1847 / 48 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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sei um 6000 Kanonen, das der Armee um 450,000 Gewehre vermehrt worden, 90,000 Gewehre hätten, statt der Steinshlösser, Perkussions- \{lö}ser erhalten, eine sehr bedeutende Menge Pulver sei in Vor- räthen aufgehäuft, das Material der Arsenale um 3 Millionen, das der Flotte um 19 Millionen vermehrt worden; 18 große Dampf schiffe seien gebaut worden für die transatlantishe Verbindung un große Dampfer für die Kriegs - Marine. Das Defizit sei haupt- sählih dur die außerordentlichen Arbeiten entstanden, das Vers von 1841 habe zu den Befestigungen 496 Millionen Ausgaben un 450 Millionen Hülfsquellen angewiesen. Die Des nagen E Paris seien beendigt, große Befestigungs-Arbeiten seien in e e, Lyon, Besançon, Dünkirchen, Cherbourg, Brest, Bayonne, Tou'on emacht worden; zwei neue Festungen, Leon und Langres, seien ge- shaffenz zwei neue Militair - Positionen in den Engpässen der Alpen und des Jura gegründet (Tournon und Portalet), die Mündung der Charente sei befestigt, der Bau des Dammes von Cherbourg beschleunigt und große Verbesserungen in Kasernen und Ställen seien bewirkt worden, so daß seit 5 Jahren die Sterblichkeit der Pferde fast um die Hälfte gefallen. Die Artillerie-Etablissements, die Pulver-Fabriken seien ver- vollfommnet, in Algier auf allen Punkten Kasernen, Spitäler und be- sonders Militairstraßen angelegt worden, welche leßtere dem Handel einen solhen Jmpuls gäben, daß die öffentlichen Einkünfte, die 1845 sich auf 44 Millionen beliefen, 1846 auf 10 Millionen gewathsen. Der Finanz-Minister fügte dann. folgende Erklärung hinzu: „Wenn die Kammer diese Resultate und besoaders die Vermehrung des Armee= Materials um 6000 Kanonen und 450,000 Gewehre in Betracht ziehen will, wird sie sehen, taß wir vollkommen im Stande sind, eine Frage zu beantworten, die vorgestern an uns gerichtet wurde, und zu versichern, daß, wenn unsere Politik au dahin gerichtet is, gewissen Eventualitäten zuvorzukommen und sie zu verhindern, sie doch diese Eventualitäten vorherzuseheu und auf sie gefaßt zu sein weiß.““

Der Mivisler des öffentlichen Unterrichts, Graf Salvandy, erflärte am Schluß der gestrigen Debatte über Alexander Dumas, er habe demselben diese literarishe Mission ausschließlich für Algier er- theilt. Man dürfe wohl die Ueberzeugung haben, daß er bei dieser Gelegenheit sich niht in einer unpassenden Weise über die Kammer ausgesprochen haben werde. Seine Vorgänger hätten diesem Schrift- steller übrigens ähnlihe Missionen ertheilt. Er habe es für passend gehalten, daß die Kolonie auf jede Weise so bekannt als möglich werde. So oft ein Schriftsteller Algerien habe kennen lernen wollen, habe man ihm noch die Mittel dazu gegeben.

Herr B. de Puz y verlangt Erklärungen vom Kriegs - Minister darüber, daß man in Afrika aus Gefälligkeit für das Haus Roth- {ild \hadhaftes Getraide angenommen. Der Kriegs-Minister entgegnet, man sei dazu gezwungen gewesen, da man Mangel ge=- litten, übrigens sei die Beschädigung nicht so stark gewesen, als man behaupte.

Herr Dufaure wünschte, die Regierung möge sih endli ent- schließen, einen Geseß-Entwurf über Algerien vorzulegen. Herr von Tracy entwickelte darguf ein Amendement in Bezug auf A!gerien, das zum Zweck hatte, die Regierung aufzufordern, den Geseß-Ent- wurf über diese Kolonie in kürzester Frist vorzulegen, da die Kommis= sion sich nicht bestimmt darüber äußere. Der Berichterstatter, Herr Vitet, suchte aber zu beweisen, daß die Kommission im Grunde dasselbe sage. Das Amendement wurde darauf verworfen und der 10te Pa- ragraph in der Fassung der Kommission angenommen.

Der erste Theil des Paragraph 11, die innere Lage des Landes bctreffend, wurde sodann ebenfalls genehmigt. Herr von Beagau-

mont nahm darauf das Wort, um sein mit den Herren Malleville und Bethmont gemeinsam aufgestelltes Amendement zum zweiten Theil dieses Paragraphen zu entwickeln, Die Debatte darüber wurde aber vertagt.

Paris, 11. Febr. Der König hat vorgestern den Grafen Molé in einer Privat-Audienz empfangen.

Die Ersebung des Herrn Martin du Nord im Justiz-Departe- ment soll nunmehr entschieden sein. Man versichert, gestern jei ein Courier abgegangen, um ihm diese Kunde zu überbringen und ihm die Stelle eines Raths am Cassationshof anzubieten.

An der Börse hat das Gerücht, daß Lord Normanby jede amt=- liche Berührung mit Herrn Guizot gebrochen habe, weil si Lebterer geweigert, die von ihm gegebene Erzählung seiner Unterredungen nit dem britischen Gesandten über die Gleichzeitigkeit der spanischen Heirathen öffentlich, d, h. in der Kammer, zurüdckzunehmen, hat einen panishen Schrecken an der Börse verbreitet. Man sagt, daß Lord Normanby stündlih Verhaltungs - Befehle aus England erwarte, die ihm sagen sollen, ob er seinen Posten zu verlassen habe oder nicht. Der Esprit public will wissen, daß der Marquis von Normanby bereits die Erlaubniß von seinem Kabinette erhalten habe, sih auf längeren Urlaub nach London zu begeben, und daß Graf St. Aulaire, dessen Stel lungnicht mehr haltbar sei, nah Paris zurückehren werde. Hiermit in Ver- bindung dauern denn auch die Gerüchte von einem nahen Minister- wesel in Frankceih fort und finden im Konferenzsaale der Kammer einigen Glauben. Herr Guizot, sagt man, solle abtreten, der Herzog von Broglie Kabinets-Präsident werden, Graf Dudatel die auswär- tigen Angelegenheiten, Graf Montalivet das Jnnere und Herr Hebert die Justiz übernehmen. Ciner anderea Combination zufolge, solle Herr Duchatel nebst dem Junern auc provisorisch die Präsidentschaft des Conseils führen, Herr H, Passy die auswärtigen Angelegenhei- ten, Graf Montalivet den Ünterriht und Herr Dupin der Aeltere die Justiz erhalten. Diese Krisis soll das Resultat von Unterhand- lungen sein, die in London dur Vermittelung des Königs der Vel- L geführt worden, um das -eherzlihe Einverständniß“ wied erherzu-

