1847 / 163 p. 9 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

für die Zeit von einer rj ir “jo zu der anderen zur Jnfox- mation vorgelegt werd e daß die Beziehungen des Schlusses dieses Geseßes zu desen Eingange M nahe u Die im Eingange bezeichneten der Berathung sind Ceingen neuer Darlehen oder Bewilligung neuer oder er- höhter Steuern. Tritt einer von diesen ällen ein, so soll dem Cas Landtage der Haupt-Finanz-Etat und die Uebersicht des Staats =- Haushalts vorgelegt werden, Es kann dies ofeubar keinen auderen Zweck haben, als den matten daß der Landtag in einem solchen Falle niht blindlings urtheilen, sondern in genauer Kenntniß der Sache sein Urtheil abgeben möge. Es versteht sich ‘von selbst, daß, wenn es sih davon handelt, Schulden h vdexr neue Steuern zu bewilligen, diejenigen, welche Sr. Majestät dem Könige einen entscheidenden Rath zu geben haben, aug fig formirt sein müssen, ob die Nothwendigkeit einer solhen Maßregel vorhanden sei, denn nur, wenn sich die Nothwendigkeit dazu aus den von der Regierung gemachten Vorlagen ergiebt, wird der Landtag mit Zuversicht und Gewissenhaftigkeit das verlangte Gutachten ab- eben Ffönnen. Eine andere unmittelbare Beziehung kann ih in dem eße zwischen Vordersap und Nachsaß nicht erkennen, Ob nun diese Juformation dadurch erlangt werde, daß der Haushalts - Etat und die Uebersicht der Verwendung einer besonderen Abtheilung zur Bexathung und Begutachtung vorgelegt, oder ob, was mir natür- licher, sa für uothwendig erscheint, biclenlaé Abtheilung, welcher die Frage vorliegt, ob neue Schulden fonsentirt oder Steuern bewilligt werden sollen, diese IErTANAE vorbereite, dies scheint mir eine Frage von geringer Bedeutung zu sein. Jch glaube, daß der Laud- tag allerdings auf eine oder die andere Weise in dieser Beziehung informirt sein muß.“

Die lebte Erklärung des Königlichen Kommissarius lautet wie folgt: „Jch habe allerdings gesagt, und der Finanz-Minister is mir darin beigetreten, daß in dieser Beziehung kein Geheimniß bestehe.“

Ih muß aber erklären, daß ih aus dem allein, was uns vor= gelegf ist, durchaus feine genügende Juformation habe \{öpfen önnen,

Finanz - Minister von Düesberg: Das, was der verehrte Reduer gesagt, ist eigentlich ein Monitum gegen die Art und Weise, wie der E inanz - Etat aufgestellt ist. Was für Zwecke der Haupt- E und die Uebersicht des Staatshaushaltes beabsichtigt, ist hon oben sehr ausführlih erörtert worden ; ih bitte aber, den Haupt- Finanz-Etat, der jeßt vorgelegt is, mit dem aus F bdido Jahren zu vergleichen, und man wird finden, daß er weit ausführlicher is ; wenn er in dieser Beziehung nicht genügt, und eine größere Ausführlichkeit ewünsht wird, so wird sih die Verwaltung , sobald es von Sr.

tajestät gestattet wird, eines umfassenderen Details gern angelegen sein lassen. Soll aber dies geschehen , so is eine sehr lange Borbe= reitung erforderlih, Es müssen zu dem Zwecke die einzelnen Kassen-= Etats, die dem Haupt-Etat zur Grundlage dienen, umgearbeitet wer= den, was viel Zeit, und weit mehr Zeit erfordert , als übrig war gigen der Ertheilung der ständischen Geseße und der Eröffnung des ereinigten Landtages. Jh glaube, daß der Zweck eines Haupt= Finanz = Etats und einer Uebersicht des Staatshaushaltes durch die Vorlage vollkommen erfüllt wird, uud es hat sih überdies die Ver= waltung immer bereit erklärt, da, wo es nothwendig war oder ge= wünscht ward, noch jede weitere Auskunft zu geben. |

i Marschall; Die Zeit is so weit vorgerüdt, daß es nicht möglich is, den Gegenstand zu Eude zu führen, und es muß dies der nächsten Sipung, deren Zeit ih heute noch nicht bestimmen kann, vorbehalten bleiben. Die heutige Sitzung i} ges{lo}en.

(Schluß der Sißung nah 4% Uhr)

Heute, Sonntag, den 13. Juni, erhielten wir, als wir bereits im Besiße der Manuskripte zu den vorstehenden Sißungen, 268 Folio=- blätter, waren, noch die Manuskripte : 1) zu den beiden Sißungen der Kurie der drei Stände vom 9, und 11. Juni, im Ganzen 118 Folioblätter, Morgens 8 Uhr 50 Minuten; 2) zu der Sißung der Vereinigten Kurien vom 11. Juni, 211 Folioblätter, Morgens 11 Uhr. Diese drei Sißungen werden, wo möglich vollständig, in dem morgen auszugebenden Blatte erscheinen. D. Red. d. Allg. Pr. Ztg.

Der Wiiaun s Jn dem stenographischen Berichte von der Sißung der Herren- Kurie vom 4. Juni (Allg. Pr. Ztg. Nr. 158) is Seite 1001, Spalte 1, Z. 16 von unten in der Aeußerung des Marschalls statt ¡was i auch damals in vollkommen hinreichendem Maße gezeigt habe zu lesen : was sich auch damals in vollkommen hinreihendem Maße gezeigt hat.

Inhalt.

Amtlicher Theil.

Juland. Berlin. O'Cóônnell's Tod und die Polemik des We stphä- lischen Merkures gegen die Allg. Pr. Ztg. Königsberg. Freihandels-System und Schugzölle.

