1847 / 57 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

10. Oktober 1838 und 5. August 1845 berufen, dabei aber einer Er- flärung vom 9. Oktober 1838 erwähnt, welhe die Kammer der Standesherren für einen Geseß-Entwurf abgegeben habe, dahin lau- tend, daß dur denselben die Selbsthülfe ganz aufgehoben und ge- gen ein Wildschadengeseß vertausht werde; 4) vermöge die Kam- mer der Standesherren vorerst nicht beizutreten, bis über die Ablö- fungen der Grundlasten selbst Vorlage von der Regierung erfolgt und über dieselbe Beschlüsse gefaßt seien.

X* Frankfurt a. M., 22. Febr, Es bestätigt sich, daß die ta Versammlung nun die Rückäußerung des Senats, bezüglich der Oeffentlichkeit der Verhandlungen, em- pfangen. Der Senat istff zwar eventuell mit dem Beschlusse der geseßgebenden Versammlung einverstanden, warnt aber zuvor vor seiner Ausführung, die aber nun nit mehr lange auf sich warten lassen wird. Ob die Oeffentlichkeit der legislativen Verhandlungen unserem Gemeinwesen zuträglih ist, muß die Zukunft entscheiden, und wir wünschen nicht, daß sie nur ein der Zeitströmung dargebrachtes

er sei,

di ien hatte seither wenig im Publifum erfahren, wie weit das Buchdrucker-Monument, das hier auf dem Roßmarkt errihtet werden soll, in seiner Ausführung gediehen. Man weis nur so viel, daß der Bildhauer von Launip die Hauptfiguren im Modell vollendet yat und es sich um die galvanoplastische Ausführung des Monuments handelt, Wie man hört, wird das Comité demnächst eine Broschüre veröffent- lichen und dem Publikum über den jeßigen Stand der Sache ge- nauen Bericht erstatten.

Seit vorgestern ist der Main aus den Ufern getreten und war heute in den niederen nahen Straßen vollends in die Stadt gedrun- gen. Es steht indessen zu erwarten, daß sih das Wasser bald ver- laufen werde, da die Schneemassen ziemlich weggeshmolzen sind, Die Schifffahrt is durch den hohen Wasserstand abermals unter- brohen. Die Witterung is gelind, und man hofft die Drangsale des Winters überstanden zu haben. Auf allen Punkten sollen nun auch in unserer Gegend die Eisenbahn-Arbeiten wieder beginnen, wodur den arbeitenden Klassen anhaltender Verdienst wird.

Der Börsen = Umsaß war in der verwichenen Woche nicht schr belebt, die Stimmung der Course eher eine flaue. Auch war der Fondsmarkt verstimmt und namentlih in den österreihishen Fonds, da das Gerücht verbreitet war, es sei das neue österreihishe An- lehen abgeschlossen worden, Der Geldstand des hiesigen Platzes ist fortwährend sehr befriedigend, so daß der Diskonto kaum höher als 35 pCt, steht. Jm Waarenhandel is es noch sehr still, und es wird sih darin erst bei Herannäherung der Messe wieder regen. Man sieht indessen der Messe mit keiner großen Erwartung entgegen. Die Fruchtpreise haben wieder etwas angezogen, woran indessen le- diglich die wieder eingetretene Hemmung der Schifffahrt schuld ist.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 18. Febr. (A, Z.) Das oft besprochene neue Staats- Anlehen (fünfproz., im Betrage von achtzig Millionen Gulden) ist gestern definitiv zu Stande gekommen und mit den drei Banquier= häusern Rothschild, Sina und Arnstein und Eskeles abgeshlo}en worden, Die näheren Modalitäten dieses Anlehens sind noch ein Geheimniß, An der heutigen Börse sind troß der \{lechten Noti- out aus Paris die Metaliques und anderen Staats - Papiere ge-

iegen,

Wien, 22. Febr. Die Wiener Zeitung enthält Folgendes : „Weiland Se. Majestät der höchsiselige Kaiser Franz der Erste haben mit Allerhöchster Entschließung vom 4. September 1824 dem preu- ßijhen Fürsten und österreihishen Grafen Eduard von Lichnowsky die österreihishe Fürstenwürde nah dem Rechte der Erstgeburt zu verleihen, und Se. Majestät der regierende Kaiser Ferdinand haben mittelst des in Erfüllung des Allerhöchsten Willens weiland Sr. Ma-= jestät Höchstihres in Gott ruhenden Herrn Vaters zu Handen des Kaiserlichen Kämmerers, Besißers mehrerer auswärtiger Orden und Herrschaften, des dermaligen Fürsten Felix Maria von LUchnowsky ausgefertigten Diploms Allergnädigst zu bewilligen geruht, daß die Abkömmlinge des Fürsten Eduard von Lichnowsky ihrem Namen den Namen der Grafen von Werdenberg und der edlen Herren von Woschtip beifügen und \sich des Wappens dieser Grafen bedienen dürfen, Ueberdies haben Se, Kaiserl. Majestät mittelst dieses Diploms

252

heitsshädlih sind und viele ehrliche Leute um geringen Tagelohn ihr Leben daran zu seßen gezwungen sind.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 19. Febr, Se. Majestät der Kaiser hat an den mingrelishen Fürsten Dadian folgenden Gnadenbrief gerichtet :

