1847 / 141 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

dement zu den Vorschlägen der Abtheilung vorzuschlagen, nämlih am Schluß einen Zusaß. Der Antrag der Äbtheilung heißt : / „daß für die Dauer der gegenwärtigen Theurung durh gemein- nüßige Anlagen, sowohl unmittelbar auf Kosten des Staats, als mittelbar durch Unterstüßung von Kreis-, Kommunal- und Actien- Unternehmungen dieser Art, den arbeitenden Klassen neue Erwerbs- M n in i Be Ausdehnung eröffnet werden mögen. un soll als Zusaß angefügt werden : E Z-M „und venselbigen Kreis. s Kommunal-Behörden die uri nes von Sparsystemen zur Pflicht zu machen, wie das Liedkesche, wel- hes si bisher in Berlin sehr bewährt hat.“ (Stimmen: Es is keiñ Wort davon verstanden worden.) Marschall: Der Herr Sen Dn den Landgemeinden das Gi he Sparsystem anempfohlen. leg Ee ‘Fueilide a Jch bin der Meinung, daß es darauf

ankommt, díe arbeitende Klasse zum Sparen anzuhalten, und daß sie bann das Jhrige besser in Obacht nehmen werde, als die Unter-

tüßungen auf andere Wehe. ; i s Ma E11: Es ist dies cin Amendement, bei welchem ih #o-

N dasselbe seitens der Versammlung unterstüßt wird? (Es findet keine Unterstüßung.)

Abgeordn. von Auerswald: Jch bemerke nur, daß es sich hier um die Beantragung derjenigen Maßregeln handelt, welche in der kürzesten Frist zu ergreifen sind. Dafür erlaube ih mir das Faktum anzuführen, daß vor eiuigen Tagen, als die Abtheilung mit dem Gutachten, welches vorliegt, fertig war, der Marschall mit dem Königlichen Kommissar si bereit erklärt hat, selbst die Debatte über die Königliche Proposition zu Gunsten dieses Antrags zu unterbrechen. Wenn dies geschehen konnte, so frage ih, mit welhem Rechte wir heute Maßregeln, die in dem Gutachten gar nicht behandelt sind und für zukünftige Zeiten dienen sollen, berathen wollen. Jch bitte die hohe Versammlung dringend, sich des Umstandes zu erinnern, daß das Gutachten auf allgemeinen Wunsch beschleunigt werden mußte, damit es jeder anderen Sache vorweg genommen und heute zu einem Beschlusse geführt werden konnte und nicht mit anderen Vorschlägen die Debatte zu verzögern und unklar zu machen.

Landtags-=Kommissar: Darf ih mir erlauben, in die De- batte einzugreifen, so werde ih einige Worte sprechen, die vielleicht dieselbe abzukürzen im Stande sind. Jch glaube nicht daß es darauf ankommen kann, zu untersuchen, welche Ursachen überhaupt die Noth, wo sie wirklih besteht, hervorgerufen haben. Eine Ursache der mehr oder minder in der ganzen Monarchie verbreiteten Noth kennen wir als ganz gewiß, und zwar eine, die außer dem Bereih der menschlichen Abwehr gelegen hat, nämlich den Mißwachs der nothwendigen Lebensmittel vorzugsweise derjenigen der dürftigen Volksklassen. “Daß ein solcher Mißwachs in einzelnen Provinzen seit mehreren Jahren, im leßten Jahre aber in der ganzen Monarchie stattgefunden hat, unterliegt keinem Zweifel. Die nächste Folge die- jes Mißwachses is die ganz ungewöhnliche, ja fast unerhörte Theu- rung der nothwendigsten Lebensmittel, Soweit daraus auf einen

wirklichen Mangel derselben geschlossen werden könnte, würde freilich

eine Vermehrung lohnender Arbeit kein Mittel sein, der Noth abzu- helsen. Jndesjen habe ich bereits vor einigen Wochen, als derselbe Gegenstand hier zur Sprache kam, geäußert, daß die Regierung Mit- tel und zwar in ziemlich bedeutendem Umfange aufgewendet habe, um dieser ersten Ursache der Noth, nämlich dem ah- soluten Mangel an Lebensmitteln, vorzubeugen. Jh habe bemerft, daß es nicht zeitgemäß zu sein scheine, hier in dieser Ver- sammlung und damit vor ganz Deutschland diese Mittel im Einzelnen zu detailliren, Jebt ist der Antrag von der hohen Versammlung ge- stellt, daß die Regierung auf einem anderen Wege der allgemeinen Noth der unteren Kassen, nämlich durch Vermehrung der öffentlichen Arbeiten, zu Hülfe kommen möge. Allerdings ist es nicht zu verken- nen, daß die eine Folge shlechte Aerndten die Theurung eine zweite Folge den Mangel an Arbeit erzeugt. Die Theu- rung der Lebensmittel beschränft den Verbrauch aller irgend eutbehr- lichen Gegenstände so den Verbrauch an Manufaktur=Waaren z sie erzeugt Stockung im Absabß der Fabriken, die Fabrikanten werden ge= nöthigt, Aibeiter zu entlassen, und die entlassenen Arbeiter verfallen der dringendsten Noth. Auch da, wo der Landwirth nicht mehr im Stande is, die Arbeiten, die er sonst regelmäßig vorzunehmen ge- wohnt ist, in gleichem Umfange sett zu betreiben, entsteht Mangel an Arbeit für die bäuerlichen Taglöhner. Ja man könnte annehmen, daß sih die Regierung selbst in der Nothwendigkeit befinde, solche Einschränkungen eintreten zu lassen. Es fann micht ausbleiben , daß dieselben Ursachen, welche die Einkünfte des Privatmannes s{hmälern, auch die Regierung, und zwar in demselben Maße in ihren Einnah- men beschränken. Außerdem hat die Regierung bereits kostspielige Maßregeln ergriffen, um Lebensmittel anzuschaffen z sie hat sih in der Nothwendigkeit befunden, auf einen nicht unbedeutenden Theil ihrer Einnahmen zu verzichten, um der untersten Volksklasse eiue niht un- wesentliche Erleichterung zuzuwenden, Nichtsdestoweniger aber hat dieselbe es möglich gemacht, öffentliche Arbeiten in ziemli bedeuten- dem Umfange betreiben zu lassen, und wenn in dem Gutachten her- vorgehoben wird, daß Klagen darüber beständen, daß selbst die ge= wöhnlichen öffentlichen Arbeiten beschränkt würden, so muß ih dieser Behauptung widersprehen, Wenn freilich, um der partiellen Noth einzelner Landestheile zu begegnen , in den leßten Jahren ganz un- gewöhnliche Verwendungen für dergleichen Arbeiten gemacht sind und olche in diesem Jahre, wo die Anforderungen von allen Seiten \ich häufen, in gleichem Maße nicht fortgeseßt werden können, so glaube ih nicht, daß deshalb die Regierung der Vorwurf treffen kann, als h abe sie ihre Arbeiten beschränkt. Es ist dies eine relative partielle Beschränkung gegen ganz ungewöhnliche Vermehrung, aber keine Be- \{ränfung 4 die regelmäßigen Verwendungen. Vielleicht wird der Direktor der Abtheilung für Handel, Fabrication nud Bauwesen, Herr von Pommer = Esche, einen kurzen Vortrag hierüber halten zu dessen Einleitung ih noch bemerke, daß für Chaussee - Neubauten bis vor zwei Jahren jährlich 500,000 Rthlr, etatèmäßig verwendet worden seit dem vorigen Jahre aber die Verwendungs-Summe auf eine Mil- lion Thaler erhöht ist. ,

