1847 / 106 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Uichtamtlicher Theil.

Pa n d.

Provinz Sachsen. Merseburg, Ende März. Aus dem von der Königl. Regierung, Abtheilung des Jnnern, veröffentlichten Berichte über die Resultate der Verwaltung der für die Provinz Sachsen bestimmten Straf - und Besserungs - Anstalt zu Lichtenburg, in welche die sämmtlichen weiblichen Gefangenen, so wie alle jugend= lichen, männlichen Verbrecher bis zum 18ten Lebensjahre, ohne Rük- sicht auf die Strafdauer bei denselben, so wie diejenigen männlichen Gefangenen, welche das 18te Lebensjahr überschritten haben und zu einer Strafe von weniger als 5 Jahren verurtheilt sind, aufgenom= men werden, entnehmen wir Folgendes: l L

Am Schlusse des Jahres 1845 befanden sich in der Anstalt 744 Strafgefangene, unter ihnen 545 männliche und 196 weibliche. Jm Jahre 1846 wurden eingeliefert: 617 Sträflinge, nämiih 470 männliche und 147 weibliche, so daß demnach im Ganzen 1358 Ver- breher im verflossenen Jahre detinirt wurden, von denen die tägliche Durchschnittszahl 722 und zwar 531 männliche und 191 weibliche betrug. Der Abgang bestand dagegen im verflossenen Jahre aus 512 männlichen und 135 weiblichen, zusammen 647 Verbrechern, von denen 9 männliche und 2 weibliche gestorben, 483 männliche und 125 weibliche nah ihrer Heimat entlassen, die übrigen theils begna- digt, theils als Ausländer über die Gränze gebraht worden sind, Es verblieben hiernah am Ende des Jahres 1846 503 männliche und 208 weibliche, zusammen 7141 Verbrecher, die in das Jahr 1847 übergegangen sind, in der Anstalt.

__ Von den 722 durchscnittlihch in der Anstalt befindlih gewesenen Strafgesangenen waren 632 zum vollen, 48 zum halben Pensum beschäftigt, 42 zur Arbeit unfähig. /

Die Hauptbeschäftigungen waren 1) für Rehnung von Fabri= fanten auf Grund abgesclossener Kontrakte: Kattunweben, Wollen= kämmen, Handschuhnähen und Cigarrenwideln; 2) für sonstige Ar= beitsgeber auf Bestellung und für Rehnung des Betriebs-Fonds der Anstalt : Schafwollespinnen auf Maschinen, Leisten und Tapetengarn= spiunen, Tuchwirken, Leinwandweben, Garnzwisten, Seilerei , Feder- reißen, Flachs-, Hanf- und Wergspinnen, Posamentier-Arbeiten, Zeug-= striden, Nähen von Wäsche, Sattler-Arbeiten, Schneider, Schuh= macher und Handarbeiten gegen Tagelohn. Außer den angeführten Beschäftigungen sind auch im Jahre 1846, wie früher alle Feld- und Garten =-, so wie Hausarbeiten, ferner die Mauer- und Zimmerarbei= ten, so weit dies zulässig gewesen, angefertigt worden.

Im Ganzen i} durch die Beschäftigung der Gefangenen ein baarer Verdienst von 23,940 Rthlr. 15 Sgr. 5 Pf. erlangt und überdem noch durch die Arbeiten für die Anstalt 2525 Rthlr. 20 Sgr. verdient worden, wozu noch der Werth der Mehrbestände an vor- räthigen Fabrikaten und bearbeiteten Materialien von 73 Rthlr. 12 Sgr. 10 Pf. tritt, so daß der Arbeits - Verdienst im Ganzen guf 26,539 Rthlr. 18 Sgr. 3 Pf. zu stehen kommt.

Durchschnittlich sind sonach von den arbeitsfähigen Personen guf den Kopf 40 Rthlr. 13 Sgr. 8 Pf. und von den überhaupt in der Anstalt besindlich gewesenen 722 Personen, die nicht arbeitsfähigen

mit eingerechnet, 36 Rthlr. 22 Sgr. 9 Pf. verdient worden. :

Der Gesammt-Betrag aller Kosten stellte \ih auf 49,090 Rthlr. 28 Sgr. 4 Pf., mithin à Person auf 67 Rthlr. 29 Sgr. 9 Pf,, \o daß nach Abrechnung des obigen Verdienstes die Unterhaltungskfosten für jeden Verbrecher in der Anstalt durchschnittlih für das ganze Jahr 31 Rthlr. 7 Sgr. und für den Tag 2 Sgr. 7 Pf. betragen.

X Marienwerder, 9. April. Se. Majestät der König ha- ben der hiesigen Schübengilde eine Fahne zu verleihen geruht, deren Einweihung am 6teu d. M. auf feierliche Weise stattfand. Das Schüßen - Corps versammelte sich in seinem Gesellschaftshause und marschirte mit vollstäudiger Musik des 5ten Kürassier - Regiments um 10 Uhr Vormittags vor das Rathhaus. Dort empfing dasselbe der Bürgermeister Nux und übergab. ihm mit einer Anrede die Fahne, Er erinnerte daran, daß die Gilde Ursache habe, dieses landesvâter= liche Gnadengeschenk als ein theures Kleinod zu halten und als ein solhes den Nachkommen zu überliefern. Ein Lebehoch auf Se. Ma- jestät den König, in welches die Gilde und die sehr zahlrei versam- melten Zuschauer freudig einstimmten, beschloß diese Ueber= gabe. Von hier begab sich die Gilde in die Domkirche, wo der Kon- sistorial-Rath, Dr. Giehlow, die Weihe der Fahne vollzog. Nachdem die Gilde sih auf dem Markte wieder geordnet hatte, zog sie mit der neuen Fahue durch die Hauptstraßen der Stadt nah dem Schüz=

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zenhause, um ein Mittagsmahl einzunehmen, welchem auch die Herren è

Chef-Präsidenten der hiesigen Landes-Behörden, mehrere hohe Beamte und vie!e Bürger beiwohnten. Das \{chöne Fest endete damit, da die Fahne mit Bapttegeitung wieder auf das Rathhaus, ihren Ne bewahrungsort, zurückgebraht wurde.

_ Einige Tage vor diesem Feste zeigte eine Deputation, aus Mit- p-i des Magistrats und der Stadtverordneten-Versammlung be=- chend, den Chef räsidenten der hiesigen Königlichen Regierung und des Königlichen Ober - Landesgerichts, Herrn Freiherrn. von Norden= flycht und Herrn Dr. Fülleborn, ihre Ernennung zu Ehrenbürgern der hiesigen Stadt an und überreichte ihnen die in der hiesigen Hof- Buchdruckerei \{ön lithographirten Bürgerbriese. Beide haben sich längst die aufrichtigste Hochachtung der Bürgerschaft erworben und namentlich die Verdienste des Herrn Freiherrn vou Nordenflycht um die Hebung und Verschönerung unserer Stadt dieselbe zu allgemeiner Dankbarkeit verpflichtet. ch

Deutsche Bundesstaaten.

