1847 / 36 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

niger zu einer Ueberschreitung des ihnen allein überwiesenen pro- vinziellen Petitionsrechts, und somit auf ein Feld führte, auf welchem sie unmöglich orientirt sein konnten.

Es war demnach durch die bestehende Gesehgebung beson=- ders durh das Geseß- vom 17. Januar 1820 die Nothwendigkeit eines Fortschríittes gegeben und au die Richtung der Entwickelung angezeigt, im Uebrigen aber dem Geseßgeber völlig freie Hand ge- lassen, indem das ständishe Geseß vom 5. Juni 1823 nur besagt:

„Wann eine Zusammenberufung der allgemeinen Landstände er- forderlich wird und wie sie dann aus den Provinzial-Stän- den hervorgehen sollen, darüber bleiben die weiteren Bestimmungen Unserer landesherrlichen Fürsorge vorbehalten“, während das Staats- schulden - Geseß die Theilnahme der Stände bei der Konirahirung neuer Schulden nur als „Zuziehung und Mit-Garantie“ dvé-

eichnet. j N Es war die Aufgabe der uns jeßt vorliegenden Geseßgebung,

den bezeihn Anforderungen zu genügen. E

E Po m e Reniben Worten, in welher Weise dies ge- eden ständische Central-Versammlung sollte, wie wir gesehen ha- ben, aus den Provinzial - Ständen hervorgehen; es wäre daher jede beliebige Composition derselben aus diesen Elementen rechtlich mög- lih gewesen. Um in dieser Beziehung jede Willkür zu entfernen, um für große und wichtige Ereignisse eine Versammlung zu bilden, welche die ständischen Attributionen wirklich in sich vereinigte, und ge= gen deren Legitimation au nicht der leiseste Zweifel bestehen kann, beruft der Geseßgeber (wenn wir uns über Seine Intention nicht täuschen) die Provinzial -Stände in ihrer Totalität zu Einem Ver- einigten Landtage und überträgt diesem die durch das Staatsschulden=- Gefes der fünftigen Central - Versammlung vorbehaltenen Functionen bei der Kontrahirung neuer Schulden, so wie das Recht zur Begut- atung der allgemeinen Geseße und das Petitionsreht in Beziehung auf alle innere, niht proviuzielle Angelegenheiten.

Er fügt zu diesen Functionen noch das wichtige, in der bisheri- gen Geseßgebung den Ständen überhaupt niht beigelegte Rccht der

ewilligung neuer Steuern hinzu.

Weil aber die häufige Wiederkehr der großen Versammlung mit niht geringen Unbequemlichkeiten und Kosten, auch die Berathung weitläuftiger Geseße in solher mit Schwierigkeit und unverhältniß=- mäßigem Zeitaufwande verbunden sein möchte, wird ein Theil dieser Functionen auf die bereits vorhandenen und zu ähnlihem Behuf ins Leben gerufenen ständischen Ausschüsse übertragen, während jedoch dem Vereinigten Landtage ausschließlich vorbehalten bleiben :

die Bewilligung neuer Staats - Anleihen und neuer Steuern und alle auf eine Veränderung der ständischen Verfassung sih beziehen- den Verhandlungen.

Für diejenige ständishe Mitwirkung bei dem Staatsschuldenwe= sen endlih, welhe unmöglih durh eine große Versammlung aus- geübt werden kann, wird eine besondere ständishe Deputation gebildet,

Neben diesen Versammlungen bestehen die Provinzial - Stände genau in ihrer jeßigen Zusammenseßung fort, und wird ihnen von ihren Functionen nur die ausschließende Begutachtung der allgemei- nen Geseße genommen, weil ihnen solche nur bis zu cinem jebt eingetretenen Ereigniß übertragen war.

Was nun die einzelnen Attributionen dieser verschiedenen Ver- sammlungen betrifft, so finden wir, daß

1) Jn Beziehung auf die Staatsschulden unterschieden i} zwi- schen solchen, die für die Bedürfnisse in Friedenszeiten kontrahirt werden, und zwischen solchen, die ein Kricg nothwendig machen möchte.

Erstere sind unbedingt an die Zustimmung der Allgemeinen Stände-Versammlung gebunden, womit der sehr unbestimmte Ausdruck des Geseßes vom 17. Januar 1820: „Zuziehung und Mit-Garantie“ in der den ständishen Rechten günstigsten Weise deklarirt ist. Für Kriegsschulden dagegen hat allerdings die Möglichkeit einer an1- deren Form gefunden werden müssen, weil es einleuhtet, daß nicht unter allen Umständen die große Stände - Versammlung einberufen werden kann, um Anleihen zu sanctioniren, an deren shleunigste Be- schaffung vielleicht die Existenz des Vaterlandes gebunden is, daß eben so politische Konjunkturen eine solhe Berufung unmöglich machen Fönnen, und daß endlih für diese Fälle das strengste Geheimniß vielleicht das einzige Mittel sein mag, den Bedarf unter erträglichen Bedingungen zu beschaffen, Darum is für diese Fälle die in dem A Staatsschulden-Geseß vorgesehene ständische Zuziehung auf die als ein Organ der großen Versammlung auftretende Depu- tation für das Staatsschuldenwesen und die Mitgarantie auf die nachträglihe Vorlage und Rechenschaft beshränkt, Wir glauben, daß, ohne die wesentlihsten Gefahren für die Sicherheit des Bater- landes, ein Mehreres nicht geschehen konnte, und hoffen, daß auf ret lange Zeit hinaus von dem gedachten Vorbehalte fein Gebrauch werde gemacht werden müssen.

- 2) Jn Beziehung auf das Steuer-Bewilligungsrecht.

Den meisten Ständen deutscher Lande stand nah älterer Ver- fassung das Recht der Steuer-Bewilligung zu, wobei jedo Zölle und anderweite Abgaben gewöhnlih zu den Regalien gezählt und der

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der deutschen Provinzen unseres Staates hatte sich dieses Recht bis zur Katastrophe des Jahres 1806 erhalten. Seitdem war es außer Gebrauch gekommen und durch die ständishe Geseßzgebung des Jah= res 1823 nit wieder ins Leben gerufen, indem daselbst für die Steuergeseße ohue- Unterschied nur der ständishe Beirath erfordert wird.