„Durch die Gnade Gottes Wir Nikolaus der Erste Kaiser und Selbst- herrscher aller Reussen u. \. w, Unserem lieben und getreuen Unterthanen, dem Fürsten der mingrelischen Lande, David Dadian, Unsere Kaiserliche Gnade und Unser Kaiserliches Wohlwollen. Durch Unseren im Jahre 1831 Jhnen Allergnädigst verliehenen Gnadenbrief haben Wir Sie aner- fannt als den Nachfolger in der hohen Würde eines Fürsten der mingreli- schen Herrschaft, die auf das Ansuchen Jhres in Gott ruhenden Oheims, des Fürsten Grigori Dadian, unter die Hoheit und für ewige Zeiten unter die Botmaßigkeit Unseres Kaiserreihs gestellt wurde, Jndem Wir Jhnen diesen Bewcis Unseres Wohlwollens gewährten, war es Unjere Absicht, Sie in Stand zu seyen, unter der Leitung Ihres erlauchtea Vaters, des Fürsten Lewan Dadian, ihm in Allem, was das Wohl des mingrelischen Landes und Volkes bezweckt, hülfreihe Hand leisten zu fônnen. Da nun gegenwärtig Unserer Kaiserlichen Majestät von Unserem General - Adjutanten und Statthalter im Kaukasus, dem General der Jnfanterie, Fürsten Woronzoff, berichtet worden, daß Jhr erlauchter Vater, der Fürst Lewan Dadian, mit Tode abgegangen is, und daß Sie, Unser lieber und getreuer Unterthan, als gesczlicher Erbe des mingrelischen Landes Jhre Ergebenheit zu Unserem erhabenen Throne hinreichend bewäh- ren, so bcstätizen und anerfennen Wir Sie, Unseren lieben und getreuen Unterthanen, gemäß dem Jhrem verstorbenen Oheim im Jahre 1804 ertheil- ten Gnadenbriefe, als regierenden Fürsten des mingrelischen Landes, verleihen Zhnen als Zeichen der Sardarwürde die Jhrem erlauchten Vater verliehe- nen Fahne und Säbel und befehlen Jhnen, diese Jnsignien zu bewahren zum Ruhme Jhres Hauscs und zum Andenken an Unsere Kaiserlihe Gnade und Unser Wohlwollen gegen Sie. Jn Unserer väterliden Sorge sür das Wobl aller Unterthanen Unseres Kaiserreichs tragen Wir Jhnen sodann weiter auf, Mingrelien mît Milde und Gerechtigkeit zu verwalten, wie es Unserem Streben und Willen entspricht, und mit Eifer für die Erfüllung aller das Wobl des mingrelishen Volkes bezweckendcn Absichten der NRe- gierung Sorge zu tragen, wobei Wir zugleich alle die Petitionspunkte, welhe durch den ersten Jhrem veistorbenen Oheim verlichenen Allergnä- digsten Gnadenbrief auf sein allerunterthänigstes Ansuchen Gewährung und die gehörige Vollziehung erhielten, bei dieser Veranlassung aufs neue bestätigen. Feierlih erflären und geloben Wir mit Unserem Kaiserlichen Worte, Sie und das gesammte mingrelishe Volk als Unsere getreuen Unterthanen, o wie auch alle Jhre zukünftigen Nachfolger, gegen Unsere Feinde zu shüzen, Wir sind der Ueberzeugung, daß Sie und Jhre Nachfolger wie in der Er- gebenheit zu Unserem Th1one, so auch in genauer Erfüllung Jhrer Oblic- genheiten, unwandelbar verbleiben we:den, Jn dieser Hofsnu g und zum Pfande Unserer Gnade gegen Sic und das Fürstenthum Mingrelien haben Wir diesen Unscren Kaiserlichen Gnadenbrief ausgestellt mit Unserer eigen- händigen Unterscbrist und Beisepung des Reichssiegels. St, Petersburg, 12. Dezember 1846.

(gez) Nikolaus,“

S020 M

Paris, 21. Febr. Die Pairs-Kammer hat gestern den Gesehz= Entwurf, wonach ein Kredit von 2 Millionen zur Unterstüßung der Hozpitäler bewilligt werden soll, einstimmig angenommen. Die De- putirten-Kammcer versammelte sich in ihren Büreaus, um die ihr vor= liegenden Vorschläge und Geseß-Entwürfe vorläufig zu prüfen, Der Vorschlag des Herrn Achille Fould, 11,584,983 Fr. Renten, die für den Tilgungs-Fonds bestimmt sind, zu anunulliren, wurde in einigen Büreaus lebhaft bekämpft. Der Finanz-Minister erklärte, daß er si zwar der Verlesung des Antrags nicht widerseßen wolle, daß er den- selben aber für unzeitgemäß und selbst für gefährlih halte und der Berathung darüber in der Kammer aufs förmlihste entgegentreten werde, Auch die Herren Gouin, Thiers und Garnier - Pagès er=

Allergnädigst zu gestatten geruht, daß der jeweilige Erstgeborene der Familie Lichnowsky noch bei Lebzeiten des Vaters und österreichischen Fürsten den dieser Familie von Sr. Majestät dem Könige von Preußen verliehenen Fürstentitel, als einen ausländischen, auch im österreichischen Kaiserstaate führen dürfe.“

_ Nach dem Antrage der Kaiserlichen Hof-Kanzlei im Einverständ- niß mit der Hof- Kammer und der Kaiserlihen Geseßgebungs - Hof- Kommission sollen in Zukunft alle jene Verbrecher, welhe über 5 Zahre Zuchthausstrase erhalten, an das Quecksilber - Bergwerk in %«æ und an die Bleigruben in Bleiberg zum Bergbau abgegeben wabr, da gerabe diese beiden Arten des Bergbaues höchst gesund-

be Fabiraen von E. Neureuther; Radirungen von Klein in Nürn- bg i e wesen Heste der bumorifis@iatvrishen Zeichnungen Kaul- ba s 1 Nesnef» Fuchs, Der Professor Piper hielt einen Vortrag über ben ließen Theater der mittelalterlihen Kunst in der Darstellung dä-

mon Nichte, Der Bortrag ging von dem religiösen Begriff des Dá- E 6, weng Die Darstellung dämonisher Mächte a der L le mf (n v L ttlihem Zuteresse unternommen sei, um zur Wach- a t Streithgifeit aufzufordern. Dazu diene vor Allem die s e erung m Anfange und Ende des Bösen, als die Gränzpunkte auch L gegen sigÓn Wesisoufs ag i der Sündenfall und das jüngste Ge- is e une Abam und va bei dem schlangenumwunde:;en Baum sei agf egen althtis}liher Gräber; das jüngste Gericht in einem Ge- 4 e G is erte habe für die s der Bulgaren den Aueschlag ege 2 F lebe man häufig an Firbenthüren. Sonst cnthalte die ilderschr h es Mittelalters pie mannigfahen dämonischen Elemcnte, welche, zwischen jenen beiben Epochen liegend, den Kampf der Welt wider das Reih Gottes zur Anscauung bringen, Theils werde nah Gleich- nissen der heiligen Sehrift díe Gewalt und List des Feindes abgebildet : so erscheine der Löwe in der Regel als der menschenvershlingende Wider- sacher; hingegen als Symbol der Täuschunzen des Bösen in Scenen von AEET und Thisbe im Dom zu Basel; aber auch als cin Bild der hnmachi des Bösen gecenüber einem Helten, wie David und Herkules in Conipositionen von Jacopo della Quercia und Abr, Dürer. Theils seien dämonische Gestalten angeeignet, welbe das heidnishe Alterthum her- vorgebracht habe, bür Verbinding der menschliGen und der Thiergestalt, ins- besondere Sirenen und Centauren, Es wurde an den Sinn ‘angeknüpft, in welchem diese Glquren auf antiken Denkmälern oorkommen, die Um- LE D welche ihte Bedeutung (bei den Sirenen auch die Figur) in Zu ia Kurt erfahren hat, aus der mitte"alterlichen Literatur nach- ua die Kunst-Borstellung in kirchlichen Denkmälern vom When) Jahrhundert erläulett, T añnach crs{riten yfrilfhiebende : E als Dämóönen, die auf der Oherwe!! umgehen cine de Schild des Glaubens zu ergreifen“, als auch, na