Großherzogthum Sachsen-Weimar. (Weim. Ztg.) Ihre Königl. Hoheit die Frau Erbgroßherzogin- ist am 12ten d. M. nah dem Haag abgereist, um ihren Königl. Vater auf dessen Wunsch zu besuchen. Die lebten Nachrichten von dort sprechen leider von einer Verschlimmerung in. dem Zustande des hohen Krauken. Der Erb- großherzog begleitete seine Gemahlin bis Eisena und kehrte noch in derselben Nacht nah Weimar zurück.

Oesterreichische Monarchie.

Tien, 13. April. Bei der jn diesem Frühjahre eingetretenen Stockung im Absaße der Manufakturwaaren und der in Folge der- selben in größerem Umfange vorgekommenen Entlassung der Fabrik- Arbeiter, deren Notÿ durch die Theurung der Lebensbedürfnisse noch mehr gesteigert wird, hat der Magistrat beschlossen, auf Kosten der Stadtgemeinde eine öffentliche Arbeit beginnen zu lassen, woran Je= dermaun , ohne Unterschied des Gewerbes, theilnehmen fönute. Zu diesem Ende soll das Terrain, welches hinter dem Bersorgungshause am Alserbache gelegen ist, und auf welchem cine neue Versorgungs und Beschäftigungs-Anstalt errichtet werden soll, insoweit abgegraben werden, als dies die Niveau =- Verhältuisse der neu zu errich- tenden Gebäude nothwendig machen. Die dadurch gewonnene beträchtliche Erdmasse soll zur Regulirung der Währinger Straße ver= wendet werden. Mit dieser öffentlichen Arbei: wurde den 6ten d. M. begonnen, und es werden hierzu vorzugsweise der Hauptstadt ange- hörige Personen zugelassen, welche ohne ihr Verschulden arbeitslos geworden sind, insbesondere aber jene Fabrik-Arbeiter, welche in Folge der in ihrem Geschäftsbetriebe eingetretenen Stockung keinen Erwerb mehr finden können, und sind daselbst bereits 500 Arbeiter be- schäftigt.

Die Pesther Zeitung meldet aus Paks im tolnauer Komitat vom 25. März: „Wer die Donau bereiste, wird wohl das zwischen Paks und dem Dorfe Kömlöd an der Donau hervorragende Ge- birge, unter Anderem auch den sogenannten steilen Schanzenberg, ge fannt haben, Das ganze Gebirge ist mit den herrlichsten Weinreben und Obstbäumen bepflanzt, und der Schanzenberg bot die herrlichste Aussicht auf die jeuseitige Gegend der Donau. Dieser Schanzenberg ist nicht mehr. Am 2Msten Vormittags trieben die hiesigen Fischer noch un- ter demselben ihr Fischerhandwerk, und zwischen 11 und 12 Uhr erscholl es : „Der Schanzenberg i} versunken.“ Die Ursache dieses Phänomens konnte für jetzt noch micht mit Gewißheit ermittelt werden; es war feine Spur von einem Erdbeben, wahrscheinlicher is wohl, daß die Do- nau seit Jahrhunderten den Grund des ihr trozenden Berges un= terminirt und so den Einsturz herbeigeführt hat. Der versunkene Berg hat sih dafür aber auch an seiner Gegnerin gerächt und den Grund der Donau auf mehreren Stellen, und zwar wo diese am tiefsten war, aufgewühlt, wodurch Millionen größerer und kleinerer Steine und Fossilien ans Tageslicht gefördert wurden. Der einst steile Berg bildet. nun ein von vielen tausend Rissen zreklüftetes Ufer, aus denen viele kleinere Quellen in die Donau sprudelud sich ergießen, und die zahllosen entwurzelten Weinreben und Obstbäume liegen nun zerstreut auf demselben umher.“

O O Paris, 12. April. Vorgestern war großes Diner in den Tuilerieen, zu welchem auch der Marquis von Normanby und seiué Gemahlin eingeladen waren. Prinz Joinville ist am 4. April von Marseille nah Toulon zu- rüdckgekehrt.

Die Königin Christine hat dieser Tage eine Berathung mit den angesehensten in Paris lebenden Spaniern gehabt und ihnen einen Brief mitgetheilt, in welhem Martinez de la Rosa ihr abräth, jeßt nach Spanien zurückzukehren.

Die Presse giebt dem Journal des Débats seinen Spott zurück und bemerkt, daß es ihr denn doch sonderbar vorkomme, ernst- haft erflären zu hören, daß es eine Beleidigung gegen den Charak- ter des Herrn Guizot sein solle, wenn sie denselben wegen der spa- nischen Angelegenheiten in Schuß nehme. Einstweilen wolle sie sich das gesagt sein lassen. Uebrigens habe vor wenigen Tagen das vertraute Blatt des Herrn Guizot es als sehr ungewöhnlich angese= hen, wenn das spanische Kabinet in einer Zeit geändert werden sollte, wo ihm von den Cortes ein unzweideutiges Vertrauens - Votum er= theilt worden sei. Jeßt komme dem Journal des Débats das plößlich gar nicht mehr ungewöhnlich vor. Was sei einfacher, lasse es sih vernehmen, was alltäglicher, ja sogar mehr in Ordnung, als ein Ministerwehsel in Spanien? Außerordentlih und bei= nahe beunruhigend würde nur sein, wenn sich ein Kabinet dort lange behauptete. „Jn der That““, bemerkt die Pre)se dazu, „„das Journal des Débats versteht es, slch zu drehen und zu wenden, und man kann von ihm sagen, daß es ungewöhnlich wäre, wenn es zwei Tage nach einander dieselben Ansichten von einer und derselben Sache besäße.“ Die P pesle erflärt, daß sie dagegen bei ihrer Ansicht beharre, den Fall des spanischen Kabinets sehr unge=- wöhnlich zu finden, Und wenn das Ergebniß dieser Vorgänge und des von Herrn Guizot durch die spanischen Heirathen hervorgerufenen internationalen Wettstreits sein sollte, daß die Progressisten und der britische Eiufluß in Spanien ans Ruder kämen, so werde das Mini= sterium der Verantwortlichkeit , die deshalb auf ihm ruhe, und Herr Guizot dem strengen Urtheile der Staatsmänner weder jeßt noch fünftig eutgehen, weil er dann dur eigene Schuld sein Ziel ver- fehlt hätte, Er bleibe verantwortlich für die Zukunft, die er durch seine Handlungen angebahnt habe.

Der Bey von Tunis hat den General = Lieutenants von Lamo ricière und Bedeau und dem Conutre- Admiral Rigodit den Nischan= Orden zweiter Klasse verliehen. .

