1847 / 160 p. 5 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Der vorstehende Vertrag is ratifizirt und die Auswechselung der Ratifications-Urkundên zu Neapel am 12. Mai 1847 anes worden.

Desgleichen die Allerhöchste Kabinets - Ordre bezüglih auf die durch den Allerhöchsten Erlaß vom 4, April d. J. ausgesprochene interimistishe Uebertragung der Führung der den Herrschaften Kap- penberg und Us 4 em westfälischen Landtage beigelegten Viril- stimme an -den Grafen Ludwig von Kielmannsegge.

„Jh habe aus dem Mir nachträglich lorgeogten Testamente des verewigten Staatsministers, Freiherrn vom Stein, ersehen, daß der Tochter desselben, Gräfin Therese von Kielmannsegge, an den Herrschaften Kappen- berg und Scheda nicht blos, wie bei Erlaß Meines Befehls vom 4. v. M.,

i wen interimistischer Führung der diesen Herrschaften beigelegten Virilstimme (Geseß- Samml, S. 169), vorausgeseßt is, der, Nießbrauch, sondern der eigenthümliche, nur durch die fideikommissarische Eigenschaft jener Herrschaf- ten beschränlte Besiß zusteht. Da hiernah der gedachte Befehl einer Be- rihtigung bedarf, so E Zch das Staatsministerium, zu dem Ende Meinen gegenwärtigen Erlaß durch die Geseß - Sammlung bekannt zu machen.

i 14, Mai 1847. L ; Berlin, den Friedrich Wilhelm.

M das Staats - Ministerium.

Desgleichen die Allerhöchste Declaration der Verordnung, betref- fend die Einrichtung des Königlichen Kredit-Justituts für Schlesien. D, d. den 17. Mai. 1847.

„Zur Beförderung der Wirksamkeit des durch die Verordnung vom 8. Zuni 1835 (Geseß-Sammlung_ S. 101 .u. folg.) errichteten Kredit-Ju- stituts für Schlesien, will Jch dasselbe, auf Jhren Antrag in dem Bericht vom 12ten v. M., 1) von der Befolgung der in den §§. 3 Nr. 1, 14, 16 und 18 der allegirten Verordnung enthaltenen Vorschriften, nah welchen die f alicben B. entweder zur ersten Stelle oder unmittelbar hinter den landschaftlichen Pfandbriefen auf dem verpfändeten Gute eingetragen werden sollen, insofern entbinden, daß das Kredit-Justitut ermächtigt sein soll, ausnahmsweise Pfandbriefe Litt. B. auch hinter einer Privat-Hvpothek zu bewilligen, wenn solche nicht sofort zur Löschung gebraht werden kann, In Fällen dieser Art muß aber dem Kredit-Jnstitute vollständige, von ihm allein zu bestimmende Sicherheit bestellt werden, die mindestens den Betrag des Kapitals, der laufenden - Zinsen, und sofern nicht die Berichtigung der Zinsen bis zu einem späteren Zeitpunkte nach- ewiesen 1st vierjähriger rückständiger Zinsen jener Post decken soll. Die Ovpotheken- Behörden sollen nicht befugt sein, Anträge auf Eintragung bewilligter Pfandbriefe Litt. B. um deswillen abzulehnen, weil denselben nicht sofort die erste Stelle oder die Stelle unmittelbar hinter den laud- schaftli en Pfandbriefen im Hypothekenbuche verschafft werden kann. Ferner will Jch : 2) die En der §S, 26, 61 und 62 der Verordnung, nach welchen in den darin bezeichneten Fällen die Mitunterschrift des Vorsißen- den und des Syndikus ausdrücklih erfordert wird, dahin deklariren, daß, bei eintretender persönlicher Verhinderung, der Vorsitzende durch das âlteste Mitglied des Kollegiums, der Syndikus aber durch ein, von dem Vor- sibenden zu ernennendes anderes Mitglied desselben vertreten werden kann. Endlich 3) genehmige Jch, daß das Kredit - Institut in jedem schlesischen Ober - Landesgerichts - Bezirk richterlihe Beamte, welche Mitglieder eines Ober-Landesgerichts oder zur Mitgliedschaft bei einem sol hen geseßlich qualifizirt sind, dauernd beauftrage, dasselbe in allen seinen bei Gerichts- und anderen Behörden des Departements zu betreibenden Angelegenheiten, insbesondere bei den Hvpotheken-Behörden in den Fällen der §Y, 21 bis 25 der Verordnung, zu vertreten oder einzelnen Mitgliedern des Kredit-Justituts bei ihren Amis-Verrichtungeu rechilih zu assistiren. Diese richterlichen Be- amten sollen als geseßliche Organe und Kommissarien des Kredit-Justituts angesehen werden und bedürfen als solche, den Behörden und dritten Per- sonen gegenüber, zu Erklärungen jeder Art, desgleichen zu Requisitionen und zu Bescheidungen an Privat - Personen keiner besonderen Autorisation. Bugleie lege Jch diesen rehtskundigen Kommissarien und Assistenten des

redit-Jnstituts die Befugniß bei: gerichtliche Akte jeder Art, welche zum Zweck der Bewilligung oder Eintragung von G B. erfo1derlich sind oder beantragt werden, mít gerichtlichem Glauben aufzunehmen und auszufertigen. Dieselben haben sich dabei der Bezeichnung: Justitiarius des Kredit-Znstituts für Schlesien, und eines Amtssiegels zu bedienen und die für dergleichen Akte anzusezenden Gebühren und Auslagen nach der Gebühren-Taxe für Obergerichte vom 23. August 1815 zu liquidiren, da- mit der Betrag demnächst durch das Kredit-Jnstitut für sie eingezogen und an sie gezahlt werde.

Dieser Mein Befehl ist durch die Geseß-Sammlung zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.

Potsdam, den 17, Mai 1847, Friedrich Wilhelm.

An die Staatsminister Rother und Uhden,“

Desgleichen die Allerhöchste Bestätigungs - Urkunde wegen Ver= mehrung des Anlage-Kapitals der Prinz-Wilhelm-Cisenbahn-Gesell= schaft durh Ausgabe von 3250 Stück Prioritäts-Obligationen zu 100 Rthlr. nebst dem dazu gehörigen Statuten-Nachtrage.

y gur Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen 2c. 2c. ;

Nachdem die Prinz - Wilhelm - Eisenbahn - Gesellschast in der außer- ordentlichen Generalversammlung vom 25. März 1847 nah Jnhalt des Uns vorgelegten Protokolls beschlossen hat, behufs vollständiger Ausführung der Bahn, unter Abänderung des §. 5 der von Uns unterm 2, Mai 1845 bestätigten Statuten, ihr Anlagekapital durch Ausgabe von Prioritäts- Obligationen im Betrage von 325,000 Rthlr, zu erhöhen, wollen Wir zu dieser Erhöhung des Grundkapitals, so wie zur Ausgabe von 3250 Stück

rioritäts - Obligationen zu 100 Rthlr,, gemäß §. 2 des Geseßes vom 17. uni 1833, Unsere landesherrliche Genehmigung ertheilen und den anlie- Ea unter dem 23. April 1847 notariell vollzogenen Nachtrag zu den Statuten der Prinz - Wilhelm - Eisenbahn - Gesellschaft mit der Maßgabe zu §. 4, daß auch die ersparten pen von den amortisirten Obligationen dem Amortisations -Fonds zufließen, in allen Punkten bestätigen.