den Strafen in der Hölle; die Sirenen ober als ein Loë#ung und Versührungz to9béi die Érflärung o

flärten sich dagegen. Nur 4 unter 9 Büreaus stimmten für Zulassung des Vorschlags. Hingegen wurde diese für den Antrag des Herrn Demesmay auf Herabseßung der Salzsteuer in allen Büreaus genehmigt. Der Antragsteller {hätte den Mehr= belauf der Lasten, welchen die Bevölkerung in diesem Jahre zu tra- gen haben werde, auf mehr als eine Milliarde gegen andere Jahre, weil die für den Verbrauch erforderlichen 100 Millionen Hiktoliter Getraide 10 Fr. für das Heftoliter mehr kosten als sonst; er hielt daher eine Erleichterung der Salzsteuer für dringend, um dem Acker- bau zu Hülfe zu fommen und die Erzeugung von Lebensmitteln zu fördern. Der Minister Salvandy erklärte, daß die Regierung selbst vor der Jniítiative in dieser Maßregel nicht zurückweihen werde, so= bald sie sich überzeuge, daß die allgemeine Stimme sie wünsche, und sobald die Umstände sie gestatteten. Die Verlesung des Vorschlags des Herrn Glais- Bizoin in Betreff einer Post - Reform wurde von aht unter neun Büreaus zugelassen, Der Antrag der Her- ren d’Angeville und von Lafarelle, zur Förderung der Bewässe= rungen, fand feinen Widerspruch. Der Gesehentwurf, wo= durch die Bank zur Ausgabe von Noten zu 250 Fr., als niedrig- sten Saß, ermächtigt werden soll, wurde von Herrn Thiers bekämpft, indem er die Tendenz zur Emittirung von Noten so niedrigen Be- trages für sehr gefährlih erflärte und die Besorgniß aussprach, man werde nun in den Departements gar Noten zu 100 oder 125 Fr, ausgeben wollen, was für Fiankfreihs Wohlstand ein großes Uebel sein würde. Der wahre Reichthum, eiae der Hauptkräfte eines Lan-

neueren französishen Archäologen, sie seien in firhlihen Bildwerken Sym- bol der durch die Taufe gereinigten Seele oder auch der errettend:n gött- lichen Buade, widerlegt wurde, Dics führte auf den dämonischen Charakter der Schlange in der Geschichte des Sündenfalls zurück, da Michel Angelo und Raphael aus derselben auch ein solhes Doppelwesen gemacht, der Schlange den Kopf cines Weibes gegeben haben. Es wurde der Ursprung dieser Vorstellung nachgewiesen bei den älteren Meistern, so wie noch frü- her in der Literatur, und Raphael gegen den Vorwuif Neucrer in Schuy genommen, daß er niht mit Beseitigung der symbolishen Figur den Ver- fuhrer ganz menschlich gebildet habe. Die Rechtfertigung jener alterthüm- lichen Symbolif ergebe sich, wenn man mit dem Sündcnfall den Herkules am Scheidewege vergleiche: da könne keinesweges die Kakia des Prodifns an die Stelle der Schlange trctenz die Bedeutung der lehteren sei aber offenfundig durch ihre Gestalt, nah der Erklärung, die Franz Baader und Schelling von ihr gegeben, Jn anderen Scenen aus der heiligen Geschichte und Legende sei allerdings der Teufel in menschlicher Gestalt, späterhin Ties Verzerrungen dargestellt, worin die Künstler cines persönlichen Zegensages , eines Kampfes mit dem Fürsten der Finsterniß sih bewaßt es Davon zeuge eine Marien-Legende aus dem alten Passional, eine

ovelle von Buffalmaco, aber auch der tragische Ausgang des Sovincllo. Tiesen Geschichten aber wurde in zwiefacher Hinsicht selbst vorbildliche Be- L zugestanden: erstens für den Künstler, daß er in einem so persön- lichen Verhältniß zu seinem Werke steht und dessen Jdee mit Begeisterung vertritt, daher er auch von da einen Eindruck zurück empfangen kannz \o- dann für die Kunst, die, obwohl sie ihre Gränzen überschreitet , wenn sie das Böse in seiner Mißgestalt ausmalt, voch umgelehrt von dem Grundsay nicht lassen fann, daß das Schöne von vem Guten unzertrennliG 16: Es Jn der Februar-Versammlung ersreute der von dem Professor E. Mägnus als Gast eingeführte Landschafts - und Architektur - Maler Perrot aus Paris, welcher im Austrage des sranzösishen Gouvernements während bei- nahe vier Jahren verschiedene Länder des Orients bereiste und ‘jéyt von St, Peters ug nah Frankreich zurückkehrt, den Verein durh Borlegung einér reichen Auswahl landschaftlicher und. architektonischer , von“ ihm im Orient gemachter Studien und Zeichnungen, ganz geeignet, uns ín jene Welt der Wunder der Natur und Kunst zu versegen, Freiherr von

des, bemerkte er, sei Ueberfluß an Metall, welhes aber dur die Verbreitung kleiner Effekten aus dem Lande getrieben werde. Länder von jungem Kredit hätten viel Papier, wie Rußland und Amerika z in denen aber, wo die Finanzkraft von altem wohlbegründeten Bestande sei, wie in Frankreich und England, diene am häufig=- sten Metall als Verkehrsmittel, und zwar Gold und Silber z man möge ja nicht der Verdrängung des baaren Geldes, welhés in Zeiten des Krieges und. der Noth von so großem und durch Nichts zu erseßendem Werth sei, leihthin Vorschub leisten. Herr Garnier-Pagès trat gegen diese Ansicht auf und erblickte in der vorgeschlagenen Maßregel nur eine Erleichterung für den Han- delsverfehr und einen de:n Kredit günstigen Umstand, Der Finanz= Minister berief sich auf die Vortheile, welhe die Ausgabe von Noten zu 250 Fr. {hon in den Provinzen gebracht, zu Lyon, Bordeaux und Rouen, und meinte daber, daß siherlich auch für Paris, bei der Bank von Frankreich, eine solhe Erlaubniß von heilsamen Folgen sein werde. Jené Provinzial-Banknoten hätten das baare Geld aus den Depar- tements, wo sie in Umlauf, keinesweges vertrieben, sie würden es also eben so wenig aus Paris vertreiben. Shließlich wurden die Kommissionen zur Prüfung und Berichterstattung über diesen und andere Geseß-Entwürfe ernannt.

