1847 / 127 p. 6 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Oesterreichische Monarchíe. :

Wien, 5. Mai. (Wien. Ztg.) Gestern war dem Publi= fum der Zutritt zu der in der Hofburg-Pfarrkirche ausgestellten Leiche des Erzherzogs Karl von 8 Uhr Morgens bis 3 Uhr Nachmittags gestattet. Um halb drei Uhr wurde das Gefäß mit dem Herzen mm die Loretto-Kapelle bei den Augustinern und dasjenige mit den Ein- senden nah St. Stephan übertragen. Um fünf Uhr fand die fran der Leiche in der Ka uziner - Kirche statt, wo Zhre Majestäten der Kaiser und die Kaiseri, Jhre Majestät die Kaiserin Mutter, Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Erzherzog Franz Karl und dessen Gemahlin, Erzherzogin Sophie, die Erzherzoge &ranz Joseph, Ferdinand Maximilian, Stephan, Johann, Leopold, Ludwig, Ferdinand Viktor von Este und Maximilian von Este, der Prinz und die Prinzessin von Salerno und Se. Durchlaucht der Prinz Moriz von Nassau sich eingefunden hatten; Jhre Kaiserlichen Hoheiten die Erzherzoge Albrecht, Karl Ferdinand, Friedrich und Wilhelm (Söhne

des hohen Verblicheuen) waren in tiefster Trauer auf den für sie be- timmten Pläßen zugegen. E 13% G Ene fle b ireicde Deputation der Stände des Königreichs Böhmen war auf die Kunde von dem Hinscheiden des Erzherzogs nach Wien geeilt, um der feierlichen Bestattung desselben, als des Gouverneurs und General -Capitains des genannten Königreiches, beizuwohnen, und eine Deputation des wieselburger Komitats, in welcher Gespanschaft bedeutende Erzherzoglihe Güter liegen, befan- den sich ebenfalls in der Kirche. Die Generalität und das Offizier= Corps war in außerordentlicher Anzahl anwesend, um dem verewig- ten glorreihen Feldherrn und Führer der Kaiserlichen Heere auch bei dieser schmerzlichen Feierlichkeit ihre tiefe Verehrung und innige An- hänglichkeit zu beweisen.

Frankrei.

Paris, 3, Mai. Der apostolische Nuntius hielt im Namen des diplomatischen Corps an den König vorgestern folgende Glück- wunschrede : ;

„Sire, das Namensfest Ew, Majestät bringt einen schönen Tag für das diplomatische Corps zurück, welches im Namen der Herrscher, die es zu vertreten die Ehre hat, die aufrichtigsten Wünsche für eine lange und vollkommene Wohlfahrt Ew. Majestät, Jhrer Königlichen Familie und Frankreihs Jhnen darbringt. Die Prüfungen, welche es der göttlichen Vorsehung über einen Theil von Europa zu verhängen gefallen hat, haben auf bewundernswürdige Weise die Vorzüge des Friedens, dieses unschäß- baren Geschenks der Weisheit Ew. Majestät, der anderen Souveraine und ihrer Kabinette an den Tag gelegt. Der Allmächtige, der in seinen uner- gründlichen Rathschlüssen die Völker heimsucht und tröstet, wird Jhre edel- müthigen Bestrebungen zur Linderung \o vieles Unglücs krönen, und dies Unglük selbst, welches Jhr Königliches Herz so betrübt, wird Jhren Ruhm vergrößern. Neben Jhrer erhabenen und tugendhaften Gefährtin werden Sie die süßen Tröstungen genießen, welche Jhre glückliche Familie Jhnen a2 und noch oft dieses für den König, für den Gemahl und für den

ater so {ne Fest wiederkehren sehen, Genehmigen Sie, Sire, mit den Sulau des diplomatischen Corps die Huldigung seiner tiefen Chr- erbietung.““

Der König antwortete :

„E is} nur zu wahr, daß Mein Herz tief betrübt i| durch die \{hmerz- lichen Prüfungen, welchen die Theurung der Lebensmitiel den größten Theil unserer Nationen unterwirst, Jch hoffe mit Jhnen, daß vie Vorsehung bald der Dauer derselben ein Ziel segen und daß reiche Aerndten in kur= zem die Menschheit trösten werden, Aber, wie Sie so richtig sagen, was am wirksamsten zur Erleichterung der Last dieser Leiden beigetragen hat, das is die Erhaltung des wohlthätigen Friedens, welchen die glückliche Ein- tracht unter allen Regierungen jedes Jahr mehr befestigt. Jch danke dem Himmel, daß er es mir vergönnt hat, zu diesem Sia Ergebniß mitzu- wirken, und ich hege das Vertrauen, daß er auch ferner unsere gemcinsa- men und anhaltenden Bestrebungen zur Entfernung von Allem, was diesen Frieden stören könnte, segnen wird. Jch empfinde ganz den Werth der Glüdckwünsche, welche Sie Mir auf so rührende Weise im Namen des díplo- matischen Corps ausdrücken, und aufs herzlihste wende Jch Mich an Sie, um thm dafür sowohl in Meinem Namen wie im Namen der Königin und aller der Meinigeu zu danken.“

Die Anrede des Präsidenten der Deputirten-Kammer, welcher die gestern bereits mitgetheilte Autwort des Königs galt, war fol- genden Juhalts: :

„Sire, dieser Tag bringt Ew. Majestät die süßesten Gefühle, Sie haben die Wünsche der jungen und s{önen Familie empfangen, welche Jhr Vaterglück und Zhren Königsstolz krönt. Die große Familie bietet Jhnen nun ihrerseits eine Dankbarkeit und Wünsche dar, die Jhres edlen Herzens T sind. Heute, Sire, verschmelzen sich unter den Vertretern des Lan- des alle Meinungen und beeifern sich, das erhabene Staats - Oberhaupt zu feiern, wie fie so eben auch sich vereinigten, um jenen arbeitsamen Klassen zu helfen, deren Geschicke stets in der Fürsorge wahrhaft nationaler Ge- walten einen so R Plaß einnahmen. Wir können es, Sire, mit leb- gahem Trostgefühl sagen, diese schwierigen Tage haben auf diesem edlen

