1847 / 41 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

annehmen. Sie handeln auf ihre eigene Verantwortlichkeit hin, und der Tag wird schon kommen, da man sie und ihre Politik so un- parteüsh beurtheilen wird, als ihre bittersten Feinde oder treuesten Anhänger nur wünschen können. Es ist vielleicht nöthig, einigen unserer Leser auseinanderzuseßen, daß dasjenige, was man eingentlih unter den „irländischen Maßregeln“ versteht, vorläufig drei Bills sind, welche verschiedene sorgsam ausgearbeitete Titel führen. Sie heißen nämlich „die Armen - Arbeitsbill““, dann die Bill für hülflose Personen“ und endlich „die Armen - Unterstüßungs - Bill“, Durch diese Benennung werden sie unterschieden von der ,„, Armen-=- Beschästigungs-Bill“/ und einer Menge anderer ähnliher Maßregeln, welche in der leßten oder in früheren Sessionen erlassen wurden. Sie bilden indeß noch keineêweges das Ganze der irländischen Maß- regeln; sie stehen wie David’s „drei mächtige Männer‘’ gegenüber den zwanzig „mächtigen Männern“ von untergeordnetem Range. Da giebt es noch eine Reclamations-Bill in Bezug auf wüste Ländereien und eine oder zwei Trockenlegungs-Bills und zahlreiche andere Bills von demselben Charakter. Jene drei Hauptbills haben nun zum Zwedck, erstens, durch Beschäftigung der arbeitenden Armen das Elend zu mildern, also die Bestimmungen der Beschästigungs- Akte zu legalisiren und auszudehnen, zweitens, die hülflosen Personen ín Jrland temporair zu unterstüßen, was so viel heißt, ‘als ein au- ßerordentlihes Armengeseß zu erlassen, das sih auf nicht arbeitende Personen ausdehnt, und drittens endli das irländische Armengeseß zu erweitern, obschon das so lange gewünschte neue irländishe Armengeseß damit noch nicht gegeben ist.‘ Die Times tadelt es, daß diese drei Bills nicht zu einer wenigstens vereinigt worden sind, und die Kosten, welche die getrennte Verwaltung der dadurch geshaffenen Einrichtun- gen machen, nicht erspart werden. Sie schließt dann mit einer \tren- gen Kritik des Prinzips überhaupt, die Bevölkerung Jrlands in die Civillisten Englands aufzunehmen. „Als Sir R. Peel“, sagt die Times, „vorgestern Abend so gefällig und freundlih alle Parteien, alle Klassen, jedes Alter und Geshleht über ihre jüngsten Aufopfe- rungen und die gegenwärtigen Maßregeln bekomplimentirte, mag er eine Nemesis in dieser Ausgabe gespürt haben, welhe in einem Au- genblickde die langsamen Ersparnisse eines Jahrhunderts dahinrafft. Eine Summe, die zur Erhaltung eines glänzenden Königreichs aus- reihen würde, wird in einer Abends =Sibung unter einen Haufen müßiger Bettler verschleudert. So endet das ruhmreiche Privilegium der Bettelei! Nachdem das Volk so viel von einander erbettelt hat, daß nichts mehr übrig -ist, kommt es zu uns; und wir lernen in bit- E Erfahrung, was es heißt, eine Nation von Bettlern er- ziehen.“

Die ostindishe Ueberlandpost des Herrn Waghorn über Triest, welche gestern hier eingetroffen ist, is der über Marseille diesmal zuvorge- kommen; die lehtere fehlt bis jeßt noch, und der Standard bringt eine Korrespondenz aus Paris, um die Verspätung zu entschuldigen. Die bombayer Post kam am Morgen des 19, Januar nah Suez, und mußte also am 2lsten in Alexandrien sein, um dort von dem „Ariel“, dem Dampfboot der orientalishen Dampfschifffahrts-Gesell- \haft, aufgenommen zu werden. Der „Ariel“ verließ aber am 20sten ers Malta, und dieser unglüclihe Umstand is die Ursache, daß der „Ardent‘“ mit Lieutenant Waghorn?s Depeschen eher von Alexandrien nach Triest abgehen und die Post auf diesem Wege früher in London eintreffen fonnte.

Die Flotte fündigt an, daß Contre - Admiral Cochrane die Jnsel Labuan an der Nordwestküste von Borneo Namens der Krone von England in Besiß genommen habe, und daß zwei englische Kriegs- \chiffe dort angelangt seien.

D M Wei,

Kanton Waadt. (Eidg. Ztg.) Die gegenwärtige Session des Großen Rathes is geeignet, in mehrfacher Beziehung das öffent- lihe Interesse in Anspruch zu nehmen. Zuvörderst scheint es, daß die Regierung beabsichtige, das von ihr entworfene Toleranz-Edikt in dieser Session niht zur Verhandlung zu bringen, sondern vielmehr die diktatorische Gewalt der Kirche und den Versammlungen gegen- über, in der sie sich gefällt, für einige Zeit erneuern zu lassen. Die- ses Edikt ist übrigens eine der abenteuerlichsten und illiberal-

sten Erscheinungen in unserem Jahrhundert, wie sie gegen- wärtig nur auf dem durhwühlten Boden des Wagadtlandes gedenkbar sind, Das berüchtigte Geseßb vom Jahre 1824, wodur die religiösen Versammlungen verboten wurden, war