Die gegenwärtige Urkunde soll nebst dem Nachtrage zu den Gesell- schafts-Statuten dur die Geseß-Sammlung bekannt gemacht werden.

Gegeben Potsdam, den 17, Mai 1847,

(L. S.) Friedrich Wilhelm. von Düesberg.“ (Folgt der Nachtrag zu den Statuten der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn, dié Ausgabe von 325,000 Rthlr. Prioritäts-Obligationen be- treffend.)

Verlin, 9. Juni. Das Amtsblatt des Königlichen Post- Departements enthält folgende Verordnung, ee die Frankirung der Privat-Eingaben an Königlich bayerische Behörden et vice Versa.

„Nach einer Uebereinkunft mit der Königlich bayerischen Ober - Post- Behörde sollen die Privat - Eingaben, welche aus den diesseitigen E an Königlich bayerische Behörden und umgekehrt aus den Königlich bave- rischen Staaten an preußische Behörden gerichtet sind, künftig ge enseitig E uvars als gegen Vorausbezahlung des Porto (frankirt) abgesandt

Die Post - Anstalt j »

Berlin, den 2 Mat les H FIOI

Der General - Postmeister. i von Schaper, fügung an das Post- Amt in N,, wegen Leitung E Grete 2ad “lec igen Ländern.

1 ritanmien abgeschlossenen Postvertrag is die Post - Verwaltung nicht verpflichtet, Briefe nach überseeischen dem englischen Post-Of cio auszuliefern. Nur

nen bestimmten Speditionsweg

„Du preußische ändern auss\chließlich N Vshricben h ct E Korrespondenten fe orgeshrieben haben, sind jene Briefe d ll ór- derung wegen über Engländ z1 senden, T0 en / die (e A wg icin

1038 Beförderung solcher Briefe die Vermittelung einer anderen Post-Verwaltung, namentlih der niederländischen, belgischen oder französischen, auf der Adresse ausdrüdcklich verlangt, \o sind die Briefe nicht der englischen, sondern der vom Absender verlangten betreffenden anderen Post-Verwaltung auszuliefern, __ Die Erhebung und Berechnung des Porto ersolgt alsdann nah den für die vers iedenen Beförderungswege geltenden Taxirungs-Bestimmungen, oda L die preußisch-britische Post-Convention in keiner Weise alterirt

nd.

Dieses gereicht dem Post- Amte zu N., unter Rückgabe der an das Post-Amt zu N, S Defekt-Zettel, auf den Bericht vom 9ten d. M, zum Bescheide, Berlin, den 22. Äpril 1847.

General - Post - Amt. von Schaper,“

Verlíin, 9. Juni. Bekanntlich werden die Abtheilungs - Gut- achten vor der Berathung im Plenum zum aus\chließlichen Ge- brau ch der Abgeordneten gedruckt.- Nah unserer preußischen Ge-= seßgebung is es aber unzweifelhaft, daß die Gutachten der Abthei= lungen eben nur auf eine solhe amtlihe Anordnung gedruckt, außer- dem aber nur in den stenographischen Landtagsberichten, wenn sie darin aufgenommen sind, durch den Druck veröffentlicht werden dür= fen, Der Bundesbeschluß vom 28. April 1836, zu dessen Aufrecht- erhaltung die Censur in jedem deutshen Lande verpflichtet is, be- stimmt nun: „Daß Berichte und Nachrichten über Verhandlungen deutsher Stände- Versammlungen nur aus den zur Oeffentlichkeit bestimmten Akten des betreffenden Bundesstaats in die Zeitungen guf= genommen, und daß deshalb dic Redaktoren angehalten werden fol= len, jederzeit die Quelle anzugeben, aus welcher sie solhe Berichte und Nachrichten geschöpft haben.“ : Danach dürfen also die deutschen Zeitungen dergleichen Gutach- ten nur nach den amtlichen Landtags = Berichten veröffentlichen.

Die Augsburger Allgemeine Zeitung aber bringt in Nr. 154 vom 3, Juni dennoch einen vom 30, Mai datirten tetaillir- ten Auszug aus dem Abtheilungs - Gutachten über die Petitionen auf Aenderung der Verordnungen vom 3, Februar, welches erst am 2, Juni amtlich publizirt wurde. In diesem Verfahren liegt in doppelter Beziehung cine Ver= leßung des Bundesgesebes: A 1) wird eine Nachricht gegeben, welche aus anderen Quellen als den preußishen Zeitungen entnommen sein mußz 2) wird eine uoch nicht zur Oeffentlichkeit bestimmte Akte publizirt ; denn die Verhandlungen in den Abtheilungen sind ganz unzweifelhaft innere Angelegenheiten des Landtags, die, so weit sie niht in das Gutachten aufgenommen werden, überhaupt nie vor die Oeffentlichkeit gehören, die Abtheilungsgutachten selbst sind aber erst dann zur Oef- fentlichkeit bestimmt, wenn sie, vom Landtage diskutirt, zugleich mit den Verhandlungen selbs in der Allgemeinen Preußischen Zeitung stehen. Wie kommt die Augsburger Allgemeine Zeitung zu dieser erneuerten Eigenmächtigkeit ?

