1847 / 42 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Er bemerkte, daß Jtalien dem freisinnigen Papste zujauhze, daß | dieser aber mit den größten dluderailien u fämpfen habe, daß | das Volk ihm tägli zurufe: „Muth, heiliger Vater, Muth!“ au er (Thiers) rufe ihm von ganzem Herzen zu: Muth, aber die Einigkeit Frankreichs und Englands, die sh“ dann die Hände reichen fönnien um aus Humanität und Politik einer unvermeidlichen Revolution in Jtalien durch gemäßigte Reformen und freiwillige Konzessionen vorzu- beugen, würde dem „fapsie mehr Muth und Kraft zu seinem großen Werke | g Gleiches sei in der Schweiz der Fall, wo sich zwei Parteien zum ürgerkriege gerüstet gegenüber ständen : die eine Partei, die der Reaction, habe stets die Alpen und die Brücke von Basel den Oesterreichern reg ; | die andere, die der Freiheit, habc sih stets diesem Beginnen widerseyt und | habe immer neutral und national bleiben wollen, Jn diesem Au- genblide hätten die drei Großmächte durch die „bedingte Anerken- | nes des Vorortes Bern in die Unabhängigkeit und Natíonal - Sou- verainetät der Schweiz eingegrisfen“’z wären Frankreich und England aber | einig, so würde die liberale Hel mehr Kraft haben und jener „Eingriff | nit geschehen scin. Herr Thiers meinte dann, die nordishen Mächte be- bielten dadur, daß die spanische Heirathsfrage unerledigt bleibe, stets eine Waffe gegen Frankreich in der Hand, könnten stets mit ihrem Anschlusse an England drohen und der französishen Regierung sagen: „Protestirt we- gen Krakau, das dürft ihr; so wie ihr aber mehr thut, so wie ihr euch in die Angelegenheiten Jtaliens, Deutschlands, der Schweiz mischt, so treten wir England ín der spanishen Heirathsfrage bei, und ihr seid dann Einer gegen Vier.“ Herr Thiers {loß damit, daß er sagte, das Sehn- lihste, was das Ministerium wünschen könne, sei, daß die Königin Isabella Kinder bekomme. Durch diese direkte Nachfolge werde dann zwar die Dif- ferenz mit England gelöst, aber die Heirath Montpensier's habe damit auch zugleich ihre ganze politishe Wichtigkeit verloren. | i Auf den Wunsch des Herrn Guizot, der sich vorbehielt, die Rede des Herrn Thiers ausführlich zu beantworten, wurde dann die De-

batte vertagt.

Paris, 6. Febr. Der König hat den Herzog von Montpen- sier zum Ober-Befehlshaber der Artillerie im Seine-Departement er- nannt; alle auf die Artillerie in diesem Departement bezügliche Be=- fehle der Regierung werden daher durch die Hände des Prinzen ge- hen, der zugleih die Functionen als Kommandant der Schule von Vincennes beibehält.

An die Stelle des* verstorbenen Herrn Huber ist Graf Mejean zum französishen Konsul in Stettin ernannt.

Der Moniteur enthält eine Menge Ernennungen in der Ma- rine, wodurch mehrere Linienschiffe und andere Fahrzeuge Komman- danten erhalten. Gleichzeitig wird aus Toulon geschrieben, daß in den dortigen Arsenalen und Schiffswerften die größte Thätigkeit herrshe und es scheine, als ob die Regierung in Hinsicht der Flotte eine große Entfaltung von Streitkräften eintreten lassen wolle. Die Linienschiffe „Herkules“ und „Jemappes“/ von 100 Kanonen sind bereits ganz ausgerüstet, und die Dampf-Fregatte „Panama“ hat ebenfalls Besehle erhalten, sih segelfertig zu mahen. Der an Ad- miral Hamelin’s Stelle ernannte neue Kommandant der französischen Schiffsstatioy in Oceanien wird ih auf der Fregatte „Poursuivante“' dahin einschiffen und Hamelin auf der Fregatte „Virginie‘“ nah Frank- reich zurüdckfehren.

Die National-Garde der Stadt Buzançais im Jndre- Departe- ment is wegen ihres U bei den dortigen Unruhen mittelst Königlicher Verordnung aufgelöst worden , soll aber sogleich neu or- Die Getraide-Unruhen und die hierdurch veranlaß- ten Truppen-Bewegungen dauern unaufhörlih fort. Jn Anvilliers, Bezirk Montargis, verlangten die Aufrührer unter tödtlichen Drohungen vom Maire Brod, oder sie wollten ihn tödten. Jn Nantes stürmte ein hungriger Volkêhaufe vor das Stadt- haus und zerschmetterte einige Fenster. Jn Escarmain, Nord- Departement, organisirte sich in der Naht vom 4. zum 2. Fe- bruar eine förmlich bewaffnete Bande und zog von Pachthof zu Pachthof, um Nahrung zu erpressen. Jn U Ga oute (Gers) wi- derseßte sich das Volk dem Verkauf von Lebensmitteln an Wieder- verfäufer, die außer der Stadt wohnen. Nah Bourbon - Vendée i auf der Eisenbahn eine zweite Escadron des 7ten Ulanen-Regiments ges{ickt worden.

Der Deputirte von Haussonville, der vor kurzem in der Revue des deux Mondes eine Apologie der ministeriellen Politik in der spanischen Heiraths-Frage lieferte, Schwiegersohn des Herzogs von Broglie, ist mit einer konfidentiellen Mission nah London abgereist.

Der Toulonnais sagt, daß englische Handelsschiffe fortwährend

ganisirt werden.

große Quantitäten Waffen und Munition an den. spanischen Küsten landeten, und daß die französische Regierung gut thun dürfte, einige Schiffe in die spanishen Gewässer zu shicken, um diese Manöver zu überwachen.

Die Revue nouvelle giebt die Nariht, daß Thiers und Lamartine, bisher die heftigsten Gegner, sich mit einander ausgesöhnt haben, Diese Versöhnung soll das Werk des Herrn Chambolle, De- putirten und Redacteurs des Siècle, sein. Herr von Lamartine soll mit den leßten Wahlen sehr unzufrieden sein und sich in Bezug auf die neue Kammer geäußert haben: „Das ist das Corps legis- latiy von 1810. Lamartine konnte wegen eines Fieberanfalles nicht den Verhandlungen der Kammer beiwohnen, sonst hätte er über die spanische Frage das Wort ergriffen.

