1847 / 76 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

das Steigen der Getraidepreise rühre nicht sowohl von unzulänglichen Vorräthen her, als von den allgemeinen Befürchtungen, da die Kon- sumenten glaubten, es würde später an Getraide fehlen und daher Alles wegkauften, so daß die Getraidehändler auf dem Lande immer höhere Preise forderten, indem sie erwarteten, daß das Getraide dur die große Nachfrage noch steigen müsse. Nichtsdestoweniger müßten die Preise durch die nächstens zu erwartenden Zufuhren heruntergehen, da jene Besorgnisse übertrieben seien. Das Journal des Dé- bats sagt in einem Artikel über die Theurung: „Jn zwei Dritteln von Frankreich kostet jeyt der Hektoliter Weizen 40 Fr. und in Bei- gien noch mehr; in England is der Preis ungefähr derselbe. Diese Steigerung in einer Zeit des Jahres, wo das Anlangen fremder Zu- fuhren Schwierigkeiten hat, überrascht damit bekannte Persouen nicht, und so lange nicht größere Vorräthe in den Lagerhäusern vorhanden sein werden, muß man sogar ein weiteres Höhergehen erwarten, Das Gesetz des Handels bringt das so mit sich. Leider nöthigt die Kostbarkeit der Lebensmittel in weiten Kreisen zu Einschränkungen in anderen Ver- brauhs-Gegenständen und mindert damit zugleich die Nachfrage nah Arbeit in einer Zeit, wo diese Hülfsquelle der Bevölkerung am noth- wendigsten wird. Die öffentlihe Gewalt hat daher die Pflicht, für Ersaß zu sorgen, und das thut die Regierung und wird darin fort- fahren, auch wenn es viel Geld fosten sollte, Sie hat zuglei die Gemeinden aufgefordert, ihr darin beizustehen, und diese haben sie niht im Stich gelassen, Bisher haben dieselben drei Viertel des Auf= wandes getragen und der Staat das Uebrige dargelichen; man wird jedoch nit streng darauf bestehen dürfen, wo es die Umstände anders verlangen. Jn Ermangelung von Arbeit wird nur Almosengeben übrig bleiben, und damit ganze Bevölkerungen erhalten, kostet ungeheure Opfer. Für die Zukunft aber wird man sich durch die gemachten Ri bcanaN war=- nen lassen, und in mehr als einer Beziehung. Zuvörderst erhellt daraus der Beweis, daß jenes kommerzielle System, nah welhem man die Nationen von einander zu isoliren sucht, nicht blos ein Jrr= thum und thöricht, sondern auch höchst gefäßrlih ist, Diese erneute Theorie von der chinesishen Mauer, nach welcher man den nationa= len Markt der nationalen Arbeit vorbehalten will, is fortan un- abänderlih verurtheilt. Wie würde es mit uns aussehen, wenn uns das Getraide Amerika's, der Ostsee-Häfen, des Shwarzen Mee- res niht unterstüßte? Der alte Brauch der freien Getraide - Ein- fuhr, an dem England bis 1804 und Frankreih bis 1822 festhielt, war allem an dessen Stelle Gesebten vorzuziehen. Die wechselnden Oe= traidezölle haben die Probe nicht bestanden.“ Das Journal des Débats empsiehlt zugleih die Vermehrung des Mais - Anbaues in den südlihen Departements, da man auf die Kartoffel sih niht mehr verlassen dürfe, und wünscht, daß die Kammer nicht entlassen werden möge, ohne der Regierung Vollmacht zur Verlängerung der freien Getraide-Einfuhr für ein Jahr zu geben, damit im schlimmsten Falle der Handel frühzeitig seine Operationen einleiten könne, da es unklug sein würde, zu leugnen, daß eine Verlängerung der shwierigen Lage

zu besorgen Fei.

Das Journal des Débats dringt darauf, daß zur Beschäf- tigung der brodlosen Arbeiter der Eisenbahnbau gefördert und ange- regt werde. Zu dem Zwecke müsse die Regierung Alles aufbieten, um die Auflösung mehrerer Gesellschaften zu verhindern, denen zu harte Bedingungen gestellt worden seien, Die Bahn - Gesellshasten von Bordeaux nah Cette, von Lyon nah Avignon, von Dieppe nach Fecämp verlangten Garantie des Zins-Minimums, Verlängerung der Konzessionszeit oder Verschiebung der Ausführung fkostspieliger Zweig- bahnen, und diese Forderungen müsse das Land bis zu einem gewissen Maße gewähren, wolle man nicht diese Unternehmungen untergehen lassen.

N Zu St. Quentin beshloß dieser Tage eine zahlreihe Versamm- lung der ahtbarsten Bürger, einen Fonds von 300,000 Fr. zusam- menzubringen, der zum Ankaufe von Getraide verwendet werden foll. Das aus diesem Korn gebackene Brod will man den Unbemittelten und Arbeitern. zu ermäßigten Preisen verabreihen, Jn Tulle haben sich die wohlhabendsten Einwohner vereinigt, um armen Familien bis zur nächsten Aerndte wöchentlich 1 oder 2 Kilogramme Fleisch gratis zu verabfolgen. Das beste Brod kostet dort 50 und das Fleish 50 bis 60 Centimes das Kilogramm; da nun das leßtere weit nahrhaf- ter ist, so will man die Armen lieber mit Fleisch als mit Brod un- terstüßen, Jn anderen Städten will man ebenfalls Fleishspenden vertheilen.

Der Courrier français sagt, wie es heiße, würden bei der projektirten Reorganisation des Heeres in Afrika, die in den nächsten Monaten bewerkstelligt werden solle, die aus Eingeborenen gebildeten Corps aufgelöst werden,

Dasselbe Blatt glaubt, daß England son seit lange große Rüstungen beabsihtige, indem es bereits vor drei Monaten in Schwe- den und Norwegen bedeutende Holzkäufe habe machen lassen.

Der Constitutionnel spricht sih günstig für das Zellen-System aus, jedoh mit gewissen Modificationen; die Trennung der Ver= brecher sei für die Sache der moralishen Reform wesentlih, und eben so zur Verhütung moralishen Verderbens, Indessen dürfe dieses System nicht bis zur Unmenschlichkeit gehen, da solche Behandlung niht zur Besserung, sondern blos zur Verhärtung der Verbrecher füh- ren müsse.