Wenn daher jeßt die Erhebung neuer und die Erhöhung der bestehenden Steuern von der Zustimmung der Stände abhängig ge= macht wird, so is dies zwar ein in früheren Verhältnisscn wurzeln= des, aber nihtôdestoweniger freies Geshcuk Königlicher Gnade, wel- hes wir mit um so- größerem Danke glauben entgegennehmen zu müssen, als damit eine Offenheit der Finanz=Verwaltung unzertcenn= li verbunden is, welhe den Ständen und durch sie der Nation die Ueberzeugung von der zweckmäßigen und haushälterischen Verwendung der Staats- Einnahmen gewähren oder -ihnen - Veranlassung geben wird, die Abstellung etwaiger Mißbräuche zu erbitten, und welche zu= gleich am meisten geeignet is, die böswilligen Gerüchte zu zerstreuen, welchze bald durch die Darstellung einer gränzenlosen Finanznoth, bald dur die Behauptung einer widersinnigen Anhäufung von Schäßen Unzufriedenheit zu erregen bemüht sind.

Auch glauben wir an die Andeutung im §. 6 der Verordnung über die periodishe Berufung der Ausschüsse die Hoffnung knüpfen zu dürfen, daß es die Absicht des Königs ist, nicht nur dem Vereinigten Landtage, sondern auch den Vereinigten Ständischen Ausschüssen je- deômal eine Uebersiht des Finanz-Haushaltes vorzulegen,

Was übrigens die rüsicbtlich der Zölle und einiger anderer minder bedeutenden indirekten Steuern in dem Geseß vorgesehenen Ausnahmen von dem Steuer=Bewilligungsrecht betrifst, so scheint sol- hes nit nur in den s{hon oben angedeuteten geshichtlichen Verhält- nissen, sondern auh deshalb völlig begründet zu sein, weil Verände= rungen, welche durch tie Zeitumstände so häufig geboten werden, un= möglich von der Zusammenberufung einer großen Stände-Versamm= lung abhängig gemacht werden können, überdies aber auch der we- sentliche Unterschied besteht, daß die Erhöhung einer direften Steuer eine wirklihe Mehrbelästigung der Steuerpflichtigen is, während die Erhöhung eines indirekten Steuersaßes keinesweges immer cine Ver=- mehrung der Einnahme hebeiführt, vielmehr hier häufig das be- fannte Paradoxon eintritt: 2 mal 2 macht 1, und nicht selten die Steuersäße gerade deshalb erhöht werden, weil man weniger ein= nehmen will, wie dies mehr oder weniger bei allen sogenannten Schutzöllen der Fall ist.

Der Vorbehalt wegen Erhebung von außerordentlichen Kriegs- steuern rechtfertigt sich durch die Bemerkungen über die Kriegs- schulden.

3) Jn Beziehung auf den ständischen Beirath für die Gesetz= gebung siud die Bestimmungen des Geseßes vom 5. Juni 1823, dem Wesen nach, unverändert beibehalten, so daß, wie es dort vorgesehen, alle provinziellen Geseße und diejenigen allgemeinen Geseße, welche Veränderungen in Personen- und Eigenthumsrechten und in den Steuern zum Gegenstande haben, von den Ständen begutachtet wer- den müssen, Was aber die berathenden Behörden betrifft, so ver- bleiben die provinziellen Gesehe ausschließlih den Provinzial-Stäuden, während für die Begutachtung der allgemeinen Geseße vorzugsweise der Vereinigte ständishe Ausshuß bestimmt wird, gleihwohl aber auch der Vereinigte Landtag kompetent ist, die ihm während seiner Versammlung vorzulegenden allgemeinen Geseße mit voller rehtliher Wirkung zu berathen, Auch den Provinzial-Ständen soll legtere Be= sugniß nicht entzogen werden, wobei wahrscheinlih solche Fälle be- rücisichtigt sind, wo einfahe, an \ihch wenig bedenkliche, aber eilige Geseße zur Zeit der provinzialständischen Versammlungen vorbereitet sind, und somit dur Vorlage an dieselben die besondere Einberufung des Vereinigten Ausschusses erspart werden kann.

4) Das Petitionsreht endlih verbleibt den Provinzial-Ständen ungeschmälert und unverändert, wie sie es bis jeyt besessen haben, d. h. sie dürfen nah den Worlen des Gesetzes vom 5, Juui 1823 Bitten und Beschwerden, welche sich auf das spezielle Wohl und Juteresse der ganzen Provinz oder eines Theiles derselben beziehen, dem Könige vortragen. Dagegen sind für Bitten und Beschwerden, welhe nit rein provinzielle Juteressen betreffen, in dem Vereinigteu Landtage und in dem Vereinigten Ausschusse neue geseßlihe Organe geshasfen, Dem ersteren steht solhes in diesem Bereich unbedingt zu, indem nur durch die Bezeichnung innere Landes=-Angelegenheiten die auswärtige Politik von den Gegenständen der ständischen Ver= handlungen ausgeschlossen ist, Der Vereinigte Ausschuß hat in dieser Beziehung dieselbe Befugniß, mit der einzigen Ausnahme, daß alle auf Veränderung der ständischen Verfassung sih beziehende Ge- genstände von seinen Berathuugen ausgeschlossen bleiben, anscheinend weil die Regierung in so wichtigen Angelegenheiten nicht ohne deu Beirath der großen, die ständischen Elemente in sih vereinigenden Versammlung handeln will.

Die Zusammenseßung der Provinzial-Stände bleibt. unverändert. Der Vereinigte Landtag besteht, so oft er eine entscheidende Stimme abzugeben hat, aus der Versammlung der aht Piovinzial= Landtage, ohne die mindeste Aenderung des sür solhe geseßlich be- stehenden Stimmen-Verhältnisses, lediglih unter dem Hinzutritt der

landesherrlichen Diocretion vorbehalten waren, Auch iz einem Theil }

Stimmen der Prinzen des Königlichen Hauses,

Bei denjenigen Functionen dagegen, wo es sich nur um die Ab- gn eines ständishen Gutachtens handelt, trennt sich der Herren= and’, dem die Viril- und Kolleftiv-Stimmen des Ritterstandes bei- gesellt sind, von der Versammlung der gewählten Deputirten der übri= gen Stände. Es erscheint daher der Herrenstand, dem auf den Provinzial=Landtagen, ungeachtet seiner illustren Mitgliedes, bei deren geringen Zahl in. einzelnen Provinzen und bei dem gänzlichen Mängel derselben in anderen, eine besondere Stellung uiht angewie=- sen werden fonnte, hier, wo die Angelegenheiten des ganzen Lan- des verhandelt werden, in der ibm nah deutsher Gewohnheit ge- bührenden, äußerlih bevorzugten Stellung, welche ihm gegeben wer= den fonnte, ohne dadurch den Rechten der übrigen Stände irgend wie zu nahe zu treten *),

