1847 / 177 p. 9 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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en, bei Tag warmen Sonnenschein, und \o sieht man denn in jeder eziehung einem ganz ausgezeichnet gesegneten Jahre entgegen. Auch die Obstbäume, namentlih AÄpfel- und Birnenbäume, sind mit Früchten wie überschüttet.

Großbritanien und Irland.

London, 22. Juni. Jrländische Blätter bringen die Nach- ri&t, daß die Königin zu Anfang des nächsten Monats Jrland be- suchen werde, um bei der Grundsteinlegung des Königl. Kollegiums in Belfast gegenwärtig zu sein; doch wird von Vielen diese Nachricht auh für unbegründet gehalten. ; /

Die gestrigen Parlaments - Verhandlungen boten kein erhebliches Interesse. Jm Oberhause beantragte der Erzbischof vonDu- blin die zweite Verlesung einer Bill, dergemäß es der Krone ge|tat= tet sein soll, einen Theil der durch die Kirchenguts- Bill im Jahr 1833 aufgehobenen irländishen Bisthümer wiederhe: zustellen, Der Marquis v. Lansdowne bestritt die Zweckmäßigfeit der Maßregel, da sie in die jegt geordneten firhlihen Verhältnisse in Jrland neue Ungewißheit bringe. Der Erzbischof naÿm darauf die B:ll freiwillig zurück. Jm Unterha use nahm der Vorsteher des Eisenbahn-Biü= reaus die Bill wegen Feststellung der Functionen dieser neuen Ver= waltungsbehörde sür diese Session zurück und Lord John Russel erklärte auf Befragen, daß die Bill wegen Subventionirung dreier irländischer Eisenbahnen jedenfalls noch in dieser Session zur An- nahme gebraht werden solle, Es erhielt hierauf die Korn-Einfuhr= Vill ihre dritte Lesung.

(B, H.) Die Parlaments - Verhandlungen vom heutigen Tage waren gleichfalls in beiden Häusern unbedeutend. Jm Oberhause passirte die Bill wegen Errichtung des neuen Bis= thums das General - Comité, Jm Unterhause stellte Her Munyt den Antrag, daß das Haus sich zum General - Comité fonstituire, um über einen von ihm einzubringenden Vorschlag wegen Herabseßung, eventualiter Aufhebung des Einfuhrzolles von Kupfer in Berathung zu treten, Herr Ewart unteistäßte den Antrag und suchte eben so wie Herr Munß nachzuweisen, daß die britischen Fabrikanten, welche zu ihren Erzeugnissen das Kupfer ver=- wenden, durch den Einfuhrzoll in der Konkurrenz mit dem Auslande wesentlih behindert werden, Der Kanzler der Schaßkammer erklärte ih gegen den Antrag, begründete seinen Widerspruch jedoch aus\chließliÞ auf das fisfalische Motiv, indem er guf seine zu An- fang der Sesïou abgegebene Erklärnng verwies, daß unter den ge=- genwärtigen finanziellen Verhältnissen Steuer - Erlasse für jeßt niht thunlich seien; den- Ertrag des Kupferzolles gab er zu 50,000 Pfd. jährlich an. Nach längerem Hin = und Herreden wurde darauf der Antrag des Herrn Munß mit 59 gegen 19 Stimmen verworfen und bald nachher, während Herr P. Scrope einen auf Nußbar= machung der wüstliegenden Ländereien in Jrland bezüglichen Antrag motivirte, die Sißung aufgehoven, da es sih fand, daß nur noch 30 Mitglieder anwesend waren, die beschlußfähige Anzahl aber be- kanntlich 40 ift,

X London, 22. Juni, Von allen Gegenständen, welche auf die soziale Geseßgebung, zur Unterscheidung von potitischen Maß- regeln, Bezug haben, erscheint keiner mit so großen S:bwierigkeiten verknüpft zu sein, als die Eisenbahn =-=Geseßgebung. Jn England besonders fonnte der Grundsaß der Association, welcher dort, wie man weiß, so mäcbtig if, die riesenhasten Unternebmungen hervor= rufen und eine fas unbeschränkte Herrschaft über alle Verbindungs= straßen der Jusel ausüben. Das Parlament , dessen Ausspruch erfor= derlih war, um die Bildung dieser Straßen zu bestätigen, \cheint faum vorhergesehen zu haben, daß eine Eisenbahn-Direction etues Tages bald so mächtig werden würde, als die*Abtheilung einer geseh- gebenden Körperschaft, und ès wurden keine Vorkehrungen getroffen, uni dieses imperium in imperio zu beshrärfen. Die Folge davon ist gewesen, daß eine bedeutende und ausfhließlide Gewalt in die Hände unverantwortliher Eisenbahn-Direktoren gelegt wurde, welche, weit entfernt, der Kontrolle des Parlaments unterworfen zu sein, vielmehr das Parlament selbst in solche Lage verseßt haben, daß es durch diese mechanishen Tyrannen und Lokomotiv-Monopolisten ge- knechtet ist. i

