1847 / 124 p. 6 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

mit dem „Sidon“/ am 1lten in Allaben eingegangenen Fnstructionen E diese Anémpfeblungen. Die Königin egte diesel en am 15ten dem Staatsrathe vor, von dem indeß nur vier Mitglieder in Porkigal anwesend sind, und diese empfahlen die Annahme derselben, jedes unter dem Vorbehalte, daß die Häupter des Aufstandes, namentli

das Autas, Bomfim, Mello und Sa da Bandeira, und zehn oder wölf Andere von der Amnestie ausgenommen und verbannt werden Fie und daß es der Königin freistehen müsse, die Cortes erst, nach- dem fich die jeßige Gährung gelegt habe, eiuzubérufen. Die D adoptirte viesen Beschluß und theilte ihn dem britischen Gesan dten mit, der indeß seine Zustimmung, bis auf den Eingang weiterer „Fn- structionen von Seiten Lord Palmerston's, zurückgehalten hat, da die

isicati 3orslä ines Ver- verlanaten Modificationen den Vorschlägen den Charakter eines. : alrive vollig Es würden. Andererseits aber wollen die Mitglie-

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iesi inisteriums von den englischen Vergleichs- vorl E E a und haben in Folge des Stäaatsraths- Beschlusses dee Entlassungen eingereiht. Die Königin hat dieselben nit angenommen, und da der Graf Tojal sich bestimmt geweigert hat, ein neues Ministerium zu bilden, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß die Minister mit ihrer Ansicht durchdringen und die Königin nöthi- gen werden, die britischen Vorschläge definitiv zurückzuweisen.

X London, 30. April, Jch glaube schon angedeutet zu ha- ben, daß die Bedingungen, unter denen die britische Regierung ihre Vermittelung zwischen der Königin von Portugal und der Junta der Jusurgenten angeboten hat, nicht eben sehr schmeichelhaft für die an- spruhsvollen Erwartungen des Hofes waren. Sie waren indeß sole dit Art, daß man sie hier für die einzig geeignete Grundlage einer constitutionellen Regierung und eines dauernden Friedens hielt. Der portugiesishe Staats = Rath, welcher zum erstenmal seit dem Monat Oktober v. J. wieder zusammenberufen wurde (er besteht nur aus 4 Mitgliedern), beschloß einstimmig, daß die Bedingungen der Vermit- telung angenommen werden sollten, Aber der Hof zögerte noh im- mer, diesen Rath zu befolgen, da er in derselben Zeit von Madrid das Anerbieten einer mehr direkten Intervention zu seinen Gunsten erhalten hatte, nämlich eine spanishe Armee vorrücken zu lassen, welche den Aufstand unterdrücken könnte, ohne daß die Kömgin jo mißliebige Bedingungen erst einzugehen nöthig hätte. Dies hielt die Sache auf, und es lag Sir Hamilton Seymour ob, den Hof zu über= zeugen, daß diese Jntervention einer spani chen Armee für die Kd- niglihe Sache höchst nachtheilig und wahrscheinlich einen allgemeinen Aufstand dex portugiesischen Nation hervorrufen würde, der mit der Verbannung Donna Maria's enden könnte. e

Diese Woche is durch mehrere Todesfälle bedeutender Männer ausgezeichnet worden, wie des Lord Cowley, des Herzogs von Ar= gyle und wahrscheinlih auch des Lord Besborough, des Lord-Lieute- nauts vou Jrland, der jebt seiner Auflösung entgegengeht. Die Wahl eines neuen Lord-Lieutenant von Jrland is gegenwärtig eine Sache besonderer Schwierigkeit ; aber die vorherrschende Ansicht is , daß Lord Auckland wohl vermocht werden wird, diesen Posten anzuneh=

men. Ju diesem Falle würden einige andere Veränderungen in der Vertheilung der Kabinetsstellen nöthig werden, da die Admiralität dadurch ihren ersten Lord verlöre,

s hat hier einige Aufmerksamkeit erregt, wie kürzlich das Jour= nal, welches das leitende Blatt Deutschlands zu sein die Miene hat, in heftigen Diatriben gegen die Politik Englands in Griechenland zu Felde zieht. Es ist betrübend, zu sehen, wie der bösartige Geist die einfahsten Thatsachen entstellt und die lächerlichsten Verleum- dungen gleihsam mit Autorität in die Welt streut. Wird wohl irgend Jemand in Wahrheit glauben, daß England zur Feindseligkeit gegen Kolettis dur eine ernstlihe Besorgniß und Eifer- L gegen die griechische Marine bestimmt werden fonnte? Hat die

ugsburger Zeitung so wenig Kenntniß von der Macht dieses Landes, daß ste sich einbildet, die Felucken . des Aegeishen Meeres fönnen den britishen Kriegsschiffen imponiren oder den Handel briti- scher Kaufleute auf dem Mittelmeere zerstören ? Solche Anspielungen sind kindishe Abgeschmacktheiten. Die Thatsachen, welhe man gegen die gegeuwärtige griechische Regierung anklagend geltend macht, sind weit ernstlicherer Natur. Recht oder unrecht, diese Anklagen auf Grausamkeit, Ungeseblichkeit, Bestechung und Veruntreuung öffentlicher Gelder werden von der Regierung und dem Parlamente Englands für begründet gehalten, Sie beruhen auf guten und wiederholten Be- weisen; sie werden bestätigt von jedem Engländer, welcher Athen besucht, und es gehört etwas mehr dazu, als der Widerspruch der Augsb. Zei- tung, um hier die Ueberzeugung wanfkend zu machen, Kolettis sei ein Freund Frankreihs, dessen O für König Otto gefähr lih, für die Constitution verleßend und für alle die besten Interessen des Landes nachtheilig is, Es liegt England gewiß eben so viel daran, diese Interessen zu wahren, als denen, welche sich veranlaßt sehen, den Fehlern einiger griechischen Machthaber zu \chmeicheln und ¡thren Jrrthümern nachzusehen.

