1847 / 171 p. 7 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

__ Dieser Mein Befehl ist dur die Geseß-Sammlung öffentlihen Kenntniß zu bringen. Berlin, den 3, Mai 1847,

Friedrich Wilhelm, An den Staats- und Finanz-Minister von Düesber g.“

X Stralsund, 16. Juni. Das auf den diesjährigen hiesigen Wollmarkt am 8ten und Nen d. Mts. gebrahte Wollquantum hat *3587 Ctr. 104 Pfd, betragen, von welchem etwa 5 als verkauft an= zunehmen sind. A

Der diesjährige Preis der Wolle hat sich gegen den vorigjähri- gen um 6 bis 8 Rthir. für den Centner gesteigert.

Der Centner wurde mit 574 bis 66 Rthlr., je nah der besseren Wäsche bezahlt,

Deutsche Bundesstaaten,

Königreich Hannover. (Hannov. Ztg.) Durh Er- laß vom 5. “Juni is der Universität Göttingen eröffnet worden, daß Se. Majestät der König beschlossen hat, die bisher dem geistlihen und Unterrichts - Ministerium Universität und das Kuratorium über dieselbe unter seiner eigenen

Aufsicht und Leitung bis auf Weiteres durch das Königliche Kabinet

wahrnehmen zu lassen.

Gegenwärtig zählt die Universität Göttingen 591 Studirende

(407 Junländer und 184 Ausländer), worunter 147 Theologen, 187 Juristen, 162 Mediziner und 95 Philosophen.

Herzogthum Anhalt-Deßau. Die Herzogl. anhaltische Kammer bringt durh das Wochenblatt die nachstehende von dem Fürsten Leopold Friedrich Franz am 26, März 1759 erlassene Ver- fügung wieder in Erinnerung;

„Da ungeachtet bereits etlihemal von Unseren fürstlichen Vorfahren befohlen worden, daß, wann die hiesigen Unterthanen entweder bei Uns selbst oder Unserer Regierung und Kammer etwas fürzustellen und anzu bringen haben, nicht die ganze Gemeinde hereinkfommen, sondern zwei oder drei Personen aus ihren Mitteln abschicken sollen, doch jüngst- hin die sämmtlichen kakauer und brandhorster Gemeinden zu Unserem höchsten Mißfallen sih unterstanden , zusammen hereinzukommen und ganz ungegründete Beschwerden anzubringen ; so befehlen Wir der hiesigen Regierung hierdurch in Gnaden an die sämmtliche Beamte und Stadt-Magistrate, außer dem hiesigen, zu verfügen, daß ein Jeder de- nen unter der ihm anvertraueten Jurisdiction stehenden Gemeinden sofort anzudeuten, daß hinkünftig, wann sie etwas bei Uns oder der hiesigen Ne- gierung und Kammer, oder auch denen ihnen vorgeseßten Beamten oder Stadt-Magistrat anzubringen, nicht die ganze Gemeinde kommen, sondern zwei oder drei aus ihren Mitteln abschicken und durch selbige bescheident- lich, was sie zu suchen, anbringen lassen sollen. Maßen, wenn sie hierwi- der zu handeln sich unterstehen, sie niht nur nicht gehöret, sondern auch rechtlih bestrafet, und fürnehmlich die Rädelsführer, so die Gemeinde bere- det oder aufgebracht, zusammen anhero oder die ihnen vorgeseßte Gerichte zu gehen, mit harter Veibesftrafe beleget werden follen,“

Freie Stadt Bremen. Am 19. Juni, Morgens um 6 Uhr 13 Minuten, is das Dampfschiff „Washington“ von New-York in Bremerhaven angekommen,

% Weimar, 20. Juni. Die Menge der auf dem leßten Woll- makte verkauften Wolle betrug in runder Summe 34,000 Stein, die höchste Zahl, welche bis jeßt erreiht worden ist. Es wurden nämlich verfauft und hier gewogen 21,000 St., verkauft, aber nicht hier gewogen 11,000 St., nah Proben verkauft ungefähr 2000 St.,; unverkauft gingen ungefähr 1000 St. zurück. Die Zahl der anwe- senden Wollkfäufer war 130, die Zahl der Wollwagen über 700, Der mittlere Preis 11 Rthlr. bis 137 Rthlr., den höchsten hat, dem Ver- nehmen nah, die Wolle von den Gütern des Grafen von Werthern-=- Beichlingen erhalten. Die Erfahrung, welche auf den diesjährigen Märkten von Breslau, Landsberg, Dresden, Dessau u. a. gemacht wurde, machte sich auch hier geltend: am ersten Tage wurden gün= stigere Preise bewilligt, und diejenigen Verkäufer, welche den Wink zu rechtzeitiger Mäßigung in den Forderungen unbeachtet ließen, ver- loren ihren eigenen Vortheil, denn in den folgenden Tagen trat ein Fallcn der Preise ein. Zulehßt wurden noch mehrere Käufe unter der Bedingung abgeschlossen, daß der Verkäufer die Wolle in den Wohn-=- ort des Käufers abliefere.

Oesterreichische Monarchie.

Krafau, 19. Juni. Am 14ten d. starb hier Graf Joseph Wodzicki, ehemaliger Kommissar von österreichischer Seite für die Demarcation der Gränzen des früheren Freistaats Krakau und im Jahre 1831 Chef der Bürgergarde von Krakau.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 13. Juni. Der Statthalter im Kaukasus hat Sr. Majestät dem Kaiser berichtet, daß am 29. April, dem Ge- burtsfeste Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Thronfolgers, die Gouvernements-Behörden in dem neuen Gouvernement Kutaïß durch den dazu beorderten General-Lieutenant Reutt, Mitglied des Conseils der Ober-Verwaltung Transkaukasiens, eröffnet worden sind.

Dem Kriegs-Minister, General Tschernyschef, is auf sein Gesuch ein zweimonatliher Urlaub ins Ausland zur Herstellung seiner Ge- sundheit bewilligt und der General Adlerberg während dessen Abwe- senheit mit Leitung des Kriegs-Ministeriums beauftragt.

