1847 / 100 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Die neuesten Erwerbungen Preußens am Rhein, in Westfalen, in Sadsen und in Posen wurden in den Besitzergreifungs-Patenten überall mit der Zusicherung angetreten, die Religion ihrer Bewohner zu ehren und zu {hüßen. Die Rechte der evangelishen und der römisch-katholischen Kirche in Preußen ruhen hiernah überall auf be- stimmten geschihtlihen Grundlagen und Verträgen, und das gegen= ved Patent erneuert nur die Versicherung des ihnen rechtlich ge-

ührenden Schutzes. R

Das L dechei6t aber auch weiter den landesherrlichen der für die den Unterthanen des Staats in dem Allgemeinen, S e zugesicherte Glaubens- und Gewissens freiheit, Ee E T Freiheit, nah Maßgabe der allgemeinen Landesgeseße, si zu einen gemeinsamen Bekenntnisse und Gottesdienste L GeeiutAs dürfen. Es soll also nicht blos dem Einzelnen die perjónli E Freiheit des Glaubens und Gewissens, sondern auch e Ra. gung Mehrerer die Freiheit des Bekennktnisses und S eligions- übung gewährt sein und bleiben. Diese Freiheit fann_a er nur auf dem Boden des Gesches und der "Ordnung bestehen. Dem Staat bleibt es, „nach Maßgabe der allgemeinen Landes-

, . H pr Nor eseße“, vorbehalten, von einer solchen Mehrheit von Per- Bea welche auf Duldung für ihr gemeinsames Bekenntniß und eine darauf zu gründende Vereinigung Anspruch machen, eme Bürg-= schaft zu fordern, daß ihre Lehren und ihre Einrichtungen nicht die rehtlihe und sittliche Ordnung 1m Staate gefährden, und nur, wo eine solhe Bürgschaft geleistet wird, kann und darf die bürgerliche Obrigkeit sene Freiheit gestatten. j A

Das Patent hat zuvörderst im Allgemeinen die Freiheit des Austrittes aus den bestehenden Kirchen und der Vereinigung zu neuen Bekenntnissen gewährleistet. Es fährt damit fort, das rechtliche Verhältniß, in welches neue Religions-Gesellschaften und ihre Glie=- der dem Staate und ihrer bisherigen Kirche gegenüber treten werden, in bestimmten Grundsäßen auszusprechen.

Was das Verhältniß zum Staate anlangt, so lassen die Worte des Patents in Verbindung mit der gleichzeitig zur öffentlichen Kennt- niß gelangten Ordre vom 30, März an das Staats-Ministerium kei- nen Zweifel darüber, daß die einzelnen Personen dur ihren Aus- tritt aus ciner der bestehenden Kirchen und Anschluß an eine neue, der staatlihen Genehmigung fähige Religionsgesellshaft in ihren bür= gerlihen Stellungen, Rechten und Ehren nicht beeinträchtigt werden jollen.

Nur wenn das Glaubensbekenntniß einer neuen religiösen Ge- meinschaft ihre Mitglieder selbst außer Stand seßte, die Bedingun- gen zu erfüllen, welche die bestehenden Geseße als die Vorausseßung gewisser Rechte und Ehren fordern, so würden die Mitglieder der neuen Gemeinschaft sih dadurch selbst des Zutrittes zu gewissen Rech- ten und Ehren beraubt haben. Das Patent beseitigt jede Besorgniß vor einem indirekten religiösen oder kirchlichen Zwange durch Schmä lerung der bürgerlichen Rechte des Austretenden,

Dagegen kann das Verhältniß des Austretenden zu der von ihm aufgegebenen firhlichen Gemeinschaft in keiner anderen Weise fest= gestellt werden, als dies bei dem Austritte aus jeder anderen Corporation im Staate gemeinen Rechtens i|. Der Austretende muß seinen Willen bestimmt und deutlih vor dem Richter erklären (§. 17 der Verordnung), und der kompetente Geistliche erhält Nachricht davon, damit kein Theil über die Thatsache des Austrittes und die daran sich knüpfenden Folgen in Zweifel sei. Der Austretende scheidet durch die Erflärung aus den rechtlihen Beziehungen zu seiner bisherigen Kirche aus und kann fernerhin weder eine berechtigte Stimme in den Angelegenheiten dieser Kirche führen, noch an deren Besiß und Ver= mögen Theil nehmen.

Die den neuen Religions-Gesellschaften gewährte Freiheit des Bekenntnisses und der Religions-Uebung schließt nach der Natur der Sache, wie mah der dem Patente angehängten Zusammenstellung landrechtlicher Bestimmungen, nothwendig zweierlei Berechtigung in sih; das Recht, einen Gottesdienst nach Ma ¿gabe der eigenen Re ligions-Grundsäbe einzurichten, und das Recht, die nothwendigen ge- sellschaftlihen Einrichtungen und Ordnungen unter sich zu treffen. Jn beiden Beziehungen hat der Staat so lange die sittliche und die bürgerliche Ordnung nicht verleßt wird keinen Anlaß, die neue Vereinigung zu stören; er hat aber auch keine Pflicht, derselben ein Mehreres als eben diese Freiheit zu belassen, keine Verbindlichkeit, sie mit besonderen Rehten und Vorzügen auszustatten, Von diesem Saße macht das Patent eine Ausnahme zu Gunsten derjenigen Re- ligions-Gesellschaften, die sich in Hinsicht auf Lehre und Bekenntniß mit einer der dur den westfälischen Sriedens\cchluß anerkannten christ: lichen Religions - Parteien in wesentlicher Uebereinstimmung befinden und den Grundsäßen dieser Religions-Parteien gemäß ein geordnetes Kirchen - Ministerium unter sich aufrihten werden. Den Geistlichen dieser Religions-Gesellschaften wird, als ein besonderer Vorzug, das Recht, pfarramtliche Handlungen mit bürgerlicher Wirkung zu vollziehen, verheißen. Es tritt uns hierin ein in der Religions-Verfassung Preußens seit der Reformation ge\chichtli ch begründetes Prinzip entge gen. Die Duldung, Aufnahme oder Anerkennung, welche im Laufe der Heit von den preußischen Regenten den Deutsch - Reformirten, den französisch = reformirten Flüchtlingen, den mährischen und den böhmi- schen Brüdern nach einander verschafft wurde, i, wie aus den eín- zelnen Privilegien urkundlich nachgewiesen werden kann, immer im Anschlusse an die Bestimmungen der in Religionssachen geschlossenen Staatsgrundverträge in Deutschland, an den augsburger und an den westfälishen Frieden, erfolgt, und die Krone Preußen wird, treu die- sem geschichtlichen Prinzipe, auch für die Zukunft ‘ltd Religions Gesellschaften, welche sich an jene alte staatsrehtlihe Grundlage an- zulehnen vermögen, eine analoge Berücksichtigung nicht versagen.