*) Der Vereinigte Landtag wird bestehen : I. Jm Stande der Fursten, Grafen und Herren: 1) aus den grofjährigen Prinzen des Königlichen Hauscs, S E 3e E NL E Tan 20 T S TE 10 Stimmen, 2) aus den Vüiil-, Kuriat- und Kolleftiv-Stiimmberech- tigten des Herrenstandes. Dies sind zur Zeit: A. Aus der Provinz Preußen: a) Die Grafen zu Dohna Schlobitten, Dohna Schlodien, Dohna Lauck und Dohna Reichertswalde, als Besiger der die Grafschaft

Dohna bildenden Familien-Fideifemmisse ........ 4 » b) Der Graf von Kaiserling, wegen der Graf-

E E ai See Ga Lee 1 »

B. Aus der Provinz Brandenburg:

a) Das Domkapitel zu Brandenburg... 1 » b) Der Graf von Solms-Baruth, wegen der

Berta Bani ae eater os eon og dbehtes 1 » c) Der Graf von Solms-Sonnenwalde, we-

gen der Herrschaft Sonnenwalde..........-+---- 1 » d) Der Graf von Hardenberg, wegen Neuhar-

Di E E S E Rede e: Lad ss 1 » e) Der Graf von Arnim, wegen Boygzenburg.…... 1 » f) Der Graf zu Lynarx, wegen der Standesherr schaft

End I T aa pa e s 1 » g) Der Fürst zu Lynar, wegen der Standesherx-

E D. e E 1025 1 » h) Der Graf von Houwald, wegen der Standes-

U S 1 » 1) Der Graf von der Schulenbvrg, wegen der

Staändesbert[GaäfE Lde. aae ea eti es 1 » k) Der Graf von Brühl, wegen der Standesherr-

(GATE O UnP Ten uro Gaae e LATALNE 1 » 1) Der Prinz Carolath, wegen der Standecsherr-

(A I o lie es 1 »

€D

. Aus der Provínz Pommern: S a) Der Füist zu Putbus, wegen der Grafschaft

M u eei eSS 4 » D. Aus der Provinz Schlesien: a) Der Herzog von Braunschweig-Oels, we- A E i i Saa eid Sa 0020 00e 41 » b) Der Fürst von Lichtenstein, wegen Troppau uud Zägetühorf „Ls edles bib ttihaeg erode 1 c) Die Herzogin von Sagan, wegen Sagan... (1

d) Der Fürst von Hazgfeld, wegen Trachenberg... (1 e) Der Fürst von Schöneck-Carolath, wegen C i D L n E E 1 » f) Der Herzog von Ratibor, wegen Ratibor... (1 » s) Der Herzog von Anhalt-Cöthen, wegen D e h beds e ehe liede dbpes ter tbosee h) Der Graf Henckel von Donnersmark, we- gen Ober-Veuthén «aaa tee eee ect ernes 1) Der Prinz Biron von Kurland, wegen War- S M S (IT Ée Ca) CACoiE e E MEN o ML Oie E k) Der Graf von Malyabn, wegen Militsch... 1) Der Graf von Reichenbach, wegen Goschüg. m) Der Prinz Friedrih der Niederlande, wéget Múusfaü......... eee ane eee ore n) Der Graf von Schaffgot sch, wegen Kienast. 0) Der Graf von Hochberg, wegen Fürstenstein. p) Der Herzog vonWürttemberg, wegen Kails- ; Be E S Ls » q) Der Fürst von Hohenlohe, wegen Koscheutin. 4 » r) Der Graf zu Stolberg-Wernigerode, wegen

uin puri pu

ps Pun fam Z

uis L e E E 1 » s) Der Fürst von Lichnowsfki, wegen Kuchclna.. (1 » t) Der Graf von Sandreczki, wegen Langen-

Pie) N Reat A Alle QUSION MdSEA Ï 1 » u) Der Graf von Oppersdorf, wegen Ober-

Glogau E E F E N S E BEESE C S q S T 1 » v) Der Graf von Althan, wegen Mittelwalde... 41 » w) Der Graf von Herberstein, wegen Greifenort 4 x) Der Graf York von Wartenburg, wegen *

E D E E e 19 ie 4 y) Der Graf von Dyhrn, wegen Reesewiy .….... 1 » 2) Der Graf von Burghaus, wegen Laasan..... 1

E, Aus der Provinz Posen.

a) Der Fürst von Thurn und Taxis, wegen

Krotoschin G R E I C) I Go Bao Cdiows ots 4 » b) Der Fü1st Sulfkowski, wegen Reisen... 1 » c) Der Fürst Radziwill, wegen Przygadzice 1 - d) Der Graf Raczynski EEEE 1 »

dle Taufe auf, welche von jenem Pfingsttage an bis heute und bis an das Ende der Zeiten den Eintritt in az B Christi 4A „Aus der Mitte der Apostel schreitet ihrer Nacfolger Einer, von den das Tauswasser tragenden Knaben begleitet, dem Gemache dcr Königin Victoria zu, um auch den Prinzen von Wales durch die Taufe zu einem Gliede der Kirche Christi zu machen, Ein von der anderen Seite in das Gemah eilender Bote verkündigt der Königin die Anfunft des Königlichen Taufpathen, welcben Prinz Albrecht und derx Herzog von Wellington, dessen Schild mit dem Namen Waterloo bezeichnet is, erwarten, um ihn mit der Sale der Gastfreundschast „am gastlihen Heerde zu empfangen. An der Küste Englands wird der König von dem Ritter St. Georg, dem Schuh- t von England, begrüßt, nachdem sein Schiff aus dem Rhcin und er Nordsee (beide sind links von dem Palmbaum angedeutet) in die Themse efahren, Das Steuer des Schiffes lenkt ein Bote des Herrn, um unver- srin den König und seine Begleiter, den vor ihm sipenden Alexander von umboldt, mit dem Pflanzenzweige in der Hand, den General von Nagmwmer und den Grafen von Stolbetg, welche Beide hinter dem mit der Kione geshmüdten Langen Pilger stehen, nah England zu führen.“ Cornelius hat auch in diesem Weike, wo er, ganz in seinem Elemente die geschichiliche Tradition mit der fache und einer tief durhdachien Allegorie zu verbinden wußte, die volle Meisterschaft seiner shöpferischen Phantasie bewährt, ie oft bchandelten Stoffe kommen in neuer, eriginaler Aufiassung zur Er- einung; virgend findet sh Ueberladung von Figuren, nirgend Eintönig- eit in der NIOARDn G überall eine lebendige Entfaltung der Situationen und gelungene Auêprägung der Charaktere, So z. B. in der ungewöhn- lien Conception des Abendmahls, in der edlen Figur des Helden von Sinaïz dann ferner in dem großen Bilde der \chön geordnete, bis ins Ein- elne individualisirte us dex Jünger hinter dem Herrn, die Eigenthümlich- fei er vershiedenar Völker, welche bei der Ausgießung des heiligen es gegenwärtig sind, u. st, w, Unvergleichlich is die sGóne irkung im Hervor- und Zurüdtreten der Reliefs, welche im Ganzen von dem äuße- n Rarbde bis qa da Mittelpunkt sich allmälig abslachen, sehr glüdlih die ermeidung der Aejangen in der (Composition, welche recht eigentlich