ellen. Herr Guizot und Lord Palmerston sollten heißt es, Beide abtreten, aber der sranzösishe Minister 14 Tage früher als der eng- lische. - Dieser Tage hatte übrigens Herr Guizot noch eine lab Konferenz mit Lord Howden, dem neuen englishen Gesandten E brasilianischen Hofe, und er soll mit ihm über die Art und Weise der L der La Plata-Angelegenheiten vollkommen übereingefkom- j Nathrichten aus Tunis vom 14, Januar zu ein Abgesandter des Sultans L ieA der B rat Bes fehl gegeben, ihn nicht landen zu lassen, Auch mehrere englische Kriegs - Dampfschiffe trafen ein, die dem Bey Depeschen brachten; er nahm sie an, erklärte aber, erst in einigen Tagen antworten zu können. Der National glaubt, daß Lord Palmerston die Pforte aufgereizt habe, von der fruhtlosen Protestation zur That gegen den e det M pr Vasallen zu schreiten, und daß die Angelegenheit von Tunis sih so wie 1840 die von Syrien gestalten könne.

Der Moniteur algerien vom 30, Januar berichtet ausführ- lither über das Treffen am 10ten zwischen General Herbillon's Trup- pen und dem Stamme der Uled Dschellas. Wenige Stunden vor dem Gefeht war Bu Masa bei dem Stamme Pa jen und hatte ihn so sehr gegen die Franzosen aufgereizt, daß ein kräftiger Wider- „Fand gegen jeden Angriff beschlossen ward. Der erste Angriff der

anzosen unter dem Bataillons-Chef Billon mißlang auch gänzlich; illon selbs -wurde getödtet, und seine drei Compagnieen mußten sich mit Verlust von 18 Todten und 65 Verwundeten zurücfziehen. Kurz nachher kam General Herbillon A mit 600 Mann und griff die Araber so kräftig an, daß sie nah Einbuße von 60 Todten und

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100 Verwundeten \sih zur Unterwerfung erboten. Diese ward unter der Bedingung angenommen, daß ie eine starke Geldbuße erlegen sollten, und am nächsten Tage hatte der Stamm {hon die Hälfte der bestimmten Summe bezahlt, Der Moniteur algerien mel- det ges die Unterwerfung einiger Kabylen- Häuptlinge von Setif und Bugia.

Vorgestern fand auf der Nordbahn der Versuch statt, eine Eska- dron Lanciers mit ihren Pferden in Waggons von Valenciennes nah París zu transportiren, Die Eskadron, aus 6 Offizieren, 120 Mann und 130 Pferden bestehend, wurde in einem Waggon Aster, 4 Wag- gons 3ter Klasse und 26 Waaren-Waggons, mit 6 Pferden in jedem, in aht Stunden von der belgiswen Gränze nach Paris und eine Stunde darauf wieder zurücktransportirt. Die Getraide-Unruhen in den Pro- vinzen machen es wünschenswerth, überall, wo Eisenbahnen in der Nähe sind, diese zum schnellen Transport von Kavallerie uach den bedrohten Gegenden benutzen zu fönnen.

niht angehalten, auf allen Märkten fangen die Preise wieder zu stei- gen an, besonders aber im nordöstlichen Frankfreih. Jn Straßburg istt das Hektoliter auf 48 Fr. gestiegen, und das ganze Elsaß, Lo- thriugen, das Vasgau, die Departements der Aube und Marne sind von Vorräthen entblößt und empfangen nur spärlihe Zufuhren. Jn Marseille haben die Zusuhren die Preise etwas gedrückt; der Mais ist im Süden durch das Ausfuhr-Verbot um 3 Fr. gefallen.

Jm Bezirk von Montmorillon und insbesondere in der Gemeinde Adriers sind wieder ernste Ruhestörungen vorgefallen, Ganze Massen von Männcrn und Weibern zogen unter Drohungen zu den Gutsbe- sißern, verübten {were Exzesse und plünderten mehrere Häuser. Die Behörde sandte alsbald Truppen nach beiden Orten, und in Adriers ließ der Königlihe Prokurator aht Personen verhaften. Als man sie aber abführen wollte, widerseßten sich 4 500 Jndividuen, die mit Stöcken und Steinen bewaffnet waren, \o entschieden, daß das Militair einen Angriff mahen mußte. Einer der Gefangenen wurde dennoch befreit, die anderen aber in Gewahrsam gebracht.

x Paris, 11. Febr. Jn der heutigen Sihung der Deputirten- Kammer wurde die gestern abgebrochene Diskussion des 11ten Pa- ragraphen des Entwurfs der Antworts- Adresse auf die Thronrede sortgesebt. Nach Verlesung des Protokolls der gestrigen Sißung wurde daher die Verhandlung über das Amendement der Herren Gustav von Beaumont, Bethmont und von Malleville (s. Nr. 38 der Alla. Pr. Ztg.) wieder aufgenommen.

Herr von Malleville entwielte das Amendement, Herr Duvergier de Hauranne, sagte er, habe genau die Bedeutung dessclben angedeutíit, Am Schlusse der leßten Session habe der Minister des Jnnern Herrn Du- vergier de Hauranne gesagt: „Unscre Politik muß nah ihren Resultaten gewürdigt werden.“ Daher sei es natürlich, daß der ehrenwerthe Kollege sie woùiflih nah diesem Maßstab in diesem Jahre gemessen habe. Das Nesultat sei Folgendes: Was hate das Ministerium selbst als Grund sei- nes Eintritts ins Amt angegeben? Die Nothwendigkeit der Wiederherstel- lung dcs guten Verhältnisses zu England? Wie stche es damit? Als Grund der Dauer des Kabineis habe dasselbe die Nothwendigkeit der Wiederherstellung der Finanzen angegeben, Wie stehe es aber mit die- sen? Das Defizit gebe die Antwort. Diese Würdigung der Politik

