1847 / 19 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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der Grundsaß festgehalten worden is, die Vermählung der Königin Isabella, ofern ein französisher Prinz dabei ins Spiel käme, als eine Spanien allein betreffende Frage anzusehen, sie möge nun ns Nachkommen Philipp's V. oder überhaupt einen Bourbon E einen anderen Prinzen wählen, Unter den spanischen Prmzen ge" England für den Fall dem Jnfanten Don Enrique den “A zug, und zwar {hon als Lord Aberdeen noch die ate y tigen Angelegenheiten leitete, Lord Palmerston bestätigte 4 her die deshalb Herrn Bulwer n Madrid ari fe el Jnstructionen und protestirt unter Berufung auf die demse erli : gegebene Anweisung gegen die Auslegung, daß aus der zusaui(

i j ür di ¿nigin geschehenen

der Aufzählung der Kandidaten für die Hand der Königin gest i

L y n Prinzen von Koburg etwas Anderes geschlossen zu den möglichen Kandidaten so gu

werden dürfe, als daß derselbe zu, wie die v E Vor drei Jahren st{0on, l e AoR F niht an den Prinzen von Koburg gedacht wurde s E E hon selbs erklärt, daß bei seinem Grundsaße, die Yan S 9 x oll ein Nahkomme Philipp's V. erhalten, die Söhne des König

| Herr Guizot dagegen glaubt

blieben. Ie, Seaugono a aeg E Prinzen von Koburg und seiner Aus-

aus jener Erwä ( 3 uno 2 Da derselben berechtigt, auf eigene Hand in dee Eo Heirathsfrage zu handeln. Das französische Kabinet vis e Mea folge für die Nachkommen des Herzogs von Montpensio Ee

in Anspru. Herr Guizot argumentirt : Va der u S er v3 ag einestheils den Nachkommen Philipp's V, den spanischen Zpeos f ern, anderentheils die Vereinigung der spanischen und franzö [chen drm verhindern wollte, und da ferner zum utrechter Frieden ein ausdrüd=-

j ‘ht des Herzogs von Orleans, der mit abgedruckt ist, ge= Le Mee des erem: besagt, daß alle dessen Nachkommen und deren Abkömmlinge ausgeschlossen und unfähig sein sollen für immer und ohne Unterschied der Person oder des Geschlechts von allen be- stehenden oder fünftig unter irgend welcher Gestalt zu erlangenden Anrechten auf den spanischen Thron, so wird damit der utrechter Vertrag erfüllt, „„Durch die Heirath des Herzogs von Montpensier wird die spanische Krone davor gesichert, dem Hause Bourbon und den Nachkommen Philipps V, zu entgehen“, und die Verhinderungen der Vereinigung beider Kronen bleiben vertragsmäßig in Krast.

Die Aktenstücke wegen Krakau's bestehen in dem Auszug einer Depesche des Fürsten von Metternih an den Grafen Appony vom 90, Februar 1846 über die militairishe Beseßung von Krakgu und deren Nothwendigkeit, und einer Antwort Herrn Guizot’s vom 23, März an den Grafen Flahault in Wien, worin dieselbe als eine exceptionelle Maßregel, erhaltener Versicherungen zufolge, betrachtet wird, und die beide dur die respektiven Gesandten den betreffenden Regierungen mitgetheilt wurden. Eine dritte Depesche Herrn Qui- zot's autorisirt den Grafen Flahault, kompromittirten Polen Pässe nach Frankreich zu geben. Jn einem vom 1, April datirten Berichte meldet Graf Flahault die Aufnahme der Mittheilung vom 23. März, wel@e die ausgesprochenen Ansichten von der Beseßung von Krakau bestätige. Dazu gehört ein damit übereinstimmender Aus- zug aus einer Depesche Herrn Humann's an Herrn Guizot, datirt Berlin vom 3. April. Hierauf folgt die Depesche des Für- sten von Metternih vom b. November über die Einverleibung von Krakau als Folge des Cinverständnisses der drei Mächte mit einer motioirenden Denkschrift. Herr Guizot trägt sodann in einer De- peshe vom 19, November an Herrn von Jarnac in London diesem auf, hei Lord Palmerston wegen etwaniger gemeinsamer Schritte an- zufragen. Hierauf folgt die hon früher von der France mítge- tbeilte und mit der zweiten Version derselben übereinstimmende De= pesche, welche Guizot unterm 3. Dezember an den französishen Ges- sandten in Wien, Grafen von Flahault, gerihtet hat, und worin er gegen die Cinverleivbung Krakau?s in die österreihische Mo- narie protestirt , durd welhe Maßregel, wie der Minister sagt, die Regierung des Königs sehr und \chmerzlich über- rast worden sei, nahdem sie im Februar und März 1846, so wie in den Jahren 1836 und 1838, die Versicherung erhalten habe, daß die Besc6ung Krakau's dur die Truppen der drei Mächte nur eine rein militairische, nidt politishe Maßregel sei, die von der Nothwen-

digkeit geboten werde und mit der Nothwendigkeit aufhören jolle. |

Die Depesche wendet sih dann gegen die Erklärung der Mähte, daß

jene Maßregel unerläßliÞ gewesen, um in ihren Staaten die Ord-

nung und den Frieden zu sichern, welche dur die Verschwörungen |

und Aufstände, denen Krakau zum beständigen Heerde gedient, unaus-

hörlid gestört worden ; wenn, glaubt Herr Guizot hiergegen bemerken | zu müssen, die Aufhebung des Freistaats Krafau solhen Rubejtörungen ein |

Ziel seßen sollte, jo müßte seine Unabhängigkeit die einzige oder wenigstens

die Haupt-Ursache dieser Unruhen gewejen sein; dies könne aber nit |

zugegeben werden, der Grund uege vielmehr in dem ganzen Schid- sal, welhes Polen betroffen, und die gesellschaftlichen Wunder, welche daraus hervorgegangen, föanten nur dur die Zeit, dur Billigkeit,

dur ein stets lebendiges Noblwollen und dur gute Regierung ge- |

heilt werden , die einzigen Mittel, welche die europäische Civilisation jeßt möglih und anwendbar mae. Dieser Ansicht seien an die auf dem wiener Kongreß versammelten Souveraine und Staats- männer gewesen. Einen ferneren Einwand peshe aus der Meinung hex, daß es ben bätte, den h ten zu bringen, «ls die Aufhebung seiner Unabhäng1gfcit. Endlich behauptet der französishe Minister, dap jedenfalls alle Mächte, die an dem wiener Traktate theilgenommen, das unbestreitbare Recht gchabt hätten, au an den Berathungen und Entscheidungen über den Freistaat Krakau theilzunehmen, und protestirt bejonderè gegen den in der Depesche des Fürsten Metternih vom 3. November ents haltenen Auêdru&ck, daß ver spezielle Bertrag ver brei Hbfe über Krakau dem

wiener Kongreß nur zur „„Einvegistrivung““ vorgeiegt worden, denn „unab-

hängige Mächte, die auf dem Fuß vollkommener Gleithhet unterhandelten | und über gemeinsame Jnteressen beriethen, seien niemals berufen, Beschlüsse | und Akte, die ohne ihre Theilnahme angenommen worden, finzuree |

