1847 / 71 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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rüt, als sei dabei einer der Excedenten lebensgefährlih verwundet

Wabl - und Parlaments-Reform bemerkt das heutige Journal des Débats: 4 sih davon zu überzeugen, braucht man nur den Augenblick zu betrah- ten, welhen Herr Duvergier zu seinem Antrag gewählt hat. Wir fönnen einen Vorschlag niht ern nennen, der offenbar uichts als ein \chlechtes Epigramm auf diejenigen is, roären, eine Broschüre wie die vorausgegangen, ' Publifum geworfen, und die ganz von Beleidigungen und Ausfällen

oder überhaupt nur verleßt worden, aus ganz sicherer Quelle gerade=- zu als unwahr widersprechen.“ l

Die Redaction der Allg. Zeitung erklärt, daß der aus dem Nürnberger Correspondenten aufgenommene Korrespondenz= Artikel aus München „. als sei von Seiten der hohen deutschen Bun-= des- Versammlung der bayerishen Regierung der hrer AArs geworden, das gesammte Material zur Wehrhaftmachung er Dun-s desfestungen Ulm und Rastatt in ihren Militair-Werkstätten zu Mün- hen und Augsburg verfertigen zu lassen (|- Allg. Pr. Zeitung Nr. 53), unrichtig sei, indem zur Zeit über die Besorgung der Aus- | rüstung der genannten Festungen_noch nihts beschlossen, so wie auch

über die Bildung einer zweiten Ouoriers - Compagnie zur Zeit noh

Feine Bestimmung getroffen ist.

Königreich Hannover. (Hannov, Ztg.) Die zweite Kammer hat in ihrer Sißung am 8. März die Gewerbe - Ordnung | in der leßten und definitiven Abstimmung mit 44 gegen 34 Stimmen '* angenommen,

Großherzogthum Baden. Am 6. März starb in Karls- ruhe der älteste badishc Staats-Minister (seit 1809), Freiherr Sigis- mund von Reizenstein, im 82sten Jahre.

STLARKT E

Paris, 7. März. Die Dcbatte in der Deputirten - Kammer über den Antrag Fould’s wegen Rückkaufs der 3 proz. Rente wurde gestern, nahdem der Finanz =- Minister denselben bekämpft haite, auf morgen vertagt. i i

Ueber den Antrag des Herrn Duvergier de Hauranne auf eine

„Dieser Vorschlag kann nicht ernstlich gemeint sein. Um

deren Stimmen dazu nöthig um denselben zum Geseß zu machen; einen Vorschlag, dem welche Herr Duvergier ins

gegen die Majorität angefüllt is; einen Vorschlag, der, was Herr Duvergier sehr wohl weiß, niht angenommen werden fönnte, ohne den Staat in ernstlihe Aufregung zu verseßen, weil er neue Wahlen in demselben Augenblick nah sich ziehen würde, wo eben erst die all» gemeinen Wahlen stattgefunden. Wie! die Kammer befindet sich erst in ihrer ersten Session, und man verlangt von ihr als ersten Schritt, die Gesetzgebung für fehlerhaft zu erflären, fraft deren sie gewählt ist, diese Geseßgebung und, folglih sich selbst zu vernichten ! Man will, daß sie gleih bei ihrem ersten Auftreten ihre eigene Auflösung aussprehe! Wir wiederholen es, das is nicht ern gemeint. Wenn Herr Duvergier einen \chickliheren Augenblick wählt, wird man seinen Vorschlag gern prüfen. Es witd dann nicht {wer sein, zu zeigen, daß es der übelberehnetste von allen is, welhe bis jeßt gemacht worden, daß er feinem Grundsaß entspricht, daß er die wirklichen und

allgemein anerkannten Uebelstände der gegenwärtigen Geseßgebung nur vershlimmert, da er zum Beispiel auf maßlose Weise die Zahl der bedürftigen Wähler vermehrt, um uns eines Ausdrucks zu be- dienen, den die Opposition oft anwendet, Es is ein furhtsamer Re- volutionsversuh, gewaltsam und engherzig zugleich! Man findet darin ein wenig allgemeines Wahlrecht, ein wenig Wahlrecht in zwei Gra- den, vermittelst Aufnahme der Mitglieder der Munizipal-Conseils, ein wenig Census, ein wenig Befähigung, genug von Allem etwas, nur nicht das, was jedes System Vollständiges und Logisches in sich hat. Aber es handelt sich für seßt gar nicht darum, das Wesen des Vor- \hlages zu wi 2 Nicht das Wesen ist es, worauf es irgend

Femanden, nit einmal Herrn Duvergier de Hauranne, dabei an=- I Ulli ti v + e t

163 / ¿6 h Y As A L fommt. Es giebt Jemanden, eben so wenig in der Vppojition wie |

¡a der Majorität, eben so wenig im Publikum wie in der Kammer, va bei gesunder Vernunft den Gedanken hegte N daß der Vorschlag auh nur die geringste Aussicht aus Annahme hätte, und daß eine neue Legislatur mit ihrer Selbstoerurtheilung beginneu würde. Die ganze Frage ist, ob die Majorität sich riftli dazu hergeben wird, die Shmähungen anzuhören, die man ihr ins Gesicht sagen will. Der Constitutionnel glaubt dagegen bei dieser Gelegenheit an vie Rede erinnern zu müssen, welhe Herr Guizot acht Tage vor den leßten allgemeinen Wahlen in Lizieux hielt, „Jn dieser Rede“, sagt das Or= gan des Herrn Thiers, „wollten einige Personen das Programm eincr neuen Politik, einer liberalen und progressiven Politik erbliden. Das Programm wurde damals verbreitet, ‘erläutert, ‘angepriesen als ein großer Akt, als ein Akt, welcher geeignet sei, diejenigen vollkommen zu beruhigen, welhe die vorherige Politif des Ministeriums mißge- \timmt hatte. Ein Journal, welches bei mehr denn einem Anlasse sih von Herrn Guizot getrennt hatte, die Presse, machte nament- lih großen Lärm von dieser Rede und verkündete nun Frankreich das Entstehen einer neuen Partei, der „progressiven Konser= vativen“’, deren Programm die Rede von Lizieux sein würde. Die Presse ging sogar noch weiter und erklärte im Namen der „progressiven Konservativen’, daß das Wahlgeseß mit Vortheil für unsere Justitutioncn modifizirt werden könntez in aht oder zehn Ar- tifeln vertheidigte sie gegen die Epoque die Uebertragung der Wahlbefugniß auf die Kapazitäten. Die Presse versicherte uns da- mals- auch, daß fie von allen Seiten vielfache Beistimmungen erhalte, und daß diejenigen, welche die Existenz der Partei der „pr2gressiven