oden Frankreihs rührende Wunder der ohlthätigfeit und herr- lihe Beispiele der Entsagung gesehen, Dieser edelmüthige Wett- eifer in Barmherzigkeit und Muth hat unter ‘allen Ständen die Bande brüderlichen Einste ens für einander enger geknüpft. Die Na- ‘tion darf mit Recht darauf stolz sein, und die Vorsehung, die ihr die Tu- gend der Prüfungen verlieh , eint sie durch glükliche Vorbedeutungen zu ermuthigen, Das Land, Sire, vertraut auf die köstlichen Hülfsquellen sei- ner Arbeit, seines Bodens und seines Geistes, und in den vorübergehenden Krisen, die vom Leben der Nationen untrennbar sind, beweisen die ruhige Weisheit der Bürger und die hingebungsvolle Eintracht der öffentlichen Ge- walten von neuem die Stärke unserer Einrichtungen. knüpft uns fester an diese heilsamen Einrichtungen, die endlich in einem ge- meinsamen Bunde die mächtige Eten unserer nationalen Monarchie und die von unseren Vätern eroberten glorreichen Freiheiten vereinigenz wir genießen mit gleicher Freude diese doppelte Frucht ihres Muthes und ihrer Erfahrung. Gleich entfernt von den Aufregungen, welche über das Ziel hinausgehen, wie von den Fertucjen, die noch ers danach streben, verfolgt Frankreich, das hinfort auf einer vollbrachten Revolution. ruht, mit Vertrauen die edle und regelmäßige Entwickelung seiner Geschicke, Es blick mit inniger Sympathie auf jene friedliche und freisinnige Propaganda, die eben jetzt jenseits unserer Grän- gen neue Tribünen erhebt und die Fürsten und Völter na jenem Hafen der verfassungsmäßigen Monarchie hinzuleiten scheint, in welchem es seine Zuflucht gewählt und wo es danach strebt, nach fe viel Beispielen der Größe nun der Welt das Beispiel der Dauerhastigkeit zu geben. Sire, diese Fe- it, die fruchtbare Quelle der Wohlfahrt und des Fortschrittes, i das

f Jhrer Hingebung und der Maina des Landes; diese Eroberung |

wird der Ruhm Zhrer Regierung sein, Nah \o viel icht di Res ierung über Ew, Majestät wohlverdiente ale der Genu ais 4 Belohnung leuchten. Jhre erhabene Gefährtin macht, daß sie Li Fie sbén, Zhre Söhne zeigen sich würdig, sie fortzuseßen; die Völker bitten den Himmel um deren Dauer. Möge denn der Himmel auch noch lange über diese patriotische und majestätische Thätigkeit wachen, die unablässig allen Pflichten des verfas- sungsmäßigen Königthums geweiht ist, Möge er die Hand über das so ome Kind ausstrecken, welches Zhreu Namen, Jhr Fest und die Anhäng-

chfeit des Landes theilt, Fon kosten seine edlen, dur rührende Lehreu gebildeten Triebe als erstes Vergnügen die Süßigkeit, den Leidenden wohl- zuthun, und üben sich so in diesen für die Zukunft des Vaterlandes \o theuern Königlichen Tugenden, Mögen Zeit und Beispiel seiner Jugend zu fle kommenz möge er seine Blicke auf Sie, neben Sie ríhtenz möge ex der Trost Zhrer Prüfungen, die Hoffnung Zhres Geschlechts und d Freude unserer Enkel sein!“

Von der Antwort des Königs auf diese Rede hatte gestern das Journal des Débats aus Versehen den Eingangssaß weg- gelassenz S. idaik,

„Ex wird. dieser Zukunstsdeutung entsprechen! Geleitet von den Ra

Agen jeiner vorire}slichen Mutter, umgeben von jo guten Bei)piezen, schlägen seiner vortrefflichen Mutter, umgeben von so guten Beispielen, wie

Jeder Tag, Sire, |

er in Meiner Fantte sie-vor sich sicht, wird er von demselben Geiste beseelt sein,

von dem wahrhaft nationalen Geiste, der, Frankreich geweiht, keine anderen

Interessen kennt, als die der Nation.“ E Dem Präsidenten der Pairs-Kammer antwortete der König in

. ähnlicher Weise, wie dem der Deputirten-Kammer, und nachdem er

ihr für ihre wirfsame Unterstüßung gedankt, {loß er mit den Wor- ten: „Jeßt, wo Frankreich, wie Sie es sagen, alle Vortheile des Friedens und der Wohlfahrt genießt, könnte ih das Nunc dimittis von Simeon's Lobgesang \prechen.“ L

An einem der nächsten Tage werden bei Vincennes große Ma- növer in Anwesenheit der Königin - Mutter Christine von Spanien stattfinden. Sie hatten bereits vor acht Tagen abgehalten werden sollen; jedoch die Verwickelung der Angelegenheiten Spaniens hatten damals eine Vertagung veranlaßt.

Der König wird sich in einigen Tagen auf eine kurze Zeit nach Fontainebleau B eber Es ist die Rede von einer Eisenbahn, die von dieser Residenz nah Corbeil angelegt werden solle; der König habe die Absicht geäußert, die Kosten für die Herstellung dieser Linie übernehmen zu wollen,

Der Prinz von Syrakus, Bruder des Königs von Neapel, ift am Donnerstag mit dem Dampfboot „Vesuv“ in Marseille eingetrof fen und wird jeden Augenblick in Paris erwartet.

Die Reorganisation des griechishen Kabinets wird hier als eine Kräftigung und Verstärkung der nationalen und dynastischen Partei in Griechenland betrahtet. „Diese Veränderungen““, sagt das heu- tige Journal des Débats, „sind dazu geeignet, diejenigen, welche auf den Sturz des Herrn Kolettis gerechnet, zum Nachdenken zu be- wegen. Die augenblicklihe Krise, welche dieser Minisier durchgemacht, hat seine Stellung nur befestigt und ihm die Gelegenheit gegeben, jein Ministerium auf breiteren Grundlagen zu errihten. Er besißt mehr als je das Vertrauen des Königs, der Königin und die Unter= stüßung der Majorität in den Kammern. Die Wahlen, welche in kurzem stattfinden, werden hoffentlih auch beweisen, daß er alle Sympathieen der Nation für sich hat. Solche Thatsachen können niht ohne Einfluß bleiben auf die Verhältnisse der fremden Mächte zur griechischen Regierung. Die Sympa- thieen Frankreichs sind ihr gewonnen, und wir haben Gründe, zu glauben, daß in diesem Augenblick die Repräsentanten Dester= reichs und Preußens ähnliche Gesinnungen fkfundgeben. Es is freilich sehr zu bedauern, daß die drei Shußmächte Griechenlands (England, Frankreih und Rußland) niht von gleichem Geist des Wohlwollens gegen die Regierung beseelt sind, zu deren Begründung sie beigetragen. Bis jetzt aber ist die Politik der Drohungen und feindlichen Demonstrationen vereinzelt geblieben, Die englische Re- gieruug hat drei Kriegsschiffe nah dem Piräeus geschickt, um die Zahlung von 5 oder 600,000 Fr, zu verlangen. Man streitet ihr das Recht dazu nicht ab, wie man auch über den Gebrauch, den sie vou diesem Rechte macht, urtheilen mag. Aber wir sehen uicht, daß ihr Beispiel nachgeahmt würde ; wir sehen bis jeßt nicht, daß die russische Regierung dasselbe Verlangen an die hellenishe Regierung gestellt hätte, noh daß sie geneigt schiene, es unter gleicher Form zu thun. Das- selbe Gefühl der Zurückhaltung, welches die französische Deputirten- Kammer und, wir glauben , auch das englische Unterhaus bestimmt hat, sich in keine unzeitige Erörterung der griechischen Angelegenhei= ten einzulassen , legt uns hier eine gewisse Rückzicht auf. Wir be= gnügen uns für unser Theil , die Thatsachen sprechen zu lassen; um