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hrten - und es seien vem speziellen Bertrage über Krakau lange handlungen unter allen Müthten des Kongresses vorangegangen. Der Text des wiener Vertrages ‘elóst zeige, daß Polens Scickhal

mittelst einer europäischen Berathung geregelt worden ; mit Polen, |

alé der wichtigsten unter ben dligememen Fragen, beschäjstige fich die- ser Vertrag zuvörderst; vie Artifel 1 bis 5 best : t drei Mächte an dem Gebiete des éhemaligen Herzogthums (die Depesche nennt es Großherzogthum) Warschau, und die Art. 6 bis 9 begründeten den Freistaat Krakau, Hieraus gicht Herr Guizot ven Sÿhluß, doß die Begründung dieses Freistaats in vem wiener Traktat ganz den- selben Boas cinnehme, wie jede andere darin enthaltene Stipulation, wie denn au noth besonders mit Hinsitht auf ven speziellen Bertrag vom 3. Mai hinsichtlih Krafau's in den Artikeln 10 und 118 des aligemeinen Traftats vom D. Juni demselben eben solche Kraft und Gültigkeit beigelegt werde, «ls wb er wörtlih ea: ven allgemeinen Vertrag aufgenommen würe. Aus diejen den glaubt die französishe Regierung, wie Herr Guizot sagt, „uur ihres deutlihen Rechtes ss a dehleuen ische Pflicht zu erfüllen, in eierli E Aufhebung deé Freistaats Krakau protestirt.“ Der Minister E Drtrtge ven À ien Opfern“, welche Frankreich

Berträge von 1815 auferlegt worden seien, und die es

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dennoch niht abhielten, für die Aufrechthaltung der dur jene Verträge erworbenen Rechte voranzutreten, während es eigentlich über den Schritt in Betreff Krakau's hätet

freuen können, da ihm derselbe, meint Herr Guizot vermöge der Reciprozität die Befugniß geben würde, hinfort nur seinen eige- nen Vortheil wahrzunehmen. Der französische Gesandte in Wien wird beauftragt, dem Fürsten Metternich diese Depesche mitzutheilen und demselben davon Abschrift zu geben. Das leßte Aktenstück: ist eine Depesche Guizot’s an den Grafen von St. Aulaire, vom 3. De- zember, worin der Minister darauf hinweist, daß er mittelst einer Depesche vom 19. November den französischen Geschäftsträger in London, Grafen von Jarnac, von den Mittheilungen des österreichi= hen Geschäftsträgers in Paris, Herrn von Thom, über Krakau, in Kenntniß geseht und ihn beaustragt habe, Lord Palmerston zu be- fragen, welhes Verhalten derselbe in dieser Sache beobachten wolle und - ob er geneigt sei, sich mit Frankreich zu verständigen. Lord Palmerston habe geantwortet , es sei ihm vor einigen Tagen eine ähnlihe Mittheilung in Betreff Krakau?s zugegangen, und er habe bereits eine Erwiederung darauf entworfen, die vom englischen Kabinet gebilligt worden, die am 23. November abgefertigt werden solle, und von der er dem Lord Normanby eine Abschrift werde zukommen lassen, um dem französischen Minister der auêwär= tigen Angelegenheiten davon Kenntniß zu geben. Lord Normanby habe auch am 27. November ihm, dem Minister, ohne ihm eíne Ab- {rift davon einzuhändigen, eine Depesche Lord Palmerston's an Lord Ponsonby, den britischen Gesandten zu Wien, vom 23sten, mitgetheilt, worin der britishe Minister sage, daß die Aufhebung des Freistaats Krakau ihm nicht durch die Nothwendigkeit gexechtfertigt erscheine, und daß er die Höfe von Wien, Berlin und St. Petersburg nicht für berechtigt halte, für sich allein jene Maßregel auszuführen, gegen welche daher die englische Regierung, fraft des wiener Traktats vom 9. Juni 1815, protestire. Hierauf habe er, Herr Guizot, auf Befehl des Königs den Rep1iä- sentanten desselben bei den drei Hbfen den Ausdruck der Ansichten der französischen Regierung über die besagte Maßregel und ihren förmlichen Protest dagegen zugefertigt , von welhèr Depesche beilie- gend dem Grafen von Stk. Aulaire (französischen Gesandten in Lon=- don) eine Abschrist zugehe, um Lord Palmerston davon Mittheilung zu machen und Abschrift zu geben.

Der Commerce will wissen, Herr Guizot und Lord Palmerston wären über Geheimhaltung einiger Stellen in ihren Lepeshen über- eingekommen, welhe die Anklage einer Verfälshung von Depeschen gegen den britishen Minister und andererseits lebhafte Angriffe auf die Person des Königs der Franzosen beträfen. Die Kammer werde das Angemessenc davon zu würdigen wissen.

Jm Konferenz-Saale der Deputirten-Kammer wurde gestern er- zählt, daß eine Antwort der drei Mächte auf Guizot's Protest ge=- gen die Einverleibung von Krakau eingegangen sei. Dem Constitu -= tionnel zufolge, wäre dieselbe vom Fürsten Metternih verfaßt und gewissermaßen eine bloße Anzeige des Empfangs der Depesche Guizot's. Die Ruhestörungen zu Lenciloitre sind. nach Berichten des Jour= nal des Débats schnell unterdrückt worden, Die Verwaltungs= und gerichtlihen Behörden des Bezirks Chatellerault haben sich {o= gleih nah Lencloitre begebenz bedeutende Streitkräfte stehen zu ihrer Verfügung, und die Justruction, welche auf der Stelle begonnen hat, wird fortgeseßt. Zahlreiche Verhaftungen haben stattgehabt, Dem Vernehmen nah, hat die Ankunft der Verhafteten zu Chatellerault dort eine große Aufregung hervorgebraht. Die Menge gab laut die Absicht kund, die Gefangenen mit Gewalt den Soldaten zu entreißen, allein die feste Haltung der Behörden und der Truppen hielt die Meuterec im Zaume, welche indeß ankündigten, daß sie am nächsten Mark. tage in größerer Anzahl wiederkommen würden, um die Be- freiung der Verhafteten auszuführen,

Jn Besançon is das große Seminar geschlossen worden, und man hat alle Zöglinge nah Hause entlassen, weil ein typhöses Fie- ber in der Anstalt ausgcbrochen war. Das Collége in Gray war im Begriff, aus gleichem Grunde zu dem gleihen Mittel zu schret=

ten. Auch die Besazung in Gray is vou der Krankheit ergriffen

nimmt die De- | andere Mittel gege- | Freistaat Krakau zut Erfüllung seiner Pslich- |

immten den Antheil der |

und das Hospital überfüllt.