Die hiesige Polizei- Zeitung enthält Nachstehendes: „Es hat sich in der Stadt das Gerücht verbreitet, es sei das Getraide, wel- ches. von den Kornhändlern abgelegt wird, um davon den Bewohnern der Residenz zu mäßigen Preisen zu verkaufen, von \chlechter Be- schaffenheit. Zur Widerlegung dieses Gerüchts wird hiermit bekannt gemacht, daß jeder Einwohner der Stadt, der Getraide von shle- ter Beschaffenheit oder nicht das gehörige Maß empfangen hat, sich mündlih mit seiner Klage an das Comtoir des Getraide - Pristans wenden fann, das verpflichtet ist, ihn augenblicklich zusrieden zu stellen.“

St. Petersburg, 15. Juni. Ein Ukas Sr, Majestät des Kaisers an den dirigirenden Senat befiehlt, daß die Provinz Kauka- sien, nah ihrem Hauptort Stawropol, den Namen Stawropolsches Gouvernement führen soll.

Nach einem Kaiserlichen Befehl soll auch aus den hiesigen Ma- gazinen des Militair=Ressorts Roggenmehl verkauft werden, und zwar unter denselben Bedingungen und zu demselben Preise wie aus den städtischen Magazinen, Diesen Befehl zu erfüllen, hat der Kriegs- Ministtr die erforderlichen Anordnungen E Aus den von ihm -bezeihneten Proviant-Magazinen soll den Brodbäckern, d. h. den Inhabern von Brod - und Krambuden, die Brod baden, jedem Mehl bis zu einem Betrage von 25 Sack, den Podriatschiks und Artel- e aber, die Arbeitsleute halten, jedem bis zu einem Betrage von 10 Tschetwert Æ einmal, zu 6 ESilberrubel der Sack und zwar mit der L abgelassen werden, daß die Brodbäer jedesmal den Magazin-Aufsehern ihre Gewerbescheine vorlegen und das gebackene

übertragen gewesenen Angelegenheiten der -

1216

Brod nah der gegenwärtig geltenden Taxe verkaufen, die Pod- riatschiks und Artelschiks über die Zahl der bei ihnen befindlichen Ar- beitsleute vom Pristaw beglaubigte Bescheinigungen beibringen, Außer- dem wird aus den angeführten Magazinen den Armen Mehl verkauft werden, der Sack zu 5 Silber-Rubel 30 Kopeken. Die städtische administrative Duma wird in die genannten Magazine sachverständige und zuverlässige Leute beordern, die darauf zu sehen haben, daß von den Kornhändlern und besonders von den Auffäufern diese Vergünsti- gung nicht mißbraucht werde. Diese Leute haben zu dem Ende den Magazin-Aufsehern darüber Auskunft zu geben, daß die sich zum Kaufe meldenden Bäcker wirklich sich mit Brodbacken zum Verkaufe beschäftigen und Mehl brauchen, und daß die Armen, welche zu einem Tschetwert zu empfangen wünschen, dessen gleichfalls bedürftig sind, worauf die Magazin-Aufseher, ohne daß weitere schriftliche Zeugnisse erforderlich wären, die bestimmte Quantität Getraide zum festgeseßten Preise ablassen werden.

Ueber den Stand der Saaten in verschiedenen Gouvernements za Anfange des Maimonats theilt die hiesige Landwirthschaft-

V

Miche Zeitung folgende Nachrichten mit: „Jm Gouvernement Wo- “ronesch war das Wintergetraide in Folge einiger warmen Tage im April schnell aufgegrünt. Das darauf folgende kalte Wetter hat ihm

aber sehr geschadet, so daß es im Ganzen feine günstigen Aussichten gewährt. Hier und da sind die Winterfelder umgepflügt und mit Sommergetraide bestellt. Um Mitau herum war das Aussehen der Wintersaat befriedigend, so daß man bei einigermaßen gutem Wetter dort einer reichen Aerndte entgegen sieht. Mittelmäßig waren die Felder in den Gouvernements Wladimir und Jaroslaw bestanden, Um Twer war die Vegetation noch weit zurück, Jm Gouvernement Kamenez- Podolsk hatten die Dürre und heftige Winde die anfäng- lich befriedigend sich entwickelnden Wintersaaten im Fortwachsen auf- gehalten. Die Sommerung erscheint nur spärlich, Jm Gouverne- ment Mohilew staud die Winterung mittelmäßig, eben so im Gouver- nement Pskow, befriedigend aber in Esthland.

Ju Reval sind Subscriptionslisten auf ein neu herauszugeben- des Werk, eine Vorarbeit zu einer Geschichte der Güter des Landes, eröffnet worden: „Esthlands Landgüter und deren Besißer zur Zeit der Schwedenherrschaft, ua zuverlässigen handschriftlichen Quellen verzeichnet vom Koll.-Rath Dr. J, Pauer,“ Das Werk erscheint in 4 Lieferungen. Jede Lieferung (zu c. 10 Bogen gr. 8) wird einen Kreis enthalten und mit dem Harrienschen der Anfang gemacht werden,

Frankrei s

Paris, 17. Juni, Das Ministerium hat dem Antrage |des Herrn Demesmay, wonach die Salzsteuer von 30 auf 10 Centimen für das Kilogramm (* Sgr. für 2 Pfund) herabgeseßt werden joll, und der bekanntlich von der Deputirten-Kammer unt 264 gegen 14 Stimmen angenommen worden is, in diesem Stadium keinen direlten Widerstand entgegengeseßt, obwohl es die Maßregel unter den jeßigen Finanz-Verhältnissen für unangemesjen hält. Man glaubt jedoch, daß die Pairs -Kammer, so wie im vorigen Jahre, wo der Antrag in der Deputirten - Kammer mit 240 gegen 26 Stimmen durchging, denselben verwerfen werde, und daß das Ministerium hierauf rechne. C

Den Mitgliedern der Pairs - Kammer ijt die offizielle Benach- rihtigung zugegangen, daß sie sich am Montag als Raths - Kammer zu versammeln hätten, um die Verlesung des Berichts der mit Ein- leitung des Cubiereschen Prozesses beauftragten Kommission anzu hören,

Die Petition Jerome Bonaparte?s soll, nach der Union mo- narchique, in den Tuilerieen auf günstigere Aufnahme rechnen fönnen, als sie in der Pairs - Kammer gefunden, und auch die Vitt schrifteu - Kommission der Deputirten - Kammer. soll einstimmig be lossen haben, diese Petition an den Ministerrath zu überweisen.

