1847 / 96 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Gestorben sind im Laufe des Jahres 1846 51 Gefangene.

Die Kosten für die Unterhaltung der Anstalt beliefen sich im Ganzen auf 56,194 Rthlr. 18 Sgr. 6 Pf., von denen 15,710 thlr. 20 Sgr. 1 Pf. durch den Arbeits - Verdienst der rüstigeren Eerv- vex aufgebraht wurden. Es stellten si hiernach, bei der tag De

chs{nittszahl der Gesangenen von 710, die Ausgaben pro Kop auf 57 Rihlr. 7 Pf.

i ; öni - Besse- X Stettin, 1. April. Jn der Königl. Straf und rungs = Anstalt zu nas befanden sich am Sshlusle ee Joos 1845 673 Detinirte„ im Zahre 1846 wren Anzahl S am Schlusse des verflossenen Jahres de pen TOR Laufe 1 erger ahies starben 13 Personen, Ls wurden uach ihren Bestimmungsorten zurückgeführt und I, _ Die täg= liche Durhschnittszahl betrug 695, von denen 689 arbeitsfähig waren. Diese verdienten 22,479 Rthlr. 5 Sgr. 5 Pf., und davon baar 17.338 Rthlr. 94 Sgr. 1 Pf. und : 5140 Rthlr. 11 Sgr. 4 Pf. durch Arbeiten für die Anstalt, auss ließli derjenigen für die Oeko- nomíe. Der Verdienst für jeden Kopf betrug mithin jährlich 33 Rthlr. 3 Sgr. 2 Pf- Die Kosten für die Speisung beliefen si auf 16,600 Rthlr. 29 Sgr. 6 Pf., nämlich für Gesunde jährli 23 Rthir. 17 Sgr. 9 Pf. und täglich 1 Sgr. 11 Pf., für Kranke jährlich 35 Rthlr. 18 Sgr. 4 Pf. und tägli 2 Sgr. 11 Pf. auf den Kopf. Für die Bekleidung wurden 5205 Rthlr. 9 Sgr. 7 Pf. ausgegeben; für jeden männlichen Gefangenen 7 Rthlr. 25 Sgr. 8 Pf. und für jeden weiblihen Gefangenen 5 Rthlr. 17 Sgr. 11 Pf. jährlich. Alle übrigen Kosten, als: Gehälter, Büreaukosten, Heizung, Erleuhtung, Wäsche, Medizin, Transportkosten, Bauten und Repara-= turen betrugen infl. 4250 Rthlr. 21 Sgr. 10 Pf. Ueberverdienst der Gefangenen und 768 Rthlr. 19 Sgr. 4 Pf. Nebenkosten für Ar- beits-Utensilien 22,418 Rthlr. 9 Sgr. 7 Pf. oder 32 Rthlr. 7 Sgr. 8 Pf. pro Kopf. Die Gesammt-Ädministrations-Kosten beliefen sih auf 44,224 Rthlr. 18 Sgr. 8 Pf. Nach Abzug des Verdienstes von 22,479 Rthlr. 5 Sgr. 5 Pf. kostete die Anstalt im verflossenen Jahre 21,745 Rthlr. 13 Sgr. 3 Pf., und es treffen mithin auf je- l E 31 Rthlr. 8 Sgr. 8 Pf. jährlich oder 2 Sgr. 7 Pf. täglich,

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Sachsen. Das Königliche Finanz-Ministerium hat beschlossen, das vom Auslande auf der Elbe nah Sachsen tin= ehende und durh Sachsen transitirende Getraide, so wie dergleichen Hülsenfrüchte, Mehl und andere Mühlen - Fabrikate, bis Ende Sep- tember dieses Jahres elbzollfrei zuzulassen. Die geseblihe Verbind- lidfeit zu vorschriftêmäßiger Anmeldung solher Schiffsladungen be- steht jedoch dessenungeachtet fort.

Großherzogthum Hessen und bei Rhein. Die neueste Nummer des Regierungs=Blattes enthält nachstehende Verordnung in B auf das Gewerbe und den Geschäftsbetrieb derjenigen Agen= ten, welhe sich mit dem Transport der Auswanderer befassen :

„„Mit Rüsicht darauf ; daß in den legten Jahren die Zahl der Aus- wanderer bedeutend gestiegen is, so wie um die laut gewordenen Klagen wegen Uebervortheilung und namentlich wegen verzögerten Aufenthalts der- selben an den Seepläßen zu beseitigen, überhaupt um die Auswanderer gegen Mißbräuche möglich zu schüßen, sind schon früher in Beziehung auf den Geschäftsbetrieb derjenigen Agenten, welche sich mit dem Transport von Auswanderern befassen, Vorschriften erlassen worden. Da es zweckmäßig er- scheint, diese Vorschriften zusammenzustellen und gleichzeitig einige weitere Bestimmungen zu treffen, so wird hierdurch verordnet, wie folgt: §. 1. Jeder, welcher das Gewerbe eines Agenten zur Vermittelung des Transport von Auswanderern im Großherzogthume betreiben will, hat, bevor ihm zur Aus- übung dieses Gewerbes ein Patent ausgefertigt werden kann, in Gemäßheit der Verordnung vom 24. April v. J., die Erlaubniß der höheren Admini- strativ-Behörde hierzu einzuholen. Die desfallsigen Gesuche \ind bei dem betreffenden Kreis- resp. L aridrathe einzureichen und denselben glaubhafte Zeugnisse über die persönlichen und Vermögens - Verhältnisse des Nachsu- chenden beizulegen. §. 2. Die erwähnte Erlaubniß is zu jeder Zeit wi- derruflih und erfolgt nur unter nachstehenden Bedingungen, welche auch auf diejenigen Agenten Anwendung finden, die bereits zum Betriebe des Ge- werbes zur Vermittelung des Transports von Auswanderern aus dem S serzeg zue fonzessionirt sind: 41} bie n pte sind verpflichtet, genaue Register über die S mit welchen sie Kontrakte zur Ueberschiffung in andere Welttheile abgeschlossen haben, zu führen. Diese Register müssen die Tauf- und Familiennamen der Auswanderer, den bisherigen Wohnort derselben, nebst Angabe des Kreises oder Landrathsbezirks, ferner den Tag des ab- gesh{ossenen Kontrakts, so wie den Tag der Abfahrt von dem Seeplaye, wo die Einschiffung stattfindet, und den Bestimmungsort der Reise enthal- ten, 2) Die Verträge mit den Auswanderern müssen schriftlich und in deutscher Sprache ausgefertigt und den Auswanderern im Original, leser- lich ge- und unterschrieben, zugestellt werden. 3) Die Duplikate der Ver- träge sind von den Agenten sorgfältig aufzubewahren und auf Verlangen, nebs den unter 1. bezeichneten Registern, den Kreis- oder Landräthen oder der von diesen be; L LAA Behörde zur Einsicht vorzulegen. 4) Jn den Veberfahrts-Verträgen ist stets ein fester Abfahrtstag von den Seeplägen,

an wel{hen die Einschiffung stattfindet, zu bestimmen und dabei ausdrücklich zu bemerken, daß, wenn die Kontrahénten an dem feßgeseßten Abfahrts- tage nicht nicht befördert werden sollten, sie für jedenTag, um welchen die bestimmte Abfahrtszeit ohne Schuld ‘der Auswanderer verzögert wird, auf eine Verköstigung von 42 Kr, für die erwachsene Person und von 28 Kr. ür ein Kind é für ein Kind unter 40 Jahren Anspruch hätten, ‘die ihnen von den Schiffs- eran in G eld zu leisten seiz und zwar ohne allen Vorbehalt, mag die

