1847 / 18 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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dem „falten, berehnenden Verstande““, „der Aufopferung", „Uneigennüpig- |

keit“ auch nicht viel. Denn der Marr „sinkt immer noch leichenblaß auf den Stuhl“, wenn ihm ein Plan mißlingt, und „ihm wird erst leichter ums Herz, als er weinen konnte,“ Die Organisation solcher Verbindungen macht sich so, Alle machen mit, aus dem augenblicklichen Bedürfniß heraus, und E stellt sich die Eitelkeit vor, das, was geworden, sei die Berechnung e r- findung „seines Selbstbewußtseins““ gewesen. Was wird sich nicht ger über die politishe Combination seines eigenen Buches, das er dos A / seiner Eitelkeit verdankt, wenn auch sonst Nebenabsichten mit nber E j \elb| vorlügen? Und mit der Aufopferung is es auch so weit nit M, denn das Opfer hängt genau mit einer ristenzfrage zusammen de | die Führer sonst nichts sein, sons keine Rolle spielen können, N mene sie „ihre Carrière““ durch die Propaganda. Dies is auch die 4 E 4 Marr's, der selbst weiß, daß er nicht gefährlich ist und gar Lm e er eigentlih verbrochen hat, sonst wre er nicht ruhig nach Deu | urüdgekehrt. ( L

à o bitzden mag man sich aber doch hüten, die Gan o | gering anzuschlagen, wie das oft fast sollte man glauben absi | lich —. von der Presse geschieht, welche vergißt, daß das Propagandamachen nicht gefährlich is im einzelnen Fall, sondern weil es immer eine Disposi- tion zurüläßt, die niht zum Frieden führt, Es sind bei alledem Verhee- | rungen genug unter den Arbeitern angerichtet und Hunderte um die Zufríe- | denheit und Lebensfreude betrogen worden. Es handelt sih_ja au nicht um Marr und die vier Sectionen der Propaganda in der Schweiz; diese werden die Welt nicht umkehren ; aber sie sind von cinem gewaltigen Prin- | zip getragen, das sie fals aufgefaßt und woraus sie falsch organisirt ha- | ben. Dieses Prinzip trägt Segen oder Fluch in sich, aus diesem Prinzip rollt das Vereinswesen und anderes Große der Zeit heraus, aber dieses | Prinzip wird zum Ungeheuer, wenn uh Zeit nicht Acht hat.

Aber wird man uns fragen: Warum bringt ihr ein e eits | gust 1845 todte Sache jezt wie ein Gespenst hervor? ; |

Mair hat, wie er in seinem Buche erzählt, als Hauptmittel, um in Deutschland Propaganda zu machen, die Gründung ciner demokratischen | Buchhandlung, die Verbindung mit dem Liberalismus, die Verbreitung auf- | regender Schristen durchzuseyen gesucht und giebt genau die Kunstgriffe | und technischen Mittel der Verbreitung solcher Schristen durch Colporteure, | Handwerker, Contrebandiers 2c. an. Nun isst zwar Marr, wie er sagt, in | seiner „Carrière“ gestórt worden, die Sache selbst aber scheint in Ausfüh- | rung gekommen zu sein, Denn genau in der angegebenen Art | mit ähnlihen Kunstgriffen wurden an den von Marr bezeich- | neten Orten Deutschlands Pamphlete und Flugschriften oder | fliegende Blätter geheimnißvoll verbreitet, / j |

Marr belehrt uns ferner, daß die Propaganda durch ihre Auflösung ! gerade „dic Erfahrung gemacht habe, daß das Ausland wohl ein Boden | ist, welher den Samen der auf Deutschland berechneten Bewegung aufneh- | men, aber nicht zur Reife bringen kann“, dies kann also wohl nur | in Deutscbland selbst geshehenz er meint, „daß dur die Auflö- | sung der Propaganda ihre Jdeen nur um so leichter nah allen vier Win- | den verbreitet werden“, und pocht darauf, „daß, troy aller Verbote, neue polítishe Vereine unter den Handwerkern entstehen müßten,“ Die Disposi- |

tion is also noch da, nur mit dem Unterschied, daß nun in Deutschland | operirt werden soll, und wahrlich, die jüngsten Ereignisse in Berlin, die Verhaftung einiger Handwerker und ihrer Verführer, weisen nur zu deutlich auf einen ernsten Konnex mit den fremden Propa- ganden und werden es rechtfertigen, wenn wir die Blüthen , die sich in der Schweiz entfaltet haben, genau schildern, damit man über die Keime ! in Berlin nicht zu leicht hinweggehe. \ | | |

Endlich aber haben auch noch einige Schriftsteller, deren Konnex mit dem „Bourgeois + Liberalismus“ deutli auf der« Hand liegt, einen noch über das Prinzip der Propaganda hinausgehen- den Fortschritt versucht,

Diese zweite Phase der, Revolution“ besteht darin, daß diese Männer, voran Karl Heinzen und Freiligrath, nicht mehr blos vorbereiten, sondern bereits zur Revolution selbst, zur Realisirung ihrer Jdeen, aufrufen, ihre Pläne bercits an bestimmte Thatsachen anknüpfen, bestimmte Mittel der Ausführung angaben und nicht blos die Handwerker , sondern alle Stände, namentlich aber das eigentliche Proletariat unter den eben jeyt für günstig gehaltenen äußeren Umstän- den in den Sirudel hineinzichen möchten, Sie halten sich nicht an ein System, wie die Sozialisten, sie beschränken sich nicht auf Atheismus und Demokratie z sie nehmen Alles als Waffe, ob gut, ob schlecht, die Verleum- durg, den von den Sozialisten so verachteten „Fürstenhaß“" und die