Die irdische Hülle des General Bertrand ist im Juvaliden-Hotel angelangt, wo sie am 17ten d. M. beigeseßt werden soll.

Aus dem in der Jahres-Versammlung der Actionaire ter Paris- Orleans-Eisenbahn=-Gesellschast erstatteten Berichte geht hervor, daß die Bahn im ersten Jahre 7%, im zweiten 95 und im dritten Jahre des Betriebes, welches am 31, Dezember 1846 abgelaufea is, 12 pCt. des Actien - Kapitals als Netto - Ertrag für die Actionaire abgeworfen hat.

ck Paris, 12. März. Jun der gestrigen Sihung der Pair s- Kammer legte der Minister des Junnern den von der Deputirten= Kammer bereits angenommenen Gesey - Entwurf vor, der die Eröff nung eines Kredits von 4 Millionen für Kommunal-Arbeiten öffent- lihen Nußens, welche der arbeitenden Klasse Beschäftigung geben jollen, betrifft. Auf den Vorschlag des Herrn Fulchiron und in Ucbereinstim= mung mit Artifel 14 der Geschäftsordnung entschied die Kammer, daß dieser Geseh - Entwurf nicht erst vor eine Kommission verwiesen, sondern nur in ihren Büreaus einer vorläufigen Besprechung unter- zogen- werden solle. Demzufolge zog sih die Kammer in ihre reaus zurück, und nachdem sie die öffentliche Sißung wieder aufge- nommen hatte, schritt sie sogleich zur Diskussion der Artikel, welche nah dem Austausch einiger Bemerkungen zwischen den Herren Charles Dupin, von Boissy und dem Mrnister des Jnnern angenommen wur- den. Zuleßzt wurde auh das ganze Geseß mit 122 gegen 2 Stim- men votirt. Schon am Anfang der Sißung hatte der Minister einige Geseß-Entwürfe von rein lokalem Juteresse in seinem eigenen Namen und in dem des Finanz - Ministers vorgelegt. Desgleichen wurden einige solhe Geseh - Entwürfe angenommen. Auf eine iee des Grafen von Montalembert entshied die Kammer, daß zuglei mit dem Geseg - Entwurf in Betreff der Organisation des Kapitels von St. Denis die daranf bezügliche Bulle des verstorbenen Papstes Gregor'’s X VI, gedruckt und vertheilt werden solle.

Jn der heutigen Sipung der Deputirten-Kammer verlas Herr de la Haye Jousselin seinen Antrag wegen Eröffnung ei-

342

nes Kredits von 3 Millionen für Prämien an Aderbauer, die in den drei nächsten Jahren Strecken Landes fultivirt haben werden. Die Kammer bestimmt den 16. März zur weiteren Entwickelung des An- trages, Der Finanz-Minister legt einen Geseß - Entwurf über die definitive Regelung der Rechnungen für 1845 vor. Herr Hal- ley Claparede entwickelt seinen Antrag in Betreff der militairi= \hen Servituten. Derselbe is in zwei Artikeln gefaßt. Nach Art. 1 sollen die Arbeiten für Unterhaltung und Verbesserung der Straßen und Wege jeder Art in der Gränzzone nur dann dem Dazwischen- treten der Militairbehörde unterworfen sein, wenn diese Arbeiten eine Erweiterung oder eine Veränderung der Richtung betreffen. Nach Art. 2 sollen Vicina!wege künstig überall in der Gränzzone angelegt werden fönnen, wenn ihre Breite 4 Meter nicht übersteigt. Eine Königliche Verordnung soll die für Vernichtung oder Vertheidigung dieser Wege zu befolgenden Regeln für den Kriegsfall bestimmen. Jm Jahre 1836 son, bemerkt der Antragsteller, hatte General Paixhans die Juitiative in dieser Sache ergriffen, der damals vollständiger war, aber wegen eingetretener Auflösung der Kammer niht zum Ziele gelangte. Der Antragsteller will, indem er nur ei- nen Theil jenes Antrages wieder vorbringt, die Diskus sion desselben erleihtern und {nell ein Votum erhalten, das auch dazu beitragen fönute, zahlreihen Händen Beschäftigung zu verschaffen, Der Präsident verliest unter tiefer Stille einen Brief des Marschall So ult, welher der Kammer den heute früh um 22 Uhr erfolgten Tod des Großsiegelbewahrers Martin du Nord mittheilt. Darauf wird die Diekussion wicder ausgenommen. Der Kriegs-Minister erklärt, nichts dagegen einzuwenden, daß der Antrag in Betracht gezogen werde, und die Kammer geht darauf ein. Die Tagesordnung führt dann zur Verhandlung des Gescß- Entwurfs, wodurch ein Kredit verlangt wird, um 3 Damuvsschiffe 6 Monate lang im ausgerüsteten Zustande zu erhaltenz diese Schiffe sind dazu bestimmt, die rait Getraide beladenen Handelsschiffe ins Schlepptau zu nehmen, um sie in die französischen Häfen zu führen. Graf d’Angeville erkennt den Entwurf als gut und nüßlich an, aber er benußt den Anlaß zu einer Frage an den Marine-Minister über den Verlust einer der {önsten Dampffregatten, des „Caraibe“. Mit Schmerz werde die oftmalige Wiederkehr solcher Verl: ste be- merkt, Seit zwei Jahren seien mehrere dergleihen vorgekommen. Man sollte die Ursache davon erforshen, um zu erfahren, ob von Seiten der Kommandanten der Schiffe alle Vorbeugungs-Maßregeln genommen seien, Der Marine - Minister: Noch sei ihm nihts Näheres über das fraglihe Ereigniß zugekommen. Er bitte daher die Kammer, bis zum Eintreffen der Berichte ihr Ur-= theil aufzushieben, Ein Contre-Admiral von hohem Verdienst befeh- ligte selbst auf dem „Caraibe‘‘, und Alles schien anzudeuten, daß dem Unglück vorgebeugt worden sein würde, wenn dies möglich gewe)|en wäre. An einer Küste, wie die von Afrika, seien dergleichen Unglüds- fälle leiht zu erklären. Der Admiral habe sicher alle Vorsichtômaß- regeln getrofsen gehabt, Herr Fould will dies nicht gelten lassen, glaubt aber den Augenblick noch nicht gekommen, um über den Fall zu urtheilen. Er will später darauf zurücfommen. Für den vorge- legten Geseß-Entwurf will er stimmen, obgleich er die Maßregel nicht sür nothwendig und fast nicht für möglich hält, Der Marine=-Mini= ster erhalte so einen neuen Kredit von 15 Mikllionen, obgleich das Marine - Departement {hon sehr gut dotirt sei, Herr Mauguin verlangt Vorlegung eines Verzeichnisses der seit zwei Jahren verlo- renen Schiffe. Herr d’Aubersaert: Diese Frage habe nichts mit dem Geseß=Entwurfe zu thun. Die Artikel des Geseh - Entwurfs werden dann nah einander und zuleßt auch der ganze Entwurf fast einstimmig angenommen. Hiermit {loß die Sihung.