Konservativen“ l ugneten, nun bald genöthigt sein würden, ihren Jrrthum anzuerkennen. Wir beeilen uns, zu bemerken, daß der

Vorschlag des Herrn Duvergier de Hauranne allerdings über die Wünsche der Presse etwas hinausgeht, daß ja aber weder dieses Journal, noch die progressiven Konservativen verbunden sind, densel- ben in allen seinen Theilen anzunehmen,“

Man behauptet, die beabsihtigte Reise der Königin Christine nah Paris habe nicht blos, wie es heiße, eine Erholung von den Mühen der Staatsgeschäfte zum Zweck, sondern der Zwiespalt zwi= schen der Königin Mutter und dem Gemahl der Königin Jsabella habe si in einem solHen Grade gesteigert, daß Christine genöthigt sei, wenigstens für einige Zeit Spanien zu verlassen; wie man auch wissen wolle, werde }le ihre Anwesenheit in Paris dazu benußen, die Unterhandlungen in Bezug auf das neue Anlehen von 50 Millionen Fr. zu unterstüßen, welches die spanische Regierung nun dur Ver- mittelung der Bank von Frankrei zu negoziren wünsche ; man habe nämlich die Bedingungen allzu lästig gefunden, welhe Herr Sala- manca der spanischen Uer ad aufnöthigen wolle. Man hält es jedoch für sehr zweifelhaft, daß es dem spanische1ck Kabinette, selb} mit Hülfe der Königin Christine, gelingen dürfte, in einem Augen= blie allgemeinen Geldmangels eine Summe von 50 Millionen Fr. in Paris geliehen zu bekommen.

P raf Bresson wird dieser Tage hier auf Urlaub erwartet; er wird jedoch nit länger als einen Monat von Madrid abwesend bleiben. Am Lten war Graf Bresson hon in Bayonne eingetroffen.

Der Streit auf der Bidassoa is beigelegt, nachdem die Regie- rung zu Madrid den Befehl gegeben, das Schiff loszulassen, so daß sich entfernen durfte ; die Prinzipienfrage, worüber der Streit eut- spann, bleibt unentschieden,

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Von Toulouse s{hreibt man, daß Cabrera und Lanjostera wirk- lih in Catalonien gelandet seien.

Ueber die Marktzustände der leßten Tage sagt das Journal des Débats: „Um uns Nahrungsmittel zu sichern und das Ende der traurigen Krise, in welcher wir uns befinden, zu beschleunigen, hatte die Regierung bekanntlich entweder von selbst alle Mittel, welhe in ihrer Macht standen, ergriffen, um die Ankunft des aus dem Auslande erwarteten Getraides zu beshleunigen und zu erleih- tern, oder solhe bei den Kammern beantragt. So wurde der Ein- gang von Getraide von allen Abgaben befreit; den fremden Schiffen wurde gestattet, für Beförderung des Getraides den Küstenhandel zu

| treiben; die Lastwagen des Artillerie-Trains und des Militair-Gepäds

wurden nach Marseille geshick, um dort Getraide zu laden und es in das Jnnere zu bringen; endlich wurden Dampfschiffe der Königli- hen Marine nah den Dardanellen, in die Meerenge von Gibraltar und in den Kanal gesendet, um die mit Getraide beladenen Schiffe, welche von Odessa und New-York erwartet wurden, in das Schlepp- tau zu nehmen. Die glücklihen Wirkungen, welhe man von diesen verschiedenen Maßregeln zu hoffen berehtigt war, haben sich leider noch immer nicht gezeigt. Der hohe Preis des Getraides hält si noch auf dem größten Theile der französischen Märkte; in der Ge- traidehalle zu Paris hat sogar der Preis sich uo von neuem er- höht, und der Sack Mehl is auf 108 und 110 Fr. gestiegen, ein Preis, welchen man außerordentli findet, wenn man ihn mit dem des vorigen Jahres vergleiht, welher damals zu derselben Zeit des Monats März nur auf 68 Fr. stand. Diese traurige Verlängerung der Krise liefert in den Departements den Unruhestistern neuen Vor= wand, die Scenen der Unordnungen wieder zu beginnen, welche be- reits einige Theile Frankreihs betrübt haben. So sehen wir, daß Hindernisse für den Verkehr des Getraides, \o- wie Gewaltsamkeiten und willkürlihe Preis-Ansehßungen auf den Märkten, \ich erneuern.“ Jn den Bezirk von Bergerac hat, in Folge von Ruhestörungen, eine starke Truppen-Abtheilung geshickt werden müssen. An mehreren Orten wurden Wagen mit Getraide geplündert, und auf einen Händ- ler, der eben eine Weizenladung gekauft hatte, ward zu Montastruc ein Mordversuh gemaht. Zu Bergerac wollte die Menge das Haus eines Bäckers und Kornhändlers plündern und hatte hon die Thü- ren eingeschlagen, als die Gendarmerie einschritt und fünf Ruhestörer verhaftete. Dies erbitterte den Haufen so, daß er die Gendarmen mit Steinen warf. Nur mit Mühe vechinderte das Zureden des Unterpräfekten ernste Thätlichkeiten. Zu Montignac mußte die zu shwache Gendarmerie einen Wagen mit Mais der Plünderung eines Volfshaufens von 1200 Köpfen preisgeben. Zu Montauban im Departement Tarn und Garonne rotteten si die Eisenbahn-Arbeiter zusammen, nahmen auf dem Markt alle Lebensmittel weg und warfen dem Maire, so wie einem Kornhändler , die Fenster ein. Zu Montmorillon war der Unterprä- fekt, welcher einem Volfshaufen zuredete, der dic Verschiffung von Getraide mit Gewalt hindern wollte, in persönlicher Gefahr. Die Menge schrie: „Werft ihn in den Fluß!“ und er mußte sich ernst- lih gegen cinen Menschen wehren, der Hand an ihn legte, durch eine im rechten Augenblicke anlangende Truppen - Abtheilnng jedoch ver- haftet wurde. Der Unterpräfekt ließ die Truppen blind feuern, worauf die Meuterer sih zerstreuten. Am Abend traf noch eine Ver- stärkung von 100 Mann ein. Auch an einigen anderen Orten sind ähnliche Exzesse vorgefallen; im Bezirk von Cambrai wurden mehrere Lebensmittel - Plünderungen verübt, und man mußte fünf Personen, worunter vier Weiber, verhasten.

