1847 / 145 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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regel nothwendig ist;- sie wird, das bin ih überzeugt, ausgeführt wer- |

den, wenn auch nit heute, doch in 10 oder 20 Jahren.

Graf von Arnim: Jch scheine von dem geehrten Redner oöllig mißverstanden worden zu sein, wenn von ihm das s{merzliche Gefühl auf den Wunsch der Aufhebung der Patrimonial - Gerichts- barkeit bezogen wird. Jh maße mir nicht einen hohen Grad von politischer Bildung an, aber so viel nehme ich allerdings in Anspruch, daß mich ein Antrag, welcher auf allgemein politischen Ansichten be- ruht, keinesweges \{chmerzlich berühren wird, er mag, wie man es

Y [a nennt, von der äußersten Linken oder Rechten Fommen. Ih N derartige Anträge ansehen zu müssen als solche, die aus der esten e i die auf den besten Prinzipien be=-

Ueberzeugung hervorgegangen sind, 0 3 Es uben Witken und ih erde sie mit derselben Ruhe ansehen, wie die- jenigen, die völlig aus meiner Seele kommen. s mich \{hmerzlich berührt hat, is, daß man als Grund, für die Aufhebung angeführt hat: das einzige Band, was durch die Gerichtsbarkeit zwischen den Gerichtsherren und Gerichtseinge}esjenen gebildet werde, sei das der Kosten und Sporteln. Gegen solche Behauptung wird sich mein Ge-= fühl, dessen Abhärtung der geehrte Redner hiernah für seinen Stand- punkt unnöthigerweise gewünscht hak, niht abhärten, und ih wünsche sogar nicht, daß sich mein Gefühl dagegen jemals abhärten möge.

Prinz Biron von Kurland: Jch habe mich gegen einen Vorwurf zu verwahren , nämlich den des Widerspruchs, weil ih zur Rertheidigung meines Antrags geäußert habe, daß ich den Entwike- lungsgang von unten nach oben dem von oben nah unten vorziehe, Jch muß gestehen, ich kann mir keinen Entwickelungsgang von unkten rad oben denfen, wenn nicht Prinzipien vorliegen, nah denen er stattfinden soll. Diese Prinzipien müssen von der Staatsregierung flar gegeben werden. Wir können unmöglich diesen Entwickelungs= gang gehen, wenn uns niht Vorlagen gegeben werden. Diese Vor- lagen zu erhalten, war der Hauptzweck meiner Petition. Wenn übri- gens gesagt worden is, daß ih eine kreisständishe Berathung ge- wünscht hätte, so muß ih erklären, daß ih mich dann falsch ausge= drückt haben muß. Jch habe sagen wollen, daß ih eine freisstän- dische Vereinigung der Berechtigten zur Bildung fombinirter Gerichte lebhaft wünsche, und bitte ih, diese Aeußerung dahin zu berichtigen.

Graf von Dyhrn: Wenn es s{merzlich berührt hat, daß die vecuniäre Seite dieses Verhältnisses erwähnt worden ist, so muß ich bemerken, daß, wenn es sih um Reformen, ja nah dem Gange der Debatte um Aufhebung eines solchen Verhältnisses handelt, wir nicht blos die idealen Seiten, sondern auch die realen betrachten missen, so \chmerzlich sie auch Manchem sein mögen. Mich berührte ihr Her- vorheben um so weniger s{merzlich, da ih sie sehr gern vermissen werde, indem ih, zur Beruhigung des verehrten Mitgliedes aus Schlesien, welches vorhin gegen die Sportel. -Erwähnung sprach, ver= sichern kann, daß ih mit aller Energie dagegen protestiren würde, auch nur einen einzigen Tag von dem Sportel - Ueberschuß der 16 Jahre meiner Gerichtsherrlichkeit jeßt hier leben zu müssen. Jch Dabe aber müssen auf dieses reale Verhältniß eingehen, weil eben das mih oft geshmerzt hat, daß dieses reale Verhältniß hin und

wieder das Verhältniß zu den Jnsassen des Gerichts, welches in mei- nem Namen Recht spricht, gestört hat. Dies Verhältniß ist zwischen uns aber, Gott sei Dank! ein solches, daß es durch Aufhebung des

Namens des Gerichts denn eigentli weiter is es nichts gar

nicht alterirt werden wird, und wenn die Gerichts-In\assen Rath und

Hülfe brauchen, werden sie eben so gut zu mir kommen und \ich

dieselbe holen, ganz gleich, ob ih ihr Gerichtsherr heiße oder nicht.

Marschall: Jh glaube die Berathung für vollständig er=

{öpft ansehen zu können. Nach der lebten Erklärung, die der Re-

ferent gegeben hat, scheint es, daß von dem Grafen von Keyserling wohl nit auf seinem Antrage beharrt werden wird. Es hat näm-= lih der Referent erklärt, daß in dem Antrage der Abtheilung ganz dasselbe enthalten sei, daß die Abtheilung vorausseßt, es werde der Weg, der von der Staats-Regierung bisher eingeschlagen worden ift, nämlich eine gütlihe Einigung zu erwirken, auch ferner beibehalten werdenz es sei nicht die Ansicht der Abtheilung, dem entgegenzutre- ten, sondern sie halte es für zweckmäßig, Da dieses die Ansicht der Abtheilung ist, so fragt es sich, ob weiteres Gewicht auf diesen \pe- ziellen Antrag gelegt wird.

Graf von Key9serling: Ich glaube um so weniger davon zurüctreten zu dürfen, als der Herr Justiz = Minister im Namen des Gouvernements erklärt hat, daß der vorgeschlagene Zusaß als be- stimmterer Ausdruck der Ansichten der Versammlung und als bestimm: tere Bezeichnung des Antrages anzusehen sei, wie die Reorganisation der Patrimonial-Gerichte auf die angegebene Weise unausgeseßt ver= folgt und möglichst bald zur Ausführung gebraht werden sollte; und h, diese Erklärung is die Fortseßung der Verhandlung erfolgt.

Graf Bur ghaus: Jh wollte mih dem anschließen, was Graf von Kegserling ausgesprochen hat; mein früherer Antrag fällt damit zusammen, und ih halte es für wesentli, daß bestimmt ausgespro- chen wird, wie es inzwischen der Staats - Verwaltung anheimgestellt bleiben müsse, durch freiwillige Vereinigung die gewünschte Reform herbeizuführen.

