1847 / 149 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

stand hauptsächlih von dem Absaße der Kolonialwaaren in den Zoll- vereins-Staaten abhängt. Wenn ein kleiner Staat, der nicht mehr als ’- der Bevölkerung des Zollvereins hat, sih so viel erlauben darf, was haben wir dann von größeren Staaten zu erwarten? Dies sind die Rüffichten, die mich veranlaßt haben, mich für den Antrag auszusprechen. : t

Abgeordn. Merkens: Meine Herren! Jh habe nicht erwarte? fönnen, daß bei Gelegenheit des Ausdruckes des Wyisches: La Handelsministeriums in die Sache tiefer eingegangen WELSEN ; WOLTY daher habe ih mich nicht auf die vorgetragene aggr Brb ds bereitet. Nur eins will ih bemerken. Die Petitionen, de S7 sprechen davon, ein Handelsministerium zu bilden, und "Aer E zugeben, daß auh der Ackerbau hinzugejeßt w&E eder der und Handel sind Geschwister; der Ackerbau 1 E Faoz abzutrennen Handel der jüngere. Die Industrie aber bitte L ¿ben so gut deun wenn diese hinzugeseßt werden sollte, V d Friedens-Mini- darauf angetragen werden, daß wir em B Zudustrie feindlich sterium errichteten, Bekanntlich steben Hat E gegen einander; (O! der Handel will Freibelt, wil prag ena Bs Jndustrie aber will

7 e Einschrà 14, V 40 9 Theurung, will Ginshran es e Mißfallens.) tet beide Arme aus und sagt: fommt her zu mir,

Alle, die ihr mühselig und beladen seid, die Zndustrie aber wehrt ab, Jch bitte also jedenfalls, wenn von einem solchen Ministerium die Rede ist, daß darin ja nicht Handel und Judustrie, diese beiden ent- gegengesebtet Wesen, unter eine Firma gebracht werden. Wenn ein Handelsministerium befürwortet wird, daun is es möglich, daß die Ritter der Jndustrie au ein Jnudustrie-Ministerium fordern,

(Heiterkeit. Einige Stimmen: J!)

aber man soll sich enthalten, Beide mit einauder zu vermischen. Jch hoffe, es wird sih noch Gelegenheit finden, bei einem anderen Vor- trage näher in die Sache einzugehenz ih bitte aber vorläufig, gegen ein Vertheurungs-Ministerium uns zu bewahren.

(Zeichen des Mißfallens; einige Stimmen: Bravo, sehr gut !)

Abgeordn. Diergardt: Meine Herren, ih bitte für einen Augenbli ums Wort.

“Marschall: Das Wort kann nur ich Jhnen geben! Wenn Sie eine persönliche Bemerkung zu machen haben, so gebe ich Jhnen dasselbe.

Abgeordn. Dierg ardt: Meine Herren, diese Aeußerung vo den Jndustrie-Rittern is auf mich gemünzt.

(Heiterkeit. )

Jch glaube, meine Herren, daß Sie es nicht als eine Anmaßung ansehen werden, wenn ih über diesen Punkt einige Aufklärungen gebe. Bei dem vorleßten rheinischen Landtage wurden von einem Mitgliede der rheinishen Ritterschaft dieselben Worte gebraucht, und die Ver- sammlung erwartete, daß ih mich darüber äußern möge. Jch habe, meine Herren, diesem Kollegen darauf erwiedert, daß ih die Sache niht in dem französischen Sinn nehmen wollte, denn Sie wissen, zwischen Ritter der Judustrie und Jndustrie - Ritter i ein großer

der Handel brei

Sade weiter ote |

Unterschied z

(Gelächter.) ih habe nämlich von jenen gesagt, daß ih sie in dem guten deut- hen Sinne meine, und habe zugleich gesagt, daß ih mich noh er- innerte, in einer französischen Deputirten-Versammlung gehört zu ha- ben, daß ein Redner die Behauptung aufstellte: Pagriculture est la plus grande manufacture. Jch werde auch so frei sein, darauf zu- rücfzukommen. Was aber das Wort Jundustrie - Ritter betrifft, so glaube ich, daß niht der Stand den Mann ehrt, sondern der Mann den Stand ehren muß, und daß es gleichviel ist, in welhem Stande man wirkt, wenn man nur das eine große Ziel verfolgt, das Wohl des Vaterlandes.

(Bravo.)

Um darauf zurückzukommen, was den Zusammenhang der Jndu- strie und des Ackerbaues betrifft, so erlaube ih mir nur eine Bemer= fung. Ich bin bei beiden betheiligt, ih bin sowohl Gutsbesißer als auch Judustrielle. Jch wünschte meinen verehrten Kollegen, den Herren Gutsbesißern der älteren Provinzen, von ganzem Herzen, daß die Zeit nicht fern sein möge, wo sie auch theilweise Jndustrielle werden,

(Zeichen des Mißfallens von einigen Seiten.)

T bin weit entfernt, die Schattenseiten der Jndustrie zu ver- feunen, sie hat ihre Schattenseiten, wie jede menschliche Einrichtung aber ich wünsche für Sie alle, die Sie aus den östlichen Provinzen sind, daß Sie einen Theil Jhrer Bevölkerung für die Judustrie ge- winnen mögen, Sie werden dann ganz andere Zustände bekommen, als sie jeßt sind, und nah 25 Jahren an die Worte sich erinnern, die heute hier gesprochen worden sind.

(Bravo.)

Abgeordn. Schau ß: Jh würde diese Stelle gar nicht betreten haben, vermißte ih in dem Gutachten nicht die Berührung des cinen Theils des von mir persönlich gestellten Antrages. Des Weiteren halte ih es sonst für überflüssig nah der außerordentli erschöpfen- den, mit besonderem Danke anzuerkennenden Darlegung der Abtheilung in welcher uns die Nothwendigkeit eines Handels-Ministeriums vorgeführt wird, wie man sie nur irgend Jemanden vorführen kann, etwas hinzuzu=- sugen. Was mich selbst betrifft, so habe ih die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit, daß die allerwiehtigsten Juteressen der Staats- Wohlfahrt auch ihre selbstständige Central - Verwaltung abgesondert besißen müssen, lauge zuvor \{chon in mir getragen. Würde das nicht der ‘Fall gewesen sein, so würden die Vorgänge in den lebten Tagen an diesem Orte hier mir diese Ueberzeugung gewiß im voll-' sten Maaße haben geben müssen. Wie es mir aber ergangen ist, R es auch der hohen Versammlung in der Mehrheit ihrer verehr=