Das Journal des Débats zählt heute die Pairs und De- putirten auf, welche in der Soiree des Marquis von Normanby er- \hienen sind; es waren die Herren von Boissy, Molé, von der Moskwa, von Montalembert , von Barthelemy, de La Redorte, von Beaumont, von St. Priest, von Pontois, von Richelieu, Thiers, von Remusat, Duvergier de Hauranne, Roger, von Castellane, von Me= rode, Ledru Rollin und von Quatrebarbes. Auch die Gräfin von St. Aulaire hatte ch eingefitnden, vermuthlich weil ihr Gemahl in London Einladungen an den Hof und zu Lord Palmerston erhaltet hatte. Von den Ministern aber und Anhängern des Ministeriums sah man, wie s{hon erwähnt, nicht Einen in dieser Abend=Gesellschaft beim britishen Botschafter, Die starke Majorität, welche das Ka- binet Russell - Palmerston gegen die Motion Lord Bentinck's erhal- ten, hat bei dem hiesigen Börsen - Publikum die Besorgniß hervor- gerufen, daß nun eine Wiederherstellung des guten Einvernehmens zwishen den Kabinetten von Frankreih und England nicht so bald erfolgen werde. Zudem is man noch immer nicht ohne Befürch=- tungen wegen des Standes der Beziehungen zwischen Lord Normanby und Herrn Guizot. Der Minister des YJunnern, Herr Duchatel, hat s\{ch bereits seit aht Tagen alle nur möglihe Mühe gegeben, eine auch nur äußerlihe Wiederaussöh- nung zwischen dem britishen Botschafter und dem Minister der aus= wärtigen Angelegenheiten Franfreihs zu Stande zu bringen, aber ohne allen Erfolg. Herr Guizot weigert sich entschieden, in einer oder der anderen der beiden Kammern eine Art Ehrenerklärung ab- zugeben, wie Lord Normanby sie verlangen zu können und zu müssen glaubt. Man glaubt noch immer, daß, wenn Herr Guizot genöthigt sein sollte, aus dem Kabinette auszutreten, Herr Duchatel das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten erhalten werde. Einige behaupten, dieser habe sich bereits dahin ausgesprohen, wenn er an die Spibe des Kabinets käme, würde er keinen Anstand nehmen, seine Zustimmung zu einer Verzichtleistung der Jufantin Luisa auf ihre Thronfolgerehte in Spanien zu geben, Von anderen Seiten wird dies aber sehr bezweifelt. Ein Journal will wissen, Lord Normanby werde von dem Botschafterposten in Paris ganz abberufen und zum Gouverneur einer der wichtigsten Kolonieen Großbritaniens ernannt werden, 5 Der Justiz-Minister Martin du Nord hat gestern Paris wieder verlassen und sich auf das Schloß Lormoy begeben. :

Der päpstliche Nuntius in Paris, Monsignore Fornari, hat Herrn Guizot eine Note zugestellt, worin die Umstände, von welchen die Entfernung Dom Miguel's aus Rom begleitet war, erzählt werden und zugleih das Verhalten der päpstlihen Regierung in dieser An- gelegenheit dargelegt ift. h e

Die türkische Regierung hat an die frauzösishe durch Herrn von Bourqueney bereits dic Hälfte der Entschädigungs-Summe, welche einer französischen Gesellschaft zur Ausbeutung der Schwefelgruben in der Regentschaft Tripolis für die Zurücknahme der ihr bewilligten Konzession zugestanden worden, im Belauf von 178,712 Fr., ein=- gesandt.

Der National wurde gestern von den Assisen des Seine=- Departements von der gegen ihn erhobenen Anklage, daß er in einem Artikel über die Heirath des Herzogs von Montpensier die Person des Königs beleidigt und den Tadel und die Verantwortlichkeit für Handlungen der Regierung dem Könige zugeschoben habe, freigespro= chen, Auch der Prozeß gegen Alexandre Dumas wegen seiner Feuilleton - Versprehungen is nun beendigt, Bekanntlich war dieser Schriftsteller von Herrn von Girardin, dem Redacteur der Presse, und Herrn Veron, dèêm Redacteur des Constitutionnel, vor das Tribunal erster Jnstanz geladen worden, weil er sein Versprechen, in das Feuilleton dieser Blätter gewisse Romane zu liefern, nicht erfüllt habe. Tas Civil-Tribunal hat jeßt sein Urtheil gefällt. Alexander Dumas hat danach das rückständige Manuskript zu liefern, und zwar den ersten Band bis zum 15. April, und jeden folgenden Monat einen ferneren Band, bis zur Erledigung des versprohenen Manuskripts; er hat ferner

Bergh, Adjutant Sr. Königl, Hoheit des Prinzen von Preußen, legte zwei kleinere Oelgemälde des berühmten russishen Marine-Malers Aiwa- zowsfi in St, Petersburg vorz der Kommerzien-Rath Sachse Skizzen von Schweizergegenden von Seefish; der Professor Lüderiß ein von seinem Schüler Franz Grundmann in schwarzer Kunst ausgeführtes Blatt: ein schlesishes Bauermädchen mit eincm Lamm von J. Beer in Frankfurt, Das Original - befindet sich in der Gemälde-Sammlung der Stifisdame Fräulein Emilie von Waldenburg, und wird der gelungene Kupferstich sich gewiß einer günstigen Aufnahme zu erfreuen haben,

Stuttgart, 20. Febr. (S, M.) Es hat sih hier ein Verein für

ältere Kirchen - Musik gebildet, der bei seinen regelmäßigen wöchentlichen Zusammenkünften Folgendcs bezweckt: ; - : A Die C Labans Mike Mid und Dratorien- Me zur Hcranbildung und Förderung eines gediegenen, der Wü'de der ai algemessenen Ge- \{chmacks zunächst unter den Mitgliedern selbst, we che aus Sängern und Nichtsängern bestehen und sämmtlich Zutritt zu allen Proben haben, sodann aber auch unter dém größeren musifliebenden Publifum, für welches von Zeit zu Zeit öffentliche Product:onen gegeben werden, Zu weiterer Förde- rung dieses Zweckes sollen bisweilen auh Vorträge zur Erklärung einzel- ner, besónders interessanter Kunstwerke oder vielleiht mit der Zeit über größere Abschnitie der musikalischen Kunstgeschichte gehalten werden, wozu ebenfalls sämmtlichen Mitgliedern der Zutritt freisteht. Die Hülfsmittel des Vereins bestchen theils in regelmäßigen Beiträgen seiner Mitglieder, theils in dem Ertrage seiner öffentlichen Productionen. Die dadur zu L dttig f Bibliothek musikalischer Werke steht jedem Mitgliede zur Be- nugzitng offen,

