1847 / 87 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

von Salpius, General-Major und Kommandant von Danzig,

Graf Stillfried, Oberst und Commandeur des 38sten Jnfanterie- Regiments, als General - Major mit Aussicht auf Verleihung einer Kommandanten=-Stelle, E G

von Rudloff, Oberst, aggregirt dem Kriegs-Ministerium, g E neral-Major mit Belassung in seinem Verhältniß bei der Neg

E De di i ulz erst von der Adjutantur, L ,

von Lin Oberst - Lieutenant vom 9ten Jufanterie-Regimeut,

Brandt, Major, aggregirt dem 12ten Jafanterie-Neg wie

von Bredow, Major, aggregirt dem 3ten Ulanen-? ia /

von Görschen, Major vom sten Jnfanterie-Regi cis

von Blankenburg Major vom 18ten S eg Ls

von Szerdahelly, Major vom 13ten E eh ,

Lisa ck, Major, aggregirt dem 25sten agene egiment,

Mülker, Major vom 16ten Znfanterie-Negimen, he Realiiént

von Bojanowski, Major, aggregirt dem PER E Or IEN zu Fuß und dienstleistender Adjutant beim Gouvernement in Maínz, alle 8 als Oberst-Lieutenants,

Haudck, Major vom 6ten Infanterie-Regiment,

Witt auptmann vom 1ôten, 6 Ot S nens vom 20sten, von Oerßen, Hauptmann vom 21sten, Baron von Butler, Hauptmann vom 37sten, , Zunge, Hauptmann vom 38sten Infanterie = Regiment, alle 5 als Majors, sämmtli mit Pension zur Disposition gestellt. ei der Landwehr: Den 13. März. von Kameke, Rittmeister vom Zten Bataillon 9ten Regiments, als Major mit der Armee-Uniform mit den vorschriftsmäßigen Ab- zeichen für Verabschiedete, Rosenberger, Major und Commandeur des 1sten Bataillons 21sten Regiments, als Oberst - Lieutenant mit der Uniform des 23sten Infanterie -Regiments mit den vorschriftsmäßigen Abzeichen für Verabschicdete, Aussicht auf Civil-Versorgung und Pension, der Abschied bewilligt. Graurock, Oberst und Commandeur des 4sten Bataillons 23sten Regiments, mit der Regiments - Uniform mit den vor- shriftsmäßigen Abzeichen für Verabschiedete und Pension in den Ruhestand versebt. Garn, Major und Commandeur des Lten Bataillons 12ten Regiments, als Oberst - Lieutenant mit Pension zur Disposition

gestellt.

Den 16. März. Manteuffel, Oberst-Lieutenant und Commandeur des Zten Bataillons 7ten Regiments, als Oberst mit der Uniform des 21sten Infanterie = Regiments mit den vorschriftsmäßigen Ab-= zeichen für Verabschiedete und Pension, der Abschied bewilligt,

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. Se. Majestät der König hat am 21, März zum erstenmale während seines Unwohlseins seine Gemä= her wieder verlassen, um bei. Jhrer Majestät der Königin den Thee einzunehmen.

Jhre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Luitpold mit Familie werden am 12, April von Florenz abreisen und direkt hierher zurüdfehren,

Der Freiherr von Hunoltstein wird gegen Ende dieses Monats hier wieder von Athen erwartet, worauf dann Herr von Wendland nah Paris zurückehren wird.

Des von Nürnberg aus an Se. Majestät den König gerihtete Ge- suh wegen Veranstaltung einer Sammlung freiwilliger Gaben von Damen-Arbeiten, Kunst-, Shmuck- und feineren Jndustrie-Waaren, um dieselben mit anderen, aus ganz Deutschland dargebrahten Gegen- ständen dieser Art zum Behufe der Unterstzung des deutshen Hos= pitals in London daselbst im Mai d. J. verkaufen zu lassen, is ge- nehmigt worden,

Das Kollegium der Gemeinde-Bevollmächtigten in Nürnberg hat den Antrag auf Oeffentlichkeit der Sißungen und Verhandlungen mit fast einmüthiger Zustimnzung angenommen; eine Kommission wird die geeigneten Vorschläge ausarbeiten, welche der Regierung zur Geneh- migung vorgelegt werden sollen, :

von

Großherzogthum Hessen und bei Nhein. Das Großherzogliche Ministerium des Jnnern und der Justiz hat nach- stehendes Sqreiben an die Großherzoglihen Hofgerihte in Darm- stadt und Gießen erlassen :

„BVekannilih is die Statthastigkeit der körperlihen Züchtigung als Disziplinarstrafmittel im Untersuchungs - Verfahren durch die Praxis einge- führt worden, die sich vorzüglich darauf stüßte, daß die körperliche Züchti- gung überhaupt eine auf Verbrechen und Vergehen geseyte Kriminalstrafe

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langt, s{lechthin unstatthaft geworden is, so ist doch nicht zu verkennen, daß unter solchen Umständen ihre fernere Anwendung im Kriminalverfahren wesentlichen Bedenklichkeiten unterliegt, Hierzu kommt, daß der Untersuchungs- Ríchter, während er ohne Me Vorschrist darüber gelassen i, in wel- hen Fällen und in welchem Maße er körperliche Züchtigung verhängen kann, demnach Mißbilligung, ja noch shwereren Folgen ausgeseßt it, wenn die höhere Behörde die Ansicht, auf die hin er handelte, nicht theilt, so wie auch nicht in Abrede zu stellen ist, daß dvyrch Mißgriffe in Zufügung dicses Uebels shweres, faum zu reparirendes Unreht geschchen könnte, Wenn nun diese Umstände das Resultat erzeugt haben, daß schon seit geraumer Zeit die Anwendung der förperlihen Züchtigung im Kriminal-Prozeß nur äußerst selten vorkommt, so i es auch der Fall, den Vorwürfen, welche gegen das deutsche Strafverfahren aus diesem Strafmittel hergeleitet wer- den, und die kaum mehr ein wirkliches Objcft haben, ein Ende zu machen, nämlich die förperlihe Züchtigung ganz aus dem Strafverfahren zu verban- nen, Wir zweifeln nit, daß Síc mit uns einverstanden sein und hiernach die Jbnen untergebenen Gerichte bedeuten werden. ““

i Das Großherzogliche Hofgericht dahier hat diese Verfügung dem ihm untergebenen peinlichen Gerichte in Darmstadt und den Unter- gerihten der Provinz Starkenburg „zur Nachricht und Bemessung“ mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß es mit dem Juhalte voll= fommen einverstanden sei.

