1847 / 55 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

den ihren Tod in den Wellen, eben so der wackere Capitain Entholt, der an seinem Plate blieb, bis die Passagiere gerettet waren , dabei aber als Opfer seiner Berufstreue das Leben verlor. ““

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 19. Febr. Der Oesterreichische Beobachter theilt in seinem heutigen Blatte die Depesche mit, welche Lord Pal- merston in Bezug auf die Einverleibung Krafau's in die österreichischen Staaten an den britischen Botschafter am hiesigen Hofe, Lord Pon- sonby, zur Mittheilung an den Fürsten von Metternich, gerichtet hat. Dieselbe lautet : 4 Auswärtiges Departement, 23, November 5 0, Mylord ! Graf Dietrichstein, der Ritter Bunsen und Baron Brunnew haben mir gleihlautende Depeschen von ihren respektiven Regierungen nebst

einer Denkschrift, als Beilage zu jeder derselben, mitgetheilt, în welcher der Regierung Jhrer Majestät die Absicht der Regierungen von Oesterreich, Rußland und Preußen angekündigt wird, der unabhängigen Existenz des Freistaats Krakau cin Ende zu machen und die Stadt Und ihr Gebiet den Staaten des Kaise:s von Oesterreich einzuverleiben, Als Grund, worauf diese Absicht beruht, wird angeführt, daß der Freistaat Krakau im Mai 1815 durch die drei Traktate zwischen Oesterreich, Rußland und Preußen geschaf- fen und errichtet worden [e15_ daß diese drei Mächte allein, nach- dem sie diesen Staat geshafen haben, nun befugt sind, durch ihre cigine Machtvollfommenheit der Existenz desselben ein Ende zu machen; daß sie sich nunmehr für berechtigt halten, dics zu thun, weil der Freistaat seit einer langen Reihe von Jahren seine Pflichten gegen die Shuzmáächte verlegt hat; daß während der polnischen Jnsurrection im Zahre 1830 Krakau den Jnsurgenten im Königreiche Polen Beistand ge- Jeistet und, nahdem der Aufstand unterdrückt war, eine große An ahl von Flüchtlingen aus jenem Königreiche beherbergt hat ; daß Krakau von dieser Zeit an bis jet der Heerd politischer Umtriebe gewesen is, die auf S1v- rung der Nuhe der drei angränzenden Staaten gerichtet waren; daß in neuester Zeit die Beoölkerung dieser Stadt wirtlih in die Provinz Ga- lizien eingefallen is und die Kasse der Salzwerke von Wiliczka geplündert hat, und daß, nachdem die frakauer Regierung durch innere Zwistigkeiten aufgelöst war, die drei Schupmächte nunmchr die Frage zu entscheiden hatien, ob sie eine nicht bestehende Regierung wieder aufrihten oder den Stand der Existenz von Krakau und seines (Zebietes gänzlih ändern sollten; und sie sagen, daß sie das letztere Verfahren vor- gezogen und beschlossen haben, daß Krakau wieder an Oesterreich, welcher Macht es vor 1809 angehört hatte, zurücffallen und fünftig einen Theil der österreichischen Staaten bilden solle. Die Regierung Jhrer Maj. stät hat diese Mittheilung mit tiefem Leidwesen und mit großer Ucberraschung empsangen, Die Mittheilungen, welche kürzlih mit den Rep:äsenta: ten der drei Mächte an diesem Hofe gepflogen wurden, haven Jhrer Ma- jestät Regierung erwarten lassen, daß irgend ein Vorschlag von den drei Mächten zu irgend einer Modification des politischen Zustandes, in welchen der wiener Traftat den Freistaat Krakau versezt hat, in der Absicht gemacht werde, die Länder der drei Mächte ge- gen die Gefahr cinec Störung durch Komplotte, die in Krakau ges miedet werden könnten, besser sicher zu stellen; aber Jhrer Majestät Regierung war auf cine Mittheilung der Art, wie sie nun erhalten hat, nicht vorberrcitet z und Jhrer Majestät Regierung fühlt sich verpflichtet, gegen die Ausfüh: ung der solchergestalt angekündigten Absicht zu protestiren. Jhrer Majestät Regierung will zuvörderst die Gründe erwägen, durch welche man die beab- sichtigte Maßregel zu rechlfertigen sucht, und dann das Recht, wel- ces die drei Mächte für \ch in Anspruch nehmen, um sie dur ihre eigene Machtvollkommenheit gauszusühren. Es is zu bemer- len, daß nach den Ereignissen von 41830 und 4836 die drei Mächte zu Makßregeln geschritien sind, welche sie als hinreichend für