Herr Guizot vertheidigte die von Frankreich in Bezug auf Por= tugal beobachtete Politik vor der Deputirten - Kammer in folgender Weise : :

Es würde, erkärte der Minister, von einem Einschreiten in Portugal niemals die Rede gewesen sein, wenn es sich dort blos um einen Kampf zwischen zwei Parteien gehandelt hätte, Als die französische Regierung die Nachricht vom Ausbruche des Aufstandes gegen Donna Maria erhal- ten habe, der dadur veranlaßt worden sei, daß die Königin durch ein ge- seßwidriges Dekret die verfassungsmäßigen Bürgschaften suspendirt, habe sie den Grundsaß des Nichteinschreitens verkündigt, weil ihr Recht und Pflicht geboten hätten, sich nicht in die inneren Angelegenheiten Portugals einzu- mischen, Diese Einmischung habe auch gar nicht in Frankreihs Juteres)e gelegen, und bis zum Schlusse des vorigen Jahres habe man an keinen solchen Schritt gedacht, Alsdann aber seien Umstände eingetreten, welche die Sachlage geändert hätten; denn die Regierung habe die Ueberzeugung erlangt, daß die Miguelistenpartei bei den Ereignissen in Portugal eine thâtig eingreifende Rolle spiele. Dies sei um so bedenklicher gewesen, da Vom Miguel nach London gegangen sei, um dort mehr direkt auf Portugal einzuwirken, und seine dortige Anwesenheit sei durch den gleichzeitigen Aufenthalt des Grafen Montemolin nur noch gefährlicher geworden, Zugleich habe sich die Königin von Portugal an die Königin von Spanien gewendet und nach den Bestimmungen des Quadrupel-Vertrages Unterstüßung gegen Dom Mi-

uel und gegen den Charakter, welchen die Insurrection angenommen, ge- Ma, Diese Thatsachen hätten die Ansichten Frankreichs geändert, Es habe sich jeßt nicht von einer Intervention im Allgemeinen , sondern von einer Ausführung des Quadrupel - Vertrages gehandelt, Der Quadrupel- Vertrag habe aber für Frankreich Wichtigkeit, weil derselbe die Garantie gegen den Karlismus in - Spanien bilde. Der Karlismus in Spanien und der Miguelismus in Portugal ständen 1n der engsten Verbindung, Unter diesen Verhältnissen habe Frankreih der englischen Negie- rung vorgeschlagen, in Gemäßheit des Quadrupel-Vertrags gemeinschaftlich zu berathen, was in dieser neuen Lage der Dinge in Portugal zu thun sei, Frankreich habe dabei nicht eine Intervention, sondern nur eine Vermitte- lung beabsichtigt. Jn London sei man dagegen der Ansicht gewesen, daß der Quadrupel - Vertrag nicht mehr bestehe, und daß man ihn daher auch nicht anrufen könne. Ér glaube, die englische Regierung habe damals ge- wünscht, ohne Mitwirkung Spaniens und Frankreichs in den portugiesischen Angelegenheiten zu handeln.. Am 15, März habe die Königin von Portu- gal sich offiziell nicht allein an Spanien, sondern an alle Mächte gewendet, welche den Quadrupel - Vertrag unterzeichnet. Er habe Grund zu glauben, daß zu gleicher Zeit zwischen der enger und der spanischen Regierung Unterhandlungen stattgefunden hätten, ohne Frankreich in Portugal zu inter- veniren, Man habe das Gerücht verbreitet, daß Frankreich seinerseits für sich allein in Portugal habe interveniren wollen z dies sei jedoch ganz unge- gründet gewesen, Da nun auf diese Weise England und Spanien ohne C rankrei ) hätten interveniren wollen, #0 habe Frankreich von neuem auf Ausführung des Quadrupel-Vertrags gedrungen, Die englische Regierung habe jeyt auch zugestanden, daß der Quadrupel - Vertrag noch im Prinzipe bestehe, daß aber hier kein Grund zu seiner Ausführung vorliege, und er- klärt, daß sie eine Vermittelung zwischen der Königin und den Insurgenten versuchen werde. Frankreich habe gegen eine solche Vermittelung Englands, avg dieselbe auf billigen Ansichten beruht habe, nichts einzuwenden ge- abt, Die Vermittelung sei aber von den Insurgenten verworfen worden. Nun sei man zu dem Mittel zurücgekehrt , welches Frankreich gleich im Anfange vorgeschlagen habe, nämlich zu dem gemeinschaftlichen Tusarmkeiitbieson der Mächte, welche dèn Quadrupel- Vertrag unterzeichnet. És sei also ganz ungegründet, zu behaupten, daß Frankreich in dieser gan- zen Angelegenheit von einer anderen Macht gleichsam in das Schlepptau geonmen worden, Sei-nun diese Jntervention gegen die Juli-Revolution ? Sei sie cin Verbrechen? Die Opposition in Frankreich greife die Regierung seit siebzehn Jahren an und behaupte, daß Frankreich gegen die Politik der

Juli-Revolution verwaltet werde, Aber weder die Kammern, noch die Qi ler, noch das Land glauben an diese Behauptung der Opposition. Díe Juli- Revolution fordere gar nicht, daß jede Jnsurrection in einem fremden Lande unterstüßt werden sollez sie fordere die Wahrung der franzö- sischen Interessen, Es gebe eine französische nationale Politik, welche über den Partei - Interessen der revolutionairen Politik stehe. Zu der französi- schen nationalen Politik gehöre, daß auf der spanischen Halbinsel mit Frank- reih befreundete Regierungen einig herrschten und daß Frankreich von den Angelegenheiten der Halbinsel nicht ausgeschlossen werde. Das sei durch die jeßige Intervention erreicht. Sobald ein wahres französisches Juteresse zu vertreten sei, werde Frankreich selbstständig auch gegen den Willen an- derer Mächte handeluz es habe dies bei der spanischen Vermählung, in dem Kriege gegen Marokko und in den Verhältnissen Griechenlands gethan, Aber es ‘werde auch gern Gelegenheit ergreifen, seine gute Gesinnung gegen England zu bewähren, und es glaube, bei dieser Jutervention weder seine Grundsäße , noch seine Juteressen, noch seine Würde geopfert zu haben, Er Fe, daß diese Jutervention zum wahren Wohle Portugals gereichen werde,

Die von Herrn Guizot den Kammern vorgelegten diplomatischen Altenstücke, in Betreff Portugals, sind, der Reihe nach, folgenden wesentlichen Jnhalts:

1) Herr Guizot, an Herrn Forth-Rouen, Geschäflsträger zu Lissabon, 96. Oktober 1846, Er zeigt ihm an, daß Frankreich bei den innéren Zwi- sten die vollkommenste Neutralität beobachten werde, daß er jedoch ein Kriegs- chi} nach dem Tajo beordert habe, mit dem Auftrage, nöthigenfalls die Königin und ihre Familie an Bord zu nehmen. 2) Herr Guizot schreibt am 11. Februar 1847 an den Grafen von St,. Aulaire, er wolle dem englischen Kabinet anzeigen, daß Frankreich bereit sei, gemeinsch«ftlic mit den übrigen Unterzeichnern des QOuadrupel - Vertrages in Bezug auf den Casus soederis und die Lage Portugals zu handeln. 3) Depesche des Grafen Bresson an Herrn Guizot, vom 3, Februar 1847, worin der Erstere Herrn Guizot anzeigt, daß Donna Maria vom Kabinet in Madrid Hülfe verlangt habe, da sich die Miguelisten mit den Septembristen verbunden bátten und also der Casus foederis eingetreten sei. 4) Depesche des Gra- fen von St, Aulaire an Herrn Guizot vom 18, Februar 1847, Der Ge- sandte zeigt Herrn Guizot den ZJnhalt seiner Unterredung mit Lord Palmer- ston an. Dieser behauptete, daß der Gegenstand der Ouadrupel-Allianz nur die Vertreibung des Don Carlos und des Dom Miguel gewesen sei; dies sei längst geschehen und die Quadrupel- Allianz also gegenstandlos und als aufgelöst zu betrachten; würde man also interveniren, so könnte dies nur in Folge eines neuen Bündnisses geschehen, wözu indeß jebt kein Grund vorhanden sei, da Dom Miguel ganz ruhig in London lebe und durchaus nicht an eine Abreise denke; zweitens behalte er (Lord Palmerston) sich darüber scine Ansicht vor, ob überhaupt Frankreich bei einem neuen Traktat vartizipiren könne, da es sich diesesmal von Portugal allein und nicht auch von Spanien handle und er nicht recht einsehen könne, welche Zwangs- maßregeln Frankreich etwa gegen Portugal ergreifen könnte, 5) Herr Guizot zeigt am 18, März dem Grasen von St. Aulaire an, daß nunmehr die Königin Donna Maria direkt beim Tuilericenhofe die Vollziehung des Quadrupel-Vertrages begehrt habe, und daß das französische Kabinet dazu geneigt sei, indem es erstens glaube, daß der Quadrupel-Vertrag noch in Kraft bestehe, und daß zweitens durch die Anwesenheit des miguelistischen Generals Povoas in Porto auch der Casus soederis eingetreten jet. 6) Dieser Depesche is eine Depesche des portugiesischen Gesandten, Grafen Carreira, an Herrn Guizot vom 15, März angehängk, Ersterer behauptet darin, durch die Entweichung Dom Miguel's aus Rom und durch die Wendung der Dinge in Porto in miguelistishem Sinne sei der Casus soederis vorhanden, und er verlangt daher dessen Berücksichtigung, 7) Graf von St. Aulaire zeigt am 2, April Herrn Guizot an, daß Lord Palmerston ihm zugegeben habe, das Prinzip der Quadrupel Allianz bestehe noch, ob aber der Casus foedeiis bestehe, sei sehr zu bezweifeln. 8) Herr Q zeigt am 2, April dem Grafen von St. Aulaire in einem confidentiellen Schreiben an, daß der König geneigt sel, einer spanischen Zntervention durch seine Zustimmung eine moralische Unterstußung zu geben, Er fönne jedoch dem verbreiteten Gerüchte, als wollten England und Spanien mit Nus\{chluß Frankreichs einen neuen Traktat schließen, schwerlich Glauben schenken. Nachschrift vom 3, April, worin Herr Guizot auf jene Gerüchte zurüfommt, da Lord Palmerston erklärt habe, er hoffe auf einen Vergleich zwischen der Königin und den Jusurgenten, und wenn eine Zntervention nöthig sei, würde sie nur nach Anhörung sämmtlicher Untirzeichner des Quádrupel-Vertrages stattfinden. 9) Herr Guizot an den Grafen Jarnac, an den Baron von Varennes und an den Herzog von Glücksberg, vom 15. April 4847. Mittheilung des bereits früher gegebenen Auftrages des Obersten Wylde an die Junta von Porto, der ihm durch den Marquis von Normanby mitgetheilt wurde, 10) Der Graf Jarnac zeigt am 7. Mai Herrn Guizot an, daß Donna Maria auf die Vergleichsversuche Englands eingegangen und “nunmehr die Unterwerfung der Jusurgenten zu hoffen stehe. Wenn dieser Fall nicht eintrete, so würde England mit Frankreich und Spanien gemeinschaftlich handeln, 11) Graf Jarnac zeigt Herrn Guizot am 410. Mai an, daß die Vergleichsversuche gescheitert seien, und daß Lord Palmerston nunmehr an eine schnelle Konferenz der vier Unterzeichner der Quadruvpel-Allianz denke, wozu er sich umgehend die nöthigen Vollmachten erbitte. 12) Graf Jarnac schreibt am 21. Mai an Herrn Guizot, daß die Konferenz stattgefunden habe, und daß sowohl der spanische Gesandte als er selber, da Beide ohne Vollmachten waren, auf ihre persönliche Verant- wortung hin, das bekannte Protokoll, das Lord Palmerston augenblicklich entwarf, unterzeichnet hätten, 413) Konferenz - Protokoll vom 21. Mai. 14) Begleitungsschreiben des Grafen Jarnac. 15) Herr Guizot überschickt am 26. Mai dem Herrn von Varennes, französischen Gesandten in Lissa- bon, eine Kopie des Konferenz Protokolls mit dem Bemerken, er möge Alles thun, damit die gemeisame Thätigkeit zu einem baldigen Resultate führe. (Die dabei dem Gesandten gegebenen Instructionen haben wir schon mit= getheilt.)

=— Paris, 17. Juni, Zu der heutigen Sihung der Deputir= ten-Kammer waren die Mitglieder außergewöhnlich zahlreich erschie= nen; auch die bffentlichen und vorbehaltenen Tribünen sind außeror dentlich gefüllt, Die Verhandlung wegen der von der Pairs =- Kam-= mer verlangten Ermächtigung, Herrn Emil vou Girardin vor ihre Schranken zu rufen, war an der Tagesordnung. I