Der Akfhbar vom 2. Januar meldet, daß General Cavaignac seine Expedition gegen die unruhigen Gränzstämme der Provinz Oran mit großem Erfolge beendigt habe. Die Stämme wurden von der französischen Kavallerie erreiht, zum Gefeht gezwungen und erlitten

eine vollständige Niederlage, Viele Gefangene und 40,000 Stü Vieh blieben in den Händen der Sram

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drei Theile, Der erste, den der Ver asser „Système consulaire“ genannt ha!, enthält in A1X. Kapiteln Alles, 0 ih Auf Ursprung, Zweck, Orga- nisation, Geschäftsthätigfeit, Stellung, Pflichten und Rechte der Konsulate im Allgemeinen bezieht, Es ist gleichsam die aus der Praxis herausge- bildete Theorie der Sache, deren Anwendung wieder durch die im zweiten Theile zusammengestellten besonderen Verordnungen und Jnstructionen der

einzelnen dabei în Betracht kommenden Staaten bedingt und modifizirt wird, Preußen nimmt hier die erste Stelle ein. Das „Reglement für sämmtliche preußische Konsuln“ vom 48. September 1796 eröffnet die Samm- lung dieser interessanten und wichtigen - Aktenstückle, Zhm folgen Los „die späteren hierher geren Verordnungen bis herab zu enjenigen, welche mit den eyen des Zollvereins in genaue- rer Beziehung stehen, und endlich \{ließt sich daran eine Reihe der wichti- eren i ugt nér made A elche Preußen mit den übrigen Staaten abgeschlossen « In gleicher Weise werden hierauf noch einige hierher gehörige Ver- Ee und Jnstructionen von Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Der L N Hessen und Sachsen - Weimar zusammengestellt und besprochen. Ges tite Theil endlich geht auf die Verhältnisse bes Zoll - Vereins als Uebers finn ber ein; hier giebt der Verfasser zuvörderst eine statistische olinnibis ata Bestandtheile, seßt Zweck und Organisation desselben aus- Verein bis j fügt dann die andels - Verträge inz, welche der Zoll- Beschluß e G solcher, mit fremden Mächten abgeschlossen hat. Den welche die Staaten mat ein vollständiges Verzeichniß der Konsuln, iuphaîten,: amd pu ereins gegenwärtig in anderen Ländern un- So ist ín ugs her Ordnung der resp, fremden Staaten. Geschästsmannes in diesem: Alles vereinigt, was dem Bedürfnisse des aede fo lobenôwerth a he Jra thun möchte. ier und da , gerade La Werken rein pr Tenden

Kürze und Präzision i, eine weitere ì ten'bem Merse des Bude ice Weng gh dabe Kamen

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Die Se von- Paris hat beim leßten Wowenschlusse em- ;

pfangen 909,445 Fr., dagegen herausbezahlt 1,515,627 Fr.

Der Gemeinde-Rath von Nantes hat beschlossen, daß seitens der | Stadt die Regierung um Ertheilung der Ermächtigung zu einer An- | leihe von 100,000 Fr. ersuht werden soll, damit man allen Umstän- |

den der Noth die Stirn bieten könne.

* Die Seine stieg vor einigen Tagen auf 4 Metres 60 Centimetres |

und übershwemmte die ganzen Quais. Man erzählt, daß aus Anlaß des Plaidogers des Herrn Alexan-

der Dumas, der vor Gericht erzählte, der Herzog von Montpensier |

habe ihm gesagt: „Sie kömmen doch auf jeden Fall zu meiner Hoch-

Herrn Salvandy Cen habe. Auch Herr Guizot soll sehr erbittert sein, daß Salvandy, indem er Dumas diese Mission gab, den Prinzen und das Ministerium so kompromittirt habe. Graf Bresson hatte si, wie es heißt, im voraus die Absendung von fran- A Literaten nah Madrid verbeten, da er ihre Jundiscretion ürtete,

Die Bank von Frankreich soll nächstens ermächtigt werden, No- ten von 250 und von 400 Fr. auszugeben.

Der neue britishe Gesandte am brasilianishen Hofe, Lord How- den, befindet sich in Paris, um hier die Zustimmung der französischen Regierung zu den wegen Beilegung der Streitigkeiten im La Plata ersorderlich scheinenden Vorschlägen einzuholen.

zx Paris, 6. Febr. Auch zu der gestrigen Sißung der De- putirten-Kammer hatte sich eine außerordentlich große Anzahl von Zuhörern eingefunden, und da nur der kleinere Theil von denen, die Zutritt verlangten, ausgenommen werden konnte, so wurden die Deputirten von allen Seiten mit Bitten um Pläße wahrhaft be- stürmt und vermochten sich der Zudringlichen oft nur mit Mühe zu entledigen. Auch die diplomatische Tribüne war wieder stark beseßt, und unten im Saale selbs bemerkte man in den Seitengängen wie hinter den Pläßen der Deputirten abermals eine Menge von Mit- gliedern der Pairs-Kammer, welche in diesen Tagen keine Sihungen hált, Es war wenigstens ein gutes Drittheil der Pairs zugegen.

Nach Eröffnung der Sihung bestieg sogleich Herr Guizot die Tri- büne, Er sei, beginnt er, Herrn Thiers Gerechtigkeit und Dank schuldig. Derselbe habe die Fragen klar gestellt, die allein noch dunkel sein und also Gegenstand der Debatte werden fonnten, Herr Thiers habe diese Fragen mit Mäßigung, vollständig und auf solche Weise bchandelt, daß die fran- zösischen Interessen dabei niht Gefahr liefen, Dieses Beispiel wolle nun aucy er (der Minister) befolgen. Herr Thiers habe im Grunde die Dop- pelheirath in Spanien nicht angegriffen. Er habe nur gefunden, daß man es nicht ret angefangen. Es handle sih in den Augen des Herrn Thiers also nur um eine Frage des Verfahrens. Aus diesem Verfahren sei eine für das Land ernste, bedeutungsvolle Lage, England und Europa gegenüber, hervorgegangeu. Die Frage des Verfahrens an sich sei nicht einfach, sie enthalte vielmehr zwei. „Es lag feine Nothwendigkeit vor, zu thun, was man gethan“, habe Herr Thiers gesagt, „es waltete keine Loyalität ob.“ Er (der Redner) wolle nicht aus diesen beiden Fragen heraustreten, ohne gezeigt zu haben, daß Nothwendigkeit und Loyalität herrschten, Um über die Nothwendigkeit zu urtheilen; müsse man die Lage des Kabinets, Lord Aberdeen gegenüber, im Monat Juni, gut kennen, so wie was aus dieser Lage am Ende Juli, Lord Palmerston gegenüber, geworden. „Lord Aber- deen“, sagte Herr Guizot, „hatte sih stets zu der Doktrin bckannt, daß die Frage ganz und gar eine spanische sei, und daß er die Freiheit und Un- abhängigkeit Spaniens respektiren werde. Nur die Heirath eines französi- hen Prinzen mit der Königin \chloß er aus. Thatsächlih waren wir zu einer völligen Verständigung über den Grundsaß der Heirath der Königin gelangt,“ Der Redner verlas hier eine Menge Korrespondenzen , die den Beweis von dieser Verständigung liefern sollten, „Lord Aberdeen“, fuhr er fort, „gab die Ausschließung des Hauses Koburg zu, Frankreich die Aus- schließung der französishen Prinzen. Jch habe hier ein Brief Lord Aber- deen's vor mir, durch welchen er Herrn Bulwer tadelt, daß derselbe den Prinzen Leopold vorgeschoben habe. Wenn ich ihn der Kammer uicht vor-