Ministerial- Kommissar Pommer=-E \che: Wie bemerkt worden ift, E der gewöhnliche etatsmäßige Fonds die Summe von einer Million Thaler. Es steht dieser nicht unansehnliche Betrag auch für dieses Jahr zur Disposition, um dadurch insbesondere den Arbeitern, welche mit der Hand ihren Unterhalt zu suchen haben, Verdienst zu hafen. Es is uicht dabei stehen geblieben worden, sondern für die Ln Preußen zunächst außer der Rate eine Summe von 150,00 Tha- lern disponibel gemaht worden, um dadurch den Chausseen einen Fortbau zu schaffen. Es sind für andere Provinzen 100,000 Thaler zur Disposition gestellt worden.

Neben dieser Summe stehen sodann etatêmäßig zur Disposition und kommen zu gleihem Zweck der arbeitenden Klasse zu Gute die Summe von 14 Millionen, welche zur Unterftüßung der Chaussee- Bauten gestellt nus Es ist, wiewohl die Fonds nicht ausreichen, um in dem Maße, wie es gewünscht wird, Chaussee-Materialien zu beschaffen, auch son der Ausweg benußt worden, aus denselben Fonds, die im nächsten Jahre disponibel gestellt werden, einige Vorschüsse zu machen, um in Fällen wo es dringend Noth thut, mit den nfuhren

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von Chaussee - Materialien vorgehen zu können. Jn neuerer Zeit, nachdem sich mehr und mehr herausgestellt hat, daß in manchen Pro- vinzen vermehrte Arbeits-Gelegenheit erforderlich sein würde, sind durch die Gnade Sr. Majestät für nothwendige Bauten einzelne

Summen zur Disposition gestellt worden, die sih auf 40 bis 50,000 Tha-

ler belaufen, Nächstdem, was für Chaussee-Neubauten und Chaussee= Unterhaltung flüssig gemacht worden ist, fommt in Betracht, das, was für sonstige Bauten ausgeseßt worden is, indem ein großer Theil der Verwendung der arbeitenden Klasse zu Gute kommt, nämlich der Klasse, welche baudweölömäßia Verdienst dadur erlangt. Es sind etatômäßig für Unterhaltung der Bauwerke, welche in diese Katego=- rie gehören, 900,000 Thaler disponibel. Außerdem hat Se. Ma- jestät für dieses Jahr zu extraordinairen Ausgaben eine Summe von 700,000 Thalern bestimmt, welche zur Verwendung kommen und auf Kanal-Bauten und Fluß-Regulirungen verwendet werden, was Gele= genheit giebt, eine Menge Arbeiter zu beschäftigen. Jch muß darauf aufmerksam machen, daß die Strom- Regulirungen, welche nah Jn- halt der der Versammlung vorliegenden Denkschrift behufs des Ueber- ganges über die Weichsel und Nogat eingeleitet worden sind, einer großen Menge Arbeiter Beschäftigung gewähren, indem der Fonds sich auf einige Hunderttausend Thaler beläuft. Es sind mehrere Tausend Arbeiter bei diesen Bauten beschäftigt, und es dürften die gegenwärtig zur Disposition stehenden Mittel ausreichende Gelegen- heit geben, um Arbeits-Verdienst zu gewähren. A

Landtags - Kommissar: Zu diesem Vortrage, den ih für nöthig gehalten habe, um die hohe Versammlung zu überzeugen, daß die Verwaltung nicht nur von den gewöhnlichen Summen nichts ge- fürzt, sondern sehr bedeutende Summen über dieselben hinaus zur Arbeit bestimmt hat, füge ih noch hinzu, daß die Festungsbauten von Posen, Königsberg, Löben, Minden und Köln in diesem Jahre eine Sunme von mehr als 800,000 Rthlrn. absorbiren, und daß für die großen Meliorationen an der Brahe und am Schwarzwasser 100,000 Rthlr. angewiesen sind. dia

Wenn nichtsdestoweniger die hohe Versammlung die Bitte an Se. Majestät zu rihten beschließen möchte, daß noch größere Ver= wendungen für öffentlihe Bauten zur Abhülfe der Noth der armen Klassen bis zur Aerndte ausgeseßt werden möchten, so glaube ih die Versicherung geben zu dürfen, daß Se. Majestät dieses Gesuch in gewohnter Gnade aufnehmen und demselben fo weit entsprehen wer- den, als dies die finanziellen Mittel des Staats irgend gestatten, in- dem, wie lebendig auh der Wunsch der hohen Versammlung sein mag, die Noth des ärmeren Theiles der Bevölkerung möglichst zu lindern, die auf das gleiche Ziel gerichteten Wünsche Sr. Majestät gewiß nicht weniger lebhaft sind. Jh wiederhole, daß, wenn die Versamm- lung diese Bitte stellen sollte, solche die bereiteste Aufnahme fiuden wird,

(Mehrfacher Ruf nah Abstimmung)

Marschall: Wenn die hohe Versammlung die Abstimmung verlangt, so verstehe ih, daß sie über den Antrag der Abtheilung abstimmen will. Gleichwohl werde ih dem Herrn Abgeordneten Dittrih das Wort geben, weil derselbe ein Amendement gestellt hat und es vielleiht von Nußen sein wird, dasselbe zu hören.