Vom 16. November bis zum 28. Februar hat die Stadt Paris zur Vertheilung von Brod um ermäßigten Preis 1,256,000 Fr. auf- gewendet ; dieselbe Ausgabe wird für den März allein auf 1,024,000 Fr. angeschlagen. i i

Man hat den Dichter Beranger aufgefordert, sich um den eben wieder erledigten Plaß unter den vierzig Akademikern zu bewerben ; er hat aber diesmal, wie \chon früher, erklärt, die Kandidatur nicht annehmen zu wollen, Montalembert wird an Guiraud's Stelle als Kandidat auftreten. e S Jm Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ist die Nah- richt eingetroffen, daß der französische Geschäftsträger in München eine lange Unterredung mit König Ludwig gehabt habe, in welcher der König die Gründe des Wechsels seines Staats-Ministeriums sehr speziell auseinandergeseßt hätte, mit dem Bemerken, darüber an das Kabinet der Tuilerieen zu berichten. :

Lord Normanby soll neuerdings um einen Urlaub nachgesucht

haben. A i : Die Königin Christine wird am 11ten in Bayonne und am 15ten

in Paris erwartet.

N P Eine Untersuhungs-Kommission, unter deren Mitgliedern si{ch der Marshall Sebastiani und General-Lieutenant Negrier “si bestnden, versammelte sich dieser Tage, um das Verhalten des Militair-Juten- danten, Herru Joinville, zu prüfen, Man gelangte zu dem Schluß, daß der Angeshuldigte seine Beaufsichtigungspflicht nicht erfüllt habe. Man versichert, daß der General = Lieutenant Negrier die Absendung eines Briefes an das Ministeríum in Vorschlag ge- bracht habe, um es zu ersuchen, daß es den shuldigeu Beamten blos mit Suspension auf einige Zeit bestrafen möge. Doch beißt es, der Kriegs-Minister, der jede Verantwortlichkeit in dieser Sache von sich fern halten und der Deputirten-Kammer eine Genugthuung geben wolle, bestehe auf Entlassung des Militair-Jntendanten.

Das Journal des Débats bemerkt über die Absicht der englischen Regierung, bei der jeßigen Noth einen allgemeinen Bettag auszuschreiben, unter Anderem: „Wir achten diesen tiefen religiösen Sinn des englishen Volkes, welcher bewirkt, daß jener National- Bußtag ohne Zweifel von mehreren Millionen Menschen begangen wird. Ein englisches Blait erinnert bei dieser Gelegenheit, daß auch bei dem Einbruhe der Cholera ein ähnliher allgemeiner Bußtag stattgefunden, und daß an diesem Tage mehr als fünfinalhundert- tausend Menschen in den Kirhen von London zum Abendmahle ge- gangen seien. Uebrigens muß man der englischen Regierung die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie sih nicht darauf beschränkt, Gebete anzuordnen, sondern daß sie auch sagt: Laborare est orare,““

Die ersten Banquiers und Kaufleute von Marseille haben den Beschluß gefaßt, bis zum 10, März kein baares Geld auyer Land zu versenden, um die Bank in Stand zu seßen, ihren Geldmangel

möglichst zu heben. Großbritanien und Irlanv.

London, 6. März. esen und heute fanden im auswärti- en Amte Kabinets-Berathungen statt. F 0 y Das Parlament beschäftigte sih gestern größtentheils u Ban von weniger allgemeiner Bedeutung, Jm Oberhause indeß ga do der Antrag des Kolonial - Ministers, Grafen Grey, auf zweite Lesung der Bill wegen Behandlung der Sen zu ani in- teressanten Erörterung des Gegenstandes Anlaß. Der Minister kün- digte nämlich bei dieser Gelegenheit die Entschließungen der Regie- rung in Bezug auf diese Angelegenheit überhaupt an und erklärte, daß beschlossen worden sei, das bisher befolgte System der De- portation der Strafgefangenen gänzlich abzuschaffen. Nachdem er angedeutet hatte, n diese Aenderung des Systems

nicht auf die nach Bermuda und Gibraltar, sondern nur auf die nah

Australien deportirten Sträflinge Anwendung finden sollte, weil die ersteren Verbrecher in eine ganz andere Kategorie gehörten, beleu{h- tete er die Resultate des Deportations - Systems und kam zu dem

Schlusse, daß dasselbe sich als unwirksam, fkostspi.lig und sowohl für die Sträflinge selbst|, als auch für die Kolonieen ver= derbliÞch gezeigt habe. Ein neues Strafgeseß werde deshalb

erlassen werden ; die Verbrecher, welche bisher zu Deportation verur- theilt wurden, sollen fortan zu Hause in isolirter Absperrung gehal ten werden, da sih dieser Strafmodus sehr wirksam und abschreckend gezeigt habe. Doch werde man dabei mit Vorsicht zu Werke gehen und nicht länger als höchstens 18 Monate einen Sträfling zu isolir= ter Absperrung verurtheilen, Habe derselbe hier seine Zeit abgeses= sen, so soll er an öffentlihen Arbeiten beschäftigt werden und die Dauer dieser leßten Strafe von seiner Führung abhängen, \o daß dieselbe gemildert und. sogar in Vortheile für ihn verwandelt werden fann, wenn er Besserung und Fleiß zeigt. Jn solhem Falle soll au die Hälfte die Strafzeit unter der Bedingung erlassen werden, daß der Sträfling sich zur Auswanderung verstehe, wozu ihm die Regie=- rung die Mittel dadur an die Hand geben wird, daß er während der leßten Zeit seiner Gefangeuschaft für seine Beschäftigung an den öffentlichen Arbeiten einen dem Werth seiner Arbeiten ziemlich entsprehenden Lohn erhalten soll. Der Minister bemerkte dann zum Schluß, daß noch in diesem Jahre die Einrichtungen getrosfen wer= den sollten, jeden zur Deportation verurtheilten Sträfling seine erste Strafzeit in isolirter Gefangenschaft absißen zu lassen, und, was dann die folgende Beschäftigung an öffentlihen Arbeiten betreffe, so werde die Regierung überall, wo solhe Arbeiten vorgenommen werden sollen, große hölzerne Gebäude aufführen lassen, die dann nach Beendigung jener wieder abgetragen und an einem anderen Orte aufgeführt wer den fönnen. Lord Brougham spendete dem Grafen Grey für die- sen Plan großes Lob. Auch er sei zu der Ansicht gekommen, daß die Deportation aufhören müsse, obschon er glaube, man werde sie in einzelnen Fällen beibehalten müssen, namentlich bei Verbrechern aus den höheren Ständen, für welche sie die \chwerste Strafe sei, wäh- rend sie dem Verbrecher aus dem niederen Stande jeßt gar nicht empfindlich treffe. Einem Theile des Planes fönne er indeß nicht beistimmen, nämlich der Ano1dnung, die bestraften Judividuen zur Auswanderung zu zwingen; Frankreih werde in diesem Falle bald einen hohen Pio hibitiv - Zoll auf die Einbringung solher Einwanderer legen. Lord Stanley fand au dem Plan viel zu tadeln. Er sprach sein Be