D che Bundesstaaten. Swreiben aus Fr ankfurt. (Vermischtes)

Frankreich. Paris, Gefangenuchmung des Grafen das Antas mit einem Truppen-Corys und Absendung französisber Schiffe nah Portugal. Schritt des französischen Botschafters in der Schweiz. Cousinsche ee Ä pra naigese. Oppositions-Adresse an die Wäh- t a iribtt ct Sue E i tis. Graf D Vermisch-

s 18, ebatten über ier; Bugeaud und die tens gt ay mer der beiden Siam) f P

Groß nien und Jrland. London. Hofnachrichten. Prinz Osfar AE taub R Verhandlungen : Portugiesische

: e ehende ösung.

en. Brüsjel. Ergebniß der neuen W Een Libiitin

8

B ahlen, R breise des Kronprinzen von B L

Ee liche und O o ercieos: VHeffentliche Sizung

Königli demie der Künste. Cinladung zur Unterzeichnung.

u s dea E een. Paris. Getraidemärkte

Amtlicher Theil.

e L D df V esep-Püwulakg, welches heute aus- Sr, 2850. Die Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 14. Mai d. J, Ke Recmant t Beita af dr Bax Beste Kei

Hausseen bewilligten fiskalischen Vorrehte;

1088

2851, von demselben Tage, betreffend die der Stadt] Ellrich in Bezug - auf den Bau und die Unterhaltung einer Chaussee von Ellrich bis zur braunshweigischen Landes-

gränze inder Richtung auf Zorge bewilligten fiskalischen - echte; : -

9 é vom 28sten desselben Monats, itenend die der Stadl Mühlhausen und den Gemeiuden Groß - und Kleiu- Grabe in Bezug auf den Bau und die Unterhaltun der noch unhaussirten Streckde vou Mühlhausen au Sondershausen bis zur Laudesgränze bewilligten fiskali= ___ \chen Vorrechte; und 2853. vom 9. Juni d, J., die Beseitigung der Zweifel über die Auslegung des §. 33 der Bank - Ordnung vom 5. Oktober 1846 wegen Annahme der Noten der preu- __ ßischen Bank bei öffentlichen Kassen betreffend. Berlin, den 14. Juni 1847. Geseß=Sammlungs-Debits-Comto ir.

Nichtamtlicher Theil. Inland.

__ Verlín, 12. Juni. Der Tod O'Connell's hätte uns, wie jedem deutschen größ:rem Blatt, die erwünschte Gelegenheit geboten, auf das Leben und W rken dieses merkwürdigen Mannes zurückzu- blicken. Wir haben aber gegen unser eigenes Interesse ein selbst- ständiges Urtheil über O'Connells Zwecke und Resultate, so wie über die Mittel, mit welchen er agitirte, vermieden, weil dieselben Zwecke und Mittel, die O'Connell durchaus uicht eigenthümlih angehörten, auh jeb6t noch allenthalben in der Welt fortwirfen und mit den augenblick.ichen politischen und religiösen Juteressen noch so sehr ver- webt sind, daß ein Urtheil nicht ausgesprochen werden fann, ohne zugleich eine bestimmte Parteistellung einzunehmen, welche sich mit iren Zwecken nicht vereinigen läßt.

Da wir aber von einem so bedeutenden Ereigniß nicht ganz shweigen fonnten, so haben wir theils durch wörtlihe Auszüge aus englisben Journalen , theils dur Korrespondenzen aus Londou, un- seren Lesern wenigstens das Urtheil nahe zu bringen gesucht, welches in England selbst, freilich von feier Seite unparteüsch, über O'Connell gefällt wird,

Nichts destoweniger findet sich der Westphälishe Merkur in Nr. 133 bemüßigt, unserem Korrespondenten aus London vorzu- werfen, er habe den Haß der protestantischen Mitbrüder gegen den Liberator dadur erwecken wollen, daß er die Worte ausspricht : „Wenn O'Connell in Jrland thätig war, so hat er für Rom ge- arbeitet.“ Diesen Vorwurf halten wir sür ungereht, müssen es aber, was die Soche selbst betrifst, unserem Korrespondenten über= lassen, sich dagegen zu rechtfertigen, so wie denjenigen, welche unsere Zeitung vom 30, Mai Nr. 148 gelesen haben, ihn von diesem Vor- wurf freizusprechen.

Dagegen müssen wir uns gegen die unverkennbare Absicht des Westphälishen Merkur, nicht blos die Redaction der Allge - meinen Preußischen Zeitung mit dem Korrespondenten zu identificiren, sondern selbst eine höhere Potenz hinter dem nicht amt- lihen Theil unserer Zeitung wirkend hinzustellen , entschieden zurück= weisen. Der W estphälische Merkur behauptet nämlich nicht allein, daß unser X Korrespondent ein sehr deutli bezeichneter „preußischer Staatêmann““ sei, sondern stellt es auch als „notorishe Thatsache aué, daß die auswärtige Korrespondenz der Allgemeinen Preußi- shen Zeitung von den Gesandtschaften besorgt werde,“ ja der Westphälishe Merkur geht noch weiter und nennt uns „ein Regiecrungsorgan, ein Blatt, welches Billigkeit, Gerechtigkeit und Mäßigung für sich und seine Kommittenten so oft in Anspruch nimmt und ihrer gerade jeßt so sehr bedarf.“

Diesen mehr als aus der Luft gegriffenen Behauptungen baben wir die einfahe Erklärung entgegenzuseßen: 1. daß unser X Kor= respondent în feiner Art mit der preußishen Regierung in einem Verhältniß steht; 2. daß unsere auswätigen Korrespondenten rein von der Wahl der Redaction abhängen; 3, daß „unsere Kommittenten“, oder rund herausgesagt, denn das ist gemcint, die Staats - Regie- rung schon mehr als einmal sich von jeder Verantwortlichkeit an dem niht amtlichen Theil unserer Zeitung losgesagt hat, wie namentlich ers in der Sißung der Drei - Stände - Kurie vom 18. Mai der Königliche Landtags - Kommissarius erklärte, taß die Allg. Preuß. Ztg. nur in ihrem amtlichen Theil eine anitliche sei, und daß das, was in ihrem nicht amtlichen Theile erscheine, nicht als von der Regierung ausgegangen betrachtet werden könne.

