1847 / 31 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

D anna

tende Veränderung in der Bestimmung eines anderen ausgezeichneten österreichishen Diplomaten mit der wankenden Gesundheit des be- rühmten Fürsten in Verbindung geseßt werden. Die Beweggründe dieses seit Jahren, bald als Börsen - Manöver, bald als Zeitungs- Ente, auftauchenden Gerüchts liegen nahe, und es wundert uns nur, wie der sonst nit taftlose Nürnberger Korrespondent dem- selben Raum ín seinen Spalten gewähren konnte. Wir sind_in der Lage, ans der besten Quelle versichern zu können, daß der Staatê- mann, der so lange auf die Geshicke der Welt thätigen und heilsa- men Einfluß gewonnen, sich auch jeßt noh des besten Wohlseins in jeder Bezichung erfreut, daß er ununterbrohen mit einer fast unbe- greiflihen Thatkraft und Rastlosigkeit (fast täglich von 9 Uhr früh bis Mitternacht) sich seinen hohen Pflichten widmet, und daß dem- nah alle Gerüchte über dessen schwanfkende Gesundheits - Umstände u. \. w, gänzlich aus der Luft gegriffen sind.

Krakau, 27. Jan. Mittelst einer von gestern datirten und heute veröffentlichten Bekanntmachung des Kaiserlichen Hof-Commissairs, Grafen Moriz Deym, wird der im Olten Varagrapdes der Kund- machung vom 48ten d. M. über den Zolleinshluß des frakauer GVe- biets in den österreihishen Zollverband bezeichnete Waaren=-Anmel- dungs-Termin bis zum 14. Februar und die Frist zur vollendeten amt- lihen Konstatirung (§8. 5 und 12) bis zum 28. Februar d, J. ver- längert. Der Zolleinschluß geschieht, wie angeordnet is, mit dem 29sten d. M.

Rußland und Polen.

St. Peteröburg, 23. Jan. Ein von Sr, Majestät dem Kaiser an den dirigirenden Senat gerichteter Ukas vom 26, Dezem- ber, die Erleichterungen für den Handel der Bewohner von Trane=- kaufasien betreffend, enthält Folgendes :

„Jm Jahr 1831 waren zur Organisirung des Handels in Transkau- kasien eigene Reglements und Verordnungen crlassen worden, Da Wir gc- genwärtig, in Betracht der Lokalverhältnisse jenes Landes, für nöthig crach- ten, demselben verschiedene Handels-Erleichterungen zu gewähren, so befch- len Wir: 1) Jn allen transkaukasischen Häfen des Schwarzen Meeres, auch die der Nordost-Küste dieses Meeres mit einbegriffen, den hier bi ifol- genden, von Uns bestätigten Zolltarif einzuführen, 2) Die Waaren-Ausfuhr vou Transfaukasien ins Ausland, die Einfuhr von persischen und türkischen Er- zeugnissen in Transkaukasien und die Waaren-Ausfuhr von da nah Nußland, nach den gegenwärtig geltenden Vorschriften, fortbestehen zu lassen. 3) Für dic von Kertsch nah Redut-Kale und Suchum - Kale und von Astrachan nach Baku gehenden russishen Baumwollen-Fabrikate während der nächsten fünf Jahre, von 1847 an gerechnet, die Hälfte des nah dem allgemeinen Tarif für ausläudisches Baumwollengespinnst erhobenen Zolles als Prämie aus- zuzahlen, Diese Prämie in den Zoll-Aemtern von Kertsh und Astrachan gegen Vorweisung vou Bescheinigungen der Zoll-Aemter zu Baku, Redut- Kale und Suchum-Kale darüber, daß die obengenannten Fabrikate wi: klich nach Transfaukasien geführt worden, auszuzahlen, 4) Einen zollf cien Transit europäischer Waaren von Redut - Kale und Suchum - Kale über

132 um sie zu bändigen, Mehrere wurden verhaftet und eingesperrt; wahrscheinlich harrt ihrer die Ausstoßung aus dem Kollegium. Die Direktoren der betreffenden Studien-Abtheilung sollen persönlich miß- handelt worden sein.

Das Zucht -Polizeigeriht zu Tours fällte am 19. über 44 der wegen Theilnahme an den dortigen Kornmeutereien verhafteten Per=- sonen sein Urtheil; drei wurden freigelassen und gegen 12 auf Ge- fängnißstrafen von einer Woche bis zu 15 Monaten erkannt,

Die Gräfín Labourdonnaye, Wittwe des aus der Restaurations- Zeit bekannten Ministers, is mit Tod abgegangen,

Die Presse will einen neuen Beweis dafür gefunden haben, wie fonsequent Lo:d Palmerston in seinen Pläncu sei. Seine Ab- sichten auf Aegypten vom Jahre 1840 babe er nicht aufgegeben, sondern blos modifizirt, denn er wolle nun Aegypten kaufen! Er habe nämlich insgeheim zu Alexandrien und Konstantinopel Anerbie- tungen machen lassen, damit England beim Tode des Vice - Königs unter gewissen Bedingungen jenes Land erhielte.

__ Die Gazette des Tribunaux erzählt, daß der Schaßmeister eines der größten geistlihen Jnstitute des Seine- und Oise-Departe=- ments mit einem bedeutenden Defizit die Flucht ergriffen habe.

Die Polizei zu Toulouse is, wie es heißt, auf der Spur Ca- brera’s ; er soll am 18ten in einem Schlosse in der Nähe übernach- tet haben.

Auf der Orleanébahn sollen nöhstens Versuche mit dem elektri= hen Telegraphen angestellt werden,

Das Haus Rot\ÿschild macht jeßt auch Geschäste in Tabak, Bei der in diesen Tagen stattgesundenen Adjudication für die Taback-Liefe= rung wurden ihm 2,400,000 Kilogramm Maryland zugeschlagen.