ür d f geschaffen i N Gleiche Race, kann den Apostel-Figuren und dem Ornamenten-

werke nicht versagt werden, und so weilt man mit wahrer Befriedigung und ehtem Kunstgenuß bei dicser gemeinsamen Schöpfung so ausgezeichneter Talente, welche deutscher Kunstfertigkcit gewiß auch die Achtung und Aner- kennung des gastfreundlichen Jnsellandes sichern wird, 9.

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg.

Jn der Sizung des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg vom 14. Oktober trug Herr Geheimer Archivrath Riedel einige von dem Herrn Lehrer Lahn in Gülpe bei Rathenow cingesandte Volkssagen seiner Gegend vor, Herr Direktor Odebrecht wies die geringe Begründung der von A. Theiner in Beziehung auf den Herzog Ald;ccht von Preußen vor- gebrachten Behauptungen nah, Herr Direktor von Ledebur hielt einen Vortrag über die im Laufe des lten Jahres an yvater- ländischen Alterthümern gemachten Erwerbungen des Königlichen Museums in besonderer Nücksicht auf die Mark Brandenburg, ZJusbeson- dere war dic Rede von dem unfern Königsaue bei Aschersleben in cinem Steingrabe Sesupbelen, mit Knochenresten gefüllten Thongefäße in Gestalt eines Hauses; ferner an einem fleinen Thongesäße in Form eines zie:l chen Frauenstiesels bei Scholläne an ter Havel, von Silberbarren bei Marken im Havellande, von, Münzen und Schmucksachen bei Bliesendorf in der Zauche, von einer bronzenen Hänge - Urne mit reichen Schlangenver- zierungen bei Oranienburg gefunden. Jn der Sipung vom 18. November trug Hezr Assessor von Kröcher cine Abhandlung über den Ursprung, das Wappen und die historische Merkwürdigkeit der Familie von K:öchec vor. Als das Stammgut, von welchem der Name entlehnt worden sci, wurde das Dorf Kröchern bei Willmerstädt aneikannt. Die in dersclben Gegend in ältester Zeit austretende Familie von Olvenstädt hatte das Wappen mit denen von Kröcher gemein, ein Kamecl, und scheint daher desselben Stam- mes zu sein, Herr Direktor Odebrecht machte einige Mittheilungen aus Schmähschriften in Bezug auf die Grumbachschen Händel. Herr Direktor von Ledebur hob die Verdienste des vou dem Heru Ober-Lehrer Voigt Pans gebenen und mit Erläuterungen versehenen historischen Miages der

axk Brandenburg, wovon jüngsthin die 2te Lieferung erschienen. ist, her- vor und fnüpste daran einen Vortrag über die kirchlich - geographischen

Grundlagen des preußishen Staates in seînem gegenwärtigen Um- fange. Jn der Sigung vom 9. Dezember legte Herr Professor von der Hagen eine Sammlung von Volksledern vor, welche auf historische Er- eignisse der Mark Brar denburg Bezug haben. Bisher unbekannt war dar- unter namentlich ein Gedicht auf den Kufürsten Friedrich |,, als Ueber- wáltiger des märkischen, seiner Anerkennung Widerstand leistenden Adels, Es ist hochdeutsh, mit vielen eingemischten niederdeutschen Formen und er- zählt die Ereiguisse der Zeit, namentlih die Eroberung von Friesack und Plaue geschichtlih treu. Die Handscbrift is erst aus dem 17ten Jahrhundert, Doch weist der Jnhalt mit Bestimmtheit auf gleichzeitige Abfassung hin. Der Verfasser nennt sich am Schlusse Nikolaus Upfchlag, Jn der Abschrift, worin das Gedicht vorliegt, soll dasselbe der händschriftlichen Chronik eincs gewissen Peter Neumann entnommen sein. Diese Chronif is dem Vereine unbekannt, und würde dersclbe den Nachweis ihres Vorhandenseins sehr zaukbar anerkennen. Jn der- selben Sißung hielt Herr Geh, Archiv - Rath Niedel einen Vor- trag über den Markgrafen Johann den Alchemisten. Er wies die unbegründete Annahme zurü, daß dieser Fürst Schmelztiegel der Staats- Verwaltung vorgezogen habe, und hob eine Reihe von Thatsachen hervor, nah welen auch der Kurfürst Friedrich l, Albrecht Achill und andere Herrscher des Zollernschen ‘Hauses der Alchemie besondere Aufmerkfamfeit widmeten. Jn der Sipung vom 13. r besprach Herr Direktor von Ledebur die der Geschichte der Mark Brandenburg mitangehörigen Schrif- ten von Boll über das Land Stargard und von Schauman n über die Grafen von Valkenstein am Harze, verweilte länger bei der zulegt genannten Monographie und rügte die geringe Anerken- nung, welhe von dem Verfasser den trefflihen Ermittelungen Wohl- brüd's über das Vice - Grafen - Amt, welches die von Valkenstein über die Grafschast an der Ohre bekleidet haben, zu Theil geworden iff, Herr Geh. Archivrath Rie del sprach sodann über die Zerstörung der Burg Zollern vom Jahre 1423, mit besonderer Beziehung auf das vom Herrn von Laß- berg herausgegebene, davon handelnde alte Gedicht Conrad Silderdrat's und die Schrift über die Stammburg Hohenzollern von P. Th, Me

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Der Vereinigte Ausshuß is in der durch die Geseße vom 21. Juni 1842 vorgeschriebenen Zusammenseßung nur dadurch ver- ändert, daß demselben aus denjenigen vier Provinzen, deren Landtage keinen Herrenstand haben, eben so viele Deputirte der Jnhaber von Viril- und Kollektivstimmen des Ritterstandes hinzutreten, weil diese nunmehr auf dem Vereinigten Landtage dem Herrenstande zugesellt sonst ohne Vertretung in den Ausschüssen sein würden,

Es is dies die einfache Darstellung des Eindrucks, welchen die vorliegende neue Gesehgebung auf uns macht.