% London , 30. April, Am 22sten d. starb allhier, ich möchte sagen, auf dem Schlachtfelde in dem vorzugsweise durch seine Be- mühungen entstandenen Mustergefängnisse Pentonville, das auch Jh- rem neuen berliner Strafhause zum Vorbilde diente, Wm, Crawford, ältester General - Inspektor der britischen Gefängnisse, am Nerven- schlage in einer Sißung des Aufsichts-Rathes dieser Anstalt, Früher Adoofat, seit 41817 Mitbegründer und Schriftführer des hiesigen Gefängniß - Vereins, wurde er 1833 von der Regierung nah den Vereinigten Staaten abgesendet zur Besichtigung der dortigen Ge- fangenhäuser und zur Prüfung der amerikanischen A T Sein meisterhafter, 1834 dem Parlament vorgelegter, auf dessen Be- fehl gedruckter Bericht über die beiden in Amerifg angewendeien Gefangenschaftsweisen entschied Regierung und Pärlament M. ie Annahme des seitdem mit sehr wichtigen Verbesserungen geseßlich in allen drei Königreichen und in den Kolonieen eingeführten geg ten pennsylvanischen Systems ununterbrochener Vexeinzelung sämmtli jer Gefangener, so wie für die Einseßung von General-Inspektoren der Gelandenhäuser, welchen Maßregeln dieser Zweig der Stagts-Ein-

hungs-Verwaltung den dler verdankt, welchen er anerfannter-

maßen seitdem bei uns genommen hat,

Belgien.

üs}el, 1. Mai. Die Repräsentanten-Kammer hat gestern E Fur angenommen, welcher dem Minister des Innern einen nahträ d Kredit eröffnet, Dann wurde die allgemeine Diskussion des Geseß=Entwurfs über die Lebensmittel erledigt. Der Senat nahm den Miliz - Geseh - Entwurf an. Ein Vorschla bee etxn von Attenrode, der dahin geht, daß ein permanentes “diy ür die ba jiie jo gebildet wérbe, ist an die. Sectionen der Reprâ- entanten-Kammer verwiesen werden. i : Die Jufantin von Gan, Louise Therese von, Parte und ihr, Gemahl, der Herzog von Cassa (nicht, wie ueulich der | o Ain teur meldete, der Jnfant Don Francisco de Paula), der un K t e Namen. einés Grafen von lia de ren haben vorgestern Brüsse verlassen und. sich, nah Deutschland. begeben. j A s betet tbn twerpeu hat am 24, April Oh den von Sihifförhedern gegen mehrere Schiffs- Capitaine, betresfend die

| Tità!“ dur den Cos\o in Bewegung.

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Beförde der Auswanderer, anhängigen Prozeß dahin entschieden, d die Sdisfs-Capitaint tioß de vok dan Koñgresse- zu Washing- tou angenommenen Gesetzes, welches am 31. Mai in Kraft freten soll, ehalten seien, ihren mit den Schiffsrhedern wegen des Transportes Auswanderer abgeschlossenen Verträgen nahzukommen, und das Urtheil dadurch motivirt, daß bisher feine offizielle Ratisicátion des fraglihen Geseßes durch die diplomatischen Agenten der Vereinigten Staaten geschehen sei, und daß das Datum des 31. Mai sih nur auf die Einschiffung der Emigranten in Europa und nicht auf die Ankunft der Schiffe in den Vercinigten Staaten beziehen könne.

S chy weiz.

Kanton Bern. Der große Rath hat sich am 24. April bis zum 24° Mai vertagt. Jn der leßten Sißung gab der Direktor ausführlichen Bericht sowohl über die Ankäufe von Getraide und anderen Lebensmitteln, welche der Staat besorgte, als auch über das Ergebniß der amtlihen Aufnahme der Lebensmittel - Vorräthe. Das Leßtere weist. in der Gesammtheit folgenden Bestand: Dinkel 267,421 Malter, Hafer 87,874 Malter, Roggen 213,484 Viertel, Kernen 41,738 Viertel, Weizen 163,865 Viertel, Mühle-= und Mischelkorn 87,217 Viertel, Gersten 147,795 Viertel, Bohnen 22,649 Viertel, Erbsen 30,180 Viertel, Wicken 19,460 Viertel, Mais 1006 Centner, Reis 6176 Centner, Getraidemehl aller Art 36,313 Centner, Haferkernen 1473 Centner, Kartoffeln 1,708,176 Viertel, gedörrte Kartoffeln 33,114 Viertel, Rüben und Rübli 225,692 Viertel, grünes Obst 4152 Viertel, gedörrtes Obst 164,959 Viertel; Käse 56,980 Centner. Schlachtvieh: 1) Ochsen und Kühe 10,548; 2) Kälber 5702; 3) Schweine 5109; 4) Schafe 7793. Gedörrtes Fleisch und Speck: 53,455 Centner; Saures Eingemach- tes 112,203 Standen.

I.4'a l 1:0:

Nom , 22. April. (N. K.) Gestern war der Jahrestagd er Gründung Roms, und Rom war aüfgeregt wie ein wogendes Meer ; denn außer dem Tag seines Beginnens im Buch der Geschichte feierte es zugleih das freudige Gedächtniß der durch Pius IX. be- gründeten Auferstehung und der dadurch bedingten Entwickelung |et- ner höheren geistigen und volksthümlichen Juteressen. Eine aus fast 900 Mitgliedern zusammengetretene Gesellschaft hielt auf den Höhen des Esquilins über den Bädern des Titus unter freiem Himmel ein festlihes Mahl, an dem außer anderen ausgezeichneten Männern der Marchese Azeglio, der Professor Orioli und Dragonetti Theil nah= men, welche durch ihre dabei gehaltenen Reden wesentlich beitrugen, die tiefere Bedeutung des Festes für die Gegenwart zur Anschauung zu bringen. Nachmittags waren die zum Schauplaß des Festes füh renden Straßen mit zahllosen Menschen bedeckt; Tausende zogen hin aus, um in der Umgebung des benachbarten Koliseums die Feier mit- anzusehen. Ein zweites Mahl hielt die Accademia pontisicia archeo- logica im Café di Pirro Ugorio in den Gärten des Vatikan. Man erwartete hier die Ankunft Sr. Heiligkeit selbst. Eine weitere Aus dehnung der Festlichkeiten durch einen Fackelzug mit Fahnen unter Gesang nach dem Kapitol und von da nach dem Monte Cavallo, welchen die erstgenannte Gesellschaft beabsichtigte, unterblieb, da man dies höheren Orts nicht wünschte. Doch waren Abends eine Menge Häuser beleuchtet.