242 wäre, nah Krakau zu gelangen, Die Bevölkerung von Krakau is beschränkt an Zahl, und die Ankunft eines verdächtigen Fremden würde nicht nur schnell von der Polizei bemerkt werden, sondern es würde faum möglich sein, daß ein solcher Fremder oder irgend ein Einwohner von Krafau län- gere Zeit hindurch einen Briefwechsel mit den Bewohnern eines benach- barten Landes zu dem Zwece, dort Unruhen anzuzetteln, unter- hielte, ohne daß diese Korrespondenz zur Kenntniß der Regierung, und durch dicse zur Kenntniß der drei Nesidenten gelangte; und sind Umtriebe dieser Art einmal bckannt, so würde die Lokal-Gesepgebung von Krakau ohne Zweifel die Mittel darbieten, sie wirksam zu unterdrücken, Wenn aber die Ly ait ige von Krakau nicht wirksam genug sind, um diesen Zweck zu erreihèn, und wenn die Geseze von Krakau der Regierung die Macht nicht verleihen, einen solhen Mißbrauch des Asyls im Freistaate zu verhindern, so lönnten diesc Polizei - Einrichtungen ver- bessert und jene Gesche verändeit werden, und volle Sicherheit könnte in diesen Beziehungen für die drei Mächte erlangt werden, ohne die Existenz des Freistaats zu vernichten. Es is ohne Zweifel Krakau's Pflicht, den drei Mächten diese Sicherheit zu gebenz denn Freiheit und Un- abhängigfeit sind Krakau zum Wohl und Besten der eigenen Be- wohner diescs Staates und nicht dazu verliehen wo:dcn, um diese in den Stand zu schen, Unruhe und Verwirrung in angränzenden Ländern an urichten, Es scheint demnah Jhrer Majestät Regicrung, daß bis jeyt fein hinlängliher Bewcis geliefert worden is, um zu zeigen, daß der inneren Ruhe der Länder der drei Mächte feine volle Sicherheit ge- währt werden könnte, ohne die getrennte und unabhängige Existenz des Freistaates Krakau zu zerstören, Aber die Regierung Jhrer Majestät muß in jedem Falle die Befugniß der drei Mächte bestreiten , eine solche Maß- regel zu beschließen und auszuführen aus ihrer alleinigen Machtvollkommen- heit und ohne Mitwüikung der übrigen Mächte, die an dem wiener Trak- tate vom Juni 1815 Theil genommen haben, Es unterliegt keinem Zwei- fel, daß die Erhcbung Krakau's urd seines Gebiets zu eínem freien und unabhängigen Staate, nebst vielen Einzelnheiten seiner Organ: sation, Dinge sind, welche zuerst in dem Traftate vom 3. Mai 1815 niedergeschric- ben wurden. Uber dieser Traktat verzeichnete nur cinen Theil der verschic- dcnen Anordnungen, die von dem General - Kongressc von Wicn getroffen wurden, und er wurde durch den Aitikel CXVU]. der Schlußakte a!s in- tegrirender Theil der Anordnungen des Kongresses der europäischen Mächte ertlärt und sollte übcrall dieselbe Kraft und Gültigkeit haben, als ob er Wort für Wort ín den allgemeinen Traktat eingeschaltet wäre, Aber au- ßeidem sind die Hauptstipulationen über Krafau, die in dem zwischen den drei Mächten abgeschlossenen Separat-Traktat vom 3, Mai enthalten sind, wörtlich in den allgemeinen Trakiat, an welchem sämmtliche Mächte Theil genommen haben, eingeschaltet, und diese Stipulationen bilden die Artikel V1, VIIl, VIII, IX end X dieses allgemeinen Traktats. Es is sonach erweisli, daß, Lon wem immer der Plan, Krakau und sein Gebiet zu cinem freien und unabhängigen Staate zu erheben, ursprünglich ausgegangen sein mag, diescr Plan durch Stipulationen ins Werk geseÿßt wurde, an denen alle Mächte gleich theilgenommen haben, und demzufolge sind drei von diesen Mächten nicht befugt, aus cigener Machtvollklommenheit aufzuheben, was durch gemeinsame Ucbereinkunft Aller festgeseyt wurde z und es ist klar, daß die besondcie Verpflichtung, welche die drei Mächte übernahmen, die Unab- hängigkeit des Freistaats zu beschügen, ihnen das Recht nicht geben kann, diese Unabhängigkeit umzustoßen und zu vernichten, Aus diesen Gründen ist die Regierung Jhrcr Majestät der Ansicht, daß die Ausführung der Absich- ten, welche die drei Mächte angekündigt haben, cine Maß1egel sein würde, die dur feine hinreichende Nothwendigkeit gerechtfertigt wäre, und eine Verlezung bestimmter Stipulationen, die in dem allgemeinen Traktate von Wien enthalten sind, in sih s{l:eßen würde; und Zhrer Majestät Regierung, von der Urberzeugung ticf durhdrungei, daß cs vor Allem von Wichtigkeit ist, daß die Verpslichtungen der Traktate jederzeit treu beobachiet werden, muß ernstlich hoffen, daß man Mittel finden möge, die Länder der drei Mächte

die Sicherheit ihrer Staaten erachteten, und diese Ereignisse lönnen nun- mehr shwerlich als Gründe zu neuen Maßregeln der Strenge gegen Kra- fau angeführt werden; und was den Einfall, den die Krakauer vor unge- fähr einem Jahre in das galizische Gebiet gemacht haben und bie, wic man behauptet, burch sich selbst crsolgte Auslösung der krakauer Regierung anlangt, so möchte Jhrer Majestät Regierung bemerken, daß, wenn Gene- ral Collin, der von der Regierung des Freistaats zur Aufcecbthaltung der Ordnung nah Krakau gerufen worden war, seine Truppen nicht piöplich zurückgezogen hätte, von den Krakauern wahrscheinlich fein Einfall nach Galizien gemacht worden wäre; und da dieser General sämmiliche Behörden der Stadt mit sich nahm und die Stadt und das Gebiet in einem Zustande administrativer Anarchie ließ, kann nicht wo?l ge- sagt werden, daß die Auflösung der Regierung das Werk der Krakauer selbst gewesen sei, Es wird aber behauptet, Krafau sei seit langer Zeit der Heerd von Umtrieben zur Störung der Nuhe in den angränzenden Ländern geweien, und. werde dies, wenn es unabhängig bleibe, fortwährend sein ; und die Frage is, in welhem Grade der gegenwärtige politiscvc Zustand Krafau's die Fortseßung solcher Umt1iebe erleichtert? Nun, dergleichen Umtriebe und Komplotte müssen entweder von Fremden , die nah Krakau fommen, oder von den eingeborenen Bewohnern der Stadt selbst angezet- telt werden. Aber kein Fremder kann nah Krakau kommen, ohne vor- her eine lange Strecke Landes, das der einen oder der anderen der drei Mächte gehört , durchreist zu habenz und es läßt sih scwer denken, daß irgent ein polnischer Verbannier over irgend ein Verschworener aus einem fremden Lande der Wachsamkeit der Polizei der Macht, deren Gebiet er durhreisen muß, dergestalt cntgehen könnte, daß er im Stande

gegen die in ihren gleihlautenden Mittheilungen erwähnten Gefahren, ohne irgend einen Bruch des Traftats von 1815, zu schüßen, Ew. Excellenz wollen diese Depesche dem Fürsten Metternich vorlesen und ihm offiziell eine Abschrist davon mittheilen. Jch bin 2c. (Unterz.) Palmerston,

Sar el.

Paris, 19. Febr. Die Mittheilung des Journal des Dés- bats aus London über die an den französishen Botschafter ergan- gene Einladung zum Diner bei der Königin veranlaßt den Cour -= rier français zu folgenden Bemerkungen: „Wird der Regen=- bogen der Allianz endlich erscheinen? Die ausgesandte Taube ist von London mit dem Oelzweig zurügekehrt. Schon seit zwei Tagen ließ das Organ des Schlosses uns diese Entwielung ahnen. Die Wiederherstellung der Allianz ist nun also wahrscheinlich. Das mi- nisterielle Journal hat uns auf dies Ereigniß vorbereitet, das wir eine Katastrophe für unsere Politik nennen müssen. Herr von Saint =- Aulaire is also von Lord Palmerston sehr gut aufgenom= men worden, und der Lorv - Mayor hat sogar auf einem Bankett, welchem Lord Palmerston beiwohnte, auf die Gesundheit des Königs der Franzosen und des herzlichen Einvernehmens getrunken ! An- dererseits reist Lord Normanby nun nicht abz er giebt seine Soireez Herr Guizot is dazu eingeladen, er wird sih hinbegeben, Das mi= nisterielle Blatt ertheilt überdies Herrn Guizot den Rath, im Namen

der Majorität, die ihm in seinen Kämpfen beigestanden, sih ge -

mäßigt zu zeigen, Gewiß is also nun Folgendes: 1) daß Lord Palmerston nicht desavouirt wird, sondern Minister bleibt ; 2) daß die Depeschen (Palmerston’s und Normanby's über die Unterredung mit Guizot und dessen Rede in der Deputir= ten - Kammer) am 412, Februar veröffentlicht wurden, daß Herr von St. Aulaire sich darauf beeilte, um eine Audienz zu ersuhen, und daß er erst nah dieser Audienz zu der Soirce bei der Königin eingeladen wurde; 3) daß die Nachricht von dem Em- pfange des Herrn von St. Aulaire schon am 14. Februar, also an demselben Tage, wo dieser Empfang zu London statthatte, in Paris befannt war; 4) daß seit zwei Tagen das Journal des Stlosses Herrn Guizot anempsiehlt, und zwar stets im Namen der Majorität, die ihn in seiner Minister stelle erhält, si gemäßigt zu zeigen und den Fehdehandshuh Lord Palmecston's nicht aufzunehmen z 5) endlich, daß Herr Guizot sich diesem dienstgefälligen Rathe ge= fügt hat. Herr Guizot hat den gebässigsten Schimpf ersahren, der einem Minister zugefügt werden fann, und in demselben Augenblick soll die Allianz wieder angeknüpft werden! Herr Guizot hat nicht geantwortet, und er soll Minister bleiben! Das i} denn doch jon= derbar! Hatten wir Recht, zu sagen, die Wiederherstellung des herzlichen Einvernehmens würde eine Katastrophe für unsere Politik sein? Man urtßheile,“

