1847 / 116 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

zu müssen, weil ih der Meinung bin, daß wir weiter arbeiten müssen, und es îm Lände den übelsten Eindruck macht, wenn wir zu viel Ferién oder zu viele Tage haben, wo keine Sessionen sind.

(Von mehreren Seiten „ritig““.)

Landtags= Marschall von Rochow: J erwiedere dem Herrn Abgeordneten hierauf, ‘daß ih mi bemühe, die Geschäfte möglichst zu fördern, daß es aber bis jeßt niht möglich gewesen ist, mehr Sizungen zu halten, als jeßt. Bevor i die jeßige Sißung schließe, lade ih die verehrte Versammlung zu einer Sibung auf Dienstag um 10 Uhr ein. Es wird daselbst das Gutachten über die Bescholtenheit und, wenn noch Zeit sein sollte, das über das Reglement zum Vor- trag kommen. Hiermit schließe ich die heutige Sißung.

(Schluß der Sitzung der Kurie der drei Stände gegen halb 12 Uhr.)

Uichtamtlicher Theil.

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Verlín, 25. April. Jn Folge des hier stattgefundenen Tu- mults sind bis jeßt überhaupt 215 Personen verhaftet worden, wo- von 192 dem Staats= Antwalt bei dem Königlichen Kammergerichte überwiesen sind.

Provinz Westfalen. Münster, im April. Aus dem über die Verwaltungs = Ergebnisse der hiesigen Straf - Anstalt ver- öffentlihten Berichte entnehmen wir Folgendes:

„Am Schlusse des Jahres 1845 befanden \ich in der Austalt 308 Gefangene, zu denen im Jahre 1846 im Ganzen 250 hinzu- famen, so daß mithin überhaupt 558 Gefangene vorhanden waren. Es wurden davon im verflossenen Jahre 221 entlassen, demna ver- blieben am Ende des Jahres 1846 337 Gefangene.

Die tägliche Durchschnittszahl der Gefangenen betrug im Jahre 1846 329, von denen 204 zum vollen Pensum ín 299 Arbeitstagen beschäftigt waren. Diese verdienten durch Fabrik - Arbeiten und Ar= beiten im Tagelohn 10,240 Rthlr. 24 Sgr. 7 Pf. und durch Ar- beiten für die Anstalt 904 Rthlr 16 Sgr. 5 Pf., zusammen 11,145 Rthlr. 11 Sgr. oder pro Kopf als Durchschnitts\aß des Verdienstes der zu vollständiger Arbeitskraft anzuschlagenden Züchtlinge 54 Rthlr, 19 Sgr. 5 Pf. Die Generalkosten einschließlich des Ueberverdienstes der Gefangenen stellten sich auf 13,540 Rthlr. 12 Sgr. 8 Pf., und treffen davon auf den Kopf 34 Nthlr. 26 Sgr. 11,3 Pf. Nach Abzug des Arbeits = Verdienstes beliefen sich die Gesammtkosten (für Speisung, Bekleidung, General-Aufwand der Verwaltung) auf 12,931 Rthlr. 10 Sgr. 8 Pf. :

Durchschnittlich fallen von sämmtlichen Kosten auf den Kopf 73 Rthlr. 5 Sgr. 5,34 Pf.; dagegen beträgt die Durchschnitts-Einnahme vom Kopf 33 Rthlr. 26 Sgr. 3,53 Pf.

X Stettin, 24. April. e Stadt ist leider von den Be-= mengen der jevigen , durch große Theurung merkwürdigen Zeit nicht frei geblieben. Ungeachtet seitens der Ärmen-Direction , “tex vielen hier gebildeten Vereine und durch Privat-Wohlthätigkeit Alles gethan wird, um dem Nothstande zu begegnen, bemächtigte sih heute Früh eine Menge, größtentheils der untersten Volksklasse angehöriger Individuen der zum Wochenmarkte hierhergebrahten und außerdem einer am Bollwerk liegenden, einem hiesigen Leinwandhändler gehü- renden Kahnsladung Kartoffeln; stürmte darauf, von einem zahllosen Schwarm von Weibern und Knaben begleitet, nah fast sämmtlichen Bäckerhäusern, bemächtigte sich der in den Läden befindlichen Bäcker waaren, wo diese nicht gutwillig gegeben wurden, mit Gewalt, und zerstörtein ihrem verbrecherischenTreibenMobilien und andere Gegenstände, Die Buden auf dem gerade hier stattfindenden Jahrmarkte, welche bei dem entstehenden Tumulte sofort geschlossen waren, wurden nicht verschont, namentli solche mit Eßwaaren geleert und überhaupt Exzesse mancherlei Art verübt. Erst nachdem Generalmarsch geschlagen war, die Truppen die bedrohten Orte umstellten und in Patrouillen die Straßen durchzogen, und nahdem mehrere der ärgsten Tumultanten verhaftet waren, gelang es die Ruhe einigermaßen wiederherzustellen. Ein Aufruhr= Mandat ist seitdem überall angeschlagen, die Bürger, an ihren wei ßen Binden um den Arm kenntlich, sind alè Shußwachen zusammen- getreten, das Militair ist mit scharfen Patronen versehen, ünd so hoffen wir, daß es dem vereinten Streben des Militairs und Civils gelingen werde, uns vor weiteren Störungen der öffentlihen Ruhe und Sicherheit zu bewahren. i : _Nachschrift vom 25. April früh, Die oben ausgesprochene Hoffnung is bis jeßt in Erfüllung gegangen, es haben gestern Abend zwar noh mehrere Verhaftungen, aber feine weiteren Exzesse statt-

gefunden. /

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Hannover. (Hannov. Ztg.) Das König- liche Schreiben, wodur (wie bereits gemeldet) die an Stände- Versammlung vertagt wurde, lautet folgendermaßen:

L „Ernst August, von Gottes Gnaden, König von Hannover u. s. w, es Gn und gnädigsten Willen zuvor, Hoch= und Wohlge- Wet ; el und Veste, Würdige, Chrenveste, Ehrbar, Hoch= und l ge ahr e, Ehrsam-Fürsichtige, Räthe , liebe Andächtige und Ge-= reue! Nachdem Unsere getreuen Stände des Königreichs seit der Zeit der E threr Sißungen am 2, November des voris- gen Jahres es \i unandgeept haben angelegen sein lassen, die ih- nen zu L LigO Mitwirkung zugegangenen Gegenstände zu erledigen, so stehen Wir nah dermaliger Lage der Geschäfte gegen- wärtig nicht an, Unsere getreuen Stände des Königreichs hiermit in Gnaden zu Es Wir verbleiben euch mit geneigt und gnädig= stem Willen stets beigethan. Gegeben Hannover, den 21, April 1847,

