1847 / 50 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

zu erlangen, daß die Drohung nit zur Ausführung fomme.“ Die Union monarch ique glaubt versichern zu können, daß die Ant- wort auf eine Note Lord Palmerston's an die nordischen Höfe über die spanischen Heirathen eine gemeinsame der drei Mächte sein werde.

em Vernehmen nah, fügt das leßtgenannte Blatt hinzu, werde diese Kollektiv - Antwort der drei Kabinette von Wien, Berlin und St. Petersburg zunächst in Erinnerung bringen, daß, da die drei Kabinette die Reéyieéung Zsabella's nicht anerkannt, sie au nicht beabsichtigten, sich von der Zurüdhaltung zu entfernen, die sie bisher inne gehalten, daß sie aber mit voller Befriedigung sähen, wie das englische Kabinet einen Beschluß gefaßt habe, dessen Zweck sei, Spa= nien zu veranlassen, in Betreff der Thronfolge zu En S zurückzukehren , die es vor dem Testamente Ferdinand's VIl. inne ehabt. z , m Nach dem Ausspruch der Aerzte soll die Herzogin von Montpen- sier bereits im dritten Monat guter Hoffnung sein und dieser Umstand in den Tuilerieen nicht ohne Besorgniß aufgenommen werden, weil man befürchtet, daß die Lage des Augenblicks dadurch noh schwieriger werden dürfte, indem die Nachricht, daß auch die Königin Jsabella sich in gleihem Zustande befinde, sih nicht bestätigen soll, so daß die spanische Erbfolge - Frage shon in näherer Zukunft eine niht mehr blos abstrakte Bedeutung gewinnen würde. Î Ï

Der Herzog von Palmella, Ex-Präsident des portugiesischen Mis nister - Raths, ist in Toulon eingetroffen, von wo er sih nah Paris begeben will,

Herr Emil von Girardin soll erklärt haben, wenn Herr Hebert Justiz = Minister werde, so gehe er und sein Blatt, die Presse, die jeßt 27,000 Abonnenten hat, in die Reihen der Opposition über. Herr von Girardin is übrigens in diesem Augenblicke gefährlich krank, und man hegte gestern ernste Besorgnisse.

Auch aus dem hisher noch ruhigen Osten Frankreihs laufen jeßt Nachrichten von Theurungs-Unruhen ein. So meldet man aus Colmar, daß die Ruhe dort durch Plünderung eines Bäder - Ladens und andere Exzesse, deren Details man noch nit kennt, gestört sei.

Aus Algerien wird von einem bedeutenden Treffen berichtet, das General Marey, der von Medeah gegen die Uled Nays ausge- rüdt war, zu bestehen hatte; General Jussuf hatte Befehl erhalten, ihm sofort mit aller disponiblen Reiterei entgegen zu marschiren.

Vorgestern war ein glänzendes Hof-Konzert in den Tuilerieen, die Sänger der italienishen Oper trugen die ausgewähltesten Piecen ihres Repertoirs vor, aber die Aufmerksamkeit der sehr zahlreichen und gewählten Versammlung war lediglih den sh allenthalben ent- spinnenden politischen Gesprächen gewidmet, Die soaenannte Kabi= netsfrisis war der Gegenstand aller Gesprähe. Einige gingen so weit, Herrn Guizot als französishen Botschafter nah Wien zn \cik- fen, Die baldige Abreise des Marquis vou Normanby wurde eben- falls vielfa besprochen, scheint jedoch noch nicht so nahe bevorste- hend zu sein, denn auf den 19ten d. is ein großer Ball in der englishen Gesandtschaft angesagt.

Mehrere Journale bringen ausführliche Auszüge aus den nichts weniger als zu Gunsten der französischen Politik lautenden Urtheilen der londoner Blätter über die Reden der Herren Thiers und Guizot. Das Journal des Débats bemerkt darüber: „„Die spanischen Vermählungen riefen in England eine Mißstimmung hervor, welche wir für natürlich, obschon für ungereht halten. Es versteht \sih

also von selbst, daß die Rechtfertigung, welhe Herr Guizot für seine Politik vorzubringen genöthigt wurde, das gleihe Gefühl in Eng- land weden mußte. Die Sprache der britishen Journale scheint uns bedauerlih, is aber durhaus niht außerordentli oder uner- wartet.“

Der Constitutionnel widerspriht den Angaben englischer Blätter, als habe -Herr Thiers vor der Adreß-Debatte Konferenzen mit dem Könige gehabt, dieser ihn gebeten, nit über die spanischen Heirathen zu sprehen, und ihm Aussicht auf baldige Bildung eines Ministeriums unter seiner Leitung gemacht.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat versprochen, den Kam- mern einen Geseß-Entwurf vorzulegen zur Ermächtigung der Staats=- fasse, den Eisenbahn-Compagnieen je nah dem Vorrücken der Arbei- ten die Cautionen zurückzugeben.

Professor Michelet hat gestern im Collége de France seine Vor- lesungen über die großen Männer des achtzehnten Jahrhunderts be- gonnen. Der Gegenstand seiner ersten Vorlesung war Mirabeau, den er als einen bestohenen Doppelzüngler und Komödianten schil- derte, Ehe die Vorlesung anfing, fanden im Auditorium sehr stür- mische Scenen statt; ein Theil der Zuhörer stimmte die Marseillaise an, Andere zishten und pfiffen, beide Theile wären fast handgemein

eworden, endlih vereinigte man sich dahin: „Guerre aux tyrans! Jamais en France lAnglais ne régnera!“ zu singen; erst Miche- let’'s Erscheinen stellte die Ruhe her.

Großbritanien und Irland.

__ London, 12. Febr, Die Eisenbahn-Bill Lord George Ben- tin®'s sür Jrland hat eine vollständige Minister - Krisss zu Wege ge- bracht, indem Lord John Russel in der gestrigen Unterhaus - Sihung ausdrülih erklärte, die Minister würden ihre Entlassung einreichen, wenn die Bill die Genehmigung des Hauses erhielte, Schon gestern