U bo durch die Schuld des Agenten, des Schifförheders over durch

Zu , höhere Gewalt „nicht ausgenommen, herbeigeführt worden sein. 5) e Uebexfahrts - Verträge müssen sodann , außer der An abe der Sciffs- gelegenheit und des festgesezten Ueberfahrtsgeldes, die B immung enthal- ten: a) daß der Transportant verpflichtet fei den ‘Auswanderer und die Effekten desselben auch in dem Falle um den bedungenen reis an den be- immten Ort zu bringen, wenn ‘das betreffende Schiff auf der Reise durch rgend einen Unfall an deren Forisezung ‘verhindert wird; b) daß derselbe vie Efféklien des Reisenden ‘während der Seereise zu dem in dem Vertrage ausgedrückten Werthe auf “Verlangen zu versichern habe ; c) daß den Auswanderern während der Reise binreitenve Ver- föstigung zugesichert werde, sofern dieselbe von dem Schiffs - Rheder über- nommen worden istz d) daß der Agent sich verpflichte, in Beziehun auf den abgeschlossenen Vertrag vor den Großherzoglichen Gerichten Recht zu geben und im voraus auf Einreden, die au P spätere, im Auslande ges{lossene, den vorstéhenden Bestimmungen zuwiderlaufeade Verträge ge- ründet werden möchten, Verzicht f leisten. §. 3. Für gehörige Erfül- fan der gegen die Auswanderer bernommenen Verbindlichkeiten haftet zu- n bA die von denjenigen Agenten, wélche \sich gewerbösmä ig mit dem Transport von Auswanderern aus dem Meosptrzegthume beschäftigen , in baarem Gelde oder in Jmmobilien oder in Ra s bliga- u fstellende Caution. §. 4. Sämmllichen Agenten zur Vermittelung des Transports von Auswanderern ‘ist streng unter-

i swanderungen anzuwerben ; sie dürfen zu dem Ende

namen weder selbst im Lande Uniherreisen, noch andere Per- '§. 5. Bei etwaigen Zuwiderhandlungen gegen vorste-

j ia 4c sich die Agenten, welche das ‘Gewerbe des %ón anderern aus dem Großher ogthume betreiben, unter

Umständen der sofortigen Entziéhung der Erlaubniß zu ‘diésem Gewerbsbe- §, 6. Díe Kreis- Und Laiidräthe häben den Ge-

nten die gènaue Beöbachtung der er- ften zu überwachen ‘und bei Wassegerwunnonen öder zu ihrer eter Weise einzuschreiten,“

tionen

en gegen ‘den betreffeiden ‘Agenten

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X Samburg, 5. April. Die Sorgfalt der französischen Re-= gierung für die regelmäßige Brodversorgüng von Paris ist so groß, daß gegenwärtig, anßer den drei zwischen hier und Havre fahrenden Dampfböten (sonst waren nur 2 in dieser Fahrt) noch 2 Regierungs- Dampfböte zum nämlichen Zwecke gestellt worden sind. So geht also gegenwärtig alle 5 Tage ein meist mit Getraide beladenes Dampfboot von hier nah Havre für die hauptstädtische Versorgung auf dem Schienenwege.

Oesterreichische Monarchie.

p Prag, 28. März. Jm Königreiche Böhmen ist zwar die deutsche Sprache als die geseßliche anerkannt, in welcher die Kund= machung der Gesegze und Verordnungen geschehen muß; nach der Lan- des-Verfassung jedoch is auch die böhmische Sprache als Landessprache bezeichnet, weshalb auch die allgemeine Kundmachung der Patente und Verordnungen in diesen beiden Landessprachen zu geschehen hat. Da von den deiden hiesigen Zeitungen bisher aber nur der amtliche Theil der deutschen jene Kundmachungen enthielt, von Seiten der Stimm- ührer des böhmischen Theils der Bevölkerungen aber wiederholt Wünsche laut wurden, alle Verordnungen und sonstigen Edikte, welche das Jnteresse des Allgemeinen berühren, auch in das Amtsblatt der Böhmischen Zeitung aufzunehmen, so hat das Gubernium die Bewilligung hierzu ertheilt und den Verleger der Böhmischen Zei= tung zur Aufnahme aller geseßlihen Anordnungen auch in dieser Sprache verpflichtet.

Rußland und Polen.

___St. Petersburg, 30. März. Se. Majestät der Kaiser hat in Folge eines Antrages des Minister-Comits befohlen: 1) Die Pension solcher Offiziere, welhe aus dem Militair- in den Civildienst übergehen und der Armee, Kavallerie oder irgend einer anderen Waf-= fengattung aggregirt werden, soll bei ihrer Entlassung aus dem Dienste, entweder nah dem ihrem Range zukommenden Gehalte, oder nach der ihrem Posten durch das Reglement zuerkannten Kategorie be= stimmt werden, je nachdem diese oder jener höher steht. 2) Die Pen- sion der verabschiedeten Offiziere, welche in den Civildienst treten und später der Armee, Kavallerie oder irgend einer anderen Waffengat= tung aggregirt werden, mit Belassung in den von ihnen bekleideten Aemtern, soll bei deren abermaliger Entlassung nah denselben Grund= säßen wie bei den im ersten Punkte bezeichneten Offizieren geregelt werden. 3) Jn beiden Fällen sollen die Pensionen für die Familien von Offizieren gleichfalls nah diesen Grundregeln bestimmt werden.

Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers war der Medi= zinal = Rath vom Ministerium des Jnnern beauftragt wor- den, das neue Verfahren, chirurgische Operationen durch das Einathmen von Schwefeläther -Dämpfen \chmerzlos zu maden, einer genauen Prüfung zu unterwerfen. Der Medizinal-Rath ist die- sem Auftrage nachgekommen und erachtet mit Rücksicht darauf, daß, der mancherlei günstigen Resultate ungeachtet, welche si aus der An= wendung dieses Verfahrens hier und ‘im Auslande ergeben haben, die Zahl der damit angestellten Versuche zur Zeit dennoch nicht groß genug sei, um daraus einerseits die Folgen dieses. Verfahrens für Medizin und Chirurgie mit einiger Bestimmtheit bezeihnen, andererseits Vorschrif=- ten für den Gebrauch angeben, oder über die Schädlichkeit oder Un-- {ädlihkeit des Mittels ein Urtheil aussprechen zu können, für nothwen- dig, daß, um über alle diese Fragen entscheiden zu können, zuvor die Prüfung des genannten Verfahrens unter der Aussicht \ahverständiger und zuverlässiger Aerzte fortgeseßt und die Ausführung dieser Versuche, unabhängig von den Fakultäten, welche der Minister des Unterrichts damit béauftragen wird, den klinischen Anstalten der hiesigen médico= chirurgischen Akademie, dem St. Petersburgischen ersten Militair= Landhospital und den hiesigen Civil - Hospitälern mit der Weisung übertragen werde, dem Medizinal-Rathe seiner Zeit über die Resul= tate ihrer Beobachtungen , zur definitiven Erledigung der Frage, zu berihten. Gemäß diesem Gutachten des Medizinal - Raths hat der Minister des Junern, aus medizinisch=polizeilihen Rücksichten und um die willkütlihe Anwendung des Einathmens von Aetherdämpfen einigermaßen zu beschränken, für nothwendig erachtet, zu verordnen, daß ‘bis zur vollständigen Aufhellung dieses Gegenstandes: 1) die Apparate zum Einathmen von Aetherdämpfen sowohl die von hiesi- gen Jnstrumentenmachern verfertigten, als die aus dem Auslande ein- T nur ín den medizinischen Lehr-Anstalten und in den Kron- Hospitälern verkauft werden sollen, und 2) die Anwendung des Ein- athmens von Aetherdämpfen in der Privat - Praxis nicht auders ge- stattet werde, -als auf Entscheidung einer Consultation \sahverständi= ger und erfahrener Aerzte und unter persönlicher Verantwortlichkeit dieser Aerzte. i

__ Ueber -den Eindruck, den ein Erlaß Suleiman's Efendi gegen die Handlungen und das Benehmen Schamil's bei den Bergvölkern, un- tér denen er- in arabisher und tatarisher Sprache verbreitet wurde, gemacht hat, meldet der Ka wkas Folgendes: „Es hat die Beschaßén, Anzuchzen und Anzroschen bei Durchlesung gedachten Erlasses nicht wenig überrascht, daß Suleiman Efendi, den sie bisher als einen Fanatiker und I AE i Feind der Russen gekannt hatten, von Schamil abgefallen sei, und sie suhen den Grund zu diesem Be- nehmen Suleiman's in der bedrängten Lage Schamil's. Einige Stel- len des Suleimanschen Artikels, die ihnen ober gefielen, mußten in den Volks-Versammlungen mehreremale vorgelesen werden. Die Schlußfolge, die sie aus diesem Zerwürfnisse zwischen Suleiman und Schamil zie- hen, is folgende: Sie sprehen: „, „Wenn man aus einem Felle immer auch nur Ein Haar auszieht, so wird es endlich doch kahlz so wird es auh mit Schamil gehen, wenn nah und nah alle im Volke Gewicht habende Männer, sei es aus eigenem Antriebe, oder durch die Russen mit Gewalt gezwungen, von ihm abfallen, Auch Scha- mil wird endlih wie das Fell, aus dem man die Haare gerausft, fahl dastehen.‘ Auch soll nah der Aussage einiger Lesginen beim gesammten Volke der Artikel Gegenstand vielen Nachdenkens sein. So viel geht wenigstens aus Allem hervor, al die Ausstellungen Suleiman's Efendi, die wahr sind und auf Thatsachen sih gründen, einen großen und günstige Folgen versprechenden Eindruck gemacht

haben.“

Von dem Wunsche geleitet, dem Handelsverkehre Ruß- lands mit Transkgukasien eine gil erte Basis zu geben, haben \sich mehrere bedeutende russishe Fabrikanten zu] einer Gesellschaft vereinigt, in der Ab t, Transkaukasien mit Erzeugnissen der rusfischen ndustrie zu mäßigen Preisen zu versor= gen, und demnach beshloften, an mehreren Punkten des Landes Waarendepots zu gründen, Fürs erste wird Tiflis eine solche Nie= aue erhalten und \päter, nah Maßgabe ‘des sich ergebenden Be- dürfnisses, auh andere bedeutendere Handelsorte Sem Wu diésem Unternehmen ist ‘die Kaiserliche evang ey bereits erfolgt.

e Begründer des Unternehmens beabsihtigen gleich jeþt beim Be- inne des Frühlings leihte und preishaltige Waaren nah Tiflis zu haffenz mehr voluminöse und weniger kostbare Gegenstände sollen odann im März zu Wasser auf dem Don über Kostoff und weiter ber gels oder über Astrachan und Baku nachkommen. Die da G Í haft hat aber niht nur den Verkau ate Fubu rie- e

transfguka rzeugnisse

dels-Gese Eneugnis im Auge, \ie gedenkt au } einzutaushen oder zu talifen Der Präsident der moskauer Abthei=

lung des Manufaktur-Raths hat dem Statthalter im Kaukasus eiue

Abhandlung

Industrie brauhbarer Kultur-Gegenstände folgen zu lassen.

S§rankreid.

__ Paris, 2. April. Jules Janín hat im vorigen Sommer ein Buch über den englischen Schriftsteller Samuel Richardson her= ausgegeben und dann das Hauptwerk desselben , den berühmten Roman „-Clarissa Harlowe“‘, der, so sehr er durch meisterhafte Schilderung von Charafteren, Leidenschaften und Gemüths - Zu- ständen sih auszeichnet, wegen seiner großen Länge (in der deutschen Ueberseßbung von Kosegarten füllt er 8 starke Bände) in unserer Zeit wenig mehrgelesen wurde, in einer gedrängten Zusammenziehung bearbeitet und überseßt. Wie das heutige Jour nal des Débats meldet, geruhte Se. Majestät der König von Preußen ein Exemplar dieser französischeu Bearbeitung anzunehmen und den Verfasser derselben mit einem sehr shmeichelhaften Hand shreiben vom 1, Februar d. J. zu beehren, welches von dem ge- nannten Blatte mitgetheilt wird. Se. Majestät erkennen darin den glülihen Erfolg an, mit welhem es dem Bearbeiter gelungen, die Schwierigkeiten seiner Aufgabe zu besiegen, und bemer- fen, daß Sie mit Vergnügen aus dem Schreiben, womit derselbe seine Zusendung begleitet, ersehen hätten, wie dessen Aufenthalt in Jhren Staaten während der durch die Anwesenheit der Königin von England verschönerten Feste in ihm angenehme Er= innerungen zurückgelassen. Se, Majestät bezeihnen es als einen der Vortheile des langen Friedens, welchen die Vorsehung Europa ge währt, den Wetteiser unter den Talenten zu erleichtern und in Nach= barländern durch das Gefühl gegenseitigen Vertrauens die Männer, deren Leben dem edlen Dienst der Wissenschaften und Künste gewid- met ist, einander näher zu bringen.