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nterstüßen. Um die Unwissenden aufzuklären, mag mit Uebergehung der eute Ls Angriffe auf Personen‘ aus i neuesten Pamphlete Heinzen's

| nur Einiges folgen, was für die neue Phase der „Revolution“ und ihre

Mittel bezeichnend is,

„Heinzen betrachtet die ganze Gewalt, welcher das deut- \che Volk gehorcht, mit allen ihren Mitteln und allen ihren Einrichtungen, als völlig unberechtigt, als völlig usurpirt, als v TTEE Vernichtung geweiht.“

„Der Willkür der reactionairen Revolution seßen wir“, sagt er, „die un- gebundene Sprache der progressistishen Revolution entgegen. Wir basiren unser Recht, zu sprechen, nicht auf den jeßigen nihtêwürdigen Zustand; wir schlagen uns durch auf das Gebiet einer wahrhaft menschlichen Gesell- schaft, nehmen diesen Zustand als ein Besißthum vorweg und greifen Me Érhalter des jegigen Zustandes als eindringende Räu-

er an,

„Wie der westindishe Sklavenzüchter darauf besteht, daß der Neger fein Mensch, daß er nur gleichsam zur Kompletirung des Vichstandes sei- nes Besizers bestimmt sci, bis endlich der Dolch des Gepeinigten mit leserliher Schrift das Zeugniß seines Menschenthums

' dem Peiniger in das verhärtete Herz schreibt, so bestchen jene

34 Sflavenzüchter Deutschlands darauf, daß das Volk ihr angestammtes Eigenthum sei daß es als Volk entbehrlih sei 2c. 2c. Möge sich die Achnlichkeit dieser deutshen Sklavenzüchter mit den westindischen

* auch bis auf die leserliche Handschrift erstrecken! 2c.“

„Rache, Rache soll dem deutschen Volfe in die Ohren geschrieen wer- den, denn nur Rache kann seinen Treibern gegenüber Gerechtigkeit sein,“

„Es is Thorheit der Unmündigen, an eine Zukunft des Königthums zu glauben, Die Zukuaft der Politik ist, wie mit der Zeit jedes Kind einsehen wird, republikanisch,““ „Wer über das ABC der Politif hinaus ist, der weiß, daß Königthum und Volksrecht, wie Königthum und Vernunft, unvere'nbare Widersprüche sind.““

„Die friedliche Entwickelung, der friedliche Uebergang durch eine Constitution zur Nepublif ist nicht mehr möglich,“

„Das deutsche Volf wird also eine Revolution machen, eine gründliche; es wird alle scine Unterdrüker und Blutsauger aus dem Lande jagen und eine Föberativ-Republifk errichten, Erst dann wird es ein

| deutsches Volk, eine deutsche Einheit, ein deutsches Leben, eíne deuische

Ehre, ein deutsches Gli geben.“ „Wir müssen deshalb zuerst dem Worte Revolution den Cours erringen, den jeyt das beliebte Wort „„Geseplichkeit“““ hat,

| Denn Geseze giebt es nicht, wo die Geseze keine Volisgeseye sind, Euer

geseyliher Weg is der Weg zum Verderben, nicht zur Freiheit.“

„Erkennt es und gesteht es, daß ihr, die Preußen voran, das Banner der Revolution erheben müßt. Eure einsitigsten Bolksmänner haben dies längst erkannt, und sie würden es offen erklären wenn sie sich sicher wüßten.“

„Vor Allem müssen wir sodann die Revolution zu Ehren bringen in den Köpfen der Soldaten. Wir müssen jeden Solda- tin „,„forrumpiren“'““, d, h. humanisiren, jeden zum „„Verräther“‘“‘, d. h. zum Sohn des Volkes, machen. Und das Militair wird, wie wir hoffen, sobald das Volk ihm als solhes mit einer Jdee auf der Fahne gegenübcr- stcht, den Beweis liefern, daß es zu ihm gehört, Und dies Einverständnis zu sichern, darauf muß mit allen Mitteln durch Aufflärung ter Soldaten, namentlich der Landwehr, hingewirkt werden.“

„— Denn es muß dahin kommen, daß das Militair massen- weise infizirt wird, denn die Massen desselben, nazaentlih in eíazelnen loyalen Landestheilen, Grafschaft Mark, Pommern, Brandenburg 2c., sind noch in jenem rohen Taumel befangen, welcher den Soldaten zum blinden Sklaven nah der cinen und nach der anderen Seite zum viehischen Un- menshen umwandelt. Vieh, ja, Vieh waren sie, wilde Thicre in Uniform, mit Tiegerbestien und Negerhunden in eine Klasse gehörig.“ 1c.

Dann muß gezeigt werden, daß Republiken viel wohl- feiler sind. „Von dem, was die deutsben Höfe mit ihrem Anhang ver- schlingen , könnte ein ganzes Volk von freien Bürgern existiren.“

Ferner „muß die Polizei in einem vernünftigen Staat von den Gemeinden, von den Bürgern selbst geübt werden,“ Und wenn es losgeht :

„Nur nicht mehr zurückgehen, wenn man einmal ange- fangen hat. Die Lehre heißt: kommt ihr (das Volk) einmal ans Auf- spielen, namentlich mit Flinten und Pflastersteinen in der Hand, so spielt so lange, bis der Feind nit mehr bekennen kann.“ Den kölner Bürgern namentlich ruft er zu, schr erbittert über ihre friedliche Mitwikung zur

schamloseste Bettelei‘“. Es iff aber schr die Frage, ob es im Juteresse der „deutschen Bürger“ | ist, bei ibren Zweckessen für Heinzen Geld zu sammeln und wohin sie noch | durch das momentane Vergnügen einer kleinen Demonstration geführt wer- den. Doch die Meisten wissen nicht, wie die Absichten derer sind, die sie