Die Errichtung eines Regierungs-Bureaus von Eisenbaha-Koms- missarien, in welhem Herr Edward Strutt und- Lord Granville Stellen annahmen, hatte den Zweck, die Eisenbahn-Verwal!tungen im Schah zu halten, aber da diese Kommissarien mit sehr unver- hältnißmäßigen Befugnissen bekleidet waren, so brahte Herr Strutt, um ihre Kontrolle und Ober- Aufsicht wirksamer 2u machen, mit Zu- stimmung des Kabinets eine Bill in das Parlament, welche ihre Autorität näher bestimmen und herstellen sollte. Man hat längst erkannt, daß hon im gegenwärtigen Parlament die Eisenbaßn=Jn= teressen stark genug find, um diese Bill zu vereiteln, und gestern Abend wurde Herr Strutt zu der Erklärung genöthigt, daß er nicht weiter darauf bestehen wolle. Er fügte indeß hinzu, daß im nächsten Jahr eine andere Bill mit denselben Grundsäßen eingebracht werden würde, aber nichts- ist gewisser als daß die allgemeine Wahl, welche inzwischen vor ih geht, das Cisenbahn-Jnteresse im Unterhause noch bedeutend verstärken wird, und man muß fürchten, daß es mit jedem Jahre schwieriger werden wird, diese riesenhaste und bedeutungsvolle Schöpfung unserer Zeit in Zaum zu halten. Nach meiner Ansicht ist dies die \{limmste Niederlage, welhe die Regierung in dieser Session erlitten hat, denn Jedermann erkannte die Nothwendigkeit der Maßregel, ausgenommen diejenigen, welche aus persönlichem Interesse \sih derselben widerseßten. Die Bill hätte deshalb unter

allen Umständen dur ) ü | E. j chgeseßt werden müssen, denn jeßt, muß man F sischen Ange!egenheiten genommen haben, seßt die diesseitige Regie=

: rung in feine geringe Verlegenheit und droht in dirsem Augenblick - ernstlihe Verwidelungen herbeizuführen.

sehr fürchten, ist sie auf immer verloren. ie Session wird mit dem 15. Juli zu Ende sein und das Parlament am nähstfolgenden Tage aufgelöst werden. Gegenwärtig

sind die Aussichten der Whig-Kandid i den V ¿M s : hig-Kandidaten bei den Wahlen sehr er Konsul am ten spät Abends an, die Präsidenten der Junta hätten

muthigend. An vielen Orten, welhe in leßter Zeit Konservative ins Parlament schickten , werden jeßt Whigs ae, ria alie Kampf gewäblt werden. Wenig Partei- Gesinnung und wenig politisches 5 Interesse liegt darin. Der Kamyf in der Universität Orford ist einer der merkwürdigsten, aber die Kandidaten sind sämmtlich Tories : und nur durch die Färbung ihrer theologischen Doktrin unterschieden Herr Cardwell is zurückgetreten, aber Sir Juglis und Herr Glad- stone sind auf dem Kampfplaß geblieben, um den dritten Kandidaten Herrn Round, einen sogenannten Low-Churchman, aus dem Felde zu \hlagen. Es is wahrscheinlich daß Herr Gladstone, der die puseyitishe Richtung vertritt, im Nachtheil bleiben wird. "

Belgien.

Brüssel, 24. Juni. Der König und die Königin sind vor- gestern nah London gereist.

S ch weiz.