Der Justiz = Minister Hebert is mit einer Majorität von 434 gegen 29 Stimmen wieder zum Deputirten gewählt worden, i

Das Journal des Débats bezeichnet den Geseh - Entwurf über die Zölle, welhen der Handels-Minister am 31. März der Ve= putirten=-= Kammer vorgelegt hat, als einen an sch zwar bescheidenen Vorschlag, der aber doch den wesentlichen und wohl zu bemerkeuden Charakter darbiete, daß er Frankreich einen Schritt auf der Bahn der Handelsfreihßeit thun lasse, indem darin für eine freilich nur fleine Anzahl von unbedeutenden Artikeln das Verbot aufgehoben und ein hoher Zoll an dessen Stelle geseßt, für eine zweite Reihe eben falls nit bedeutender Artikel der Zoll ermäßigt, endlich aber, und das sei das eigentlich Praktische, eine Zahl von 298 Artikeln ganz aus dem Tarif gestrichen nund theils unbedingt, theils unter gewissen Bedingungen frei gegeben werde, unter denen sich etwa 20 von Erheblichkeit befänden, und die dem Schaß im Jahre 1845 einen Ertrag von 3,884,880 Fr. eingebracht, der jedoch wohl nicht ganz ausfallen werde, da eben Bedingungen an die freie Einsuhr ge= Epe (elen, Wie 4, D, Ur 20 2rnTe, DAB J QUT französischen Schiffen oder zu Lande. eingeführt werden, für 162, daß sie unter französischer Flagge von jenseits des Kap Horn oder des Vorgebirges

der guten Hoffnung herkommen, oder nur, daß sie außerouropäischen Urspruugs sein müßten. i iu

Das Journal des Débats kömmt wieder auf die Nothweu= digkeit zurü, die im Januar dieses Jahres der Getraide - Einfuhr gewährten Freiheiten noch um ein Jahr zu verlängern und auch der Einfuhr von Schlachtvieh und Pökelfleisch zuzugestehen, und sucht die vom National und Constitutionnel erhobenen Einwendungen zu widerlegen, Die Kartoffel = Krankheit bewirke {hon deshalb eine Minder = Aerndte dieses Lebensmittels, weil weniger Kartoffeln ge= pflanzt \eien; es würde also, da die Frühlings-Saat diese Lücke mcht mehr ausfüllen fönuve, ungefähr die Hälfte des Kartoffel - Bedarfs, 90 bis 61) Millionen Hektoliter, fehlen, es sei denn, daß eine ganz ungewöhnlich reiche Getraide-Aerndte einträte. Da darauf aber nicht zu rechnen, es vielmehr unverantwortlich sei, nicht an den Fall einer mittel= mäßigen oder Fhlechten Aerndte zu deukfen, müsse man handeln, als ob Frankreich 10 bis 12 Millionen Hektoliter auswärtiges Getraide in dem mit Juli beginnenden Geiraidejahre bedürfe. Diese Getraide= Zufuhren müßten in Amerika bis Anfang Dezember, in Rußland bis Ende Oktober in den Hafenorten für die Ausfuhr nah Frankreich und England bereit liegen, weil einen Monat später die Flüsse und

laut werden , ihn auf ein engeres Terrain zu beschränken. Es sprach si das Bedürfniß aus, cin eigenes Journal für das Gymnasialwesen zu grün- den, und der berlinische Gymnasiallehrèr- Verein schien in vielfacher Bezie- hung besonders befähigt, ein solches Unternehmen in das Leben zu rufen. Zm Vertrauen auf die reichen Arbeitskräfte und die vielfachen Verbindun- gen, die ihm zu Gebote stehen, legte er Hand an das Werk und übertrug Müe eson der Zeitschrift den Herren Professoren Heydemann und Es liegt nun das erste Quartalhest der ersten Zeitschrift für das be En die bisher erschienen is, vor uns. Jhr Hervortreten ist in at jür die Geschichte- unseres gelehrten Schulwesens ein epoche- Mes Gb L 208 dem auch in weiteren Kreisen Notiz zu nehmen ¡ nat dieses Heftes legt von der Sorgfalt und Geschicklichkeit, mit welcher die Zeitschrift redigirt wird d & Unzen L j in der That so reich, daß die: Sülle de: A glänzendste Zeugniß ab und ist wältigen droht. Auf 293 Je, Gle des Gebotenen fast den Leser zu über- einlettuna 5 lánaece Ul eiten höchst fompressen Druckes werden außer der Einleitung 5 längere Abhandlun en, 25 literarische Berichte über die verschi artigsten den Gymnasial-Untercicht betreffend V E f Er Bap orsMMagy für deutsche Gymnasien, theils in wae th erle egi, T Berorbnungan dann folgen Miscellen, Nachrichten über für ae # eib oDas mitgetheilt ; tige Ereignisse und Personal - Notizen. Die Daucte gs ion wich- adagogik werden so von vielen Seiten erörtert Mea M I LAA berührt, alle Partieen des überaus tomplizirten G N Ls sostematischer Vollständigkeit beleuchtet. Es ist vem E agentaudes in fast eine detaillirte Darlegung dessen hier zu geben, was bereits (e r D geleistet ist; nur auf einzelne Punkte möchte er besonders Vgg u ib efte feit lenken, durch welche die Haltung und Stellung der wle Ä ema pai seines Erachtens OR er d, | ¿ ( Zeitchrist am besten Das wird in der Einleitung gleih auf das klarste die Stellung der Gymnasien dem Publikum L Et » ß queme früherer Zeiten sei, daß man das deutlichste Bewußtsein eines Kamme pfes habe, in dem man stehe mit Gegnern auf allen Seiten, eines Kampfes der nun einmal durchgekämpst werden müsse, Die Redaction selbs steht übrigens nicht auf Seiten derer, die da behaupten, Alles sei gut, wie es eben bestehe, und eben darum, weil es bestehe, so ablehnend verhält sie sich nicht gegen die Forderungen unserer Zeit, sondern sie hofft vielmehr, daß die Zeitschrift dazu beitrage, daß die verwickelten Fragen, welche in der Gegenwart über das Gymnasialwesen aufgeworfen werden, eine \chließlihe Antwort erhalten, Es liegt hierin schon, daß sie- sich nicht ausschließlich einer Partei widmet, einer E dez huldigt, sondern vielmehr widerstreiten- den Mapanieu ein offenes Feld gewähren will. Aber freilich: hält sie daran fest, „daß Verbesserungen und segensreiche Veränderungen nicht durch ge- waltsames Umstürzen des Daseienden, sondern nur dur behutsame Ent- wickelung der vorhandenen Elemente, durch besonnenes Eingehen auf die Forderungen und Bedürfnisse der Zeit, durch treue Piege und Ausbildung der gewonnenen Ergebnisse ss herbeiführen u: ie is also für Re- formen, aber nux guf dem Wege“ historischer Entwickelung, Sie ist über-

zeugt, die Grundfesten und Mauern des Gymnasial-Gebäudes sind fest und probehaltig, wenn auch hier und da sich einige morshe Balken finden und etwas Schutt auszukehren sein möchte. Die Redaction wird auch dem die Zeitschrift nicht verschließen, der die jeßige Gymnasialbildung in ihren Prin- Mia angreifen will, aber sie is freilih von vornherein überzeugt, daß ein olcher entweder bald selbst erfennen oder von Anderen zu der Erkenntniß geführt werden wird, „daß nicht Alles altersshwach sei, was alt ist,“

