1847 / 66 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Ministeriums auf die gesammten Bildungs- Anstalten des Landes. Da- mit sind die obersten Beziehungen des Staats zu Kirche und Unter- riht getrennt von der ohnedies zu einer ungeheuren Wucht der Ge- shäfte angewacsenen obersten Administration, und von beiden Zweigen nimmt gewiß jeder die volle Kraft eines Staatômannes in Anspruch, mögen dessen Schultern auch noh so gewohnt sein, die größten Lasten zu tragen. Es is natürlich, daß das Gewicht dieser kirhlichen Ab= theilung des Ministerial-Departements unter dem Einfluß der in ganz Deutschland erwacten religiösen Bewegungen in einem konfessionell so gemischten Lande noch weit shwerer werden mußte als sonst. Um so mehr darf man sich Glück wünschen, daß das neue Portefeuille in die Hände eines Mannes gelegt wurde, welcher besonders dur sein Austreten in der Kammer der Reichs-Räthe gezeigt hat, wie edel er Bildung mit Humanität vereint, Er folgt darin nur dem Wahl- spruche seines Königs, der bei allen Gelegenheiten in Erinnerung brachte, daß er gleihwägende Gerehtigfeit gegen alle seine Untertha- nen zu üben entschlossen sei und nah beiden Seiten das Uebermaß, als seiner Seele fremd, ablehne. Man hätte Unrecht gehabt, wenn man von irgend einer Seite erwartet hätte, daß die Erfolge auf die= sem Gebiet dem Lande ohne Kampf zufallen sollten; man hätte eben so Unrecht, wenn man die, welhe im guten Glauben ihres Rechts bis zur Leidenschaft gestritten, mit Haß verfolgen wollte. Sie haben als Mäaner gehandelt, wenn sie auch in einem unbewachten Augenbli der Verlockung nicht widerstanden, die Gränze zu überschreiten, die ihnen eine heilige sein mußte, und deren Verleßung nah allen Seiten bit- tere Früchte trägt, die sie wohl niht gewollt, kaum geahnt haben. Wir sind überzeugt , sie erkennen dies selbst und werden, wenn die Stunde kommt, der Wahrheit lautes Zeugniß gében. Wir halten nah diesen allgemeine Betrachtungen , die wir gelegentlih fortseßen werden, die umlaufenden Gerüchte über das, was die nächste Zukunft noch an Ernennungen und dergleichen bringen dürfte, kaum für wich= tig genug, um besonders erörtert zu werden. Nur eines dieser Ge= rüchte sheint uns bemerkenswerth: Staats-Rath von Abel soll zum Königl. bayerishen Gesandten in Brüssel bestimmt sein. Jeder, der die Energie und den Geist dieses Staatsmanns kennt und wer kennte sie niht! wird si freuen, daß ein so großes Pfund nicht brach liegen soll,“

Königreich Sachsen. (D. A, Z.) Die zweite Kammer hat in Bezug auf die leipziger Protestation gegen die verfassungs= mäßige Zusammenseßung der Kammer auf den Antrag des Abgeord= neten Brockhaus beswhlossen: „Die Eingabe, soweit ste Protestation ist, als unstatthaft zurückzuweisen, soweit sie Petition is, theils für ungegründet, theils durch die von der Kammer gefaßten Beschlüsse sür erledigt zu erklären, jedoch der ersten Kammer noch mit zugehen zu lassen,“

Großherzogthum Baden. Ueber den Brand des Thea- ter- Gebäudes meldet die Karlsruher Zeitung in ihrem Blatte vom 2. März: „Das Feuer i} in einer der Hof = Logen im ersten Rang ausgebrochen, und zwar unmittelbar nachdem das Gaslicht in derselben angezündet worden war, Die desfallsige nähere Untersu- chung i noch nicht beendigt; jedoch is bereits so viel gewiß, daß niht eine Gasröhre gesprungen, sondern durh einen Lustzug das Gaslicht gegen die Draperie der Loge getricben worden it, Die außerordentlich rashe Verbreitung des Feuers erklärt sich ganz natür- lih aus der inneren Bauart und Dekorirung jedes älteren Theater- Saales. Durch den schnell überhandnehmenden Rauch wurde leider die unter den Zuschauern herrschende Bestürzung, Verwirrung und Rathlosigkeit auf den höchsten Grad gesteigert, so daß von der drit=- ten Gallerie viele Lute beiderlei Geschlehts und vom verschiedensten Alter sih nicht mehr retten fonnten, erstickten und dann verbrannten. Die Zahl der bis jeßt bei der Polizei als vermißt angezeigten Per= sonen beträgt wir sagen es mit dem Gefühle des tiefsten Schmer= zes gegen 70, Jn der ganzen Stadt herrscht die größte Trauer und die innigste Theilnahme an dem bedauernêwerthen Geschicke so vieler Familien,“

A Der Hessischen Zeitung wird aus Karlsruhe Nachstehen= des über das Brandunglück geschrieben: „Ein Vorhang in des Mark= grafen Wilhelm Loge hatte sih an einer hoben Gasflamme entzün- det, das Feuer ergriff mit Blißesschnelle die Tapeten, das Holzwerk, die Mittelloge, dann die Loge des Großherzogs, die Decke des Sag- les, die bei (Frneuerung des Theaters von Leinwand und Papier über- zogen auf Latten genagelt wurde. Die zweite und dritte Gallerie, übervoll, suchten sih zu entleerenz; doch shon macht der Rauch Ath= men und Sehen fast unmöglich. Jett wird zum Unglück auch die Gasbeleuhtung gestellt. Viele verirren sich und finden den Weg zur Treppe nit, eilen an die Fenster des dritten Stocks, drei springen von da auf das Dach des Säulenganges im Hofe; einer rettet sich von hier mit gebrohenemArm hinunter, die beiden Anderen verbrennen hülflos und lang= sam! Aus einem Fenster ruft ein Anderer einehalbe Stunde lang verzweif= lungsvoll um Hülfe; er will sich hinunterstürzen, aber innerhalb flammern

ch im Wahnsinn der Todesangst Menschen an ihn und lassen ihn nit; endlich erstickt er mit ihnen; der Rest seiner Gebeine liegt noch sihtbar auf der Fensterbrüstung, Der Knabe des Theatermeisters, der die Thüre welhe von der dritten Gallerie aufs Theater führt, zu öffnen eilte, fam nicht wieder, Der Sohn des Soufleurs, der eine Schwester in dem Stücke spielen sehen wollte, is auch unter o J odten, deren Zahl noch nicht zu ermitteln. Wie das Lächerliche irten 0 an das Entsezlihe hängt: im botanishen Garten liefen inder in der Bergknappenkleidung des Stüdcks, die Kühe und Schweine

