1847 / 140 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

zember 1825 für die Physikais - Prüfung vorgeschriebenen Ausarbeitungen über Themata medico- legalia, falls sie das erstemal ungenügend ausge- fallen sind, nur no einmal aufgegeben werden dürfen. Jch überlasse Ihnen , diesen Meinen Befehl zur Kenntuiß dex betheiligten Behörden zu bringen und durch die Amtsblätter bekannt zu machen,

Berlin, den 22, März 1847. ; (gez.) Friedrich Wilhelm.

An den Staats-Minister Eichhorn.“ i 2! R

Vorstehende Allerhöchste Kabinets-Ordre, d. d. Berlin deu 22, Män

1847, die Staats - Prüfungen der Medizinal - Pexsoneu betresseud, 4 E

Gemäßheit eines Cirfular-Erlasses des Königlichen Geheimen D aas E

Ministers der geistlichen, Unterrichts- und FPRMRAl-Mugriegenyeren, Perrn rankfurt a. d. O,, den 14. Mai 1847. E ;

Dr. Eich Excellenz, vom 30, April d. J,, hiermit zur allgemeinen

Kenntniß gebracht.

i eußen. Die Regierung hat durch den Herrn Oder Zristdenten bew Magistrat von Königsberg 4800 Scheffel Roggen, à 3 Rthlr., überweisen lassen, welche aus den Magazinen des Königlichen Proviant-Amts in Empfaug genommen werden kön- nen. Den Bäckeru der Stadt sollen bestimmte Quantiäten abge- lassen werden, die davon eine Anzahl von Brodteu vou größerem Gewichte und zu geringeren Preisen backen und an bedürftige Per= sonen, gegen Marken der Armen-Kommission, vertheilen sollen. _ Der leßteren sind au vorläufig 6000 Rthlr. aus deu Kommunal=Fonds zur Disposition gestellt, um Saat = Kartoffeln anzukaufen und unbe- mittelten Bewohnern der Stadt zum Preise von 1 Rthlr. pro Schfl. zu verkaufen. j Die zwölf ersten mit Getraide beladenen Wittinnen sind gestern hier eingelaufen. Der Pregel ist mit Schiffen aller Art und aus allen Läuderu bedeckt,

Provinz Pommern, (Börs. Nachr.) Am 15. Mai trat das

neue, der Postbehörde gehörige elegante Dampfschiff, „der Preußische Adler“, von Stettin aus sêéine erste Reise nah St. Petersburg au. Es befanden sih 55 Passagiere, die zum Theil aus sehr entferuten Gegenden Deutschlands (Württemberg 2c.) herbeigekomimnen waren, und eine nicht unbedeutende Menge von Frachtgütern au Bord. Kurz vorher hatte es noch ein paar kleine Probe - Reisen, die eine nach Swinemünde, die andere ngch Rügen, gemacht und sich auch hierbei hinsichtlich seiner raschen Fahrt und seines sicheren Ganges völlig be- währt. Auf der leßteren befand sich der Chef des Postwesens, Herr General - Postmeister von Schaper, auf derx ersten der Herr General = Post = Direktor Schmlickert an Bord, welche Beide auf diese Weise ebenfalls die Ueberzeugung erlangt haben, daß das Werk, was in dem Bau jenes Dampfschiffes unternommen wurde, ein wohl sehr gelungenes is, Die technisch=nautische Aufgabe, die dabei gelöst werden follte, war keine ganz leichte; ste bestand darin, daß das Schiff, trotz seiner Größe von 850 englischen Tonnen, bequem und leicht an Stettin gelangen könnte. Es hatte dies, obgleich das Fahrwasser, das durch fortgeseßte Baggerungen binnen einiger Zeit eine Minimum-Tiefe von 16 Fuß erlangen wird, {hon jeßt cine solche von über 14 Fuß hat, und nächst dem von Kie zu den tiefsten aller deutschen Seehäfen gehört, insofern noch seine besonderen Schwierig- feiten, als das Schiff von Cisen i}, welches Material, weän der Untergrund des Fahrwassers nicht steinig, sondern etwas modrig ist, an sich ein noch tieferes verlangt, als Schifse von gleicher Größe, aber aus Holz fonstruirt, Wie es sich jeyt zeigt, sind die danach ín der Construction genommenen Proportionen durchgus w ohlberech= net gewesen,

Provinz Posen. Bromberg, Anfangs Mai, Nachdem nuumehr die Zusammenstellung der statistishen Tabelle für das Jahr 1846 vom hiesigeu Departement abgeschlossen worden ist, ergiebt dieselbe eine Gesammt=-Volkszahl vou 460,552 Einwohuern, worunter 230,951 männlichen und 229,601 weiblihen Geschlechts sind.

Im Jahre 1843 betrug die Volkszahl 430,973, so daß dem nach in den leßtverflossenen drei Jahren ein Zuwachs von 29,579 Einwohnern stattgehabt hat.

Nach den verschiedenen Glaubensbekenntnissen befinden sich unter den 460,552 Einwohuern 174,570 Evangelische, 260,024 Katholiken, 18 Griechen, 1 Mennouite und 25,939 Juden,

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Haunover, Se. Kaiserliche Hoheit der Groß- fürst Konstautin von Rußland is am 18, Mai von Hannover nach dem Haag abgereist,

© München, 16. Mai. Vom herrlichsten Wetter begünstigt,

fand gestern Abend hier ein großer Fackelzug statt, welcher mit Aller- höchster Erlaubniß von Seiten eines höchst ahtbaren Theiles unserer Studentenschaft , nämlich von den Mitgliedern der fünf geseßlich be- stehenden Verbindungen der Bayern, Schwaben, Pfälzer, Franken und Zsaren, Sr. Majestät dem Könige dargebracht wurde. Je mehr es befannt war, daß es in der Absicht der Darbringer lag, dem ver- ehrten Herrscher für diejenigen Beweise väterlicher und gnädiger Ge- sinnungen, welche dersetkbe der gesammten studirenden Jugend und insbesondere auch den geseblich bestehenden Verbindungen in der jüng- sten Zeit gegeben, im Ängesichte der Stadt und vor dem ganzen BVater- laude ihren Dank au?zuvrücen und zugleich einen öffentlichen Beweis ihrer loyalen Gesinnungen darzulegen , desto allgemeineren Beifall zollte ganz München gleich anfänglih diesem Schritte, und wäre es nicht für die Berbinbungs - Studenten als solche die nächste Aufgabe gewesen , die Theilnahme an dem Zug ausschließend auf die Verbin- dungs - Miigliever zu beschränken, so würde diese Theilnahme von Seiten der Üniverfitäts-Angehörigen gewiß die allseitigste gewesen sein, um in derselben eine ente und laute Protestation gegen jene Ver- dächtigungen zu erheben, welche man inFolge der März-Skaudale ge- en die Sa e der Studenteuwelt von mehr denn einer Seite E zu erregen gesucht hat. Die Verbindungen versammelten sih nah 7 Uhr auf dem Plaße vor der neuen Universität am Ende der Lud- wigstraße, gegen § Uhr septe sich der Zug durch diese \{chöue Straße, anf deren Trottoirs Tausende von Schaulustigen aus- und abwogten, nah dem Königl. Schlosse in Bewegung, und nachdem me ubt A, ke! dem Ma- e Mn- Ioseph Etne sch geordnet hatten, wurden die Deputirten in die Königlichen Gemächer geführt, wo sie von Sr, Majestät sih des S sten Empfanges zu erfreuen hatten. Nach dargebrachtem Lebe- oh für den verehrten Monarchen, wohl dem begeistertsten Hoh aus