E von Falcke.“ L

In Bezug auf die von den Ständen beantragte Oeffentlichkei ihrer Verhandlungen is ihnen nachstehendes Königliche Shreiben zugegangen :

„Ernst August, von Gottes Gnaden, König von Hannover u. s. w Unseren fe und Aieignen Willen zuvor, Hoch- und Wohlgeborne, Edle und Veste, Rathe Chrenveste, Ehrbar, Hoch- unb Wohlgelah D Ehrsam-Fürsichtige, Näthe, liebe Andächtige und Getreue! Wir hegen die auf langjähriger eigener Erfahrung und auf fortwährender Wahrnehmung beruhende Ueberzeugung :

„Das von der Nütlichkeit öffentlicher ständischer oder parlamentarischer Verhandlungen nur in sogenannken constitutionellen Staaten die Rede sein kann, in dencn den Organen des Volkes eine wesentliche Theilnahme an der Curt eingeräumt wird, in denen die monarcishe Gewalt dur Ver- antwortlihkeit der Minister gegen die Stände eine u erlitten hat, in denen endlich das Regierungs-Svstem von den wechselnden Majoritäten der Kammern abhängíg is, ein Zustand, der den Grundgeseßen des deut- schen Bundes nicht entspricht, und in dem Wir jede Garantie des dauern- den Ae ölfer D

„Daß dagegen diese Oeffentlichkeit offenbar nicht geeignet is für die Landstände Unseres Königreiches , deren auf den Grau dos Ar, 27 der wiener Schluß-Akte vom 15. Mai 1820 verfassungsmäßi geregelte Befug-

niß, unter Festhaltung der Einheit der landésherr ihen Staatsgewalt, sich

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auf die zuständige Mitwirkung an der Ausübung bestimmter Rechte be- schränkt, deren Mitglieder weder von ihren Wählern Instructionen anneh- men dürfen, noch ihnen für ihre ständische Thätigkeit verantwortlich sind, denen mithin der Charakter einer die vorbemerkten positiven Gränzen über- schreitenden allgemeinen Volks-Vertretung nicht beigelegt ist.

_ ¿Daß der von öffentlichen Diskussionen nicht zu trennende vergrößerte Zeit-Aufwand die durch bisherige langwierige Kommissions- und Sißzungs- Verhandlungen ohnehin schon auf Unseren Unterihalen lastenden erheblichen Kosten ohne allen wahren Nutzen bedeutend vermehren würde, :

„„Daß diese Oeffentlichkeit, auf der einen Seite dazu geeignet, die heil- same Mitwirkung wohldenkender und erfahrener, aber der Rede minder mächtiger Mitglieder zu lähmen, auf der anderen Seite verderblich dazu gemißbraucht werden fann, unter dem Schuße der landständishen Unan- tastbarkeit achtbare Stellungen und Persönlichkeiten böswillig herabzuwür- digen, unerreihbare Wünsche zu erwecken, durch unstatthafte Anforderungen das Vertrauen in Unsere Regierung zu untergraben, eine erkünstelte öffent- liche Meinung zu bilden, den Samen der Unruhe und der Unzufriedenheit mit dem Bestehenden im Volke auszustreuen, mit einem Worte, die Massen auszuregen und zu verblenden, Uebel, die eíne gediegene Berichtigung von Zrrthümern durch Organe der Regierung wohl bis zu einem gewissen Grade mildern kann, aber welche zu tilgen sie in dem Kampfe mit den Leidenschaften sicherlich nicht vermag. :

„Daß endlich eben diese Oeffentlichkeit den Keim der Unsere Unter- thanen bedrohenden schweren Gefahr einer Erschütterung und Zerrüttung des zwischen Unserer Regierung und Unseren getreuen Landständen rechtlich bestehenden Verhältnisses unfehlbar in sih tragen würde. i __ „Vir haben demnach, nach reiflicher Prüfung und in gewissenhafter Erwägung der Uns obliegenden landesväterlichen Pflichten , unabänderlich beschlossen, eine Oeffentlichkeit der Sizungen der Kammern Unserer getreuen Landstände niemals zu gestatten.

__¡„„Zndem Wir das Vorstehende Unseren getreuen Ständen in Beziehung auf den Vortrag vom 14, Dezember v. J. zu erkennen geben, verbleiben Wir denselben mit geneigt und gnädigstem Willen stets beigethan.“

Die am 24. April ausgegebene ueueste Nummer der Geseß-Samms- lung enthält nachstehende ergänzende Bestimmungen über die Rechts= Verhältnisse der Juden : :

„Ernst August 2c. : Jn Beziehung auf das Gesez vom 30. Sep- tember 1842 über die Rechts - Verhältnisse der Juden erlassen Wir, unter versassungsmäßiger Mitwirkung der getreuen allgemeinen Stände des Kö- nigreichs, folgende ergänzende Bestimmungen: §. 1. Zur Beseitigung vor- gekommener Zweifel wird deklarirt, daß die reichsgeseßliche Bestimmung, wonach Juden Forderungen an Christen niht auf andere Christen sollen übertragen können, und die reihsgeseßliche Vorschrift, wonach Juden Ver- träge mit Christen nur vor der Obrigkeit der lezteren errichten sollen, nach den inmittelst wesentlih veränderten Verhältnissen unanwendbar seien. §. 2. Das Zeugniß eines Juden soll gleiche Kraft mit dem eines Christen ha- beu, §, 3, Die Handelsbücher der Juden sollen gleiche Glaubwürdigkeit mit denen der Christen haben. (Vgl. §. 2 des Geseßes vom 30. Septbr. 1842.) Dies gilt jedoh niht von Juden, welhe Nothhandel (§. 60 des angeführten Gesetzes) treiben. §. 4, Den Juden steht frei, cin Haus mit 17 Morgen Landes zu erwerben. Der Erwerb von mehr als einem Hause und mehr als 17 Morgen Landes ist den Juden untersagt, vorbehaltlich einer etwa zu ertheilenden Dispensation. §. 5, Jn den Landestheilen, wo über den Erwerb von Grundeigenthum durch Juden geseßliche Beschrän- kungen nicht bestehen, werden sie durch dieses Geseß nicht eingeführt. §. 6. Die aus dem Schug-Verhältnisse der Juden folgenden, nah §. 5 des Ge- seßes vom 30. September 1842 einstweilen bestehen gebliebenen Leistungen sollen vom 1. Juli 1847 an gegen Entschädigung der Berechtigten aus der General-Steuerkasse hinwegfallen, Den außer dem Königlichen Domanium Berechtigten is} diese Entschädigung durch Zahlung des fünfundzwanzigfachen Betrages des nach dem Durchschnitte der lezten fünf Jahre zu ermittelnden

Jahres-Ertrages zu leisten. §. 7, Alle früheren ent Bestim- mungen werden afithoben.“ i f P S

Königreich Württemberg. (Schwäb, Merk.) Se. Majestät der König hat in Gemäßheit neuerer Verständigung mit den Regierungen der Nachbarstaaten Bayern und Baden verfügt, daß der in der Königlichen Verorduung vom 22. Oktober 1846 bestimmte Ausgangszoll auf die dort genannten Getraide = Arten, Hülsenfrüchte und Mühlen - Fabrikate, welchen auch Brod und Mais beizuzählen sind, vom 22. April ‘einschließlich an auf 50 pCt. der mittleren Durchschnittspreise erhöht werden soll.