An das Patent kni ft sich die Verordnung, betreffend die Ge- burten, Heirathen und Sterbefälle, deren bürgerlihe Beglaubigung durch die Ortsgerichte erfolgen muß. Diese Verordnung bildet eine Ergänzung der bisherigen Rechts-Ordnung für solhe Religions-Ge sellschaften, welche eine den bestehenden Kirchen wesentlih verwandte Glaubens- und Bekenntniß-Grundlage nicht für sich in Anspruch neh- men und eine dem entsprechende Ordnung des geistlichen Amtes unter sich nicht angenommen haben. Für diese Religions - Gesellschaften wird vermöge einer bürgerüchen Eintragung ihrer Geburten, Hei- rathen und Sterbefälle dur den Richter dafür gesorgt, daß weder ihre Civilstands-Verhältnisse der Unordnung preisge eben, noch ihnen die indirekte Nothwendigkeit auferlegt werde, die Hülfe eines ihnen fremden Geistlichen anrufen zu müssen. So lange die förmliche Ge- nehmigung einer solchen neuen Religions = Gesellschaft noch nicht er= folgt ist, genügt nah §. 16 der Verordnung der bloße Civil - Aktz erhält aber die Religions-Gesellschaft in der Folge die förmliche Ge- nehmigung, so wird alsdann natürlich unter der Vorausseßung, daß sie den Gebrauch einer religiösen Einsegnung der Ehe nicht selbst verwirft nach §§, 6 und 14 auf die vorangegangene Einsegnung bei der bürgerlichen Eintragung der Ehe geeignete Rücksicht genommen, Im Uebrigen haben bei der Verordnung die in der Rhein = Provinz

bilde es Einrichtungen der Civi -Register wesentli zum Vor- bilde gedient. chtungen der Civilstands-Register wesentlich z

, Provinz Schlesien. Auf die von dem Fürstbischof von Diepenbrock in Breslau wiederholt eingereihten Gesuche um Begna- digung der tarnowißer Tumultuanten hat Se. Majestät der König

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in einem Allerhöchsten Handschreiben vom 10. Februar den Fürstbischof zu benachrichtigen geruht, daß zwar keine völlige Begnadigung der Verurtheilten, aber eine Milderung der verhängten Strafen in fol- gender Weise eintreten solle: was ad 1) die als Anstifter des Tu- mults anzusehenden Personen anlangt, \o soll die auf sehs- resp. fünfjähriges Gefängniß oder Zuchthaus lautende Strafzeit auf ein Zahr resp. neun Monate Gefängniß ermäßigt werden ; was 2) die- Jenigen dreizehn Judividuen betrifft, welche gefährliche Werkzeuge oder Steine getragen, resp, mit leßteren geworfen haben, so is die a) wider drei Personen zuerkannte Zuchthausstrafe von vier und drei Jahren in \echsmonatlihes Gefängniß, b) die wider eine Person verhängte achtzehnmonatliche Strasfeinstellung auf vier- monatlihes Gefängniß, c) die gegen zwei Personen erkannte 1- und 2jährige Zuchthausstrafe auf Zmonatliches Gefängniß, d) die wider 3 Personen verhängte Z3jährige, resp. 6monatliche Zuchthausstrafe in 6wöchentlihes Gefänguiß, e) die wider 4 Personen zuerkannte Zucht- hausstrafe, soweit sie noch uit verbüßt ist, erlassen; 3) in Ausehung derjenigen 10 Personen, welche dur aufregendes Geschrei den Tu- mult befördert haben und welche zu 6monatliher Zuchthausstrafe, resp. 3 Monat und 8 und 4 Wochen Gefängniß verurtheilt wurden, ist die Strafe in 6wöchentliches, 4wöchentliches, 14tägiges und Stägi=- ges Gefängniß ermäßigt worden ; 4) was diejenigen Personen anlangt, welche sih bei dem Tumult von der Obrigkeit nicht haben fortweisen lassen, so is die 4wöchentlihe Gefängnißstrafe auf 14tägige Dauer, in Betreff Anderer die 4wöchentliche und 14tägige Gefängnißstrafe auf 3tägige Dauer herabgeseßt, der Pfarrer Schneidersky aber von jeder Kostentragung befreit worden.

S r aur cth

Paris, 6. April. Die Deputirten-Kammer hat in ihrer heu tigen Sibung mit großer Majorität beschlossen, daß der Antrag des Herrn Chapuys de Montlaville in Betreff des Zeitungs - Stempels in Berathung genommen werden solle, und denselben sogleich dersel- ben Kommission überwiesen, welche einen ähnlihen Antrag der Her ren Emil von Girardin und Glais Bizoin zu prüfen hat.

Graf St. Aulaire is gestern von London hier eingetroffen und hat sogleich eine Audienz beim Könige und eine Unterredung mit Herrn Guizot gehabt.

Herr Guizot soll dem Fürsten Metternich eine Denkschriftd es Herrn Bois le Comte, französischen Gesandten in der Schweiz, über die von Seiten Frankreichs in den Angelegenheiten der Eidgenossen- haft zu beobachtende Politik übersandt haben.