Einer von den kommerziellen Äbgeordneten, welche Herrn von Lagrénée auf seiner diplomatischen Mission nach China begleiteten, if | zum General- Agenten für den französishen Handel in Kanton er- nannt, Es wird ihm ein anderer Agent untergeordnet werden, der in Macao residiren soll.

Graf von Sallabery, der unter der Restauration eine Rolle spielte, ist in hohem Alter gestorben. Seit der Revolution von 1830, | gegen welche er protestirte, hatte er sich vom politischen Leben zurü-

| Fosse gelebt.

Aug die Fabrikstadt Saint-Etienne hat sih gegen die Bewegun= gen zu Gunsten der Handelsfreiheit erhoben. Die dortigen Jndustriel= und im Departement der Loire weisen die Doftrinen des Freihandelë mit aller Kraft zurück, Sie sind der Meinung, daß die absolute An- | wendung der Freihandels-Theorie der unmittelbare Ruin der frauzöfi- schen Judustrie sein würde. strebungen Widerstand zu leisten, und wenn der Augenblick ihr geeig= net erscheinen sollte, um Zollreformen ins Werk zu seßen, so möge sie dabei mit der größten Vorsicht verfahren und zuvor in öfentlihen Untersuhungen alle betheiligten Theile darüber hören.“

Der National macht bemerklich, daß noch bedeutende Getraide= Einfuhren noththäten, um den Getraide- Ausfall zu decken. Der Süden könne nun freiliÞ na allen Berichten Getraide genug aus Odessa, Konstantinopel und Alexandrien einführen, für die übrigen Gegenden Frankreichs sei aber der Bedarf \chwieriger berbeizuschaffen, da in den nordamerifanisen Häfen jeßt kein Ueberfluß zur Verschif- fung liege und man an England einen starken Konkuirenten habe, in= dem es dazu no bessere Preise zahle. Jn Folge der englischen Be-= dürfnisse sei natürlih daë Getraide allenthalben ia die Höhe gegangen, und so steve zu erwarten, daß man noch höhere Preise werde zablen müssen. Bei diesem Zustand der Dinge sei auch zu erwarten, daß Frankrei noch 200 Millionen Franken außer Landes werde s{hicken müssen, um sein Getraide-Bedürfniß zu decken, was bei dem heute {on gedrück- | ten Geldzustand auf denselben noch stärker rückwirken müsse. Wollte die Bank bei dieser Lage nun ihre Diskontirungen erschweren, so stebe | dem Handelsstande eine {chlimme Zeit bevor. Die Regierung müsse

hier einshreitenz cs sei nicht damit abgeholfen, daß das Handels=- : Ministerium in einem Cirkular erkläre, die Besorgnisse sciecn übertr1e=- ben, man müsse hier rasch und sicher zu handeln wissen.

Die Orleanêbahn bat noch immer offene Wagen für die lebte Klasse der Reisenden, wogegen der National das Cinschreiten der Regierung und der Kammer aufruft.

= Paris, 13. Jan. Zu Rennes sind aus Anlaß der Ge- traide-Theurung ernstlihe Unrupßen ausgebrochen. Am Sonnabend hatte die Mairie erfahren, daß aufreizende Mauer-Anschläge gegen eine Anzahl Becker, und namentlih gegen einen Namens Lemihelet, in den Straßen angeshlagen worden waren. Da die Sae jedo fi auf Androhung von injuriósen Demonstrationen beshräufte, so glaubte man feine erustlihen Besorgnisse, weder jür die Personen, noch für das Eigenthum, hegen zu müssen. Do hatte die Polizei

gezogen und, sih mit Literatur beshästigend, auf seinem Landgute zu |

jen haben beschlossen wie folgt: „Die Jndustriellen von Saint-Ctienne | waren ® il | Neugieriger gefüllt, w

Sie bitten die Regierung, solhen Be- | M amen starfe Abtheil | nientruppen von allen Seiten heran, die Quais und 191€ 5

| wurden gesäubert und das | gesichert.