mern vom Fenster aus freundlihst. S vie Königin, als die en Glieder der Königlichen Familie sah man an den Fenstern imposanten An-

jugendlichen Herzen seit lange, dankte Se. Majestät auch allen Theil- neb bi

des Palastes erscheinen, um bes {önen und zuglei blicks sich zu freuen. Vom Nesivenzplaße bewegte der Zug \pä- ter dur die verschiedenen bis zu dem Plage vor dem Karlsthore hrenden Straßen, wo er sich nah Anstimmung bes Czaudeamus uud brenuung der Fadeln auflöste, ohne daß währeud seiner Dauer oder später auch uur der mindeste Exzeß vorgefallen wäre.

Srankreid.

Deputirten-Kammer. Sihung vom 14, Mai, Herr Guizot gab auf die Juterpellätion bitos Baxrrot's lber vie Mo- dification des Ministeriums dlgenhe Aufschlüsse:

Es habe sich bei der Aenderung des Kabinets nicht auch um elne Ber-

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änderung der Polítik deslelhes gehandelt; diese werde dadurch nicht geändert werden, Wenn er als Mitglied eines Ministeriums sähe, daß er der Po- litif dieses Ministeriums nicht die Unterstüßung gewähren fönnte, welche man von ihm erwarte, so würde er an einem solchen Ministerium uicht länger Antheil nehmen, (Herr Lacave Laplagne bittet um das Wort.) Wenn Herr Lacave Laplagne unter solchen Umständen nicht feine Entlassung frei- willig gegeben habe, so sei der Grund wohl der gewesen, daß er geglaubt, ein jolcher freiwilliger Austritt könnte als eine Art Zugeständniß betrachtet werden, daß die Vorwürfe, die mau gegen ihu erhoben, gegründet wären, und ex möchte danu gegen diese Vorwürse uicht mehr kräftig protestiren können. Daß Herr Lacave Laplague nicht frei ausgetreten, sei daher nmcht nur völlig rechtmäßig, sondern auch würdig ge- wesen, und es liege ein ähnliher Vorgang aus dem Jahre 1837, wo Herr Duchatel aus dem Ministerium der Finanzen ausgeschie- den sei, vor. Die Partei der Konservativen habe bisher durch festen Wis derstand gegen die Opposition und durch genaue Verbindung mit dem Mi- nisterium gesiegt, Es sei jeyt eine neue Kammer vorhanden. Dieselbe möge das nämliche Verfahren fortseßen den Gegnern keine Zugeständnisse machen und sich stets mit der Verwaltung vereinbaren, Wenn Streitigkei- ten über wichtige Prinzipien - Fragen eintreten sollten, dann werde diese Einigkeit allerdings Gren müssen, aber bei anderen Fragen sei es Pflicht der Regierung und der Mehrheit, sich in Betreff derselben gegen- scitige Zugeständnisse u machen und vereint zu bleiben, Die Mehr- heit möge nicht vergessen, was sie wolle; sie wolle die Grundlage der fonservativen Politik aufreht halten, troy aller Schwierigkeiten , troy aller eintretenden Zwischenvorfälle. Die Mehrheit möge diesen leitenden Gedan- ken der fonservativen Politik stets vor Augen behalten, und wenn dann un- erwartete Zwischeuvorfälle einträten, so werde die Mehrheit und das Mini- sterium immer siegreich aus denselben hervorgehen, (Ueber den Austritt des Ministers des Krieges, General Molíne St. Yon, und des Ministers der Marine, Admiral Mackan, gab Herr Guizot keine weiteren Erläuterungen.)

Herr Lacave-Laplagne: Er werde hier nur für si selbs und nicht auch für die beiden anderen Minister seine Erklärung abgeben, Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten habe als Grund, warum er (Lacave Laplagne) aus dem Ministerium entfernt worden sei, angegeben, daß er (Laplagne) nicht bemerkt habe, wie seine Theilnahme an dem Mi- nisterium eine Inkonvenienz für das Land, eine Ursache der Schwäche für das Ministerium sei. Es sei wahr, er habe das nicht bemerkt. Cx würde Schuld auf sih geladen haben, wenn er es bemerkt hätte und geblieben wäre, Die anderen Minister hätten jedoch geglaubt, daß es zum Nußen des Landes und des Ministeriums gereiche, wenn er austrete, Sie hätten unter diesen Bedingungen Recht gehabt, ihn darum zu ersuchen, und er könne ihren männlichen Entschluß nur billigen. Sie hätten hierin um so zweckmäßiger gehaudelt, als sie hätten überzeugt sein könuen, daß er nie ein Gegner der Politik werden würde, welcher er sein Leben geweiht habe. Er habe seine Entlassung nicht freiwillig gegeben, weil er seine Ver- hältnisse nicht so beurtheilt habe, wie die anderen Minister z weil er nicht habe zugeben können, daß die Beschuldigungen gegen ihn ge- gründet seien; weil er niht die Vermuthung habe aufkommen lassen wollen, als ob er an der Zukunft verzweifle. Dies würde man aber angenommen haben, wenn er seine Entlassung freiwillig gegeben hätte, Die Verantwortlichkeit dieses Schrittes falle nicht auf ihn, sondern auf die anderen Minister, Er wünsche, daß seine Entlassung das Uebel, woran man jetzt leide, heile, Er werde Alles thun, um zu diesem Zwecke zu ge- langen. Uebrigens ermahne er die Partei der Konservativen zur Einigkeit. Noch müsse er ein Wort sagen , das. er lieber von dem Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten gehört hätte: er glaube nicht nöthig zu haben, auf die Gerüchte zu antworten, auf welche Herr Odilon Barrot ange- spielt habe.