Deutsche Bundesstaaten. _ Königreich Württemberg. Der Schwäb, Merk. ent- hält Folgendes :

„Jn öffentlichen Blättern is wiederholt von einer Art von Protestation einer kleinen Schaar hiesiger Einwohner gegen das Cinschreiten drs Mili-

tairs bei den unruhigen Auftritten am Zten v. M. die Rede gewesen. Die Eingabe war mit 62 Namen unterzeichnet, von welchen der weit größere Theil auf einem angehefteten Blatte steht. Einige der Unterzeichner, deren Namen guf diesem Blatte standen, haben erklärt, daß sie den Text der Ein- gabe nicht gekannt, sondern geglaubt haben, es werde um die schleunige Errichtung einer Bürgerwache zur Herstellung der Nuhe der Stadt gebeten. Viele Unterzeichner haben nachher den Wunsch ausgedrüdt, es möch- ten ihre Namen ausgestrihen werden, weil sie bei genauerer Prü- fung einsehen, daß dem Militair bei solchen Auftritten nicht zuge- muthet werden könne, zu untersuchen, wer s{huldig oder unschuldig sei. Unter den übrigen Unterzeichnern befinden sich fünf Rechts - Konsulenten. Diese Eingabe i für die Beurtheilung unserer Zustände oder, wie vielleicht mildernd gesagt werden darf, zu Würdigung gewisser Persönlichkeiten, welche es lieben, sich als Vertreter einer Partei zu betrachten, nach Form und Inhalt so charakteristish, daß ihre Veröffentlichung in allwege ersprießlich erscheint, Wenn mit dieser Bekanntmachung bisher gezögert wurde, so geschah es einzig aus dem Gruade, weil gleichzeitig die amtlihe Aufnahme dieses Protestes mitgetheilt werden wollte und diese sih nah dem sorgfältig zu erhebenden Thatbestande richten mußte, Jedermann ist cinlenchtend, daß, wenn die Auflehnung gegen die Gesetze und die Obrigkeit bis zu dem Grade gestiegen is, daß die bürgerlichen Behörden den Beistand der bewaffneten Macht gegen aufrührerische Massen bedürfen, die gewöhnlichen Grundsäße über die Achtung der Persönlichkeit nicht beobachtet werden können, Das außerordentliche Mittel schließt die- ses seiner Natur nah aus. NRevoltirende Massen mit Waffengewalt zu zerstreuen, Siraßen, welche den Tummelplaß von Zusammenrottun- en bildeten, von Menschen zu säubern, und daneben zu unter- De ob die cinzelne Person, welhe dem Militair gegenüber- steht, wirklich an den Unruhen betheiligt is oder nicht, ist eine offenbare Unmöglichkeit, und nur die Neuheit solcher Auftritte in Stutt- g mag es entschuldigen, wenn sich manche Einwohner diese natürlichen olgen nicht im Augenblick klar machten , ja sogar so weit sich verirrten, aus Neugierde unter die Pöbelhaufen \sih zu mischen und dadurch den Wi- derstand der Tumultuanten vermehrten. Es konnte daher auch nicht davon dieRede sein, zu erheben, ob einzelne anden Unruhen vielleicht unbetheiligte Per- sonen verleßt worden sind, denn die Vermeidung solcher Zufälle lag außer mensch- licher Machtz vielmehr handelte es sich nur davon, ob das Militair bei Vollziehung seines traurigen Auftrags mit derjenigen Mäßigung und Schonung gehandelt hat, welche unbeschadet der Erreichung des Zwecks der Herstellung der frevelhaft gestörten Ordnung geübt werden konnte. Die öffentliche Meinung ist längst darüber im Klaren, daß das Militair mit größter Selbstverleugnung Be- leidigungen jeder Art erduldete, an den verschiedensten Orten hartnäckigen Widerstand überwinden mußte und nur durch die sträflichste Majestätsbelei- digung eitungen, von den Feuerwaffen Gebrauch machte. Das Resultat der amtlichen Untersuchung stimmt hiermit vollkommen überein, wie dieses der Bescheid der Stadtdirection auf jene Eingabe darthut,“

Kurfürstenthum Hessen. (Hau. Ztg.) Am 7. Juni wurde in Kassel der Landtag von dem Minister des Junern mit folgender Rede eröffnet :

,„Dochgeehrteste Herren! Von Sr. Königl. Hoheit dem Kurprinzen Mitregenten, unserem gnädigsten Herrn, habe ich durch die höchste Vollmacht, welche ih hiermit übergebe, den gnädigsten Auftrag er= halten, die einberufene Stände-Versammlung zu eröffnen und die Er- aug Sr. Königl. Hoheit auszusprechen, daß die getreuen Stänoe Jhres Landes sich mit allem Eifer den Arbeiten des Landtages unter= ziehen und die landesväterlichen Absichten, die Wohlfahrt des Landes in aller Weise zu fördern, unterstützt werden, auch zugleich die Stände- Versammlung der höchstlandesherrlihen Huld und Gnade zu ver= sichern. Jndem ih mi dieses höchsten Auftrages zu entledigen die Ehre habe, ersuche ih die geehrten Mitglieder der Versammlung, den Stände-Eid gemäß dem 5.74 der Verfassungs-Urkunde zu shwören,““ Hierauf folgte die Beeidigung des Präsidenten und der Mit- glieder, nah deren Beendigung, und nachdem Tas der Minister des Jnnern im Namen und höchsten Au Beda Sr. Königl. Hoheit des Kurprinzen-Mitregenten die Stände-Versammlung für eröfsnet erklärt hatte, ging die Versammlung zu einer vertraulihen Sißung

Großherzogthum Hessen und bei Rhein. Se, Königl. Hoheit der Erbgroßherzog ist am 6. Juni von Berlin wieder in Darmstadt eingetroffen.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 4. Juni. Jhre Majestät die Kaiserin hat an die Fürstin Sophia Petrowna Golizyn, Gemahlin des Gene- ral-Gouverneurs von Witebsk, Mohilew und Smolensk, folgendes Reskript gerichtet: „Fürstin Sophia Petrowna! Zur Bezeichnung Unseres besonderen Wohlwollens gegen Sie, haben Wir, mit Geneh- migung Sr. Majestät des Kaisers, Sie in die Zahl der Ritterdamen des kleineren Kreuzes des Ordens der heiligen Märtgrerin Katharina aufgenommmen , dessen Jusignien Wir Jhnen hierbei übersenden und anzulegen befehlen, Wir verbleiben Jhnen wohlgewogen. (Gez) Alexandra,“

Die St. Petersburgishe Zeitung meldet:

„Die außerordentlichen Miß-Aerndten in vielen Staaten des westlichen Europa's haben daselbst ni(pt nur Getraidemangel, sondern selbs Hungers- noth herbeigeführt. Die Folge davon war ein ungewöhnlich großer Begehr nach Getraide aller Art aus Rußland, und daher das Steigen der Preise desselben in den russischen Häfen und besonders in St. Petersburg. Déese aus einem ungewöhnlichen Zusammentreffen von Umständen entstandene Kalamität konnte der sorglichen Aufmerksamkeit Sr, Majestät des Kaisers nicht verborgen bleiben, Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät hat der Herr Finanzminister am 22. d. M. die bedeutendsten hiesigen Kornhändler, nämlich die Kaufleute 1. Gilde, D, Poleschajew, N. Terlikoff, N. Charitsch- kof, J. Strunnikoff und den Kaufmannssohn J, Tiumeneff, zu sih geladen und ihnen persönlich eröffnet, wie Se. Majestät gegen ihn Allerhöchst den Wunsch geäußert habe, daß die Großhändler von den bei dem diesjährigen Begehr nah St. Petersburg gelangenden Getraidevorräthen allmälig etwa den zehnten Theil ablegen sollten, um davon den Einwohnern der Residenz zu mäßigen Preisen zu verkaufen. Die von dem Herrn Finanzminister be- rufenen Kornhändler haben den ihnen kundgewordenen Wunsch des erhabe nen Vaters seiner Unterthanen mit tiefster Ehrfurcht vernommen und mit jener dem Russen eigenen Bereitwilligkeit zu allem Guten und Schönen sich nicht nur einmüthig für ihre Person verpflichtet, sondern auch die Ueber- zeugung ausgesprochen, daß auch die übrigen Kornhändler die Verpflichtung eingehen werden, den zehnten Theil von der ganzen in ihrem Besiß befind- lichen Getraidemenge abzulegen, um davon den Einwohnern der Residenz zu ermäßigten Preisen zu verkaufen. Die Erklärung der Kornhändler ist von dem Herrn Finanzminister zur Allerhöchsten Kenntniß gebracht und des besonderen Wohlwollens Sr. Majestät gewürdigt worden. Die Korn- händler seßten unverzüglich ein Schriftstück auf, in welchem sie die über- nommene Verpflichtung niederlegten, und das fast von allen ihren Handels genossen im Getraidegeschäft unterschrieben ward, Dieses Schriftstück wurde dem Finanzminister übergeben, Am 27, Mai wurde von ihnen dem Finarz- minister, als Zusaß zu dem vorigen, ein zweites Schriftstück eingereicht, nebst einer Angabe der Preise, zu welchen sie ihre Getraidevorräthe, und zivar nach dort fortgeseßten näheren Angaben, zu verkaufen bereit sind. Es sind angeseßt: für Roggenmehl 5 Nubel 50 Kop. pro Sack, für Hafer 3 Rubel 75 Kop., für Buchweizengrüße 6 Rub. Silb. pro Tschetwert. {Fn Beziehung auf die Bewerkstelligung des Verkaufs selbst haben sie beantragt, daß die St, Petersburgische administrative Duma in jedem Staditheile eine hinlängliche Anzahl zuverlässiger Kaufleute bezeichnen möchte, bei welchen die Städter Bescheinigungen darüber, wem, wie viel und welche Getraide- art abzulassen sei, erhalten können, Auf Grund einer solchen Bescheinigung giebt das Ufer-Comtoir eine Anweisung auf den Namen desjenigen Korn- händlers, von welchem die verlangte Getraidequantität zu dem festgeseßten Preise erhalten werden kann. Der Herr Finanzminister hat die von den Kornhändlern festgestellten Preise, in Vergleich zu dem gegenwärtigen Stande der Preise, und die für die Ablassung des Getraides an die Städter vor- geschlagenen Regeln zweckmäßig befunden und, indem er sie der Allerhöchsten Beachtung Sr. Majestät unterlegte, die Allerhöchste Genehmigung nachge- sucht, die Vorschläge der Kornhändler dem Herrn St. Petersburgischen Kriegs - Generalgouverneur mittheilen zu dürfen, damit sie der städtischen administrativen Duma zu gehöriger Jnswerkseßung übergeben würden, Se. Majestät der Kaiser haben solches Allerhöchst zu genehmigen und auf die allerunterthänigste Vorlage, am 28. d. M., Höchsteigenhändig zu schreiben ge- ruht; „Zu danken und meinen edlen Brüdern zu sagen, 1h habe es nicht anders von thnen erwartet, ih kenne ihr Herz und bin stolz darauf.“ Ein solcher Ausspruch der Gefühle des Monarchen gegen seine getreuen Unterthanen wird immerdar eines der s{hönsten Ereignisse der glücklichen Gegenwart und ein Unterpfand großer Dinge für die Zukunft bleiben.“

Aus Odessa schreibt man vom 9, Mai a. St.,:

„Der Werth der Ausfuhr während des verflossenen Monats erreicht die bedeutende Höhe von 5,590,906 Silber-Rubel, ein Monatsbetrag, wie er in den Annalen des hiesigen Ausfuhrhandels noch nicht vorgekommen ist, Der Haupt - Artikel war Weizen, wovon im April 426,462 Tschetwert ausgeführt wurden. Vom 1. Januar bis zum 1. Mai dieses Jahres sind somit aus dem hiesigen Hafen ins Ausland gegangen 883,745 Tschetwert Weizen zu einem Werthe von 9,121,199 Rubel. Außerdem wurden im April ausgeführt: 21,720 Tschetwert Noggen, 11,7604 Tschetwert Leinsaamen, 14,4277 Pud Talg und 8480 Pud Wolle. Der Werth der im April ein- gegangenen Waaren beläuft sich auf 1,560,284 Nubel, und in die inneren Gouvernements sind für 455,492 Silber-Nubel Waaren gegangen. Wäh- rend des bezeichneten Zeitraums kamen 86 Schiffe aus dem Auslande an und gingen 259 dahin ab. Die Zahl der vom 1, Januar bis zum 1. Mai eingelaufenen Schiffe beträgt 444, die der abgegangenen 503, Aus der beträchtlichen Ausfuhr von Weizen im April is ersichtlich, daß, der herabge- gangenen Preise ungeachtet, der Begehr nah Getraide im Auslande fort- dauert, Ein Herabgehen der Preise trat besonders in Marseille und einigen anderen französischen Hafenpläyen ein, weniger bemerkbar war solches in England, Belgien und Holland, und nah den neuesten hier eingelaufenen Nachrichten sind die Preise dort wieder etwas gestiegen, Jm Ganzen halten sich die Weizenpreise auf derselben Höhe, auf welcher sie Anfangs April standen, d. h. je nah der Sorte zwischen 4 Rubel 50 Kop. Silber und 9 Silber-Rubel pro Tschetwert. Jn der jeßigen Jahreszeit, wo je nach den Witterungs-Verhältnissen nnd den sih ändernden Aussichten auf die nächste Aerndte im Auslande die Getraidepreise in unausgeseßtem Schwanken be- griffen sind, läßt sih natürlih über den Stand der hiesigen Preise in der nächsten Zeit nichts Bestimmtes sagen. Wir sind indessen der Ansicht, daß, wenn auch vor der Hand und hauptsächlich wegen der beträchtlichen Zufuhr aus dem Junern (während des Aprils sind hier über 120,000 Tschetwert Weizen angebracht) kein starkes Heraufgehen der Getraidepreise zu erwarten steht, doch auch bei der andauernden Nachfrage kein er- heblihes Sinken derselben eintreten werde. Wir stüßen uns in diefer Vermuthung auf zwei Thatsachen, nämlich einmal darauf, daß sich in ganz Deutschland mit dem Beginne des Frühlings ein empfindlicher Getraide- mangel fühlbar macht und daher an eine Ausfuhr von da nah England wohl kaum zu denken is, sodann auch darauf, daß in hiesiger Gegend die Aussichten auf die nächste Aerndte wenig günstig sind, die Gutsbesitzer \o- mit nicht alle ihre Vorräthe verkaufen werden. Die Wollpreise stehen sehr niedrig, Jn den leßten Tagen des April hat es hier an Schiffen gefehlt z gegenwärtig sind alle im Hafen befindlichen bereits befrachtet, Die Fracht- preise sind beträchtlich gestiegen.“ i :