Herzogthum Sachsen-Koburg-Gotha. Aus den im Druckerschienenen Verhandlungen des Deputations- Tages ergiebt sich Fol= gendes über den dermaligen Stand der Ober-Steuerkasse des Landes, Die Rechnungs-Uebersicht derselben für das Jahr 1845 bis 1846 ergiebt als Totalsumme der Einnahme 244,501 Rthlr., dagegen als die der Ausgabe 232,459 Rtblr. Die hauptsächlihsten Einnahmen bestehen in 79,058 Rthlr. Grundsteuer, 3626 Gewerbesteuer, 27,840 Rthlr. Malzschrotsteuer (brutto), 128,500 Rthlr. Zöllen, Branntwein- und Salzsteuer (netto). Unter den Ausgaben figurirt die Militair - Ver- waltung mit 46,000 Rthlr, (außer dem Beitrage zur Herstellung der Bundes-Festungen Ulm und Rastatt mit 2697 Rtblr.), die Tilgung der Landesschuld erster und zweiter Anleihe mit 16,600 Rthlr. und Verzinsungs-Bedarf mit 36,294 Rthlr. Der Vermögens-Bestand der Ober- Steuerkasse hat sich nunmehr folgendermaßen herausgestellt : Aktivbestand 851,860 Rthlr., bestehend in 25,700 Rthlr. Altiv-Ka- pitalien, 46,728 Rthlr. baarer Kassenbestand 2c.; dagegen Passiv- bestand 1,744,540 Rthlr. Leßterer besteht hauptsächlich in den drei ver- schiedenen Anleihen, der ersten vom Jahre 1837 von ursprünglich 800,000 Rthlr.,, wovon der Rest noch dermalen 781,300 Rtblr, be- trägt, der zweiten vom Jahre 1843 (200,000 Rthlr.), wovon noh 191,900 Réthlr, restiren, und der dritten Anleihe von 1845 von 600,000 Rthlr.

Herzogthum Sachsen - Meiningen. Am 21, März wurde mit kirchlicher Feier der Landtag, nah Ablauf der sehsjährigen Wahlperiode, eröffnet, Jm Ritterstande erblickte mau, mit Ausschluß eines einzigen, die sämmtlichen früheren Vertreter, Ganz anders sieht es im Vürger- und Bauernstande aus. Diese Deputirten haben si fast gänzlich rekrutirt; nur zwei der vorigen aus jedem Stande sind geblieben.

Die diesseitige Regierung hat mit der bayerischen eine Ueber= einkunft wegen Aufhebung der gegenseitizen Kostenberechnung bei Requisitionen in strafrehtlihen Untersuchungen getroffen.

Herzogthum Sachsen - Altenburg. Die Prinzessin Alexandra wird zu Ende dieses Sommers sich nah St. Petersburg begeben, um dort zu der Behufs ihrer Vermählung mit dem Groß=- fürsten Konstantin nothwendigen Konversion zur griechisch - römischen Kirche vorbereitet zu werden. Sie is gegenwärtig sehr eifrig mit Erlernung der russischen Sprache beschästigt, wofür ihr der Kaiser Nikolaus einen eigenen - Lehrer von St. Petersburg gesandt hat,

S§rankreich.

Paris, 23. März. Der Ministerrath soll beschlossen haben, einen Geseß-Entwurf einzubringen, um einigen der Eisenbahn-Com- pagnieen, denen Konzessionen bewilligt worden, einen Theil der ihnen auferlegten Bedingungen zu erlassen. Man sagt, dieser Beschluß sei eine Folge der Ungenauigkeit in den ersten Veranschlagungen der Jn- genieurs der Bri cken und Chausseen.

Die Budgets-Kommission hat gestern zu verschiedenen Erböhun= gen der Anschläge im Budget des Ministeriums der auswärtigen An- gelegenheiten ihre Zustimmung gegeben. Der Gesammtbetrag dieser Vermehrungen beläuft sich auf 74,500 Fr, Verworfen wurde ein Zuschuß von 4000 Fr. für das Konsulat zu Tripolis und von 4500 Fr. für die Beamten, welche die Korrespondenz des Ministers mit den diplomatischen und kfonsulärischen Agenten ; angenommen aber die Er- nennung eines Konsuls am Cap und die Erhöhung des Gehalts des Konsuls zu Gibraltar von 12,000 auf 15,000 Fr., so wie die An-

war, Wenngleich durch den Umstand, daß das neue Strafgesey diese Strafart ausgeschieden hat, dieselbe keinesweges, was den Strafprozeß an-

mit welchem Eifer er sich den höchsten Aufgaben widmete, 1805 nach Ber- lis zurügekehrt, erhielt er die Mei M Nr zur Ausführung bib- ischer, historischer und mythologisher Aufgaben, Am 23. November 1806 ai er zum ordentlichen Mitgliede der Königlichen Afademie der Künste Aut eloien, Selbst während der nun folgenden Jahre des Un- irt wo fast alle Kunst feierte, fand er als anerkannter Meister im Jor rait fortwährend Beschästigung, Ausländer und Einheimische nönshten in seiner lebendigen, bestimmten und zugleich weihen Ma- uo Katgestellt zu sein, und ein Verzeichniß von Kretshma:'s Arbeiten E rt würde die Namen sehr ausgezeichneter Männer und Frauen Pir rir Bon seinen historischen Bildern, die das in damaliger Zeit sel- e erdienst haben, großentheils aus der vaterländischen Geschichte ent- Moment zu sein, verdient noch als vorzüglich gelungen die Dai1stellung des S Sd cat zu werden, wie der große Kurfürst unmittelbar vor der TEM hei Fehrbellin nach beendigtem Feldgottesdienst, wozu er selbs den p Ges orieben: „Der Herr ist ihre Stärke; er is die Stärke, die sei- démselh N hilft“ (Psalm 28, 8), die kleine Heldenschaar, womit er an T n age (den 18, Juni 1675) die mehr als zweimal stärkeren Schwe- rief h ug, Jum entscheidenden Kampf anfeuerte: „Bei euch, Kameraden““, id A „steht jeyt die Rettung und Wohlfahrt unseres Vaterlandes. Fech- segen oder fierbem! Folgei, mir getrof Pee-o: tdenburger ) Wir müsen Gott anführen.“ Die Mehrzahl aller Seen S C19 euch tit qu Zeit dargestellt, und auch durch Compesitian Und Siber i dies 4 d, welches ebenfalls in Königlichen Besi überging, vi-lleiht die 9 y glichste der Arbeiten des verewigten Künsflers, Auch malte Kretsch v it Allerhöchsten Auftrage ein Bildniß des General - Feldmarschalls Ders nger, Unter [eva weiblichen Portraits wird das der Malerin Lausfa geht. Von seinen Schülern, deren er in einem langen Leben viele bil- e, ist besonvers Wach zu nennen, der ihm immer in dankbarster Aner- ergeben blieb. 1817 wurde Kretschmar zum ordentlichen inngrdas L lerei bei der Akademie ernannt; 1827 wurde ihm ci s welches arudis im Malen auf der Königlichen Bilbergallerie übertta- pr em A O bis an sein Ende bekleidete; 1828 wurde er in den Ausstellungs ae ie berufen, Jn den leyten Jahren war er Mitglied der eer a amisson , und bei dem diesjährigen Ordensfeste am 24, Dr “a Jn fd ib Majestät ihm den Rothen Adler-Orden vier- er , er bescheidener Thätigkeit, wie während seiner ganzen

stellung eines Dolmetschers für die cinesishe Sprache mit cinem Ge= halt von 8000 Fr.