en Mitglieder wahrscheinlich ergangen sein, und ih zweifle also keines- S die verschiedenen Petitionen, die ein Handels-Ministerium Anklang find mithin auch das Gutachten der Abtheilung, allgemeinen soldes Mies R und Se. Majestät gebeten werden wird, ein mi WabA be igsstt uns zu gewähren. Wenn ich aber dessenungeachtet pr fas i ‘egeben habe, jo ist es, wie vorangeführt, hauptsächlich ee da Petiti Frage an den Ce Herrn Referenten in Bezug auf ten Hand D ie: Ich habe nämlich neben dem abgesonder- von H e K inisterium auch den Antrag formulirt auf Errichtung s Abth E ammern, Ueber diesen leßteren Antrag finde ich in die Abtheil Bg Bulachte nichts gesagt. Jch weiß nun nicht, hält barguf urid ergleichen Kammern für unnöthig, oder aber will sie G ommen bei Gelegenheit einer etwaigen anderen dem

x eibe Ante vorliegenden Berathung. Darüber wünschte ih

zu erhalten und will mir diese hiermit erbeten haben tevissen: Jch erlaube mi L eller d ; ube mir, dem verehrten Antrag-= Kainaiee, vos ati zu gebeu, daß das Referat über fis Handels nur summarís der Sha ist, und daß in dem vorliegenden Referate sterium bezüglichen Jales der eingereichten, auf das Handels-Mini- vorausschicken, daß in Va R ührt ist; ih darf aber jeyt {on lung eben o sehr, wie in Bezug e Handels-Kammern die Abthei=

den Wünschen des Antragstellers e iener wee mit

Abgeordn, Sch a uß: Dann vanke ih für die Auskunft, und

ih habe nur den einen. Wunsch hinzuzufügen, daß in Betreff des Mi- nisteriums für Handel und Gewerbe ret bald zur Abstimmung geschrit= ten werden möge, weil, wie ih glauben darf, vorausseben zu können, das Resultat der Abstimmung zweifellos ein für die Petenten nur erfreuliches sein wird.

Abgeordn. Milde: Wenn die hohe Versammlung schon jeßt gemeint ift,

E (Zeichen von Ungeduld.)

zur Abstimmung zu schreiten nah dem vortrefflih gearbeiteten Refe- rate, welches uns vorliegt, so will ih meinerseits gern auf das Wort verzichten, Jh bin einer der Einbringer einer der vorliegenden Pe-

| titionen gewesen, und das Referat is ausgezeichnet, ershöpfend und

überzeugend gearbeitet, Jch werde also, wenn die hohe Versamm- lung zur Abstimmung vorjchreiten will, auf das Wort verzichten; sollte aber die Debatte fortgeführt werden, dann würde ich natürlich nicht auf das Wort verzichten können. __ Eine Stimme: Vor der Abstimmung möchte ih mir noch eine Bemerkung erlauben. ___ Marschall: Es sind noch mehrere Redner eingeschrieben, und ich glaube, darunter sind auch solche, die gegen die Sache sprechen wollen; es würde wichtig sein, auch diese zu hörenz also werde ich einige derselben noch aufrufen, Dann mag die Versammlung weiter bestimmen. L Abgeordn. Milde: Dann muß ich natürlich das Wort behal- ten. Meine Herren! Nahdem ih mich also überheben kaun, den Antrag, den ich gestellt habe, aus der Sache selbst zu unterstüßen, d. h, selbst auf die Sache einzugehen, weil in dem Referate Alles gesagt, alle Argumente herbeigebracht sind, deren ih mich hier be- dienen fönnte, so muß ih mih dohch zunächst zu dem hinwenden, was ein verehrter Ver.reter von Köln, der hier vor kurzer Zeit gestanden hat, in einer Art und Weise vorgebracht hat, die bei einem großen Theile der hohen Versammlung vielleicht des Humors wegen einigen Eingang gefunden haben kann, aber zur Sache selbst in keiner Art und Weise irgend etwas beigebracht hat. Der geehrte Redner hat sich in Phrasen ergangen, die antiquirt sind, wie das Merkantil- System, mit einer Theorie, die die Wissenschaft längst auf die Seite geworfen hat,