Der Begriff der Reform i ein ziemli weiter; darauf kommt es zu- nächst an, wo und wie man zu reformiren gedenkt, und auch hierüber giebt das vorliegende Heft der Zeitschrift durh die in den meisten Beiträgen herrschende Gesinnung genügende Auskunft. An den Humanitäts -Studien will man festhalten, auf ihnen beruht die spezifische Wirksamkeit ver Hym- nasial-Studiey, und nicht allein, um eine tiefer gehende historische Bildung zu gewinnen, vertheidigt man diese Studien, sondern nicht weniger um threr allgemein bildenden Kraft willen, man sieht in ihnen die beste Gymnastik des Geistes. Nicht minder hält man aber an den anderen Unterrichts-Gegenständen fest, welche bisher in den Lehrplan unserer Gymnasien aufgenommen sind, Die Reform kann sih demnach nur auf Ausbildung der Methode des Un- terrichts zunächst beziehen, auf eine würdigere, tiefer greifende Behandlung der einzelnen Disziplinen, auf einen konsequenteren Lehrgang, auf eine Vertheilung und Anordnung der Lehrgegenstände, bet welcher der eine den anderen stüzend und 'helfend zur Seite steht. Wenn die Zeitschrift in sol- cher Weise sich für Reformen ausspricht, so bleibt sie dabei ganz in dem Kreise einer theoretischen Diskussion, einen unmittelbar praktischen Einfluß auf Umgestaltung des bisherigen Zustandes unserer Gymnasien beansprucht sie nicht, indem sie den Behörden anheimstellt, was theoretisch durchgefoch- ten is, nun auch praktish in das Leben zu führen.

Es i bekanntlich im Oktober vorigen Jahres in Dresden ein Verein für Reform der Gymnasien zusammengetreten, der nur zum Theil aus Schul- leuten besteht, ein großer Theil sind Beamte, Kaufleute u. A. Nur ein Gymnasiallehrer is in diesem Verein, Hr. Dr. Köchlv, der zunächst durch seine Schriften: „Ueber das Prinzip des Gymnasialunterrichts““ und „zur Gymnasialreform““ den Verein in das Leben rie} und unfehlbar als die belebende Seele desselben anzusehen is. Es ist keine Frage, daß von die- sem Verein die Reform in ganz anderem Sinne gefaßt ist; die genannten Sthriften des Dr. Köchly, wie die Aufforderung zum Anschluß an die Ge- sellschaft geben hierüber genügende Auskunft. Hr. Köchly beabsichtigt eine scharfe Trennung ver Realschulen und Gymnasien, jenen weist er die Vor- bereitung auf díe Naturwissenschaften, diesen die für die historischen Wissen- schaften zu, und es folgt ihm hieraus weiter, daß die klassischen Studien auf den Gymnasien wesentlich als historische betrieben werden müssen, der gram- matische Unterricht in ven alten Sprachen aber nur daburch seine Berechti-

ug findet, daß er zum Verständniß ver klassischen Schriftsteller führt. Die

3orschläge des Herrn Hy, Köchly fanden bei den Gymnasiallehrern , wie zu erwarten stand, keinen Einga , aber um so lebhäfteren- Anklang in an- deren Kreisen, So bilbete Mie ber vresbener Ghmnäsiälverein, der sofort mit dex Erklärung hervortrat, vaß es fein anver Mittel gebe, eine Reform

herbeizuführen, als wenn die bei dem Zustande der Gymnasien interessirten Personen dieselbe in die eigenen Hän d,e nähmen, dies bezwecte der Gym- nasialverein, er wolle sich über die Nothwendigkeit der Neform durch gegen- seitige Besprechung noch näher informiren, dann aber durch Vorstellungen ihr bei den Behörden praktisch Eingang zu verschaffen suchen und, falls dies nicht glücken sollte, ein Vereinsgymnajsium als Musteranstalt herstellen, Auch eine Zeitschrift hat der Verein später herauszugeben beschlossen, die aber

bisher nicht erschienen is. Es liegt auf der Hand, wie sehr die Reform dieses Vereins von der verschieden is, der sich die hier in Nede stehende Zeitschrift gewidmet hat, und es is daher nicht zu verwundern, wenn in dem vorliegenden Hefte bereits an mehreren Stellen von den Vorschlägen des Dr. Kochly die Rede is, und zwar in einer Weise, welche die Disfe= renz der Ansicht deutlich genug herausstellt, i E

Besonders hat sich Herr Direktor Fo ß in Altenburg auf eine ausführliche Beurtheilung der vben angeführten Köchly'schen Schriften eingelassen. Auch er is für eine Umgestaltung der Gymnasien nah den Zeitbedürsnissen, sa er erfennt es als ein Hauptvecdienst Köchly's an, daß er laut und energisch auf eiu Fortschreiten dringt, wie es das Bedürfniß der Zeit erheische, aber andererseits läßt er es an sehr entschiedenem Widerspruch nicht fehlen. Beson- ders lehnt er sich gegen das Prinzip auf, auf dem nach Köchly der ganze Gymnasialunterricht beruht, das historische, „Das Princip desselben“, sagt er, „darf nie ein historisches sein, wenn derselbe nicht einen jeiner größten Vorzüge, den ihm selbst seine Geguer noch nicht abzusprehen wagen, aus- geben soll. Ein historisches Princip müßte, "konsequent durchgeführt , zu einer Passivität des Geistes führen, die den Gymnasien in E Ne nicht förderlih sein fönnte, Wir haben aber gesehen, wie der Berf. als das Ziel seines Prinzips ein Verständniß oder eine Aussa)sung det Schrift- steller, eine Erfassung oder Erkenntniß des Alterthums hinstellt; alles das ist etwas Passives, denn es isst ein Aufnehmen von etwas Gegebenem, Dargebotenem, und wenn auch Herr K. noch eine freie Reproduction in deutscher Rede und Schrift verlangt, so is eine solche doch auch immer nur eine halbe, unselbstständige Thätigkeit, während der (Hymnasial-Unterricht darauf ausgehen muß, den Geist in eigener, freier, selbstständiger Thätigkeit zu üben.“ Wir haben diese längere Stelle hersezen müssen, weil wir im Folgenden einige für die Sache unseres Erachtens nicht unwichtige Bemer- fungen daran zu fnüpfen haben. Jm Folgenden seßt Herr Foß nämlich aus einander, das Prinzip des Gomnasiums müsse ein formell - materiales sein, das Gymnasium müsse erstens die geistigen Kräfte üben und bis zu selbstständiger Thätigkeit entwickeln, und zweitens diejenigen Kenntnisse und Fertigkeiten seinen Zöglingen beibringen, welche die Universitätsstudien vor- Ee Es is flar, dvaß die sahlihen Kenntnisse hier immer nur mehr als Mittel zum Zweck angesehen werden, während es Herrn Köchly bei sei- nem historishen Prinzip vornehmlich auf Sachkenntniß ankommt. Die Sprachkenntniß i} diesem nur Mittel zum Zweck, wogegen Herr Foß sich in eine ausführliche Widerlegung einläßt, indem er besonders die formell. bildende Kraft des Unterrichts in den alten Sprachen hervorhebt.