Abgeordn. Dittrich: Meine Herren! Die hochwichtige Lebens=- frage, die uns jebt beschäftigt, soll, wie mehrerentheils bemerkt wor- den ist, beschränkt werden auf die gegenwärtige Noth. Jch frage zu- nächst, was is die gegenwärtige Noth? wie lange dauert sie? wird sie angenommen bis zux nächsten R tEs N :

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Wenn das: @ugenomrmen wird, soit bis-jept das einzige für den Augenblick vorgeschlagene Mittel dasjenige der 'Arbeitsbeshäftigung, beispielsweise das der Straßeubguteni, Außerdem giebt es aber noch Mittel, die auf die. gegenwärtige Noth “Einfluß haben können, näm- lich diejenigen, die den ‘Gewerbtreibeuden Arbeit verschaffen könnten, ich meine Lieferungen an Tuchen und. Leinen, die für die Armen er- forderlich sind. Jh sehe übrigens nicht ein, warum gerade sett wie- der die Frage auf die augenblickliche Noth beschränkt werden soll? Hat bei der ersten Frage über die shleunigsten Mittel eine Ausdeh- nung derselben nicht stattgefunden, warum soll jeßt die Frage nicht umfassender zur Sprache gebracht werden? Jch sehe keinen Grund dazu, Die Frage is so hoh wichtig, ih habe mich so viel damit beschäftigt und wünschte, daß die Versammlung die Mittel sämmtlich prüfte, denn die arbeitende Klasse muß sehen, daß sie vollständig hier vertreten ist. J erkenne mit dem vollsten Danke die Anordnungen an, welche, wie der Herr Landtags-Kommissar ausgesprochen hat, er= griffen sind; ih wünschte uur, daß von der hohen Versammlung der

Antrag ggstellt werde, daß die Mittel, die so huldreih für die Mo- nate Juni, Juli und August bewilligt worden sind, möglichst überall durch die Amtsblätter publizirt werden. Es sind \o viel beunruhigende Nachrichten eingegangen; die Leute ziehen \haaren- weise herum und erbetteln sich Getraide und sonstige Lebensmittel; der Ankauf desselben aber ist nur für diejenigen möglih, die etwas ha- ben, um faufen zu fönnen, die aber gar nichts haben, für diese wird denno der Noth nicht abgeholfen, und das kann nur durch Arbeit geschehen. Jch erlaube mir also den Antrag wenn wir uns auch länger mit der Sache beschäftigen, es wird ein Aufenthalt von vier- undzwanzig Stunden nichts schaden die hohe Versammlung wolle die Maßnahmen, die weiter hinausreichen, doch in irgend etwas be- rüsihtigen. Es ist gesagt worden, die Staats-Regierung habe Alles gethan, um für den Augenblick die Chausseebauten und öffentlichen Arbeiten zu unterstüßen; daher könnte die Bitte nur erweitert wer- den, welche die Abtheilung gestellt hat. Jch habe mir also erlaubt, einen Antrag dahin zu stellen: „daß der Noth der arbeitenden Klasse mög- lichst Abhülfe gewährt werde durch Verschaffung von Arbeit, insbe- sondere vermittelst der Zollgeseßgebung, durch gemeinnüßige Anlagen, unmittelbar auf Kosten des Staates und mittelbar dur Unterstüz- zung von Kreis - Kommunal -, und Actien- Unternehmungen , so wie dur Eröffnung neuer Erwerbsquellen uud Kräftigung der bestehen- den.“ Die wichtige Frage übec die Zollgesesgebung will ih jegt nicht zur Sprache bringen; es giebt noch andere Mittel, durch die jeßt die Erwerbsquellen gekräftigt werden könnten. Warum werden diese jeßt nicht au berathen und auf eine dritte Berathung hinaus- geschoben? Jh wiederhole, ih glaube, daß wir uns nicht viel ge- nug mit dieser hohwichtigen Lebensfrage S lse Fönnen, Jch habe einen zweiten Antrag gestellt, der auh schleunigst ausgeführt werden fönnte, in Betreff der Lieferungen für die Armee, Es sind ferner in anderen Länderu in Be ug auf den Getraidemangel viele Verordnungen frlafto worden, die sich au bei uns {nell gusfüh- ren ließen. Jn Baden is bestimmt worden, daß die Aufnahme der sämmtlichen Vorräthe an Getraide u, s. w. erfolge, und durch eine Berordnung vom 7, Mai ist bekannt gemacht, daß noch hinreichende Vorräthe vorhanden seien; außerdem ist in Baden bestimmt, daß Ge- traide, Kartoffeln und Mehl nur auf öffentlihen Märkten verkauft werden sollen, und daß der Verkau von Früchten, die noch in der Erde sind, verboten sei; in Gurbesen ist die Aufuahme und Decla- ration der Vorräthe auf Staatsbürgerpfliht und unter Androhung von Strafen angeordnet worden, und was über den Bedarf der Ei-

enthümer hinausreiht, wird ex roprürt; in Württemberg sind eben- falls die Getraide-Vorräthe au genommen worden. Meine Herren, warum kann das niht auch hier ' zur Ausführung gebracht werden? ih glaube, daß solche Maßregel sehr zur Beruhigung gereichen würde,

Jch wünsche, daß alle Maßregeln geprüft werden, die für den Au- genblick und für die Zukunft helfen.

EineStimme: Jch bitte ums Wort über die gegenwärtige Noth.

Marsch all: Vou der hohen Versammlung i} sehr gewünscht worden, die Berathung überhaupt zu ließen. - Jch frage, ob der Antrag auf Schluß der Debatte unterstüßt wird.

(Mehrere Stimmen: Nein!

Es wird sich nämlich darum handeln, ob nach der Erklärung, die der Königliche Landtags-Kommissar gegeben hat, über den Antrag der Abtheilung jeßt W, efiunmi werden ll, Das \{ließt niht aus, daß wegen anderer Vorschläge, die gemacht werden, gefragt wird, ob sie Unterstüßung finden, und daß dann noch alle Anträge eingebracht werden fönnen, die gewünscht werden.

Eine Stimme: Wenn über den Antrag der Abtheilung abgestimmt wird, dann bitte ih wenigstens, daß die Frage dahin ge= stellt wird, daß für die Monate Mai, Juni und Juli die Verwendung der Mittel ge: 4

Marschall: Findet der Antrag Unterstüßung?