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Vormittag hatte der Premier - Minister ciner Versammlung der libe- ralen Mitglieder des Unterhauses in seiner Wohnung die Gründe dieses Entschlusses der Regierung auseinandergeseßt und dabei be- sonders hervorgehoben, daß der Vorschuß der bedeutenden Geldsum- men, welche die beantragte Maßregel erfordert, die finanziellen Ver= hältnisse des Landes wesentli stören müßte; die Bill Lord George Bentind's sei deshalb in gegenwärtigem Augenblicke als unpolitisch und gefährlich zu betrachten, io daß das Ministerium es für seine Pflicht halten müsse, abzutreten, wenn der Plan durchgehe. Die versammelten Parlaments - Mitglieder verpflihteten si, Alles aufzubieten, um die Verwerfung der Bill zu bewirken, auh sollen vier irländishe Mitglieder, nämlich O'Connell mit seinen beiden Söhnen John und Daniel und Herr Bellew, dem Mi- nisterium ihre Unterstüßung zugesagt haben. Ein Versuch der Mi- nister, Lord George Bentinck zur Zurücknahme oder wenigstens zur Ausseßung seiner Bill bis nah Ostern zu veranlassen, soll feblge- shlagen sein, obshon die Regierung das der Bill zum Grunde lie- gende Prinzip adoptiren wollte; der Lord soll geantwortet haben, er werde die Bill unter allen Umständen zur Abstimmung bringen, und im Fall ihrer Verwerfung sofort eine Adresse an die Krone dem Hause zur Annahme vorlegen, damit die Regierung die Prinzipien der Vill sih aueigne. Werde diese Adresse angenommeu, so sei dies einem Mißtrauens-Votum gegen die Regierung gleich zu achten und der Rücktritt der Mínister unvermeidlih. Sir Robert Peel mit sei- nem Anhange, der sich über die Maßregel noh nicht ausgesprochen hat, dürfte indeß indem also vorbereiteten Kampfe den Ausschlag eben.

N In der gestrigen Sibung des Unterhauses stand die zweite Lesung der Eisenbahn - Bill Lord George Bentinck's, also die Ent- scheidung des angedeuteten Kampfes zwischen dem Ministerium und der Protectionisten - Partei, auf der Tagesordnung. Ehe aber die zweite Lesung der Bill beantragt wurde, verhandelte man noch einige andere Geschäfte, und Herr Sharman Crawford beantragte na- mentlih eine Resolution des Jnhalts, daß vor Allem die irländischen Pachtverhältnisse dur geseblihe Bestimmungen zu ordnen seien. Der Antragsteller hatte dabei, wie aus seinem Vortrage hervorging, haupt- sächlih die Einführung längerer Pachttermine und die Verfügung, daß dem Pachter für Verbesserungen seines Pachtgrundstückes Entschädigung zugesichert werde, im Auge. Sir D. Norreys unterstüßte den Antrag. Herr Tuite wollte nur in einer Absentee-Steuer eine wirkliche Hülfe für Jrland erblicken. Lord Castlereag h und Oberst Conolly glaubten den Grund des Uebels darin suchen zu müssen, daß die auf das Pacht=- verhältniß bezüglihen Geseße zu allgemein seien, um auf die in den verschiedenen Gegenden Jrlands bestehenden verschiedenen Pacht- Systeme Anwendung finden zu können. Herr Labouchère bean- tragte Namens der Regierung dic Vorfrage, einestheils, weil eine Resolution, wie die vorgeschlagene, zu keinem praktischen Resultat füh- ren fönne, anderentheils, weil die Regierung selbst bereits mit einer Bill zur Reform der Pachtverhältnisse beshäftigt sei, die so bald wie möglih nah Erledigung der jeßt vorliegenden irländishen Maßnahmen eingebraht werden solle. Herr Sharman Crawford nahm darauf seinen Antrag für jeßt zurück, Nachdem hierauf Herr S trutt eine Bill eingebraht hatte in Bezug auf die Verhandlungen der Eisenbahn= Kommissionen, welche eine lebhafte Unterhaltung von keinem allge- meinen Interesse hervorrief, sollte zur Tagesordnung geschritten wer- den. Es erhob \ih indeß sogleich Herr Smith O'Brien (wahr- scheinlich im Einverständniß mit den anderen irländischen Mitgliedern, welche Lord J. Russell ihre Unterstüßung versprochen hatten), um Lord Bentinck zu bitten, seine Motion auf zweite Verlesung der ir= ländishen Eisenbahnbill*nöh einige Zeit auszuseßen; man habe in Jrland noch niht Zeit gehabt, \sich darüber auszusprechen, und man dürfe einen solhen wichtigen Gegenstand nicht voreilig erörtern, Da es offenbar sei, daß die Regierung ihre Exi- stenz an die Entscheidung des Hauses über diese Frage geknüpft habe, so sei wohl zu bedenken, daß ein Ministerwechsel für den Moment alle Maßregeln hemmen würde, und es sei doch sehr nöthig, die verhungernde Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versehen. Würde die Regierung eine ähnlihe Maßregel vorschlagen, so würde er ihr beitreten, nur um einen Minister-Wechsel zu verhüten, wäre sie aber niht dazu geneigt, so würde er später für die Anträge Lord Bentinck's stimmen. Herr Shaw schließt sich dem Wunsch auf Ausseßung der Frage an, möchte indessen aus der Bill keine Kabi nelsfrage mahen. Lord John Russell ersucht dagegen den edlen Lord, glei( mit der Bill vorzuschreiten; um so mehr müsse er s{ch gegen jeden Aufshub erklären, als man fast in der ganzen Zwischenzeit über die Politik der Regieruug in Ungewißheit {weben würde. Schon jeßt müsse er aber erklären, daß eine Anleihe von 16 Mill. Pfd. für irländische Eisenbahnen nit mit den Absichten der Regierung und der Finanzpolitik vereinbar seiz daher werde er sich für Verwerfung des Bentinckschen Plans aus= sprehen, da derselbe mit dem Finanzplan der Regierung für dieses Jahr durchaus nicht in Einklang zu seßen. Er bitte daher den edlen Lord, glei seinen Antrag zur Entscheidung zu bringen, indem jeder Verzug darüber das ganze Geld-System des Landes in Unruhe und Störung verseßen“ würde. Uebrigens möge man wissen, daß die Regierung in dieser Session durhaus keinen Plan

für ein ausgedehntes Eisenbahn - System in Jrland einführen wolle. Herr Osborne is au für unverzügliche Erörterung der Frage, erflärt sich aber für die Eisenbahnbauten. Herr Buttler bemerkt, daß die irländishen Mitglieder fast einstimmig sih dafür entschieden, daß es rathsam sei, der edle Lord möge seine Motion auf gelegenere Zeit verschieben. Lord G. Bentinck erklärte hier= auf, daß er nah wie vor davon überzeugt sei, daß sein Antrag für die irländischen Jnteressen die höchste Wichtigkeit habe. Gegen 34 irländische Mitglieder hätten ihn um Ausseßung der Motion gebe= ten, was ihn befremde, da seine Maßregel wohl \o dringend sei, wie jede andere. Jundessen hätte er gern diesem Ansinnen sih ge= fügt, um so mehr, als seine edlen Freunde die Existenz des Miní= steriums an die Verwerfung des Antrags geknupft hätten und zu befürhten gewesen wäre, daß alle sonstigen Maßregeln zur Unter= stüßung Jrlands dur einen Kabinetswehsel ins Stocken gerathen würden. Nach der Aufforderung des Premier - Ministers aber und auf dessen Erklärung, daß er die Erörterung der Bill jegt für abso= lut dringend halte, würde er nicht seine Pflicht erfüllen, wenn er noch länger damit säumen wollte, und was auh immer die Folgen sein würden, so sei er niht dafür verantwortlih zu mahen. Wäre der Minister dann fest entschlossen, in solchen Schwierigkeiten das Ruder zy verlassen, so möge man wissen, daß er und seine Freunde niht vor denselben zurüdckbebten. Herr Roebuck spriht \sich dagegen aus, daß man aus dieser Frage eine Partei - Frage mahe. Lord John Russell habe bereits erklärt, daß er niht die Verantwortung dieser Bill tra- gen wolle. Auch er erkläre sich dafür, daß diese die Geld-Jnteressen des Landes so lebhaft berührende Frage glei zur Entscheidung ge= braht werde. Die Tagesordnung sollte darauf darüber verlesen wer= den, wurde indessen auf heute vertagt, Jm Oberhause kam nichts von Jnteresse vor. E