Herstellung der Ruhe: „Seht ihr ein andermal das Volk wicder die Faust erheben, so haltet sie niht zurück, wenn der Moment euch günstig scheint, sondern gebt ihm die rehte Fahne und das Schwert in die Faust und stellt euch an seine Spiye. „Es lebe die Freiheit, es lebe die Republik!‘ Nieder mit dem Berlinerthum! Aber keinen vorzeitigen Krawall, Erscheint

aber die rechte Zeit, dann mit Todesverachtung hinein und die bürgerlihe Landwehr mit der Fahne voran.“

Und nun der Schluß: „„Menschengefühl, Gerechtigkeit, Schmerz, Grimm, Rachelust, kurz, all* ihr treibenden Mächte der Menschenseele, ih srage euch: wann wird endlich der Tag an- brehen, wo diejenigen nah dem Wanderstab der Flüchtlinge greifen, deren henkerische Zuchtruthe bisher so manchen Edlen in die Fremde und in die Verzweiflung jagte ?““

„Wäre mit einem Dolchstoß Gerecbtigkeit zu schaffen wir gestehen es offen wir grissen nah dem Dolch statt nach der Feder!“

Bis dahin Heinzen: Nun, um den Kranz patriotisher Tugenden auch mit der Schönheit zu schmüden, eine Probe von Freiligrath's Poesie, nah der Melodie des „ça ira“:

„Frisch auf denn, springt hinein, frisch auf! Das Dek bemannt!

„Stoßt ab! Stoßt ab! Kühn durch den Sturm! Sucht Land und

findet Land.

„Jhr fragt erstaunt, wie mag es heißen?

„Die Antwort is mit festem Ton :

„Wie in Oestreich, so in Preußen

„Heißt das Schiff: „,„Revolution!“/“

„Heißt das Schiff: „,,„„Revolution !‘/““

„Es is dic einzige richtige Fähre,

„Drum in die See, du feder Pirat!

„Drum in die See und fkapre den Staat,

„Die verfaulte {nöde Galeere!

„Doch erst bei \{chmetternden Drommeten „Noch eine zweite wilde Schlacht! „Schwarzer Brander, {leudre Raketen „In der Kirche sheinheilige Jacht, „Jn der Kircbe scheinheilige Jacht! „Auf des Besizes Silberflotten „Richte kühn der Kanonen Schlund! „Auf des Meeres rottigem Grund „Laß der Habsucht Schäge verrotten.““ Dann folgt die Verflärung des Proletariats und: „Wie man's macht“,

„So wird es lommen, eh? ihrs denkt: das Volk hat nichts zu

beißen mehr!

„Durch seine Lumpen pseist der Wind! Wo nimmt es Brod und

Kleider her?

„Da tritt ein kecker Burscve vorz der spricht: Die Kleider wüßi?

ih schon!

„Mir nach, wer Rock und Hosen e Zeug für ein ganzes Ba-

taillon!

„Vor cinem steinernen Gebäu Halt machen läßt er truziglich:

„Seht da mein Kleider - Magazin das Landwehr-Zeughaus nennt es sich!

———— ¿Ait ven Slumbéen soll“ ihx, feln;

„Wird uns ein Linien-Regiment schlagfertig gegenüber stehn!

„Da heißt es denn für seinen Rock die Zähne weisen , dran und drauf!

„Patronen her! Geladen, Kerls! Und pflanzt die Bajonette auf!

„Zum Teufel auh! Was kümmert uns vergangner Zeit Raub- vögelpack: / Eines nur \cickt sid für euch der

„Wollt ‘ihr ein Banner: Bettelsack!

„Marsch, Proletarier-Bataillon!

„Da naht zu Fuß und naht zu Roß die Königliche Linie schon!

„Feuer!“ befiehlt der Generalz „,„ Choc!““ heißt es bei der Reiterei.

„Doch ha! kein Renner hebt-den Fuß und keine Flinte

\chickt ihr Blei!

„Umstürzt der Thron, die Krone fällt, in seinen Angeln ächzt das id !

Reich! „Aus Brand und, Blut erhebt das Volk sieghaft sein lang zertretenes Haupt.“

Klarer fann man nit sprechen z es is so klar, daß der gesunde Sinn Aller von solchen verbrecherischen “Worten sich mit Efel abwenden muß, Vielleicht haben sie die gute Folge, daß namentlich die, so s\ch berufen glauben, Deutschlands Entwickelung zit beshleunigen, die Reinheit ihrer Mütel von neuem prüfen, und daß jeder Staatsbürger in seinen politischen Handlungen noch mehr darauf achtet, welche Keime cr pflegt, damit er nicht unbewußt an seinem Verderben und dem seines Volkes arbeitet, während er für Wahrheit und Recht, für Freiheit und Volkswohl zu wirken glaubt,

EDGT E:

SUSET T ANC P R SOUGA I C

[26 b]

Bekanntmachungen.

[6 Köln - Mindener

] Auf eingekommenen Antrag werden Alle und Jede,

welche an die Verlassenschaft des am 7. August d. J. A Si S E D

verstorbenen Pächters Christian Lagemann zu Nieder- hof rehtsbegründete Forderungen und Ansprüche haben und machen zu können vermeinen, zu deren Anmeldung und Beglaubigung in einem der auf den

16. u. 30. Januar oder den 22, Februar k. J,, Morgens 40 Uhr, vor dem Königl. Hofgericht anve- raumten Liquidations-Termine, bei Vermeidung der am

Allgemeiner

ten Serie ganz zu belassen ist, Köln, 7. Januar 1847. Dié

Eisenbahn. Die Ausgabe der Actiendo- kumente über die Áte F

[31 b

M gemäß unserer Bekannt- machung vom 15. No-

Dir ett d i

| Wien -Gloggniber Eisenbahn.

taten - Einzahlung. S Die Ate und leyte Eín- zahlung auf die Actien

——— E ————

nzeiger.

cher an der Anweisung zur Empfangnahme der zwei-

vorerwähnten Brkannimachung namhaft gemachten Bank- häuser zur Auszahlung einzureichen.