(Bravo !) I h weil kein Mensh mehr sagen kann oder sagen wird: der Handel will nur dort kaufen, wo er am wohlfeilsten kauft. Wenn man so etwas vor 50, 60 oder 70 Jahren, als die national-ökonomische Wissen)chaft noch in den Windeln lag, den Leuten zu Markte trug, konnte es aller- dings leichtgläubige Leute geben, die auf dergleichen Theorieen ein- gingen. Diese Zeiten sind Gottlob! vorüber. Wir haben ein natio= nales System der Handels-Politik kennen gelernt, und die Noth treibt uns, es in Anwendung zu bringen. Wir sind zu der Ueberzeugung gekommen, daß der Handel, wenn er überhaupt etwas Tüchtiges sein soll, die Arbeitskräfte des Volkes befrnhten muß, daß ein bloßes Handeln, welches in der einen Hand kauft und in der anderen ver- fauft, dem National-Wohlstande nun und nimmermehr etwas hinzu- trägt, sondern höchstens die Faktoren verändert, die in den Händen der Einzelnen sind. Der wahre wichtige Handel, der unser National- Vermögen vermehrt, i} derjenige Handel, der unsere Arbeitskräfte beschäftigt, und mit dem Handel die Arbeitskräfte des Volkes am besten zu beschäftigen, das is der Handel, der produktiv für uns ist, Ein solcher Handel wird nimmermehr sagen, daß man da, wo man am wohlfeilsten kauft, am besten ankommt; er wird sagen, wo man am günstigsten, unter den günstigsten Bedingungen kauft, da kaust man am besten. Was nüht. mir, wenn ih eine Waare noch so wohl- feil erfaufen fann, und ih habe das Geld uicht, um-sie zu bezahlen, was nüßt mir wohlfeil kaufen zu können, wenn dem die Mittel dazu fehlen, der mir dieselbe abfaufen soll. Jh habe nur mit diesen vielleicht einer späteren Debatte vorgreisenden Worten darauf hindeuten wollen, daß man in der heutigen Zeit Han- del, Gewerbe und Jnduastrie nimmermehr aus einander reißen fann. Handel und Gewerbe, Gewerbe und Jundustrie sind so innig verwachsen in der heutigen Zeit, daß man si unmöglich eine Staatsverwaltung, eine Behörde denken fönnte, in der niht für alle diese drei Potenzen ein Ausdruck gefunden wäre. Jch habe des- halb namentlich wollen das Wort ergreifen, um von dieser Stelle aus darauf hinzuweisen, wie ungemein wichtig es is, ein Handels» Ministerium zu haben für die Juteressen, die in der heutigen Zeit uns Alle, die die materielle Wohlfahrt -des Volkes berühren. Wir haben in Preußen ein Handels- Ministerium in jener Zeit gehabt, als das Geseß vom 26. Mai 1818 emanirt wurde, und ich provozire auf alle die, dic in jener Zeit sich mit den industriellen Fragen oder mit Industrie, Hand:l und Gewerben beschäftigt haben, ih provozire auf alle die, welche sich jener Zeit erinnern, ob nicht da ein lebendigeres Interesse seitens der höchsten Staatsbehörden - für die Befruchtung, für die Aufrechthaltung und Beförderung jener Bedürfnisse vorhan- den gewesen ist, als wir es nach dem Jahre 1825 gesehen haben, Und es war dies auch ganz natürlich. Ein Ministerium, welches auf- gelöst, in verschiedene Theile zerlegt wird und von dem der wich- tigste Theil, der Handel, gerade dem Ministerium beigelegt wird, welches, wie das Referat richtig bemerkt, ausschließlich aus dem rein finanziellen Gesichtspunkte die Administration zu betrachten hat, scheint mir ein großer Uebelstand, wenn nicht Mißgrisf. Der Handel, die Gewerbe und die Judustrie müssen oft in ihren Vertretern, dem Mi- nisterium der auswärtigen Angelegenheiten und dem der Finanzen, im Rathe der Krone entgegen seinz denn allein in der âllseitigen Erör- terung der verschiedenen Fragen, die sih dort darbieten, scheint mir, müssen auch alle einzeluen Juteressen ihre eigenen Anwalte haben. Wie aber, wenn der Finanz-Minister als Handels-Minister sich selbst entgegentreten soll? Wie ein verehrter Redner vor mir {hon darauf hingewiesen hat, daß der Unterricht, der Krieg, die Justiz, jede der großen Fractionen oder Theile des Volfslebens seinen Ausdru in einem selbstständigen Ministerium besißen, so muß dies auch der Han- del haben, der in der heutigen Zeit mit seinem großen umfassenden Einflusse unbedingt mehr wie jeder andere Faktor im Nationalleben dazu qualifizirt ist, Jh bin überzeugt, und wenigstens im Volke ift diese Ueberzeugung, daß, hätten wir ein Handels-Ministerium gehabt, die Angelegenheit mit Krakau, die ih vor einigen Tagen hier berührt habe, nun und nimmermehr Plaß gegriffen haben würde, denn es würden im Rathe der Krone der Vertreter des Handels und der Ge- werbe auf diese Juteressen hingewiesen und. den Weg angedeutet ha- ben, um die Nachtheile zu vermciden, die ih damals hervorgehoben

habe. (Bravo) E E

Jch trage darauf au: daß diese Petition bei Sr. Majestät dem Könige auf das dringendste befürwortet werde.

(Bravo!)

Abgeordn. Merkens: Der verehrte Abgeordnete von, Breslau hat mi als einen Anhänger des Merkantil-Systems Ausg rndee Uy bitte, die Versicherung hinzunehmen, daß ih genau das E V und nicht weiß, aus welcher meiner Aeußerungen Er e V n n f un können. Die folgenden Sihungen werden dies übrigens bewei= en und näher darthun. S

Ab vaide; Milde: Jh begebe mih momentan des Wortes, werde aber zur Zeit nicht verfehlen, meinen Mann zu stehen.

Abgeordn; Biiesen ann: Es ist von einem der beiden Herren

Abgeordneten von Köln behauptet worden, Handel und Jndustrie ständen sich find entgegen. Jch gehe nicht E eine lange Erör= terung hierüber ein, sondern will den behaupteten Saß nur dur eine einzige Thatsache widerlegen. Ju Hamburg is eine Kommission zu- sammengetreten, bestehend aus den angesehensten Kaufleuten; Hamburg is , wie bekannt, nicht eine Judustrie-, sondern eine Han= delsstadt, diese Kommission hat über die Juteressen Hamburgs in Beziehung zum Zollverein Bericht erstattet. Sie hat bei dieser Ver= anlassung gerade hervorgehoben, wie nahe Handel und Jndustrie sich verwandt sind, wie der Handel, namentlih Hamburgs, ohne eine kräftige Judustrie Deutschlands nicht groß werden könne, Man kann verschiedener Ansicht über die Mittel sein, die Jndustrie zu heben, aber über die enge Verbindung von Handel und Judustrie ist, o viel ih weiß, heutiges Tages kein Zweifel mehr. :

Von dem Referenten is \chon -hervorgehoben worden, daß im Organismus unserer Staats - Verwaltung gewisse Fehler bestehen, in Folge deren eine gehörige Vertretung der wichtigsten Juteres)jen nicht stattfiudet. Meine Ueberzeugung is nur, daß, wenn auch diejen Mängeln nicht vollkommen durch Bildung eines Ministeriums für Handel, Ackerbau und Gewerbe abgeholfen wird, doch ein wesentlicher Schritt zur Abhülfe dadur geschehen wird. Es läßt sich nit 2e1-= kennen, meine Herren, daß diese großen Juteressen des Steele Interessen, auf welchen die ganze materielle Wohlfahrt desselben beruht, nicht immer die gewünschte Vertretung gefunden haben. Jch meies- theils finde dies vorzüglich darin, daß diese Juteressen von verschie= denen Ministerien als Neben-Attribute derselben vertreten worden sind, Zum Belege dessen, was ich so eben gesagt habe, werde ich Ihnen einige Erfahrungen anführen und Sie auf verschiedene Verhältnisse aufmerksam machen, die anders sich gestaltet haben würden, wenn ein solhes Ministerium bestanden hätte, Jn einer unserer früheren Sißungen hat der Minister des Junern uns bemerklih gemacht, daß der Mangel an Lebensmitteln, an Getraide früher nicht hätte gehö= rig vorgesehen werden können, es sei erst in der leßten Zeit dieses ganz klar geworden. Nun glaube ih, daß, wenn ein solches Mini= sterium, wie dasjenige, wovon heute die Rede is, bestanden hätte, ein Nichtwissen , wie wir es gehört haben, nicht stattgefunden haben würde.