Von Toulon wird unterm 18, Januar die Einschiffung der dort formirten Escadron Senegal-Spahis auf der Dampf-Fregatte „Mou- tezuma“’ nah dem Senegal berichtet,

Der Courrier du Havre meldet von der Jnsel Bourbon, daß cine französische Brigg dort mit der Mannschaft eines an der Küste von Madagaskar verunglückten englischen Schiffes angekommen sei. Die Eingeborenen von Madagaskar hatten das Wrack und die Schiff- brüchigen geplündert und wollten sle zu Sklaven machen, als sie von

den Franzosen befreit und gerettet wurden,

28 Paris, 26. Jan. Jun der heutigen Sihung der Depu- tirten-Kammer verlas der Präsident den Entwurf zur Adresse auf die Thronrede. Derselbe beginnt folgendermaßen :

„Sire! Der erste Wunsch Ew. Majestät is auch unsere erste Pflicht, Wir werden unsere Bemühungen mit den Jhrigen vereinigen z wir werden Ihrer Regicrung unsere ganze Mitwirkung gcwähren, um die Leiden zu lindern, die wir mit Jhuen béek!'agen, Möge die Ordnung überall aufrecht erhalicn, das Eigenthum geach!et werdeo, eine wachsame Festigkeit dic Frei- heit des Verfchrs und des Umlaufs der Lebensmittel gewährleisten, die Ar- brit, die wirfsamste der Unterstüßungen, in ausgedehntem Maßstabe ver- thcilt werden; wenden wir uns auch an die Privatwohlthätigkeit, feuern wir ihren Eifer an, kemmcn wir ihr zu Hülfe durch cine wohl verstandcne

Tiflis und Nachitshewan nah Persien und von persischen Wag- ren aus Baku nach Redut- Kale und Suchum- Kale, auf Grund der hier beigefügten, von Uns bestätigten Vorschristen, zu gestatten. 5) Allen Handeltreibenden in Redut-Kale und Suchum-Kale das Recht zu ertheilen, daß sie von dort Waaren zurückführen und den Zoll im Verlauf cines Jahres entrichten dürfen, ähnlih dem, wie solhes durch den von Uns bestätigten Beschluß des Minister-Comité?s vom 15, September dieses Jahres in einigen Häfen des Baltischen und Weißen Meeres gestattet is. 6) Von allen Fahrzeugen, sowohl russischen als fremden, die vom Ausland in die Häfen an der Ostküste des Schwarzen Meeres einlaufen oder von da ins Ausland absegeln, nur die Hälste des Lastgeldes, d. h. 25 Kopeken Silber pro Last bei der Ankunft und eben so viel bei der Abfahrt, zu erheben ; dieses Geld zum Besten derjenigen Häfen, in denen es erhoben worden, zu verwenden und außerdem die Schiffe keiner weiteren Abgabe zu unterwerfen, und 7) von der ganzen Summe der in allen Zollstätten für die nah Transkaukasien eingefüh1ten europäishen und Kolonialwaaren einfommenden Zollgefälle alle Jahr, vom Anfang des Jahres 1847 an gerechnet, 10 pCt, zum Besten jenes Landes abzulegen und der obersten Verwaltungs-Behörde daselb zu übtergcben, welche das Geld zur Verbesserung der Häfen und Communica- tionsmittel verwenden wird,“

E T A

Paris, 26. Jan. Am Sonnabend fand in den Tuilerieen ein Fest zur Feier des Geburtstages der Herzogin von Orleans statt.

Das Journal des Débats meldet, daß Herrn Guizot's

Antwort auf Lord Palmerston’'s Note vom 8. Januar gestern nach London abgegangen sei, so daß sle in drei oder vier Tagen, noch vor Beginn der Adreß=Debatte in der Deputirten-Kammer, werde vorge- legt werden fönnen, j __ Nach den neuesten Nahrichten aus Algier, vom 2sten, haben fürzlih wieder zwei Gefechte mit den Arabern stattgefunden; das eine bestand in einem Angriff auf das Lager eines Hâäuptlings, Na- mens Muley, der einige den Franzosen befreundeten Stämme beun- ruhigt hatte, das andere in einem Kampf gegen einen von Bu Masa aufgereizten Stamm der Sahara-Oase; im ersten erbeuteten die Fran- zosen einige Waffen, Pferde und eine Fahne, und der Feind hatte L: das andere Gefecht endigte mit Unterwerfung des auf- M ee der dabei 30 Mann verlor und 100 Verwun-

Der Courrier français will wissen, daß di öff

Regierung auf ausdrüliches Verlangen e e P A an die in den mexikanischen Häfen residirenden Konsuln und Agenten Frankfreihs ein Rundschreiben erlassen habe, damit dieselben den fran- zösischen Unterthanen, welche von den von der mexikanischen Regierun

ausgegebenen Kaperbriefe Gebrauch zu machen geneigt sein mten, kundthun sollten, daß sie niht dazu berechtigt seien, daß die fran- zösische Regierung ihnen jede Ermächtigung dazu versage, und daß nähmen sie keine Rücksicht darauf, sie sich der Gefahr aussebten ihre Eigenschaft als Franzosen zu verlieren und als Secräuber behantelt E En Blätter thollté bor}

_ Mehrere Blatter theilten vor kurzem mit, Herr Billault sei Könige zum Rechts- Anwalt für das L oNAE en des B von Aumale ernannt worden, Die Reforme äußerte bei diesem Anlaß: Herr Billault könne unter solchen Umständen, in Folge dieser ihm vom Hofe gewährten Gunstbezeigungen, fortan niht mehr ein Oppositionsmann sein, Herr Billault erflärt nun hierauf: er habe feineêweges eine bestimmte Anstellung von Seiten der Civilliste oder des Herzogs von Aumale erhalten und angenommen;z er beziehe feinen Jahresgehalt oder etwas Aehnliches; er werde zwar in den Fällen wo sein Rechtsbeistand in Anspruch genommen würde, für den Herzog von Aumale plaitirenz er habe nit geglaubt, einen auf ein solches Verhältniß bezüglihen Antrag von der Hand weisen zu müssen, weil es ein Mitglied der Königlichen Familie sei, das von ihm diese Dienst- leistung fordere, die er auch dem Leßten seiner Mitbürger gewähren würde, in Fällen, wo das Recht auf seiner Seite sei,

__ Demnähst werden wieder drei französische Missionaire nah Co- chinhina und nah Japan abgehen.

Im Kollegium von St. Barbe brach neulich aus Anlaß der Anstellung einiger lden mit denen die Studenten unzufrieden wa- ren, in den wissens aen Klassen eine ernste Ruhestörung aus, Alles Zureden der Vorsteher war vergeblih, und die jungen Leute

Anwendung des öffentlichen Vermögens, und wir weiden, so viel es mög- iat ist, diese peinlichen Prüfungen gemildert haben, die auf dcm Lande asten, „Die Beziehungen Ew, Majestät zu allen auswärtigen Mächten geben Jhnuen das feste Vertrauen, daß der Friede der Welt gesichert ist. Wir wünschen uns mit Jhnen Glück dazu, : rankreich, das Jhre Schmerzen als Vater getheilt hat, gesellt sich mit inniger Freude den Tröstungen bei, welche die Vorsehung Jhnen \cickt, Tie Heurath Jhres vielgeliebten Sohnes, des Herzogs von Montpensier, mit Zhrer vielgeliebten Nichte, der Jufantin Luisa Fernanda, wird von uns, indem er die Jhrer Familie vorbehaltenen Freuden vollständig macht, als ein neues Pfand ¿wischen Franfreih und Spanien für jene guten und innigen Beziehungen aufgenommen, die seit so vielen Jahren bestehen, und deren Aufrechthaltung von eben so großem Belang war für die Wohlfahrt, wie für die wechselseitige Sicherheit der beiden Staaten, (Sie haben Grund, zu hoffen, daß die Angelegenheiten des La Plata bald in Gemäßheit der Absichten Jhrer Regierung, im Einklange mit jener

der Königin von Großbritanien, geregelt sein werdenz die gerechten Forde- rungen unseres Handels, dessen Verbindungen in diesen Ländern feit so langer Zeit schon leiden, lassen uns wünschen, daß diese Hoffnung nächstens zur Wirklichkeit werden möge.