Der Streit, der sich aus Anlaß eines in der Mündung der Bidassoa gestrandeten französishen Schiffes zwischen den franzüsi- hen und spanischen Gränz-Behörden erhoben hat, soll nun auf diplomatishem Wege zwischen den Kabinetten der beiden Länder seine Erledigung finden, Es handelt sich um die Gränziinie zwischen den beiden Ländern auf der Bidassoa. Der Streit is niht neu, er besteht hon seit vielen Jahrhunde1ten, ruhte manchmal lange Zeit, um aber immer wieder von ueuem aufzutauhen. Sehr alte Dokumente, welche, wie man sagt, in den Archiven der spanischen Gränz-Provinz Guipuzcoa vorhanden sind, sagen, der Fluß Bidassoa habe in alten Zeiten ganz

zu Spanien gehört. Eines dieser Dokumente, welches vom Jahre 1027 datirt is, is ein Patent-Brief Sancho?s IIL, mit dem Beina- men des Großen, Königs von Navarra, in welhem dieser König die Gränzen des Bisthums Pampelona genau bestimmt. Jn weniger entfernten Zeiten finden die Biecayer neue Rechtstitel, welche ihre Ansprüche auf den ganzen Lauf des Flusses zu begründen seinen. Allein viese Titel werden von französisher Seite bestritten, und von dieser Seite behauptet manu, daß die Gränze zwischen Frankreich und Spanien mitten dur die Fasanen-Jusel laufe, welche in der Bidassoa liegt. Jm Jahre 1462 war nämlich ein Krieg ausgebrochen zwischen Johann, König von Aragonien und Heinrich IV., mit dem Beinamen des Ohnmächtigen, König von Castilien. Dur Uebereinkommen bei- der friegführenden Theile wurde Ludwig XTL., König von Frankreich, zur Entscheidung des Streites gewählt, Er sprach das Urtheil zu Bayonne am 23. April 1463, worguf er sich se'bst nah der Bidassoa be- gab, um mit Heinrich IV. von Castilien eine persönliche Konferenz zu balten. Von dieser berihtet nun Garibay in einer Chronik die folgende Episode: Als Heinrich [V, am Ufer auf der französischen Seite au- fam und mit dem einen Fuße noch in drm Fahrzeuge stand, welches ihn übergeführt hatte, mit dem anderen {hon das Ufer berührt, sagte er, er befinde sich noch in seinem Königreiche, worauf der ihn empfan=- gende König Ludwig XI. entgegnete, das sei wahr. Nun sind aber die Geschichischreiber nicht einig über die Stelle, wo dieses Zusammen- treffen stattgefunden haben soll. Die Einen geben eine kleine Jnsel an, wehe man damals Konferenz-Jusel, später Fafanen-Jnsel nannte. Allein die sogénannte Neue Chronik von Bayonne nennt als den Ort der Zusammenkunft das Schloß von Urtubia, Jn diesem Falle wäre es unmöglich, daß die vorerwähnten Worte gesprochen worden. Ine zwischen dauerten nah wie vor die Streithändel über den Besiß des Flusses fort und mehrten sich sogar \o, daß endlich die beiderseitigen Regierungen zu der Ueberzeugung von der Nothwendigkeit famen, ein für allemal durch eine feste Uebereinkunft denselben ein Ziel zu seben, Zu diesem Zwecke wurden von beiden Seiten bevollmächtigte Schieds= richter ernannt. Jhr Ausspruch erklärte: Der Hafen und der Fluß Bidassoa mit den Theilen des französishen Ufers, welhe von den Gewässern desselben bespült werden, gehörten zu Fontarabia. So meldet wenigstens Garibay, Hingegen versichert Zurita in seinen Ge- \hichtsbüchern, in diescm schiedsrichterlihen Ausspruch wäre der Fluß in seiner Mitte zwischen den beiden Königreichen getheilt worden, und dafür \cheinen allerdings auh die späteren Thatsachen zu sprechen. Jm Jahre 1659 fand der Kongreß zwischen Mazarin und Luis de Haro statt, bei welchem die beiden Minister von Frankreich und Spanien die Grundlage für den Pyrenäenfrieden feststellten, welcher am 7. November desselben Jahres nah 25 Konferenzen, die alle auf der Konferenz- oder Fasanen-Jnsel stattfanden, unterzeichnet wurde, Man hatte auf dieser Jusel ein kleines Schloß mit zwei gleichen Flügeln, einem französischen und einem spanischèn, aufgeführt, die, gerade in der Mitte eines Salons, zusammenstießen. Jn diesem hatte man zwei Lehnséssel neben einander aufgestellt, aber so, daß der eine

