1847 / 128 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

f

des St. petersburgischen Börsen = Comités und des Kauf- mantis=Aeltermanns unter die Zahl der Mitglieder des Conseils der Kredit-Anstalten den Art, 11 des Reglements der Kredit-Anstalten in folgender Weise geändert: „Die Mitglieder des Conseils von Seiten der Stadtgemeinde sind : das St. petersburgische Stadthaupt, der Präsident des St. petersburgishen Börsen -Comité's, der die Kaufmanns - Abtheilung in der allgemeinen Stadtduma dirigirende Kaufmanns - Aeltermann und drei von der am Sk. petersburgischen Häfen Händel treibenden Kaufmannschaft gewählte Mitglieder,“ Jn Abo hat sich vor einiger Zeit eine Acticn-Compagnie zur Betreibung des Wallfishfanges im östlichen Deean gebildet. Die mannigfahen Vortheile, welhe der dort bestehenden Werft-Compag- nie ‘aus den näheren mit der russisch - amerikanischen Compagnie eingegangenen Beziehungen erwuchsen, lenften in Finnkand über- haupt den Besitzungen dieser Compagnie am östlichen Ocean regere Aufmerksamkeit zu, Die russisch - amerikanische Compagnie hat den Plan, der ihr im Entwurfe mitgetheilt wurde, mit Beifall aufge- nommen, und so wurde eine Actienzeichnung eröffnet. Diese Actien- Compagnie für den Wallfischfang wird bis zum Ausgange des Jah- res 1851 vier Seeschiffe erwerben; später soll nach Umständen die Zahl der Stiffe und der Actien vermehrt werden. Das dazu er- forderlihe Kapital ist auf 200,000 Silberrubel festgeseßt worden. Es werden 40 Actien ausgegeben, jede zu 5000 Rubel. Auf 20 davon zeichnet die russisch -amerikanishe Compagnie; die übrigen 20 werden in Finnland untergebraht. Jm ersten Jahre sind 1250 Ru- bel auf jede Actie einzuzahlen zur Ausrüstung des ersten Schiffes. Der Zweck der Gesellschaft is ein doppelter. Sie will 1) auf ihren aus Curopa segelnden Schiffen Gelegenheit zu wohlfeiler Fracht ge- währen und 2) Wallfischfang zwischen den Japanischen Jnseln, Kamt- schatka und Sitcha betreiben, Sitcha soll der Stapelplat für dieses Geschäft sein. Die Direction wird ihren Siß in Abo haben, wo auch das erste Schiff ausgerüstet werden soll. Die übrigen Schiffe können ausgerüstet werden, wo die Compagnie es für gut finden wird. In einem Ergänzungs = Paragraphen i} bemerkt, daß bei Abferti- gung des vierten Schiffes das Grundkapital von 200,000 Rubel durch einen Zuschuß von 50 pCt. auf 300,000 Rubel erhöht werden soll. Schon im bevorstehenden Frühlinge soll ein der Sache fundiger Mann nach Hamburg, London, Amsterdam, New-York und anderen Orten ge- sandt werden, um daselbst sih nah allem auf die Verproviantirung und Bemannung der Schiffe Bezüglichen zu erkundigen. Die Mann- schaft soll für das erste Mal zum dritten Theile aus Amerikanern be- stehen. Jun den ersten 6 Jahren werden aus dem beim Geschäfte gemachten Gewinne nur 6 pCt. auf die Prioritäts-Actien, nicht aber auf die späteren Actien ausgezahlt, Der nah Anszahlung dieser 6 pCt, verbleibende Ueberschuß des Gewinns soll zur Erweiterung des Unternehmens verwendet werden. Wenn nah Verlauf der ersten 6 Jahre das der Compagnie erwachsene Vermögen das Actien-Kapi= pital um 50,000 Rubel übersteigt, werden Coupons, jeder zu 1000 Ru= bel, ausgegeben. Jede Prioritäts-Actie erhält außer einem Coupon noch 250 Rubel, Wenn die Compagnie alsdann das umlaufende Ka= pital vermehren will, können neue Actien, jede zu 5000 Rubel, qaus-= gegeben werden. Diese letzteren Actien erhalten indessen keine Preo= zente, sondern uur einen verhältnißmäßigen Theil des Gewinnstes. Nur für den Fall, daß sie keinen Absay finden, können auch für sie Prozente ausgeworfen werden,

F rwa kte h.

Paris, 4. Mai. Der König hat den Präsidenten der Depu- tirten-Kammer, Herrn Sauzet, und den General von Trobriand zu Großoffizieren des Ordens der Ehrenlegion ernannt. Lebterer ist einer der Veteranen der französischen Armee, dessen Dienste bis auf 1789 zurüdckgehen. Seit vier Jahren ist derselbe in die Reserve versebt.

Die in der gestrigen Sibung der Deputirten-Kammer zur Sprache gebrachten Briefe, welche in öffentlichen Blättern erschienen, sind auf Veranlassung des General Cubières publizirt worden. Er will da- dur zeigen, daß, als er im Jahre 1842 bei der Regierung um eine Konzession zur Ausbeutung der Minen von Gouhenans für Herrn Parmentier nachgesucht, Put angedeutet worden sei, er könne seiten Wunsh nur unter der Bedingung gewährt erhalten, daß gewissen öffentlihen Beamten ohne Kauf ein Zins - Au- theil an dem Unternehmen bewilligt würde. Diese Corrup= tions - Beschuldigung, welhe auf diese Weise von Seiten des General Cubières gegen die Regierung erhoben wird, hat die Presse in großen Alarm gebraht. Galignani's Messenger be- merft nur, man möge bedenken, daß es früher noch ganz anders ín Frankreich zugegangen, daß es eine Zeit gegeben, wo jeder Kontrakt, jède Konzession ihren bestimmten Bestehungs-Preis gehabt, und daß gegen ehemals die französishe Büreaukratie wohl tugendhafter ge= worden. Das Journal des Débats, als ministerielles Organ, erklärt, das Kabinet werde die Sache untersuchen lassen und, wenn die Anklage sih als gegründet erwiese, über die Schuldigen die ver- diente Strafe verhängen.