* lese, so is der cinzige Grund, daß es ein Privatbrief is, den ih nicht der

Oeffentlichkeit übergeben könnte, ohne Zustimmung des edlen Lords. Also ließ sich die Lage des französischen Kabinets gegen Lord Aberdeen im Mo- nat Juni so zusammenfassen: Zulassung des Grundsates der Abkömmlinge Philipp's V., Ausschließung der Prinzen des Hauses Koburg und der Prin- zen des französishen Zweiges des Hauses Bourbon von der Kandidatur für die Hand der Königin; kein Einwurf gegen die Heirath des Herzogs von Montpensier mit der Junfantin. Bei Eintritt Lord Palmerston's mußte man sich nothwendig erinnern, daß die Politik des französischen Kabinets der Shwäche gegen England angeklagt wurde; man mußte daher zurückhaltend sein, Am 19, Juli wurde der Name des Prinzen von Koburg zum erstenmale in Lord Palmerston's Depescbe voranigeshoben; es wird darin gesagt: 1) England habe nichts gegen dessen Kandidatur einzuwendenz 2) der Graf von Tra- pani und der Graf von Montemolin werden als unmöglih oder doch fast aussichtslos erklärt; 3) wird von Frankreich und den Absichten, die es kund- gegeben, fast gar nichts darin erwähnt, Alles also war verschieden in die- ser Depesche von dem, was mit Lord Aberdeen verabredet worden. Graf Jarnac machte Lord Palmerston auf diese Unterschiede aufme:ksam. Der

Lord antwortete, er könne nichts an diesen Verfügungen ändern, ohne cinen | Man wendet ein, Lord Palmerston | habe später den Jnfauten Enrique als den angemessensten Kandidaten er- |

Beschluß des Geheimen Nathes.

flärt, Aber man muß \ich erinnern, in welher Stellung sh dieser Jnfant damals dem spanischen Hose gegenüber befunden.“ diese Stellung aus einander. zu sprechen sich nicht gescheut, der zu Madrid ausgeübt woiden sciz Lord Palmerston habe sogar ín einer Depesche diese Anklage nicht vershmäht,

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dürste eine häufigere und genauere Angabe der betreffenden Literatur, zum weiteren Nachweis, manchem Leser sehr willkommen gewesen sein. Die Sprache, obgleich klar und einfach, läßt in stolistisher Beziehung allerdings Manches zu wünschen übrig. Der Verfasser verwahrt sih deshalb in der Vorrede, Der Zweck weiterer Verbreitung rechtfertigt indessen den Gebrauch des ihm, wie es scheint, etwas ungewohaten Jdioms der diplomatischen Geschäftswelt,

Sechste Quartett: Versammlung im Cäcilien-Saale der Sing- Akademie.

(Den 8. Februar.)

Ein musikalisches Dreigespräh, ein Trio für Violine Viola und Violoncell von Beethoven (aus G- dur), eröffnete ausnahmsweise den Abend, ein Werk, das, obgleich es des Reizes einer vierten, vermittelnden Stimme ermangelt und aus des Meisters srühester O stammt, durch Klarheit und die ihm inwohnende Heiterkeit des Charakters allgemeines Junteresse erregte. Die mächtigen Ahnungen eines höheren Geisteslebens, wovon díe späteren Weike erfüllt sind, treten indessèn dem aufmerksamen e auch hier {on in einzelnen Zügen entgegen, namentlich im ersten

llegro und im Andante, wogegen Scherzo und Finale durhweg einen fast kindlichen Frohsinn athmen, wie man ihn (bei Beethoven sel- ten) sons nur bei Haydn in gleichem Maße anzutreffen gewohnt ist, Die Ausführung war, besonders von Seiten des Violinisten und des Cellisten, eine wohlgelungene, Der Bratschist schien: anfangs etwas! burch seine her- vortretende Stellung genirt und verlor in Folge dessen det digen assagen des ersten Sapes die gewohnte, ruhige Haltung. Jm Üzbrigen-\chloß er sich jedoch dem Ganzen erfolgreich an, #6 de die herrliche Tondichtung

Herr Guizot seyt | Man habe ferner von moralishem Zwange

Graf Bresson habe si{ch dadur lebhast verleßt gefühlt und ihm (Herrn Guizot) einen Brief geschrieben, den der Minister vorliest, Graf Bresson weist darin mit Entrüstung dergleihen Jnsinuationen zurückl. Herr Guizot zeigt auch, daß, als er dem Lord Normanby erwiederte, die Heirathen soilten niht zu gleicher Zeit geschlossen werden, er in der That dem Grafen Bresson entsprehende Justructionen gegeben hatte, die er vorliest, Aber Graf Bresson hatte inzwischen zu Madrid, durch das Drängen des spanischen Hofes genöthigt, bereits den Ab- luß gemacht für die gleichzeitige Vollziehung, Herr Guizot behauptete dana, daß die Stellung Frankreihs zu Spanien durch die Heirathen eine bessere geworden, und wenn er auch nit leugnen wollte, daß Frankreich dadur England gegenüber in eine s{hwierige Lage gekommen, so meinte er

zeit nah Madrid, lieber Dumas !“/ und der Minister Salvandy habe ! doch, europäische Umstände, welche beide Mächte zugleich und auf gleiche

ihm gesagt: „Gehen Sie nah Algier, lieber Dumas, und sehen Sie | si das Land ein wenig an, es gehen zwar immerfort Deputirte hin, | aber die verstehen nichts davon, sagen Sie mir Jhre Meinung‘“ eine sehr lebhafte Erklärung zwischen dem Kanzler Pasquier und |

Weise berührten, seien so bedeutend, daß sie gewiß einsehen müßten, wie sehr es in beider Vortheil liege, ihre Zwistigkeiten auszugleihen. Der Mi- nister {loß mit der Erklärung, daß Frankreich den Gang der fouservativen Politik, den es seit siebzehn Jahren befolgt habe, auch ferner einhalten werde. Nachdem hierauf noch Herr Billault gegen die Erneuerung der eng- lischen Allianz, die stets unfruchtbar oder noch dazu kostspielig für Frankreich

| gewesen sei, und überhaupt gegen alle Allianzen, auch mit anderen Mäch-

ten, gesprochen und die neulih hon von ihm angestimmte Appellation an die Sympathie der Völker noch weiter ausgeführt hatte, wurde die Debatte vertagt,