o lieber, als sie die Politik , welche die französische Regierung stets Griechenland gegenüber befolgt hat, vollkommen rechtfertigen. Auch Frankreich könnte von “Griechenland die Zahlung einer Geldschuld verlangen; es will aber lieber Ansprüche auf Erkenntlichkeit haben. Die einstimmige Bewilligung des Dienstes für die. griechische Anleihe seitens der Deputirten - Kammer bildet einen glücklichen Gegensaß zu dem Verfahren einer anderen Macht, und wir glauben, daß die fran= zösische Regierung, indem sie so handelt, auf würdigere und uneigen- nüßigere Weise ihrem Titel ale]Schußregierung entspricht. Nach un- serer Korrespondenz aus Konstantinopel {eint der Streit zwischen der Pforte und Griechenland seiner Ausgleichung nicht nahe zu sein und wären ernste Besorgnisse wegen Erhaltung der fried= lichen Beziehungen zwischen diesen beiden Staateu zu hegen, Wir glauben nun zwar, daß der Brief unseres Korrespondenten die in Konstantinopel herrschende Meinung treu wiedergi. bt, aber wir halten diese Meinung für sehr vorzeitig und sehr übertrieben. Wir sind zum Beispiel überzeugt, daß, weun die feindliche Stimmung der Pforte aufgemuntert wird, diese Aufmunterungen keinesweges ein- stimmig sind. Vielmehr haben wir Grund, zu glauben, daß selbst bei der ottomanischen Regierung nicht Frankreich allein es is, wel= hes Rathschläge der Klugheit und Mäßigung ertheilt, und wir hegen das Vertrauen, daß diese Rathschläge siegen werden,“ Der Cour= rier français will bestimmt wissen, daß man in Athen entschlossen sei, dem türfishen Ultimatum nicht nahzugeben, daß Herr Balbis, ein persönlicher Freund von Kolettis, zum griechishen Gesandten in Paris bestimmt, und daß man hoffe, Frankreich werde nun auch kräf- tig für Griechenland austreten.

ck Paris, 3. Mai. Die Pairs-Kammer seßte heute die Verhandlung des Geseß-Entwurfs in Betreff der Ersaßmänner in der Armee fort, ohne daß bis zum Postschluß etwas von Bedeu- tung vorkam. | Jn der Deputirten-Kammer wurde die Verhandlung über die außerordentlihen und Ergänzungs-Kredite für 1846 und 1847 fortgeseßt, und zwar war die Kammer bei den Krediten des Mini- sters der öffentlihen Arbeiten stehen geblieben. Herr Duraud de Romorantin macht Bemerkungen über den Uebertrvg von 500,000 Fr, von einem Verwaltungsjahr auf das andere, Der Minister der öffentlichen Arbeiten bemerkt, daß bei diesem Uebertrag es sih um Subvoentionen handle, die den konzessionirten Eisen- bahn-Gesellschaften als Entschädigung und zur Wiederherstellung von Hänge- Brücken, welche die Ueberschwemmungen fortgerissen hatten, bewilligt wor- den seien Jm Jahre 1846 habe der De des angerichteten Schadens uicht vollständig ermittelt werden können, deshalb sei der Kredit von 1846 auf 1847 übertragen worden, Der Berichterstatter, Herr Allard, bemerkt, die Kommilsion habe selbs die Uebertragung des Kredits vorgenommen; es Pon sich also nicht um einen neuen Kredit, Das betreffende Kapitel wird ierauf votirt, Herr Murat de Bort verlangt das Wort, S Zwei- f den Journalen von gesteru und vorgestern eine vou einem ehemaligen Minister des Königs, Le einem Pair von Frankreich unterzeichneten Brief gelesen, Es r sich um eine Konzession von Minen, von den Mitteln, die man anwende / um diese Konzession zu erhalten, von einem Urtheile über die B Bai Ohne Zweifel hätten alle Mitglieder seine Erregung beim Lesen diee, ries ses getheilt, Die Regierung sei ohne Zweifel eben so ungeduldig, 1 ibr gendwer, die non gewordenen Erklärungen zu geben. Er v e di die Gelegenheit dazu bieten, Die Sache knüpfe sich nah seiner Ansich vollkommen an die gegenwärtige Diskussion, Die Regierung solle sagen, was von dergleichen Anklagen zu halten sei, was sie vor einer jolchen S \{huldigung anfangen wolle. (Seusatian.) Der Minister der öffent- lichen Arbeitenz Er müsse zuerst sagen, wie man vorschreite bei Erthei- lung von Konzessioney für Ausbeuking von Minen. Er erklärt, das Ka- binet habe in Folge der Veröffentlichun, dieses Briefes seine Berathung halten. Die Thatsachen müßten aufgehellt werden, ihre geseßlichen Birfungen erhalten, eine geridine Untersuchung werde eingeleitet werden, t

el hâätteu alle Mitglieder in

Beifall.) Hexr Legran d, Unter-Staats-Secretair der öffentlichen Arbeiten ; Yu diesem Briefe esse man ihm eine Sprache bei, die er nicht und nie

geführt habe. Nachdem er sich in Bezug auf das seit den 11 Jahren, die er Unter-Staats-Secretair der öffentlichen Arbeiten is, von ihm beobachtete Verfahren vertheidigt, nimmt Herr Lherbette das Wort. Er habe erft durch die Journale von der Sache Kenntniß erhalten. Daher wolle er nicht von der Sache selbs sprechen , nur erinnern, wie oft er und seine Freunde die Einmischung der Kammer-Mitglieder in die' finanziellen Speculationen tatoli, Zept habe man den Beweis, wie sehr sie Recht gehabt. Jeßt rage ein Pair von Frankreich und ehemaliger Minister einen anderen Pair Ry f Frankreich und ehemaligen Minister auf solhe Weise öffentlich am und ee a se Kabinet, so wie Deputirte, Herx Lherbette liest den von diese Th ta en veröffentlichten Brief. Es sei jedenfalls Aufflärung über d yatsahe nöthig. , Der Minister der öffentlihen Arbeiten sichert gus neue gerichtliche Untersuchung zu, Herr Cremieux erinnert gleichfalls an seine früheren Warnungen und erklärt, er werde seinen An-

E e vi hoffentlich jeyt von den Ministern nicht mehr bekämpft E Lr e. verr Ko echlin verlangt das Wort. Er verliest einen ers gestern Abends vom General Cubières an ihn gerichteten Brief. Die Siz- zung dauert noch fort. |

Großbritauien und Irland.