„__ Vorgestern besuchte der Herzog von Montpensier dfe jungen ägyptischen Prinzen, um ihnen wegen des Todes Hussein Bey's zu fondoliren. ; i Masa ist am Donnerstag von Marseille nach Paris ab-

, Marquis von Normanby gab gestern ein Diner, welchem Herr Guizot und der Herzog von ‘Broglie, 1a find j fa

Dem pensionirten General Clouet war seine Pension seit Jahren entzogen worden, weil er in Portugal für Dom Miguel gekämpft hatte. Der Staats-Rath hat in Folge einer von dem General an ihn Ie Reclamation entschieden, daß demselben die Pension förtbezahlt und dèr ganze A nahgezahlt werden soll,

ér regelmäßige Dampfschifffahrtsdienst ¡wischen Havre und New-York wird zwischen dem 20sten und 30, Mai beginnen und vor= tes durch 4 Vegas der Regierung von je 450 Pferde= kraft versehen werden. lle 14 Tage hrt eine derselben ab, und die Ueberfahrtspreise betragen, Kost und Wein eingerechnet je nach den verschiedenen Klassen, 1000, 500 und 300 Fr. [

Zu Bloïs standen dieser Tage eine Anzahl Personen, worunter Hexr Blanquí, der jedoch nebst einigen anderen der Angeklagten frei- espröchen warb, wegen Verbreitung a r und die soziale Ordnung umstürzender Grundsäße vor dem uhtpolizeigeriht; sie wurden zu Gefängnißstrafen von fünf Tagen bis zu sechs Monaten verurtheilt.

Die Kommisston über das Briefporto macht den Vorschlag, daß vom 1, Januar 1848 jeder unter 75 Gramm \{chwere Brief im Innern des Landes ein gleichförmiges Porto von nur 20 Centimen zahlen solle. i

% Paris, 4, Mai. Jn der heutigen Sißung der Depu- tiírten-Kammer theilte der Präsident zuerst ein Schreiben des Kriegs-Ministers mit, welcher anzeigt, daß er der Rechnungs - Prü- fungs - Kommission den Berícht der Verwaltungs-Kommission, welche mit Mera N des Defizits oge war, das Herr Beuier in ven Mes er Militair-Vorrathshäuser hinterlassen, mitgetheilt habe, se Mittheilung war auf Verlangen des Herrn anjui=

sei zwar darin nicht genannt,

666

nais, Mitgliedes der Rechnungs-Kommission, - und ihres Präsidenten, Baron Duprat, erfolgt, die Verhandlung über die Ergänzungs = und ap rartntiihen Kredite für 1846 und 1847 wird darauf fort- gesebt.. Herr von Angeville bespricht eine neue Erfindung zur Abschä un der Kraft und Arbeit der S Er L daß die gun sische Agen diese Erfindung nicht angenommen habe, welche nun von der englischen egierung benuyt und ausgebeutet werde, Er widerlegt fer- ner, was der Marine-Minister gesagt, um das Unpassende des Vergleichs zwischen den von Frankreich erlittenen Verlusten zur See und den gleichen Englands zu zeigen. Er findet die Ursache der Înferiorität Frankreichs in dem Mangel an strengem Vollzug der bestehenden Vorschriften auf franzü- sischer Seite, Nur eine strenge Untersuchung der ganzen Sachlage könne das Mittel geben, aus dieser Juferiorität herauszukommen. Eine solche Untersuchung müsse ernstlih, nicht blos im Wege geschehen, jondern durch die Kammer selbs, Der Marine-Minister: Er würde sogleich die Tribüne besteigen, um die Rede des Herrn Deputir-

administrativen |

ten zu widerlegen, wenn er nicht wüßte, daß andere ähnliche Reden noch |

folgen solltenz er behalte sih vor, auf alle zugleich zu antworten, Herr Jules von Lastevrie bleibt troß der Verneinungen des Marine - Mini-

sters dabei, in der Marine-Verwaltung herrshe Spaltung aller Art, Der |

Redner hebt die Jnstitution der englischen Admiralität hervor, vergleicht sie

mit dem französischen Admiralitäts - Rathe und zeigt ihre Vortheile. Die |

Bemerkungen des Ministers über das Marine Budget in England und das |

Budget der Marine in Frankreich sei so wenig gegründet als die anderen, Vergleichungsweise sei das Budget Frankreichs für seine Marine stärker, als das Marine-Budget Englands, nur werde es weniger gut angewendet,

Indessen habe die Kammer niemals \ich sparsam gezeigt gegen die Marine. |

Sie habe eine starke Marine gewollt und sei zu diesem Ende vor keiner Ausgabe zurückgewichen, Das Amendement des Herrn Lacrosse sei seiner Zeit troß des Widerstandes des Ministers angenommen worden. Wie habe also der Herr Minister sagen können, man müsse die Elite vermindern oder die Ausgaben erhöhen? Niemals habe die Kammer an feinen Veranschla gungen gemäfkelt. Was im Departemeut der Marine verändert werden muüsje, das sei die Unordnung. Troß der durch die Kammer votirten Kre dite nehme das Schiffs - Material beständig ab.

delt ferner, daß das Marine-Ministerium den Bau von Linienschiffen von 100 Ka- nonen bevorzuge. Dieses Modell sei als weit weniger zuträglich erkannt worden, während es theuer zu stehen komme. Ein Linienschiff von 100

Kanonen koste mehr als ein Dreideker und leiste doch nicht dieselben Dienste. |

Wozu also das Beharren bei einem schlechten Modell, das sehr kostspielig sei, Der Redner schließt , wie Herr von Angeville, mit dem Antrag auf eine parlamentarische Untersuchung, Der Marine- Minister: Die bei- den vorigen Nedner werfen der Marine den Bau von Schiffen zu 100 Ka- nonen vor. Er wiederhole, daß diese Bauten seit langer Zeit schon festge-

stellt seien; 1824 hätten sie begonnenz also könne nicht die gegenwärtige | Zwei dieler Schiffe, der „Hercule““ |