Kanton Zürich. Die Großraths-Kommission hat mit 9 ge- gen 2 Stimmen den regierungsräthlihen Antrag in der Sonderbunds- Hrage angenommen mit dem Zusaße: „Die Gesandschaft wird nö= thigenfalls zur Vollziehung eines derartigen Beschlusses mitwirken,

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jedoch, wenn zu diesem Behufe Wassengewa augewendet werden rue, neue Instructionen einholen, sofern niht Gefahr im Verzuge iegt.“

‘Kanton Luzern. Herr Staatsshreiber Meyer hat (wie bereits erwähnt) dem Großen Rath mit nahstehender Rede eröffnet : „Sie werden mir nicht verargen, wenn ih in diesem Augenblicke über die gegenwärtige Lage unseres Vaterlandes einige Worte zu sprechen mir erlaube. Wenn wir einen Bli über die Zustände der Schweiz hinwerfen, so stellen sich uns höchst betrübende Aussichten dar. Die Uebel, welche dusgesäet worden und dem Vaterlande bereits so viel Unheil gebracht, aauern noch fort, Wir haben allerdings eine ernste, wichtige Zukunft vor uns, Die Stürme, welche vor zwei Jahren über Luzern ergangen, sind zwar nicht mehr zurückgekehrt, unjer Kanton ist damit verschont geblieben. Dafür haben wir Gott den innigsten Dank auszusprechen. Denn diese Zeit innerer Ruhe hat ihre wohlthätigen Folgen gehabt. Jch will nur eine Folge erwähnen, Durch dieses Ausbleiben der Stürme hat die Erbitterung, womit Bürger gegen Bürger gegen einander in Waffen gestanden , bedeu- tend abgenommen, Die Zeit hat Manches gemildert,

„Ob wir aber auch für die Zukunft von weiteren Stürmen verschont bleiben werden, das isst eine andere Besorgniß! Die Stürme sind keines- weges verschwunden, sie haben sich nur anderswohin gewendet, um vielleicht später ernster und furchtbarer zurüczukehren, So hat die Revolution in Genf eine Umgestaltung der geseßlichen Ordnung bewirkt, Eine Begeben- heit aber der neuesten Zeit hat mich beinahe mehr als die Revolution selbst mit dem tiefsten Bedauern erfüllt, Es haben sich nämlich die Katholiken in Genf bei der Annahme der neucn Verfassung mit den Radikalen gänz- lich verbrüdert und so bewiesen, daß sie schr wenig Sympathie für die übrige fatholishe Bevölkerung der Schweiz und deren rechtliche Prinzipien haben.

„Auch dem katholischen Kanton Freiburg war der Untergang geschworen. Allein die rechtmäßige Regierung is der Revolution Meister geworden. Freiburg hat den erhebenden Beweis geleistet, was ein trenes, braves Volk vermagz durch dasselbe hat die gesezliche Ordnung die Oberhand ge- wonnen.

„Dagegen is der Sieg der Radikalen in St, Gallen zu bedauern. Jch halie nicht allein an den Personen, es is mir mehr um die Sache felbst, Dieser radikale Sieg hat für St. Gallen allerdings bedentliche Folgen. Es sind dadurch die revolutionairen Gelüste, welche zwar schon vor- handen waren, aber einstweilen geschlummert hatten, wiederum gewedckt worden. Regsamer als je tre en sie wieder hervor,

„Wenn wir so einen Blick über die gegenwärtige Lage der Schweiz hinwerfen, so können wir uns nicht verhehlen, daß wir einer ernsten Zukunft entgegen gehen. Es is} freilih bedauerlih, in der Vergangenheit so viel Betlagenswerthes, in der Gegenwart so viel Aufregung und in der Zukunst solch? untröstliche Aussichten zu haben. Es wäre Vieles zu sagen über die politischen, religiösen und sozialen Zustände der Gegenwart; es verbreitet sich durh ganz Europa die gleiche heftige Bewegung der Parteien, und die nächste Zukunft dürfte über Manches entscheiden.

„Da müssen wir uns aber fragen: was ist Pflicht des hohen Großen Rathes von Luzern? Darüber, glaube ich, sind wir Alle schon im Reinen. Die Pläne der Gegner liegen am Tage, da ist keine Täuschung mehr mög- lich. Der Lärm gegen Sondcrbund und Jesuiten is nicht das Endziel des revolutionairen Strebens, derselbe dient ihnen nur als Mittel, womit sie ganz Anderes anstreben. Jhr Plan geht auf den gänzlichen Umsturz der gegenwärtigen Bundesverhältuisse in der Schweiz.