Galignani’s Messenger bestätigt die Nachricht, daß Graf von St. Aulaire den Botschafterposten in London verlasse, und zwar auf seinen eigenen Wunsch und um sich, wegen angegriffenen Gesund= heitszustandes, ins Privatleben zurückzuziehen. Als sein Nachfolger wird Baron von Barante, aber noch nicht mit Bestimmtheit, ge= nannt.

Von der Summe von 349,700 Fr., um welche der Minister des öffentlichen Unterrichts sein Budget erhöht zu sehen wünscht, um das Personal der Central = Verwaltung vermehren und neue General - Jnspektoren= Stellen errichten zu köunen, hat die Kom= mission der Deputirten - Kammer 325,300 Fr. gestrihen und nur 24,400 Fr. stehen lassen.

Das Journal des Débats stellt, nahdem es seine Auffor= derung zu ernstlihstér Fürsorge für den Bedarf von Lebensmitteln in der nächsten Zukunft vertheidigt hat, folgende Berehnung an: „Neh= men wir an, daß 10 Millionen Hektoliter nach Frankreich geschafft werden müßten, um die Vorräthe, welche die nähste Aerndte unvoll= ständig ließe, zu ergänzen. Bekanntlich muß man sie vornehmlich aus dem Schwarzen Meere und den Vereinigten Staaten beziehen; und wegen des Frostes, welher vom Beginne Dezembers die Häfen des

südlichen Rußlands und die Kanäle. der Vereinigten Staaten \chließt,

müßte also vor Ende Novembers jene Masse von 10 Millionen Hek= toliter eingeschifft und die mit ihr befrahtete Flotte von Schiffen un=- ter Segel gegangen sein; 10 Millionen Hektoliter repräsentiren 800,000 Tonnen. Eine solche Masse müßte von jeßt an bis Ende Novembers auf dem anderen Kontinente oder in den Ländern des Schwarzen Meeres gekauft, in die Häfen, von welchen die Productions= gegenden oft 200 Lieues weit entfernt sind, gebraht und eingeschifft werden; und zu diesem Allen würde man nur eine Frist von kaum sechs Monaten haben, von der Promulgation eines betreffenden Ge=- seßes an, vorausgeseßt, daß ein solches binnen aht Tagen vorgelegt würde.“ Hieraus sucht das ministerielle Blatt einleuchtend zu machen, wie dringend es sei, daß die Geseßgebung sich baldigst mit dieser Angelegenheit beshäftige. Vorgestern hieß es an der Börse, das Mi nisterium werde einen Entwurf vorlegen, wonach das Gesebß über die

freie Getraide = Einfuhr bis zum Juli 1848 verlängert werden solle. In der Pairs - Kammer. kam vorgestern ebenfalls die Stbsisfèra rage zur Sprache, und zwar bei Gelegenheit einer Petition, welche Thei- lung und Veräußerung der Kommunalgüter verlangte. Graf Daru meinte, daß in solchen Krisen die Regierung eine große Verantwort= lichkeit trage, worauf der Minister Duchatel erwiederte, daß man diese Verantwortlichkeit niht über gewisse Gränzen ausdehnen dürfe, das Eingreifen mehr indirekt als direkt; sein und die Begünstigung des freien Handels Alles thun müsse.

In einigen Gegenden des Landes wiederholt sich jeßt die trau- rige Erscheinung, die vor kurzem in Belgien, namentlich in Flandern, an der Tagesordnung war. Ganze Schaaren von Bettlern, die der Hunger aus ihrer Heimath getrieben, wandern von Thür zu Thür, und die Hausbesitzer sind genöthigt, sich förmlich gegen sie zu vLerbar= rikadiren. Von Gewaltthätigkeiten ist übrigens keine Rede dabei; die Unglücklichen siud größtentheils \o elend und ershöpft, daß sie sich nur mit Mühe fortschleppen.

Zu Vitry fand man neulich am Unterpräfektur=Gebäude einen Zettel angeschlagen, worin es hieß, man werde das Eigenthum der Vorkäufer niederbrennen, wenn die Kornpreise niht herabgeseßt wür= den. Wenige Stunden später brannte das Haus eines Kornhändlers nebst Stallung ab, und 9 Kühe, so wie 4 Pferde, kamen in den Flammen um. Tages darauf brannten zwei nahe Pachterwohnungen nieder, und bei Cheppes ward ebenfalls ein Haus in Asche gelegt. Diese Feuersbrünste, die man sämmtlih Brandstistern \{uldgiebt, erregten in der ganzen Gegend große Bestürzung, und die Behörden stellten eifrige Nachforschungen an, j

Die Kommission für die Ergänzungs- und außerordentlichen Kre- dite hat beschlossen, einen Kredit von 500,000 Frs. zur Unterstüßung der verheiratheten Gendarmen vorzuschlagen, da ihr Sold nicht zu= reiht, um ihnen und ihren Familien bei jeßiger Theurung angemes= senen .Lebens=-Unterhalt zu verschaffen. :

Der Aterbau = Kongreß hat in seiner lebten Sipung folgenden Beschluß angenommen: „Ueberzeugt von der Gerechtigkeit und Dring= lichkeit êiner bedeutenden Herabseßung der Salzsteuer, “und selbst von der Meinung erfüllt, daß ‘die gänzliche A ln Dea dieser Auflage, wenn die Verhältnisse eine solche Maßregel in Frankreih wie in an= deren Ländern gestatteten, von unshäßbarem Nußen für den Ackerbau sein würde, wiederholt der Kongreß den eifrigen Wunsch, diese Ab= gabe auf 10 Ceutimen (etwas über 9 Pfennig) für das Kilogramm (2 Pfund) herabgeseßt zu sehen.“ Der Kongreß hat \ich auch mit der Lebensmittel-Frage beschäftigt. Sein Haupt-Augenmerk war dar= auf gerihtet, der Rückkehr einer so schlimmen Getraide - Krisis, wie die des gegenwärtigen Augenblicks, vorzubeugen. Zu diesem Behuf, drückt sich der g aus, müsse man vorzugsweise darauf bedacht a das Loos der aŒckerbauenden Klasse zu vebessern, ihre Arbeit be- ohnender zu machen, ihre Intelligenz zu heben und ihr den Zugang p den Kapitalien zu erleihtern. Der Kongreß hält dafür, daß die