Nach den Berrchten des Odessaer Boten sind die Aussichten uf die nächste Aerndte in der Umgegend Odessa's und im größten heile des Gouvernements Cherson wenig tröstlih. Mit Ausnahme

Finiger der im Norden und imi Nordwesten des Gouvernements gelegenen

reise, wo es geregnet hat, war dort und um Odessa herum im pril die Witterung ganz ungewöhnlich wocken. Bei der großen ibe, die in Odessa bis auf 22° R. im Schatten stieg, verdunstete die reihlihe Winter -Feuchtigkeit ras, so daß man, wie befriedigend die Saaten auch beim Eintritt der wärmeren Witterung aussahen, jeßt einer Fehl-Aerndte entgegensieht, Zu besonderer Besorgniß giebt noch der schlimme Zustand der Wiesen Veranlassung. Jn den meisten Gegenden des Gouvernements Cherson sind sie nur dürftig bestanden,

über,

Zweite Beilage

„zum Regen is es leider noch niht gekommen, wenigstens in der Um-

„A7 160.

P:

1039

Zweite Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

Freitag den 11! Juni,

R R C

o daß man au auf Futtermangel sich gefaßt maht. Besser ist in Bessarabien E ele der Felder und Wiesen. Auf vielen Punkten in Cherson und in Bessarabien zeigen sh Heuschrecken, die vom vorigen Jahre her ihre Brut reichlich zurückgelassen haben. Zu ihrer Vertilgung werden bereits die nöthigen Maßregeln getroffen. Alle Hoffnungen der Gutsbesißer und Landleute sind auf einen Umschlag des Wetters im Mai gerichtet. Wie es den Anschein hat, ist eine Aenderung in der Atmosphäre mit den ersten Tagen des Mais wirk- lih eingetreten, wenigstens bringt jeder Tag dichte Nebel. Aber bis

gegend VDdessa's nicht.

Inhalt

eich. Paris. Vermehrung der Schaßkammerscheine Emil Fran E Acailei über vg der Pairie, Der Cubieressche Prozeß. Erklärung gegen verbreitete Gerüchte, Broschüre des Erz- bischofs von Paris gegen das projektirte Kapitel von St. Denis. Das Avancement der Lieutenants. Kommissions - Gutachten über die Verlängerung der freien Getraide-Cinfuhr. Maßregeln in Bezug auf die Jntervention in Portugal. Antwort auf englische Angriffe gegen Guizot, Justituts-Wahl. Vermischtes. : 1 Großbritanien und Irland. London. Prinz Oskar von Schwe- den. Hofnachrichten. Die Times über die englische Jntervention in Portugal. Vermischtes, H 4 E Belgien. Brüssel. Die Baumwollen-Fabrikanten. Vermischtes. Schweiz. Kanton Beru. Großraths-Verhandlungen. talien. Rom. Rundschreiben des Kardinals Mezzofanti. i Spanien. Schreiben aus Madrid. (Die Königin Christine; die Presse über die Spannung zwischen der Königin und ihrem Gemahl; der päpst- liche Nuntius; Vermischtes.)

Zur neuesten Statistik des Königreichs Polen.

Eisenbahnen. Nuhrort-Krefeld-Kreis Gladbacher Eisenbahn-Gesellschaft. Daun eige und Börsen-Nachrichten. Berlin, Böorsen- und Markt- ericht,

C E R EER E L

Hr an Le l 9.

Paris, 6. Juni. Der Geseß-Entwurf, welcher die Regierung autori- sirt, eine größere Summe von Schabscheinen, 275 statt 210 M llienen, aus= zugeben, ist gestern von der Deputirten-Kammer mit 238 gegen 4 Stim- men angenommen worden. Herr von Rainneville machte dabei einige Bemerkungen über den Stand der shwebenden Schuld. Wenn man, sagte er, die Elemente, aus denen dieselbe bestehe, zusammenfasse, so werde dieser Theil der öffentlihen Schuid sih am 31. Dezember d. J. auf 974 Millionen belaufen; und um diese Summe zu deen, könne die Regierung nur auf 700 Millionen rechnen 300 Millionen in Schabßscheinen und 400 aus den verschiedenen in den Schaß fließen= den Quellen; also werde das Defizit fast 300 Millionen betragen. Unter solchen Umständen hielt er es für seine Pflicht, zu fragen, ob der Dienst des Landes gesichert sei, ob sih niht später etwas Ande- res als nöthig erweisen möchte, “genug, ob die Gerüchte über eine Anleihe begründet seien. Der Finanz-Minister erwiederte, eben die von dem ehrenwerthen Deputirten angeführten Ziffern bewiesen die Nothwendigkeit der vorliegenden Maßregel, ‘nämlich einer Vermehrung der Schaßscheine. Was die Frage über die Finanzen betreffe, so glaube er, daß eine Erklärung darüber besser bei der Diskussion des Budgets am Plate sein würde, doh müsse er hon jeßt sagen, daß die angeführten Ziffern nicht richtig seien, und daß er die Niittel zur Bestreitung der Bedürfnisse des öffentl:chen Dienstes für vollkommen gesichert halte; sollte sich aber irgend eine andere Maßregel als nöthig zeigen, so werde die Kammer bei Zeiten davon unterrichtet werden. Diese Antwort des Finanz- Ministers auf die Rainneville- \che Interpellation wurde an der Börse dahin ausgelegt, daß die Maßnahme eines neuen Anlehens wirklich noch in diesem Jahre be= werkstelligt werden solle. Anfangs waren die Renten angeboten, später hoben ih jedoh die Notirungen wieder; man glaubt nicht, daß das neue Anlehen einen sehr starken Rückgang in den Coursen der Renten veranlassen werde. | :