__ London, 1. Mai. Die gestrige Unterhaus -Sizung, deren erste Hälfte bereits mitgetheilt i, endete mit der Annahme der mi= nisteriellen Resolutionen in Betreff der Bewilligung von 620,000 Pfd. St. als Vorschuß für drei irländische Eisenbahn - Gesellschaften mit 208 gegen 75 Stimmen, Die Debatte bot in ihrem ferneren Ver= lauf noch dasselbe Juteresse, indem sie sich vorzugsweise um den ge= genwärtigen Zustand des Geldmarktes drehte und die Finanz=Zustände des Landes, die Bank =Bill Sir R. Peel’'s und die speziellen Vor- schläge für Jrland beleuchtete. Herr Cayley sprah zwar für die leßteren, aber gegen die Bank=Bill Sir R. Peel's von 1844, welcher er die Schuld des gegenwärtigen Zustandes der Dinge hauptsächlich beimaß. Das Geseß, behauptete er, habe sich in allen drei Beziehungên, auf die es berechnet gewesen sei, als völlig nichtig erwiesen, denn es habe weder den Kredit des Emissions-Departements der Bank un= gefährdet zu erhalten, noch die Stabilität der Bank selbst zu stärken, noh endlih das Land vor den Schwankungen des Geldmarktes zu wahren gewußt, unter denen es früher zu leiden hatte. Sir W. Clay dagegen fand den Grund der gegenwärtigen Bedrängniß nur in dem Zusammentreffen der bedeutenden Getraide-Einfuhr (4,780,000 Quar ters im vorigen Jahre) mit der verminderten Einfuhr und den ge= steigerten Preisen der Rohstoffe, besonders der Baumwolle, und äußerte die Ansicht, daß die Kalamität erst aufhören werde, wenn die Fa- brikthätigkeit durch vermehrte Bestellungen in den Stand gesetzt werde, die vorerwähnten Nachtheile mittelst vermehrter Ausfuhr ihrer Era zeugnisse auszugleichen. Daß aber die Kalamität nicht einen größeren Umfang genommen habe, glaubte er allein dem neuen Bankgeseß zu=- {reiben zu müssen, welches durch Beschränkung der Noten-Cmissio- nen der Speculationswuth , die in früheren Geldkrisen so verderblich einwirkte, die Quellen verstopft habe. Herr Roebuck protestirte nahmals sehr nachdrücklich gegen Geldvorschüsse von Seiten des Staates unter deu gegenwärtigen bedenklichen Zuständen und beantragte die Ver= werfung des ministeriellen Vorschlages. Herr Osborne dagegen erklärte den ministeriellen Plan für völlig ungenügend und forderte vou den Ministern einen Nachweis über ihre Entwürfe wegen Ver= wendung der unbeschäftigten Arbeiter, die dem Lande unvermeidlich wiederum zur Last fallen werden, so bald die jeßigen öffentlichen Ar- beiten aufhören. Er berechnete die Summe, welche nah den Beck- stimmungen des neuen Armengeseßes in Jrland alljährlih zum Unck terhalt der Armen aufgebracht werden müsse, auf nicht weniger als 4,752,000 Pfd. und behauptete, daß das ganze Land verarmen werde, wenn die Minister nicht neben dem Armengeseßze noch durchgreifende permanente Maßregeln zur Beschäftigung der Arbeitslosen zur Au= wendung bringen, Herr Spooner wandte sih wieder der allge= meinen Frage zu und bestritt einerseits die Behauptung des Kanzlers der Schaßkammer, daß man den schlimmsten Theil der Geldkrisis als überstanden ansehen könne, während er andererseits nicht nur das Bankgeseß von 1844, sondern auch die ebenfalls von Peel herrith- rende Akte von 1819, welche die Baarzahlungen wiederherstellte und die 1 Pfund-Noten aufgehoben hat, lebhaft angriff. Er behauptete, England sei in seiner Handelsbilanz gegen andere Länder \chon jeßt um 8 Millionen Pfd. im Nachtheil, die baar bezahlt werden missen; da den Manufakturen der Absaß fehle. Das Geld dazu liege zwar in der Bank, aber könne aus derselben nicht herauëgenommen werden, ohne daß die Bank einen entsprehenden Betrag von Banknoten au- ßer Circulation sche und dadurch den auf dem Verkehr lastenden Druck noch vermehre. Das sei das unvermeidliche Resultat des Bank= geseßes von 1844, und doch wolle man der Bank-Direction die Schuld des Uebels beimessen und tadle dieselbe, daß sie im August v. J. den bevorstehenden Mangel und den dadurch in Aussicht gestellten Geldbedarf niht vorausgesehen, vielmehr damals ihren Diskonto noch herabgeseßt habe. Die Bank- Direktoren seien aber durh das Ge- seß von 1844 darauf angewiesen, einzig und allein nach ge- wöhnlichen Banquier - Prinzipien zu vLersahren, und so haben sie denn den Diskonto auh nur so nehmen fkönnen, wie ihn die Marktverhältnisse darboten. Wohin die Beschränkung der Befugnisse der Bank führe, werde vielleicht noch klarer werden, wenn sich die Folgen der neuerdings vou der russischen Regierung getrof= fenen Maßregel weiter entwickeln, Dieselbe habe, wie man sage, bereits für 2 Millionen britische Fonds gefauft, nachdem sie, wie be= kannt, vor kurzem in Frankreich eine ähnliche Maßregel ergriffen. Man brauche nicht übertrieben mißtrauish zu sein, um darin wenig= stens etwas Auffallendes zu finden und mehr als ein bloßes Geld- geschäft darin zu sehen. Die russische Regterung häufe seit langer Zeit große Massen baaren Geldes auf, während hre Unterthanen ihre Geschäfte in Papierrubeln abmachen, und der Gedanke liege gar nit fern, daß Rußland es seinem Juteresse gemäß hält, Frankreich, England und Holland zum bedeutenden Belaufe zu seinen Schuldnern zu machen, Ohne vie Existenz des Bankgeseßes von 1844 würde eine solhe Operation mit viel größeren Schwierig- feiten zu Werke zu bringen gewesen sein. Herr Munt sprach in ähulichem Sinne, wie der oocVerieheie Redner, Herr J. O? Con= nell erklärte sich für den ministeriellen Vorshlag und sprach sein Be- dauern darüber aus, daß die Regierung den Plan wegen Urbar=- machung der wüstliegenden Ländereien in Jrland aufgegeben habe, Hierauf erhob sich Sir R. Peel, um sich sehr entschieden gegen den miuisteriellen Plan zu erklären. Er suchte nahzuweiseu, daß der= selbe niht nur denselben Einwendungen unterworfen sei, wie der von dem Hause verworfene Bentincfsche Plan, sondern in mehreren Punk- ten noch nachtheiliger sei als iber daß aber, abgesehen davon, die gegenwärtigen Umstände den Kanzler der Schaßkammer auf das dringendste Wiftorderu, alle seine Ressourcen zusammenzuhalten, damit er nicht genöthigt werde, zu einer Anleihe bei der Bank zu schreiten, und daß daher jeßt nicht die Zeit sei, Do} fyae an Eisenbahnen zu machen. Sir Robert Peel ging dann zu einer kurzen Rechtfertigung des Pantgesepos yon 1844 über, Ex bestritt es durchaus, daß dieses Gese die Bank zu einer bloßen Maschine haben machen sollen, und behauptete, daß die Nichtbeachtung des drohenden Zustandes der Dinge fhon im August v. J. sowohl von Seiten der Bank als des handelnden Publikums im Allgemeinen als die Haup tutsoDe der Größe der jeßigen Kala- mität angesehen werden müsse. ehr aber noch sei die Bank zu tadeln, daß fe niht im Januar d, J., als mehrere Wochen hinter