Herr Guizot: „Jh habe diese Gerüchte nicht berührt, weil sie zu

tief unter der Würde der Kammer, wie unter der Würde des Herrn Lacave Laplagne, sind.“ __ Herr Odilon Barrot antwortete, er sei auf solche Erklärungen ge- faßt gewesen. Das Kabinet habe, wie die alten Griechen im Sturm, dem empörten Meere ein Sühnopfer zuwerfen wollen und den ersten Besten ge- nommen.

Paris, 16. Mai. Der König und die Königliche Familie haben gestern die Tuilerieen verlassen, um ihre Sommer = Residenz in Neuilly zu beziehen.

Der neue Finanz = Minister Dumvoi hat sich entschieden ge-

gen Girardin's Vorschlag auf Abschaffung! des Zeitungsstempels aus- gesprochen. Die Deputirten - Kommission zur Prüfung des Geseh = Entwurfes über die Posthalter hat einstimmig die Annahme der Bestimmungen dieses Entwurfes vorgeschlagen, wonach jährlih im Budget der nöthige Kredit aufgenommen werden soll, um den Posthaltern auf den mit Eisenbahnen parallel laufenden Post - Routen mit einer Subvention zu Hülfe zu fommen.

Seit zwei Tagen sind auf Befehl des Polizei - Präfekten vou Paris mehrere Verhaftungen vorgenommen worden, Es befinden sich unter diesen Verhafteten mehrere Judividuen, die {hon in verschie= dene politische Prozesse verwickelt gewesen. Die hierbei vorgenom- menen Haussuchungen sollen zur Beschlagnahme sehr wichtiger Papiere geführt haben,

Herr Eynard hat, nah den von ihm publizirten Erklärungen, der griechischen Regierung zwar einen Kredit von 500,000 Frs. guf ein Haus in Paris eröffnet, wünscht denselben jedoch nur in drin gendem Falle benußt zu sehen, da die Geldverhältnisse sehr [un günstig wären. Nebenbei empfiehlt er auch Sparsamkeit und Recht lichkeit als sehr vortrefflihe Dinge.

Vorgestern erneuerten sich die Unruhen in Lille. Es wurden an fangs wieder Bäkerläden angegriffen, aber bald nahm der Aufruhr einen ernsteren Charakter an. Man fing an Barrièren und Barrî faden-Anstalten zu machen; doch die Kürassiere, von einem starken Platregen unterstützt, zerstreuten die Menge. Jn Wazemmes, einer der volkreichsten Vorstädte Lille's, warf sich die Menge mit der äußer- sten Wuth auf die Bäerläden, die ganz geplündert wurden.

Obwohl die Aerndte sehr gesegnet zu werden verspricht und die Saaten überall auf das herrlichste stehen, dauert das Steigen der Getraidepreise noch immer fort. Der Brodpreis für Paris is aber- mals gestiegen, und zwar um 2 Centimen, wonach das zweipfündige Brod erster Qualität 60 Centimen (gegen 5 Sgr.), zweiter Quali- tät 52 Centimen fostet.

Die Nachrichten über den Stand der Getraidefelder lauten gün- stig. Das Eintreten der Wärme, verbunden mit befruhtendem Re- gen, scheint die üblen Einflüsse der lange anhaltenden Kälte beseitigt zu L so daß man sich zu den besten Hoffnungen berechtigt glaubt.

, Die frauzösische Escadre unter dem Kommando des Prinzen von Joinville is, von den Hyerischen Jnseln kommend, am Ÿ. Mai auf der Rhede von Endoume vor Anker gegangen. Sie besteht aus den Schiffen „Souverain“, „Ocean“, „Jupiter“, „Jena“ und der Fre= gan „Descartes“/. Der „Souverain“ trägt die Admiralitäts-Flagge es Prinzen. Das, den leßten Nachrichten aus Havana vom 10. April zufolge, im dortigen Hafen vereinigte französishe Geschwader unter dem Contre = Admiral Laplace, aus der Fregatte „Andromède““ und den fleineren e hiffeu „Bloude‘‘, „Nayade“/, „Cassard“ und „Lapeyrouse“ bestehend, war im Begriff, nah dem mexikanischen Meerbusen ab 0 en, wo bisher nux zwei Briggs, „Merkur““ und „P ylades“, sich befauden. )

Der gusgezei nete Wund-Arzt De. Lisfranc is na langer Krank- heít vorgestern in Paris gestorben.

Der mexikanische Kousul in Bordeaux hat der dortigen Handels= Kammer einen Protest gegen die von den Vereinigten Staaten dekre-

tirte Oeffnung der in ihren Be ekommenen mexikanishen Häfen für den Verkehr der neutraken ett worin den ae hem

Wege eingeführten Waaren und den Schiffen, welche dieselben brin= gen, mit der auf ungesebßlichem Verkehr bestehenden Besthlagnahme durch die mexikanische Behörde gedroht ist.

Horr Querault, früher französischer Konsul zu Tampico, is zum Konsul in Jassy ernannt worden.

Der National spricht sih entschieden für die Post-Reform und Erhöhung des gleichförmigen Portosaßes aus, indem er die Ueber= zeugung hat, die er auf die Erhöhung von England stützt, daß, würde ein gleichförmiger Saß von 20 Cent. für da ganze Land angenom= men, \chon im ersten Jahre von einem Ausfall nicht die Rede sein fönne, so stark würde die Zahl der Briefe sich vermehren. Die ganze Zahl der jeßt jährüich mit der Post beförderten Briefe belaufe sich auf 90 Millionen ; man dürfe nun annehmen, daß gegen 35 Millio= nen jährlich durch Privat - Gelegenheit befördet werden, was damt hinwegfallen würde, und nehme man das Verhältniß wie in England an, wo die Zahl der Briese bei dem Penny-System im ersten Zahre von 75 auf 168 Millíonen gestiegen, \o sei zu erwarten, daß die Zahl der Briefe sich auch in Frankreih um das Doppelte gleich im ersten Jahre vermehren, also dadurch der Ausfall hon gedeckt sein würde. i