_ Großherzogthum Sachsen-Weimar. (Weim. Ztg.) Ver Stadtrath vou Weimar hat Auftrag gegeben, 1200 Scheffel Roggen in Bremen und 1000 Centner Roggenmehl in Berlin anzu= kaufen. Die Ankunft dieser ansehnlichen Zufuhr für die Stadt wird erwartet. Außerdem hat diese Behörde an 60 Krautländer auf drei Jahre ohne Pachtgeld an Unbemittelte überlassen und ihnen dadurch eine fühlbare Erleichterung verschafft, i

© Múnchen, 22. April. Das auf übermorgen, als am Tage des heiligen Georg, anberaumte große Ordensfest wird uicht stattfinden z aber nit, wie ein anfänglih allgemein verbreitetes Ge- rücht behaupten wollte, wegen einer wesentlichen Verschlimmerung in dem Besinden des Königs, sondern lediglich darum, weil die Aerzte Sr. Majestät abgerathen haben, bei der andauernden unfreundlichen Witterung der Feierlichkeit in Person beizuwohnen. Allgemein hat sich das freilih sehr unwahrscheinlihe Gerücht verbreitet, wir dürften am 1, Mai, wo für das Sommerbier eine bei den hohen Gerstenpreisen sehr begreifliche erhöhte Biertaxe eintritt, wieder einmal Bier =Stzaßen =Exzesse zu erleben haben. Allgemein dankbar werden daher alle betreffenden Vorsihtsmaßregeln der Behör- den aufgenommen und anerkaunt,. wie z. B, die Einberufung eines Theiles der Beurlaubten der hiesigen Garnison, um jeden vermehrten Wacht- und Patrouillendienst leichter leisten zu können. Juzwischen fann nur wiederholt werden, daß, allem glaubwürdigen Vernehmen nach, ernste Besorgnisse gar nicht zu hegen sind. Unser berühmter Ober-Baurath Ritter von Gärtner ist gestern Abends gegen: sechs Uhr leider gestorben, Die allseitigste und in- nigste Theilnahme wendet sih der Familie bieses ausgezeichneten Man= nes zu, dessen Verlust in aller und jeder Beziehung ein eben so em- pfindlicher als {wer zu erseßender bleibt,

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 18. April. Ein Ukas vom Sten d. M. enthält Bestimmungen über die Ansiedelung von Juden auf Kronlän=- dereien, nämli die vom Minister der Reichs-Domainen zur Beschleu- ngung der Einrichtung und zur Sicherstellung des Gedeihens dieser Ansiedelungen „beantragten und vom Reichsrathe gutgeheißenen Zu- säbe und Veränderungen der betreffenden Paragraphen des Sswod der Gesebe, und sett die Regeln für die Anweisung von Kronlände= reren zu genanntem Zwecke, die Uebersiedelung der Juden, die Ad- ministration der Angesiedelten, die denselben zu gewährenden Unter- g und die wirthschaftlihe Einrichtung dieser Ansiedelun-

Rie neuesten Nachrichten aus dem Kaukasus lauten :

26 Febru, Milliatr - Chef des wladikawkasischen Bezirks berichtet, daß am die Hol fäller d, O Que vereinter Tschetschenzen aus der kleinen Tschetschna Als Li Comiti s lnsiedler an der Sunscha zu überfallen beabsichtigt habe, Lieutenant Släym des sunschaschen Linien-Kosaken-Regiments, Oberst- ämés Batailles davon Kunde erhielt, entsandte er] bei Zeiten ein ge ?Maiors Kem „oes tenginschen Jnfanterie-Regiments, unter dem Befehle sodann selbst mgfert, zum Schuß der Arbeiter und begab sich etwas später elichtet werd if zivei Sotnias Kosaken auf den Plaß, wo die Waldungen ÿ en. Als die Arbeiten glücklich geendet waren, gedachte Oberst-

ieutenant Släpzoff die Tschetschenzen dieses feindseligen Vorhabens wegen zu strafen und beschloß zu dem Ende , ihnen ihre Viehheerden abzunehmen,

von denen er wußte, daß sie zwischen der Sunsha und der Asa wei- deten. Er ließ zwei Compagnieen nebst einem Geschüße im Defilé zum Schuße der zurüfehrenden Fuhren und rüdckte selbs mit den übrigen Truppen rasch auf dem rechten Sunscha - Ufer vor, bis er in geringer Entfernung vor sich die Heerden des Feindes erblickte. Die Kosaken war- fen sich ungesäumt auf die sie hütenden Tschetschenzen, tödteten mehrere, nahmen 7 gefangen und führten eiwa 200 Stück Nindviech weg. Mittler- weile eilten etwa 300 Mann berittener Tschetschenzen, die während der Nacht die Sunscha überschritten und sich in den fabardinischen Bergen verborgen gehalten hatten, den Jhrigen zu Hülfe und fielen den Kosaken tapfer in die Flanke; diese jedoch griffen, ohne Feuer zu geben, zu ihren Säbeln und zerstreuten sie. Sodann kehrte das Detaschement mit reicher Beute beladen wieder zurück. Wir hatten einen Todten und fünf Verwundete, Zu der- selben Zeit und um die Aufmerksamkeit des Feindes auf einen ‘anderen Punkt zu lenken, führte der Chef der Garnison von Atschoi, Oberst- lieutenant Preobraschenski, mit drei Compagnieen des tenginschen Jnfan- terie - Regiments, einer Sotnia des 26sten donuschen Regiments und zwei Geschüßen mit Erfolg einen Streifzug gegen den feindlichen Aul Gal- gan - Jurt aus, zerstörte ihn und führte 200 Schaafe weg. Die selben Tschetschenzen, welche die sunshashen Kosaken angegriffen hatten, eilten auch hierher zur Hülse. Sie konnten aber auch hier nichts ausrich- ten, und unsere Truppen erreichten mit ihrer Beute ohne allen Verlust die Festung, So sind während des ganzen Winters die widerspenstigen Ein- wohner der kleinen Tschetshna von unseren Truppen heimgesucht worden, sie haben ihre Habe eingebüßt und finden in ihren allmälig immer lichter werdenden Wäldern nur noch eine unsichere Zuflucht. y