einander ein bedeutender Geldabfluß stattfand, die nöthigen Vorkeh- rungen getroffen habe. Hätte die Bank damals, statt den Diskonto von 4 pCt, beizubehalten, denselben auf 5 oder 6 pCt. erhöht, so würde die Verlegenheit während der leßten Wochen nicht so bedeu- tend gewesen sein. Man habe das neuc Bankgeseß tadelnswerth gefunden, weil es die Emission der Noten auf eine bestimmte Summe (14 Millionen) beschräuke, und habe eine Erweiterung der Emissions= Befugniß verlangt. Seiner innigen Ueberzeugung nach, sei aber in der völlig gesicherten Einlösbarkeit der Noten der einzige sihere Shuß für den Geldmarkt zu finden. Allerdings seien nur 9 bis 10 Millionen in Gold jeßt vorhanden, aber eben fo wenig sei die mindeste Besorgniß vor einer Jnsolvenz der Bauk da. Gestatte man aber der Bank, etwa für 16 Millionen Pfd. St. statt für 14 Millionen Pfd. St. Noten auszugeben, dann liege die Gefahr hon ziemlich nahe, daß das Papiergeld entwerthet und der Kredit der Bank selbst gefährdet werde. Eben so entschieden vertheidigte Lord John Nusjsell das Bankgeseß, nachdem er die Einwendungen Sir Robert Peel’s gegen die vorliegende Maßregel durch Hinweisung auf die Nothwendigkeit widerlegt hatte, Jrland gründlih und nicht nur oberflächlih zu helfen, was nicht anders als durch zweckmäßige &Sörderung der Verkehrsverhältnisse geschehen könne. Herr Hume spra gegen, Lord G. Bentinck für die Geldbewilligung, worauf die Abstimmung erfolgte, deren Resultat oben angegeben ift.

Die Times theilt den Ukas des Kaisers von Rußland mit, nach welchem von den 114 Millionen Silber - Rubeln , die als Basis für die russische Papier =Circulgtion dienen, 30 Millionen Silber - Rubel zum Ankauf russisher und gusländischer Staatspapiere verwendet werden sollen, und bemerkt dazu, daß von dieser Summe, die sie auf 4,750,000 Pfd. Sterling anshlägt, bereits 2 Millionen Pfd. für die neuliche Uebereinkunft mit der französischen Bank hergegeben worden sind. Man vermuthet, fügt die Times hinzu, daß gegen 750,000 Pfd. St. für die holländischen und andere Märkte auf dem Kontinent bestimmt sind, und da mau glaubt, daß außer den sich aufsammeln- den Zinsen nichts auf den Ankauf von russischen Papieren verwendet werden soll, \o wird angenommen, die übrigen 2 Millionen Pfd. werden in englischen Fonds angelegt werden. i:

_ Die Brighton=G azette meldete vor einigen Tagen, daß die Times täglich 25,000 Exemplare ausgebe. Die Times versichert heute, daß diese Zahl um mehrere Tausend Exemplare zu niedrig ge- griffen jet.

Zu Birmingham wollen die angesehensten Banquiers, Kaufleute und Fabrikanten heute Abend eine Versammlung halten, um sich über die gegenwärtige Zerrüttung unseres Geldsystems und über die besten Mittel zur Beseitigung des Unheils zu berathen, welches in Folge der jeßigen Sachlage hereingebrochen ist. : ___ General Smith, der Sieger von Aliwal, is vorgestern aus Jn- dien zu Southampton angelangt, wo er mit Geschüßsalven begrüßt und von einer Deputation des Stadtraths feierlich empfangen wurde, / j ; Der Befehlshaber des vor Veracruz liegenden nordamerikani schen Geschwaders hat den dortigen Briten die Erlaubniß ertheilt, ¡hx Eigenthum an Bord der englischen Fahrzeuge einzuschiffen.

S M. W: F L 3.