[lnlagen von Weiden zu Futter, überhaupt die Bestellung von Futter eine Frage erster Ordnung sei. Vieh und Dünger vermehrten sich

Stimmen-Einheit ausgesprochenen und angenommenen Wünsche waren

dadurch und heit u die Feldfrüchte. Die im Kongresse fast mit

folgende: 1) Der Ackerbau möge, gleich den anderen Industrieen, mit

über die Seiden-Judustrie zustellen lassen, und Baron Meyendorf beabsichtigt später Mittheilungen über die Kultur der Baumwolle, des Krapps, des Tabaks und anderer für die inländische

einer administrativen Organisation versehen werden. 2) Die àägrono- mischen und anderen Gesellschaften möchten ihr Augenmerk darauf richten, daß die Bauern in der Bestellung von Nahrungspflanzen eine größere Abwechselung und Mannigfaltigkeit beahteten. 3) Daß größere Subventionen zur Bestellung von Futterpflanzen verwendet würden, 4) Daß man einen Preis aussehe für die Untersuchung der geologischen Substanzen, welche die Natur des Bodens verbessern und eine Fruchtbarkeit{vermehren. Das Journal des Débats spricht sehr geringshäßig von deu Verhandlungen dieses Kongresses. Es sei, agt es, ein Verein mit pomphaftem Titel, in welchem wenig Ge-= eidtes gesprochen und noch weniger Gescheidtes zur Abstimmung gebraht werde. Besonders erklärt fich das ministerielle Blatt gegen die Zumuthung, daß man den Fleischwaaren nicht dieselben Be- Q ungen zu Gute kommen lassen solle, als den Feldfrüchten. Das Fleish müsse in theuren Zeiten das Brod, wenn nicht ganz, doch theilweise erseßen, und der Arbeiter käme dabei wohlfeiler weg.

Von einer großen Anzahl Regimenter giebt jeßt jeder Soldat monatlich eine kleine Beisteuer in eine Kasse, die zur Unterstüßung der Armen verwendet wird.

Die Sparkasse von Paris hat in voriger Woche an Einzahlun- gen 493,302 Fr. erhalten, dagegen fast dreimal so viel herauszahlen müssen, nämlih 41,139,360 Fr.

Die Nachricht des Heraldo, daß die spanische Regierung ihren vir g Gesandten angewiesen, die Patrie vor Gericht zu ziehen, vietet Stoff zu Spott und Ausfällen aller Art. Aud Galignani's Messenger wundert sich, daß man die Patrie für Mittheilungen verantwortlih machen wolle, die vornehmlih aus den madrider Pri= vatkorrespondenzen der englishen Presse herkämen. Uebrigens weist dieses Blatt darauf hin, wie gefährlich es sei, solhe Fragen vor die Jury zu bringen, wo Dinge an den Tag kommen würden, die man besser in Dunkel vergrabe. Man hätte sich auch übrigens ein Exempel daran nehmen sollen, wie Graf Bresson mit einer Verleumdungsfrage von spanischen Gerichtshöfen abgewiesen worden sei, Die Union monarchique sagt, es lägen Beweise genug vor, daß die Königin Jsabella mit threm Gemahl in Uneinigkeit lebe; dies ließe sich niht mehr ver= heimlichen, und der spanische Gesandte thäte besser daran, die Sache au sih beruhen zu lassen, denn aus einem solchen Prozeß würde nur Skandal entstehen.

__ Man glaubt, daß das Ministerium bei Gelegenheit des Remu- satschen Vorschlages wegen der Unverträglichkeit gewisser Aemter mit der Deputirten-Function wieder einen harten Kampf zu bestehen ha- ben werde. Es hat beschlossen, denselben entschieden zurückzuweisen, während, wie es heißt, die progressistishen Konservativen ihn, vor- behaltlih gewisser Abänderungen in den Einzelnheiten, unterstüßen wollen und wahrscheinlich dabei die unparteiüschen oder sogenannten unabhängigen Konservativen auf ihrer Seite haben werden.

Jn der lebten Woche wurden, dem Constitutionnel zufolge, von Calais 498 Kisten Silber im Betrage von 15 Millionen Frs. an die Bank von England abgeschickt. Es ist dies angeblich die grö zere Hâlste der Rückzahlung, welche der Bauk von Frankreih ín Golge des ihr früher geleisteten Darlehens obliegt.

Jn einem vorgestern gehaltenen Kabinetsrathe kamen die grie-

chischen Wirren zur Sprahe. Am Ende des Conseils wurden De= peschen an den französishen Gesandten in Konstantinopel, Herrn Bourqueney, abgefertigt. Derselbe wird, dem Vernehmen -nach, auf- gefordert, Herrn Kolettis bei dem Divan kräftig zu unterstützen. i Jm südlichen Frankreich, in Bayonne, Eaux = Bonnes, Bagneres hat ein ziemlich starkes Erdbeben stattgefunden. Zwei Stöße, mit starkem, unterirdishem Geräusche, stnd im Zwischenraume einer hal= ben vei V erfolgt, Zwei Tage vorher war die Hiße ungewöhn- lich groß.

Graf Roy, Pair von Frankrei und ehemaliger Finanz-Minister, ist vorgestern von einem Schlaganfall getroffen worden, der für sein Leben fürchtén läßt.

Die Witterung isst wieder sehr falt geworden, und die sonst in den ersten Tagen des April dur die Longchamp - Fahrten so beleb- ten Promenaden sind fast verödet.

Herr Cremieux will dieser Tage einen Vorschlag machen, wonach den Präfekten die Ausstellung der Zuryliste entzogen werden soll. Auch will er den Antrag auf eine Revision der Septembergesebe in Betreff der Majorität bei den Entscheidungen der Jury stellen.

Vorgestern is hier der General-Lieutenant Naudet gestorben.

Jn Toulouse sind mehrere Wechselhäuser durch Falschung von Wechseln, die bei ihnen zahlbar waren und die, auf kleine Summen gezogen, durch die betrügerishen Künste der Betheiligten in andere von größerem Belauf verwandelt wurden, indem sie z. B. aus 50 Jr. 1500 Fr. u. s. w. zu machen wußten, um 50,000 Fr. betrogen worden; von Bordeaux und Angoulême wird Aehnliches berichtet.