Die Wahl des Oppositions - Kandidaten Leon von Malleville zu einem der Vice - Präsidenten der Deputirten- Kammer hat nit ver= fehlt, großes. Aufsehen in der Presse zu erregen. Das Journal des Débats warnt die konservative Partei vor der Gefahr, stufen= weise untergraben zu werden. „Vielleicht“, sagt es, „denn wir müssen Jedermann die Wahrheit zu hören geben, vielleicht hat das Ministerium si niht genug bemüht, seine Freunde zu sammeln und alle Wünsche nah demselben Ziel hin zu leiten. Wir haben da die sogenannten progressistishen Konservativen, die für Herrn Leon von Malleville stimmen konnten, nahdem sie die Verle= sung des Duvergierschen Vorschlags genehmigt hatten. Wir haben die unparteiischen Konservativen, die kein Bedenken tragen moh=- ten, den bit:ersten ihrer Gegner zum Vice - Präsidenten zu wählen, um einen Beweis von ihrer Unparteilichkeit zu geben, Wir haben die jungen Konservativen, die ihr Talent für die parlamentarishe Regierung proben, indem sie “blos ihren Lau= nen folgen. Wir haben ferner die sogenannte Majorität der Majorität, Diese is niht zahlreich, aber indem sie gelegentlih sih absondert und der Linken ihre Stimmen giebt, fann so unerwartete Ereignisse und Theater-Coups, von der Art wie die gestrige Wahl, herbeiführen. Das giebt immer Bedeutung, und sie sind darum nicht weniger Konservative und sehr gute Konserva= tive! Die Monarchie solle nur in Gefahr kommen, und man werde sehen! Unterdessen machen sie sich ein Vergnügen auf ihre eigene Hand, So viel ist gewiß, daß Herr Leon von Malleville niht ohne den Beistand einer Anzahl von Stimmen der Majorität hätte ge= wählt werden können; so viel ijt gewiß, daß vermöge dieser herrlihen Taktik der Vorschlag des Herrn Duvergier de Haus= ranne niht in den Büreaus zu Grabe getragen wurde, wie es hätte geshehen müssenz so viel ist auch gewiß, daß wix seit einiger Zeit Stoß auf Stoß erleiden; die Opposition is erstaunt über ihren Erfolg; nur ihre Mitglieder werden zu Berichterstattern in allen Kommissionen ernannt; und wer weiß, ob der Vorschlag des Herrn Duvergier niht in Erwägung gezogen wird? Unparteilichkeit ist ja eine so ch{öne Sache! Nun wohl; das is aber der Weg, auf dem die Majoritäten sih auflösen, Und will man dahin gelangen? Dann würden wir, statt einer parlamentarishen Regierung, eine Regierung des Zufalls haben, die shleteste aller Regierungen. Wir fordern die Minister auf, dies wohl zu bedenken.“ Die Presse ihrerseits will in der gestrigen Vice = Präsidenten - Wahl eine neue warnende Mahnung für die Minister erblicken, sch der Erwägung des Duver- gierschen Vorschlags nicht zu widerseßen, ohne sich in der Kammer zu einer Vervollständigung des gegenwärtigen Wahlgeseßes noch für diese Session zu verpflihtenz dieses Blatt hält nämlich das beste- hende Wahlgeseß so lange für unvollständig, als nicht alle zu Ge= s{dwornen befähigte Personen das Wahlrecht erhalten hätten. Die Union Monarchique glaubt, daß die Ernennung des Herrn He= bert zum Justiz - Minister, in den beiden Centren der Kammer mit großem Mißfallen aufgenommen, besonders zu dem Resultat der gestrigen Abstimmung mitgewirkt habe; es mache sih hier der Anspruch einer neuen Partei, der jungen und progressistishen Konservativen, auf Berücksichtigung und Zuratheziehung bemerklich. Der Constitutionnel sieht in der Wahl des Herrn Leon von Malleoille ein trefflihes Vorspiel zu Reform =- Vorschlägen, denn Niemand habe die Corruption stärker und geschickter- gebrandmarft als Herr von Malleville; noch sei zwar da= durch die Majorität nicht aus ihren Fugen gebracht, aber das Mi= nisterium müsse dies Votum immer als eine Niederlage und als ein Merkmal des Mißtrauens und der Unzufriedenheit betrahten. Der National stellt sich höchlichst überrascht, „Wer hätte je geglaubt“, ruft dies Blatt, „daß eine Kammer, wie diese, es sich eines shönen Tages fönnte in den Sinn kommen lassen, dem Ministerium, welches sie ins Leben gerufen, den gröbsten Shlag zu verseßen! Jst es eine- bloße Laune? oder ein von der Vernunft diftirter Vorzug? Prophe-= zeit es den Sturz des Herrn Guizot? Js es eine Antwort an Ruß= land? Oder ist es eine bloße Jntrigue? Alles kann möglich sein, das Thatsächliche aber is, daß das Ministerium sich in einer Mino= rität sieht.“

Lamennais hat sih, da man seinen Namen mit den sozialistischen Bewegungen in Verbindung bringen wollte, in einem Schreiben aufs ent- shiedenste gegen diejenige Tendenz derselben ausgesprochen, welche das Pri= vat-Eigenthum ganz aufheben und alles Eigenthum in den Händen des Staats fonzentriren möchte, der dann die Arbeit organisiren und ver= theilen und den Lohn dafür den Einzelnen zukommen lassen sollte. Alle Sozialisten-Schulen, sagt er, die er kenne, kämen zu diesem Re=- sultat, aber die Verwirklichung eines solhen Systems würde die Völ= ker zu einer Knechtschaft führen, wie sie die Welt noch nie gesehen, und den Menschen zu einer bloßen Maschine machen, 1hn unter den Neger herabwürdigen , den der Pflanzer nah seinem Belieben ge- brauche, ja unter das Thier, „Jch glaube nicht“, fährt Lamennais fort, „daß jemals unheilvollere, verkehrtere, ausschweifendere und er=- niedrigendere Gedanken im menshlihen Hirn ausgebrütet wordenz

das Naqlassen der früheren Kraft sich schon seit Jahren bemerklih machte, Nach gänzlicher Erschöpfung durh Alters\{wäche endete am 2, Mänz d, J, ein sanfter Tod das friedliche Leben des 77 jährigen Greises. Er hinter- läßt der Königlichen Akademie cin chrenvolles Andenken als gewissenhafter Lehrer, und die noch jegt zu Vorbildern dienenden Studien aus der Zeit seines Aufenthaltes in Rom geben Beweis von dem Ernst und der Gründ- lichfeit sciner Bestrebungen, Berlin, den 22, März 1847. Im Auftrage des Senats der Königlichen Afademie der Künste,

Dr, E. H. Toelken.