Kanton Bern. (N. Korr.) Der Plan zu der projektirten neuen Gestaltung der Hochschule in Bern geht dahin, die Erforder- nisse zum Eintritt in die Unmversität auf Kenntniß der deutschen und französishen Sprache, etwas Geschihte und Geographie und etwas Arithmetik zu beschränken. Die Maturitäts-Prüfungen werden gänz= lich abgeschafft, Die Studenten sollen unter die Tutel einzelner Pro- fessoren, die ihr wissenschaftlihes und sittlihes Leben zu überwachen haben, gestellt werden. Jeder Student kann sich seinen Patron selbst wählen. Jeder Professor darf aber niht weniger als sechs Klienten haben. Die vier Fakultäten werden künftighin in steben getheilt wer- den. Die einzelnen Fakultäten werden nicht mehr direkt mit dem Direktor der Erziehung korrespondiren dürfen, sondern auch ihre par- ticulairsten Angelegenheiten müssen, um vor den Direktor zu gelan- gen, vom gesammten Senate verhandelt werden. Die Senats-= Sitzungen werden unbedingt öffentlich sein; auch den Studenten ist der Zutritt gestattet. Zwischen den Direktor der Erziehung und den Senat wird eine sogenannte „Schul-Kommission“/ gestellt, welhe „den Senat und die Fakultät zu überwachen hat.“ Dieje Kommission soll theilweise aus Professoren bestehen, die also ihre eigenen Kollegen zu beaufsihtigen haben. Bereits sind zwei politisch mißliebige Privat- Docenten der Philosophie, Herr Fischer und Dr, E. Schärer, der Erstere ohne bisherige öffentlihe Leistungen, der Lebtere durch zwei Druckschriften dem philosophischen Publikum bekannt, abgewiesen wor- den, unter dem Vorwande, daß man die Sache bis zur vollendeten Reorganisation liegen lassen wolle. Unterdessen liest der bekannte ehemalige Professor des radikalen Naturrechts, Wilhelm Snell, der früher in Liestal (Basellandschaft) Vorlesungen gehalten, in einem Privatlokale über Naturrecht, unter bedeutendem Zulaufe von halb- gebildeten, dem extremen Radikalismus huldigenden Studenten qus der Landschaft, Buralisten uud Schreibern. Das genannte neue Ge- feß über die Hochschule wird ers im Herbste dem Großen Rathe können vorgelegt werden, da die Geschäfte des Landbaues es kaum erlauben werden, die Behörde früher zusammen zu berufen,

Algier

Neapel, 21. April. Die neue Fahrstraße auf dem Vesuv hatte durch den regnerischen Winter sehr gelitten, wurde aber auf Befehl des Königs rasch in allen ihren Zik acks ausgebessert. Das meteo- rologishe Observatorium hinter dem Cremiten is ganz vollendet und wixd in diesen Tagen mit Justrumenten, Büchern und allem Haus- und Luxus = Geräth versehen werden, Es bildet in seinem soliden, eleganten, mehrstöckigen Bau, in seinen Terrg®en und Belvedere ei- uen großen Kontrast zu der s{hmußigen Wohnung des sogenannten Eremiten, Das Bedürfniß nach einem anständigen Unterkommen auf dem Vesuv, welches schon so oft mit vollem Recht gerügt worden, wird um so fühlbarer werden, je mehr die geshmackyollen Räume des Königlichen Observatoriums in der Folge Königliche, Fürstliche und andere einflußreihe Personen mit Darbringung aller möglichen Bequemlichkeit aufnehmen, Der Hauptsagl des Gebäudes is mit prächtigem Marmor und mehrfarbigem Stuck verziert, zwei Jnschrif- ten vou Herrn Quaranta deuten den Zweck der Erbauung des Ge- bäudes und der Bergstraße an, zwei Gemälde von Maltarelli, Vulcan

- und Aeolus, zieren die Decke, und die Büsten des Plinius, Hauy,

Werner, Archimedes , Frankliu, Galilei, Newton, La Porta, Walle- rius u, \. w. sind im ugen Gebäude vertheilt. Die Aussicht vom höchsten Punkte des Gebäudes is unvergleihlich \{ön.

Portugal.

6 ¡Zllaban- e April, Die Königin hat die Vermittelung Sus neues Ministeri eite mit den Jusurgenten angenommen, : erium wax gebildet worden, da das bisherige be-

fanntlih in die von dem briti , gungen nit eingehen volle Ven Gesaudten aufgestellten Bedin-

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Wissenschaftliche und Kunst - achrichten. Konzerte.

Geistlihe Musik. Konzert von H, Engels, Konzert von Monari.

(Den 5. Mai.)

Von den drei Musik - Aufführungen, die am Mittwoch stattfanden, gedenken wir zuerst der um 5 Uhr in der Nikolaikirche zum Vortheile der Badzeck-Anstalt veranstalteten S geistlicher Tonwerke. Mehrere gesae hiesige Künstler, als: Dlle. Bochkolz, Herr Krause, Herr Haupt, und Mitglieder der Sing - Akademie unter Rungenhagen?'s Leitung wirkten mit. Außerdem hatte sih auch die gefeierte G arcia be- reitwilligst daran betheiligt, so daß das Unternehmen nicht nur seinen Haupt-Zweck, ‘den mildthätigen, die Kirche war gefüllt auf erfreu- liche Weise erreichte, sondern auch in künstlerischer Beziehung ein mehr als gewöhnliches Jnteresse einflößte, Was indessen das Pro- gramm betrifft, so eutbezrte es der nöthigen Mannigfaltigkeit insofern, als man nur Musikstücke sanften und elegishen Charakters ge- wählt hatte. Die Aufführung gewann dadur ein etwas einfarbiges Kolorit , das sich leicht reicher gestalten konnte, wenn man einige lebendige und kräftige Chöre eingeschaltet hätte. Sieht man aber von dem Total- Eindruck ab, so boten die einzelnen Nummern an sih mannigfachen Genuß, theils durch ihren gediegenen und ansprechenden Jnhalt, theils durch die ihnen zu Theil gewordene gelungene Ausführung. Ein Orgelvortrag des Herrn Haupt leitete das Ganze ein. Er spielte eine Fantasie von S. Bach (in G-moll) und bewährte durch die kunstreiche Behandlung der neuen, schönen Orgel (von Buchh ol) aufs neue, welchen hohen Rang er unter den Or- ganisten der Hauptstadt einnimmt, Musikstücke aus Händels „Messias“ (von Herrn Grell, wie die übrigen Gesangstücke, auf der Orgel begleitet) {lossen sich dem Vortrage des Herrn Haupt an, Dlle. Bochkolß sang die Soli, Die Sängerin füllte den weiten Raum der Kirche durch ihre klangvolle Stimme sehr wohl aus und trug au ausdrucksvoll vor, Daß sie sih gewisser, ihr vielseitig vorgeworfener Manieren, wozu wir vor allen Dingen das fortwährende Beben des Tones zählen, noch immer nicht entwöhnen kann, is um so mehr zu bedauern, als sie übrigens sehr schäßbare Eigenschaften besißt und in vielem Betracht eine gebildete Sän- gerin genannt zu werden verdient. Ungekünstelt und einfach im Ausdruck, dennoch mit tiefer Empfindung führte hierauf jene obenerwähnte große Ge- sangsfünstlerin eine Arie aus dem Stabat mater von Haydn aus, in dem musterhaften, vollendeten Vortrage dieses geistlichen Tonwerkes eine neue Probe ihres allseitigen Talents ablegend. Die übrigen, im ersten Theile zu Gehör ge- brachten Nummern bestanden in der sechsstimmigen Motette „Tues Petrus“ von Palestrina, in einem Gebet aus Naumann 's Oratorium „David“ und in einer Hymne von Westmosrland, die, von ansprechender Fassung, schr gefiel, durch ein belebteres Tempo aber jedenfalls an Wirkung gewonnen hâtte, eine Bemerkung, die überhaupt auf mehrere in diesem Konzerte vor- gekommene Stücke Anwendung findet, namentlich aber eine zur Einleitung des zweiten Theils ausgeführte Arie mít Chor aus Händels „Josua“ trifft, die übrigens von Herrn Krause mit {öóner Stimme und trefflichem Ausdruck zu Dank gesungen wurde, Das „Vater Unser“ von Fesca, eine Arie mit Chor von C, Braun (recht Wirksames enthaltend und von Dlle. Casparí gelungen vorgetragen), der achte Psalm für Doppel-Chor von Spohr und schließlich eine von Herrn Haupt gespielte Tokkata von S. Bach (in D-moll) bildeten die übrigen Gaben der Musik-Aufführung, durch deren Veranstaltung sich alle Betheiligten Dank erworben haben.