der Meierei und die Araber Abd el Kader's bunt tur einanter,

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Wel? entseblihes Schicksal zeigt diese furchtbare Katastrophez die Menschen kamen zu lachen und \ich zu erheitern in einem Serz= spiele und verdarben in dem gräßlihen Feuertode !“

| Der Präsident des Ministeriums des Jnnern, Bekk, veröffentlicht in der Karlsr. Ztg. das nachstehende Handschreiben Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs: „Mein lieber Staatsrath Bekk! Als Jch gestern rüh an das Ministerium des Innern den Auftrag ergeheu ließ, den Ausdruck Meines Dankes für die beim Brande des hiesigen Hoftheaters geleistete Hülfe zu veröffentlichen, war Mir zwar bereits bekannt geworden, daß von den als Zuschauer im Theater gewesenen Personen mehrere vermißt wurden, was Mich mit großer Bekümmerniß er= füllte. Die eitdem erhaltenen Meldungen haben Mir jedoch leider die schrecklihe Gewißheit gegeben, daß die Zahl der Opfer eine sehr bedeutende ist, und Jh finde keine Worte, um die Gefühle zu schil- dern, welche dieses furhtbare Unglück in Mir erregt hat. Sprechen Sie es öffentlich aus, welchen aufrichtigen , innigen Antheil Jch an der Trauer nehme, in welche so viele Familien verseßt worden sind, und welch? \{chmerzlihen, nie erlöshenden Eindruck dieses gräßliche Ereigniß in Meinem Herzen zurücklassen wird. Mit besonderer Achtung und Werthschäßung verbleibe Jh Jhr wohlgeneigter Leopold,“

Oesterreichische Monarchie.

__ Wien, 2, März. Gestern Abend is Jhre Majestät die Kü-= nigin von Bayern hier angekommen und bei Jhrem Durchlauchtigen Schwiegersohne, dem Erzherzog Albrecht, abgestiegen, Der Aufent- halt der Königin in Wien wird, dem Vernehmen nah, längere Zeit dauern.

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Paris, 2. März. Wie verlautet, wird der König der Brlzier in den nächsten Tagen von hier einen Ausflug nah London machen, seine Gemahlin aber bis zu seiner Rückehr in Paris bleiben. Kö- nig Leopold hat seit seiner Ankunft in Paris jeden Tag lange Kon- ferenzen mit König Ludwig Philipp gehalten; einigen derselben wohnte au der Herzog von Nemours bei. Man soll übereingekommen sein, daß König Leopold, als Verbündeter und naher Verwandter der Kö- nigs-Familien von Frankreich und England, als Vermittler zwischen ihnen auftreten solle. Die Königin Victoria, sagt man, scheine zu einer solhen Wiederannäherung ganz geneigt zu sein. Sie habe be- reits den ersten Schritt gethan, indem fie an Ludwig Philipp ein sehr herzliches Schreiben gerichtet, das freilih der Politik durchaus fremd gewesen. Man glaubt, daß die Aufgabe des Königs der Bel- gier keine s{chwierige sein werde. Sie würde hauptsächlich dahin ge- hen, zwischen Ludwig Philipp und Victoria jenes gegenseitige Ver- trauen herzustellen, das vor dem Heiraths - Zwiespalt zwischen ihnen bestand. Diese Frage selbs solle bei Seite gelassen werden, und man werde sih vorbehalten, später geeigneten Falles auf die Schwierig= feiten zurückzukommen, welche aus der Erörterung zwishen den bei- derseitigen Ministerien hervorgegangen.

Die Herzogin von Orleans hat in der vorigen Woche das Theatre olympique besuht, um den kleinen Grafen von Paris dcs Stück „die französische Revolution““ schen zu lassen. Seit dem Tode des Herzogs von Orleans war dies das erste Mal, daß sie das Theater besuchte. Der Zeitungs-Nachricht, daß der Graf von Paris auch einer Vorstellung der „Königin Margot“ im Theatre historique beigewohnt habe, läßt derselbe in den öffentlihen Blättern wider- sprechen.

Als Herr Guizot und Marquis von Marquis von Normanby bei dem Grafen Appony zusammenkamen, nachdem ihre gegenseitige Miß- helligkeit durch Vermittelung des Lesteren ausgeglihen war, dankte der Minister zuerst dem bsterreihischen Botschafter für seine freund- lihe Dazwischenkunft und wandte sich dann, wie erzählt wird, an den britischen Botschafter mit den Worten: „Herr Botschafter, ich glaube, wir thun besser und vielleicht ist dies auh Jhre Mei- nung wenn wir uns in gar feine Erörterung einlassen‘’; worauf Lord Normanby erwiederte: „Das denke auch ih.“ Beide schüttelten sih nun die Hände, und die Unterredung wendete si sogleih auf nicht politische Gegenstände. Gestern aber hatten Beide im auswär- tigen Ministerium nach längerer Zeit wieder die erste Konferenz mit einander, Die Oppositionspresse faßt diese Aussöhnung als eine Nach= giebigkeit von Seiten des französischen Ministers auf, zu der die Noth ihn gedrängt habe,

Der Legitimist Graf Florian von Kergorlay erklärt jeßt eben- falls in den Blättern, daß er dem Balle des englishen Botschafters, Marquis von Normanby, nicht beigewohnt habe, wie die Epoque fälshlich gemeldet hatte.

Graf Bresson soll durch den Telegraphen vom Ministerium einen Urlaub verlangt haben, um seine Mutter in Paris zu besuchen, von deren Erkrankung er Nachricht erhalten hatte ; er kömmt aber zu spät, denn Madame Bresson is gestern gestorben.

Die legitimistishen Journale erkären die Nachricht, Cabrera habe sich von dem Grafen von Montemolin getrennt, für durhaus unwahr.