Rom, 23. April. (N. Korr.) Der Kardinal Gizzt hat ein Rundschreiben an alle Legaten und Delegaten erlassen, worin diesen aufgetragen wird, aus jeder Provinz die Namen von dre! Kandidaten einzuschicken, die aus der Klasse der Besiper gewählt werden müssen; aus diesen drei Namen wählt“ bie Regierung dann einen; ber als De- putirter hierherberufen werden ‘wird. Die vereinigten Deputirten sollen als eine Art berathender Stände hier auftreten. Vas Rund= schreiben lautet folgendermaßen : e E

„Mitten unter den \{chweren Sorgen des obersten Pontifikats beschäf- tigt sich Se, Heiligkeit unablässig mit väterlicher Sorgfalt mit den Berbes- \serungen, welche die verschiedenen Zweige der Staats-Verwaltung bedürfen. Wie viel dex heil. Vater bereits zur Erreichung dieses hochwichtigen Zieles gewirkt, braucht nicht in Erinnerung gebracht zu werden, Alle Gutgesinn- ten, denen das wahre Wohl des Staates theuer ist und sie bilden sicher- lich die ungeheure Mehrzahl der Unterthanen erkennen dies und sprechen dem wohlthätigen und edelmüthigen Fürsten dafür ihren Dank aus.

„Se. Heiligkeit wird, auf den göttlichen Beistand vertrauend, fortfahren in dem angenommenen Svsteme, das Staatswesen allmälig B innerhalb jener Gränzen, welhe er in seiner hohen Weisheit sich geste Y hat, und mit jener Reife des Entschlusses, welche bei viesem D A derlich is. Einen neuen Beweis dieser wohlthätigen Absichten des heiligen Naters werden Ew. Excellenz in der Mittheilung finden, welche ih Zhnen zu machen habe, Jch erdffne Jhnen also, daß Se. Heiligkeit, stets von dem Wunsche beseelt, den Gang der Staats - Verwaltungeu auf, die e digendste Weise zu ordnen, bes lossen hat, aus jeder Provinz einen Mann zu wählen und nah Rom zu berufen, welcher , ausgezeichnet durch seine Stellung in der Gesellschaft, durch Besiß, durch Kennt- nisse, die Eigenschäften cines der päpstlichen Regierung ergebenen Unter- thanen in sich vereinigt, die öffentliche Achtung genießt und das Vertrauen seiner Mitbürger besißt. Der heilige Vater beabsichtigt , sich der Mitwir- fung dieser Männer in später zu bestimmender Weise sowohl zur Beihülfe bei der Staatsverwaltung, als in der Art zu bedienen, daß dieselben sich mit besserer Anordnung der Gemeinderäthe und ähnlichen Materien zu be- schäftigen haben. Die Männer, welche jeßt und in Zukunft von Sr. Hei- ligkeit gewählt werden, müssen sich mindestens zwei Jahre in der Haupkt-

dt aufhalten. j " 7 Ma 4 Excellenz werden unschwer einsehen, wie wichtig es ist, Mänaer auszuwählen, welche den Absichten Sr. Heiligkeit vollkommen entsprechen; sie dürfen keine andere Triebfeder haben, als das öffentliche Wohl, und kein anderes Ziel sich vorsteckeu, als das allgemeine Beste. Ew, Excellenz wer- den daher die Güte haben, zwei oder drei solcher Männer aus JZhrer Pro- vinz namhaft zu machen, damit Se. Heiligkeit unter ihnen den bestgeeigneten auswählen kann, F l E d Gd L

„Ew. Ercellenz erleuchteter Eifer, Jhre scharfblickeude Thätigkeit un die bereits abgelegten Beweise der Sorgfalt, womit Sie die wohlthätigen Absichten Sr, Heiligkeit zu fördern streben, geben mir die zuversichtliche Er wartung, die Allerhöchsten Anordnungen auch in diesem Falle di vors Ua hen, wo es sih darum handelt, eine Maßregel vorzubereiten, wE€ ari Staate und jeder einzelnen Provinz große Vortheile bringen kann- P. ° Gizzi.“ , il A Inhalt dieses Rundschreibens erregte in NAN B Au Volksklassen einen unermeßlihen Jubel. Abends pu gt si ee zählbare Masse von Männern aus allen Ständen auf ia ae iris Popolo versammelt; ein glänzendes Musik-Corps von i itair adi ich, dazu berufen, eingefunden, und gegen 8 Uhr seßte sich N g von mindestens 8 bis 10,000 Fadeln E a8 un e

Voelta ! Eyviva Gizzi! Kvvi ¿ a- E: er iva La A Ala Das ganze Rundschreiben war mit großen s{önen Lettern auf einer gewaltigen Standarte ab-

eschrieben, welche der beliebte Volksfreund Cicerovachi 00 Trastevere trug. Sämmtliche * Straßen E pat durch welche der ungeheure Zug sich bewegte, wurden m! M, male - glänzend erleuchtet, Aus allen Fenstern , (r ly allen Loggien herab ein tausendstimmiges Evviva, ein E mi Z Den, ein Shwenken mit Fahnen! In einigen Casinos im orso hielt Je- der der Heraus\shaguenden eine große rennende Fackel. An mehre-

taghell erleuchtet. So zog díe ungeheure Masse hinauf nach dem

ren Häusern und Läden wurde die Straße durch griehishes Feuer .

Monte Cavallo, dessen weite Räume die unendlihe Volksmenge nicht zu fássën vermothten. Jebt begann mit einemmale däs tausendstim- mige Evviva Pio IX,., worauf die Musik, die nebst der gewaltigen Standarte unter der Loggia Plaß genommen, einfiel, bis endlich un- ter unermeßlihem Jubel und Jauchzen der Menge Se. Heiligkeit er- schien und den Segen auf die gewohnte rührende Weise ertheilte. Gleichzeitig wurde der ganze Plaß durch rothes, weißes und grünes griechishes Feuer magish erhellt.

S panién.

6 Madrid, 25. April, Die Ansicht, daß diesem Lande eine neue gewaltsame Erschütterung bevorstehe, gewinnt mit jedem Täge hier an Gewicht. Wenn aber hier an Ort und Stelle die Gründe, auf welche diese Ansicht sih stützt, selbst dêèm oberfläthlihen Beöbach- ter nicht verborgen bleiben fönnen, #0 verbieten doch michtige Rü- sichten dem öffentlihen Berichterstatter, in alle die Einzelheiten ein- zugehen, aus deren vollständiger Enthüllung allein ein getreues Bild der Lage hervorgehen fann.

Wenn der innere Friede des Landes zunächst dur die Eintracht des den Thron einnehmenden Chepaares und durch die festen Händen überwiesene, die Wuth der Parteien zügelnde Ausübung der König= lichen Gewalt bedingt wérden muß, o is das Bekentithiß, daß we- der das eine noch das andere dieser wesentlihsten Elemente hier an- zutreffen is, um so betrübender.