(Wird nicht unterstüßt.)

Dann bitte ih, daß diejenigen, die den Schluß der Debatte wünschen, aufstehen.

ls Me (Die Mehrzahl erhebt si.) L

Er wird gewünscht, und die Debatte ist demnach geschlossen.

Abgeordn. Gier: Ueber die Fragstellung nur ein Wort, Es steht im Vorschlage der Abtheilung ausdrücklih nur: „Unterstüßung von Kreiskommunal - Actienunternehmungen““, es muß aber fopulativ heißen: Gemeinnüßige-Anlagen werden immer vorausgeseßt, es wer=- den aber auch Chausseen gebaut von Kreisen und von Theilen eines Kreises, die notbwendig und wünschenswerth sind, ohne daß es Actien= Unternehmungen sind. E

Referent von Schenkendorff: Es beruht auf einem Druck- fehler, es muß heißen: „Kreis - Kommunal = und Actienunterneh= mungen.“ : , .

Marschall: Der Autrag der Abtheilung is also folgender.

(Der Secretair verliest denselben): „Daß für die Dauer der gegenwärtigen Theuerung durh gemeur= nüßige Anlagen, sowohl unmittelbar auf Kosten des Stkats, als mittelbar durch Unterstüßung von Kreis - Kommunal = und Actien= Unternebmungen dieser Art, den arbeitenden Klassen neue Er= werbsquellen in höchstmöglicher Ausdehnung eröffnet werden mögen.“ : | 7

Diejenigen, welche diesen Antrag annehmen, bitte ih auf zustehen.

Wird fast einstimmig angenommen.

Der Referent wird fortfahren.

Referent von Schenkendorff: (Liest vor.) Antrag des Abgeordneten von Donimierski : : -

„daß aus den Getraide- Vorräthen der Magazine und der See=

handlung, so viel das Gouvernement davon selbst nicht gebraucht,

an die armen Leute zu etwas billigeren Preisen verkauft werde“, hat bei der unterzeihneten Abtheilung keine Unterstüßung gefunden. Die uns von Seiten des Gouvernements gemachten Mittheilungen lassen uns nich zweifelu, daß bei der Verwendung sowohl der aki handenen als der noch zu erwartenden Vorräthe nichts werde ver= säumt werden, um durch sie eine höchstmögliche Minderung des Noth= standes zu bewirken. Ein näheres Eingehen auf diesen A hat uns aber um so weniger rathsam geschienen, als ein zu g zei tiges Bekanntwerden der in dieser Beziehung beabsichtigten Maßre= geln den Erfolg derselben gefährden könnte. i i L

Marschall: Diesem Antrag is die Abtheilung nicht beigetre= ten, ehe ich ihn also zur Debatte stelle, muß ih fragen, ob er ín der Versammlung Unterstüßung findet.

(Wird, nachdem er auf Verlangen noch einmal vorgetragen worden, hinreichend unterstüßt.)

Abgeordn. von Donimierski: Meine Herren, ih habe we- gen des ersten Punktes guf das Wort verzichtet, weil die Abtheilung ganz meinem Antrage beigetreten is, und vorzüglich hat mich dazu auch bewogen die Erklärung des Herrn Landtags -= Kommissars, welche das Versprechen enthält, daß den Leuten bis zur Aerndtezeit so viel wie möglich Gelegenheit zum Verdienst gegeben werden soll, Diesen zweiten Antrag hingegen hat die Abtheilung nicht unterstüßt. Jch glaube wohl, daß er Unterstüßung verdient. Es sollen in einzelnen Magazinen nah Nachrichten, die ih erhalten habe, noch bedeutende Vorräthe liegen. Es is also wünschenswerth, daß diese Magazin= Vorräthe gleihmäßig zum Verkaufe vertheilt würden, damit nicht einzelne Gegenden ganz ohne Getraide wären. Es liegen auch bei Privatleuten bedeutende Vorräthe, und es erscheint auh wünschens= werth, daß diese verzeihnet und, wenn auh auf Staatskosten, dahin gebracht würden, wo ein Mangel an Lebensmitteln si zeigt. i

Landtags-Kommissar: Jch glaube, daß dieser Antrag ein unnöthiger sein würde, weil, was die Vorräthe des Staats und na= mentlich diejenigen der Militair - Verwaltung betrifft, diesem Antrage bereits genügt ist. Es is auf die Vorräthe der Militair-Verwaltung überall so weit zurückgegriffen worden, als es die nöthige Sorge für die Verpflegung der Armee erlaubt. Ueberdies sind aus den Mili tair-Magazinen der Civil-Verwaltung Vorschüsse geleistet, die aus den von der leßteren außerhalb angekauften Vorräthen zurück erstat= tet werden, Getraide= und Mehl - Vorräthe werden den bedürftigen Einwohnern, den Armen - Behörden und Kommunen zu ermäßigten Preisen überlassen. Was aber die Seehandlung betrifst, so steht das Verhältniß anders; diese kauft heute Roggen, läßt ihn auf ihren großen Etablissements mahlen und verkauft morgen das Mehl. Wollte man ihr vorschreiben, zu welchem Preise sie verkaufen müsse, so würde man etwas Unbilliges, ja Unmögliches verlangenz denn sie muß sich bei ihrem Verkaufe nah dem Einkaufspreise richten, und doch hat auch dieses Institut in einzelnen Fällen wohlthätig auf Preiser= mäßigung gewirkt. Jun dieser lebten Dez ehnns ist der TRO mit= hin unausführbar, in den beiden ersten Beziehungen hat er bereits vollständige Erledigung gefunden, i A L

Abgeordn. von Fabeck: Jch erlaube mir, zur Bestätigung des= sen, was der Herr Landtags - Kommissar gesagt hat, zu erwähnen, daß in dem Kreise, welchem ih die Ehre habe, vorzustehen, die Vor= räthe der Magazine aufgekauft worden sind und ih befugt gewesen bin, das Getraide zu 2 Rthlr. 10 Sgr. an die ärmeren Leute wie= derzuverkaufen, s ¿Ams vi wohl das Vertrauen hegen , daß dies auch ferner geschehen werde.

y Gbr, von Donimierskli: Meinem Antrage isst nah der Erklärung des Herrn Landtags=Kommissars vollkommen genügt. (Vielseitiger Ruf zur Abstimmung.)