denken aus, ob es vortheilhaft sei, die Deportation abzuschaffen,

welche er für die abshreckdendste Strafe hielt, Das neue System,

welches die Regierung vorschlage, müsse eines Theils die Gefühle des englishen Volkes empören, anderen Theils den Begehr nach Arbeit in Unordnung bringen, denn es gebe sämmtliche Regierungs-Arbeiten, welche jeßt von ehrlihen Arbeitern besorgt werden, einer verbredert=- {hen Bevölkerung anheim, welche, wohl genährt und gehalten, am Ende noch als freie Arbeiter oder als Auswanderer nah den Kolo= nieen oder sons wohin gesandt werde. Lord Denman war erfreut, daß die Verbrecher - Kolonie der Norfolk - Jnsel aufgegeben werden soll, sprach sich indeß auch für theilweise Beibehaltung der Deporta= tion aus, Dec Herzog von Rihmond stimmte hiermit überein, und nachdem Graf Grey auf diese Einweudungen geantwortet hatte, wurden die beiden von ihm eingebrachten Bills zum zweitenmal verlesen.

Jm Unterhause wurden die Berathungen des Budgets für die Landarmee fortgeseßt, welche eine furze Debatte über irländische Angelegenheiten unterbrah. Herr John O'’Connell stellte näm» lich den Antrag, die Regierung möge die von den öffentlichen Arbei= ten in Jrland entlassenen Arbeiter zur Bebauung des Ackers für die nächste Aerndte verwenden. Da indeß der Secretair für Jrland, Herr Labou chere, und Lord John Russell vbemertich machten, dasz die Regierung {hon so viel für Jrland gethan habe, und die vorgeshlagene Maßregel nur eine Lähmung aller Privatthätigkeit zur Folge haben würde, so nahm der Antragsteller seinen Antrag selbst zurü, der auch bei den irländishen Mitgliedern, den Herren Shaw Bellew, Hamilton, niht viel Anklang fand. Zum Schluß ging das Haus in ein Comité zu Geldbewilligungen für die Marine über.

Zu Wick in Schottland kam es vorige Woche zu Kornmeutereien, welhe jedoch rasch unterdrückt wurden. Ein Theil der Einwohner widerseßte sich dem Einladen von Getraide in ein nach London be= stimmtes Schiff. Die bewaffnete Macht mußte einschreiten; die Auf= ruhr=Akte wurde verlesen, und die Soldaten feuerten, da die Menge sie mit einem Steinhagel angriff, einige Schüsse, durch welche zwei Personen, die übrigens der Meuterei ganz fremd unk bloße Zuschauer waren, gefährlih verwundet wurden. Viele der Meuterer wurdeit dur die Bajonette der Soldaten verleßt, die den Volkshaufen, un- ter welhem viele mit Knitteln bewaffnete Weiber waren, mit Gewalt auseinandertreiben mußten, Nachdem die Ordnung hergestellt war, hielten die Einwohner eine Versammlung, worin sie erklärten, für Er= haltung der Ruhe sorgen zu wollen, wenn das Militair sofort wieder abziehe. e

; Der bekaunte Flüchtling Mazzini is zum Professor der italieni- hen Sprache und Literatur am Kollegium zu Brighton ernannt werden. 1s H | È

Jun Liverpool lagert gegeuwärtig so viel Getraide, daß der dasige

Bedarf für mehr als anderthalb Jahre damit gedeckt werden fönnte, Vel gie n.

Brüssel, 8. März. Die Debatte über den der Repräsentan- ten-Kammer jeßt vorliegenden Geseß- Entwurf in Betresf der Ver=- mehrung der Zahl der Repräsentanten und Senatoren wurde vor- gestern von Herrn Lebeau eröffnet, der zunächst zu erweisen suchte, daß die vorgeschlagene neue Repräsentanten-Vertheilung in mehreren Punkten mangelhaft sei, weshalb er das Amendement stellte, daß Kiüttih und Alost jedes einen Deputirten mehr wählen solle, statt daß Verviers und Termoude diese Vorrechte erhielten. Der Minister des Jnnern wollte sih erst später barüber erklären, worauf Herr Castigu sich überhaupt für den Gese - Entwurf Ee sprach und dann auf die Wahl -Reformfrage überging ih als eine Jnkonsequenz hervorhob, daß das Ministerium die Eng dieses neuen Geseßes nicht zugleich mit einer Eren, tände- Auflösung verbinde, Seiner Ansicht nah sue das Ministerium unter liberaler Außenseite sich vor Allem neue Anhänger zu gewinnen, was ihm aber troy seines Bestrebens , sich_ans Ruder fest zu klammern, nihts nußen werde, indem man seine Taktif kenne und die öffentliche Meinung dasselbe bald abmüden würde, Obgleich es niht den Muth

abe, zu allgemeinen Wahlen seine Zuflucht zu nehmen, werde es i wenn auch etwas langsamer. Herr Clepf stellte den Antrag, daß die Bezirke Furnes, Ostende und Dixmude gemeinsam zwei Se- natoren erhalten sollten, Gestern wurde die Debatte fortgeseßt, aber noch nicht beendet,

Der Geseß-Entwurf über verschiedene auszusührende öffentliche Arbeiten in Flandern is von der Repräsentanten-Kammer mit 52 ge- gen 2 Stimmen angenommen worden. Auch hat dieselbe einen Kre- dit von 125,000 Franken für den Bau eines neuen Dampfschiffes, welhes auf der Schelde den Dienst zwishen Antwerpen und der Têté de Flandre versehen soll, bewilligt.

Jn der Central - Section für die Briefpost-Reform haben sich mehrere Mitglieder für einen gleihförmigen Portosay von 10 oder 20 Centimen ausgesprochen,

Auf den Märkten von Brüssel und Antwerpen sind die Getraide- preise wieder gestiegen, zu Löwen aber gefallen, Der Kommunal- Rath von Brüssel hielt vorgestern eine geheime Sißung, zu welcher der Central = Polizei - Kommissarius van Biersel hinzugezogen wurde, Es handelte sich um Berathung und Annahme von Maßregeln, die im Interesse der nothleidenden Klassen in Betreff der immer höher gehenden Getraidepreise zu ergreifen sein dürften. Dem heutigen Moniteur zufolge, hat man beschlossen, den Preis des Brodtes er- ster und zweiter Qualität höher zu stellen, dafür aber den des ge- wöhnlihen hausbackenen Brodtes auf seinem jeßigen Preise zu erhal- ten. Hierdurch glaubte man die Juteressen der arbeitenden Klasse und der Bäcker am besten zu vereinigen.