Verwaltung der Tadel dafür treffen. und der „Jemappes“, gehörten zur Evolutions-Escadre, und man habe an ihnen allerdings Uebelstände gefunden , die aber nicht in dem beständen, was man als solche angegeben. Schiffe vortreffliche Dienste leisten. Weil zwei Dampfschiffe verloren ge- gangen, habe er daraus beweisen wollen, daß die Zahl der an Bord be- findlichen Offiziere den Neglements nicht entspreche. Diese beiden Schiffe seien aber seit lange in See gewesen, noch lange che die betreffende Ver ordnung veröffentlicht worden. Es könne daher nicht befremden , daß dice- selbe an Bord dieser Schiffe nicht beobachtet worden sei. Die Aufmerksam-

keit der Kammer sei auf die Ausgaben gelenkt worden, welche die neue Art |

der Rechnungsstellung in der Marine im Jahre 1848 nach sich ziehen

/ , Trohß der votirten | Kredite die Neubauten nicht vorgenommen worden seien? Der Redner ta- |

Mit einigen Abänderungen würden diese

werde, Die Kammer habe aber selbst eine detaillirtere Rechnungs - Ablage |

gewünscht, In der Pairs-Kammer verlangte, bevor zur Tagesordnung ge\chritten wurde, der Prâäsident Teste das Wort wegen einer ihm persönlich betreffenden Thatsache. ; ; Als Magistrat, als ehemaliger Minister ves Königs, sei er es sich selbst, sei er es der Kammer schuldig, über eine Korrespondenz Erklärung zu geben, die viel Lärm gemacht habe in der anderen Kammer. Sein Name aber es handle sich um eine Angelegenheit, die sih an seine Verwaltung knüpfe, welhe Gegenstand eines Prozesses sei, und daher müsse er selbst allen Reflerionen zuvorkommen. In einer so ge- wichtigen Lage sei sein Charakter niht zum Zaudern gemacht, Er lege einen zu hohen Werth auf die Achtung der Kammer, halte, und die er auch ferner zu verdienen wünsche. Er stelle bestimmt und unumwunden, kategorish, mcht blos die \ dern selbst die geringste Kenntniß von der vorgebrachten Abrede. Aber schon der Name, ihre Wirklichkeit, ihre Wahrscheinlichkeit aus.

Thatsache in

Alle dergleichen Verlangen,

der er sih würdig | geringste Theilnahme, son- |

den man diesen Thatsachen gegeben, schließe |

wie das fragliche, würden der geseßlichen, regelmäßigen Prüfung unterstellt,

und 0 sei es auch

e unter seiner Verwaltung geschehen. Jm betreffenden Falle sei alle Welt si

über Ertheilung der Konzession einverstanden gewesen,

Er habe für jeyt feine anderen Erklärungen zu geben. Nur das müsse er |

sagen, daß ihm die berührte Korrespondenz absolut unbegreiflih erscheine. Der Präsident bemerkt,

Kammer abzuwartenz seiner Zeit werde der Kanzler die nöthigen Maßregeln nehmen, um der Sache ihren rechtmäßigen Lauf zu geben.

Es wird nun zur Tages-Ordnung geschritten, Cubières war nicht in der Sißung zugegen, was allgemein bemerkt wurde,

Gleihwie die Spaltung der großen fonservativen Partei, die aus den allgemeinen Wahlen des Jahres 1846 hervorgegangen ift, aus Anlaß des Antrags Tes Herrn Duvergier de Hauranne in Be tre} der Wahl-Reform und noch mehr bei Gelegenheit der Verhand lung und Abstimmung über den Antrag des Herrn ‘von Remusat, in Betreff der sogenanuten Jukonpatibilitäten, klar sich gezeigt hat, so tritt sie nun au immer entschiedener in der fonservativen Presse her- vor. Man erinnert sih, wie einmüthig diese nah den Wahlen und besonders nah dem Zustandekommen der spanischen Heirathen bis zur Eröffnung der Kammern und selbst nach dieser noch während und nah der Debatte über die Adresse zu Gunsten des Ministeriums sich ausgesprochen hatte. Zwei Momente, die man uicht aus dem Auge verlieren darf, hatten vorzugsweise zusammengewirkt, diesen Einklang hervorzurufen ; das eine dieser Momente betraf die äußere, das anu- dere die innere Politik des Ministeriums. Jn Betreff der auswärti- gen Politik hatte das Ministerium durch seine Haltung, England ge- genüber, in der Frage der spanischen Heirathen, durch seine da- durch erlangten, wie man damals wenigstens glaubte, sehr bedeuten=- den Erfolge, nicht blos die Stimmen der ganzen Majorität, sondern selbst auch einen Theil der Opposition gewonnenz in Bezug auf die innere Politik hatte Herr Guizot durch Line bekannte Rede vor den Wählern von Lisieux große Erwartungen erregt, indem er selbst die Zeit zum Fortschritt gekommen erklärte, mit dem Beifügen der be- kannten Worte: „Alle Parteien versprechen euch den Fortschritt, die konservative allein wird ihn euch geben.“ Da waren denn Débats, Presse, die damals noch lebende Epoque, Portefeuille, Re- vue Nouvelle und selbst die Revue des deux Mondes, die fast zwei Jahre lang beständig mit dem jezigen Kabinet geschmollt und mit den Herren Molé und Thiers es gehalten hatte, einstimmig in ihren Lobpreisungen, und die jungen Konservativen wetteiferten in der Deputirten = Kammer mit den alten in Ergebenheits- Versicherungen und im Ausdruck {hrer Bewunderung für die am Ruder stehenden Männer. Aber die jungen Konserva- tiven lhen mit Ungeduld den Vorschlägen und Maßregeln des Kabinets entgegen, durch welche ‘die Verheißungen des Pro- grammés von Lisieir zur Wirklichkeit werden sollten. Da fkainen die obenerwähnten zwei Anträge, welche endlich die Spaltung zwischen alten und jungen M erBat ae vollends zum Durchbruch bringen sollten, Wie ‘im Parlamente so in den Tages -Blättern, Die

Der General

i Z er begreife und die ganze Kammer begreife das | Motiv, das Herrn Teste zum Sprechen veranlaßt. Jett sei es von der |

Presse zuerst trat mit Schärfe gegen das Ministerium und insbe- sondere gegen Herrn Guizot auf, den sie beshuldigte, seinem Pro- gramm von Lisieux ungetren geworden zu sein; und jeßt ist ihre Haltung fast eine entschieden feindselige geworden. Jhrem Beispiel ist das Portefeuille gefolgt, und auch die beiden einflußreihsten Re-