Jn der heutigen Sihung der Deputirten-Kammer seßte man die ge- stern abgebrohene Diskussion über den zweiten Paragraphen des Adrcß- Entwurfs fort, Herr Berryer hatte das Wort, Die von dem Minister des Auswärtigeu erwartetcn Erfläungen, sagte er, lägen nun vollständig vor, und es sei daher möglich, dic befolgte Politik zu würdigen. Er könne das Vertrauen in Erhaltung des Friedens, das die Sprache des Herrn Mini- stets ausdrüe, nicht theilen. Man müsse die Nebel zerstreuen und dem Lande die Lage zeigen, wie sie sei, Selbst wenn die Hoffnung auf Erhal- tung des Friedens so groß wäre, als der Minister glaube, so wäre es doch nicht gerathen, dieselbe in der Adresse auszudrücken, Er wolle die Debatte resumiren. Herr Thiers glaube, man hätte bei der Heirath der Königin stehen bleiben sollen, die der Jufantin aber vertagen, Déíese Meinung könne er nicht theilen, Die Schwierigkeit wäre, nah dem Abschluß der Heirath der Königin ohne Zuthun des englishen Kabinets, dieselbe geblieben, Wahrscheinlih hätte man nur durch Zustimmung zu der Hei- rath des Prinzen von Koburg sich aus der Verlegenheit ziehen können, Das Ministerium habe, er müsse es anerkennen, die scit einem Jahrhundert beobach- tete Politif Franireichs, Spanien gegenüber, befolgt die Politik Ludwigs XIV.; dieser König habe das Haus Oesterreich in Spanien ausschließen, die Rivalitäten und Hindernisse dort beseitigen wollen. Starke und mächtige Bande müß- ten Frankreih und Spanien verknüpfen. Auch Napoleon habe dies be- griffen und danach gehandelt. Aber 1832 seien große Ereignisse in Spa- nien vor si gegangen, das salische Geseh sei abgeshat worden, Das Kabinet vom 22, Februar habe die ihm dadurch erwachsenden neuen Pslich- ten begriffen, Die Nede des damaligen Conseils-Präsideuten in der Pairs- Kammer gebe davon Zeugniß, Diese Ausschließung der männlichen Linie habe auch die Aufmerksamkeit des jezigen Kabinets erregen müssen, Aber ob man nichts Besseres hätte thun können, als was geschehen? Der Red- ner deutet an, daß eine Verbindung der Königin mit dem Grafen von Montemolin vermittelst einer Versöhnung und Ausgleichung das Beste gewesen ware; so hätte man die englischen Prätendenten auf die Hand der Königin beseitigen können. Aber das habe das Ministerium nicht gethan, Die Folge sei das Zerreißen der Allianz mit England gewesen, während das Verhältniß zu dem übrigen Europa schwieriger geworden. Man habe gesagt, der Groll Englands liege nur in der Eigenlicbe Lord Palmerston’s. Er glaube, dies sei eine Täuschung, Ob Whigs oder Tories dort die Gewalt hätten, die Einwürfe würden die nämlichen bleiben, die Schwierigkeiten dieselben. Er theile daher das Ver- trauen des Herrn Ministers niht, daß die Wolke nur vorübergehend sein werde, daß die guten Beziehungen sih wieder herstellen würden. Der Herr Minister selbst habe die Schwierigkeit angedeutet, England habe seit dem utrechter Vertrag seine Macht im Mittelmeer vergrößert, es habe jeyt nebst Gibraltar auch Malta und die jonishen Jnseln. Alle Juteressen desselben seien im Mittelmeer; darum sei es so empfindlich in der vorliegenden Frage, und darum werde sein Groll auch lange und überall sih zeigen, „Ja“, sagt der Redner, „ich billige, was ihr gethan habt, ich billige, daß ihr nicht einen fremden Prinzen sih habt an die Stelle der Abkömmlinge Pkilipp's V. seßen lassen. Aber da ihr nicht die von mir angedeutete Partei ergriffen, so habt ihr auch Schwierigkeiten, unzählige Kämpfe in der Zukunst ge- hafen.‘ Der Redner fordert das Ministerium auf, seine Stellung in Madrid zur Wiederherstellung des salishen Geseßes zu benußen und Spa- nicn wieder zu einer- geachteten Stellung in Europa zu verhelfen, Er kommt nun auf die Einverleibung von Krakau zu sprechen, wirft dem Ministerium vor, es habe den Christen des Libanon niht den nöthigen Schuß und das verlangte Protektorat gewährt, die Vasallenschaft des Pascha von Aegypten anerkannt, und kömmt noch einmal auf die Behauptung zurück, eine Wie- derversöhnung mit England sei bei der Empfindlichkeit desselben in Betreff des Mittelmeeres nicht zu hoffen. Aber das dürfe die Regierung nicht abhalten, ihre Rechte in Spanien fest zu vertheidigen, Er verlangt zuleßt die Abänderung des 2ten Paragraphen in einer Weise, welcher die Linke Bravo zuruft, und sein Amendement wird von Herrn O, Barrot unterstüßt, Der Paragraph soll danach so lauten: „Frankreich wünscht den Frieden und wird ihn zu erhalten wissen unter Wahrung seiner Jnteressen und seiner Wüde.““ Der Präsident will über den Paragraphen abstim- mcn lassen, aber es erhebt sih ein fürchterliher Lärmen. Nachdem Herr O. Barrot die Hoffnung ausgedrückt, das Amendement des Herrn Beryer werde einstimmige Annahme finden, bekämpft Herr Hebert dasselbe und spricht noch bei Postschluß, 24 /

Zwei Blätter, die Quotidienne und das Echo français, sind am 3ten auf der Post und in ihren Büreaus mit Beschlag belegt worden. Sie hatten beide aus einem Departemental - Blatte, dem Jndependant de l’'Ouest, cinen heftigen Angriff gegen die Re- gierung und namentlich gegen den Polizei - Präfekten aufgenommen, Jn diesem war die Rede gewesen von Absendung zahlreiher Polizei- Agenten von hier aus nah den Departements des Westens, einer Thatsache, welcher der offizielle Moniteur heute aufs bestimmteste widerspriht. Diese Shmähungen werden um so allgemeiner geta-

nicht minder durch ihren gediegenen Junhalt als der vortrefflichen Ausfüh- mae wegen die lebendigste Theilnahme der Anwesenden in Anspruch nahm,

Ein Viíergespräch, ein Quartett von Beethoven (Nr. 12 in Es-dur), folgte; eincs jener phantastishen Gebilde des unsterblichen Ton- dichters aus seiner leyten Schöpfungs-Periode , in denen die Leidenschaft ost eine Wildheit des Charakters annimmt, der Ernst eine Tiefe gewinnt, daß ein gewöhnlicher Blick die Bedeutung des Ganzen kaum mehr erkennt, wo jede Spur ven Alltäglikeit shwindet und die Phantasie sich in wahrhaft labyrinthishen Gängen verliert. Troßdem fehlt es nicht an Schönheiten, die Jeden erfreuen. Wer würde z. B, nicht durch den wun- derbaren Gesang von Violine und Cello im Adagio aufs tiefste berührt ? Wen eifrischten nicht die Lichtblike im Scher zo und Finale, die zwar selten, dann aber um so glänzender aus dem düsteren, nächtigen Tongebilde auftauchen? Niemand kann si dieser Eindrücke erwehren, obwohl selbst der Eingeweihte, der Musiker, das scheinbar chaotishe Ganze in seiner Bedeutsamkeit und Größe zu crfassen niht nach einmaligem Hören ver- möchte. Den Ausführenden gebührt aber für die bis in die unscheinbarsten Einzelnheiten dringende Feinheit der Nüancirung, überhaupt für die echt fünstlerishe Auffassung der auch in rein technischer Beziehung s{hwer zu exefutirenden Tonschöpfung, unbedingtes Lob,

