1847 / 53 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Gesey nicht billigen, noch weniger aus armenpolizeilihen. Jch würde es auch für eine Wohlihat halten, wenn die vielen großen Domainen und Kammergüter ebenfalls parzellirt würden. Die große Verbindung des Grund und Bodens macht viele Menschen abhängig, zu einer Art s Sklaven, während selbstständige Bewirthschaftung erhebt und spornt. b in Verbot der Anhäufung von Grund und Boden in todter Hand würde even- falls bedeutend lindern. Vom Staat aber könnte noch viel geschehen T Errichtung von Kredit-Anstalten für Arbeiter, wo diesclben auf ihres 4 M hen Namen Geld geborgt erhalten, eine Art sottischer Volksbank. sind terstüßungs-Kassen für diejenigen, welche niht mehr arbeiten fónneA, fund eben so nothwendig, als die Pensionen, die den Ptauts-Dientttt S rrbâlts Hinterlassenen vom Staate gegeben werden, Auch die Heima!s- g rut vie ind drücfend, und wenn ein mir acn ofe scanderbafte Vere muß, welchem Heimats-Bezirke er angebdre, Sh "halte ih für zweckmäßig,

ältnisse vor. Die Errichtung von Sparkassen l n ms besser Bie díe Kreitung eines zinsbringenden Papiergeldes, wo-

j efrete wegen der Eisenbahnen Gelegenheit hätten. Ser A rid M Ee S Ahcanedeis Hensel beantragt hat, halte ih sür sehr gut, obwohl ich nah der Verordnung des Kultus - Ministeriums über den Gymnasial-Verein, die Alles übertrisst, was an Verboten bisher er- ist der Geneigtheit, solhe Vereine zu erlauben, zweifeln lassen worden ist, an g T Fes muß. Jch halte diese Verordnung durchaus für unchristlih, Schuld an dem Nothstand is ferner die besondere Rechtsnoth der Armen, denn wir Alle befinden uns ín einer Art von Rechtsnoth, der Arme aber hauptsäch- lich deswegen, weil er nicht Zeit hat, die Gesege kennen zu lernen, und leihwohl Rechtsunkenntniß weder von der Civil-, noch von der Kriminal- Rechtspflege anerkannt wird, Weil ferner die Civilgeseße in einer unver- ständlichen Sprache geschrieben sind und unser jeziges Verfahren zu lang- weilig und zu kostspielig is, als daß es der Arme abwarten könnte, wenn er eine Forderung von mehr als 20 Rthlr, einzuklagen hat. ten die Reformen hierin mehr als bisher beschleunigt werden. Seit 1833 is cine Cívilgeseßgebung beantragt; erst voriges Jahr wurde, worüber sich jedoch ganz Sachsen gefreut hat, Anstalt zu einem Civilgeseybuch getroffen, aber noch immer nicht zu einer Civilprozeß-Geseygebung, die doch eben so noth- wendig i, Hier ist von Mäßigung im Fortschritt nicht die Rede, der Fort- schritt kann nicht schnell genug gesehen, nur versteht sich, daß mau die unentbehrlihe Zeit sich nehmen muß. Für den Antrag der Deputation bin ih dankbar, er ist mir aber nicht bestimmt genug, und ih beantrage daher : „Die Regierung möge die Ursachen der Noth in den unteren Arbeitsklassen erörtern und Mittel zur Abhülfe ergreifen, auch, so weit die Zustimmung der Stände erforderlich is, dem nächsten odentlichen Landtage diesfallsige Vorschläge zur Genehmigung vorlegen.“ | Abg. Heuberer hielt es „für große Sophisterei und einen Hohn des menschlihen Verstandes“, wenn ihn Jemand glauben machen wolle, die Maschinen wären nüglichz sie seien nur gut, wo es an Menschen zur Ar- beit fehle, doch war er nicht des Glaubens, daß das ganze Maschinen- wesen wieder abzuschaffen sei, Er hielt Aenderung der Gewerbe-Ordnun- gen für nothwendig und das Zusammenschlagen verschwisterter Gewerbe in Eine Kategorie, Wollte man irgend etwas der Gewerbesreiheit Aehnliches einführen, so würde er vorschlagen, zugleih eine Art von Staats- Prüfung bei Gewerben einzurichten, Die Regierung und die künftigen Stände-Versammlungen möchten uns vor der Gewerbefreiheit bewahren, Abg. Müller wünschte hauptsächlich die Entlastung des Grund und Bodens von den jeyigen Fesseln, von dem Dezem der Geistlichen und der Jagd. Abg, Kasten erinnerte an die Noth der kleinen Guts- besißer auf dem Lande, welchen durch Straßenbau wenig und am mcisten noch durch Magazine geholfen werde. Abg. Clauß ver- langte hauptsählich Schußzölle, Obwohl er überzeugt war, daß Arbeit- eber nicht berechtigt sind, statt des Lohnes irgend eine Waare zu geben, hielt es doch sür etwas Anderes , wenn die Arbeitgeber dem Arbeiter in seinem ntere behülflich sind. Ueber das Maschinenwesen scien wohl vie Asten ge\chlo\sen. Es dürfe in einem civilisirten Staate nicht mehr Fehlen, unv ein Seuszer darüber werde eben \o wenig helfen, als der gestrige euszer vesselben Ubgeorvneten nach der deui\czen Marine. Abg, von der Gablenz endlich seie aus einander, daß ihm in einer zwecimäßigen Verschmelzung des Jnnungswesens mit dem Fabrikwesen dasjenige zu lie- gen scheine, was heutzutage Organisation der Arbeit genannt wird. Dem Abg. Ziegler stimmte er darin bei, daß wir dem Pauperismus immer mehr entgegengehen, wenn nicht eine andere Handelspolitik eingeschlagen werde, Wegen des angeblichen Trucksystems an der Sächsisch - Bayerischen Eisen- bahn bemerkte er, daß díe Arbeiter mcistens ohne Handwerkszeug und fast immer ohne Geld anfämen, und daher die Schachtmeister auf irgend cine Weise ihnen zum ersten Unterhalt und zum Handwerkszeuge verhelfen müß- ten, Dies aufzuheben würde er sogar für nachtheilig halten, Hicrauf wurde díe Sizung geschlossen, weil die Zeit zu weit vorgerükt war und nicht age als zehn Redner sich noch gemeldet hatten,

In Dresden is man in banger Erwartung wegen des Elb-Eis- ganges und fürchtet, daß der Eisshuß bei Laubegast die Wassernoth noch gefährliher machen könne, als im Jahre 1845. Es hat sich daselbst ein Verein von Männern gebildet, der einen Aufruf erlassen, um eine Hülfs- und Rettungs-Compagnie zu Stande zu bringen, welche sich mit dem bereits bestehenden Hülfs-Vereine in Verbindun seßen soll, Die Hülfs-Compagnie soll vornehmlih in Zeiten für ein Unterkommen der aus ihren Wohnungen etwa vertriebenen Familien sorgen, während die Mitglieder der Rettungs-Compagnie sich verbin=- den, keine Anstrengung, äußersten Falls selbst keine Gefahr zu scheuen, Die Turner werden eine besondere Abtheiluug bilden.