Zum Chef des Kabinets des Ministers der öffentlichen Arbeiten ist der Staatsraths-Auditeur und Königliche Kommissar bei der Paris= Straßburger Eisenbahn, Herr Joly, ernannt worden,

x Paris, 16. Mai. Als Herr Guizot vorgestern in der Deputirten= Kammer sagte, die Majorität habe die fonservative Politik aufrecht ge=- halten, welche das Heil des Landes und das Glück der fonservativeunt Partei gemacht, erhob sich, wie erwähnt, ein lautes Gelächteranf der Vpp0= sitionsseite, Die französischen Worte müssen hier angeführt werden, weit in denselben ein Doppelsinn liegt oder doch von der Opposition hin- eingelegt worden is. Herr Guizot sagte nämlich: „la majorité conservatrice a maintenu, elle veut maintentr la politique con - servatrice, qui a fait le salut du pays el la \ortune du partí conservateur,” Das Wort forlune heißt aber befanntlich nicht blos „Glü“, sondern auch „Vermögen“, und während Herr Guizot dasselbe im ersteren Sinne aussprach, unterstellte die Opposition dem- selben den leßteren und knüpfte daran eine Nebenbedeutung, die feiner weiteren Bezeichnung bedarf für den, welcher aufmerksam der Polemik der Oppositions-Organe gegen das Ministerium und die konservative Majorität gefolgt is und den Vorwurf kennt, der e Augenblick gegen beide wiederholt wird. Darum sjagke Herr ( uizot nachler, es gebe Jdeen, die ihm nicht in den Sinn fommen fönnten, und gab dadurch zu verstehen, daß er recht wohl den Sinn und die Bedeutung des ausbrechenden Gelächters errathen habe, cs aber unter seiner Würde halte, weiter darauf einzugehen, und darum brach, als er auf solche Weise seinen Gedanken gegen jede falsche Deutung ver= wahrt hatte, der Beifall des Centrums aus, ;

Das Ministerium hat durch die vorgestrige Verhandlung E - bar und unbestritten wieder einigen Vortheil erlangt über seine Geg= ner und namentlich auh über ‘die progressistishen Konjervativen. Man betrachtet es als einen politischen Fehlgrisf, daß die Lebteren nicht selbst ihre Sache energischer in der Kammer vertraten, sondern Herrn Odilon Barrot, den Mann und Führer der Linken, vorautre- ten ließen, während Herr Emil von Girardin nur am Schlusse o Verhandlung mit einigen schwachen Worten hervortrat, die nicht E binreichten, den Eindruck zu verwischen, welchen die Reden der 49 ren Guizot und Lacave Laplagne hervorgebracht E erie Mahnung des Leßteren an die jeßt gespalten n R y zur Wiedervereinigung kam den Dissidenten sehr“ a idi und überhaupt i es vorzugsweise der Haltung dieses lan nes, den man jeßt durch Schmeicheleien zur Opposition erden seine früheren Kollegen im Ministertun! verloen zu FONIeN g p fas welche der Sache der Gegner den stärksten Stoß versette. D Man darf nur die Haltung der beiderseitigen Organe nach diejer L ebatte mit einander vergleichen, um sich zu überzeugen, daß das Blatt sich {hon merklich gewendet hat. Das Regierungs - Organ spricht stolz und bitteren Hohnes voll; das Journal des Herrn von Girardin giebt sich den Schein der Würde und Zurückhaltung; aber die allge=- meine Meinung deutet die veränderte Sprache des leßteren, welche jeßt fast nur noch gegen das ministerielle Journal, dagegen nur sehr wenig gegen das Ministerium selbst gerichtet is, als einen Beweis der Entmuthigung, ja der Furcht, und glaubt wieder an die Mög= lichkeit der Fortdauer des Kabinets, wenigstens für eine gewisse Zeit.

Vor Beginn der vorgestrigen Sihung hatte sich unten an der ersten Bank des linken Centrums eine dichte Gruppe um Herrn Lestiboudois, Deputirten von Lille, gebildet, der seinen Kollegen eben empfangene Nachrichten über Unruhen erzählte, die zu Lille, aus Anlaß der Theu= rung des Getraides, stattgefunden. Auch zu Cambrai und Quimperle fanden unruhige Auftritte aus gleichem Aulasse statt, wurden dort jedoch schnell wieder gedämpft.

Großbritanien und Irland.

London, 15. Mai. Jhre Majestät die Königin gab gestern im Buckingham - Palast einen großen Staatsball , der sehr zahlreich besucht war. Morgen legt der Hof eine vierzehntägige Trauer um den verstorbenen Erzherzog Karl von Oesterreih an

Das Kabinet versammelte sich heute im auswärtigen Amte zu einer mehrstündigen Berathung. = : A

Jn der gestrigen Oberhaus -Sibung wurde die Niederlage, welche die Regierung vor einigen Tagen hier über die irländische Ar= menbill erlitten hat, und welche sämmtliche irländische Maßregeln, so wie die Existenz des Kabinets selbst in Frage stellte , wieder un= schädlih gemaht. Wahrscheinlich in Folge vorhergegangener Verab redung mit den leitenden Whig - Mitgliédern des Hauses stellée Lord Lansdowne bei Uebergang zur Tagesordnung den Antrag, daß das bereits angenommene Amendement Lord M onteagle?s zur irländi= {heu Armengeseß-Bill, nach welchem diese Bill nur temporaire Wirk= samkeit haben sollte, wieder ausgestoßen und der Bill also perma= nente Dauer gegeben würde. Er bemerkte, daß in der kurzen Zeit der beantragten Dauer die Bill thre Probe nicht bestehen könne, und wurde hierin von den Lords Campbell und Clanricarde unter= stützt, während die Lords Monteagle, Brougham, Roden, Fißwilliam und andere irländische Lords ihre früheren Argumente wiederholten, Das Haus nahm endlich den Antrag der Regierung mit 54 gegen 42 Stimmen an und genehnrigte, nachdem mehrere Amendements ohne Abstimmung verworfen waren, den Comité= G 1 R Unterhause brahte Hèrr Hnme die überhandnehmenden Eisenbahnspeculationen zur Sprache und stellte zur Beschränkung der= selben den Antrag auf Annahme einer Resolution, nach welcher keine neue Eisenbahnge\ells@aft mehr ermächtigt werden soll, nene Actien auszugeben oder Anleihen aufzunehmen, bevor fie uicht das Kapital, u desen Erhebnng sie dur die Konzefsions-Akte ermächtigt ist, voll ständig realisirt wi Das Anlage-Kapital der gesammten Eisenbah=- nen, wekche während der beiden lebten Jahre vom Parlamente zux Erhebung derselben autorisirt worden sind, beträgt nah Herrn Hume 124,586,054 Mle u Sterling, von denen nur 28,320,023 Ei wirklich eingezahlt und also 96,266,031 Pfd. noch einzuzahlen sind. enden Eifenbahn - Gefellschaften steht abér dessenungeachtet