Das Ministerium wird, wie verlautet, der Deputirten-Kammer in den nächsten Tagen den Geseßz-Entwurf über die geheimen Fonds vorlegen.

Die Revue de la Semaine will wissen, Herr Guizot sei in großer Verlegenheit wegen Jtaliens, wo in dem Maße, als Sardi- nien und Rom sih Frankreich näherten, der König von Neapel sich zu Oesterreich wende. Der französische Gesandte, Herzog von Monte= bello, sei deswegen eigens nah Paris gekommen, um dem Könige und Herrn Guizot persönlich Bericht über die Lage der Dinge in Neapel abzustatten. Der Prinz von Joinville werde sich, mit einer geheimen Mission beauftragt, wahrscheinlich nach Rom und Neapel egeben,

x Die Patrie will wissen, daß die Uebereinkunft zwischen der Bank von Frankreich und dem russischen Schaße wegen des Renten-= Ankaufes noch nicht definitiv abges{lossen seiz es handele sich näm- lich darum, ob der nah St. Petersburg abgeschickte Unter=Gouver- neur der Bank, Herr Vernes, die Ratification der russishen Regie- rung erlangez; diese könne aber leicht auf Hindernisse a 2A da die russische Regierung verlange, es solle in der Uebereinkunft heißen, daß sie die Renten nur kaufe, um der Bank in ihrer Verlegenheit zu Hülfe zu kommen, während die Bank diese Formel als verleßend be- trachte und eine andere Abfassung wünsche, über welche Herr Vernes unterhandeln solle. Scheitere ek Unterhandlung an dem Beharren des Kaisers, so könne der vielbesprochene Rentenkauf leiht rüdckgän- gig werden.

Die Regierung will nächstens den Kammern ein Geseß zur Be- \trafung derer vorlegen, welche Eisenbahnen, elektrische Telegraphen und andere Arbeiten dieser Art beshädigen. Solche Frevel sollen en I bestraft werden, wie die Beschädigung öffentlicher Mo-

Herr Desgranges, Professor der türkishen Sprache am Collége de France, der vom Papst Gregor X VI, zum Grafen ernannt Lauda,

hat jebt die Autorisation e / l: } zu dürfen. \ rhalten, diesen Titel in Frankreich tragen

Großbritanien und Irland.

London, 1. April, Der Hof ist gestern wieder nah Wind-

or abgegangen, woselb die Kün: At AT E A er-Seiectage cabritge que Kémgin und die königliche Familie die

Zum Schlusse der gestrigen liede Aal in welcher angenom=

der Comité = Bericht über das neue irländische A J Ñ ' rmenqge men und die Zoll = Bill zum dritten Male verlesen ibe; ging das

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Haus in ein ‘Comité über die Bill zur Verkürzung der Militäir= Dienstzeit über. Six H. Douglas stellte zu der ersten Klausel ein Amendement, baß diese Dienstzeit, anstatt auf 10 Jahre, auf 14 Jáhre festgesept werden sollte. Das Haus verwarf dies Amende- ment mit 62 gegen 27 Stimmen und nahm darauf sämmtliche Klau- seln pu. Mau vertagte sih hierauf wegen der Oster-Ferien bis zum 12. d. M.

Das in der neulichen Unterhaus- Sibung erwähnte Rundsthrei- ben des Grafen Montemolin, datirt London, 10. März, in Erwiede- rung auf die vom General Breton in Catalonien erlassene Procla- mation lautet, wie folgt: „Se. Majestät hat in Erfahrung gebracht, daß die Regierung zu Madrid Maßregeln der äußersten Strenge, ja der Barbarei gegen diejenigen vorshlägt, welche so heldenmüthig Seine Rechte vertheidigen um dadur Seine Freunde zu Repres= salien und zur Nachahmung der Brutalität ihrer Feinde zu veranlassen und so die Sache Sr. Majestät in übeln Ruf zu bringen. Voll Neid wegen der lobenswerthen Aufführung derjenigen Chefs, welhe den Feldzug voraus begonnen, fürhten sie, und niht ohne Grund, die Wirkungen und den Abfall nicht blos in Betreff der großen Masse der Bevölkerung, sondern unter ihren eigenen Truppen, Angesichts der so vollkommenen Ordnung und bewundernswerthen Mäßigung. Solche Wirkungen, die von solchen Ursachen herstammen, will Se. Majestät nicht daran geben, und sollte es Jhn selbst die größten Opfer kosten. Jch habe daher von Sr. Majestät den Auftrag erhalten, Jhnen dringend ans Herz zu legen, daß Sie, mag das Verfahren des Feindes T wie es immer wolle, durchaus nicht die geringste Repressalie ausüben. Allen Barbareien, die der Feind verüben mag, müssen Sie lediglich jene stete Mannszucht, Ordnung, Mäßigung und Versöhnlichkeit ent- gegenseßen, die Se. Majestät so oft und so dringend zu dem Zwecke anempfohlen hat, daß die Schuld und Schande der von dem Feinde allein begangenen abscheulihen Handlun=- gen auh ganz allein auf ihm lasten mögen, und damit Spa- nien und Europa, streng nah den Thatsachen ríchtend, denen die Verantwortlichkeit zuweise, denen sie wirklich zukommt. Jn dieser Weise werden Sie Jhre Reihen verstärken und die Beistimmung des Volkes gewinnen, deren Beschüßer Sie sein werden, und der Feind wird, weit entfernt, Beistand und Hülfe zu finden, nur Schmach und Niederlage erleiden. Es s} der Wunsch Sr. Majestät, daß die Waffen Seiner Streiter von dem Glanze wahrer Tapferkeit umgeben seien, die sich von Menschlichkeit nit trennen läßt, und daß jene Waffen gegen keine anderen Feinde gebraucht werden sollen, als die, welhe in offfener Schlaht Widerstand leisten. Gott erhalte Cw. Excellenz viele Jahre 2c. c. Auf Befehl des Königs. London, den 10. März 1847, Mon.“

Gestern gingen Nachrichten aus Siduey vom 12, Dezember v. J. hier ein, Sir Thomas Mitchell hatte über seine ins Junere von Neu-Holland unternommene Entdeckungsreise einen höchst interessanten Bericht an den Gouverneur von Neu-Süd-Wales abgestattet. Un- ermeßliheStrecken fruchtbaren, von vielen Flüssen bewässerten Landes waren entdeckt worden. Den größten unter diesen Flüssen hat Mithell mit dem Namen „Victoria“ belegt und glaubt, daß er \ich in den Meerbusen von Carpentaria ergießt. Er ist an 100 (engl.) Meilen dem Laufe des Flusses gefolgt und sagt in seiner Schilderung, daß die Gegend, welche er sah, aus grünenden Ebenen und üppigen Wei- den r 1A die an Reichthum des Pflanzenwuchses wie Ausdehnung Alles überträfen, mas er \rüher gesehen. Neue Vögel und Pflanzen zeigten, daß diese Gegend von allen bisher erforshten sich gänzlich unterscheide. Daß jener Fluß der größte Australiens i}, der viele Nebenströme aufnimmt, das, sagt Mitchell, kann keinem Zweifel un- terliegen, und die Abhänge und Ebenen von Central-Australien, durch welches dieser Strom, dessen Quelle ungefähr 24° 50‘ südl. Breite und 146° 42‘ östl. Länge zu seßen is, scheinen hinreihend, um die ganze Welt mit Viehfutter zu versorgen.