(Oh! Oh! i

Denn bereits im vorigen Jahre hat das Landes -Oekonomie= Kollegium vollständige Nachrichten von verschiedenen landwirthschaft- lichen Gesellschaften eingezogen, und das Resultat dieser Mittheilun= gen bestand darin, daß wirklih ein erheblicher Ausfall stattfinde. Das Nähere is in den gedruckten Berichten dieses Kollegiums zu lesen. Nun is meine Meinung, daß, wenn ein eigenes Ministerium für diese Gegenstände vorhanden gewesen wäre, eine solche Mitthei- lung einen viel größeren Effekt hervorgebracht haben würde. Bereits im Referat is angeführt worden, daß die mit dem Auslande abge=- \chlosseuen Handels- und Schifffarths-Verträge nach dem allgemeinen Urtheil der Gewerbtreibenden Niemand genügt haben, Auch diejes würde bei dem Bestehen eines solchen Ministeriums sich anders gestaltet haben. Das Cisenbahnwesen ist in unserem Staate den Privatgesell) chaften, selbst auf den Hauptlinien, hingegeben. Wenn ein Ministerium für Ackerbau, Handel und Gewerbe bestan en hätte, so is es nux sehr wahrscheinlich, daß die wichtigen Gründe, welche in Oesterreich, Bayern, Hannover, Braunschweig und in anderen Staaten den Eisenbahnbau für Rechnung des Staates bewirkt haben, auch bei uns Anerkennung gesunden haben würden. Das Allgemeine würde sih gewiß r besser befunden haben, als bei dem Bau durch Gesellschaften. Eine andere Erfahrung haben wir noch kürzlich gehabt. Gegen die An= sicht des Handels-Amtes, selbst gegen die Ansicht des damaligen Finanz =- Ministers, is eine Bank = Einrichtung getrosfen worden, nach welcher der Staat mit Privatleuten sich assozürt hak. Ver große Nachtheil von dieser Einrichtung besteht darin, daß, sobald Krieg ausbricht oder Krieg nur besorgt wird, diese Bank, weil der Staat daran betheiligt is, keinen Kredit haben wird, daß alle Bankzettel zurückströmen gleih den Kassen-Anweisungen und dadurch der Staat großer Gefahr ausgeseßt wird. Ein Ministerium, welches die gro= ßen Interessen der materiellen Wohlfahrt der Nation allein zu ver= treten gehabt hätte, würde höchst wahrscheinlich so wichtige Gründe gegen eine solche Maßregel geltend gemacht haben, daß sie nicht zur Ausführung gekommen wäre. Meine Herren! Blicken Sie auf un- sere óstlihsten Provinzen, auf Ost =- und Westpreußen und Posen, |o läßt sich nicht verkennen, daß dort für die Communications - Mittel, die diesem Lande so schr noththun, nicht das Genügende geschehen ist. Ein Ministerium, dessen Aufgabe es allein gewesen wäre, für derartige und andere, den National-Wohlstand befördernde Mittel zu wirken, würde höchst wahrscheinlich so dringliche Vorstellungen hon längst gemacht haben, daß jener Mangel an Commu= nícations - Mitteln niht mehr vorhanden wäre, Nun mache ich Sie, meine Herren, noch auf ein paar Verhältnisse größerer Art auf= merksam, Unter den Communications-Mitteln gerade in flachen Ge= genden, wie sie in einem großen Theile unserer Monarchie sich be- finden, nehmen die Kanäle einen wichtigen Theil ein. Sehen Sie auf England, Belgien, Frankreich, dort bestehen Kauäle von einem Ende des Landes bis zu dem anderen, Bei uns ist für Kanäle seit Friedrich des Großen Zeit sehr wenig geschehen, und doch, meine Herren, sind gerade die mittleren und östlichen Provinzen durch großartige Kanal- bauten der stärksten Entwickelung des Wohlstandes fähig. Glauben Sie nicht, daß man dur die Eisenbahnen der Kanäle entbehren fönne. Die Erfahrung hat gerade bewiesen, daß, nachdem Eisenbah-= nen in Ländern, wo Kanäle bestehen, gebaut worden sind, der Trans ort auf Kanälen noch zugenommen hat. Eine schr große Frage der Nationalmacht, der Wohlfahrt der Nation is bisher entweder nocl nie ernsthaft erörtert oder doch nit einer Entscheidung näher gebracht worden. Meine Herren, die Macht, das Ansehen einer Nation beruht vor allen Dingen darauf, daß sie vom Auslande geachtet werde, daß ihre Angehörigen , die im Auslande Geschäfte betreiben, überall den gehörigen Schuß finden. Dieses kann nicht geschehen, wenn die Na- tion nicht durch eine Kriegsmarine gehörig ihre Angehörigen] im Auslande schüßen kann.

(Gelächter.) /

Jch sehe einige der Herren lächeln. Nun, ih sage Ihnen, es ist eine sehr ernste Sache. Bedenken Sie, meine Herren, daß nach den Lehren der Geschichte eine Nation nie eine große Zukunft zu erwarten hat, wenn sie nicht mit der Landmacht auch eine Secmacht verbindet, Dieses ist in der neueren Zeit noch gewisser als früher, Es wird, wenn wir ein Ministerium haben, welches die Wohlfahrt der Nation in den drei Haupterwerbzweigen vertritt, die Frage ernsthaft zur Erörterung fom= men, ob es angemessen sei, weniger für die Landmacht zu verwenden und das, was dort erspart wird, zur Gründung einer Marine zu be=- stimmen. (Bravoruf!)

Bedenken Sie, meine Herren, daß dieses Jnteresse niht nur das von Preußen, daß es das von ganz Deutschland i; bedenken Sie, daß es nah der einstimmigen Ansicht aller denkenden Staatsmänner nur Eine würdige, nur eine große, nüßliche preußische Politik giebt die wahrhaft deutsche,

(Bravoruf!)