Herr Bancroft, Gesandter der Vereinigten Staaten in England, bekannt durch sein Werk über die Geschichte der nord = amerikanischen Union, is in Paris angekommen, Herr Richard Rush hat, als Ge- sandter der Vereinigten Staaten in Frankreich, die Stelle des Herrn King eingenommen. Herr Rush i} einer der ältesten amerikanischen Diplomaten z schou 1824 repräsentirte er die Vereinigten Staaten in England. i ;

Der Gemeinde - Rath von Paris hat entschieden, daß, um die

Versorgung der Bevölkerung mit Brod möglichst zu sichern, außer den 107,000 Säcken Mehl, welche das Bäkergewerk stets auf den Reservespeichern und in der Halle liegen haben muß, noch weitere 54,000 Säte Mehl als Reserve in den Magazinen aufgespeichert werden sollen. Die seit vierzehn Tagen im Akerbau-Ministerium ein- getroffenen Nachrichten sollen dem Sinken der Kornpreise günstig sein. Der Erzbischof von Rouen läßt seit einiger Zeit täglich 500 Pfund Brod unter die Armen vertheilen. Die philanthropische Gesellschaft zu Paris, die seit dem ‘Eintritt des Winters schon über eine Million Sypeiseportionen vertheilt hat und gewöhnlich Ende März mit ihren Spenden aufhört, hat diesmal beschlossen, dieselben den ganzen April hindur fortzuseßen. Der National tritt den beunruhigenden Ar- tifeln des Journal des Débats über die Lebensmittel-= Frage mit folgenden Bemerkungen entgegen: Das ministe- rielle Blatt sei öfter in solhe Fehler verfallen und habe selbs eingestanden, wie durch die Unvorsichtigkeit seiner Patrone das Getraide 20 Fr. für das Hektoliter höher stehe, als der Fall gewesen sein würde, hätte man zu rechter Zeit die nöthigen Maßre- geln getroffen. Was die vom Journal des Débats vorgeschla- gene Verlängerung der freien Getraide - Einfuhr auf ein Jahr be- treffe, so habe es nicht solche Eil damit, da Polen, Südrußland und Nord-Amerika noch mehr Getraide zu entbehren hätten, als man irgend bedürfen werde. Jn Frankreih würden in Folge des Kar-= toffel-Mißwachses die Getraidepreise in diesem Jahre allerdings noch ziemlich hoch bleiben und eine sehr reihlihe Aerndte nöthig sein, um alle Befürchtungen für die Zukunft zu beseitigen. Wenn aber die Getraide-Einfuhr nur sehs Monate länger frei bliebe, so sei dies hinreichend, um alle Besorgnisse zu verscheuchen ; dadurch allein wür= den die Getraide-Spekulanten veranlaßt werden, ihre Vorräthe eher zu veräußern, indem sie sonst bedeutende Konkurrenz zu gewärtigen hätten. Die Nachrichten aus Algier gehen bis zum 27. März, aus Oran bis zum 24, desselben Monats, Marschall Bugeaud war ganz hergestellt und hatte Ben-Salem versprochen, das nun unterworfene Kabylen-Gebiet zu besuchen, Dieser Zug, auf welchem den Marschall 8000 Maun begleiten werden, sollte am 8. April stattfinden. General Bedeau hat zugleih den Befehl erhalten, von Konstantine mit 7000 Mann auszurücken, so daß beide Kolonnen in Kabgli-n zusam- menträfen, Diese friedliche, aber doch imposante Demonstration soll dazu beitragen, die neu unterworfenen Stämme in ihren friedfertigen Gesinnungen zu bestärken. Marschall Bugeaud scheint seine Reise nah Paris vor der Hand ganz aufgegeben zu haben.

Großbritanien und Irland.

London, 3. April. Es bestätigt sich, daß Graf von Saint- Aulaire seinen hiesigeu Botschafter = Posten aufgiebt, Gestern hatte er eine sehr lange Unterredung mit Lord Palmerston, wahrscheinlich die leßte vor seinem Abgange. Man nennt als seinen Nachfolger außer dem Baron von Barante auch den Herzog von Noailles.

Uebermorgen wird der amtliche Bericht der Staats - Einnahmen für das abgelaufene Quartal aufgemaht werden, und, wie es heißt, soll der Mehrertrag der Zoll- und Stempel = Einnahme sehr bedeu- tend, überhaupt das Resultat sehr günstig sein.

Der Sun von gestern Abend enthält die ihm mit Expressen von Portsmouth zugekommene Nachricht, daß dort und in Woolwich ge-= stern Morgen Befehle zur unverweilten Einschiffung eines Bataillons Marine-Soldaten nach Lissabon eingetroffen, und daß diese Truppen am Nachmittag in der Dampf-Fregatte „Sidon‘/ abgegaugen waren, die nach Ausschiffung derselben unverweilt nah England zurückkehren Ie: Man glaubte, nach Plymouth und Chatham wären ähnliche

efehle ergangen, und nimmt an, daß es in Folge eines Wunsches der Königin von Portugal geschehen sei, dem so gefährlichen, sich hin- ziehenden Bürgerkriege dort ein rashes Ende zu machen.

Belgien. - :

Brüssel, 7. Apr. Die Raths-Kammer zu Brügge hat die gegen Herrn Bandecasteele erhobene Anklage als unbegründet ver= worfen und. dessen Freilassung verfügt. Die Klagepunkte gegen ihn waren: 1) daß die Vertheilung seines Sendschreibens unter das Volk die Aufregung herbeigeführt, welche die Unruhen in Brügge veran-

Mail. 1085.

laßt hatte; 2) daß er sehr unvorsichtige Aeußerungen gethan, indem er gesagt habe, daß man in kurzem zu Brügge plündern werde, was auch eingetroffen sei. Uebrigens heißt es, daß der Angekla te auf= richtiges Bedauern darüber zu erkennen gegeben, sein SeiElibreiben in flämisher Sprache, der Sprache des Volks, abgefaßt zu haben, und daß er ein zweites, das er zu veröffeni,,.hen im Begriff gestan- den, deshalb auch zurücgehalten habe. i

Die Preise des Getraides sind endlich auch auf den Märkten von Antwerpen und Löwen, so wie auf denen von Brüssel und Gent, gefallen.

andels - und LBörsen- achrichten.

Berlin, 10. April. Jun Folge niedriger Notirungen von London

den ó6ten d. M. waren die Course unserer Eisenbahn - Actien niedriger als gestern; doch blieb die Börse ziemlich fest. i Roggen loco von 87—92 Rthlr. nach Qualität, 872 bez,, \{wimmende Ladungen 87—88 geboten z p. April /Mai 84 a 832 bez. u. Dn, d. ZUnti bis Juli 76—77 bez, Zuli /Aug. 73 zu machen, Rüböl 10% Rthlr, Brf., 105 Geld loco u. p. Maiz p, Sept, /Okt. 115 bez. u. Brf.