Der Gemahl der Königin, der sich als Ehegatte uicht weniger als in der von ihm in Anspruch genommenen politischen Stellung zurückgeseßt fühlte, hielt sich shon vor der Abreise der Königin Chri stine sowohl von allem Verkehr mit seiner Gattin wie von jeder sicht- baren Einmischung in die Staatsgeschäfte entfernt. Gewisse Rath= geber, die an dem Benehmen der jungen Königüi Anstoß nehmen wollten, lenften den König in eine Bahn, die zu einem förmlichen Bruche zu führen und ihn zuni Werkzeug etner jedes siche ren Anhaltes entbehrenden Partei zu machen drohte. Das Ministerium Pacheco erkannte die Nothwendigkeit der Entfernung dieser Rathgeber des Königs um #o eher, als die aus dem Besibe der Ge- walt durch eine augenblicklichhe Entschließung der Königin verdrängten Ultramoderirten offfenbar Veranlassung fanden, sih nun an jene Umge- bungen ihres Gemahls zu reihen und deren Entwürfe zu unterstüßen. Diejenigen Personen, welche als Beamte der Regierung gehorchen mußten und einen von dieser nichf gebilligten Einfluß auf den König ausübten, wurden in der That aus seiner Nähe entfernt und ihm selbt die Bedinguugen vorgelegt, unter denen die Königin in die Wieder herstellung der früheren Eintracht einwilligen zu wollen ankündigte. Als aber der König diese Bedingungen verwarf, ertheilte seine Ge- mahlin, wie ich bereits neulich meldete, den Befehl, ihre Haushaltung von der seinigen völlig zu trennen und seine Möbel in die Gemächer, welche der Herzog von Montpensier bewohnt hatte, bringen zu lassen. Darauf fühlte der König, sei es aus freiem Entschlusse, sei es in Folge perfider Zuflüsterungeu, stch bewogen, von seiner Gemahlin eine Audienz zu erbitten, sie kniesällig jener Reue zu versichern, und, um sie von der Aufrichtigkeit derselben zu überzeugen, ihr den Wunsch darzulegen, daß sie den General Serrano zu jeinem Adjutanten er nennen möchte. Gerade die Darlegung diejes Wunsches soll das Zartgefühl der Königin am tiefsten verleßt haben. Sie FOUIEPALTE, dem Könige, er bedürfe keiner Adjutanten, da er sich nie mit Militair= Angelegenheiten beschäftige. Uebrigens gestattete jie ‘ihm, sie auf ihren Spazierfahrten zu begleiten. Als aber der König Gebrauch von dieser Erlaubniß machen wollte, wurde ihm nicht, wie früher, ein Sit neben seiner Gemahlin, sondern ein dem ihrigen folgendes Ka briolet angewiesen. Er fühlte sih aufs neue verleßt und zog si noch mehr zurück, während die Königin jeden Abend ohne ihn im Theater erschien. Nur als die Königin gestern zur Verrichtung LOTEr Andacht nach Atocha fuhr, befand der Kong sich inm demselben a0 gen, jedoch nit, wie früherhin, an ihrer Seite, sondern thr gegen- über, neben seiner Schwester.

Griechenland.

Athen, 11. April, (A. Z.) Ein außerordentliches englisches Dampfboot überbrachte an deu englischen Gesandten in Athen De peschen, über deren Inhalt zahlreiche Vermuthungen im Umlauf sind, allein wenn mit einiger Gewißheit aus dem Umstande, daß noch nts ins Publikum gedrungen, geschlossen werden fann, daß die angekom- menen Papiere den Erwartungen der englischen Gesandtschaft eben o wenig entsprochen haben, als sie die Wünsche der Opposition befrie- digten, so läßt sich dieser Schluß aus dem Benehmen beider bei anderen Gelegenheiten ziehen. Jede für die Regierung ungünstige Nachricht wurde mit Feuereifer verbreitet und mit Zusäßen in das Volk geschleudert, Man versichert indeß, daß das Schiff nur eine Depesche an den englischen Gesandten für die griechische Regierung überbracht habe, welche durch ihren ruhigen, versöhnlichen, rathenden Ton auh die Ministeriellen, die auf gewohnte harte, ungerechte Worte vorbereitet waren, täushte. Die Note soll uur die {we- bende Angelegenheit zwischen der Türkei und Griechenland behandeln. Der englische Gesandte ist einstweilen nach Aegina abgereist, A

Die Osterfeiertage brachten verschiedenartige Bewegungen in die Hauptstadt. Die beiden Majestäten wohnten mit großem Gefolge in der Hauptkirche der Stadt der kirchlichen Handlung der Auferstehung bei, verherrlichten durch ihre Gegenwart das am 6. April feierlich be- gangene Fest der Wiedergeburt Griechenlands, welches auch diesmal wie im verflossenen Jahre auf der Ebene stattfand, welche die weite Rhede des Phalereus bildet und „dur das einfache Grabmal des Karaisfakis bezeichnet is. Ein feierliher Gottesdienst unter freiem Himmel wurde abgehalten, die ganze Garnison war in Parade auf- gestellt, und zahlreiche Volksgruppen belebten die Ebene, Der Dich- ter Sußos hielt eine etwas \{chwülstige Rede über den gegenwärtigen politischen Zustand Griechenlands. Abends war Ball bei Kolettis. Den folgenden Tag fand auf derselben Wiese ein Pferderennen statt, dem die beiden Majestäten und Se, K, Hoh. der Kronprinz von Bayern ebenfalls beiwohnten. Aus den Königlichen Händen empfin- gen die ersten beiden Renner werthvolle Preise, einen dritten Preis gab das Comité selb in Geld tausend Drachmen, Jur Laufe der Wochen waren bei Hof mehrere Landpartieen und Feste, und heute Sonntag findet großer Hofball zu Ehren des Kronprinzen Maximilian statt.