Der Betheiligte, Herr Emil von Girardin, ergreift zuerst das ort. Der Artikel, der in der Presse erschienen, rege eine doppelte Frage an, eine Prinzivien- und eine Personenfrage. Ueber die Prinzipienfrage habe er natürlich nichts zu sagen: das Prinzip finde seinen Grund in der Charte. Er möchte nicht, daß die Pairs-Kammer nur im entferntesten glaube, als hege er Mißtrauen in ihrer Gerechtigkeit. Er lasse also die Prinzipien- frage bei Seite und werde sväter auf die thatsächlihe Frage zu sprechen fommen. Und er hoffe, die Deputirten - Kammer, der er anzugehören die Ehre habe, werde aus den Resultaten der von ihm zu gebenden Aufklärun- gen ersehen, daß sie sich nicht einer Verleumdung zu \hämen habe, der eines ihrer Mitglieder sich \{huldig gemacht hätte. Herr Billault bekämpft die Anträge der Kommission auf Ertheilung der Ermächtigung und die dafür aufgestellten Beweggründe, Die Deputirten-Kammer müsse mit der größten Zurückhaltung von dem ihr zustehenden Rechte, von der Unverleßlichkeit ihrer Mitglieder abzugehen, Gebrauch machen, besonders wenn keine Gegenseitigkeit in Nüksicht der gerichtlichen Verfoigungen vorhanden sei, wie hier. ‘Der Bericht sage, es sei genug, daß die Pairs - Kammer verlange, man solle von diesem Rechte abgehen, um darauf einzugehen. Dennoch hätte die Deputirten - Kammer selbst um den Grund der Anklage sich gar nicht zu kümmern, Es würde hinreichen, daß aus der vorgenommenen Untersuchung hervorginge, daß keine Anzeichen von Böstwilligkeit, Rachesucht oder politi- schem Reactionsgeist vorhanden seien. Solche Grundsäße werde die Depu- tirten - Kammer gewiß nicht zu den ihrigen machen. Jhre Würde verbiete ihr dies. Allerdings müssen Beziehungen guten Einklangs zwischen den beiden Kammern bestehen. Aber die erste Bedingung für diesen guten Ein- klang sei die Aufrechthaltung der Würde der Kammer selbst. Diese Würde aber erheische, daß das Recht zur Ertheilung der Ermächtigung ein unbe- dingtes sei, Das sci es auch, wie frühere Beispiele beweisen, Die Depu- tirten- Kammer könne den Grund der Anklage selbst in Untersuchung ziehen. Was gehe aber aus dieser Prüfung hervor? Daß Herr von Girardin niemals die Pairie zu beleidigen gedachte, Er wolle den

Dritte Beilage

N 171.

A

Dritte Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

Dienstag den 22e" YJuni-

E

Artikel der Presse nohmals verlesen, und man werde daraus erschen, daß seine Fassung vollklommen im Einklange sei mit den von Herrn von Girardin vor der Kommission gegebenen Erklärungen, Der Redner verliest den Ar- tikel der Presse und sucht zu zeigen, daß in der That nur das Kabinet dadurch betroffen sei. Er drückt sein Erstaunen aus, daß erst 19 Tage nach dem Erscheinen des Artikels die Pairs-Kammer die Beleidigung darin wahr- genommen habe, Wer habe sie dazu angetrieben? (Murren.) Der Arti- kel sei bekannt gewesen, also habe nur auf eine äußere Anregung die Pairs- Kammer in Bewegung geseßt werden können, Dazu seien 21 Tage nöthig gewesen, bis diese verspätete Entrüstung ausgebrütet worden, welche nun einen Deputirten vor Gericht stellen wolle. Das gehe aus den beiden Sitzungen hervor, welche der Botschaft der Pairs-Kammer vorangegangen. Aus dem Gange dieser Sißungen gehe ferner hervor, daß die Pairs-Kam- mer recht wohl begriffen, daß nicht ihre Ehre, sondern die Chre des Mini- steriums verleßt sei. Wenn das Ministerium Ehrenkreuze verkauft, Pairs-Ernennungen versprochen haben gegen Geld, so müsse man eine Anklage erheben. (Zeichen der Zustimmung auf der Mi- nisterbank) Er sehe, daß die Minister selbst ihm beipflichteten| die Frage stelle sich also so: Ein strafbares Ministerium, oder ein Depu- tirter, der ein Verleumder is? (Ja! Ja!) „Aber was sehen wir?“ fährt der Redner fort: „Man stellt den Deputirten vor die Pairskammer, und wenn er die Aktenstücke vorbringen will, die in seine Hande gefallen sind, so wird man sie nicht zulassen. (Ja! Ja!) Das isst der \chlechteste Weg, um zur Wahrheit zu gelangen. Dem Deputirten gegenüber wird sich das Ministerium befinden: der Minister der Justiz, des Jnuern, der auswärtigen Angelegenheiten. Wird der Deputirte verlangen , daß gegen einen Dritten der Prozeß gleichfalls verhängt werde, dessen Papiere ihm den Beweis für die von ihm ausgesprochene Beschuldigung gegeben haben (Murren), so wird das Ministerium die Einmengung dieses Dritten zurücweisen, Warum rufen die Minister nicht hier selbst eine Debatte hervor? (Eine Stimme: Sie hat statt.) Jhr beeilt euch heute schr damit, weil ihr sie nicht ver- meiden könnt (Gelächter). Warum antwortete der Großsiegelbewahrer, als man ihm den Artikel der Presse andeutecte: Er werde nichts thun 2“ Der L Segal eva hrer: „Das beweist gegen Jhre Behauptung, daß die Is gung nicht auf unseren Antrieb stattgefunden hat.“ Herr Billault: „Das beweist nichts, Man muß sich nur über die geringe Empfindlichkeit der Minister wundern, einer solchen Anklage gegenüber. Man muß sich wundern, daß dieselbe jet so eifrig is, sich zu rächen.“ (Verneinungen auf der Ministerbank. Nuf zur Ordnung.) Herr Billault: „Meine Worte sind hart gewesen, allerdings, Jh werde der Empfindlichkeit der Kammer alle Zugeständnisse machen und will die Debatte nicht von ihrer wahren Richtung abbringen. Jch nehme das verleßende Wort zurück. (Ah! Ah) Man hat aber hier eine feierliche Debatte anknüpfen sollen. Statt dessen hat das Ministerium gesagt: Wir sind an Verleumdungen gewöhnt, wir wer- den also nichts thun. Also kann ih mit Recht sagen, es gebe zwei Arten von Empfindlichkeit; die eine mehr gleichgültig, wenn die Kammer es bleibt, die andere mehr leidenschaftlih, wenn die Kammer in Bewegung geräth. Glaubt das Ministerium auch über die Thatsache des Verkaufs eines Theater- Privilegiums hochfahrend hinweggehen zu müssen?“ Der Minister des &nnern: „Die erwähnte Thatsache isst schon in der Adreß- Debatte berührt worden, Ein Amendement des Betreffs wurde von der Kammer verworfen. Wäre die Thatsache ganz richtig, so müßte eine Anklage deshalb vor die Kammern gebracht wer- den, Die Kammer hat aber bereits darüber abgeurtheilt, Die Sache kann also nicht noch einmal vor die Kammer gebracht werden. Die neuen Thatsachen sind überdies an sich {wer genug. Der Redner mag zu diesen übergehen.“ Herr Billault: „Es sind neue Umstände zu der erwähnten Thatsache hinzugekommen, die man früher nicht kannte, und die sie erschwe- ren.“ Herr von Haussonville, Kommissions - Mitglied, ergreift das Wort und schließt sich ganz der Art an, wie Herr Billault die Frage ge- stellt hat: entweder sei das Ministerium strafbar oder der Deputirte ein Verleumder. Also möge die Untersuchung die Wahrheit herausstellen, Herr Emil von Girardin: Es frage sich, ob die Kammer der Pairs be- leidigt sei. Er habe aber bereits erklärt, daß er nicht daran gedacht, sie zu beleidigen. Die Pairs - Kammer sei also gar nicht betheiligt bei dem Ar- tikel der Presse. Herr Plougoulon spricht bei Postschluß.