Erste Beilage

901

Montag den 31 fen Mai

Ne 149,

Abgeordn. Camphausen: Der Abgeordnete, der vor mir prach, hat manche Punkte zur Erörterung bei dieser Gelegenheit herangezogen, vou denen einige vollständig mit dem übereinstimmen, was auch ih darüber denke; nur darüber möchten wir uns nicht in Uebereinstimmung befinden, daß es gerade Punkte waren , welhe mit dem Vorschlage, ein Handels-Ministerium zu errichten, im Zusammen- hange stehen, daß gerade die Errichtung eines Handels-Ministeriums das geheime, das Universalmittel sei, welches uns die Befriedigung aller unserer Wünsche verschaffen werde. Es is von einem verehrten Mitgliede aus Preußen und von mehreren auderen Mitgliedern in einem früheren Abschuitte der Verhandlung angeregt worden, daß es nüßlich und nöthig sei, Wiederholungen in den Verhandlungen zu vermeiden. Wenn ich diesem Rathe folge und auf Manches verzichte, was ih Jhuen zu sagen mir vorgenommen hatte, \o kann ih Doch nicht unterlassen, dem Schlußvortrage des Referenten, worin derselbe sih über die Orgauisation unserer Verwaltung ausgesprochen und eine erheblicde Verbesserung derselben in der Leitung der Geschäfte durch einen ersten Minister gefunden hat, mich aus ganzer Seele anzu- schließen. Jun Uebrigen habe ih hauptsächlich nur das Votum, wel- ches ich in dieser Sache ablege, zu motiviren. Wenn uns vorgeschla- gen ist, Se. Majestät den König um Errichtung eines besonderen Ministeriums für Ackerbau, Handel und Gewerbe zu bitten, so faun ih von den dafür angeführten Gründen den einen gelten lassen, daß es unter gewissen Umständen nüßlih und von erheblichem Vortheil sein kanu, wenn die Departements des Ministeriums, welche vorzu gs- weise Aufgaben zu lösen haben, wofür dieVerwendung öffentlicherMittel er- forderlich ist, von demjenigen Departement getrennt werde, dessenHauptauf- gabe cs ist, die Mittel herbeizuschaffen, daß, sage ih, es von Vortheil sein fann, wenn in der Staats =Verwaltung selbst die fiskalischen und die volfswirthschaftlihen Jnteressen ihre besonderen Repräsentanten haben, Der Nuben hiervon geht jedoch nicht so weit, um übersehen zu lassen, daß im Grunde der Werth aller Maßregeln für die Volks wirthschafts- pflege nah dem Einflusse bemessen werden muß, den sie auf die &Tâ= higkeit der Nation zur Tragung von Steuern ausüben können, noch geht er so weit, daß die Nothwendigkeit einer Einheit des gesamm- ten Ministeriums ihm untergeordnet werden darf. Jch erinnere au Robert Peel, von dem gerade diejenigen die größten Thaten sind, in denen er zugleich als Minister des Ackerbaues, als Minister des Hau dels, als Minister der Jndustrie und als Finanz - Minister fungirte. Jusofern unn der Antrag der Abtheilung nur dahin geht, daß die ebengenannte Treunung bei Sr. Majestät dem Könige befürwortet werde, trete ih demselben niht entgegen. Jndem aber die nähere Motivirung des Antrags diejenigen Grundsäße, welche bisher in Be-= ziehung auf die Finanzen und guf die Volkswirthschaft leitend gewesen find, verwirft, indem die Nothwendigkeit eines sogenannten Systems- wechsels dargethan wird, indem diese Motivirung die Deutung zuläßt, daß es sih weniger darum handelt, ein Ministerium für den Acker- bau, den Handel und die Jndustrie zu bilden, als vielmehr ein Jn= dustrie-Ministerium oder, noch bestimmter ausgedrückt, ein Schuß= und Rückzoll-Ministerium, insofern wünsche ih, daß die Erörter:ng dieser Frage, als einer der wichtigsten der dem Landtage vorliegenden, auch einer besonderen Verhandlung vorbehalten bleibe, und ih hoffe, die Abtheilung wird damit einverstanden sein, daß es nicht in ihrer Ab= sicht liege, heute beiläufig diese wichtige Frage zur Entscheidung zu bringen, Den Herren nur gegenüber und der ganzen Versamm- lung wünsche ih in dieser Beziehung die volle Freiheit vorzubehalten und die Frage durch das heutige Votum uicht zu präjudiziren.

Referent Mevissen: Jch erkläre sehr gern, daß diese Absicht mix bei Abfassung des vorliegenden Berichts nicht vorgeschwebt hat, und daß nicht tiefer auf diese Frage im Referate eingegangen worden ist, als es uothwendig war, um die Frage des zu erbittenden Han- dels-Ministeriums aufzuklären.

Abgeordn. von Gaffron: Jch habe nur eine Stelle des Re- ferats zu beleuchten, im Uebrigen \chließe ih mich dem an, was der leßte verehrte Redner aus der Rhein - Provinz gesprochen hat, Fch wünsche, daß die Bitte an Se. Majestät auf Errichtung eines Han= dels-Ministeriums gerichtet werde, aber ohne mih den Gründen an- zuschließen, welche im Referate gegen das bisherige Verfahren der Verwaltung enthalten siud. Es 1 in der beregten Stelle nämlich gesagt, in unserem Vaterlande werden die Klagen der Judustrie, des Handels uud des Ackerbaues lauter und lauter. Meine Herren! Der Ackerbau is mein Beruf, ich betreibe ihn seit einer Reihe von Jahren, ih habe mehrere Phasen in diesem Gewerbe durhgemacht, ich kann aber versichern, daß seit einer Reihe von Jahren der Ackerbau in meiner vaterländischen Provinz im Fortschreiten i}, und so viel tch weiß, in mehreren anderen Provinzen keine Klagen über dessen ungünstigen Stand laut werden, sondern daß er im Aufschwunge begriffen ift und größeren Segnungen als in früheren Zeiten sih erfreut, Der Notl)stand des gegenwärtigen Jahres kann hier niht in Anrehnüng fommen, da dieser von höheren Einflüssen herrührt, welhe außerhalb der Einwirkungen des Gouvernements liegen. Was hier gesagt und vorgetragen wird, es wird nicht blos in den Räumen dieses Saales gehört und gelesen, soudern auch außerhalb derselben ; es is daher nöthig, daß nicht Verhältnisse in einem ungiünstigeren Lichte dargestellt werden, als dies wirklich der Fall is, und ih glaube, daß meine an wesenden Berufsgenossen mir darin beistimmen werden, daß der Acker= bau, es mag einzelne Ausnahmen geben im Allgemeinen in der Gegenwart uicht zu klagen hat. Dann wollte ih einem anderen verehrten Redner aus der Rheinprovinz, der uns Gutsbe sizern der östlichen Provinzen wünschte, daß wir reht bald die Seg= uungen der Jndustrie erkennen möchten, versichern, daß wir stolz dar=- auf sind, industrielle Laudwirthe zu sein, daß wir Fabriken aller Art mit der Landwirthschaft verbinden. Wir haben außer den Breune= reien, die ih nicht besonders in Anschlag bringen will, auch Zucker= fabrifen, Oelmühlen, amerifanishe Mühlen u. |. w. Diese gewerb- lichen Anlagen vermehren sih, und ich glaube, daß in den östlichen Provinzen Ackerbau und Judustrie unmittelbar Hand in Hand gehen. Ferner erlaube ih mir noch einen Punkt zu bemerken auf die Rede eines früheren verehrten Redners aus der Rheinprovinz. Nämlich, was die preußische Marine anlangt, so shwärme auch ih dafür, betrachte sie als eine ernste Sache und wünsche nichts sehulicher, als daß Preußens Flagge auch auf dem Meere dieselbe Geltung habe, wie Preußens Fahne sie immer überall mit Ruhm und Ehren auf dem festen Lande errungen hat. Jch glaube jedoch, daß noch wichtige Dinge vorzube- reiten sind, ehe wir zu diesem Ziel gelangen, ehe ernstliche Maßre= geln dafür ergriffen werden können. Jch bin, wie gesagt, von der Wichtigkeit der Sache vollkommen durchdrungen, glaube aber, daß hon jeßt in Rücksicht auf eine künftige Marine eine Verminderung der preußischen Landmacht eintreten zu lassen, zu frühzeitig sein würde.