Großherzogthum Baden. Die Karlsr. Ztg. meldet aus Karlsruhe vom 15, Februar: „Bis gestern Abend war es

234 der Verwaltung der Großherzoglichen Eisenbahnen mittelst außerge- wöhnlicher Anstrengung und mit bedeutenden Geldopfern gelungen, den Wechselfällen des diesjährigen strengen Winters Troß zu bieten und solhe Vorkehrungen zu treffen, daß im Gaage der Personen- und Güterzüge keine Hemmung eintrat. Der gestrige fürehterliche Sturm, welher Massen von Schnee auf die Bahn warf und die Naht hindur fortwüthete, vereitelte aber ferner jede Maßregel, die voraussichtlich hätte ergriffen werden fönnen. Der von Freiburg ab= gegangene Mittagszug, de: um 5 Uhr Abends hier hätte eintreffen sollen, und womit Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Baden hierher zurückahr:n wollte, blieb in Folge der stellen- weisen Anhäufungen von Schnee unterhalb der Station Ett- lingen stecken, und troß der angestrengtesten Bemühungen der Bediensteten und der zallreich herbeigerufenen Arbeiter, welche der Großherzog durch Wort und That anfeuerte, gelang es nit, gelang es niht, hn wieder flott zu machen, da auch der vorausgefahrene Schneepflue nicht die Schneemassen zu durchbrehen vermocht hatte. Se. Königl. Hoßzeit mußte daher zu Fuß dur den hohen Schnee ins Stationshaus nach Ettlingen zurück, wo Höchstderselbe mit seinem Gefolge die verflossene Nacht zubrachte, da auch die Communi- cation mit der Stadt durch die Unzugänglichkeit der Straßen gehindert war. Auch der landaufwärts gegangene Abendzug hatte an dieser Stelle diesseits Ettlingen einen Halt gefunden, während der leßte Zug von Freiburg in der Nähe der Station Muggensturm durch die Anhäufun- gen von Schnee aufgehalten worden war und nicht mehr weiter konnte. Selbst ein mit zwei Maschinen von hier entsendeter Extrazug konnte nicht weiter als in die Nähe des Dorfes Rüppurr gelangen und erst später weiter vorwärts gegen Ettlingen gebraht werden, womit so- dann die zahlreihen Reisenden der Unterwegszüge gegen 3 Uhr Mor= gens hierher zurückgeführt wurden. Durch fortgeseßtes Arbeiten wäh- rend der ganzen Nacht und begünstigt von dem nah Mitternacht ein- getretenen Thauwetter mit Regen gelang es endlih gegen Tag, die Bahn wieder frei und es mög.ih zu machen, Se. Königl. Hoheit den Großherzog mit Extrazug um 8 Uhr Morgens vom ettlinger Sta- tionshaus hierher zurückzugeleiten und damit die Besorgnisse von Höchstdessen Familie zu bescitigen. Heute Vormittag haben alle Züge wieder ihren regelmäßigen Gang, und wird hoffentlih keine weitere Störung mehr eintreten.“

Großherzogthum Hessen und bei Rhein. Das Frankfurter Journal meldet aus Mainz vom 17. Februar : „Morgen früh wird die Schiffbrücke wieder aufgefahren und von 11 Uhr Vormittags zur Passage wieder eröffnet sein, Der dritte diesmalige Winter hat seit gestrrn sein Ende erreicht; in der Stadt sind Schnee und Eis vollkommen beseitigt, und mit der heutigen Wärme von 9 Grad R. im Schatten und 13 Grad in der Sonne gewann Alles ein frühjahrähnlihes Ansehen. Rhein und Main sind seit gestern um 5 Fuß gewachsen. Die Personen - Dampfschifffahrt geht ununterbrochen zu Berg und zu Thal; gestern und heute sind auch bereits mehrere Shlepp-Dampfschiffe, jedes mit 4 bis 5 Segel- schiffen, hier eingetroffen, Jn kurzem erwartet man vom Niederrhein die Ankunft beträchtlicher Getraide - Sendungen; es ist die Rede von 30,000 Malter, welche für den hiesigen Plaß bestimmt sein sollen. Mehr als 100,000 Malter sollen in einigen Tagen stromaufwärts fommen, als deren Bestimmungsorte Frankfurt, Offenbach , Hanau, Mannheim 2c. bezeichnet werden. Der Verkehr erwacht aufs neue ;

unser Hafen is bereits ziemlih belebt, Tritt niht noch einmal stü- renve Kälte ein, \o wird baid Alles in unserer Gegend wieder ein heiteres, der nächsten Zukunst mit besseren Hoffnungen zustrebendes Anschen gewinnen.“

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 12. Febr. (A. Z.) Mehrere galizische Adelige, dar- unter vorzüglich der Fürst Karl Fablonowski, snd hier sehr thätig, um einige Modificationen in den zuleßt in Bezug auf die Frohnen für Galizien erlassenen Kaiserlichen Anordnungen zu bewirken. Es läßt sich noch nit bestimmen, ob diese Bemühungen irgend einen Erfolg haben werden, Als künftiger Civil- und Militair - Gouver-= neur von Galizien wird der Fürst Windish-Gräß,. gegenwärtig fom- mandirender General in Böhmen, als scin Nachfolger im Militair= General-Kommando von Böhmen Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Ferdinand, Sohn Sr. Kaiserl, Hoheit des Erzherzogs Karl, als Oberst - Burggraf Graf Stadion und als Gouverneur von Mähren der Altgraf Lon Salm bezeichnet.

Vor einigen Tagen ist der bekannte Tyssowski hier durch nah Triest gereist, wo ihm vor seiner Einschiffung nah Amerika das Ver- sprehen, uicht mehr nach Europa zurückzukehren, noch einmal abge- nommen werden soll.