um der Vorsicht willen an die Militair - Behörde das Ansuchen ge- stellt, daß in jeder Kaserne 25 Mann bereit gehalten werden möh- ten. E der That bildete sich am Abend eine Zusammenrottung vor dem Laden des Herrn Lemichelet, und in kurzer Zeit war die ganze Vorderseite dieses Ladens eingebrochen. Aber \chnell herbeigeeilte Hülfe verhinderte sür den Augenblick größere Un- ordnungen hier, Zu gleicher Zeit jedoch zogen die aus der Rue Toussaint zurückgetriebenen Judividuen nah dem Kanal- Hasen, wo sich ein Getraide - Schiff befand, dessen Ladung großentheils dem genannten Bäcker gehörte, und begannen theils das Getraide zu plündern, theils es in den Fluß zu werfen. Auch hier schritt aber die Polizei shnell und fräftig ein und machte ohne große Mühe der Unordnung ein Ende, Das Schiff wurde vom Ufer ent- fernt und einem Posten von 15 Mann seine Bewachung übertragen. Die Nacht ging ruhig vorüber. Aber Morgens am Sonntag gegen 8 Uhr vernahm der Polizei-Commissair Herr Lizat, daß sich in der Rue Toussaint von neuem drohende Haufen Bolkes zusammenrotteten. Bevor er mit der kleinen Anzahl Soldaten, über welche er verfügen fonnte, dahin zog, begab er sich nach dem Schiffe, wo er aber faum zwanzig Personen fand, welhe die Neugierde wegen des Vorfalls am vorigen Abend herbeigezogen hatte. Wenige Augenblicke nah seinem Abgang von dort wuchs indeß die Menge an, und bald mußte die Wache, die nicht, mehr ausreichte zum Schuße des Schiffes, vor ihren Augen die förmlich oryanisirte Plünderung des Schifses vor sih gehen lassen. Man nahm dabei zum Vorwande, man wolle das Getraide nur ausladen, um die Ausfuhr zu verhin- hindern. Jun der That geschah die Ausladung anfangs mit solcher Regelmäßigkeic, daß viele Neugierige glaubten, die Ausladung ge {ehe nur als Vorsihtsmaßregel, So dauerte denn die Plünderung nahe an 2 Stunden, geshügt dur die Entfernung des Ortes vom Mittelpunkte der Stadt uud troß der ohnmächtigen Bemühungen des Adjunkren, Herrn Eon Duval, und der Herren Vannier und Bossis, Substituten des Staats - Prokurators, welche, auf indirefktem Wege von dem Vorgange in Kenntniß gesebt, auf den Schauplaß der Un- ordnung herbeigeeilt waren. Auf ihre Rathschläge und Vorstellungen wurde nur mit Schmähungen geantwortet, selbst Steine hatte man gegen sie geschleutert, Herr Eon Duval war dur cinen Stein \chwer am Kopfe verleßt worden, Herr Vannier durch, einen anderen an der Hand. Gegen 104 Uhr kamen der Präfekt Herr Henry und der General- Prokurator, die eben ers von dem Vorgange unterrich- tet worden waren, an Ort und Stelle mit einer Kavallerie - Pa- trouille, die sie auf ihrem Wege getroffen hatten, und zu gleicher Zeit trafen Änfanterie - Abtheilungen mit den Generalen Duvivoier und de Cramayel von anderen Punkten her an. Vie Menschen- menge war aber so groß, daß man nur mit den größten An- strengungen die Zugänge zu dem Schiffe frei mahen und der ge- pflasterten Straße sich bemeistern fonnte, welche von Mail nach der Vorstadt l’Eveque führt. Eia Haufen, der sich feindseliger er- wies als die anderen, war auf Haufen von Bausteinen gestiegen und antwortete auf die Aufforderung, si zurüickzuziehen, mit einem Hagel von Steinen, welhe, ganz aus der Nähe gegen die Behörden ge- s{leudert, den Präfekten und einige der ihn umgebenden Personen trafen, unter anderen cinen Soldaten, der s{hwer im Gesicht verwundet wurde. Jndeß hatten die Verhaftungen begonneu und wurden béê=- sonders an den Jndividuen vorgenommen, welche sich noch auf dem Schiffe befanden und dort in Mitten des Kanals sich isolirt fanden durch Wegnehmen der Bretter, welhe vom Ufer aus nah dem Schiffe gelegt worden waren, um die Ver- bindung herzustellen. Aber durch ein falsches Manöver der Schifsê- leute war das Schiff hart an den Quai gelangt mit der ganzen Länge seines Bords, und so gelang es den meisten Individuen dar= auf, zu entkommen, Die Gefangenen wurden provisorisch theils nah der Kaserne des Arsenals, theils nah dem Militair - Gefangn}|€ Sf- chick, Um Mittag waren die Truppen in ihre Kasernen zurlidge- fehrt, und mit Ausnahme einiger Steine, die !n ter Näge des )e- fängnisses auf eine Patrouille reitender Artillerie abgescleudert wur= den, fielen bié 3 Uhr Nachmittags keine weiteren Gewaltthätigfeiten mebr vor. Der Maire toar während diejer Vorfälle angekommen und hatte Befehl gegeben, den Appell für Zusammenberufung der National- Garde zu schlagen. Troß der Lethargie, in weier jeit langer Zett die Na- tional-Garde von Rennes sich befindet, sammelten si eine Unzahl Bürger, Freunde der Ordnung und mit Fecht die Tenderzen der Emeute VE fürchtend, auf ter Mairie, wo bereits viele Offiziere der Nationai- Garde, so wie cine große Anzahl von Leuten der Pompiers - Coms- pagnie, einactrofen war. Gegen 3 Uör erhielt dieje bewannete Büraermact Gelegenheit, Dienste zu leisten. Lie Nachricht fam, daß neuerdings zusammengerottete Hausen in der Rue Toussaint aber- mals den Laden des Bäders Lemichelet angriffen. Der Maire rüdte

| i j L - die Straße b | mit einer Abtheilung National - Garde daßin, welche die Straye bve-

| Hülfe einiger

| vallerie die Straßen der Stadt in allen Richtungen.

sezte und die Räumung derselben bewirkte, Jn diesem Augenblidcke waren die Quais und das Pre-Botte von einer unzähltaren Menge elde das Wirken der öffentlichen Macht außferor- tentlih erschwerten. Haufen in der Nähe der Rue Toussaint sleu- derten Steine auf die National-Gardisten ab, deren einer- fait \chwer verwundet worden wäre, Kurz darauf famen starfe Abtheilungen Lis uaanaë ganze Quartier vor jedem neuen Auflaufe Mebrere verhaftete Individuen wurden na dem Posien des Stadthauses geführt. Die Uebersiedelung der Veri afteten nah dem Departemental-Gefängnmje ging um 45 Ubr unter dem Schuße einer imposanten Bedeckung vor sich. Desscnungeactet wurde au einem Punkte, gegenüber dem Hauptquartier, ein Hage voa GSéeinen auf sie abgeschleudert und verwundete mebrere Soldaten und cinen der Offiziere, Der bei diejem Auftritte anwesende Senerar- Kientenant Duvivier befahl cinem Theile des Deta chements, la Motte zu beseßen, was ausgeführt wuzde, jo wie mit x entsSlossenen Bürger mehrere Ruhestörer el Abends durchzogen zahlreiche Patr0u llen Ka- ; Auf tem Plate d:r Meoirie waren Verstärkungsposten aufgestellt; der Maire selbst leitete starfe Patrouillen National - Garde, und man hoffte, die Un- ruben würden sich am Montage nicht mehr crneuern. De: Abgang der lezten Nacwrichten wax nichts weiter vorgefallen. Let Práfekt des Departements Jlle und Vilaine hatte am Sonntag Abends cine Proclamation erlassen, die in allen Straßen angesdlagen wurde, Dieselbe lautet :