* vuen, die Revue des deux Mondes und selbst die Revue

Nouvelle, die man unbedingt Herrn Guizot ergeben glaubte, neh- men jeßt mehr oder minder zu Gunsten der Forderungen der jungen Konservativen und gegen das Ministerium Partei: Dieses hat in der That kein anderes vollkommen ergebenes Organ mehr als das Journal des Debats, welches aber gegen einzelne Minister, namentlih die der Finanzen, der öffentlichen Arbeiten und des öffent- lichen Unterrichts, auch Opposition macht in einzelnen Fragen. Man ersieht hieraus, în welche Lage das Ministerium der Presse gegen- über gekommen is. Wie es der Majorität der Kammer gegenüber steht, hat vollends die Verhandlung der geheimen Fonds gezeigt. Giere hat es Namens der alten Konservativen klar und bestimmt aus- gesprochen, daß fein Theil der Majorität einen Zustand der Unbe= weglichkeit bei der Regierung will, daß alte und junge Konservative im Grunde dasselbe wollen, und eben das deutet darauf hin, daß leßtere, die das Journal des Débats anfangs durh Spott zur Unmacht zurückführen zu können glaubte, seitdem außerordentlich an Boden gewonnen haben. Mehr und mehr ergiebt sih die Wahrscheinlichkeit, daß die jungen Konservativen allmälig ihre älteren Kollegen zu sich her- überziehen werden. Mit anderen Worten, es hat ein Gährungs-Pro- zeß zur Bildung einer neuen Majorität begonnen. Und die Stimme dieser neuen, unverkennbar schr lcbenskräftigen Majorität wird das Kabinet ungausweichlich hören müssen, wenn es seine Existenz uicht zuleßt aufs Spiel seßen will,

Großbritanien und Irland.

London, 3. Mai. Ein Kabinets-Rath wurde heute im aus wärtigen Amte gehalten, welchen die meisten Minister beiwohnten.

Mit dem Paketshif „, Penguin sind Nachrichten aus Rio Janeiro bis zum 18, März hier eingegangen, welche indeß Weni ges von politischem Juteresse melden. Der Kaiser von Brasilien be= absichtigte am 20. März eine Reise nah Santos zur See, vou wo er im April auf dem Landwege wieder nach der Hauptstadt zurick= kehren wollte, Die Kaiserin erwartet ihre Niederkunft im Monat Juli, und es weren für sie in allen Kirchen Gebete angeordnet wor=- den. Am 3. Mai sollten die Kammern wieder eröffnet werden, und man glaubte, daß dan zugleich ein Ministerwech el stattfinden würde, Aus Montevideo reichten die Nachrichten bis zum 40. «Februar, Nivera war sehr unpopulair seit sein:r leßten Niederlage bei Paysandu geworden und hatte am 3, Februar guf einem französischen Dampf schiffe die Stadt verlassen, wahrscheinlich um seine zerstreuten Trup- pen gegen Urquiza zu sammeln. Montevideo und Kolouia waren die einzigen Städte, welche seiner Partei noch anhingen.

London, 4. Mai. (Telegraphische Depesche.) Jun der gestri- gen Unterhaus-=Sibßung wurde die vor acht Tagen vertagte Berathung über die Fabrik =- Bill, welche die Arbeitszeit der jungen Leute und aller Frauen in Fabriken auf 10 Stunden des Tages beschränkt, im Comité beendet und die Bill mit einer Majorität von 63 Stimmen angenommen, Jm Verlauf der Sihung erklärte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten auf eine Ausfrage, daß von Seiten Englands keine ÎIntervention in Griechenland wegen Forderung der Zinsenzahlung stattfinden werde, diese Zinsen

wolle das Haus Eynard vorstrecken.

Nieder aord u

Aus dem Haag, 4. Mai. (Amst. Ha ndelsbl,) Dem heute früh um elf Uhr ausgegebenen ärztlichen Bülletin zufolge, hat Se. Majestät der König eine ruhige Nacht gehabt und befindet sich merklich besser.

Jn der Sibung der zweiten Kammer der General-Stagaten am 2. Mai zeigte der Präsident an, daß Herr Dam van Jsselt und 16 andere Mitglieder darauf angetragen hätten, das Geseß vom 18, De- zember 1845, die Einfuhr von Lebensmitteln betreffend, bis zum Oktober 1851 zu verlängern.

Bie qt cem

Brüssel, 5. Mai, Die Unterhandlungen, welche zwischen den beiden liberalen Vereinen von Brüssel angeknüpft waren, um eine Verschmelzung oder wenigstens die Annahme einer gemeinschaftlichen Liste für die nächsten Wahlen zu Stande zu bringen, haben keinen Erfolg gehabt. Es sind daraus zwei Ultimatums hervorgegangen, welche beide Vereine, die „Association“ und die „Alliance“, nächstens veröffentlichen wollen. 1 u E Tas

Graf Montalembert ist vorgestern zum Besuch bei seinem Schwiegervater, dem Grafen Felix von Merode, hier eingetroffen,

In Antwerpen langten vorgestern drei mit Weizen belastete Schiffe anz audere wurden als noch an der Mündung der Schelde befindlich angemeldet.

Der belgishe Freihandels=- Verein, an dessen Spiße Herr von Brouckere steht, hat so eben einen Aufruf zu einem allgemeinen Kongreß beschlossen, der am 16. September hier in Brüssel zusammentreten soll, und zu welchem eingeladen werden: die Abgeord= neten gelehrter Gesellschaften und öffentlicher Verwaltungs-Behörden in Bezug auf die Fächer der Staats-Ockonomie und Statistik; öfent- liche Beamte ; Mitglieder geseßgebender Versammlungenz Publizisten, Schriftsteller, Finanzmänner und überhaupt alle Personen, die si init den verschiedenen Fragen und Interessen, über welhe der Kon- greß berathen wird, ernstlich beschäftigen. Die Berathungen des Kongresses werden zum Gegenstande haben: 1) die allgemeinen staatsöfonomischen Grundsäße und Lehren der Freihandels=Par- teiz 2) das besondere Juteresse und die besonderen Gründe, welche ein Land für oder gegen den freien Handel anführen kannz 3) den Einfluß des Freihaudels-System auf die Lage der arbeitenden Klassen ; 4) Einfluß eben desselben auf Wissenschaft, Kunst und Civi= lisation im Allgemeinen, wie auf den Frieden, dieses Resultat freund= schaftlicher Beziehungen unter den Völkern insbesondere; 5) einige auf das Vorangehende bezügliche, rein finanzielle und administrative Fragen, Die Dauer des Kongresses is vorläufig auf 3 Tage be= stimmt, Der belgische Freihandels - Verein hält Brüssel für den ge= eignetsten Ort zu einem solchen Kongresse, da es gleichsam im Mit= telpunkte der übrigen Länder liegt, die Geseße des Landes einer Ver= cini gung von Männern aus allen Weltgegenden kein Hinderniß in den Weg legen, und möge die Anzahl der Mitglieder noch so groß sein, weil ferner feine Polizei und“ keine andere Macht Jemanden am freien Aussprehen seiner Meinungen in dem hiesigen Lande hin- dern kann, und endlih weil von hier aus die s{nellste Communi= cation mit allen übrigen Ländern möglich ist,