Gestern ist hier nah längerer \chmerzhafter Krankheit Herr Ben- jamin Delessert im 74sten Lebensjahre gestorben, Früher einer der hervorragendsten öffentlihen Charaktere Frankreichs, hatte er seit ei- nigen Jahren wegen Altersshwäche sich vom politischen Schauplaß zurückgezogen und seine leßten Kräfte fast ausschließlich wohlthätigen Bemühungen gewidmet. Er war seit zehn Jahren eines der thätig= sten Mitglieder des Kollegiums der pariser Hospitäler und hat sich auch um das Sparkassenwesen, das er zuerst mit begründen half, sehr verdient gemacht. Als Mitglied des Jnstituts beschäftigte er sich be- sonders mit naturwissenschaftlihen Arbeiten und Kunstgegenständen z

er hatte eine der s{önsten und bedeutendsten Pflanzen- und Mushel=« Sammlungen in Europa zu Stande gebracht. Seinem leßten Willen zufolge, soll er ohne allen Leichenpomp beerdigt und nur der Kreis seiner Verwandten und nächsten Freunde zu dem Begräbniß eingela= den werden. Die Summe von 12,000 Fr., die ein feierliches Lei- henbegängniß gekostet haben könnte, soll unter 1200 von den Maires der zwól rier Stadtbezirke zu bestimmende Arme vertheilt wer= den, und außerdem hat er 1500 Fr. für die Armen von Passy und 2000 Fr, für die der reformirten Kirche, zu der er sch bekannte, ausgeseßt,

Herr Ernst Portalis ist für Toulon zum Deputirten gewählt worden.

Der seßt der Pairs-Kammer vorgelegte Geseß-Entwurf in Be= treff der Gefängniß-Reform, den im Wesentlichen bereits die Depu- tirten = Kammer in der Session von 1844 angenommen hatte, hat einige Veränderungen erfahren, die zum Zwecke haben, ihn mehr mit der bestehenden Strafgeseßgebung in Einklang zu bringen. Diese bestimmt nämlich, je nah den Verbrechen, drei Abstusungen der Strafe : einfache Einsperrung in den Zuchthäusern, Gefängniß in den Reklu- sionshäusern und die Zwangsarbeiten in den Bagnos, Dem Ein= wand, daß das Zellen - System im Grunde nur eine Strafe kenne, die der einsamen Einsperrung, sucht der neue Gesetz - Entwurf dadurch abzuhelfen, daß er ebenfalls in das Zellen - Strafsystem eine dreifache Abstufung einführt, indem an die Stelle der Zuchthaus-Ein= sperrung die Zelle mit zwar zwangsmäßiger, aber vom Gefangenen selbst gewählter Arbeit, an die Stelle der Reklusion die Einsperrung in einem entlegeneren Zellen= Gefängniß mit auferlegter Arbeit und endlih an die Stelle der Galeerenstrafe die Zelle in einem jenseits des Meeres, d. h. in Algier, gelegenen Gefängniß mit den mühsam= sten Arbeiten tritt, Zur Vervollständigung dieses Abstufungs-Systems sollen dann auch die Quoten, welhe man den Gefangenen von ihrem Verdienste zulommen läßt, nah den verschiedenen Stufen der Strafe verschieden bestimmt werden. ;

Der Minister des öffentlihen Unterrichts hat eine Summe vont 10,000 Fr. zur Einrichtung von drei Elementarshulen in Algerien, zu Fuka, Dounda und Scheragas, bewilligt. x

Es heißt, daß die Regierung der Pairs-Kammer nächstens einen Geseß=Entwurf vorlegen werde, welcher dem Kapitel der Kathedrale von St. Denis seine alte Unabhängigkeit zurückgeben und dasselbe der Botmäßigkeit des Erzbischofs von Paris entziehen werde. ]

Ein Beamter des Ministeriums der auswärtigen Angelegenhei= ten is in aller Eil nah Tunis abgegangen, wo sich die Verhältnisse zwischen dem Bey und der Pforte ernstlich verwickeln sollen.

Es heißt, die franzésische Regierung habe in Uebereinstimmung mit dem madrider Kabinette dem Jnfanten Don Enrique die Wei- sung zukommen lassen, sih einstweilen niht von Toulon zu ent- ernen. | Der Courrier francçais giebt als Grund der Aussebung der Expedition nah dem Amazonenstrom an, daß Brasilien seine Ein- willigung zu derselben an Bedingungert geknüpft, die Frankreichs Würde abweisen müsse, Wegen der Sklavenhandels-Frage nah der afrifg= nishen Westküste stehe man mit Brasilien auf sehr gereiztem Fuße.

Der Zinsfuß auf Schaztbillets is von gestern an folgendermaßen festgestellt: auf Billets von drei bis fünf Monat Verfallzeit 3 pet, auf Billets von ses bis eilf Monat Verfallzeit 37 pCt., auf Bil= lets, die ein Jahr laufen, 4 pCt, Die Bank von Marseille hat den Entschluß gefaßt, den Diskonto auf Papier am Plabe auf 6 Al zu erhöhen; dies schien nöthig, weil in der leßten Woche 10 Mil- lionen Fr. für Getraide nah der Levante und dem Schwarzen Meer abgingen. : i

Man versichert, die Verwaltung des Kultus werde fortan mit der des öffentlichen Unterrichts verbunden werden und eine besondere Direction bilden, die Herr von Carne, ein entschiedener Kath09= lif, der seit Jahren für Freiheit des Unterrichts kämpft, erhal= ten solle. | /

Graf Walewski tritt am 12ten seine Reise nah dem La Plata anz einer der Redacteure des Portefeuille, Herr von Brossard,

wird ihn begleiten.

ckch Paris, 2. März. Jm Departement der Nieder=Seine ist sicherlih kein Getraidemangel; von alleu Seiten treffen in Havre, Rouen und den übrigen Häfen jener Gegend tagtäglih starke Ge- traide - Ladungen ein: dessenungeachtet stiegen in der ganzen Gegend die Getraidepreise, Ein Blatt von Havre hatte {hon vor einigen Tagen den Wucher als die Ursache angegeben, Jun den stärksten Ausdrücken sprach sich dann dieses Blatt gegen das erwähnte Trei- ben aus, das unter den Massen große Erbitterung erregt zu haben scheint, die denn auch wirklich am leßten Sonnabend zu Honfleur, einem Hafen an der Mündung der Seine, zum Ausbruch kam. Wehr= lose Bürger, welche Niemanden beleidigten, wurden angefallen, ver= folgt und mißhandelt, und einer von ihnen entkam der Volkswuth nur dadurh, daß die Behörde, scheinbar dem Verlangen der Masse nachgebend, ihn - verhaften und einsperren ließ. Wäh- rend dessen waren andere Maßregeln ergriffen worden. Man hatte die Halle geschlossen. Einen gefährdeten Wagen mit Mehl hatte man in das Hospiz in Sicherheit gebracht, und die Aufregung und Unruhe legte \ich eudlich, da sie keinen Stoff mehr fand. Am Abend war keine Spur von Unordnung mehr zu Honsfleur zu bemer= fen. Blutvergießen war glücklicherweise dur die zugleich feste und versöhnende Haltung des Maires verhütet worden. Aber das Uebel der hohen Getraidepreise is für Honfleur dur diesen Vorgang nicht beseitigt, Die Landwirthe, welche Getraide zum Verkauf vorräthig