U ' Die Mittelmäßigkeit der Weizen-Aerndte und die hohen Preise aller Getraidearten haben unter der Bevölkerung Besorgnisse ver= breitet, deren Uebertriebenheit bereité Unordnungen veranlaßt hat, welche. nichts rechtfertigt, und deren Urheber verfolgt und bestraft werden müssen. Inzwischen hat das Departement Jlle und Vilaine, glücklicher als fast alle anderen Departements, an Weizen und Bus weizen weit mehr geärndtet, ais es für seinen Verbrauch bedarf. Es kann und muß den Uebershuß mit seinen Nachbarn theilen : das Geset will, daß diese Theilung mit Freiheit und Sicherheit geschehe, auf dem Wege des Handels, und daë Geseß wird vollzogen werden. Die Folge davon wird viclleiht sein, daß die Preise, weléhe bereits auf eine so bedaucrlihe Weise gestiegen sind, _noch etwas Weniges steigen werden. Ader eben diejes Steigen selbst wird die Nachfrage der anderen Departements vermindern, #0

aenuommen wurden.

wie es die Landwirthe bestimmen wird, unsate Märkte zu versorgen. Vergeßt nicht, daß das Vertrauen dieser allein die Versorgung unse- rer Märkte sichern kaun, und daß die Achtung der Bevölkerung vor dem Eigenthum allein dieses Vertrauen wieder hervorzurufen vermag, das dur die Vorgänge von heute Morgen zu Rennes ohne Zwéi- fel einen Stoß erleiden wird. 4M auh nicht, daß niemals denjenigen, welche die Unüberlegtheit so weit fortgerissen hat, daß sie an Akten der Gewaltthätigkeit und Plünderung Theil nahmen, bittere Reue fehlen wird, wenn sie bei der Bestrafung si mit Die= ben und anderen Verbrechern von Profession zusammengeworfen fin=- den werden, Jh fordere alle guten Bürger auf, ihren Einfluß auf= zubieten, daß die Ordnung nicht mehr gestört werde, und das Bei N der Unterwersung unter die Anforderungen des Gesehes zu geben.““

Dieser Proclamation is folgender Beschluß angefügt: „Mit Hinsicht auf die Geseße vom 3, August 1791 und vom 9, April 1831, in Anbetracht, daß die Zusammenrottungen, welche mit Gewalt auseinandergetrieben werden mußten, diesen Morgen sich die strafbar- sten Akte erlaubt haben, wird verordnet : Die Anhäufungen und Zusammenrottungen von mehr als drei zusammenstehenden Personen sind in den Straßen und Vorstädten von Rennes verboten. Wenn sich deren bilden sollten, werden sie dur die öffentlihe Macht aus= einandergetrieben und diejenigen, welhe daran Theil genommen, dem Staats-Prokurator zur Verfügung gestellt werden.“

Man hoffte, diese Proclamation werde ihre Wirkung nicht ver- fehlen. Der Charakter und die Folgen dieser Emeute lassen sich noch niht bestimmen. Die Mehrheit der Bürger von Rennes hat einen sehr guten Geist der Ordnung an den Tag gelegt, Zwei Bürger sollen s{chwer verwundet sein, eben so erhielten mehrere Militairs mebr oder weniger {were Verleßungen. Der Werth des an die- sem Unglücstage geplünderten Getraides wird auf mehr als 10,000 ezr, angegeben, nit eingerechnet eine Ladung Buchweizen, welche an der Brücke St, Martin geplündert wurde, fast ohne daß man in der Stadt Rennes nur etwas davon erfuhr. Am Sonnabend Abend waren au einigen anderen Einwohnern, namentlich einem Goldarbeiter, die Fenster eingebrohen und Waaren von Werth geraubt worden. Am Sonntag Morgen war dem Staats-Prokurator Malherbe auch Kunde zugekommen, daß ein mit Getraide beladener Wagen in der Nähe von Amanlis geplündert worden. Sogleich eilte er mit dem Jnstructions - Richter und einer Linien-Abtheilung von 24 Mann dahin ‘und verhaftete fünf oder scchs der Plünderer. Diese sollten eben nach Rennes abgeführt werden, in dem Augenblicke, als das Hochamt in der Kirche zu Amanlis zu Ende war. Da bildeten sich Haufen, welche besonders der Wegführung zweier Weiber, die sich unter den Verhafteten he- fanden, sich widerseßen wollten und auf die Truppen- Abtheilung plöh= lich Steine abshleuderten, Der Staats-Prokurator und der Justruc- tions - Richter wurden davon getroffen, Jener am Kopfe. Die väterlihsten Zureden vermochten nichts mehr über die Menge, es geschahen die geseblihen Aufforderungen zum Auseinandergehen, und als die Menge doch nicht weichen wollte, gaben einige Soldaten euer, Cin Bauer stürzte todt zusammen, und nun ergriff die ganze Masse die Flucht, Abends langte die Truppen-Abtheilung, ohne weiter angefochten worden zu sein, in Rennes an, wo die Verhafteten von Amanlis ins Departemental - Gefängniß eingesperrt wurden, Man hatte am Sonntag auh Gerüchte über Unruhen im Arrondissement von Vitre verbreitet, Aber weder in dieser Stadt, noch in deren Umgebungen is etwas weiter vorgefallen.

Großbritanien und Irland.

_ London, 12, Jan. *) Ja diesen Tagen finden die viertel- jährlihen Versammlungen der Eisenhammer - Besißer in Walsall, Wolverhampton, Birmingham, Stourbridge und Dudley statt, um den Preis des Eisens für das nächste Vierteljahr festzustellen, Jn A in Wolvoerhampton gehaltenen vorbereitenden Ver- ( ng sprach man \i\ch dahin au ie jetzi ise ni erhöht werda sollen. O A Da E M Jegen Pres 9p

Den Speculalionen über die Stellung Sir Robert Peel's im Unterhause, welhe befanntlih durch ein angeblich von ihm ausgegan- genes Circulair an seine Anhänger angeregt worden waren, wird durch folgenden Artifel des Observer, der offenbar mit bestimmter Autorität auftritt, wenigstens vorläufig ein Ende gemacht: „Wie wir hören, desavouirt Sir Robert Peel das Circulair, welches der frühere Secretair des Schaß-Amtes, Herrn John Young, nebst einigeu an= deren Beamten untergeordneten Ranges der vorigen Verwaltung an mehrere Unterhaus-Mitglieder von der Partei, an deren Spiße der Ex-Premier=Minister stand, gerihtet hat. Auch spricht sich der sehr ehrenwerthe Baronet mit Bestimmtheit dahin aus, daß er nicht als E irgend einer politischen Partei des Landes angesehen sein

Die in der City von einem Comité thätiger Männer Globe freilih auch Workingmen räblite: 0 eröffnete E zur Linderung der irländishen und schottländishen Noth, nimmt sehr erfreulihen Fortgang, da Männer von allen politischen Farben dazu beitragen. Auch die Köuigin Wittwe hat 1000 Pfd. Skt, beigesteuert, Sie beträgt schon über 25,000 Pfd. St., und wird das leitende Co-= mit sosort ein großes eisernes Dampfboct mit Lebensmitteln, Klei= dungsstücken, Wäsche u, st. w. nah Jriand senden.