Obgleich bei deu Debatten über das Budget des Ministers der öffentlihen Arbeiten in der Repräsentanten-Kammer das Amendement auf Bewilligung einex Summe zum Bau einer direkten Eisenbahn

von Brüssel über Alost nah Gent eine Majorität, wenn auch nur von einer Stimme, erhalten hatte, so hat doch das Ministerium die- ses Votum in einer späteren Sizung, wo die Frage wiederum an- geregt wurde, durch éine Majorität von 42 gegen 40 Stimmen zu ejeitigen gewußt.

_ Mehrere Amendements zu dem Geseh-Entwurf über die Lebeus- mittelfrage, namentlih das des Herrn Rogier, welcher die Verlänge= gerung der freien Getraide-Einfuhr bis zum 31, Dezember 1848 dem Ermessen der Regierung anheimgestellt sehen wollte, statt daß sie in dem Entwurf gesetzlich feststeht, und das des Abbé de Haerne, wel- cher eine Vermehrung der vom Ministerium geforderten Summe von 300,000 auf 600,000 Fr. zur Unterstüßung der nothleidenden Klassen beantragte, wurden verworfen und derGeseß=Entwurf schließlich einstimmig angenommen, nah Einschaltung zweier Auträge des Herrn Osy, wo- uach die Zollfreiheit auf Pökelfleisch und Rauchfleisch ausgedehnt werden soll und alle mit Lebensmitteln aus der Fremde kommenden Schiffe zollfrei dasselbe einführen können, falls sie einen Monat vor Ablauf der gestellten Periode ausgefahren.

„Auf eine Anfrage, ob die Regierung den Geseh Entwurf wegen Errichtung einer Ausfuhr = Gesellschaft zur Erörterung bringen wolle vder uicht, gab der Minister der auswärtigen Angelegenheiten in der Kammer nur eine ausweichende Antwort, so daß man vermuthet, das Ministerium beabsichtige, den Entwurf zu vertagen. :

Am 1, Mai hat der Sommerdienst auf der französischen Nord

bahn seinen Anfang genommen, Der Nachtzug, welcher früher 7 Uhr 30 Minuten von Paris abfuhr, hat am lsten diese Stadt erst um 8 Uhr verlassen und ist dennoch am folgenden Morgen bereits 7 Ubr 30 Minuten in Brüssel eingetroffen. Er hat also, wie dies von nun an immer der Fall sein wird, die Reise in 115 Stunden zurückgelegt. Ver Tageszug, welcher um 8 Uhr Morgens von Paris abgegangen war, 1st schon um 6 Uhr 30 Minuten Abends, also in 105 Stunden in Brüssel angekommen, während er früher daselbst erst um 9 Uhr eintraf. Diese Verbesserung ift durch eine Verkürzung des Aufent- halts auf den Zwischenstationen und durch eine \chleunigere Fahrt erzielt worden, Früher brauchten die Züge von Paris bis Valen- ciennes eine Frist von 10 Stunden, künftig werden sie diese Strecke bei Tage in 7, bei Nacht in 8 Stunden zurüdcklegen. i Jn Brüssel hat si eine Gesellschaft geb!ldet, welche das unter ihrer Leitung gebackeuec Brod unter der Kommunaltare verkauft, näm lih das Brod erster Qualität zu 9 Centimen, das Brod zweiter Qua= lität zu 3 Centimen für das Kilogramm.

S Panlten

© Madrád, 28. April, Durch einen am 22sten von Lissabon N A gangenen Courier erhielt die Negierung gestern Nachmittag die 2 ahriht, a die Königin von Portugal an jenem Tage [h zur Annahme der Bedingungen verstand, welche der englishe Gesandte zum Behuf einer mit den Jusurgenten abzuschließenden Uebereinkunft thr vorgeschlagen hatte. Diese Bedi igungen bestehen in der Zurück nahme sämmtlicher durch das Ministerium Saldanha getroffener Ver= sgungen, Erlassung einer unbeschränkten Anmnestie und Einberufung neuer Cortes, Dagegen foll, aus Berücksichtigung der der Königin gebührendeu Achtung, das Ministerium Saldauha bis zur Eröffnung der Cortes beibehalten werden. Der Baron von Renduffe und der Chevalier Bayard sind von Lissabon nach Porto abgegangen, um mit der dortigen Junta, die mit jenen Bedingungen einverstanden war, das Nähere zu verabreden.

Mit demselben Courier hat die Königin von Portugal der hiesigen Regierung die Anzeige zukommen lassen, daß sle die von lebterer angetragene Vermittelung zur ckweise und nicht zugeben werde, daß spanische Truppen die portugiesische Gränze überschritten, Man darf dabei nicht übersehen, daß der nah Lissabon bestimmte Gesandte, Herr d'Agllon, am 22sten noch nit dort eingetroffen war, weil er den Abgang des Dampfschiffes von Cadix verfehlt hatte. Auch die beiden Stabs-Offiziere, der spanische und der englische, von denen ich Jhuen gestern {chrieb, kamen erst am 22steu Abends in Badagoz an und können erst am 24sten das Haupt-Quartier Sa da Bandeira's erreiht haben.