A

Ö E oil Maß- und Gewichtskunde. Bollsiändiges Tasheubuh der Münz- Maß-=- und Ge- wihts-Verhältnisse, ber Staatspapiere , L Wechsel- und Bankwesens und der Usanzen aller Länder und Handels=

pläße. Von Christian NobaE „und ° back. Leipzig, bei Brockhaus. Ne Le SEBRS No-

Es liegt uns von diesem bereits im vorigen ; E mit verdienter Anerkennung besprochenen Werte l E L welches die Artifel Rio Janeiro bis Stoholm umschließt, Auch Ml Betreff dieser neuen Lieferung dürfen wir dem günstigen Urtheile über die früher ershienenen Abtheilungen völlig beitreten; wir erkennen in der Dar- stellung der bezüglichen Verhältnisse besonders das Bestreben an, das ge- genwärtig Geltende und Uebliche herporzuheben, während wir in so vielen anderen Kompendien der positíven Metrologie nur zu oft blos auf längst Veraltetes stoßen. Das Gesagte gilt hier namentlich von den Artikeln Rio Janeíro, Nom, Rosto. Santiago, Saragossa, Sar- dinien, Singapore, Smyrna, Stettin und Stockholm, über welche Pläye wir anderwärts vergebens eine so genügende Auskunst suchen, Von besonderem Jnteresse i die Entwickelung des brasilianischen Geldwe- sens und Zahlwerthes unter Rio Janeiro, wo wir auch eine gedrängte Darlegung der handels- und wechselrechtlichen Verhältnisse e finden, so wie überhaupt den Handels -Usanzen durchgängig vorzügliche Berüfsich- tigung zu Theil geworden is,

Unter Rosto ck sind die sämmtlihen Münz- und Maß - Verhältnisse des Großherzogthums Medcklenburg - Schwerin gründlich abgehandelt, und es ist daselbst bereits auf die so eben sanctionirte Einführung des preußischen Münzfußes hingewiesen, Bei der Jnsel Sardinien stoßen wir zum ersten-

male auf das Beslehen cines besonderen Papiergeldes für diese Provinz, dessen unseres Wissens frühere numismatishe Werke nicht erwähncn, obwohl es {on seit 1780 und bis in die neueste Zeit kursiren soll. BeiSingapore siud hauptsächlich die unter den jezigen Verhältnissen doppelt wichtigen Han- delsgebräuche und die Cours - Verhältnisse umständlich dargelegt, während in dem Artikel Smyrna die neue türkishe Ausmünzung (seit 1843) ein wesentliher Gegenstand ist, der in seiner wisscnschaftlichen, gediegenen Aus- eínandersczung gleichfalls gänzlich neu erscheint, und den Artikel Konstanti- nopel (der vor der betreffenden Neuerung erschien) ergänzt, Wir erfahren daraus, daß der gegenwärtige Werth des türkischen Piasters, aus der Sil- ber-Münzung berechnet, 1 Sgr. 94 Pf., aus der Gold-Münzung berechnet aber 1 Sgr. 105 Pf., durhschnittlich aus beiden als circa 1 Sgr. 10 Pf. preußisch Courant beträgt, und daß nah dem neuen Geseze das jeßige Verhältniß des Goldes zu Silber in der Türkei wie 1 zu 155 is, Jn gleicher Weise bringt Stockho lm nach einer historischen Abhandlung über die bisherigen Geldzustände die neuen Münz- und Bankgeseße vom Jahre 1845, deren sließlihe Anwendung das näcstfolgende Heft enthalten ‘wird. Eine, in dem Artikel enthaltene ver leichende Tafel der verschiedenen s{chwedi- schen Währüungen und ihres Werthes in den deutschen Hauptvaluten trägt zur Veranschaulichung der dortigen Geld-Verhältnisse wesentlich bei. Unter den 58 rtifeln, welhe (abgesehen von den Verweisungen) das vorliegende Heft enthält, finden wir viele, die uns überhaupt zum er- enmale’ geboten werden, und manche andere, von denen in ihrer Durch- fn das Nämliche gilt; hierher gehören namentlich Sandwich-Jn- seln, Sihda, Serbien, Slavonien, Scheki und Shirwan (in Transfaufkasien , so eben dem neugebildeten russischen Gouvernement Sche- macha zugetheilt), St, Helena, Saalfeld, Sondershausen und Rudolstád} (das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt begreifend). Die Herren Verfässer haben fih von einem ausschließlichen, einseitigen Gesichts-

punkte stets fern gehalten und sind bemüht, den Anforderungen, welche Wissenschaft, neueste Erfahrung und Vollständigkeit stellen, eben sowohl, als denen der praktischen Brauchbarkeit Genüge zu leisten. ;

Aus dem Artikel Sandwich-Jnseln erfahren wir den dort schon sehr ausgcbildeten Umlauf europäisher Münzen, obwohl an Silbergeld in der Hauptstadt Honolulu nur etwa 50,000 Dollars zirkuliren; dagegen soll der Belauf der für den Bedarf der Wallfischfänger und Kriegsschiffe dort jährlich begebenen Wechsel (auf England und O E finden Cours-Notirungen statt) nah Umständen 140,000 bis 200, ollars be-

tragen, chaffenen Artikel dürfen wir auch Stettin

Einen gänzlih neu ges : l nennen, dessen e und ausführliche Bchandlung bei der Bedeutung dieses

i Seceplaßzes vielseitig und ganz besonders auch für die A iGadE Dl G fein muß und eine förmliche Monographie des enannten Playes unter dem vorliegenden Gesichtspunkte bildet, Die bis- Letigen Bearbeitungen desselben, selbst in neueren vaterländischen Werken, bei denen wir mindestens über inländische Pläye Richtigkeit zu fordern be- rechtigt sind, liefern ein unverantwortlihes Gemish von Unwahrem und Veraltetem , während die Verhältnisse der Neuzeit ganz außer Acht gelassen sindz diese Lücke füllt die obige Arbeit aufs befriedigendste aus, und wir erhalten eben sowohl über die Cours- und Maß-Verhältnísse, als über die so wichtigen Usanzen, die Banken und Handels - Anstalten Stettins eine flare und ganz der Gegenwart entnommene Uebersicht.