Man hat uns oft den Mazxgel an freier Bewegung vorgewor= fen; derselbe rührt abcr hauptsächlih von dem stets sich erneuernden Jrrthum über unsere Stellung her, wie er auch jeßt wieder bei der Anschuldigung benußt ist, welhe der Westph. Merk. gegen uns erboben hat. Wir erklären deshalb, daß wir alle diejenigen Angriffe auf den niht amtlihen Theil, welhe nicht bei der Redaction als ihrer leßten verantwortlihcn Quelle stehen bleiben, künftig ignoriren werden. Den Westph. Merf. aber wollen wir fragen, ob eire unter dem Eindruck der öffentlihen Meinung in London geschriebene Korrespondenz gegen O'Connell etwa denselben Vorwurf verdient, als die Absicht, welhe der Westph. Merk. mit seinen Beshuldigun- gen verbunden hat?

Königsberg, 5. Juni. Die hiesige Hartungsche Zeitung vom 4. Juni bringt eine Korrespondenz aus Tilsit, welche an die Verhandlungen der Hérren-Kurie über eine Revision des Zoll-Tarifs P mehr allgemeine Betrachtungen über diesen Gegenstand nüpft :

,, Wo der Eine alles Heil von einem sogenannten Freihandels- Syfieme, verbunden mit verhältnißmäßigen Schuß-Zöllen für Fabrik- und Manufaktur - Judustrie, erwartete, glaubte der Andere in einem strengen Differenzial- und Reciprozitäts-Zoll-Systeme das Mittel einer durchgreifenden Aenderung unscrer jeßigen Lage zu finden. Auf die Frage aber, wo denn eigentlich der Siß des Uebels sei, und ob nicht vielleicht gerade in den Schuß-Zöllen der ganze Grund unserer Noth liege, darauf fam Niemand. Was is denn ein Freihändels - System in Verbindung mit Sc{ug=- Zöllen? Sicherlich doch kein Freí- handels - System, und was sind erhöhte Differenzial - und Reciprozi- täts-Zölle denn anders, als eine neue Steuer für die ganze Bevöl- ferung zu Gunsten einer einzelnen Thätigkeit? Wenn schon bei den vorhandenen Schu 7 ahregeln/ die ese tig keine geringen zu nennen find, gewisse Jndustriezweige nit ehen fönnen, warum denn diesen Schuß immer weiter de und jene Judustrieen im- mt a ihrem Verderben entge hren? Je mehr eine in- dustrielle Unternehmung künstlich befördert, je mehr also ein lohnen- der Gewinn ín Aussicht gestelst wirb, . desto ‘mehr Kapitalien, desto mehr Arbeitskräfte werden zu jhr jingezos n; ‘Diese aber kön- nen nah einigen Jahren bei so erweiterter Thätigkeit eben so wenig bestehen, als die früheren b gerigerem Schuße, und \o muß denn

elbstredend dieses Schuy- ins Unendliche geheu und einen mmer größeren Kreis g ra in den Abgrunt des Verderbens reißen, Man sollte do endlich cinsehen, daß auf keinem Gebiete das System der Halbheit, das System der Palliative \v i und gefahrdrohend ist, als gerade anf dem Gebiete der Oekonomie und Zndustrie. Schuß = Zölle für Ackerbau, für landwirthschaftliche Gewerbe zu befürworten, ist noch Niemanden A uni im Gegen= theile, man vertraut ihrer unversiegbaren Kraft so viel, daß nian immer neue Steuern, direkte und indirekte, au fe häuft, Weshalh also nur Judustrieen {üßen, deren ganzes Lebens-Element gerade nur ín E, Schuße liegtz weshalb \hwähliche Treibhauspslanzen mit Aufopferung der besten Kräfte kultiviren, während den ge unden, einem kräftigen Boden natürlich entsprossenen Stämmen nft und Sonne verkümmert wird? Wir verkennen uicht die menschenfreund= liche Absicht, den unglücklihen Fabrik-Arbeitern helfen zu wollen, eben so wenig die Schwierigkeit, bei ‘der einmal vorhandenen Noth ein geschicktes Mittel aufzufinden; wir wissen aber auch bestimmt, daß eine fernere Verfolgung des betretenen Weges das Elend bis ins Un- endliche ausdehnen muß!“

Deutshc Bundesstaaten.

XX Frankfurt a. M., 11. Juni. Se. Königl. Hoheit der Kurfürst von Hessen unternimmt seit einigen Tagen wieder die gewohnten Spazierfahrten, ist somit vollkommen wieder genesen.

Se. Durchlaucht der Landgraf Wilhelm zu Hessen weilt seit furzem auf dem benachbarten Schlosse Rumpenheim und wird mit seinen nächsten hohen Verwandten ciuen Theil des Sommers daselbst verbringen.

Der Bundespräsidial-Gesaudte, Herr Graf von Münch-Belling= hausen, hat bereits am verflossenen Svunabeud Wien verlassen, war aber gesteru Nachmittag noch nicht hier angekommen.

Jn unserer Stadt wid durchaus noch kein starker Fremdenzug bemerft, und die Väder sollen sih noch keines zaghlreihen Besuchs er= freuen. Die seit 8 Tagen eingetretene fühlere Witterung wirkt darauf ein. Andererseits wird dieser Witterungs - Umschwung auch versucht, die Fruchtpreise in die Höhe zu treiben, was aber hoffentlih bei deu günstigen Umstäuden wenigstens nicht nachhaltig gelingt. Der starke Auffauf des Schlachtviehes auf den deutschen Märkten für Frankreich und England hält auch hier die Fleiscbpreise sehr boch. Von der Börse is wenig zu sagen. Die Notirung unterliegt rein dem Tages- Jmpuls, und von lebhafter Kauflust in deu Fonds ist keine Rede. Das Geld is aber immer noch sehr flüssig.

Frankreich.

Paris, 9. Juni. Der heutige Moniteur meldet: ¡eDepe- schen aus Lissabon vom 2. Juni melden, daß die spanische Regie- rung die Nachricht erhalten hat, daß Graf Das Autas mit 2—3000 Mann gefangen genommen worden und daß alles Eigenthum der Junta indie Macht des Geschwaders, wel- ches Porto blokirte, gefallen ist.“ Das Journal des Dé- bats eutuimmt dem Toulonuais vom 6. Juni folgende Nachricht : „Es scheint g, daß an Se. Königl. Hoheit den B von Joinville der Befehl ergangen is, eines oder zwei Schiffe von dem unter seine Befehle gestellten Geschwader zu detachiren und nach Portugal zu \{hicken,““ s y Ju E | welches der frauzösische Botschafter in der Schweiz, Herr Bois le Comte, an den neuen Bundes = Präsidenten, Herrn Ochsenbein, gerichtet hat (\. unter Schweiz), will die hiesige Oppositions - Presse einen Angri auf die Unabhängigkeit der Cid- genossenschaft erblicken; jedenfalls, meint ein Theil dieser Blätter, sei der Schritt unter den gegenwärtigen Umständeu ein sehr unpassender. Dieser Ansicht ist nameutlich auch die Presse. Der Constitu- tionnel spricht sich noch heftiger dagegen aus, und erklärt die Ant- wort des Herrn Ochsenbein für fest und würdig.