Am Freitag Abends hat die Polizei in Antwerpen eine Menge aufrührerischer Anschläge, worin außerdem einige angesehene reie Bewohner und Spekulanten der Stadt mit der Rache des Volkes bedroht wurden, heruntergenommen. Zu Unruhen is es nicht ge- kommen, obgleih sich in den volfreihen Stadtvierteln Gruppen bil- deten, die sich aber gegen 11 Uhr Abends verliefen.

In Folge der auch in Verviers wegen Steigens der Brodpreise stattgefundenen Unordnung und des Zusammenrottens der Fabrik Arbeiter ist aus Lüttich ein Bataillon Jufanterie nah Verviers ab- gesandt worden,

Der Dr. van Hedcke hat der Repräsentanten-Kammer eine Denk- schrift eingereiht, um sich gegen die Einwendungen des Herrn van Eoschen, der ihm die E1findung der Luftschifffahrt streitig macht, zu verwahren. Ein belgishes Blatt bemerkt dabei, daß diese Debatte niht vor die Kammer, sondern vor die Akademie der Wisseuschasteu gehöre,

Der Kriegs-Minister hat an alle Plaß-Kommandanten die streng- sten Befehle zur Unterdrückung der etwa entstehenden Ruhestörungen

ertheilt, D wel;

_ Kanton Luzern. Jun der Sitzung des Großen Raths am 4, März wurde die Angelegenheit des zum Tode verurtheilten Michel Achermann verhandelt und die über ihn verhängte Todesstrafe in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt, Herr Schultheiß Kon- stantin Siegwart und Staatsschreiber Bernard Meier empfahlen ihn der Gnade. Leßterer stellte die zur Zeit mit Achermann gepflo- genen Unterhandlnrgen dar und bemerkte, der dem Aer- mann ertheilte Freibrief habe sich blos auf dessen Theilnahme am Aufruhr bezogen, Jnzwishen scheine Achermann allerdings in dem Glauben gestanden zu haben, es dehne sich die verheißene Gnade auf die Theilnahme an der Ermordung des Herrn Leu aus, indem er sich sonst wohl nicht freiwillig in die Hände der Justiz ge- liefert haben roürde. Als besonderes Arguwent für die Begnadigung wurde hervorgehoben, daß im Falle der Nichtbewilligung in Zu- kunft jeder Mitschuldige abgeschreckt werden würde, ein Verbrechen zu entdedcken, Pen

ò Madríd, 1. März. Vorgestern erhielt der franzöfische Botschafter, Graf Bresson, aus Paris die betrübende Nachricht von dem Ableben seiner Mutter und zugleih von seinem Hofe den Auf- trag, sich unverzüglih nach Paris zu begeben. Gestern Abend war der Botshafter im Begriff, von seinem Schwager, dem Attaché, Grafen Guitaut, begleitet, dorthin abzureisen. Dem Vernehmen nah, wird seine Gemahlin ihm im Laufe des Aprils nah Paris folgen. Einstweilen bleibt der erste Botschafts-Secretair, Herzog von Glücks berg, als Geschäftsträger hier zurück, Der zweite Botschafts-Secre= tair, Baron Talleyrand, befindet sich auf Urlaub in Frankreich,

Die Königin Christine hat bereits die Abschiedsbesuche der mei- sten hier beglaubigten Diplomaten entgegengenommen und wird im Laufe dieser Woche die Reise nah Paris antreten. Vorgestern ver- weilte der französische Botschafter zwei Stunden bei ihr, während zahlreihe Granden, Generale und Prälaten in den Vorzimmern warteten,

Der General Pezuela is endlich seiner Stelle als General=Cq= pitain von Neu-Castilien (Madrid) enthoben und diese dem sehr be- jahrten General Manso übertragen, der vormalige Kriegs - Minister Sanz aber zum General - Capitain von Granada und der General Pavia aufs neue zum General-Capitain von Alt=-Castilien (Vallado- lid) ernannt worden, F

Die Dedatten des Kongresses über die Totalität der Adresse wurden endlich vorgestern geschlossen, nahdem Herr Mon durch seine leidenshaftlihen Aeußerungen eine solche Aufregung hervorgerufen hatte, daß die öffentlihen Tribünen abermals durch die Wache von Zuschauern geräumt werden mußten.

Der Español sagte gestern Folgendes: „Man muß die Augen gegen das Licht des Tages verschließen, um zu verkennen, daß Eng- land ein seiner Politik und feinea Juteressen entsprehendes Ereigniß darin erblickt, daß der Karlismus sein Haupt in Spanien erhebt, und wenngleich die englishe Regierung vorsihtig genug is und

ih selbst zu. sehr achtet, um seine Fahne, seine Waffen oder seinen Kredit zu Gunsten des Prätendenten bloßzustellen, dem sie eine Zusfluchtsstätte bewilligt, so wissen wir doch,

wie die mächtigen Regierungen die Pläne, welche ihnen zusagen, zu begünstigen verstehen, ohne ihre Verantwortlichkeit zu beeinträchtigen. Wenn wir von England auf die großen Mächte des Nordens über= gehen , so wissen wir, welhe Gesinuungen und Änsichien sie in Be- zug auf das Juli - Frankreih hegen, so daß wir, ohne weitläuftige Berechnungen anzustellen, den Schluß ziehen können, daß der Plan, unseren dermaligen Zustand zu untergraben und auf diese Weise Frank- reich zu beeinträchtigen, natürlich Unterstüßung bei den vier mähtig- tigsten Kabinetten Europa's finden muß... . Die Schwierigkeit un- serer Lage muß um so mehr die Erwägung der Staatsmänner auf sich ziehen, als die Gefahr aus dem Zusammenstoß von Juteressen entspringt, die nicht die unsrigen sind, aus dem Widerstreite auslän=- diszer, ich einander befämpfender Juteressen. Was das Schlimniste ist: während das Uebel von außen kömmt, können wir auf feine Hülfe von außen rechnen, erstens, weil es zweifelhaft ist, daß Frank- reih uns solche verleihe, und zweitens, weil es wahrsceinlich is, daß, falls es sih dazu entshlösse, diese Hülfsleistung das Signal zu einem Konflikte zwischen der Juli-Dynastie und dem koaliirten Europa sein würde. Diese Lage is furchtbar, und es giebt kein anderes Mittel, uns aus derselben zu retten, als die Rückkehr zu unserer nationalen Politik, die Befragung unserer eigentlihen Junteressen, die Ver- theidigung derer, die wir nit aufgeben dürfen, und das Aufge-

idt was uns nachtheilig ist und uns zu Grunde ri p

Griechenland.