Marschall: Wenn Niemand mehr das Wort wünscht, so bitte ih nunmehr , daß diejenigen, die nah den gemachten Erklärungen den Antrag dennoch unterstüßen, aufstehen,

Eine Stimme: Darf ih mir eine Frage erlauben?

(Der Abgeordnete Neumann besteigt die Tribünez Heiterkeit.)

Marschall: Es is allerdings ein Redner, dèr si früher ge= meldet hatte. Will die hohe Versammlung denselben noch hören?

(Große Unruhez einige Stimmen: Abstimmung !)

Abgeordn. Krause: Der Königl. Kommissar hat mi bereits

überhoben, zu entwideln, woher der Nothstand entstanden ist. (Einige Stimmen: Bravo!)

Cin fernerer

Um diesem abzuhelfen, is eine augenblicklihe Hülfe nöthig, und da der Königl, Kommissar uns bereits hat bekannt machen lässen, welche be- deutende Summen zu Bauten bezeichnet sind, so würde ih, da: es sich um den Augenblick handelt , vorschlagen , daß so (s wie möglih die dazu bestimmten Summen event. in die Kreis - Kassen iu würden , damit die Arbeiten, welche ausgeführt werden ollen (Großer Lärm.) au auf der Stelle erfolgen, weil, wie ich glaube, nah 5 Wochen (Getrommel.) bereits die Heu - Aerndte hinausgeht und darauf die andere Aerndte, tus dann hinlänglihe Beschäftigung für die Tagelöhner vorhanden ein wird,

Marschall: Das is ein neues Amendement; findet dasselbe

Unterstüßung? (Wird nicht unterstüßt.)

Abgeordn. Graf Merveldt zu Beckum: Darf ih mir eine Frage erlauben in Bezug auf die Erklärung des Königl. Kommissars? So viel ich weiß, sind die Manöver noch nicht in den westlichen Pro- vinzen abbestellt, und ih wollte daher fragen, ob deshalb die Maga- zine für die künftig vielleicht zu erwartende Zusammenziehung der Jn= fanterie noch gefüllt bleiben. Wenn das der Fall wäre, so würde ich den Antrag vorschlagen, daß definitiv darüber entschieden werde, daß feine Uebungen der Jufanterie stattfänden und diese Vorräthe eben=- falls zur Vertheilung kämen.

Negierungs-Kommissar General von Regher: Allerdings sind die Magazine dort mit Vorräthen versehen, um, sobald die Manöver stattfinden, sie für die Truppen verwenden zu können. Se. Majestät haben sih den Beschluß darüber vorzubehalten geruht bis zu der Zeit, wo sich der Ausfall der Aerndte übersehen läßt. Es if also wahrscheinlih, daß Se. Majestät im Laufe des Monats Juni ihre Befehle dem Kriegs-Ministerium ertheilen werden. Außerdem wäre es auch sehr bedenklich, diese Vorräthe anzugreifen, die, wie gesagt, nothwendig vorhanden sein müssen für den Fall, daß die Manöver stattfinden. Uebrigens ist die Quantität der Vorräthe nicht bedeu- tend, und es kann daher auf den Antrag nicht eingegangen werden.

_ Abgeordn. Offermann: Jch habe Nachrichten bekommen, daß das Gouvernement den preußischen Konsuln Auftrag gegeben hat, 2000 Last Roggen kommen zu lassen. Wenn also die Vorräthe, die für das Gouvernement bestimmt sind, jeßt abgegeben werden, so könnte das Quantum durch jene Zufuhr erseßt werden.

Regierungs-Kommissar General von Reyher: Das sind Vor= räthe, die die Militair-Verwaltung für den Finanz-Minister ankaufen läßt, sie sind nit für die Militair-Magazine bestimmt.

Landtags-Kommissar: Jh wiederhole, daß die Militair= Verwaltung sih überall bereit erklärt hat, Vorschüsse aus thren Ma- gazinen zu leisten, sobald sich die Civil-Verwaltung verpflichten konnte, solche zur reten Zeit wieder in die Magazine zu liefern, Wenn aber shwimmende Ladungen gekauft sind, deren Eintreffen nicht mit einiger Sicherheit berechnet werden kann, so kann man von der Mili= tair-Berwaltung nicht verlangen, daß sie ihre Vorräthe weggäbe auf eine ganz unbestimmte Zeit, Was die Landwehr-Uebungen betrifft, die Se. Majestät auszuseßen befohlen haben, \o sind sämmtliche für diese Uebungen bestimmten Vorräthe, die indeß meistens nur in Le= ferungs-Kontrakten bestehen, deren Realisirung zweifelhaft is, an die Civil-Verwaltung übertragen, damit sie solhe zur Unterstüßung von Kommunen und Armen-Anstalten verwenden können.

Marschall: Der Referent wird fortfahren.

Ein Abgeordneter bittet ums Wort.

Mehrere Stimmen verlangen Abstimmung.

Referent von Schenkendorff (liest vor): Abgeordneten Linau : /

„daß ein Hoher Landtag bei des Königs Majestät sih dahin ver=

wenden wolle, daß Allerhöchstdieselben geruhen möchten, die Wie=-

dererhebung der Mahlsteuer anzuordnen, deren Betrag aber den betreffenden Kommunen zur Unterstüßung ihrer Armen mit Brod und Kartoffeln auf die Dauer des früher zugedachten gänzlichen

Crlasses zu überweisen“, fann ebenfalls bei Einer Hohen Versammlung nicht befürwortet wer= den. Ohne uns auf eine nähere Erörterung der mindestens sehr zweifelhaften Frage einzulassen, ob durch eine anderweite Verwendung der durch Wiedererhebung der erlassenen Steuer zu gewinnenden Summen den Armen eine wesentlih größere Unterstüßung gewährt werden könne, als die, welhe ihnen durch den betreffenden Steuer= Erlaß zu Theil geworden is}, sind wir einstimmig der Ansicht, daß die Hohe Versammlung die Aufhebung dieser erst vor wenigen Wochen angeordneten Maßregel, deren wohlwollende Motive im gan en Lande die dankbarste Anerkennung gefunden haben, und deren Wirkungen sich jeßt noch keinesweges vollständig übersehen lassen, nicht werde beantragen wollen.

Marschall: Die Abtheilung hat den Antrag nicht unterstüßt, findet er in der hohen Versammlung Unterstüßung?

(Wird nicht unterstützt.)