des Kabinets liege ganz in dem Amendement, Der Redner sucht die gestrige Rede des Herrn Lasnyer zu widerlegen und versichert, Herr Lasnyer sei nicht so sehr Stoiker, als er angebe, Heir Lasnyer: „Jch bitte ums Wort,“ Herr von Malleville: ¿„ Derr Lasnyer war cin sehr eifriger Anhänger des Ministeriums vom 15. April.“ Herr Las nyer:; „Jch rechne es mir zur Ehre,“ Herr von Malleville: „Das hat aber Herrn Las- nyer nicht gehindert, auch dem Ministerium vom 1. März sich anzuschließen,“ Herr Lasnyer: „Sie irren sich, mein Herr, ih habe bei der Adresse gegen das Vertrauens-Votum gestimmt, welches der 1, Mä1z verlangte,“ Herr von Malleville; „Es sei! Jh habe nur sagen wollen, daß die Treue für das jeyige Ministerium kein Hinderniß wäre, einem künftigen Ministerium sich anzuschließen, und daß Herr Lasnyer gestern vielleicht zu weit gegangen ist, indem er Heirn Duvergier de Hauranne sagte: Seien Sie morgen Minifter, uad übermorgen werden wir Sie stürzen!“ (Gelächter.) Herr Las uver: „Wir hatten das Necht dazu.“ Herr von Malleville: „„Meinetwegen auch, aber dies is sicherlih nur eine geringe Achtung vor der Königlichen Prärogative,“ Der Nedner motivirt nun weiter scin Amendement, Die Stifter des constitutionellen Systems in Frankreich, die Herren von Broglie und Noyer Collard, hätten die Centralisation zugelassen, aber ihr bestimmte Gränzen gezogen, Was habe man aus dieser gouvernemcntalen Verfügung gemacht? Man habe sie gemißbraucht, eine unmütelbare Corruption, eine Appellation an alte Begierden sei daiaus gewoden. Die leßten Wahlen hätten diese traurige Taktif vollends zu Tage gebracht, Ein Steuer - Eiu- nehmer habe dies schr gut charakterisirt durch die Aeußerung: „Nur Eine Meinungsschattirung steht jeßt in Gunstz wenn es sich blos um Erhebung der Steuern handelt, wid kein Unterschied gemacht zivisden den ministeriellen und den Oppositionstaschen.“ Dieses Streben, die Verwaltung nur mit ministeriellen Geschöpfen zu füllen, habe cinen großen Uebelstand. Was würde die Folge scin, wenn das folgende Ministerium gerade so verfüh;e? Man müsse den Stellensu ern nicht die Meinung bei- bingen, die persönliche Ergebenheit für einen Minister sei hinreichend, um cin Recht zu haben, auf Alles Anspruch zu machen; man müsse vielmehr die Ueberzeugung begründen, daß es zum Eintriit in die öffentliche Ver- waltung vor Allem der Fähigkeit, des Fleißes, der Hingebung für sein Amt bedürfe, Er habe zur Zeit der Wahlen gesagt, der Minister verzögeie die Ernennungen dex Maires, um die Munizipalshärpe über der Wahl-Urne s{hwingen zu können. Der Minister habe ihn darum beinahe der Verläumdung beschuldigt. Jndeß habe der Minister ganz so ge- handelt, wie er vorausgesagt, cinem Propheten glei. Allerdings sei es kein großes Verdienst, ein Prophet zu sein, sobald das Ministerium mit dem Vellzug dcr Provphezeiung beauftragt sci, Der Redner wirst dem Mi- nisterium die Abseyung von Munizipal - Bcamten vor, die seit 20 Jahren ihr Amt inne gehabt. Allein sie hätten bei den Wahlen im Sinne der Opposition votirt, und da habe man fein Bedenken getragen, eine Menge von Munizipalitäten zu desorganisiren, Der Minister des Jnnern, Graf Duchatel, beginnt eben dem Redner zu antworten, als dieser Bericht des Postschlusses wegen abgebrochen werden mußte. Die Mission des Herrn Alexander Dumas nah Algerien hat gestern in der Deputirten - Kammer zu einer Debatte Veranlassung gegeben. Der Unistand, daß demselben das Staats - Dampsschiff „„Veloce‘’ zur Versügung gestellt worden, wurde von den Herren von Castellane (Konservativem) und Lacrosse (Oppositions-Mitglied) arf gerügt, und gus den Erklärungen der Minister des Krieges und der Marine schien hervorzugehen , daß der Marschall Bugeaud allein es war, welher Herrn Dumas das fragliche Schiff zur Verfügung stellte, naher aber erklärte, nur durch ein Mißverständniß sei von der ge- gebenen Erlaubniß eine zu große Ausdehnung in der Benußung ge- macht worden. Der Marine - Minister erklärte ausdrücklih, soglei nah erhaltener Kenntniß von dem Vorgange den die Station von wie befehligenden Contre - Admiral Rigodit zum Berichte darüber aufgefordert zu haben. Aus dessen Bericht, wie aus dem des Contre- ns, gehe hervor, daß Leßteren jedenfalls kein Vorwurf in der Ernie treffe. Allein schon heute srüh hat Herr Dumas eine Gegen- TO Ang verösseutlicht. Nachdem er darin gesagt, er sei gestern in „Kammer die Zielscheibe eines „wenn niht unerwarteten, do un- gee - Angriffs“ gewesen, fährt er fort: 4 besie in Minister hat sogar gesagt: „,„„Der Mann, welher den „Veloc« aoieg, dad E mit einer außerordentlichen Sendung beauftragt zu sein.‘ And ann, der den „Veloce“ besticg, is ein Mann, ver niemals etwas nderes gesagt hat, als was wüklih der Fall ist : übrigens hatie er nicht nöthig, etwas zu sagen, da die Thatsache auf seinem Passe verzeichnet und dieser Paß, ausgestellt vom Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten

Das Fallen der Getraidepreise in dem Rayon von Paris hat |

gelegt war, Unter welhen Bedingungen nun vollbrachte er diese außer- ordentlihe Sendung? FJndem er, um sie zu vollbringen, die wichtigsten Geschäste im Stich ließ, drei und einen halben Monat seiner Zeit verlor und zwanzigtausend Francs von seinem Gelde bin- zusfügte zu den Zehntausend Francs, welhe ihm -der Herr Mini- ster des öffentlihen Unterrichts angewiesen hatte, Was den „Veloce“ an- gebs, den ih mir, wie man sagt, durch eine Ueberraschung angecignet habe, o war mir derselbe vollfemmen durch den Marschall Bugeaud nach Cadix geschickt worden, Er hatte Weisung, mich und die Personen, welhe mich begleiteten, aufzunehmen , sei es zu Cadix selbs, sei es auf jedem anderen

unkte der Küste, wo ih mi befinden könnte, und wo er mih abholen ollte, Bei der Ankunst zu Algier und in Abwesenheit des Marschall Bu- geaud, wurde der „Veloce‘“ auf achizehn Tage wieder zu meiner Verfügung gestellt, Jch hatie volle Freiheit, mit dem „Veloce““ zu geben, wohin ih wollte, der Befehl war nicht ein FZrrthum, der Befehl war fein Mißverständniß, der Befehl war vom Herrn Contre - Ad- miral RNigodit, Jm Uebrigen begeht man feine so schweren Jrr- thümer, man begeht feine so sonderbaren Mißoerständnisse. Jch danke dem Herrn Minister des öffentlichen Unterrichts, meine Vertheidigung geführt zu haben. Herr von Salvandy hat bei diesem Anlasse, wie er es immer gethan, den alten Wahlspruch aufgesteckt: Thue wie du sollt, komme was will! Jm Ucbrigen habe ich Briefe und Pässe aufbewahrt z nöthigen- falls werde ih die offiziellen Aftenstüke vorbringen. ““

Es bracht nicht erst auf die Widersprüche aufmerksam gemacht zu werden, welche zwischen dieser Erklärung und namentli der des Marine-Ministers hecrshen. Die Sache wird also vermuthlih noch einmal in der Kammer zur Sprache gebraht werden.