Der Kaiserlihe Kommissär für Krakau, Graf Deym, is vor ei= nigen Tagen von Krakau hier angekommen. Der Graf hat den Be- wohnern Krakgu's vor seiner Abreise von dort (wie bereits gemeldet) noch einen Aufshub von 14 Tagen zur gänzlichen Vollsührung der

in Handels- und Verkehrssahen angeordneten Maßregeln bewilligt und soll bei der Hofstelle in dieser Hinsicht noh eine weitere Ver tagung auf drei Monate in Antrag gestellt haben. :

Die serbishe Regierung hat bei der österreihischen Regierung und bei der Pforte eine Art Protestation gegen den ferneren Auf- enthalt des Ex-Fürsten Michael Obrenowitsch in Bucharest erhoben. Die deshalb an den Hospodar der Wallachei von Konstantinopel aus ergangene Anfrage soll von diesem auf eine für den Ex-Fürsten gün- stige Art erledigt worden sein, indem Fürst Bibesko für das Be- nehmen und die Person des Fürsten Michael sich förmlich verbürgte. Fürst Michael soll seinen Aufenthalt in Bucharest bis zum Mai aus- zudehnen beabsihtigen.

Ihre Kaiserl. Hoheit die Großfürstin Helene wird im Frühjahr sich auf furze Zeit von bier nah Warschau begeben, wo sie mit ihrem Gemahl, der um dieselbe Zeit von St. Petersburg dahin- fommen will, zusammentreffen wird, Später wird Jhre Kaiserl, Hoheit mit ihrer Prinzessin Tochter das Bad von Jshl und dann ein anderes deutshes Bad besuchen. V

Ueber den Stand der Finanzen vernimmt man nur Erfreuliches z die Einnahmen gewähren einen niht unbedeutenden Uebershuß über die gewöhnlihen Ausgaben, Die Nothwendigkeit einer Anleihe er- giebt sich übrigens aus den Hunderten von Millionen, welche zur Fortseßung des Cisenbahnbaues erforderlich sein werden, zur Genüge. Die Aufnahme so bedeutender Anleihesummen kann nur successive stattfinden, so wie es nämlich das Bedürfniß zur Fortseßung der Ar= beiten erheisht, und dies scheint auch als Grundsaß von der Verwal tung angenommen worden zu sein. Ueber die Art der Herbeischaf= fung der Kapitalien soll man bei der Finanz- Behörde noh nicht zu definitiven Entschlüssen gekommen sein, weshalb die Entscheidung über den Betrag der ersten Aufnahme, so wie über die Frage, ob die Emission Â- oder 5proz. Papiere vorzuziehen sei, sich noch einige Zeit verzögern dürfte.

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Paris, 16, Febr. Der Union monarhique wird von London geschrieben, daß man dort bis zum 20sten d. die Antwort der nordischen Kabinette auf die Anfrage Lord Palmerston’s in Betress der eventuellen Erbfolge in Spanien erwarte. Lord Palmersion habe in seiner Note angedeutet, das englishe Kabinet wäre geneigt, eventualiter die Rechte des Grafen Montemolin anzuerkennen, und es sei wUn- schenswerth, daß die vier Mächte darüber einig waren. Der Courrier fraucals, L, seit c V gui Vertheidiger der Politik der Fraction Billault - Dufaure ge:naht, mit be- sonderem Eifer für eine Allianz mit Deutschland spricht, nimmt aus den Gerüchten über diese diplomatischen Verhandlungen zwischen England und den Kabinetten von Berlin, Wien und St, Petersburg die Veranlassung, es dem Guizotshen Kabinet als einen Hauptfehler anzurechnen, daß von ihm um des „so gebrechlihen und citlen herz lichen Einverständnisses““ willen die „natürlichen“ Allianzen eFrank=- reihs und besonders Preußens, welches „gleiche“ Juteressen wie Fraukreich auf dem Kontinent habe, ganz und gar vernachlässigt wor- den, so daß selbs „Alles, was dazu hätte dienen fönnen, Frankreich seinen natürlihen Verbündeten anzunähern, jeßt nur dazu diene, sie von ihm zu entfernen‘, wie denn gerade in dem Augenbli, wo Preußen in eine Bahn trete, welche ihm die Sympathieen von ganz Deutschland sichere, dasselbe, wie verlaute, in der, spanischen Erbfolge - Frage sich gegen Frankreich erklärt hätte, in einer rage, die, wie das genannte Blatt meint, für Preußen noch dazu gar keine Bedeutung habe. Es solle nämlih von Seiten des preußischen Ges- sandten dem Minister Guizot eine Note überreiht worden sein, in welcher zwar nicht offiziell, aber in der Form einer über die Ansicht des preußischen Kabinets in der Sache der spanischen Heirathen ge- gebenen Auskunft, ausdrücklih gesagt sei, daß, wenn das preußische Kabinet seine Meinung über die Heirath des Herzogs von Montpensier mit der Schwester der Königin Jsabella und über die Eventualitäten einer Er= ledigung des spanishen Throns dur den Tod Jsabella?s, falls diese keinu3 männlihen Nachkommen hinterließe, auszusprehen veranlaßt wäre, es den Artikeln des utrechter Traktats über die Ausschließung der Fa= milie Orleans keine andere Auslegung würde geben können, als die, welche Lord Palmerston denselben gebe, und daß im Prinzip das preußishe Kabinet vollkommen der von Lord Normanby an Herrn Guizot überreihten Note beistimme, Diese indirekte Beistimmung zu der englishen Politik, fügt der Courrier hinzu, sei in einer Denk= chrift, in welcher die aus dem salishen Geseß hervorgehenden Rechte auseinandergescßt würden, noch weiter entwickelt, Das Kabinet von St, Petersburg habe sih noch nicht ausgesprochen, aber es sei nicht zu bezwei- felu, daß es die Ansicht des preußischen Kabinets theile, Was Oesterreich betreffe, so versihere man, daß es seine Meinung in dieser Hinsicht erst fundgeben wolle, wenn es durch die Ereign:sse dazu gedrängt würde. Die Union monarchique will dagegen, wie hon erwähnt, erfahren haben, daß die drei Mächte in dieser Sache si{ch in übereinstimmender

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j eben so unmögli erschienen, daß aber, wenn auch die Erfindun j Vi iechi ini i ä ispi 1 Di l g gemacht | Viele von griehishen und lateinischen Schriftstellern erwähnte Beispiele, werden sollte, doch vie Verbreitung derselben {twerlich allgemein werden | und bcsonders die zwei von Champollion zu sehr vernachlässigten, durch die

dürste, da die Zubereitang des Goldes au mij werden dürfte, als die jezige Production Mei e Ma A

Pater Secchi über Hieroglyphen.