Die Epoque enthält einen Artifel über die Ansprüche Dom Miguel’s und des Grafen von Montemolin und über die Behaup= tung einiger französisher Blätter, daß Lord Palmerston, um sih der spanischen Heirathen wegen au der französishen Regierung zu, rächen, Beide in ihren Versuchen, eine Rcoction zu ihren Gunsten in Por- tugal und Spanien hervorzurufen, unterstüßen wolle. Das ministe= rielle Blatt spottet über diese Piäne uud meint, es [el nicht der ge= ringste Grund zu Besorgnissen vorbanden, Was Lord Palmerston betrifft, so is die Epeque der Meinung, er moge Beiden vielleicht Artigkeiten erwiesen haben, um die französishe Regierung etinzu- shüchtern, aber schwer!ich würde er im Ernst an weitere Schritte denfen, als bloße Artigleiten, uud diese scien unter den obwaltenden Uniständen allenfalls zu entshuldigen. G alignani's Messenger bemerft: „Es liegt eine Milde in der Art, wie die Epoque von Palmerston in diescm Artikel spricht, die von guter Vorbedeutung ist.

Der spanische Jnfant Don Enrique is am lÂten d. von Bar= celona in Toulon angelangt. :

Ein Cirfular des Unter-Staats-Secretairs des Junnern trägk den Präfekten der Departements auf, den spanischen farlistischen Flüchtlingen feine Pässe mehr zur Reise nach Spanien zu geben, sie vielmehr an den angewiesenen Wohnorten unter Aussicht zu halten, da die spanische Regierung die bewilligte allgemeine Amnestie in Hinsicht der Karlisten provisorisch zurückgenommen habe. Allen anderen spanischen Flücht - lingen fönnen ungehindert Pässe zur Rückkehr nah Spanien ertheilt werden.

Der Justiz=Minister, Herr Martin du Nord, ist wieder hier ein- getroffenz es soll sih mit seiner Gesundheit sehr gebe]!ert haben, und man zweifelt daher, daß er von seinem Posten abtreten werde, für welhen bcreits Herr Dumon genannt wurde, der seinerseits als Minister der öffentlihen Bauten durch Herrn Vitet erseßt werden soelltr. Jun dirsen Tagen war ou, wieder einmal das Gerücht ver= breitet, daß der König sih an Herrn Thiers gewandt hätte, um ihm Guizot's Stelle zu übertragen, falls die Verwickelungen mit England dessen Ausscheiden erheishen solltenz Herr Thiers hätte aber, hich es, Bedingungen gestellt, die man nicht annehmbar befunden,

Der Prozeß vor dem Assisenhose des Departements der Maine und Loire gegen den für Quimprelé zum Deputirten gewählten, der Oppositons- Partei angehörigen pariser Banquier Drouillard, seinen Wahl-Agenten Peyrou und mehrere Personen, die für ihn gestimmt, hat nah vierzehntägigen Verhandlungen mit der Verurtheilung der Hauypt-Angeklagten geendet. Drouillard und sein Agent waren verüb- ter Bestehung und die anderen Personen der Verkaufung ihrer Stimmen angeklagt. Einige der Leßteren wurden wegen unzureihenden Beweises freigesprochen, Drouillard und Peyrou aber und trei der Anderen der Anklagepunkte \chuldig befunden. Die beiden Genannten sind ein Jeder zu einer Geldstrafe von 3700 Fr. und zu fünfjährigem Verlust ihrer bürgerlichen Rechte verurtheilt, die drei Wähler ebenfalls zu leßterer Strafe und zu Geldbußen von respektive 1800, 1000 und 900 Fr. Von den Prozeßkosten haben Drouillard 2. Peyrou 56 und die anderen Drei zusammen -/- zu tragen. Alle Berurtheilte wollen den Rekurs an den Cassationshof ergreifen. :

Der National is sehr wenig zusrieden mit dem der Deputir- ten-Kammer vorgelegten Gescentwurf, durch welchen die Bank zur Ausgabe von Noten zu 250 Fr. ermächtigt werden soll. Dies, meint er, lohne nicht der Mühe, die Kammer damit zu belästigenz; einex solhen Ermächtigung hätte die Bank sehr wohl entbehren können,

B ana 7 E E E So d Sama

renz durch den Schuß Sr, Majestät unseres Königs erhält dies Werk eine noh höhere Weihe, wie die freigebige, von Königlicher Huld bewilligte Un- terstüßung es möglich macht, die Ueberscyungen für einen so geringen Preis in den Buchhandel zu bringen, daß in den weitesten Kreisen die V.rb:ei- tung exmöglicht wird, Jn wie naher Verbindung dieses National - Unter- nehmen mit dem der Monumenta Germaniae steht, geht {hon daraus her- vor, daß an der Spige desselben wiederum der Name des Mannes steht, durch dessen ruymvolle Besirebungen vornehmlih die Monumenta an das Licht gran sind,

er Plan des ganzen Werkes liegt jegt dem Publifum vor, die Schrift- steller, welche überseßt und mit kurzen Anmerkungen versehen werden sollen sind angegeben, auch ist von mehreren Seiten {on Hand an die Arbeit gelegt worden und die erste Hälfte des ersten Bandes bereits vor furzem in den Buchhandel gekommen, Diese, die uns vorliegt, enthält freilich nur

die ältesten Nachrichten über Deutschland (fie führt uns nur bi

Cäsar), und diese Nachrichten sind so cigenthümlicher Art, Lak A andere O Ca iung nota machten , als im weiteren Verlaufe des Werkes eintreten muß. an wird deshalb auf die Einrichtung und Ausfuhrung des Unternehmens im Großen und Ganzen aus dem bisher Ecschicncnen noch faum urtheilen können, um so weniger , als Vorwort und Einlitung zum ganzen Werke erst der zweiten Hälfte des ersten Bandes beigegeben werden. Dennoch erlauben wir uns, vorläufig auf das hinzuweisen, was in dem bereits erschienenen Hest geleistet is, und einige Bemerkungen anzu- fnüpfen, die vielleicht für den weiteren Fortgang des Unternehmens sörder- li nd.