„Ew, Majestät haben einen Schifffahrts - Verirag mit dem Kaiser von Nußland abgeschlossen. Die Kammer, zur Berathung über die finanziellen Stipulationen dieses Vertrags berufen, wird mit Jnteresse eine Ucbercinkunst prüfen, welche, vermittelst einer gerechten Gegenseitigkeit in unseren See- Verbindungen mit dicsem Reiche, uns alle Vorthcile gewährleisten soll, deren Erhaltung uns von Nuten ist,

„Ein unerwaitetes Ereigniß hat den in Europa durh den wiener Ver- trag begrünteten Zustand der Dinge geändert. Die Republik Krakau, cin unabhängiger und neutraler Staat, is dem Kaiserthum Oesterreich cinver- leibt worden. Frankreich will aufrichtig die Unabhängigkeit der Staaten und die Aufrechthaltung der Verpflichtungen , deren keine Macht sich enile- digen kann, ohne zug!eih alle anderen davon zu entbinden, Durch dic Protestation gegen diese Verlegung: der Verträge, die zugleich ein neuer Angriff auf die alte polnische Nationalität is, haben Ew. Majcstät eine gebieterische Pflicht erfüllt und der gercchten Aufregung des öffentlichen Bewußtseins entsprechen,“

Die übrigen Paragraphen sind fast nichts als eine Umschreibung

der Thronrede. Die Kammer beschloß darauf, die Verhandlung erst nächsten Montag (1. Februar) zu beginuen, Von morgen an köunen die Redner, die das Wort ergreifen wollen, ihre Namen auf die Liste schon einschreiben. Der Kriegs-Minister legte einen Geseh-Entwurf vor, kraft dessen er cinen Kredit von 4 Millionen für Vermehrung des Militair - Effektivstandes in den Territorial = Divisionen des Ju- nern verlangt. Hiermit {loß di Sißung. In der Paírs-Kammer oerlas Baron Charles Dupin den Bericht der Kommission über das Beseß, die Einfuhr ausländi- schen Getraides betreffend, Er hofft, die Kammer werde sih beeilen, der Maßregel ihre Zustimm'ing zu geben. Er bemerkt unter Ande- rem, troß der beklagenswerthen Unordnungen, die auf cinigen Puuk- ten vorgefallen, fönne er dem Geist der Bevölkerung im Ganzen nur das größte Lob spenden. Die Bevölkerung von Paris uament- lih habe jeßt niht weniger als 80 Millionen in der Sparkasse lie- gen. Die Verhandlung des Gesez-Entwurss wird auf morgen fest- gesebt, Damit {loß die Sißung.

Die Nahrichten aus dem Departement des Jndre lauten im Ganzen befriedigend. Der Markttag am 23sten, für den man noch einige Besorgnisse gehegt hatte, ist zuChateauroux vollkommen ruhig vor= übergegangen, Die Behörden hatten aus Vorsicht eine bedeutende Militair- macht aufgestellt, woas uicht wenig dazu beitrug, jedem Versuche zu neuen Unordnungen vorzubeugen. Auch die National «Garde der Stadt, welche überhaupt einen sehr guten Ocist für Beshüßung der Ord- nung während der Krise gezeigt hat, hatte einen starken Posten auf- gestellt, der auch den ganzen Tag über seinen Play be- hauptete. Die Zufuhren auf dem Markte waren beträchtlich, aber doch nicht hinreichend für die Na frage; um 34 Uhr Nachmittags war der Markt schon leer, alles zugesührte Getraide abgeseßt, und troß- dem waren die Preise aller Getraidesorten um 75 Cts. bis 1 Fr. ge- fallen. Das doppelte Decalitre Weizen, welches vor vierzehn Tagen mit 6 Fr. bis 6 Fr. 25 Cts. bezahlt worden war, i um 5 Fr. zu haben gewesen. Starke Militair - Kolonnen waren am 21sten und 22sten von Chateauroux nach den fünf Getraidemärkten des Depar- tements abgegangen, um für der Markttag vom 23sten überall die öffentliche Ruhe und Ordnung zu sichern, und bis vorgestern früh hatte