Beriiner Bars Den 10. April 1847.

Pr. Cour. Ï ¿ Pr. Cour. Actien. S : Brief. | Geld. Brief. | Geld. | Gem

Fonds.

\ St. Schuld-Sch. |35| 927 | 91% [Bel Potsd.Magdb./4| 914 | Prämien-Scheine do. Prior. Oblig. 4 | 91 « | d. Seeh, à D)T. 95 943 do, do. da. |5| _—| L | B.-St.E.Lt.A.u.B.|—| 1085 | |

Bonn-Kölncr Esb.| & | |

Br.-Schw.-Frb.E. | | |

|

Kur- u. Neumärk. Schuldyverschr. |- 91 Berliner Stadt- Obligationen |: 937 Westpr. Pfandbr. \35| 93% Grossh. Pos. do. | ch 1024 do, do. |:37 92 Ostpr. Pfandbr. |33 97 Pomm. do. 37 95 Kur- u. Neum, do. |:37 Schlesische do. |:

do. do. Prior.Obl./4 | - ICöln-Minden. v.e.| - Düss. Elb. Eiseub.|—| do. do. Prior. Obl. | 4 | Magd.-Halbst.Eb.| Mgd. Lpz. Eisenb. | | do. do. Prior. Obl. | 4 | Niedersch.-Märk.| 4 | do. v. Staat ga- do. Prorität|/ 4 | rantirt. Lt. B. do. Priorität) 5 | Nied.-Mrk. Zwgb./| 4 es do. Priorität 4 5| 13!7[0b.-Schles.E.L.A| 4 | do. Prior. | 4 | —_— j do. I B | Rhein. Eisenb, | do. Stamm-Prior. | Actien. | (voll eingezahlt) 4 | Brl. Anb. Lit. A.|\- -| 1114 | 1103 do. do. Prior. Obl.| 4 | do. do. Prior. Obl. á | —— _—— do.v. Staat garant. 3;

Berlin-Hamb. 107 | do. Priorität|4{| 965 | 965 [Wilb.-B. (C.-0.) |4|

M

Gold al marco. Friedrichsd’or. And. Gldm, à 5Thb.

Disconto.

|

Thüringer 14)

Pr. Cour. | Thlr. zu 30 Sgr. | Brief. | Geld.

| 1403 | 1395 | 150% | 149% | 1492

W eceheeti- Coura

Kurz

Amsterdam | 2 Mt. | l |

i Hamburg. « + «0400000006000 300 Mk. O ¿Cd Ca G S I 0GCCHE 300 Mk. London : I Lst. S «dée édeos R E I C 300 Fer. Wien in 20) Xr Augsburg

Kurz 2 Mt.

3 Mt. 16 2026 20% 2 Mt. 179% | 49

211. |

I | 2 mt. | 1015 | 2 Mt. | 8 Tage |

2 Mt | | 99% 2 Mt, 56 14/56 10 | 108% | 1083

Breslau 100 Thlr. - | - | 904 Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss» 100 Thlr. S

Fraukfurt a. M. südd. W. -----ch--.-- 16:0 FI.

100 SRBI. 3 Wochen

Petersburg «o. co ooo o o oooooo Auswärtige Börsen. Frankfurt a. M., 7. April. 5% Met. 107%. 7 Bank=-A ctien p. ult, 1908. 6. Bayr. Bank-Actien 668 Be. Hope 873 G. Süiegl. S7T5 G. lot. 58 e. 57 E Poln. 300 Fl. 964 Br. do. 500 Fl. 79%. #. i Hamburg, S. April. Bank-Actien 1590 Br. Engl. Russ. 106 G.

Paris, 9 April. 5% Rente fin cour. 116. 70. 3% do. fin cour. 78. 70.

Neapl. —. 3% Span. —. Pass. —.

W en, Ta A pril, 5% Met. 1073, 4% do. 987, 3% do. 70%. Bank- Actien 1592. Anl. de 1834 153%. de 1839 1195. Nordb. 171. Gloggn. 121%. Livorn. 92%. Pest. 9827. Budw. —,

Mit Bezugnahme auf die unterm 9ten v. M. an die geehrten Mit- bürger Berlins durch die öffentlichen Blätter im Juteresse der hiesigen ver- schämten Armen gerichtete Bitte, erlaubt sich der unterzeichnete Vorstand ganz ergebenst anzuzeigen, daß die Ausstellung und der Verkguf der zum Besten der bezeichneten Armen eingegangenen Gegenstände am 12ten d, M, in dem gütigst eingeräumten Saale des Niederländischen Palais, Eingang Behrenstraße Nr. 42 eröffnet, und damit bis inkl. 20sten d. M., in den Stunden von 11 Uhr Vormittags bis 4 Uhr Nachmittags, fortgefahren werden wird,

Jndem der Vorstand noch bemerkt, daß er theils zur Deckung der ge- habten Nebenkosten, theils zur besseren Erreichung des gestellten Zieles die Einrichtung getroffen hat, daß jeder die Ausstellung mit seinem Besuche Beehrende ohne der Wohlthätigkeit Schranken zu seßen um ein Entree von 5 Sgr, gebeten werden wird, bittet derselbe, in Berücksichtigung des wohlthätigen Zweckes, um recht zahlreichen Besuch.

Berlin, den 7. April 1847. ;

Der Vorstand des Frauen-Vereins zur Unterstüßung vershämter hiesiger Arme.

Äonigliche Schauspiele.

Sonntag, 11. April. Jm Opernhause. 44ste Abonnements-Vor= stellung: Die Krondiamanten, komische Oper mit Tanz in 3 Aken, von Scribe. Musik von Auber, (Dlle. Polin wird hierin wieder auftreten. Anfang halb 7 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden hohen Opern=

s-Prei ¿rfauft :

C C ba Logen des Prosceniums, des ersten Ranges, im ersten Balkon und zur Tribüne 2 Rthlr, Ein Billet im Parquet 1 Kil 15 Sgr. Ein Billet in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Billet in den Logen des dritten Ranges, im Balkon daselbst und im Parterre 20 Sgr. Ein Billet im Äm- phitheater 10 Sgr. Ein Billet in den Fremden-Logen 3 Rthlr.

Im Schauspielhause. 57e Abonnements - Vorstellung: Der Spieler, Schauspiel in 5 Abth., von A. W. Jffland.