Herr Cousin hat der Pairs-Kammer zwei Amendements zu dem Geseb-Entwurf über das Medizinalwesen überreicht; das eine ist für Beibehaltung der Gesundheits-Beamten, das andere gegen die Be- seßung der medizinischen Lehrstühle durch Bewerbung.

Das Central-Comité der sogenannten constitutiouellen Opposi- tion hat eine von deu Deputirten Odilon Barrot, Duvergier de Hau- raune, Gustav von Beaumont, Leon von Malleville und Chamberon unterzeichnete Adresse an die Wähler gerichtet , worin es, nach Angriffen auf die Politik des Ministeriums, die Bildung von Co- mités in allen Wahlbezirkeu empfiehlt, um die Wählerlisten zu beguf- sichtigen, da es wohl möglich sei, daß zu Anfang nächsten Jahres neue Wahlen stattfinden.

Der Gesetzentwurf, welher die Stadt Paris autorisiren soll, eine Anleihe von 25 Millionen zu machen, ist gestern von der Kom- mission der Deputirten-Kammer mit einer Stimm-Majorität gut- geheißen worden.

Der Minister des Jnnern, Graf Duchatel, is auf dem Wege der Besserung und wird zu Anfang der nächsten Woche in Paris zurückerwartet, :

Nach dent Univers wird der Papst im nächsten Konsistorium nicht blos dem Erzbischofe von Cambray, Herrn Giraud, sondern auch dem Erzbischofe von Bourges, Herrn Dupont, den Kardinalshut ver- leihen. Die Regierung will Herrn Giraud zum Primas des Kapi tels von St. Denis ernennen; erx soll jedoch dem Namen nah Erz- bischof von Cambray bleiben und in seinem Sprengel durch einen General-Vikar, den er selbst wählt, vertreten werden.

Der Jnfant Don Enrique, von dem man glaubte, daß er nah Bayomue reisen und von dort nah Spanien zurückehren werde, 2 zu Toulose geblieben , wo er angeblih für längere Zeit seinen Auf= enthalt nehmen will. i

Zu Nantes hat man Briefe aus China erhalten, nah denen die Capitaine mehrerer französischen, englischen und amerifgnischen Schiffe bei dem Kaiser von Japan Audienz gehabt und ihn ersucht hatten, seine Häfen. dem Handel ihrer Nationen zu öffnen, Man erfährt nicht, welchen Bescheid ihnen der Kaiser gab.

x Paris, 9. Juni. Die Deputirtenfkgmmer seßte heute in ihrer öffentlichen Sipung die Verhandlung des Gesepentwurfs in Betreff der außerdentlichen Kredite sür Algerien für das Jahr 1847

ort.

/ General Lamoricière spricht u: (Aufmerksamkeit,) Herr von Tracy abe gesagt, Afrika werde stets eine Berlegenheit für Frankreich sein, Jet fa der Krieg geendet, die Unterwerfung vollständig, die Ehre unserer Waffen gerettet, jeyt fi also der Augenblick, es aufzugeben. Herr v. Tracy un- terbrehend: „Das habe ich nicht esagt.“ Heneral Lamoricíère: „Aber der ehrenwerthe Deputirte hat gesagt, der Augenbliek sei asnstig die Be- siznahme sehr zu beschränken. Die Besi Rahn von Algerien aber is iu großes or gge net dieser Zeit und dieses Landes, das größte, das Frankreich nah aupßen-hat. Jedes große Unternehmen cha} auch Verle- genheiten für diejenigen, die sich damit befassen. Nie hat ein Volk Großes unternommen, Kolonieen gegründet, ohne au Verlegenheiten sih zu schaffen. Aber hat man je eine große, mächtige Nation darum von einem großen E cLain abstehen sehen ? Ein Volk, dgs aus solchem Grunde auf jedes Unternehmen nach außen verzichten wollte, würde auf jeden Einfluß ‘in der Welt verzichten. Einen solhen Rath würde ih nie meinem ‘Lande geben,

von Tracy hat ferner gesagt: Wenn Afrika keine Verlegenheit mehr für e treich sein solle, müsse man es kolonisiren. Nach dessen Ansicht aber is die Colonisation unmöglich. Herr Desjobert hat dies in Abrede gestellt. Jch habe also jeyt nur Herrn Desjobert zu antworten, Derselbe hat Be- hauptungen und Ziffern angebracht in seiner Rede, Wären dieselben un- umstößlich wahr, dann würde auch ih zum Aufgeben Algeriens rathen. Aber ih will den Jrrthum dieser tale und Ziffern beweisen. Algerien kostet nicht 125 Millionen jährlich, wie Herr Desjobert gesagt, sondern höchstens 100 Millionen. Der Boden is fruhtbar, die Vergangen- heit beweist es, die römischen Kolonieen bejeugeu es, man muß ihn nur mit Geschick und Einsicht und mit den nöthigen Kapitalien anbauen, Herr Desjobert hat es auch für unmöglich erklärt, die christlihe und muselmänni- sche Bevölkerung neben einander zu regieren. Jh könnte dagegen eine Meuge von Beispielen des Gegentheils aufzählen, Allerdings darf man nicht gleich die beiden ackerbautreibenden Bevölkerungen in Berührung mit einander bringen. Man darf z. B. nicht eine christliche Gemeinde mitten unter lauter muselmännische stellen, oder umgekehrt, Nur allmälig, je weiter die militairishe Beherrschung des Landes um sich greift, fann man die verschiedenen Religionen und die denselben zugethane Bco SIUUgRT einander nähern, Die Kolonisirung kann allerdings und augen einlich nicht stattfinden, Ee die Araber zu belästigen, Die Herrschaft selbst schon ist ihnen lästig. Der Bericht der Kommission ae aber unrecht, sich darüber zu beklagen. Herr Desjobert hat auch die Kosten der Kolonisirung auf eine Milliarde angeschlageu. Zch will nicht in einen Streit über die Ziffer eingehen. Aber es fragt #9, soll diese Summe aus der Staats- Kaj e oder áus der Tasche der Kolonisten cntnommen werden? Jn jedem Fall wird, meiner Ueberzeugung nach, der afrikanische Boden fünffach die darauf verwendeten Ausgaben wiedererseyen.“ Herr Desjobert sucht