Der Befehlshaber der Truppen im nördlichen Daghestan berichtet, daß am 5, März, um 2 Uhr in der Nacht, ein 300 Mann starker feindlicher Heereshaufen die aufgegebene Festung Sultan-Jangi-Jurt angegriffen habe, wo das Pferde - Lazareth des Dragoner - Negiments des Kronprinzen von Württemberg sich befindet. Die Garnison, 40 Mann stark, und die rei- tende Nachtpatrouille rückten in voller Ordnung dem Feinde entgegen, der, als er seinen Anschlag vereitelt sah, so eilig wieder umkehrte, daß die Dra goner ihn nicht einholen konnten. Von der ts{hernomorishen Uferlinie ist die Nachricht eingegangen, daß der uuter den Ubichen lebende polnische Emissair Adam Wvsozki erschossen gefunden worden sei. Ob er si selbst ums Leben gebracht oder von Anderen getödtet sei, is noch unbekannt. Man sagt indessen, daß er in Folge des mißlungenen Sturmes auf das Fort Golowin, der auf seinen Rath unternommen worden war, und der daraus entspringenden unzufriedenen Stimmung der Ubichen gegen ihn, sich selbst das Leben genommen habe; von anderen Seiten wird dagegen be hauptet, er sei durh Blutrache getödtet.“ :

Das Fahren auf dem Eise der Newa is} untersagt, da: an meh ren Stellen sih Spalten in demselben zeigen.

IVarschau, 22. April. Gestern Abend is der Großfürst Michael mit seiner erlauchten Gemahlin und Tochter von Radom hier eingetroffen.

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Paris, 22. April. Der König hält heute eine Musterung über vier Linien -=Regimenter ab, 26stes, 35stes, 48stes und 72stes, die aus Paris nach anderen Garnisonen ausrücken und durch das 25s\te, das 52ste und 74ste erseßt werden. Auch das te Lancier -, das 8te Husaren - Regiment, 2 Batterieen Artillerie, die reitende Munizipalgarde und die Feuer = Brigade sind zu dieser Revue zuge zogen. Es finden dabei Vertheilnngen von Orden der Ehrenle gion statt.

Die Voix nouvelle hebt mit besonderer Bewunderung in der Thron-Rede des Königs von Preußen die Wärme des Ausdrucks evangelischer Gesinnungen hervor. „Die deutsche Nation“, bemerkt dieses französische Blatt, „ist stets, obgleich sie nicht vor allen Demo

ralisationen jih zu bewahren gewußt, eine eben \o naive und logale als ruhige und ernste Nation, und dieser Charakter zeigt sih in sehr hohem Grade in der Person dieses Herrschers. Mag immerhin der

Geist eines Theils der preußischen Nation, mehr durch ibre politischen Erstrebungen, als durch den Geist der Wahrheit, weiter vorgeschritten sein: mebr Herz und vollkommene Redlichkeit kaun feiner seiner Unterthanen haben. Die Rede des Königs von Preußen i} fast das Gegenstück zu den Reden des constitutionellen Königthums: an statt diplomatischer Ausführungen ein langer Herzensergußz der Staatsmann spricht hier, so zu sagen, in der Sprache der Vertrau lichkeit.‘

Die Depu'irten-Kammer hat am Schluß ihrer gestrigen Sitzung mit 219 gegen 170, also mit einer Majorität von nur 49 Stimmen entschieden, daß sie den Vorschlag des Herrn von Remusat, die Fn fompatibilitäten betreffend, nicht in nähere Berathung ziehen wolle. Die progressistischen Konservativen, an ihrer Spitze der Marquis von Castellane, und die Fraction Billault- Dufaure stimmten in dieser Frage mit der Opposition. Marquis von Castellane erklárte jedoch, daß die von ihm geleitete Mittel-Partei dem Vorschlag nicht in seiner ganzen Ausdehnung beipflihte, sondern der Meinung sei, daß der Kammer eine gewisse Anzahl von Staatsbeazuten, etwa zwei für jedes Depar= tement, erhalten werden müßten. Herr Guizot und Herr Hebert be fämpften den Antrag mit denselben Gründen wie neulich {ou der Minister des JZunernz ihre Reden boten keine neuen Argumente dar und die des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten bestand nur in einer kurzen Schluß - Erklärung. R Mas D nun die offizielle Bestätigung der Gefangennahme Bu Ma gegangen, Eine telegraphische Depesche des Geueral Le vasseur aus Miliana h vom 14. April meldete dem Marschall Bu geaud, daß Oberst St, Arnauld ihm schreibe: „Bu Masa i} in meinen Händen. Er is bei den Uled Dschunes gefangen genommen worden. Dem Toulonnais wird aus Algier vom 10. April Om! „Es ist nunmehr gewiß, daß sih Abd el Kader in die- jem. Augenblicke wieder auf dem algierischen Gebiete befindet; es sind jedoch auf „allen Punkten Maßregeln getroffen, um die 'Be- völkerungen im Zaume zu halten, die etwa geneigt sein könnten, sich A Sache zu erklären, Ueber die Pläne des Emirs (heinlich, da n s Vorlautes, Es ist jedoch niht wahr= bitlichen Theiler i t ersuch machen werde, wieder nah den Men e) on Algerien vorzudringen, wo er vor zwei Zahren eine so kalte Aufnahme gefunden; besonders jeßt, nachdem M e pi Aga Salem „ih der französischen Herrschaft unterworfen.

an gèauot mcht, daß Abd el Kader einen Feldzug in Algerien selbst zu wagen versuchen werde; er mag wohl einen Handstreih gegen einige der entfernteren Stämme unternehmen z ernste Besorguisse braucht man jedoch für den Augenblick nicht zu hegen.“ Vier ein- flußreiche arabische Häuptlinge, Si Hamedi el Sockel , Kaid von Tlemsen, Hamed Ben Adri, Aga der Uled Soliman, Neffe des in französischen Diensten getödteten General Mustapha, Si Brahim Sohn Osman's, Kalifa von Maskara, - und El Schahat, Sohn Sen Bach's, ehemaliger Aga der Beni Amer, wollen eine Reise nach Frank= reich machen.