j (Bravoruf !)

Referent Mevissen: Wenn in dem Referate gesagt is, daß auch der Ackerbau klage, so is dies theilweise in Wahrnehmungen der Rheinprovinz, ‘theils in der Denkschrift des preußischen Provinzial- Landtags von 1843 begründet, n jener Denkschrift haben die

Erste Beilage zur Allgemeinen

Provinzialstände der Provinz Preußen behauptet, daß der Ackerbau zu flagen alle Ursache habe, daß der Aderbau in jenen Gegenden niht so nell fortgeschritten sei, als es hätte geschehen können, wenn von der Staatsregierung Alles augewendet worden wäre, um den Fortschritt zu fördern, Die Klage irgend eines Zweiges, z. B. des Ackerbaues, is nicht unter allen Umständen eine absolute, sondern sie is in der Regel und namentlich bei uns eine relative. Jh habe schon in gleichem Sinue angeführt, daß auch die Klage des Handels und der Judustrie eine relative sei, Es ist im Referate nicht bestrit- ten, daß ein Fortschritt überhaupt stattgefunden habe, wohl aber is darin bestritten und wird von mir bestritten, daß der Fortschritt in der Progression, in der Schnelligkeit stattgefunden habe, wie er hätte stattfinden können, wenn die Staatsregierung mit aller Kraft darguf hingewirit hätte. Diese Behauptung hat noch keine Widerlegung gesunden. E

Eine Stimme: streiten.

Abgeordn, von Werdeck: Jch schließe mich in der Hauptsache dem Gutachten der Abtheilung an, indessen kann ih dabei nicht un-= terlassen, auf einige Bedenken aufmerksam zu machen, die mir bei Bezeichnung für die ncu zu bildende Organisation eines Ministeriums sür den Aerbau, den Handel und die Judustrie| aufgestoßen sind. Wenn ih nämli ebenfalls davon ausgehe, daß unsere Organisation für diese verschiedenen Zweige unseres Nationual-Lebens keine ganz glülihe sei und es gewiß kein Bedenken haben kann, der Zahl un- serer Herren Minister noch einen hinzuzufügen, der die Förderung die- ser Gegenstände zu seiner Haupt-Aufgabe macht, ih gleihwohl auf der anderen Seite ein großes Bedenken haben würde, mit Gewißheit zu versichern, daß der Mangel eines solchen Organes, wie es hier bezweckt wird, einen wirklichen Nachtheil nach sih gezogen, der bei einer veränderten Organisation zu vermeiden gewesen wäre, so glaube ih do, daß in Beziehung auf den Aerbau die Sache sih wesent- lich auders gestaltet, als in Ansehung des Handels und der Judustrie. Wir müssen nach dem, was gesagt worden ist, und zwar von unmittelbar