N u zeigen, daß seine Ziffern nicht nux Gebilde der Einbildungskraft

eien, ie stügten sih auf die Budgets des Krieges, der Marine, der Finanzen und der Justiz, Die Ziffer von 125 Millionen jährliher Aus- gaben für Algerien sei das Resultat des fortwährenden Krieges und werde dadurh noch bis auf 131 Millionen steigen. Er habe gestern allerdings vergessen, von der Einnahme zu sprechen vermittelst der Auflage, die von den Arabern bezahlt werden müsse, Dieselbe lasse sich. auf 14 Millionen anschlagen. Aber darum bleibe immer noch eine Ausgabe von 117 Mil- lionen, General La moricière; Gestern habe Herr Desjobert die Aus- gaben auf 125 Millionen gestellt, heute auf 131, es sei zu fürchten gewesen, daß er bald auf 150 Millionen kommen werde. Er freue sih daher, daß er jeßt wieder auf 117 Millionen herabgehe. Aber auch darin sei noch roße Uebertreibung. Herr Desjobert: Er glaube im Gegentheil, seine Anschläge sehr gering gemacht zu haben. Herr von Tracy: Warum Ge- neral Lamoricière nicht auf den Einwurf der Unmöglichkeit der Erhaltung Algeriens bei einem Seekrieg geantwortet habe? Ein anderer Einwurf sei: daß die Kolonisten kein Getraide bauten, Was werde aus der Armee werden, wenn im Augenblicke eines Krieges, wie wahrscheinlich sei, die Araber die Lieferung des Getraides an sie verweigern? General Lamo- ricière: Ein Krieg mit England würde die französische Armee in Afrika nicht in die schlimme Lage bringen, die Herr von Tracy befürchtet. Eine Küste von 200 Lieues Ausdehnung lasse sih nicht blokiren, wie etwa Toulon oder Algier. Jm Jahre 1840, wo man auch an einen Krieg geglaubt, habe die öffentliche Meinung auch nicht die Zurückziehung der Armee aus Afrika verlangt. Herr Guizot besteigt die Tribüne. Er komme nicht, das zu bekämpfen, was der General Lamoricière gesagt, Zwischen dem, was der General, und dem, was die Regierung wolle, jei kein besonderer Unter- schied, Er habe sih daher auch nit über dessen Rede im Ganzen zu be- flagen. (Der Minister sprach noch in dem Augenblicke, wo des Postschlusses halber dieser Bericht schließen mußte )

Nach den cus Algier vom 1, Juni eingetroffenen Berichten sheineu die Kabylen, welche slch neulih, uach dem blutigen Kampfe mit dem Armee-Corps des Marschalls Bugeaud, unterworfen haben, wirklich sich ganz ruhig zu verhalten. Denn am 31. Mai war das Dampfschiff „„Cameleon“/ zu Algier von Bugia mit der Nachricht angelangt, daß die Feldzugs - Kolonne die bekannten Engpässe durdh= zogen hatte, ohne irgend einen Widerstand zu finden. dete Nach=- rihten waren durch Araber auf dem Landwege nah Algier gelangt. Nach denselben war die Kolonne bei den Beni Abbes gelagert, und von Seiten der neuerlih unterworfenen Kabylen hatte durchaus kein Angriff stattgefunden. Dieselben zeigten im Gegentheil die größte Bereitwilligkeit, die für die Transporte nöthigen Lastthiere zu liefern, Der General Gentil war mit Erhebung der Auflagen befchäftigt, die allgemein ohue Schwierigkeit bezahlt wurden. Befestigt sich sonach die französische Herrschaft auch in dem bisher noch unabhängig gewesenen Theile von Kabylien, so hat der Marschall Bugeaud allerdings Frankreich durch seinen leßten Feldzug einen unberehenbaren Dienst geleistet und seine Laufbahn als Gonverneur von Algerien auf eine seiner früheren Thaten höchst würdige Weise geschlossen. . Daß aber das Journal des Herrn Thiers fih jeyt zum eifrigsten Lobredner des Marschalls macht, is eine Taktik, deren Plan dahin geht, den Marschall zu ge- winnen, un, wenn der Glüdsstern des Herrn Thiers ihn früher oder später do wieder einmal zur Gewalt zurückführen sollte, gleichfalls seinen „illüstren Degen“ bereit zu haben, welcher in der Person des Marschalls Bugeaud seinein Ministerium als militairische Notabilität zur Stüße dienen soll, wie jeßt das Kabinet vom 29. Oktober auf den berühmten Namen des Marschalls Soult Gewicht legt. Vor kaum vierzehn Tagen hatte jenes Blakt noch in den lebhaften Tadel des Feldzuges nah Kabylien eingestimmt, jeßt erklärt es denselben für einen grol0n und in würdiger Weise durchgeführten Gedanken.