beiden Blättern wegen der Verzögerung în Erfüllung seines Kon- trafts jedem einen Schadenersaß von 3000 Fr. zu bezahlen. Das Journal des Débats erklärt, daß der Herzog von Montpensier feinen Brief an Herrn Alexandre Dumas, weder in Bezug auf seinen Prozeß, noch in Bezug auf die Juterpellationen in der Deputirten- Kammer wegen der Bereitstellung des Schiffs „Veloce“ zu dessen Reise nah Algier, gerichtet habe, wie einige Blätter behauptet hat- ten, und daß der Prinz von der Reise des Herrn Alexandre Dumas auf dem Regierungs - Dampfschiff „Veloce“ nah mehreren Punkten der algierischen Küste gar nihts gewußt und dieselbe erst aus den öffentlichen Blättern erfahren habe,

Jm Marine-Ministerium is ein Schreiben des Contre - Admiral Montagniès de la Roque vom 11. Januar eingegangen, welches mel- det, daß am Tage vorher die Dampf-Fregatte „Caraibe“’, an deren Bord dieser Offizier sih befand, etwas nördlih von der französischen Niederlassung St. Louis am Senegal gestrandet is; 20 Matrosen kamen dabei ums Lebenz der Contre - Admiral bivouakirte tit der übrigen Mannschaft am Strande, und man bot mit Hülfe der Gar- nison von St, Louis und eines großen Theils der Bevölkerung, die herbeigeëiit war, Alles auf, die Fregatté zu rettéên,

__ Das Journal des Débats bemerkt: „Die Nachrichten, welche wir aus Nord-Amerika erhalten haben, und welche bis zu Ende Ja- nuars reichen, melden, daß der Preis des Getraides daselbst eine ziemlich starke Steigerung erlitten hat, Das is die Wirkung der Nachfrage von Europa her, Die Steigerung mußte um so größer sein, als die Vorräthe gcringer waren. Denn da zu dieser Zeit die Verbindungen mit dem Junern durch den Frost unterbrochen waren, welcher regelmäßig jeden Winter die Kanäle und Flüsse Nord-Ame- rifa’s {ließt, so fonnten die großen Vorräthe, welche slch in den Adcrbau treibenden Staaten in der Mitte der Union befinden, nit zu den großen Märkten der Ausfuhr gelangen, Jn seh Wochen werden diese Zufuhren jedo leiter sein, und die Preise werden dadurch zu unseren Gunsten sich ändern, Diese Stei- gerung des Getraide - Preises in Amerika ist die Nachwirkung der Steigerung desselben in Europa im Anfange des Jahres. Man muß hoffen, daß dieselbe niht ihrerseits wieder auf unsere Märkte wirken und den Preis des Getraides auf denselben nohch erhöhen werde. Was uns zu diesem Glauben bewegt, is, daß bei dem jeßigen Preise ies N in gu, und wenn die Fracht von dort zwei bis reimal theurer als gewöhnlich wäre, für den Ei ) ein s{höner Gewinn bleibt.“ j ! S E

Die Presse hatte Lord Normankby vorgeworfen, den französischen Oppositionsblättern , ( tionnel und dem National, Mittheilungen mache, ehe dieselben amtlich veröffentlicht seien. Der londoner Globe, ein Blatt der Whigs, erklärte diese Beschuldigung für eine gehässize Verleumdung. Die Presse dagegen beharrt auf ihrer Behauptung und beklagt si uber die Derbheit der Aeußerungen des englishen Blattes.

Der hiesige brasilianische Geschäftsträger hat, wie die Presse meldet, der Regierung eine Note zugestellt, die sih auf die Fahrt be- zieht, welche die Korvette „Astrolade‘““ und das Dawpfschiff „Alecto““ auf dem Amazonenstrome machen sollen. Ohne si der Cxpedition zu widerseßen, fnüpft Brasilien seine Einwilligung dennoch an gewisse besondere Bedingungen.

Der Großsiegelbewahrer hat eine Kommission gebildet, welche beauftragt is, die Abänderungen zu prüfen, die mit der Kriminal= Ordnung vorgenommen werden sollen. Der Minister wird in der= selben den Vorsiß führen. Mitglieder derselben sind Räthe am Cassationshofe, an dem Königlichen Gerichtshofe von Paris, der General=Secretair und die Direktoren in peinlihen und Gnadensachen am Justiz-Ministerium,

daß derselbe namentlih dem Constitu-

zx Paris, 21. Febr, Man scheint hier dem an sich gewiß nit so bedeutungsvollen Umstande, daß der Graf von St. Aulaire von der Königin Victoria von Großbritanien neulih eine Audienz hatte, dann zur Königlichen Tafel gezogen wurde, endlich einer Soiree bei Lord Palmerston beiwohnte, ein überaus großes Gewicht beizu- legen, ja sogar sich mit der Hoffnung zu s{chmeicheln, daß alle Miß= helligkeiten, welhe durch die spanischen Heirathen zwischen England und Frankreich he1beigeführt wurden, einer gänzlichen Ausgleichung entgegengingen, Ohne diesen Akten der Courteoisie, deren Begen- stand der französische Botschafter in England war, etwas von ihrem Werthe rauben zu wollen, darf man aber doh annehmen, daß man daraus etwas allzu sanguinische Schlüsse hier zieht, Denn die Frage, welche zur Auflösung des „herzlichen Cinverständnisses“' zwischen Frankreich und England führte, besteht nah wie vor in ihrer ganzen Stärke und ohne daß noch irgend eine Aussicht zu einer für beide Theile befrie= digenden Lösung gegeben wäre, und so lange dies oer Fall ist, kann von einer Wiederherstellung des früheren freundlihen Verhältuisses faum eine Rede sein. Die vorgestrige Soiree bei dem Marquis von Normanby isst wahrlich au nicht geeignet, bessere Aussichten in dieser Beziehung zu eröffnen, Man glaubt indeß, die englische Regierung werde für den Augenblick wenigstens die so viel besprochene Frage der spanishen Heirathen auf sich beruhen lassen und ihre Protesta- tionen einer Epoche vorbehalten, wo vorausgesehene Eventuglitäten zur Wirklichkeit werden würden, Sei nun diese Annahme richtig oder unrichtig, so ist nicht zu leugnen, daß darin ein Hauptgrund zu suchen ist «für die aufsteigende Beweguug aller Papiere, die sich wieder be= merflich macht, und zu welcher übrigens auch das Vorhandensein so zahlreiher Verkäufer ohne Deckung schon wesentlich vorgearbeitet hatte.