Der Abgeordnete Hansemann will ein anderweites Amendement stellen.

Abgeordn. Hansemann: Unter denjenigen Maßregeln, die das Gouvernement getroffen hat, um die Armuth der unteren Volksklassen bei der Theurung der Lebensmittel zu unterstüßen, habe ih vorzüg-= lih die Maßregel freudig begrüßt, daß die Mahlsteuer einstweilen aufgehoben wurde, Es is dies für 3 Monate geschehen. Meine Anjicht ist, daß die wohlthätigen Folgen dieser Maßregel noch nicht innerhalb der 3 Monate vollständig hervortreten können, daß eine längere Zeit dazu erforderli sein wird.

(Unruhe in der Versammlung.)

Jh mache nicht einen Antrag, ih mache aber das Gouvernement darauf aufmerksam, daß, um diese wohlthätigeu Folgen herbeizusüh- ren, es wünschenswerth sein würde, die Maßregel noch auf 3 Mo- nate zu verlängern.

(Der Redner wird durch die Unruche in der Versammlung

unterbrochen.)

Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir weiter, auf einen anderen Umstand aufmerksam zu machen, der dazu wesentlich beitragen kann, daß die Theurung der Lebensmittel niht über das natürlihe Maß hinausgehe. Die Verhältnisse müssen immer so geregelt werden, wie sie den Umständen angemessen sind. Einer der wesentlichsten Nachtheile in Beziehung auf das Verhältniß der Preise der Lebensmittel bei uns hat darin bestanden, daß die Aufhebung des Eingangszolls von Getraide und Mebl später erfolgte. Nun mache id ie darauf aufmerksam, daß die Preise des Getraides im Julande imme- mit A I Berhältniß des Auslandes regulirt werden, daß es deshalb von influß ist, wie lange voraus man weiß, daß die Getraide- Einfuhr frei stattfinden kann. Jch mache darauf aufmerksam , daß man in anderen Ländern einen roßen Werth darauf gelegt hat, eine bestimmte Frist schon jeßt festzuseven wie lange bos Petre ide frei eingeführt werden fann, weil man davon fee b V da Ñ be Speculationen auf eine lange Zeit voraus geht, ad U e dies darauf hinwirkt, daß die Besi iei: erie e B g Presse warten, weil sle ju besorgen hann ete" ie nid alf zu hohe Einfuhr die Preise L bie könnten. diese : R ee gien festgeseßt, daß die freie Einfuhr bis Oktober 1848 bestehen

Der Antrag des

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solle. Ein gleicher d ist in Frankrei gestellt worden. Jch DUES, daß es im Interesse der Beziehung von Getraide sehr nüb-=

ih wäre, wenn das Gouvernement seine Aufmerksamkeit auf diesen

Gegenstand rihtete. Wir wissen keinesweges, wie die Getraide- Aerndte ausfallen wird. Von Westen her, nit aus unserer Provínz, sondern aus éntfernteren Gegenden, sind mir durch die Zeitungen etwas bedenflihe Nachrichten zugekommen. Hoffen wir, daß sie sich nit verwirklichen. Die Vorräthe sind aufgezehrt, und es sind des= halb wohlfeile Preise niht zu erwarten. J {ließe also damit, indem ich niht den Antrag auf beide Punkte stelle, aber dem Gou- vernement diese beiden Gegenstände zur Erwägung gebe. Der leßtere gehört insbesondere zur Vernehmung mit den übrigen Zollvereins- Staaten.

Landtags-Kommissar: Das Gouvernement wird nicht verfehlen, Notiz von diesen Bemerkungen zu nehmen; aber ih muß darauf aufmerksam machen, daß der Zoll-Verein, diese Verbindung \o vieler deutsher Staaten, uns in dieser Beziehung sehr enge Gränzen des Handels auferlegt. Wir haben nicht im voraus Monate lang die freie Einfuhr bestimmen können, weil die Zoll-Vereins-Verträge fest- seben, daß die freie Einfuhr des Roggens nur stattfinden dürfe, wenn er den Preis von 3 Thalern erreicht hat, und eben so wird diese Erlaub- niß zurückgenommen werden müssen, wenn er wieder unter diesen Preis hinabsinkt. Was die Berufung auf andere Länder betrifft, so glaube ih darauf aufmerksam machen zu müssen, daß unser Einfuhrzoll von Getraide sehr niedrig is, indem er nur 5 Sgr. pro Scheffel beträgt, während erin vielen anderen Ländern bedeuteud höher steht. Ueber- dies sind die Verhältnisse solher Länder, welche regelmäßig auf Ein-= fuhr von Getraide angewiesen sind, ganz anders als die unsrigen, da wir regelmäßig bedeutende Quantitäten von Getraide ausführen.

Abgeordn. Hansemann: Ein Wort zur Berichtigung einer Bemerkung des Herrn Kommissars. Vom rohen Getraide sind aller dings die Einfuhrzölle nicht sehr hoch; es kommt aber nicht blos dar- auf an, welche Zölle vom rohen Getraide, sondern au, welche Zölle vom Mehl bestehen, und in dieser Beziehung bemerke ih, daß der Zoll 2 Thaler beträgt, daß dies nah Verhältniß der Qualität des Mehls und der zeitigen Marktpreise mitunter 30 bis 40 yCt. beträgt. Ferner bemerke ih, daß gerade der Zoll auf Maismehl Veranlassung gewesen is, warum nit viele Kaufleute, die wohlfeilere Lebensmittel einführen wollten, Maismehl aus Amerika haben fom- men lassen.

Abgeordn. Linau (vom Plaß): Nachdem ich in der heutigen Zeitung eine Bekanntmachung des Ober- Präsidenten von Meding ge- lesen habe, wonach seit Aufhebung der Mahl =Steuer das Brod be-= deutend, namentlich in Potsdam, gewachsen ist.

(Viele Stimmen: Laut! Laut! Andere verlangen , der Redner

solle auf die Tribüue.) Es is nur eine ganz kurze Bemerkung. Jh kam in der Absicht hierher, wenn der Antrag nicht an der Tages -= Ordnung gewesen ware,

(Vielfaher Ruf: daß der Redner nicht verstanden wird.)

Ich nehme meinen Antrag sehr gern zurück, da er, wie es mir scheint, ohnehin keinen Anklang findet.