tobten so arg, daß man die bewaffnete Macht hexbeirufen mußte,

man zu Chateauroux nichts von einer Störung derselben irgendwo

gehört, Am Freitag Abends (22sten) hatte sich zu Jssoudun der Munizipal - Rath außerordentliherweise versammelt, um Vorsorge zu treffen für Auffindung der Mittel, damit der ärmeren Klasse auch ferner die Unterstüßungen verabreicht werden, welhe man ihr seit Anfang der s{limmen Jahreszeit zuflie= ßen läßt. Ein Anlehen von 20,000 Fr. wurde votirt, und man hoffte, daß die Regierung ebenfalls eine Summe von etwa 9 bis 10,000 Fr. von den zur Vertheilung fommenden 4 Millionen der Stadt zufließen lassen werde, so daß an 30,000 Fr. für Verschaffung von Arbeit und wohlthätige Zwecke verwendbar scin würden, Wie zu Chateauroux wird auch zu Jssoubun noch außerdem eine Sub- scription freiwilliger Beiträge bewerkstelligt, um für die nothdürftigen Familien den Preis vou 8 Kilogramm (16 Pfund) Brod auf 3 Fr. 50 Cent. (28 Sgr.) zu erhalten, wie hoch auch die Getraidepreise noch etwa steigen möchten. Man fann Geschenke und un= verzinsliche Darlehen unterzeichnen, Die feste Haltung der National - Garde von Valençcay hat viel dazu beigetragen, die Ordnung dort aufrecht zu erhalten. Die Stadt Le Blanc is fortwäh= rend vollkommen ruhig, und ganz ungegründet war die neulihe Meldung öffentlicher Blätter, als sei die große Spinnerei daselbst von Plünde=- rung bedroht gewesen und hätten die Arbeiter förmlih militairisch sich organisirt und abwechselnd die Wache bezogen, um die Fabrik ge= gen den befürchteten Angriff zu {hüzen. Die Arbeiter haben keinen Augenblick ihre Werkstätten verlassen. Eben so wenig is es wahr, daß ein Adjutant des Kriegs-Ministers nah Chateauroux gekommen sei, um über den Stand der Dinge daselbst Bericht zu erstatten und den Bedarf an dahin zu sendenden Truppen anzugeben. Ueberhaupt fehrt die Ruhe im ganzen Departement allmälig wieder. Man sieht da und dort noch meuterishe Haufen, die aber nur noch drohen, ohne Gewaltthätigkeiten zu wagen, und sobald die bewaffnete Macht sih zeigt, ergreifen sie die Fluht, Die Mairieen vollziehen überall mit Entschlossenheit die Proclamation des Präfekten, welche alle den Grundeigenthümern von den Ruhestörern abgezwungenen Verbindlich- feiten für rechtlich nichtig und fraftlos erflärt. Die Natioual-Garde, welche auf viclen Punkten des Departements kaum existirt hatte, ist bei dieser Gelegenheit vollständig organisirt worden. Für die Gemeinde Saint - Gaultier hatte man noch einige Besorguisse, aber auch dort hoffte man, die feste Haltung der Ein= wohner werde jeden Versuch zur Unordnung sogleih zu er stien wissen; im äußersten Falle sind sie militairishen Beistan= des sicher, Täglich werden jeßt auf allen Punkten, welche die Meuterer bedroht haiten, zahlreihe Verhaftungen vorgenommen. Am Freitag und Sonnabend waren über dreißig Personen nah Chateauroux ein- geführt worden. Meist sind es arme Bauern, die sich vou Tauge- uihtsen in ihren Gemeinden zu Frevelthaten hatten fertreißen lassen, Der General-Prokurator des Königlichen Gerichtshofes von Bourges verweilt noch immer zu Chateguroux, wo er mit der Justruction des Prozesses gegen die Verbrecher aufs thätigste sih beschäftigt. Zu Havre, Cherbourg und in allen Häfen der Bretagne liegen bereits große Massen von Getraide, die aus den Bercinigten Staaten da= selbst eingetroffen sind, Vou da aus köunte man das Getraide immerhin noch leihter, als vou Marseille aus, in die Departements von Mittelsraukreih führen, wiewohl es auf der Achse bereits selbst nach Meß und Nancy gelaugt. Die gestern aus Caen eingetroffenen Nachrichten beweisen glücklicherweise die gänzlihe Grundlosigkeit der Gerüchte, als wären dort bereits ernstliche Unruhen ausgebrochen oder duch jeden Augenblick zu befürhten, Auch zu Rouen is die Ruhe nicht weiter gestört worden, der vorgestrige Tag ging ohne die geringste Störung vorüber. Zu Elbeuf, Louviers, St. Quentin und in den großen Fabrikstädten überhaupt is die Ordnung bis jeßt kei= nen Augenblick noch unterbrochen gewesen, Jm Departement Jüe und Vilaine (Hauptort Rennes) kommen zwar noch vereinzelte, aber gliück= licherweise nicht bedeutende Versuche zur Hinderung des freien Verkehrs im Getraidehandel vor. Am Freitag Abends hatte sih in Rennes selbst das Gerüchi verbreitet, es habe sich cin Volkshaufe zusammengerottet und wolle die Abfahrt eines mit Getraide beladenen Schiffes auf dem Kanal verhindern. Sogleich requirirte die Munizipal = Behörde eine Abtheilung von 50 Mann Truppen, welhe nach dem Kanal rüdckte. Dics genügte, jeder Unordnung vorzubeugen, und das Schiff konnte ohne Widerstand seine Abfahrt bewerfstelligen. Am Freitag soll ein Befehl des Kriegs-Ministeriums zu Rennes eingetroffen sein, welcher anordnet, daß unverzüglich die jeßt mit halbjährigem Urlgub von 1h= ren Corps abwesenden Militairs aller Grade der Trupyer der ten, 12ten, 13ten und 15ten Militair -= Division, mit alleiniger, aber auch nur momentaner Ausnahme jener Militairs, deren Dienstzeit 1847 zu Ende geht, zu ihren Regimentern einrüccken follea, Auf den Märk= ten der Bretague si:d die Or traidepreise stark im Sinken, besonders auf denen des Departements der Nieder-Loire, wo auch Kartoffeln im Ueber= flusse zu haben sind, Auf dem leßten Markte zu Beaufort ist das doppelte De= calitre Weizen um nicht weniger als 2 Fr. gefallen, Die Stadt Nantes ist auf drei volle Monate mit dem ihr nöthigen Getraide versehen, und zwar i} hier nur auéschließlih von dem aus anderen Departe= ments oder dem Auslande eingeführten die Rede, das im Departe ment selbst gewachsene und die auf dem Lager befindlihen Quantitä= ten gar nicht eingerehnet. Aus allem Vorstehenden czsieht man, daß es glückliherweise mit der Noth in Frankreich noch nicht so gar \{chlimm steht, als die Pessimisten gern glauben lassen möchten, wobei aber allerdings die drückende Lage der armen Klassen in Abrede zu st.llen 1. Auffallend muß es nur bleiben, daß gerade das Jour= nal des Débats es war, welches die übertriebensten und, wie man nun gewiß weiß, falschesten Berichte über die Vorgänge in den De- partements brachte, wo Unordnungen vorgefallen sind.

Großbritanicn und Irland.

London, 25. Jan. Vorgestern fand im auswärtigen Amt ein Kab:nets-Rath statt, dem sämmtliche Minister beiwohnten.

Das Oberhaus versammelte sich vorgestern auenalmsweise, um die vom Unterhause bereits angenommenen Korn - und Schiff= fahrts-Bills zum erstenmale zu verlejen, Der Marquis von Lans- downe trug darauf an, beide Bills unter Aufhebung der bestehen- den Orduung sogleich durch alle Stadien passiren zu lassen. Lord Stanley versicherte von Seiten der Protectionisten, daß die Re- gierung keine Opposition von ihm zu erwarten habe, obschon er die Zulassung des Zuckers in die Brauereien und Brennereien bedauern müsse. Lord Brougham nahm Veranlassung, den Voisaß der Re=- gierung zu tadeln, daß man das Prinzip des Armengeseßes ändern wolle, wie die im Unterhause eingebrachte Bill Lord J. Russeli's über die Heimatsrechte anzudeuten scheine, indeß versicherte der Marquis von Lansdowne, daß eine solche Absicht der Regierung durchaus fern liege und sie uur dadurch Gelegenheit geben wolle, die Grund= Prinzipien des Armengeseßes einer vollständigen Erörterung zu un= terwerfen. Die beiden vorgelegten Bills wurdeu ohne Weiteres zum erstenmale verlesen, und das Haus vertagte sich.