Den betr } rei, durch Anleihen 40,305,093 Pfd, zu erheben, wodurch

geseblih

nothwendigerweise der Actienshwindel befördert werden muß und die Erscheinung erklärlich wird, daß jeßt wöchentlih 1,250,000 Pfd. auf Eisenbahnbauten verwendet werden. Der sogenannte Eisenbahnkönig, Herr Hudson, und Lord George Bentinck bekämpsten den An- trag, den auch Lord John Russell nicht durhweg für anwendbar erklärte, obgleih er zugab, daß Beschränkungen gegen die übertriebe- nen Eisenbahn = Unternehmungen nothwendig wären. Herr Hume sebte die fernere Berathung über scinen Antrag auf aht Tage aus. Herr Horsman stellte hierauf eine Frage in Betreff der man-= gelhaften diplomatischen Verbindung Englands mit dem päpstlichen Stuhle und glaubte die Herstellung eines regelmäßigen Verkehrs mit Rom bevorworten zu müssen, da der jeßige Papst eine liberale Po- litif -befolge und die Beziehungen zu anderen Staaten uiht mehr von kirchlichen, sondern politischen Rücksichten abhängig mache. Lord J. Russell simmte dem bei und erklärte, daß er mit großem Vergnügen von der Politik des jeßigen Papstes Kenntniß genommen habe, auch die Herstellung förmlicher diplomatischer Beziehungen zu Rom für wün schenswerth halte. Aber die Frage sei rehtlicher und politischer Na- tur und im ersteren Fall sehr verwickelt, im letzteren würde sie weit- läuftige Diskussion hervorrufen. Die Parlamentsakte, welche diesen Verkehr verbiete, drücke sich niht bestimmt genug aus, und nach die sem Gesebe fönnen die Minister uicht der Krone die Sendung eines Gesandten nah Rom anrathen. Man müsse darüber eine Bill ein= bringen zur Aenderung des Gesetzes, und dazu sei es in dieser Session zu spät, doch werde man künftig auf diesen Gegenstand zu rückfommen, da die Verbindung mit Rom, wie gesagt, wünschens- werth sei. Zum Schluß der Sißung ging das Haus zur Comité Berathung der Bill zur Bewilligung eines Diskfonto's an die Theil- nehmer der 8 Millionen Anleihe über, bei welcher Gelegenheit der Schabkanzler nochmals erklärte, daß die Regierung feine Aende rung der Bankgeseße von 1844 beabsichtige. Die weitere Berathung wurde vertagt.

Die Times berichtet aus Porto vom 8. Mai über die Unter handlungen des Obersten Wylde- (der am 3, Mai in Porto ange kommen war) mit den beiden von der Junta ernannten Comniissai ren, Herren Manoel de Castro Perreira, im Jahre 1837 Minister, und Antonio de Aguiar, Mitglied des Kabinets Palmella im vorigen Jahre, Die von der Königin angenommenen Vergleichsbedingungen, welche Oberst Wylde überbracht hat, sind: 1) Amnestie für alle po litische Vergehen seit dem Oktober v. J. und Rückberufung aller Verbannten; 2) Widerruf aller seit dem 6. Oktober ergangenen consti= tutionswidrigen Erlasse; 3) die unverweilte Einberufung der Cortes und Sicherung vollèr Wahlfreiheitz endlich 4) Ernennung eines Ministe= riums, in welchem weder Cabralisten noch Mitglieder der Junta Platz sinden jollen. Die Junta is mit diesen Bedingungen ganz zufrieden (nur das Wort „Amuestie““ weist sie zurück), aber fie verlangt als Bürg schaft für Aufrechthaltung des Vergleiches ctwas Besseres, als die zu diesem Zwecke augebotene „moralische Garautie“ Englands, da dieje moralische Garantie Englands im Jahre 1828 die Usurpation Dom Miguel's nicht ha! verhindern können und die leßten Ereignisse zur Genüge darthun, daß auch bei der Königin der Rath und Ein fluß Englands wenig galten, so lange nicht die äußerste Noth drängt. 21e Zunka verlangt daher als Garantie, daß ihre Truppen unvermin- dert unter den Befehlen des Grafen Das Autas bleiben und als ein abgesondertes Corps in den Dienst der Königin übergehen. Diese Bedingung wird nun ohne Zweifel die Königin ihrerseits nicht an nehmen, und so dürfte sich, wenn man uicht einen anderen Ausweg findet, die Unterhandlung noch lange hinziehen. Die Citadelle von Viana ist endlich von den Königlichen Truppen geräumt worden, und die Garnison hat si, von den Jusurgenten unter Almargem lebhaft verfolgt, uah Valenca zurückgezogen.

Deren

Brüssel, 17. Mai. Noch nähere Berichte über den Eisen bahn-Unfall bei Ans lauten: „Es giebt zwischen Brüssel und Ver viers drei Punkte, wo die Züge sih kremen müssen, nämlich zu Me cheln, Ans und Lüttich. Diese Punkte sind so gewählt worden, daß man jedes Unglück als unmöglich zu betrachten berechtigt war. Wäch ter sind an denselben aufgestellt, um die rothe Fahn* aufzustecken, \o- bald der Durchzug verboten is. An der Station von Ans war dgs gewöhnliche Signal gegeben worden, Die Lokomotive, welche als Borläufer dem Königlichen Zuge vorangeht, trägt die Nationalfahne und hat den Auftrag, alle Hindernisse aus dem Wege zu räumen, je= doch immer im Angesichte des Königlichen Zuges zu bleiben, um dem selben, wenn es noth thäte, beizustehen, aber in cinem solchen Abstande, daß leßterer ste nie einholen könne, Die vorlaufende Lokomotive ward über die Kreuzbahn geseßt und dem von Brüssel ankommenden Zuge auf 7—&8)0) Metres Abstand von Ans begegnet. Der Zug der Könt= gin folgte der Lokomotive mit um so mehr Zuverlässigkeit, als er die rothe Fahne sah, welche dem brüsseler Zuge das Signal zum Einhalten gab, Jn diesem Augenblicke fiel ein heftiger Regenguß. Bei der Krenz- bahn angekommen, hatte der Maschinist des brüsseler Zuges, welcher weder die vorangehende Lokomotive, noch die Sizuale gefehen haben muß, keine Zeit mehr, den Zug aufzuhalten, und derselbe fuhr schräg in den Königlichen Zug hinein, den ersten Wagen zershmetterud, den zweiten feiner Länge nach entzweireißend, und den dritten, worin die Königin sich befand, bedeutend beschädigend. Sogar die Kleider Fhrer Majestät wurden zerrissen, so nahe war die äußerste Gefahr, und wäre das Unglück ein paar Metres weiterhin vorgefallen, so wäre die Königin unvermeidlich verloren gewesen, Der Courier, welcher nah Köln an den König abgesandt wurde, traf dort erft den anderen Morgen um 3 Uhr etn, da die Rheinische Eisenbahn keine Nachtfahrt gestatten konnte, Der König war tief ergriffen. Obschon sehr lei dend, schickte er sogleih einen Courier mit Briefen für die Königin und die Generale Chazal und van Hane de Steenhuyze nach Brüssel ab, Zwei Untersuchungen sind zu gleicher Zeit eingeleitet worden, die eine gericht ih, die andere von Seiten der Verwaltmig. Dex Maschinist Matin vom brüsseler Zuge und der Chef desselben, van Tricht , sind verhaftet worden.“