Reiht \sich demnach auch diese Fortseßung dem bisher Erschienenen würdig an, so dürfen wir um so weniger den Wünsch zurückhalten, bald auch in den Besiy der Schluß-Lieferung zu gelangen, welhe nah der An- zcige dex Verlagshantlung nicht lange auf sih warten lassen wird,

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haben, sind nun ershreck durch das, was ihnen widerfahren, und ha- ben bereits erflärt, am nächsten Markttage kein Getraide nah Hon- fleur führen zu wollen, und die Stadt Honfleur wird sonach selbst die BVerirrung ihrer Bevölkerung {chwer büßen müssen.

Gestern endigten auf der Eisenbahn von Rouen nah Havre die langen und entscheidenden Proben, welche bisher die Eröffnung dieser Bahn noch verzögert hatten. Der Viadukt von Lezarde, der lebte Kunstbau der Bahn, hatte auch die leßten Proben zu bestehen. Drei Tage hindur fuhren 40 Waggons mit voller Last, von 4 Lokomotiven gezogen, unausgeseßt darauf hin und her. Die Kommission der Brücken- und Straßenbau-Verwaltung, welhe mit Besichtigung der ganzen Bahn und mit Erstattung des definitiven Berichtes über den Zusland der Arbeiten beauftragt is, wird übermorgen die leßte Pro- befahrt vornehmen, Man zweifelt nicht daran, daß sie ebenfalls gün- stig ausfallen wird. So würde denn der Eröffnung des Betriebs nchts mehr im Wege stehen; derselbe soll mit Personen- und Waa- renzügen zugleich beginnen, da die Gesellschaft Alles dazu bereit hat und uur noch die höhere Genehmigung erwartet,

Großbritanien und Jrland.

London, 1. März. Heute Vormittag nahmen Lord John Russell und der Schaßkanzler im Schap-Amte die Angebote für die Anleihe von 8 Millionen Pfd. St, entgegen. Baron Rothschild reichte ein solhes Angebot ein, welches 895 für 100 versprah ; Herr Baring machte ebenfalls cin Anerbieten unter denselben Bedingungen, und als der Erstere hierauf die Frage des Schabkanzlers, ob sie Beide die Anleihe übernehmen wollten, bejahend beantwortet und man sich über die Dividendenzahlung verständigt hatte, wurden vie Kontrakte unter diesen Bedingungen ausgefertigt und unterzeichnet,

Vorgestern hielt die Königin im Buckingham-Palast eine Geheime- raths-Sißung. Unmittelbar darauf versammelten sich die Minister zu einer Kabinets-Versammlung im auswärtigen Ante.

Die Morning Post erklärt, daß sie allen Grund zu der An- nahme habe, Prinz Albreht werde die ihm angetragene und mit so großem Erfolg gewonnene Würde eines Kanzlers der Universität Cambridge annehmen, Morgen wird dem Prinzen feierli das Re- sultat der Wahl bekannt gemacht werden.

Man hat in der leßten Unterhaus -= Sibung der Regierung den Vorwurf gemacht, daß sie eine zu große Summe für das Marine- Budget beanspruhe. Herr Ward wies dagegen nah, daß Frank reich dieses Jahr für seine Flotte nur 352,000 Pfd. St. weniger als England ausgeben werde; während nämlih das englishe Marine- Budget zu 5,991,000 Pfd. St, veranschlagt sei, habe die französische Regierung ihr ölottenwesen auf 5,639,000 Pfd. St. festgestellt, da sle 31 neue Kriegsschiffe zu bauen beabsichtige. :

Mit O'’Connell’s Gesundheit soll es sehr s{lecht stehen und der Globe bezweifelt die Wahrheit der auf die verschiedenen Anfragen ertheilten Antworten, „daß der ehrenwerthe Herr sih sehr wohl befinde,“

Die angekündigte Vorstellung zum Besten der irländischen und {hottischen Armen ging am 26. Februar im italienishen Opernhause (dem Theater der Königin) vor sich. Das Parterre und die Gale- rieen waren niht schr gefüllt, desto mehr aber die Logen. Die Kü- nigin, Prinz Albrecht, der Hof und die ganze vornehme Welt hatten sih eingefunden. Da ein Logenplaß 6 Guineen fostete und sämmt= lihe Kosten von dem Theater-Direktor bestritten wurden, so wird den Bedürftigen eine ansehnlihe Summe zufließen.

In einer hier abgehaltenen Versammlung der Gesellshaft für den Aubau von Thee in der indishen Provinz Assam erstattete das Comité zur Untersuchung dieses Unternehmens den Actionairen seinen Bericht, Derselbe lautet dahin, daß die Finanzmittel das Fortbeste- hen der Gesellschaft für ein weiteres Jahr gestatten würden, welches sogar, wenn man gewisse Beschränkungen der Beamtenzahl vornehme, vielleicht das erste sein werde, in welchem man feinen erheblihen Ver- lust erleide, Es sei jeßt erwiesen, daß die Theepflanze mit Erfolg in Assam angebaut werden könne, und die früheren Einbußen habe man hauptsächlih dem Umstande beizumessen, daß man das Unter- nehmen gleich viel zu großartig begonnen habe. Das Comité schlägt vor, daß man nicht weniger als 48 der 54 Pflanzungsorte ganz auf- geben , viele Ersparnisse vornehmen und das Directions-Büreau zu Kalkutta auflösen, so wie die Eingeborenen zum Thee= Anbau dadurch aufmuntern solle, daß man Verträge mit ihnen abschließe, durch welche ihnen für den in grünem Zustande an die Gesellshafts-Beamten ah- gelieferten Thee ein bestimmter Preis zugesichert werde. Alle diese Vorschläge wurden von der Versammlung einmüthig genehmigt.

Lieutenant Waghorn beschwert sih in der Times über das Mo- nopol der Peninsular- und Oriental - Dampfschifffahrts - Gesellschaft, welche ihn doppelte Fracht zahlen lasse, weshalb er vom 41. Juli nihts mehr durch sie befördern lassen werde, Zum Schlusse sagt er, daß er wieder eine Reise angetreten habe, um größere Erleichterun- gen für die Ueberlandpost zu erwirken; nah seiner Rückkehr werde er, um von jener Gesellshaft ganz unabhängig zu werden, die Un- terstüßung des Publikums in Anspruch nehmen.