Manche pariser Blätter geben von Zeit zu Zeit die shlagendsten Proben von ihrer Unbekanntschaft mit den Rechtsverhältnissen ihres igeuen Landes. Eincs derselben meinte vor einigen Tagen ganz ernstlich, die Deputirten- Kammer solle, unter Verweigerung der von der Pairs-Kammer verlangten Ermächtigung zu Verfolgung Emil von Girardin's, diesen vor ihren eigenen Richterstuhl ziehen, als ob die Deputirten-Kammer in sih selbst noch eine andere richterliche Gewalt hätte außer den Fällen, wo es sh um Beleidigungen handelt, die gegen sie gerichtet wurden, Selbst mehrere Deputirte drückten ihr

fremden darüber aus, daß keine Gegenseitigkeit zwischen den bei= den Kammern bestehe und die Deputirten - Kammer einen Pair, der sie etwa verleßt hätte, niht vor ihre Schranken ziehen fönne. : Das fömmt indeß einzig von der Vorschrift der Charte von 1830, wonach für Verbrechen oder Vergehen irgeud welcher Art die Pairs nur vor den Richterstuhl der Pairskammer gestellt werden fönnen, welhe mit ihren legislativen Attributionen auch rich- terlihe verbindet, außer denen, welche durch Augriffe auf sie selbst iu Uns genommen würden. Unbestreitbar aber ist, daß die Deputir- e Quer. V Palcbsan nt V d V berett Lehen

( gegen einen Pair hervorzurufen, der die Deputirtenkammer verleßt häbén würde, | q e

Großbritanien und Irland.

London, 8. Juni Jhre Königliche Hoheit di i

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portugiesishe "Snterarlaments - Verhandlungen hatten wiederum die

1 rventions « Angele it G d Graf S rau al Anfragen e A Mi g inister ‘este t Sprache, die, nach fran öfe Oberhause eine Depesche zur abge Jugeh ú gti E sischen Blättern, an den Prinzen von Joiuville feinéia Geschwader na Lissab eden Diras erhalten haben soll, mit ob dieser Prinz, als ältester Offizier ¿0 begeben, Der Graf ahe:

über die vereinigte Flotte der intervenirenBe, Miche üiberneh fehl

George Bentinck dieselbe

1089

de, wie dies gewöhnlich bei kombinirten Operationen der Fall sei? E Marquis von Dane owne erwiederte, daß er nur von der Absendung französischer Schiffe nah Portugal wisse, und daß es ihm unbekannt sei, wer se befchlige, Jm Unterhause stellte Lord rage und erhielt von Lord J. R ussell

zur Antwort, daß gar feine Vereinbarung getroffen wordensei, die Geschwa- der der respektiven Mäthte unter den Oberbefehl eines einzelnen Osft- jers zu stcllen. Jm Gegentheil sei dem Admiral Sir W. Parker der Besch! zugegangen, weder über das französishe, noch über tas spa- nische Geschwader das Kommando zu übernehmen, obshon man glaube, daß scin Rath nicht unberücksichtigt von den Anderen bleibeu werde. Was den Prinzen von Joinville betreffe, so halte er es für unnöthig, seinetwegen eine Bemerkung zu machen, ta er feinen Grund habe, zu glauben, der Prinz werde nah der portugiesischen Küste gehen. Die übrigen Verhandlungen des Parlaments bieten kein allgemei= nes Interesse. Herr Spooner veranlaßte- eine erfolglose Debatte durch einen Antrag zur Ehrevrettung des vor furzem verstorbenen Ex-Gouverneurs- von Vandiemensêland, Sir E. Wilmot, der wegen angeblicher Jmmoralität von dem Kolonial-Ministerium abgeseßt war.

Der Observer wiederholt die Nachricht, daß die Session des Parlaments vor der zweiten Woche des Juli werde geschlossen werden, und fügt hinzu, daß die Auflösung des Parlaments, wenn nicht außerordentliche Umstände eintreten, dem Schlusse der Sessien unmit- telbar folgen werde. Jn dieser Erwartung werden bereits überall Vorkehrungen za den Wahlen getroffen, Jn London zirkulirt eine Aufforderung an Sir R. Peel, sich zum Parlaments-Kandidaten für die City zu melden.

Aus mehreren Orten geht die Nachricht ein, daß die Kartoffel Krankheit sich von neuem gezeigt habe, indeß läßt sih über die Aus= dehnung derselben noch durchaus nichts Bestimmtes angeben, Andere bestreiten die Ex‘stenz der Krankheit überhaupt, doch haben die Nach- rihten darü.er am Kornmarkte einen Einfluß auf die Weizenpreise ausgeübt,

Belgien.

Brüssel, 10. Juni. Vorgestern baben die neuen Wahlen zur Ergänzung des Senats und der Repräsentanten-Kammer stattgefun= den, Die liberale Partei glaubt, nah dem Resultat derselben, nun- mehr auf 55 Stimmen in der Repräsentanten-Kammer, also auf die absolute Majorität, sicher zählen und vielleicht noch 15 Schwankeude auf ihre Seite herüberziehen zu können, Die Kammer bestcht im Ganzen qus 108 Mitgliedern. Die Judepeudance will indeß wissen, es sei gestern in einem Kabinets-Rath beschlossen worden, daß das Ministerium sich vor diesem Ergebuiß der Wahlen nicht zurückziehen, sondern die nächste Session der Legislatur abwar ten wolle. (Näheres über die Wahlen werden wir morgen in einem Schreiben aus Brüssel mittheilen.)

It Cl E. Nom, 1. Juni. Heute früh is Se, Königl. Hoheit der Kron-

prinz von Bayern von hier über Modena nah München abgereist, Gestern Abend nahm der Prinz in einer Privat-Audienz vom Papste Abschied.

Der Sohn O'Connell's is hier angekommen, um, wie man sagt, das Herz seines Vaters hier beizuseßen.

Wissenschaftliche und Kunst - achrichten.

Oeffentliche Sitzung der Königlichen Akademie der Künste.

(Den 11.“ Juni.)

Am Freitag in den Mittagsstunden fand eine öffentliche Sißung der Königlichen Afademie der Künste unter dem Vorsißze der Senats-Mitglieder und in Gegentvart einer zahlreicheu Versammlung von Herren und Danten in üblicher Weise statt, Eine kurze Ansprache des Direktors der Akademie eröffnete die Sißung, welcher sih der Jahres-Bericht des Secretairs an- schloß. Des Verlustes mehrerer Mitglieder der Akademie durch den Tod wurde in demselben gedacht; darunter des Pröfessor Kretschmar, der am 2. März d. J. im 77sten Jahre verschicden is, und des Dr, Gottfried Wilhelm Finck, auswärtigen Ehren - Mitgliedes der musikali- hen Section, der sein Leben am 27. August vorigen Jahres zu Leipzig endete, Die Vertheilung von Prämien an Schüler im Fache der bildenden Kunst, der Musik, so wie an Schüler der Gewerkschu- len, erfolgte ebenfalls. Auch kamen (gleichwie die A a der Zeich- nen-Klassen in den Sälen ausgestellt sind), wie alljährlich, wieder verschie- dene Compositionen von Eleven der akademischen Musikshule zur Ausfüh- rung, Arbeiten, die für den glücklichen Erfolg der mit rastlosem Eifer fort- geseßten Bemühungen der musikalischen Section um die Ausbildung ihrer Zöglinge aufs neue Zeugniß ablegten und seitens der! Letzteren ein rühm- lichst anzuerkennendes Kunststreben und theilweise nicht unbedeutendes Talent dokumentirten, so daß durch sie die Zahl der bereits aus dieser Schule hervorgegangenen tüchtigen Musiker vermehrt zu sehen sichere Aussicht vor- handen ist.