Athen, 18. April. (A. Z.) Die Oppositionsblätter hatten behauptet, es sei im Minister - Rath beschlossen worden, der Pforte die verlangte Genugthuung - zu geben. Der Ankunft des Herrn von Prokesh am 413ten d. legen sie einen ähnlichen Zwedck unter, Die ministeriellen Blätter widersprehen nun auf das bestimmteste, damit das Ju- und Ausland über die Ehrenhaftigkeit des Ministeriums aufgeklärt werde. Wie die Sache bis jevt sih gestaltet, bedarf es dieser Aufflärung keineêweges. Da die Pforte auf der Abbitte im Namen des Königs und der Rückkehr des Herrn Mussurus besteht, so hat im Juland, wo König Otto's Charakterstärke männiglich be- fannt is, Niemand auch nur einen Augenblick an die Möglichkeit des ausgesprengten Gerüchts geglaubt ; im Auslande aber werden alle dieje- nigen, welche die Festigkeit des Königs am 3, September 1843, seîno Entschiedenheit am 4. August 1844 und seine spätere Beharrlichkeit in der Verfolgung der eingeschlagenen Bahn zu würdigen verstehen,

lange entbehrten Genuß einer mit Verstand angelegten und feinem poetischen Takt durchgeführten Darstellung gewährte, Die physishe Kraft dürfte sich einen Abend lang nicht breit machen ; statt der Lunge siegte der Verstand, das Wort kam wieder einmal zu seinem Recht, unser Ohr ward erquit durch echte Ton-Nüancirungen, Verstand und Herz gesättigt von durchschla- genden Accenten, die nicht blos logischer , sondern ethischer Natur, nicht

der Ueberzeugung sein, daß kein Minister-Rath einen ähnlichen Vor- \{chlag wagen dürfte. Jn der That is Herr Argyropulos, der gkie- hishe Geschäftsträger in Konstantinopel, zurückberufen, (S. den Art. Türkei.) Die Kammer, welche äm 13ten d. ihre durch die Osterfeiertage unterbrohenen Sißungen wieder begonnen hat, dringt lebhaft auf die Ergänzung des Ministeriums, Am Mittwoch hat sie in diesem Sinne eine Adresse mit 47 und gestern eine andere mit 52 Unter= \hriften an deu König gerichtet. Diese Ergänzung findet mehr ein Hinderniß in der Privat-Feindschaft der Kandidaten, die sich wesel- seitig ausschließen wollen, als daß über die Farbe der neuen Minister ein Anstand stattfände. Die lebte Liste war: Kammer-Präsident Rigas Palamides (französische Partei); Minister des Jnnern, Seña- tor Glarafis (russishe Partei); Minister des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Abgeordneter Kolinos Kolokotronis (russishe Parte) ; Minister der Justiz, Kollettis, Minister des Aeußern und des König- lichen Hauses, zugleich Finanz-Minister mit dem Deputirten von Sparta, Korphiotakis, als Finanz-Direktor. Vor Abgang der Post seßt man noch hinzu, der Schwiegersohn des Senats=Präsidenten Konduriotis, Herr Bulgaris aus Hydra, sei an die Stelle des Marine- Ministers Kanaris gekommen, der seine Entlassung genommeit und zum Senator ernannt worden ; Herr Korphiotakis wird als Finanz= Minister genannt. Am 14ten isst ein französisher Dreidecker, zur Ablösung des „Triton“ bestimmt, eingelaufen, so daß jeßt fünf Linienschiffe im Piräeus liegen. :

__ Athen, 19. April. Mittelst Königlicher Verordnung von ge- stern ist das Ministerium folgendermaßen modifizirt morden: Rigas Palamides, Präsident der Deputirten-Kammer, Minister des Ju nernz Korphiotaki, Deputirter von Sparta, Finanz= Mini ster an die Stelle vou Ponyropulos; Konstantin Kolo fotroni, Deputirter von Karitene, Justiz; Glarakis, Senator, Unterricht und Kultus; Bulgari, Senator, Marine, an Stelle des Admiral Kanarís; Kolettis bleibt Minister des Auswärtigen und Präsident des Minister=Raths, General Tzavellas Kriegs-Minister. E el

_ Konstantinopel, 21. April. Der bisherige griechische Ge- schäftsträger bei der Pforte, Herr Arggropulos, hat von seiner Regie-= rung die Weisung erhalten, seine Pässe zu verlangenz er steht daher auf dem Punkte, die Hauptstadt zu verlassen. | :

Wissenschaftlihe und Kunst - Üachrichten. Königliches Opernhaus. Der dret Dlle, Evers: (Den 2, Mai.)

R Die Oper erfüllte ihr Schicksal, das sie fast immer dazu bestimmt, als Lüdenbüßer zu dienen, auch heute. Sie wurde, wegen eingetretener Hinder nisse (wie der Theaterzettel besagte) statt des zuvor ‘angekündig ten „Von Juan“ gegeben. Die „Hindernisse“ sind uns nicht bekannt, doch können wir nicht verhehlen, daß es jedenfalls ein gewagtes Unterneh men von Seiten der Dlle. Ever s gewesen wäre, jeßt als Donna An na aufzutreten, wo der Eindruck, den eine große dramatische Künstlerin in die- ser Rolle hinterließ, noch in ungeshwächter Kraft herrscht. Was den Er- folg ihrer heutigen Leistung betrifst, so gewann sich Dlle, Evers als Agathe theilweise die Zufriedenheit und chrende Anerkennung des Publi- kums. Obgleich der Beifall des Publikums, und besonders eines Sonn- tags - Publikums, nimmermehr Maßstab für eine unbefangene Kritik sein darf, fönnen auh wir die Leistung in vielem Betracht als eine \{häßens- werthe bezeichnen, Die Sängerin bewährte bei Durchführung der Rolle alle die Vorzüge, die wir schon in unseren früheren Berichten anzuerkennen (elegenheit nahmen. Sie zeigte in ihrem Vortrage eine gute Schule, in ihrem Spiel die verständige, gewandte Schauspielerin und entwickelte Wärme und Gefühlsinnigkeit, Wenn ihre Stimme Schönheit und Gleichmäßigkeit des Klanges vermissen läßt, indem den unteren und mittleren Korden Metall und Krast gebricht und die Höhe nur bei starken Accentuirungen ausgiebig erscheint, so is dies ein Vorwurf, der weniger ihre künstlerische Individua- lität, als die Natur trifft, die ihr Organ, übermäßigen Anstrengungen ge- genüber, nicht dauernder erschuf. Nach unserem Dafürhalten ist aber zur vollständigen musikalischen Ausprägung eines dramatischen Charakters noth- wendig, daß die Sängerin nicht nur inuere und geistige Ausdrucksfähigkeit besißt, sondern vor allen Dingen auch die Mittel, jene in entsprechender Weise geltend zu machen. Daß sih Dlle, Evers nicht im Besige dieser Mittel befindet, erwies sich auch diesmal, obwohl die Auffassung der Nolle eine rihtige war und manche ihrer Stimmorganisation und Gesangsweise besonders zusagende Momente mit Wirkung veranschaulicht wurden, Zu diesen Momenten zählen wir z, B, das Allegro der großen Arie im zwei- ten Akt: )

Agathe.