Graf von Westphalen: Jh würde mich auch zur Unter- stüßung des Antrags erhoben haben, wenn ih es nicht für passender gehalten hätte, gegen den ganzen Vorschlag zu stimmen. Es scheint mir fein Bedürfniß vorzuliegen, um derartige Frage - Petitionen an die Krone zu stellenz denn nah dem, was uns seitens der Regierung gesagt worden ist, läßt sich vermuthen, daß die Reform der Patri- monial - Gerichte ungestört vor sih gehen wird auf gütlichem Wege. Es ist sehr richtig vorhin distinguirt worben, daß über das, was die rechtlichen Beziehungen und die Gesehgebung betrifft, hier gar feine Beschwerden vorzutragen sind, es sich hauptsächlih nur um die admi= nistrative Organisation handelt, und wir es daher einer späteren Zeit überlassen können, ob von der Krone eine neue Geseßgebung ausgeht; was aber die innere Organisation angeht, die mit der Geseßgebung nichts zu thun hat, \o is der Weg der gütlichen Vereinigung ange-= bahnt, es scheint mir also feine Veranlassung vorzuliegen, warum ih einer derartigen Petition irgend meine Zustimmung gewähren sollte. Weil ih vorhatte, gegen die Proposition zu stimmen, so habe ich mih dem Amendement des Grafen Kevyserling nicht ‘angeschlossen; sollte dieses aber keine Unterstüßung erlangen, so würde ih event. je- nem Zusaß beitreten.

Marschall: Es würde die Frage sein, ob der Vorschlag des Grafen Keyserling ausschließt den Antrag der Abtheilung, nämlich daß eine Vernehmung der Betheiligten in Form einer Kommission lie altet werde. Mir scheint nicht, daß das Eine das Andere aus-

ießt.

Graf von Arnim: Mir scheint niht gut mögli, durch irgend eine Petition oder einen Antrag der Stände zu hindern, daß die Re- gierung, resp. die Justiz-Verwaltung in eine Vereinbarung trete mit den de M Betheiligten, sofern diese nicht Rechte berührt, die eine geseßliche Maßregel nöthig machen. J glaube, wir brauchen dar- über Del nichts zu sagen; es versteht si von selbst, daß wenn selbst diese Petition ihren A geht nnd zur Ausführung kommt, davon unabhängig der Justiz-Minister mit einzelnen Patrimonial-Gerichts-

herren über die Modification und über eine anderweite Einrichtung des Gerichts sih einigen kann, sofern dadurh nicht Rechte der Eiu- ag berührt werden, die eine legislative Maßregel nothwendig

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Referent von Kelt\ch: Wie ih die Sache auffasse, {ließt der Vorschlag der Abtheilung keinesweges aus, daß die Privat- Unterhandlungen fortwährend fortgeseßt werden und in einzelnen Fällen möglichst zu einem Erfolge führen können. Dagegen fasse ih den Vorschlag des Grafen Keyserling so auf, daß, wenn wir diesen Zusaß machen, möglicher Weise der weitere Erfolg unserer Petition erst davon abhängig gemacht werden kann, wie die Ergebnisse der Privat= Unterhandlungen sih herausstellen werden. _

Graf von Jbenpliß: Jh gebe zu, daß Beides, was der Graf Arnim und der Referent gesagt haben, richtig is; ih glaube, daß der Antrag der Abtheilung, wie er dasteht, feinesweges das Gouvernement verhindern könnte, Privat-Unterhandlungen einzugehen z es is aber au nicht s{hädlih, sih noch etwas deutlicher anszudrücken, und ih fasse den Vorschlag des Grafen Keyserling, so wie den des Grafen Burghaus,, keinesweges so auf, daß dadurch die weiteren Schritte, die von der Abtheilung prinzipaliter beantragt werden, aus -= geseßt werden sollten. Jch wünsche daher, blos der mehreren Deutlichkeit wegen, auszusprehen, daß der Antrag der Abtheilung neben der bereits auf Befehl Sr. Majestät des Königs angeordneten gütlichen Einigung einzuschlagen sein dürfte, Es werden dann die Unterhandlungen über gütlihe Einigung neben den von der Abthei= lung beantragten Maßregeln hergehen können und Beides ganz im Einklange stehen.

Justiz-Minister Uhden: Jch glaube, daß, wenn dieser Antrag die Zustimmung der hohen Kurie erhalten sollte, Beides recht guk ueben einander gehen fann und es sogar sehr wünschenswerth er- cheint, daß eine solche Kommission vorhanden ist, welche die allge meinen Grundsäße zu einer etwa nöthig werdenden gesetzlichen Maß- regel berathet,” für den Fall nämli, daß eine freie Verständigung nicht zu Stande käme.

Prinz zu Hohenlohe: Jh würde mich dem Antrage des geehrten Mitgliedes aus Preußen um so mehr anschließen, da von den Mitgliedern der hohen Kurie sonst wohl gegen den Antrag der Abtheilung gestimmt würde; daß aber die Abtheilung dem vorge- \{chlagenen Antrag nicht entgegen war, geht aus dem Gutachten her- vor, indem Seite 3 angeführt is: „die große Mehrheit zu füh- ren“, Da nun wörtlih der Antrag, wie er in der Abtheilung ge- stellt worden is, beibehalten und nur der beantragte Zusaß hinzuge- fügt werden soll, auch die Reform auf die Weise, wie es der Herr Justiz-Minister auseinandergeseßt hat, bereits {hon bei einzelnen ins Leben trete, so würde ih mich dem Antrage anschließen und auf Abstimmung antragen. : ;

Marschall: Jch vermuthe, daß der Herr Referent derselben Ansicht ist. | | |

Referent von Kelt\ch: Ich bin nicht der Ansicht. Jch halte den Zusaß einerseits für überflüssig und glaube, daß er auf der anderen Seite dazu führen könnte, unsere Petition so zu verstehen, daß man auf dieselbe erst dann Rücksicht nehmen möge, wenn der Weg der Unterhandlungen immer fortgeseßt worden, und daß erst deren Erfolg abgewartet werden solle. Deshalb erkläre ih mich dagegen. E 1 ;

Marschall: Jh muß bemerken, daß es wünschenswerth sein wird, daß die erste Frage #o eingerihtet werde, daß sie geeignet sei, eine möglichst große Majorität zu erlangen. Würde der Vorschlag des Grafen von Keyvserling in die Frage niht mit aufgenommen, so würden viele Mitglieder sich verhindert sehen, dem Antrage der Ah-= theilung beizustimmen, während es doch ihre Absicht ift, diesem auf die zweckmäßige Reform ver Patrimonial- Gerichtsbarkeit gerichteten Haupt - Antrage der Abtheimg „beizustimmen.