Nom. (Diario di Roma.) Am 14. Januar haben die Sihun- gen der archäologischen Afademie unter dem Vorsiße des Fürsten Marcan- tonio Borghese wieder ihren Anfang genommen. Nachdem der beständige Secretair der Gesellschaft, Commandeur Visconti, die Gesellschaft Vena richtigt, daß von Seiten des heil, Vaters den dreißig ordentlichen Miiglie- dern der Akademie das Tragen einer eigenen Uniform bewilligt worden sei, schritt der C Jesuit, Gele, und Bibliothekar am Collegio Ro- mano » Pater Secchi, zur Be prehung des vorher angefündigten (bereits erwähnten) Thema's, nämlich über „die rihtige, bisher von Nie- manden befolgte, aber durh die Alten nahgewiesene Me- thode, die ägyptischen Ao gten zu lesen und zu erflä- ren,“ Seinem Dafürhalien nach, is die ägyptische Schrift nichts Anderes als eine fortwährend „allegorishe Lexeographie“, und indem er in jeder Hieroglyphe ein Wort las, erwies er die Richtigkeit seiner Methode dadurch daß er die hieroglyphische Legende mit dem Namen des Pharaonischen Herrschers erklärte, auf welchen sih der von den Hyppogcen von Theben entlehnte ägyptische Sycomorensarg bezieht, der sammt c‘ner \{äybaren Sammlung von Vögeln aus dem Sennaar und aus Nubien, dann einem Muster arabischer Literatur von dem Präsidenten des Sanitäts-Conseils in Aegypten, Clot-Bei, dem heil, Vater verehrt worden is,

er gelehrte Akademiker, welcher {on im Jahre 1833 auf sein Sy- stem hingedeutet hatte, legte darin, wie Andere, die in der koptishen Sprache größtentheils erhaltene ägyptishe Sprahe zu Grunde und beleuchtete all- mälig alle alten Schriftsteller , welhe über Hieroglyphen und über die da- mít bedeckten Monumente sprachen. Sein System enthält daher zwei we- sentlihe Unterschiede von den früheren: denn als reine, auf die Aussage der Alten gestüßte Lexeographie is dasselbe von den an das koptishe Jdiom sch lehnenden Systemen Young's, Champollion des Jüngeren und Klaproth's so verschièden, wie die ganzen Worte einer und derselben Sprache von ih- rén Sÿlbèn und ven ihren Buchstaben verschfeden sind, Jnsbesondere tre der Unterschíed der „Allegorie der Homonymen“/, womit er nach- weist, daß die Hicrophanten unter einer Sache stets eine andere verstanden,

einfache Secchishe Methode der Verbal-Hieroglyphen und dcr Homonymeu- Allegoríie nunmehr fast sämmtlich interpretirten zwei Hicroglyphen-Bücher des Horus Apollo, überzeugen vollständig, daß das große Geheimniß der ägyptischen Hieroglyphen-Schrift wirklih in symbolischen Hieroglyphen be- stand, welche durch die Allegorie der Homonymen, nämlich durch die Ver- wehselung der in der Pharaonischen Sprache gleichen oder ähnlichen Na- men, die daher dice Gegenstände derselben änderte, sprach. Auf die Denk- máäler angewendet, ist dieser Schlüssel für alle Hieroglyphen gültig, ausgenommen wenige figürliche und determinative, sogenannte Schriftbilder, welche eher eine Malerei und Bildhauerci als Schriftzeichen sind und daher, als den | Wurzeln der chinesishen Sprache ähnlich, von Clemens Alexandrinus mit TeÓ ra corxela bezcihnet wurden. Der gelehrte Afademifer bemerlte fer- ner, wie das afrologische System Klaproth's von seinem Erfinder selbst nacträglich als untauglih erflärt wurde, und es is auch wirklih un- zureichend zur Erklärung der Hieroglyphen des Horus Apello, um so weni- ger also zur Entzifferung der hieroglyphischen Zuschriften. Er wies ferner nah, wie das syllabishe System des Young, welher zuerst von Allen die Eigeanamen in den im zweizüngigen Monumente von Rosetta, dann auf dem zweizüngigen Piedestale des Obelisken von Philae enthaltenen König- lichen Schilden las, ferner das alphabetishe System Champollion's, durch welches die englische Entdeckung so sehr gefördert wurde, sich im Grunde, mitten unter vielen Unrichtigkeiten und unübersteiglihen Hindernissen, auf die Lesung des „materiellen Lautes der Wörter“ reduziren. Anlaß zu die- ser Täuschung gab hier, wie einst der Umstand, daß man für Sylben oder Buchstaben die Worte der chinesishen Sprache hielt, welhe die Chinesen als „materielle Laute“ gebrauchen, um die Eigennamen der Europäer zu schrei- ben, Auch mußte man in diese Jrrung leicht verfallen, da die Pharaonische Sprache, so wit die chinesische, ursprünglih ganz aus Einsylben besteht; las man nun it Sonug entweder „Sylben“' oder „geschriebene Buchstaben und nach Champollíon willkürlich hinzugefügte Selbstlaute, so Pharcvnischen u Lesen von „„einsylbigen Wörtern““, wie es jene der haraonischen

frage waren, ohne daß es die Entdecker selbst gewahr wurden. Zwar ge\chah +8 häufig, daß man dessenungeachtet bei jeder der zwei Lesarten auf Abwege oder Schwierigkeiten stieß; ost aber fiel die Verwechselung der agontishen Worte mit „Sylben“’ und besonders mit „Buchstaben“ durch Hinzufügung von freien Selbstlaüten glücklich aus, und das alphabetische System Champollion's ist auch insofern nüylich, als es zur Kontrolle und

zur sicheren Feststellung des materiellen Lautes (wenigstens bei Anfangs- Buchstaben) der Namen dient, welche die in den Hieroglyphen dargest:!ten Gegenstände tragen. Dem Gesagten zufolge, bedürfen die von Champollion eingeführten drei Buchstaben-Arten, nämlich die „phonetische““, „sigurative“ und „symbolische“, sämmtlich der Berichtigung und können für sich selbst nicht bestehen. Es wird nämlich dur die Allegorie der Homonyme be- wiesen, daß, mit Ausnahme der von Diodorus Siculus und von Clemens Alexandrinus als KTPIOAOTIKOI, d, h. „eigene“ und lecinesweges „symbolische““ benannten Hieroglyphen, alle andercn wahre allegorische Ho- monyme oder Symbole sind, welche mit ihren Namen andere, von den dargestellten Gegenständen ganz verschiedene Namen aussprechen. Das neue System kann also für sich bestehen als das wahre alte System der ägyptischen Priester, und es bedurfte dabei nicht, die Namen der „signifizirenden““ Hieroglyphen zu sichern und festzustellen um die „signifizirten“ Worte der heiligen Schrift daraus zu zichen, Konstatirt ferner sogar durch die schönen Entdeckungen des Champollion, welche we- nigstens in Betreff der Anfangsbuchstaben dazu dienen können, ben „„mMate- riellen Laut‘ der „signifizirenden“ Wörter zu bestimmen, erlangt dieses System cine doppelte Solidität, um die im Lesen 41 4E ai Fehler zit verbessern und daher mit dem Schlüssel der o/ift zu bringen HDomonyme““ in i imni er Hieroglvp Le , e dinfelsien Depe en Ne ocn, Ua welcher sich Champollion felbst sehnte, um die Verbindung seiner „phonetischen“ mit den „\ymbolischen““ Buchstaben hérvorleuchten zu lassen, is numnehr zu Stande gebracht *) und wird in späteren Sißungen die Akademie noch beschäftigen, Der Sizung, wo dieser Vortrag stattfand, wohnten außer verschiedenen berühmten Gelehr- ten und Poivgwoten des Jn- und Auslandes au die Kardinale Ostini, Castraccane, Mezzofanti und Altinelli bei, welche insgesammt mit dem un- vergleichlihen Polyglotten Jtaliens ihre Bewunderung über das neue Sy-