doch wenigstens eine ehrlihe und offene Verleßung des protestan- tischen Prinzips der Glaubensfreiheit. Das sogenannte Toleranz-Edikt von 1847 dagegen will mit dem Schein der Duldung födern und sept dann die roheste Unduldsamkeit in Aussicht, sobald ein Theil der Bürger jenen Schein für Wahrheit halten und demgemäß leben wollte. Die Strafen, womit das Edikt droht, sind viel umfasseuder und viel härter, “als die Strafen jenes Geseßes von 1824, welches wenige Jahre später der Entrüstung der gebildeten öffentlihen Mei- p geopfert werden mußte. Eine Versammlung, wie sie wöchentlich gu Lausanne gehalten werden, fann Bußen von §0,000 Fr. und mehr nach sich ziehen. : x Sehr bezeihnend ferner für die Zustände im Waadtland und für die Gesinrung der Mitglieder der Regierung sind die Aeußerun- gen des Gn Präsidenten des Staats-Raths, Herrn Blan - chenay, im Großen Rathe, Dieser, so wie Herr Druey, hatten versichert, daß die Finanzen in gutem Zustande seien, worauf ein RSut der Opposition von dieser Erklärung „Akt nahm“, Herr anEtnay ließ sich dadurch zu einer heftigen Entgegnung verleiten E dirt Man habe das Defizit des vorigen Jahres sür weit eträchtliher angegeben, als es sei, Es rühre dasselbe größtentheils von den Kosten der leyten Revolution (der glorreichen Februar-Revolu- tion) herz; man sei damals aber zu gut gewesen, man hätte diese Kosten auch 26 in Genf den Mitgliedern der Regierung und dem Militair-Chef auf- er R sollen. Bekanntlich \{chämt man sich sogar in Genf dieser re- volutionairen Handlungsweise; um so mehr fiel diese Aeußerung des T Réeégierungs-Präsidenten auf, nah welcher die revolutio= S ufstände auf Kosten der Mitglieder der Regierung, welche für ie Staats-Ordnung einzustehen verpflichtet sind, gemacht werden dür=- f (M Carrard „machte überdem darauf aufmerksam, daß in e oh wenigstens die Pepe Revolution dadurch gereizt worden sel, die Regierung habe ießen lassen, während in Lausanne auch as nicht geschehen, sondern die Regierung dem Ausstande sofort ge- wichen sei, Da erwiederte Herr Blanchenay: „Die Vergleichung mit Genf is ganz rihtig. Hätte die Regierung Leute gefunden, die si zum Sthießen hergegeben hätten, so wäre geschossen worden.“ ll A 1109 sih der Oberst Bontems und desavouirte den Präsiden- Setint da a „aufs nachdrüclichste, indem er spra: „Mit tieser Be- blos weil ex selb le Aeußerungen des Herrn Blanchenay vernommen, nicht f atel L! Mltglied der früheren Regierung gewesen, sondern weil die gestünte Ke (sent der Regierung ist, Er hat wiederholt behauptet, Gean ul G eid habe beabsichtigt, auf das Volk zu \chießen, und gefunden habe L b A sei, so liege der Grund darin, daß sie Niemanden Bd: als id nav scbias shießen wollen. Jch erkläre nunmehr feierlich, wurde, das Kommando über die Tom, naver zu wissen, was vorgehe, berufen Ee D er die Truppen zu übernehmen, welche von der früheren egierung aufgeboten worden waren, der erste Befehl, den ich bei meiner Ankunft in Lausanne erhielt, der war, mich jeder Art von Gewalithat zu enthalten. Die- ser Befehl wurde mir mehrfach zu verschiedenen Malen wiederholt. Jch habe nicht die Gewohnheit, über die Besehle, die ih als Militair empfange,

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Bemerkungen zu mahen, Judesten, erstaunt über diese wiederholten An- weisungen, konnte ich mi nicht enthalten, zu fragen, wcshalb man denn mich habe rufen, weshalb man scchs Bataillone habe aufbicten lassen. Es wurde mir geantwortet, man habe die öffentlihe Meinung prüfen wollen. Würden die Truppen ankommen, so wäre das ein Beweis, daß die Masse der Bürger die Entschließungen des Großen Rathes respektire; würde das Gegentheil eintreten, so würde die Regierung ohne Wider- stand abtreten, überzeugt, daß die Mehrheit des Volkes gegen sie sei, Man könnte denken, die Regierung habe, indem sie mir gewaltsame Mittel untersagte, blos im Allgemeinen damit sagen wollen, ich solle große Vorsicht beobachten; aber .dem isst nit so: man wollte unter keinerlei Vorwand Gewalt anwenden. Zweimal habe ih um Erlaubniß nachgesucht, daß wir uns vertheidigen dürften, das zweitemal, als die Volks- haufen den Chemin - Neuf heraufzogen. Jch erklärte, wir wollen uns nicht wie Hunde todtschlagen lassen, Darauf erwiederte man mir, die Regierung habe eben abgedanft, und die Truppen seien zu entlassen. Herr Blanchenay hat behauptet, die Regierung hätte Niemanden gefunden, der hätte schießen wollen, Jch hatte keinerlei Sympathieen mit der damaligen Regierung; unzufrieden über den Gang der Dinge seit 1830, hatte ih mich zurück- gezogen von den öffentlihen Angelegenheiten. Jh war auch der Mei- nung, daß die Regierung die Vorurtheile des Volkes zu wenig berüksichtige, Dennoch folgte ih dem Rufe derselben, mih an die Spiße der Truppen zu stellen, und bátte man mir Befehl zum Schießen gegeben, so hätte ih gehorht, Es wäre das für mich ein Stich ins Herz, cin großes Lebens- Unglück gewesen, aber immerhin, ih hätte gehorcht. Der Militair muß den Befehlen seiner Oberen gehorchen, Jch ersucbe übrigens meine Kame- raden, sih der Worte des Herrn Blanchenay zu erinnern. Ju der That, die Regierung scheint es für zulässig zu halten, daß Militairs mit Recht dafür gestraft werden, wenn sie den Befehlen ihrer Regierung gehorchen, Das aber is nicht mein System.“ S p anten.

6 Mádrid, 29. Jan. Meine Vermuthung, daß die Jhuen vorgestern mitgetheilte ministerielle Combination gleihfalls scheitern würde, hat sich ‘bestätigt. Der französische Botschafter hatte, im Ein- verständnisse mit der Königin Christine, beschlossen, der Bildung jedes Kabinettes, von wélchem die Herren Mon und Pidal ausgeschlossen blieben, aus allen Kräften entgegenzuarbeiten, Er giebt \ich mit Recht der Ansicht hin, daß in ganz Spanien keine

zwei Personen aufzufinden sind, welhe mit einer solchen Selbstverläugnung und Hingebung, wie die Herren Mon und Pidal, seine Vorschriften vollziehen und die Jnteressen