Fürst Lynar: Ueber die Sache selbst sind wir Alle einig ; es handelt sih hier lediglich um die Fassung.

Referent von Keltsch: Für eine bloße Fassungssache könnte ih es nit halten; wenn aber die hohe Kurie der Ansicht is, eine möglichste Uebereinstimmung des Beschlusses, Einstimmigkeit oder we= nigstens eine große Zahl Zustimmender zu erreichen, \o halte ih mei- nen Widerspruch nicht für so erheblich, daß ih ihn fortseßen würde. Jch lasse ihn daher fallen.

Marschall: Die Frage wird demnach lauten: Tritt die Ver- sammlung dem Antrage ihrer Abtheilung mit Hinzufügung des von dem Grafen von Keyserling vorgeschlagenen Zusaßes bei? und dieje= nigen, welche dem Antrage mit Hinzufügung dieses Vorschlages nicht beitreten wollen, würden dies durch das Zeichen des Aufstehens zu erkennen geben.

(Niemand erhebt sich.)

Die Frage is einstimmig bejaht.

Die Zeit der nächsten Sißung kann noch nicht angegeben wer- denz; ich muß mir daher vorbehalten, zu derselben besonders einzula= den, und schließe die gegenwärtige Sizung.

(Schluß der Sizung 4 Uhr.)

BertGrigunde n Jn dem stenographischen Berichte über die Sitzung der Kurie der drei Stände vom 17. Mai c. (Nr, 140 der Allg. Preuß. Zeit.) muß es im Eingange heißen: der Hexr Marschall der Stände-Kurie habe den Herrn Marschall der Herren - Kurie gebeten, den Antrag des Abgeordneten König mit der Berathung wegen des Landrenten - Instituts in Verbindung zu bringen. Ferner muß S. 795, Spalte 3, Zeile 34 von unten, in der Rede des Freiherrn von Vincke, hinter den Worten : „volle Uebereinstimmung gehabt hat“

hinzugefügt werden : „allein auch die Stände mußten gefragt werden, die Stände des Rechts, die geborenen Räthe der Krone, nicht blos die Rathgeber der Krone, welche hier hinter uns \ißen.

Dann is von demselben Redner S. 796, Sp. 3, nicht der §. 16 des Geschäfts - Reglements, welcher abgedruckt worden, sondern der g. 16 der Verordnung über die Bildung des Vereinigten Landtages vom 3. Februar d, J. in Bezug genommen, welcher lautet: :

De werden in der Regel durch Stimmen - Mehrheit gefaßt. 5 / j Bitten und Beschwerden dürfen nur dann zu Unjerer Kenntuiß ebracht werden , wenn sie in beiden Versammlungen (in der Ver= Fianilicda des Herren-Standes und in der Versammlung der Ah= geordneten der Ritterschaft, der Städte und Landgemeinden ) be- rathen sind und sich in jeder derselben mindestens zwei Drittheile der Stimmen dafür ansgesprochen haben. i Wenn die gedachten beiden Versammlungen oder eine dersel ben bei Begutachtung eines Geseßes sih gegen das Gesebß oder einzelne Bestimmungen desselben mit einer geringeren, als der oben bezeichneten, Majorität erklären, #0 soll auch die Ansicht der Mi- norität zu Unserer Kenntniß gebracht werden,

Endlich sind von demselben Redner die Litt. d, bis g. des §. 26 der Geschästs-Ordnung weder angeführt, noch verlesen worden.

Berlin, am 26, Mai 1847.

Das Sekretariat des Vereinigten Landtages. Freiherr von Patow. Naumann. von Bockum-Dolffs. Kuschke.

Jn der Rede des Abgeordn. Hansemann Seite 831, dritte Spalte, fallen die hierher niht gehörigen Worte : „die Petition des Abgeordneten von Saucken (Tarputschen) geht dahin, daß allen Provinzial -Landtagen das Petitionsrecht in dem bisher ausgeübten Umfange unverkümmert gelassen werde“, ganz weg.

Uichtamtlicher

Suh ali.

Theil.

Inland. Berlin, Nachträgliches über die Säkularfeier der Elisabeth- Schule. Briefe aus Memel. (Handel.) Bromberg. (Wohl- thätigkeit; Eisenbahn; die Auswanderung läßt nach.) Breslau.

(Wirkung des Einstellens des Branntweinbrennens.) und Ben rath. (Remonte- und Pferdemarkt.) S Deutsche Bundesstaaten. Königreich Bavern. Bau der Be- freiungshalle. Königreich Württemberg. Prinz Jérome von Montfort. Gr oßherzogthum Baden. Erlaß wegen des Verkaufs von Schwarzbrod. L i : Rußland und Polen. St. Petersburg. Comtoir sür den Getraide- handel. Ernennungen, Exequatur für preußische Konsuln. (He- schenk für die Abgebrannten in Bucharest. O 5 Frankreich. Paris, Hofnachrichten. Der Cubièressche Prozeß. Das Kapitel von St, Denis. Die Petition Jerome Bonaparte 8. - Tod des ältesten Sohnes desselben. Vermischtes. - Schreiben aus Paris. (Petition in Bezug auf Fragen der öffentlichen Wohlthätigkeit ; Fonds- und Actien-Standz Rechtfertigungsschrist Parmentier's.) Großbritanien und Jrland, London, Ernennung Lord Cla rendon's zum Vice-König von ZJrland. Parlaments-Verhandlungen :

Zweite Lesung der Armengeseß-Verwaltungs-Bill, Vertagung wegen der Pfingst-Ferien. Admiral Napier nach Portugal bestimmt. Ge- neral Smith. Verbrauch von Zucker in Brennereien. Nachrichten aus Portugal. Angebliche Landung Don Miguel's. Niederlande. Amsterdam. Die Rheder und die Auswanderer, Belgien. Brüssel. Beschlüsse der Baumtwollenfabrikanten von Gent. Schweden und Norwegen. Stockholm. Vermischtes. Verbot der Getraide-Ausfuhr. S _ Kanton Basel, Unterstüßung der Bedürstigen. Stand

Schweiz. der Aerndte. ; E : 5 Ftalien. Rom. Reformen, Die Eisenbahn - Frage. Neapel. Trauer für den Erzherzog Karl von Oesterreich. Reisen des Königs. Ausgrabungen in Pompeji, Pi sa, Aufregung bei Beerdigung des

Kardinals Carmignani,

J nl 0nd.

