außer der Windrichtung (welche, den neuesten Forschungen der - Meteorologen zufolge, kein Kennzeichen vom Ursprung der Stürme bildet) spricht kein innerer noch äußerer Charakter des Staubes für seinen Ursprung aus Afrika, aber es finden sich darin wieder mehrere in Süd-Amerika vor- zugsweise oder allein einheimische Formen,
3) Auch der lyoner Staub kann nicht ‘aus dem tiefen Jnnern eines
abe Weisungen gegeben, daß diese Aktenstückde \chleuni
derd wies J glaube, sie werden {on e 2 At
werden können.“ Die Kammer seßte nun die Prüfung der Wahl=
Vollmachten fort. Es wurden definitiv zugelassen : die Herren Drault
(dessen Wahl, zuerst bekanntlih umgestoßen, zu einer neuen geführt,
au einen Prozeß veranlaßt hatte), Berryer, Foult, Convers und
Ressignac. Hierauf verlangte der Finanz=-Minister das Wort für eine Mittheilung der Regierung. Er legte vor: 1) den Geseh= Entwurf für definitive Regelung der Rehnungen des Verwaltungs= jahres 1844; 2) den Geseß = ntwurf, betreffend die Ergänzungsch- und außerordentlichen Kredite für 1846; 3) das Budget der Ausga= ben und Einnahmen für 1847. Auf Antrag des Präsidenten beschloß die Kammer, alle dreiGesez-Entwürfe in ihren Büreaus vor Diskussion der Adresse zu prüfen, Herr Lepelletier d’Aulnay machte nun Bemerkun= gen über die seit cinigen Jahren stets zunehmenden Ausgaben. Die Grundsteuer und die Patentsteuer seien gestiegen, Die indirekten Steuern hätten einen unverhecfften Ertrag geliefert, und doch hielten die Einnahmen erstaunliherweise den Ausgaben noch nicht das Gleich= gewicht; das Budget schließe noch immer mit einem Defizit ab, Er habe die Aufmerksamkeit der Kammer vor Ernennung der Commissaire für Prüfung des Budgets auf diese Umstände lenken zu müssen ge- glaubt. Er beantrage die Ernennung derselben auf dem Wege des Sfrutiniuums in öffentliher Sißung. Auf solche Weise könn- ten einige Oppositions = Mitglieder unter die 418 Mitglieder der Kommission gelangen. Der Präsident brachte unter tiefer Stille diesen Antrag zur Abstimmung, Die erste Abstimmung war zweifel- haft, nah der zweiten erklärte das Büreau den Antrag für ver - worfen. Der Handels-Minister verlas dann von der Tribüne einen Geseß-Entwurf über die Einfuhr ausländishen Getraides. Nächsten Donnerstag wird in den Büreaus die Adreß-Komumission ernannt werden.
Großbritanien und Irland.
Londo, 11. Jan. Die Protectionisten haben sich vorgestern mit Lord Stanley an der Spiße auf dem Landsiß des Herzogs von Newcastle in Clumber-Park, Grafschaft Nottingham, versammelt, um ihren Feldzagsplan für die bevorstehende Parlaments-Session zu be- rathen. Vor einigen Tagen fand au in Chelmsford eine Versamm- lung des Landbau-=Schußvereins von Essex statt, worin — wie u mehreren anderen ähnlichen Versammlungen im Laufe dieser Woche — gegen die Malzsteuer Beschlüsse gefaßt wurden, und worin Sir J, Tyrrell anzeigte, er sei ermächtigt, mitzutheilen, daß die Leiter der Partei dem Parlamente einen Plan vorlegen würden, um den durch Nachlaß der Malzsteuer entstehenden (und nicht unbeträchtlichen, es handelt sich um wenigstens 4 Millionen) Einnahme- Ausfall zu decken.
Das fo eben zurücgetretene Parlaments - Mitglied für Middle- sex, Herr Byng, das älteste Mitglied im Unterhause, ist gestern ge- storben. | Das Schiff „Mormion“/ hat gestern neuere Nachrichten aus den Bereinigten Staaten, aus New-York bis zum 418. Dezember, nah Liverpool“ gebraht. Es wird nihts von Bedeutung gemeldet. Das amerikanishe Geshwader an der mexikanischen Küste bereitete sich vor, mehiere Küstenstädte zu erobern.
B elg 4e R.