Zur Alterthumskunde von Neuß.

Neuß, 15. März. (Düsseld. Ztg.) Jn den ersten Tazen des März fanden die Arbciter beim Ausgraben eines Kellerraumes zu einem Neubau vor dem Zollthor rechts von der Aachener Straße, in der Nähe der Nordfanal-Brücke, etwa 10 Fuß tief unter der Erde, mittelalterliche und noch einige Fuß tiefer an derselben Stelle im Sande römische Aultifken,

Die ersteren bestanden in einem vier Fuß langen, einen und einen halben Zoll breiten, dicken, mehrere Pfund {weren massiven Schwerte, dessen metallener Griff, in einen dicken Knopf auslaufend, ohne Korb, . sich gelöst hatte und daneben im Lehm lag, dann in ciner wohlerhaltenen, ein und ein halb Pfund shweren Spiye einer großen Hellebarde, Sie rührten unstreitig von den kriegerischen Vorgängen Belagerungen von Neuß im Mittelalter her, Das Schwert war ein solches, wie es die Ritter bei ihren Fußkämpfen gebrauchten und wegen der Schwere mit beiden Händen führen mußten. Die römischen Alterthümer waren einige durch Orvdation theilweise geschmolzene Lanzenspißen, Stücke von erzenen Spangen (Fi-

bulae) und Großerzmunzen von Hadrian, Antoninus Pius und Faustina, leider durch Anfee ung é So idtigfeit im Boden auf dem Revers un- kennilih geworden, Bekanntlich hat in der Nähe dieser Stelle ein Janus- Tempel der Römer gestanden, und is die Römerstraße von Tolbiacum t Casîíra nova Neuß) nach Cadtra vetera oder Colonia Trajana pg ri e votbeigegangen, Män findet in diesem Revier viele Gräber aus jener Zeít. Zu diesem Funde gese am 12. März noch der Fund eines antifen Grabes, welche vin vielen, 5 engen besonders aber wegen der as

Laufbahn, blieb er bis i P vorjährige Kunst-Ausstellung enthiehs Arbeiten cal s dk Nod die

tes fasfquen Géss e und elchen mit Mere, als höchst Es fand nämlich der vor dém Oberthore zu Neuß, rechts vón der löl-

ner Straße, dicht am segenannten Gütchen und am Erstfanal wohnende Gärtner und Blumenhändler Gifler, zwei Fuß unter Dammerde auf Sand ruhend, einen mit einem steinernen Deel verschenen, sechs und einen hal- ben Faß langen, zwei Fuß tiefen und eben so breiten, drei Zoll dien, maisiven Sarg, der oben ctwas weiter als unten und aus licdberger Braun- fohlen-Sandstein verfertigt war. Der Deckel, welcher, wie der Sarg selbst, durch den Einfluß der Jahrhunderte lang einwirkenden Nässe des Bodens erweicht und fast bröcklig gemacht, wurde beim Abnehmen zerbrochen, ist aber in seinen Stücken noch vorhanden, Der Inhalt des Sarges war folgender; Jm Schlamm s{chwimmend, lag ein nach Osten gerichteter, sehr vermoderter, morsher Körper eines Erwachsenen, wovon sich besonders die Wirbelsäule und die Röhrenknochen der Glieder kenntlich machten, Ueber diesem Sfkelette waren cinige Eimer einer weißeu, in Klumpen vertheilten, {hmierigfettig anzufühlenden Masse verbreitet, welche sih bei der mit ihr in der Apotheke des Herrn Sels hierselbst vorgenommenen genauen Untersuchung uicht als Orga- nishes, sondern als Gips erwies. Vielleicht rührte diese Substanz von zerbröcfelten Statuetten von Heiligenbildern, die man dem Grabe beigefügt hatte, oder von einem Guß zur Konservirung des Leichnams her. So sindet man bei den römischen Gräbern in Särgen und Tusstein eine ähn- lihe Belegung mit präpaririem Thon, oft von 14 Fuß Die. Weiter ent- hielt der Sarg 1) eine tellergroße flace, blaue, grünlich violeite angelau- fene Schüssel (Opferschale) von Glas; 2) zwei gläserne Thränenfläschchen Lacrimatorien dicbäuchig, mit langem Halse, wie eines in dem Houbenschen Fürstengrab vorgefunden und auf Tafel 48 abgebildet ist z 3) eine große, runde, dickbäuchige Flasche mit engem, langem Halse von grünlich \chillerndem, dickem Glase, ähnlich von Nr, 6 auf der Tafel 39 des Antiquariums von Houben. Vermuthlich is es ein Behälter für Weihwasser géweten s 4) eine kleinere dickbäuchige Flasche von weißem, dickem, krystall- hellem Glase, welches zum Aufheben von Schminke oder einer wohlriecen- den Essenz gedient haben fkannz 5) fünf an ihren Rändern mit bunten röthlich-blaugelber Färbung verzierten Streifen und im Schilde mit Gold- malerei ausgeshmüdte Glaëstafeln von etwa 6 Zoll Breite und 3 Zoll Höhe mit vier dazu gehörigèn, ungefähr einen Zoll breiten Glasstüen, welche leßtere zum Besestigen der Kanten dieser Täfelchen gegen einander benußt gewesen.

Die Malerei, durch aufgellebte und radirte Goldblättchen dargestellt, zeigte alttestamentarische und biblisch-christlihe Vorgänge in Bildern, deren Bezeichnung resp. Ausschrift ganz leserlih und in römischer Lapidarshrist gegeben war ; eines dieser Täfelchen, das größte und schönste, hatte in der Mitte der hinteren Leiste einen Zoll weiten und einen und einen halben

und selbst wenn sie diese Bezeichnungen nicht verdienten, die, in mei- nen Augen wenigstens, nur gereht sind, so könnte es doch keine von Grund aus unpraktischeren geben. Der Fourrierismus und einige aus der Schule der St. Simouisten herrührende Sekten, deren praktische Grundsätze, meiner Ansicht nah, nit weniger abgeshmackt sind, zeih- nen sich außerdem noch dur eine mehr oder weniger vollständige Negiruag aller Sittlichkeit aus, Ueber sie brauche ih nihts zu -sa- gen: die öffentliche Meinung hat ihnen {hon das Urtheil ge- sprochen,“‘