stem zu erkennen gaben,

*) Es E nur noch übrig, eine Methode zu entdecken, um den

Werth der \ymboli hen Charaktere zu erfennenz dics ist das Hinderniß,

welches das volle Verständniß der hieroglyphischen Texte zu verspäten scheint, Champollion. Précis. A. pag. 397.

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Weise zu erklären beabsichtigten, Das Portefeuille hält alle diese Angaben für unrichtig und hofft, daß die nor- dischen Mächte auch ferner in dieser Sahe bei demselben neutralen Verhalten beharren würden, von welhem Herr Guizot die Deputirten-Kammer unterrihtet habe, namentlih aber, daß es den Bemühungen Englands nicht gelingen werde, die guten Beziehungen zwischen ihnen und Frankrei zu trüben, indem die wichtigen Jn- teressen in Jtalien und der Schweiz diese Mächte wohl bestimmen würden, mit Frankreich in freundlihem Vernehmen zu bleiben. Der Union monarchique zufolge, wären seit einiger Zeit {on Unter- handlungen über eine Vermählung des Grafen von Montemolin mit der vierzehnjährigen Prinzessin Marie von Cambridge im Gange, Das Journal des Débats theilt einen Artikel der Times vom 13, Februar mit, welcher dem französishen Blatt die größte Aufmerksamkeit zu verdienen scheint, und sagt darüber: „Die übel- wollenden Gesinnungen, welche das englishe Blatt über Herrn Guizot Außert, geben nah unserer Ansicht den Bemerkungen, welche es über die Stellung des britishen Botschafters in Paris macht, nur noch größeres Gewicht. Obgleich die Art der Verbindungen, welche in jenem Artikel der britishen Botschaft in Paris zugeschrieben werden (Verbindungen mit der französischen Opposition), so zu sagen eine allgemein bekannte Sache waren, haben wir doch nur ein einzigesmal davon gesprochen, und zwar mit der größten Rückhaltung. Wir sehen diese Beschuldigung für zu ernst an, als daß darüber leicht gesprochen werden fönnte. Wir freuen uns, daß die Sache in Eng= land selbst angeregt worden ist, denn jede Aufklärung über diesen Gegenstand fann die Auflösung nur beschleunigen.“ Die Epoque sagt über den_ neuesten Notenwehsel zwischen Palmerston und Normanby: „Sehen wir einmal ab von der Form, das heißt von dem Tone des Schreibens Lord Palmerston's an den briti- schen Botschafter. Diese Art, sih auszudrücken, is vielleiht kein Mu- ster des guten Geshmads und der Artigkeit; aber sie ist einmal die Art des Lord Palmerston; und es scheint, daß sie die Gränzen nicht überschreitet, welche die englishe Sitte einem Minister in seinem Shriftwehsel mit einem Botschafter gestattet, Also abgesehen von der Form, deren Verantwortlichkeit wir dem Verfasser zu tragen über- lassen, beschränkt sich Alles auf Folgendes: Der britishe Botschaf- ter berichtet eine Unterredung mit Herrn Guizot z Herr Guizot be- streitet die Genauigfeit dieses Berichts; Lok® Normanby versichert, daß er nichts als die Wahrheit gesagt habe; und Lord Palmer- ston ertheilt dem Lord Normanby die Versicherung, daß er volles Vertrauen in ihn seße. Es wird wahrlich Nicmand wagen, zu behaupten, daß wir unsererseits nicht ein gleihes Recht hätten, zu erklären, daß wir gänzlihes Vertrauen in Herrn Guizot seßen, Weun Lord Palmerston si nicht scheut, zu London zu er- fläâren, daß der Jnhalt einer Unterhaltung, welche zu Paris statt=- fand, von seinem Botschafter völlig getreu wiedergegeben sei, so ha- ben wir nicht weniger Recht, von Herrn Guizot zu behaupten, daß der Jnhalt dieser Unterredung von Lord Normanby nicht nur schlecht wiedergegeben , jondern auch sch{chlecht verstanden worden sei, Zwi= schen einem so gestellten Ja und einem so gestellten Nein \cheint die Entscheidung mehr demjenigen zuzustehen, dessen Worte erklärt und wiedergegeben werden, und welcher besser als irgend Jemand anders weiß, was er sagte und zu sagen beabsichtigte, als dem= jemgen, welher die Worte nah dem Gedächtniß wiedergab und sich über die Absichten des Sprechenden getäuscht haben kann. Dies ist um so wahrer, als am 2, September \chon ein ähnlicher Vorfall stattfand und Herrn Guizot damals zu einer wichtigen Be- rihtigung in der Depesche, welche Lord Normanby ihm zuvor mit- theilte, veranlaßt hatte. Der britishe Botschafter konnte sih am 25, September irren, wie er sich am 2, September geirrt hatte z und es fonnte dies der Fall sein , obgleich er die festeste Ueber= zeugung hatte, daß er streng bei der Wahrheit geblieben seiz eine Ueberzeugung, welche er ohne Zweifel auch bei seiner Depesche vom 2, September hegte, Lord Palmerston scht mehr Vertrauen auf den Bericht seines Botschasters, als auf die Rede des Herrn Guizot. Wir wundern uns darüber um so weniger, als schon die Thatsache, daß er Lord Normanby beauftragt hat, ihn zu Paris zu vertreten, die hohe Achtung beweist, welche der Chef des englischen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten ihm ertheilte. Wir wissen außerdem, daß die Engländer, wenn sie es für zweckmäßig halten, die Fehler ihrer auswärtigen Gesandten zu entshuldigen und, wenn es nöthig is, zu bemänteln verstehen. Wir haben aber hier keinen Fehler des Herrn Guizot zu bemänteln. Er war es, welher spra, und zwar in seiner Muttersprahe. Niemand fann besser wissen, als er, was er gesagt hat; und Niemand yver= dient mehr, daß man ihm auf sein Wort glaube, Wenn aber auch ein Zweifel möglich wäre, wenn das Gedächtniß des Lord Normanby mit gleihem Gewichte dem Gedächtniß des Herrn Guizot gegenübergestellt werden könnte; so sollten wir doch glauben, daß die französishe Opposition, welhe die Vaterlands= liebe als ihr Monopol in Anspruch nimmt, geneigt wäre, diejenige Auslegung anzunehmen, welche für unsere Regierung die ehrenvollste ist, wie die Engländer die Auslegung angenommen haben, welche zum Vor'heile der britischen Regierung sein möchte. Auf jeden Fall is es zu sonderbar, wenn Jemand nicht etwa den Worten des Herrn Guizot, sondern selbst den Worten des einfachsten Bürgers als vollgütige Auto= rität die Darstellung einer Unterredung entgegenseßen wollte, welche ein Anderer davon giebt, und deren Genauigkeit der Erstere beftreitet. Werun Lord Normanby gewünscht hätte, daß seine Depesche den Charakter einer über alle Einwendungen erhabenen Autorität trüge, so hätte er sie, wie am 2, September, Herrn Guizot mittheilen sollen, und dann würde der französishe Minister, um mit den Worten des Herrn Guizot zu reden, anders und vielleiht besser gesprochen haben, als man ihn sprechen läßt. Wie dem aber auch sein mag, und welchen Lärm auch die Opposition darin als einen Vorwand zu finden sich beeilte, es is ganz klar, auf was sih dieser Vorfall beshränkt, Herr Thiers muß mit allen Mitteln zu Ende sein, wenn er sih bemüht, diese Sache zum Trittstein zu gebrauchen, um, troß der Majorität in der Deputirten-Kammer und troß unserer constitutionellen Verfassungs=- Einrichtungen, in das Ministerium zu gelangen.“ Jn Galignani's Messenger wird der englishe Botschafter, Marquis von Normanby, gegen die Angriffe der Presse, als sei er der Feind Frankreichs und seiner Regierung, vertheidigt, dann aber erklärt, zwishen Frankreich und England müsse Freundschaft bestehen, es genüge nicht blos, daß man nicht Feind sei, beide Länder könnten nicht lange isolirt blei= ben, ohne ihre theuersten Jnteressen zu gesährden. Mäßigung und Versöhnlichkeit von beiden Seiten würden die Ausgleichung herbei= führen, ohne Konzessionen von einer Seite, Jndessen vermißt der S P S Artikeln da Journal des Débats eine An= A ahin ginge, daß die gespannten Verhältnisse zwischen dem aen ie s Botschafter und Herrn Biaitot nicht bis A E A T Es Beziehungen Beider gedeihen dürften, es wäre denn, SetndbIh rgen es ministeriellen lattes, daß Herr Guizot nicht rge! auf die Stüße der öffentlihen Bewalten gezählt habe, und n bten das Bewußtsein dieser Unterstüßung aimkbigt zu sein ver= n Ats fügt Ns als eine solhe Andeutung gelten. „Wenige f iht g b atignani’s Messenger hinzu, „wenige Stunden n ei S A uns zeigen, wie weit diese Mäßigung gehen wird. nzwischen aber wünschen wir, daß die Presse auf beiden Seiten eine