Großbritanien und Irland.

Unterhaus. Sitzungen vom 9. und 40. Februar, Jn der gestrigen Sißung beantragte Herr Ricardo ein gewähltes Co- mité zur Prüfung der Navigations-Gesebe. Auf die Berichte frühe- rer zu demselben Zweck eingeseßter Comités Bezug nehmend, ging der Redner in der Begründung seines Antrags auf die Beschwerden der Kolonieen Englands näher ein und zeigte, daß tiese und ähuliche Geseße die Unabhängigkeits-Erklärung der Vereinigten Staaten, Bra- siliens und der süd - amerikanishen Republiken herbeigeführt hätten. Die Navigations - E-seße seien seiner Ansicht nah unpraktisch und ungereht z; sie würden zu Gunsten der inländishen Marine auf Kosten der Allgemeinheit und zum Nachtheil des Kolonialhandels fest- gehalten, Nicht der Seehandcl, sondern blos die Nationalma= rine werde durch dieselbe gefördert. Er wolle aber den Beweis füh- ren, daß die englishen Rheder mit Erfolg mit der ganzen Welt kon- furriren könnten, ohne besonderen Schuß genießen zu dürfen. Ge- gen die Nachtheile aber köune man gar feine hinlänglihen Vortheile auführen , denn die Behauptung , daß die Navigations-Geseße noth= wendig wären, um unsere Handels - Marine zu erhalten, sei ganz nichtig, und die Erfahrung zeige, daß England in der Frachtschifffahrt bereits den Vereinigten Staaten nachstände. Die Handels-Marine könne nur durch den Handel gehalten werden.Herr H u me unterstügte den Antrag, worauf Herr M. Gibson, der Vice-Präsident des Handelsamtes, erklärte, daß er sich der Ernennung einer Kommission nicht widersebe. Er räumt ein, daß die Nothwendigkeit, welhe im leßten Jahre Ge=- genseitigkeits-Verträge hervorgerufen, sih wieder fühlbar machen könne, und daß die veränderten Beziehungen zu den sremden Mächten auch Modificationen der Schifffahrtêgcsebe zur Folge haben müßten. Ohne den Beschlüssen der Kommission vorgreifen zu wollen, beshränke er sih darauf, der Motion beizutreten. Herr Liddel erklärt sich gegen den Antrag, indem die frühere Kommission nur durch Besserung der Schifffahrtsgeseße die Ermunterung der National-Marine im Auge gehabt hâtte, während die neue Kommission gerade die Aufhebung dieser Gesebe erstreben solle, Herr Hume ist der Ansicht, daß, habe auch der Antragsteller noch nicht die Nothwendigkeit der Aufhebung

und unterzeichnet von Herrn Guizot, in die Hände des Capitains niedex-

dieser Geseße dargethan, so habe er doch die Nothwendigkeit ihrer Revision nahgewiesen. Wenn man das Prinzip der freien Konkur= renz überhaupt auf Handel auf Wandel angewendet wissen wolle, so halte er es au für nicht mehr mögli, da man den Seehandel da- von ausnehmen könne. Nachdem er die Ansicht verfochten, daß die Blüthe der Kolonieen von der Aufhebung dieser Geseße abhange, meint er, daß es der Kommission obliege, zu unte suchen, inwiefern die Gegenseitigkeits- Verträge und die Ausnahmefälle derselben den Schisffahrts= Juteressen vortheilhaft oder s{chädlich gewesen. S Alderman Thompson hält die Aufrehthaltung der Shiff= fahrtögescße für nöthig für die Macht und Sicherheit des Lan des wie für das Gedeihen der Marine, Herr Bright stimmt für die Einseßung der Kommission. Ohne zu beßaupten, daß die Schifff- fahrtsgeseße s{ädlich seien, halte er ihre Modification für gerecht- fertigt, Lord Sandon hält die Frage für wichtig genug, daß die Regierung selbst die Juitiative dazu ergriffen haben sollte. Herr Labouchere erwiedert darauf, diese Frage könne man ganz passend der Juitiative eines Parlaments-Mitgliedes überlassen, indem sie von einer Spezial-Kommission gut entschieden werde, Lord G, Bentinck bckämpst vom Standpunkte der Protectionisten die Motion und meint, die Regierung fehle wider ihre Pflicht, daß sie in einer Frage, an welche so wichtige Juteressen sich knüpften, nicht die Junitiative selbst ergreife, Nachdem hierauf Herr Mit hell den gegenwär= tigen Moment für den passendsten zur Prüfung der Navigationsgeseße er flärt hatte, da: die Schifffahcts-Jnteressen noh niemals in blühenderer Lage sih befunden hätten, nahm Sir R. Peel das Wort, dem An=- trage des Herrn Ricardo beistimmend;z denn, sagte er, es sei durh= aus fein Grund vorhanden , daß das Haus nicht die Zweckmäßigkeit der Aufhebung oder Modification der Schisffahrtsgesebe prüfe, oder zusehe, inwiefern deren Beibehaltung für den Seeshuß des Landes Noth thue. Da die Regierung dêin Antrage eines unabhängigen Mitgliedes beigetreten, so \chließe er daraus, daß ihre Ansichten von jenen des Antragstellers uicht seh? abweihen. Er gebe nun auch seine Zustimmung der Motion in, dem Sinne, daß die Kommission die verschiedenen Seiten der Frage und besonders ihre i 8 auf den Nationalshuß prüfe. Nachdem der Redner dargethan , da