Es heißt, Herr von Lamennais werde unverzüglih cine Reise nah Rom antreten,

Die algierischen Zeitungen vom 15ten d. berichten, daß der Ge- sundheitszustand Marshall Bugeaud?s sich wieder zu bessern angesan- gen. Aus Oran wird vom {0ten mitgetheilt: „Die Nachrichten von der maroffanishen Gränze melden nihts, was wegen der Auf- rechterhaltung des Friedens Besorgnisse wecken könnte. Es werden jedo fortwährend alle Vorsichtêmaßregeln getroffen, einen Ueberfall von Seiten Abd el Kader?s überrasht zu werden, Die Bevölkerungen sind des Krieges überdrüssig, und es i} dies die beste Bürgschaft für die Fortdauer des Friedenszustandes.““

Der erwähnte Rangstreit bei dem Begräbnisse des Justiz=Mini- sters Martin du Nord bestand darin, daß der Cassat onshof nicht hinter dem Staats - Rath im Zuge folgen, sondern als höchster Ge- rihtshof des Reichs an. der Spiye der gesammten Magistratur gehen wollte. Um Streitigkeiten zu vermeiden, sollten beide neben einander gehen; der Präsident Laplagne-Barris vom Cassationshofe verlangte aber die rechte Hand, Ferner wollte man den Staats-Rath den Mi- nistern anreihen: allein dann hâtte er vor dem Hause des Königs gehen müssen, und das ward von diesem nicht zugegeben. Als nun der Zug aus dem Justiz - Ministerium abging, rief der Ordner: Der Staats -Rath und der Cassationshof! z des ersteren eilten vorwärts, der Cassationshof rührte sich nicht, und erst nahdem eine hundert Schritte weite Lücke sich gebildet hatte, folgte er, sih stets in dieser Entfernung haltend, nach der Kirche.

Dort gab der ihm li j 5 t 4 9 9m linfer Hand angewiesene Plaß neue Gelegenheit, | Mahnung für das Ministerium, auf seiner Hut zu sein, andererseits

| aber auh ein Beweis von Mangel an Disziplin in der neuen Ma-

zu protestiren, und nah dem Begräbnißplate begleitete der Cassa= tionshof den Leichenzug gar nicht, : A dg i Chateaubriand soll si entshlossen haben, zwei Bände „histo= rische Studien über die französishe Revolution“ herauszugeben,

___ck Paris, 23. März, Ju der heutigen Sißung der Depu- tirten-Kammer war die Fortseßung der gestern abgebrochenen Diskussion über den Antrag des Herru Duvergier de Hauranne in Betreff der Wahlreform an der Tagesordnung.

darum, ob der Antrag von der Kammer selbs in Betracht ac ogen werden solle. } selbs acht gezoge

Herr von Golbery spricht zuerst dagegen, Er hält es nicht für an- gemessen, alle verlangten Modificationen an dem Wahlgeseß von 1831 anzunehmín, ligen, Nie habe er begreifen fönnen, wie man Bürger vom Wahlrechte ausschließen könne, die berufen seicn, als Richter über das Loos ihrer Mit- bürger Ausspruch zu thun. unterstüßen, Wahlen das Wahlgesez ändern dürfe. Die Majoiítät müsse zu dieser Acn- derung die Junitiative ergreifen. Sie sei stark genug dazu, um diese Sen- dung zu übernehmen, wenn die rechte Zeit dazu gekommen sein werde, Nur am Schlusse einer Legislatur sei der günstige Augenblick dazu. Herr Duvergier de Hauranne schlage vor, die Zahl der Wähler plöylich um 13—14,000 zu vermehren, den Census auf 100 Fr, herabzusetzen, die Zatl

um nicht durch |

Nur die Beifügung der zweiten Liste der Jury könnte er bil- |

Jede Modification in diesem Sinne werde cr | Aber doch glaube er nicht, daß man so kurz nach allgemeinen |

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!

Die anwesenden Mitglieder |

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der Wähler in jedem Bezirk bis auf 400 zu erhöhen z diese Ziffer zu ver-

vollständigen durh die Höchstbesteuerten unter 100 Fr., und eine solche Aenderung nenne derselbe unbedeutend, Diese Meinung könne er nicht theilen. Er fönne es nicht “für gut halten, auf solche Weise das bestehende Wahlgesey umzustürzen. Man habe behauptet, das gegen- wärtige Wahlgeseß begünstige die Wahlbestehung. Ob aber die Erthci- lung des Wahlrechts an eine größere Zahl bedürftiger Bürger, durch Her- absezung des Wahlcensus, das Mittel sei zu Beseitigung der Corruption 2 das glaube er niht. Außerdem s{hwiegen diejenigen, welche über Cortrup- tion schrieen, über Diffamation.., (Lärm links.) „Ja“, wiederholt der Redner, „die Diffamation! Wer urxter uns isst ihr nicht preisgegeben ge- wesen? Wir unterstüßen, hat man gesagt, ein dem Auslande ergebenes Ministerium, ein Ministerium ohne Patriotismus. (Lärm links.) Jch aber sage, wir unterstüßen cin Minislerium, das die Fahne Frankreihs hoh er- hebt (Murren links), ja, welches diese Fahne Frankreichs höher hebt, als irgend eines der Ministerien, die ihm vorangegangen sind, (Herr Thiers regt sih auf seiner Bank.) Wollen Sie einen neuen Bewcis von Diffa- mation? Schon is auch diese neue Kammer, die noch gar nichts gethan hat. (Unterbrechung linfs und Lachen) die noch nibts vollendet hat, als cine Adresse an den König, voll der edelsten Gesinnungen (Murren links), schon is auch diese Kammer der Diffamation und Angriffen aller Art preisgegeben, Jch stimme gegen die Erwägung.“ Herr Genoude, der bekannte Legitimist, spricht für die (Erwägung. Eine gewisse Heiterkeit ver- breitet sih in der ganzen Kammer beim Erscheinen des Redncrs auf der Tribüne, Man ruft: Stille! Stille! Der Redner freut sih, daß eine so wichtige Frage in der gesezgebenden Versammlung angeregt worden sei. Vielleicht habe die Presse dazu beigetragen. (Neues Gelächter,) „Gehen