Utederlande

Aus dem Haag, 28. Febr. Nach Verlesung des Berichts über den Handels - Vertrag mit Belgien in der gestrigen Sibzung nahm Herr Hoffmann das Wort, um seine Meinung dahin zu äußeru, daß zufolge des Artifels 195 der Verfassung keine Steuer zu Gunsten des Staatsschaßes auferlegt werden könne, als kraft eines Gesehes z da aber der fraglihe Vertrag diesen Grundsaß zu verlebßen scheine, o shlage er der Kammer vor, \ich darüber in einer Adresse an den König zu wenden, Die Herren van Dam, van Jsselt und Lusac pflihteten diesem Vorschläge bei. Herr Ryckevortel bedauerte die Ab-= wesenheit des Finanz-Ministers; er hätte demselben gern einige Be- merkungen über den Vertrag mitgetheilt, den er als den holländischen Interessen nachtheilig betrachte, und zu gleicher Zeit um Aufklärung über mehrere Punkte bitten wollen, worüber die Regierung sich noh nicht geäußert habe; denn er könne die Vertheidigung des Vertrages im Journal de la Haye nicht als von der Regierung herrührend be- trahten, indem der Justiz - Minister erklärt habe, daß dieses Blatt weder offiziell noch halboffiziell sei.

G elg ie,

Brüssel , 2. März. Wegen der Fleishtheurung und des zu großen Gewinns, den die Fleischer ziehen wollen, läßt die Gemeinde- Verwaltung zu Mecheln auf eigene Rechnung \chlachten und verkauft das Fleisch mit ganz geringem Gewinn. Dies hat so gute Folgen gehabt, daß die Stadt-Verwaltung von Lüttich ein Gleiches beschlosscn hat.

Das Journal de Bru xelles deutet an, daß die deutsche Auswanderung über Antwerpen dieses Jahr sehr stark sein würde. Mehrere hundert deutshe Familien würden bald in Antwerpen ein- treffen, um von dort aus der neuen Welt zuzusegeln, Selbst hol- ländishe Auswanderer fingen an, lieber über Antwerpen als über Rotterdam zu gehen,

S ch weiz, Kanton Vern. (Eidg, Ztg.) Der Vorort Bern hat ein Sthreiben an Luzern gerichtet, in dem er sein Befremden über „den

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in jüngster Zeit erfolgten Zusammentritt in Luzern von Militgirper- sonen aus verschiedenen Kantonen der Schweiz, die dur die leßte=- ren getroffenen militairischen Anordnungen und Verfügungen, die si über das Gebiet mehrerer Kantone erstrecken, und namentli die von ihnen ausgegangene Zusammenseßung eines für die Truppen ver- schiedener Kantone bestimmten Generalstabes“ auêbrüdckt und Luzern einladet, „über die Veranlassung und den Zwedck der erwähnten zu Luzern getroffenen, für andere Kantone beunruhbigenden, den allgemeinen Land- frieden unter den Eidgenossen leiht gefährdenden, außerodentlihen An= ordnungen und Maßregeln ershöpfenden Bericht zu erstatten und künftighin Alles zu vemeiden, was irgend geeignet sein fönnte, eine neue Aufregung der Gemüther in dem einen oder anderen Theile der Schweiz zu verursahen.““ Jn einem Kreisshrciben an alle Stände äußert sich der Vorort gleichzeitig über den Durhmarsch der Truppen von einem Kanton durch das Gebiet eines anderen (wenn z B, die Truppen der inneren Schweiz durch den Kanton Bern oder die von Willis dur den Kanton Waadt Freikurg hätten Hülfe leisten wollen) und über eidgenössische Stabs =- Offiziere, die ihren Heimat - Kanton lassen und zu anderen Kantonen in Dienstverhältnisse treten.

Kanton Aargau. Ueber den Oberst von Salis-Soglio, welcher nah Angabe der radifalen Blätter zum General des Sonderbundes der sie- ben fatholishen Stände ernannt worden sein soll, enthält ein in der O. P. A. Z. enthaltenes Schreiben folgende Angaben: „Oberst von Salis - Soglio betrat früh die militairishe Laufbahn. Er diente in Bayern unter den Cheveauxlegers und nahm als Adjutant des Für-= sten Wrede an der Schlacht bei Hanau Theil, wo er eine Schuß= wunde erhielt. Bei Bar=-sur-Aube in Frankrei legte er vorzügliche Proben seines Muthes ab. Später nahm er Dienste in Holland als Offizier in einem Kürassier-Regiment, dessen Kommandant er später war, Er wurde nach seiner Rückkehr ins Vaterland 1841 zam eidge=- nössishen Obersten erwählt und vom Vorort bei den Unruhen in Wallis als Ober-Kommandant der eidgenössishen Truppen dahin gesandt, bei welher Gelegenheit er sich sowohl durch sein edles Benehmen als auh durch seine dankenswerthen Notizen über das Benehmen des Jungschweizerthums verdient gemacht hat, was ihm aber die Ungnade der Revolutions-Partei zuzog. Er is mit einer Tochter des Dich- ters Salis verheirathet, allein seine häuslichen Verhältnisse wurden durch den frühen Tod einer hoffnungsvollen Tochter und durch den bedauerlihen Zustand seines dem Wahnsinn verfallenen Sohnes viel- fah getrübt. Die Festigkeit scines rehtlihen Charakters hielt ihn aber in allen Stürmen aufrecht., Die eidgenössishen Obersten Ema- nuel und Eduard Salis sind seine Brüder, Wer mit Salis-Soglio näher bekannt is, rühmte von jeher seinen Biedersinn und Gemüth= lichkeit, ebenso nicht minder seine persönliche Tapferkeit und Kriegs- funde. Als Kommandant im Lager von Thun wurde er cillgemein hohgeshäßt und geliebt, Seine Thätigkeit und Kenntniß empfehlen ihn überall.“

Jtalten.

Nom, 23. Febr. (N, C.) Man erfährt aus guter Quelle, daß Se. Heiligkeit beschlossen hat, einen Nuntius nach Konstantinopel zu senden, und daß seine Wahl zu diesem höchst wichtigen Posten den Kardinal Ferretti treffen wird. Für heute Abend ist der türkische Gesandte Schekib Efendi zur Soiree beim französishen Gesandten, Grafen Rossi, geladen.