Die Maroniten haben einen Abgeordneten nah Paris ge= hickt, den Pater Azar, welcher aus einer der angesehensten Familien des Libanons stammt. Azar hat hier eine geschichtliche Darl-gung veröffentlicht, in welcher er ausführt, daß die Maroniten durch Dienste, welche sie den französischen Heeren von der Zeit der Kreuz= züge an bis zur Zeit der Republik geleistet , Ansprüche auf den

Schuß Frankreihs erworben hätten; daß die Maroniten die un- ershrockensten und treuesten Vertheidiger des Thrones von Jerusalem gewesen und ihr Blut mit dem der französischen Kreuzfahrer auf vielen Schlachtfeldern geflossen; daß sie durch ihre Zufuhren das

von dem General Bonaparte befehligte Heer vor den Mauern Jaf=

fa's vor Noth und Verderben bewahrt. Stets hätten sie denn au den Brauch gehabt, zu ihrem Schuße die frauzösishe Fahne auf= zupflanzen und Frankreich als ihren Protektor anzurufen. Es sei dies ihr Recht, denn der heilige Ludwig, Frankreichs Könige und die Republik hätten den Maroniten förmliche Schußbriefe ertheilt und erneuert. Die Schrift des Paters Azar schildert dann die Lei- den, welchen jener Stamm durch die Verfolgungen der Türken und Drusen preisgegeben sei: Der ganze Landstrich zwischen Beirut, Da- masfus und Nazareth ist jeßt vollständig verwüstet; es steht dort keine Kirche mehr, kein Kloster, kein Haus, keine Hütte, fein Fruht- baum, feine Weinrebe von allem dem, was den Maroniten gehörte. In den Disözeseu von Damaskus, Beirut und Saïda allein is Kirchen und 48 Klöster zerstört oder eingeäschert ; seitdem Les Bee e (wie man einen solchen Zustand nannte) von Schekib Dn He J S wurde, sind allein in den Distrikten von Gizzin und E S wurden nit weniger als siebzehn Distrikte verheert ) Tausende der

T A s ingeshlachtet, nachdem sie, dem maronitischen Bevölkerung grausam hinge|ch!ad O , 4 | g. die Waffen niedergelegt

Worte der türkischen Offiziere vertrauend, i : hatten; und nicht reden wollen wir von denen, welhe während der beiden Kriege umkamen, nicht von denen, die später durch Hunger, Elend und \{limme Behandlung hingeraft wurden. Alle Maroniten, von Jerusalem bis Antiochien, wurden von den Türken mit der \{chmachvollsten Barbarei entwassnet. Was dagegen die Drusen an

belangt, so begnügte man sich damit, ihnen eine nur sehr kleine An

zahl Waffen zu nehmen; man ließ ihnen weit mehr, als nöthig wä- ren, sie dreimal zu bewaffnen. Nach den neuesten Berichten sind die Drusen nun damit beschäftigt, die Christen der wenigen Ländereien zu berauben, in deren Besiß dieselben bis jeßt noch geblieben waren. Die unglücklihen Maroniten sind in solhe Noth gestürzt, daß sie unmöglich noch lange Zeit existiren können, wenn ihnen" nit bal- digst Hülfe gebraht wird. Wird Frankreich nichts thun, um sie zu eten

Herr Thiers hat sich in den Büreaus der Deputirten - Kammer entschieden gegen den neuen Unterrichts = Entwurf ausgesprochen, der nah seiner Ansicht durchaus nicht die Freiheit des Unterrichts ge währt, welche man beanspruchen könne, aber auch nicht die Garan= tieen, welche man verlangen fönne. Wogegen er sich aber besonders auflehnt , is, daß die kleinen Seminarien, welche besonders zur Er= ziehung der Geistlichkeit dienen und kraft der Martignacschen Gesebe vou 1828 nur diejenige Jugend heranbilden durften, die sih dem geistlichen Stande widmet, fünftig junge Leute sollten gufnehmen dürfen, die \sich zu allen anderen Ständen bestimmten, wovon die olge sein würde, daß alle Privat-Anstalten und Gemeinde-Schulen zu Grunde gehen müßten und nur die großen, auf Staatskosten un- terhaltenen Königlichen Schulen bestehen bleiben würden. Die Ver= stärkung des oberen Unterrichts = Rathes ins Unbestimmte schilderte Herr Thiers als ein wahres Chaos, indem er nur Männer, die ihr ganzes Leben dem Unterricht gewidmet, klein, aber ausgewählt an Zahl, die Leitung der Unterrichts - Angelegenheiten vorgeseßt ha ben will.

Lord Holland hat \o eben vom Könige eine kostbare Porzellan= Vase zum Geschenk erhalten; es is darauf das Haus zu Twickenhain gemalt, welches der König während seines Aufenthalts in England, als Herzog von Orleans, bewohnte, und wo er oft Lord Hollands Vater bei sich sah, zu dem er bis an dessen Tod in den freundschaft lichsten Beziehungen verblieb, Die andere Seite der Vase zeigt den Palast der Tuilerieen. Vor einiger Zeit hatte der König von Lord Holland ein Portrait seines Vaters, nach Leslie’s Original, em-= pfangen. i F E

Es heißt, in Folge der Entdeckung eines legitimistishen Kom= plotts seien in der Vandee bereits 13 bis 14 Verschworene verhaftet, und auch in Versailles sei eine angesehene Person festgenommen worden. ; 2

Am 15. April liefen mehr als 50 mit Getraide beladene Schiffe in den Hafen von Marseille ein.

Der Assisenhof des Jndre-Departements hat neun Arbeiter und Tagelöhner wegen Theilnahme an den Kornexzessen und Plünderun= gen abgeurtheilt; vier wurden freigesprochen und gegen zwei auf fünfjährige Zwangsarbeit, gegen die übrigen drei auf vierjährige Einsperrung erkannt, Sie müssen überdies 2000 Fr. Geldbuße und die Kosten bezahlen. N

Jm Ministerium des Junern is die Nachricht angelangt, daß eine große Gährung ‘in St. Etienne herrsche. Die Minenarbeiter hatten in Masse ibre Arbeiten eingestellt.

Die Akademie der Wissenschaften hat in der Abtheilung der Agrikultur Herrn Decaisne zu ihrem Mitgliede gewählt. _

Die Presse deutet an, es würden Einrichtungen getroffen wer= den, daß die Briefe zwischen London und Paris nicht mehr 36 Stun den Zeit zu brauchen hätten, während die großen Banquierhäuser mit der Nordbahn über Abbeville und Folksstone londoner Nachrich= ten in 14 Stunden erhielten. Man wolle zwishen Boulogne und Folksstone einen regelmäßigen Paketdienst einrichten, damit die Briefe nur 18 Stunden hin und her liefen. Galignani?s Messenger bemerft dazu, daß dies deshalb unwahrscheinlich sei, weil die englische Admiralität sich bisher geweigert, das englische Paketboot Abends 11 Uhr von Dover abgehen zu lassen; denn sonst könnten die lon doner Briefe nicht zeitig genug in Paris antreffen, um noch vertheilt werden zu können. i

Herr Vernes, Sub=Direktor der Bank von Frankreich, is von St, Petersburg wieder hier eingetroffen. i

x Paris, 22. April. Am Anfange der heutigen Sißung der Deputirten-Kammer kündigte der Präsident. an, daß das Un=- wohlsein des Ministers des Junern sih verlängere, daher die Noth- wendigkeit vorliege, die auf heute anberaumte Verhandlung des Geseb=- Entwurfs, in Betreff der Bewilligung eines Kredits von 1 Million zu geheimen Ausgaben, auf einen anderen Tag zu verschieben. Die Kammer entscheidet sih für diese Vertagung der genannten Verhand= lung. Der Präsident kündet darauf an, daß die Verhandlung des Antrags der Herren d’Angeville und Lafarelle, in Betreff der Be- wässerungs-Anstalten, beginnen werde, e i