Brüssel, 13. Jan. Gestern hat die Repräsentanten-Kammer sich wieder versammelt. Der Minister des Junnern legte ihr einen Geseß-Entwurf über eine neue Repartirung der Senatoren und Re= präsentanten vor, Darauf wurde die Diskussion des Justiz=Budgets eröfsnet,
Md der vorgestern in Nivelles stattgehabten Senatorwahl in Folge des Ablebens des Baron d'Hooghvorst trugen die Liberalen wieder einen Sieg davon, indem ihr Kandidat Mosselman-Düchenois 619 Stimmen erhielt, während der Kandidat der ministeriellen Par= tei nur 450 Stimmen hatte.
M Wet
Kanton Vern. Die eidgenössishen Abgeordneten Stockmar und Wieland sind am 8. Januar Abends wieder von Freiburg in Bern eingetroffen, Jhre Mission scheint niht ohne ein befriedigen= des Resultat zu scin. Sie wurden mit allem Anstande empfangen und ibnen die üblichen Ehrenbezeigungen erwiesen. Noch wichtiger aber sind die Versicherungen, welche ihnen der Staatsrath bezüglich des einzuhaltenden Verfahrens gegen Murten und die an dem Auf- stande Betheiligten machtez ste dürften zur Beruhigung der freibur= gischen Bevölkerung in den Aemtern Murten und Stäfis und ihrer
Festlandes, sondern nur von einer Küsten-Gegend stammen, wenn er über- haupt einfachen Ursprungs is, weil er jeßt lebende Seeformen enthält,
4) Die Mischung dieses neuen Sirokko - Staubes is wieder nicht blos dem räumlich schr fernen der Capverdischen Jnseln, sondern auch dem schon seit 16 Jahren dort gefallenen so sehr gleich, daß der Unterschied durch die llebereinstimmung weit übertroffen wird und im Mangel der Kenntniß zu liegen scheint. j
5) Eine so gleichförmige Mischung in so großen Mengen und bei so großen Raam- und Zeit-Unterschiedenen kann, wenn auch die Untersuhun- gen nur kleine Mengen betreffen, weder von einem beschränkten Punkte aus- gehen, wo ja andere nasse Jahreszeiten andere Organismen bedingen, noch überhaupt cine unbedeutende momentane Aufregung eines örtlihen Staubes durch Wirbelwinde sein. Sie scheint einem konstanteren Verhältnisse, einem fonstanten, schwebenden, sich lange und immer von neuem mischenden Staubnebel angehören zu müssen, welche ein zufällig dazutretender Orkan in beliebige Richtung verbreiten kann,
6) Înwieweit gewisse historische Arten des Höhrauchs (natürli den vom Torfichwelen stets ausgenommen) mit dieser Erscheinung zusammen- fallen, läßt si jeßt nicht feststellen, aber die Andeutung einer Möglichkeit solchen Zusammenfallens scheint nüglich zu sein,
7) Die Gesammtzahl der in den bis jeyt untersuchten, so auffallend übereinstimmenden neun Staubarten aufgefundenen organischen Körperchen bcträgt nun 119 Spezies, nämlich:
Polygastrica .…........ 57 Ls Me 46 Po ythalamia E e 8
Weiche Pflanzentheile.. 7 Junsekten-Fragmente 119, 15k Von diesen sind 17 Arten — 8 Polythalamia, 7 Polygastrica, 2 Phy- tolitharia (Spongolithides) — dem Meerwasser angehörig, die übrigen 102, mit Ausnahme vielleicht der wenigen neuen Arten, sind üßwasser-Gebilde, 8) Es gicbt in dem neuesten Staube lebend D E Formen, welche jedoch der Jdece cines verbreiteten Lebens in S L Ge keine wisscnschaftlih bedeutende Nahrung geben, Die Por Bares sind Erdgebilde, 9) Der Staub hat keine Spur oulfanischer S die Erse : 10) Gleichzeitig mit Negen fallend, bewirkte er die Erscheinung rother
i : Gemü tartiger) Gewässer, ps E E em en bedingende Sirokko des südlichen Europas, begleitet von einer staubigen, orangefarbenen Atmosphäre, scheint allerdings, wie es von Herrn Ehrenberg vermuthet worden war, rege mahig (Malta, Genua, Lyon) den atlantischen organischen Staub weit über Europa zu
A Zrofiin Interesse würde cs sein, zu erfahren, ob bei dem Orkan
vom 12, Oktober in Havaña ein ähnlicher Staub gefallen sei,