Der Observer zählt die in den Forts und Küstenbefestigungen von Schottland jeßt aufgestellten Geschüße auf, deren in Allem 145 meist von sehr geringem Kaliber sind, so daß ste der dermaligen Art der Kriegführung niht mehr entsprähen. Vermuthlich werde jedoch die Aufmerksamkeit der Behörden bald auf diese Angelegenheit gerih= tet und eine vollständige Revision der schottishen Küstenvertheidigung, wenigstens eine Verstärkung durh {were Geschüße bewirkt werden.

In London ist von der Gesellschaft zur Beförderung der Künste und Manufakturen dieser Tage eine Ausstellung von auserlesenen Mu- stern britischeu Gewerbsfleißes unentgeltlich eröffnet worden. Prinz Albrecht ist Präsident der Gesellschaft.

Uiederlande.

Aus dem Haag, 1. April. Vor einiger Zeit hatte der londoner Globe in Bezug auf die von England im indischen Archi- pel beabsichtigten Niederlassungen geäußert, daß England dort auf territoriale Verwickelungen mit den Holländern stoßen würde, „welhe ihre Ausprühe auf ein größeres Gebiet ausdehnten, als sie im Verhältniß zu ihrer Macht beseyen oder benußen fönnten, und auf dem sie die Gewalt, welche sie sich anmaßten, auhch nit einmal beschränkt auszuüben vermöchten.“ Diese Beschuldigungen weist der Moniteur des Jndes mit fol- genden Worten zurüd : :

„Niederland is allerdings im Verhältnisse zu den Großmächten klein, es hat feine so ansehnliche Bevölkerung, und es wäre Thorheit von ihm, sich über seine Kräfte erheben zu wollenz allein es liegt etwas Gesuchtes, etwas Unaufrichtiges und Schlaues darin, dieses Land kleiner zu machen, als es ist, und in dem Zustande eines Landes einen Vorwand zu suchen, um Begierde nach seiner Habe zu erwirken, Einem Lande, dessen Bevöül- ferung jährlih, die Sterbefälle nicht gerechnet, um 30 bis 40,000 Seelen zunimmt, welches seit 1830 um 460,000 Einwohner gewachsen is; einem ande, welches sich nach allen Seiten nach Auswegen für seine Uebervöl- kerung umsieht, wo so viele Bürger benachbarter, reihbevölkerter Nationen hinstrômenz einem Lande, welches große Kapitalien besigt und sich zu allen Zeiten die entsezlihsten Opfer für Vanbhibin seines Kredits hat gefallen lassenz einem Lande, früher berühmt durch seine großen Unternehmungen und seinen festen, beharrlihen Geist im Kolonisiren, solch? einem Lande sollte man nicht mit Einem Federstriche die Fähigkeit absprechen, das zu benußen oder zu beseßen, worauf es Ansprüche maht. Aber, fragt man, warum habt Jhr denn nit mehr kolonisirt? Die Gründe davon sind klar: erstens, weil wir, nahdem uns unsere. Kolonieen wiedergegeben waren, mehrere Jahre nöthig hatten, um sie aufs neue einzurichten z zweitens, weil nah unserer Trennung von Belgien fäst alle unsere Kräfte in Europa in Anspruch genommen wurden, und endlich, weil der Charakter unseres Vol- fes es mit sich bringt, behutsam zu Werke zu gehen, und das Niederland keine neue Colonisation unternehmen mag, wenn es nicht überzeugt is, auf festen Grundlagen zu bauen. Die Geschichte beweist dieses; Niederland ist nit zurückgeblieben, die bewundernswürdige Entwickelung Java's und an- derer Besißungen zeugt davon hinlänglich; äber es ‘hat nit zu viel auf einmal umfassen wollen. Allein Umsicht fann für Andere kein echtsgrund werden, Alles spornt jeßt unser Land an, um der Colonisation einen wei- teren Aufschwung zu verleihen. Es reifen in der That {hon neue Ent- würfe zu ‘dem Zwecke für unsere ost- und westindischen Besißungen, und es ist zu hofen, daß die Nation und die Regierung deren Ausführung mit der Festigkeit und Geschicklichkeit durhseßen werden, ‘welche diese Unternehmun- en fordern, Könnte man England mit seiner viel ansehriliheren Bevöl- erung, seinen Hülfsmitteln und feiner Macht ni fragen, ob es niht noch Gebiet genug anzubauen und zu bevölkern habe? Wir wollen E ist unbillig,

die Macht unseres Landes größer machen, als sie istz aber es dieselbe geringschäßen zu wollen, Welche aber die politische Svar 4

Niederlands sei, \o viel fest, daß ‘die Haibels i j Vesote Sdacle bites Unkeohcortntte Rebba vie Veztchuen nilabs mit Staaten des ersten Ranges übertreffen.“ : Hierauf läßt der Moniteur des Jndes einen stati hen Ueberblick des e Handels ‘mit Niederland, Fronte und Rußland von dem Jahre 1836 bis 1844 folgen, woraus erhellt, der britishe Handel mit Niederland, ohne den direkten Handel m den niederländischen Kolonieen, sich im Durchschnitte auf 3/300;000 Pfd. St. sährlich ‘beläuft, ma mit Frankreich nur auf 2,200,000 und mit Rußland auf nur 1,200,000 Pfd. St. England hätte da- her, meint das genannte Blatt, wohl mehr als einen Grund, gegen die Niederlande mít Schonung zu ‘verfahren.

i Belgien. Brüssel, 3. April. Der heutige Moniteur enthält [das von den Kammern angenommene und vom Könige bestätigte Geseß, wo- nah Geldstüke zu 10 und 25 Fr. bis zum Belauf einer Summe von 20 Millionen Fr. und Silberstücke zu 25 Fr. geprägt werden sollen. Die Regierung wird, demselben Gese zufolge, den Zeitpunkt bestim=- men, wann die holländishen Fünf= ‘und Zehnguldenstücke aufhören sollen, in Belgien geseßlihen Cours zu haben.