auf französischem, der andere auf spanishem Boden si befand,

Die Kosten der Ecbauung dieses kleinen Schlosses wurden zu gleichen Theilen von Frankreich und Spanien bestritten, so daß der Mittel=- punft als Gränze der beiden Reiche anerkannt war. Jm folgenden Jahre, 1660, am 6. Juni fand an demselben Orte die Zusammenkunft zwischen Ludwig XIV. und Philipp IV. statt, als dieser die Hand seiner Tochter dem König von Frankreich auf dessen Bewerbung ge= währte. Die beiden Könige seßten sih neben einander nieder, aber jeder auf seinem eigenen Gebiete. Von jenem Tage an wurden auf beiden Ufern der Bidassoa Fähren errichtet, eine spanische und eine französische, und bestandenjauh wirklich fort bis zur Zeit, wo die Bidassoa= brüde erbaut und die Mitte derselben als Gränze für die beiden Staaten festgeseßt wurde. Die spanischen Uferbewohner wollen ihre Ansprüche auch noch auf einen schr alten Gebrauch begründen. Es wird nämlich in der Bidassoa der Salmfang stark betrieben, da sich dieser Fish in großer Menge und von vortrefflicher Qualität im Flusse vorfindet. Die Fischer fahren zu diesem Fange bis etwa eine halbe Lieue über die Fasanen-Jusel den Fluß hinauf. Die spanischen Fischer sagen, sie hätten das Recht, die Anker ihrer Netze an dem französi- hen Ufer auszuwerfen. Dies ist eines der Haupt - Argumente der Stadt Fontarabia für ihr Eigenthumsrect auf die Bidassoa, von dem Punkte an, wo sie das Gebiet der Provinz Guipuzcoa berührt. Freilih ist nuoch eine Frage, ob aus dem erwähnten Gevrauche, wie alt er auh sein möge, ein Rechtstitel sih ableiten läßt. Der jeßt wieder erhobene Streit könnte am Ende zu Abschaffung dieses Ge brauchs führen. Jm Jahre 1000 mag allerdings die ganze Bidajjoa in den Umfang des Bisthums Pampelona inbegrissen gewesen sein z aber seit 1662 i} die Mitte des Flusses als Gränze festgesebt, was sogar spanische Schriftsteller authentisch nahweisen, unker ihnen Ln Manuel Abella und Gonzalez Arnao, welche Beide an einem historish- geographiscen Wörterbuch Spaniens gearbeitet haben, Es ist ee uicht uvöthiag, französische Schriftsteller zu Hülfe zu rufen, die in demjel= ben Sinne si ausgesprochen haben.

Großbritanien Und JZrland.

London, 11. März, Der allgemeine Bet- und Fasttag aus Anlaß der Hungersnoth in Jrland ist in der vorgestrigen Geheimen= raths-Sißung auf den 24sten d. M. festgesebt wordem

Die gestrige Parlaments-Verhandlung bot nihts von Juteresse. Eine große Anzahl Privat -Bills wurde 1m Unterhause erledigt und ein Antrag des Sir H. W. Barron auf zweite Lesung der Vill wegen Gleichstellung der Schuldgesetßze in Jrland mit denen in Eng- land, nah welhen bei Schuldforderungen unter 20 Pfd. fein Schuld= arrest verfügt werdén fann, wieder zurückgenommen, so daß die ganze Bill zu Boden fiel. Comité - Berathungen über die Trockenlegungs- Bill und die Bill für Unterstüßung der Gruntbesißer in Jrland nah= men den übrigen Theil der Sißung in Anspruch. Jm Oberhause fand wie gewöhnlich am Mittwoch keine Sipung statt. /

Die direkte portugiesische Post is gestern mit Nachrichten aus Lissabon vom 3ten d. M. hier eingetroffen, Dieselben “fügen indeß den bereits mitgetheilten nihts Neues hinzu, Man fürchtet eine stpa- nishe Jutervention, und Graf Mensdorss, L berst Wylde und Sir H. Seymour, die drei englishen Abgeordneten, boten Alles auf, die Königin ‘von Portugal zur Annahme der Vermittelung Englands zu bewegen. Doch glaubte man, daß die gemachten Vorschläge , welche untec Anderem auch die einstweilige Verbannung der Jnsurgentensüh= rer in sich schließen, wohl niht eher angenommen werden würden, n bis die portugiesishe Regierung zur Einsicht gekommen wäre, daß die Unterdrückung des Aufstandes über ihre Kräfte gehe. I

Die Morning Chronicle sagt über eime Meuyerung des Herrn Guizot in Betreff eines Krieges Frankreihs mit England: Herr Guizot hat kein Bedenken getragen, 11 der Pairs e Kammer zu erflären, daß Frankrei feinen Krieg zu fürhten brauche, weil Cng= land zu viele Jnteressen auf dem Spiele stehen habe, um an den Krieg zu denken, und weil cs überdies ret gut wisse, daß es klug fei, ein fait accompli zu aten. Die Organe des Herrn Guizot erörtern dieses Thema alle Tage, und es giebt nur gar zu viele Leute in Frankrei, die geneigt sind, ihnen Rccht zu geben. Die praktische Durchführung jener Doktrin aber ist gefährlih. Der Tag kann fom- men (und zwar in einer niht fernen Zeit), wo Eingriffe von der Art, wie sle uns durch die leßten zwei Jahre vertraut geworden sind, einen Bruch herbeiführen könnten, und s{werlih giebt es einen \{limmeren Jrrthum, als den Wahn, daß England troß alles seines Widerwillens gegen den Krieg nicht doch am Ende dazu gezwungen scin könnte.

Zwei Agenten der ostindischen Compagnie sollen Anfangs Februar nah Lissabon abgereist scin, um mit der dortigen Regierung wegen Abtretung eines großen Theiles der portugiesishen Besißungen in Indien an England gegen Bezahlung einer ansehnlihen Geldsumme zu unterhandln, Es heißt aber, daß diese Unterhandlungen noch zu feincm Ergebnisse geführt hätten, indem Portugal sich weigere, Goa und mehrere audere Gebietstheile abzugeben, welche nach dem Wunsche der Compagnie in die Abtretung eingeschlossen werden sollen. _

Die Blätter von Liverpool melden, daß si4 seit einigen Lagen die Durchschnittszahl der täglih aus Jrland dort eintreffenden Armen auf 1600 bis 1700 beläuft. Dieses Zuströmen von Leuten, die sämmtlich der Stadt zur Last fallen und die öffentliche Sicherheit be- drohen, erregt ernste Besorgnisse, und die Behörden von Liverpool haben abermals das Parlament dringend ersucht , durch Gegenmgß= regeln diesem so bedenklichen Zustande der Dinge abzuhelfen.