Die Pairs-Kammer seßte die Verhandlung über den Geseß-Ent- wurf, betreffend den Unterricht und die Ausübung der Medizin, fort.

Anhalt

Großbritanien und Jrland. London. Hofnachricht. Par- laments-Verhandlungen: die Jntervention in Portugal. Erklärung des Herzogs von Palmella, Vermischtes. :

Niederlande. Amsterdam. Petition wegen Abschaffung des Zehnten,

Belgien. Brüssel, Die Gerüchte über die Bildung eines neuen Kabinets.

Dänemark. Kopenhagen. Russisches (Geschwader.

Schweiz. Kanton Basel, Tagsazungs - Berathungen. Kanton Schaffhausen. Neue Stadt-Verfassung.

Jtalien. Rom. Reinhardt +.

Portugal. London. Lage der Dinge. Annahme der englischen Ver- mittelung von Seiten dec Insurgenten, Unterhandlungen darüber,

Griechenland. Athen. Das Anerbieten des Ritters Eynard.

Verein für Pferdezucht und Pferdedrehsur,

Wissenschaftliche und Kunst- Nachrichten. Königl, Opernhaus, („Faust's Verdammung““.)

Eisenbahnen. Turin. giore mit dem Bodensee.

Handels- und Börsen-Nachrichten. Berlin, Börsen- und Markt- bericht. Riga. Handels Zustände,

Verordnung wegen der Spielkarten.

Eisenbahn zur Verbindung des Lago Mag-

Großbritauicu und Irland.

London, 16. Juni, Heute sollte zu Ehren des Großfürsten Konstantin von Rußland eine große Parade im Hyde-Park sta'tsinden, zu welcher mehrere Regimenter von Portsmouth kommandirt worden sindz sie is indeß auf Befehl des Oberbefehlshabers vorläufig ab= gesagt worden.

Aus den gestrigen, ihrem Resultat nah bereits mitgetheilten Parlaments-Verhandlungen über die portugiesische JInterventions-An= gelegenheit is hervorzuheben, daß Lord Stanley im Oberhause bei Begründung seines der Regierung feindseligen Antrages die englische Jutervention in Portugal für, unnüß und ungelegen und das Ver=- fahren der Regierung nah den vorgelegten Aktenstücken für keines- weges gerechtfertigt erklärte. Der Führer der Tory-Partei im Ober- hause behauptete, weder für den portugiesischen Thron , noh für Spanien sei Gefahr vorhanden gewesen; die angebliche Besorgniß vor einer -miguelistishen Restauration sei blos leerer Vorwand; Frank- réih würde nicht eingeschritten sein und Spanien keine Einschreitung gewagt haben, wenn England dagegen gewesen wärez das gute Recht sei auf Seiten der Junta; und die englische Einschreitung, auf ein sclehtes Prinzip gestüßt, könne nichts Gutes von Dauer hervorbrin=

gen, Zum Schlusse behauptete der Antragsteller noch, daß die Klausel |

des Einschreitungs- Vertrags, nah welcher die Coalition sich erst auf= lösen solle, wenn der Friede in Portugal völlig hergestellt sei, für England eine Quelle von Verlegenheiten und Nachtheilen sein werde. Lord Lansdowne vertheidigte das Verfahren des Kabinets mit den hon im Unterhause von den Ministern vorgebrachten Gründen. Eben so der Herzog von Wellington. Nach längeren Debatten wurde der An- trag Lord Stanley's befanntlih mit 66 gegen 47 Stimmen ver- worfen.

Im Unterhause zeigte Herr Burkes an, daß er, wenn der Humesche Antrag bezüglich der Einschreitung durchfalle und der Vor= \{hlag Duncombe's Annahme finde, seinerseits ein Tadelsvotum gegen das Kabinet beantragen werde, weil es der Königin zur Einschreitung gerathen habe, ohne zuvor sich mit dem Parlament darüber zu benehmen. Lord J. Russell erklärte sich zu Gunsten des Duncombeshen Amen- dements, rieth aber seinem Urheber, dasselbe in einen förmlichen Antrag oder in einen an die Krone gerichteten Vorschlag umzuwandeln. Damit werde die Regierung dasselbe unterstüßen und dem Hause Gelegen- heit geben, sich über den Humeschen Antrag auszusprehen. Herr Duncombe äußerte, daß er den Rath des Ministers befolgen werde, da sein Amendement blos zu verhindern bezwecke, daß Portugal nicht ein immerwährender Kampfplaß zwischen zwei Parteien werde. Die vertagte Debatte über den Humeshen Antrag wurde hierauf durch General Evans fortgeseßt, welcher behauptete, daß die Lage Por-= tugals der britischen Regierung die Einschreitung zur Pflicht ge= wacht hätte. Sir R. Pecl erklärte, daß er die vorliegende Frage unabhängig von allen Nebenbeziehungen prüfen werde, die man da- mit verknüpft habe. Nach aufmerksamer Durchlesung der vorgeleg- ten Aktenstücke glaube er, daß die Regierung so gehandelt habe, wie es ihre Pflicht gewesen sei. Hätte eine freiwillige Aufgebung des Grundsates der Nichteinschreitung stattgefunden, so würde er der Erste sein, für jeden Antrag zu stimmen, der einen Tadel des Re= gierungs - Verfahrens bezweckez er sehe sich jedo genöthigt, das Ka- binet von dem Vorwurse, sich unnöthig in die portugiesischen An- gelegenhéiten eingemengt zu haben, völlig freizusprechen. Der Redner suchte zu beweisen, daß es nur nachtheilig sein würde, wenn man aus Anlaß dieser Frage der Regierung Hindernisse zu bereiten suche, und daß dieselbe wegen ihres Verhaltens in einer sehr kiblichen Lage durchaus keinen Tadel verdiene, Er stimme daher gegen den Hume= schen Antrag und hoffe, daß das Haus es für angemessen erachten werde, die Einschreitungs - Maßregeln des Ministeriums aufrecht zu erhalten. (Lauter Beifall.) Hr. Bowring sprach für den Humeschen Antrag, die Sibung mußte aber schon um §8 Uhr wegen unzureichender Mit- gliederzahl aufgehoben werden, und der Antrag des Hume fiel damit zu Boden.