Was den legteren Punkt betrifft, so ist Referent vollkommen der An4

Kanäle Amerikas zufrören- und an den Ufern des Schwarzen Mee- res und den Mündungen der Donau die Herbststürme und Negen- güsse einträten, Wenn nun in den Donau - Fürstenthümern, Po- len, Rußland und Amerika durch möglichste Beschleunigung aller Ar= beiten und Transporte zu den angegebenen Zeitpunkten das Getraide bereit läge, erfordere es, um nah Marseille, Havre, Bordeaux, Ran- tes 10 Millionen Hektoliter oder 800,000 Tonnen, auf welche bei dem Mangel an Kartoffeln das Bedürfniß leicht steigen könne, zu brin- gen, 3000 Schiffe von der Mittelgröße von 270 Tonnen, die, da die fürzeste Fahrt die aus der Ostsee sei und der größte Theil aus New -York, New =- Orleans und Odessa geholt werden müsse, drei Reisen machen könnten, Man brauche also mindestens eine Flotte von 7/50 Schiffen zu durchschnittlich 270 Tonnen. Nun betrage aber die ganze Handelsmarine Frankreichs an Schiffen über 200 Tonnen nur 650, die im Ganzen 182,471 Tonnen und durchschnitt- lih 281 Tonnen groß seien, also 676 Schiffen von 270 Tonnen gleich wären, Ganz abgesehen also von der Kolonialhandels -, der e3ischfangs = und anderer Handelsschifffahrt genüge die ganze französi \he Rhederei uicht, um die nothwendigen 10 Millionen Hektoliter Getraide herbeizuschaffeu. Die vierzehn Jahrhunderte der alten Monarchie, die Republik und das Kaiserreich hätten nie Zoll auf die nothwendigste Volksnahrung gelegt, und erst 1819 sei ein Getraide zoll, 1822 der Fleischzoll eingeführt worden.

Der Courrier frança1s erzählt, daß der Minister-Rath, be vor er sih über die Verlängerung der freien Getraide-Einfuhr ent scheiden wolle, sih noch vorher Auskunft darüber vom Handels-Mi nister erbeten habe, ob die Nothwendigkeit zu einer solchen Maßregel oorliege. : j

Man is niht ohne ernsthafte Besorgnisse in Betreff der Lage des Staatsschaßes, Herr Lacave-Laplagne hat bisher noch nicht die 05 Millionen Fr. in Schabscheinen unterbringen können, mit welchen G die slottirende Schuld vermehren wollte. Er soll für 35 bis 40 Millionen Fr. zu 4 pCt, Zins placirt und sich damit für den Au genblick geholfen haben. Die Geldkrisis, welche in England herrscht, erlaubt nicht, auf Beihülfe von dort zu rechnen, Gegen Bons, die 2 El, ms fragen, werden die Kapitalien zuströmen, jedoh nur zur Benachtheiligung des Courses der französischen Renten, die nach der gegenwärtigen Notirung nur 34 à 47 pCt. abwerfen, Die Bank von ¿zrankreich will, wie man hört, ihren Diskonto auf 6 pCt. erh hen, um zu verhindern, daß das baare Geld nah England auswaun= dere, woselbst die Bank jeßt zu 5pCt. diskontirt.

- Ein Gerücht von einem Bankett der unabhängigen Konser vativen, das beim Grafen von Castellane stattfinden und über funfzig Theilnehmer zählen sollte, veranlaßt den Commerce zu berichten, daß der Graf allerdings an diejemgen seiner ehrenwerthen Kollegen Einladungen zu einem Diner erlassen habe, welche der konservativen Partei angehörten, ohne si an die ministerielle Politik gebunden zu haben, Der Graf habe au ungefähr funfzig Einladungen erlassen, von denen jedo einige abgelehnt worden wären, um den Schein zu vermeiden, als sammle si eine nèue Partei um Herrn von Castellane als Führer, und es würden ungefähr dreißig Gäste gewesen sein, wenn nicht das Ganze in Folge des plötzlichen Todes der Mutter des Herrn von Castel lane verschoben worden wäre. Unter allen Umständen sei jedoch so viel gewiß, daß die Einigkeit der konservativen Partei nicht mehr bestehe, und daß gegen 60 Deputirte, welcher seither stets mit der Majorität gestimmt, entschlossen seien, das Kabinet nur in dem Verhältnisse fer ner zu unterstüßen, als es in die Bahn des Fortschritts einlenke. Die Abstimmung über die Berathung des Remusatschen Vorschlags wegen der Jnkompatibilitäten werde das Alles deutlicher herausstellen. Die mit jeder allgemeinen Wahl wachsende Zahl von Beamten in der De putirten-Kammer drohe mit ernfstliher Gefährdung für die National Bertretung, und die unabhängigen Konservativen würden daher, ohne mit allen Einzelheiten des Vorschlags einverstanden zu sein, für die Erwägung desselben stimmen.

Vie Nachricht, daß der junge Fürst Armand von Polignac sei=- nen Siß in der Pairs-Kammer in Anspruch genommen habe, wird von der Union monarchique für unwahr erklärt.

Der Courrier francais meldet, daß nah Briefen aus Bour= bon Her: Barbet de Jouy, der abberufene Konsul der Jusel Mauri- tius, sich noh immer in dieser Kolonie befinde und auf scine nach Paris gesandte Rechtfertigungsschrift wegen seines Konflifkts keinen anderen Bescheid erhalten habe, als die Weisung, in Bourbon zu bleiben und die Befehle der Regierung zu erwarten.