„All? meine Pulse schlagen 2c.“/, und überhaupt solche (in das Gebiet des fkolorirten Gesanges hinüberstrei- fende) Stellen, wo Volubilität und höhere Stimmlagen beansprucht wer- den und eine affektvolle Behandlung zulässig erscheint, Jn den tiefer ge- legenen Musikstücken und Momenten lyrischen Charakters, wie in dem Ge- bete der bezeichneten Arie:

A LCHE 208

und in der Cavatine des dritten Akts :

„Ob die Wolke sie verhülle“, vermochte sie den musikalischen Kunstforderungen insofern nicht zu genügen, als (bei übrigens ausdrucksvollem Bortrage) der Mangel an Portament und die Unzulänglichkeit des Organs hier in einer die Wirkung in hohem Grade beeinträchtigenden Weise entgegentraten. Daß Dle, Evers eine bleibende Stellung als erste Sängerin bei unserer Hofbühne einzunehmen nicht befähigt is, hält eine unparteiische und freimüthige Kritik, unbeküm mert darum, „wie eine solche Handhabung der Kritik gedeutet wird “/ im IÖnteresse des Publikums und der Anstalt auszusprechen für Pflicht.

A

dir

Königliches Schauspielhaus. Uriel Acosta, Trauerspiel von C. Gubkow, Deffotr: Aco fa. (Den 1. Mat.) Mit wahrem Vergnügen berichten wir über ein Gastspiel, das uns den

Herr

los richtig, sondern wahr sind.

Nicht zwar, als ob es Herrn Dessoir gelungen wäre, uns mit dem werthlosen , sich selbst widersprehenden Charakter Acosta's auszusöhnen : aber das ist des Dichters, nicht des Schauspielers Schuld. Dieser rettete, pet zu retten war, Während Herr Hendrichs uns jenen Widerspruch g e ins Vesscht schrie und selbst so unerträglih ward, wie jener Acosta, 2s t ebr i ¿M oir das auge durch Mäßigung unschädlicher, ja er a ege sene g B H, wenn au gegen den Willen des Dichters, das gei- E A elde felb ge Gußkow nämlich stellt seinen Acosta bis zu A etört ewußt und berechtigt dar; Herr Dessoir macht f6.ibm ei reen, kranken Denker, dem wir sein Thun und Lassen

nicht gnrehnen dürfen, weil er nicht zurehnungsfähig ist.

ín E L O s Gu kow auch. nicht fassen dürfen, wenn er nicht Charalier, E 14 Sisden Kranthelulhel und uns einen pathologischen vas dem Dichter verboten ist, n eitsfall vordichten wollte; aber ein Mittel,

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werde, wenn er dadlixch Widersprüche der Dichtung verbergen und kn

uschäuer, so lañigé ck Lor ihm steht, mit seiner Rolle versöhnen faûn,

er Dichter ärbeitet für alle Zeit, der Schauspieler für den Monient, in dem êr zu wirken hat, Was kümmert es ihn, ob der gestórte Denker vor der poetischen Kritik besteht? Wenn er nur vor dem Zuschauer bestéht und sich daburch Lor thm rehtferkigt, daß er seine Handlungen, es koste, was es wolle, motivirt.

Auf diese Ark rettete Hert De ssoir Alles, was zu retten war, also nicht Alles, nämlith den fünften Akt niht. Wäre Acosta im fünften Aft wahnwizig, so hätte er noch Vernunft; aber er is vemnünftig, und dadurch wird er unfinnig., Déíeser Akt geht in keine Auffassung auf und muß als unnbdirbarer Bruch zurückbleiben, wenn és Herrn Desso ir auch gelingt, aus den vier ersten eine Einheit zu bilden.

Aber das gelang ihm durch das sinnreiche Auskunftsmittel, Acosta als einen gestörten Denker darzustellen, und die Scene mit der Mutter, die ein Meisterstük ver Declamation war, zu benutzen, um seine erschütterte Geistes- kraft wie vor unseren Augen erkranken zu lassen. Wenn ein gesunder Steuermann sein Schiff planlos irren, nachlässig scheitern läßt und hinter- her noch von seiner Wachsamkeit spricht, so verlahen wir den Prahler; aber wenn er im Fieber am Steuer liegt, unfähig, es zu regieren, so be- mitleiden wir den Unglücklichen.

__ Herr Dessoir zeigte, daß, wer durh Jdeen wirken will und kann, nicht zu schreien braucht, sondèrn daß ein leise gesprohenes Wort, wenn es nur vom Verstand befruchtet und vom Gefühl gefärbt is, bis in den letzten Winkel des Hauses dringt. :

Eine Bemerkung erlauben wir uns nur: Herr Dessoir war in der Rolle mitunter beweglichèr, als sich mit seiner philosophischen Ruhe ver trug; er machte Schritte, wo er, für unser Gefühl wenigstens , besser still gestanden hätte, so z. B. in der Scene vor dem alten Rabbiner, wo die Gegenwart des Greises und die Bedeutung der Situation das äußerste Zeichen der Unruhe, das Hin- und Hergehen, nicht gestattet. Möglich aber, daß seine Gewohnheit vor süddeutschen, also beweglicheren Menschen zut spielen, die Ursache. davon ist, ¿ J

Wir schließen Ait dem aufrichtigen Wunsche, daß die hochlöbliche Ge neral-Jntendantur das Gastspiel des Herrn Dessoir, so weit es nur die Umstände erlauben, verlängern möge, 40,

Konzert, veranstaltet von H, Ries, im Saale des Königlichen Schauspielhauses. i (Den 1. Mai.)