So ließ ein vierstimmiges „Ave Maria“ mit Orchester-Begleitung von Wilhelm Burchard den rüstig aufstrebenden Musiker nicht verkennen, Das Musikstück bekundete, im Vergleich zu einer im vorigen Jahre bei ähn- licher Veranlassung zu Gehör gebrachten geistlihen Arie, offenbaren Fort- schritt und war, würdig aufgefaßt, von entsprechender Wirkung. Eine vier- stimmige Motette mit Orchester:

„Dir traue ih, Gott, und wanke nicht“,

von Wilhelm Nessler, verdient besondere Anerkennung. Künstlerisch- abgerundete Form, Klarheit der Stimmführung und effektvolle Jnstrumen- tirung zeichnen das Werk aus, das sih namentlich in dem kräftigen chori- schen Theile von glänzender Wirkung gestaltet und einen schr befriedigenden Total-Eindruck hervorrief. Von vorzugsweise zu beachtendem Talente zeugte ein Symphonie-Sayp (in E-moll) von Carl Stein. Die Ansprüche, welche man an eine derartige Composition zu machen berechtigt is, erschei- nen durch die Arbeit des Genannten in ziemlich hohem Grade realisirt, Geschmack, Gründlichkeit und Gewandtheit leuchten hervor und werden so- wohl in der Erfindung der Themen, als in der sorgsamen Ausarbeitung und wirksamen Jnustrumentirung ersichtlih, obgleich, unseres Bedünkens, die Wirkung des Ganzen durch ein weniger konsequentes Festhalten des Haupt- Gedankens noch gewonnen hätte. :

Außer diesen drei besprochenen Musikstücken kam \cchließlich noch ein größeres Gesangstück (Recítätiv, Arie und Chor):

„Was pochst du , mein Herz ? B aus der Oper Jpsilante von Karl Billert zur Ausführung, der wir je- doch beizuwohnen verhindert waren. Wir erwähnen indessen, daß dem Ver- fasser dieser Arbeit und dem obengedahten Eleven Wilhelm Nessler durch Ertheilung der großen silbernen Medaille (mit eingestohenem ite eine besondere Auszeichnung zu Theil wurde. Ein vollständiges Verzeichni der Prämien-Vertheilungen erfolgt durh amtliche Bekanntmachung. 2.

Einladung zur Unterzeichnung

auf die Geschichte des deutshen Volkes, in fünfzehn Bildern SERSEN Ne von Karl Heinrich Hermann aus resden (früher in München ).

So reih wir an Werken sind, welche die Geschichte unseres Volkes einzelnen Theilen oder in ihrem ganzen Zusammenhange erzählen und

so mannigfaltig und anerkennen ani durch B zelne denkwürdige Thaten und E Da dan ente a gemacht worden sind, so schien es dem Unter eichneten auiger ai immer

noch an einem Werke zu fehlen, welches den literarí deutschen Geschichösoricher R beigegeben wor en önnte und selben die ga e un e e warden Boten vor vie S edig i E ggr e E ge Entwicfelung unseres ie deutsche Geschichte bietet aber der bildenden Kunst ein ét-

bares und iben ld dar, daß es dem Unterzeichneten Tits edes ge Aufgabe erschien , dieselbe der Jugend und den Freunden des Vaterlandes ín ciner EERN enden Reihe vou Bildern vor Angen zu führen, so daß er d E Untemébmen seit einer Reihe von Jahren seine ganze Kraft ewidmet hat. L G Aufgemuntert durch vielseitige wohlthnende Anerkennung, o wie stügt anf die hohe Protection Sr. Majestät des Königs von Preußen, E absihtigt er daher die vollendete Arbeit in funfzehn Blättern (von 1 Fuß 8 Zoll Höhe und 2 Fuß 4 Zoll Breite), deren Jnhalt unten näher ange- geben werden wird, nunmehr zu veröffentlichen und dur bewährte anerkannte Meister im Stahlstiche ausführen de lassen, Um aber ‘die be- deutenden Kosten des Unternehmens zuversihtlicher überblicken Und die rasche Förderung und Vollendung desselben sichern zu können, wendet er sich hier- mit auf dem Wege der Unterzeichnung an sämmtliche Freunde dex Kunst und vaterländischen Geschichte, vornehmlih aber auh an Schul-Anstalten und Familienväter mit der Bitte, das Werk seîner Liebe und Be ng durch ihre thätige Theilnahme freundlichst unterstüßen und fördern zu wollen.

Die ganze Tat ede soll, von einem angemessen erklärenden Texte deileiteto in möglichst kurzen Zeiträumen , in fünf Lieserungen von je drei Blättern ausgegeben werden. Der Unterzeihnungspreis für die ersten Ab- drücke auf chinesishem Papiere für jede Lieferung soll 8 Thaker, für die Ausgabe auf gutem Velinpapier 6 Thaler sein.

Nach dem Erscheinen der ersten Lieferung hört die Unterzeichnung auf und muß alsdann eín erhöhter Ladenpreis eintreten.

Berlin, im Zuni 1847, K, H. Hermann aus Dresden, früher in München.

Nähere Uebersicht der einzelnen XV. Blätter.