Graf Louis von Noailles, bis jeßt zweiter Gesandtschafts-Secre

sicht, die Herr Foß vertritt. Der Unterricht in der Grammatik der alten Sprachen is ein unvergleichliches Bildungsmittel, das man nie zu einem bloßen Mittel für einen anderen Zweck herabsezen darf. Die Unterrichts- Gegenstände auf dem Gymnasium dienen freilich alle cinem höheren Zwecke, aber nicht so, daß der eine nur Mittel zum anderen wäre, wie man etwa früher auf den Gymnasien wohl die Geographie nur deshalb trieb, um später die Geschichte daran knüpfen zu können. Wir geben Herrn Foß, wie gesagt, völlig Recht, der Unterricht in der (Grammatik der alten Sprachen hat seine Geltung für sich. Aber er hat seine so stark hervor tretende Stellung auf den Gymnasien doch zum großen Theil mit deshalb, weil er die Kenntniß der alten Klassiker und somit zur Erfassung des Alterthums selbst den Schüler leitet. Auch Herr Foß will ja, daß die alten Schriftsteller in den oberen Klassen um ihres Jnhalts willen gelesen werden; dieser Juhalt aber is doch immer ein historischer, dies Wort im weitesten Sinn genom- men, und gelingt es dem Lehrer wirklich, diesen Jnhalt lebendig zu machen, so wird er es gerade im besten Falle zu nichts Anderem bringen, als- zur Erkenntniß des Alterthums, zu einer historischen Kenntniß. Daß es dahin g ebracht werde, darin hat das Gymnasium recht eigentlich seine Anfgabe zu suchen, und Herr K, hat, so wenig wir in anderen Beziehungen seine Ansich- ten theilen können, darin vollkommen recht, daß er den Realschulen gegen über das Prinzip des Gymnasiums das historische nennt. Wenn Herr Foß dem sein formell-materiales Prinzip entgegensezt, und die Aufgabe des (Gymnasiums darin sucht, den Geist in eigener, freier, selbstständiger Thätig keit zu üben, so ist klar, daß damit das cigenthümliche Wesen des Gymna sial-Unterrichts gar nicht bezeichnet is, denn was hier von diesem gesagt wird, gilt von allem Unterricht, von der höchsten bis zur niedrigsten Stufe. Soll aber die Gymnasial - Bildung ihrem spezifischen Wesen nach be zeichnet werden, so is sie eine historische, Sprache, Literatur und Leben des Alterthums einführt. Andere Schulen führen den Zöglingen die Geschichte nur vor, das Goumnasium soll sie hin- einführen, die Schüler sollen sih dort hineiuleben. Von diesem Gesichts punkt aus begreifen wir Herrn Foß nicht, wenn er sagt, das Prinzip des Gymnasial Unterrichts darf nie cin historisches sein, denn dies würde zur Passivität des Geistes führen, wenn er ferner Verständniß und An f- fassung der Schriftsteller, Erfassung und Erkenntniß des Alter- thums eiwas Passives nenut, weil es sich dabei um das Aufnehmen von etwas Gegebenem, Dargebotenem handle. Handelt es sich nicht aber auch bei allem Sprach-Unterricht um das Aufnehmen eines positiven Stoffes, der nur in den mag Gligiun Combinationen angewandt wird? Und sind solche Combinationen al irgend einem gegebenen historishen Stoff ausge- schlossen? a, n Erkenntniß -oder Erfassung eines geschichtlichen Gegeu- standes aus irgend eine andere Weise beim Schul-Unterricht zu erlangen ? Oder wäre es endlich Herrn Fo rid Œr L 8 - l Z ß wirklich Ernst, daß das Erkennen oder Erfassen irgend einer Sache etwas an ih Passives wäre? Dann müßte doch zuleßt jeder Unterricht ein passiver O ai _ Wir sind in Gefahr, uns zu weit in diese Kontroverse zu verlieren , in die wir uns nur deshalb einließe i (t dal pen, weil es unsere Ueberzeugung is, daß man unsere Gymnasien wesentlich dadurch fördern wird, w an das hi storische Element, das sie ret eigentli R B Ee ' lgentlich von anderen Schulen unterscheidet,

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indem sie den Schüler in j

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tair in London, soll zum ersten Gesandtschafts-«Secretair in Berlin er- nannt sein.

Das. Programm der Vorlesungen des Collége de France is im Moöníteur erschienen. Sie beginnen am 12, April. Herr Julius Mohl, der neue Professor des Persischen, lies über Firdusis Buch der Könige, Herr Moriß Meyer über die komischen Dichtungen der Rö=- mer im Vergleiche mit dem modernen Lustspiele, Herr Philarete Chasles über deutsche Dichtkunst nah Göthe und über das Nibelun- genlied. Statt des Herrn Adam Miíckiewiez liest Herr Cyprien Ro- bert über die Literatur - Geschichte der Slaven im Mittelalter und statt des Herrn Edgar Quinet Herr Damas - Hinard über die Ge- \chichte des spanischen Theaters und über den Don Quixotte. Das übrige Programm is} so ziemlich dasselbe geblieben.

Der Haupt - Redakteur des Corsaire Satan protestirt gele- gentlich seiner Verurtheilung in der Verleumdungs =- Angelegenheit Janin's in einem Schreiben an. den Courrier gegen das Prinzip, daß man den Haupt Redacteur verantwortlich für einen Artikel ma- chen wolle, dessen Verfasser sich genannt und dessen Verantwortlich= feit der Geschäftsführer des Blattes \hon zu trngen habez die Frage interessire die ganze Presse, indem man sich einmal dieser Präceden-

tien bedienen fönne, um die Presse zu verfolgen. Uebrigens habe er gegen das ihn verurtheilende Erkenntniß Berufung eingelegt.

Lord Cowley, ehemaliger Botschafter Großbritaniens am hiesigen Hofe, liegt seit einigen Tagen hier gefährlich krank. danieder.

ck Paris, 12. April. Ju der heutigen Sißung der Depu- tirten-Kammer führte die Tagesordnung zur Verhandlung des Geseßes-Entwurfs, kraft dessen der Finanz-Minister zu Rückerstattung der von den Eisenbahn-Gesellschaften geleisteten Cautionen ermächtigt werden soll.

Herr Larabit: Er wünsche so sehr als irgend wer die Ausführung der Eisenbahnen, indessen widerseße er sich der Votirung dieses Gesetzes, weil darin eine Aenderung des Lastenheftes liege, und weil dasselbe zugleich nicht ausreiche, dem Uebel abzuhelfen, worüber man jeßt klage. Der Staat habe eine Verbindlichkeit eingegangen, er wünsche, daß derselbe sie erfülle, aber auch daß die Eisenbahn=Gesellschaften die ihrigen erfüllen. Die Re- gierung dürfe nicht allen Launen derselben nachgeben, Die Kammer müsse dem Ministerium die Kraft geben, den Anforderungen der Gesellschaften zu widerstehen, Die Zurückgabe der Cautionen vor der geseßlich dazu bestimm- ten Frist würde zur Folge haben, daß die Baarvorräthe des Schaßes noch weiter sich verminderten, und dies wäre in dem gegenwärtigen Augenblick ein unermeßlicher Uebelstand. Man dürfe die dem Staat gegebene Bürgschaft nicht vermindern, und dies würde durch Annahme des Gesez-Entwurfs ge- schehen. Herr Lherbette: Er verlange das Wort weder für noch gegen den Entwurf. Er wünsche vor Allem, daß der Boden, auf dem man sich be wege, genau charakterisirt werde. Unverkennbar sei vor allen Dingen, daß die Gesellschaften eine ausgebreitete Coalition bildeten, welche über die Journale und über einen beträchtlichen Theil des Kredits verfüge. Jeßt, wo man à la hausse und à la baisse gespielt, wo inan beträchtlichen (Be= winn in die Tasche gesteckt habe, jeßt verlange man ein Geseß, das eine neue Grundlage der Agiotage werden könne. Vor Allem frage es sich , ob die Nothwendigkeit zu einem neuen Geseße vorliege. Die Kam- mer solle wissen, daß der Gese -Entwurf nicht Alles sage. Es