Montag, 12. April. Jm Schauspielhause. 58ste Abonnements- Vorstellung: Die Karlsschüler, Schauspiel in 5 Abth., von H. Laube.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W. Zinkeisen, Im Selbstverlage der Expedition.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober -Hofbuchdrukerei.

Beilage

„Mg 100.

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Beilage zur Allgemeinen Preußfishen Zeitung.

Sonntag den Lln April.

Inhalt. Inland, Streiben aus der Provinz Sachsen. (Wohlthätigkeit) Deutsche Bundesstaaten. Königreich Württemberg. Getvit- tersturm. Großherzogthum Baden. Ernennung. Freie Stadt Bremen. Hafenbauten. Frankreich. Schreiben aus Paris. (Neuer Zollgeseß - Entwurfz Ver- bot der Annahme mexikanischer KaperBriefe und Naturalisations-Urkunden.) Großbritanien und Jrland. London. Die Botschaft des Dik- tators Nosas über die auswärtigen Beziehungen von Buenos-Ayres, Türkei, Konstantinopel, Verordnung in Betreff der Verwaltung der griechishen Gemeinde - Angelegenhëiten. Naturwissenschaftliche Sammlungen. ; Vereinigte Staaten von Nord - Amerika. London. Verun- glückung des britischen Postdampfschiffes „Tweed““, Nachrichten vom Kriegs\chauplay in Mexiko. | S Schwerin. Eröffnung der Schwerin - Hagenower Eí- enbahn.

Sl

X Provinz Sachsen. Mühlhausen, Anfangs April. Selten erlebten wir einen so bösen langen Winter mit massenhaftem Sneetreiben und stürmischem scharfen Gestöber, wodur die Pas= sagen wiederholt unterbrohen wurden. Das ungetüme Wetter kostete sogar 6 Menschen das Leben, Der Arbeitsmangel war groß. Außerhalb der Werkstätten und Fabriken verhinderte die Witterung fast jede Beschäftigung. Dabei war eine große Theurung der Lebensmittel eingetreten. Jn den 4 Monaten vom Dezember bis Mârz hat hier durchschnittlih der Scheffel Roggen 3 Rthlr. 2 Sgr. E Preis der Kartoffeln stieg auf 1 Rthlr. und höher,

ie Ausfuhr war gleichwohl bedeutend, nah dem Cichsfelde, dem thüringer Walde, dem Hessenlande und weiter. Jeßt is der Korn= preis auf 3 Rthlr. 20 Sgr. gestiegen. Diese Zeiten geboten außer=- ordentliche Hülfsmaßregeln, die von Behörden, Vereinen und vielen wohlgesinnten Einwohnern bewerkstelligt wurden. Wenn es die Witterung nur gestattete, gab die Behörde Gelegenheit zur Arbeit. Die Verfüllung, Plauirung 2c. des Kilianigrabens, Pflastersteinbrüche, Bearbeitung von steinernen Wasserrinnen, Baumschul-Vorrichtungen be- gannen schon im Februar, die Fortsebung der eisenacher Kreis-Chaussee im März; der Ausbau der Markt- und Kommerzial=Straßen nach Sondershausen und dem Ober - Eichsfelde ward eingeleitet. Die Armen = Kommission dehnte ihre Unterstüßungen beträchtlich aus und die Stifts - Verwaltun hat sich die Beschaffung der Fonds zu den die Etats weit übersteigenden Ausgaben angelegen sein lassen. Während sonst in den Monaten Januar, Februar und März 80 bis 100 Armenfamilien mit Gesuchen um Hülfe einkamen, waren es dies= mal 205 Posten, denen, statt wie früher mit 800 und 900 Rthlx., im ersten Quartale mit 1300 Rthlr. beigestanden wurde. Außerdem theilte die Kommission Kleienbrodte und Kartoffeln, zum Werthe von circa 700 Rthlr., an die Stadtarmen aus und brachte dabei ein Opfer von 225 Rthlr. Daneben war das Stadt-Kranken=, Arbeits- und Wai= senhaus stärker als sonst beseßt. Die unter dem Schuße unserer allgeliebten Landesmutter, Allerhöchstderen Genesung ein Festtag war, stehende Elisabeth - Anstalt mit der Kinderwarte öffnetè ihre Thür vielen armen Kleinen. Der strebsame Vorstand war in seinem ge- segneten Wirken unermüdlih; aus Erkenntlichkeit wurden ihm außer den Geldbeiträgen weibliche Arbeiten dargebracht, die einen Erlös von circa 200 Rthlr. ergaben. Auch hat sich eine Actien-Brod= Bäckerei mit Suppen-Küche aufgethan, die ohne irgend einen Vor= theil, nur gegen die baaren Auslagen, mehr als 60 Familien seit Mitte Dezember Beistand leistete. Ein besonderer bürgerlicher Hülfs-Verein ist auf Anrufen des Magistrats ins Leben getreten ; er hat allen Bedrängten, die nicht zu den öffentlichen Almosen - Em= pfängern und zu den Stadt=Armen zu rechnen, wesentliche Hülfe ge= spendet und sich den Dank der ganzen Stadtgemeinde erworben. 600 Familien oder 2509 Personen haben vom 4. Januar bis Ende März d. J. 122,660 Pfund Brod und circa 39,222 Quart Suppe empfangen. Die Stadtbehörde hat die bauliche Einrichtung der großen Suppen-Anstalt, Lokal und Holz beschafft ; von den Einwohnern sind, außer 521 Rthlx. unverzinslichen Vorschüssen, an Geschenken 1400 Rthlr. ein= gegangen. Dabei haben wir sehr wenig Verbrechen, ja selbst weniger als ín anderer Zeit zu beklagen. Dieser Thatsache gegenüber, darf man sich von den böswilligen Ürtheilen derer nicht täuschen lassen, die das Schreckbild wachsender Massen-Verderbniß und Massen-Verar-= mung absichtlih hervorziehen, um darauf die Nothwendigkeit einer totalen Reform unserer socialen Zustände zu gründen.