Nach dem Edinburgh Courant mehrt sih die Zahl der Ge=- waltthaten in den schottischen Hochlauden so sehr, daß die dort stationirten Truppen bedeutende Verstärkung haben an sich ziehen müssen.

Me Blätter thrilen heute ein vom 30, Januar datirtes Schreiben des portugiesischen Finanz= Ministers an den Präsidenten des hiesigen Comités spanischer und portugiesischer Fonds - Juhaber, Herrn R. Thornton, mit, in welhem demselben angezeigt wird, daß die doppelte Dezima- Abgabe von den Dividenden“ der auswärtigen Schuld durch Dekret vom 29, Januar aufgehoben worden sei, und daß die am 1, Januar gemachten Abzüge, sobald es die Unstände ge- statten, zurückgezahlt werden sollen. 5

Die Times bespricht die Mittheilung eines Wochenblattes, daß die Direktoren der Bank beschlossen hätten, 1 Million Pfd. St. re= duzirter 3proz, Stocks zu verkaufen, wovon bereits 800,000 Pfd. St. verkauft seien und noch 200,000 Pfd. St., je nah dem Stand des Courses, zu verkaufen blieben. Diese Nachricht hat großes Aufsehen erregt, da die Bank dirse Papiere mit 3 pCt. Verlust verkouft haben müßte und dieser Umstand allein sehr ungünstig {hon auf den Stand der Course zurückzuwirken geeignet wäre, Obgleih man nun dieser Nachricht noch keinen Glauben shenkt, so hält die Times es doch für nothwendig, daß man die Wahrheit darüber erfahre, und die Actionaire würden bei der nächsten halbjährlichen General-Versamm- lung die Gouverneure darüber zu befragen und, falls die Sache si bestätige, zu ermitteln haben, wie diese Nachricht ins Publikum hätte gerathen fönnen, da jedenfalls die Discretion dadurch verleßt wor= den sei.

London, 13. Febr. Die Debatte über die zweite Lesung der Bill Lord Bentinck's hat gestern im Unterhause begonnen, es ist aber noch niht zur Abstimmung gekommen.

X London, 11. Febr, Jn keinem Lande Europa's außer Deutschland wird wohl die große Ankündigung in Jhrem Blatte vom Aten d. M. mit einem größeren Jnteresse und einer herzliheren Theil- nahme aufgenommen worden sein, als bei dem britischen Volke und innerhalb dieses Reiches. Man möge England, dessen Ansprüche, un- ter die ersten Staaten der Welt gezählt zu werden, sich hauptsächlich auf die allmälige Entwickelung seiner geshihtlichen Jnstitutionen und auf die Aufrechterhaltung jener Prinzipien der Freiheit stüßen, welche von seinen alten deutshen Vorfahren ererbt und in neuerer Zeit durch die Thronbesteigung eines deutschen Fürsten-Geschlechts geshüßt worden sind man möge England erlauben, feine lebhafte verwandtschaftliche ¿Freude zu äußern, wenn Preußen und Preußens Monarch die Grundlage zu jenen National-Justitutionen gelegt haben, welche in unserem Zeitalter die sicherste Basis öffentlicher Wohlfahrt, nationaler Größe und monarchischer Macht sind, Jeder Staatsmann dieses Landes, überhaupt Jeder, ber von den auswärtigen Beziehungen Englands eine aufgeklärte Ansicht hat, empfand vor Allem eine wahrhafte Freude über den Zu- wachs an Stärke und Vertrguen, welchen diese Maßregel der preu=- ßishen Monarchie beilegt, und gab si dann der nicht weniger zu= versichtlihen Hoffnung hin, daß diese Maßregel dazu beitragen werde, die Beziehungen zweier Staaten zu stärken, welhe so vielfachen Grund zur Einigung und so wenige Ursachen der Nebenbuhlerschaft und des gegenseitigen Mißtrauens haben,

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anderen Lande“, sagt er, „weder der

zu erinnern. „Jn keinem

neuen, noch der alten Welt, enießt di i öl- ferung solche ausschließliche Privilegien, ja im britischer Reihe selbst be steht die irländisch-protestantische Kirche als ein Ausnahmefall, Weder ín Darauf, inmitlen audacolonieen mat die anglitanishe Kirche Anspruch E Bee Dae E Slivdiger pipblferschasten als eine Staatskirche zu of me Jiland bietet d tel ei L von 8,000,000 Seelen mit einer Kirche, molhey auibiel einer Bevölkerung hören. Man macht dasür geltend, daß die Protestanten 'obwohl die Min- derzahl, doch einen großen Theil des Grundes und Bodens der le j in- dazu die höhere Jntelligenz besißen. Jh will nit untersu N e E Protestanten in Jrland zu all diesem Eigenthum gekommen \siad , u e de würde damit alte moralische Beulen ausstechen, welche besser MtLaE O benz will au nicht uztersuchen, ob Katholifen, wie die Dazen O? ns E und Shiel, niht so viel Geist und brauhbares Wissen, kurz \o viel ues ligenz im Kopfe tragen, als die intelligentesten unserer Fehr intelli n U Brüder 'jenseit des St, Georg-Kanals, Aber gesegt auch, es verhielte sich so, so sage ich nur dies: wer ein solhes Argument zu Gunsten einer Staatsfirche aufstellt, der hat feinen Begriff von dem Was? und Warum? einer Kirche. n einer Eisenbahn-Compagnie gilt das Vermögen allerdings mehr als die Anzahl, und es is billig, daß ein Actionair mit 500 Actien E Stimmen habe, als 5 Actionaire mit je einer Actie. Auch eine Ver- mögens-Qualification sür Parlaments-Mitglieder mag hingehen; denn ob- wohl Reichthum und Juntelligenz nihts weniger als korrelative Begriffe sind, so is doch, wo es sh um eine legislative Norm im Großen handelt, der Vermögens+Census vielleicht die einzige anwendbare Regel, indem man von der Maxime ausgeht: wer kein Eigenthum hat, besigt nicht die Mittel, - ih die erforderliche Geistesbildung zu schaffen, Aber bei Gründung einer - Kirche sind - 5 arme Menschen mehr zu berücsichtigen, als Ein Reicher, ¿Der Pr ist sür den, der eine Bibliothek der besten theo- logischen Werke besißt, minder wichtig, als für den Mittellosen, der : hat, Bücher zu: kanfen, noch au Zeit, sie zu lesen. Gelehrten