Es ist in diesem Augenblick unmöglich, das Borhanden=- sein einer finanziellen Krise zu leugnen; aber siherlich hat man Unrecht, dieselbe allein oder auch nur vorzugeweise dem Bau der Eisenbahnen beizumessen; im Gegentheil is es eine un- bestreilbare Thatsache, daß die bereits fertigen und im Bau begriffe= nen Eisenbahnen sehr viel dazu beigetragen haben, der Krise einen beträchtlichen Theil ihrer Jntensität zu benehmen. Es fann nicht geleugnet werden, daß die obgleih verhältnißmäßig zu anderen Län- dern noch sehr geringe Zahl von Eisenbahnen, welche Frankreich be- sißt, doch schon- große Dienste geleistet hat für den Transport des Getraides, während jene, welhe noch im Bau begrifsen sind, Tau- senden von Arbeitern Beschäftigung und dadurh die Mittel zum An= fauf der ihnen und ihren Familien nöthigen Lebensmittel, selbs zu erhöhten Preisen, gewähren, Diese Thatsahe vermag Niemand in Abrede zu stellen, Aber noch eine andere Rücksicht is vorhanden, welhe abhaiten sollte von unüberlegten und selbst ungerechten An- schuldigungen, die man gegen die Eisenbahnen vorbringt, Es ist noch nicht so gar lange her, daß- der Associationsgeist, der in Eng- land und Nord - Amerika so große Resultate erlangt hat, auch in Franfreih si regt, und es isst daher nit gut gethan, demselben bei der geringsten Reaction, die sich zeigt, sogleich Besorgnisse und Furcht einflößen zu wollen und ihn dadurch an seiner weiteren Ent- wickelung auf dem rehten Wege und innerhalb bestimmter Gränzen zu hemmeu. Man sollte si in dieser Beziehung die Nachbarn jen- seits des Kanals zum Muster nehmen, deren praktischen Takt Nie- mand einfallen wird bestreiten zu wollen, Dort waren im Jahre 1845 bereits für mehr als 80 Millionen Pfund Sterling ausgeführt, dessenungeachtet tauhten noh neue Eisenbahn-Projekte zu Hunderten auf, Die englische Regierung war ‘nun allerdings auh besorgt we-

253

gen der ungeheuren Ausgaben, zu welhen diese Projekte die Be- theiligten, Gründer der Gesellschaften sowohl als Actionaire, zu ver=- leiten im Begriff standen, und sie beantragte daher und seßte auch beim Parlamente durch, ein Geseß, wodurch den neugebil=- deten Eisenbahn-Gesellschasten auf alle möglihe Weise ihre Wieder=- auflösung erleihtert wurde. Und was war die Folge? Von den Hunderten von Gesellschaften benußten kaum einige wenige die ihnen gewährte Befugniß, fast alle legten Hand ans Werk, und zwar troß des Mißkredits, in welchen die Actien gefallen waren, Jeßt werden die Arbeiten überall mit Eifer ausgeführt, und die zu leistenden Ein- zahlungen, die slch durchschnittlich auf eine Million Pfund Sterling jede Woche belaufen, gehen mit vollkommener Regelmäßigkeit vor sich. Das Resultat davon wird sein: England wird 1850 die Ausdehnung seiner Eisenbahnen verdoppelt haben, alsdann 7—§000 Kilometer im Betrieb stehender Eisenbahnen besißen, die ihm 4 bis 5 Milliar- den Francs gekostet haben werden, und deren Brutto-Ertrag sich auf 3—400 Millionen Fr. belaufen wird. Ein solhes Resultat verdient wohl, daß man sich darum einige Anstrengungen gefallen lasse. Frank- reih, das anerfannt weit mehr baares Geld besigt, als England, darf sich also wohl niht erscrecken lassen dur eine Ausgabe, die im jährlichen Durchschnitte 150 Millionen nicht übersteigt, also nur we- nig über den zehnten Theil des von den Engländern in diesem An- genblick zur Vervollständigung ihres Eisenbahnneßes angewendeten Betrags ausmacht,

Großbritanien und Irland.

Uuterhaus. Sißung vom 19, Februar. Das Haus sollte ffch heute zum General - Comité über die Bill wegen tempo- rairer Modificationen der irländishen Armen-Geseße zu Sraden ar- beitsfähiger Armen konstituiren, und der Antrag dazu gab zu einem längeren Wortwechsel zroischen verschiedenen englischen und irländischen