Frankreichs hier verfehten und befördern möchten und fönnten. Wir sehen also, daß der Graf Bresson die eigentlihe Stimmung der spa- nishen Nation keineêweges verkennt. Kaum hatte er die Einwilligung der Königin Jsabella und deren Schwester zu den Heirathen erlangt, als er auch dem Herrn Guizot (wie aus der von ihm veröffentlichten Korrespondenz erhellt) die größte Beschleunigung der Vollziehung an- empfahl, weil widrigenfalls ein Ministerwechsel oder gar ein Aufstand Alles vereiteln könnte. Unter so bedenkflihen Umständen wurden die Vermäblungen vollzogen, Gegenwärtig handelt es sich darum, der Vereitelung der vermittelst dieser Vermählungen erstrebten Zwee vor- zubeugen. Diejenigen von Herrn Castro in seine ministerielle Combina- tion gezogenen Personen, welche untir dem Einflusse der Königin Chrijtine und des französishen Botschafters stehen, nämlih der Herzog von Rivas und Herr Donoso Cortés, erhielten demnach die Anweisung, die ihnen zugedachten Ministerien abzulehnen, Dies geschah, und da auch Herr Santillan sih weigerte, so hieß es vorgestern Abend, Herr Castro könne seinen Auftrag nicht ausführen, und die Königin wäre bewogen worden, ein Kabinet aus den Herren Martinez de la Rosa, Mon, Pidal, Armero und Baron Meer als Kriegs - Minister zusam- menzuseßen. Dieses Ministerium sollte entshlossen sein, die Cortes, auf deren entschiedenen Widerstand es gesaßt sein mußte, bis zum 31, Dezember dieses Jahres zu vertagen. Durch gewisse Umstände wurde indessen die junge Königin abgehalten, dieser von ihrer Mutter ihr dringend anempfohlenen Combination ihre Geneh- migung zu „ertheilen, Gestern früh erhielt Herr Castro viel- mehr den - Auftrag, seine Bemühungen, ein Kabinet zusam- menzuseßen, zu erneuern. Um nun endlich seinen eigentlihen Zwed, die Beseitigung Mon und Pidal's, zu erreihen, hielt Herr Castro für nothwendig, auch einige der früheren ministeriellen Partei ange- hörende Personen in scine Combination aufzunehmen. Aus diesem Grunde wandte er sich an den Marquis von Casa Jrujo und Herrn Santillan. Beide ließen sih, auf persönlihes Zureden der Königin, bcreit finden, und gestern Abend wurden folgende Personen zu Mini=- stern ernannt und als solche beeidigt :

Der Marquis von Casa Jrujo (Herzog von Sotomayor), Präsident und Minister der auswärtigen Angelegenheiten.

Herr Seijas Lozano, Minister des-Junern, Herr Seijas war bisher Advokat und nie in der Verwaltung angestellt. Er ver- tritt in dem Kabinet die Partei Pacheco. Als Deputirter erklärte q E gegen die Montpensiershe Heirath und den französischen Finfluß.

Herr Bravo Murillo, Justiz-Minister, ebenfalls bisher Ad- vokfat, übrigens, wie bekannt, Vertreter der Partei Mon's und Pi- ia 4 obgleich weniger für gewaltsame, geseßwidrige Maßregeln ge- immt,

Herr Santillan, Finanz-Minister, Er bekleidete {hon früher diesen Posten und bekennt sich, wie man sagt, zu den finanziellen Grundsäßen Mon's, ohne jedo dessen politishe Ansichten zu theilen,

Dem Deputirten Roca de Togores (Bruder des Grafen von Pinohermoso, Granden von Spanien) hat man ein neues Ministe- rium, das des Unterrichts, übertragen. Herr Roca de Togores is ein fenntnißreiher, fein gebildeter, echt patriotisher Spanier, als Schriftsteller und Redner geshäßt. Er gehört zu der Partei Pa- eco, ohne jedoch ihr seine Unabhängigkeit zu opfern, und erklärte sih gegen die Montpensiershe Heirath,

Der General = Capitain von Valladolid, Pavia, ein junger Mann, der fär einen Beförderer strenger Man1:6zucht gilt, ist zum Kriegs-Minister ernannt worden. Da er abwesend ist, 0 weiß man nicht, ob er dieses Amt annehmen wird.

_ Das Marine- Ministerium is vorläufig dem Herrn Baldasano übertragen worden.

Obgleich die Gaceta. diese Ernennungen heute noch nicht mit- theilt, so darf man sie doh als gewiß Lei 09 _Wie- man sieht, ist das Ministerium aus heterogenen Bestaud= theilen zusammengesebt, Auf der einen Seite stehen die Herren Casa Jrujo, Bravo Murillo und. Santillan, auf der anderen Seijas und Roca de Togores. Die abgetretenen Minister Mon und Pidal ver-

hehlen ihren Verdruß keinesweges, rechnen jedo darauf, binnen kur-

zem mit verjüngter Kraft wieder an die Spiße der Geschäste zu“

treten. An eine lange Dauer des neuen Kabinets glaubt über- haupt Niemand. Zunächst dürfte Vieles von der Stellung ab- hängen, welche die Progressisten demselben gegenüber einnehmen werden.

Jn der gestrigen Sihung des Kongresses erneuerte Herr Cortína seinen Antrag auf Vorlegung der die Vermählung der Jnfantin betreffen- den Akftenstücke. Der Präsident erklärte, daß dieser Antrag nicht vor Er- ledigung der obshwebenden ministeriellen Krisis in Betracht gezogen werden fönnte. Die Herren Mon und Pidal riefen aus, sie hätten längst beabsichtigt, diese Papiere vorzulegen. Als sie aber behaupte- ten, vermittelst jener Heirath das Glück ihres Landes und ihre eigene Unsterblichkeit begründet zu haben, entstand auf den Tribünen ein solcher Tumult, daß die Wache herbeigeholt werden mußte.

Vorgestern fand bei Hofe ein Ball statt, zu welchem viele Gran- den, Senatoren, Deputirte, Generale eingeladen waren. Die Abwe=- senheit des Königs, der ;ch vollflommen wohl befindet, so wie die seines Vaters und seiner Geschwister, gab zu verschiedenen Auslegun- gen Veranlassung.

Handels - und Börsen- achrichten. Berlin, 9. Febr. Die Course unserer Eisenbahn-Actien drückten sich heute wegen gänzlicher Geschäftslosigkeit und blieben niedriger als gestern

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 8. Februar 1847.

Zu Laude: Weizen 3 Riblr, 10 Sgr. 8 Pf., auch 3 Rthlr, 6 Sgr. z Roggen 3 Rthlr. 6 Sgr., auch 3 Rthlr.; große Gerste 2 Rihlr. 10 Sgr. 2 Pf., auch 2 Rthlr. 9 Sgr. 7 Pf.z Lafer 1 Rthlr. 22 Sgr. 10 Pf., auch 1 Rihlr, 18 Sgr. Eingegangen sind 76 Wispel 12 Scheffel,

Zu Wasser: Weizen (weißer) 3 Rthlr, 15 Sgr. 7 Pf,, auch 3 Rthlr. 12 Sgr, und 3 Rihlr, 10 Sgr. 10 Pf.; Roggen 3 Rthlr. 6 Sgr., au 3 Rthlr. 3 Sgr. 7 Pf. ; große Gerste 2 Rthlr, 9 Sgr. 7 Pf. ; Hafer 1 Rthlr. 18 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr, 16 Sgr. 2 Pf.

Sonnabend, ten 6. Februar.

Das So Stroh 7 Rthlr. 15 Sgr., auch 5 Rthlr, 17 Sgr. 6 Pf.

Der Centner Heu 1 Rthlr., auch 20 Sgr. Berliner Börse. Den 9. Februar 1847.