Wir erkennen darin die Lösung der Aufgabe: unter Festhaltung an dem Bestehenden in möglichst einfaher Weise die Ausführung des Staatsschulden-Gesepes möglih und das Prov: soriuni des ständischen Geseßes vom 5. Juni 1823 zu einem Definitivum zu machen; wir verehren in. derselben überdies. das den Ständen überwiesene Steuer- Bewilligungsreht als eine freie" Zugabe des Königs. Uebrigens wissen wir sehr wohl, daß es nicht die Form der Verfassung ist, welche ein Volk glücklih und stark macht, sondern der Geist, welcher sie belebt; darum bauen wir unsere Zuversicht nicht auf die Worte des Geseges, sondern auf den Sinn für Wahrheit, Gerechtigkeit und Ordnung, den das preußische Volk in jedem wichtigen Abschnitt seiner Geschichte bewiesen, und auf das feste Band, welches Jahrhunderte einer großen ruhmvollen Geschichte zwishen dem Könige und seinem Volke geknüpft haben. Wenn, wie Wir zuversichtlich hoffen, jeder zur Aueführung der neuen Ordnung. Berufene von den dem Throne zunächst stehenden Prinzen unseres Königlichen Hauses bis zu dem leyten Wähler in dem entlegensten Dor)e des weiten Staates durchdrungen sein wird von dem lebendigen Bewußt= sein der Nothwendigkeit, sig um den Thron des Königs zu schaaren in freiem Gehorsam, in brüderlicher Eintracht, weil ‘Preußen seine schwierige Aufgabe „nur unter einer starken Regierung zu lösen ver- mag; wenn, wie wir eben so zuversichtlih. hoffen, alle Mitglieder der Ständeversammlungen fern von Parteiungen, von Standes - und Provinzial - Vorurtheilen erkennen werden, daß nur, wenn der Leib gedeiht, dic Glieder sich wohl befinden können, dann wird der 3, Februar in zwiefah gesegnetem Andenken in der Geschichte eines

“großen Preußens fortlebeu bis zu den spätesten Tagen,

Deutsche Kundesstaaten.

Königreich Bayern. Bon den 15,000 Fl., welche Se. Majestät der König jedem Kreis zur Unterstüßung der Schullehrer zugewiesen, erhielten au die israelitishen deutshen Lebrer, mit Aus- nahme der Religions - Lehrer, ihren gebührenden Antheil, so wie sie alljährlih momentane Unterstüßungen aus Kreismitteln, und diejeni- ib welche Vorbereitungs - Lehrer sind, so wie die Schul - Lehrlinge elbst, eine Remuneration und beziehungsweise eine Unterstüßung aus den desfalls angewiesenen Kreis-Fonds erhalten,

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 29. Jan. Der Geheime Rath Schrödere außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Rußlands an den Königlichen Höfen zu Dresden und Hannover und am Groß- herzeglihen Hofe von Sachsen-Weimar, is auch bei dem Hofe Sr. DOE des Herzogs von Sachsen-Altenburg als solcher akfkreditirt ivorden,

Frankreiq.

Paris, 31. Jan. Herr Guizot hat unterm 25sten d, auf die leßte Note Lord Palmerston's geantwortet. Mit Hinweisung auf den in seiner Note vom 22. Novembcr ausgesprohenen Wunsch, einen Streit geschlossen zu sehen, der zu weiterer Aufklärung der Thatsachen nichts beitragen könne, erklärt der französtshe Minister, daß er, auch

F. Ans dèr Provinz Sachsen:

a) Das Domékfapîtel zu Merseburg... 4 Stimme b) Das Domfkapít l zu Naumburg .…............... 1 »

e) Der Graf zu Stolberg-Wernigerode ..... 1

d) Der Graf zu Stolberg-Stolberg.......... 1 » e) Der Graf zu Stolberg-Roßla ............. 1 » f) Der Herzog von Defas: wegen des Amtes

G O L C Lb is 4 A 8) Der Graf von der Asseburg, wegen Meisdorf 4 » G. Aus der Provinz Westfalen:

a) Der Herzog von Aremberg..............., 1 » b) Der Fürst «0p Sam -SAlm. ave dee 1 » [c) Der Für|t von Sayn-Wíttgenstein-Berlce-

burg D I H C R E R C Ed Cs Ui E56 1 » d) Der Fürst von Sayn-Wittgenstein-Witt-

Cn E 1 » e) Der Fürst von Bentheim - Tecklenburg,

Na r: oa E E E S 41 » f) Der Fürst von Bentheim-Steinfurt....... 1 F g) Der Fürst von Salm-Horstmar............. 4 » h) Der Oetzog o Loo c iw bro 204° 4 41 V 1) Der OrOO O O T 1 » k) Der Freiherr von Stein (jcyt dessen Erben)... 4 » h) Dir Viaf Lot Wes p ale duo ooo oreos 4 Ä m) Der Graf von Landsberg-Gehmen ........ 1 x

Il. Aus der a E A

a) Der Fürst von Solms-Braunfeks.......... 4 » b) Der Fürst von Solms-Hohensolms-Lich.. {( % c) Dee E Son De ea gege but 1 g È) Dér Fürst von Haßfeld ebo.) s. 1 J

e) Der Fürst von Salm-Reiffersheid-Dvk. {t » in Summa 80 Summuien, Il. Jm Stande der Ritterschaft.

A. Aus Abgeord. der Provinz Preußen 45 Stimmen,

B. » » » » Branden burg 31 » Cy » » » Ponmern 24 » D. » » » » Schlesien 35 » è » » » » Po sen 22 » » » » » Sach sen 29 »

Westfalen 20 » Rheinland 25 »

u Summa 231 Stimmen,

E F: G. » » » » H

» » » »

ll. Jm Stande der Städte, Aus Abgeord, der Provinz Preußen 28 Stimmen, » » Brandenburg 23 »

Pommern 16 » » » » Schlesien 30 » » » » Posen 16 » Sachsen 24 » Westfalen 20 » Rheinland 25 »

in Summa 182 Stimmen, IV. Jm Stande der Landgemeinden.

» »

» » » »

» » » »

» » » »

zan oEck E

» » » »

A. Aus Abgeord, der Provinz Kisen 22 Stimmen, B. » » » » randenburg 12 »

C. » » » » Pommern 8 »

D. » » » » Schlesien 16 »

E. » » » » Foien 8 »

i E » » » achsen 43 »

G. » » » » Westfalen 20 »

H. » x » » Rheinland 25

n Summa 124 Stimmen.