Griechenland.

Athen, 5. Mai. (A. Z.) Folgendes is} die qus Aulaß der Kammer- Auflösung erschienene und bereits erwähnte Proclamation: „Der Minister-Rath an die Grischen. Dringende G.ünde, das Wohl des Volkes und die öffentliche Ordnung betreffend, haben die Auflösung der Kammer und die Einberufung einer neuen auf den 10. (22.) Juli k. J. kaut einer Königlichen Ordonnanz vom heutigen Datum in Uebereinstimmung mit dem 30sten Artikel der Constitution veranlaßt, Diese Gründe werden wir durch Gegenwärtiges zu eurer Kenntniß bringen, damit ihr deut- liche Einsicht gewinnt in die Lage der Dinge, und damit ihr geschüßt seid vor E Auslegungen derjenigen, welche beabsichtigen könnten, Un is eiten, nus Zweck, welchen die Negierung Sr, Majestät Anf ret DE eto ugen hat, is die Befestigung der Conftitution, das e es ( e und bie Entwickelung ber Nationalwohlfahrt, Dies fl d hi tee set die Regiernng beschäftigte, inden sie der öffentli e Drbais eit auf díe Befestigung der inneren Ruhe und delte Evkébiras be G2 ivendete, Ein neues teuersystent, das der di= kut cis Ee Minrits Se und des Zehnten, welches die Verpach- dat-brs Seis d ige Resultate noch auf manthen Familien lasten, hartem ; mehrexe Steuern bedeu-

tend vermind i 2M, gelegt, Rvere As Be E Grundlagen eines besseren Steuersystems

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Es is bekannt, daß jedes neue politishe Svstem bei seinem Beginn auf zahllose Schwierigkeiten sößtz indeß hat die Regierung dur beson- nene Haltúng die zwei ersten Kammer-Sizungen, die wider alles Erwarten ununterbrochen waren, durchzumachen gewußt; sie hat die großen Schwie- rigkeiten überwunden und viele Hindernisse überstiegen, die ihr von denen täglih in den Weg gelegt wurden, welche die Absichten der Regierung miß- fannten. Die Eröffnung der dritten Kammer-Sißung fand unter den glück- lichsten Vorzeichen statt, und die Regierung, voll Hoffnung, daß diese Siz- zung viel shneller vorübergehen würde, legte der Kammer {hon im Mönat Dezember das Budget für das laufende Jahr vor und etwas später recht- zeitig das Steuergeseß, dessen Votirung die wichtigste und die dringendste Ar beit der geseßgebenden Körper gewesen wäre, um so mehr, als der Schluß der ersten geseßgebenden Versammlung nahe stand und die Regierung ver bunden war, die neuen Wahlen anzukündigen und sih mit deren Voll- zichung zu beschäftigen. Jndeß sind schon fünf Monat verflossen seit der Eröffnung der dritten Kammer, und da die Opposition nie aufhörte, täglich Hindernisse in den Weg zu legen, indem sie häufig lästige Fragen zwischen die Verhandlungen warf, wurde das Budget bis zur Stunde nicht beendigt. Die Folgen dieser Verzögerung in den gescßgebenden Arbeiten is natürlich eine Laxheit, welche in den Gang der Administration eingedrungen ist, und die sowohl für das Volk als für die Negierung die nachtheiligsten Folgen mit sich bringt. d

Unter diesen Umständen wurde das Ministerium ergänzt nah dem aus drücklichen Wunsche der Volks-Repräsentanten, Das Ministerium verhehlte sich die Schwierigkeiten uicht, welche es erwarteten; deswegen hat es aber auch nicht gezaudert, sobald es vollständig war, vor die Kammer zu treten und anzukündigen, daß die Minister die noch obschwebende Abstimmung über den eingebrachten Geseß-Entwurf, die Erhebung der Grund steuer betreffend, als ministerielle Frage anerkennen, entschlossen, im Falle der Minorität oder selbs einer unbedeutenden Majorität ihre Stellen niederzulegen oder zur Anwendung des ihnen durch den 30sten Artikel der Constitution bewilligten Rechtes zu schreiten, d. h. die Kammer auf zulösen und eine Berufung an das Volk zu erlassen. Da das M: nisterium die Majorität nur mit einer Stimme erhielt, so würde es vorgezogen haben , das erste Mittel zu ergreifen , d. h. sich zurückzuziehen, wenn es nicht das Vertrauen des Königs besäße, und wenn es nicht die Ueberzeugung hätte, sich des Vertrauens des Volkes zu erfreuen, wenn es nicht noch überdies gewiß wäre, daß es die Interessen des Landes vollstän dig erkenne, unter welhe man die direkte Erhebung der Steuern rechnen kann, gegenüber der vexatorischen Verpachtung.

Unter diesen Umständen und in Anbetracht des Treibens der Opposition im Schooße der Kammer, um der Regiernng noch größere Schwierigkeiten zu bereîten, glaubte das Ministerium pflichtgemäß zu handeln gegen Thron und Vaterland, in einem Augenbli, wo die parlamentarischen Pflichten verkannt und die Jnteressen des Staats bedroht sind, auf seinem Posten zu bleiben. Ueber- dies durfte die Negierung um so weniger zögern, die Kammer aufzulösen, als nach den Bestimmungen der Constitution und des Wahlgeseßes die geseßgebende Ver sammlung ihrem Ende nahe war. Diese Maßregel hat demnach keine außer ordentlichen Wahlen im (Gefolge, und das Volk ist nicht genöthigt, einen unvorbereiteten Wahlkampf zu bestehen.