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wir auf 1789 zurück (Ausrufe: O! 0!), auf die Zeit, wo zwei Stände sich vereinigten, um einen dritten herabzuziehen, auf jene Zeit, wo Frank- reih 14 Armeen gegen das Ausland schleuderte,“ Eine Stimme: Dies is ein geschichtlicher Jrrthum des Herrn Thiers.“ Herr von Genoude, fortfahrend: Zu jener Zeit habe die Constituante das unverjährbare Recht der Franzosen anerkannt, die Auflagen zu votiren, (Ausruf: Aha! da haben wir's !) Das gegenwärtige Gescy schließe 37,000 Gemeinden von Ausübung dieses Rechtes aus ; es airs also die 1789 verkündete Gleichheit, welche noch die Grundlage unserer Geseggebung und Verfassung bilde. Durch Rückkehr zu dem System, daß er verlange, werde man den Grundsay wiederherstellen, daß jeder Wähler auch wählbar sei, und daß jeder Stcuerpflichtige die Auflage votire, „Jhr habt each alle Gewalten beigelegt“, ruft der Redner der Kammer zu, „aber ihr habt nichts zu unternchmen vermocht -gegen die Rechte Aller. Eilen wir also, ganz Frankreich zusammenzubernfenz eilen wir, der Nation ihre Nechte wiederzugeben, die jeßt zum Monopol gewor- den sind, seitdem sie in den Händen von 200,000 Wählern konzentrirt sind. Eilen wir, bevor der Strom des Volkes an uns kömmt und seine Rechte zurücverlangt, (Heftiger Lärm.) Man spricht von Jrland. Jrland, meine He ren, is auch in Frankreich, es is zu Bouzançais, es is vor euren Thü- ren, überall, eilen wir mit Verwiiklihung der Grundsäße von 1789,“ Herr von Liadieres spriht gegen die Erwägung. Er habe niht nah dem vorigen Redner auf tie Tuibüne steigen wollen, Herr von Genoude sei An- hänger des allgemeinen Stimmrechts, der Antrag gehe aber nicht so weit. Er habe bcinahe geglaubt, Herr von Genoude wollte denselben bekämpsen ; dem sei nicht so gewesen, Herr von Genoude betrachte wahrscheinlich den Antrag als einen ersten Schritt zu dem von ihm angestrebten Ziele. Der ehrenwerthe Herr Abbé ., (Unterbrehung.) Der Redner erklärt, er habe nicht beabsichtigt, dem Herrn Kollegen etwas Unangenehmes zu sagen, Man sage ja au: Der ehrenwerthe General, der ehrenwerthe Oberst, Deshalb habe er sih auch ausdrücken zu können geglaubt, wie er gethan. Herr von Genoude habe von boinirten Konse¡vativé gesprochen, Darin liege ein Kompliment für die progressioen Konservätiven, Er liebe den Fortschritt so sehr als Herr von Genoude. (Der Reduer spra noch, als dieser Brricht d. s Posischl:sses wegen abgebrochen werden mußte.)

Nicht Herr von Duprat, sondern Herr Leon de Malleville, der Oppositions - Kandidat, is zum Vice - Präsidenten der Deputirten- Kammer an Hebert's Stelle ernannt, Diese Wahl, wenn sie au

e

nur mit Majorität einer einzigen Stimme erfolgte, is einerseits cine

jorität. Jedermann hatte erwartet, sogleih im ersten Skrutinium

| den ministeriellen Kandidaten Herrn von Duprat mit der gewöhnlichen

Majorität ernannt zu sehen. Selbst Herr Thiers war \o fest davon überzeugt, daß er nah Abgabe seiner Stimme den Saal verließ, Weder Herr Guizot, noch Graf Duchatel hatten es der Mühe werth

| gesunden, auf ihren Pläßen zu erscheinen und an der Abstimmung | Theil zu nehmen. Es handelt si jeßt |

Man rollt die Stimmzettel auf und siehe, Herr von Duprat í| niht gewäblt, Niemand hat die Majorität er- langt, Herr Leon von Malleville, Mitglied der Opposition und

| Unter - Staats - Secretair des Jnnern im Ministerium des Herrn

Thiers vom 1, März 1840, fast eben so viele Stimmen erhalten als Herr von Duprat, eines der erprobtesten Mitglieder der alten Ma- jorität. Man schreitet zum zweiten Sfrutinium und erhält fast das- selbe Resultat wie beim ersten. Es wird zur dritten Abstimmung geschritten, und nun kömmt Leben und Bewegung in die Kammer: alle Minister sind auf ihren Bänken, Herr Sauzet verkündet die Wahl! Leon von Malleville’s zum Vice-Präsidenten der Kammer mit

| 179 Stimmen gegen 178, die Herrn von Duprat zufielen. Wie unan-

genehm das Ministerium von dem unerwarteten Ausgange der Vice- Präsidenten-Wahl berührt wurde, zeigt klar die heutige Sprache der ministeriellen Blätter.

Die Kammern werden in ihrer gegenwärtigen Session abermals einen Geseß-=Entwurf über die Arbeit der Kinder in den Fabriken zu berathen haben. Das Prinzip des Geseß-Entwurfs schreibt sich vom Jahre 1841 her. Damals fam ein Geseß zu Stande, welches die Zahl der Arbeitsstunden, zu welchen die Kinder angehalten werden

| dürfen, beshränkte. Nach viersähriger Erfahrung wollte nun die | Regierung dieses Geseß abändern, theils um demselben eine größere

Ausdehnung zu geben, theils um den Uebelständen abzuhelfen, die sich beim Vollzuge desselben kundgegeben hatten. Allgemein wird das darin aufgestellte Prinzip als gut anerfannt, welches die Kinder unter die Abhut des Gesetes stellt und die verschiedenen industriellen Etablissements einem gleihförmigen Regime unterwirft, Allgemein wird aber auch zuge- geben, daß das Geseß von 1841 oft störend und hemmend auf die nationale Jndustrie einwirkt, und daß daher mancherlei Abänderungen der bestehenden Geseßgebung nothwendig sind. Jndem man nur die=- jenigen Etablissements in den Bereich des Geseßes zog, in welhem mehr als 20 Arbeiter zusammen arbeiteten, trat die nothwendige Folge ein, daß Etablissements, die derselben Klasse angehören, je nach der Zahl der Arbeiter, welche sie beschäftigen, entweder von aller Ueberwachung befreit blieben oder den Vorschriften des Gesetzes unterwor= fen waren, was offenbar allen Grundsäßen der Billigkeit widerspricht. Die= ses System hatte außerdem eine bald hervortretende Tendenz zur Ausbeu-

tung des findlichen Alters zur Folge und cine Verschlimmerung des Looses | derjenigen, welche der gesebßlihen Ueberwachung entzogen - werden

Die Folge dieses Zustandes der Dinge war, daß die Fabrik- * versichert uns zuversichtlich, daß der Lieblingsplan der französischen

founten.