Die Aeußerung der Presse vom 12. Mai, deretwegen Herr von Girardin vor die Pairs-Kammer geladen is, war eine Antwort auf einen Artifel des Journal des D ébats und lautete: „„Seien wir demüthig, denn diese Stellung geziemt sih an besten für unsere Schwäche. Was sind wir? Ein s{chwaches Journal, dessen Existenz zu untergraben wahrhaftig weder das Ministerium noch der General- Prokurator Hebert unterlassen haben; ein {waches Journal, dem man einen Prozeß machte, der ihm 170,000 Fr. kostete, ein shwa- ches Journal, dem man eine Konkurrenz \{chuf, die während threr Dauer von 15 Monaten 1,100,000 Fæ&. verzehrte, außer den Sum= men, die aus dem Verkaufe von Theater-Privilegien zu 100,000 Fr., Pairs=-Ernennungs-Versprechen, die man für 80,000 Fr. verkaufte, so wie aus dem Verkaufe von Adelsbriefen, Ehrenlegions-Kreuzen, Au- dienz-Bewilligungen und selbst Ministerlächeln, gelöst wurden!“ Herr von Pontois, der ehemalige Gesandte in der Schweiz, glaubte, die- ser Artikel sei auf ihn gemünzt, und nahm sich vor, den Herausge- ber der Presse vor die Schranken der Kammer zu laden. _ZU die=- se.n Zwecke entwarf er eine Proposition, die er auf das Büreau der Pairs-Kammer niederlegen wollte. Diese Proposition ist es, die zu den Jnterpellationen Boissy's uud Alton-Shée's und zu dem darauf gefaßten Beschlnß der Pairs-Kammer die Veranlassung gab. _Mit Hinslcht auf das Verfahren der Pairs - Kammer in dieser Sache bringt die Presse jeßt einen ähnlichen Fall_in Erinnerung. „Jm Jahre 1842“, sagt dies Blatt, „er\hien im Siècle ein Artikel, in welchem die Pairs- Kammer eine Beleidigung erblickte. Sie lud den Geschäftsführer des Siècle, Herrn Louis Perrée, vor ihre Barre; vergebens nahm der Deputirte Chambolle die Verantwortlichkeit für diesen Artikel in Anspruch, indem er sich in einem Schreiben, das von allen Blättern, auch vom Journal des Débats, in seiner Num- mer vom 15. Januar 1842, veröffentlicht wurde, als Verfasser des= selben erklärte. Die Pairs - Kammer wollte bei dieser Gelegenheit nicht die peinliche Frage eines Gesuhs um Erlaubniß zur Verfol= gung, welches die Deputirten-Kammer ihr versagen kfonute, in Anre= gung bringen. Die Pairs - Kammer ließ also den Verfasser des Ar-

tifels, Haupt - Redacteur des Siècle und Deputirten, aus dem -

Spiel und hielt sich blos an den verantwortlihen Geschäftsführer, Herrn Louis Perrée, den sie zu 10,000 Frces, Geldstrafe verur- theilte, Jm vorliegenden Falle aber ist Herr von Girardin niht allein der Verfasser des Artikels und Haupt - Redacteur der Presse, er ist auch einer ihrer Geschäftsführer und hat

Zu ihrer Vertheidigung , der Pairs - Kammer gegenüber , führt die Presse dann Nachstehendes an: „Hat die Presse etwa gesagt, daß die Pairie in ihren Reihen Pairs zähle, welche ihre Ernennung mit Geld erkauft haben? Nein , -die Presse hat nichts dergleichen eäußertz; sie hat blos gesagt, daß zwei Pairie-Versprehungen um 0,009 Fr. verkauft worden seien. Weiter hat sie nichts gesagt. Die Pairs-Kammer nimmt die Pairs blos auf, aber sie ernennt sie nicht, und sie nimmt die Pairs erst auf nach einer Untersuchung ihres Lebens und ihrer Sitten. Die Aeußerung der Presse konnte also, wie die Herren Barthe und Ch. Dupin richtig bemerkt haben, nicht gegen die Pairs - Kammer gerichtet sein. Statt in dieser Aeußerung eine Beleidigung zu erblicken, hätte die Pairs = Kammer darin blos den Ruf einer Schildwache erkennen sollen, welche ihre Ehre bewacht. Sie hat sich in dieser Sache durch eine unüberlegte Empfindlichkeit hinrei,„en lassen. Dies wird sicherlih dur) die Diskussion erwiesen werden, welhe in der Deputirten - Kammer uicht ausbleiben kaun, deren Tribüne Herr von Girardin besteigen wird, niht um sich zu entschuldigen, sondern um laut die Beleidigung zurückzuweisen, die man ihm durch die Vorausseßung angethan hat, daß er die Pairie und ihre Mitglieder auh nur entferut habe antasten wollen, Es is übrigens sonderbar, daß man in einer Aeußerung, die Herr von Gi- rardin in der Deputirten-Kammer hätte vorbringen können, ohne nur zur Ordnung gerufen zu werden, jeßt deshalb ein Vergehen erblicken will, weil er sie drucken ließ, bevor er sie aussprach, statt sie auszu- sprechen, bevor er sie dem Drucke übergab.“ Der Constitution- nel meint, die Deputirten - Kammer müsse zuvor genau untersuchen, ob die in der Presse enthalteneu Angaben begründet seien; wenn es wirkli wahr sei, daß ein Journal im Stande gewesen, Theater- Privilegien, Adelstitel, Zusicherungen der Pairie und dergleichen zu verkaufen, \o falle die Shmah auf den, der zu solhen Verkäufen ermächtigt habe, keinesweges aber auf den Journalisten, durch den solcher Unfug veröffentlicht worden sei; der betreffende Minister und nit Herr von Giradin sei dann der Strafbare. Was übrigens die Pairs - Kammer betreffe, so sei ihre Würde bei der Sache gar nicht betheiligt, indem der angeschuldigte Artikel auf keines ihrer Mitglieder auch uur entfernt hindeute.

Dem Commerce zufolge, soll der Bericht in der Cubières\chen Sache 800 Folioseiten lang werden, die zur Hälste aus Auszügen aus der Korrespondenz über die Gouhenans-Gruben bestehen werden. Die Kommission scheine sehr entschieden ihre Untersuhung ohne Rü- sicht auf irgendwelche Personen fortzuführen, denn es handle sich da- rum, „die Händler aus dem Tempel zu treibenl“’ Zweihundert Actien, heißt es, die ein Kapital von 500,000 Fr. darstellen, seien auf Ko- sten der Actionaire vertheilt worden, ohne daß die Jnstruction bisher herausgebracht, in welche Hände sie gekommen. Der Bericht soll jetzt gedruckt und vertheilt werden, worauf der Hof in geheimer Sißung

zu entscheiden haben wird, ob die Sache zu verfolgen is oder nicht.