P au le n,

© Madrid, 24. Febr, Das Gerücht, daß die Karlisten in JIgualada eingedrungen wären, hat st{{ch nicht bestätigt, Die Regie= rung beabsichtigt, den esparteristishen General Enna nah Catalonien zu shicken, wo er den Befehl über die verschiedenen beweglihen Ko-

„„Wenn Lord Palmerston alle Regierungen so behandelt, wie ung“ fuhr Herr Pidal fort, „so haben alle gleichen Grund, ihnzu hassen.““ Schae nur, daß Herr Pidal nicht dieselbe Sprache führte, als er selbs Minister war. Damals nahmen seine Kollegen und er die Noten des Herrn Bulwer, welche jede andere Regierung mit Zustellung seiner Pässe beantwortet haben würde, stillschweigend entgegen, damit nur die Heirath zur Voliziehung käme, :

Auch den Vorwurf, daß die Minister troß der Vermählung der Königin die Anerkennung von Seiten der nordischen Mächte nicht er= langt hätten, wies Herr Pidal zurück. „Jch habe die Hoffnung“, sagte er, „daß am Ende die Vernunft vorwalten und die Königin von der ganzen Welt anerkannt werden wird. Hätte die Königin sich mit dem Grafen von Montemoliín vermählt, so wäre die Anerkennung so- gleih erfolgt, denn dieses Ehebündniß bot sehr große Vortheile dar, und unter diesen die Anerkennung. Allein es brachte auch viele Uebelstände mit sih, und deshalb widerseßte ih mi dieser Verbindung, Die, welhe stattfand, hat auch ihre s{chlimmen Seiten, und wir dürfen uns nicht wundern, daß die Anerkennung ausblieb. Sie wird erfolgen, sobald das gegenwärtige unsinnige Unternehmen der Karlisten deren völlige Ohnmacht an den Tag gelegt haben wird.“ E

Die gestrige Sißung des Kongresses erhielt ihre Wichtigkeit dur die Aufschlüsse, welhe der Justiz-Minister Bravo Murillo über das politische System ertheilte, welhes das neue Kabinet zu be- folgen gedenkt. Er erklärte, dasselbe wäre mit dem Entwurf der Adresse volllommen einverstanden und würde, falls der Kongreß ihn genehmige, darin niht einen Vorwurf, sondern eine ausdrücklihe Billigung seines politishen Systemes erblicken. Durch diese Erklärung trennt das Ministerium sich völlig von den Pro= gressisten, seßt aber die Parteigänger des Kabinets Isturiz , welche vermittelst der Votirung des Adreß-Entwurfs das neue Ministeriums zu stürzen beabsichtigten, in keine geringe Verlegenheit.

Der Generalstab der an der portugiesishen Gränze aufzustellenden Observations-Armee soll in Zamora seinen Siß nehmen. : /

Gestern sollen von hier ahtzehn durch den vorigen Kriegs-Mi= nister verabschiedete Offiziere nah Catalonien gegangen sein, um ch den Karlisten anzuschließen.

Vorgestern rückten in Arangueco, drei Meilen von Guadalaxara, dreißig Factiosen ein, verweilten dort einige Stunden und kauften Pferde und andere Bedürfnisse. ai!

Heute wird mit ziemliher Bestimmtheit behauptet, daß die Kö= nigin Christine sich binnen einiger Wochen nach Paris begeben würde. Der Tiempo sagt, die Entfernung derselben wäre für Spanien ein so wichtiges Ereigniß, wie der Tod Ferdinand's VIl.

Nachstehenden Brief hat der Jnfant Don Enrique aus Bar- celona an die Königin Jsabella gerichtet : i

„Don Enrique Maria de Borbon, Junfant von Spanien und Contre-Admiral, trägt Ew. Majestät höchst ehrfurhtsvoll vor : Da es öffentlich bekannt i, daß er das Fräulein Doña Elena de Castellá Shelly Fernandez de Cordova, Tochter des Grafen von Castellá de la Villanueva und Carlet, zur Gemahlin gewählt hat, so hält er sich zu der Erklärung verpflichtet, daß die Politik keinen Einfluß auf diese Angelegenheit hatte, und daß er keinen anderen Eingebungen, als denen seines Herzens und denen der Pflicht eines Ehrenmannes (caballero), Gehör gab. Gott, der große Geseßgeber aller ershaffenen Dinge,

und vor dem die Geseßgeber der Erde sich beugen und nichts sind, gab in seiner unendlihen Weisheit dieselben Gesetze für alle seine Geschöpfe, die er mit gleiher Liebe an seinen Busen schließt, und flößte allen Herzen dieselben Gefühle ein. Er flößte der Seele des Junfanten Don Enrique die Empfindung der innigsten Liebe zu Doña Elena de Castell ein, als er nah den Vermählungen Eurer Majestät und Dero erlauchter Schwester, der Jn- fantin Doña Luisa Maria Fernanda mit zwei erlauhten Prinzen

lonnen übernehmen soll.

Der Kriegs-Minister legte gestern (wie bereits gemeldet) dem Kongreß einen Geseßentwurf vor, kraft dessen die Regierung er mächtigt werden solle, sobald sie es für geeignet halte, 50,000 Mann für den Militairdienst auszuheben, Das Verlesen dieses Entwurfes wurde von anhaltendem Murren der auf den Galerieen befindlichen Zuhörer begleitet, Die Ausführung der Maßregel wird ohne Zwei- fel die herrshende Unzufriedenheit noch steigern.

Dann verlas der Finanz-Minister folgenden (ebenfalls {hon erwähnten) Geseh - Entwurf: „Art. 1. Die Regierung wird er- mächtigt, im Lande oder in der Fremde ein Anleihen von 200 Millionen Realen Vellon (10 Millionen Piaster) zu 3 Prozent jähr=- licher Zinsen abzuschließen, dessen Betrag ausschließlich auf die Be= streitung der laufenden Ausgaben und Verbindlichkeiten der Staats- kasse verwendet werden soll. Art. 2, Gleichfalls wird die Regie= rung ermächtigt, für die Zinsenzahlung und Abtragung des erwähn= ten Anleihens den Theil der Einkünfte und Steuern des Staates, sowohl der Halbinsel als der Kolonieen, zu bestimmen, welcher dazu e: ‘orderlich is, wobei jedo die bis jeßt mit der spanischen Bank von San F-rnando cingangenen Verpflichtungeu aufrecht erhalten bleiben. Art, 3, Die Regierung wird zur gecigneten Zeit den Cortes Rechen- hast von dem Gebrauche ablegen, den sie von dieser Ermächtigung gemacht haben wird.“

Da in diesem Entwurfe nit gesagt wird, daß der Betrag des Auleihens für die Bedürfnisse etwaiger Kriegs-Operationen verwendet werden solle, wie man doch vorausgeseßt hatte, so zieht man hier allgemein den Schluß, daß Herr Mon trob seines Erpressungs= A in der Staatskasse ein beträchtlihes Defizit zurückgelas= en habe.