y Die Sriftsteller der Urzeit sind Frembe, die über die Deutschen und ihre Thaten berichten, meist nur gelegenilih in größeren Weiken, die hin- reichend bekannt, au durch Uebersegungen zugänglich sind, Die Aufgabe i also hier vornehmlich, die zerstreuten Nachrichten über die Urgeschichte Deutschlands, welche sih in der klassischen Literatur des Alterthums finden, u sammeln, zu erläutern und so zu verbinden, daß die Lücken zwischen den- selben nicht allzu merkbar werden , ein Faden muß dem Leser geboten wer- den, an dem er die Bruchstück? der Tradition an einander reihen und ordnen fann. Wo in der Folge ganze Schriftsteller überseyt werden, wird man in Einleitung und Erllärung sich farz fassen fönnen; in den meisten Fällen bietet sich das zum Verständniß Nöthige im Zusammenhang des Werkes selbst dar. Bei den Quellen der Urzeit muß der Kommentar dagegen in jever SEe Cs weiter ausdehnen, ganz besonders aber bei den hochst fragmentarishen Nachrichten über - die ersten Kriege zwischen den Römern und Deutschen, von denen allein dies Hest handelt, Wir finden deshalb díe von Herrn Horkel eingesblagene Behandlungsart in seiner Ausgabe selb ganz gerechtfertigt und wüßten, mit Ausnahme der allgemeinen Ein- leítung, die uns etwas zu tief in die gallishen Ge iten führt, feine der Sache fremde oder gleichgültige Abschweifung nachzuweisen; es scheint uns

vielmehr höchst sinarei h, wie die zerstreut liegenden Nachrichten durch stete Beziehung auf die beiden hervorragenden Persönlichkeiten des Marius und Cäsar zujammeng-halten werden. Weiter verdient dec Fleiß und die be- sonnene Kritif, womit Herr Horkel aus einer weitschichtigen Literatur sein Material sammelte, die größte Aaeriennungz er hat sih dadur vornehin- lich seinec Ausgabe gewachsen gezeigt, und man wird mit Freude der Fort- sez.ing seiner Arbeit «ntgegenschen, welche iha überdies auf ein Gebiet führen wird, auf dem er durch laagjäh ige Studien recht eigentlich zu Hause is, Ammianus Marcellinus, ein für röómische und deutsche Geschichte so überaus w.chtiger Schriftsteller, beschäftigt seit längerer Zeit Herrn Horkel, in dessen Händen bedeutende Hülfsmittel zur Kritik dieses Geschichtsschreibers sind, von denen sich auch für dies Unternehmen ein reihlihec Gewinn er- warten läßt.

Bei jo bereitwilliger Anerkennung im Ganzen wird man uns einige Ausstellungen nichi verübeln, Sie mögen theilweise geringfügig erscheinen, sind es auch vielleicht, aber bei cinem so umfangsreichen Werke, bei dem seiner Natur nach viele Kräfte benuyt werden müssen, is es wichtia, auch in Nebendingen mit ängstlicher Sorgfalt, ja mit einer gewissen Pedanterie zu verfahren, um die Einheit des ganzen Unternehmens zu bewahren. Jn den Einleitungen und Verbindungen der einzelnen überseßten Stücke giebt nun Herr Horkel völlig genug, in den Anmerkungen zu diesen if er aber unseres Erachteas ústers zu sparsam für den Leserkreis, auf welchen er zunächst rechnen mußte, So sagt er wohl S. 144, was unter ciner römi- schen Meile zu verstehen sei, an anderen Stellen aber spricht er vom Sta- Nie ohne dies näher zu bestimmenz die Sige der im Text genannten Völker werden häufig in dn Anmerkungen geographisch ecläutert, zuweilen ist dies aber auch ohne weiteren Grund unterlassen, so z. B. bei den Si- gambrern, S, 171; die Namen der Städte, Flüsse und Gebirge werden meist in hrer lateinischen Form gegeben, denen in Klammern die moderne zur Seite gesegt ist, so heißt es Ariminum (Rimini) u. \. w., dann aber S. 132: „Da erschien, Cäsar in Genf““, ohne das lateinishe Geneva nur zu nennen; bei den bekanntesten geographischen Benennungen sind die heutigen Namen durchgängig gebraucht, wodur dann in Verbindung mít den latei- nischen Namen die Gleichförmigfeit der Rede gestört wird, S. 167 bietet hierzu ein auffälliges Beispiel: „Die Mosa, heißt es dort, strömt herab von dem Gebirge Vo segus (Vogesen) im Gebiete der Lingonen und bildet, indem sie vom R hein einen Zweig, Namens Vacalus (Wahl), aufnimmt u, \, w,“ Das Einfachste scheint uns hier, wenn der lateinische und der heutige Name derselbe, nur in verschiedener Form, is, die gang- bare Form in den Text aufzunehmen, und das erstemal, wo der Name er- wähnt wird, durch Beisegung der lateinischen zu erläutern, den lateinischen Namen aber nur dann zu bewahren, wenn der moderne völlig abweicht. Ungenügende Bemerkungen finden sich selten, wie S. 136, wo zu Magetobria die Anmerkung steht; Madebroge? Die Ansicht des Bearbei-

ters is uns hier nicht klar geworden, Gewöhnlich erkennt man Mage- tobria in La Moigte de Broie bei Pontailler an dex Mündung drs ODignon in die Saone, :

Ein anderes Bedenken, das wir nicht unterdrücken können , is allge- meinercr Art; es beni nicht das, was der Bearbeiter gab, sondern wie er es gab. Ein Buch, das der „großen Mehrzahl der Nation“ best mmt ist, maß zunächst in einem allgemein faßiichen Styl geschrieben sein, dabei bedarf der Ausdru Kraft und Fülle, auf dem die tiefere Wirkung beruht, Diese höheren Eigenschaften des Styls erkennen wir in vielen Stellen des Buches, von denen wir auf S. 98 nur eine ausheben, Es beißt dort von (sar : „Bei Nacht ließ er die Trophäen des Marius, mit Bildern des Siegers und der Siegesgöttinnen geschmücst, auf dem Kapitole aufstellen, eine Zn- schrift feierte die Thaten, deren Denkmale sie waren, Das Aussehen war allgemein, die Wirkung gewaltig. Während den alten Marianern, deren große Zahl man da erst kennen lernte, die Thränen aus den Augen stürz- ten, da sie das Biüd ihres Feldherrn von Gold und Piacht umgeben er- blickten, und sie laut ausriefen; der große Cäsar sei werth zu VNarius Ge- schlech! zu gehoren, vernahm man im Senate das stcenge Wort: nicht mehr durch unterirdische Minen, nein, durch alle Maschinen einer sörmlichen Be- lagerung suhe Cásar den Staat zu stürzen. Als aber der nte Verzagende auh im Senate durch seine Beredtsanifcit den Sieg über die Befürchtun- gen errang, da mochte der rahige Bctrachter erfennen, daß dicse That, welhe Cäjar in der engsten Verbindung mit Marius zeigt, zugleich ein be- deutender Schritt vorwärts war, um dereinst Sulla?s Prophezetung zu er- füllen.“ Viele ähnliche Stellen ließen si anführen, daneben aber auch andere, bei denen Herr Horkel nicht, recht vor Augen gehabt zu haben scheint, für welches Publikum er zunächst schrieb, Nicht allein, daß die Periodifk uns zuweilen nicht so cinfach scheint, wie man bei einer Schrift verlangt, die do zumeist für ein nicht höher gebildetes Publikum bcstimmt is, bedenklicher noch dünkt uns, daß der Bearbeiter öfters Andeu- tungen und Beziehungen nux leíhthin giebt, die auh manchem Manne von Kenntnissen und Belesenheit nicht sogleich verständlich sein werden. Jeder Schriftsteller hat \ch zuleyt doh als einen Lehrer anzusehen; hat er den Lesern nicht etwas zu geben, woran sie zu lernen haben, o is seine Thätigkeit vergeudet, Hieraus folgt aber auch, daß es der Standpunkt des Lesers sein muß, nah dem sih die Ausdruks- weise und der Vortrag des Schriftstellers zu rihten hat, und wer für die „große Mehrzahl des Volks“ schreibt, wird freilih ganz anders seine Feder führen müssen, als wer scin Bucheinem kleinen Kreis gleichgebildeter Männer widmet. Es gilt hier nicht, sich genug zu thun, sondern dem Volke, doch, indem man dies befriedigt, wird man zulegt au sih selbst am besten be- friedigen, Wir halten es nicht für unzeitig, dies zu sagen, denn es wird Herrn Horkel bei der Fortsegung der Arbeit leiht werden, fih einer Ausdrucks- weise zu bequemen, in die er sich, von streng gelehrten Studien abgerufen,