„Welchen Pfad hat nun der Große Rath des Kantons Luzern zu be- treten? Den Pfad des männlichen Festhaltens auf der bisher betretenen Bahn des Rechts und des Bundes, Dieser rechtliche Pfad führt zu einem fleckenlosen Sieg oder zu einem ehrenvollen fleckenlosen Untergange. Wandeln wir daher auf dieser Bahn des Rechts fort, fest, treu und standhaft , nicht geleitet von den Launen bloßen Widerspruches, sondern des Rechts, des lauteren Nechts, Zeigen wir dem Volke von Luzern, wie überall, daß kein Parteihaß uns leitet, Das Beispiel, welches uns das Volk selbst gegeben,

soll uns vorschweben. Obgleich Monate lang geneckt und verfolgt, blieb das luzerner Volk nach den kriegerischen Stürmen seiner angeborenen Mäßigkeit getreu. Es hat keine ungerechte Handlung geübt. Folgen wir diesem Beispiele und geben wir es deni Volke gleihsam zurück durch ein gleiches Verfahren, durch gleiche Pflichttreue. j

„So wie man ein bedrohtes Recht eines Bürgers vertheidigt, so hat der Große Nath im Namen des Volk-s heilige Rechte zu wahren. Es liegt hon eine erhebende Kraft in dem Gedanken, unbedingt dem Recht zu huldigen, als Vertheidiger des Rechts in den Kampf treten zu können. Diese schöne Aufgabe sollen wir besonders in dieser Zeit crfassen und bei der Tagsaßzungs-Jnstruction jene ruhige, würdige und leidenschastslose Hal- tung an den Tag legen, wie es bis dahin immer geschehen is, Wir sollen uns nie über unsere schwierige Stellung beklagen. Wir sind berufen, das Schifflein muthig dem Sturme entgegenzuführen, frohmüthig sollen wir zu unserer Aufgabe stehen.

„Gott hat auch mir ein frohes Gemüth gegeben, Sie Alle wissen es. [as er “c c e , 1 , Ich hasse das Böse, Personen hasse ih nicht. Doch troy meines Froh- muthes wandelte mich oft ein bitteres Gefühl des Unmuthes an, wenn ich in den wogenden Strudel des Zeitkampfes hinsahz allein es verschwand vor dem Hochbewußtsein, daß es keine schönere Aufgabe gebe, als bei der Führung cines treuen Volkes unerschütterlich festzustehen am Recht und für dasselbe unbedingt sich hinzugeben. Diese Absicht soll uns trösten und erheben.“

„Ueber die Jnstruction selbst will ih nicht reden, ih stelle sie unbedingt der hohen Versammlung anheim, zu verfügen im Wohl und Interesse des engeren und weiteren Vaterlandes. Nur eine Basis wird uns bleiben: die des Rechtes in allen Verhältnissen.“

Aal eèu

Lucca, 13. Juni. Se. Königl. Hoheit der Herzog von Lucca hat mittelst Erlaß vom gestrigen Tage befohlen, daß der Jahrestag der Thronbesteigung des Papstes Pius IX. dieses Jahr und so fort auf immerwährende Zeiten in der hiesigen Metropolitankirche durch solenne Kirchen-Functionen gefeiert werde.

Sant n,

ó. Madrid, 16. Juni. Die Wendung, welche die portugic=

Der englishe Konsul in Poito zeigte dem dortigen spanischen

ihm erklärt, daß sie den vereinigten Truppen Portugals und seiner Verbündeten feinen Widerstand leisten würden und deshalb wünschten, die spanishen Truppen möchten sofort die Feindseligkeiten einstellen, Der englische Konsul ersuchte den spanischen, diesen Wünsch in Er- füllung bringen zu lassen, da der Hauptzweck, welchen die verbündeten Mächte verfolgten, darin bestände, weiterem Blutvergießen vorzubeu- gen. Zu gleicher Zeit richtete die Junta ein Schreiben an den spa- nischen Konjul, in welchem sie ihn anzeigte, daß spanishe Truppen, in Verbindung mit der Besaßung von Valenza, troß dcs durch spa=- nishe und englishe Vermittelung abgeschlossenen Waffenstillstandes, die Truppen der Junta angegriffen hätten, und sich von ihm eine Erfklä- rung darüber ausbat, ob er Anstalten getroffen hätte, damit dieser Waffenstillstand spanischerseits beobachtet würde.

Am d5ten früh Morgens erwiederte der spanische Konsul dem Vice- Präsidenten der Junta, daß er keine Kenntniß von dem Aus- bruche der Feindseligkeiten erhalten habe und diesen Vorfall deshalb bezweifeln müsse, die Junta indessen bedenken möge, daß in ihrer Lage eine bedeutende Veränderung eingetreten sei, seitdem sie si geweigert hätte, die früheren von dem Oberst:n Wylde vorgelegten Bedingungen anzunehmen. Er ersuche nun die Junta, alle ihre Streit- Ffräfte nah Porto zurüczuziehen, um jedem neuen Zusammentreffen mit spanischen Truppen vorzubeugen. Uebrigens würde er sih be-

eilen, den General - Capitain von Galicien und seine Regierung vont den Wünschen der Junta in Kenntniß zu seben.