Dasselbe Blatt hatte von Gerüchten über eine sehr unangenehme Scene gesprochen, die zwischen einem alten Generale und einem Kü- niglichen Prinzen stattgefunden und in deren Folge der Prinz noch immer Zimmer-Arrest habe. Hierauf bezieht sich ohne Zweisel eine Crflärung des Moniteur, daß gewisse, seit einigen Tagen in den Journalen umlaufende Gerüchte, durh welhe die Ehre hochstehen- der Personen angetastet werde, völlig unbegründet und bloße Verleum- dungen seien.

Der Erzbischof von Paris hat eine Broschüre über den Geseb- Entwurf in Betreff des Kapitels von St, Denis veröffentliht und in der Deputirten-Kammer vertheilen lassen. Sie greift den Geseß- Entwurf scharf an und hofft, daß kein einziger Priester Frankreichs denselben billigen werde. Das beabsichtigte Königliche Kapitel habe durchaus kein Recht, sih seiner, des Erzbischofs, Oberaufsicht zu ent ziehen und direkt mit dem Papst zu verkehren.

Die Geguer des gestern von der Deputirten-Kammer angenom- menen Geseßes über die erceptionelle Beförderung der Lieutenants machten geltend, daß dies dem Favoritismus Thür und Thor öffne. Der Courrier français sagt, dies Gese würde wohl die Armee nicht der Regierung gewogen machen. Unter dem Vorwande, einem Offizier eine Spezial - Mission zu übertragen, würde sich Gunst und mit ihr Corruption auch in die Armee eiuschleihen, und die Rechte, welche Anciennetät und treue Dienste beanspruchen, würden dadurch ge- mindert.

Die Kommission der Deputirten - Kammer, welhe den Geseh- Entwurf zur Verlängerung der provisorischen Geseße über die Ge- traide - Einfuhr zu begutachten hatte, hat ihren Bericht übergeben. Die Regierung hat die weitere Verlängerung bis zum 31. Oktober d. J. beantragt und das Recht in Anspruch genommen, sie durch Königliche Verordnung noch weiter zu verlängern; die Kommission schlägt dagegen vor, den Termin sogleich bis zum 31, Januar näch sten Jahres auszudehnen. i :

Aus Toulon wird unterm 4. Juni gemeldet, daß das Dampf- {i} „Acheron“ mit Depeschen für den Befehlshaber des französi- hen Tajo-Geshwaders und für deu französishen Gesandten in Por- tugal direkt nach Lissabon abgegangen war, Man versichert, daß Prinz Joinville dur bereits abgeschickdte Depeschen deu Befehl erhal- ten habe, mit seinem Geshwader von Algier nah Lissabon zu segeln. : E, Jakob Grimm in Berlin ist vorgestern zum auswärtigen Mit- gliede des Justituts gewählt worden. Die anderen in Vorschlag ge- brachten Kandidaten waren Karl Ritter in Berlin, Wilson in London, Abbé Peyron in Turin, Welcker in Bonn und Lobeck in Königsberg.

Der König wird um die Mitte des Monats eine kurze Reise nah Ferté-Vidame machen, wo er mehrere bedeutende Bauten aus- führen läßt. Der gewöhnliche Aufenthalt des Königs zu Eu joll für dieses Jahr unterbleiben, seine Familie aber wird längere Zeit dort verweilen. G S :

Die Herzogin von Orleans, deren Reise in die Bäder von Vichy deshalb nicht stattgefunden haben soll, weil der König die Er- laubniß, den Grafen von Paris dahin mitzunehmen, nicht habe er- theilen wollen, hat sich ohne ihre Kinder auf zwei Tage nah Dreux begeben, um, wie alljährlich, ihren Vermählungstag am Grabe ihres Gemahls und in stiller Zurückgezogenheit zuzubringen.

Man spricht von der Gründung eines neuen Journals, dessen Haupt= Redacteur Herr von Lamartine werden solle; Herr Lesseps würde ihn dabei unterstüßen.

Ein Journal in Havre will wissen, Frankreih werde nächstens folgende Tarif - Aenderungen einführen: Verminderung 1) des Ein-

angs - Zolls auf Kaffee, 2) der Steuer auf Runkelrüben=- und des Zolls auf Kolonial-Zuckter, 3) Abschaffung der Ueber-Taxe auf frem- den Zucker, 4) Einführung einer Steuer auf englishes Rohkupfer, um die Zufuhr dieses Erzes aus Südamerika nah Frankreich zu heben.

Die Abfahrt des ersten Dampfschiffs von Havre nah New-York hat am 1. Juni nicht stattgefunden und is vor der Hand auf unbe- stimmte Zeit vertagt. Reisende, Waaren und Briefe waren bereits versammelt, als die Marine-Büreaus Weitläufigkeiten und Schwierig=

in dieser Eigenschaft die Nummer vom 12, Mai unterzei net.“

feiten wegen der Uebergabe der vier Dampfschiffe ‘an die Gesellschaft Herout und Handel machten, \so daß erst nah Paris an den Minister

berihtet werden mußte und vorläufig noch kein bestimmter E i- dungs=Termin ersichtlich ist. f Entschei Herr Lherbette hat in der Deputirten-Kammer seinen Antrag erneuert, daß die Listen der Actionaire der Paris -Lyon- und Lyon- Avignon-Bahnen auf das Büreau niedergelegt würden, und daß die Kammer in öffentliher Sißung dann die Kommission wähle. Leßterer Antrag wurde verworfen; über die Niederlegung der Actionairslisten entspann sich aber eine lebhafte Debatte, in welcher die Herren La=- rabit, Luneau und. Garnier Pagès geltend machten, wie wünschens- werth es sei, daß bei solhen Fragen jene Mitglieder der Kammer, welche bei solhen Bahnen betheiligt seien, sich der Theilnahme an der Entscheidung enthielten, damit sie niht zugleich Richter und Par= tei seicn. Der Minister der öffentlichen Arbeiten und einige Eisen- bahn- Direktoren bekämpften diese Ansicht, indem sie erklärten, sie könnten nicht begreifen, wie ein Deputirter, selbst wenn er Jnteresse an einem solhen Unternehmen hätte, niht mitstimmen solle. Die Kammer entschied sich \ließlich dafür, daß die Listen der Actionaire nicht vorgelegt zu werden brauchten. I L j

Das Journal des Débats spriht sich weitläufig über die Nothwendigkeit aus, der Eisenbahn von Paris nah dem Mittelmeere Erleichterungen und Begünstigungen zu gewädren, damit dieselbe rasch zu Ende geführt und eine dem Lande so wesentlich nothwendige Ver- bindung früh hergestrllt werde. Uebrigens genüge ihm durchaus nit die vom Ministerium der Kammer vorgeschlagene Modification des Beding:!ngenheftes.