Der Liverpool Albion meint, daß man nah Vollendung der beabsichtigten Eisenbahn von Genua nah Chambery und von dort nah dem Bodensee die Route über Genua in Bezug auf die Be= förderung der Ueberlandpost wahrscheinlich soroohl dem Wege über Marseille als über Triest vorziehen werde. s

Herr E. Schwarzer, Redacteur des Journal des Oesterreichi- schen Lloyd, hat an die Daily News ein kurzes Schreiben ge- rihtet, worin er durch eine tabellarishe Uebersicht nachweist, daß in den sechs Probefahrten Triest 78 Stunden vor Marseille“ gewonnen habe, indem die drei Fahrten, welche für Triest ausfielen, A E einen Vorsprung von 114 Stunden (38 bei der ersten , 26 bei der vierten und 50 bei der fünften) gaben, während die drei Fahrten, in denen Marseille siegte, diesem nur 36 Stunden Vorsprung (24 bei der zweiten, 2 bei der dritten und 10 bei der sechsten) verschafften. Dieser Umstand sei also entscheidend für die tricster Route, die oben= drein alle Schwierigkeiten einer neuen Einrichtung zu überwinden ge=- habt habe und auch zweimal das Snelldampfschiff Ariel als Gegner gefunden. N i

Aus den amtlichen Berichten des Handels - Amtes theilt der Globe folgende Zahlen mit. Die Ausfuhr englischer Manufakte hat gegen 1845 im Ganzen abgenommen. Zwar fand eine Zunahme der Ausfuhr statt für die solgenden Artikel ; Zunahme um

Pfd. St. 910,482 256,095 672,663 71,172 44,543

1,954,965

Bei cinem deklarirten Werth von Pfd. St. 7,873,727 1,161,056 4,174,559 837,577 únd 200,225, also 14,247,143,

Baumwollengarn Maschinen .

Eisen und Stahl Seiden-Fabrikate

Häringé ..» ce eder dnes zusammen eine

Dagegen trat bei den folgenden Artikeln eine Abnahme der Ausfuhr

einz verglichen mit 1845;

Abknahme von bei einem deklarirten Pfd. St. Werth von Pft. St.

Baumwoll-Fabrikate (außer Garn). . 1,424,130 17,726,966

ibaile. E: ep deer ahe de mes 45,204 793,978

Glas é 94,656 262,865

Kurze Waaren und Messer... 3,943 2,180,057

Leder und Lederwaaren .…........ 19,051 332,426

Leineugarne iv 185,010 875,556

Leinen-Fabrikate anderer Art 197,986 2,838,384

139,441 1,555,000

| 12,852 205,450 Seife . 44,282 149,186 Raffinirter Zucker 78,801 394,146 213,492 342,848

Wollengarn 159,032 907:893

Wollen-Fabrikate anderer Art 1,358,819 6,334,298, also

zusammen eine 3,969,577 34,899,055; und

bei Abrehnung obiger Zunahme eine Abnahme von 2,014,612 Pfd.

St. bei cinem déklarirten Werth von 49,146,198 Pfd. St. Dage=

gen hat die Einfuhr an fremden und Kolonial-Produkten außer für

Reis in Hülsen, zugenommen wie folgende Tabelle zeigt:

Einfuhr von Einfuhr von 1845. 1846. 34,426 140,572

8,855 261,522 A S: 135,066 995852

Andere Frucht, Quarters 1,288,000 Li nG

Reis, Centner U 112.4 297 426 446/961

Reis in Hülsen, Quarters......, 44,575 33 885

Mehl, Ceutner 632,047 3,536 971

d D I

Kakao, Pfund 2,589,984 2,962,327

Kasse Pfund ici aen. 3081808 - 36281:00/

Thee, Pfund 44,195,321 46,728,208

Zudcker, Centner 4,879,780 5,227,848

Ta V, 26,076,311 29,737,201

Vieh aller Art, Stück Gleisch und dergl., Centner Weizen, Quarters

V n

Brüssel, 13. März, Gestern hat die Repräsentanten-Kammer den Geseß-Eutwurf über die Vermehrung und neue Vertheilung der Senatoren - und Repräsentanten - Zahl, nach Verwerfung aller noch dazu beantragten Zusäße und Amendements, vollständig angenommen,

Der Disziplinar - Rath des Barreaus von Lüttich hat in Folge des mit dem Appelhofe ausgebrochenen Konflifts den ganzen Ady0=- fatenstand auf eine Berathung zusammenberufen, |

Mw

Kauton Genf. Der Große Rath hat am 6. März den durch Petitionen mit zahlreihen Unterschriften unterstützten Antrag der Herren Pons und Fazy-Pasteur, die Organisation der protestan= tishen Kirche einer besonders zu erwählenden Synode zu übertragen, mit großer Mehrheit verworfen.

_ Kanton Waadt. Am 7. März fand in der Stadt Lausanne die Wahl eines Mitgliedes des Großen Rathes statt, Die Konser=- vativen siegten; mit 1453 gegen 1208 Stimmen wurde Herr Dapples gewählt. Nach der Wahl kam es auf dem Plaße Palud zu Raufe= reien, die bald einen gefährlichen Charakter annahmen, Ueber die erste Veranlassung streiten sih die Parteien; jede beschuldigt die andere, angefangen zu haben. Die „Patrioten“ griffen zu den Waffen, Tams-=- boure zogen durch die Straßen und s{hlugen den Generalmarsh. Zahl=- reiche Schaaren von bewaffneten Patrioten shickten si an, das Gescll- schaftshaus, wo si der konservative Verein „Espérance“ versammelt unter dem Ruf: „Nieder mit Luzern! ‘“ anzugreifen; es fielen Schüsse. Da trat der Staatsrath zusammen und beshloß, den Bewaffneten den Befehl zukommen zu lassen, auf den Schloßplaß zu ziehen. Hier wurden sie eingetheilt und organisirt, worauf das erwähnte Gesell shaftshaus auf Befeol der Regierung beseßt und durhsucht wurde Hier fand man Knittel, Heugabeln u. st#. w. vor, welche der Staats-= rath als Waffen erklärte und darguf hin den Beschluß faßte, den konservativen Verein „Espérance“, als einen Heerd von Umtrieben aufzulösen, Ausgemachte Thatsachen siud der Tumult und dieser Beschlußz über den ganzen Hergang lauten die Berichte noch sehr unbestimmt, /