Neferent: Der Antrag des Abgeordneten von Skorzewski und einiger Anderer aus Posen geht dahin (liest vor):

„daß alle Abgeordneten eine Bitte an ihre Kommittenten erlassen,

die Nothdürftigen zu unterstüßen. Jeder Abgeordnete unterzeichnet

seinen Beitrag, die Herren Landräthe, Ober - Bürgermeister und

Bürgermeister übernehmen die Beiträge und berufen, wo die Ein=

richtung noch nicht eingeführt - ist, jeden Monat bis zur ‘Aerndte

ein Comité, welches die ‘eingekommenen_ Gelder: den Unbemittelten

einhändigt“/, ü t f und schließt mit der Erklärung, daß der genannte Herr Antragsteller, wenn die Petition angenommen werde, 300 Thaler zu “dem ‘gedachten Behufe zu zahlen bereit sei. E O E

Die unterzeichnete Abtheilung hat déêu wohlwolleuben und men- schenfreundlichen Absichten der: Autragsteller ihre volle Anerkennung niht versagen können, Da sich indeß die Hohe. Versammlung nach der Ansicht der Abtheilung nicht in der Lage: befindet, über die ge- stellten, lediglih dem Ermessen der Einzelnen anheimfallenden Än- träge Beschlüsse zu fassen, so hat auch die Abtheilung sih einer Be- gutachtung derselben nicht unterziehen zu können geglaubt.

__ Marschall: Die Abtheilung hat nicht geglaubt, daß über diesen Gegenstand ein Beschluß gefaßt werden könne. Wird dessen- ungeachtet der Antrag unterstüßt ?

(Wird nich* unterstüßt.)

Abgeordn. von Saucken: Jch erkenne das Geseß als abge- {lossen und würde mir nur erlauben, in Beziehung auf die Ver- waltung einige Dinge zu empfehlen, die ih nicht auf eigenen Antrieb, sondern nah einer Mittheilung einiger Abgeordneten der Landge- meinde meiner Provinz erfahren habe, daß bereits in Marienwerder aus Mangel an Lebensmitteln Zusammenrottirungen stattgefunden haben und im Angesicht der Behörden ein großer Kaufmanns=-Spei- cher mit einem Vorrath von über 16 Hundert Scheffeln geplündert ist, Jh wollte mir daher den gehorsamsten Antrag erlauben, ob vielleicht von Seiten der Verwaltungs-Behörde, was uur in einzelnen Theilen möglich is, entweder größere Garuisonen oder Bürger = Ver-= eine organisirt werden möchten, um dergleichen Unruhen vorzubeugen,

Viele Stimmen: Das ist son geschehen. - : Dann nehme ih meinen Antrag zurü.

Nun noch ein zweiter Antrag. Es is}, wie mir mitgetheilt ist, bei vielen Abgeordneten die Besorgniß vorhauden, daß es bis zum Herbste an Material zur Ernährung fehlen könnte; ih weiß nit, wie weit im Allgemeinen und in welchen Provinzen diese Besorgniß getheilt wird. Jh möchte mir aber die Srage erlauben, ob da, wo sie herrscht, es niht zweckmäßig wäre, wie es auch in Württemberg geschehen ist, vielleicht nur da, wo es von den Abgeordneten der Pro- vinz als wünschenswerth erghtet würde, eine Aufnahme der jetzt vor- haudenen Bestände, gleichviel in wessen Händen, zu sammeln und gleich- mäßig den Bedarf bis zur nächsten Aerndte zu ermitteln, um eine Uebersicht zu erhalten, wo vielleicht, auch wenn die Regierung Arbeit und durch die Arbeit Geld in die Hände der Nothleidenden giebt, Noth vorhanden sein könnte. i

Abgeordn. Gier (vom Plaß): der Bestände n ih bei,

Abgeordn. Grunau: Meine Herren! Wir h ‘eits über die Angelegenheit, die Unterstüßung der Armen E e E rige Auskunft gehört ; wir haben gehört, wie günstig das Gouverne- ment eingeschritten is, wie günstig es ferner einschreiten will durch die Magazin = Vorräthe. Dem lebten Vorschlage des Abgeordneten

von Skorzewski Viele Stimmen: Er is abgelehnt.)

Das weiß ih schon. Jh wollte nur erwähnen , daß, meiner Meinung nah, noch andere Mittel zu Gebote stehen. Wir haben gehört, was das Gouvernement gethan fat und thun will; es ist mehr, als wir denken konnten. Wir müssen es uns aber nicht ver=- hehlen und uns selbst fragen, wenn Alles vom Gouvernement aus- ehen soll, wo sollen endlih die Mittel herkommen? Fragen wir uns felbst, wem die arbeitenden Klassen noch mehr und eben fo nahe, wie n. Wir sagen, wir sind lasse, die mit dieser arbeitenden Volks-

Dem Autrage der Aufnahme

dem Gouvernement, am Degen liegen. Wir müssen es selbst, Es giebt keine

klasse nicht im engen Verbande fteht; nehmen S; j Geschäftsmann oder den Handwerker, i Vin gent et beiter ab. Jch will niht sagen, er hängt von ihm ab, gher er braucht ihn. Der Arbeiter it sein Kapital. Eben- \o gut, ‘wie heute Jemand ein Gebäude hat , das 10,000 Rthlr, Werth hat, und ex braucht es in zwei oder drei Jahren niht , so verliert er jährli 500 Rthlr. Zinsen, und doch is er schuldig , daß er es unterhalte. Derselbe Fall tritt ein bei dem Arbeiter, Brauchen wir diese Masse niht im Ganzen, wie sie da is, sondern brauchen wir sie nur theil- weise, \o wollen wir zur Erhaltung derselben au beitragen. Es wird eine Zeit kommen, wo wir bedauern werden, daß, ih bin einer von derjenigen Klasse, welche mit dieser arbeitenden Klasse viel zu thun hat, Für dieselbe nihts geschehen is. Jch werde mir déshalb einen Vorschlag erlauben, vielleicht ebenfalls für meine Kommilitonen, die theilweise verpflichtet sind, Leute halten zu müssen, den ih bereits zur Ausführung gebraht habe. Der Arbeiter bekommt einen Lohn, der sih richtet nah dem Preíse der Konsumtibilien, nach der Lage des Ortes, wie er seine Existenz fristen kann; jeßt sind die Lebens=- mittel theurer, das macht einen großen Einfluß, deshalb muß der Lohn erhöht werden, und ih bin der Meinung, daß derjenige, der das von selbst und freiwillig thut, viel weiter kommt, als der, welcher es darauf ankommen läßt, daß die Arbeiter diesen höheren Lohn er- troßen, Denn das giebt böses Blut ; (Große Unruhe in der Versammlung.)

und so wie hier im lebten

(Der Redner wird. dur bedeutenden Lärm unterbrochen z; der

Marschall muß sich der Klingel bedienen.)