Berlin, 25. Mai. Wir haben unlängst der Festlichkeiten gedacht, welche zu Anfang dieses Monats durch die Säkularfeier der Anstalten veranlaßt wurden, die aus der Realschule hervorgegangen sind. Wir kommen noch einmal darauf zurück, um nux zu erwähnen, daß den Schluß des Ganzen eine Feier bildete, wie ie wohl selten eine Anstalt beglückt hat. Der Königin Majestät, die allverehrte hohe Protektorin der Elisabethschule, hatte Jhre Theilnahme an dem Fest dur eine gnädige Zuschrift an den Direktor bérjetven D gethan, deren Eindruck auf \ämmtlihe Angehörige der Anstalt ic nicht beschreiben läßt. Sie lautet so: E

„Jch habe aus Jhrem Schreiben vom Zten d. M. mit aa Interesse Kenntniß genommen von der schönen Feier, welche die Elisabeth\chule, im Vereine mit den anderen unter Jhrer O ié: 006 stehenden Anstalten, am 6ten und 8ten begeht, und kann nux Nem lebhaftes Bedauern aussprechen, Mich verhindert zu sehen, dieser Feier beizuwohnen. Jn Gedanken bin Jch in diesen Tagen mik Jhnen allen, die so treu die anvertraute Jugend leiten und unter- richten, und Meine besten Wünsche begleiten Sie in den neuen Zeit - Abschnitt, der, Jch bin davon überzeugt, fröhliches und ge- segnetes Gedeihen bringen wird. Empfangen Sie und alle treuen Freunde der Anstalt bei dieser shönen Veranlassung die Zusicherung Meines herzlichen A A Potsdam, den 7. Mai 1847. E Elisabeth.“

Zugleich hatten sih Ihre Majestät gnädigst vorbehalten, den Schülerinnen der fünf oberen Klassen mit ihren Lehrern und Lehre- rinnen am 20. Mai ein Fest in Potsdam zu bereiten. Etwa 250 Personen führte in den ersten Nachmittagsstunden die Eisenbahn nach Potsdam, wo sie im Auftrage Jhrer Majestät von dem Hofgärtner Herrn Sello empfangen und geleitet wurden. Auf dem Wege nach dem Neuen Palais überraschte plöplich die freudige Kunde von dei Nähe beider Majestäten, des Königs und der Königin, welche zu Wagen den Schülerinnen gefolgt waren. Es wird für alle Anwe- sende ein unvergeßlicher Augen lick bleiben, als im Park die Maje- stäten dem Zuge der Schülerinnen begegneten und ie mit freundlichen Worten begrüßten, als die Erlaubniß, ein paar Zestgesänge vortra- gen zu dürfen, ertheilt wurde und nun die jugendlichen Stimmen zum Lobe Gottes in dem Reichthum des im Frühlings\hmuck pran- genden Waldes ertönten und die wohlwollendste Anerkennung fanden. Fn tiefster Seele erquickt, schied die hocherfreute Jugend von dent \{önen Plate, wurde darauf durch die Prachtgemächer des Neuen Palais und zu einer einfachen Bewirthung geführt und belustigte sich dann noch bis zum späten Abend an gemeinjamen frohen Spielen.

%& Memel, 19. Mai. Jm Handel zeigt sih im Allgemeinen viel Leben, und es fehlt an Schiffen, um den Aufträgen aus dem Auslande vollständig genügen zu können, Die Verschiffungin in Holzwaaren, Flachs, Leinsaat sind bedeutend, und die Sciffsfrachten stehen sehr hoch. Auf den Schiffswerften sind 7 Schiffe im Bau begriffen, und gewähren diese Bauten der arbeitenden Klasse einen ansehnlichen Verdienst.

X Bromdberg, 18. Mai. Die Wohlthätigkeit wird natürlich sehr in Anspruch genommen. Da die Kräfte der Kommunen und Privatpersonen zur Unterstüßung der vielen Nothleidenden nit aus- reichten, haben einzelne Kreise bédeutende Summen zu diesem Zwecke bewilligt.

So wurden im Kreise Wirsiß 6000 Rthlr, aufgebracht, der Kreis Bromberg hat durch Darlehen ebenfalls 3000 Rthlr. beschafft, der Kreis Mogilno 2000 Rthlr., der Kreis Czarnikau gegen 7000 Rthlr. aus seinem Kommunal - Vermögen als vom Kreise demnächst zu er- stattenden Vorshuß offerirt, und dienen diese Summen theils zum Ankaufe von Roggenmehl, Erbsen und anderen Cerealien, die an Be- dürstige vertheilt werden, theils zur Ausführung öffentlicher Arbeiten, wie dies namentlich im Kreise Czarnikau der Fall if, Außerdem sammelt im Kreise Wongrowiec die Armen- Kommission Kollekten, deren Ertrag verhältnißmäßig bedeutend is, und ist die Einrichtung getroffen, daß für die nächsten 4 Wochen jeder Hausvater entweder 5 Sgr. baar oder ein mit diesem Betrage in gleichem Werthe stehen= des Brod liefert, was Alles zur Unterstüßung der Nothleidenden ver- wendet wird. | j

Höchst wohlthätig wirken die hierselbst befindlichen Mühlen der Seehandlung, so daß schon seit Monaten ein großer Theil der Um- gegend bis nah Westpreußen hin aus diesen Mühlen ernährt wird.

Mit den Eisenbahn- Arbeiten zwischen der Drage und der Nete, im Kreise Czarnikau, is bis. jegt so weit vorgegangen, daß der Bahn-

körper von der Nebe bis zu dem bei Gr, Lubs belegenen Forsttheile des Dominiums Schloß Filehne und von dort c Î E weiter vollständig fertig ist. Auf der Strecke von Ko nige H N zigermühle sind, seitdem mit den Erdarbeiten begonnen n un atl Arbeiter beschäftigt worden. Es wird dort mit B Fus Me vorgeschritten. Eben so ist mit dem Bau der Nee) e yangee hs Margonin, Kreises Chodziesen, der Anfang gemacht, un Tl câftigem Betriebe befinden sih die Chaussee esen. hier nah Thorn, von Nakel nah Posen, von Posen na Lid L

Die n E nah Amerika hat sid in Folge der mehrseitigen, höchst ungünstigen Nachrichten o orther gelegt, Mehrere Personen, welhe bereits Puß und Sn assungs-Urkunde er- halten hatten, haben diese Dokumente mit der Bitte zurücgegeben, sie wieder in den preußischen Unterthanen - Verband aufzunehmen.

% Breslau, 22. Mai. Das Einstellen des Brantweinbren- nens erweist sich von günstigem Erfolge für den Viktualienmarkt. Es fehlt seitdem niemals an Kartoffeln, für welche sich der Preis von 2 Sgr. pro Mete festgestellt hat. Wer mehr fordert, findet selten Käufer z man läßk dergleihen Verkäufer ruhig mit ihrer Waare

wieder vom Markte abfahren.