sci nur ein erster Schriti zu einer Reihe folgender Konzessionen. Einigen Gesellschasten sei es allerdings um ernstliche Ausführung der Ei senbahnbauten zu thun, das wolle er glauben, anderen aber nur um Um- stoßung ihrer Verträge. Darin liege der Grund zu diesem Verlangen nach Nückzahlung der Cautionen. Ju solcher Lage wolle er an den Herrn Mi nister der öffentlichen Arbeiten cine Frage stellen. Von der Antwort des- selben werde sein Votum abhängen. Ob der Geseß-Entwurf nicht dem Ka- binet aufgenöthigt sei? Er habe Grund, zu «lauben, derselbe sei nicht aus eigenem Antrieb von demselben eingebracht worden. (Murren.) Fernere Frage: ob diese Konzession die legte sein werde? Der Minister der öüf- fentlihen Arbeiten: Der Geseh-Entwurf sei nicht neu, in der Adresse sei hon die Rede davon gewesen. Er sei im Minister-Nath berathen wor den, sei als zeitgemäß erschienen und sei das Werk des Ministeriums. Das habe er auf die erste Frage zn antwoïten. Auf die zweite sage er, der Geseh-Entwurf sei lediglich vom Ministerium ausgegangen. Herr Lher- bette: Der Herr Minister habe auf keine der an ihn gerichteten Fragen fategorisch geaniwortet. Herr Victor Grandin: Auf der Eisenbahn von Nouen sei ein Unglück vorgefallen. Ju der Nähe von Rouen seien zwei Wagenzüge auf einander gestoßen, der Schreck sei fürchterlih gewesen. Die Wagen seien in die Höhe gehoben, Reisenden die Rippen eingedrüdt, einer Frau das Bein gebrochen worden. Andere hätten ernstliche Verlezungen erhalten. Dieses Unglück sei nicht das erste. Solche öftere Wieder- lehr fomme von der shlechten Fassung der Reglements und ihrem schlechten Vollzug. Die Gesellschaften handelten ganz willkürlich. Ob man unter solchen Umständen ihre Unternehmungen noch weiter begün- stigen solle? Sie befänden sich jezt in der Klemme, aber alle Judustrie-

zu rechter Geltung bringt; nicht allein formlle Bildung in eminenter Weise sollen sie durch den Unterricht in den alten Sprachen gewähren , sie sollen auch ein ganz bestimmtes Material von Kenntnissen bieten, indem sie thre Schüler in das Leben der Vorzeit einführen, damit sie dereinst um so leich- ier die Gegenwart verstehen lernen; sie handeln unverantwortlich, wenn ste nicht zugleich durch Geschichte und Literatur ihren Zöglingen reale An- schauungen und Eindrücke geben, welhe Seele und Gemüth derselben er- füllen und eine tüchtige Gesinnung schon früh erwecken. Die klassische und vaterländische Literatur, im geschichtlichen Zusammenhange aufgefaßt, bie tet den reichsten und schönsten Stoff dar für die sittliche Bildung des Jünglings, die Gymnasien dürfen ihn uicht ungenüßt dafür lassen, und doch geschieht es gewiß allzu sehr. Den Gehalt der Schriftsteller, die auf Schulen gelesen werden, innerlich, sittlih zu erfassen, den Schriftsteller aus seiner Zeit zu begreifen, dahin muß der Schüler geleitet werden. Gewiß ist dies keine leichte Aufgabe für den Lehrer, aber am wenigsten wird sie dann auch nur annähernd gelöst werden, wenn man sih zum Ziele steckt, man wolle neben, dem grammatischen Verständniß der Schriftsteller a u ch den Inhalt berücksichtigen, Was man thut, soll man immer ganz thun, am aller wenigsten aber das als Nebenwerk betrachten, worauf die sittliche Wirkung des (Gegenstandes beruht.

Wir freuen uns, ciner sehr verwandten Ansicht über das Ziel und die Bedeutung der (Hymnasialbildung in zwei Aufsägeu des einen Redacteurs, des Herrn Prof. Müßell, zu begegnen, von denen der eine sich über die Behandlung der deutschen Literaturgeschichte, namentlih der älteren, auf (Hymnasien verbreitet, der andere die Frage: Is die Germania des Tacitus auf Gymnasien zu lesen? bejahend beantwortet, Der Verf. weist in der ersten Abhandlung vortrefflich nach, wie die Gymnasien, wie alle anderen Schulen, das nationale Element des Unterrichts sorgfältig beachten müssen, daß aber ihnen und den Universitäten noch die ganz bésondere Aufgabe zufalle, die Schüler zu unterweisen, „wie sie die nationale Gegenwart als ein Moment in dem historischen Entwickelnngsgauge ihres Volks, in dem aller Bildung zu begreifen haben.“ Die Schule joll dem Jünglinge die Brücke bauen von dem Alterthum in die Gegenwart, meint der Verfasser, und die Konsequenzen dieser Ansicht würden vielleicht dahin treiben, das histo- rische Element des Gymnasial-Unterrichts noch bei weitem mehr in den Vordergrund zu stellen, als wir es eben gethan haben.

Sehr s{ön und durch und durch wahr is, was Herr M. S. 50 sagt: „Man hat unseren Gymnasien oft den Vorwurf gemacht, daß sie mehr den (Helehrten als den Menschen im Auge haben, dad sie mehr Jntelligenz als (Gemüth und Willen fördern, daß sie aber dabei döch vorherrschend rheto- rische und sophistische Bildung erreichen, daß mehr ideale Schwärmer, flache Raisonneurs, indifferente Schwächlinge aus thnen hervorgehen, als tüchtige Charaktere, thatkräftige Naturen, die Kopf und Herz auf der rechten Stelle haben. Was an diesen Vorwürfen Wahres isst*), das beruht, mei-

*) „Glüdlicherweise“, so sagt der Verfasser in einer Anmerkung, „ist nicht so viel daran wahr, als man gewöhnlich glaubt, Man möchte gar zu gern das Gras wachsen sehen,“

iweige- seien nicht besser daran. Jn den Spinnereien ves

der ieder-Seine stürben die unglücklichen Arbeiter vor Sanger E Eisenbahn - Gesellschaften unvorsichtig gewesen, so müßten sie nun au de vie Folgen -davon tragen. Der Minister der öffentlichen Arbeiten: Der Zweck des Geseh - Entwurfs sei, die neuen Gesellschaften in gleiche Lage zu bringen, wie die alten; die Bestimmungen der Lastenhefte jener ersteren wegzunehmen, die niht auch in denen der alten Gesellschaften ent-

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halten seien. Die verlangte Maßregel sei im öffentlichen allgemeinen Jn- teresse eben v gut als in dem der isenbahn - Gesellschaften. Wenn man bei der gegenwärtigen schwierigen Lage im strengen Rechte bleiben wollte, so würde man sih Katastrophen aussetzen, sie hervorrufen. Die Gesellschaf“ ten würden ihre Arbeiten einstellen, Tausende von Arbeitern dadur brod- los werden. Die Herren Grandin und Larabit wiederholen einen Theil der von ihnen schon vorgebrachten Argumente, (Die Sizung dauert noch fort.)

Jn der Pairs-Kammer kam nichts von Bedeutung vor. Sie beschäftigte sich vorzugsweise mit Berichten über Petitionen, Während über einen lokalen Geseßentwurf abgestimmt wird, läßt der Mar= quis von Boissy einen Antrag an den Präsidenten gelangen, um ermächigt zu werden, eine Jnterpellation an den Kriegsminister zu stellen, ob er Maßregeln getroffen habe, den Unordnungen ein Ende zu machen, die neulih in der Armee von Afrika angedeutet worden seien. Auf die Frage des Präsidenten, ob der Antrag unterstüßt werde, herrscht tiefe Stille. Der Antrag is also durch- gefallen, da Niemand denselben unterstüßt.

Großbritanien und IrlanD.