Die Ober =- Post - Amts - Zeitung enthält folgendes SwWhreiben aus der Schweiz vom 9, März: „Der Große Rath des Kantons Bern ist auf den 22sten d. M. zusammenberufen, um die verschiedenen Geseß-Entwürfe noch alle zu berathen, Auffallend aber is es, daß diese Geseß - Entwürfe dem Publikum, so wie den Großräthen, erst vor Eröffnung des Großen Rathes zur Kenntniß gelangen und somit eine nähere Prüfung nicht stattfinden kann. So mag es mit diesen in das Volksleben so tief cingreifenden Geseßen wie mit der Verfassung gehen, man wird sie blindlings annehmen, ohne gehörig geprüft zu haben, Aus dem Jura vernimmt man, daß die dortige Bevölkerung in gespannter Erwartung über die Fol= gen sei, welche das neue Finanz=-System für sie haben könnte, Es dürften sich daher neue Verlegenheiten in diesem chemals fran- zösischen Theil des Jura vorberciten. Man hört, daß die Tren- nungsfrage neuerdings und zwar ernsthaster besprohen wird, darum sollte die Regierung mit mehr Umsicht und Behutsam-=- feit zu Werke gehen, wenn sie den Sturm beshwichtigen will. Was den geheimen Leitern und Triebfedern besonderen Vor- {ub leistet, i, daß die Regierung viel zu getrennt vom Volke steht, mit dessen Kern sie dur ihre Organe in keine Berührung kommt. Daher die Beamten in ihren Berichtgaben über die Landesftimmung leinesweges zuverlässig sind und es demnach der Regierung ergehen wird, wie es derjenigen des Kantons Aargau im Jahre 1831 erging, welcher ihre Ober -Amtileute und Statthalter die Veisicherung von treuer Ergebung des Volks gaben, während nachher im Augenblick der Prüfung das Gegentheil sih erwies, Nicht nur beunruhigt Je= dermann, der klar zu sehen vermag, die herrschende Finanzkrisis, son- dern au die Verhandlungen des leßten Großen Raths haben feines- weges befriedigt. Die Parteien sind allerdings sehr getheilt, da die Zuteressen der verschiedenen Landestheile auch sehr verschieden sind. Indessen e die allgemeine Unzufriedenheit bald Alle vereinigen, um eine Gährung herbeizuführen und das unzufriedene Volk in Be=

wegung zu seben. Der Wahlspruch v j a ; Vereinigungs-Urkunde oder E ist: „Entweder die

Italien.

Florenz, 6, März. Das Befinden Jhrer Kai i

S ; ¿ e A r Kaiserl, Hoheit der

Prinzessin Luitpold ist fortwährend das erwünschteste s N binnen

s eine vollkommene Wiederherstellung erwarten.

i für E Zeit war im Atelier des Bildhauers Dupré hier ür den Kaiser von Rußland in Marmor ausgeführte Statue

343

des Kain ausgestellt. Der Künstler hat den Augenblick gewählt, wo derselbe nach vollbrahtem Brudermord, das Fürchterlihe der That erfennend, von Verzweiflung ergriffen wird. Die Statue des sterben- den Abel, welhe vor einigen Jahren hier so viel Aufsehen mate und den Ruf des genannten Künstlers hauptsächlich mit begünstigen half, wurde damals von demselben im Auftrage der Großfürstin Maria, Herzogin von Leuchtenberg, welche ihrem Kaiserlihen Vater ein Geshenf damit machte, ausgeführt.

Der Winter will uns immer noch nit verlassen; kalte Winde wehen anhaltend von den beshneiten Apenninen herab und erzeugen mannigfache Krankheiten. Auch ist die Vegetation beinahe überall im Vergleich zu anderen Jahren auffallend zurüdck, Z

Smit en.

¿ Madrid, 6. März. Die Progressisten sind sehr rash von der Begeisterung zurückgekommen, welche die Rede des Herrn Donoso Cortes vorgestern in ihnen erregte. Das Eco del Comercio neunt diese Rede geradezu eine Harlekfinade, Der Clamor publico warnt seine politischen Freunde, nicht in die ihnen von den Moderir= teu gelegten Fallstricke zu gehen. „Da England verlangt, daß die Infantin “auf ihre Rechte an die spanische Krone Verzicht leiste“, sagt heute dieses Blatt, „und in Betracht der feindlihen Haltung, welche die Parteigänger Montemolin?s anzunehmen beginnen, so inöh- ten die Moderirten gern den Progressisten eine feierlide Erflärung entlocken, die in ganz Europa als der cinstimmige Ausdru des Na= ticnalwillens in Bezug .auf die französishe Heirath und deren redcht=- mäßigen Folgen gelten dürfte. Zum Glü fennen wir sie zu gut, um in diese Schlinge zu fallen, und Jedermann weiß, daß die Mo- derirten bei diesen Berufungen an eht spanische Gesinnungen nur von französishem Einflusse geleitet werden. Je mehr unsere Gegner bei dieser Gelegenheit als echte Spanier erschcinea möchten, um #0 mehr dienen sie den Absichten der Familie Orleans, Die Moderirten wollen mit einem Worte, daß wir uns als offene Feinde gegen die Karlisten aussprechen und die Montpensiersche Ehe genehmigen sollen, Weder das Eine noch das Andere wird die progressistishe Partei thun, wenn sie sih selbst achtet.“ i

Jm Senat erklärte gestern der Jußtiz - Minister, daß alle An- strengungen der Karlisten erfolglos sein und von keiner fremden Macht die geringste Unterstüßung erhalten würden. i Die englische Regierung hat die an sie gerichteten gemeinshast- lihen Anträge der Höfe von Paris, Matrid und Lissabon auf eine zu Gunsten der Königin von Portugal kraft des Vertrages der Quadrupel - Allianz vorzunehmende bewafffuete Jutervention zurüdge- wiesen, ihrem hiesigen Gesandten jedoch so eben die Ermächtigung ertheilt, für den Fall, daß Dom Miguel in Portugal landen sollte, mit der diesscitigen Regierung eine Uebereinkunft über die Bedingun- gen abzuschließen, unter denen ein spanisches Truppen-Corps der be- nachbarten Königin Hülfe leisten dürste, Man hofft jedoch, daß der vorausgesehene Fall niht eintreten werde. Der Heraldo macht hierüber folgende Betrachtung: „Diese Haltung Englands in der portugiesishen Frage vereitelt alle goldenen Träume und alle thörich- ten Hoffnungen der spanischen Karlisten. Nein, kein Minister, wäre er auh noch so unbesonnen, würde heutzutage die englishe Nation verleiten können, die Rolle einer Beshüßerin des Absolutismus in Europa zu übernehmen. Dies is vermuthlich der Gründ, weshalb Lord Palmerston sich dem hier herrshenden Regierungs - System so abgeneigt zeigt.“

Der General -=- Capitain von Galicien i mit einem Truppen- Corps bis an den Minho vorgerüdckt.