Wir bemerken hierbei, daß bieselbe vom 1. Juli 1846 ab zinslos ist und daß bei Einlösung derselben der Be- trag der etwa fehlenden nah dem 1. Juli 1846 fälli- gen Zins-Coupons von dem Kapitale abgezogen wer- den wird. -

Köln, den 11. Januar 1847.

Die Dir sto n

Citerarishe Anzeigen.

15. März k. Js, zu erkennenden Präklusion, hiermit aufgefordert, indem Creditores im Uebrigen auf die den Stralsundischen Zeitungen in extenso inserirten La- dungen vom heutigen Tage verwiesen werden,

Datum Greifswald, den 15, Dezember 1846.

Königl. preuß. Hofgericht von Pommern und Rügen. (L. S.) v, Möller, Praeses.

Berlin-Potsdam-Magdeburger

[41] Eisenbahn.

Es gehen täglich folgende Züge: 1. Zwischen Berlin und Magdeburg: von Berlin Vormittags 9, Nahmiitags 5 u. 7 Uhr (übernachtet in Brandenburg), von Magdeburg Vormittags 85, Nachmittags 125, 6% Uhr. Il. Zwischen Berlin und Potsdam: von Berlin Vormittags 8, 9, 12 (geht bis Bran- denburg), Nachmittags 5, 7, 10 Uhr, von Potsdam Vormittags 8, 10 Uhr (fommt von : Brandenburg), 12, Nachmittags 4, 7, 10 Uhr. : ' Außerdem geht bis auf Weiteres täglich von Berlin und Potsdam ein Zug Nachmitt. 2 Uhr. Jn dem Berliner Billet-Verkaufs- okale werden Fahr- billets über Magdeburg hinaus nah Braunschweig, Rd erpatt, Celle und Hannover verkauft, Nach diescn rten wird auch das Gepäck derZReisenden direkt ex- pedirt.

vember v, J. voll ein- t D EAR

gezahlten Actien findet bei den Stellen, wo die Zahlung geleistet

is, in der Zeit vom 25sten bis 28sten d. Mts. gegen Rückgabe der

JInterims-Quittungen statt, Die für jezt aus- zugebenden Actien tragen die laufenden Nummern von 1 bis 10,000., und sind bei der Ausfertigung die Num- mern der jeyt ausfallenden Partial - Quittungen nicht angehalten ; es werden daher Actien und Partial-Quit- tungen vorfommen, welche dieselbe Nummer tragen.

Die Actien sind von zweien der nachbenannten Di- rections - Mitglieder: vou Wittgenstein, Arndts, G. Heuser, W. Jocst, von Moeller, D. Op- penheim, Windscheidt, und von dem Spezial- Direktor Kühlwetter unter\hrieben, tragen Wasser- eal und sind zur Kontrole mit einem Talon ver- eyen,

Jeder Actie sind zehn halbjährlihe Zins - Coupons angedruckt, welche mit dem Kontrol - Stempel des Kö- isen Finanz-Ministeriums, bestehend in dem Preu- ßi hen Adler mit der Umschrift „vom Staate garan- tirt“, und neben der Namens - Chiffer der Directions- Mitglieder von Wittgenstein und G. Heuser mit dem Namen des Haupt Rendanten Küpper als aus- gefertigt unterzeichnet sind,

Jeder Actie werden in einer Beilage fünf jährliche Dividendendenscheine nebst einer Anweisung zur Em- pfangnahme der zweiten Serie von Coupons und Di- videndenscheinen beigegeben, welche wie die Zins-Cou- pons mit der Namens-Chiffer der oben genannten Di- rections-Mitglieder und dem Namen des Haupt - Ren- danten Küpper als ausgefertigt unterzeichnet sind,

Auch die Zins-Coupons und Dividendenscheine tra- gen Wasserzeichen, und is die Beilage, welche dic Di- videndenscheine enthält, mit einem Talon versehen, wel-

der Wien - Gloggniher Eisenbahn muß bis

zum 31sten d, Mts. mit 25

Fl. pro Actie in Wien geleistet werden,

Wir sind bereit, diese Einzahlung zu besorgen, und können die Actien zu dem Entzweck

bis spätestens den 25sten die- ses bei uns

eingereiht werden. Berlin, den 1. Januar 1847.

Hirschfeld & Wolff, Linden Nr. 27.

Rheinische Eisenbahn- 82 Gefellschaft.

Da die zur Amortisation für das Jahr 1846 ausgelöste 35 %

h » Obligation Nr. 1036. in Felge L R unserer Bekanntmachung vom 16. Ja- A Ynuar 1846 bisher zur Einlösung nicht S präsentirt worden is, so machen wir nah Vorschrift des §. 7. des Allerhöchsten Privilegiums vom 8. September 1843 den unbekannten Jnhaber jener Obligation hierauf aufmerksam, und fordern denselben auf, solche entweder bei uns oder bei einem der in der

is Cure

Vollsändig is jeßt erschienen und durch die Ni- colai sche Buchhandlung in Berlin 7 Brüderstr. Nr. 13; zu erhalten :

[43] ULFILAS.