Dies sind die Gründe unserer Handlung, dies die Ursachen der be dauerlichen Nothwendigkeit, in die wir uns verseßt sahen. Wir übergeben sie furchtlos dem Urtheile der Nation. Die beständigen Führer aller unserer Schritte werden stets die Verfassung und die Gesetze des Landes sein, Die Ausgaben-der Verwaltung werden bestritten von jezt an bis zur Vereinigung der Kammern, den Budgets gemäß, die in den zwei ersten Sißungey genehmigt, und nach jenem, welches bei Beginn der dritten Session vorgelegt wurde, auf Grund dessen uns bereits ein Kredit von drei Monaten bewilligt ward. Was dieEinnahmen betrifft, so wird die Regierung jene Vorkehrungèn treffen, welche das Ge- je erlaubt, um die Juteressen des Schatzes zu wahren,

Athen, den 12/26. April 1847.

(Unterz.) Kolettis, Ministerpräsident. V ; Tzavellas, R. Palamides, Glarakis, Bulgaris, Kolokotronis, Korfiotakis. Vereinigte Staaten von ord -Amcrika.

Londonu, 14. Mai. Das Dampsschis} „Cambria““ hat Nach richten aus New=York vom 30, April überbraht, welche keinesweges die früher gehegte Hoffnung auf einen bald zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko zu Stande kommenden Frieden be- stätigeu. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat 6000 Marn zur Verstärkung der Truppen-Corps unter dèn Generalen Scott und Taylor einberufen, und Berichtewm aus Veracruz Lom 14. Apri zufolge, hatte Santana au den mexikanischen Kongreß cine Rede ge halten, welche durhaus feine Ausficht auf Frieden bietet. Auch befand sich derselbe nach diesen Berichten mit 15,000 Maun und 00 Geschüßen in einem festen Lager bei Cerro Gordo, 7 Miles vor Jalapa. Die Avaut= Garde des amerikanischen Heeres, 2700 Mann, hatte unter General Twiggs am 8. April Veracrnz bereits ver lassen und soll bei Cerro Gordo ein Gefecht mit den Mexikaneru gehabt haben, nachdem der merifanische General La Vega die Ver- theidigung des Passes beim Puente Nacional, 30 Miles von Vera cruz, aufgegében hátte. Am 14. April, glaubte inan, werde és zum entscheidenden Kampfe zwischen Santana und General Scott gekommen sein.

Aus Kalifornien wird gemeldet, daß General Kearney nach zwei erfolgreichen Treffen den mexikanischen Gouverneur, General Flores, vertrieben und sih am 10. Januar in Besiß der Hauptstadt, Puebla de los Angeles, geseßt habe.

Zaudels- und Börsen-Nachrichten. Berlin, den 20. Mai 1847. Wechsel - Course.

| Brief: | Geld. Amsterdam Le fe Cürz 141 x | 141 i do. 5 a1, 2 Mi. I 107 |

A e e e E e Ce A 300 Mk, | 159%

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Breslau Leipzig in Courant im 14 Thl. Fusss 100 Thir. Frankfurt a. M. südd. W

Petersburg

Zt.| Brief, | Geld. |Gem. |ze 10 St. Sehuld-Sch. 135 93 E Kur- u.Nim, Psdbr. 32 Sech. Präm. Sch. T 9e 72 A) Schiesische do, 3; K.u. Nm. Schuldv. 35 207 89? do. Lt. B, gar. de. 3; Bert, Stadt-Obl. 3; 9; af | Westpr. Pfandbr. |3% : 93 Friedrichsd’or. |— Grossh.Posen do. |4 2%

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Augustd’ur, do. do. |- ¿ 24 e—— Gold al marece. Ostpr. Pfandbr. 335} ( s Pomm. do. E 47

4 Ausländisohe Fonds.

Disconto,

Russ.HWamb. Cérft. do.beiHope 3.4.8. do. do. I. Anl. do. Stiéglitz 2.4 A do.v.Rothsch.Lst: do.Poln. SchatzO. do. do. Cert. L, A. do.do.L.B. 200FI. Pol. a, Pfdbr. u.C.

atis Poln. neué Pfdbr. |- Ea do. Part. 500 Fl. 917; do. do. 3090 Fl. dirs Wämb. Feuer-Cás, E, dó.Staats-Pr. Anl. 803; Ioßiinid, 24% nt. 933 Kurb.Pr.O. 40Th. anin Sardin. de, 36 Fr. 94; Neue Bad.do35FI.

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Volleing. Amst, Rott, Arb. Utr. Berl. Anh. A. do. Prior. | Berl. amb, | do. Prior. Berl. Stett. | Boun-Cölu. Bres]. Freib.'- do. Prior. | Cöth. Bernb. !- Cr. Ob. Seh, Diss. Elberf. | “do. Prior. | Gloggnitz. Hmb. Bergd. | Kiél-Alt. Lpz. Dresd. Magd. Halb. 4 Magd. Leipz.

Rhein. Stm. | do. Prior. do. v.St. gar. ame Sächs. Bayr. 107; 6. Sag.-Glog. 977 bz. do. Prior. 108 B. 1073 6.

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Thürivger. WTIhbh.(C.O.) Zarsk. Selo.

Quitt.- Bogen.

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A a6h.Mastr.|20| 83 bz. Berg. Mrk. \50| §2: G. Berl. Anh. B./45 1003 G, Bexb. Ludw.|70 —— Brieg-Neiss.|55 Chem. Risa./SO0 597 B.

Cöln- Mind. [S0] 9123 bz.

do. Thür. V.[20 _——

Dresd. Görl.}90

Löb. Zittau. [70 ——

Magd. Witt. [20 817 a 85 bz. u. G. Méckleób. |60/ 735 G.

Nordb. F. W.|G 71%

Rh. St. Pr.

Starg. Pos.

St.-Yohw.

Eingerz. | | S

doe. Prior. /| N. Schl. Mk. &8 n. 875 G.

do, Prior. 92 B. 913 G. 1017 bz.

do, Prior.| Nrdb. K. F4./- O.Schbl. Lt. A4 do, Priordd do. Lt. B.|4 Pts. Mgdb. 4 do Pr. A. B. 4 do. do. J

104 B. 1033 G.

977 6 91 bz 917 B. 1017 6. (Schluss der Börse 3 Uhr.)