Unser Hülfs-Verein, dessen Kassenbestand noch circa 290 Rthlr. beträgt, wird sein Werk, namentlich billige Brod = Austheilung, ‘im Monat April, und nah Umständen auch länger fortseßen und dazu eine besondere Beihülfe von 300 Rthlr. aus der Stifts - und Armen-

Kasse erhalten,

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Württemberg. Am Charfreitage hat ein mit Hagel und Sturm verbundenes Gewitter in einem großen Theil des Landes bedeutenden Schaden angerichtet. Der meiste und größte Hagel fiel in den Neckarthalorten, weniger in den Orten der Abhänge des Ramert = Gebirges (zwishen Neckar und Steinlach), des Gäues und der Steinlah. Hier allein dürfte der Schaden an Fensterscheiben über 1000 Fl. betragen, Jn Pfäffingen lug der Blitz in den Kirchthurm, in Baisingen in ein Judenhaus ein, jedoch an beiden Orten ohne zu zünden, In mehreren Orten wurden Personen in der Kirche, wo um diese Zeit der Abendgottesdienst gehalten wurde, von den einspringenden Fen- sterscheiben getroffen und der Gottesdienst dur allgemeines Jammer- Baus gestört. Auf der nahen Weilerburg nahm der Sturm den

avillon fort, der {hon längere Zeit manch" heftigem Sturm getrotzt hatte, Die Obstbäume, namentli Birnen, die hon ziemli vorge- rüdt sind, haben Schaden gelitten. Die Windrichtung war westlich. Jn Nürtingen waren die Straßen mit Dachziegeln wie besáet,

Schornsteine wurden um estürzt und auf dem F i är Obsibätine entwur.eli. gestürz f dem Felde die stärksten

Großherzogthum Baden. Se. Königl, Hoheit der Sas hat dem Präsidenten des Justiz-Ministeriums- Geheime : A Ja , die wegen leidender Gesundheit nachgesuchte Verseßung s en ne, unter Bezeugung besonderer Anerkennung seiner E „angsährigen Dienste, bewilligt und die hierdurch er- edigte Stelle eines Frefate Ministeréal-Présidenten dem Ober-Hofge-

richts-Vice-Kanzl 6 p a E Trefurt, unter Ernennung desselben zum Stagts-

Freie Stadt die beabsichtigte Vergrößge ten mentlich die Anlegu damit die amerikanis

Ht9-) u Sus auf remerhaven, und na- e großen Schleuse, welche nothwendi wird, t: Dampfschiffe in den Hafen gelangen oen,

sind bereits mehrere Vorschläge gemacht und von Sachverständigen geprüft worden. Ein von dem Maschinenmeister Kirhweger in Han- nover angefertigtes Modell zu einer Schleuse hat das Eigenthüm- liche, baf die Gteen «Abch vermöge eines in jedem derselben angebrachten Lichters, d. i, eines ringsum verschlossenen Kastens, von dem Wasser getragen werden, dadurch wird jedes Thor wie ein Schiff {hwimmend um eine Achse leichter bewegt werden können.

MLaRALr eid.

ck= París, 5. Apr. Das vom Ministerium der Kammer vor- gelegte neue Zollgeseb wird vorzüglih in den Seehäfen einen gün- stigen Eindruck de Se Es ist bekannt, welche s{limme Rüd- wirkung die bestehenden hohen Zölle auf die Einfuhr des fremden Eisens, des Flachses, Hanfs und anderer zum Bau oder Ausrüstung der Schiffe nothwendigen Rohstoffe auf die französishe Schifffahrt überhaupt haben. Den allseitigen Klagen der Seehäfen über diesen Uebelstand sucht nun die Regterung durch das vorgelegte Geseß zu begegnen. Nach einer Bestimmung desselben soll Stangeneisen, Kupfer und Zink in rohem oder shon gewalztem Zustande, so wie Flahs und Hanf, die zur Verfertigung der Gegenstände bestimmt sind, welhe zum Bau oder zur Ausrüstung der französishen Handels- Schiffe dienen, zollfrei zugelassen werden, jedoch mit der Verbindlich= feit des binnen einem Jahre zu lieferuden Nachweises, daß die besag- ten Artikel wirklich zu der angegebenen Bestimmung verwendet worden sind. Dieselbe Vergünstigung soll auch dem Eisen- bleh und anderen zum Bau eiserner Schiffe bestimmten Artikeln gewährt werden. Königliche Verordnungen werden die Natur und Bedingungen der zu liefernden Nachweise näher be- stimmen. Die Fassung dieser Bestimmungen läßt keinen Zweifel zu über den Geist, der sie eingegeben hat. Jm speziellen Interesse der Schifffahrt und genau bemessen nach dem Bedürfnisse derselben wird eine Aenderung an gewissen Artikeln des Tarifs vorgenommen und die erste Anwendung des Grundsates der Zollfreiheit gemacht, Es cheint also daraus der ernstliche Wunsch der Regierung hervorzuge- hen, die Schifffahrt aus dem Zustande der Herabgekommenheit, in welchem sie gegenwärtig gewissermaßen uur vegetirt, wieder zu erhe- ben und die Seemacht Frankreichs wieder emporzubringen durch Ent- wielung ihrer Elemente und Hülfsquellen. Is dies wirklich der die Regierung leitende Gedanke, so hat die Maßregel eine unbestreitbare politische Bedeutung und möchte wohl nur als ein erster Schritt an- zusehen sein, dem noch manche andere im gleichen Sinne folgen dürf= ten, Wie dem auch sei, durch Gestattung der zollfreien Einfuhr der zum Schiffbau nöthigen Stoffe wird diesem eine beträchtliche Erspar= niß möglih werden, die nur vortheilhaft rücwirken kann auf die Schifffahrt des Landes überhaupt.