235 bemessenere Haltung beobachtete, um den Bemühungen der Regierun- gen nicht hinderlich zu sein.“

Die Journale der Linken fahren fort, sich mit Herrn Guizot's bevorstehendem Rücktritt zu beshäftigen; er solle der Wiederherstel- lung des „herzlihen Einverständnisses“ geopfert und Graf Molé sein Nachfolger werden, beauftragt, um jeden Preis das gute Einverneh- men mit England wieder herzustellen. Die Presse bemerkt über diese Behauptungen, daß dies eine „Entschädigung à la Pritchard im größten Maßstabe“ sein würde, und daß ein solher Schritt un- mögli sei. Ein Artikel der leßten Nummer des Portefeuille hat übrigens den Gerüchten von einen nahen Ministerwehsel neue Nahrung gegeben, und man hat darivy sogar eine Hindeutung auf Unterhandlungen mit Herrn Thiers finden wollen; dieser Artikel lautet: „Wir haben oft schon Gelegenheit gehabt, uns auszusprehen über die Schwierigkeiten der Lage unseres Kabinets nah außen und be- sonders gegenüber der Whig - Verwaltung in England, Nicht nur dauern diese Schwierigkeiten, über welche wir uns nicht täuschen fonn- ten, noch immer fort, sondern sie haben selbst eine noch ernstere Ge- stalt angenommen und sind in eine bedenkliche Verwickelung getreten. Jn den Namen zweier berühmt gewordener Minister resumirte sich das shwierige Verhältniß. Die Kontroverse bewegte sih zwishen Guizot und Palmerston. Heute findet es si, daß auch der britische Botschafter, Marquis Normanby, in den Konflikt verwickelt is, Fnzwischen scheint man in den Kammern einhellig der Meinung, daß eine Rückkehr zu dem guten Einvernehmen mit England von den Zeit -=Umständen geboten ist. Die Majorität, Herrn Guizot, dessen Talente und Verdienste sie würdigt, noch treu, hat sih in diésem Sinne erklärt, Eine rasche Lösung des politishen Problems is nothwendig geworden, Was uns angeht, so lassen wir die englische Allianz in ihrem vollen Werth, glauben aber dabei doch, daß Frankreih nach sechzehn Jah- ren einer weisen und gemäßigten Politik auf allgemeinere Verbindungen Anspruch machen fann, Was wir vor Allem fordern und wünschen, ist, daß man ein Ende mache mit der Politif der Jsolirung. Diejenigen Staatêmänner, wer se auch sein mögen, die sih stark genug zeigen, die Angelegenheiten Frank reihs wiederherzustellen, werden ein Werk vollbraht haben, das un=- selige Vorgänge sehr s{wierig machten. Wir vergessen nicht, welche Zurückhaltung uns die diplomatischen Verwickelungen auflegen. Eine Jndiscretion in diesem Augenblick würde unverzeihlich sein. Wir werden sie niht begehen. Aber wir wissen, daß nächstens neue Jn=- cidenzpunkte zu Tage kommen werden, und zwar von einer solchen Natur, daß sich eine definitive Lage herausstellen und eine rasche Lösung ergeben wird.““

Ein Attaché der französishen Botschaft in London is am Sonn- abend mit dringenden Depeschen hier eingetroffenz er hatte die Reise von London nach Paris in 11 Stunden gemacht; Herr Guizot begab sih sogleih mit den Depeschen zum Könige, wo sich auch der Mar= \{chall Soult, Graf Duchatel, Kanzler Pausquier, Herzog von De- cazes und andere einflußreihe Personen einfanden. An demselben Tage, wo die neuesten Depeschen dès Marquis von Normanby und des Lord Palmerston dem Parlamente vorgelegt wurden, hatte die Königin Victoria den französischen Botschafter , Grafen St. Aulaire, den französischen Geschäftsträger, Grafen Jarnac, und das ganze Personal der französishen Gesandtschaft bei ihrem sehr zahlreich be- suchten Lever im St. James-Palaste empfangen, nahdem sie vorher dem Grafen St. Aulaire eine Privat-Audienz ertheilt.