Die Resolutionen, welhe der Kanzler der Schabkanzler in Be= tref der Zulassung des Zuckers in den Brauereien vorgeschlagen hat, Ee folgende: 1) Es is zweckmäßig, die Verwendung des Zuk- ers in den Brauereien zu gestatten; 2) es wird ein Rücßzoll von 5 Sh. und 5 pCt. bezahlt bei der Ausfuhr ins Ausland von je 36 Gallons Bier oder Ale, wenn die zum Brau desselben gebrauchten

Würze (worts) eine spezifishe Schwere von nicht weniger als 1,045

hat; der Rüczoll soll 7 Sh. 6 Pce. und 5 pCt. betragen, wenn die gebrauchte Würze eine spezifishe Schwere von mindestens 1,081 hat, 3) Jedem Destillateur in dem vereinigten Königreiche wird eine Zoll= Ermäßigung von 12 Sh. 10 Pce, bewilligt für jede 115 Gallons von Spirituosen, welhe aus gesebmäßig verzolltem Zucker gewonnen worden sind. 4) Es is zweckmäßig, in Betreff dex Destillirung von Spirituosen aus Zucker in England, Sotiland und Jrland ein Reglement aufzustellen. 5) Statt der jeßt bestehenden Zölle sollen für folgende Artikel bei der Einfuhr in das vereinigte Königreich die nahstehenden Zölle er= hoben werden: Für Spirituosen von beliebiger Stärke, jedo nicht über Prode nah Syke's Hydrometer, pr, Gallou (und uach Verhält- niß für größere oder geringere Stärke als Probe und sür ein grö- ßeres oder geringeres Quantum als ein Gallon), wenn diese Spiri= tuoja Erzeugniß einer britischen Kolonie in Amerika sind (und nicht Liqueure oder gemischte Spirituosa, so daß die Stärke durch den Hy- drometer nit zu erforschen ist), wird bezahlt bei der Einfuhr in Eng= land 8 Sh, 4 Pce., in Schottlacd 4 Sh. 2 Pce. und in Jrland 3 Sh. 2 Pce, Dieselben Ansähße gelten für Rum aus den Besißungen der ostindischen Compagnie und für Rum Shrub, wenn die Bedingungen der Akte 4 Vikt, c. 8 e-:füllt sind oder das lebterwähnte Erzeugniß in den amerifanishen Kolonieen produzirt is, Der Kanzler der Schaßkammer äußert in Betreff der Verwendung des Zuckers in den Brauereien, daß im Allgemeinen der Zuder den Malz nicht verdrängen, daß aber wohl unter den gegenwärtigen Umständen viel Zuder zum Brauen werde verbraucht werden, da der Quarter Malz 84 Sh. koste und also bei den jeßigen Preisen um 6 Sh. theurer sei als 150 Pfund Zucker, die einem Quarter Malz beim Verbrauche gleih- fommen. Um in gewöhnlichen Zeiten mit Gerste fonfurriren zu kfön- nen, müßte der Zucker 35 Sh. pro Ctr, kosten, was bisher noch niht der Fall gewesen is, Syrup wird nicht zugelassen, weil die Staats=Einnahme zu sehr darunter leiden würde. __ Während die Protectionisten - Partei, von der Noth gezwungen, sih jeder Opposition gegen die Bills wegen Suspendirung der Getraide- und Schifffahrts-Geseße enthält, scheint ste sich um so ent- schiedener der Zulassung des Zuckers in den Brauereien als einer dauernden Maßregel widerseßen oder wenigstens die Aufhebung der Malzsteuer als Entschädigung dafür erzwingen zu wollen, Die Er- klärungen Lord Bentinc's und anderer Protectionisten im Unterhause, so wie Lord Stanley's im Oberhause, gegen die Permanenz jener Maßregel sind bereits erwähnt worden. Ueberdies hat sich am Frei- tage eine Deputation von Mitgliedern des Oberhguscs und Unter= hauses, die der Protectionisten = Partei angehören, und unter denen sich der Verzog von Richmond, sein Sohn, der Graf von March, die Herren Miles, Wodehouse, Newdegate und Andere befanden, zu dem Premier-Minister begeben, um ihm ihre Ansichten über- die Ungerechtigkeit der Beibehaltung der Malzsteuer nah Ab- \haffung drs Verbotes der Benußung des Zuckers in den Brauereien mündli darzulegen und ihn zu dem Versprechen zu vermögen, daß er binnen furzem eine Bill wegen Aufhebung oder wenigstens Er= mäßigung der Malzfteuer einbringen wolle. Lord John Russell er- klärte in seiner Erwiderung der Deputation, er könne nicht in Ab- rede stellen, daß die fraglihe Abgabe eine große Last für die acker- bagutreibende Klasse sei, unter den gegenwärtigen Umständen aber fei es niht möglich, eine Steuer abzuschaffen, welche dem Schabe fünf Millionen Pfd. St. jährlih einbringe, weshalb er denn auch der Deputation niht die Hoffnung geben könne, daß ihre Wünsche berüds;chtigt werden.

Das Paketschif „Anglo Saxon“’ hat Nachrichten aus New-York bis zuin Zten d, M, überbracht, welche, da sie nur um drei Tage neuer sind als die lebten, nichts von besonderem Juteresse melden.