Großes Aussehen in der vornehmen Welt erregt die Entführung der Miß Lister, einer Stieftohter Lord John Russell’s aus seiner ersten Ehe mit der Wittwe des Lord Ribbleôdale. Sie entfloh mit Herrn Drunmond, dem 21jährigen Sohne des reihen Banqu'ers dieses Namens und Neffen des Grafen von Auckland. Die Flücht=- linge wurden indeß auf dem Wege nah Frankreih wieder eingeholt, und Lord John Russell gab darauf seine Zustimmung zu der Heirath, die in einigen Tagen gefeiert werden soll, i

Die Herren Schneider und Comp. veröffentlichen ein vom 28, November V J. datirtes Schreiben des neuen mexikanischen Finanz - Ministers, Villamil, durch welches sie in der Finanz - Agentur unter den früheren Bedingungen bestätigt werden. Ju diesem Schreiben wird die Frage wegen Anerkennung der von Santana (in einem vom 19, November aus San Luis Potosi datirten Privatbriefe, den die londoner Blätter vollständig mittheilen) gemißbilligten leßten Fonds- Konversion der Entscheidung des mexikanischen Kongresses vorbehalten und dabei auf die Schwierigkeiten hingewiesen, gerade unter den ge= genwärtigen Umständen, wo die Zoll-Einnahme durch die Blokade fast vernichtet ist, die auf die Zoll-Jntraden angewiesenen Dividenden zu entrichten. Jndeß giebt der Finanz-Minister die besten Versprehun- gen in Betreff der Loyalität des Kongresses. éi Vi Fes meldet in einem Privatbriefe aus Madrid, daß Vber %i "n ms von dem londoner Comité der spanischen Fonds-Jn- ctien: 2 Denkschrift erhalten habe, um dieselbe den Cortes zu über- ai use Denkschriften werden auch von den französischen, bel= hk e Pr uni@en Ausschüssen erwartet, und insbesondere Sue ute Me E gu ladrider Hofe soll sehr bestimmte 2 n Unterstü i- Mien Staatsglüubiger a a ung er Forderungen der spani (s a f an Cap der guten Hoffnung vom 7. November mel-

, ie meisten Häuptlinge der Kaffern auf Gnade uud

* ) Die englischen Blätter vom 43ten sind heute hier nicht angekommen,

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Ungnade ergeben habenz der Gouverneur traf nun Anstalten, um zur Kolonie gehörende Eingeborene zwischen dem Keiskamma- und dem Fischflusse anzusiedeln, um dort eine zuverlässige Bevölkerung zu ge- winnen, Zugleih wurde jedo ein starkes Truppen-Corps bei Blo Drift konzentrirt, um auf alle Fälle gefaßt zu sein, da man sich er- innerte, daß im Jahre 1836 die Kaffern unmittelbar nah Verkün- digung des Friedens einige ihrer verwegensten Raubzüge unternom- men haben. :

Die lissaboner Korrespondenz der Times berichtet, daß die Ge- brüder Baring die Lieferung der zur Bezahlung der portugiesischen Dividenden nöthigen Geldsummen übernommen haben,

S chHweiz.

Kanton Vern. Die Gesandten Oesterreichs und Rußlands bei der {chweizerishen Eidgenossenschaft haben in beinahe gleihlauten- den Schreiben an den Vorort dessen Anerkennung und die Fortsetzung des ununterbrohenen Geschäftsverkehrs angezeigt.

Der an die freiburger Gränze abgesandte Commissair, Fürsprech Niggeler, ist zurücberufen worden, und der Regierungs-Rath hat jeßt au die sofortige Entlassung der aufgestellten Truppen beschlossen. Jn Bezug. auf die Deridelung der 1500 Scheffel oder 2250 Malter , die nah den gepflogenen Verhandlungen wöchentlih zollfrei aus den süddeutschen Staaten in die Schweiz eingeführt werden dür- fen, liegt ein Vorschlag des Herrn von Gonzenbach vor, wonach der bisherige Bezug der betreffenden Kantone als Maßstab genom- men würde.

Die leitenden Artikel der hiesigen Blätter betreffen natürlich die Ereignisse zu Freiburg, und zwar is in der Berner Zeitung und im Verfassungs-Freund der Ton gewaltig heruntergestimmt, Die Quintessenz is durchgäugig großes Bedauern, daß das Unter- nehmen nicht besser organifirt worden, daß der mühsam gewonnene Boden nun wieder verloren und daß für Freiburg jeßt eine shwerere Prüfungszeit als je gekommen sei.

Durch Kreisschreiben vom 9. Januar zeigt der Vorort den Stän= den an, daß auf die in Wien gemachten Vorstellungen gegen die Er- \chwerung der Getraide- Ausfuhr aus Tyrol und Vorarlberg am 31. De- zember v. J. von dem Herrn Staats-Kanzler die Antwort erfolgt sei, diese Ershwerungen seien lediglich dur die ähnlichen Maßregeln der süddeutschen Staaten veranlaßt und könnten auch fo lange, als diese dauern, nicht ausgehoben werden. An der lombardishen Gränze seien gar feine Ershwerungen der Ausfuhr der Lebensmittel eingetreten,

Durch ein zweites Kreisschreiben vom 9. Januar theilt der Bor- ort zwei Schreiben des Staatsraths von Freiburg vom 7Ttcn und Sten mit, in deren ersterem dem Vorort Anzeige von dem auêgebrochenen Aufstande gemacht wird, und deren zweites dem Vorort für feine Abordnung und die gegebenen Zusicherungen überhaupt dankt ; die Expedition gegen Murten habe zum Zweck, dieser Stadt die ihr von der Regierung anvertrauten Kanonen abzunehmen und sie zu entroaff- nen. Nach Hinweisung auf den guten Geist des Volkes wird dann mit Berufung auf bisherige Milde die Versicherung ertheilt, daß die Repressions-Maßregeln nicht weiter gehen würden, als die Chre und Würde der Regierung es erfordern, und daß der Staatsrath insbe- sondere gegen Jrregeleitete die Gnade mit den Anforderungen der Gerechtigfeit zu verbinden wissen werde.