Athen , 21. Febr. Der bevollmächti ini Pf s br. Dei gte Minister der Pforte R bee R verließ gemäß der Weisung seiner Regierung nah s ae reitägigen Frist Montag den 15. Februar in früher Bs unde unsere Stadt, cite sih mit dem Legations-Personal us seiner Familie auf das ihm von seiner Regierung zu Gebot ge- stellte Dampfschiff ein und segelte um 9 Uhr Morgens aus dem Hafen von Piräeus. Durch die Thätigkeit der Behörden wurde jede von Seiten des aufgeregten Volkes beabsichtigte Demonstration streng daniedergehalten, und selbst die gegen die ‘beiden Redacteure der

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Oppositionsblätter Aeon und Elpis und gegen deren Häuser beab- sihtigte Unordnung wurde rechtzeitig entdeckt und vollkommen unter= drückt, Die Königlihen Majestäten, welhe an diesem Tage das Volksfest bei den Säulen des Jupitertempels besuhten, wurden mit

des Volkes eben so wie die vollkommenste Uebereinstimmung seiner Ge- fühle mit den Handlungen der Regierung aussprah. Das franzö- sische Dampfschiff „Cuvier“, das die Regierungs - Depeschen leßten Sonntag nah Konstantinopel überbrachte, is gestern Mittags wieder von dort zurückgekehrt, es scheint aber niht, daß es auch soglei eine weitere Communication von Seiten der Pforte mitbracte.

Ancona, 28, Febr. (A. Z.) Das Shreiben des Königs Otto an den Sultan ist laut Berichten aus Athen vom 21sten d. vom 1./13, Februar datirt ; dasselbe Datum trägt die Note des grie- chishen Ministers des Aeußern an den Reis-Efendi. Das Dampf- boot „Cuvier“, welches beide Dokumente nah Konstantinopel brachte, verließ am 14ten früh um 5 Uhr den Piräeus; Herr Mussurus ver= langte seine Pässe am nämlihen Tage um 2 Uhr Nachmittags, und am 15ten früh um 8 Uhr verließ er Griehendland. Hiernach sind die früheren Angaben, als seien die beiden Schreiben an den Sultan und den Reis-Efendi erst nah der Abreise des Herrn Mussarus nach Konstantinopel abgegangen, zu berihtigen. Angaben, die ohne Zwei= fel daher entstanden, daß man nicht zusammenreimen konnte, wie die grie=- ische Regierung einerseits si zur Leistung einer dem Anschein nach so be- deutenden Genugthuung, wie die der Erlassung des von Konstantinopel aus verlangtenEntschuldigungsschreibens desKönigs an denSultan, herbei= lassen und andererseits eine Unterbrechung der diplomatishen Beziehungen dur die Abreise des türkishen Gesandten zugeben \ollte. Es be- weist dies zur Genüge, daß man die Entfernung des mißliebigen türkishen Gesandten um jeden Preis erlangen wollte, während man andererseits feinen Anstand nahm, dem Großherrn und der Pforte die Versicherung der freundshaftlihsten Gesinnungen zu ertheilen, Das Verfahren mit Herrn Mussurus wird in Athen als eine noth= wendige Folge seines längere Zeit hindurch dem Hofe von Athen gegenüber befolgten Benehmens dargestellt. Jn dieser Art Genug- thuung liegt wahrscheinlih kaum etwas für Konstantinopel Befriedi= gendes; eine schnelle Ausgleihung des Mißoerständuisses wird da- durch zweifelhaft, denn die Art, wie der türkishe Gesandte zur Abreise gleihsam genöthigt ward, fann in Konstantino- pel unmöglih einen guten Eindruck machen, wie beshwicti= gend au der Jnhalt des Königlihen Schreibens sein mag. Herr Mussurus nahm den Secretair seiner Gesandtschaft nit mit, Dieser und Sir E. Lyons begleiteten ihn nah dem Piräeus, Herr Mussurus soll in dem Augenblick, wo sein Schiff vom Lande stieß, also in tem Augenblick, wo er Griechenland wahrscheinlich sür immer Lebewohl sagte, Thränen vergossen haben, Jn Athen selb} herrschte unter dem Volk eine heftige Erbitterung gegen die Türkei; nur wenige, selbst von der Opposition nur einzelne, wagten für Mussurus Partei zu nehmen, Diese, worunter einige Journalisten, mußten dur den Pöbel {were Mißhandlungen erdulden, und kaum vermochte die öffentliÞhe Gewalt, die aufgeregten Massen in die ge=- hörigen Schranken zurückzuführen. Die Sachen des Herrn Kolettis, den man bei Gelegenheit dieses Zerwürfnisses zu stürzen hoffte, se=- hen „demna besser als früher, wie sie sich denn immer gerade da befestigen, wo man seinen unvermeidlihen Untergang erwarten zu fönnen glaubte. Herr Piscatory und der preußishe Gesandte zu Athen, Herr von Werther, baben eine sehr große diplomatische Thä= tigkeit und unzweifelhaste Theilnahme für Griechenland bei dieser Gelegenheit entwidelt.

Das griechishe Ministerium des Jnnern hat zur Dotation der Familien derjenigen, welche an dem Befreiungs-Kampf theilgenommen, mit Nationalgütern einen Plan entworfen, nah welchem Ländereien, deren Gesammtheit auf 40 Millionen Drachmen geschäßt is, in 200,000 Theilen vergeben werden sollen, Der für jeden Theil ent= fallende Preis müßte der Regierung von den Besißern aus den Boden-

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erträgnissen in 25jährlihen Raten geleistet und die auf diese Art (von 60 Mill.) verwendet werden.

Handels - und Börsen=- achrichten. Berlin, 11, März. ben gedrückt und der Umsaß im Ganzen sehr beschränkt,

x Paris, 6. März. Woche an der Börse stattgefunden hat, ist unter allgemeinem Stcigen aller Papirre vor sih gegangen, Alle Umstände schienen si zu vereinigen, das

fäufer ohne Deckung von Papieren der Rente sowohl als mehreren Eisen- bahnen begünstigte noch diese Neigung zum Steigen. Judeß, sobald der