Mozart’s Genius war es, der die wackeren Künstler zu einem Fün fgespräh vereinigte. Sein gemüthreiches-C-dur-Quintett, an des- sen reizvollem Inhalt sih die Hörer sihtlih erquickten und begeisterten, wurde zum Schluß der Soiree von den Herren Zimmermann, Ron- neburger, Gebrüder Richter und Lohe so fein, zart und innig vor- getragen, daß uns in Folge dessen kein Wunsch blieb, als etwa der, daß diese \ech ste Versammlung noch nicht die leyte- dieses Winters gewesen sein-möge, ein Wunsch, den sicherlih alle Verehrer der betreffenden, durch die Genannten so anerkennungswerth vertretenen. Musifgattung aufrichtig

2,

-mit uns theilen,

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delt, je übereinstimmender das Lob und die Anerkennung für die Ver- waltung des Herrn Gabriel Delessert sind. Man kann in der That sagen, daß noch unter der Verwaltung keines einzigen Polizei-Prä- feften seit 1830 so wenige Reclamationen vorgekommen sind, als un- ter der des Herrn G. Delessert, Uebrigens sind diese beiden. Blät- ter vorgestern zum leßtenmale erschienen, Schon seit längerer Zeit nämlich war (wie bereits erwähnt) der Plan im Werke nicht blos diese beiden, sondern au die beiden anderen legitimistischen Organe, nämlich die Gazette de France und die France, also vier Blätter m Ganzen, in ein einziges zu vershmelzen, um den Beweis zu liefern, daß Einheit der Gesinnung und des Strebens unter der ganzen legitimistishen Partei bestehe. Dieser Plan war aber hauptsächlich an dem Widerstande der Gazette de France gescheitert, die, unter der Leitung des Herrn von Genoude steheud, allein so viele Abonnenten zählt, um ohne Verlust für den Unterneh=- mer bestehen zu fönnen. Auch hatte dieses Blatt einen gewissen ge- sicherten Leserkreis, der ihm lange treu blieb, mehr um der Erinnerungen aus der Zeit der Restauration willen, als wegen der Haltung, die cs Fit einigen Jahren angenommen hat. Diese Haltung, namentlich die auf- fallend stark hervortretende Hinneigung zumRadikalismus, sein fortwähren- des Anpreisen des allgemeinen Stimmrechts, das unstreitig einer der Hauptzielpunkte auch der radikalen Tendenzen ist, hatte längst zu einem Bruch zwischen der Gazette de France und den anderen legitimi- stischen Blättern gesührt, der zuleßt unheilbar wurde, denn Herr von Genoude, statt- wieder in die wahren royalistishen Grundsätze einzu- lenken, von denen er abgekommen war, verfolgte vielmehr die neue, von denselben abweihende Bahn und kam so endlih nothwendiger= weise auf den Punkt, wo seine bisherigen Meinungsgenossen alle Hoff- nung, ihn wieder auf den rechten Pfad zurückführen zu können, auf= gebeu mußten, daher au jeder weiteren Rücksihtnahme gegen ihn entsagten. So kam es denn am 3ten d. zu einem öffentlihen Zerwürf= niß, indem Herr von Genoude als Deputirter in der Kammer geradezu eine angreifende Stellung gegen die Restauration einnahm , der er so lange gedient, die er so lange vertheidigt hatte. Die nothwendige Folge davon war, daß sich uun auch die treugebliebenen Legitimisten in der Kammer von ihm lossagten, und zwar feierlich, so daß er jeßt ganz allein und abgesoudert in der Kammer, wie die Gazette de France in der Presse, dasteht. Noch an dewselben Abend traten au die Commissaire für die drei legitimistishen Blät- ter Quotidienne, France und Echo fran çais zusammen, und die so lange {on beabsichtigte Verschmelzung aller drei in ein ein- ziges Blatt der ganzen legitimistishen Partei fam zum Abschlusse. Die Interessen der legitimistishen Partei können jedenfalls nihts da- bei verlieren, wenn ihre Kräfte sich konzentriren und sie andererseits eines Bundesgenossen loswerden, der dur seine zweideutige Haltung ihnen offenbar mehr geschadet als genüßt hat.

Großbritanien und Irland.