Die Zoll-Konferenz in Vern war von Abgeordneten von Bern, Solothurn, Baselland und Aargau beschickt und hat ein Zoll-Konkordat abgeschlossen zur Erhebung eines Eingangs-, Ausgangs- und Durhh- gangszolls sür das ganze Zollgebiet; die inneren Zölle, mit Aus- nahme einiger Brückengelder, und die Weggelder an beiden Hauen- steinen sind aufgehoben. Auch wurde eine Fuhr-Ordnung verabredet und die Fuhr - Licenz - Gebühren dem Grundsaße nach aufgehoben. Der Besuch der Märkte und Messen und Aufnahme von Verkaufs- Bestellungen is gegenseitig freigegeben. Bis zum 15, März sollen sich die Großen Räthe der betreffenden Kantone über das Konkordat aussprechen, damit die Tagsaßung dasselbe noch genehmigen könne, Die finanziellen Resultate werden für Bern ungefähr die des bishe- rigen Systems sein. Die Berner Zeitung wünsht nun noch eine Vereinigung mit Solothurn über Ohmgelds- 1nd Tabacks - Jmpost, ferner eine Vereinigung des Postwesens mit den genannten Kantonen, des Münzwesens, einiger Zweige der Militair - Verwaltung, ein ge- meinschaftliches fatholisches Priester-Seminar. Sämmtlichen Kantonen st der Beitritt zum Konkordat offen gelassen,

Kauton Freiburg. Der Eidgen, Ztg. wird aus Frei- burg vom 11, Januar geschrieben: „Die hiesigen Angelegenheiten gehen ihren Gang. Heute früh is das Bataillon Caille mit zwei Vierpfündern nah dem Bezirk Stäfis abgegangea, wird aber nur zwei bis drei Tage dort bleiben; wir erwarten stündlih den Bericht des Durchmarsches durch Payerne. Heute Nachmittag ist das Ba- taillon Appertwell von Murten mit den zwei dortigen Vierpfündern, einér halben Batterie Sechspfünder und neun der gefangenen Auf- rührer, unter Anderen Oberst Courant, wieder hier eingerüdckt, Diese Lebteren waren in einem Omnibus; das Volk jubelte furchtbar, allein Civil- und Militair-Behörden beshübßten kräftig die Wehrlosen, Von der hiesigen Sicherheitswache wurden einige willkürliche Arrestationcn versucht, die Thäter wurden aber streng bestrast. Es wird überhaupt hier niht à la Lucernoise verfahren werden, so was fände hier feinen Anklang, Die Geistlihfeit hat sich sehr gut benommen, die Truppen wurden und sind noch zum Theil in den Kaser- nen, zum Theil in den Klöstern einquartiert und bewirthet. Landam- mann Schmid von Uri is gestecn hier augelangt, Sowohl die Ge- fangenen, als die Flüchtlinge, wie aus mehreren Briefen derselben erhellt, sind ungemein bestürzt, die Regierung erfährt durch ihre Aus» sagen, was sie will, und in der Regel sind es dic wüthendsten Radi=- falen, die sich bei diesem Anlaß am erbärmlichsten zeigen, Die Trup- pen sind ohne Widerstand durch Payerne gekommen. Der waadt- ländishe Präfekt hat eine schriftliche Protestation dem Bataillons=- Kommandanten überbracht, weil er feine bestimmte Erlaubniß von seiner Regierung erhalten hatte. Unterdessen waren die waadtländer Truppen {ou vorher verabschiedet wörden,

Bei Ankunft der freiburger Truppen in Murten ging ihnen der Magistrat entgegen und entshuldigte ih, daß er die Vorfälle nicht habe verhindern fönnen. Der Commissair erwiederte, mit mehr Thä= e und Energie hätte das Unglück freilich verhindert werden önnen,

Italien.

Nom, 7. Jan. (N. C.) Wie man aus glaubwürdiger vernimmt, soll nah Ablauf des unter der früheren Ring wi dem Hause Torlonia abgeschlossenen Kontrakts die Salzsteuer und das damit zusammenhängende Salzmonopol aufgehoben und der da- durh entstehende Ausfall in den Staats - Einkünften dur eine Ver- mögenssteuer gedeckt werden.

Spanien.

¿ Madrid, 7. Jan. Abermals is von einer ministeri Krisis die Rede. Die Königliche Familie Goll befürchten, E ede vorstehende Diskussion der Adresse den Gegnern der Minister im Kongresse die Veranlassung zu äußerst heftigen Angriffen gegen das

dermalige Kabinet an die Hand geben möchte, Da nun die Leiden-

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\haftlihkeit und die Eigenliebe, von welcher die beiden S den Gier bei allen fhren Reden und Handlungen enorragtn bekannt genug ist, so entsteht auch die Besorgniß, daß der Kampf zwischen ihnen und der Opposition in die gröbsten Persönlichkeiten ausarten werde. Der König soll deshalb wünschen, daß noch vor Eröff= nung der Debatten über die Adresse die dermaligen Minister durhch andere Personen erseßt werden möchten, die zwar mehr oder weniger dasselbe politishe System verträten, jedo nicht verpflichtet wären, über das Verfahren ihrer Vorgänger Rede zu stehen. Als gestern . eine Deputation des Kongresses die Königin und den König auf Ver- anlassung des Dreikönigsfestes beglückwünschte, sprach der Wortfüh= rer, Herr Castro y Orozco (Präsident des leßten Kongresses), mit besonderem. Nachdruck von den Institutionen, als der festesten Stütze des Thrones, Zum großen Befremden der Minister führte darauf der König den Herrn Castro in sein Kabinet und verweilte dort etwa zehn Minuten mit ihm. Nachmittags begaben sich Herr Castro und viele andere seiner politishen Freunde zu dem Marquis von Casa Zrujo (Herzog von Sotomaÿyor), und nun heißt es, au dieser würde in das neu zu bildende Ministerium eintreten. Es i} jedoch sehr zu bezweifeln, daß mit den Jnstructionen des französishen Botschafters das völlige Zurücktreten der Monschen Verwaltung vereinbar sei.

Der Kongreß hat bereits eine #0 große Anzahl von Wahlen ge=- nehmigt, daß er \sich binnen einigen Tagen förmlich konstituiren und zur Präsidenten - Wahl wird schreiten können, Die progressistische Opposition hat sich durch ihr leises Auftreten in eine günstige Lage verseßt. Jndem sie Grundsäße der Mäßigung und Geseblichkeit aus- spricht und gegen die Gültigkeit der meisten Wahlen keine Einwen- dungen erhebt, trägt sie zur Beseitigung der Besorgnisse bei, zu de nen die Programme Mendizabal’s Veranlassung gaben, und erscheint nicht länger in ihrer gehässiigen revolutionairen Gestalt.