als am 25. Februar, und diescs Weichen dauerte gestern noch fort, wenn es auch nicht bedeutende Fortschritte machte. Die Spekulanten wußten durch Ausstreuung neuer Gerüchte dasselbe herbeizuführen, Von den spa- nischen Heirathen und dem Streite zwischen Franfreih und England ist faum mehr die Nede, Nicht in Abrede zu stellen ist, daß der Umstand so víeler Anlehn, die zu gleicher Zeit von verschiedenen Staaten in einem Au- genblicke gemacht werden, wo man über Geldmangel allgemeine Klagen vernimmt, auch bedeutend zu diesein Fallen aller Papiere beigetragen hat, Der Cours, zu welchem das englishe Anlehen von 8 Millionen Pfd, St. (200 Millionen Fr.) abgeschlossen worden it, wurde nicht hoh gefunden z man wollte wissen, die Banquierhäuser, welchen dasselbe zugeschlagen wurde, hätten es schon abgeseßt, uud zwar zu höhern Preisen, als zu denen des | Zuschlags, und sie hätten ihren Klienten nur noch die Schuld - Urkunden auszuhändigen, Man behauptete weiter, die französishe Regierung stoße auf Schwierigkeiten in Unterbringung der 65 Millionen Schaßbons, deren Ausgebung angekündigt worden war, und welche zu Deckfung der dringen- den Ausgaben bestimmt sind; der Finanz - Minister hätte sich daher ent- chlossen, vollends die 100 Millionen aufzunehmen, welche das Anlehen von 450 Millionen vervollständigen toürdea, zu dessen Abschluß ihm im Jahre 1841 Ermäcktigung ertheilt worden war. Ja, man ging noch weiter: man fündigte sogar an, dic Bank von Frankreich gedenke von neuem ihren Dis- fontosay von 5 auf 55 pCt. zu erhöhen, Nach den über diese Angabe eíin- gezogenen Erkundigungen glaube ic, dieselbe als gänzlih unbegründet be- zeichnen zu dürfen, Die Lage der Bank ist in diesem Augenblicke nicht ungünstig, und es liegt also kein Grund vor für eine solhe Maßregel, deren unmittelbare Folge die Verschlimmerung der ohnedies schon fiuitischen Lage des Handels wäre, Der Finanz - Minister würde sich ohne Zweifel fe!bst noch lebhafter widersegen, als das erstemal, zumal wenn es wahr wäre, daß er an Aufnahme eines Anlehens dächte. Bis jeßt war indeß die Reaction an den Eisenbahn-Actien nicht sonderlich stark, und wäre sie nicht nothwendig durch die rücgängige Bewegung der Rente herbeigeführt worden, \o könnte man sie {hon aus der Realisirung der gemachten Ge- winne erklären, welche nothwendig nah einem beträchtlichen Steigen dieser Papiere eintreten mußte, Die Spekulanten sind noch immer in Ungewiß- heit über die Absichten der Regierung in Betreff der Eisenbahn-Gesellschas- ten. Die Debatten über das in diesem Bezug von Herrn Dumon vorge- legte Geseß werden in der Kammer nicht vor vierzehn Tagen beginnen, und die Stimmung der Majorität der Kammer in Betreff der Eisenbahnen wird \&werlih vor Ende des Monats sich erkennen lassen, Mehrere Eisen- bahn - Gesellschaften stehen gegenwärtig in lebhaften Unterhandlungen mit dem genannten Minister, und seine Cie nig mnd unzweifelhast einen bedeutenden Einfluß auf die Course aller neuen Bahnen ausüben. Zwei Gesellschaften verlangen Verbürgung eines Zinsen - Minimums, und eíne

Die Course der meisten Eisenbahn-Actien blei- |

Die Liquidation, welche in der abgelaufenen | Vertrauen wieder zu beleben, und die. große Zahl der vorhandeneu Ver- |

Einfluß der Liquidation sih nicht mehr fühlbar machte, trat cin allgemeines | Weichen der Course ein, am 4, März schon standen dieselben wieder niedriger |

unendlihem Enthusiasmus empfangen, worin sich das Selbstgefühl

ohne diese Garantie gezwungen sein werde, zu ihrer Liquidati

e Oa Lie BROEA R E E großer Festigkeit was ere nnäherung des Frühlings und der Zunahme der Einnahmen,

bemerkbar macht, zuzuschreiben is. hmen, welche sich

21 Amisterdam, 6. März. Die hiesigen Fonds-Course behaupteten sich den größten Theil dieser Woche bci mattem Umsaze auf dem vorigen Standz seit vorgestern aber, als si eifrige Frage nah Geld und viele Verkäufer von [holländischen Staatspapieren zeigten, kamen deren Course zum Weichen, wobei erheblihe Geschäste, hauptsächlich in Jutegralen, ge- macht wurden ; dieser Fonds fiel erst von 58; auf 575 und gestern bis 574 %; 3proz. wirklihe Schuld wih con 70% auf 705%; A4yroz, dito von 903 auf 905%. Die Actien der Handels-Maatichappy waren diesem Wechsel nicht minder unterworfen und gingen von 1745 auf 173% % zurück, Das in Folge der pariser Börse auch hier entstandene Weichen der \pani- shen Fonds, und zwar der Ardoin-Obligationen von 18}; auf 175 % trug, lehr dazu bei, obige flaue Stimmung herbeizuführen; Ardoin-Coupons wur- den zuleßt zu 145 a 157 % vergeben. Russische und österreihishe Staats- papiere sind beinahe auf den vorigen Preisen geblieben; portugiesishe Obli- gationen aber fielen von 3777 auf 363%. Gewöhnliche Pfand - Anleihen wurden zulegt zu 4% Zinsen, Prolongations - Geschäfte aber zu 5% gern eschlossen.

G Am Getraidemarkte sind die Roggenpreise abermals höher gegangen, die von Weizen aber sehr bedeutend gestiegen, Die Frage nach leßterem Korn bleibt sehr lebhaft, die Vorräthe scheinen hier aber beinahe erfchöpft, da sehr wenig angeboten wurde, Gestern hat man bezahlt: für unverzollten 127pfd. rothbunten polnishen Weizen 465.472 Fl., 4128pfd, bunten dito 490 Fl., 132pfd. neuen rostocker dito 498 Fl., 126pfd. neustädter dito 450 Fl.; für verzollten 129pfd. alten weißbunten polnischen Weizen 500 Fl, 127psd, bunten dito 495 Fl., 127pfd. rothbunten dito 475 Fl,z; für unver- zollten 119 , 120pfd, odessaer Roggen 332,336 Fl., 119pfd, St, Peters- burger dito 338 Fl., 124 . 125pfd, amerikanischen dito 346 . 350 Fl., 125pfd. rostocker 344 Fl, Jm Konsumt holte 125pfd. amerifanisher Roggen 353 Fl., 121pfd, preußischer dito 345 Fl, Gerste war wenig vorhanden; 114pfd, unverzollte dänische brachte 260 Fl. ein; im Konsumt 116pfd. dito 270 Fl. ; 92pfd. alter feiner Hafer galt 220 Fl.; 74pfd. Futterhafer 162 Fl.

Berliner Bor se. Den 11. März 1847.

Pr. Cour.

Brief. | Geld.