Ich glaube nicht, meine Herren, daß es der allgemeine Wunsch sein kann, mich zu unterbrechen.

Eine Stimme (vom Plaße): Das wäre eine Belehrung, deren bedürfen wir niht, Wir wissen, wie wir uns mit unseren Ar= beitern zu stellen haben.

Marschall: Den Redner zu unterbrehen, hat Niemand das Recht. Jch will indeß die Frage an ihn rihten, ob er die Absicht hat, einen Beschlnß herbeizuführen?

Abgeordn. Grunau: Nein, durchaus nicht. Jch wollte nur Jedem ans Herz legen, daß er, so viel an ihm ist, beitrage

(Der Redner wird dur das Geräusch in der Versammlung abermals unterbrochen und verläßt die Tribüne.)

Abgeordn. Gier: Nur ein paar Worte in Bezug auf den An-= trag, der gestellt is zur Aufnahme der Bestände.

Marschall: Es ist kein Antrag gestellt worden, ist blos zur Erwägung dem Gouvernement empfohlen.

Abgeordn, Gier: Er is} gestellt worden.

Abgeordn. Saucken: Jch habe ihn nicht als Amendement ge- stellt, sondern mir blos erlaubt, meinen Wunsch dem Kommissar ge= genüber auszusprechen.

Abgeordn. Gier: Dann trete ih dem Wunsche bei und bitte um so mehr um Berücksichtigung, weil die Ermittelung zur Beruhi- gung und Preis=Ausgleichung.- führen wird.

Wir haben noch drittehalb Monate bis zur Aerndte. Einen bezüglichen Antrag habe ih \chon früher gestellt, und der Königliche Herr Kommissar hat erwiedert, er würde nicht nüßen und eine Art Vielregiererei sein. Jun vielen deutschen Staaten hat man aber in der jeßigen Nothzeit solhe Maßregeln ergriffen; es werden oft sta= tistishe Arbeiten über viel geringere Gegenstände angeordnet, jede Spindel gezählt. i H

(Wird durch Geräusch in der Versammlung unterbrochen.)

Meine Herren! Jh beabsihtige durhaus nicht, die Versamm= lung dur viele Worte aufzuhalten ; sie müssen erfahren haben, daß ih nicht langweilig bin. J habe nur zeigen wollen, daß jene Frage über die Aufnahme der Frucht - Bestände von größter Wichtigkeit A Weni sih ergiebt, daß die Bestände außerordentlich gering sind, so können noch zeitig fürsorglihere Vorkehrungen getroffen werden.

(Unruhe in der Versammlung.)

Das ist ein Punkt, wo es sich um Hunger, um Leben unb Sterben handelt. Man hätte es längst thun sollen.

(Großer Lärm in der Versammlung, der den Redner nicht fortfahren läßt.)

Landtags-Kommissar: Es ist von Seiten eines geehrten Mitgliedes der Wunsch gestellt worden, daß das Gouvernement diese Maßregel in Erwägung nehmen wolle, und von einem anderen Mit= gliede unterstüßt, Jch hoffe, die Versammlung wird si dabei begnü- gen. Nur wenn es zu einer weiteren Debatte über diesen Gegen= stand kommen sollte, würde ih mi darüber aus\prehen müssen.

Viele Stimmen: Nein! Nein!

Marschall: Der Referent wird die Petition aufseßen, und ih glaube, daß es zur Ersparung von Zeit nicht nöthig fein wird, daß sie bei diesem einfachen Gegenstande nohmals zur Abthéilung fomme.

Wir fahren jeßt fort in der Tagesordnung, und ih bitte den Herrn Abgeordneten von Münchhausen-Strausfurth, als Referent den Plaß einzunehmen.

Referent von Münchhausen-Strausfurth liest vor :

OuUutahteh der dritten Abtheilung der Kurie der drei Stände des ersten Vereinigten Landtags, betreffend die Petition der Abgeordneten Tshoccke, Siebig und Werner wegen nachträglicher Einberufung des Grafen Eduard von Reichen= bah auf Waltdorf zum Vereinigten Landtage.

die Sache

Die Abgeordneten Tschocke, Siebig und Werner haben bei Einem Hohen Landtage über die Nichteinberufung des im vorigen Herbste von dem brieger Wahlbezirke in Schlesien zum ritterschaftlichen Ab- geordneten erwählten Grafen Eduard von Reichenbah auf Waltdorf, resp. die an dessen Stelle erfolgte Wahl und Einberufung des Gra- fen von Strahwiß Beschwerde geführt und die nachträglihe Einbe= rufung des Ersteren zum Landtage beantragt. -

Nach der Petitions-Schrift und einem derselben zur Begründung beigefügten Exemplare der Leipziger constitutionellen Staatsbürger= Zeitung, welches unter der Ueberschrift: „Eingriff des Ober-Präsiden- ten von Wedell in die Wahlfreiheit der schlesischen Stände und meine Verwahrung dagegen“, ein Sendschreiben des Grafen Eduard von Reichenbach an sämmtliche Mitglieder des Vereinigten Landtags ent= hält, in Verbindung mit dem von dem Königlichen Landtags = Kom- missarius hierüber abgegebenen Promemoria is das dem Antrage zum Grunde liegende Sachverhältniß Folgendes:

Bei den im Herbste vorigen Sahres in der Provinz Schlesien stattgefundenen Ergänzungs-Wahlen zum Provinzial-Landtage für die nach Ablauf ihrer Wahl = Periode u A ges „Abgeordneten und Stellvertreter wurde im brieger , die Kreise Brieg, Oppeln, Kreuß- burg und Falkenberg umfassenden Wahl - Bezirke der Graf Oskar von Reichenbach auf Domeßkow zum ritterschaftlihen Abgeordne= ten gewählt. Jm Wahl = Termine ergab \ih indeß , daß der Gra Oskar von Reichenbah sein vorgenanntes Gut erst

seit dem Jahre 1839 besie, folglih das für die Wählbarkeit geseßlich vorden s