Religions - Unterricht bleiben oder dafür bezahlen? Das wäre eine {were Belaftung seiner geringen Mittel. Soll er sih die Religionslehre als ein Almosen zufließen lassen? Das wäre eine unsichere und demüthigende Art, Darum lobe ih mir ein festbegründetes Haus Gottes, das au dem Aermsten ofen steht, nicht aus Gunst, sondern als Ret, Mancher jetzt Lebende erinnert sih wohl noch, daß die Einkünste des fettesten Bisthums in Jrland an den Gestaden des Mittelmeeres von einem Prälaten vergeu- det wurden, dessen Briefe sehr unähnlich denen des St. Johannes oder St. Paulus zu lesen, sind littèrae non erubescunt-— in der Korre- spondenz der Lady Hamilton, Noch immer ist die Zahl der bischöflichen Geistlichen, die nicht auf ihren Pfründen leben, nur allzugroß.““

Eine sorgfältige naue hat Höffken den geistigen, namentlich den literarishen Zuständen Englands gewidmet, deren Ergebniß ihm die Ueberzeugung von der innigen Verwandtschaft deutschen und englijchen Geistes ist, Wenn auch in der Geniry das normäunnische Element stark ist, so sind doch die mittleren und unteren Schichten der Nation noch im unverkennbaren Besiy ihres altsächsishen Wesens. Wo man den Gentle- man noch nicht angezogen hat, da spricht man nicht jenes zusammengewür- felte Conversations-Jdiom, sondern noch ein ziemlich reines Deutsch. Auf dem Lande nur nicht bei dem Bediententrosse wenn Bauern sich be- au und plaudern , hört man norddeutshe Mundarten, mit wenigen

remdwörtern gemengt, Das englische Schiffsvolk verständigt fih mít dem met andishen, hanseaiischen, fast noch mit dem dänischen ohne Dol-

An Volfsliedern sind die Jrländer reiber als die Engländ d di

î gländer, und die

meiandtali\dt, der slawischen ähnliche Weise, in der sie gesungen werden, ische Bren Shmerz eines niedergebeugten, leidenden Volkes aus, Jrlän- dishe Barden singen von ihrem unglülichen Vaterland, „an das sie zuerst Vssat und zuleßt denken werden, das theuerste und schönste auf Erden.“ ssianische Dichtungen leben noch in ihrem Munde, und felsänger er- halten die Veberlieferungen in langen: Gedichten Bésin jeder Busch jeder Yügel mit Sagen gefeiert wird, Uebrigens herrscht jeyt das Englische in K and_ vor, wenige Landstriche im gebir Binnenlande und an der

- weder Geld- gut: predigen, sie predigen am Ende selber; die Katholiken aber, die e Pn A U d inde iehen um Tas 2E uben Geistlicher und Leh- Fer, s hilst dem Armen das Freiwilligkeits - Prinzip? Soll er ohne

| igen est ausgenommen, wo noch das lte Ér ín ’Con- nell hält seine Reden ín B ry da 4 alte Este mee ae U ‘ia

Wort oder einen Vers ersish ein, der gewöhnlih lauten Beifall ärndtet,

Das aussterbende Celtische lebt nur noch in vier Abzweigungen fort, dem Gaelischen in Hochschottland, dem Kymrischen in Wales, dem Mansk auf der Jnsel Man und dem Ersischen in Zrland, Seit 24 Jahren be- steht in London eine Gesellschaft, die ersische Erbaunngsschriften verbreitet, Jm Jahre 1845 wurden 25 neue ersishe Schulen mit 2319 Kindern er- nd unser Reden und Wissen von englischer Thatkraft und Selbststän- digkeit in seinem Handel, seinem Gerichts- und Städtewesen erweist sich aber es dann als fruchtbar, wenn es uns über uns selbst und unsere Jn- teressen aufflärt und zu eigenem Thun antreibt, Ju diesem Punkt muß man dem Höffensben Werke eine durchaus nationale Gesinnung nachrüh- men, die in die Schule des Auslandes nur geht, um der Heimat desto nüylicher scin zu können. Hier sind die s{hwebenden Fragen der Zeit, an deren Lösung alle Wohlgesinnten zu arbeiten haben, die Zukunft deutscher Größe, deutschen Handels und was sonst von erhebenden Hoffnungen in den Herzen der Patrioten bewahrt wird. 24,

Der Hydrarchos.

Es is bereits vor längerer Zeit in diesem Blatte (Allg. Preuß, Ztg. 1844 Nr. 52) erwähnt worden, daß Herr Dr. A, Koch in Nord- Amerika das Gerippe eines Thieres aufgefunden habe, das von ihm Missonrinm Theristocaulodon (Gihelzahn) benannt wurde und sowohl dur seine Größe, als durch die wunderbare Form seiner Stoßzähne unter den lebenden wie unter den fossilen Thieren bisher einzig dastand, denn die Länge desselben betrug 30, die Höhe 15 Fuß, und ein ausgewachsener Elephant würde sich daher zu demselben verhalten, wie ein Lamm zum

Mutterschafe. *)

*) Das Nähere über dieses urweltliche Thier findet sih in einem bei dem Königl. Hof-Buchhändler Herrn Alexander Dundcker erschienenen Werke: Die Riesenthiere der Urwelt oder das neu entdeckte Missourium Theristo- caulodon (Sichelzahn aus Missouri) und die Mastodontoiden im Allge- meinen, von Dr. A, Koch, mit 8 Tafeln Abbildungen, Berlin, 1845,