die ja aus eigenem Willen und ohne erst Jemand zu befragen, Noten zu 5000 Fr. geschaffen habe. Hoffentlih werde die Kommisfion aber den ganzen Zustand des öffentlihen Kredits bei dieser Gelegenheit in gehörige Untersuhung ziehen.

Das Geschenk von sechs Kanonen, welches der König der Fran- zosen dem Kaiser von Marokko gemacht hat, wird vom National als cine neue Erniedrigung Frankreichs gedeutet ; als nämlich engli= he Offiziere bei einem Besuch auf französischen Schiffen die von dem Prinzen von Joinville als Trophäe von Mogador mitgenomme- 1en Geshüße gesehen, welhe ein Geschenk Englands an Marofkfo gewesen, hätten dieselben sich durch deren Wegnahme sehr verleßt gefühlt, und der Kaiser von Marokko sei darauf von Seiten Tng- lands aufgereizt worden, diese Kanonen zurückzufordern. Um den Kaiser zu beschwichtigen, habe man ihm nun zwar nicht seine eigenen, dafür aber jene sechs anderen Kanonen übersandt, und die Marokfka- ner würden dies als ein Zeichen völliger Unterwürfigfkeit von Seiten Frankreihs betrachten, denn die s{himpflichen Tribute europäischer Nationen an Marokko seien gewöhnlih in Waffen, Munition und be- sonders in s{werem Geschüß entrichtet worden.

Mit der Diskonto-Erhöhung der Bank und der Maßregel, nur furzlaufende Wechsel zu diskontiren, ist das Journal des Débats keinesweges zufrieden, indem es der Ansicht is, daß dies nicht Noth gethan und dadurch der französische Handel sehr beeinträchtigt würde. Man hâtte die Schwierigkeiten leihter umgehen fönnen, meint es, wenn die Bank- Zettel von 250 und 100 Fr. ausgegeben hätte, wozu sie rasch die Ermäthtigung hätte erhalten fönnen, und eben so hätte eine Ausgabe von Schatbillets seitens des Finanz-Ministeriums ihre Verlegenheiten vermindert, wodur sie niht einmal der Anleihe in England bedurft hätte. Uebrigens habe die Bank ja Renten und sei fein Grund vorhanden, daß sie dieselben zurückziehen und nicht zu verfgufen gesucht habe, um sih mehr Baarmittel zu verschaffen.

Der Courrier français meldet, es werde auf Neuseeland zu Akarsa, dem Centralpunft der französishen Ansiedelungen, ein fran- zösscher Kommandant ernannt werden,

L Der Courrier français will wissen, daß der König und die

Königin der Belgier in diesen Tagen nah England reisen würden. Die Königin Victoria habe die Einladung ihres Oheims, während seines Aufenthaltes in England auf seinem Schlosse Claremont zu wohnen, angenommen, _ Dem Vernehmen nach, wird Prinz Joinville sih baldigst nach Toulon begeben, um die Vorbereitungen zur Ausrüstung des Geschwa- ders, dessen Kommando er in Frühling übernehmen #o.1, zu inspiziren. Dieses Geschwader wird, wie verlautet, aus dem Mittelmeer na h den französishen Kolonieen segeln,

Graf Montalembert hat der Pairs-Kammer eine von 648 Mit gliedern der Geistlichkeit, worunter man 27 Pfarrer von Paris be- merkt, unterzeihnete Petition zu Gunsten der Abschaffung der Skla- verei in den französischen Kolonicen überreicht. i i __ Nachrichten aus Marseille vom 11. Februar zufolge, befanden sich in dirser Stadt mehr als 600,000 Hektoliter Getraide, von de- nen täglich eine Quantität in das Junnere Frankreichs gesendet wird, zumal seitdem die Rhone wieder \cibar ijt. Außerdem lagen in dem Quarantaine-Hafen Pomegue und Frioul 170 bis 180 Schiffe, welhe erwarten, daß auch sie für Zulassung und Ausladung in Mar- seille die Reihe treffe. Die Einfuhr von Getraide und Mehl in die französishen Häfen vom 1. Juli bis zum 31. Dezember v. J. betrug 2 542,290 Hektoliter und im Monate Januar 716,925, also zusam- men 3,259,154, von welchen 2,437,068 durch die Häfen des Mittel= meeres , 616,795 durch die des Atlantischen und 205,301 zu Lande eingingen,

Der Marine=- und Kolonial-Minister hat der Handels - Kammer in Paris mittheilen lassen, daß von ihm Anordnungen dahin getroffen worden sind, den in den indishen Meeren fahrenden französischen Schiffen auf der Jusel Mayotte, an der Westküste von Madagaskar, Gelegenheit zum Ausbessern zu verschaffen. j

Der Phare de Bayonne meldet, daß man dort in diesen Tagen Leute in a"getragenen gelben Uniformen habe umhergehen sehen, die ein sehr armseliges Aeußere hatten. Es wären Franzosen gewesen, deren etwa 100 zu der aufgegebenen Expedition des Gene= rals Flores angeworben waren, so wie außerdem gegen 1500 Spa- nier, die nun wieder entlassen worden sind, e

=— Paris, 18, Febr. Ein Vorfall zwishen Herrn Guizot und Marquis von Normanby macht in diesem Augenblicke außerordentlich viel von sich reden, und da die Angaben darüber in den verschiedenen Blättern sehr widersprechend lauten, je nachdem ein jedes im Jnter= esse seiner Partei die Thatsachen zuzustußen für gut findet, \o glaube ih, Jhnen den Hergang aus zuverlässiger Quelle mittheilen zu müssen,