Unterhaus. Sißung vom 4. Febr. Lord Georg Bentinck entwickelte heute in einer über zwei Stunden dauernden und von allen Seiten ziemlih beifällig aufgenommenen Rede einen Antrag wegen Förderung einer nüßlihen Beschäftigung des Volkes durch Anlage von Eisenbahnen in Jriand. Er brachte zu diesem Endzweck eine Bill vor das Haus und gab die zur Aussüh= rung derselben nöthige Summe auf 16 Millionen Pfd. St. an. Wenn auch, sagte der Redner, gegenwärtig {on 500,000 Menschen mit einem Aufseher-Personal von 11,587 Beamten in Jrland auf Kosten des Staates nnterhalten würden, so sei die Lage des Landes doch noch nicht so verzweifelt, daß man auf die Wirksamkeit jeder Abhülfe verzichten dürfe, da er glaube, namentlich eine Be- seitigung der Schwierigkeiten in neuen Eisenbahn = Anlagen zu finden, Lord G. Bentinck berief \sich hierauf zu Gunsten seines Planes auf den Bericht der Untersuchungs -= Kommission von 1836, zu welher die Herren Hudson, Stevenson und Laing gehörten. Von 1582 kfonzessionirten Eisenbahnmeilen seien in Jrland erst 123 beendigt und noch 156 in Arbeit, während in England 2600 beendigt und 4600 der Vollendung nahe seien, Die Schuld liege offenbar am Geldmangel, und darum müsse die Regierung mitwirken und zwar den Compagnieen zwei Drittheile des Kapitals gegen den nämlichen Zins vorstrecken, den sie selbst den Darleihern zahlen müsse. Dieser Zins dürfte 35 pCt, betragen; und der Redner suchte nun zu zeigen, daß jede irläadishe Eisenbahn mehr einbringen würde. Zu diesem Behufe solle eine eigene Eisenbahn - Kommission er- nannt werden, um die Zweckmäßigkeit der einzelnen Pläne zu begutahten. Jn Folge dieses Systems würden die Actien= Jnhaber zwei Drittheile ihres Kapitals zur Verbesserung ihrer Grund- stücke benußen können und eine Masse von Arbeitern beschäftigt wer- den. Die Garantie liege in den künstigen Eisenbahnen, was noch sicherer sei, als eine Hypothek auf Grundstücke. Der Lord verwahrte sih gegen jede Absicht, mit Lord John Russell’s Plänen rivalisiren zu wollen; vielmehr sei der seinige hon drei Monate alt, und er habe absihtlih damit zurückgehalten. Er berechnete nun, daß auf diese Weise 110,000 Menschen mit Einschluß ihrer Familien circa 550,000 Personen im Jahre dhindurch ernährt werden würden. Er detaillirte sodann die einzelnen Artikel sei- ner Motion und s{chlug die daraus entspringende Verbesserung der Ländereien auf 23 Mill, Pfd. an, Außerdem behalte in Folge der Ernährung von 550,000 Personen die Armenkasse 22,500 Pfd. zur Verwendung, Zunächst würde englishes Kapital ins Land strü- men, und er berechnete, daß den Grundeigenthümern dadurch 1,250,000 Pfd,, den Landsassen 250,000 Pfd. zufließen würden. Die Besorgniß, daß eine Anleihe von 16 Mill, Pfd. die Fonds drücken und das Geld fnapp machen würde, theilte der Redner nicht, wenn nur diese Summen, wie im Jahre 1835 bei der Emancipation der Neger geschehen, in dreimonatlihen Raten erhoben würden, Vielmehr fühlte er sich überzeugt, daß diese 16 Millionen, wozu noch die 8 Millionen der Eisenbahn - Compagnieen kä- men, eine bedeutende Vermehrung der Einnahme durch die vermehrte Consumtion zur Folge haben würden, Die Zin- sen der Anleihe sollten mit dem Tage des Vorschusses be- ginnen und die Tilgung in 30 Jahren beschafft werden. Zum Schlusse hielt er ‘dem Charakter des irländishen Volkes eine förmliche Lobrede und erklärte, obgleich ein Sachse, sür dessen Loya- lität einstehen zu wollen, Lord John Russell zollte dem Patrio- tismus und dem Talente des Lord Bentinck die größte Anerkennung. Einen ähnlihen Plan, sagte der Minister, habe hon Lord Morpeth gehabt, wodur der Regierung eine größere Koutrolle über die Eisen= bahnen Roe wurde. Anlangend den Bentinckschen Plan, hielt er es nit jür räthlih, daß si die Regierung mit der Verwendung des Kapitals im Allgemeinen befassen wollte. Schon früher habe er ein Gesuch der irländischen Eisenbahn-Compagnieen wegen eines Dar- lehens von 5 Millionen Pfund abgelehnt, weil diese Summe gerade den leidendsten Distrikten nicht zu Gute kommen würde. Gegen die Einbringung dieser Bill hatte er-aber nihts einzuwenden, weil sie allerdings die sorgfältigste Erwägung verdiene, behielt sich indeß vor, bei der zweiten Verlesung gegen dieselbe zu stimmen, Herr Roebuck erklärte si sogleich gegen dieselbe, weil er einer Besteuerung der fleißigen Bevölkerung Englands zur Anlage ihrer Kapitalien in ir- gend einem Unternehmen nicht seine Zustimmung geben könne. Man unterstüße jeßt schon Millionen Jrländer mit einer Summe, welche

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nah Deckung der Zinsen der Nationalshuld mehr als die Hälfte der gesammten Verwaltungskosten der englishen Regierung betrage, und dennoch werde man noch der Hartherzigkeit angeklagt, wenn das selbst nothleidende englische Volk sih sträube, den Jrländern dasjenige Fleis und Bier und Geld zu geben, was es selbst niht einmal habe. Nah- dem der Redner mit einiger Bitterkeit gegen die persönlihen Bemer- kungen Lord George Bentind's sich ausgesprochen hatte, kündigte er an, daß, wenn bei dieser Gelegenheit das Haus von der gewohnten Regel, die Privat-Kapitalien und Unternehmungen ihren eigenen Weg nehmen zu lassen, abweichen würde, er sofort jedem Antrage zur Be- willigung einer Summe für die nothleidenden Jrländer einen gleihen Antrag zu Gunsten der nothleidenden Engländer ent- gegenstellen werde. Lord George Bentinck's Plan sei entwe- der gut an sich, oder er sei gut zur Beseitigung des beste- henden Eleuds; Lord John Russell habe die Nuglosigkeit iu lehterer Hinsicht nahgewiesen, und was den ersten Zweck betreffe, so ziehe dieser Plan einen unangemessenen Vortheil aus der gegenwärtigen Noth Jrlands, um die Ansprüche der dortigen Grundbesißer auf das Mitleid des Volkes von England zu unterstüßen. Wenn jemals eine solhe Appropriations-Bill wirklich in das Parlament gebracht würde, so werde er wenigstens darauf antragen, daß kein irländischer Grundbesißer einen Antheil an diesem Raube haben sollte. Man sollte deshalb den Antrag zur Einbringung einer sol- chen Bill sogleich zurückweisen. Herr Hume stimmte Herrn Roebuck bei; andere Redner nahmen Partei für Lord Bentinck, na= mentlih sämmtliche irländische Mitglieder, wie die Herren Grattan, John O’Connell, Smith O’Brien u. A., welhe mit leiden- \chaftliher Heftigkeit gegen Herrn Roebuck auftraten. Endlich, nah- dem der Schaßkanzler und Herr Labouchere, der Secretair für Jrland, erklärt hatten, daß sie der Bill in ihren späteren Stadien sih widerseßen würden, erhielt Lord G. Beuntinck Erlaubniß zur Einz bringung derselben. Als er vor die Barre des Hauses mit der Bill trat, erhob sich Herr Roebuck abermals und erklärte die leidenschaftlihe Bitterkeit der irländischen Mitglieder aus der Wahrheit feiner Bemerkungen, wodurch von neuem ein hef- tiger Wortwechsel hervorgerufen wurde, den der Sprecher durch den Ruf „zur Ordnung“ unterbrah. Die Bill ward hierauf einge- bracht, zum erstenmal verlesen und die zweite Lesung auf nächsten Donnerstag angeseßt. Eine der jüngst angenommenen irländischen Maßregeln, die Unterstüßungs -Bill für Hülfsbedürftige in ZJrland, passirte hierauf das Comité, und das Haus vertagte stch.

Jm Oberhause kam nichts von Bedeutung vor. Der Marquis von Lansdowne legte die auf die Einverleibung Krakau?s Bezug habenden Papiere vor,

London, 5. Febr. Jhre Majestät die Königin hielt gestern in Windsor eine Geheimeraths-Sißung, in welcher die Liste der Sheriffs für England und Wales für das gegenwärtige Jahr ent- worfen und eine Proclamation zur Wahl eines \chottischen Pairs an die Stelle Lord Rolle's erlassen wurde.