Nachdem Herr Konzertmeister Ri es sein Konzert wegen Unpäßlichkeit der Madame Viardot-Gareia mehreremale verlegt hatte, fand es end- lich am Sonnabend unter Mitwirkung der genannten Künstlèrin statt, war indessen nicht so stark besucht, als unter so günstigen Auspizien zu er- warten stand. Ob die öftere Verlegung, oder die vorgerückte, für Konzert Unternehmungen nicht mehr geeignete Jahreszeit, oder aber bei der Antipathie eines Konzert - Publikums gegen Symphonieen das Pro- granim, das eine Symphonie von H, Wk?Hmann enthielt, daran Schuld war, lassen wir unentschieden, Wir, für unser Theil, können es nur billi- gen, wenn der Konzertgeber einem jungen Talente Gelegenheit verschaffte, ein größeres Jnstrumentalwerk in die Oeffentlichkeit einzuführen, nicht nur, weil unseren ausstrebenden, produktiven Künstlern in dieser Beziehung ander- eitig wenig oder vielmehr gar kein Vorschub geleistet wird, sondern auch, weil die erwähnte Symphonie eine ehrenwerthe Arbeit i, welche die ihr zu Theil gewordene Veröffentlichung wenigstens insofern verdient, als \ie in überwiegendem Maße Löbliches birgt. Vor Allem bekundet das Werk ein großes Geschick in der Verwendung der Instrumente und ein rühmliches Streben nach selbstständiger Entfaltung, Vorzüge, die sogleich im ersten Saye entgegentreten. Abgerundet in der Form und innerlich vollendet, athmet ditsér in seiner durchaus leidenschaftlichen Haltung ein reges Leben und nimmt vas Interesse des Hörers durch solide, fließende Bearbeitung und brillante, dennoch nicht überladene Inftrumentirung in hohem Grade in Anspruch. Das Andante {eint uns in der Erfindung \{chwächer, doch fesselt auch dies Musikstück durch angenehm melodisdye und konsequente thematishe Führung. Der dritte und vierte Saß, Scherzo und Finale, sind verbunden und enthalten viel Eigenthümliches in Form und Inhalt; doch will uns die Art und Weise, wie-die Verbindung der beiden Säße betverkstelligt is, nicht zusagen, wenigstens wurde uns die dabei obwaltende Intention des Komponisten, nach einmal gèm Hören, nicht klar. Davon abgesehen, zeichnen sih auch diese Säße ‘dure- treffliche Arbeit aus und gestalten sih überhaupt wirkungsreih , sóò daß das Werk, als ein im Gan zen sehr gelungenes, jedenfalls niehr Beachtung von Seiten des Publikums verdient hätte, als es in der That fand. Leßteres wendete seine volle Theilnahme fast ausschließlih den Vort&igen der Mad. Garcia zu, Jhre Leistungen bildeten die Glanzpunkte des Abends. Eine in den Ko loraturen mit außerordentlicher Kunstfertigkeit vorgetragene Arie aus Se- miramis von No ssini und zwei Lieder, welche die Künstlerin unnachahmlich schön sang, erregten den ungetheilten Enthusiasmus aller Anwesenden. Dem Beifallssturme und Dacaporufe nachgebend, erfreute sie schließlih noch durch den Vortrag eines dritten, nicht auf den Programm verzeichneten Liedes. Der Konzertgeber selbst spielte mit anerkannter Virtuosität und unter allge meiner Anerkennung rein und sauber das E - moll-Konzert von Mendel s sohn und eine von Pauoffa recht anziehend zusammengestellte Fantasie über Themas aus F, Davids Symphonie: „Die Wüste“, Die König- liche Kapelle exekutirte zur Einleitung des zweiten Theiles die Oberon- Ouvertüre, 2

die

Musikalisches. Musikliebhabern möchte vielleicht die Mittheilung erwünscht sein, daß der am verwichenen Bußtage im Opernhause ausgeführte 97, Psalm von T h, Hahn bereits im Klavièr- Auszuge bei Bote und Bock er schienen ist, Das Werk, vas sich in Form und Behandlung den geistlichen Compositionen Bernhard Klein's anschließt und nicht nur in den orischen Theilen, sondern auch in den Solosäßen, namentlih in dem Duett und in der Tenor-Arie, Gelungenes und Wirksames enthält, dürfte, bei seiner leichten Ausführbarkeit, für Gesangs-Vereine eine willkommene Gabe sein, 2,

_ Zur Jahres-Versammlung des Vereins der Kunstfreunde im preußischen Staate werden die geehrten Mitglieder des Vereins auf heute, den 5. Mai d, J., BVormíttags 10 Uhr, im Vereins-Lokale, Unter den Linden Nr. 21; mit dem ganz ergebensten Bemerken eingeladen, daß in der Versammlung 1) der Jahresbericht erstattet, N j 2) eine neue Wahl des Vorstandes und Ausschusses, nach Maßgabe des §. 27 des anliegenden revidirten und von Sr. Majestät dem Könige N 6, Februar d, J, Allerhöchst bestätigten Statuts, ver anlaßt, 3) der beiliegende Entwurf zum Reglement der nah §. 4 des Statuts zu gründenden Vereins-Kunstsammlung zur Genehmigung vorgelegt 4) über die Vertheilung der Prämien aus der von Sepydlig schen Stiftung beschlossen, und E 9) die Verloosung der im vorigen Jahre für den Verein erworbenen Kunstwerke bewirkt werden soll, Berlin, den 5, Mai 1847, : Der Vorstand des Vereins der Kunstfreunde im preußischen Staate von Viebahn. Schweder, Sachse. Keibel,

auu.t m ch u 1g.

Das unterzeichnete Haupt - Direktorium beehrt sich hiermit, die geehrten Mitglieder der zu den landwirth\chaftlihen Central-Vereinen der Regierungs-Bezirke Frankfurt und Potsdam gehörenden, land- wirthschaftlichen Lokal- und Kreis-Vereine, \o wie alle Förderer und Freunde der Landwirthschaft, zu der am

eiiinliins cit S 14. u 15, Mai d. F.

in dem Lokale der Sing-Akademie (ain Festungsgräben Nx. 2) { Berlin stattfindenden vierten General -Versammlaes des eihe bie geehrten Mitglieder des Seidenbau-Vereins zu der ebenda elb am 14, Mai c., Abends 6 Uhr, stattfindenden. zweiten rier Ver ammlung

7d von dem Schauspieler begierig. ergriffen

-Die näheren Anordnungen und die zur Ber fomm Fragen sind in dem besonders vertheilten Sogcan we ammt Seidenbaues im Monatsblatt des Herrn Rammlow enthalten s

Berlin, den 30. April 1847. tet

von Meding. Lette. von Shligdht,

andels - und Börsen-Nachrichten. Berlin, den 4. Máäi 1847.

Wechsel - Course.

| Bèief Amsterdam Kurz _—— doe. b 2 Mi. Hamburg ¿ Kurz do. ; 2 Mt. Londou 3 Mi. G 2 Mit. 79! Wien in 20 Xr s L 2 Me. 1015 Augsburg .. 2 Mt. 1015

Breslau 2 Mi.