Das amtliche Blatt des Ministeriums berührt den gestern von mir erwähnten Vorfall an der Mündung der Bidassoa nur obenhin, bezeihnet aber das Benehmen des dortigen General - Capitains als würdig und klug. Leßterer traf nämlich erst mehrere Stunden, nadh= dem die Franzosen die Fischerbarke weggefühßrt hatten, an Ort und Stelle ein.

Es scheint, daß die Abreise des französischen Botschafters und

erfüllt, Herr Jsturiz wird zugleih mit der Königin Christine seine Reise antreten und als Vermittier der spanischen Heirathen gewiß eine glänzende Rolle in London spielen, Herr Mon, der während semer Finanz - Verwaltung ein Vermögen, das man auf eine halbe Million Piaster berechnet, erworben und fünf der größten Häuser Madrids angekauft hat, is nun mit dem Wunsch aufgetreten, zum Botschafter in Paris ernannt zu werden, Diesen Wunsch soll jedoch der Graf Bresson aus dem Crunde gemißbilligt haben, weil er be- fürchtet, der Nimbus, mit welchem er bieher die Person des Herrn Mon zu umgeben sür gut fand, möchte sih bei deren wirkliher Er- sheinung am pariser Hofe und in den Zirkeln der französischen Haupt- stadt in ein leeres Phantom auflösen, Die brutalen Formen, welche der Ex-Finanz-Minister zur Schau zu tragen liebt, sübrten erst gestern wieder im Ko-gresse zu gewaltsamen Auftritten, Ohne irgend eine Veranlassung zog Herr Mon die Revolution von la Granja hervor, nannte die anwesenden Progressisten Mörder des Generals Quesada und ließ sich in eine bisher unerhört? lange Diskussion, nicht mit den Deputirten, sondern mit dem auf der öffentlichen Gallerie befindlichen Volk cin. Die Sizung glih in der That einer griechis{chen Tragödie, in welcher das anwesende Volk als Chorus auftrat.

Gestern Abend stattete der Herzog von Rianzares dem englischen Gesandten einen Besuh ab. Der Gesandte, der gerade von Frem- den umgeben war, zog sich mit ihm in ein Kabinet zurück und ent- ließ ihn nach einer Stunde.

Die mit dem jungen Herzoge von Sessa vermählte Tochter des Jnfanten Don Francisco gefällt sich darin, einen ihrer neuen Lage feinesweges entsprehenden Hohmuth an den Tag zu legen, Sie weigert sih, die glänzenden Equipagen, welche ihr Schwiegervater von Paris kommen ließ, zu benußen, und fährt nie anders als in einem sehr {lechten, aber mit dem Königlichen Wappen geshmücten Wagen ihres Vaters, Weder ihrem Schwiegervater, noch den Ge- {chwistern ihres Gemahls gestattet sie, bei ihr einzutreten, falls nicht einige Stunden zuvor die Erlaubniß ausgewirkt wird, Die Besuche der übrigen Verwandten ihres Gemahls, die meistens zu den ersten Familien des Landes gehören, hat sie geradezu zurückgewiesen.

Am Zten machten mehrere progressistishe Deputirte im Kon- gresse den Antrag, die Regierung solle das Testament Karls IV,, das Ferdinand's VIl., die dazu gehörenden Kodizille, die bei seinem Absterben aufgenommenen Junventarien und die Ehepakten seiner Töchter, der Königin Jsabella 11, und der Herzogin von Montpensier, vorlegen. Dieser Umstand soll die Königin Christine bewogen haben, ihre Abreise zu beschleunigen.

Der Handels = Minister hat so eben die Errichtung einer Kom- mission verfügt, welche den Zustand der spanishen Baumwollenwaaren- Jndustrie und des Kornhandels mit Zuziehung von Deputirten der verschiedenen Handels-Kammern und landwirthschaftlichen Gesellschaften untersuchen und über diese beiden Fragen an die Regierung zum Be- hufe der definitiven Abfassung des Zolltarif-Entwurfes berichten soll. Die Arbeiten müssen vor dem 1, Juni geschlossen sein.

Griechenland.

Athen, 28. Febr, (Oest. Beob.) Der Gener Feld-Adjutant des Königs, is zur Jnspizirung der östlichen Provin F des Königreichs beordert worden und hat am 22sten d. M. die Reise dahin angetreten. Seine Mission geht dahin, über die Erhaltung der Ordnung und der Ruhe an der Gränze zu wachen.

Das Staats - Dampfschiff „Otto ‘“ fährt morgen nach Messina ab, um Se. Königl. Hoheit den Kronprinzen von Bayern, dessen An= funft seit einigen Tagen angemeldet ist, nah Athen überzuführen.

Die Nachrichten aus dem Jnnern schildern den Zustand der Provinzen einstimmig als vollkommen ruhig. Laut den leßten Be- rihten aus dem Peloponnes, aus Rumelien und aus den Inseln, is das Benehmen der Regierung gegen den türfishen Gesandten allge- mein gebilligt worden. Man hofft allenthalben, daß die zwischen dem Kabinet von Athen und zwishen dem Diwan ertstäandene Differenz zur Befriedigung beider Höfe endigen wird.

T S £4 éi

Konstantinopel, 24. Febr. (A. Z.) Im hiesigen Mini- sterium hat eine Veränderung stattgefunden. Der Finanz-Minister, Nafiz Pascha, wurde seines Amtes enthoben und an seiner Statt Sarim Efendi, bisher Mustashar (Rath) des Großwesirs, zum Fi- nanz-Minister ernannt. Zum Rath des Großwesirs wurde Ethem Bey befördert, seither Mustaschar des Seriaskers; die Stelle dieses Letteren erhiclt Mumtas Efendi, seither Unter-Staats-Secretair, und zum Unter-Staats-Secretair hinwieder wurde der bisherige Pforten- Dolmetsh, Fuad Efendi, ernannt. Fast alle diese Namen gehören, so zu sagen, der „jungen Türkei““ an, d. h. Leuten, die längere oder fürzere Zeit Europa gesehen und, wie somit anznehmen, mehr oder minder europäische Bildung sich angeeignet haben, Der abgesehßte Fiananz = Minister dagegen war noch ganz ein Mann der alten re- formfeindlihen Partei. Daß es Reschid Pascha gelungen ist, diesen bedeutenden Gegner aus dem Ministerium zu entfernen und seinen Mustaschar auf dessen Plaß zu sehen, so wie mehrere andere Freunde und Günstlinge zu böberen Stellen zu befördern, is wohl ein Zeichen, daß der Großwesir, was Viele hon zu bezweifeln anfingen, in der Großherrlihen Gunst noch feststeht. Es is nun die Frage, ob Re- \chid Pascha, nachdem er auf diese Weise seine Stellung mehr be=- befestigt hat, jeßt endlih vielleiht auh mit rasheren und fühneren Stritten, als bisher, zur Ausführung einiger der von ihm erwärteten Reformen schreiten werde.