Loudon, 10. April. Der Staats = Secretair des Jnnern hat an die Aufseher der verschiedenen Gefängnisse des Landes ein Rund- schreiben erlassen, worin er ihnen eröffnet, daß in Folge der Einstel= lung - der Deportation männlicher Sträflinge nach Vandimensland unverzüglich für die Einkerkerung und Beschäftigung einer großen Anzahl solcher Verbrecher im Julande gesorgt werden müsse. Zur Erreichung dieses Zweckes werde wohl die vorläufige Unterbringung eines Theiles der zur Deportation verurtheilten Sträflinge in den Grafschafts- und Orts Gefängnissen nöthig werden, insoweit dort hin länglicher Raum zu ihrer Aufnahme vorhanden und angemessene Vorsorge für eine bessernde Disziplin getroffen sei. Sämmtliche Aufseher werden daher aufgefordert, dem Staats - Secretair mitzutheilen, wie viel Gefangene noch in dem ihnen untergebenen Kerker ohne Störung der Disziplin und guten Ordnung untergebracht werden können, und zugleich anzugeben, welches im laufenden Jahre die größte Zahl der gleichzeitig in dem Gefängnisse Eingekerkerten gewesen und welches Disziplinsystem dort in Kraft sei. Der Staats = Secretair zeigt zu-= gleich an, daß den Grafschaften, Städten und Flecken aus dieser be- absihtigten Vermehrung der Zahl der Gefangenen in ihren Kerkern feine Kostenvermehrung irgend einer Art erwachsen werde, da durch eine Parlaments - Bewilligung in leßter Session für den Unterhalt der fraglichen Sträflinge vollständig gesorgt sei, :

Vorgestern hat man mit Legung der Metallröhren zur Weiter- führung des südwestlichen elektrischen Telegraphen vom Büreau am Strande bis zur Admiralität begonnen z bis Mitte Juni wird die ganze Einrichtung fertig sein und die Admiralität alsdann mit Gos= port und Portsmouth in fast augenblicklicher Verbindung stehen.

Der Baarvorrath der Bank von England hat sich nach dem leb- ten Wochenberichte um die bedeutende Summe von 769,123 Pfd. St. vermindert, so daß er auf 10,246,410 Pfd. St. geschmolzen war. Der Globe führt dies als Beweis an, daß die Bank zur Ergrei= fung ihrer jüngsten beschränfenden Maßregeln aufs dringendste genü- thigt gewesen sei. Die Eisenbahn=Actien siud seit einigen Tagen an der Börse im Weichen, weil man ansehnliche Verkäufe besorgt, wenn das Geld so rar bleibt, wie gegenwärtig, oder für Fabrikzwecke noh mehr gesucht wird, als schon jeßt der Fall ist. i

Jn der leßten Woche sind aus Portorico 4, aus der Havana 2 und aus Rio=-Janeiro ebenfalls 2 mit Sklavenzucker beladene Schiffe im hiesigen Hafen angelangt. Auch zu Liverpool und Bristol sind zahlreiche Ladungen Sklavenzuker angelangt, so daß ein Hbher= gehen der Zuckerpreise nicht mehr erwartet wird.

(B. H) Wir erhalten durch gefällige Mittheilung d:[n in Port au Prince erscheinenden Moniteur haïttien vom 6, März, in welchem sih die amtlihen Berichte über den neuesten Regierungs wechsel finden. Der Präsident Riché starb am 27. Februar, zwet Tage vor dem ersten Jahreswechsel seiner Präsidentur, und schon am

1. März wurde der Senat durch seinen permanenten Aus\{huß zur Wahl eines neuen Präsidenten versammelt. Es erschienen 20 Se-

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ner Meinung nach, zum größten Theil darauf, daß das nationale Element des Unterrichts und der Erziehung nicht genug benußt wird, Von früh an muß die Vorstellung mit Bildern angefüllt werden, die deutschem Wesen entnommen sind; das Gedächtniß muß sie festhalten, der Verstand sich an ibnen üben lernen.“ Besonders strebt der Verfasser nur dahin, durch einen gründlichen Unterricht in unserer älteren Literaturgeschichte dies nationale Element in dem Gymnasial-Unterricht zu entfalten, Wir haben bei dem Lesen des überaus anregenden Aufsaßzes uns nicht einiger Bedenken ent- {lagen können, ob die Absichten des Verfassers bei dem jezigen Zustand unserer Gymnasien in seiner Weise, die überall das Ganze und Gründliche will, sich ins Werk seßen lassen, aber die Hauptsache, worguf es ihm an- fommt, wird unseres Erachtens schon erreicht, wenn man dem Unterrichtin der va- terländischen Geschicht seine gebührende Stellung und Geltung giebt und ihn vor allen Dingen nicht isolirt gegen die anderen Lehrgegenstände stehen läßt, sondern mit dem Unterricht in der deutschen Literatur zunächst und dann auch mit den klassischen Studien in nähere Verbindung bringt. Die Germania des Tacitus bietet hierzu z, B,, wie Herr hell auch entwickelt, erwünschte Gelegenheit dar, Vieles von dem, was der Verfasser der deutschen Litera- turgeschichte behandelt haben will, findet überdies in dem allgemein histori- chen Unterricht, wenn er anders der richtige is, {on seine Stelle. Wir fommen demnach auch hier auf unsere hon oben ausgesprochene Ansicht zurüdck, daß vor allen Dingen das historishe Element des Gymnasial -Unterrichts, wo es vernachlägssit is, zu seiner vollen Geltung gebracht werden muß. Wenn nun in diesen beiden Aufsäßen und in anderen Arbeiten der Zeitschrift sih preußische Gymnasial-Lehrer lebendig von der Ansicht zurh- drungen zeigen, daß man noch nicht au dem Ziele des Erreichbaren pet, wenn man guch Vieles erreicht habe, daß auch nah dem Errungenen es noch viel zu erringen und zu erstreben gebe, so muß diese Gesinnung. mit um so gerechterem Stolz erfüllen, als wir aus anderen Beiträgen Fee Zeil“ chrift sehen, wie unsere Gymnasien anderen Staaten als Musker R dastehen, nah denen sie ihr Gymnasialwesen zu gestalten suchen. Meini us säße über das Gymnasialwesen in dem Herzogthum Sun + Giba: vom Herrn Ober-Konsistorial-Rath Seebeck, und über dit Ge affa len und ihre Reformen, vom Herrn Pr. Köpke , sind in dieser Dez1epung C ; C ing gu n zu empfehlen, die Alles daheim schr unterrihtend und besonders denen zu emp den Lichte erscheint \chwarz sehen, und denen nur das Ferne 1m glänzen 4

“1 , f die ei Beiträge einzugehen; i zuf die einzeluen Beiträge einzugehen; Es is uns unmöglich, weiter ( E schließen, ohne noch eiumal de

wir tönnen aber diese Bemerkungen nicht |chUeß ibren Hreisén Wacheel Mien 5 die Zeitschrift auch in weiteren Kreijen Berbrei- Un E I die Publikum úber das Wesen und die Wirk AE ene, d mehr aufgeklärt und so auch mehr

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