Veteris et Novi Tes'amenti versionis gothicae frag- menta quae supersunt, ad fidem codd. castigata, la- tinitate donata, adnotatione critica instructa cum glossario et grammatica linguae gothicae conjunctiis curis ediderunt H. C. de Gabelentz et Dr. I, Loebe, Zwei Bände. (Mit drei Steindrucktafeln.) Gr. 4. Geh, Drupap. 16 Thlr, Velinp. 19 Thlr,

Die so eben ausgegebene zweite Abtheilung des zweiten Bandes enthält eine Grammatik der gothischen Sprache und wird zu dem Preise von 6 Thlr, auch einzeln erlassen. Leipzig, im Januar 1847. F. A. Brockhaus,

[30] London, Januar 1847. Große Vorrath-Niederlagen von Fantasie- Gilets und Hosen und wollenen Zeugen. Die Herren East, London & Holland zeigen hiermit ihren Freunden des Kontinents an, daß sie ihre Geschäfte aus der Sackville Street, 34, Piccadilly, in die sehr geräumigen Magazine des unter dem Na- men VVestern Exchange befannten Lokals Nr. 10, Old Bond Street, verlegt haben, allwo sie um eine Besichtigung ihrer unermeßlichen, ausschließlihen und

O en Nouveautés-A uswahlen ersuchen. Jm Guitarrespiel und Gesange unterrichtet nach leicht- faßl. Methode Blo ck, Kommandantenstr, 85, Dönhofspl,

Das Abonnement beträgt: 2 Rthlr. sür 4 Iahr. 4 Kthlr. - 3 Iahr. 8 Kthlr. - 1 Iahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preis - Erhohung. Insertions-Gebühr für den Raum einer Zeile des Alg. Anzeigers 2 Sgr.

Alle Poft - Anstalten des In und Auslandes nehmen Sestellun : auf dieses Slatt an, sür Berlin die Expedition der Alg. Preuß. : Zeitung: Friedrichsfslraß e Ür. 72.

Berlin, Montag d

I 0-614 Anitlicher Theil.

Juland. Provinz Schlesien. Wohlthätigkeit in Bunzlau.

Deutsche Bundesstaaten, Schreiben aus Frankfurt a. M, (Wie-

deranfang der Bundeëtags-Sipunger ; Bred-Taxez Böse; Vermis

Desterreichische Monarchie. tem Befinden s nber

Rußland, L E Hildegarde,

inßland un olen, St. Petersbu e\châfti - fauer Damen mit Seidenzucht. G E E E

Frankreich, Paris. Philanthropische Gesellschaft, Ministerielle und Oppositionsglossen zur Thron-Rede. Hoffnungen des Ministeriums. Charles Grécnville’s muthmaßlicher Auftrag. Petition gegen freien Handel. Nacbrichten aus Algier. Vermischtes,

Großbritanien und Jrland, London. Hof- Nachrichten. Dée Noth in Jrland. Die Times gegen das spanische Ministerium, Miß Burdet. :

Belgien. Klagen über die französische Nordbahn.

Schweiz. Kanton Genf. [ Kanton Freiburg, Geseß wegen Bestrafung der Theilnchmer an

Volfs Versammlungen, Kanton Waadt.

Italien, Rom, Unglücksfälleck Die Todesstrafe. Bittschrift um Wiederbeseyung mehrerer Lehrstühle. Die Eisenbahnen. Der Gre- gorianische Kalender,

Spanien. Madrid. Kongreß-Verhandlungen, Olozaga's Freilassung ungegründet, Falshe Coupons der inneren Schuld,

Die Beschränkungen des Getraidchandels und Scheidtmann's Schrift „Der Kornwucher und die Noth der Zeit“.

Vanteió und Vörsen-Nachrichten. Berlin, Börsen- und Markt- derit.

Konzert im neuen Saale des Königlichen Opernhauses, Die wissenschaft- lichen Vorlesungen in der Sing-Afademie.

Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

Dem Observater an der Sternwarte zu Altona, Dr. Peter- sen, den Rothen Adler - Orden vierter Klasse zu verleihen.

Der bisherige Land- und Stadtgerichts-Rath mer in Posen ist zum Justiz-Kommissarius bei dem Geheimen Ober - Tribunal mit der Bestimmung ernannt worden, statt seines bisherigen amtlichen (Lharafters den Titel cines Justizraths zu führen.

Der außerordentliche Professor, Licentiat Dr. Gaß in Breslau, ist in gleicher Eigenschaft an die theologische Fakultät in Greifswald verseßt worden.

Vekanntma chcku n 0:

Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu befehlen geruht, daß das Krönungs - und Ordensfest in diesem Jahre am Sonntag, den 24sten d. M., auf dem Schlosse gefeiert werden soll. Der be- \hränkte Raum gestattet nur die Anwesenheit der Herren Ritter und Inhaber Königliher Orden und Ehrenzeichen, welhe ausdrücklich zu diesem Feste und zur Königlichen Tafel Einladungen erhalten werden.

Berlin, den 18. Januar 1847.

Auf Befehl Sr. Majestät des Königs wird die Feier des Krö- nun„d- und Ordensfestes am 24sten d. M. stattfinden. Jn Folge dieser Allerhöchsten Bestimmung werden die in Berlin anwesenden Besißer Königl:cher Ehrenzeichen, welhe weder im aktiven Militair- dienste noch im Staatsdienste stehen, hierdurch aufgefordert, am 20sten d, M. in den Stunden von 9 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmircags im Büreau der General-Ordens-Kommission, Friedrichs- Straße Nr. 139, ihren Namen, Charafter , die Chrenzeichen, welche ihnen verliehen sind, und ihre Wohnung persönlih oder schriftli anzuzeigen,

Berlin, den 18. Januar 1847.

Königliche General«-Ordens-Kommission.

Beispiel die

Brüssel, Hofnachriht. Nepräsentations-Vermehrung. | Nückblick auf die gestürzie Regierung. ;

| zu verkaufen.