S weiz

Kanton Genf. (Eidg. Ztg.) Die Mitglieder des abge- treteneu Staats-Rathes haben dem Großen Rathe in einem eben so ruhigen als würdigen Sthreiben crklärt, daß sie sich, im Bewußtsein, blos ihre Pflicht gethan zu haben, nicht entschließen fönnten, der vom Großen Rathe an sle gerihteten „Einladung““ nachzukommen, daß ste aber bereit seien, wenu der Große Rath sih entschließe, das Dekret der sogenannten Landsgemeinde vom 9, Oktober v. J, durch einen legislativen Aft zu sanctioniren, ihr Haupt vor dem Gesetze zu beu= gen, nicht ohne indeß {hon zum voraus dagegen zu protestiren und an das gerechte Urtheil der Nachwelt zu appelliren. Der Große Rath hat jedo die moralische Verantwortlichkeit nicht auf si neh- men wollen und i} darguf nicht eiagetreten, sondern hat unter dem 22sten d. beschlossen, an jedes einzelne Mitglied des abgetretenen Staats-Rathcs, so wie an dey gewesenen Befehlshaber der Truppen, eine neue „Aufforderung“ zu erlassen, bis zum 26sten d. seinen Theil zu bezahlen; geschehe es bis dahin uicht, so solle sofort zur Pfändung geschritten werden, :

Kautoun Tefsin. (Schweiz. Bl.) Die von mehreren Blättern verbreitete Nachricht, daß Oesterreich starke Truppen-Corps nah Como, Varese und Umgebungen sende, scheint niht ohne Grund zu sein. Bisher jedoch haben sich, wie versichert wird, noch keine Truppen an der Gränze gezeigt, sondern nur Adjutanten und Kriegs- Commissaire. Die Gerüchte, welche über diese Vorgänge in Umlauf sino, lauten sehr verschieden, Besonders wird als zuverlässig behauptet, daß, wenn wirklich Truppen an die Gränze kommen, dies sowohl Sardinien als der Schweiz gelte. Was den Schmuggel betrit, so behauptet man, daß die neuen außerordentlichen Vorsichté-Maßregeln Oesterreichs, welche mit ungeheuren Auslagen verbunden sein sollen, ganz besonders den Zweck haben, den Buchhandel sowohl gegen die Schweiz als gegen Piemont zu verhindern. Gewiß is es, daß in den letten Zeiten nicht sowohl das Geure der politischen Pamphlets als das der soliden und uicht anonymen Bücher der österreihishen Regierung niht geringes Mißfallen verursacht hat, Bekanntlich is neulich im lombardish=venetiauishen Königreiche der Transit jedes Buches, das in diesem Rriche selbst nicht gelesen werden darf, verboten worden,

S

Neapel, 16. Jan, Die Prinzessin Luitpold vou Bayern if gestern Abend hier eingetroffen und in dem Gasthof „Vittoria“ ab- gestiegen. Der König bot das Schloß Chiatamone zum Aufeuthalts- ort an, die Prinzessin lehnte es jedoch ab; man glaubt, daß sie ihren Gemahl hier erwarten wird. Der König stattete ihr diesen Mittag, gleih nach beendigter Galla, welhe der Geburtstag des Kronprinzen hervorgerufen, seinen Besuch ab.

Herr Waghorn i} in Gesellschaft des Herrn Austin und anderer englisher Jngenieure hier angekommen, welche dem Eiscnbahnwesen alsobald ihre Aufmerksamkeit zuwenden werden.

Herr Corsini hat hier in Toledo cin Lesckabinet gegründet; man findet daselbst fast alle italienischen Journale aus der Lombardei, Sa: dinien, auch aus Rom und Bologna, das Diario di Roma, Galignani, französische Blätter, die neue englishe Zeitung Roms, the Roman Advertiser, neben der Allgemeinen Zeitung.

Der Vesuv fährt fort, kräftige Lavaströme zu entsenden,

Ancona, 17. Jan. (A. Z.) Eine Hauptshwierigkeit bei

der Erledigung der russischen Kirchen - Frage, welche sowohl Herrn

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von Bludoff, als den Kardinal Lambrustini, die beiden Hauptper- sonen bei e Verhandlungen, in T IEZe zu seßen scheint, ist folgende: Während nämli der heilige Stuhl die durch Zwang oder wenigstens dur indirekte Nöthigung bewirkten Apostasieen im Schooße der katholischen russish-polnischen Kirche als cinen Haupt-Beschwerde- punkt des Katholizismus betrachtet und eine von der russischen Regie- rung leiht zu bewirkende Wiederherstellung des vorigen Standes durch die Bewilligung eines ganz freien Rücktritts von der shismatischen zur unirten Kirche erwartet zu haben scheint, zeigt sich nun, daßdie russi= he Regierung diese Uebertritte zur russish-griechischen Kirche als cine vollbrahte Thatsache ansieht, an der sih nichts mehr ändern lasse, und daß sie blos die Zukunft als Gegenstand der Vc: handlun- gen, die eben jeßt in Rom gepflogen werden, betrachtet, Es fragt sich unter diesen Umständen : Kann Herrn von Bludosf's Ueberzeugung hinsichtlich der Billigkeit des römischen Ausinnens gewonnen, und fann ín diesem Fall (daß nämlich Herr von Bludoff eine eigene Ueberzeugung haben dürfte in einer Sache, welche die Politik des ganzen Reichs berührt) dann dur die Vermittelung des Herrn Bludoff eine Modification der russischen Ansicht bewirkt werden? Diese Schwierigkeiten scheinen niht gering.

Spanicn.

& Madrid, 19, Jan, Die Hartnäckigkeit und Verblendung, mit welcher die Minister der durh die am höchsten gestellten Viitglie- der des Senats ausgesprochenen öffentlihen Meinung Troß bieten, haben endlich Auftritte herbeigeführt, die, wie ein moderirtes Blatt heute sih ausdrüdt, dem Volke weder Achtung vor der Regierung, noch Geshmadck an den parlamentarishen Formen des Repräsentativsystems einflößen fönnen, Schon in der vorleßten Sißung des Senats er- neuerte der General Mazarredo dieselben Vorwürfe gegen die Mi- nister, mit denen der Herzog von Valencia sie Tages zuvor überhäuft hatte, und dieses Verfahren des Generals machte um so tieferenEindruck, als er, der von jeher dem französischen Hofe Beweise unerschütterlicher Auhäng- lihkeit gab, jeßt keinen Anstand nahm, die verborgenen Einflüsse, von denen das Kabizet Jsturiz geleitet wird, ans Licht zu ziehen. Eine noh gereiztere Stimmung \prah sich in der Rede des Generals Serrano aus, der ebenfalls darzuthun suhte, daß die Minister feine hinreihenden Fähigkeiten besäßen, um die Ruhe des Landes aufrecht zu halten. Nur mit einigen bitteren Sarkasmen und Per- sönlichkeiten entgegnete der Minister - Präsident diesen mit allge- meiner Zustimmung aufgenommenen Erklärungen, Mit welcher Eutrüstung vernahm aber gestern der Senat aus dem Munde des Generals Serrano, daß der Minister - Präsident , Herr Ffturiz, ihm hatte anzeigen lassen, er würde ihn zum Duell heraus=- fordern, falls er seine Angriffe gegen ihn wiederhole! Die ehrwür=- digen Prälaten, die hohen Gerichtspersouen, die Senatoren, denen die Aufrechthaltung der Geseße übertragen ist, waren im Begriff, sich zu erheben, um eine solhe Angabe für lügenhaft, für unmöglich zu erklären, aber sie mußten vor den Worten des Minister-Präsiden- ten selbs verstummen, der die Angabe des Generals Serrano durch- aus bestätigte und hinzufügte, daß er als Minister für sich dieselben Rechte in Anspruch nähme, die jedem Ehrenmanne zuständen,