Der Herzog von Palmella erklärt die in cinigen Blättern ver=- breitctete Angabe, daß Lord Palmerston ihn nah London berufen habe, um sich mit ihm über die portugiesischen Angelegenheiten zu berathen, für ganz unbegründet und versichert, daß er blos wegen Familien - Angelegenheiten hierher gekommen sei. :

Ju der heutigen Mittags -Sibßung des Unterhauses brachte cin Mitglied die Art der Verwerfung des Humeschen Antrags über die Intervention in Portugal zur Sprache und wollte eine Absicht darin erkennen, daß die meisten Mitglieder sich gestern entfernt und die Aus= zählung des Hauses, in welchem nicht 40 Mitglieder versammelt blie- ben, nöthig gemacht hatten. Von den Ministern war nux Einer sitzen geblieben und auf den Oppositions Bänken auch nux ein Mit-= glied gegenwärtig gewesen. Lord John Ruff\ell stellte indeß die ihm untergelegte absichtliche Entfernung in Abrede, indem er nah dem Oberhause gegangen sei, um sih von dem dortigen Stand der Frage zu unterrichten. Herr Hume wollte seine Sache nicht wieder vor= bringen , und der Gegenstand wurde verlassen.

Die Oberrichter in Jrland haben nun doch noch beschlossen, die Sommer - Assisen zu halten. Nach dem auf zahlreiche Einzeln- Berichte gestüßten Bericht der Königlichen Ackerbau-Gesellschaft von Jrland ist für jeßt kein Grund vorhanden, die Wiederkehr der Kar- toffelkrankheit zu fürchten.

Die erste Verhandlung in dem Prozesse des Theater Direftors Bunn gegen Jenny Lind hat am 14ten d. M. stattgehabt. Der Kläger fordert 10,000 Pf. als Schadensersaß für den angeblichen Kontraktbruch. Unter den Zeugen, welche von Seiten der Ange= flagten produzirt werden sollen, befinden sich Meyerbeer und Lord Westmoreland,

Utederlande

Amsterdam, 16. Juni. Die in Arnheim zur Besprehung der Ackerbau-Jnteresse 1 versammelten Landwirthe haben bei Sr. Majestät dem Könige in einer Bittschrift auf Abschaffung der Zehnten in den Niederlanden angetragen, „Die Zehnten““, sagen die Bittsteller, „sind ein Hemmnuiß des Landbaues, der ohne Freiheit nicht gedeihen fann, und diese Bürde entmuthigt ihn. Sogar Spanien und Portugal sind mit einem guten Beispiel vorangegangenz wird Niederland zurüdblei= ben? Die Bedürfnisse des Ackerbaues fordern dringend dic Abschaffung der Zehnten, und das hierauf bezügliche Geseß würde von dem Volke mit der größten Begeisterung aufgenommen werden.“ Diese Bittschrift ist mit 73 Unterschristen versehen.

Ge 4 LER.

Brüssel, 18. Juni. Mehrere belgische Blätter haben ver- schiedene Gerüchte über Schritte zur Bildung eines neuen Ministeriums verbreitet. Nach den einen hätte man an Herrn Liedts eine solche Aufforderung gerichtet, dieser habe sie aber abgelehnt. Nach anderen wäre auf einen ähnlichen Antrag an Herrn Rogier von diesem als Bedingung seiner Annahme die Vollmacht zur Auflösung der Kam- mern gestellt worden. Wieder andere sprachen shon von etnem Pro- gramm, weles Herr Rogier mit seinen Freunden verabredet und dem Könige vorgelegt habe, und das schr weise und gemäßigt sein solle. Die heutige Jndépendance erklärt aber alle diese Gerüchte sür unrichtig, wenngleich kein Zweifel mehr darüber obwalten könne, daß ein Ministerwechsel eintreten müsse.

Dänemark.

Kopenhageu, 15. Juni. Am Wten ist ein Königliches Plakat wegen Einfuhr, Fabrication und Gebrauch von Spielkarten für das Königreich erschienen. Es wird dadur das Monopol für die Fa- brication der Karten aufgehoben, Nach §. 2 des Plakats dürfen Spielkarien oller Art von fremden und zollfreien Pläßen gegen einen Einfuhrzoll von 3 Rbschill. pro Spiel eingeführt werden. Außerdem is eine Stempel-Abgabe von 8 Rbschill. pro Spiel zu erlegen, mit Ausnahme von den in Altona und den übrigen zollfreien Pläßen im Herzogthum Holstein fabrizirten und mit Stempel daselbs versehenen Karten, die schon jene Abgabe erlegt haben. Nach §. 5 dürfen Karten, die in den zollpflihtigen Distriften der Herzogthümer Schleswig

und Holstein fabrizirt sind, gegen gehörige Zoll-Legitimati

j ifsmäßi i ' D P on und,

L A E Ee abgabefrei lus Königreih dage ührt werden. ur die Herzogthümer sind ähnli \

e:shienen, sind ähnliche Verordnungen

Kopenhagen, 17. Juni. Von Helsingör wird dort ein mussisches Geschwader von 6 Linienschi Ah i Feaaite T vette, 1 Brigg und 1 Dampfschiff auf der Rhède ankert. Von Dra- goe wird die Ankunft von noch 3 Fregatten gemeldet, welche zur eben erwähnten russischen Flotte gehören, die das Fahrwasser für noch größere, vierundzwanzig Fuß tief gehende Kriegsschiffe, die in vier zehnTagen von St. Petersburg nachkommen sollen, untersuchen sollen.

S chweiz.