Herr Creton hat zuerst das Wort, beschränkt sih aber darauf, dem Präsidenten eine Reihe von Amendements zu übergeben. Der Berichterstat- ter, Herr Dalloz, erklärt, da die Kommission von diesen Amendements keine Kenntniß gehabt habe, so beantrage er ihre Verweisung an dieselbe, damit sie vorläufiger Prüfung unterzogen werden könnten. Der Präsi- dent: Diese Verweisung an die Kommission wird hiermit ausgesprochen. Verlangt Jemand das Wort für die allgemeine Diskussion? (Allgemeines Schweigen.) Die Kammer wird daher morgen die Diskussion der einzelnen Artikel beginnen, Es bleibt also auf der Tagesordnung der Geseh-Entwurf bezüglich der Eröffnung eines Zusaß-Kredits von 450,000 Fr. für die Ein- \chreibung der Militair - Pensionen im Jahre 1847. Da aber der Kriegs- Minister in der Pairs-Kammer zurückgehalten is (Murren links) . . . Der Präsident fortfahrend+ . Der Herr Kriegs-Minister konnte augenscheinlich die beiden Zwischenfälle nicht vorhersehen, welche eingetreten sind. Herr Durand (von Romorantin) besteht darauf, daß die Verhandlung über den Antrag in Betreff der Bewässerungs - Anstalten sofort begonnen werde. Der Präsident: Die vorgeschlagenen r damonds sind ein unübersteigliches Hinderniß dagegen, Zahlreihe Stimmen: Auf morgen! auf morgen ! Herr Durand besteht dessenungeachtet auf seinem Verlangen. Der Mini- ster der öffentlihen Arbeiten: Die Kammer hat si für die Ver- schiebung bereits ausgesprochen, J glaube, es wäre ganz gegen alle Re-

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gel gehandelt, auf das ing)! de (ues Bde Pgsiches eine bereits vertagte Verhandlung wieder au puehme 2 Odi on Barrot konsta- tirt, daß, sei es nun durch Gleichgültigkeit der Minister oder in Folge A rhastiakei Reglements, die Kammer müßig bleibe, ( Recla- der Fehlerhaftigkeit des Neg R era 1g dieive. mationen im Centrum.) Die Frage der Bewahserungsanstalten sei nicht neu: die Kammer müsse auf ihre Verhandlung vorbereitet sein, Herr Pasca- lis habe ein Amendement zum 1. Artikel vorgeschlagen. Das ehrenwerthe Mitglied könnte immerhin sein Amendement entwickeln. Herr Pas calis: „Zh bin dazu bereit, wenn die Kammer geneigt ist, mich zu hören.“ Der Präsident:- „Sie haben das Wort.“ Herr Pascalis entwielt sein Amendement, welches darin besteht, daß eine unbedeutende Modification am ersten Artikel vorgeschlagen werden soll. Der Antragsteller verliest seine neue Fassung und befindet sich im Augenblicke des Postschlusses noch auf der Tribüne. Jn der Sihung der Pairs-Kammer verlas Herr von Combacst- nes folgende Petition: Zweiunddreißig Einwohner von Paris bringen das- Verlangen einer Briefportoreform wieder an, dur welche festgestellt wer- den roll, daß 1) die gleihförmige Taxe vou 20 bis 25 Centimes für den einfachen Brief, dessen Gewicht auf 10 Gramme erhöht wurde, eingeführt z 2) die Reciprozität des Porto von 25 Centimes für einfache Briefe der Soldaten und Seeleute festgeseßt würde, wenn dieselben an ihre Familien schreiben. Diese Petition wird an den Finanz - Minister verwiesen, wie es scheint, weil die Kammer nicht selbs in eine spezielle Verhandlung dieser Frage eingehen wollte, die ohnedies vor ihr Forum gelangen wird, da sie bereits in Folge des Antrages des Herrn Glais -Bizoin in der Deputirten- fammer anhängig gemacht und so eben der Kommissionsbericht des Herrn Emil von Girardin darüber vorgelegt und veröffentlicht worden is. Nachdem noch einige Petitionen erledigt sind, wird der Geseß-Entwurf über die Stellung von Ersaßz-Männern für das Heer diskutirt. Herr von Gabriac hat das Wort, Dieselbe wirft dem Geseßz-Entwurf vor, ein wohlthätiges und heilsames Prinzip anzugreifen, unter dem Vorwande, Mißbräuchen abzu- helfen, die aber selbst nah Annahme des Geseßz-Entwurfs nicht aufhören würden. Das Prinzip der Erlaubniß zur Stellung von Ersaßzmännern dürfe nicht umgestoßen werden. Jeder habe die freie Verfügung Uber den Ertrag seiner Arbeit, seines Gewerbes, seines Talents, und man wolle dem Ersaßmann nicht die freie Verfügung lassen über den Ertrag seines Dien stes. Man sage ihm: Gehe nach Afrika und kämpfe gegen Abd el Kader unter einer mörderishen Sonne, und wenn du zurückommst, wirst du dein (Held bekommen. Stirbst du, so werden deine Aeltern, deine Verwandten es erhalten. (Der Nedner spriht noch beim Postschluß.)

Großbritanien und Irland.

London, 21. April. Jn der heutigen Mittags =Sibßung des Unterhauses veranlaßte die Fabrif=Bill, deren Comitè-Bericht zur Annahme vorgelegt wurde, abermals eine Debatte, indem Herr Hume auf die Verwerfung der Bill antrug. Lord John Rufsell indeß stimmte für die Bill, obschon in dieselbe wider den Willen der Mi- nister die Klausel, daß die Arbeitszeit in Fabriken für die jungen Leute auf 10 Stunden beschränkt werden sollte, stehen geblieben und das Amendement, die Arbeitszeit auf 11 Stunden festzustellen, ver worfen war. Der Antrag des Herrn Hume wurde heute mit 104 gen 46 Stimmen verworfen und der Bericht angenommen. i