A Benrath, 19. Mai, Der am 14ten d. zum zweiten Male seit seiner Begründung hier stattgehabte Remonte= und Pferdemarkt hat ein so günstiges Resultat geliefert, daß man für die Zukunft zu den befriedigendsten Hoffnungen berechtigt sein kann. Es wurde der Remonte - Kommission eine ziemliche Auswahl {öner und tüchtiger Pferde zur Musterung vorgeführt, von denen acht Stück sogleich angekauft und eines sogar zum Preise von 30 Louisd'or bezahlt wurde. Auch auf dem Pferdemarkt war der Verkehr äußerst lebhaft, ind es wurde mancher Kauf geschlossen. Eine Anzahl tüchtiger Ackerpferde zeigt, daß die Pferdezucht in hiesiger Gegend in den leßz- ten Jahren sich einer besonderen Pflege zu erfreuen hat, wozu unver: fennbar die bier bestehende Beschälstation des Königl. Gestüts zu

Wickrath beiträgt.

Deutsche Bundesstaaten,

Königreich Vayern. (A. Z,) Die ckurch Gärtners frühen Tod verwaiste Oberleitung des Baues der Befreiungshalle bei Kel- heim is von Sr. Majestät dem Geh. Rath von Klenze übertragen worden. Derselbe hat dieser Tage: bereits Augenschein von dem Fortschritt des Werkes genommen. Zur Zeit ist der Sodelbau ollendet, und in diesem Jahre müssen auch noch die 18 Säulen, welche in den runden Saal des Junnern zu stehen kommen, aufgerichtet werde. Diese riesigen Monolithen aus Granit, bei Hauzenberg in der Nähe von Passau gebrochen, sind 4 Fuß dick, 24 Fuß hoch und wiegen jeder 7 bis 800 Centner. Zu ihrem Transport vom Bruche aus an die Donau ist eine eigene Straße gebaut worden, so wic ein besonderer Lastwagen aus Eisen. Man fann sich von der massiven Construction desselben einen Begriff machen, wenn man hört, daß ein Vorderrad schon 12 Ctr., ein Hinterrad 16, das Ganze aber 160 bis 180 Ctr. wiegt.

Königreich Württemberg. Der Königlichen Familie ist die betrübende Nachricht zugegangen, daß der Neffe des Königs, Se. Durchlaucht der Prinz Jérôme von Montfort, am 12. Mai in Cag- stello bei Florenz gestorben ift,

Großherzogthum Baden. Das Regierungs=-Blatt vom 18. Mai enthält nachstehenden Erlaß des Ministeriums des JIunern :

„Zn Anbetracht der gegenwärtigen Theurung und in Erwä ß das Schwarzbrod als frisch atb weder der Gesundheit Gia, A, beim Verbrauch ergiebig is, wird hiermit verordnet, wie folgt: 1) Die Bäder dursen das Schwarzbrod erst nah Ablauf von vierundzivanzig Stunden nachdem es den Ofen verlassen hat, abgeben. 2) Jn B ‘ersten Woche nach Verkündung dieser Verorduung haben die Bäder täglich ein S a etitel mehr als den gewöhnlichen Bedarf zu baden, so daß Îe den Vorrath d: M sie unverkauft für den anderen Tag zurückbehalten, täglih um ein S vermehren und nach Umlauf von sieben Tagen den Vorrath eines in Tages erübrigt haben, werden, um von dort an nur noch solches Sbwin- brod, welches mehr als vierundzwanzig Stunden alt ist, zu verkaufen. 3) Wer nach Ablauf der in 2 bestimmten sieben Tage noch Schwarzbrod, d 3 nicht volle vierundzwanzig Stunden vorher gebacken ist verkauft verfällt in eine Polizeistrafe von 5 bis 25 Gulden. 4) Auch wo Genen od andere Körperschaften Schwarzbrod- auf eigene Rechnung backen lassen : n es an Unbemittelte unentgeltlich oder gegen ermäßigte Preise abzu u darf diese Abgabe nur nach Ablauf von vierundzwanzig Stunden élfolabni

Rußland und Polen.

____St, Petersburg, 20. Mai. Ju dem am 9. November v. 5. bestätigten Gutachten des Reichsraths, betreffend eine zweck- máäßigere Einrichtung sowohl der Niederlagsräume für Getraide in Sk. Petersburg als auch der Anfahrtspläße, wo dasselbe abgeladen N heißt es am Schluß , daß auf diesem fürs Abladen des Ge- raides bestimmten Anfahrtsplaße ein Comtoir errichtet und für das= selbe eine ausführliche Jnstruction entworfen werden soll. Diese Jn- struction ist nun erschienen, Es werden danach für das Comtoir aus allen Gilden der St, Petersburgischen und anderer Städte Kauf- mannschaft vier Mitglieder gewählt, von denen Einer von der exefutiven Stadtduma zum Kassirer ernannt wird. Beim Com- ton werden außerdem angestellt: ein Geschäftsführer, der zu- gleich auch Buchhalter is, zwei Schreiber und sieben yer=- abschiedete Soldaten als Comtoirdiener. Von Letzteren wer- den fünf als Boten gebraucht, um auf den Anulegepla6 geschickt zu werde, und zwei zur Bedienung im Comtoir. Das Comtoir wird in einem zu miethenden Hause in der Nähe des Getraide = Pristan eingerichtet, Dem Comtoir wird übertragen: 1) die Erhebung der durch jenes vom Kaiser bestätigte Gutachten des Reichsraths festge- seßten Abgaben für die verschiedenen Getraide - und Saamen - Arten auf deu Äbladungs - Pläßen; 2) die Auweisung der Pläbe für die ankommenden Fahrzeuge z 3) die Aufsicht über das Aus= und Beladen derselben und 4) die mündliche Schlichtung der unter den Getraide- Händlern vorfallenden Streitigkeiten. S

h Der Erzbischof von Litthauen und Wilna ist zum Mitgliede der Reichs=Synode ernannt und der Erzbischof von Charkoff auf ein Jahr hierher berufen, um in der Synode seinen Siß zu nehmen. Der Kaufmann Andreas Koch hat das Exequatur als preußi- scher Konsul in Reval und der preußische Vice-Konsul, Kaufmann Ee das Exequatur als preußischer Konsul in St. Petersburg er- \ .