. : . env - Uichtamtlicher Theil. Inland.

Provinz Schlesien. (Bresl, Ztg.) Jn Bunzlau haben sich zur Linderung der Noth der Armen bei der gegenwärtigen Theu- rung aller Lebensbedürfnisse ehrenhafte Männer vereinigt, welche eines- theils den Armen niht nur Brod und Kartoffeln, sondern auch, bei

dem fostspicligen Brennmaterial, Reilsg und Torf in geringen Quan- titäten zu mäßigen Preisen verkaufen. Diese lobenswerthen Bestre-

_ bungen werden nah Kräften von den städtischen Behörden, so wie

wohlhabenden Bürger, unterstüßt, So hat zum

Stadtverordneten - Versammlung 30,000 Stüd Torf zum Preise von 15 Sgr. für. das Tausend bewilligt, der Kaufmann L. Doussin 15,000 Stück Torf gänzlich geschenkt, und mehrere andere Bürger und Fuhrwerksbesißer haben Fuhren zur Her- beiholung dieser Gegenstände umsonst geleistet, wodurch es möglich wird, das Hundert Torfziegeln zum Preise von 4, ja selbst zu 2 Sgr. Der Verein zur Beschaffung billigeren Brodtes läßt ebenfalls feine Mittel unversuht, seinen Zweck vollkommen zu errei= chen, wiewohl vit zu leugnen ist, daß sich demselben große Schwie- rigkeiten entgegenstellen,

Deutsche Bundesstaaten.

XX Frankfurt a. M., 14. Jan. Die Bundes-Versamm- lung nahm heute, nahdem die Ferien vorüber, ihre Sißungen wieder auf, und zwar unter tem Präsidium des Königlich preuß1shen Bun- destags - Gesandten, Herrn Grafen von Dönhoff. Außer dem Kaiserlih österreihischen Präsidial - Gesandten, Herrn Grafen von Münch-Bellinghausen, sind nur noch einige der Herren Bundestags- Gesandten abwesend und durch Substitution vertreten.

Von Lübe ck traf der Senator Dr. Curtius gestern hier ein, um sih, wie man hört, eines Auftrages des Senats der freien Stadt Lübeck bei der Bundes-Versammlung zu entledigen.

Es ist noch nihts Bestimmtes darüber bekannt, daß der König- lich großbritanische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Herr Fox -Strangwaÿys, der auf Urlaub nah Jtalien ge- gangen, auf seinen Posten niht mehr zurückehren werde.

Trotz der festen Haltung der Getraidepreise und ihrer Neigung zum Steigen, is heute, für die Dauer der nächsten 14 Tage, die

seitens der

Brodtaxe von 27 auf 26 Kr. für 6 Pfund ermäßigt worden. Die

Bäcker beziehen nun, wie bereits gemeldet worden, wöchentlich 600 Malter Weizen 14 Fl.) und 600 Malter Korn 11 Fl.) aus den städtishen Magazinen, also circa 3 Fl. pr. Malter billiger, als der Marktpreis ist. Ob diese Anordnung von Dauer ift, läßt si für jeßt niht sagen. Der Mangel is natürlich in unserer Stadt weniger fühlbar, als in der Umgegend, und namentlich auf dem Lande, wo sih zu dem Mangel au Hülfslosigkeit gesellt. Die Kälte ist seit einigen Tagen au wieder strenger und scheint mit jedem Tage zunehmen zu wollen. Der Main wird sich bald wieder stellen, und M Eröffnung der Schifffahrt wird so bald niht gedaht werden önnen.

Das Börsengeschäst ist wieder etwas belebter, die Stimmung der Course fester geworden. Die französische Thron = Rede machte feinen besonderen Eindruck, da sie im Grunde nichts Neues oder Un=- erwartetes brachte. Der Geldstand läßt wenig zu wünschen übrig; der Diskonto stegt 35 pCt. Das Waarengeschäst liegt, wie fast überall, au hier sehr danieder, wie der Geschäftsverkehr im Allge- meinen stockt. Troßdem giebt sich hier ein reger Eifer zu erfennen, die Gewerblosen und Armen mit den nothwendigsten Lebensbedürf= nissen zu versehen. ;

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 13. Jan. (W. Z.) Nach den aus Ofen eingegan- genen ärztlihen Berichten blieb Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Palatin, nachdem der 10. Januar ohne wesentlihe Erleichterung vor- über gegangen war, in der ersten Hälfte der darauf folgenden Nacht wegen verschiedener, zwar minder bedeutenden Beschwerden ohne Schlaf. Um Mitternacht äußerten sich Zufälle, denjenigen ähnlich, welche dem leßten Rüdfalle vorhergingen,

En 19 Fu ar

Um zwei Uhr nah Mit= '

ternaht trat jedoch ein ruhiger Zustand ein, der bis neun Uhr früh anhielt. Fieber wurde niht wahrgenommen.