Durch diese neue Wendung der Dinge wird die hiesige Regie rung in peinliche Verlegenheit verseßt. Allerdings werden ihr die mannigfaltigen Verwickelungen erspart, zu denen ein bewaffnetes Ein- schreiten in die Angelegenheiten des benachbarten Landes führen mußte, und die ih von jeher angedeutet habe. Allein, wenngleich die Königin von Portugal rühmlich handelte, indem sie die Erhaltung ihres Thrones nicht der Hülfsleistung einer fremden Regierung ver= danken will, deren innere und äußere Verhältnisse keine Bedingungen der Beständigkeit darbieten, so geräth lebtere jeßt doch in die seltsame Lage, thre Truppen vor derselben Partei zurückziehen zu müssen, der sie das Geseß vorschreiben wollte, Die künftigen Machthaber Por tugals werden es die spanische Regierung hart empfinden lassen, daß sie Anstalten traf, die bisherigen Rebellen und jeßigen Sieger jenes Landes. mit Gewalt der Waffen zur Unterwerfung unter den Willen der Königin zu zwingen, und das Beispiel dieses mit Triumph und Erfolg gekrönten Aufstandes wird seine Rückwirkung auf die hiesigen Anarchisten nicht verfehlen.

Die spanische Regierung hat sich nunmehr den Haß beider Par teien Portugals zugezogen; den der einen durch ihre Zögerung und halben Maßregeln, den der anderen durch die ausgesprochenen Drohungen, Sie hatte bedenken sollen, daß kén rechtlicher, vertragsmäßiger Grund - zur bewaffneten Dazwischenfunft vorhau- den war und ein solher Schritt nur einer dritten, die Unagb-= hängigkeit Spaniens bedrohenden Macht zum Vorwande dienen konnte, unter ähnlichen Verhältnissen sich zum bewaffneten Vermittler dieses Landes selbst zu machen. Die Sucht, eine große politische Rolle zu spielen, war es, was die hiesigen Machthaber antrieb, als gewaltsame Wiederhersteller der Ordnung in Portugal auftreten zu wollen. „Bisher““, sagt der Heraldo, „betrahtete Europa uns mehr als einen Gegenstand der Jntervention, denn als Leute, die ihres eigenen Bestehens gesichert genug wären, um einer benachbarten Nation Frieden und Ordnung zuzuführen. Unsere Jutervention in Portugal wird Europas Ansichten über uns ändern. Es wird erkennen, daß wir Kraft genug besißen, um einen wankenden Thron außzurichten. Alle Revolutionaire Portugals vermögen nicht, viertauscnd Spaniern Widerstand zu leisten, ja, sie werden nicht einmal vor ihnen Stich halten!‘

Spanische Truppen rücken in diesem Augeublicke in Eilmärschen gegen Portugal vor, und der Ober=Feldherr, General Concha, hat von Paris ein kostbares Zelt mitgebracht, unter welchem er die Hul

digungen der besiegten portugiesischen Rebellen entgegennehmen wollte.

Jebt sollen bereits Befehle zur Einstellung des Marsches der Trup-

pen abgegangen sein. G Die Progressisten verhehlen ihre Schadenfreude uit. Der Heraldo dagegen sagt heute: „Wenn jene Ausgleichung zu Stande kommt, wenn in A eine uns feindlihe Regierung eingeseßt wird, E ¿ Berilbua Ms Feindin behandeln und Alles aufbieteu, um g rmeiden, di Fr j Revolution führen könnte.“ , die zum Erwachen unserer eigenen Der spanische Geschäftsträger in Lissabon, Herr Cueto, soll ab- berufen und in gleicher Eigenschaft nah Athen verseßt werden,

667

Auf ausdrücklichen Befehl der Regierung wird der General Narvaez übermorgen nah Paris abreisen, - Er hat \o eben das Gol=- dene Vließ erhalten.

3 Madrid, 29. April. Gestern Nahmittag erhielt der englische Gesandte Depeschen aus Lissabon vom 23sten, die mit dem Dampfschiffe in Cadix angekommen und von dort durch Courier hierher befördert waren, Jhrem Inhalte zufolge machte die Königin von Portugal, nachdem sie die Vermittelung Englands angenommen und die Spaniens zurücgewicsen hatte, am 23sten Schwierigkeiten, einige der Bedingungen, welche als Grundlagen der abzuschließenden Uebereinkunft dienen folltèn, in ihrem ganzen Umfange zu erfüllen, Es scheint, daß die Königin dabei von der Absicht, Zeit zu gewinnen und den Ausgang eines Treffens abzuwarten, geleitet wurde. Am 20sten war nämlich der General Baron von Vinhäes mit 3000 Mann der Besaßung vón Lissabon über den Tajo gegangen, um die in Setubal, Palmella und der Umgegend befiudlichen Rebellen unter Sa da Bandeira, die meistens aus Guerillas bestan- den, anzugreifen, Am 23sten vernahm man in Lissabon ein leb haftes Flintenfeuer. Es ist indessen zu bezweifeln, daß Sa da Ban- deira slch in ein ernstliches Treffen eingelassen habe. Der Sa«cretair des Königs, Herr Dieß, schiste sich am 21sten nah England ein, während der Graf vou Mensdorf in Lissabon zurücblieb. Herr Silva Cabral,” der- sih von Cadix nach Lissabon begeben hatte und von der Königiu #hd dêm Könige empfangen worden war, erhielt dani den Befehl, Portugal zu verlassen.

Gleich nach Eingang dieser Depeschen begab der englische Ge sandte, der gestern Mittag von Aranjuez hier eintraf, sich zum Mi nister-Präsidenten. Es scheint, daß Leßterer der Ansicht war, die Königin von Portugal würde sich noch zur Annahme der Dazwi schenkuuft Spaniens entschließen, sobald Herr d'Ayllon in Lissabon eingetroffen sein und sie von den ihm im Einverständuisse mit Herrn Bulwec ertheilten Vorschriften unterrichtet habeu würde. Herr Pacheco soll daneben erklärt haben, daß es der englischen Regierung nicht mehr freistehe, für sih allein und ohne Zuziehung des diesseitigen Kabinets in die portugiesischen Augelegenheiten einzuschreiten, seit dem dieses sich mit jener über eine gemeinschaftliche Thä tigkeit dahin verständigt hättte, daß die bewaffnete Dazwi- \cheukunft beider Mächte daun stattfinden sollte, wenn der Ver= such einer ausgleiheuden Vermittelung mißläuge. Dem Hofe von Lissabon spricht demuah Herr Pacheco die Befugniß ab, die zwischen den Kabinetten von London und Madrid in dieser Hinsicht getroffe nen Verabredungen durch Zurückweisung der spanischen Vermittelung zu vereiteln, und beharrt darauf, daß England in Lissabon keinen Schritt thun dürfe, ohne Syauleu zuzuziehen. Herr Pacheco soll demnach angekündigt haben, die spanischen Truppen würden die por- tugiesische Gränze überschreiten, so bald ein einziger englisher Soldat ben Boden Portugals beträte. Der portugiesishe Gesandte, Graf vou Thomar, erklärt seinerseits, seine Souverainin wäre bei der frü= heren Anrufung der spanischen Jutervention von der Vorausseßung geleitet worden, daß die spanischen Hülfstruppen nicht als Vermittler auftreten, sondern als Verbündete der Königin von Portugal gegen die Rebellen zu Felde ziehen würden.