Die am Abende des nämlichen Tages gleichzeitig (um 7 Uhr) statt- chabten Konzerte des Herrn Engels im Hotel de Russie und des Herrn Monari im Saale des Königlichen Schauspielhauses angehend , ‘berich- ten wir nur, daß Herr Engels sich in einem Adagio und Rondo von Spohr als ein bereits recht vorgeschrittener Violinspieler mit kräftiger und öfonomischer Bogenführung bethätigte , der indessen Sicherheit, Sauberkeit, Reinheit und Leichtigkeit noch zu erstreben hat, und daß die Leistungen des Herrn Monarí und seiner Mitwirkenden, des Hrn, Ronzi und der Dlle, Maberlini, am bezeichnendsten durch Stillschweigen beurtheilt werden,

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Eisenbahu en

Weimar, 5. Mai. (Weim. Ztg.) Am 2. Mai fand auf der Eisenbahnstreckde von Erfurt nah Gotha die erste Probefahrt statt, au weicher nur die Eisenbahn-Direction und. die Ingenieure theilnah- men, indem wegen der Zeitumstände eine größere Feierlihfeit unter- bleiben sollte. Erst Tages zuvor war das Tunnel - Gewölbe in den Gestungswerken von Erfurt und die Legung der Schienen voll- endet worden. Um 2 Uhr seßte sich die mit Kränzen ge- \chmüdckte Lokomotive „Gotha“ vor , den Zug und brachte den= selben durch das anmuthige Gera - Thal, begünstigt von der \hönsten Witterung, nah Neudietendorf, wo zahlreiche Zuschauer ihn begrüßten und man einige Minuten anhielt, um die Aussicht auf die drei Gleichen zu genießen, hinter welchen das Thüringer Wald- gebirge sich erhebt. Um 3 Uhr erreihte man Gotha, wo der ge= \{müdte Bahnhof uud die unabsehbare Menge von Zuschauern, welche denselben, so wie die umgebenden Hügel, bedeckten, einen höchst male- rishen Anblick gewährten. Auf dem am Eingange des Bahnhofs befindlichen 40 Fuß hohen Viadukt, welcher die Ohrdruffer Straße überseßt, war eine Ehrenpforte errihtet; Flaggen und Laubgewinde begränzten den Auftritt. Der Herzog ließ sich die Direktoren und Jugenieure vorstellen, vereinigte sie zu einem Mittagsmahle im Pa- lais und uahm später an einer Festfahrt bis Seebergen und zurück Theil. Dem Vernehmen nach, werden die Fahrten für das Publi= fum auf dieser Bahnstrecke vom 8ten d. M. anu beginnen, Der voll= ständigen Eröffnung der Thüringischen Eisenbahn (bis Eisenach) sieht man im Juni entgegen. :

__ Lóbau, 29. April. Am heutigen Tage fand auf der Bahn= strecke der Sächsisch=Schlesischen Eisenbahn von Löbau nach Reichen- bah die erfte Probefahrt statt, welche der anfänglih erforderlichen Borsicht halber in 20 Minuten zurückgelegt ward. Angelangt am Ziele, wurde dem ausführenden Ober-Jngenieur, Herrn Krausch, wel- her den Zug begleitet hatte, ein verdien:es Lebehoch gebraht, So ijt nun, namentlich durch die unermüdete Thätigkeit und anerkannte Umsicht des Leßtgenannten, diese Bahn um ein Bedeutendes ihrer Vollendung näher geführt worden, und es steht in Aussicht, daß die Bahustrecke bis Görliß zu der im Geseß festgestellten Zeit wirklich vollendet sein werde, f i

Meteorologische Beobachtungen.

1847.

6. Mai. Nach einmahger

6 Ube. | 2 Uhr. 10 Ube. Beobachtung.

Morgens Nachmittags Abends |

Luftdruck... , 335,59" Par, 335,42’ Par.|335,58'’’ Par.| Quellwärme T R. Luftwärme ...| -{+10.1° R. |+ 15,4° R. | +12,2° R. |Flusswärme 12,0° R. Thaupunkt .,„,., -+ 9,4° R. + 9,5° R. -+ 9,79 R. |Bodenwärme 12,9° R. Dunstsättigung- 94 pet. 64 pCt. 82 pCt. [Ausdünstung (,006''Rb. Wetter ......- heiter. balbbeiter, halbbeiter. |Niederschlag0,014“/Rh. Wind ........ 80. 80. 86, Würmewechse! +15,g° Wolkenzug - §0. -+ 12,2°

Tagesmittel: 335,53" Par... + 12,8° R... + 9,5" R... 80 pci. 880. —__—

Handels - und Börsen-Nachrichten. Berlin, den 7. Mai 1847.

Inländische Fonds: Pfandbrief-, Kommunal - Papiere und Geld- Course.