Unter einer Verwirrung, welcher der Präsident kaum ein Ziel zu schen vermochte, ging der Senat gestern zur Diskussion der ein= zelnen Theile der Adresse über. Der Marquis von Miraflores nahm das Wort, um darzuthun, daß die politischen Verhältnisse Spa=- niens zum Auslande allerdings wesentlihe Veränderungen erlitten hât- ten, Zu diesem Behufe verglih er den zurückstoßenden Empfang, welcher dem Don Carlos 1834 in England zu Theil ward, mit der freundlichen und glänzenden Aufnahme, die gegenwärtig der Graf von Montemolin dort fand, Auch erwähnte er der von Seiten der eng- lischen Regierung eingereihten Protestation gegen die Erbfolgerehte der etwaigen Nachkommen der Herzogin von Montpensier. Diese Pro- testation, meinte der Marquis, shwebe wie das Schwert des Damo- fles über Spanien. Jebt befände der Graf von Montemolin sich in London, also entfernt von Spanien, Hätte die Königin aber den Prinzen von Koburg geheirathet, so würde der Graf von Montemolin sih in Paris oder wohl gar an der spanishen Gränze aufhalten.

Der Minister-Präsident erwiederte darauf: „Daß Monte- molin den Lord Palmerston besuht und von ihm einen Gegenbesuch erhalten habe, daß er einem von dem Gemeinde - Rathe von London veranstalteten Gastmahle beiwohnte, ist uns höchst gleichgültig (nada importa à la politica de Espana). Jd bin über- zeugt, und ih sage es so laut, wie möglich, damit die ganze Welt es höre, daß der Graf von Montemolin den Beistand Jhrer Majestät der Königin von England zum Behufe der Wiederan=- fahung des Bürgerkrieges in Spaaien weder gehabt hat, noch hat, noch haben wird. Nachdem ich dies so laut erklärt habe, daß die ganze Nation es vernehmen wird, lirgt mir gar wenig an den An- sichten, welhe die Bosheit und Unwissenheit in Spanien in Umlauf seßen, als ob die englishe Regierung die Prätensionen des Grafen von Montemolin unter ihren Schuß nähme und er morgen oder übermorgen landen würde, um den Bürgerkrieg wieder anzufachen.““ Der Minister erklärte sich bereit, die zwischen ihm und d-m englischen Gesandten in Bezug auf die Montpensiershe Heirath gewecselten Noten dem Senat vorzulegen, Der förmlihe Protest wäre erst er- folgt, als die Heirath vollzogen war. „Die Vermählung Jhrer Königlichen Hoheit der Jnfantin, jeßigen Herzogin von Mont- pensier ‘“‘, fügte der Minister hinzu (1ch überseße seine Worte aus der Gaceta), „kann weder jeßt, noch binnen langer Zeit die geringste Aussicht auf das Eintreten des Falles der Vereiaigung beider Kronen auf demselben Haupte da:bieten. Die Regierung der Königin von Spauien legt den utrehter Traktat so aus, als ob er nur für jenen Fall ges{chlossen wäre. Dieser Traktat sagt für die spanische Regierung weiter nichts, als daß die beiden Kronen nie auf demselben Haupte vereinigt werden sollen, Dies is die Auslegung, welche die spanische Regierung von diesem Traktate gemacht hat, Von ihr hat sie der englischen ausdrückliche Kenntniß ertheilt. Noch mehr, sie hat ihr angekündigt, daß die jeßt beste- hende Constitution die Möglichkeit des Eintretens des Falles vorausgese- hen hat und alsdaun die Cortes ihren Ausspruch thun werden. Warum sollen wir uns also jeßt auf Fragen einlassen, die vielleiht nie zur Wirklichkeit gelangen,“ Der Minister erklärte endlih noch, es wäre unmöglich, mit strenger Beobachtung der Constitution zu regieren, Die Progressisten hätten ebenfalls die Constitution verleßt.

Am Shlusse der Sibung erhob sich noch zwischen dem Marquis von Miraflores und dem Herzoge von Frias eine Erörterung über

die Gültigfeit der Aufhebung der von Philipp V. eingeführten Thronfolge - Ordnung. Der Herzog von Frias {loß mit folgenden Worten: „Jn welcher Lage Spanien sich auch befinden möge, Frankreich und England werden sich immer um das Ueber= gewicht in unserem Lande streiten. Ja, je größer unser Wohlstand sein wird, um so mehr wird eine jede dieser beiden Mächte sich be- mühen, ihren ausshließlihen Einfluß hier geltend zu machen. Diese beiden Einflüsse werden Spanien beständig bedrohen. Die Geschick- lihkeit der Regierung besteht darin, sich weder der einen noch der anderen zu sehr zu nähern.“

Nicht weniger stürmish sind gegenwärtig die Sibungen des Kongresses. Vorgestern nahm Herr Cortina zum erstenmale das Wort, nachdem der Minister des Junern unter dem lauten Gemurre

der Zuhörer die gröbsten Persönlichkeiten gegen ihn und seine Freunde ausgestoßen hatte. Herr Cortina erwiederte ihm: „Jch richte an den Minister die Bitte: Schlag? mich, aber höre mih. Die Feinde des Thrones Jsabella's Il, erheben übermüthig ihre Häupter, und ih habe schr sichere Nachrichten, aus denen hervorgeht, daß diese Feinde Mittel jeder Art anwenden, um einen Aufstand zu bewirken.“ Der Redner erklärte nun, das Ministerium besäße durchaus nicht die Eigenschaften, um dem Lande Zutrauen einzuslößen, und deshalb werde er es auf das heftigste bekämpfen. Der Minister des Jn= nern versicherte, die Gerüchte von den Rüstungen der Karlisten wä- ren höchst übertrieben, und die Regierung hätte niht die geringste Besforguiß vor ihnen.

| E o wird si vermuthlih erst übermorgen fonstituiren und zur Wahl des Präsidenten schreiten, Die Minister seßen Jutri- guen jeder Art in Bewegung, um sich auf ihren Pläßen zu behaup- ten, während der Haß, mit welchem die hervorragendsten Männer des Landes, und zwar der moderirten Partei, gegen sie erfüllt sind, si namentlich gegen die Herren Mon und Pidal zur leidenschastlichsten Erbitterung steigert. Sollten die Minister die Präsidenten-Wahl des Herrn Bravo Murillo dennoch durhseßen, so wird die Verwir= rung nur noch zunehmen. Der König ließ gestern einem einflußrei hen Deputirten anzeig-n, daß die Königin ein neues Ministerium noch vor der Erörterung der Adresse einzuseben wünshe.