Betheiligten, entschieden annehmen, daß der Handel und die Gewerbe der «örderung durch ein besonderes Ministerium bedürfen. Jn Ansehung des Ackerbaues, meine Herren, als Ackerbaues, ja, da möchte ih im Namen aller Ackerwirthe eine entschiedene Verwahrung dagegen einlegen, daß uns durch ein bestimmtes Ministerium eine Förderung zu Theil werden könne; ih mindestens für mein Theil, so weit ih Brandenburg, Sachsen, einen Theil von Pommern kenne, muß gestehen, daß mir die Freiheit in jeder Beziehung als wünschenswerth erscheine und ih mir keine Bevormundung irgend einer Art durch ein Ministerium, welhen Namen es haben möge, erwünscht denken kaun, Jch habe gesagt, für den Ackerbau als solchen, Jch verkenne uicht, daß es Beziehungen giebt, in wel- hen der Ackerbau als Gewerbe einer besonderen Unterstüßung bedarf. Jch habe dabei diejenigen Provinzen im Auge, die sich im Osten der Oder besinden. Jch glaube, daß es da gewisser Einrichtungen bedarf, um dem Ackerbau als Gewerbe namentlich Geldmittel zusließend zu machen, und diese Einrichtungen, glaube ih, köunen nux durch ein Central-Organ gefördert werden, wie es jeßt im Handels-Ministerium erstrebt wird. Jch möchte aber zur Vermeidung einer Mißdeutung nicht sagen, daß es ein Ministerium für den Ackerbau sei, sondern ih würde sagen, es i} ein Ministerium sür Handel und Gewerbe. Hier= bei muß ih noch eines befürwortene- Der Gesichtspunkt, den ih o eben bezeichnet habe, is nicht der“ rinzige, ih habe noch einen beson- deren, und das ist der: Wir haben den Ackerbau dur möglichste Befreiung von den auf ihm ruhenden Lasten befördert, Diese Befreiung i} bisher von dem Ministerium des Junern geleitet worden. Unter dessen Leitung sind die Gzmeinheitstheilungen fort- geschritten, sind die Ablösungen vorgenommen worden. Jm Ministe- rium des Junern hat sich eine Vertrautheit mit diesen Angelegen- heiten erzeugt; ih würde es für sehr bedenklih halten, wenn wir im Juteresse des Ackerbaues ein Ministerium ins Leben rufen wollten, dem, wenn wir nicht näher charakterisiren, was wir wollen, diese An- gelegenheiten nothwendigerweise zugewiesen werden müssen. -— Da gegen möchte ih mich verwahren. Jh würde es daher für durchaus angemessen halten, wenn wir die Petition auf Errichtung eines Mini= steriums für Handel und Gewerbe beschränken. Jh glaube, der Ackerbau würde, so weit er betheiligt is , ebenfalls seinen Schuß und seine Vertretung finden. Nun möchte ih aber noch eines sagen. Es ist darauf hingewiesen worden, daß ein Ackerbau-Proletariat erxistire, So weit ih Brandenburg kenue, existirt es uicht, Jch kenne zahlreiche Gemeinden, wo von einer regelmäßigen Armenpflege nicht die Rede ist. Warum? weil es an Armen fehlt. Proletgriat aber und An- sprüche an Armenpflege gehen alle Zeit Hand in Hand. Wenn ferner im Juteresse der Jndustrie die Bildung eines Handels=Ministeriums gefordert und darauf hingewiesen wird, daß die Eisenbahnen, Kanäle, Chausseen eines solchen Central=ZJustitutes bedürfen und auf ein an deres Land Bezug genommen wird, welches dadurch weiter fortgeschrit ten sei, als wir, wenn namentlih England genannt wird , ja, meine Herren, da muß ich bemerken, daß gerade in England die Kanäle, Chausseen, Eisenbahnen dur Privatgesellschaften befördert werden. (Ruf zur Abstimmung.)

Referent Mevissen: Der verehrte Redner hat befürwortet, daß der Ackerbau von dem Handel und der Judustrie getrennt wer= den möge. Jch glaube, die Motive, welche ihn zu dem Antrage auf eine solhe Trennung leiteten, sind nicht ganz begründet. Der ver- ehrte Redner stüßt seine Ansicht hauptsächlih darauf, daß er die Fra- gen der Gesebgebung, die auf den Aerbau Bezug haben, als we- seutliche Bestandtheile des künftigen Ackerbau - Ministeriums auffaßt. Diese Vereiuigung der auf den Ackerbau Bezug habenden Gesebge bung mit einem Ministerium zur Beförderung des Ackerbaues scheint mir uicht nöthig zu sein, vielmehr scheint es mir recht gut möglich, daß diese Branche davon getrennt bleibe. Der großen Gesehgebung der Jahre 1807 1813 in Bezug auf den Ackerbau, die wir so oft hier rühmend erwähnt haben, wollen wir gewiß durch das Handels- Ministerium nicht entgegentreten. Jh glaube, daß Niemand nns, mir und meinen Freunden , den Vorwurf machen wird, daß wir die Freiheit in irgend einem Gebiete des Staatslebens beschränken wollen. Abgesehen vou der Freiheit des Besißes, die der Staat dem Aker- bau durch die Geseßgebung gewähren soll, hat ein Ackerbau-Ministe- rium noch die besondere Aufgabe, die, den Ackerbau zu schüßen und zu fördern, niht dadur, daß es die Freiheit des Besibes beschränke denn dadurch würde der Ackerbau ruinirt werden sondern da- durch, daß es Gebrauh mache von den dem Staate zur Unterstüßung der Aerbautreibenden zu Gebote stehendêèn Mitteln, Diese sind landwixthschaftlihe Kredit-Austalten, landwirthschaftliche Lehr- Anstal ten, Kanäle, Eisenbahnen. Sollen diese Mittel niht mit dem Acker- bau in Rapport stehen? Würden Sie, wenn diese Mittel bei dem Hanudels-Ministerium einseitig angeordnet werden sollten, ohne Rück- siht auf die Juteressen des Ackerbaues, nicht sehr bald Klagen an dieser Stelle hören, daß für die Judustrie in Bezug auf die Be- shafffung dieser Mittel weit mehr geschehen sei, als für den Ackerbau, und würden diese Klagen nicht in vielen Fällen begründet sein? Es

Für den Ackerbau muß ih das durchaus be=-

Preußisch en

Zeitung.

cheint mir, daß die absolut nothwendige Ausgleihun i

drei großen Faktoren der National-Wohlfahrt, Acterbas, teien Io

Industrie, einzig dadur, daß sie in einer Hand vereinigt werden

bewirkt werden fann, 2 (Ruf auf Abstimmung.)