Im Allgemeinen wird hier bemerkt, daß die ersten beiden Blätter die heidnische Zeit, die späteren die Entwickelung unseres Volkes seit Annahme des Christenthums darstellen, uud daß die architektonische Eintheilung eines jeden Blattes größtentheils aus Monumenten zusammengeseßt ist, die der Periode angehören, welche es enthält und also eine kleine Kunstgeschichte mit darbietet,

Blatt 1. stellt in einem größeren oberen Felde die germanische Götter- und Glaubenslehre in ihrer Fülle und Tiefe, in den darunter egenden kleineren Feldern das Leben des Volkes von des Kindes Mebgrt is zum Heldentode: das Haus die Ehe die Aerndte rbar- machung Todtenfeier Gottesdienst Gericht Volksverjamm- lung u. st, w. Von 113 vor 180 nach Chr.

Blatt 11. Der Wettkampf mit den Römern von dem ersten Zusammen- stoßen der Cimbern und Teutonen, mit dem Heldentode ihrer Frauen und Kinder durch die Kämpfe des Ariovist Marbod Armin: Jm oberen Felde der Untergang der Götter als Schluß des heidnischen Glavbens, Von 380 744,

Blatt 111, Jr: Hauptfelde das christlihe Glaubensbekenntniß, also die Offenbarung als Grundlage der neuen Volks-Entwickelungz darunter die Fortseßung der Kämpfe mit Rom: das Andringen der Deutschen gegen Welschland Hermanrich Alarich Genserich —. die aotbife e Bibelüberseßzung TUOraNnI des Franken Bekehrung Bekehrung der Bayern, der Hessen, der Thüringer u. \. w.

Batt 1V. Entwielung der Kirche und des christlichen Staates unter Karl dem Großen und seinen Vorgängern (507 806). Der Sawhsen dreißig- jähriger Widerstand.

Blatt V. Gestaltung des deutschen Reiches unter Karl’s Nachfolgern und Heinrich 1. (814 936). Kämpfe des Leßteren mit den Ungarn, Be- gründung der Städte und des Bürgerstandes, wie der Herzogthümer.

Blatt V1. Deutschland unter den sächsischen Kaisern und Konrad 11. (936 bis 1039): Schlacht auf dem Lechfelde, Erneuerung des abendländischen Kaiserthums, Vorbereitung der kirhlihen Kämpfe.

Blatt V1. Zeit der salishen Kaiser von Heinrich 111. bis Heinrich V. (1039 1129). Innere Entwickelung tes Neiches, Kämpfe und wech- selr.de Siege der Päpste und der Kaiser, Gregor VII. bis zum Kon- fordate. :

Blatt VI1l, Kaiser Lothar der Sachse und die ersten Kreuzzüge bis zu Friedrich 1. (1096— 1190). Kämpfe im Reiche.

Blatt 1X. Die Zeit der Hohenstaufen von Heinrich V1. bis zum Tode Konradin's (1190— 1268), Höhe des Mittelalters. Grundfsteinle ung des fölner Domes, Volksfeste, Minnesänger, Stand der Theo ogie (Scholastik) u. s. w. Mönch-, Ritter- und Zunftwesen, Vehmgericht u, \, w, Bekehrung Preußens,

Tafel X, Es zeigt sich die Nothwendigkeit einer neuen Ordnung der Dinge mit Rudolf von Habsburg. Der deutsche Orden in Preußen, Ludwig's des Bayern Kampf im Reiche und mit Rom. Hussen's Flam- mentod (1229 1415). Ae Ca

Blatt X1. Beginn der neuen Zeit: Kaiser Maximilian, leptes Auftauchen des Nitterthums, das Reichskammergericht, die böhmischen und mährischen Brüder, Lutter zu Wittenberg und zu Worms, der Reichstag zu Augs- burg, der Religionsfriede 2c. (1417 1576). :

Blatt X11. Der dreißigjährige Krieg mit seinen Greueln uud Helden: die protestantische Union, die katholische Ligua, der Aufstand n e W Gustav Adolphs Landung, díe Zerstörung T P die Schlacht bei Lügen, die protestantischen Theologen, der westfälische Friede 2c, e e Le:

Blatt X111 Die Zeit von Kaiser Leopold 11. bis a H. (1 1765): Eng französischer Bildung, die Kämpfe eutshlands mit Schweden, Türken, Franzosen, Russen , Preußens mit Oesterreich (der

Sieg bei Fehrbellin; Befreiung Wiens von den Türken; Verheerungen

der Hitirofek am Rhein; die Schlachten bei AOOE Leuthen, Zorn-

dorf 2c., hubertsburger und pariser Friede); neues Aufleben deutscher

Blatt X1V. Von den französischen Revolutions- bis zu den deutschen Befrei- ungsfriegen (1795 1815). Auflösung des deuts a S Slacht bei Austerlip, Jena, Evlau, Aufstand der Tyroler, Schlacht bei Aspern. . Aufruf 1813, Schlacht an der Kaybach, bei Leipzig, Hanau. Der zweite Einzug in Paris, die Bundesakte, Napo eon auf Helena. Die Männer der Erniedrigungs- und Erhebungszeit.

Blatt XV. Die Gegenwart und die Zukunft: Der Bundestag, das Wartburgfest, die Wissenschaft, die Kunst, die Dichtkunst, die ulen, das Handwerk, der Handel, der Landmann, der Staat, die Landstände, die Kirche, streitende und triumphirende. Und somit Grund und Ver- gangenheit, Zukunft und Ziel. i “Dies nur das Gerüste. Ueberall ist angestrebt worden, neben der s. g.

politischen oder äußeren N C EaR der Jahrhunderte auch die jedes-

mal bewegende geistige Bildung der Be zur Anschauung zu bringen.

innersten Zusammen dam't, äußeriih Ens davon, bea t

übrigens der Verfasser, die wissenschäftlihe und künstlerische ilt

E aner noch in zwei besonderen Blättern darzu

und erscheinen zu lassen,

- Die hier Heschilderten funfzehn Blätter deutscher Geschichte werden

vom 10. Juni an auf einige Wochen in der zum Besten der rib-

Wilhelms-Anstalt für Arbeitsame im Gebäude der Königl. Aka ; le hbus

ect de

* * Kunst und Wissenschaft.

stalteten Kunst-Ausstellung (gegen ein Eintrittsgeld von 5 und u zur Bequemlichkeit zugleich cin Bu zur Unterz legt sein.