1 » 1 Fonds. as Pr. Cour. Fett äi ch Pr. Cour. Brief. | Geld. Brief. | Geld. | Gem, St. Sebuld-Seh. 34) 954 | ([BrlPetsd.Magdb.|4| 945 | Prämien-Sche1ine do. Prior. Oblig. | 4 94 | 935 d. Seeb. à9T.—| 947 | 93% } do. do. do. |5| 101% | 1017

B.-St.E.Lt.A.u.B.|—| 110% | 109%

Bonnu-Kölner Esb. | 5 s Be.-Schw.-Frb.E.| 4 bted

Kur- u. Neumärk. Schuldrversechr. 35 92% S Berliner Stadt-

Obligationen |31| 94% jdo. do. Prior.ObI. 4 | Westpr. Pfaudbr.3;| 93 |[Cöln-Minden. v.e.| 4 945 ee Grossh. Pos. do. | 4 | 1025 | 1015 [Düss.E=b. Eisenb.|—| 1067 | 15%

do. do. 35| 92 912 do. do. Prior. Obl. 4| 9435| Ostpr. Pfandbr. |35| 955 |Magd.-Halbst.Eb.|4| | 1135 Pomm. do. 3;| 95% [Mgd. Lpz. Eisenb.|—| 195 Kur- u. Neum, do.|37| 96% --- Ho. do. Prior. Obl. | 4 9E Sehlesiscbe do. 33 —_ 96% Niedersch.- Märk. | 4 917 S0%

do. v. Staat ga- do. Priorität| 4 95 rantirt. Lt. B. do. Priorität| 5 101% | 1017 Nied.-Mrk, Zwgb. | 4 | do. Priorität 4 Ÿ|

-- vo\- | |

Gold al marco.

SLERTHI

Friedrichsd'or. |—| L 7 13% N 4 | F Aud. Gldm. à5Th.—| 11% 1% do. Prior. | 4) A Disconto. ei 4 5 do. Lt. B. |—| [7e Alis

Rhe1o,. Eisenb, jmd | do. Stamm-Prior. |

(voll eingezahlt) 4| 917 | 907

Actien.

Berl. Anh. Lit. A.|- - do. do. Prior. Obl. | 4 _— Berlin-Hamb. 4 | 101 100

V

do. do. Prior. Obl. | 4 | 93% |

do.v. Staat garant. 3; | aues Thüringer... | 4| 9712 | 965 Wilk.-B. (C.-0.) |4| 85 |

112 | 111

do. Priorität|45 1007 84 Pr. Cour. Wechsel - Cours. Thlr. zu 30 Sgr. Brief. | Geld. ATASCEFdAm « eei o op co co u ce o au oe 250) FI. Kurz 14 1% M G U 250 F1. 2 Mt. 1393 Ge eee eiae idot ée cio e ei 301) Mk, Kurz 152 U E i S 300 k. 2 Mt. 150% a O0 e ee Pad Ss Cr S I Lst. 3 Mkt. O QU2 S 300 Fr. 2 Mt. 792) 192 VIeG In U As eat e Mi 150 Fl. 2 Mt. —— 1017 L A E 150 FI1. 2 Mt. 101% WEOSlK S e a oda ie See op d ube c dto 100 Thir. 2 Mt. 995 —— E Z L Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss, 100 Thlr. | 5 E ane 99% Frankfurt a. M. südd. W........... 100 F. 2 Mt. =: 56 10 Ao oar (s pu edie Ce dee el eiche 100 SRbl. | 3 Wochen 109

Auswärtige Börsen. Amsterdäm, 5. Febr. Niederl. wirkl. Sch. 581}. 3% do. 365. Pass. —. Ausg. —. 4% Russ. Hope 885. Antwerpen, 4. Febr. Zinsl. —. Neue Anl. 19.

: F rank furt a. M., 5. Febr. 5% Met. 108. 107%, Bank-Actien p. ult, 1879. 1877. Bayr. Bank-Actien 662 G. Hope §75 G. Stiegl. 87%. S673. Int. 587. F. Poln. 300 Fl. 993 G. do. 500 FI. 793. %.

Lond on, 3. Febr. Cons. 3% 995. Bras. 85. Mex. 22

Paris, 4. Febr. 5% Rente fin cour. 118.65. 3% do. fin cour. 78. 35, Neapl. —. 3% Span. 347. Pass. —.

Wien, 5. Febr. 5% Met. 1075. 4% do. 1095. 3% do. 72. Bank- Actien 1565. 62. Anl. de 1834 154. de 1839 118. Nordb. 173. Gloggn. 113. Mail. 109. Livorn. 947. Pest. 99. Budw. 844.

5% Span. 1977.

Ziusl. —. Poln. «.-, Preuss. Pr. Sch. —.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 10, Febr. Jm Sthauspielhause. 25e Abonnements- Vorstellung: Künstlers Erdenwallen, Lustspiel in 5 Akten, von J. von Voß. Neu bearbeitet,

Donnerstag, 11. Febr, Jm Schauspielhause. 26ste Abonnemeuts= DUUuss Die Frau im Hause, Hierauf : Das Portrait der Ge- iebten.

Freitag, 12. Febr. Jm Opernhause. Mit aufgehobenem Abon- nement: Die Jüdin, große Oper in 5 Aufzügen, nah dem Franzöüsi- schen des Scribe, vom Freiherrn von Lichtenstein. Musik von Halévy, Ballets von Hoguet, Die Musik zum Ballet des dritten Aktes vom Ballet-Musik-Dirigenten Gährih. Die neuen Decorationen des er=- sten und zweiten Aktes sind vom Königl, Decorationsmaler Gropius, die des dritten und fünften Aktes vom Königl. Decorationsmaler Gerst. C Ub Viardot- Garcia: Recha; Herr Kraus: Eleazar.) Anfang

r.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden hohen Opern- haus-Preisen verkauft :

Ein Billet in den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges, im ersten Balkon und zur Tribüne 2 Rthlr. Ein Billet im Parquet 1 Rthlr. 15 Sgr. Ein Billet in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Billet in den Logen des dritten Ranges, im Balkon daselbst und im Parterre 20 Sgr. Ein Villet im Am= phitheater 10 Sgr. Ein Billet in den Fremdenlogen 3 Rthblr.

Die Jnhaber von reservirten Billets werden ersucht, solhe bis morgen, Donnerstag, Mittag 1 Uhr, im Billet-Verkaufs-Büreau ab- holen zu lassen, widrigenfalls diese anderweit verkauft werden müssen. Auch die Freibillets können nur bis zu dieser Zeit aufbe- M wen. úi

Die Abonnemients-Billets dagegen bleiben bis Freitag, den 12ten Mittags 11 Uhr,“ ‘#servirt, nah welcher Zeit solche alte ebenfalls zum Verkauf fom „müssen.