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Jn Folge der Rede, welche Herr Guizot am 5ten d. in der Depu- tirten-Kammer über die spanischen Heirathen gehalten hatte, herrschte zwishen ihm und dem Marquis eine merkliche Kälte, Beide schienen sich wehselseitig zu vermeiden, und namentlich wurde bemerkt, daß Herr Guizot in mebreren Zirkeln nit erschien, wo ein Zusammentreffen seinerseits mit dem Marquis nicht hätte umgangen werden fönnen. Zu glei= her Zeit wußte man allgemein, daß der Marquis von Normanby für den 19, Februar eine große Soiree veranstaltete, und war daher gespannt darauf, wie sih bis dahin die Dinge gestalten würden, Nun is so viel flar, daß der Marquis von Normanby, der sth als den von Herrn Guizot verleßten Theil betrachtete, niht den ersten Schritt zu einer Ausgleichung thun wollte oder vermöge seiner Stell. ing thun fonnte, und das mußte wohl auch Herr Guizot selbst fühlen, so daß er s{werlich eine Eixladung zu der Soiree des Marquis erwartete. Jndeß kam ihm zu seiner nicht geringen Ueberrashung doch eine solhe zu, und dieser schnell bekaunt gewordene Umstand verfehlte niht einen allgemein sehr günstigen Eindruck zu machen. Als die Kunde davon an die Börse gelangte, stiegen in Folge davon augenblicklich die Papiere, und zwar um so mehr, als gleichzeitig aus England durch den Grafen d’Harcourt günstigere Nachrichten über= braht worden waren, nämlich daß der französishe Botschafter, Graf von St. Aulaire, vou Jhrer Majestät der Königin von Großbritanien empfangen und zur Tafel gezogen worden sei, daß ferner auch das Verhältniß zwischen dem Grafen von Stk. Aulaire und Lord Palmer= ston sich wieder freundlicher gestalte. Indeß zeigte sih bald, daß die Einladung an Herrn Guizot nur in Folge eines allerdiags sehr un- angenehmen Mißverständnisses ergangen war. Der Marquíîis von Normanby besorgte dadurch in die oben {hon angedeutete falsche Stellung zu gerathen und beeilte sich daher, durch einen mit ihn und Herrn Guizot zugleich befreundeten Herrn (man nennt als solhen den Grafen Walewski) den Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten über das vorgegangene Mißverständniß auf- flären zu lassen. Als Ursache desselben ward angegeben, daß der- jeuige, welher die Versendung der Einladungskarten besorgte, nach einer Liste sie abgesandt, über welche" er den Marquis vorher nicht besonders befragt hatte. J-ner Herr, der als Vermittler diente, hatte allerdings aus dem Munde des Marquis selbst {hon früher vernon- men, daß derselbe Herrn Guizot aus den angedeuteten Gründen nicht einladen wollte. Der bei der Gesandtschaft Angestellte, welcher den Jrrthum durch seine vorschnelle Eigenmächkigkeit veranlaßt hatte, wurde sogleih von dem Botschafter entlassen. Damit war nun von Seiten des Marquis von Normanby Alles geschehen, was möglicher- weise gesehen founte. Aber bei dem Mißtrauen, welches noch bei= derseitig unleugbar besteht, {eint man nun auf Seiten des franzü= sischen Kabinets sich mit den von Marquis von Normanby indirekt gegebenen Aufklärungen nicht befriedigt halten zu wollen, wie aus dem gefaßten Entschlusse hervorgeht, daß fein Minister auf dem Ball des englischen Botschafters erscheinen sell. Das sind bis heute die Thatsachen, welche allerdings und erflärliher Weise Aufsehen machen. Großbritanien und Irland.

Unterhaus. Sibßung vom 16. Februar. Die Debatte über Loud George Bentinck's Eisenbaßhnbill für Ji!and wurde heute beendigt und die Bill, wie schon gestern gemeldet, mit 322 gegen 118 Stimmen, also mit einer Majorität von 204Stimmen, verworfen. Ein besonderes Juteresse erhielt die heutige Debatte durch die Rede Sir R. Peel's, welher am Schluß der Sihung das Wort nahm und mit seinem Anhange ohne Zweisel das Schil sal der Bill entschieden hat. Herr Osborne leitete die Debatte ein, indem er si für die Bill erklärte, da die Regierung keine An- deutung gegeben habe, wie der Bau von Eiseabahnen in Jrland ge= fördert werden solle. Auch sei er überzeugt, daß 60 bis 70 pCt, der vorzustreckenden Summe den Arbeitern als Arbeitslohn zufließen würden, und da der Staat zu verschiedenen Zeiten {hon Geld vor= geschossen habe, und zwar an Schottland seit der Union bereits 18 Millionen Pfd., von denen e: 6 Millionen zurückerstattet seicn, wäh- rend Jrland von den ihm vorgeschossenen 9 Millionen hon 7 Mil- lionen getilgt habe, so sei fein Grund vorhanden, die vor- liegende Geld - Forderung für Eiseubahnen M rand 0 vers weigern, wie er sagte, lieber Geld verleihen, als verschenken wolle, Nachdem mehrere andere Redner von untergeordneter Bedeutung gesprochen hatten, erklärte Sir R. Peel, daß er seine Stimme über die Bill uiht von den Folgen abhängig machen wolle, die Lord John Russell an ihre Annahme knüpfe, sondern von ihren inneren Vorzügen oder Mängeln, die er hier zu prüfen habe. Die Vill verlange einen Vor- {uß von 16 Millionen Pfo. St. zur Beschäftigung der Armen in

Oberst Conolly stimmte gleichfalls für die Bill, weil er, |

Jrland. Dies sei aus folgenden Gründen nicht zulässig:

trachte die finanzielle Gage ddo Landes, ob L rin K I ertragen fönne. Bis zum 5. Januar 1847 habe für das abgelau- fene Finanzjahr die Staats - Einnahme 53 Millionen Pfd. betragen die Balance im Schaße wäre gegenwärtig zwischen 8 und 9 Millio- nen Pfd., und hiernah befinden sih also, so weit die Einnahmen und Ausgaben des abgelaufenen Jahres in Betracht kommen, unsere Fi- nanzen in blühendem Zustande. Aber wenn man den öffentlichen Kre dit mit einer Summe von 16 Millionen Pfd, belasten wolle, so müsse man das nächste Finanzjahr, nicht das abgelaufene, betrachten. Bei den hohen Preisen der Lebensmittel, dem gedrückten Zustande eines Theiles unserer Fabrik - Distrikte und dem unerwartet hohen Preise der Baumwoile , Umstände, welhe durch die Theurung der Lebensmittel in ganz Europa und Amerika noh ers{chwert werden, {ei eine wesentlihe Beeinträchtigung der Einnahme für das nächste Jahr unausbleiblich. Wenn demnach die Ausgabe für Jrland nah Lord J. Russell's Schäßung 9 bis 10 Mill. Pfd. betragen solle, so sei auch ein Defizit von wenigstens 7 bis 8 Millionen zu erwarten, wobei es wohl nicht sein Bewenden haben werde. Man habe hierbei besonders die Lage des Geldmarftes zu beachten , auf welhem die 3proz. Fonds, die vor furzem noch Pari standen, jeßt auf 91 gefallen sind, denn hiernah richteten sich natürli die Bedingungen, unter denen man nur Geld erlangen fönne, wenn die Vill angenommen würde. Biete also die Finanzlage des Landes keine erfreulihe Aussicht für die Folgen einer solchen Anleihe, so sei dies in Hinsicht der auswärtigen politishen Verhältnisse noch weniger der Fall. Er schenke allerdings der Versicherung im der Thron - Rede Glauben daß der äußere Frieden aufrecht erhalten bleiben werde, aber sein Vertrauen sei doch etwas erschüttert, wenn er an den Zustand unserer Beziehungen zu Frankreich und an die freie Erklärung Jhrer Maje- stät denke, daß die anderen drei großen Mächte Europa's einer ofen- baren Verleßung von Verträgen sich shuldig gemacht hätten. Dies wären die Umstände, unter welchen Lord Bentinck auf vier Jahre einen Vorschuß von 16 Millionen Pfd. Sterl. fordere! Man habe bereits, wie er gezeigt, ein Defizit von 7 bis 8 Millionen zu decken, und selbst dies werde hon sehr {wer halten, denn es gäbe nur drei Mittel dafür, entweder direkte Besteuerung, Ausgabe von Schaßz= fammerscheinen oder eine Anleihe, deren Zinsen wieder durh Steuern aufgebracht werden müßten, und wähle Lord John Russell eines von den beiden leßteren Mitteln, Ausgabe von Schaßkammerscheinen oder eine Anleibe, so werde der Markt mit unfundirten Schuldpapieren bald so überfluthet sein, daß der Zinsfuß sogleich bedeutend in die Höhe gehen werde. Der Redner ging hierauf zu den Ein- zelnheiten der Bill über und tadelte es, daß die Eisen- bahn =- Kommission und nicht die Schaßverwaltung die Verwendung der 16 Mll. besorgen und die Rückzahlung auch erst in 30 Jahren möglich sein sollte. Auch sei nicht zu übersehen, daß diese Maßregel 9% yCt. den irländischen Actionairen \chenke, da andere Actidnaire nicht Geld unter 6 pCt. jeßt bekommen könnten. Sei er auch nicht gele- gentlicher Verwendung öffentlicher Geldor für Privat - Unternehmun- gen abgencigt, so sei er doch dawider, daß dieselbe in so ausgedehn= ter Weise geschehen solle, indem dies Privat-Unternehmungen ganz läßmen müsse. Uebrigens zweifle er, daß es solche Vermehrung der Beschäftigung in Jrland herbeiführen würde, als Lord Bentinck glaube, oder daß die sonstigen Ausgaben für Jrland dadurch vermin- dert würden. Aus den Erfahrungen des leßten Jahrhunderts wisse man, welhen nachtheiligen Einfluß es gehabt, daß die Regierung sich in die Förderung der irländischen inneren Schifffahrt gemischt, indem alle folche Dinge ausschließlich dem Privat-Unternehmungsgeiste über- lassen werden müßten. Wollten nur die irländishen Gutsbesißer fräftig selbst Hand anlegen, wollten sie Partei-Vorurtheile nur fallen lassen und für das allgemeine Juteresse wirkend sich zusammenthun, um die soziale Lage der Millionen zu heben, deren heutige Existenz und Zukunft von ihnen abhange, so würden sie mehr zum Besten ihres Volks thun, als wenn sfe träge und verzweifelnd Alles von der Regierung erwarteten. Lord Bentindck suhte die früheren Behauptungen des Schabkanzlers statistissch zu wider- legen, worauf Lord John Russell im Ganzen Sir R. Peel dabin beipflihtet, daß gerade die heutige Finanzlage die Frage sehr ernsthaft gestalte, wozu die Lage des Handels und der Manusakturen niht wenig beitragez denn dieses Fahr sei für Eng= land und Schottland selbst ein Jahr des Leidens. Man habe aber für Jrland sorgen müssen, um es vor Verhungerung zu retten; man habe allein monatlich für Jrland 8 bis 900,000 Pfd. sür Getraide ausgeben müssen! Dadurch sei natürlih der Preis des Getraides in England gestiegen, was auf die Manufakturen habe zurückwirken müssen, und so dürfe man den Druck Englands nicht zu hoh shrau- ben, damit es für Jrland zu wirken die Kraft behalte, Lord Ben=

vielleicht nit sogleich zu finden vermochte, überdies bietet ihm in der Folge der Stoff selbst zu mchr populai:er Darstellung Gelegenh-:it; mehr das Spezielle ist fortan in den Einleitungen zu berühren, als UAllgemeinheiten, und der zu überschende Stoff selbst wächst mehr und mehr. ; i Bas die Ueberseßung selbst betrift , so hatte Herr Horkel hier feine leichte Aufgabe. Bei den Autoren des Mittelalters wird man ost nicht umßin'können, die zu rauhe Form etwas zu glätten, den allzu ungelenken Ausdruck etwas geschmeidiger zu machen, der Uebcrscher wird nothgedrun - gen nicht selten zum Bearbeiter werden und sih funstreich erst seine Aus- drucksweise zu bilden haben, in der er, ohne dem Jnhalte etwas zu verge- ben und die Farbe des Original - Ausdruck3 ganz zu verwischen, doch den Leser zu fesseln weiß. Herr Horkel hatte es dagegen mit Schriststellern von großer Vollendung zu thun, in der Form ihnen gleich zu fommen, ist der Natur der Sache nah \{hwierig, ja unmöglih. Wir glauben aber, cr hat nicht nur den Sian meist trefflih wiedergegeben, sondern auch in der Form höchst Lobenswerthes geleistet, Besonders sagt uns in dieser Beziehung die Ueberseßung einer Sielle aus der Rede des Cicero über die Konjsular-Pro- vinzen S. 231 ff zu. „Jet endlich‘, heißt es dort unter Anderem, „ist es vollbracht, daß das Ende unserer Herrschaft zugleih das Ende der Welt is, Nicht ohne gottlihe Fügung hatte die Natur die Alpen als Bollwerk von Jtalien aufgethürmt, denn, wäre dort den wilden gallischen Massen der Zugang offen gewesen, so wäre nimmer diese Stadt der größten Herrschaft Heimat und S h geworden, Mögen sie jeßt zusammcustürzen: jenscits jener Berghöhen bis an den Ocean is nihts mehr, was Jta'!ien zu fürchten brauchte. E‘n Sommer oder zwei kann ganz Gallien in ewige Bande schlagen durch Furcht oder Hoffnung, durh Strafen oder Belohnungen, durch Waffen oder Geseze,“ Cäsar legt durch seine ausg-rdehnten Perio- den dem U-bersezer große Schwierigkeiten in den Weg, Herr Ho: kel hat sie meist glülih überwunden, obschon er an Klarheit und Wohllaut der Rede natürlih dem Original nicht gleihkommen fonnte, namentlich is die B zie- hung des Pronomens der dritten Person zuweilen unklar, und Mißklänge, wie „vorzüglich das, daß er merkte“, stören, Ein Ausdru, wie „Verpro- E (S, 138) hätte durch Umschreibung vermieden wer- den fönnen, er paßt weder in Cäsar's Styl, noch in den Bu „200 rov su. Gleich darauf lesen wir: „Wenn er so thäte, an ba ak as rômische Volk ewiges Wohlwollen und Freundschaft ge- g ren, und werden dadurch allzu sehr an den gewöhnlichen Styl der Uebersegungen erinnert; „wü 8 s ert; _…, würde er und das römische Volk stets S Ia Ana und Freundschaft mit ihm leben“, scheint uns dem reie KORE Rud Le M e sich vom Original um fein Haar Stellen und gerade solchen, w eser Periode is swerfällig, An einzelnen y , wo man hätte erwarten sollen, daß der Patrio- tismus des Ueberseyers den Ausdruck milde ü 1 Erachtens die Sprache des Cäs rn würde, überbietet er unseres jar an Strenge und Härte, So, wo es