Das Journal des Débats und der Constitutionnel, welche die Unterhaus - Debatte über Lord Bentinck's Eisenbahn - Bill erörtern, sprechen gleihförmig die Ueberzeugung aus, daß zu der Vor= ausseßung, das englische Ministerium könne dur diesen Kampf mit der Opposition aus dem Amte getrieben werden, auch niht der min- deste Grund vorhauden sei,

Die Union monarchique behauptet, der englische Geschäfts= träger in der Sweiz sei von Lord Palmerston dahin instruirt worden, dem Vororte scine Billigung der Antwort desselben auf die Kollektiv= note der drei Mächte zu erkennen zu geben, Frankreich soll sih bis- her darüber weder für noch wider ausgesprochen haben,

Zu Valence und den umliegenden Ortschaften haben neuerdings sehr ernste Unruhen stattgefunden. Zu Casteljaloux im Departement des Lot und der Garonne führte am 9ten der hohe Getraidepreis au einige Ruhestörungen herbei. Eine Wittwe, die den ganzen Getraidehandel des Platzes monopolisirt hat, ward vom Pöbel an- gegriffen, weil sie den Preis neuerdings steigern wollte, und ste wäre ohne das kräftige Einschreiten der Behörden wahrscheinlih umgekom= men, Jhr Haus war ganz umringt, und die Menge drohte, dasselbe niederzureißen und sle selbst umzubringen, als Truppen anlangten und den Hausen zerstreuten. Jn Folge der getroffenen Vorsihtösmaßre- geln war die Stadt seitdem ruhig.

Das Journal des Débats bemerkt, Geld sei jeßt in Ueber- fluß vorhanden, die Reserve der Bank habe sih bedeutend vermehrt, und man erwarte, daß das Getraide sehr bald fallen werde. Nicht minder habe man die Hoffnung, daß der bedenklihe Zwist mit Eng- land bald ein Ende finde.

Alle Eisenbahn-Gesellschaften haben dem Handels-Minister ihre für Getraide= und Mehl-Transport ermäßigten Tarife eingeschickt, und man glaubt, daß der Minister nächster Tage einen Befehl erlas- sen wird, der diese Ermäßigungen bestätigt.

Herr Lesseps, Konsul erster Klasse zu Barcelona, is zum Genc- ral-Konsul an demselben Orte ernannt.

Großbritanien und Irland.

London, 15, Febr, Vorgestern fand im auswärtigen Amte ein mehrstündiger Kabinets-Rath statt. Die Königin hielt an dem= selben Tage im Buckingham=-Palaste Hof.

Die dem Parlamente vorgelegte lebte Korrespondenz, welche auf englischer. Seite in der spanishen Vermählungssache ge= pflogen worden i, besteht, soweit die Moruing C hro= nicle sie mittheilt, aus drei Depeschen, welche zwischen Lord Palmer- ston und dem Marquis von Normanby zum Theil über die lebte Rede des Herrn Guizot in der Deputirten-Kammer gewechselt wor- den sind. Die erste is eine vom L2ten d. M. datirte Note Lord Palmerston's an den Marquis, worin der Erstere erklärt, daß, obgleich die leßte Note des Herrn Guizot vom 25. Januar manche Punkte enthalte, welhe früher eine Erwiederung nöthig gemacht hätten, doch bei dem jeßigen Stadium der Unterhandlung, da dem Parlamente die ganze Korrespondenz vorgelegt sei, welche eine vollständige Erläute= rung der Absichten, Ansichten und des Verfahrens der britishen Re- gierung enthalte, die Fortseßung der Diskussion niht mehr für nöthig erachtet und man sich deshalb aller und jeder Bemerkung über Herrn Guizot’s Depeschen enthalten werde. Die zweite und dritte De- pesche haben auf die Rede des Herrn Guizot Bezug, in Folge wel= her, wie französishe Blätter meldeten, die Suspendirung des diplo=- matishen Verkehrs zwishen dem britishen Gesandten und Herrn Gui= zot stattgefunden haben sollte. Der Marquis von Normanby schreibt unter dem 6. Februar an Lord Palmerston mit Bezugnahme auf den versteckten Angriff des Herrn Guizot in dessen Rede, wenn er sagte: „mais j’ose dire, que M. PAmbassadeur d’Angle- terre m'’avait fait Phonneur de me communiquer sa dépèche du 25, Septembre comme il m’avait communiqué celle du 1; pürbre J’aurais parlé autrement et peut-être mieux

qu’il m’a fait parler“, Folgendes: „Wenn Herr Guizot meint, daß

falls ih am folgenden Tage wieder zu ihm gekommen wäre und ihm diese Depesche vorgelesen hätte, mein Bericht an Geuauigfeit hätte gewinnen fönnen, so wiederhole ich nochmals in den stärksten Aus= drücken, deren die Sprache fähig ist, daß der von mir in jener De- pesche Ew. Herrlichkeit abgestattete Bericht eine genaue und wörtlihe Uebersezung jeder gebrauhten Phrase und jeder von Herrn Guizot während jener Unterredung gegebenen Erklärung is. (Die Depesche Normauby’s vom 25. September enthält den Bericht über Guizot's bekannte Erläuterung des Begríffes „en même temps““.) Ew. Herr- lihfeit wird bemerken, daß Herr Guizot nicht die leiseste Andeutung giebt über die Beschaffenheit einer Aenderung, welhe er unter diesen Umständen gemacht haben dürfte. Meint Herr Guizot aber nur, daß, wenn ih am anderen Tage zu ihm gekommen wäre, die Phraseologie seiner Antworten auf seinen Wunsch hätte verbessert werden können, so halte ich das für sehr mögli; wenn ich ihm abermals die sehr ungewöhnliche Gelegenheit gegeben hätte, welhe ich ihm aus Höf- lihfeit am 1. September darbot, so zweifle ih nit, daß er alsdann eben so, wie früher, eine Phrase, welche er gebraucht hatte, geân- dert und eine Lücke, welche er gelassen hatte, ausgefüllt haben dürfte. Nach dem, was gestern behauptet worden, is es aber von Widhtig- feit, daß Ew. Herrlichkeit nicht vergessen, welches die cine Ungenauig= feit in der Depesche ‘vom 1. September war. (Jn dieser Depesche hatte Guizot befanntlich versprohen, daß die Heirathen niht „en même temps“ vor sih gehen sollten.) Jh hatte am 2. September Herrn Guizot's eigene Bestätigung der wörtlihen Genauigkeit des Berichts in Betreff jedes von ihm gebrauchten Ausdrucks; nur die Beschaffenheit des Memorandums vom 27, Februar hatte ih nicht flar erläutert. Um nun Herrn Guizot es so bequem wie möglich zu machen, seine Sache zur Kunde Ew. Herrlichkeit zu bringen, nahm ih seinen Vorschlag an und trug die von ihm gewünschten Worte ein, obgleih ih zur Selbstwehr zu erklären mi verpflichtet fühle, daß es Herrn Guizot niht gelungen war, mir die Beschaffenheit jener Mittheilung am ersten Tage so klar zu machen, als am zweiten. Jh wäre übrigens ganz zufrieden damit gewesen, die Sache so zu lassen, wie sie ist, aber ih fühle, daß ih es meinem persönlichen Charafter, den feine andere Rücksicht auch nur einen Augenblick zu gefährden mich veranlassen kann, s{huldig bin, Ew. Herrlichkeit zu er- suchen, daß Sie dieser Depesche dieselbe Oeffentlichkeit geben, wie dem übrigen Theile der Korrespondenz.““ ä