Da die progressistishen Deputirten niht weniger als zwanzig bis dreißig Amendements zu dem Adreß - Entwurf beantragt haben, so läßt sich noch nicht berechnen, wann der Kongreß die Diskussion derselben erledigen wird, um auf wichtigere Geschäfte übergehen zu fönnen. Der Ex-Minister Pidal erschöpfte vorgestern und gestern nicht weniger seine Beredtsamkeit, als die Geduld der Zuhörer, um sich und seine ehemaligen Amtsgenossen als die ersten Staatsmänner Europas darzustellen, Namentlich nahm er für das Ministerium Isfturiz, als das= jenige, welches die Doppelheirath abshloß, den Dank nicht nur Spaniens, sondern aller Mächte in Anspruch. „Wir wollten“, sagte er, „daß die Vermählung der Jufantin zugleih mit der der Königin stattfände, und dadurch haben wir niht nur Spanien, sor dern ganz Europa eine große Wohlthat erwiesen.“ Als si viele verneinende Stimmen laut machten, fuhr Herr Pidal fort: „Ja, ja, Spanien unt ganz Eu= ropa, denn wie würde es um den europäischen Frieden stehen, wenn jene Heirath nicht eine vollendete Thatsache wäre. Hâtte die Ver= mählung der Junfantin mit dem Herzoge von Montpensier nicht statt= gefunden, so würde die französishe Gränze den Parteigängern Mon= temolin’s geöffnet worden sein. Jeßt if jene Heirath ein Vertlei- digungsmittel für uns geworden.“ Dann ließ Herr Pidal seiner Galle gegen Lord Palmerston freien Lauf. Vorzüglih machte er ihm zum Vorwurf, in einer an Herrn Bulwer gerichteten Depesche das damalige spanishe Ministerium Zsturiz der Willkürlichkeit und Verleßung der Verfassung beschuldigt zu haben. „Dies sind Angele=- genheiten““, erklärte Herr Pidal, „die nur uns angehen. Jh spreche einem fremden Minister das Recht ab, sih damit zu beschäftigen. ““ Als ob ein Staats-Minister niht das Recht hätte, seinem bei einer fremden Regierung beglaubigten Agenten die Ansichten auseinander- zusehen, welche er über die politische Richtung derselben gefaßt hat!

in trauriger Vereinzelung blieb, Und da er entschlossen ist, nie sich mit einer Person zu verheirathen, díe niht seinem Lande angehöóre, so erblickte er in seinem Liebesgefühl den Willen und den Finger des höchsten Wesens, das seinen Geschöpfen das, was ihnen ansteht, zuweist, und überließ sih ihm mit der vollen Hingebung seiner Seele im Bewußtsein aller der Zusiherungen (cou todas aquellas seguridades), welche er damals zu erhalten das Glück und die Ehre hatte*). Jm Glauben an sein Glück entriß er einer eben so wür= digen als tugendhaften jungen Dame von guter Geburt ein Lächeln der Hoffnung, aber, indem er glücklich war, störte er den Frieden einer edlen Familie, und die bisherige Hoffnung und Freude verwan= delte sich in Thränen und bitteres Leid. Auch die Ehre der Dame, die ihr theuerster Schaß und ihre fostbarste Perle ist, litt viel in den Augen des Publikums, Unter so großem Bedrängniß, die natürlich jedes gefühlvolle und edle Herz s{chwer ergreifen muß, erneuerte der Jnfaut Don Enrique sein Heiraths-Versprechen und s{wor, es als ein Ehrenmann edlen Stammes zu erfüllen, wobei Gott sein Zeuge war, Gott, der gerecht ist und die bösen Handlungen bestraft. Wenn der Jnfant auch von den Empfindungen absieht, welhe das Fräulein Doña Elena de Castella seinem Herzen eingeflößt hat, so ist es doch edel und zumal gerecht, daß der, welher einen Schaden oder Nach- theil zufügt, sih, so hoh au sein Rang scín möge, so betrage, wie die Geseße der Ehre und die Vorschriften der Religion erheischen, damit niemals der, welcher hoch steht, denjenigen benachtheilige, welcher, auf anderen Standpunkt gestellt, keinen anderen Trost hat, als die Thrä- nen, um sein Unglück mit Ergebung und Stillschweigen zu beweinen. Wenn die Lage einer so ausgezeihneten Familie, und die Bitten des Infanten Don Enrique, und die Betrübniß, in die sein Gewissen verseßt ist, weil er durch Störuug des Friedens dieser Familie Uebles beging, einen Plaß in dem Herzen Ew. Majestät finden, so bittet er. demüthigst, Ew. Majestät mögen ihm Dero Königliche Erlaubniß ertheilen, nah der er sih \o schr sehnt, und zu deren Erlangung er jedes Opfer darzubringen bereit ist. Barcelona, 14. Februar 1847. (Unterz.) Enrique Maria de Borbon.“

Die Minister haben den Juhalt dieses Schreibens zum Gegen- stand ihrer Berathschlagungen gemaht, Es scheint, daß die spanischen Staatsmänner dazu bestimmt sind, ihren Scharfsinn vorzugsweise an der Erledigung s{hwieriger Heiraths-Fragen zu üben.

SUA Lk L

Konstantinopel, 16. Febr. (J. de Const.) Die Note,

welche der außerordentlihe Gesandte und bevollmächtigte Minister

“ia : ttis der bohen Pforte zu Athen, Herr Mussurus, an Herrn Kolettis, Minister der auswärtigen Angelegenheiten der grieishen Regierung,

erlassen hat, lautet I is 6 (26) ganuar 1847 „Der unterzeichnete außerordentliche Gesandte und bevollmachligte Nit nister Sr. Kaise, Majestät des Sultans sieht sich ie Veit e verpflichtet, die ernste Aufmerksamkeit des Herrn Ko Ge j S G en de Conseils und Ministers der auswärtigen Angelegenhe N r. hellenischen Majestät, auf ein eben so wichtiges als unerwartetes Faktum zu lenken. In Folge einer ihm am 12ten (24sten) d. M. im Namen Sr, Ma- jestät des Königs zugekommenen Einladung hat der Unterzeichnete die Ehre alt sich estern Abend zum Ball bei Hofe zu begeben, Das diploma- ñ ( q cim Eintritt Zhrer Majestäten des Königs und der Kö-

vie se * arbeit, und nachdem der König mit den älteren Mit-

is vermuthlih die Erlaubniß gemeint, welche die Königin und

*) Hiermit Anmerk, d, Korresp.

der König dem Jnfanten mündlich ertheilten,