Leipzig in Courant im 14 Tkl. Fussé 100 Thlr. ) L v

Foaukfurt 4. M, sBdd W. „uit 100 FL. 2 zu. 56 12 Petersburg 100 SRLL 3 Wöoëkén 108

Inländische Fonds: Pfandbries-, Kommunal - Papierè und Geld - Course. i

St. Schuld-Sch. 1353| 93%} 9273 Seeb, Präm. Sch. | 957, K.u. Nm. Schuldv. 35 90% Berl. Siadt-Obl. |33| 92% 27 Weestpr. Pfandbr. 35 93% Grossh.Posen do. 14 |102 11

do. do. 35 Ostpr. Pfandbr. 33 —— Pomm. do. 37 93%

/ Ausländisohe Fonds.

Poln. néue Pfdbr. do. Part. 500 FI. do. do. 380 FIL Hamb. Feuer-Cas, do.Staats-Pr.Anul. Holländ. 25;%Int. Kurh.Pr.O. 40Th. Sárdin. de. 36 Fr.

Neue Bad.do35FI.

n S - Actien.

Kur- v.Nw.Pfdbr. 35 Sehlésisché do. 3 do. Lt. B. gar. de. 35

Friedriébsd’ór. ¡— Augustd’or. Gold al marcé. |— Disconto.

Russ.Hamb. Cert. do.beiHllope 3.4.8. 0 0, L, Al do. Stieglitz 2.4 A doz:v.Rothsch,Lst. do.Poln.SchatzO. do. do. Cert. L. A.' do.do.L.B. 200FL|— Pol. a. Pfdbr. u.C.|4

U fis G jn Vf G N

Zf.| Briéf. | Geld. |Gè. Zt.} Briéf. ‘Gen:

Volleing. 2 Zf. Amst. Rott. |4 | 92 «6. Rhein. Stn. |4 854 &, —— do. Prior. |4 is 109% 6. do. v.St. gár.|35| 90 B. Süchs. Bayr.|4 | 855 B. 107k bz. u. G. Säg.-Glog. |4 96ck bz. do. Petriór.145 -—— 1077 B. Tkürivger. |4 94% bz. Wlhkb.(C.0.)/4 Zäárak. Selo.|—

Berl. Stett. Bonn-Cölu. Bresl, Freib,|4 do. Prior. |4 Cöth. Berub.|4 Cr. Ob. Scb.|4 Düss. Elberf. |4 do. Prior. |4

Quitt.- Bogen. ? Tes I

Gloggnitz. Hmb, Bergd, |: Kiel-Alt. Lpz. Dresd. | Magd. Halb, | Magd. Leipz. 4 do. Prior. |4

N. Schl. Mk.|/4 | S865 B, do. Prior.|4 917; B, do. Prior.|9 1017 G,

Nrdb. K. Fd.j4

O, Sebl. Lt. A4 1035 B. do. Prior. 4 _— do. Lt. B.|4 | 962 B.

Pis. Magdb. |4 | 895 6,

do. Pr. A. B. 4 | 917 B.

da, do, [0.| T0 B

(Schluss der Börse 3 Uhr.)

In Folge höherer londoner Course vom 30sten y. NM., woselbÆ

Consols von 8635 87% % gestiegen sind, waren auch unsere meiitéä

Eisenbahn-Actien und Fonds besser, als gestern.

Aaéh.Mastr.|20} SIX à 8275 kz. Bétg. Mrk. /50| 82 6.

Berl. Ankh. B./45/ 994 8B. 99 e. Bexb. Ludw.|70 —— Brieg-Nérss./55 ——

Chen. Risa.|S0/ 59 B.

Cöln- Mind. [80 90% bz,

do. Thür. Y.|20

Dresd. Görl.190

Löb. Zittau. |70 _—

Magd. Witt.]20| 83 «a. Méeklénb. [60 743 B,

Nordb. F.W./60] 71 bz. u. @. Rh. St. Pr. |701|

Starg. Pos. 30| 83 6. St.-Vohw. |90| 815 bz. u. &.

Getraide-Bericht.

Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: VV eizen nach Qualität von 110—114 Rthlr. Roggen - - - loco matter u. mit 105—106 Rthlr. zu habén. - Lieferung bis 20. Mai 99—100 Rthlr. Bf. s s pr. Mai /TJuni 95—96 Riblr. pr. Juni f Juli 87{—88 Rihlr. - pr. Juli / August 82—841 Rihlr. Gerste loco 75—80 Rihlr. Hafer loco nach Qualität 46—50 Rthlr. - anf Lieferung 48pfd. 47 RthlIr. Rüböl loco 107 Rthlr. - Herbst 11; Rthlr.

Auf Liesferuog für Sommer-Termine bält die Kauflust für Roggéti an, und die Notirungen sind abérmals höher als gestern. Spiritus loco 57 Rthlr. bez. u. Bf., Mai /Juli auf 60 Rihlr, géhaheao.

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 30. April. Niederl. wirkl. Sch. 58. 5% Span. 174. 3% do. —. Páss. —. Ausg. —. Zinsl. —, Pola, —. Preusì, Pr. Sch. —. 4% Russ. Hope 88, An twerpen, 29. April. Zins]. —, Neue Aul. 174. Fra nkfurt a M, 1 Mai. 5% Mei. 1075. 1061. Baök-Actes p. ult. 1907.3 Bayr. Bank-Actien G66 Br. Hope 875 G. Stiegl. 865 G. Int. 58.7. 577. Pola 300 Fl. 96%. 95%. do. 500 Fl. 80. 793; Paris, 30. April, 5% Rente fin cour. 115. 90, 3% do. fiu cour, 78. W ien, 2. Mai. Nordb. 1674. Gloggo. 1223.

Königliche Schauspiele. :

Mittwoch, 5. Mai. Jm Schauspielhause. 72ste Abönneméntss Vorstellung: Struensee, Trauerspiel in 5 Abth. , vôn M. Béët. Dié Ouvertüre, die Musik zu den sämmtlichen Zwischenakten und die zur Handlung gehörige Musik ist von G. Meyerbeer,

Doalerffag, 6, Mai, Jm Schauspielhause. 73ste Vekkgs ments - Vorstellung: Uriel Acosta, Trauerspiel in 5 Abth., von K; Gubtkow. (Herr Dessoir: Uriel Acosta.)

Verantwortlicher Redactéur Dr. J. W. Zinkeisen; Jm Selbstverlage der Expedition.

dieses Vereins ergebenst einzuladen.

Gedradt in der Deer schen Geheimen Ober -Hosbuchdruderei,.

u I E E D Er E E.