Im Schausp) use. 31ste französische Abonnements-Vorstellung. La seconde repr atation de: Les Enfans d’Edouard. Les Gants jaunes, Z

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen. Im Selbstverlage der Expedition. Gedruckt in der Deckershen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei. Beilage

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Mittwoch den 10 te" Februar.

Beilage zur Allgemeinen Preufishen Zeitung.

Inhalt.

Nußland und Polen. St Petersburg. Allgemeine Verwal "ie . . tun ê-

Maßregeln, Statistik der verschiedenen Religions Gentelusidasten, Gutsherrliche und bâuerliche Verhältnisse.

Türkei. Konstantinopel, Die Aufhebung des Sklaven-Verkaufs in der Hauptstadt. Ankunft Schewket Bei's. Die Türk. Ztg. über Volks-Unterriht und wissenschaftliche Bildung,

En. Alexandrien, Brief- Beförderung zwischen Deutschland t ina,

Dstindièn, Triest, Unruhen in Sind, Fehlärndt an Arbeitern auf Ceylon, en 18. 91d, Mangas

Braunkohlenlager im Samlande,

Rußland und Polen.

i St. Petersburg, 2. Febr, Dem vor furzem publizirten Rechenschafts - Bericht des Ministeriums des Jnnern für das Jahr 1845 zufolge, traten in der Verwaltung jenes Jahres besonders fol= gende 3 Maßregeln hervor : 1) Die neue Organisation der Gouver= nements-Regierungen, um eine leichtere, shnellere und mehr geregelte Geschäftsordnung einzuführen; 2) die Verbesscrung der Löschanstalten der Polizei in allen Gouvernementsstädten, wozu derselben 92,000 Silber - Rubel von der Regierung vorgeschossen wurden, und 3) die Erbauung vou Gerichtslokalen und GSefängnissen in Z Gouverne=- ments mit einem Kosten-Auswande um §68,000 Silber- Rubel,

_ Am Ende des Jayres 1845 betrug die Zah! aller der griechi- schen orthodoxen Kirche nicht angehörigen Judividuen beiderlei Ge- schlehts 9,098,725, darunter waren: 1) römisch -fatholisch 2,699,427, ch) armenisch=katholish 20,230, 3) armeuisc=gregorian\{ 346,002, 4) lutzerish 1,669,456, 5) reformirt 40,893, 6) Muhamedaner 2,320,576, 7) Juden 1,166,570, 8) Buddhisten 223,643, 9) Heiden 17 1,928. Die genannten Konfessionen besaßen, mit Ausschluß der Klöster, 11,542 Kirchen, Tempel, Kapellen, Moscheen, Synagogen und andere Bet- häujer, und namentlih: die Römisch- katholishen 2378, die Arme- nish-katholishen 52, díe armenishen Gregorianer 925, die Luthera- ner 920, dic Reformirten 32, die Juden 643, die Muhamedaner 6163, die Buddhisten 156, die Heideu 273, Die Zahl der Geist= lichen betrug: 1) der römis-fatholishen 2037, 2) armenish-fatho- lischen 94, 9) armeuish=gregorianischen 2247, 4) lutherischen 441, 9) reformirten 33, 6) mußhamedanischen 18,807, 7) jüdishen 1020, 8) buddhistishen 3651, 9) heidnishen 449, im Ganzen 28,737, Aus Mangel an Ordenegeistlihen haben, nah Juhalt jenes Berichtes, in der willnaer Eparchie 20 fatholishe Mör.chsklöster geschlossen werden müssen. Die Kirchen dieser Klöster wurden in Pfarrkirchen verwan- delt und die anderen Gebäude den städtischen Behörden überwiesen, Ferner wurde das mohilewshe Seminar mit dem minsfischen verei= nigt und in Folge dessen das Dominikaner-Kloster umgebaut und er- weitert. Jeßt bestehen 5 Seminare mit 212 Zöglingen. Die römisch=- fatholishe geijtlihe Akademie zu St. Petersburg entließ 16 Zöglinge, die ihren Kursus beendigt hatten; 14 von diesen begaben jih in die ihnen bestimmten Eparchieen, und 2 wurden bei der Afademie als Lehrer ange- stellt. Zur griechischen orthodoxen Kirche traten über 3201 Jndividuen, „Wie sehr es gelungen“, heißt es ferner in dem ministeriellen Be- riht, „den Einfluß des Patriarchen von Etschmiadsin wieder zu he- ben, geht daraus hervor, daß ausländische Armenier sich zu wieder- holtenmalen an den Patriarchen Narses, als an ihr Kirchenhaupt, mit der Bitte um Schuß der armenishen Kirhe wandten.“ Als das merkwürdigste Ereigniß in der protestantischen Kirche Rußlands wird der Uebertritt von 16,500 liefländishen Bauern zur griehisch-orthodoxen Kirche bezeichnet.

Jn Folge eines Kaiserlichen Befehls hat das Ministerium des Jnnern über die Zahl der Gutsbesißer, deren Güter von weniger als 25 Bauern bewohnt sind, bestimmte Nachrichten eingezogen, Nach den eingegangenen Berichten der Lofkalbehörden belief sich die Zahl derselben in 29 Gouvernements auf 21,148. Unter diesen giebt es solche, die nur s oder gar 7 Dessätinen ohne alle Bauern besißen. Da nun bei erfolgtem Ableben des Besißers die Erben diese Theilhen noch mehr zerstückeln, so hat das Ministerium Maßregeln ergriffen, um verarmte Grundbesißer auf unbebaute Kronländereien überzusiedeln. Gemäß den im vorhergehenden Jahre veröffentlihten Verordnungen wurden dergleihen Ländereien zunächst in den Gouvernements Tobolsk und Simbirsk angewiesen. Um die Verhältnisse der Bauern auf den adeligen Gütern der Ostsee= Provinzen noch weiter zu regeln, hat die Regierung besondere Kommissionen ernannt, denen es obliegt, die bisherigen Verordnungen einer Revision zu unterwerfen, z

Cure

Konstantinopel, 20, Jan. Am 16ten erschien der Sultan bei der Pforte und wohnte einer Sißung des obersten Reichörathes bei, in welcher, dem Vernehmen nah, die Abstellung des öffentlichen Sflaven-Verkaufs in Konstantinopel zur Sprache kam.

Schewket Bei, bisheriger ottomannisher Geschäftsträger in Berlin, ist heute Nachmittags mit dem aus Triest eingetroffenen Dampfboote „Jmperatrice““ in dieser Hauptstadt angelangt.