der Nachlaß in den Schifffahrts-Geseßen von 1815 und 1824 dur eine dringende Nothwendigkeit dem Lande auferlegt worden, und die Ansicht ausgesprochen, daß, die kürzlihen Reformen der Handels= Politik es ebenfalls nothwendig machen möchten, in jenen Geseßen Erleichterungen eintreteu zu: lassen, hofft er, daß die Zusammenseßung des Comités sich das Vertrauen des Publikums erwerben werde. Herr Hudson erklärt {h wider den Antrag, indem er jede Ver- änderuag der Schifffahrts = Geseße als nachtheilig für die britischen Seeleute und die Seevertheidigung des Landes hält. Herr d'Js- raeli erinnert daray, daß, indem er und seine Freunde gegen die Komuission stimmen , ‘dies kein Votum für die Schifffahrts - Gesehe sein solle. Nach den, Worten Sir Robert Peel's scheine derselbe die Prüfung jedes Gêgenstandes für zuträglih zu halten , eine Ansicht, die er feinesweges ‘theile, indem dies alle Jnteresse in ewige Unruhe verseßen würde, Man bedürse übrigens keiner Untersuhung der Wichtigkeit dex Schifffahrts - Vesepe. Wenn die neuesten Handels= Reformen ‘éine Veränderung der Schifffahrts-Geseße bewirken sollten, so hätte * die ‘Regierung desfalls eine Bill einbringen sollen. Sließlich;beshwert er sich über Lord J. Russell, daß er bei der Sus=- pensions «Frage der Schifffahrts - Geseße niht angedeutet, daß er diesen umfassenderen Plan in Aussicht habe. Lord John ‘Russell: nahm hierauf zulegt das Wort mit der Erklärung, daß r. die Suspension jener Geseße zur Zeit blos als temporaire a 4

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Maßregel beantragt habez indessen bemerke er, daß er diese Gesebe nicht für unveränderlih halte. Huskisson habe sie zur Zeit verän- dert, und Alle würden wohl darin übereinstimmen , daß große Uebel dadur verhütet würden. Hätte die Regierung, gestüßt auf die Er- fahrung der Vergangenheit, eine Veränderung des Schifffahrts-Ge- sebes felbst beantragt, so hätte man siher auf Einseßung eines Co- mité's zur Prüfung der Frage gedrungen. Es sei mithin jedenfalls sehr von allgemeinem Nuten, daß alle Parteien ihre Ansichten vor einer Kommission über diese Frage aussprähen. Nach einigen Worten des Herrn Ricardo erfolgte die Abstimmung, und es erklär- ten sich 153 für und 61 wider die Motion, so daß dieselbe also mit einer Majorität von 94 Stimmen angenommen wurde.

Die heutige Sißung bot fein hervorragendes Interesse. Herr Fielden beantragte die zweite Lesung seiner Fabrikbill, welhe die Arbeitszeit der jungen Leute in Fabriken von 13 bis 18 Jahren auf 10 Stunden des Tages zu beschränken zum Zweck hat. Herr Hume widerseßte sich der Bill und stellte als Amendement ihre Verwerfung. Es entspann sich darüber eine längere Debatte, in welher Sir George Grey, der Minister des Junern, diese Frage für eine offene, der Regierung gegenüber , erklärte, in welcher die Mitglieder das Haus nah ihren individuellen Ueberzeugungen stimmen könnten. Nachdem Lord John Russell erklärt hatte, daß die Bill kein Prinzip ändere, weil sie sonst die Aufhebung der bestehenden Gesebe L müßte, wurde die Debatte bis zum nächsten Mittwoch ertagt.

Im Oberhause, welhes nur gestern eine Sibung hielt, wurde nichts von allgemeinem Juteresse verhandelt.

London, 11. Febr, Die hiesigen Zeitungen bringen unter der Ueberschrift: „Die preußische Verfassung ‘“‘, eine Ueberseßung der unterm 3, Februar erlassenen Geseße zur Bildung eines Verei= nigten Landtages in Preußen, und die Times begleitet dieselben mit einem leitenden Artifel an der Spiße ihres Blattes. Abgesehen von dem Standpunkte der Times als Hauptorgan in einem consti- tutionellen Staate, das nur eine Constitution im modernen Sinne des Wortes vor Augen haben kann und die gegebenen Bedingungen eines öffentlichen Lebens in Preußen niht kennt, enthält der Artikel neben einer rihtigen Auffassung des Prinzips der erlassenen Gesetze den loyalen Ausdruck einer unverkennbaren Freude des englishen Vol= fes über ein Ereigniß, das die Times „als das wichtigste unserer Zeit“ und als den Anfang „der Lösung von Preußens \chwierigster und höchster Aufgabe“ bezeihnet. „Wie auh immer die Formen beschaffen sein mögen“, shreibt im Wesentlichen die Times, „welche das Kabinet von Berlin in der Erledigung seiner höchsten Functionen organisher Geseßgebung angenommen hat, welche Vorkehrungen ma auch getroffen .haben mag, um die Verwendung politischer Gewalten zu regeln, diese Betrahtungen ordnen ih alle einem Faktum unter, der förmlichen Anerkennung einer volksthümlihen Wirksamkeit in der politishen Regierung des Landes von Seiten einer der großen ab= soluten Monarchicen Europa’s, Dies eine Faktum wird nicht allein das Volk Preußens, sondern von ganz Deutschland zu einem ernsten und energishen Bewußtsein seiner Pflichten, seiner Macht und seiner Rechte erwecken. Jn einer fo denkwürdigen Krisis seiner Geschichte ist gewiß das Gefühl der Dankbarkeit für das Vertrauen, welches der König seinem Volke geschenkt hat, das vorherrschende in Deutsch= land neben dem festen Entschluß , die also gesicherten Freiheiten nicht zu eitlen Kämpfen und Streitigkeiten um Volksmacht und Partei-Jnter=- essen, sondern für das öffentliche Gute, für die größere Stärkung des Staa=- tes und die dauernde Wohlfahrt des Landes zu verwenden. Jn anderen Ländern und zu weniger friedlihen und aufgeklärten Zeiten hat das Wachsthum öffentliher Freiheit Jahrhunderte bitteren Kam= pfes und Ströme Blutes gekostet. Preußen is unter den Nationen der modernen Welt merkwürdig begünstigt, wenn es durch die Weis= heit seines Königs und die Loyalität wie die gesunde Vernunft seines Volkes in den Stand geseßt wird, die Monarchie Friedrichs Il. all= mälig in den leitenden constitutionellen Staat Central-Europa’s um= zuwandeln.““ Die Times schließt diese Bemerkungen mit einer kurzen Darlegung der Hauptpunkte aus den betreffenden Gesehen und bemerkt dann, daß die getroffenen Aenderungen mit Recht nicht zu plöblich und zu umfassend gemacht worden seien, daß „sie genügen, um der Nation eine öffentlihe Stimme zu geben“, und daß „diese Bedingung hinreiche, um die Grundlage zu einer freien Regierung zu legen, welche nur mit der Zeit, dur Erfahrung und patriotische Sorge zu einem glücklihen Resultat gelangen kann,“