Der Kaiser hat dem russishen General - Konsulat in Bucharest ane Fe von 3000 Dukaten zur Verfügung stellen lassen, um T Ae ) den AUOE daselbst mittellos Gewordenen Unterstüßung zu gewähren; zugleich sollen in allen Theilen des Reichs Subscriptionen zu Guusten derselben eröffnet werden.

Mittelst Tagesbefehls vom 13ten d. M. is der Admiral Bellings-

hausen, Befehlshaber des Hafens und Kriegs-Gouverneur der Stadt

Kronstadt, mit Belassung in“ seinen ärti i Person des Kaisers attachirt, i ici ags

861 Frankreich.

Paris, 22. Mai. Gestern hat der König in den Tuilerieen dem neuen spanischen Botschafter, General Narvaez, eine Audienz ertheilt und dessen Beglaubigungsshreiben entgegengenommen Der erste Secretair der französischen Gesandtschaft in Konstantino el Baron Ernst von Barante, ist mit Depeschen in Pari O

Der Herz D e aris angekommen.

erzog von Devonshire ist nah England zurücgereist

Der Prozeß gegen den General Cubières wird erst nah dem amtlichen Schlusse der Session, d. h. in den leßten Tagen des Mo nats Juli, beginnen. A N

Das Journal des Débats enthält folgende des Geseß-Entwurfs über das Kapitel von St. Denis:

„Dieses Kapitel, welches aus bischöflichen Domh / 3 herren zweiter Klasse besteht, is im Andre 1806 E L und unter der Restauration durch eine Königliche Verordnun ie l ride richtet worden, Der Zweck desselben is ein doppelter : erstens Ala Bischöfen oder verdienten Geistlichen einen ehrenvollen Zufluchtsort zu iddbvin E zweitens, an dem alten Begräbniß-Plaße unserer Könige einen Orden ci Priestern zu bilden, welche beauftragt sind, bei diesen Gräbern die 3b Tai sie die Gebeine der Könige nicht enthalten, doch rei sind an aCbidti@: Erinnerungen und an Majestät, zu wachen und zu beten Diese Eínrích- tung is an sih gut und zweckmäßig. Daher hat die Juli Revolution fei nen Angriff auf dieselbe gemacht, und jenes Königliche Kapitel ist seit siebz An Zahren immer im Budget erschienen. Vielleicht würde die Zull-Revolutlom 4 ut berathen gewesen sein, wenn sie dabei geblieben wäre. Im Âllgemeinen n t man nicht von ihr, monarchischer zu sein als das Kaiserthum, und Kinnmee als die Restauration, Es scheint jedoch, daß die Fuli-Revolution bireauei hielt, auch etwas für das Kapitel zu St. Denis zu ‘thun, Man hat R: zu Rom unterhandelt, Man hat von dem Papste eine Bulle erhalten os durch an die Spize desselben ein Bischof unter dem Namen ‘eines Erst- würdners (primicier) gestellt wird, und wodur das Kapitel und dessen Borstand der gewöhnlichen geistlichen Gerichtsbarkeit, tas heißt der Ge richtsbarfeit ihres Diözesan-Bischofs, entzogen werden. Nach dem Ausdruck des fanonischen Rechts wird das Privilegium, welches dem Kapitel zu St Dems durch diese Bulle ertheilt werden soll, eine Exemtion genannt. Aber Artikel 10 des organischen Geseßes über das Konkordat besagt ausdrücklich daß jedes Privilegium, welches eine Eremtion enthält, aufgehoben ist Dar- um ist ein neues Geseg nothwendig, um die Bulle in Kraft zu segen und dem Königlichen Kapitel zu St. Denis die Begünstigung zuzuwenden, welche die JZuli-Negierung für dasselbe ausgewirkt E i Bo Bischof von Langres und das Univers waren gegen ein sogenanntes „Wörterbuch der Universität“ aufgetreten, das irreligiöse und verderbliche Erklärungen religiöser Dinge ‘enthalte und angeblich von der Universität ausgegangen, empfohlen und gutgeheißen worden sei. Diese Thatsache diente als Polemik gegen die Universität, und so wurde Herr von Salvandy gufmerksam auf das Gerügte, wobei es sich denn fand, daß der Tadel ein Taschenwörterbuch betrifft, das scine 53ste Ausgabe erlebt hat, und auf dessen Titel die Gutheißung der Universität bemerkt steht. Nun stellt es sih aber heraus, daß diese Gutheißung ein Falsum i}, Denn seit 1839 ift dieselbe ent- zogen worden, weil manu wiederholte Versprechen, Abänderungen in A E eintreten zu lassen, bisher niht gehalten ‘hatte, Der 2 oniteur bemerkt nur, daß der Staatsprokurator von jener Fälschung in Kenntmß geseßt worden, und daß die Rektoren ein Umlaufschreiben erlassen haben, wonach der Gebrauch dieses Buches in den Schulen untersagt wurde.

Die Petition, welche Jérome Bonaparte den Kammern eingereicht hat, lautet folgendermaßen: :

„Dey Loo at ante Bruder des Kaisers daghingera}fflck , bis guf einen Einzigen, der sich jeßt an Frankreich wendet, Am Ende meiner Laufbahn, am Nande des Grabes erfülle ih eine heilige Pflitht, als Bürger und als