Gegen Lord George Bentind?s Plan zur Anlage von Eisenbah=- nen in Jrland in so großartigem Maßstabe, daß die Regierung 16 Millionen Pfd. und die Privaten 8 Mill. Pfd, hergeben sollen, tritt die Times mit entschiedener Opposition guf; sie is der Meinung, man möge das Land eher für bankerott und unzurehnungsfähig er= klären und einer milden Willkürherrshaft unterwersen, unter welcher die Jrländer wie Kinder behandelt und erzogen werden könnten, als ein solhes System der Unterstüßung dort einführen. Auch der Globe spricht sih gegen den Bentinckshen Plan aus, den der Standard und die Toryblätter feiern.

Die Morning Chroniclé is. ungehalten über die jüngste Interpellation Lord Aberdeen's im Oberhause und vermerkt es übel, daß er die „Gefälligkeit““ gehabt habe, eine shühterne Beschwerde über die Veröffentlichung der Heiraths-Korrespondenz und den Wunsch, sie beendet zu sehen, gerade in dem Augenblicke vorzubringen, wo die vollständige Kenntniß der gewehselten Noten in Frankreich „die ent= schiedenste und heilsamste Wirkung“ hervorbrahte und von den Orga- nen aller Parteien und aller Partei - Nüancirungen ein warmes und einstimmiges Zeugniß der Loyalität der britishen Regierung hervor= rief. Die Chronicle is der Meinung, daß der eminenten Geschick- lihfeit Lord Palmerston’s ein guter Theil dieses günstigen Erfolges zugesprohen werden müsse, und daß, wenn auch einige allzu fritishe Kritiker ihm seine Wärme des Ausdrucks vorwerfen zu dürfen glauben, man wenigstens darin auch den Beweis sehen müsse, daß er es ernst- lih gemeint habe, und daß er kein Heuchler sei, der einen freund- schaftlihen und versöhnlichen Ton anstimme, während er doh das Unreht empfinde, das dem Staate, den er vertritt, angethan sei. Das ministerielle Blatt erwähnt dann des Gerüchts, daß Herr Qui= zot seinen Posten räumen werde, und suht nachzuweisen, daß die Behauptung französischer Blätter, als sei der Sturz Guizot's das Ziel der neuesten Politik Englands, jeder Begründung entbehre. „Ob Guizot Minister ist oder nicht“, schreibt die Morning Cbronicle, „ist für uns eine Sache von gar keiner Bedeutung. Allerdiugs stand er bisher in England unter allen sranzbsishen Staatsmännern am höchsten in der allgemeinen Achtung, das erklärt sih aus seiner ganzen Laufbahn, seinem Ruhme, seinem Verhalten während seines Aufenthaltes in England, seiner Kenntniß von England, dessen Sprache, Literatur und Geschichte, viel mehr aber noch daraus, daß er den Ruf der Zuverlässigkeit besaß, den die französishen Staatsmänner unserer Zeit im Allgemeinen niht mit ihm theilten, Ueberdies galt er für einen zuverlässigen Freund des Friedens, und man glaubte nicht, daß er denselben einer ungenügenden Ursache, einer bloßen Jutrigue we= gen aufs Spiel seßen werde. Jun sehr kurzer Zeit wurden wir lei= der enttäusht. Wie es unter Thiers oder Molé oder Broglie oder irgend einem Anderen herging, so au unter Guizot. Sein Charakter und das Vertrauen, welches man bei uns in ihn sebte, galt für eine Waare, umda-= mit Handel zu treiben, Werden wir auch Guizot los, so werden wir doch von diesem System nicht befreit, und daher möchten wir, so weit die Juteressen Englands in Betracht kommen, Guizot's Sturz eher beklagen, als uns über denselben freuen, denn so lange er im Amte ist, kennen wir doch wenigstens den Mann, mit dem wir zu thun haben,“ Ueberdies meint die Chronicle, handelt es sich jeßt uiht um die Frage, durch welche Mittel Frankreich si seinen überwiegenden Einfluß in Spanien geschaffen habe, sondern wie cs denselben anwenken werde, und diese Frage werde sich leichter durch die Klugheit Guizot?s, als mit der Lebhaftigkeit von Thiers oder der niht minder gefährlichen Judolenz Molé's auf eine freundschaftlihe Weise ordnen lassen.

Jn Jrland hat si, nah dubliner Berichten von vorgestern, wie- der strenge Kälte eingestellt, und es droht daher eine abernialige Steigerung der Noth. Die leßten Nachrihten aus den Grafschaften Galway, Mago und einem Theile von Waterford lauten sehr ungün- stig z in der Nähe von Kilconly sind in wenigen Tagen 18 Personen Hungers gestorben. Bei alle dem hält das Fallen der Getraidepreise auf den Märkten im Junern des Landes noch immer an.

Man hat Nachrichten aus New- York erhalten, welche allen Hoff- nungen, daß der mexikanische Kongreß auf die Friedens-Anträge der Vereinigten Staaten eingehen werde, ein Ende mahen. Jm nord- und südamerikanishen Kaffeehause findet sh darüber folgender An- schlag: „New-York, den 12, Ja nuar, Der mexikanische Kon-

greß hat dekretirt, daß er an den Frieden nit b

desselben unterhandèln werde, bevor nicht jeder Feindessus, c Ln kanishen Boden geräumt hat und jedes an der mexikanischen Küste stationirte Schiff zurückgezogen ist.“

Aus einem dem Parlament auf Herrn Hume's Verlangen vor« gelegten Bericht geht hervor, daß die Summen, welche an Capital und Zinsen auf Rechnung der russisch-holländischen Anleihe, ‘die Eng- land beim Friedenss{chlusse abzutragen übernahm, bis jet an Rüßland bezahlt hat, sich auf 40,403,750 Gulden belaufen. Die Summe, welche England noch an Rußland schuldet, beträgt 175 Mill. Gulden.

Jn der Exeterhalle wird dieser Tage eine große Versammlung stattfinden, in welher neue Subscriptionen sür die Armen von Jrland und Schottlaud angeregt werden sollen; das Drurylane-Theater giebt am Montage zum Besten derselben eine große Vorstellung. Der Morning Herald berihtet: „Jn den leßten zwei Wochen haben die irländishe Regierung und das hiesge Schaßbüreau Alles gethan, was in ihrer Macht stand, um durch Einseßung von Hülfs - Comités in jedem irländishen Pfarrbezirke die dortige Noth zu erleichtern. Sechs oder sieben neue Jnspekkoren, meistens Offiziere der Armee oder Flotte, sind angestellt worden.“

Jn einer gestern gehaltenen Versammlung der ex officio er- nannten Administratoren der Fallitmasse von Harman u, Comp. ist beschlossen worden, zur Liquidirung der Masse die nöthige Vollmacht zu ertheilen, und man glaubt, daß unter günstigen Umständen 20 pCt. realisirt werden fönnen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 5. Febr. Se. Königl. Hoheit der Prinz Heinrich ist nah einer Seefahrt von mehreren Monaten wieder hier eingetroffen.