Der Unterrichtsplan der Regierung, welcher das Parlament jebt

beschäftigt, wurde in der vorgestrigen Rede des Premier = Ministers im Unterhause in allen seinen Details dargelegt ; so daß nicht allein die Einzelheiten der jeßt vorgeschlagenen Maßregeln daraus hervor= gingen , sondern auch ihre Nothwendigkeit aus einem furzen Ueber= blick über den gegenwärtigen Stand des Volks = Unterrichtswesens hergeleitet ward. Die Volkserziehung und besonders der Unterricht der arbeitenden Klassen gehörte in England, wie Lord John Russell sagte, weder zu den Pflichten des Staates noch der Staatskirhe und man war gewohnt, denselben immer den freiwilligen Bestrebungen der Privaten zu überlassen. Jm Jahre 1784 sammelte ein gewisser Raikes zuerst Unterschriften zur Bildung: von Sonntagsschulen, die eine sehr wohlthätige Wirksamkeit hatten. Einen größeren Umfang erhielten diese Privatbestrebungen durch die im Anfang dieses Jahr= hunderts auf Antrieb des bekannten Lancaster gebildete British and Foreign School Society die in ihren Schulen feinen Unterschied zwischen Mitgliedern der Staatskirche und anderen protestantischen Glaubensgenos

senschaften macht, und durch die vom Dr. Bell gestiftete, aus\cließlich aus Mitgliedern der Staats=Kirche bestehendeNational-School-Society. Eine Beihülfe aber für den Unterricht der ärmeren Klassen bewilligte das Parlament erst 1833 und zwar nur zum Betrage vou 10 bis 20,000 Pfd. jährlich, welche deu Schulen der beiden erwähnten Ge- sellschaften unter der Bedingung ertheilt werden sollten, daß täglich eine Bibelstunde gehalten würde. So blieb diese Angelegenheit bis zum Jahre 1839, als auf Antrieb des damaligen Whig-Ministeriums ein Geheimeraths-Comité unter Vorsiß des Präsidenten des Gehei

menrathes zur Förderung und Beaufsichtigung des Unterrichtswesens eingeseßt wurde, jedoh erst nah lebhaftem Widerstande der Geist

lichkeit der herrschenden Kirche, welche für sich das aus\chließlihe Beauf

sichtigungsrecht in Anspruch nehmen zu können glaubte. Endlich einigte man sich dahin, daß die Schul-Juspektoren für die National

Schools von der Regierung, unter Zustimmung der Erzbischöfe von Canterbury und York, ernannt und über den die religiöse Erziehung betreffenden Theil des Unterrichts auch an die Erzbischöfe zu berich

ten haben sollten. Unter dem vorigen Ministerium wurde dann durch den damaligen Präsidenten des Geheimen - Rathes, Lord Wharncliffe, auh dem Direktorium der British and Foreign School Society die Zusicherung gegeben, daß die für ihre Schulen bestimm-

ten Junspektoren ebenfalls nicht ohne ihre Zustimmung ernannt wer-

den sollen; jedoch haben diese Juspektoren keine Befugniß der Be-

aufsichtigung des Religions = Unterrichtes ; sie haben nur darauf zu

achten , daß die Bibel gelesen werde. Es sind seitdem in der vor=

geschriebenen Form eine- Anzahl von Geld-Unterstüßungen, besonders

zur Errichtung von Normalschulen, bewilligt und die Unterstützungs-

Summen im Ganzen von Jahr zu Jahr vermehrt worden, \o daß

sie für das vorige Jahr 100,000 Pfd, St. betragen haben. Auf diesen Zustand der Dinge soll nun das vorgeschlagene Gese An

wendung finden, das bekanntlich Vermehrung der Schul-Jnspektoren,

Erziehung von Schullehrern , Unterstüßung der \olhe Schulleh=

rer heranbildenden Lehrer durch Geld = Gratificationen und endlich

Pensionirung alter, ausgedienter Lehrer zum Zweck hat. Die Einwendungen, welche gegen diesen Plan erhoben werden, widerlegte Lord John Russell durch schlagende Gründe, besonders die Opposition der Dissenters auf Grund des sogenannten voluntary principle. Man behaupte, sagte er, daß durch die Einmischung des Staates die Privat = Thâtigkeit, auf die es doch hauptsächlich ankomme, gestört werde, daß die gus Privatmitteln kommenden Geldquellen in Folge davon weniger reichlich fließen werden, ja,“ Andere behaupten sogar, es geschehe schon genug für den Volks - Unterricht, und derselbe sei auf dem besten Wege, genügende Früchte zu tragen, Wie wenig diese Behauptungen aber begründet seien, gebe selbst ein Geguer des ministeriellen Planes, Dr. Vaughan zu, der in dem British and Foreign Quaterly Review nadhweise, daß von den auf 3,600,000 anzuschlagenden Kindern in England und Schottland etwas weniger als ein Drittel die gewöhnlichen Schulen, viel weniger als ein Drit= tel die Sonntagsschulen und 1,500,000 gar keine Schulen besuchen; ähnliche Ergebuisse zeigen ih, wenn man erfahre, daß von je 100 Personen, die sich verheirathen, nur vierzig lesen und nur dreißig lesen und {reiben können, und daß nach dem Berichte des Kaplans des Gefängnisses von Preston unter den Gefangenen, während eines dreijährigen Zeitraums, 1733 Männer und Knaben und 387 Weiber und Mädchen gewesen sind, welche

weder lesen noch shreiben konuten, 1301 Männer und Knaben und

287 Weiber und Mädchen, welche den Namen der regierenden Kü-

nigin nicht kannten, und 1290 Männer und Knaben und 293 Weiber

und Mädchen, denen die Worte Tugend, Laster, Unrecht ganz unbe-

fannte Dinge waren. Unter solchen Umständen fönne an der VBer-

pflihtung der Regierung, dem Volke die Erreihung der Mittel zur Vermehrung seiner Kenntnisse darzubieten, wohl nicht gezweifelt wer= den, man müsse denn der Ansicht sein, daß der Staat nichts sei, als eine Maschine, die Strafgeseße zur Ausübung zu bringen, deren Anwendung die herrshende Unwissenheit, als die Grundlage aller Sittenwidrigkeiten, nothwendig gemacht habe. Andere freilich geben die Pflicht der Einmishung des Staates zu, behaupten aber, daß die Art und Weise, wie dies dem Vor- schlage der Minister gemäß geschehen solle, sowohl die persönliche Freiheit, als die Gewissensfreiheit der Einzelnen wesentlich zu ge- fährden drohe, indem der herrschenden Kirche in ihren Ansprüchen auf die Geld - Unterstüßung ein allzu großes Uebergewicht gegeben werde. Aber auch das sei durchaus irrig; der herrschenden Kirche als solcher werde fein Uebergewicht gegeben, denn die Unterstüßung rihte sich bei den unter ihren Auspizien errihteten Schulen, wie bei den Schulen der Dissenters, den günstigen Bericht der Schul- Inspektoren in beiden Fällen vorausgeseßt, ganz nah_ Maßgabe der aus Privatmitteln für die Schule angewiesenen Fonds (der Staat giebt halb so viel, als aus Privatmitteln zusammen- geschossen wird), und wenn die Schulen der Dissenters daher nicht gleiche Unterstüßung fänden, wie die anderen, so würde die Ur- sahe nur in ihnen selbst und in dem geringeren Eifer der Privat- Kontribuenten zu suchen sein, Nach kurzer Zurückweisung der absur= den Behauptung, als könne die Regierung den ihr durch diesen Plan eingeräumten Einfluß auf die Schulen zur Beförderung politischer Parteizwecke mißbrauchen, und nachdem der Redner erklärt hatte, daß eine Unterstützung der kfatholishen Schulen für jeßt niht beabsichtigt und reifliher Erwägung vorbehalten werde, {loß er mit einer ener= gischen Aufforderung an das Haus, dafür zu sorgen, daß das Land, das sich durch seine Thatkraft so hoch gehoben habe, in dem Wett- streite der Jutelligenz, der von Tage zu Tage an Bedeutung gewinne, niht \{macchvoll erliegen müsse.