Erläuterung

zufinden, das ih über Alles theuer halte, und wenn ich keine Mittel scheue, ineine Kinder dähin zurüßzuführen und sie in den Stand zu seßen, ihn ihre Dienste zu weihen, Es is das erste Mal, seit ih das Schlachtfeld von Waterloo verlassen, daß ich mich an das Land wende, Wenn ich es ult früher gethan, so geshah das, weil ih, so lange ih Brüder hatte, nicht der einzige Nichter über mein Thun war, und auch, weil ih glaubte, daß die Zeit mir diese Genugthuung schon gewähren würde. Leider ist dem nicht so. Die Regierung hat noch ganz kürzlich gezeigt, daß sie mehr als je entshlossci i, von den Waffen Gebrauch zu machen, welche man in einem Augenblicke der Krise {it {hre Hand gegeben. Jm Jahre 1814 et- schiencn mit dem Auslande die Verbannungs-, Aechtungs - und Confis- cátlonsgesezez die Verwandten des Kaisers theilten sein Unglück und das Unglück Frankreichs; man verurtheilte uns nicht, man verfuhr gegen uns auf eine Weise, wie kein Gese eines civilisirten Landes sie kennt. Jm Jahre 1830 stand Frankreich aufz seine Revolution versprach alles Unrecht wieder gut zu machen, aber die Verbannung der Navpoleoniden wurde auf recht erhalten, Es wax, sagte man, eine vorübergehende Maßregel, welche der aufgeregte Zustand des Landes erforderte: die Regierung wollte nur eine Waffe, um sih ihrer im Nothfall und mit Schonung zu bedienen, In der That kamen mehrere Mitglieder der Familee des Kaisers nach Frankreich und verkehrten dort in aller Freiheit, Damals indeß lebte der König von Nom noch, der Sohn des Kaisers und es hätten deshalb Staatsrücfsichten mit einem Schein von Recht vorgeschüßt werden fönnen, Jett, nach einer siebzehnjährigen Negierung inmitten der tiefsten Ruhe, be hält man jene Maßregeln der Strenge nicht allein bei, man verschärft sie noch, denn die Regierung hat so eben meinem jüngsten Sohne die Erlaub- niß verweigert, zur Regulirung einer Angelegenheit, welche ausschließlich Privat-Angelegenheiten berührt, einige Tage in Paris zu verweilen. Nichts fann eine solche abschlägige Antwort rechtfertigen, denn ich erfläre hier in der feierlichsten Weise und auf meine Ehre, daß nie und zu keiner Zeit, direkt oder indirekt, ih oder meine Kinder uns in die politischen Partetungen Frankreichs gemischt haben. Mein jüngster Sohn is 10 Jahre nach det Érlassung des Gesehes geboren, welches ihn verbannt, Jch verlange nur, tem Geseh unterworfen zu sein, welches für jeden Anderen gilt, und in den Genuß meiner Nechte als französischer Bürger wieder eingeseßt zu werden: ich bin bereit, alle Pflichten eines solchen zu erfüllen, Bon dem Augenblicke an, wo ich durch dieses Gesuch mich den allgemeinen Gefeßen unterworfen, kann man sich vernünstigerweise weder auf eine exceptionelle Lage, noch auf eine politische Gefahr berufen; man könnte sich nur auf offenbare Ungerechtigkeit stüßen oder auf ein Gefühl blinder und unglaub- licher Furcht, Die Antecedentien der Kammer in diejer Frage sind mir günstigz sie hat sich zu wiederholten Malen geneigt erwiesen, die Verbannung der Verwandten des Kaisers aufzuheben. Namenilich in Jahre 1845 wurden einige Petitionen, welche auf unfere Rückkehr nach Frankreich an- trugen, nach einem günstigen Bericht einstimmig an die Minister verwie)en, und die in der Sißung anwesenden Mitglieder des gegenwärtigen Kabinets wandten nichts dagegen ein. Was ih verlange, ist gerechtz ich wende mich an alle Meinungen ohne Unterschied: auf dem unverleßzbaren Gebiete des gemeinen Rechts und der Billigkeit kann es in den französischen Kam- mern keine Parteien geben. Ohne Zweifel is zur Zurücknahme des Ge- seßes, welches mich verbannt, der Einklang der drei Gewalten nothwendig, aber ich zweifle nicht, daß eine günstige Entscheidung der Kammer die Zu-

unserem gestrigen Blatt) publiziren la ;

bruar datirt und enthält dasselbe, M o ist vom 7. Fe-

schon M EN worden. licher, was darüber

ie Union berichtet, daß bei dem

ein ín den Tuilerien angestellter hoher Sffizior (uen von Chantilly

napoleonischen Generals gleichen Namens und Besiber si Sohn des

lihen Vermögens) wegen unerlaubter Manöver bei S ansehn= Landsknecht gezwungen worden sei, sogleich seine Entlassung Partie ben und si {leunig nah Amerika einzuschiffen. Der Nati ee sagt, der Herzog von Aumale habe zu diesem Offizier ganz dan bg: sagt : „Mein Herr, rechtfertigen Sie sich, oder machen Sie sich E dem Staube!“ worauf der Schuldige das Leßtere vorgezogen habe

Ein neues Drama von Felix Pyat, Verfasser des „Diogenes“ unter dem Titel: „Der Lumpensammler von Paris““, macht in diesem Augenblicke im Theater der Porte St. Martin großes Aufsehen Friedri Lemaitre spielt die Hauptrolle. i __ Die Gazette des Tribunaux berichtet folgendes Nähere über die leßten Verhaftungen : | 2 H _ „Die Justiz ist mit der Anschuldigung wegen eines Komplottes be- schäftigt, in welches zwöls\ Jndividuen verwickelt sind, von welchen mehrere bereits in politischen Prozessen figurirten Nach weiteren Benachrichtigun- gen, die uns zugekommen, hätte die Polizei in folgender Weise die Spur dieser ernsten Sache aufgefunden. Vor einigen Tagen bemerkten Agenten welche an der Barriere von La Chapelle postirt waren, drei Jndividuen oon verdächtigem Aussehen, welche in die Stadt einzutreten im Begriffe standen und von denen Einer Gegenstände, die er vor spähenden Blicken verbergen wollte, bei sich zu haben schien. Sie forderten diese Individuen auf, ihnen in das Wachthaus zu folgen und sich da durchsuchen zu lassen; die Indi- viduen weigerten sich, dieser Aufforderung Folge zu leistenz man bestand aber darauf, worauf sie zu entwischen suchten; und als man sich nun ihrer Per- sonen versichern wollte, seßten sie den Agenten einen lebhaften Widerstand ent- gegen, es bildete sich eine Zusammenrottung, das Militair eilte herbei, und jene drei Leute wurden auf die Wache gebraht. Ueber ihre Ñamen befragt weigerten sie sich, dieselben anzugeben. Sie wurden nun durchsucht. Vei cinem von ihnen fand man, außer verschiedenen Gegenständen ‘und Papie- ren, die ihn zu kompromittiren geeignet waren, eine Art Bombe, von der (Sröße einer Kanonenkugel, die mit Pulver gefüllt war, und deren Bestim- mung anzugeben er sich weigerte. Es wurden sodann diese Individuen auf die Polizei-Präfektur gebracht und eine Untersuchung eingeleitet. Bald stellte es sich, in Folge von Haussuchungen, heraus, daß sie alle drei zu einer geheimen Gesellschaft gehörten, deren Umtreibe seit einiger Zeit Gegenstand einer eifrigen Ueberwachung waren. Es wurden Haftmandate gegen neun andere Jndividuen erlassen, gegen welche sich Judizien der ernstesten Art erhoben. Es wurden dieselben gleichzeitig auf verschiedenen Punkten der Hauptstadt verhaftet. Jn den Wohnungen der meisten von ihnen fand man ebenfalls verschiedene Gegenstände, welche in Beschlag genommen wurden Schriften und Briefe, dur welche die Projekte einer Association enthülli wurden, deren Hauptmitglieder sich nun in den Händen der Justiz befinden.“

Nach der Gazette de Languedoc haben dieser Tage in Toulouse mehrere Haussuchungen stattgefunden, und in der Naht vom 11. Mai sind 60 dort seit einiger Zeit verweilende Spanier verhaftet worden.