Da der Gesundheits - Zustand Jhrer Kaiserl. Hoheit der Frau Eczherzogin Hildegarde, so wie des neugebornen Erzherzog, in jeder Beziehung den Wünschen entspricht, so werden keine ärztlichen Berichte mehr ausgegeben,

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 10. Jan. Jm Jahre 1839 hatte si Jhre Majestät die Kaiserin mit Wohlwollen über die ersten Versuche der öfonomishen Gesellschast zu Moskau, die Seidenzucht dort hei- mish zu machen, ausgesprohen und auf dem Lustshlosse Studeneß, welches Jhre Majestät der moekauer Gartenbau=-Gesellschaft zur Be=- nußung übergeben hatte, eine fleine Anstalt zur Zucht der Seiden- raupen anlegen lassen. Das Junteresse, welches Jhre Majestät für diesen neuen Jundustriezweig nahm, erweckte in einigen dortigen Damen die Lust, sich mit der Seidenzucht näher bekannt zu machen, fleine Pflanzungen anzulegen und die Seidenwürmer selbst zu pflegen, Unter denen, welche die Freude hatten, ihre Mühe dur Erlangung einer recht shönen Seide belohnt zu sehen, wird die Hof= räthin Berednikoff besonders genannt, welche im Jahre 1845 so viel Seide gewann, daß sie in der dortigen Ausstellung landwirthschaft- liher Produkte, am 3. Juni, mehrere Arshin Tüll aus eigenem Produkt vorlegen konnte, Da dies die erste Fruht des hohen Schußes war, den Jhre Majestät die Kaiserin der moskauer Sei=- denzucht geschenkt, so willigte der Präsident der ökonomischen Ge- sellschaft, Fürst Gagarin, gern in den Wunsh der Frau Berednikoff, diesen Tüll zu der Brautgabe zu legen, welhe die Stadt Moskau der Großfürstin Olga darzubringen die Erlaubniß erhalten hatte, Ihre Majestät die Kaiserin hat diese Gabe der Hofräthin Berednikoff mit Wohlwollen entgegengenommen und ihr dafür ein Paar brillante Ohr= gehänge verliehen,

Frank.reich. r

Paris, 12. Jan. Der Herzog von Nemours, Chren-Präsident der philanthropishen Gesellschaft, hat derselben 500 Franken als seinen jährlihen Beitrag zugesandt. Diese Gesellschaft läßt jährlich mehr als 3000 Kranke behandeln und vertheilt unter die Bedürftigen 500,000 Portionen an Speisen.

Der Moniteur parisien bringt einen Kommentar zu der Thron - Rede, der nihts weiter als eine anpreisende Umschrei= bung ihres Jnbalts is. Die Rede, meint dies Blatt, zeihne si diesmal insbesondere durch Klarheit und eine Besinnung innigen Ver- trauens aus. Jn Bezug auf die den auêwärtigen Ängelegenheiten gewidmeten Paragraphen läßt sich der ministerielle Kommentar fol- gendermaßen vernehmen: „Der Frieden i gesihert, und unsere guten Beziehungen zu den auswärtigen Mächten können dur vorübergehende Zwistigkeiten niht gestört oder gefährdet werden. Die hohe Weisheit, welhe so mächtig dazu beigetragen, den Frie- den in Europa zu befestigen, wird die Früchte ihrer thätigen und steten Fürsorge zu ärndten niht aufhören; unser Vertrauen in die- ser Hinsicht ist vollständig, und alle Welt wird, wie wir, sich glücklih schäßen, diese Versiherung in der Thron-Rede zu finden. Jn dem auf die Vermäblung des Herzogs von Montpensier bezüglichen Paragraphen hat sch der König, als Souverain und als Vater, Glück gewünscht zu einer Verbindung, welche die Allianz zweier großen Völker noch fester kittet und zugleih seine Familienfreuden noch ge= mehrt hat. Die in diesem Betreffe von Sr. Majestät mit Rührung gesprochenen Worte machten einen innigen Eindruc auf die Versamm=- lung. Die Opposition wird Herrn Guizot zum wenigsten die Gerech- tigfeit widerfahren lassen, daß die Frage, welche seit drei Monaten den Vorwand zu einer so heftigen Polemik abgiebt, hier sehr klar und freimüthig dargestellt is, Der auf die frakauer Frage bezügliche Para- graph war der Gegenstand allgemeiner Spannung. Man weiß, daß diese Frage schon zu vielen Bemerkungen Anlaß gegeben, Das Ministe- rium drüdt sich über diesen Punkt in förmliher Weise aus, dur deren bündige Fassung die Entschiedenheit niht beeinträchtigt wird.“ Das Journal des Débats fragt in seinem Enthusiasmus, ob man viele Thronreden aus den lehten siebzehn Jahren aufzeigen fönne, die bestimmter und fklarer, fester und zugleih gemäßigter, volfsthümlih und geschickter abgefaßt gewesenz es zollt allen ihren

Konzert im neuen Saale des Königlichen Opernhauses.

(Den 16. Januar.)

Die Einweihung des neuen Konzertsaales im Opernhause fand ín angemcsscner und ehreiweither Weise am Sonnabend durch ein Konzert statt, welches Herr Blume, von den bedeutendsten hicsigen und anwesenden fremden Künstlern unterstüßt, zu wohlthätigem Zwecke veranstaltete, Der Hof und cine eben so elegante als zahlreiche Versammlung wohnten dem Konzerte bei. Nicht nur der ganze untere Raum, sondern auch die zu Sig- und Stehplägen eingerichtete Gallerie des Saales waren gefüllt, so daß bei den gebotenen ausgezeichneten Kunstgenüssen das Resultat des Unternchmens in jeder Hinsicht sehr befriedigend ausfiel. Den Saal be- trefsend, \o is die Ausschmückung desselben höchst einfah und in edlem Geschmack gehalten, die Klangwirkung, so weit sich von einem Punkte aus beurtheilen läßt, günstig, Nach einer ungefähren Schäßung faßt er gegen tausend Zuhörer, Die Dimensionen, abgesehen von der Höbe, schei- nen fast die des Konzertsaales im Schauspielha use, obgleich sich jener hinsichtlich der äußeren Eleganz mit dicsem nicht messen kann, Als unzweck- mäßig erwies sich, bciläufig, die Einrichtung der Stehpläße, insofern dadurch die Passage bei dem beschränkten Raume der Gallerie behindert wurde. Sie wären am füglichsten gänzlich zu beseitigen, wenn anders gegenseitige Belästigungen der Sih- und Stehplaz-Jnhaber vermieden werden sollen.