Ein Maure, dem der Kaiser von Marokko die Konzession zur Ausbeutung sehr reiher Bergwerke in der Pcovinz Tetuan ertheilt hat, ist mit mehreren frcanzösishen Kaufleuten zur Bildung einer großen Betriebs - Gesellschaft zusammengetreten, die sich auc bereits gebildet hat. Dad

Der National greift das Kabinet wegen der griehishen Frage an. Nur durch Frankceihs Beistand und Rath habe das griechische Kabinet bisher in jener Differenzfrage Widerstand gezeigt, und jeßt höre man, daß Griechenland um Oesterreichs Vermittelung nachsuche, obgleich Oesterreih auf der Seite der Türkei sih gehalten. Es scheine raithin, daß das griehische Gouvernement zu viel von Frank- reis Unterstüßung gehosst hätte, das durchaus feine Neigung zeige, hier mit Energie aufzutreten, so daß die griehishe Regierung freilich nachgeben müsse, Sogar heiße es, daß, wenn die Pforte auf Mus- surus' Nükkehr nah Athen bestehen wollte, nunmehr England sich dem widerseßen würde. Da die Sache mithin auf Unkosten Grie=- chenlands und Frankreichs sih \chlichte, so könne das Journal des Débats Niemanden mehr mit der Behauptung täuschen, als siege Frankreihs Politik in dieser Frage, da offenbar die französishe Dis plomatie hier den Kürzeren ziehe.

Großbritanien und IrlanD.

London, 5. Juni. Se. Königl. Hoheit der Prinz Oskar von Schweden, dessen Landung in Portsmouth gemeldet wurde, ist gestern Nachmittag nach London gekommen und bei dem \chwedi- \hen Gesandten, Baron von Rehausen, abgestiegen. Der Prinz hat dem Großfürsten Konstantin von Rußland in Miwarts Hotel einen Besuch gemacht und wird sich auch der Königin vorstellen lassen.

Heute fand im auswärtigen Amte ein mehrstündiger Minister= rath statt, Der Hof ist gestern von Windsor wieder nach der Stadt zurückgekehrt.

Die Times bringt heute einen Artikel über die portugiesischen Verhältnisse, welher offenbar die Ansichten des Ministeriums darüber ausdrückt und beshwichtigend auf die Opposition wirken soll, welche für den nächsten Montag im Unterhause einen ernstlihen Angriff ge- gen die Regierung vorbereitet. Die Times gesteht ofen ein, daß England sich zu einer Jutervention in Portugal ents{chlossen habe, weil es fürchtete, die anderen Mächte, nämlih Spanien und Frank- reich, würden dann auf eigene Hand dort interveniren. „Man is,“ \.hreibt die Times, „im Lande, im Parlament und, wir glauben, au im Ministerium darüber einstimmig, daß keine Intervention dieser Art wünschenswerth sei, daß sie vielmehr sehr oft denen zum Nachtheil gereihe, welchen wir beistehen wollen, uns aber immer Verlegenheiten bereite, Nur ein sehr ernster Fall der Nothwendigkeit kann eine Aus= nahme von dieser Regel rechtfertigen, und wir verstehen unter einem solchen Fall diejenigen Verhältnisse, unter denen die Nachtheile für uns und für die übrige Welt, welche daraus folgen, bei weitem die Nachtheile überæiegen, denen wir durch solchen Aft vorbeugen wollen, Im Laufe der Verhandlungen in Betreff Portugals wird man finden, daß die britishe Regierung so lange den Grundsaß der Nicht-Jnter= vention festgehalten hat, als es ohne Gefahr für unsere größ- ten Juteressen auf der Halbinsel möglih war, und daß man erst diesen Grundsaß verließ, als die Gefahr die Ausnahme rechtfer- tigte und die Königin von Portugal sih angemessenen und billigen Bedingungen unterwarf. Es fehlte nicht an Anerbietungen und Ge= legenheiten, welhe, wenn der lissaboner Hof sie eben so bereitwillig ergriffen hätte, wie sie von den Gesandten von Frankreich und Spa= nien zu seiner Disposition gestellt wurden, auf geradem Wege zu ei ner Jutervention von einem sehr verschiedenen Charakter geführt ha- ben würden. Hätte unser Geschwader den Tajo verlassen, so würde der Ankerplaß, auf dem ein englisches Kriegsschiff so viele Jahre ge- legen hat, unverzüglih von den Schiffen des Prinzen von Joinville eingenommen worden sein, ein spanishes Heer würde unter franzüsischen Auspizien die Gränze überschritten haben, diese gefährlichen Bundesgenossen hätten die Ansprüche der liberalen Partei in Portugal vernichtet, und jenes Königreich würde sich ohne Weiteres von seinem getreuesten Verbündeten verlassen und dem ge= waltsamen Eindringen seiner gefährlichsten Nachbarn preisgegeben gesehen haben. Einen solchen Zustand der Dinge würde das bri= tische Volk mit um \o weniger Geduld ertragen, auch würde der- selbe viel weniger der Würde der Krone und den Juteressen _des Landes entsprochen haben, als eine auf dem Prinzipe der Aussöh= nung basirte Jutervention, welche beiden Parteien, gleihmäßige Sicherheit darbietet und selbst den Jusurgenten persönliche Straf- losigkeit und die politischen Rechte, für welche sie den Kampf unter nommen haben, bewahrt.“ Zum Schluß bemerkt die Times, daß, im Fall die Jutervention Spaniens und Frankreihs ohne England stattgefunden hätte, die Neutralität des britischen Admirals unhalt= bar geworden und England genöthigt worden wäre, Partei in dem Kriege gegen die auderen Mächte zu er r

Die Gazette enthält jeßt die Aufforderung zur Anmeldung wegen der Medaillen, welche den am leßten Kriege betheiligten Offi- zieren, Matrosen und Soldaten verliehen sind. Es werden diese Medaillen übrigens nur für diejenigen Schlachten und Gefechte aus-

etheilt, für welche bereits Medaillen (bisher ‘Beste h den Stabs- L zieren vorbehalten) géstiftet sind. Diese Waffen “vertheilen si für die Flotte auf die Zeit vom 1.- Juni 1794 (Lord Howes? Sieg über die französische Flotte) bis zum 15. Januar 1815 (Weg-

nahme der amerikanischen Fregatte „Präsident“), und für das Land-