Summa Summarum 647 Summen,

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jeßt von demselben Gefühl beseelt, und den Befehlen des Königs im Minister-Rathe gemäß, sich einer vollständigen und in alles Einzelne eingehenden Antwort auf die Palmerstonshe Note enthalten, sondern sih darauf beschränken wolle, seine Bemerkungen über einige Stellen derselben zu machen , die unmöglih ganz ohne Berichtigung gelassen werden lönnten. Hoffentlich werde er so dazu beitragen, dieser De- batte endlich cin wirfl;hes Ziel zu seßen. Die Antwort erstreckt sich auf dreizehn Punkte in der Note des englishen Ministers über das vielbesprochene Memorandum vom 27. Februar, einem der wichtigsten Gegenstände des Streites, da in demselben die Verbindlichkeiten, zu denen sich Franfreih verpflichtet glaubte, und die daran gefnüpften Bedingungen formulirt waren, sagt Herr Guizot :

„Jch sehe mich genöthigt, zu wiedcrholen, daß die Verpflihtungen von Schloß Eu eben so wenig offiziell im auswäitigen Amte aufgezeihnct wor- den sind, wie das Memorandum vom 27, Feb1uar; daß dieses Memoran- dum am 4. März an Lord Abe1decn mitgetheilt woden ist, mit dem die Unterredungen und Verpflihtungen von Srhloß Eu stattgefunden hatten, und daß felglih Lord Palmerston, der selbst von den Verpflichtungen Kennt- niß gehabt zu haben eiflärt, ebea so auch das Memorandum kennen fonnte und mußte. Man fängt nicht bei jedem neuen Ministerium die dem vor- hergehenden Ministerium gemachten Mittheilungen wieder von vorn anz sie gehen, wie die Geschäfte selbst, von Ministerium zu Ministerium über, Was ist übrigens der wesent!lihe Jnhalt des Memorandums vom 27, Fcebruai ? Die Ertlärung, daß, wenn die Heirath der Königin von Spanien oder der Jnfantin mit einem nicht zu den Nachkommen Philipp's V. gehörigen Prinzen und namentlih mit dem Prinzen Lcopold von Koburg wcehrsceinlih und drohend würde, die Regierung des Königs- sich als jeglicher Verpflichtung entbunden und als befugt erabtcn würde, um die Hand der Königiw oder der Jnfantin für den Herzog von Montpensier anzuhalten, Nun, eben diese Erklärung habe ich mehr als cinmal in den bestimmtesten Ausdrücken an den damaligen Botschafter Englands in Frarkieih, Lord Cowley, gethan und wiederholt und dieser wird gewiß nicht ermangelt haben, seiner Regie- rung darüber Bericht zu erstatten, Nachschrift: So eben crhaltie ih die von der cnglishcn Regierung zur Mittheilung an das Pa. lament ver- öffentlichte „Korrespondenz über die Heirathen der Königin und der Jnfan- tin von Spanien“, und ich finde darin (Seite 8) den Auszug aus einer Depesche Lord Cowlcy's an Lord Palmerston vom 13, Juli 1846, welche förmlich besagt: „,„Die Nachricht, daß cine Heirath mit cinem Prinzen aus dem Hause Koburg in Vorschlag gebracht worden, hat hier die größte Bestürzung verursacht, Herr Guizot hat mir gesagt, daß, wenn

man bei diesem Plan beharre, er dem Könige rathen würde, den Herzog *

von Montpensier als Kandidaten sür die Hand dec Königin aufzustellen ‘‘““ Also am 13. Juli erhielt Lord ?'almerston noch von dem englischen Bot- schafter in Paris die bestimmteste Eitlärung über die Absichten der Regie- rung des Königs, wenn der Plan mit einem Koburg hervortreten sollte; und am 19, Juli schrieb er seine Depesche an Herrn Vulwer, welche die Aussicht des Prinzen Leopold voranstellte.““

Das Journal des Débats glaubt, daß: diese Antwort, die vor einigen Tagen dem britishen Minister der auswärtigen Angele= genheiten mitgetheilt worden, nihts zu wünschen übrig lassen werde ; ob sie auh den zwischen beiden Regierungen ausgewechselten Mitth: i- lungen ein Ziel seßen dürfte, könne man freilih nicht wissen z; jedenfalls aber sei sie dazu geeignet, den „Spibsindigkeiten und erbärmlichen Schifanen““, auf welche man in der leyten Zeit diese Frage zurück- zuführen gesucht habe, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Eine Königliche Verordnung vom 29, Januar verbietet die Aus- fuhr von Grüße und Bodeumehl jeder Art, so wie von Kastanien und dem Mehl daraus, bis zum 31. Juli dieses Jahres.

Die leßten Tage haben wieder neue Berichte von Ruhestörungen in Folge der Theurung ter Lebensmittel gebraht, Zu Pont Labbé im Departement Finistère wurde eine nah Plymouth bestimmte La- dung Kartoffeln geplündert und der Maire gemißhandeltz erst durch herbeigerufene Truppen gelang es, die Ruhe herzustellen, und es wur- den achtzehn Jndividuen verhaftet. An mehreren Orten des Depar=- tements der Nordküsten sind Getraide-Transporte angehalten worden, wobei es auh zu Thätlichkeiten kam. Zu Orleans besorgte man am 24sten eine Emeute, es blieb aber beim Absingen der Marseillaise. Jn den Departements der Mayenne und der Eure ziehen Bettler- Schaaren umher, die drohend Brod und Geld verlangen. Zu Ren- nes widerseßten sich Arbeiter dem Transport von Gétraide, ebenda- selbs suchten Andere die Schifffahrt auf der Vilaine durch Hinein=- werfen von großen Steinblöcken vor die Thore der Schleuse zu hemmen.

Das Journal des Débats enthält folgenden leitenden Ar- tifel über die jeßige Getraide-Theurung in Fränfkreich :