Der Papst hat dem Jufanten Don Enrique die nachgesuchte Audienz verweigert und den hiesigen Hof von dessen Schritten in Kemitnmß geseht, Jubessen hat der Kardinal Staats-Secretaix Herrn Castillo y Ayensa angedeutet, daß Se. Heiligkeit hofften, die dies- seitige Regierung würde, um weiteren Anstößigkeiten vorzubeugen, dem Jufanten die Ermächtigung, eine rechtmäßige Ehe einzugehen, ertheilen,

Gestern stellten sich mehrere Progressisten, unter ihnen die Her ren Olozaga, Mendizabal, Cordero, der Königin vor, um sie zu er suchen, den Ex-Regenten Espartero nah Spauien zurückzuberufen und in seine militairishen Würden wieder einzuseßen, Die Königin ver= wies die Bittenden an ihre verantwortlichen Rathgeber.

x Paris, 4. Mai. Die neuesten Nachrichten von der cata lonischen Gränze vom 29, und 30, April lauten wiedér bedenklicher als bisher. Die drei Haupt Chefs der farlistischen Banden, Tristany, Nos de’ Eroles und Borges, sind ganz unerwartet wieder auf dem Schauplatze erschienen. Wenn Tristany im Felde auftritt, darf man gewärtigen, daß es sich um einen neuen Schlag handelt, der ausge ührt werden soll. Judeß lauten die Nachrichten, die an der Gränze in Umlauf sínd, sehr verworren. Das einzig Gewisse is, daß die Karlisten mindestens 300 Mann gesammelt haben und ins Thal von Realp herabgekommen sind, ohne Zweifel, um daselbst LebcnEmittel aufzutreiben, Die angesehensten Chefs befanden sich daselbst. Das Thal von Realp wird durch einen Bach bewässert, der in den Bergen oberhalb Cellent seinen Ursprung hat und in der Nähe von Gualter in die Segre fließt; es is sehr fruchtbar und mit zahlreichen fleinen Meier höfen bedeckt. Die Karlisten konnten daher keine geeignetere Gegend wählen, um sich zu verproviantiren. Die Besaßung der Festung Seu de Urgel ist auf die Nachricht vou dem Erscheinen der Karlisten in diesem Thale ausgerückt, um dasselbe zu durchstreifen. Es gelang ihr jedoch nicht, in der Nähe mit den Karlisten zusammenzutreffen, welche die Richtung über die Höhe von Nargo einschlugen uud {ich wieder in die Gebirge warfen, was sie jedoch nicht hinderte, troß ihres Rück zugs noch Organya zu überfallen, welches auf der nah Seu de. Ur gel selbst führenden Straße gelegen ift.

Wenige Tage vorher war eine andere Bande, bestehend aus 45 Mann, unter der Führung von Ros de Éroles und Borges zu Oliana am linken Ufer der Segre erschienen: Oliana is ein Distrikts= Hauptort , gleichfalls an der uach Seu de Urgel führenden Straße, aber tiefer als Organya liegend. Die Karlisten hatten sih der vf fentlichen Kassen bemächtigen wolleuz glücklicherweise befand si aber zu Oliana eine Besaßung von Carabinuiers und Gendarmen , vou welcher die Facciosos zurüickgewiesen wurden.

Das Eleud macht in Catalonien große Fortschritte in Folge der Seltenheit des Getraides, des absoluten Mangels au Beschäftigung für zahlreiche Hände und der s{hweren Auflagen, die auf den Ein- wohnern lasten. Wären die Anhänger des Grafen von Montemoliu hinreichend mit Geld versehen, so würden sie bei dem Zusammentref= fen dieser verschiedenen Umstände leichtes Spiel haben, eine Armee auf die Beine zu bringen. Aber troß des tiefen Elends der Landbe- wohner hört man nur wenig von Diebstählen und Mordthaten, was den sprechendsten Beweis liefert, daß in dieser kräftigen, fernhaften Bevölkerung, abgesehen von dem Parteigeist, der sie beseelt, noch ein tiefes Gefühl der Moralität wurzelt. Wohl in keinem Uunde der Welt könnte ein Mann wie Tristany, der seit Jahren hon geächtet ist, so lange sein Haupt mit Sicherheit niederlegen, wie er dies in Catalonien thut.

Der General Breton (der frühere General = Capitain des Für= stenthums) ist am 24stea mit seiner Familie nah der Rioja abgegan- gen, und zwar guf dem direkten Wege über Lerida und Saragossa. Es bezeichnet hinreichend den Stand der Dinge in jener Gegend, daß er sih durch eine Abtheiluug Gendarmen begleiten ließ.

Die Bande Grau's hat in der Gegend von Ag9guafreda mit einer Kolonne des Jnfanteric-Regiments „Principe“ ein neues Ge-= feht bestanden; es scheint aber, daß Grau alles Ansehen und jeden Einfluß bei der Bevölkerung verloren hat,

Alle Briefe aus Catalonien, die freilich fast durchay B nern der jeyt in ihrer Herrschaft bedrohten Partei pee me Min- geschrieben sind, sprechen mit Besorgniß von den Begebnissen zu Ma drid und fürchten, es könnte zu einem Umschwung der Dinge dur den Sturz ihrer Partei kommen.