Was England betrifft, so is es offenbar, daß die Unterbrehung seiner Beziehungen zu Frankrei jeßt in allen praktishen Fragen vollständig ist und wahrscheinlich auh so bleiben wird. Das OQuizot= Kabinet scheint jeßt bemüht, von Oesterreih den Beistand zu erlangen, den es bis dahin von England erhielt, Allein diese Beziehungen dürsten ihren Zweck verfehlen, während sie die Politik Englands zu Frankreih wesentlich berühren, so daß jeßt hon die eifrigsten An- hänger der entente cordiale zu erfennen anfangen, wie der fran= zösische Hof Ansprüche blickden läßt, die durchaus mit irgend einer ge- meinschaftlihen Handlung der beiden Regierungen unverträglich sind. Während demncch Frankreih zwischen seiner alten Politk und seinen neuen revolutionairen Tendenzen \{hwankt, is das englische Kabinet eben so wenig geneigt, den Eingrisfen auf der einen Seite nahzuge= ben, wie den heftigen demofratishen Leidenshaften auf der anderen sih anzuschließen. Auf jener Mittelstraße gehend, welhe zwischen den beiden Extremen der unbeschränkten Gewalt und der Zügellosigkeit liegt, und welche die wahre fonservative Politik Europa’s bedingt, hat die englische Nation lange schon mit besonderem Vertrauen auf Deutsch= land und auf Preußen in Deutschland geblickt. Jn allen Fragen der Kontinental = Politif wird die Stärke, die Zuverlässigkeit und die Wohlfahrt Preußens mit den besten Juteressen Englands identifizirt, und man hofft deshalb, daß die wachsende Kraft der preußischen Nation immer mehr dazu beitragen wird, diese Bande zu festigen. Wenn die Lage und die Absichten aller anderen Kabinette Europa?s gegenwärtig der Welt aufgedeckt werden könnten, so würde der Anblick gewisser Gefahren die entschiedenste Mahnung an die Vereinigung deutscher Politik mit der Politik Englands sein,

Ital. f en

_ Nom, 2. Febr. (D. A. Z.) Am Schlusse des vorigen Jahres ershien hier von einem römischen Staatsmann unter dem Titel „Poche parole sulla circolare del Cardinale Secretario di Stato, eminentissemo Gizzi, dal 24. Agosto 1846“, eine Flugschrift, welche den Zweck hatte, die in Folge des Rundschreibens des Kar- dinals Gizzi durch Aberglauben und Engherzigkeit an manchen Orten ausgewiegelte und Aufruhr drohende Menge zu beruhigen. Es heißt darin unter Anderem :

„Die Meinungsverschiedenheiten über die moralische Lage des Volks und über die Regierung trenney im Kirchenstaate die Partei der Obffkuran- ten und die der Progrefsisten, Während jene alles Heil von der Unwissen- heit der Menge, den Almosen der Begüterten und dem Strafrigor erwar- ten, wollen diese, um die sozialen Zustände jedweder Klasse zu heben, Er- ziehung statt Noheit, Erwerb statt Almosen, Bildung und Licbe zum Guten statt Furcht vor Züchtigung. Jene machen in Betreff des zweiten Punktes das Regieren zu einem Staatsgehcimniß und die Macht zu ejnem Mono- pol, während diese das Geheimniß durch Oeffentlichkeit erseßen und durch Ausübung geseßliher Mittel die Negierung felbst beeinflussen möchten, Cs is flar, daß das Eine zum Anderen sich verhält wie Ursache zur Wükung. Denn wo das Volk durch die Wohlthat der Er- ziehung mit dem Bewußtsein eigener Kraft erkannt hat, was po- litish \chlecht oder gut i, da wird das Regierungs - Geheimniß lächerlich und das Machtmonopol ein Utopien. Die Menschen zur Unwissenheit und Armuth verdammen, is ein doppeltes Unrèécht gegen gött- liches Gese und Humanismus. Doch wenn Unwissenheit ein Uebel ist, so wird eine nicht durch Neligiosität geleitete und zu den Bedürfnissen des Volkes in feinem Verhältnisse stehende Bildung kein Gut. Wenn Müßíig- gang zu verbannen is, so muß doch nicht alles moralische Fühlen einer zügellosen Thätigkeit des Jndustrialismus hingeopfert werden,

„Das Cirkular des Staats-Secretairs is eine wahrhafte und spontane Erklärung von Grundsäyen, mittelst deren die Regierung über allen Par- teien der Civilisation huldigend die öffentliche Meinung innerhalb der Gränzen ihrer Sphäre zurückruft. Der Obskurantismus vertraut dem Strafgeseßbuche: das Cirkular erklärt es für unfähig, Alles durchzusetzen, Der Obskurantismus fördert den Müßiggang und liebt Hand - Almosen, das Medium der Abhängigkeit; das Cirkular leitet vom Müßiggange die Ursachen der öffentlihen Verderbniß her und predigt den Armen das hei- lige Geseß der Arbcit. Der Obsfurantismus will die Unwissenheit der untersten Klassen der Gesellschast; das Cirkular will sie mittelst einer reli- giös-moralisch-civilen Erziehung einer besseren Existenz entgegenführen, Der Obsfurantismus will Regierungs - Geheimniß und Negierungs - Monopol ; das Cirkular erbittet Hülfe von der öffentlichen Meinung durch die Mu- nizipal- und Provinzialräthe. Der Obsfuran!iesmus will um jeden Preis den Status quo, ungeachtet seiner aufgewiesenen Mängel; das Cüfkular kündigt eine Reform-Epoche an, Die Basis dieser aber muß die Volks- erzichung sein, Das Cirkular will, daß das Volk religiós sei, und des- halb wünscht es die Hülfe der Priester; es will dasselbe gesittet und ge- bildet, weshalb die Hülfe edler und rehtscheffener Bürger beansprucht wird; es will dassclbe thätig, und deshalb ladet es zur Erlernung von Handwerken ein; es will dasselbe disziplinirt, und deshalb soll es an die Handhabung der Waffen gewöhnt werden, Diejenige Regierung, welche die Militair-Disziplin als Mittel der bürgerlichen Erziehung adoptirt, hul- digt der Würde des Menschen und der Treue des Unterthanen. Die Re- gierung, welche bei geseglichen Reformen in sozialen Verhältnissen den Rath der Mitbürger wünscht, seßt dem Machtmonopol eine Gränze. Die Regie- rung, welche sih nicht fürchtet, das Volk aufzuklären und zu bewaffnen, er- klärt Angesichts der Welt, daß sie dem Despotismus entsagt.

„Der regierende Pavst is überzeugt, daß die den meisten Ftalienera unserer Tage geläufigen Theorieen und Tendenzen weder unmoralish, noch gottlos, noch aufrührerisch sind, Allein unpassend für den Kirchenstaat sind die Theorieen, welche die Souverainetät s{mälern und die Rechte des Kar- dinal-Kollegiums verleßen wollen. Die erstere ist ein Depositum, kein Do- minium, und die zweiten vaibürgen pacta conventa. Der Wille des Papstes ist beiden gegenüber nicht allmächtiz, Unpassend sind auch die Tendenzen, welche der Regierung zumuthen, über jene Traditionen hin-