Die Türkische Staats-Zeitung vom 21. Moharrem 1263 (9, Januar 1847) enthält nachstehenden Artikel über den Volks-Un= terriht und die wissenshaftlihe Bildung überhaupt, mit Hinblick auf die leßten von der Regierung in dieser Beziehung ergriffenen Maß= regeln:

„„Es steht fest und is Allen bekannt, wie sehr Se, Hoheit der Sultan sich das wichtige Geschäft der Verbreitung allgemeiner Bildung und der Beseitigung der Unwissenheit seiner Unterthanen hat angelegen f in lassen. Die zahlreichen Kaiserlichen Handschreiben, die sowohl früher als auch jetzt erlassen wurden, seßen die Kaiserlichen Vorhaben in ein klares und unzwei- felhaftes Licht. Wenn auch nun die weisen Zwecke und hochsinnigen Ab- sichten Sr, Hoheit jedwedem bekannt sein dürften, so wird doch zur tiefcren Begründung und Befestigung derselben in der allgemeinen Ueberzcugung Folgendes zu allgemeiner Kenntniß gebracht.

Gott hat in der Fülle seiner {öpferis hen Weishcit im Menschen ein vor allen anderen Thieren ausgezeichnetes Geschleht ins Dasein ge- rufen und es dur die Gaben des Verstandes und der Einsicht, so wie auch die Kraft des Begriffsvermögens und der Vernunst, geschmüdckt. We- gen des weitumfassenden Verstandes und des dur ingenden Scharfsinns ist es eine inyere Nothwendigkeit menschlihen L 41s, zum Verständniß und zum Begriff der sichtbaren sowohl, als au, durch andere Sinne erfaßbaren Welt durchzudringen, Das Wort jenschaft (Jlim) heißt seinem ursprünglichen Sinne nah Wissen. Di Wissen zerfällt nun in zwei Theile, das eíne das unmittelbare praktis. 5.4 as andere das vermit- telte theoretishe Wissen, Das erstere beschäftigt ch mit solchen Gegen- ständen, welche, wie z. B, der Unterschied zwischen Schwarz und Weiß, dem Fassungsvermögen eines Jeden zugänglich sind und. daher nicht erst

angeeignet zu werden brauchen, Das andere hingegen bezieht sch auf Gegenstände, welche niht bloß dur den \ch{chlichten Menschenverstand er- fannt und aufgefunden werden, sondern durchaus erlernt und dur Bewcise und Vernunftshlüsse begründet werden müssen. Dieses Wissen hat keine Gränzen und Schrankfcn, erstreckt sih auf alle Gebiete, und Künste wie Gewerbe sind die gereifte Frucht dieses Wissens.

„Nun i} aber der Mensch seinem inneren Wesen nah zu geselligem Zusawmmenleben geschaffen, d. h. der Einzelne kann nicht alle scine Bedürf- nisse aus si selbs besriedigen, sondern er bedarf jedenfalls der Hülfe An- derer, So ist es des Lebensunterhaltes und der Kleidung halber noth- wendig, daß der Landbaucr, dcr Bäckcr, der Schneider und andere Hand- werker da seien, Es is in der Natur der Dinge begründct, daß si die Menschen und die Gewerbsleute, deren Hülfe erforderlich ist, in Städten oder Dörfern einigen, Aus diesem geselligen Zusammenleben entspringt auch für jeden die Pflicht der Anhänglichkeit an seines Gleichen, der Licbe zum Vaterlande und des Gehorsams gegen die Vor- geseßten, Es is gewiß, daß, wenn der Mensch den Kreis scines Wissens zu erweitern und an seiner Ausbildung zu arbeiicn unterläßt, er weder Liebe zu seiner Heimat haben, noch seine anderea Verpflichtungen gegen de Nebenmenschen zu kennen im Stande ist. Auch is es allbekannt, daß der Zustand der Unwissenheit und Rohheit dem der Aufklärung und Ausbildung nicht gleichgestellt werden fann, Daß die Menschen auf entsprechende Art der Noth und dem Bedürfnisse steuern, in wehsclseitigem Verfchr und ande- ren Angelegenheiten zu gründlicher und klarer Einsicht gelangen, daß sie sich nichts zu Schulden kommen lasscn, wodurch das friedliche Zn\ammenleben beeinträchtigt werden könnte, hängt von der Aneignung und Eilernung nühy- licher Kenntnisse und nothwendiger Gewerbe ab. Wenn in einem Lande die Zahl wissenschaftlicher Männer so wie die der Gewerbetreibenden und Handwerker zunimmt, so geht dieses Land stets höherer Entwickelung und weitcrer Kultur entgegen, So ein Land erfreut sich dauernden Wohl- standes, während, wo Unwissenheit herrscht, Noth und Elend zu Hause sind.

„Jn Berücksichtigung dessen haben die glorreichen Vorfahren Sr. Ho- heit des Sultans in den ottomanischen Ländern, besonders aber in Kon- stantinopel, hohe und niedere Schulen gebaut und eingerichtet, Zu jener Zeit is, wie dies aus den Werken der Gelehrten erhell!, die Act des Unter- rihts und der Ausbildung ins Auge gefaßt und daher die Ancignung der- selben erleichtert worden, so daß in fu!zer Zeit Gelehrte und wissenschaft- lihe Männer, mchr als man nur wünschen konnte, herangebildet wurden. Später kam jenc Art und Weise des Unterrichts außer Grbrauch, und der Fortschritt wurde erschwert, Was sonst in fünf Jahren zu erlernen war, fonnte faum in zehn Jahren eigener Forshung zu Stande gebracht werden. Auf dem Markte des Wissens trat eine Flauheit ein, so daß Männer des Wissens eine immer größere Seltenheit wurden,

„Se, Hoheit der Sultan hat seit seiner Thronbesteigung der Regelung dcr Verhältnisse und der Ordnung der Negierungs - Angelegenheiten seine volle Aufmerksamkeit zugewendet. Um nunmehr von neuem den Flor und Wohlstand des Landes zu heben, hat er auf Alles, was zur Förderung der Bildung der Unterthanen beitragen fonrte, sein Augenmerk gerichtet, Um das Wissen wieder in Aufschwung zu bringen, die Mittel und Wege der Aneignung desselben zu erleichtern und Jedwedem zugänglich zu machen, wurde früher cine einstweilige Kommission aus einigen hochgelehrten Ulemas und höheren Beamten zusammengeseßt, Jn ihren Sißun- gen wurde dieser Gegenstand allseitig erwogen und berathen, Die Vorschläge, welhe das Ergebniß dieser Sizgungen waren, wurden dem obersten Pforten -Rathe und tem Plenar - Conseil zu weitcrer Erwägung vorgelegt, wo sie für entsprechend und zweckmäßig erachtet wur- den. Um- dieselben nun ín Wirksamkeit zu seßen und an ihnen die jeweiligen zeitgemäßen Aenderungen vorzunehmen, wurde ein Conseil, aus einigen ge- lehrten Ulemas und hohen Staats - Beamten bestehend, unter dem Namen éínes „permanenten Conseils des öffentlichen Unterrichts““ zusammengeseßt. Der obermähnte Gegenstand wurde auch da in Erwägung gezogen, Es ist zu hoffen und zu erwarten, daß durch die Ausführung aller dieser Vor- schläge die wohlthätigen Folgen und die erwünschten Wirkungen sich glän- zend herausstellen werden,