Der Recdnunehof hat Klage darüber geführt, daß die Verwal- tungs - Direktoren sih den Titel eines General = Direktors angemaßt, was sie nur in Folge eines Königlichen Beschlusses hätten thun dür- fen. Der Rechnungshof hat ihre Zahlungs - Anweisungen, die mit dem ihnen nicht ongaehan Titel unterschrieben waren, zurückgewie- sen und soll bei der Kammer und dem Parquet eine Beschwerde über diese Titel-Anmaßung auhängig machen wollen.

Am 31. März is der Artillerie-General van Moris gestorben. Es is die Rede von Einrichtung einer Schleppschifffahrt untér Mithülfe der Regierung zwischen Antwerpen und dem Rhein und zwischen Antwerpen und Vlissingen, um für den belgischen Handél einen snelleren, direkteren und wohlfeileren Weg nah dem Nieder- rhein, nach Düsseldorf, Elberfeld, Barmen, ‘Krefeld, Gladbach und anderen Judustriestädten dieses Theils von Deutschland zu eröffnen. Der Bau der direkten Eisenbahn von Antwerpen nah Gent eas mit Eifer fortgeseßt und wahrscheinlich am 15. Juli -vollen- det sein. Der Preis des Brodtes i} in Gent etwas gesunken, \o auch der Getraidepreis in Löwen, Termonde und Lüttich ; in Courtrai dagegen sind die Fruchtpreise etwas gestiegen.

Italien. Nom , 22. März. Vorgestern Abend traf Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl von Preußen, von Genua kommend, hier ein. Se. Königl. Hoheit der Prinz Oskar, Herzog von Ostgothland, i}, nach= dem er sehr emsig mit Besichtigung von Roms Sehenswürdigfeiten j beschästigt hatte, heute früh über Civitavecchia nah Livorno und

Florenz abgereist. Erst in Genua wird er sich auf der \{chwedischen regatte, auf welcher er als Lieutenant dient, wieder inschi}ffen.

Die von dem Abbate Coppi entworfene Jdee der Errichtung einer Società Agxraria hat, nathdem diese nun ihre Statuten entwor= fen, die Bewilligung der Regierung erhalten. Fürst Borghese hat eine seiner Besißungen in der Ae Campagna, Mentana das Nomentum der Alten 1851 Rubbia groß, dazu hergegeben. Die neuen Römer werden nun, wie ihre Vorfahren, eine Kolonie entsen- den, und im Ganzen wird man hierbei Rücksiht anf die päpstliche Verordnung vom 24. August v. J. nehmen und junge Leute ohne Beschäftigung dahin versetzen.

Der Expräsident der Provinz Bolivia, General de Santa Cruz, ist hier eingetroffen.

Nom, 25. März. (A. Z.) Schon seit mehreren Tagen hieß es, daß die Partei des Fortschrittes dem heiligen Vater bei seiner heutigen Kirhenfahrt nah S. Maria sopra Minerva, wo der Papst dem Hochamt zur Feier Mariä Verkündigung dur seine Gegenwart alljährlich assistirt, ihre Anhänglichkeit ín Masse durch Lebehochrufen darbringen wolle. Zu diesem Ende hatten sih heute früh viele Tau= sende von Personen auf dem Monte Cavallo eingefunden, die den Papst bei seiner Ausfahrt mit stürmischem Evviva Pio nono begrüß- ten. Auf dem ganzen Wege bis zur Kirche waren die Fenster aller Häuser, an denen der Zug vorüberkam, mit Teppichen geschmüdckt und überall derselbe Ruf, Der heilige Vater, der die Kardinäle Simo= netti und Piccolomini in seinen Wagen eingeladen hatte, schien troy dieser lebhaften Demonstrationen sehr gedrückter Stimmung, was man wohl den Hiobsposten, die täglih aus den Provinzen einlaufen, zu- schreiben muß. Dieselbe Begeisterung brach bei fe Zurüdfahrt aus, und, im Palast angekommen, erschien er auch auf dem Balkon und ertheilte der Menge seinen Segen. Der Zuruf, der deutlich im Chorus vernommen wurde, war: „Fiducia nel Popolo! Corag- zia, Santo Padre! Evviva Pio nono solo !‘“

Gestern Abend hatte der heil. Vater eine Kardinals - Congrega=- tion versammelt. Den Eminenzen wurde die zukünftige Eintheilung der Regierung, wie weit jeder der verschiedenen Behörden Y Wir= fungsfreis Léldbnart sei, vorgelegt, so daß man in kurzem der Be- fanntmachung über die Bildung ‘des D D entgegensehen fann. Auch soll nun die Errichtung des Staats - Raths, aus 45 Mitgliedern bestehend, bekannt gemacht werden.

Bis jeyt hatte man nur Nachrichten von Tumulten wegen Brod- Theurung aus den Provinzen , aber aus Viterbo siud Mittheilungen eingelaufen, daß dort mehrere Personen auf offener Straße ohne irgend eine Ursache überfallen, verwundet und selbs ermordet wurden. Unter Lebteren befindet jd ein wahrer Ehrenmann, der sich dur seine Wohlthaten die Liebe und Achtung seiner Mitbürger erworben Bi und von dem man glaubte , sagen zu können, er habe keinen

eind. Dieser Bericht erregte gerechte Besorgniß, zumal der Dele- gat, Mons. Orlandini, hier eingetroffen, und man noch nicht weiß, welche Maßregeln die Regierung genommen.

S panien.

Madrid , 28, März. (Journ. d. Déb,) Die Königin hat ihr Ministerium entlassen und ein neues, aus drei gemäßigten Mitgliedern der Majorität und aus drei Mitglieder der sogenaunten puritanishen Oppositions- Fraction bestehendes Kabinet gebildet. Die Puritaner sind: Pacheco, Präsident des Ministeraths und Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Salamanca, Hinauz- Minister, und Pastor Diaz, Minister des ter Unterrichts. Die Moderirten: General Mazarredo, Kriegs-Minister, Sotello, See-Minister, und Benavides, Minister des Jnuern.

: 96. Márz. Vorgestern wurde die ermüdende, nuplose Diskussiontee Abe dec Devirten um Sue gebracht. Jm Laufe der= selben bemühten sich die Moderirten beständig, en Beweis zu führen, daß die Progre sten unfähig E E nbi be wh Neglefn Las e

Ä diese auf unu aufzustellen, währen nr ‘auf bem Wege der Willkür und Uebertre-

Besiße der Gewalt aupten vermb@te, favig der Gers Bs een Leier 16d fit Bet wien na

das Land aber |

der heillosesten Zerrüttung entgegen ätte, e Partei einander vollfommene G wiberfah ren, n ver-

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