Endlich sprechen alle Briefe von dem günstigen Einflusse, den das eingetretene Regenwetter auf den. Stand der ganzen Vegetation geübt hat. Aber bis die reilihe Aerndte eingebracht sein wird, der man entgegensieht, herrscht Mangel, und es geschieht wenig oder nichts, demselben abzuhelfen.

Portugal.

Lissabon, 27. April. Das neue Ministerium, welches die Königin in Folge der Annahme der englishen Vermittelung in dem Streite mit den Jusurgenten anzunehmen sih veranlaßt gesehen hat, besteht aus den Herren Bayard für die auswärtigen T RCFRMLIeiEN, Leit ao für die Justiz, Pro ense für das Junere, Toja für Fi- nanzen und Marine und Baron da Ponte da Baru für den Krieg. Die angenommenen Bedingungen der englischen Regierung wurden dem Jnsurgenten-General Sa da Bandeira, welcher in Setubal befehligt und Lissabon bereits mit einem Bombardement bedrohte, zugefertigt. Derselbe hat indeß Alles mit der Bemerkung zurückgewiesen, daß er unter den Befehlen der Junta von Porto stehe und mit dieser ver= handelt werden müsse. T

Der Allg. Ztg. sind aus Konstantinopel vom 21. April ziemlich beruhigende Berichte in Betresf des Zerwürfnisses mit Griechenland zugegangen. Selbst der englische Gesandte schien zum Frieden rathende Jnstructionen erhalten zu haben. Daß Kalergis und seine Genossen auf den Jonischen Jnseln an dem Erfolge ihres abenteuerlicen Zuges bereits zu verzweifeln beginnen, wurde auch durch jene Nachrichten bestätigt.

OMNtTdre n.

Paris, 4. Mai. Eine neue Ueberlandpost aus Bombay vom 1. April is hier eingetroffen, die indeß nichts von befonderem poli- tischen Juteresse aus Jndien meldet. Jun den englischen Besißungen herrschte tiefe Ruhe, und die früheren Berichte, daß aus den Gebie= ten jenseits des Sutledsch noch manche Gefahren drohen, haben sihch durchaus als ungegründet erwiesen, Der Tod Akhbar Chan's soll durch Gift, welches demselben der cigene Vater, Dost Mohammed, beibringen ließ, herbeigeführt worden sein.

Handels - und Börsen-Üachrichten. Berlin, den 8. Mai 1847.

W echsel - Course.

Amsterdam 25) F1, Kurz doe. N 2 Mt. Hamburg 300 Mk. Kurz d e oaa e do E T T an Un 300 Mk. 2 Mt. London I Lst. 3 Mt. i E P co Pit 300 Fr. 2 Mi. Wien in 20 Xc 150 Fl. 2 Mi, Augsburg 150 F. | 2 Mt. 1017 100 Thte. 2 Mi. an s Tage 997

2 Mt. —- Frankfurt a. M. südd. W........... 100 FI. 2 Mit. 56 12/56 1095 | 1085

Petersburg ---. 100 SRBbI. 3 Wochen fntändische Fonds: Pfandbrief-, Kommunal - Papiere und Geld - Course.

Breslau

Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss, 100 Thlr. 99% s

E Zf.| Brief. | Geld. |Gei, |ze, Brief. | Geld. | Gem | St. Sechuld-Sch. 35 933 93 Kur- u. Nm.Pfdbr.'3 95% 915 5? 995 Schlesische do. |3Z3| 967 90 do. Lt. B. gar. de. 33 —_— L | 223 o TEdIE 200065 Gul ls Westpr. Pfandbr. |37 92k Friedrichsd’or. 13% l 742 101 E Augustd’ur. 127 1 1% 91% Gold al marce. |—| Disconto. 4 5

Seceh. Präm, Sch. K.u. Nm. Schuldv. [37 Berl. Stadt-Obl. |;

Grossh.Posen do. |‘

do. do.

Ostpr. Pfandbr. tus

Pomm. do. B E - | 94 B L E Ausländisohe Fonds.

Poln. neue Psdbr. | do. Part. 500 FL 380 FI,

Russ. Hamb. Cert. |; | do.beillope 3.4 S. |D | - do. do. 1, Anl.4 | 9. do. do. do.Stieglitz 2.1 A | 92 i Hamb, Feuer-Cas.|: do mw U E c 1103 do.Staats-Pr.Anl. do. Poln,SchatzO. 4 80% Holländ. 25 %1nt. do. do. Cert. L. A. 5 91 Kurh.Pr.O, 40Th. do.do.L.B. 200FI. Sardin. do. 36 Fr. Pol. a. Pfdbr, u.C. 935 Neue Bad.do35FI.

Eisenbahn - Actien.

N A

Volleing. 2 Amst. Rott. |4

Arub. Ltr. 45 Berl, Ävh.A.|

85% bz.

90 B. 85% a 5 bz.

Rhein. Stm. do. Prior. do. v.St. gar. do, Prior. |4 _— Sächs. Bayr. Berl. Hamb./4 | 107% B. Sag.-Glog. do. Prior.|47| 974 bz. do. Prior. Berl. Stett. 4 | 1077 G. Thüringer. Bonn-Cöln, |5 Wi1hb.(C.O.) Bres]. Freib.4 Zarsk. Selo. do. Prior. |4 Ta Cöth, Bernb, —— Quitt.- Ce, Ob, Sch, 76 6. Bogen. Düss. Elberf. 1065 6. a4% J%

A aeh.Maste./20) 827 bz. u. B,

92 6.

109% B.

da fa f C ck ian

947 B. 87 G. 704 bz. u. G.

i e

Eingez,

do. Prior. Berg. Mrk. 107% G. Berl. Anh. B./45| 995 a Ï bz.

4 i 1 4 Gloggunitz. [4 Hmb. Bergd, |4 Kiel- Alt. 4 Lpz. Dresd. 4 Magd. Halb. |4 Magd. Leipz. 4

do. Prior.|4 N. Schl. Mk.|4

do. Prior.|4

do. Prior.|9 Nrdb. K. Fd. O. Schl. Lt. A

do. Prior.

4 4 4 do. Lt. B.|4 4 4 5

113 6

86% bz. 92 6. 102 B.

104 B.

974 bz.

897 B.

91; B. 91 6.

101% B. %{ 6. (Schluss der Börse 3

Starg. Pos.

. Magdb. T6, O St.-Vobw.

do, Pr. A. B. do. do.