„Die Lage Frankreichs in Betreff der Lebensmittel wird die Wirksam- feit des Gescßes, welches eben von den Kammern angenommen worden is, bald empfinden. Neue Bestellungen sind schon abgegangen, und besonders das Schwarze Meer wird uns in kurzer Zcit Vorräthe senden. Das Schwarze Meer scheint uns überhaupt dieses Jahr noch mehr Getraide als gewöhnlich anzubieten. Jn dieser Beziehung stimmen alle Zeugnisse überein. Man muß sich jedoch nicht verhehlen, daß der Zei'punkt der neuen Anfuhren von dort von der Wendung, welche dic Witterung nimmt, abhängig bleibt, Nach den leßten Nachrichten, vom Anfange Januars, war der Hafen von Odessa, wie dies jedes Jahr der Fall zu sein pflegt, zugefroren, und die Schiffe, welche in großer Anzahl dort eingetroffen waren, lagen daher dort einge- schlossen, Aber der Frost ist in dem Hafen von Odessa gewöhnlich nur von schr furzer Dauer, Die Milderung der Temperatur, welche wir in Frank- reich seit mehreren Tagen haben, und deren Dauer ein Zeichen is, daß sie sich weit ausdehnt, hat dort den Frost wohl schon beendet. Es fann da- her nicht lange mehr dauern, bis wir von dem Schwarzen Meere die Nach- richt erhalten, daß die Schiffe, welche ihre vollständige Ladung haben, be- reits abgegangen sind, Cben so wird der Winter die Zufuhren aus der Ostsee verzögern. Aber auf diese Gegenden seßt man dieses Jahr nicht die größten Hoffnungen. Gleichfalls wird endlich der Winter uns eine Zeit lang hindern, aus Amerita die Vorrätte, welche wir dort zu fin- den gewiß scin können, zu erhalten. Wir muüssen bemerken, daß dort die größten Hülfsquellen sind, aber nicht der nicdrigste Preis, Amerika bietet eine unermeßliche Menge fructbarer Ländereien dar, welche cine äußerst be- triebsame und stes zunehmende Bevölkerung fortwährend urbar macht. Nicht die Staaten an der Küste, sondern die Staaten im Westen der Alleghany - Gebirge, in dem großen Thale im Jynnern, wel- ches im Süden der Ohio und dcr Míissisippi und im Norden der Lorenz - Strom und die großen Seen bewässern, sind es, welche den fruchibarsten Boden haben und sch am meisten mit dem Anbaue von Getraide beschäftigen. Sie erzeugen eine große Menge von Getraide, Was jedo den Weizen betrifft, so gewinnen zwar die Ver- einigten Staaten wenig über die Hälste von dem, was Frankreich erzeugt z aber sie ärndten eine unglaubliche Menge von Maís, mehr Mais ais Frankreich Getraide aller Art zusammengenommen, Sie hatten in diesem Jahre an Mais vielleicht 250 Millionen Hektoliter, während wir in ge- wöhnlihen Jahren mit Getraide aller Ait nicht an 200 Millio- nen reichen, Man sieht daraus, wie viele Nahrungsmittel wir aus den Vereinigten Staaten beziehen können, zumal wenn der Gebrauch des Mais, welcher eine sehr gesunde Nahrung i, im No1den Frankreichs und in den großen Stäbten verbreiteter wäre. Aber in Zeiten der Theurung nehmen die Bevölkerungen ziemlich leicht neue Ge- wohnheiten an. So ist der Maís von der Bevölkerung in Grof britanien sofort so gut aufgenommen worden, daß er jeßt in England zu einem Preise verkauft wird, welcher in Vergleich mit dem Getraide übertrieben is. Das Getraide und das Mchl aus Amerifa bedürsen jedo, um zu uns zu ge- langen, des Frühjahres. Der größere Theil der Nahrungsmittel, welche Amerika auf den allgemeinen Markt liefert, wird nämlich auf Wasserwegen, welcheregelmäßig jeden Winter zufrieren, nah den Seehäfen, wo sie cingeschit werden, gebracht. Der Erie-Kanal, obgleich unter der Breite von Neapel liegend, bleibt jedes Jahr mehr als vier Monate gefrorenz und gerade auf diesem Kanal ziehen vorzüglich das Getraide und bas Mehl, welches zur Ausfuhr bestimmt ist, New-Orleans i zwar im Stande, früher Ausfuhren abzu- senden, aber aus diesem Hafen kann man vorzüglich nur Mais beziehen,

Dieser Umstand läßt es sehr bedauern, daß die Meinung ü der Aerndie sich nicht früher mit Sicherheit sestgestell: i vorden Mis us doch ungerecht sein, deswegen der Verwaltung Vorwür e zu m Diese hat nur den allgemeinen Jrrthum getheilt. Auf dem Halme schien die Aerndte herrlihz eist bei dem Dreshen sah man, wie wenig gut besegt die Aehren waren, Das Vertrauen, welhes man vor der Aerndte hatte, war so groß, daß man sih erst na) vielfachen Be- weisen überzeugte, und als man diese Beweise erlangt hatte, war es schon zu spät, Wir müssen jedoh bemerken, daß, wenn auch die Hauptvorräthe in Amerika durch den Frost abgeschlossen sind, man doch auch auf anderen We- en, als auf dem Erie - Kanale, ziemlih bedeutende Mengen von Getraide ch verschaffen kann. Mehrere Eisenbahnen reiben von den Häfen ziem- lih we.t in das Junere, Baltimore und Boston werden guf diese Weise dem Handel Hülfsquellen darbieten, Mögen übrigens die gtoßen Vorräihe Anmcrika's sofort zugänglich sein oder nicht, das iff nicht die Hauptsache, auf die es hier anfömmt. Die Hauptsache is, daß dieje Vorräthe vorhan- den sind, Ju dieier Bezichung ist aber alle Sicberhcit da. Wenn wir auch in Frankreich blos auf unsere eigenen Hulsequellen beschränkt wä- ren, so würden wir damit, Gott sei Dank, shon weit über den Zeitpunkt reichen, bis zu welchem der Theil des Getraides und des Mebles aus Ameiikfa, wclcher auf tem Erie-Kanal und auf dem Hudsone-Flusse zu den amerifanishen Seebäjen kömmt, nah den französischen Häfen geliefert wer- den fann, Aber wir sind bei weitem nit auf unsere eigenen Hülfeq'ellen beschrankt. Die Vorräthe, welche wir 1846 {hon aus dem Auslande be- zogen haben, sind bedevtender, als man es bisher je gesehenz und dann fönnen wir {hon ganz nächstens über das Getraide aus Odessa verfügen. Die O:dnung und die Ruhe, welche eben so viel werth sind, wie unermcßlihe Vorräthe, sind einen Uugenblick gestört worden, sie sind jedoch jeyt fast überall wieder hergestellt, Man wuß es nicht be- streiten, die Lage is sehr shwierig, Jedoch haben die öffentlichen Fonds bis jeyt eine ziemlich große Festigkeit bebalten, Die französiihen Staats- papiere sino verhältnißmäßig wenigcr gesunken, als irgend. andere in. Eue ropa. Das is} nicht allein eine Bürgschast des öffentlicben Vertrauens ; es ist auch der Beweis, daß die Hülfsquellen reihlich vo:handen sind; denn das Sinken, welches si in anderen europäischen Hauptstädten gezeigt hat, fann nur dadurch erklärt werden, daß die Kapîítälisten gezwungen gewesen sind, eine große Menge Staatspapiere in baares Geld umzusezgen. Wir werden die Krise ohne große Erschütterungen durhmachen, wenn es niht an Arbeit mangelt, und über diesen Punkt hat sih die Regierung schon auszesprohen. Der Minister des Jnueéern hat in der Verwaltung eine Neuerung eingeführt, welche allgemeinen Beifall gefunden, und welcher darin besteht, durch einen Beitrag der Staatskasse zu Arbeiten für Nußen der Gemeinden aufzumuntern. Dazu sind schon 4 Millionen Franken aus der Staatskasse verwendet worden, und diese wer- den A1bciten zu 16 Millionen Franken hervorrufen, Wir hoffen, daß die Verwaltung nicht zögern wird, diese Handlung dex Mildthätizkecit so viel als nöthig auszudehnen, denn dieselbe fällt im Ganzen nicht dem Volfe zur Last, weil der Arme für den Arbeitslobn, welchen er empfängt; eine nüglih angewendete Arbeit gewährt, deren Er- gebnisse voa Dauer sind. Wenn so Beschäftigung gewährt wird, wird un- fehlbar verbütet, daß die Theurung des Getraides ein allgemeines Unglück werde. Wir müssen glauben, daß man nachher, wenn die Krisis vorüber ist, auch die Getraide-Geseygebung gründlich prüfen werde. Wir sind über- zeugt, daß dann Allen klar wird, daß dieselbe die Verlegenheiten, statt sie zu ve: mindern, nur vermehrt hat, und daß das Svstem des shwankenten Eingan«szolles, welches in Zeiten des, Mangels und in Zeiten dés Uebet- flusses völlig fehlerhaft if, die traurige Erfahrung, die man diesmal damit gemacbi hat, nicht überleben düise.““