Heute waren Eisenbahn- Actien zu besseren Coursen begehrt und der Umsatz nicht unbeträchtlich.

Getraide-BericheEt. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qualität von 116—126 Rihlr. Roggen loco 104 Rihlr. für 82pld. bez. u. Gld. v Lieferung pr. Mai /Juni 96—98 Rihlr. Gld. - - pr. Juní fJuli 95 Rilitr. BE, 93; a 94 Rililr, bz. pr. Juli / August 86—85 Rihlr. Gerste loco 73 Rihlr. Bf. Hafer loco nach Qualität 46-— Ruböl loco 107 Rtlilr. Herbsi 11 ï Rililr. Spiritns 47 Rihlr. loco bez. u. BF. | Koggen in loco 1 a 2 Rihlr, und auf Lieferung 2 a 3 Rithfr. ge- stiegen, weil von verschiedenen Seiten Kaus-Ordres auszuüsühren Waren auch die Berichte von ausserhalb bessere Notirungen Hringehn.

13 Rililr,

Answärtige Börsen.

Antwer pen, 15. Mai. Zinsl. —. Neue Ani. [8Z.

Frankturt a. M., 18. Mai. 5% Mci. 107 7 G. Bank-Actien p- ult. 1915, 19!3 Bayr. Bank-Actien 663 Br. llope STE G. Stiegl. 87% G. Int. 58K. 58, Folu 300 Fl. 96%. 955. do. 500 Fl. 807. 1.

Wie n, 18. Mai. 5% Met. 107. 4% do. 97%, 3% do. 69%. Banks Actien 1592. Anl de 1634 1547. de 1839 119%. Nordb. 166%. Giózen. 1221,

___ 21. Amsterdam, 15. Mai. Am hiesigen Fondsmarkte erélgnete sich diese Woche wenig Bemerkenswerthes ; der Umsatz ging anfangs träge, und die Course ließen etwas nach; seit ein paar Tagen erholten. sih dieselben aber wieder und blieben fest auf den Preisen, womit die vorige Wothé {loß. Eine größere Verbesserung erfuhren portugiesische Obligationeit, dié won 36% bis 37% %z brasilianische, die von 855 bis 87%, und pérüanísche welche von 237 bis 232- % emporkamen, Der (Geldzins-Cours hielt sid) fortwährend auf 4 %,. ¿ i

3m Laufe dieser Woche trafen einige Zufuhren von rothem Weizen und Noggen hier ein, welches, da auch die Frage weniger dringend wurde erst einige Stille im Umsaß und gestern ein Weichen der Preise setán: laßte, und zwar von rothen Sorten Weizen circa 30 4 25 Fl, und s»ön Roggen von 20— 30 Fl. pr. Last. Polnischer Weizen bleibt dagégen rax und erhielt sich im Preise z Verbraucher bezahlten geftern: für 128pfd. weifß- bunten polnischen Weizen 598 Fl., 126pfd. bunten dito 570 . 575 Fl, 1b Cxporteurs für unverzollten 130pfd. rostocker Weizen 550 Fl., 129, 130pfd. emder Weizen 542.548 Fl., 129pfd. Weizen von der Saale 544 Fl.z fêrz ner für unverzollten 116pfd. libauer Roggen 440 Fl., 116pfd. arthangéler dito 440 Fl,, 117pfd. petersburger dito 445 Fl.; im Konsumt holte 4119pfb. preußischer Noggen 450 Fl., 118pfd. mecklenburger dito 455 Fl, 118pfd. Eupatoria -Roggen 450 Fl, Auch Gerste wurde etwas billiget abgelcissen und 112pfd. dänische unter Schloß zu 350 Fl. abgenonimén ; 80pfd, feiner Hafer holte 215 Fl.

Meteorologische Beobachtungen.

Morgens | Nachmittags |

G U

1847 Nach einmaliger !

Al,ends 19. Mai.

10 Uhr. Beobachtung. Lüftdeuek.. 336 91" Par./335,79"' Par./335,55'" Par. [Quellwärme 7,4° R. Luftwärme . «« 4 + 11,2° R, |+ 16,6° R. -+ E R. |Flusswärme 12 50 R. Thaupunkt... «| —+ 91° R./| -+ 89° K | + 9,0° R. [Bodenwärme 13,1° Bh. | 81 p€t, Wetter « - ....«| trüh, ivil. r at] 6. O. W, Würmewecbsel +7,20 Wolkenzug - « «| - [ d 28 _- 8

4! pct | | Fagesmittel: 335 75/ Par... + 13,4" B... + 90° Ri. 66,0. 0.

| 75 pCt, | balbhéiter

halbhéilér.

Ausdünstung 0,006" Rb. Niederschblag()

Dunstsättigung. |

Konmigliche Schauspiele.

Freitag, 21, Mai, Jm Opernhause. 61}e Abonnements=-Vor= stellung. Zum erstenmale: Zayre, große Oper in 4 Abth., mit Tanz, nach dem Französischen bearbeitet von M. Tenelli. Jn Musik gesezt vou E. H. z. S. Anfang halb 7 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden . miktleren Opernhaus-Preisen verkauft :

Ein Billet în den Logen des Prosceniums 1 Rthlr. 10 Sgr. ; in den Logen des ersten Ranges und ersten Balkons, so wie zur Tribüne, 1 Rthlr. 10 Sgr. z; im Parquet und in den Logen des zwei- ten Ranges 1 Rthlrx.; in den Logen und im Balkon dés dritten Ran- ges, so wie im Parterré, 20 Sgr.; im Amphitheater 10 Sgr.z in den Fremden-Logen 2 Rthlr.

Im Schausptielhaüse. 59e Fe nue ent Do an La Polka en province, folie - vaudeville en 1 acte, MM. Decomberousse et Jules Cordier, In homme fidéle, vaude- ville en 1 acte, par MM. Varin et Dugard. Les vieux péthés:

Aufang halb 7 Uhr. : : {nf Seomiabend, 22. Mai. Jm Schanspielhause. 84ste Aboitie= ments-Vorstellung. Auf Höchstes Begehren: Struenseë, Trauér= spiel in 5 Abth. , von M. Beer. Die Ouvertüre, dié Müsik vén sämintlichen Zwischenakten und die zur Handlintj gehbriäê is von G; Meyerbeer. Miísik ———EEE Veranttvortlicher Rebäcteut Dr. J, W. Zinkeisen. _Im Selbstverlage der Expedition. Gebrudt in der Decker schen Geheimen Ober -Hofbuchdruerei,