Der Standard meldet gerüchtsweise, daß Lord John Russell erklärt habe, er werde resigniren, wern das Mini= sterium bei der Abstimmung über Lord George Bentinck's Eisen= bahn-Bill für Jrland in der Minorität bleibe, Die Times deckt die Mängel dieser Bill auf und stellt sie mit dem Plane Lord John Russell’)s, zur Beseitigung des Nothstandes in Jrland, zusammen. ,„Was werden die Folgen dieser beiden Pläne sein?“ \chreibt die Times, „der eine vershaffft 550,000 Menschen Arbeitslohn, der an= dere bildet 100,000 neue Gutsbesißer, Und durch diese Mittel hofft man, der irländishen Armuth, dem Mangel an Vorsicht und den Bauernfehden ein Ziel zu seßen? Der Einfluß von 100,000 Arbei=- tern, jeder auf 4 Quart Bier den Tag und 30 Shillinge Lohn die Woche beschränkt, wird über Jrland Gewohnheiten der Mäßigkeit und der Vorsicht verbreiten, und 100,000 neue Gutsbesißer werden das Volk die Fehden und die Eifersucht beseitigen lehren, welche im= mer in der Hauptleidenshaft der Jrländer die kräftigste Nahrung gefunden! Nehmen wir auch an, daß diese Maßregeln für den Au- genblick nüßlich sind, was wird aber die Zukunft bringen? Wenn die 4,900,000 Morgen in kleine harmlose Gütchen vertheilt und auf jedem derselben zwei oder drei Familien alle mit dem celtishen Ap-= petite für Eigenthum werden herangewahsen sein; wenn es keine Eisenbahnen mehr zu bauen giebt, und die Arbeiter (welche unter- dessen über ihre vier Quart Bier den Tag Malthus studirt und feine Familie haben werden) entlassen sind; wenn die 16,000,000, um niht von den 24,000,000 Pfd. St. zu sprechen, werden vershwunden sein; was dann anfangen, was wird dann aus dem Volke geworden sein? Wird es dieselbe \{hlecht genährte, hlecht gekleidete, {let be- zahlte, vorsihtslose Menge sein, welche es jeßt ist; sich \{chlagend um den lebten ausgemergelten halben Morgen Land, welher von Jahr zu Jahr nur irgend noch ein ungewisses Ausfommen zu gewähren im Stande is; nichts sparend, nichts lernend, sich um nichts bekümmernd ; nicht geändert durch Unglück, nicht bereichert durch öffentlihe Gaben, und nicht gebessert durch öffentliche Arbeiten? Die Bills, welche jetzt vor dem Hause shweben, werden sie lassen, was sie war, oder sie zu dem heutigen Zustande zurückführen? es liegt in dem Geiste derselben nihts, was eine solhe Katastrophe abwenden könnte. Und doch wi= derstreben alle der Einführung der einzigen Maßregel, welhe Jrland retten könnte! Laßt die Engländer sehen, daß etwas gethan werde, um den Normalzustand Jrlands umzugestalten, um es zu befreien con diesen Unfällen der Hungersnoth, zu denen es verpflichtet scheint ; macht Leben und Besißthum sicher, dann wird englisches Kapital in Ueberfluß den Weg nah Jrland einschlagen; vor der Zeit aber nimmer !‘“

Uiederlande,

Aus dem Haag, 8. Febr. Heute trat nah längerer Ver- tagung die zweite Kammer der Generalstaaten wieder zusammen,

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Zwischenzeit eingetretene neue Wahlen und erhielt Königliche Bot- schaften mit folgenden Geseßentwürfen: .1) Regelung der Ausgaben und Einnahmen des bürgerlihen Pensions -Fouds für 1846— 47; 2) 31 Entwürfe, die das gesammte Strafgeseßbuch bilden, und 3) Erhöhung des Ausgaben - Budgets für 1846—47 behufs Zahlung der Zinsen der zur Trockenlegung des harlemer Meeres aufgenomme- nen Anleihe. Nah Empfang einiger unbedeutenden Bittschriften und Bildung der Abtheilungen für Februar und März vertagte si die Kammer bis auf Weiteres.

In derselben Sißung veranlaßte eine Anfrage des Herrn Schoone- rad über das Verhältniß der Regierung zum Journal dela Haye, dessen Artikel über auswärtige Fragen durchaus niht im verfassungs- mäßigen Sinne geschrieben seien, den Minister zu der Erklärung, daß dieses Journal weder ein offizielles noch ein halboffizielles sei, daß alsy der Regierung ein Recht der Beaufsichtigung über die Artikel des Blattes, das ein réines Privat -Unternchmen sei, nicht zustände. Daß das Blatt ‘eine Subsidie von 25,000 Gulden beziehe, weil es der Regierung zuweilen angenehm sei, für auswärtige Angelegenhei- ten ein französisches Organ zu Gebot zu haben, wird eingestanden.

Die Geseß-Entwürfe zur Revision des Straf - Geseßbuches enthalten unter Anderem folgende Bestimmungen: Buch k. Tit. 2, Die langwierige Zuchthausstrafe dauert 12 15, die außergewöhn- lihe 8 11 und die gewöhulihe 4 7 Jahre. Alle drei Strafen werden in besonderen Zellen, mit Verpflichtung zur Arbeit, bestanden. Die zu lebenslängliher Zuchthausstrafe Verurtheilten bringen die ersten 15 Jahre in besonderen Zellen, - die leßten Jahre in Arbeits- sälen von 10 Personen zu. Die einsame Absperrung wird auch als Polizeistrafe von 1 7 Tagen vorgeschlagen. Jeder einsam Einge= sperrte muß wenigstens sehsmal täglih besucht werden, Wofern aker der Verurtheilte es verlangt, wird fein Fremder zu ihm gelassen. Der zu lebenêlängliher Zuchthausstrafe Verurtheilte kann verlangen, seine ganze Strafzeit in einsamer Absperruyg zuzubringen.

Del 0.0.

Brüssel, 11. Febr. Durch Beschluß des Finanz-Ministers ist der Zinsfuß sür Schabbillets, die ein Jahr zu laufen haben, auf 47 e Mv für die, welche nur 6 Monate zu laufen, auf 4 pCt. fest= gestellt,

Gestern hat der Preß - Prozeß gegen die hiesigen Spottblätter und Karikaturen vor den Assisen begonnen. Kraft einstimmigen Be- schlusses des Hofes sind die Debatten geheim, indem die Verhandlun= gen das Schamgefühl verleßen würden,

D. Mw ci

Kanton Genf. Der Große Rath hat in ter Sißung am 6. Februar den Artikel 24 des Verfassungs - Entwurfs, welcher den Schweizern aus anderen Kantonen Wahlrechte einräumte, mit großer Mehrheit verworfen, obgleih Herr J. Fazy seine ganze Beredtsam= feit aufbot.