Gleich der englishen Regierung hat nun auch die französische ihren Landes-Eingeborenen förmlich verboten, die Kaper = Briefe und Naturalisations = Ürkunden anzunehmen, welche die mexikanishe Re= gierung in großer E in den englischen, spanischen und franzö= sischen Häfen hat vertheilen lassen, um daselbst Ausrüstungen von Kaper-Schiffen zu bewirken, welche auf die nordamerikanischhen Han= dels\hife Jagd machen follen. Die Beweggründe zu diesem Ver-= bote sind folgendermaßen von der Regierung felbst angegeben: „Nach einem von Frankreih anerkannten und durch alte Verträge, nament-= lih durch den von 1778 mit den Staaten Amerika?s abgeschlossenen und besiegelten Prinzip, können die Unterthanen einer neutralen Macht, Ausnahmefälle abgerechnet, über welhe der Souverain Richter bleibt, keine Ausrüstung zum Jagdmachen vornehmen oder befehligen aus Auftrag einer im Kriegs= Zustande befindlichen Macht, Die Regie- rung des Königs hat beschlossen, jeder etwanigen Annahme von me- xifanischen Kaper=Briefen in unseren Häfen vorzubeugen, und verhängt daher ein ausdrücklihes Verbot der Annahme von solchen.‘ Alle See- Präfekten haben, auf die vom Ministerium an sie ergangenen Weisung, diese Verwarnung den Handels-Kammern zugehen lassen und rufen dabei die strafgeseblichen Verfügungen in diesem Betreff ins Gedächt- niß zurück, Der Artikel 3 des Geseßes vom 10, April 1825 lautet: ¡Zeder Franzose oder naturalisirte Franzose, der ohne Ermächtigung des Königs von einer auswärtigen Macht den Oberbefehl über ein zum Jagdmachen ausgerüstetes Seeschiff übernimmt, soll als Seeräu- ber verfolgt und vor Gericht gestellt werden und verfällt nah Arti- kel 7 des Gesebes der Strafe der Einsperrung.“ Ferner verordnet der Artikel 21 des Titels 18 der noch gültigen Königlichen Verord- nung vour 31. Oktober 1784, daß Seeleute, die in Friedenszeit ohne Erlaubniß auf ausländischen Schiffen dienend befunden werden, zu funfzehntägigem Gefängnisse verurtheilt, auf den niedrigsten Sold her- abgeseßt und außerdem noch außerordentlicher Weise zu einem zwei= jährigen Dienste mit nur der Hälfte jenes niedrigsten Soldes ange- halten werden sollen. Endlich bestimmt der Artikel 17 des Civil- Gesebbuhs: „Die Eigenschaft als Franzose geht verloren dur den Erwerb der Naturalisirung in einem fremden Lande.“ Unter solchen Umständen is \{werlich zu glauben, daß \ich in Frankreich bereit- willige Abnehmer der mexikanischen Kaperbriefe finden werden.

Großbritanien und Irland.

London, 3, April. Ein Korrespondent der Times aus Monte- video theilt die sehr ausführliche Botschaft mit, dur welche am 27, De- zember v. J. der Diktator Rosas die 24ste Legislatur von Buenos-Ayres eröffnet hat. Es finden sich darin mehrere bemerfenêwerthe Andeutungen über die auswärtigen Beziehungen von Buenos=Ayres, namentlich iu Folge der bewaffneten Intervention Englands und Frankreichs im lebtver- flossenen Jahre, so wie der fehlgeshlagenen Unterhandlungen des englischen Abgeordneten, Herrn Hood. In leßterer Beziehung heißt es in dieser Botschaft: „Die Regierung verläßt sich mit danfbarem Bertrauen auf die Rechtlichkeit der Regierungen von Großbritanien und Frankreich. Sie hofft, daß dieselben, beseelt von dem Wunsche nach einem den Interessen Aller entsprehenden Friedens\{lusse, die von Herrn Hood eingeleiteten Unterhandlungen fortführen und die Hindernisse beseitigen werden, welche dem günstigen Erfolge der Mission von Seiten der Gesandten Englands und Frankreihs in Montevideo in den Weg gelegt worden sind. Daß die englischen Regimenter, welche der Gesandte Ihrer großbritanischen Majestät ihrer ursprünglichen Bestimmung entzog, aus jener Stadt hinwegge- zogen worden sind, daß der Contre-Admiral Jnglefield von dem Kom= mando der britischen Station im Platastrome entfernt worden ist, und daß man den Befehl über dieselbe dem dur ehrenwerthe Ante- cedenzien in den Plata-Staaten bekannten Commodore Sir Thomas Herbert übertragen hat, sind Ereignisse, welche übereinstimmend dazu dienen, die Hoffnungen der Regierung als wohlbegründet zu rehtfer= tigen. Es ist derselben eine große Genugthuung, Jhnen mittheilen zu können, daß sch in Europa und Amerika lebhafter Tadel der englisch - französishen Intervention kundgegeben hat. Ein so gerechter Ausspruch hat die moralishe Kraft der legalen Re- gierungen am Plata verstärkt,“ Mit dem spanischen Ge

neral - Konsul in Buenos = Ayres hat ein lebhafter Notenwe sel über den erzwungenen Dienst spanischer Ywerihguen im argentini= hen Heere stattgehabt, und es scheint dieser Streit noch nit beiz elegt zu sein. Zugleich wird die von Spanien beabsihtigte Flores- Expedition als ein unverantwortlihes Attentat gegen die Würde und Freiheit der amerikanischen Staaten lebhaft getadelt. Aus Schweden is die Ratification der Anerkennung der argentinischen Republik, über welhe mit dem s{chwedischen See-Capitain Klint unterhandelt worden war, eingetroffen. Mit Brasilien haben leh= hafte Differenzen über die Anerkennung der Unabhängigkeit von Paraguay, über Gebietsverleßungen und die von Brasilien an England und Frankreih gerihtete Aufforderung zur Juntervention - in dem Streite der Plata = Staaten stattgehabt. Die Regierung von Peru hat auf Veranlassung der Flores - Expedition ihren Antrag auf BANL eines Kongresses zur Ordnung und Konsolidirung der Verhältnisse der amerikanishen Freistaaten erneuert u. st. w, Der zweite Theil der Botschaft behandelt die Ereignisse, welche im Jnnern der argentinischen Conföderation Linden ha- ben, wobei insbesondere des von Rosas so hartnäckig bekämpften Be= strebens gedaht wird, seine Unabhängigkeit zu bl vtén und si nicht in- die Conföderation P ANEneN zu lassen. Jn dem Be- rihte über die inneren Verhältnisse von Buenos-Ayres selbst nehmen die Finanzen die Hauptstelle einz es geht daraus unter Anderem hervor, daß die Voranschläge für 1847 in runder Summe 58,720,000 Doll, (Papiergeld), die in Aussicht stehende Einnahme nur 15,495,000 Doll. beträgt, also ein Defizit von mehr als 43,000,000 Doll. zu erwarten ist. Rosas {ließt seine Botschaft wie gewöhnlih mit der Erklärung, daß er sein Amt nicht länger führen könne, sondern das- selbe in die Hände der Repräsentanten der Nation zurüdgebe.