Wir lassen diesen Bemerkungen eincn kurzen Ucberblick der künstleri- {chen Gaben des genußreihen Abends folgen, Eine Kritik möchte diesmal nicht statthaft scheinen. /

Mad. Crelinger sprach die von Dr, Laube verfaßte Einweihungs- Rede, Der Schicksale des Hauses , der wichtigsten Kunst-Ereignisse wurde darin gedacht, Righini’s, Reichardt's, Gluc's, Weber's als Vertreter glänzender Kunst - Epochen Erwähnung gethan. Jhre Namen \{chmüdckten sehr sinnig das heutige Konzert-Programm, Die Ouvertüre zu ¡Tigranes“’ von Righini eröffnete den ersten Theil, die zu „Brennus““ von Reichardt den zweiten Theil; Mad, Garcia sang (mit Unterstüßung

des Königl, Domchors) die Furien- Scene aus „Orpheus“ von Gluck' während Weber durch die Ausführung des ersten Finale’s aus „Oberon“ gefeiert wurde, Das leßtere Musikstück, bei welchem sih, außer dem Dom- chor, die Damen Tuczek und Brexendorf betheiligt hatten, ließ das gänzliche Verschwinden der reizenden Oper vom Repertoir recht lebhaft be- dauern. Möchte es möglich werden, das schöne Werk zur Freude aller Musikf- freunde bald aus scinem vieljährigen Schlummer zu wecken! Die Ausführung sämmtlicher Compositionen gelang unter Mitwirkung so erprobter Gesangskräste und der von Taubert geleiteten Königl. Kapelle, wie zu erwarten stand, vollkom- menz auch wenn der wohlthätige Zweck des Konzerts nicht jedweden Tadel ausschlös}se, müßten wir dennoch allseitige, höchste Anerkennvng zollen. Der Domchor bewährte außerdem seinen Ruf im Vortrage zweier musterbast ausgeführter Gesangsstüe (a Capella) von Jomelli und Lwoff und erregte durh seine ausgezeichneten Leistungen wieder das allgemeinste Jn- teresse. Schließlich haben wir zu berichten, daß der ein bedeutendes Fuß- ur.d Fingergeschick bekundende Doppelkünstler, Herr St. Léon, auf der Violine eine Phantasie aus „Lucrezia‘“’ mit vielem Beifall vortrug, ferner daß Herr Taubert vom Orchester eine Polonaise (!) eigener Compo- sition spielen licß und cnudlih, daß Mad. Garcia am Schluß des Kon- zerts dur den reizvollen Vortrag mehrerer deutscher und spanischer Lieder (worunter sh das nah einer Mazurka von Chopin bearbeitete, bereits von ihr im „Barbier von Sevilla“ eingelegte befand) die ganze anwesende Versammlung enthusiasmirte. Dank ünstletn und Publifum für Bethei- ligung bei so edlem Zwecke! J.

Die wissenschaftlichen Vorlesungen in der Sing - Akademie. Zweite Vorlesung. (Den 16. Januar.) Za ten interessantesten Vorträgen unseres wissenschaftlihen Vereins

gebören die über Gegenstände aus der Natur, Es entstcht hier freilich die

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große Schwierigkeit, den zu behandelnden Fragen das Gewand strenger Wissenschastlichkeit zu nehmen, um dem Laien nicht trocken und unverständ- lih zu werden, und dabei doch gegen den Vorwurf oberflächlicher Behand- lung sih zu wahren, aber den Redner lohnt dafür auch cine desto größere Theilnahme des Publikums, wenn er Beides zu verbinden versteht, Denn er fann gewiß sein, dann einen höheren Standpunkt für die Betrachtung seines Gegenstandes gewonnen zu haben, als ihm die isolirte Fachgelehr- samkeit vorschreibt, und dadurch befähigt werden, indem er den geistigen Zusammenhang der Erscheinungen in der Natur nachweist, wahrhaft bil- dend auf das Publikum zu wirken. Solche Eigenschaften sind es gerade, welche den populairen Vortrag auszeichnen müssen, der darum immer au eine der schwierigsten, aber zugleih danfbarsten Aufgaben bleibt.

Die beutige Vorlesung des Herrn Dr. Troschel über das Leben der Fische entsprah zum Theil diesen Anforderungen. Der Vortrag fonnte allerdings populair genannt twerden bei seiner wisserschaftlihen Grunt- lage, aber mit dem Unterschiede, daß diese Popularität nicht, wie es sein foll, in dem Zurückfführen der aus der Natur der Fische gewonnenen Re- sultate auf die allgemeine Bedeutung dieser Geschöpfe in der Schöpfung, in Vergleichen mit den Verhältnissen anderer Thiere u. s. w. bestand, son- dern in Bezichungen des Lebens der Fische zu unscren cigenen Vor- stellungen und Empfindungen gelegt wurde. Der Redner nahm alles Ern- stes, selbst unter Anführung von Dichterstellen, nnsere Theilnahme, unser Mitleid für die armen Geschöpfe in Anspruch, welche, unter einander be- ständiger Verfolgung ausgeseßt, von anderen fleíineren Thieren in ihrem Fleische gepeinigt, ein Leben immerwährender Angst und Schmerzen sühr- tenz der Friede, der auf dem ruhigen Gewässer sich abspiegele, stehe mit dem fortdauernden Zustande des Krieges unter der Oberfläche desselben im Widerspruch u. . w. Jndeß erhielten wir im Ganzen elnen interessanten Bericht über die Sinne, die Vertheidigungs- und Angriffswaffen, das Alter, die Vermehrung und das gesellige Leben der Fische,

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