Mitgliedern des Hauses Anlaß. Die Herren Browne und Lefroy |

riefen nämlich mit ihrer Schilderung des irländishen Elends von

Seiten Sir Benjamin Hall's einigen Widerspruh hervor, intem

dieser wohl die Existenz der Noth în Jrland zugab, sich aber sehr

hestig gegen die Repeal- Association, die, troß der großen Noth, doch

ihre Repeal-Rente nah wie vor einziehe, so wie gegen die irländi-

hen Grundbesißer, welche ihre Pflicht versäumen, und gegen die

irländischen Mitglieder des Unterhauses aussprah, welche diesen

Pslichtvergessenen noch das Wort reden. Sir R. Vernon

stimmte dem vorigen Redner bei, so weit der Tadel über

die Repeal - Association in Betracht kommt, suchte aber die irlän-

dischen Grundbesißer zu rechtfertigen, denen es nicht am Willen, wohl

aber an den Mitteln fehle, zu helfen. Nun trat Herr Labouchère

auf, um seinerseits die Regierung zu rechtfertigen. Auch er machte

bemerklih, daß die Mittel der Regierung nicht hinreihen, das Elend

völlig zu beseitigen, indeß sei es ihr doch gelungen, dasselbe sehr zu mildern, denn es seien jrßt gegen 600,000 Menschen bei öffentlichen Bauten beschäftigt, und der Verbreitung des Mangels sei auf man= cherlei Weise, besonders durch Errichtung zahlreiher Suppenanstalten, mit vielem Erfolg begegnet worden, Die Preise der Lebensmittel in Jrland lassen sich nicht niederhalten, so lange sie in England und in der ganzen Welt so hoch sind, wie es jeßt der Fall ist, Daß die irländischen Grundecigenthlimer und die Geistlichkeit die Anstrengun- gen der Regierung unterstüßt haben, #0 weit ihre Mittel reichen, lasse sich niht in Abrede stellenz aber es-\ei- nicht genug, daß sie ihre Privat-Wohlthätigkeit roirken lassen, sie müssen auch ihren moralischen Einfluß kräftig geltend zu machen suchen, um falsche Vorstellungen zu beseitigen und verderblihe Pläne zu vereiteln. So bestehe z, B. jeßt in der Grafschaft ein förmlich organisirtes Bündniß, welches den Zweck habe, die Bodenkultur systematisch in Abnahme kommen zu lassen, weil man der Meinung sei, das Parlament und die Regierung werden doch genöthigt sein, das Volk zu ernähren. Jm Norden von Jrland haben die Grundeigenthümer zwar einzeln gewaltsame Mittel angewandt, um ihren Pachtzins einzutreiben, im Allgemeinen aber sei das Verfahren der Grundbesißer in Jrland in dieser Beziehung lobens- werth gewesen. Herr M. J, O'Connell äußerte sein Bedauern dar- über, daß eine so ärgerlihe Disfussion bei dieser Gelegenheit provo- zirt worden sei und tadelte Sir B. Hall wegen seiner lieblosen Aeuße- rungen, die um so weniger am Plaße seien, da man es nur der s{hlechten Verwaltung Englands zuzuschreiben habe, wenn Jrland jeht niht im Stande sei, die Kalamität durch seine eigenen Kräfte zu be- siegen, Was die Verwendung der Repe1l-Rente betrifft, so behaup- tete er, daß sie in zahllosen Fällen der Schild gewesen sei, w-lher sih zwischen die Tyrannei der kleinen Grundbesißer und ihre Beute geworfen, das Leben gerettet, wo es {hon dem Opfertode verfallen gewesen, und Frieden hergestellt habe, wo die Zwietracht herrschte. Zu vergessen sei auch nicht, daß die Kosten des Staats - Prozesses gegen O'Connell aus der Repeal-Rente bestritten worden seien. Herr Grattan, welcher den Sir B. Hall noch heftiger angriff und die Repeal mit Lebhaftigkeit vertheidigte, behauptete, es habe der Repeal- Association 25,000 Pfd. St, gekostet, um das irländische Volk gegen „den Wahnsinn der Staats-Prozesse““ zu vertheidigen,

Herr Roebuck nahm jeßt das Wort, um sih des angegriffenen Sir Benjamin Hall anzunehmen, Was er und andere Vertreter Englands verlangen, erklärte er, sei nur, daß die irländishen Grund- Eigenthümer ihre Qvote der für die Armen in Jrland bestimmten Unterstüßungsgelder übernehmen. Diese Forderung sei um so gereh- ter, da in England selbst die Noth nicht gering sei, wie z. B. in Sommetshire viele Leute ihr Leben mit Pferdebohnen oder faulen Rüben kärglih fristen. Schließlich sprah Herr Roebuck den Ministern, die mit Muth und Besonnenheit iu die Bresche getreten seien, seine Anerkennung aus und forderte sie auf, vor Allem dafür zu sorgen, daß dem Feldbau die nöthigen Arbeitskräfte nicht entzogen werden, Jn solcher Weise wurde die Diskussion, an wel= cher Herr Shaw, Lord J. Russell, Herr S. O'Brien, Herr Escott, Lord Bernard und Andere Theil nahmen, noch eine lange Zeit hindur fortgeseßt. Endlich konstituirte sich das Haus zum Ge- neral - Comité und nahm die einzelnen Klauseln der obenbezeichneten Bikl an. Am Schlusse der Sißung zeigte Herr B. Escott an, daß er bei der Comitéberathung über die Fieldensche Zehnstundenbill die Verwerfung derselben beantragen werde. Endlich erhielt Lord Joÿn Russell Erlaubniß zur Einbringung einer Bill wegen Errichtung eines Gencral- Armen-Kollegiums für Jrland.

Jm Oberhause wurde gestern die Bill wegen Zulassung des Zuckers in den Brauereien von dem General - Comité angenommen, nachdem ein Amendement Lord Stanley's, sie an ein Spezial-Comité zu näherer Untersuhung zu verweisen, mit 35 gegen 27 Stimmen verworfen worden war, Die Bill soll am 22sten zum drittenmale verlesen werden.

London, 20 Febr. Gestern und heute fanden im auswärti=- gen Amte Kabinets-Versammlungen statt.

Die Morning Chronicle stellt das Gerücht in Abrede, daß Lord Normanby seinen Botschasterposten in Paris verlassen werde.

„Herr Guizot‘, {reibt das ministerielle Blatt, „hat nicht angestan-

den, wie wir glauben, privatim zu erklären, daß er nicht die Absicht gehabt habe, gegen den britishen Gesandten die Anschuldigung zu erheben, welhe den Worten, die er gesprochen haben soll, untergelegt

worden ist, Wir vertrauen, daß er Muth genug baben we B selbe auch öffentlich von der Tribüne herab T d Paten E g manby wird nicht abberufen werden, auch is} nicht die entfernteste Aussicht auf eine Veränderung der Regierung vorhanden, ‘“

Lord Howden, der neue nah dem La Plata bestimmte Gesandte, ist von Paris mit den Bedingungen hierher zurücgefehrt, unter wel- hen die französische Regierung mit der englischen gemeinschaftlih die dortigen Angelegenheiten zu ordnen geneigt ist, Jn wenigen Tagen wird Lord Howden nah Rio Raneiro abgehen,

Die Absendung der lissaboner Post war auf Befehl der Regie= rung bis gestern verschoben worden. An der Börse wollen manche Personen daraus folgern, daß die von Seiten der Regierung Donna Maria?'s hier angelangten Depeschen von ziemliher Wichtigkeit seien und wobl nicht so günstig lauten möchten, als die früher angelang- ten, indem der Aufstand troß der von den Jusurgenten erlittenen be= deutenden Niederlagen noch beharrlih fortdauert. Der Globe sagt in dieser Beziehung: „Allerdings scheinen die Minister Donna Maria's mehr geneigt, ihre Gegner zu bekämpfen, als sie zu versöhnen; außer- dem hätte wahrscheinlich die Wirkung einer Amnesiie mit Erfolg ver- suht werden fönnen. Jedenfalls halten wir für wahr, daß bei der nahen Verwandtschaft zwishen den Gatten der Königinnen von Eng= land und Portugal das Gutachten und der Rath Lord Palmerston?s mit mehr als gewöhnlicher Angelegentlihkeit nahgesuht werden.“

Die Königin hat genehmigt, am 25sten d. M. eine Vorstellung der italienishen Oper zu Gunsten der irländischen und schottischen Ar= men geben zu lassen. Ein Comité von den vornehmsten Damen, der Marquise von Ailesbury, der Marquise von Clanricarde, der Gräfin Clarendon und der Vicomtesse Palmerston, hat sich zu diesem Zweck gebildet, und soll die ganze Brutto-Einnahme den Armen überwiesen

werden.