TULRKEL

Konstantinopel, 22. März. (J. de Const.) Am 46. März wurde der griechische Patriarh zu dem Minister der auswär= tigen Angelegenheiten beschieden, um (wie bereits erwähnt) die Ver=- lesung des Kaiserlihen Bujuruldi zu vernehmen, durch welches die weltlihen Notabilitäten berufen werden, um an der Verwaltung der Angelegenheiten der griehischen Gemeinde in Konstantinopel Theil zu nehmen, Jn Begleitung des Prälaten befanden sih einige Mitglie- der der Synode, nebst dem Fürsten von Samos, dem Logotheten, den Herren Misse Yani und Lazaraki, Die Pforten-Urkunde bemerkt in ihrem Eingange, daß die von den verschiedenen ottomanischen Sou- verainen der griechishen Gemeinde und threm Kirchen - Oberhaupte bewilligten Privilegien und Vorrechte in voller Kraft bleiben. Daß ferner die zahlreichen Beschwerden, welche von Zeit zu Zeit aus den Provinzen gegen die griechischen Bischöfe einlaufen, dem per Bee zugewiesen werden, damit denselben abgeholfen werde; daß aber diese Maßregel bisher dem Uebel nicht abgeholfen habe, was zum Theil daher komme, daß bei den Wahlen der Bischöfe stets Verkäuflichkeit und Bestechung einwirkten, Dem vorzubeugen, befiehlt die Pforte.

Der Kirchen-Chef und die heil. Synode sollen über alle Angele- genheiten der Gemeinde, die öffentlichen Kassen, die Spitäler, die Schulen, die hier und in den Provinzen befindlichen Bischöfe, so wie

die Notabilitäten der Nation, zu Rathe ziehen, ohne daf diefes die besagten Privilegien shmälere. Was die hostehenden Mitglieder der Geistlichkeit betrifft, welche die Patriarchenstelle bekleidet haben, so befiehlt der Sultan, da mancher unter ihnen s\ich in dürftigen Um- ständen befinden könne, daß ihnen entweder durch Ertheilung einer Diözese oder in einer anderen Art ein Subsistenzmittel geboten werde. Zum Schlusse heißt es darin, daß die Vforte über die von dem Patriarchate in dieser Angelegenheit ergriffenen Maßegeln einen Bericht erwartet.

In Folge dieser Eröffnung wurde am Donnerstage darauf im Patriarchate eine zahlreiche Versammlung abgehalten, wobei der Pa= triarh eine einleitende Rede hielt, nah deren Beendigung der Logo= thet die Großherrlihe Verordnung ablas. Auf die vom Ersteren für den Monarchen vorgelesenen Gebete erhob sich der ehemalige Pa= triarh Gregorius und hielt einen Vortrag, worin er dem Sultan für seine Fürsorge zu Gunsten der griechts{en Kirche und der abge- tretenen Patriarchen dankte. Mehrere Anträge über die Berechtigung zur Abstimmung der weltlichen Gemeindeglieder bei den bischöflichen Wahlen fanden starken Widerspruch von Seiten des Klerus. Man fam endlich über diese so wie über mehrere andere Punkte darin überein, daß die Gegenstände der Verhandlung erst von einer dazu zu ernennenden Kommission ausgearbeitet werden sollen; die bevor- stehenden Osterfeiertage dürften Übrigens eine Vertagung der Arbeiten herbeiführen, Mittlerweile wurde eine Dank-Adresse an die Pforte über diese neue Verfügung votirt.

Die in der medizinischen Schule von Galata Serai bestehenden zoologischen, mineralogischen und botanischen Kabinette haben si seit kurzem ansehnlich vermehrt. Der Direktor dieser Anstalt, Jsmail Bey, 1 eifrig bemüht, daß zu den bisher meistens vom Auslande gekommenen Sammlungen auch Gegenstände hinzukommen, welche der Boden der Türkei selbst hervorbringt. Zu diesem Ende haben auf s Veranlassung bereits mehrere kleine Expeditionen, namentlih im Fache der Botanik und der JOthyologie, stattgefunden. So hat der Professor Noé eine Reise nah den Donaugegenden zur Sammlung der dort einheimischen Fische und später eine andere nach Brussa un= ternommen, um die auf dem Berge Olymp einheimischen anzen zu sammeln. Auch die Gegenwart des gelehrten {hweizer Natur= forschers, Dr. Schwertgenbach, in Konstantinopel if von dem Di- rektor benußt worden, um durch seine Mitwirkung für die Kabinette der Schule von Galata Serai, so wie für jene der neuen Medschidie-Schule, werthvolle Gegenstände zu gewinnen. Schon sind diesem Gelehrten drei der tüchtigsten Zöglinge der erstgenannten An= stalt zugetheilt worden, auch hat man der Expedition, welche zwet Jahre lang die interessantesten und am wenigsten bekannten Gegen- den der Türkei besuchen wird, alle Fischer-= und Jäger - Requisiten, so wie die zur Präparirung und Erhaltung der Objekte nothwendi- gen chemischen Produkte nebst den! Beobachtungs-Jnstrumeuten, zustel- len lassen. Die Kommission wird der Reihe uach Smyrna, Rhodus, Cypern, Syrien, Central - Anatolien und Kurdistan, Palästina und Aegypten erforschen und bis zum persishen Meerbusen vordringen,

Vereinigte Staaten von ord -Amerika,

London, 5. April. (B. H.) Das in Havre angekommene Paketschifff eltimore“ bringt Nachrichten aus New=York vom 10. März. Sie melden, baf das britische Postdampfschis} „Tweed auf der Fahrt von Havana (von wo es am _% ebruar abgegangen war) nah Veracruz und Tampico am 12. Februar an der Nord- Ost-Spie der Alacranes total verunglückt sei, Die Alacranes liegen 70 Meilen von der Küste von Yucatan entfernt, und die erste Nah- rit von dem Unglück gelangte zuerst am 17. Februar nach Cam-

ehe, von wo zugleih Hülfe abgeschickt wurde; auch soll der ameri=

anishe Commodore Connor von Laguna aus ein Dampfschiff nah