Das Civil-Tribunal beschäftigte sich am 28sten mit einer Klage des Viarquis d’Espinay-St,-Luc gegen den bekannten Schrisisteler Alexander Dumas, voa welchem jener, weil er einen seiner Vorfahren in einem Romane geschihtswidrig aufs schmählichste verleumdet habe, 90,000 Fr. Schadenersaÿ fordert. Zugleich verlangt der Kläger, daß Herr Dumas in einer etwaigen neuen Ausgabe des Romans die frag- lichen Stellen weglassen oder statt De-Luc irgend einen auderen Nä- men seße. Der Gerichtshof vertagte die Sache, um zuvor die An- flagepunfte gehörig zu prüfen.

ck= Paris, 31. Jan. Wie vorauszusehen war, is gestern an der Börse im Momente der beginnenden Liquidation wirklich noch ein Steigen der Papiere eingetreten, Die Verkäufer, welhe noch nicht gedeckt waren, mußten sich noch in der Eil die ihnen fehlenden Pa- piere verschaffen, und so stieg denn die 3- und 5prozentige Rente niht unbedeutend, Man hat bemerkt, daß an der londoner Börse ganz ähnlihe Schwankungen in den leßten aht Tagen herrschten, wie an der hiesigen, Auch die Bank - Actien (der Bank von Frank- reich) sind im Laufe dieser Woche wieder gestiegen, Sehr wider- spruchsvolle Angaben waren aber dur die Journale und durch Gé- rüchte über die Lage der Bank in Umlauf gekommen, die in entge- gengeseßtem Sinne auf den Cours ihrer Actien einwirken konnten. Einerseits hatte man gesagt, ihre Reserve an baarem Gelde nehme wieder rasch zu und vermehre sich täglich um zwei Millionen. Von anderer Seite wendete man ein, wahrscheinlich um die Wirkung dieser günstigen Angabe zu s{wächen, diese Zunahme sei nur die Folge des allmäligen Eintreffens der zu London angekauften Silber- stangen, und ehe man dieselben als einen Zuwachs an versügbaren Hülfsquellen in Anschlag bringen dürfte, müsse man erst die Zeit ab- warten, welhe zur Prüfung und Ausprägung des Metalls nöthig wäre. Jn der am vorigen Donnerstag gehaltenen jährlichen Gene- ral- Versammlung der Actionaire der Bank müssen diese volle Auf- flärung über die Lage des grrßen Kredit - Jnstituts erhalten haben. Das Protokoll darüber is noch niht zur öffentlichen Kennt- niß gelangt. Graf Argout, der Gouverneur der Bank, er- stattete den Jahres - Bericht, der, wie gewöhnlich, reih an Ziffern und statistischen Details ist, welhe im Ganzen die Sachlage in ‘einem sehr beruhigenden Lichte darstellen, Das Wesentlichste, was daraus hervorgeht, ist, daß an jenem Tage die baaren Geldoorräthe der Bank aus 84 Millionen Franken bier ‘und aus 24 Millionen in den Filial-Comtoirs der Provinzen bestanden, wobei zu bemerken, daß in der erstgenannten Ziffer 25 Millionen als Ergebniß der aus England eingetroffenen Silberjstangen inbegriffen sind. Nun rückt aber der Augenblick immer näher, wo das Anlehen, dem die Bank von Frank- reih die ihr gewordene Unterstüßung verdanft, bezahlt werden muß, und es entsteht also die Hauptsrage, ob die Bank im Stande fein wird, diese Zahlung zu leisten, ohne eine weitere Hinausrüdckung der Verfallzeit zu erhalten. Es ist abér sehr zweijelhast, ob man thr eine solche längere Frist gewähren wird. Daher glaubt man, daß die Bank 22,000 Actien ausgeben werde, um ihr ursprüngliches Kapital von 90 Millionen wieder zu vervollständigen, Ob dies geschieht, muß sich bald entscheiden,

Großbritanien und Irland.

London, 30. Jan. Der Globe meldet ín seinem heutigen Börsen-Bericht, daß die Regierung ein Schiff mit Waffen und Mu- nition, welche für die Junta von Porto angekauft gean Fer m Folge des Geseßes, welches Werbung und e E L D Regierungen verbietet, habe konfisziren lassen. Lu Gai Ot hinzu, daß die Jusurgenten zwar bei Vielen E in a LE T nahme und Beifall finden, weil sie gegen das ystem Bu s hes die Königin mit Hülfe der Cabrals einführen möchte, daß man aber andererseits sehr unzufrieden mit der Art und Weise fei, wie sich die Junta von Porto dur Zwangs-Anleihen und Confisedtionen Geld zu verschaffen gesucht babe. Das weggenommene Stif heißt die „Black Cat“, f mit 6 Karonnaden et und hat 4000 Fässer Pulver am Bord. Der portugiesische Gesandte kam mit sei- nen Reclamationen gegen die Ausklarirung des Schiffes bri ber Re-