Vei der Wahl zweier Großräthe für den Wahlkreis der Stadt Genf erhielten zwar die Kandidaten der herrschenden Partei die mei- sten Stimmen, doch war die Majorität feineôweges so bedeutend, wie bei den Oktober - Wahlen; es fielen nämlih von 2994 Stim-= men 1564 auf den Kandidaten der Radikalen und 1461 auf den der Konservativen,

talien

Nom, 2. Febr. (D. A. Z.) Der erste Todesfall in der Familie des regierenden Papstes ereignete sich am 410, Januar zu Jest im Kirchenstaate. Dort verstarb im Greisenalter von 78 Jahren die Gräfin Mastai - Mosconi, eine Tante des Papstes, und ward in der Kathedrale mit fürstlihem Leihenpomp am 18, Januar beigesebt.

Ungeachtet im Laufe des verflossenen Januars Tausende von Müßigen und Bettlern dur die Polizei aus den Straßen Roms in die Arbeitshäuser oder in ihre Heimat geschaft wurden, so ist doch noch eine übergroße Anzahl solchen Gesindels zurückgeblieben. Jhre BVerwegenheit, welhe Nahrungsnoth veranlaßt haben mag, gebt 11 diesem Winter weiter als je, Man kaun sih bei eingetretener Abend- Dämmerung kaum mehr aus dem Hause wagen, ohne angehalten und beraubt zu werden.

Spanien

ò Madrid, 5. Febr. Während man hier kaum beginnt, die muthmaßlihen Folgen der Montpensiershen Heirath in ernstlichere Erwägung zu ziehen, kommen neue, überraschende Vermählungs=Pro= jefte der spanischen Bourbons hier zum Vorschein.

Ih meldete Jhnen vorgestern, daß die Jufantin Luisa, zweite Tochter des Junfanten Don Francisco de Paula, sih mit dem Her- zoge von Sesa, einem weder dur körperliche, noch durch geistige Eigenschaften ausgezeichneten jungen Privatmanne, vermählen würde. In der That soll die Hochzeit auf den 10ten d. festgeseßt sein.

Nun wird allgemein versichert, der Jnfant Don Enrique würde

Sie ewpfing den Beriht ihrer Kommission über mehrere in der

zu gleicher Zeit der Tochter eines anderen spanischen Granden seine Hand reihen. Auch ernenert sih das Gerücht, daß der Jnfant Don Francisco de Paula, Vater des Königs, als Bewerber um die Hand der Wittwe eines zu seiner Zeit berühmten spanishen Staatsmannes aufträte, jedo bis jeßt feinen Anklang fände. ___Da ih nit in die geheime Geschichte dieser Heiraths-Entwürfe eingeweizt bin, so beshränke ich mich darauf, das Wesentliche der Betrachtungen mitzutheilen, welche ein hiesiges moderirtes Blatt heute darüber anstellt, „Es handelt sih“, sagt der Español, „von einem Zweige der Königlichen Familie, der auf den Fall des Abganges direkter Nachkommenschaft der Töchter Ferdinand?s VIl. zunächst zur Thronfolge berufen ist. Die älteste dersclben, unsere Königin, hat noch feine Kinder; ihre nächste Nachfolgerin, die Jnfantin Maria Luisa, hat eine Ehe geschlossen , deren Sprößlinge in Bezug auf die Anerkennung ihrer Erbfolgerehte in Spanien auf Schwierigkeiten stoßen dürsten,‘““ Der Esp añol entwickelt diese Schwierigkeiten ausführlicher und thut die Nothwendigkeit tar, daß die zunächst zur Thronfolge berufene Linie (die dec Jnfanten Don Francisco de Paula) darüber wache, daß alle zur Gelteadmachung ihres Thronfolgeretes erfordérlichen Bedingun- gen in ihr erhalten würden. Die von einem Jyufanten oder einer JZnsantin mit einer Privatperson erzeugten Kinder würden, meint der Español, in den Augen der Spanier weit geringer stehen, als „die fremden Prinzen, welche als Kinder einer Jnfantin von Spanien si auf das doppelte Recht des Geblütes und des souverainen Stammes, aus dem sie entsprossen, stüßen könnten. Mit einem Worte, die Kinder des Herzogs von Montpensier werden als be- rehtigter und fähiger ersheinen, als diejenigen, welche aus Chebündnissen entsprangen, vermittelst deren sie in das Verhältniß der übrigen Unterthanen treten.“ Dér Español fährt mit folgenden Worten fort: „Wir haben feinen Beweis, daß der Graf von Bresson Anstifter der besprochenen Vermählungen (des Jnfanten Don Enrique und der Jnfantin Luisa) gewesen wäre. Sollte er aber auch keinen Einfluß darauf gehabt ha- ben, #0 liegt do sehr nahe, daß sie den eifrigsteu Wünschen und den Interessen des Hofes der Tuilerieen nux entsprehen können. Mit

-

eine so günstige Lage verseßt zu haben, denn die Dinge Gei

wie von selbst so zu gestalten, daß der von dem Unab dtaen 0 gefühl der Spanier zurückgewiesene französische Einfluß eins vielleicht Schicklichkeits halber und üm die Blicke von der inneren Erniedrigung und Blöße abzulenken, angerufen werden wird.“

In der That isst es auffallend, daß der französische Hof, der seit Jahren alle seine Bemühungen dahin richtete, die Königin Jsabella mit einem Descendenten Philipp's V. und die bis jeßt präsumtive Er= bin des spanischen Thrones wit einem Prinzen des Hauses Orleans zu vermählen, durchaus keine Theilnahme für die standesmäßige Ver- heirathung der übrigen spanishen Bourbons an den Tag legt.

Karl 11], ertheilte befanntliÞh einem seiner Söhne die Erlaub= niß, sih mit einer Privatperson zu vermählen, nur unter der Bedin- gung, daß den aus dieser Ehe hervorgehenden Descendenten weder der Rang, noch die Erbfolgerehte der Jnfanten zustehen sollten.

Der König soll übrigens lebhaft wünschen, daß der hohfah- rende Sinn seines Bruders Don Enrique sich unter das sanfte Joch der Ehe beugen möge. Ein gut unterrihtetes Blatt, der Clamor publico, maht uns heute die Enthüllung, daß die Königin Jsabella vor ihrer Vermählung beide Brüder, den jeßigen König und den FJunfanten Don Enrique, mit gleiher Zärtlichkeit liebte (su cariño era igual para ambos). Da nun der dritte Sohn des Jnfanten Don Francisco de Paula blóöd-= sinnig is und fast nie öffentlih erscheint, so dürfte das Recht der Thronfolge auf den jeßigen König und dessen drei jüngere Schwestern beshränkt bleiben.

Die Königin Christine hat sich heute mit ihrem Gemahl nah dessen 8 Meilen von hier entfernten Geburtsorte Tarancon begeben. Der Patriarch von Jndien begleitet das hohe Paar. Der Heraldo gieht seinen Lesern die Zusicherung, daß die Königin Christine bin=- nen wenigen Tagen hierher zurückfehren werde.