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wegzuspringen, welche die Grundsteine aller Reformen sein müssen, die in ítalienischen Staaten stabil werden sollen. Gefährlih für díe öffent- liche Ruhe sind jene Theorieen und Tendenzen, welche den Papst zum Urheber von Unfrieden zwischen christlichen Fürsten machen möchten und von ihm Handlungen erwarten, welche die Gränzen meralisher Wirkungen und die des Beispiels überschreiten, Die päpstlichen Unterthanen mögen nicht glauben, daß ihr Fürst durch einen Streich gegen alle politischen Konve- nienzen eine vollständige Reform entwerfen und durhführen könne, Wür- den die italienishen Fürsten nicht besorgen, der Papst möchte alte Práâten- sionen erneuern und unter guelfisher Fahne die Provinzen Jtaliens ver- sammeln? Nicht zu viel mögen die Völker hoffen, nicht zu viel die Für- sten fürhten, Man unterscheide zwischen ciner wirklih constitutionellen Regierung und ciner dur humane Grundlagen gemäßigtenz zwischen einem Fürsten, der einen Theil seiner Souverainetät aufgiebt, und einem, der seinen Unterthanen die freie Ausübung ihrer heiligen, unverleylichen Rechte wiedergiebt, welche der Despotismus usurpirt hatte; zwischen eincm Papste, der die Fahne der Unabhängigkeit Jtaliens aussteckt, und einem, ter sih weigert, Anderen als Werkzeug zu dienen, sie för- dert durch Vertheidigung gegen List und gegen fremde Unbill. Zwischen beiden is ein weiter Raum, welchen Sophisterei, niedrige Leidenschaften und fleinliche Eifersucht weder verkleinern, noch verbergen können, Und inner- halb dieses Raumes is Play für Civilisations- und Freihcits-Bestrebungen, welche der Papst ungehindert heiligen kann, wie er gethan z es ist da Play für Tendenzen, die gefördert werden fönnen ohne Störung der öffentlichen Ruhe, und sie sollen ausgeführt werdcn. - Warten die päpstlkchen Untertha- nen ín Frieden, und die ihnen gemachten Versprehungen werden erfüllt werden! Warten die Jtaliener, und das Loos des s{chönen Landes wird ohne Aufruhr ein anderes werden! Erinnern sich beide an die zahllosen Hindernisse, denen ein Reformfürst nothwendig bei jedem Schritte begegnen muß, und beklagen sie sih nicht, wenn die Eile der Ausführung der Schnel- ligkeit ihres Wunsches nicht entspricht, Geben sie beide vielmehr dem sie beachtenden Europa Beweise, daß sie cines bcseren Geschiks werty sind,“

S p af i e-n.

= Paris, 12. Febr. Es i} keinem Zweifel mehr unterwor- fen, daß auch in den basfishen Provinzen und Navarra Vorbereitun- gen getroffen werden zu einem Schlage, den die karlistische Partei im herannahenden Frühjahr au dort zu führen gedenkt, Die Re= gierung zu Madrid hat zwar die Besaßungen dieser Provinzen durch Regimenter aus dem Jnnern verstärken lassen; die Behörden entwik= feln die größte Thätigkeit und bewachen aufs shärfste jeden Schritt und Tritt der wegen ihrer karlistischen Gesinnungen bekannten Män-= ner; die kommandirenden Generale und die Gefe- Politicos machen unaufhörlich Rundreisen in den ihnen Verdacht einflößenden Bezirken, um den Eifer ihrer Untergebenen stets wach zu erhalten; dessenunge- achtet reihen alle diese Maßregeln nicht aus, die in die farlistischen Pläne Eigeweihten am Fortbetriebe ihrer Rüstungen zu hindern, und sie stehen durch zuverlässige Sendboten in ununterbrochenem geheimen Verkehr mit einander, so wie mit ihren Freunden jenseits der Gränze. Die Namen der zur Leitung des Unternehmens bestimmten Männer, die Punkte, welche als Hauptstüyzpunkte der Bewegung dieuen sollen, gehen von Mund zu Mund, aber es fehlen der Behörde die materiel= len Beweise, um einschreiten zu können. Gerade darin liegt der Be= weis der großen Umsicht, mit welcher die Karlisten bei allen ihren Seritten und Handlungen zu Werke gehen. Indeß schcint ausge= macht, daß sie in deu basfishen Provinzen im Allgemeinen nicht auf großen Anklang renen können, wenn man einige Distrikte von Biscaya etwa ausnimmt, welche auch während des leßten Bürgerkriegs dur ihre besondere Ergebenheit für die kaclistishe Sache sich auszeichneten. Jn Biscaya is in dieser Beziehung der Distrikt von Durango beson= ih lange das Hoflager des Don Carlos

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ders zu nennen, wo befanntli sih befunden hatte, in Guipuzcoa die Gegend von Villafranca und die zunächst an Navarra anstoßenden Bezirke, auch in Alawa können die Karlisten auf eizigen Beistand rechnen; aber, wie ge- sagt, im Ganzen is die Bevölkerung sür Aufrehthaltung des Friedens, nahdem eine lange, mehr als sehsjährige Erfahrung sie hinreichend über die traurigen Folgen des Krieges be= lehrt hat. Jn Navarra wurzelu die farlistishen Sympathieen noch viel tiefer; ein großer Theil der ganzen Bevölkerung der kleineren Städte wie der Gebirgs-Dörfer hat sie noch treu bewahrt uud würde, wenn es zu einem ernstlihen Ausbruche kommt, auf’s neue keinen Anstand unehmen, das Glück der Waffen zu versuhen. Ju Navarra war es au, wo, wie früßer in Catalonien, die zur Einreihung ins Heer ausgehobenen Rekruten sogar offenen Widerstand wagten und zu Tafalla, Estella und anderen Orten den Behörden, ja selbst den kleinen Truppenabtheilungen, die man zuerst gegen sie aufbot, hart= näckigen Trob entgegenseßten, bis sie endlich durch eine stärkere Mi= litairmacht zu Paaren getrieben wurden, Jeßt erwartet die Schul= digen {were Strafe. Der Staats - Anwalt zu Pampelona hat in seinen Anträgen an das Gericht erster Justanz daselbst, welchem die Strafe zur Äburtheilung anheimsfiel, gegen mehrere von ihnen Ge-= fängnißstrafe vou 2, 4, 6 und selbt 8 Monaten verlangt, außerdem Verurtheilung derselben in die Kosten. Jndeß wird durch die Verurtheilung dieser Individuen in der Hauptsache im Grunde nichts erreiht, denn der Geist der Bevölkerung wird dadurh nicht im geringsten geändert, die Erbitterung der Familien, welche eines oder mehrere Glieder unter den von den verhängten Strafen Be= troffenen haben, vielmehr noch gesteigert, und sie werden daher wahr= sheinlich mit Eifer die Gelegenheit ergreifen, Rache zu nehmen, Zwischen den Karlisten in Navarra und jenen ín Hochcatalonieu werden dur Vertraute, die sie au in den Gebirgs =- Distriften von

Ober - Aragonien zählen, fortlaufende Verbindungen

In der Gegend von Huesca sowohl als von Barbustrs bis rg rp catalonische Drovíug Lerida hinein haben die Karlisten viele Anhänger nur daß sie in diesem Theil von Aragonien vereinzelter wohnen, daher weniger gemeinshaftlich und im Einverständnisse handeln fönnen. Die Banden unter Ros de Eroles streifen auch von Balaguer, Cuballs und Agramunt aus manhmal bis an die Ufer des Cinca vor, wäh- rend sie auf der anderen Seite sih niht s{heuen, auch in der Ebene zu erscheinen, was hinlänglich von dem Selbstvertrauen zeugt, das sie bereits besißen.