„Unter diesen Vorschlägen befand sh auch der Plan der Gründung einer höheren Bildungs-Anstalt aller Wissenschaften in Konstantinopel und der Reorganisirung der unteren und mittleren Schulen, Was nun diese Akademie betrifft, \o is der Grund zu deren Bau in der Nähe der Aja Sofia auf dcm Play des Sultan Serai und des alten Dschebchane gelegt worden. Es is nun gleichfalls die durchgreifende praktishe Reorganisirung der unteren und mittleren Schulen an die Reihe gekommen,

„Obgleich das oberwähnte Conseil beauftragt is, den Gang des Un- terrichts zu beaufsichtigen, so wie die Mittel zur Erleichterung desselven an- zugeben, und sie zu verwirklichen, ist es doch für zweckdienlih befunden werden, um das Zustandebringen dieser Reorganisirung zu erlcichtern, und den Vollzug der verschiedenen Anordnungen gehörig zu überwachen, daß ein Mitglied des Conseils mit dem Amte eines Ober-Ausschers betraut und ihm an díe Seite ein Adjankt gestellt werde. Zu der Stelle eines Ober- Aufsehers wurde Essad Efendi, der Historiograph des Reiches, berufen, leßtere erhielt Kiamil Efendi, Beamter des Ministeriums, welcher zugleich den Dienst cines Ueberseßers aus dem Persischen versah,“

Aa Pen

Alexandrien, 10, Januar. (Allg. Ztg.) Die in China ansässigen deutshen Kaufleute haben sch über die Verspä- tung beklagt, mit welher ihnen die Briefe, welhe über Mar= seille gehen, zukommen; dieses is dem Umstande zuzuschreiben, daß das Post - Amt in Marseille die Briefe nah China und Batavia in die Pakete nah Kalkutta oder Bombay legt, wo sie alsdaun zwei Monate länger unterweges bleiben ; der sicherste und zugleich shleunigste und billigste Weg für die Korrespondenz zwischen den benannten Ländern und Deutschland i jener von Triest; es geht den 26sten jeden Monats ein Dampfboot des österreichischen Lloyd direkt hierher ab, kömmt hier vor Abgang der Ueberlandpost mit welcher die Briefe nah China über Ceylon und Singapur befördert werden -— an und kehrt nach Eintreffen der Briese aus Judien direkt nach Triest zurüick; es ist jedoch erforderlih, daß die Briefe nah China, Batavia und Singapur an ein hiesiges Haus gesandt werden, da dieselben dem Frankaturzwang unterworfen sindz dies könnte auch die Ursache sein, daß das englische Post-Amt hier die Briefe, welche es aus Frankreih empfängt, über Kalkutta gehen läßt.

Oftindien.

Triest, 1. Febr, (Oesterr. Lloyd.) Die Ereignisse im oberen Sind, welche wir in unserem leßten Blatte nur kurz berühr- ten, scheinen ernsterer Natur gewesen zu sein, als aus dem Summa- rium der Bombay Times hervorgeht. Die daselbst ausgebroche- nen Unruhen werden im Telegraph and Courier, abgesehen von ihrer politischen Bedeutung, als besonders nachtheilig für den Verkehr geschildert, welcher sich nachgerade auf dem Jndus zu entwideln be- gonnen hatte. Bekanntlich wurde einigen zur Jndusflotte gehörenden Dampfböten die Bewilligung zur Aufnahme von Waarenfrachten er- theilt, Man hegte die sanguinishe Hoffnung, daß der Jndus sich dadurch zu einer der wichtigsten Handelsstraßen heranbilden werde. Das erste Dampfboot, „der Komet‘, welhes am 2, Dezember Kur= rahee verlassen hatte, langte nah einer siebzehntägigen Fahrt in Sukfur an und nahm an Fracht 600 Rupien ein. Das zweite folgte ihm am 7ten, und seine Einnahme stieg auf 840 Rup. Die Haupt- Gegenstände der Ladung waren Datteln, Zucker, Manufakte und Me- talle, Die Hoffnung ward aber durch das unerwartete Ereigniß ge-

täuscht, welches den Engländern niht wenig zu denken giebt und von dem erwähnten Blatte in folgender Weise erzählt wird : Man hatte den Beschluß gefaßt, den größten Theil der im Sind stationirten Truppen zu= rückzuziehen, weil deren Unterhaltung der Regierung gar zu viele Kosten verursahte; doch verhehlte man sih die damit verknüpfte Gefahr um so weniger, als die Abreise Sir Charles Napier's nahe stand, der die größte Energie entwickeln mußte, um die Ruhe im Lande aufrecht zu erhalten. Eben sollte der Civil- Commissair, Herr R. Pringle, die Regierung übernehmen, als ganz unerwartet die Nathricht einlief, daß die Bergstämme (Boogties) in Meerpore eingedrungen seien, das Land rings umher plünderten und die englishen Vorposten zurückgeworfen hätten. Man hatte shon am Anfange des Monats einen Wink von deren Vorhaben erhalten, aber niht darauf geachtet und daher nicht die geringsten Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Am 10. Dezember stand der feindlihe Haufe, 1200 Mann stark, Schrecken um sich her ver- breiteud, nur wenige Meilen von der Stadt Meerpore, wo nur eine sehr geringfügige, aus einer Kavallerie-Abtheilung bestehende Garnison lag. Der kommandirende Offizier, Herr Graves, zog mit 50 Mann dem Feinde entgegen, vor dessen Uebermacht er aber weichen mußte. Nicht besser ging es dem Vorposten von Khamgur, welcher ebenfalls einen Angriff wagte und von den Bergbewohnern zürüdgeschlagen wurde, Auf die hiervon nah Shikarpore gelangte Kunde sendete der Oberst Forbes ein Detaschement von 125 Mann Kavallerie und 200 Sharfshüßen unter dem Kommando des Obersten Stack den Boogtics entgegen, um sie wo möglih noch vor ihrem Rückzuge ins Gebirge zu ereilen. Ju der Nähe von Huda trafen sie dieselben iu vúl- liger Shlacht-Ordnung auf den Hügeln, und ihre linke Fronte war dur Vorposten gedeckt, Man rekognoszirte ihre Stcllung, fand aber, daß die Reiterei hier nihts auszurihten vermöge, da die Hügel, wenn auch nit sehr hoch, doch zu steil waren, als daß die Kavallerie sie ohne die größte Gefahr hätte erflimmen können. Jn dieser Ueber- zeugung trat der Kommandant den Rückzug nah Schikarpore an, wo er am 13ten anlangte. Die Boogties \{chöpften neuen Muth, und bald verbreitete sich die Nachricht von ihrem Anmarsche. Sie wur- den zwar wieder in das Gebirge zurügeworfen, allein -man zweifelte feinen Augenblick, daß sie ihre Einfälle erneuern werden. Sir Charles Napier beabsichtigt einen Feldzug gegen dieselben, verbirgt sich aber nicht, daß er einen harten Stand mit diesen tollkfühnen Waghälsen haben werde. Man sagt, daß Shere Mahomed „der Löwe“, dessen Heldenthaten der General W, Napier in seinem Buch so malerish geschildert hat, sich unter den Boogties befinde. N