Das in Veracruz troß der Blokade im Februar eingelaufene französische Schiff „Jeune Nelly““ von Havre, welches keinem ameri- fanishen Kriegsschiffe begegnet war, von dem ihm die Blokade signa- lisirt worden wäre, lief am 20. März von Veracruz mit Passagieren

Vater, wenn ih Alles thue, was von mir abhängt, ein Vaterland wieder-

nach Havre wieder aus, wurde aber jeyt von den Amerikanern ge- nommen und sollte nah Sacrificios gebraht werden. Ein Damps- \chi} und eine Goelette esfortirten es dahin, geriethen aber mit ihm bei Nebel und Sturm auf Rie. Das französishe Schifse ging total verloren, und die Menschen am Bord retteten sich zuerst auf die Goelette und wurden am folgenden Tage von dem amerikanischen Dampfschiffe „Mississippi“ nah der französischen Brigg „Mercure““ gebracht, deren Kommandant Protest gegen das ganze Verfahren einlegte.

Der Marquis von Normanby und Graf Appony, die Bot- schafter Englands und Oejterreihs, hatten gestern lange Unterre= dungen mit Herrn Guizot.

Die Petition Jereme Bonaparte’s, worin derselbe um Aufhe- bung des Geseßes nahsuht, welches die Mitglieder seiner Familie aus Frankrei verbannt, is vom Fürsten von der Moëkwa auch der Pairs - Kammer vorgelegt worden.

Der Kriegs - Minister, General Trezel, hat gestern in der Deputirten - Kommission, welhe die außerordentlihe Kredite für Algier zu begutachten beauftragt ist, die Versicherung gegeben, daß die Bugeaudsche Expedition nach Kabylien keine Vermehrung der Armee in Afrika verursachen, und daß der Effektivbestand der leßteren in diesem Jahre niht über 94,000 Mann erhöht werden solle.

Die Nachricht, daß Herr Vernes, Vice-Gouverneur der Bank von Frankreih, {hon von St. Petersburg wieder zurüdck sei, war ungegründet. Nah Briefen von dort, war derselbe erst am Sten

daselbst angekommen.

Paris, 22. Mai. Jn der heutigen Sitzung der Depu= tirtcn-Kammer wurden Berichte über Petitionen erstattet, Vi= comte von Melun zu Paris überreicht der Kammer eine Denkschrift über einige Fragen der öffentlichen Wohlthätigkeit. Die Petition umfaßt mehrere Fragen, nämlich : die Arbeit der Kinder in den Fa= briken, die Abschaffung des Bettelns, die Aufhebung der Findelhäuser und der Leihhäuser. Die Kammer beschließt nun die Verweisung der Petition an den Minister des Innern. Der Minister der aus wärtigen Angelegenheiten verlangt das Wort und liest die Auseinandersebung der Motive zu einem Gesebentwurf, der die Ge= richtsbarkeit regelt, welcher die Sklaven in den Kolonieen unterwor= fen sein sollen, Dieses Gese ist eine Modification des Gesebes vom 18. Juli 1845 in Betreff der Zusammenseßung der Assisenhöfe. Es regelt die Abstimmung und ändert die Ziffer der Majorität für das Verdikt. „Dieses Geseß““, bemerkt Herr Guizot, „hat zum Hauptzweck, den Skandalen ein Ende zu machen, die seit längerer Zeit schon allgemeines Aergerniß erregt haben.“ (Großer Beifall.) Die Schwankungen der Course der meisten Eisenbahn-Actien waren in der ¿banlautan Woche sehr stark, aber die allgemeine Lage des Platzes wirkte so mächtig, daß das Fallen derselben doch aber= mals die Oberhand behielt, Die Nachrichten aus London beurkunden, daß man noch immer Besorgnisse hegte wegen der 9 Millionen Pfund Sterling in Schabbillets, deren Verfallzeit gestern eintrat. Die engli- che Regierung hatte bekanntlih Maßregeln genommen, um einen Theil wenigstens der Jnhaber dieser Schabbillets zu bestimmen, sie beim Verfall erneuern zu lassen, statt die Heimzahlung anzunehmen. Der Zinsfuß i erhöht worden, was aber nicht zu verhindern ver=

stimmung der vollziehenden Gewalt zur Folge hat. Als Bürger, Soldat und König, als Geächteter und Verbannter, war ich- immer bereit, alle Opfer zu bringen, nur nicht der Liebe zum Vaterlande zu entsagen. Wollen Sie es mir verwehren, in Frankreich zu sterben, inmitten meiner Mitbürger, meiner alten Waffengefährten? Wollen Sie mir den Trost versagen, meine Söhne im Dienste ihres Vaterlandes zu sehen? Soll denn mix nie Ge- rechtigkeit widerfahren, aus dem einzigen Grunde , weil ih der Bruder des Kaisers bin? Jch bitte die Deputiritnkammies, in meinem und meiner Kinder

Namen, dur die Erwägung meines Gesuchs die Aufhebung des Geseyes

einzuleiten, welches uns verbannt. Florenz, den 18. April 1847. Jérome.“

Der älteste Sohn Jérome Bonaparte's is in seinem Zsten

Jahre in Florenz gestorben.

Die As hat nun au den Bericht des Contre-Admiral Ünterwerfung der Königin Pomareh (\, Paris in

Bruat über die

mochte, daß die Schaßbillets unter Pari herabsanken bis auf Course, die man j dem Jahre 1815 nicht mehr gesehen hatte. Die engli- he Bank selbst is ins Mittel getreten, um zu verhindern, daß die Regierung nicht in die Nothwendigkeit der Rückzahlung jener 9 Mil- lionen Pfund Sterling verseßt werde. Schon seit vierzehn Tagen t sie angekündigt, daß sie bis Ende Juni Darlehne gewähren werde auf Hin= terlegung von Schabillets, die im Mai verfallen, und sie \hidckt sich an, bis zu dieser Epoche die so empfangenen Schaßbillets erneuern zu lassen. Trotz dieser Maßregeln \{heint man zu London zu glauben, der Schaßkanzler werde sich gezwungen sehen, den größten Theil der {hwebenden Schuld in E ene Schuld verwandeln zu lassen, un pie Uinstand be= sonders stand der Wiedererhebung der Consols im Wege und ver- anlaßte ein neues Sinken der Course derselben, obgleich die finanzielle