Der General-Capitain Breton war am 29. Januar Nachmittags wirklih {hon in Cardona (bekannt durh sein großes Gewehr-Maga- zin) mit der Hälfte der Kolonne, die er von Barcelona aus mitge- nommen hatte, eingerückt. Am folgenden Tage rückte er gegen Sol- sona weiter, wo einen Tag nah ihm auch die andere Hälfte seiner Kolonne, welche seitwärts einen Streifzug gemacht hatte, wieder zu ihm stieß. Von Solsona aus wollte er dann operiren, je nahdem es die Umstände erheishten, Wie sich erwarten ließ, zeigte die Bevölkerung der ganzen Gegend, welche er durhzog, überall die besten Gesinnungen; Jeder weiß, wie gesährlich es wäre, auh nur einen Schatten von Verdacht vor der unerbittlihen Strenge des Ge- neral- Capitains auf sih zu ziehen, was aber diese Bevölkerung nicht hindert, ihre wahre Gesinnung an den Tag zu legen, sobald sie es ohne unmittelbare Gefahr thun fann. Den Karlisten kam anfangs das ueutrale Gebiet der Fleinen Republik Andorra sehr zu statten. Von dorther bezogen ste früher Waffen, Kriegsbedarf aller Art, selbst Le= bensmittel, und fanden andererseits im Fall der Noth eine sichere Zufluchtsstätte. Nun läßt aber der General - Capitain Breton die Gränze nach dieser Seite so streng absperren uud überwachen, daß aller Verkehr fast absolut unmöglich wird und die Bewohner des neutralen Gebietes selbs s{chwer darunter leiden. Ob das Gerücht von Abseßung des Gouverneurs von Seu de Urgel begründet war, läßt sich noch immer nicht mit Sicherheit angeben.

Das Vorstehende war schon geschrieben, als mir noch neuere Nachrichten von der catalonishen Gränze bis 7. Februar zukamen. Man kann sih eine Jdee von der Verwirrung machen, die in allen aus Catalonien kommenden Nachrichten herrsht, wenn man hört, daß der General= Capitain selbs durch falsche Angaben getäuscht worden sein soll, Denn nachdem er zu Cardona und Solsona angekommen war, soll er e. fahren haben, fo sagt sogar sein cigener Bericht aus Cardona vom 29. Januar, daß er allen seinen militairishen Macht- aufwand nur gegen eine kleine Bande von kaum 110 Mann gerichtet haben soll, die „schlecht bewaffnet, ohue Munition waren und bei seiner Aunäherung aus einander liefen,“ Jndeß herrscht hierin offen- bar eben so gut Uebertreibung , als vielleicht in der allzu staxfen Schäbung der Banden lag. Die Thatsache is unumstößlich, daß der Kriegszustand wirklih {hon dort besteht, und daß zwei Männer auf karlistisher Seite ihn unterhalten; der ehemalige Brigadier Ros de Eroles und der Kanonikus Tristany, der bekanntlih das Land seit 1839 feinen Augenblick verlassen hat. Man macht si vielleicht eine falsche Jdee von Tristany, Er is} ein kalter, ruhiger Mann, voll Ver- trauen und beinahe Sorglosigkeit, wozu sein Charakter als Priester wohl eben so gut beitragen mag, als die Sympathicen, auf welche er für seine Sache rehnen zu fönnen glaubt. Ober-Aragonien, des= sen Berge sih bis ans Meer erstrecken, besißt viele kleine Häfen, dur) welche die Karlisten Geld und Waffen aus dem Auslande be- ziehen könnten, Ober-Aragonien war gewissermaßen das große De- pot, wo Cabrera seine zahlreihen Bataillone rekrutirte. Diese Leute, wele unter ihm gedient haben, nahher aber meist in ihre Berge zurückgekehrt sind, diese Leute, welche Tristany sieben Jahre hindurch zu versteckden wußten, werden \schwerlich sih rühren, so lange es den Gührern an Geld fehlt; und darum ist es gefährlih für die beste- hende Regierung, ihnen die Verbindung mit dem Meere offen zu lassen. Wenn es sonach den karlistishen Banden wirflich an Muni- tion fehlt, wie General-Capitain Breton sagt, so liegt darin der Be- weis, daß sie nihts über See erhalten haben, daher gezwungen sind, isolirt zu handeln. Aber auf der anderen Seite ist auch wohl zu be= denken, daß der Augenblick, wo man in Ober-Aragonien Krieg süh= ren kann, noch niht gekommen is. Jeht sind alle Berge daselst mit Schnee bedeckt, man fann weder bivouakiren noch Nachtmärsche machen, mit einem Worte, man kann dort noch niht das Feld halten. Generai-Capitain Breton sieht si, wie aus den oben mitgetheilten Notizen über seinen Marsch hervorgeht, ge- nöthigt, sich ebenfalls auf der hon gebahnten Straße zu halten, und wer das Land kennt, in welchem er si befindet, wird begreifen, daß er nihts Anderes thun konnte, Dort aber können 200 Mann aus Ober - Aragonien, gewöhnt an die Terrain-Schwierigkeiten des Gebirgslandes, 2000 Mann Truppen, von welchen sie verfolgt wer- den, lange in Schah halten. Es giebt dort eine Unzahl von Stel= lungen, zu denen man so zu sagen nur auf Gelsenstaffeln emporstei=- gen kaun, Von diesen Stellungen aus kann der geübte Guerilla sei- nen Gegner necken, herausfordern, und dieser hat oft drei, vier, fünf Stunden Weges zurückzulegen, bis er jenen erreichen fann. Kurz, die Guerillas können sich den Boden, wo sie den Angriff erwarten wollen, selbst auswählen, und wo sie ihn nicht günstig finden, si zurückziehen, ohne daß man ihnen {nell genug zu folgen vermag. So ist es auch dem General - Capitain Breton ergangen, er vermochte Nie-

manden zu erreichen. Es geht ihm, wie es den Franzosen in Affrik

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Herr Dr. Koch, unermüdlih im Aussuchen urweltlicher Gegenstände, kehrte im Mai 1844 nah Nord - Amerika zurück, besuchte zuerst die an fossilen Korallen reihe Gegend an den Wasserfällen des Ohio und ging von da nach Bloomíngton im Staate Jowa (Aiowäh), wo er eine schöne Sammlung fossiler Pflanzenreste aus dem bunten Sandstein zusammen- brachte. Auf der Rüreise von dort nah dem Staate Missouri fand er in den zur oberen silurischen Formation gehörenden Gesteinen an den un- teren Stromschnellen des Mississippi einige Knochen, die, wie er glaubt, Ueberreste eines Frosches oder Salamanders von riesenhaster Größe sind, und beobachtete in Jefferson - County (Missouri) im Bergkalkstein die be- rühmten Bildungen, welche dem Eindrucke eines Menschenfußes ähnlich schen, wenn auch nicht anzunchmen is, daß sie von Menschen herrühren, obgleich allerdings damals s{chon warmblütige Thiere lebten, denn auf einer dieser Felsplatten befindet sich neben einem der erwähnten Fuß - Eindrücke die Spur eines Vogels, der wahrscheinlich ein Sumpfvogel war,