herren und Meister nit selten sogar mit den Aelter ib

der Kräfte der jungen Arbeiter sich verständigten. Der egan

des vorgelegten neuen Geseh - Entwurfs dehnt daher das Beschrän-

fungs- und Ueberwachungs - System auf alle Manufakturen und

Fabriken, auf alle Werkstätten, ohne Unterschied der Zahl der darin

beshäftigten Arbeiter oder der darin angewendeten Triebkräfte, aus. Ernstlihe Einwürse haben sich erhoben gegen die Bemessung der Arbeitsdauer- nah dem Alter, wie sie das Geseß von 1841 einge- führt hat. Nach diesem Geseße beträgt die Dauer der Arbeitszeit 8 Stunden für Kinder zwischen 8 und 412 Jahren und 12 Stunden für Kinder zwishen 12 und 16 Jahren, Man hat nachgewiesen, daß durch dieses System die Kinder unter 12 Jahren aus einer großen Anzahl von Fabriken ausgeschlossen wurden. Jn sehr vielen Jndustrieen steht die Arbeit des Kindes mit der des Erwachsenen in so engem Zusammenhange, daß die des einen ohne die des anderen gar niht vor sich gehen kann. Das Resultat war daher, daß durch Beschränkung der Arbeit des Kindes auf 8 Stunden auch die des Erwachsenen auf diese Stundenzahl beschränkt würde, Der Fabrikherr sah sich also in die Alternative versebt, ent- weder junge Leute von über 12 Jahren anzuwenden oder einen Theil der Arbeit der Erwachsenen zu verlieren. Begreifliherweise war es fast eine Nothwendigkeit, im ersteren Sinne zu wählen, und das Re- sultat war, daß die Fabriken und Werkstätten den Kindern unter 12 Jahren fast gänzlich verschlossen wurden. Man war also über das Ziel des Geseßes hinausgekommen. Oft auch sah sich der Manufakturbesißer genöthigt, die geseßlichen Vorschrif- ten geradezu zu übershreiten, und die höhere Verwaltung mußte die Augen dabei zudrücken, in der Besorgniß, noch größeres Uebel herbeizuführen durch Umstoßung der Arbeitsbedingungen einer Judustrie oder durch Entfernung der Kinder aus den Werkstätten, wo sie neben ihrer professtonellen Heranbildung auch ihre Existenz= mittel fanden. Der Artikel 2 des Geseß - Entwurfs dehnt nun die Arbeitszeit der Kinder auf 12 Stunden aus; zugleich i aber damit die Vorsichts-Maßregel verbunden, daß die Kinder erst mit 10 Jah= ren in die Fabriken oder Werkstätten eintreten dürfen. Nach Art. 3 muß jedes in dieselben aufgenommene Kind bis zum zwölften Lebens= jahre eine öffentlihe oder Privatshule besuhen, außer wenn dur ein Zeugniß des Maire's nachgewiesen wird, daß es den ersten Ele= mentar-Unterricht schon genossen hat. Die in die Fabriken eintreten- den zehnjährigen Kinder werden also zwei Jahre zur S NE ihres Elementar - Unterrichts haben. Es is kaum anzunehmen, da

die Kammern an dem Wesentlichen dieser neuen Bestimmungen etwas abändern werden,

Großbritanien und Irland.

Loudon, 22. März. Jhre Majestät die Königin wird am nächsten Freitag, den 26sten, im Buckingham - Palast ein Kapitel des Hosenband-Ordens halten, um die Jusignien dieses Ordens, die der fürzlih verstorbene Herzog von Northumberland getragen hat, von dessen Sohne entgegenzunehmen.

Lord Palmerston hat einer hiesigen Firma, welche ihm die Be- \{lagnahme mehrerer britischen Schiffe durch die portugiesishen Be= hörden zu Porto angezeigt hatte, antworten lassen, daß der englische Gesandte zu Lissabon angewiesen sei, von der portugiesishen Regie=- rung die sofortige Freigebung dieser Schiffe sammt ihren Ladungen zu fordern, da die Beschlagnahme durchaus unberechtigt sei, indem einzig die ungünstige Witterung dieselben genöthigt hätte, erst nah dem 20, Februar den Hafen von Porto zu verlassen.

Die Morning Po st schreibt, wie sie vernommen, daß die fran- zösishe Regierung dem Prinzen Jerome Napoleon Bonaparte die Erlaubniß verweigert habe, vierzehn Tage bei seiner Schwester, der Türstin Mathilde Demidoff, in Paris zu verweilen, wo gewisse Fa- milien-Angelegenheiten seine Anwesenheit verlangten. Der französi- she Botschafter, Graf St. Aulaire, habe des Prinzen Ansuchen um cinen Paß nach Frankreih unterstüßt, gleihwohl sei es sofort abge- wiesen worden, was um so auffälliger sei, da derselbe vor kurzem cinige Monate in Paris verweilt habe. Die Opposition im franzö-= sishen Ministerium fomme übrigens vom Minister des Jnnern, dém Grafen Napoleon Duchatel, dessen Familie vom Kaiser mit Wohl= thaten übershüttet worden und dessen Mutter stolz gewesen sei, die Erlaubniß zu erhalten, ihrem Sohne dessen Namen beilegen zu dürfen. pt Lord - Ober - Kommissar für die Jonishen Juseln hät am 1, März in Korfu die geseßgebende Vesammlung eröffnet, Aus sei= ner dabei gehaltenen Rede erhellt, daß die allgemeine Schuld im Januar bei Schlusse des Finanzjahres noch 137,488 Pfd. St., ein- shließlih eines Saldo von 85,000 Pfd. St. an den britishen Schaß, betrug; die gesammten Gemeindeschulden waren 35,935 Pfd. St. Von

der Gesammtschuld werden nur 42,847 Pfd. St. verzinst. Die Times kommt von neuem auf die Absichten der französi- shen Regierung im Mittelländischen Meere zurück und schreibt : „Man

Zoll tiefen Einschnüt, worin vielleicht ein Schloß oder ei1 Charnier be- festigt gewejen, Es hat muthmaßlih zum Deckel cines Kisthens gedient, welches aus den fünf gläscrnen Täselchen konstruirt war, das obere Täfel- chen war mit der Aufschrift: Job plastewma (vielleibt der Name des An- fertigers der Glasmalerei) in Lapidarschrift versehen und zeigte eine Gruppc von Figuren mit alterthümlichen Trachtenz dieses Schmuckisthen enthielt vicllei&zt bei der Beerdigung dcs Todten werthvolle Kleinodien desselben, die mit der Zeit zerstört oder in dem Schlamme des Sarges verloren gc- gangen sind. *)

6) Das Fragment eines feinen, glatten, mit edlem Rost bedeckten Me- tallspiegels in ähnlicher Art, wie wir ihn auf Tafel 3 in Houben's Anti- quarium- schen; endlich 7), 8) und 9) von Thongefäßen cine Amphora zweihenfeliger Krug von feinem weißen Thon, ein Opferteller mit nach innen umgebogenem Rande von grober rother Erde und ein einhenkeliger Aschenkrug mit weiter Mündung von gleicher Beschaffenheit, *#*) Die glä- sernen und thönernen Gefäße warcn sämmtlih mit Sand angefüllt, die niedrige Lage des Terrains in der Nähe der neußer Wiese und des Erft- Kanals nah Selikum, wo der Sarg lag, machte denselben den vielfahen Ueberschwemmungen bei Neuß zugänglich und verursachte es, daß das Grab häufig mit Wasser angefüllt gewesen ; beim Zurückweichen des leyteren blieben sodann Lette und Sand zurück 1nd full- ten nebst dem Sarge die darin befindlihen Gefäße troß dem, daß ersterer mít eínem Deel versehen war, an. Ueberdies saugte der porösc Sand- stein oft Feuchtigkeit aus dem Boden ein, die dann cbenfalls das Junere