Kanton Basel. (E. Z.) Der Große Rath ist seit dem 15. mit der Justructions-Berathung für die Tagsaßung beschäftigt. Die vermit- telnde Teudenz der Jnstructions-Auträge des Kleinen Rathes tritt immer deutliher hervor. Jn der Sonderbundsfrage lautet der An- trag: „Die E. Gesandschaft wird dahin zu wirken suchen, daß die Verständigung, welche im Junern unseres Standes stattgefunden hat, auch einen Wiederhall in der Eidgenossenschaft finde und es sich also zur Aufgabe machen, zur Ausgleichung der Streitpunkte, besonders der fonfessionellen, und überhaupt zur Annäherung und Versöhnung der Gemüther beizutragen. Jun Bezug auf das Konkordat der sieben Stäude wird die E. Gesandtschaft erklären, Baselstadt finde dasselbe niht im Einklang mit dem Bundesvertrage. Jhre Aufgabe wird daher einerseits darin bestehen, daß die Tagsaßung diesen sicben Ständen durch Zusicherung kräftiger und sofortiger Bundeshülfe gegen unbefugte An- und Eingriffe in ihre ieren Angelegenheiten möglichste Beruhigung verschafe, andererseits aber sie zum Aufgeben ihres Separatbünduisses freundeidgenössish einlade; eine solhe Ein- ladung foll au gegen diejenigen Stände, welhe vom Konkordat von 1832 noch nicht zurückgetreten sind, beantragt werden,

Kanton Schaffhausen. Am 13ten hat in Schaffhausen die Abstimmung der Bürgerschaft über den Entwurf einer neuen Stadt - Verfassung stattgefunden. Das Resultat der Abstimmung in den sogenannten drei -Bürger-Sectionen ergab 470 Annehmende und 177 Verwerfende. Die neue Verfassung is demnach mit großer Mehrheit angenommen worden und unterliegt nur noch der Sanction der obersten Kantonal - Behörden, an der übrigens uicht zu zweifeln ist, Wesentliche Veränderungen des neuen Verfassungs-Entwurfs sind die Einführung einer Gemeinde- Versammlung, die Aufhebung der politischen Bedeutung der Zünfte, die Reduction der Mitgliederzahl des stodtishen Verwaltungsraths, die Ausstellung des Grundsatzes der persönlichen, pecuniairen Verantwortlichkeit und die Bildung von selbstständigen Kirhgemeinden. Aw meisten Opposition scheint unter diesen Neuerungen die Aufhebung der politischen Rechte der Zünste und die Uebertragung derselben an die allgemeine Bürger-Versamm- lung gesunden zu haben.

I L004 Nom, 9. Juni. (A. Z.) Ju der leßten N1hk starb hier der Nestor der deutschen Künstlerwelt, J. C. Reinhart, im 86sten Jahre an der Brustwassersucht,

Pot G A

London, 16. Juni. Nachrichten aus Lissabon vom 9. und aus Porto vom 11. d. Mts. melden noch fein weiteres entscheiden= des Éreigniß, welches die Sache der Königin und der Jusurgenten endlich zu Ende brächte. Man erwartet den lebten Beschluß der britishen Regierung in Folge der Wegnahme des Jusurgenten-Ge= \{chwaders durch die englische Seemacht, Die portugiesischen Gefan=- genen, 3000 an der Zahl, befinden sich inzwischen nah wie vor unter britischer Aufsicht in dem kleinen Fort St. Juliao, und erst in den leßten Tagen hat man nachgegeben, daß sie Besuche von ihren Ver- wandten und Freunden annehmen fönnen. Die den Jusurgenten ab- genommencu Schiffe sind der Regierung ausgeliefert worden ; dasselbe soll in den nächsten Tagen mit den Waffen geschehen, S

Die Junta von Porto zeigt indeß nohch immer eine ziemlich feste Haltung. Sie gab zwar so weit nah, daß ie nux die eine Bedingung ihrer Unterwerfung an den englischen Gesandten Sir H. Seymour stellte, ein Ministerium zu bilden , welches hinreichende Sicherheit gegen Tyrannei und Willkür-Herrschaft gewähre, aber sie befand sich doch noch in der Lage, überhaupt eine Bedingung zu stellen. Sir H. Seymour hat die Königin zu bewegen gesucht, den Grafen Lavoradio, der durch den Staatsstreich vom 6. Oktober ge- s]stürzt worden war, wieder ins Ministerium zu berufen, aber er hat einen entschiedenen Widerstand gefunden, da die Kömgin jeßt auf den Beistand der drei Mächte fest vertraut und von versöhnlichen Maß= regeln durchaus nichts wissen will, Das englische Geschwader in Ver= bindung mit zwei spanischen und einem französischen Kriegsschiffe. hat inzwischen Porto blokirt, während gleichzeitig bei Barca d’Alva an der Nordostgränze ein Corps von 1300 spanischen Truppen in Por= tugal eingerüdt sein soll, und Saldanha, der sein Heer durch die Verbindung mit Baron Casal auf #000 Mann gebracht hat, bis Carvalhos, 7 Miles von Porto vorgegangen ist. Die Junta verfügt noch über §8 bis 9000 Mann, doch glaubt man, daß, wenn es aufs Aeußerste kommen sollte, sie sich den Engländern in die Arme werfen würde. Jebßt hat sie noch einen Versuch gemacht, mit den Englän- dern zu unterhandeln. Am 7. Juni eröffnete sie den britishen Kon= sul in Porto, daß sie bereit wäre, die angetragene Convention ei= zugehen und danach ihre Unterwerfung einzurichten, und als vom Konsul keine bestimmte Antwort erfolgte, wurde der Marquis von Loulé zu diesem Zweck nach Lissabon gesandt. 5 E

Von Seiten der Insurgenten in St, Ubes 1k Graf Taupa cbenfalls nah Lissabon gekommen, um mit dem britischen Gesandten zu Gunsten Sa da Bandeira?s und seiner Armee zu unterhandeln. Er befindet sih jeßt an Bord des britischen Admiralschifses. Die Bedingungen, welhe Sir William Parker für die Unterwerfung Sa da Bandeira's stellte, sind folgende: 1) die Truppen von St, Ubes sollen die Waffen niederlegen und sich als Kriegsgefangene Englands unter denselben Bedingungen, wie dic Truppen des G. afen Das An= tas’, betrachten; 2) ste sollen nach einer Festung unter Aufsicht engli= her Garnison oder auf die englischen Kriegsschiffe abgeführt werden, und endlich 3) das Eigenthum der einzelnen Individuen mit Einschluß von Waffen und Pferden soll“ nicht angétastet werden.

Ju Lissabon haben zahlreiche Verhaftungen stattgefunden , und sollen die Gefangenen beim Verhör durch Anwendung von Daumen- shrauben und anderen Folterwerkzeugen zum Geständniß ihrer Theil nahme an dem Aufstand gezwungen worden sein. :