Nachdem Herr Dr. Ko ch bei der Abreise von St, Louis im Dezember 1844 dur das Treibeis gezwungen worden war, nebst seinen Reisegefähr- ten das Dampfboot zu verlassen, was nur mit großer Gefahr dadurch be- werkstelligt werden konnte, daß man Bretter über die Eisschollen legte, ging er zu Lande nach dem kleinen Staate Golconda am Ohio, wo er in dem devonishen Sandstein interessante Fossilien entdete. Jm Jahre 1845 reiste er nah Claïiborne im Staate Alabama, dessen Umgegend ein fklassischer Boden für den Geologen is, Hier hatte man zu verschiedenen Zeiten ein- zee Reis des Hydrarchos gefunden und sih derselben zu häuslichen Zween bedient; so sah Herr Koh mehrere Rüenwirbel dieses Thieres in Kaminen, wo sie als Feuerböcke dienten, um das Holz von der Asche zu enne, und diese fossilen Knochen sind so seuerfest, daß sie selbst im Feuer eines Kalfofens, wo man sie haite zu Kalk brennen wollen, feine Verän- derung erlitten. Ein Rückentvirbel Latte bereits mehrere Jahre als Trep- penstufe vor einem Hause gelegen, ohne daß er durch die Witterung und die Fußtritte wäre angegriffen worden, und einen anderen suchte Herr Dr, Koch aus dem Schutt eines eingestürzten Hauses hervor, wo er als Eefstein

eines Schornsteins gedient hatte,

Während nun Herr Dr, Koch hon die Hoffnung aufgab, daß es ihm gelingen weide, etwas mehr als einzelne Theile diescs urweltlichen Thieres zu erlangen, wurde er sehr angenchm durch die Nachricht über- rast, daß sich in Washington County das Gerippe eines großen Thieres bifinde, welches so viel Knochen habe, daß man sie nicht auf mehreren Wagen fortschaffen könne. Herr Koch reiste natürlich sogleih dorthin, und seine Ausdauer wurde durch die Auffindung eines fast volländigen Ge- rippes dieses wunderbaren Thieres belohnt, Es lag in einem Halbkreise, einzelne Knochen hatten Verschiebungen erlitten, ein Theil der Nippen , der Fußlnochen , mehrere Rücfenwirbel und ein Theil des Unte kiefers fehlten, der Schädel lag ganz umgekehrt und die untere Kinulade eine halbe Elle entfernt; von den Zähnen sind sowohl im Ober- als im Unteckiefer noch mehrere erhalten, Der vordere, aus zarter Knochenmasse bestehende Theil des Schädels und die oberen Zahntheile hatten am meisten gelitten, doch ist noch so viel von Allem vorhanden, daß das Fehlende künstlich erseßt werden kann, Die Rüenwirbel lagen fast sämmilich in derselben Stel- lung, die sie bei dem lebenden Thiere eingenommen hattenz sie waren da- her auf der unteren Seite vollkommen erhalten, dagegen die Wirbelfortsäße mehr oder weniger zerstört,

Einzelne Theile dieses Thieres, und zwar ebenfalls aus Alabama, wa- ren bereits im Jahre 1835 von Dr. Harlan in Philadelphia beschrieben, der es für einen Saurier hielt und ihm den Namen Basilosaurus *) gak ; R. Owen in London, welcher die Zähne mikroskopisch untersuchte, stellte das Thier zu den grasfressenden Cetaceen (den Seekühen oder Manati nachstehend) und nannte es, wegen der Zwillingsform der Mahlzähne, Zeuglodon cetoides. Jeßt, da man die Kronen der Zähne, die nur denen der Sechunde gleichen, und ein fast vollständiges Gerippe des ganzen Thieres besißt, sind die berühmtesten Männer der Wissenschaft darin einig, daß der Hydrarchos eine ganz neue Fa- milie bildet; nur darüber herrscht eine Meinungs-Verschiedenheit, ob es ein

*) Reste des Basilosaurus finden auch auf Malta in derselben Formation, wie in Alabama, E j

Säugethier oder ein Reptil gewesen seiz für die erstere Ansicht erklärt sich der Geheime Medizinal - Rath Dr. Johannes Müller in Berlin, für die legtere der Geheime Medizinal-Rath Dr. Carus in Dresdn.

Der Kopf des Hydrarchos is im Verhältnisse zu dem ungeheuren, über hundert Fuß langen Körper sehr klein, die Augen s\cheinen dagegen sehr groß gewesen zu sein, und den langen Hals konnte er wahrscheinli schwa- nenartig kfrüummen, um während des Schwimmens den Kopf weit aus dem Wasser zu erheben und seine Beute zu erspähen. Auch die Rippen sind im Berhältnisse zum Körper nicht groß, haben aber das Eigenthümliche, daß sie nah dem unteren Ende hin flach g'drückt und drei bis viermal breiter sind, als am oberen Ende. Dic Rückenmarkhöhle is verhältnißmäßig groß, der Baken-Knochen schr klein, die Rücken- und Lenden-Wirbel sind sehr lang (der längste mißt 19 Zoll), aber nicht sehr dick (8—10 Zoll), Das Thier hatte wahrscheinlih vier Beine, jedenfalls aber zwei Vorderbeine.

Eine genauere, wissenschaftliche Beschrcibung dieses wunderbaren Thie- res wird in kurzem von dem Geheimen Medizinal-Rath Dr. Carus in Dresden erscheinen, Möge es dem hiesigen Museum verbleiben und nicht gleich seinem Landsmann, dem Missouríium, über den Kanal wandern!

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Berlin, 18, Febr, Der ordentliche Professor der philosophischen Fa- fultät der hicsigen Wioersitát, Dr, C. Ritter, ist von De russisch-geogra- phischen Gesellschaft in St. Petersburg zum Ehren - Mitgliede, von der

E iti, E Sciences des Lettres et des Beaux-Arts de Bel- E Tao o T (Associé) und von der Commission Cen- E de Statistique du Royaume de Belgique in Brüssel zum forrespon-

direnden Mitgliede ernannt worden,

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