S. 136 vom Ariovist heißt, „er stelle an den Kindern der Sequancr wahre M uster von Qualen aller Art auf‘, wo der lateinische Ausdruck (omnia exemnpla cruciatusque edere) wohl nicht mehr besagt, als A, seße sie Qua- len aller Art aus, Auch S. 164, wo von den UÜbiern gesagt wird, ste seien ctwas „menschlicher“ a!s die übrigen germani,chen Zcktámme, wilden wir humaniores lieber mít gebildeter übersczt halten, Doch alle diefe Aus- stellungen sind geri1gfügiger Art und wollen nicht von fern das Verdienst des Herrn Horkel vecfleinern. Stellen der klasischen Schriftsteller von gerin- gem Umfange, die sh auf Deutschlands Vorzeit beziehen, verflechtet Herr Hokel in angemessener Weise in die Einleitungen, theilt sie aber dann öfters in abhängiger Rede mit Passender erscheint es uns, hier immer die eigensten Worte des Schriftstellers zu bewahren, denn a f diese fommt es doch zameist an, und der Leser muß stets auf den ersten Blick wahrnehmen, was der Quelle und was dem Bearbeiter gehört.

Doch genug von dem vorli-genden Heft, Wir würden uns bei Ein- zelnheiten nicht so lange aufgehalten haben, wenn es uns nicht ein rechter Ernst um die Sache selbst wäre, und wenn wir nicht meinen, daß das Unternehmen von einer unendlih wohlthuenden und segensreihen Wirkung auf unser Volk sein könnte, Wir wünschen demselben ra'chen, ungehinder- ten Fortgang und möchten vornehmlich, daß von den Schriftstellern ded Mittelalters selbs ret bald einer odcr der andere an das Licht tiäâte, denn erst an diesen fann si die volle Bedeutung des Unterachmens zeigen,

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Neu entdecftes Werk des Johannes Tzetes.

Nom, Der geschickteste Amanuensis des Kardinals Angelo Mai' Don Pietro Matranga aus Sicilien, entdecte vor einiger Zeit unter den Schäßen der Vatifana, zu deren Beamten cr gehört, in einem griechischen Codex von äußerst korrefter Schreibart ein sehr interessantes, bis jeyt un- edirtes Werk des Johannes Tzeßes. Es bietei einen Kommentar in politishen Versen, in denen er bekanntlih auch seine Chiliaden schrieb über die in der Jlias und Odyssee Homer's enthaltenen Allegorieen, Die der Jlias sind alle, die der Odyssce nur bis zum 13ten Buch in mehr als 16,000 Versen erklärt, Abgesehen von allem Anderen werden, die rein philologischen Branchen durch dieses Werk in überraschender Weise berei- chert, besonders durch die zahlreihen wörtlichen Citate verloren gegangener Dichter des Alterthums. Tzeßes nennt uns außerdem beiläufig 14 alte Autoren, welche über Kriegs-Mcchanik schrieben; die meisten dieser Namen waren bisher unbekannt, Vicl neues Licht verbreitet auch das Werk über das rechte Jneinandergreifen der Homerischen Chronologie. Außer diesem Kommentar giebt Matranga Marginalien von Tzeyes, welche zahlreihe Be- richtigungen für die griechische Anthologie enthalten; sodann ein Epistola-

rium des Tzezes aus den besten, nie benußten, vatifanischen Handschriften, mit vielen tragishen Versen von Dionys dem Tyrannen, nebst alten Scho- lien über die zwei ersten Bücher der Jlias und des Heraklides Werk von den Homerischen Allegorieen, die jeyt zum erstenmal aus einem vatikanishen Codex volls¿ändig erörtert wurden, Man verdankt es einer gelehrten deut= schen Fran, der Madame Mertens aus Köln, daß Matranga diese schäg- baren VLiteraria im Juteresse der Wissenschaft durh den Dru in Rom be- faunt zu machen angefangen hat, denn in Jtalien finden leider dergleichen Materialien keinen Verleger, Der gelehrte Herausgeber muß den Verleger felbst machen und natürlih auch die Drucffosten decken, Die mäcenatische Freigebigfeit der genannten deutschen Frau hat die leytere Last auf sich ge- nommen. Don P. Matranga wird nach diesem eine von Stefano Gradií, Präses der vatikanischen Bibliothek, verfaßte Lebensbeschreibung des be- rühmten Leo Allatius, welche dieser mit eigener Hand postilirte, aus einer vatifanisden Handschrist zum erstenmale bekannt machen, *) é

Musikalische Notizen.

Berlin, Aus Dresden wird uns gemeldct, daß die hier vor kur- zem im Konzert ausgesührte, chorische Gesangs - Composition : „„Mahadöh““ con Truhn auch dort von Seiten der Musikveïiständigen mit vielem Bei- fall aufgenommen wurde. Herr Frank aus Berlin ließ sich im nämli- chen Konzerte hören und erwarb sich durch den Vortrag seiner Klavier- Konzerte ebenfalls Anerkennung.

Zur besonderen Freude gereicht es uns ferner, den Musiffreunden die Mittheilung machen zu können, daß eine wiederholte Aufführung der shö- nen, phanlasiereichen Tondichtung Robert Schuma nn's: „das Paradies und die Peri“, bei in allen Theilen genügender Bescpung der Soli, binnen furz.m und zwar zu wohlthätigem Zwee erfolgen wird. g

*) Aus einem an den Redacteur des Journal des Débats ge-

rihtetcn Brief eines bei dem Departement der Manu npte I Kiniglien Bibliothek zu Paris angestellten Beamten, der sich E, M, ili R net, er- giebt si, daß, im Widerspruche mit obige O namens De „Vome- rischen Allegorieen““ des Tzeyes ein längst hinlänglich befanntes Berk waren, worüber {hon Fabrizius in seiner „Bibliotheca graeca” weitläufig ge- sprohen. Auf der Königlichen Bibliothek zu París finden si allein dre sehr gute Manuskripte des Werkes, welche auch bereits in dem gedruckten i » de Mannscrits grecs de la Bibliothèque royale de Paris” trieben ind, Sie dienen einer Ausgabe der „Allegorieen““, welche gleich- tigt 1 it der des Herrn Matranga in Rom zu París vorbereitet wird, ur Grundlage. (Vergl, Journal des Débats vom 17, Februar.)