___*) Es is von dem hiesigen Zeichnenlehrer und Maler Herrn Küppers o L E S der fünf Täfelchen entworfen worden, die spä- h bie - E publiztit ergeben Sa R S des Fundes vervielfältigt, der s Vorm dieser Thongefäße ist zwar immer noch gefällig im Uen Sl 8 le man auch am Bruch und an der Glasur des 2 tis is u es Aschenkruges deutlich sehen konnte, ist dazu statt des Lir Wu S Us los grobe grauröthlide Erde angewandt worden. Bereits Thon cfáG z dle mad Jahrhunderts nah Chr. finden wir in den römischen ih1e Bearbeitung und Färbmgl ces Bon feiner E E B Sa der Rer: i : echctert; es hatte der (l d - meneutik oder Töpferkunst begonnen und später, dén in E ee

Ln ned ua Ver on Ortes) fünftes oder sehstes Jahrhundert), war

Einathmung des

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des Sarges durchdrang. Man fann sich deshalb nicht über die Zerstörun- gen wundern, welche die Zeit auf den Juhalt des Grabes ausgeübt hat, Man muß aber dabei noch gestehen, daß die Goldmalerei sih bei der lan- gen Zeit, in der sie diesen verderblichen Einflüssen ausges: ßt gewesen, noch ziemlich gut erhalten hat. j Das Grab stammt unstreitig aus einer vormittelalterlihen, früheren christlichen Zeit, aus einer Epoche her, wo dic Römer eben den deutschen Boden durch den Einfall der Völ!fer aus dem fernen Osten Hunnen-, Gothen - und Franken - Wanderungen verlassen hatten, wo in den Ge- bräuchen und Süten unscrer Altvordern noch Vieles von Nömern, die hier über vier Jahrhunderte lang ansässig gewesen, anklebend geblieben; daher das Gemisch von römischen uud christlichen Ausschmück :ngen in dem stei- nernen Sarge, das Nichtverbrennen der Leiche, welches das Christenthum verbot, das Beisegen von gläsernen und thönernen Gefäßen, von Geräthen aus Erz mit römischen Formen unter Beifügung von Bildern, die dem hristlihen Kultus angehören. Dr, Jäger.

Einige Bemerkungen über den Gebrauch der Einathmung des Schwefel - Aethers bei chirurgischen Operationen.

Bereits in der Februar - Sizunvg des hiesigen deutschen Vereins für Heilwissenschaft habe ih darzuthun versucht, daß nach meinen Beobachtun- gen die Einatihzuung des Schwefel - Acthers im Wesentlichen gleihe Wir- kung erzeuge, möge dieselbe durch die Nase ober durch den Mund gesche- hen, vorausgeseßt, daß nur das hierzu gebräuchlihe Robr eine hinreichende Weite besiße, um die Eiuathmung selbst niht ohne Noth zu erschweren. Meine seitdem gesammelten zahlreichen Erfahrungen haben dies noch mehr bestätigt, und ih glaube nicht, daß die störeuden und beängstigenden Neben- erscheinungen des Acther1ausches, als Unruhe, Krämpfe, Toben, Schreien 2c, als die Wirkungen des Einathmens durch die Nase allein betrachtet werden können, vielmelr sind diese von der Dauer des Einathmens, ganz besonders aber von der Jndividualität und den constitutionellen Verhält- nissen der betreffenden Patienten abhängig, So sah ih bei einer Dame, der ein Zahn audgezogen wurde, nah etwa anderthalb Minuten langer

i ethers durch die Nase sehr heftige hysterishe Krämpsfe mit lautem T Ytien und Umsichschlagen eintreten und einen Rausch, der wohl über % Stunden anhielt, Unter gewissen Umständen führt die

Aether- Einathmung durch die Nase Unbequemlichkeiten herbei, deren Erklä- rung schwer einleuchtet, Die vierzigjährige Dame, bei welcher ih, wie be- reits am 9;en d. in diesen Blättern gemeldet, wegen lebensgefährlichen Knochenfraßes die Amputation des Unterschenkels vornahm, und welche sich jet übrigens in der erfreulihsten Heilung befindet, konnte die Einathmung durch die Nase, wie ich sie versuchsweise vor der Operation anwandte, we- gen ihrer von Tuberculosis nicht freien Lungen durchaus nicht ertragen, während sie die Athmung durch den Mund auffallenderweise fast ohne Hustenreiz überwand.

Wie heilsam übrigens auch der Aetherraush als \s{chmerzverhütend auf den Kranken wirkt, dem Arzte tritt der hierdurh oft erzeugte Aufregungs- Zustand des Kranken bei Ausführung der Operation störend entgegen, und es kann nicht geleugnet werden, daß die Aufmerksamkeit, welche sich theils auf dea chirurgischen Aft, theils auf dic Beobachtung des Kranken erstrek- ken muß, dann etwas Peinliches hat, zumal nicht immer geübte und erfah- rene Vssistenten bei der Hand sind, um den Rausch und die zu seiner Dauer erforderliche fortgeseßte Einathmung zu überwachen, Erst vor wenigen Ta- gen operirte ich auf Veranlassung des Herrn Dr. Matthias einen einge- klemmten Schenkelbruch bei einem 13jährigen Knaben, der durch dleiher zwar betäubt, aber so unruhig war, daß ich nur mit Mühe die schwierige Operation vollendèn konnte, deren sonstiges glücklihes Gelingen jedoch je- ner Zustand nicht weiter hinderte. j

lle diese Bemerkungen sollen keinesweges dazu dienen, den Bal eincr E: findung herabzuseßen, wele ich sclbsstt als eine höchst Frie E preise, und deren Nüßzlichkeit bereits an so vielen Orten, Aline begleiteten ih sic am 6, Februar bei einer von dem erfreulihsten Rees 5 g arsten Operation ciner Knieverkrümmung zuerst einführte, ‘Vorsicht bierkei anl Seiten anerkanut is, Nur möge man nie die D Seabnnd des Aether- den Augen lassen, vor Allem -aber dic Methode de Erst die

28 : i essen. rausches nah Experimenten bei Gesunden Gute, di He Berechtigung,

u chirurgischen t E u bt E â möchte wohl od einige t zpergehén, be- i nstand ali | O Elen E fintuis in wissenschaftliche wie in praktischer Hinsicht seine besonnene Erledigung r Es Berlin, den 26. Arz Dr. H. W. Berend,

Direktor des gymnastisch - orthopädischen Justituts ic, ————_——————.