Zf.| Brief. | Geld. |&em. 2e Brief. | Geld. |@em-

St. Schuld-Sch. 1353| 93% | 923 Kur- u.Nm.Pfdbr. 32 95; | Seeh. Präm. Sch. | —| 9577 955 Sehlesische do. |ZÉ| 96x K.u. Nm. Schuldry. [3z| 90% | do. Lt. B. gar. de. 35| | Berl. Stadt-Obl. [32] | 927 | Westpr. Pfandbr. |35| 92x Friedrichsd’'or. ¡— 137; 1 l Grosshb.Posen do. |4 [1027 [101% Augustd'ur. —/| 125 | Lis

do. do. 135} | 913 Gold al marce. |—| | Ostpr. Pfandbr. |3;| 96 Discouto. —| 4 5 Pomm. do. 3: _— 93%

Ausländische Fonds.

Russ.Hamb. Cert. |5 | do.beiHope 3.4 S. |5

Poln. neue Pfdbr.|4 947 do. Part. 500 Fl./4 79 do. do. 380 FL Hamb, Feuer-Cas.

do. do. 1. Anl. 14 927 do.Stieglitz2.4 A4 | | 927 do.v.Rothsch.Lst.|5 LL0% [110% do.Staats-Pr.Ánl. 852 do.Poln.SchatzO. (4 | 81; | Holländ. 25 %Iat.)4 t do. do. Cert.L. A.'5 93% Kurkh.Pr.O. 40Th. cite do.do.L.B. 200FL|—| | 1653 Sardin. do. 36 Fr. Pol. a. Pfdbr. u.C.|4 | | 947 Neue Bad.do35FI.

Fisenbahn - Actuen.

N _

V olleing. Amat. Rott. Arnb. Ltr. Berl. Anb. A. do. Prioer. Berl. Hamb, do. Prior.! Berl. Stett. Bonn-Cöln, Bres]. Freib, do. Prior, Cöth. Bernb. Cer. Ob, Sch. Düss. Elberf. do. Prior, Glogguitz. Hmb. Bergd. Kiel- Ali. Lpz. Dresd. |4 Magd. Halb. 4 Magd. Leipz. |4 do. Prior. |4 X. Schl. ML.|4 do. Prior.|4 do. Prior.|5 Nrdb. K. F4d.|4 O.Secbl. Lt.A/4 | 104 B, do. Peior.|4 _— do. Lt. B.4 | 96; 6. Pts. Mgdb, |4 | 894 do. Pr. A.B.14 | 91 G. do. do. 15 1017 bz.

(Schluss der Börse 3 Uhr.)

92 6. Rhein, Stm. do. Prior. 1093 e. do. v.St. gar. : uu Sächs. Bayer. 1075 8. 5 6. 8ag.-Glog. 975 bz. do. Prior. 1077 B. Thüringer. WiIhbb,(C.O.) Zarsk. Selo.

857 G.

90 B. 897 bz. 852 bx. 63 ba.

fa fa a f R tp r via ras fas O 1 f E

vo\ v

947 B. 87 G. 70 e.

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Quitt.- Bogen.

a 4% Aash.Mastr.|20 82% bz.

Eingee.

D

F E f E n e Q S

do. Thür. Y.| Dresd. Görl. Löb, Zittau. Magd. Witt. Mecklenb. Nordb. F. W.|6 Rb. St. Pr. |7 Starg. Pos. St.-Yohw-,

102 Us. U B.

Getraide-Bericht.

Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: VVeizen nach Qualität von 110—118 Rthlr. Roggen loco 103—109 Riblr. - Lieferung bis 20. Mai 103—104 RthIr. pr. Mai /Juni 97—983 Rthlr. pr. Juni f Juli 90—92 Rthlr. - - pr. Juli / August 85- Rihlr. bez. u. Gld. Gerste loco 74—80 Rihlr. Hafer loco nach Qualität 48— 50 RthIr. Rüböl loco 105—; Rthlr. - Herbst 11! RthlIr, Fortgesetzte Ankäufe in Roggen, sowohl loco wie auf Lieferung, haben wiederum eine Steigerung der Preise herbeigeführt. f

Marktpreise vom Getraide,

Bexlin, den 6, Mai 1847.

_Zu Lande: Weizen 4 Rthlr, 45 Sgr. 7 Pf,.; Roggen 4 Rihlr, i g u 4 De E grofe reie G Rthlr. 3 Sgr, 7 Pf. z Hafer r. 4 Sgr. ., auch 2 Rthlr. 2 Sgr. 5 Pf, gen e E / 8 M ad

Zu Wasser: eizen (weißer) 4 Rihlr. 24 Sgr., auch 4 Ir, 19 Sgr. 2 Pf. und 4 Rihlr. 16 Sgr. 10 Pf,z; dioggen 4 Rthlx, 9 Sgr, 7 Pf., auch 4 Rihlr. 2 Sgr, 5 Pf.z große Gerste 3 Rihlr. 3 Sgr. 7 Pf.z Hafer 2 Rthlr., auch 1 Rihlr. 25 é ._9 Pf.z Erbsen 4 Rihlr. 12 Sgr. Eingegangen sind 1679 Wispel 20 Scheffel,

Das Schock Stroh 10 Mile ‘5 S h p 7 Rihlr, 20 Sgr, D as Schock Stroh thlr. 5 Sgxr., au tblr. 20 e Centner Heu 1 Rihlr. 10 Sgr., auch 1 Mihir, ? A

Dex Scheffel 1 a Lt e Erei, d er Scheffe thlr, 18 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rihlr, 15 Sgr., mepen- weis à 3 Sgr., auch 2 Sgr. É f, Pf, ch h g mege

Brauntwein=-Preise, Die Preise vom Kartoffel - Spiritus waren am -

30. April 1847 46 4635 Rihlr. Í (frei ins Haus T pr. 200 Quart à %

L Mai » 48 —49 » 5 oder 10,800 % nach

3. » 5M —54 » . » 58 59 » s Tralles,

E «E 5 . » » 54 M Korn - Spiritus: ohne Geschäft. Berlin, den 6. Maí 1847. ; i Die Aeltesen der Kaufmannschaft von Berlin,

_

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 3. Ma. Niederl. wirkl. Sch. 584, 59 Spas. 192.

3% do. 372. Passs Ang. —. LZinsl. 05. Pola. —. Pranas. Pr, Sch. —. 4% Russ. Hope 887. j

Frankfurt a M, 4. Mai, 6% Met. 1063 6, lm g

G.

1898 & Bayr. Baok-Actien—. Hope —. Süeogl. 86G. Lui. Poln. 300 Fl. 96 G. do. 509 Fl. S045 @.

Hamburg, 5. Mai. Bank-Actien 1590 Br. Bugl. Russ. 1063. 4.