Die leßte Depesche is die Antwort Lord Palmerston's auf diese Anzeige, vom 11. Februar datirt, und dieselbe lautet wie folgt : „Mylord! Jhre Depesche vom 6, Februar ist dem Ministerium zuge= gangen, und in Erwiederung derselben versichere ih Ew. Excellenz, daß die Regierung Jhrer Majestät das größte Vertrauen in die Ge- nauigkeit Jhrer Berichte hat, und daß nichts von dem, was in der Deputirten-Kammer-Sißung vom 5. Februar vorgegangen, die Ueber- zeugung der Regierung Jhrer Majestät erschüttern könne, daß Jhre Erzählung in der Depeshe vom 25. "September, betressend Jhre Unterredung mit Herrn Guizot an demselben Tage, nicht vollständig und genau dargestellt sei.“

Die ungewöhnlihe Strenge des Wetters hat, den leßten Nach- rihten aus Dublin zufolge, die Lage der Dinge wieder sehr ver=- \{chlimmert, Jm ganzen Lande hat bedeutender Schneefall stattge- habt, und in Folge davon haben überall die öffentlihen Arbeiten, fast die einzige Nahrungsquelle für 2 Millionen Menschen, eingestellt wer- den müssen, Dem. von dem Lord-Lieutenant aufgestellten Reglement gemäß, verbleibt nun zwar für solhen Fall den Arbeitern die Hälfte des Tagelohns, natürlih aber reiht das bei den jeßigen Brodpreisen lange nicht hin, die nöthigen Lebensmittel anzuschaffen. Neuerdings sind überdies die Preise wieder im Steigen, obgleich in Limerick und anderen Häfen fortwährend Ladungen von Mehl und Mais eintreffen. Die Provinzial - Blätter sind denn auch wieder voll von Berichten über Fälle des Hungertodes.

London, 16. Febr. Díe Parlaments-Verhandlungen des ge- strigen Tages betrafen in beiden Häusern ausshließlich irländische Angelegenheiten. Jm Oberhause wurde die vom Unterhause be- reits angenommene irländische Armenbill von Lord Länsdowne vorgelegt und berathen. Jm Unterhause ward die Debatte über Lord Bentinck's Eisenbahnplan für Jrland fortgeseßt und auch dies=- mal noch niht zu Ende geführt, sondern von neuem vertagt. Herr Osborne zeigte an, daß er für den Fall der Verwerfung der Bill einen Antrag auf Bewilligung von Vorschüssen für jene Bahnen in Jrland stellen würde, welche das Eisenbahnbüreau als nüblih und als feine Lasten für den Staat erzeugend bezeihnen würde, Der Schabtkanzler erklärte auf eine Frage Lord George Bentindck's, daß wöchentlich 11,000 Pfd. für die öffentlihen Arbeiten in Jrland von der Regierung verausgabt würden.

Die „Hibernia“ ist vorgestern in Liverpool mit Nachrichten aus New - York vom 31. Januar angekommen. Es wird fast nichts von politishem Jnteresse gemeldet, Nach dem Kriegsschauplaße wur= den bedeutende Quantitäten von Kriegsbedarf aller Art abgeschickt. General Scott befand sich zu Brazos Santiago, Truppen erwar= tend, Man glaubt, er werde mit einem Angriffe auf Veracruz beginnen, Das zur Fahrt nah Bremen bestimmte Dampfschiff Aga ist am 30, Januar in New-York von Stapel ge= laufen.

Lissabonner Berichte vom 10ten d. M. melden, daß die hei Torres Vedras gefangenen Septembristen Bomsim, Celesti u. #. w. am 2ten d. M. nach Angola eingeschisst worden seien. Jn Lissabon wußte man, daß Saldanha noch in Agueda stehe.

S weiz.

Kanton Luzern. (A. Z.) Die Regierung hat Herrn Schultheiß R. Rüttimann nach Turin und Mailand abgeordnet, um in Bezug auf die Ausfuhr der Lebensmittel, welhe bereits von Sar- dinien verboten ist, und in welher Beziehung von Seiten der Lom- bardei Aehnliches vorausgesagt wird, zu unterhandeln; man hofft, daß es gelingen werde, von Sardinien nachträglih die Ausfuhr eines bestimmten Quantums Früchte zu erhalten. Von der Lombardei sollen einstweilige Zusicherungen vorhanden sein.

Kanton Zürich. Endlich is die Angelegenheit der zollfreient Kornzufuhr beendigt. Die süddeutshen Staaten haben sich entschlossen, wöchentlih 1500 bayerische Scheffel zollfrei nach der Schweiz gehen zu lassen, aber nur sechs Wochen lang. Der Vorort hat e da Lizenzscheine versandt und dem Stand Zürich 160 D N ee lich zugetheilt, mithin noch weniger, als früher im Antrage lag, un

ü Züri i beshwerte. 5 Eo R L ubraar sd Birid eingetroffenen tessiner Blätter

ä t keiner Sylbe der österreichischen Truppen, deren Ankunft a ‘Drilie bes Kantons L ri einige Tage früher von anderén

Blättern gemeldet wurde.

enf. Die Eidg. Ztg, enthält Folgendes: „Bei Grie der Wed blungen des Großen Rathes über den neuen Verfassungs =- Entwurf haben wir bereits mehrmals der sogenannten öfonomischen Gesellschaft erwähnt. Diese Gesellschaft wurde gestiftet, um die alten r nomischen Stiftungen Genfs im Interesse der reli-