Zu den zahllosen Schwierigkeiten, in welche das Ministerium sich verwidelt sieht, kömmt nun noch ein Umstand, den jeder Unbefangene längst voraussehen konnte. Jn Folge der mit Vorwissen und Begünsti- gung der {panischen Regierung ausgerüsteten Expedition, mit welcher der General Flores den Freistaat Ecuador bedroht, hat die Regierung der Re- publik Peru ihrem hiesigen Konsul unter dem 7. November angezeigt, daß sie die Spanier als Feinde behandeln und kein spanisches Schiff in ihren Häfen zulassen werde. Ju einem an die übrigen amerikfani=- hen Regierungen gerichteten Rundschreiben werden diese durch Peru aufgefordert, gemeinshaftlihe Maßregeln gegen Spanien zu ergrei= fen, Da viele spanische Familien in Peru begütert sind, und die dortige Regierung durch Ausgebung von Kaperbriefen der spanischen Schifffahrt einen höchst empfindlihen Stoß verseßen kann, so ist die Bestürzung hier nicht gering. i

Man muß übrigens wissen, daß, wie es heißt, das Unternehmen des Generals Flores den Zweck hatte, für einen Sohn des Herzogs von Rianzares einen Thron in Süd-Amerika zu gründen, und daß die Königin Christine für den Ankauf der Schiffe, Waffen u. \. w. die Summe von 50 Millionen Realen (25 Millionen Piaster) hergab. Es wird \sich nun zeigen, ob Flores die Freigebung der in England mit Beschlag belegten Schisse auswirken kann.

Griechenland.

Ancona, 17. Jan. Die offiziellen Mittheilungen, die man in Athen über Krakau's Einverleibung und die Protestationen der bei- deu Seemächte gegen dieselbe erhalten, haben weder auf das grie= hishe Kabinet noch auf das Publikum einen besonderen Eindruck gemacht. Der türkische Repräsentant, Herr Mussurus, allein glaubte ih berufen, einige Bemerkungen und Besorgnisse laut werden zu lassen, ein Echo der Bedenken, die der Beschluß der drei Mächte im türki- {hen Dívan hervorgerufen hatte. Man wußte übrigens in Athen recht gut], daß der kleine Allarm, der in Konstantinopel über diese Nachricht entstanden war, durch das Personal der französishen Ge=- sandtschaft erregt worden, indem dieses die Nachricht unter das tür- fische Publikum in einer Gestait zu verbreiten sich bemühte, die den Türken für die Donau - Fürstenthümer Besorgnisse einzuflößen aller- dings geeignet war. Die französishe Gesandtschaft zu Athen hat sich in dieser Hinsicht zurückhaltender und gemäßigter benommen. Herr Lyons nahm die Sache eben so ruhig auf, wie es bei den übri- gen fremden Agenten der Fall war. Herr Kolettis war vollkommen hergestellt und hatte seine Ministerial-Functionen wieder angetreten,

Eiseuv a ten Niederschlesisch - Märkische Eisenbahn.

Bei der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn betrugen die Ein- nahmen 1m Monat Dezember 1846: z 1) 38,311 Personen, wolür eingenommen

G E G acn P C S C E S EONE 40,834 Rthlr. 24 Sgr. 7 De

2) Für Passagier- Gepäck - Uebergewicht L ging ein «eco oa vie o ora ce 1,505 » Aw D 52 Equipagen «eren eo . 6380 » I: 26» 4) » 1.724 Cty. 84 Pfd, Erliraoht ¿v.45 2,106 » O i 9 5) » 82,386 Crt. 29 Pfd. Frachtgut .... 933,232 » 20 n 6) » Vieh-Transport ...--+- V EW 1,111 » S 9 7) » Extraordinaria «eee con ooons 4968 y 48 S

Summa 79,971 Rihlr. 2 Sg.6 Pf,

Handels- und Börsen -UÜachrichten.

Berlin, 30. Jan. Unsere Eisenbahn - Actien sind heute etwas ge- stiegen, weil von auswärtigen Börsen bessere Notirungen eingetroffen sind, Das Geschäft bleibt fortdauernd beschränkt.

Berliner Börse. Den 30. Januar 1847.

sl Pr. Cour.

U Brief. | Geld. | Gem.

Pr. Cour.

Actien. Brief. | Geld.

V G G“ Fonds. [8

33| 955 | 94% [pri Potsd.Magab.|4| 93% | 921 do. Prior. Oblig. | 4 937 do. ao. a0; |5 100% 997 B.-St.E.Lt.A.u.B.|—| 1105 | Bonn-Kölner Esb.| 5 Br.-Schw.-Frb.E.| 4 Ee 95 947 do. do. Prior.Obl. 4 eus 931 92 9127 ICöln-Minden. v.e.| 4 945 93 1017 | 101% |Düss.EW. Eisenb.|—| 1064 | 105%

St. Schuld-Sch. Prämien-Scheine d, Sech. à 9) T.|— 94 —- Kur- u. Neumärk. Schuldverschr. 35 92 Berliner Stadt- Obligationen Westpr. Pfandbr. c Grossh. Pos. do.

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do. do. 35 915 | 91% [do do. Prior. ObI. 4} 924 Ostpr. Pfandbr. 35 95% [Magd.-HWalbst.Eb. / 4| 113 ; 12 Pomm. do. 33 95 9473 Mgd. Lpz. Eisenb. e s 95 Kur- n. Neum. do.|33| 95% lao. do. Prior. Obl _— Gai Seblesische do. 35 96? [Niedersch.- Märk. 4| 917 80%

s . ritt! 4 E do. v. Staat ga- do. Priorität i rantirt. Lt. B.|: do. Priorität| 5 | 1005 | 1004 Nied.-Mrk. Zwgb. | 4 airs bi etne do. Priorität'45 bin ck i - L —| 132¿| 13! [0b.-Sechles.E.L.A 4 105:

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do. do. Prior. 0bI.|4| 913 | do.v. Staat garant. 34! -— _—— Thüringer... 4| 96x [Wilh.-B. (C.-0.) |4|

Brel. Anh. Lit. A.|- - do. do. Prior. Obl. S

Berlin-Hamb. do. Priorität 45

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