Die Sängerin Jenny Lind is hier angekommen und wird im Theater der Königin auftreten.

Die Times meldet, es seien von den portugiesischen Jnsurgen- ten Berichte an Agenten aufgefangen worden, woraus sich ergeben, daß -die Herren Baring sich niht bereit gezeigt, dem portugiesischen Gouvernement Gelder zu leihen. Auch sei ein anderer Plan zu ei= nem Vorshuß von 50—100,000 Pfd. gescheitert, da man feine Si-= cherheit geben fonnte. Von Madrid wird der Tímes geschrieben, Herr Henderson hätte mit Herrn Salamanca eine Zusammenkunft gehabt, worin dieser versicherte, er sei mit den Vorarbeiten zur Ord=- nung der Schuldverhältnisse beschäftigt und würde in etwa zwölf Ta= gen darüber in Diskussion sich einlassen können.

S Mw E

Kanton Zürich. Dem Schwäb. Merk. wird aus Zürich vom 16. April geschrieben: „Jn vier Kantonen der Eidgenossenschaft steht gegenwärtig die Ordnung der Dinge auf dem Spiele, in Scha}= hausen, in St. Gallen, in Basel und in Genf. Der Kanton Schaff- hausen is dermalen einer der ruhigsten, von Parteikämpfen ist gar feine Rede, denn die ehemals bevorrechteten Städter wissen sich mit mehr Ergebung ‘in das Unvermeidliche zu schicken, als es anderwärts der Fall ist... So wird durch die bevorstehende Jutegral-Erneuerung des Großen Rathes an den politishen Zuständen dieses Kantons nichts geändert werden, und auhch seine Simme auf der Tagsaßung wird sich nach wie vorher gegen den Sonder bund aussprehen, Mehr als um diesen bekümmert man sich hier um die vielfach bedrohten materiellen Junteressen der gewerbtrei= benden Bevölkerung. Der deuts{che Zoll-Verein beschränkt nämlich die thätigsten, geschicktesten Hände durch Ershwerung der Einfuhr ih= rer Fabrikate. Vom neuen großen Rathe erwartet man dringend Erleichterung z die Mittel dürften aber {wer zu finden sein. Ganz anders steht es in St. Gallen. Politisch und kirchlich i} dieser Kan ton wie keiner zerrissen. Die Glaubensgenossenschaften bilden zugleich die Hauptbestandtheile der sih bekämpfenden Parteirn. Die Katho= lifen gehören im Durchschnitt zur konservativen, die Reformirten mit sehr wenigen Ausnahmen zur liberalen oder radifalen Partei. An Zahl haben die Ersteren ein bedeutendes Uebergewicht, 600,000 gegen 60,000, die Leßteren dagegen an Vermögen und Stellung. So bezahlen diese an der Vermögens- und Erwerbsstener, im Be= trag von 65,000 Fl., mehr als drei Fünftheile, Jn unseren Zeiten entscheidet aber nur die Kopfzahl die politischen Fragen, daher kann

Jedermann des Ausgang dieses Wahlkampfes voraussehen. - Das fleine Privilegium einer stäckeren Repräsentation im Großen Rathe, welhes der Hauptstadt St. Gallen im Jahre 1831 éingeräumt worden war, ist schon oft angegriffen worden und wird bei der bevorstehenden Verfassungsrevision wohl verschwinden. Die Reformirten werden dieses wohl vershmerzen können, allein eine ausschließliche Beherrschnng durch die Katholiken werden sie sich kaum gefallen lassen. Diese kündigt sih in jeder Zeile der katholischen Blätter an und macht den ersten Maisonntag zu einem Slachttag, an dem auf Leben und Tod gefochten wird. Jn Beziehung auf die eidgenössischen Fragen wird dieser Tag nicht entscheidend sein. Sie-= gen nämlih die Katholiken, \o wird ihre Stimme auf der Tagsaz- zung doch einen Beschluß weder verhindern, noch bewirken können. Siegen die Reformirten, so dürfen sie den zahlreicheren Katholiken gegenüber die zwölfte Stimme für Ausweisung der Jesuiten u. \. w. nicht abgeben; sie werden dann ohne Zweifel ein diplomatisches Süh- nungsmittel vorschlagen.

Spanien.

& Madrid, 17. April. Die Gaceta veröffentlicht heute ein Dekret, dem folgender an die Königin gerichteter Vortrag vor aufgeschickt ist:

„Die bevorstehende Regulirung der Staatsschuld, welche den Cortes zur Genehmigung vorgelegt werden soll, ist einer der er- sten Gegenstände, mit denen das Ministerium Ew. Majestät sich be- schäftigt hat, seitdem es sih mit Jhrem Zutrauen beehrt sah. Sie is nicht nur eine höchst angemessene Maßregel; sie is eine Pflicht der Nation. Bei der verwickelten Lage, in welche die rep. Interessen der Gläubiger der verschiedenen Klassen in Folge des abweichenden Maßstabes, den man, je nah den Epochen, an ibre Rechte gelegt hat, und bei der Schwierigkeit, ihnen Allen vollständig Genüge zu leisten, ist eine reife Prüfung erforderlich, und überdies sind die Re= clamationen anzuhbren und die Mittel vorzule en, damit das Schidck= sal, welhes den Dokumenten, deren Inhaber sie sind, zu Theil wer=

den solle, definitiv festgestellt werden könne. Zu diesem Behufe habe ich a E Ew. Majestät die Ernennung einer aus \achverständi= gen Personen zusammengeseßten Kommission vorzuschlagen, damit \ie, nach Anhörung der Vertreter der verschiedenen Klassen der Staats-

Gläubiger, eiten Entwurf einer allgemeinen Regulirung der Staatsschuld anusarbeite, der von der Regierung dur deieven und dann den Cortes vorgelegt werden könne. Madrid, 16. April 1847. (Unterzeichnet.) Der Finanz-Minister, José de Salamanca.“

Das Dekret selbst is feltsamerweise am 15ten, also einen Tag