Die Partei des Herrn Paceco is keinesweges durch die Mit- theilung der diplomatishen Aktenstücke, deren ich in meinem vor- gestrigen Brief erwähnte, zufriedengestell. Aus ihnen würde, behauptit Herr Pacheco, der Kongreß nur eine unvollständige Ansicht über das Verhalten der spanishen Minister in Bezug auf die Vermählungs - Frage \{chöpfen können. „Es is Zeit“, sagt der Tiempo heute, „daß der Kongreß mit ungewöhnlicher Kraftan- strengung diese beklagenswerthe Angelegenheit der Finsterniß entreiße, in welche sie zur Shmach des spanishen Namens eingehüllt ist, und jedem die gebührende Belohnung für die Aufrehthaltung der spaní- shen Unabhängigkeit oder die verdiente Strafe dafür ertheile, daß man sih {mählich zu den Füßen gewisser fremder Nationen warf.“

Herr Mon versichert laut, daß er vor Ablauf eines Monats aufs neue, und stärker als je, an der Spihe der Regierung stehen werde. Es weist sich nun aus, daß er am 28sten v. M., als er bereiis seine Entlassung eingereiht hatte, dem jeßigen Minister-Prä-= sidenten, Herzoge von Sotomayor, das L AEE für eine in der Havanna zu errichtende Bank ertheilte. Dieses Verfahren hat allge= meinen Anstoß erregt.

Die telegraphische Linie zwishen Bayoune und Jrun is} gegen- wärtig vollendet, so daß Nachrichten von Paris in einigen Stunden hierher gelangen fönnen.

Handels - und Börsen -UÜachrichten.

__ Berlin, 16. Febr, Die Course unserer Eisenbahn - Actien stellten sih heute wieder eine Kleinigkeit matter als gestern, Die Umsäye bleiben anhaltend beschräukt.

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 15, Februar 1847,

Zu Lande: Weizen 3 Rthlr, 9 Sgr. 7 Pf., auch 3 Rihlr. 6 Sgr. ; Roggen 3 Rthlr. 2 Sgr. 5 Pf., auh 2 Nthlr. 26 Sgr. 5 Pf.z große Gerste 2 Rihlr. 9 Sgr. 7 Pf., auch 2 Rthlr, 8 Sgr. 5 Pf.z Hafer 1 Ntblr, 25 Sgr. 2 Pf., auch 1 Rihlr, 19 Sgr, 10 Pf. Eingegangen sind 61 Wijpel.

Zu Wasser; Weizen (weißer) 3 Nthlr, 18 Sgr., auch 3 Nthlr. 13 Sgr. 2 Pf. und 3 Nthlr, 12 Sgr,; Roggen 3 Rthlr. 3 Sgr. 7 Pf., au 3 Rthlr. 2 Sgr. 5 Pf.z große Gerste 2 Nthlr, 9 Sgr, 7 Pf.; Hafer 1 Rihlr, 18 Sgr, 6 Pf., auch 1 Rthlr. 15 Sgr.

Sonnabend, ten 13. Februar,

Das Schock Stroh 8 Rthlr., auch 6 Rthlr, Der Centner Heu 1 Rthlr,,

auh 20 Sgr,

Berliner Börse. Den 16. Februar 1847.

Recht muß dieser s\ch freuen, seine Gefchäste in Spanien in

» 1 S d! Fonds. | s Pr. Cour. Actien. |& Ps. Cour. Brief. | Geld. Brief. | Geld. | Gem St, Schuld-Sech. 35 94% |[Brl.Potsd.Magdb.| 4 9473 _—_—_ Prämien-Scheine | | do. Prior. Oblig. | 4 932 _ d. Seeh. à9 T. |—| 94% 947 do. do. do. |5| 1015 | 1015 Kur- u. Nzulakzk| | B.-St.E.Lt.A.u.B.|— 110% is Schuldversecbr. [33 92 \[Bónn-Kölncr Esb. | 5 —_— _— Berliner Stadt- Br.-Schw.-Frb.E.| 4 vis Obligationen |35| 957 94% do. do. Prior.Obl.| 4 _— Westpr. Pfandbr. |35| 92% [Cöln-Minden. v.e.| 4 94% ris Grossh. Pos, do. | 4 | 1024 Düss.ElIb. Eiseub.|—| 1045 do. do. |35| 91% |do. do. Prior. Obl. 4| 947 _—- Ostpr. Pfandbr. |35| 96 |Magd.-Malbst.Eb.| 4 _- m Pomm. do. 5| 967 96 |[Mgd. Lpz. Eisenb.|—| _ Kur- u. Neum. do. |33 96% 95% |[do. do. Prior. Obl. 4| _ Seblesische do. |35 965 |[Niedersch.- Märk. | 4 917 907 do, v. Staat ga- do. Priorität| 4 947 bats rantirt. Lt. B.\35| _— do. Priorität| 5 | 101% Nied.-Mik. Zwgb.| 4 E Gold al marco. e T a. do. Priontät/45| O Friedrichsd'or. |—| 1377| 13!7[0b.-Schles.E.L.A/4| —— And. Gldm. à5Th.|—| 1] 1% 1 15% do. Prior. | 4 T: E Disconto. L: 4 5 do. Lt. B. |— 96% 964 L EAL Rhein. Eisenb. |— 867 e Y do. Stamm-Prior. Ï Actien. (voll eingezahlt) 4| | 9 Brl. Anh. Lit. A.|- -| 1115 do. do. Prior. Obl. 4| T do. do. Prior, Obl. | 4 do.v, Staatgarant. 3; —— Dai Berlin-Hamb, 4 | 1015 1005 |[Thüringer.…..-- 4 97% 83: do. Priorität|44{| 97% | |[Wilh.-B. (c.-0.) |4| 845 5 Pr. Cour. Wechsel - Cours. | rue en 30 S6 Brief. | Geld. 1 Amatérdam è «ooooo cio coe) 00e 250 R S L 1397 de eau edo ct U Co C000 250 F1. 1 Mämburg.. ooooo oer reere9reo 300 Mk. Es 1515 pa d En G v tir d REE 300 Mk. | 2 Mt. 1504 | Londbii «co co ortbiecrevpvtes 1 Lst. 3 Mt. 6 21 =05/ T L 300 Fe. 2 Mt. 79% Wien in 20 Xe... en bnnnnnn 150 Fl. 2 Mi. [1015 Augsburg «++----oceo eror rt ate 150 Fl. 2 Mi. —— 1013 aa app Co CCGd 000 E C000 08000 100 Thle. 7 et 995 994 Leipzig in Courant im E E ou cis 2 M 99% 12 üdd. W. c. ¿rere 00 FI. 2 Mit. anan ietumozte Es E Giome A 100 SRI. | 3 Wochen 14095