Jn Ceylon hat ein wahrhaft \ündfluthliher, vom stürmischsten Winde begleiteter Regen auf den Feldern und in den Gärten sehr große Verwüstung angerichtet und die Aerndte - Hossuungen vereitelt, Vom 22, bis zum 24, November goß es wie in Strömen vom Him- mel, und man glaubte eher am Beginn als am Ende den Monsoon zu sein, Bis zum 4. Dezember war die Witterung überaus unbe- ständig, und erst dann schien der Nordost-Monsoon wieder die Ober- hand zu gewinnen, Auf diese Weise sind die bereits reifen Früchte vernichtet worden, und der größte Theil der Aerndten ist als ver- loren anzusehen, Nur im Distrikt Ambegamon scheint man feine Ursache zur Kloge zu haben, Der in der Central - Provinz liegende Bezirk Badella hat sich sogar des größten Aerndte- Segens zu erfreuen. Die Arbeiter - Frage wird mit jedem Tage wichtiger für Ceylon, Die Coolies sind völlig wassersheu und nicht zu bewegen, in den gewöhnlihen Fahrzeugen in die See zu stehen. Einige Tausend, welhe sich an den Golf von Manaar zur Ueberschiffung begeben hatten, warteten in der Nähe des Ufers ruhige See ab, kehrten aber, da das stürmische Wetter nicht nachließ, in ihre Dörfer zurück. So geht es aber fast immer, Mittlerweile müssen die Plantagen wegen Mangel an Arbeitern brach liegen blei= ben, und dic Production geht, statt vorwärts, immer mehr zurü, Es stellt sich daher die Nothwendigkeit heraus, auf die eine oder andere Weise für Vermehrung der Arbeitskräfte zu sorgen, Wäre, wie schon öfter angerathen wurde, eine Verbindung zwischen den bei derseitigen Ufern mittelst eines kleinen Dampfboots hergestellt worden, so hätten die furhtsamen Coolies son längst ihre Scheu vor dem Wasser besiegt, die Pflanzer besänden sich nicht in Verlegenheit , der Anbau der Felder könnte mit der größten Regelmäßigkeit und vor- theilhaft vor sich gehen, statt daß jeßt die shönsten, fruhtbarsten Strecken völlig brach liegen bleiben müssen. | / 5

Der Gesundheitsstand war zuleßt befriedigend. Die Europäer wurden hier und da von der Ruhr heimgesucht; in der Nähe von Candy herrschte die Cholera, und sowohl Eingeborene als Fremde fielen ihr als Opfer. Zulegt (16. Dezember) aber kamen von diesen Krankheiten nur geringe Spuren vor, und in der Central - Provinz ließ der Gesundheitsstand nichts zu wünschen übrig, Hes

Der Star erzählt als Merkwürdigkeit, daß das der ostindischen Compagnie gehörende Dampfboot „Phlegeton‘‘, welches zur Ausbes- serung in die Stocks von Kidderpore gebraht worden, am eisernen Uutertheil mit einer Unmasse von Austern der besten Art überzogen war. Das genannte Journal glaubt die Aufmerksamkeit auf dies son- derbare Faktum lenken zu müssen und meint, daß es wohl nicht an Mitteln fehlen werde, eiserne Schiffe künftig vor der Bestimmung einer dampfbewegten Austerbank zu bewahren.

Braunkohlenlager im Samlande.

Das Gewerbe-Vereinsblatt der Provinz Preußen enthält eine interessante Mittheilung des Herrn Dr, A, Albrecht „über Braunkohlen- Formation an der samländischen Ostseeküste“, Während im Allgemeinen die Durchschnitte der steilen Abhänge der samländischen Ostsceküste nur Schichtungen von Sand und Thon aufweisen, treten auf dem Nordstrande der samländischen Halbinsel von der sassauer Schlucht bis zur Nordspige Brüsterort und an der Westküste bis hinter Palmnicken, wo eine deutliche Hebung des Landes E ältere Formationen, nämlich Bildun- en über der Kreide, deutlich zu Tage. / : 5 „Charafkteristish für diese“, heißt es dort, „sind die BEUD De rung, cine Eisen - Ausbildung und Braunkohlen - Flöze- Di L N LES Der beiden erstcren, unter sich in konstantem Zusammenhange, gehört nicht hier-

: ; , welche in ununterbrochenen Flözen, her; wohl aber die der Braunkohle der genannten Strecke der Küste

cdoch von verschiedener Mächtigkeit, längs dekr H j

sid Veith A nur um bie Brästerorter Spipe von der unterliegenden

Eisensand - Formation durchbrochen wird. Die Braunkohle selbst tritt an

manchen Stellcn fast ganz zurück, der sie begleitende Kohlenletten und r Sirecke zwishen den Dörfern Rauschen

d Kohlensand fehlt dagegen per Westküste zwischen Groß-Dirschkeim und

und Groß-Kuhren, D L ¡rgend Bei oberflächlidben Schürfungen an den mehr

R AAine N aúfen Strandbergen ergab sich als für den Versuch eines Abbaues günstig ein Punkt zwishen den Dörfern Rauschen und Warniken, Die durch neuere Bergstürze deutlich hervortretende Schichtung is an diesem unfte von oben herab folgende: Da eine Humusdecke fehlt, so liegt eine 12 Fuß

B lchtige Schicht Dünensand zu Tage, unter ihr eine 2 Fuß starke Lehmschicht