Landtags-Kommissar: Jn der Voraussezung, daß die De- batte zur Abstimmung reif oder diesem Zeitpunkte doch nahe gerückt sei, ergreife ich im Namen des Ministeriums nur das Wort, um unser Schweigen zu rechtfertigen. Wir s{weigen in Beziehung auf den Antrag der Abtheilung, wir s{weigen noch mehr in Beziehung auf die viel weiter gehenden Rathschläge des Herrn Referenten über die Organisation unserer höchsten Staatsbehörden, weil wir in dieser Be- ziehung der Ents.hließung Sr. Majestät des Königs auch nicht dur eine Aeußerung irgendwie vorgreifen zu dürfen glauben, wir s{wei- gen endlih in Beziehung auf die heftigen An rie, welche der beste- hende Zustand von einigen Rednern erfahren ‘erg weil wir glauben, daß die Beantwortung bis dahin aufzuschieben sei, wo die dabei be- rührten materiellen Juteressen hier von Grund aus zur Erörterung fommen werden, Jch sage, wir schweigen, und ih habe mich in die- ser Beziehung als Organ des Ministeriums betrachtet. Zugleich aber erbitte ih für mi dasselbe Recht, welches den geehrten Mitgliedern der hohen Versammlung jederzeit zugestanden wird, nämlich das Recht einer Antwort in persönlicher Beziehung. Persönlich bin ih von ei- nem und demselben geehrten Redner zwiefah angegriffen. Er hat mir zuerst vorgeworfen, daß ih von dem bestehenden Mangel an Le- bensmitteln in der Monarchie nicht rechtzeitig unterrichtet gewesen sei, unter Hinzufügung der Behauptung, daß, wenn ein besonderes Mi=- nisterium für den Ackerbau, die Fabrication und den Handel bestan= den hätte, diesem eine solhe Unwissenheit nicht begegnet sein würde. Er hat sih dabei auf Worte berufen, die ih früher in dieser Ver= fammlung gesprochen haben foll, die ih aber ableugnen muß. Jch habe nicht gesagt, daß wir von diesem Mangel nicht unterrichtet ge- wesen wären, und kaun dies um so weniger gesagt haben, als wir lange Zeit vor dem von dem geehrten Redner citirten Berichte des Landes-Oekonomie=Kollegiums Anstalten getroffen hatten, bedeutende Quantitäten von Lebensmitteln aufzukaufen und. sie in diejenigen Gegenden zu bringen, wo ein momentaner Mangel eintreten konnte." Jch habe nur gesagt, daß die Anzeigen von plöblihem Mangel an Lebensmitteln aus den mittleren Provinzen der Monarchie, aus denen bis dahin feine Klage über s{hlechte Aerndte und über zu besorgende Noth zu uns gedrungen sci, erst in der leßten Zeit her=- vorgetreten wären. Wenn nun in diesen Provinzen ein wirklicher oder anscheinender Mangel dadurch entstanden i}, daß die erzeugten Produkte in ungewöhnlichem Maße ausgeführt sind, \o glaube ich nicht, daß es einem intelligenteren und ausmerksameren Minister, daß es einem Handels = Minister, dem das Wohl des Vaterlandes mehr am Herzen gelegen, als mir, hätte gelingen mögen, zu berechnen, ob zehn, ob hundert tausend Scheffel Weizen mehr über die unbewachten Gränzen der Vereinsländer ausgeführt worden sind, als zur Con- fumtion des Landes hätten zurückbehalten werden sollen. Jch unter= werfe mich jedem Urtheile, ich glaube aber niht, daß mich deshalb ein gerechter Vorwurf trifft. /

(Viele Stimmen: Nein, Nein !)

Jch gehe zu dem zweiten Punkte über, in welcher Beziehung der persönliche Angriff weniger klar hervortreten dürfte, nihtödesto= weniger aber ein persönlicher Angriff ist. Es i} behauptet worden, daß, wenn wir zu rechter Zeit einen Handels-Minister gehabt hätten, ein ganz anderes System der Eisenbahnen eingeführt sein würde, daß man die Eiseubahnen niht der Judustrie der Privaten überlassen, sondern von Staats wegen gebaut hätte. Dieser Angriff trifft mich deshalb persönlich, weil ih zu der Zeit, wo das gegenwärtige System des Eisenbahnbaues seine vorzügliche Ausbildung erhielt, Chef des Finanz-Ministeriums und also Vorstand dieser Partie war. Aber ih stelle auch hier die Behauptung auf, daß, wenn damals ein Han= dels-Minister vorhanden gewesen wäre, er {chwerlich die Kunst er- funden haben würde, ohne fremde Kapitalien von Staats wegen ein so großes Eisenbahuneß in der Monarchie zu schaffen, als wir dieses jeßt in Folge des damals gewählten Systems wirklich besißen. Welche Gründe aber es damals einem Handels-Minister eben so unmöglich machten, als dem Finanz-Minister, die erforderlichen 60 Millionen, die seitdem verbaut sein mögen, im Wege der Anleihe zu beschaffen, darüber brauche ih mich gegen die hohe Versammlung nicht weiter auszusprechen, weil sie Allen hinlänglich bekaunt sind.

(Von vielen Seiten her: Ja, ja)

Jch erachte mich also auch in dieser Beziehung von dem Vor= wurfe frei, dur die Combination der Aemter, die niht durch meinen Willen, sondern durch den Willen Sr. Majestät des Königs auf mich gelegt war, dem Junteresse des Landes geschadet zu haben.

(Allseitiger Ruf: Ja!)

Abgeordn, Hansemann: (erbittet sih das Wort, kann aber langé Zeit wegen Pochen und Lärmen nicht zum Worte kommen, bis endlich die Glocke des Marschalls die Ruhe wieder herbeiführt.)

Ich habe blos eine persönliche Bemerkung zu machen. Der Herr Landtags-Kommissar hat einen Theil desjenigen, was ih vorhin vor= getragen habe, als persönlichen Angriff genommen. Jch bin da= von sehr weit entfernt gewesen und glaube, daß, wenn wir über die Handlungen vou Ministerien reden, wir fern von der Person sind und die Sache stets objektiv auffassen. Jch glaube auch, daß es bis= her hier immer so gehalten worden is. Jch meines Theils gehe im- mer von diesem Gesichtspunkte aus und wünsche, daß der Herr Land- tags-Kommissar das, was ih sage, nur künftig sagen werde, stets nur in diesem Sinne auffassen möge. Hinsichtlich - dessen, was bei der Verhandlung über die Nothfrage gesagt worden is, habe ih mi le- diglich auf das veröffentlihte Protokoll zu beziehen. Landtags-Kommissar: Jndem der Redner erklärt hat, daß der Angriff nicht persönlich gewesen sei, was ih auch im strengen Sinne des Wortes nicht gemeint habe, will ih sehr gern bitten, daß die hohe Versammlung das, was ih gesprochen habe, nit als Ver- theidigung meiner Perion, sondern als Vertheidigung der Sache auf= nehmen wolle.

(Stimmen drücken ihre Beistimmung aus.)

Marschall: Es haben sich noch aht Redner gemeldet, (Zeichen der Ueberrashung und wiederholter Ruf auf Ab= stimmung.) 2 ñ

Da der Wunsch, daß die Debatte geschlossen werden möge, sich vielfa hören läßt, so will ih fragen, ob die hohe Versammlung dieser Meinung is, und bitte daher diejenigen, aufzustehen, welche den Schluß der Debatte wünschen. L ras

(Eine überwiegende Majorität erhebt sich.) x

Es if also beschlossen, daß die Debatte Meg sein soll. Zu- nächst liegt mir die Frage ob, ob der Antrag der Abtheilung ange- nommen werden soll. Zu demselben sind aber zwei Amendements gemacht worden, Das eine besteht darin, daß darin von der Jn- dustrie niht die Rede sein soll, und das zweite, daß des -Ackerbaues

niht erwähnt werde. Jh muß zuvörderst fragen, ob beide Amen-