Das Journal de la Haye erklärt die Besibnahme der an der Nordwest - Küste von Borneo liegenden Jnsel Labuan durch die englishe Regierung durchaus nicht für eine Verleßung eines bestehen- den Vertrages zwischen England und den Niederlanden und führt zum Beweise folgende Worte an, welche der holländishe Kolonial= Minister in der Sißung der zweiten Kammer der General - Staaten vom 4. November 1846 gesprohen: „Was die Besizergreifung der Insel Labuan betrifft, so hat \sih die Regierung der Niederlande der- selben nie widerscßt, da diese Jnsel niht in dem Rayon liegt, den wir als niederländishes Territorium betrahten. Wir haben niemals. einen Fuß breit Landes auf dieser Jusel besessen, noch au irgend de politishe oder kommerzielle Verbindung mit derselben unter- halten.“

Dänemark.

Kopenhagen, 5. Febr. (A. M) Nachdem mit dem Aus= gange vorigen Jahres die Hindernisse gehoben worden waren, welche" die inneren politischen Zustände Griechenlands dem definitiven Zustande- fommen des zwishen Dänemark und Griechenland abgeschlossenen Handels-Trafktats, unterzeichnet in Kopenhagen am 21. Oftober 1846 und in Athen am 13. (25.) Dezember 1846, bisher in den Weg gelegt hatten, ward die Ratification Sr. Majestät ausgefertigt und deren Ueberbringung nah Athen, so wie die Auswechselung derselben gegen die von griechischer Seite ausgefertigte, entsprehende Akte, dem Oberst= Lieutenant Fabricius übertragen.

__ Die Berling. Ztg. bemerkt, daß@sie in ihrem Artikel : „Rük- blick auf das Jahr 1846“, nicht die angeblichen dänischen Noten an ausländishe Mächte, sondern die Noten ausländischer an Dänemark in Abrede gestellt habe. (S. Allg, Preuß. Ztg. Nr. 35.)

Paten

ck=ch Paris, 5. Febr. Die Lage von Catalonien nimmt mit jedem Tage einen drohenderen Charakter an, der Bürgerkrieg orga- nisirt sich unverkennbar immer umfassender, und die Rebellen vermeh= ren ihre Mittel zum Kampfe. Der General-Capitain Breton, wel= her am 24, Januar Abends von seinem Zuge nah Arens de Mar nach Barcelona zurückgekommen war, hatte diese Hauptstadt chon am 26sten wieder verlassen, um in eigener Person nah Hoch-Cata- lonien zu ziehen, gegen die Bande des Ros de Eroles, die bereits über 300 Mann stark sein und die Gränzscheide zwischen den Pro=- vinzen Lerida, Gerona und Barcelona zwischen Berga, Solsona und Seu de Urgel durhstreifen soll. Berga liegt hon etwas entfernter von den hohea Bergen, und daß die Rebellen sich bis in diese Ge- gend vorwagen, zeigt das Vertrauen, von welchem sie beseelt sind. Man spricht auch schon nit mehr von Banden von 30 und 40, sondern von 300 und 400 Köpfen. Andererseits wird das Land besonders auch längs der Gränz - Distrikte von Diebes- und Räuberbanden heimgesucht, welche die politishen Kämpfe zu ihrem Vortheile ausbeuten. Von manchen Seiten wird es getadelt, daß der General-Capitain überall, wo einige Bewegung oder Unordnung sih zeigt, selb erscheinen will, um die Gefahr zu bekämpfen, als ob er keinen Offizier unter seinen Befehlen hätte, der dazu tauglih wäre. Man fürchtet, die Bevöl=- ferung fönnte dadur verleitet werden, die Dinge manhmal ernstli- her zu nehmen, als sie sind. Jndeß erkennen do alle Freunde dèr Ordnung und des Friedens an, daß der General - Capitain Breton vielleiht der einzige Mann is, der Catalonien vor großem Unheil durch seine unermüdliche Thätigkeit und Energie zu bewahren vermag.

Yandels- und Börsen - achrichten.

21 Anisterdam, 6. Febr, Der Umsaß in Staatspapieren war diese Woche nicht lebhaft, und „die meisten Course erfuhren nur unerhebliche Schwankungen. Unter holländischen Fonds waren es wieder Jntegrale, die am meisten verhandelt wurden, weil davon noch immer Sendungen vom Auslande zum Verkaufe eingingen; deren Cours hatte sich nach Abwite- lung der monatlichen E zum Steigen geneigt und 58; % erreicht , als jene Verkäufe bewirkt wurden und den Preis aber- mals auf 577 % zurüddrängten ; die seitdem bekannt getvordene festere Haltung der pariser Börse machte einen günstigen Eindruck auf den hiesigen Markt und brachte Integrale zuleßt wieder auf 98% %3 3proz. wirkliche Schuld ging von 702 % auf 71 %; Aproz. dito wurde gestern besonders gefragt und stieg dadurh von 90% auf 914 %. Die Actien der Handels - atis \{hwankten erst zwischen 1725 und 172% %, behaupteten jedoch am Ende den leßteren Cours. Auch russische Fonds wurden dieser Tage öfter begehrt, wodurch alte AeE O La II bei Hope bis 1054 % und 4proz, Certififate bei demselben bis 883 % ge- stiegen sind; 5proz. wiener Metalliques wurden anfangs zu 104 und zu- legt zu 104% % gekauft. Spanische Ardoin-Obligationen fielen bis 19 %, haben sih jedoch auf 193 % erholtz deren Coupons wurden zu 164 % ver- geben, Portugiesische wechselten zwischen 384 und 374 %, gestern blieb der Cours auf 37% % stehen. Der Geldzins - Cours ist unverändert auf 4%

eblieben. 9 An den beiden ersten Getraidemärkten wurden e E noch mehrere Ankäufe von Weizen und Roggen qutt Versen uns zu stehen e Mes gemacht; da jedoch in den leyten Tagen die Frage Hn. vi Joegen es ‘hohen Preis= standes aufhörte, beschlossen die Znhaber, en R aas ufen welches dann noch einige Geschäfte in Roggen am gn n arkte qo führte, während von Weizen nur kleine Quantitäten an Ver raucher abgingen. Am Mitt- elegt: für unverzollten 129pfd, weißbunten polnischen Wei- woch wurde angeleg ; zen 413 Fl., 127, 129pfd, bunten dito 396 . 408 Fl., 132pfd, neuen wis- marschen Weizen 420 Fl. , 129pfd. rostocker dito 400 Fl.; für verzollten 126 , 129 , 130pfd, bunten polnischen Weizen 400, 415 , 425 Fl. z für unver-