Die griechish =türkishe Differenz is noch in der Schwebe. Die Pforte beschloß, nah langen Berathungen, dem König Otto ein ÄAntwortsschreiben des Großherrn zu übersenden. Der Großherr er-

der Königin Christine auch deren vertrauteste Freunde mit Reiselust |

wiederte in diesem Schreiben die Freundschasts - Versicherungen des Königs Otto, erklärt aber zugleich, ‘daß er auf die früher gestellten Forderungen, also die Herrn Mussurus zu leistende milde Art von Abbitte, unbedingt bestehen müsse. Mit dieser Depesche wurde vor vier Tagen cin Dampfboot von hier nah Athen abgesandt.

Auch gegen den Bey von Tunis hatte die Pforte ernstliche De= monstrationen im Sinn. - Herr Wellesley soll aber kürzlih von Lon= don die Weisung erhalten haben, der Pforte von dergleihen Schrit= ten abzurathen.

Die nèulich über den Ausbruch der Cholera in Damaskus hier über Aleppo erhaltenen Nachrichten scheinen nach neueren Berichten aus Damaskus selbst unrichtig gewesen zu sein. Diesen leßteren Nah- rihten zufolge, is die Cholera noch nicht bis Damaskus vorgedrungen. Die Pilger - Karawane von Mekka war zwar dort angekommen, aber die Cholera soll hon 15 Tagereisen vorher der Karawane aufge=- hört haben. (S. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 70.) So scheint dieser Theil Syriens vör der Hand also noch von der Seuche frei zu sein, obwohl die Tagereisen einer Karawane nit eben besonders lang sind. Der hiesige Quarantaine-Rath hatte beschlossen, die Pilger-Karawane in Hama am Orontes, in der Mitte zwishen Damaskus und Aleppo, Quarantaine halten zu lassen. Bis Aleppo bleibt die Karawane im- mer beisammen, dort aber geht sie nah drei vershiedenen Richtungen aus einander, ein Theil über Orfa, ein anderer über Aintab, der dritte über Adana.

Eisenb an ui

IKien,, 9. März. Das nunmehr in seinem ganzen Umfange befannt gemachte ausschließer de Privilegium, welches der Wien-Glogg- nißer ÉEisenbahn=-Gesellshaft mit den Resolutionen vom 23. Mai 1845 und 18. Juli 1846 verliehen wurde, enthält in 17 Punkten sämmtliche zwischen dem Staate und der genannten Gesellshaft feste geseßte Bedingungen, #0 wie das weitere Uebereinkommen, daß von Seiten der Staats-Verwaltung auf das in der dem Freiherrn von Sina ertheilten Konzession enthaltene Recht, von der Bahn=-Gesellschaft die Abtretung der Wien-Gloggniber Bahn noch vor dem Erlöschen d7s Privilegiums fordern zu können, unter gewissen, jedo sehr billi= gen Bedingungen Verzicht geleistet worden is. Die Dauer des Pri= vilegiums is auf 50 Jahre festgeseßt, und die Bestimmungen der zu beobahtenden Preis - Tarife lauten im Allgemeinen günstig für die Bahn - Gesellschaft.

Handels - und Börsen - achrichten.

Berlin, 16. März. Auswärtige niedrige Course wirkten auf unseren Acticumarkt heute sehr nachtheilig, doh \{chloß die Börse zuleßt fest,

Marttreie on Cre i Berlin, den 15. März 1847,

_Zy Lande: Weizen (weißer) 3 Rthlr, 20 Sgr. 5 Pf., auch 3 Réthlr. 15 Sgr. 6 Pf. und 3 Rihlr, 11 Sgr. 11 Pf.; Roggen 3 Rihlr. 7 Sgr. 10 Pf., auch 3 Rthlr,; Hafer 41 Riblr. 23 Sgr. 8 Pf., auh 1 Rihlr. 18 Sgr. 7 Pf. Eingegangen sind 68 Wispel 12 Scheffel.

Zu Waifer: Weizen (weißer) 3 Rthlr. 20 Sgr. 5 Pf-- au 3 Rthlr, 14 Sgr. 5 Pf. und 3 Rthlr. 12 Sgr.; Roggen 3 Nthlr, 3 Sgr. 7 Pf; große Gerste 2 Rihlr, 12 Sgr., auch 2 Rihlr. 9 Sgr. 7 Pk; Hafer 1 Rihlr. 15 Sgr., auch 1 Rthlr. 13 Sgr. 10 Pf. Sonnabend, ten 13. März- i Das Schock Stroh 6 Rihlr. 20 Sgr., auch 5 Rthlr, 20 Sgr, Der Centner Heu 1 Rthlr.,, auch 20 Sgr.

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 12. März Niederl. wirkl. Sch. 574. 5% Spán, 185. - 3% do. —. Pass. 5. Ausg. Preuás. Pr. Sch. —.

4% Russ. Hope 88%. L Y Ami aren 11. März. Zinsk —. Neue Anl. 1737.

9 furt a. M., 13. März. 5% Met. 108. 107%. Bank-Actièn p, ult, ias ai ivcia tis 669 6. Hope 87% Br. Stiegl. 875 Br. Int. 5777. F.

1 Br. do. 500 Fl. 80. . Poln, 300 FI. 965 Br. do Cons. 3% 88%. 5

Zinsl. —. Poln. —.

Belg. —.

10. März. . Neue Aúl. 225 1 E b. 17. 16. 22% Hol. 573. 574. 4% do. 92. ij

Ausg. Sc Engl. Russ. —-

Passíive 9. 4x. Port. 33, 32, Veru 40. 39.

Bras. 88. 86. Cluli —. Méx, 214. 215.