Pr. Cour. Brief. | Geld. | Gem

Fonds. “l Actiew

|

eingehenden Gelder sollen zur Tilgung der griechishen Nationalschuld |

| | |

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| | | | |

| |

von ihnen, die der Bahn von Bordeaux uach Cette, erklärt sogar, daß sie

St. Schuld-Sch. 35 93% | [Brl.Potsd.Magdb.| 4 931 | 925 Prämien-Scheine | | | do. Prior. Oblig.| 4 92% | tes d Seh. A0 T A S H 955 do. do: do: | 01 102 | 1015 Kur- u. Neumärk, | | B.-St.E.Lt.A.u.B. Si 1097 | dite Schuldverscbr. 3z| 92 | _— Bonn-Kölncr Eb. 5| | Berliner Stadt- | | Br.-Schw.-Frb.E.14| | 101 Obligationen |35| 94 | 935 do. do, Prior.O0bL/4| | Westpr. Pfandbr. 35 947 | 935 [Cölu-Minden. v.e.| 4 | 93% | 92% Grossh. Pos. do. | 4 | A 4A 102 [Düss.Elb. Eisenb.|— 1065 | do. do. 35 92% | do. do. Prior. Obl. 4| 941 | e—— Ostpr. Pfandbr. (35 97% Magzd.-Halbst.Eb.| 4 E | Pomm. do. |3%| 96% Mgd. Lpz. Eisenb.|—| _—— | | Kur- u. Neum. do. |3Z5| —— 965 do. do. Prior. ObL.| 4 —|— Sechlesiscbe do. ZL| —— | 96% Niederscb.- Märk. | 4 | 89% 885 do. v. Staat ga-| | | do. Priorität| 4 1: DOE R rantirt. Lt. B.\35| | do. Priorität| 5 | 101% | 1014 \ |

Nied.-Mrk. Zwgb.| 4 Di Priorität 45 —_/ |

El

Gold. l reE do.

Friedrichsd’or. |— 13 E 13! Ob.-Schles.E.L.A| 4 -—— Aud. Gldm. à 5Th.|—” 1 1% 115 do. Prior. | 4 “UEE A Disconto. s 4 5 do. Lt. B. |— | Rhein. Eisenb. —| G8 a E | do. Stamm-Prior. | | | Actien. | (voll eingezahlt)| 4 5 |

Bel. Anh. Lit. A. |— 1112 | 14 do. do. Prior. Obl. | 4 eis Berlin-Hamb. 4 | 1037 102%

l

do. do. Prior. Obl.| 4 do.v. Staat garant. |32

91 Thüringer... | 4 973 88. |

|

T4 1H

do. - Priorität/45| 975 965 [Wilh.-B. (C.-0.) /4 | | | Pr. Cour. Wechsel - Cours. | Thle. zu 30 Sgr. | Brief. | Geld. Ait dai «ode ol o c F E C0 25) Fl Kurz | Gie | 1414 M c ear 250 Fl. 2 Mt. =— -|- TAO t E C 301) Mk. Kurz | 151 | Üi do, io t C ACOS C OOO E 2 Mt. 1505 | 1495 T E T E S I Lst. 3 Mt. 6 20% 6 205 Ps iat ero iarere E 300 Fe. 2 Mt. | 797254 7956 Wien n 20 Ae Ce cen oe ab Co 0vs 150 Fl. | 2 Mt. | _— | 101S | Augsburg „eee. oe co eee ooo o 150 FI. 2 Mt. 1015 ül Brodlád. «ps can o taats o o ÉCo es 100 Thlr. 2 Mt. 995 ls ( 8 Tage 2 5 Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss, 100 Thlr. } s E 997 99 | Frankfurt a. M. südd. W.....-o.. 100 FI. 2 Mt. 56 12

Petersburg «oco oe eco 100 SRbI. 3 Wochen 1092 L Auswärtige Börsen. Amsterdam, 7. März. Niederl. wirkl. Sch. 577. Antwerpen, 6. März. Zinsl. —. Neue Anl. 175. Frankfurt a. M., 8. März, 5% Met. 1075. Z. 1885. 1883 Bayr. Bank-Actien 666 G6. Hope 87% G. Poln. 300 Fl. —. do. 500 Fl. 81), 797. Hambu rg, Y, März. Bank-Actien 1570 Br. Engl. Russ, 105%. Ls Wien, 8. März. 5% Met. 1085. 4% ao. 994. 3% do. 72. Bank- Actien 1585, 82. Aul. de 1834 153%. de 1839 120. Nordb. 174%. Gloggn,. 120% Mail. 108%. Livorn. 937. Pest. 985. Budw. 835.

Meteorologische Beobachtungen.

0, M q 5% Span. I (6:

Bauk-Actien p. ult. Stiegl. 87 G. Int. 57% Ber.

1847. Morgens Nachmittags | Abends Nach einmahger

10. März. 6 Ubr. 2 Uhr. | 10 Ubr. Beobachtung. Luftdruck... 334,15" Par.|336,19’’' Par, 337,34" Par. Quellwärme Le R, Luftwärme... .| 6,0° R. _— 4,0° R.| 7,2° R. |Flusswärme 00° R. Thaupunkt .…..| 7,5° R.| 9,3° R.| 9,4° R. |Bodenwärme —0,3° R. Dunstsättigung 87 pCt. | 62 pCt. | 82 pCt. Ausdünstung 0,005'’Rh. Wetitèt oes | beiter. | heiter. | heiter. Niederschlag 0. T, ela 40 vin N. N. | NO. Wärmewechsel 3,8° Wolkenzug - « « N. | 10,3°

Tagesmittel: 336 16'’’ Par... 5,7° R... —8,7° R... 77 pct. N,

Königliche Schauspiele. Freitag, 12. März. Jm Schauspielhause. 40sé Abonnements- Vorstellung. : König Johann, Trauerspiel in 5 Abthl., von Shakespeare, überseßt von Schlegel. i ;

Zu dieser Vorstellung werden Billets, mit Mittwoch bezeichnet, verkauft. - Eingetretener Hindernisse wegen kann die Oper : Alessandro Stra- della, heute niht gegeben werden. j ,

Sonnabend, 13, März, Jm Opernhause, 32ste Abonnements- Vorstellung. Auf Begehren : Alessandro Stradella, romantische Oper in 3 Abth, von W. Friedrich. n E gr, (P azidas (Herr Tichatschek :

.) Anfang halb / è MeE Es E Borüellina aue Billets zu folgenden Opernhaus- Ee i den Logen des Prosceniums 1 Rtblr. 10 Sgr. z in den Logen des ersten Ranges und ersten Balkons, so wie zur Tribüne, 1 Rthlr. 10 Sgr.z im Parquet und“ in den Logen des zweiten Ranges 1 Rtblr.z in den Logen und im Balkon des dritten Ranges, so wie im Parterre, 20 Sgr.; im Amphitheater 10 Sgr. Die Jnhaber von reservirten Billets werden ersucht, solche bis