Olozaga's Vater is vor einigen Tagen hier gestorben, In ho- hem Alter lag er an {hwerer Krankheit danieder, als er die Nach= riht von der Verhaftung seines Sohnes erhielt; nur wenige Stun=- den überlebte er sie. Am 3ten traf Olozaga unter Bedeckung von vier Gendarmen als Verhafteter in Pampelona ein. Dennoch erwar tet man hier, daß die Regierung ihn über die französische Gränze werde zurückführen lassen.

Der Gefe politico von Barcelona hat plöblih aus eigener Macht- vollkommenheit verordnet, daß alle Diebe vor das Kriegsgericht gestellt werden sollen. Nun fragt man hier, wie es mit dem constitutionellen Wesen zu vereinigen wäre, daß ein untergeordneter Beamter die bes stehenden Geseße und Gerichts-Verfassung dur einen Federstrih ab= ändere und warum die Regierung sich auf solche Weise Hohn spre- chen lasse. Das Kriegsgericht in Barcelona verurtheilte bereits cinen Menschen, der eine wollene Decke gestohlen hatte, zu achtjähriger Zuchthausstrafe.

Der Finanz-Minister hat dem portugiesischen Gesandten, Grafen von Thomar, 40,000 Piaster aus der Staatskasse vorgeschossen.

Die verschiedenen Parteien beginnen jeßt, auch den Grafen von Moutemo'in und dessen Zukunft in den Kreis ihrer politishen Bereh= nungen zu ziehen. Die ministeriellen Blätter reden zwar von ihm fortwährend im Toue der tiefsten Geringshäßung und wéisen beftän= dig darauf hin, daß durch die Vermählung der Königin ihm die leßte Hoffnung, „ihr die Krone entreißen zu fönnen““, entzogen wäre. Höchsten Ortes soll man dagegen die neue Stellung des Gra- fen von Montemolin sehr ernster Beachtung würdigen. Dem Espectador von heute zufolge, hätte man den hödsstgestell= ten Personen die Ansicht beizebraht, man müsse die Legi=

timitäts - Frage in eine Prinzipien-Frage verwandeln, den von dem Grafen von Montemolin ausgesprochenen freisinnigen Grundsäßen das System der Willkührerrschaft gegenüberstellen und auf diese Weise jenem seine früheren Parteigänger entfremden. Dagegen ruft der Espectador aus: „Verblendete! Annehmbarer würde Montemolin als liberaler Monar, denn JZsabella 11. als absolute Königin sein. Aus dem siebenjährigen Kampf, den sein Bater führte, entspringen für Montemolin keinerlei Verpflichtungen zu dessen ehemaligen Par=- teigängernz in seinem Gemüthe würde der Zeitgeist den Fanatis=- mus der Vergangenheit nicht auffommen lassen, und seine Dynastie würde niht mit den Mächten des Nordens zu fämpfen haben, denen es haupt=- sächlich auf Befestigung der Legitimität anfömmt,““ Das Blatt sucht dann darzuthun, daß das Wesen der Willkürherr schaft unter den Moderirten bereits bestände, und sagt: „Was aus Allem als unzweifelhaft erhellt, ist, daß gerade jeßt, da Jsabella?s 11, Krone gor jeder Gefahr gesichert sein sollte, sle mehr als je bedroht ist. Der Einfluß, welhem jene folgt, ist dazu geeignet, ihr die Krone vom Haupte zu reißen. Diesem Einfluß mag die absolute Regierung als herrlih erscheinen. Aber wehe dem Throne, sobald die Nation gewahrt, daß er, unser Gemeingut, zum auss{zließlihen Eigenthum einer Familie gemacht werden soll, Alsdann wird Montemolin mit dem Rechte zur Seite (con la razon por delante) auftreten, unb ein Prätendent, dem augenscheinlih das Recht zur Seite steht, und dem es, aus diesem Grunde, nicht an Kraft fehlen kann, hat schon viel gewonnen,“

Aus Lissabon haben wir keine neueren Nachrichten als vom 27sten v. M. 130 gefangene Offiziere, nebst Bomfim und den übri- gen Chefs waren dort angekommen und an Bord der Fregatte „Diana“‘ gebraht worden, Aus Porto meldet man unter dem Asten d. Das Antas, den die Jusurgenten der Verrätherei beschuldigten, weil er Bomfim im Stiche ließ, zöge sich über Coimbra dorthin zurüdck, Sa da Bandeira hätte den Oberbefehl (in Porto) niedergelegt, und der Baron von Cazal würde im Braga von zahlreichen, aus der Umgegend herbeieilenden Miguelisten blokirt.

Moldau und Wallachei.

Von der türkischen Gränze, 1. Jan. (A. Z,) Die Rede, mit welcher der Hospodar der Wallachei die a U lung eröffnete, hat im Ganzen einen guten Eindruck auf die leptere gemacht, Einiges Aufsehen machten die von dem Fürsten im zweiten Paragraphen der Rede gebrauchten Worte: „Die zwei Höfe, unter deren Protection wir uns befinden‘, indem dadur das Verhältniß der Pforte zu den Fürstenthümern verkannt und diese mit dem Pro- teftorat, das Rußland in Bezug auf dieselben zusteht, gleihsam in eine Linie gestellt wird, Jm fünften Absaß der Rede kündigte der Hospodar die Abschließung eines Vertrages mit der Moldau an, dem

nux die Zustimmung der General-Versammlung fehle, um den Zoll

fordon zwishen der Moldau und der Wallachei zu beseitigen. Hin-

sichtlich der Entfernung der bestechlihen Beamten von ihren Stellen

mate der Fürst darauf aufmerksam, welche furchtbare Ausdehnung

diese Maßregel nehmen müßte, wenn sie eine fonsequente und aus

nahmslose Vollstreckung erhalten sollte. Von der Revision des Wahl-

rechts ward feine Erwähnung gemacht ; man erwartet in dieser Hin-

sicht mit Ungeduld von St, Petersburg und Konstantinopel die Re-

solution. Die früher öffentlichen Verhandlungen der General-Ver-

sammlung wurden für die Zukunft in geheime umgewandelt), so daß

noch in der ersten Sibung die Zuhörer den Saal verließen,

Aus Jassy erfährt man, daß der Großherrlihe Commissair Bechdschet Efendi si nur einige Tage daselbst aufgehalten habe und während dieser Zeit von dem dortigen Hospodar mit Aufmerksamkeiten überhäuft, zugleich aber auf eine Art isolirt und vor jeder Berührung

mit den Einwohnern bewahrt worden fei, daß er niht einmal bei der