Belgien,

Brüssel, 21. Febr, Der Geseß-Entwurf, welcher der Reprä- sentanten-Kammer vorgelegt worden ist, um die Person des Königs und die Mitglieder der Königlichen Familie vor Beleidiguugen durch die Presse zu shüßen, bestimmt, daß, wer auf irgend welche Weise die Person des Königs beleidige, zu einer Gefäng= niß strafe von 6 Monaten bis 3 Jahren und zu einer Geldbuße von 209 bis 1000 Fr, verurtheilt werden soll, Auf Beleidi= gungen gegen Mitglieder der Königlihen Familie wird eine Gefängnißstrafe von 2 Monaten bis 2 Jahren und eine Geldstrafe von 200 bis 2000 Fr. gestellt. Außerdem kann gegen die Schuldi=- gen auf 2 bis 5 Jahre die in Art. 41 des Strafgeseßbuchs enthal= tene Rechtsentziehung ganz oder theilweise ausgesprochen und er auch unter polizeiliche Aufsicht gestellt werden. Das Gese enthält außer- dem noch einige andere Bestimmungen übec die in solhen Fällen zu befolgende Prozedur. .

Die Jn dependance belge tadelt das Aufgeben der Guati=- mala-Kolonie von Seiten der Regierung. „Die Fehlgrisse, welche man den Vorgängern des Herrn de Theux vorgeworfen“, sagt dieses Blatt, „haben wenigstens zur Folge gehabt, Belgien den Markt von Central - Amerika zu eröffnen und durch einen Handels - Vertrag die Zukunst dieses Marktes zu sichern. Diese Resultate würden gewiß die Auslagen, welche sie dem Staate verursacht, vergüten.““

T7 Brüssel, 19. Febr. Der aus den Tiefen der Gesellschaft fast in ganz Europa ertönende Klageruf nach den nothwendigsten Lebensmitteln is in den früher so blühenden und auch jeßt noch so fleißig bebauten Flandern ein Schrei des Jammers und unglaublicher Noth geworden. Nicht aus den Journalen, die aus Furcht, die Be= sorgniß zu vermehren, nur sehr spärlide Nachrichten mittheilen, selbst niht einmal aus den Reden der Deputirten, die nah eigener Erklä= rung nur die mildesten Thatsachen angeben, kann man die Größe des Uebels erfennenz nur aus den Schilderungen glaubwürdiger Augenzeugen fann man entnehmen, daß der Zustand der Nothleidenden in einigen Distrif= ten dem von Jrlaud sehr nahe fommt. Ja, zöge man allein die allerdings bedeutungsvollen Sterblichkeitslisten zu Rathe, so müßte man glau= ben, daß die Noth in den Flandern noch größer ist. Es giebt viele Gemeinden, wo die Todesfälle das Dreifache der Geburten betragen, und Hunderte werden von Hunger und Elend hingerafft, Das Uebel war freilih son seit einigen Jahren chronisch geworden, indem die beiden flandrishen Provinzen, anstatt, wie die übrigen Provinzen, in der Bevölkerang zuzunehmen, vielmehr bedeutend abgenommen haben, Die Population von Westflandern hat sih in einem Jahre um 20,000, die von Ostflandern um 15,000 verringert, Ein noch grö= ßerer Ausfall wird sich aber dieses Jahr herauéstellen. Der Wohlthätigkeitssinn hat sich in allen Theilen des Landes durch niht unb. deutende Spenden kundgethan, die Regierung ihrerseits hat eine Million zur Unterstüßung geshickdt; allein im Verhältniß zu der Zahl der Nothleidenden konnte diese Summe faum für einen

Monat einige Linderung gewähren. F Eine bedeutendere, das Uebel in einer seiner vornehmsten Ur=

sahen angreifende Maßregel i} jeßt von der Regierung in der Kam- mer zur Diskussion gebraht worden. Sie besteht darin, der Regie= rung die Befugniß zu geben, alles brach liegende, den Gemeinden gehörige Land, namentlih in Luxemburg und in der Kampine, zur Ur= barmachung unter gewissen Bedingungen zu veräußern, Diesen Geseßz- Entwurf diskutirt jeßt die Rauiér [eit vierzehn Tagen, aber esfist un= glaublih zu sagen während es die erste Pflicht für einen Deputir- ten it, zumal bei einer so wichtigen, wahrhaften Lebensfrage, auf seinen Posten zu sein, hat es Tage gegeben, wo die Sißung wegèên Mangels der geseßlihen Anzahl (der Hälfte) der Deputirten niht begonnen werden konnte oder geschlossen werden mußte. Und doch erhalten hier die Deputirten eine monatlihe Entschädigung von 400 Fr., und die Sißungen dauern des Tages, wie gewiß in keinem and.ren Lande, faum 37 Stundenz jeßt, während ein großer Theil der flandrishen Bevölkerung dem Hungertode nahe is, giebt es'De= putirte aller Nüancen, der liberalen Opposition wie der katholischen Majo=- rität, welche ohne Gewissen und Gefühl bei einem solhen Geseß-Untrage dieselbe Gleichgültigkeit beweisen, als wenn es sich um das unbedeu- tendste Projekt handelte. Bei größerer Energie der Regierung könnte übrigens ein solcher parlamentarisher Unfug nicht eintretenz sie be- sit seibst noch moralische Mittel genug, um eine solche at A gessenbeit niht zu einem chronishen Uebel werden zu lassen. Pels hes Schifsal überhaupt dem Antrage bevorsteht, ist E mger An si is der Geseßentwurs in manchem Betracht verfehlt. Ansta äbnli j 9 die Lord Russell für Jrland

an den ähnlichen prafkftishen Maßregeln, ne GSorne ra tou in Vorschag gebracht, ein Beispiel zu nehmen und L thätizeranbauer daß die exproprirten Grundstücke wirkli in die entlich./s versteigern. kommen, hat der Minister die Ansicht, dieselben össe Länderei-Spe-

j : em einer blo#4 Landerei=Spe Es is ersihtlih, daß dadur von neu u einer Lim dieses Resultat uon 10 größte Bor n gurt 4 werentluyen Dispositionen Ab- zu vermeiden, muß der S! wei Kobernniedn erleiden, dieah ohne Zweifel von der Kammer werden vorgenommen wer - 5.x Geseh - Antrag eine große Opposition

Uebrigens 1 aua De nzivs oder vielmehr wegen dex gefunten, wei wendung eines längst anerkannten Prinzips, welches

augge ded Frohn wird, Während ein dén neueren sozialistischen