__ Am bten zeigte die Junta sowohl dem englischen wie dem spa=- nishen Konsul an, daß sie die vier von dem Obersten Wylde und dem Marquis von España früherhin vorgelegten Vermittelungs-Arti= fel angenommen, und den Marquis von Loulé beauftragt hätte, si nah Lissabon zu begeben um den Gesandten der vermittelnden Mächte die entsprechenden Mittheilungen zu machen. Zugleich forderte die Junta den spanishen Konsul abermals auf, die nöthigen Sqritte zu thun, damit die Feindseligkeiten unverzüglich eingestellt würden.

Diese Akteustücke {dite der spanische Konsul sofort dem Gene=- ral- Capitain von Galicien zu, der sie am 8ten in Tnuy erhielt und durch Estafette hierher befördern ließ.

Vorgestern Abend erhielt nun die Regierung mittelst Couriers Depeschen von ihrem Gefandten in Lissabon. Aus ihuen ging her= vor, daß der M1quis von Loulé, der in Porto kein Dampfschiff vor gefunden hatte, am 9ten am Bord der „Hibernia“ im Tajo eintraf. Da er es nicht für gerathen hie!t, ans Land zu steigen, so begaben sich die Gesandten Englands, Frankreihs und Spaniens sih zu im an Bord und nahmen seine Mittheilungen entgegen. Darauf unter= zeichnete Abends die Königin ein an die Portugiesen gerichtetes Ma- nifest, in welchem sie cine vollstäudige Amnestie und Vergessenheit alles Vorgefallenen, so wie die bevorstehende Einberufung neuer Cor= tes, verfündigte, Die lissaboner amtliche Zeitung vom 10ten ver- öffentlichte dieses Manifest, so wie das schon am 28. April unter= zeihnete Amnestie - Dekret. Da nun die Gesandten Englands und Frankreichs den Aufstand als beendigt betrachteten, so luden sie die portugiesischen Minister ein, gemeinschastlich mit ihnen die spanische Regierung und auf direktem Wege die Generale Mendez, Vigo und Concha, aufzufordern, feine Truppen mehr in Portugal einrücken zu lassen, und diejeuigen, welche sich bereits auf portugiejishem Boden befanden, wieder zurückzuziehen, damit die Anwesenheit dieser Truppen niht Veranlassung zu neuen Veiw-ckeluigen gäbe, Der spanische Gesandte in Lissabon, Herr d'Ayllou, ein umsichtiger und erfahrener Diplomat, soll diese Xufforterung bei seiner Regierung unterstüßt ha= ben. Allein es scheint, daß die portugiesischen Min!stir der an sie ergangenen Einladung keinesweges Folge leisteten, foudern vielmehr ihren hiesigen Gesandten, den Grafen von Thomar, beauftragte, die spanische Regierung zu veraulassen, ihre Truppen aus Portugal nit eher zurückzuziehen, als bis die Königin vou Portugal den drei ihr verbündeten Mächten erklären würde, daß der Zweck des londoner Protofolles vom 21. Mai vollständig erreicht sei, Daß der Graf vou Thomar sogleih Sch:iite in dirsem Sinne that, ist gewiß. Ob er von btesfugter Seite dazu beauftragt war, !äßt sih n:chk verbür= gen. Der englische Gesandte hatte gestern zwri Ko!.ferenzen mit dem Minister-Präsidenten, und fertigte Abends einen Courier nach London ab, Er joll die Zusage e:langt habeu, daß den span.s{en Truppen sofort der Befehl zugehen sell», tas portugiesische Gebiet zu räumen, falls auders sämmitlide Jusurgenten die Waffen niedergelegt hätten.

Nan i} aber gestern auch die Nachricht eingegangen, daß der General Lovalc!te mit der ersten Division der Hülss-Armee am 11lten, ohne auf Widerstand zu stoßea, in Braganza einrückte, daß der Obir=- General Concha am 12ten mit der Haupt - A: mee ebenfal!s von Za= mora dorthin aufbrah, und die übrigen Truppen ibm folgen soliten, Der General Concha fündigte an, daß er ohne Aufenthalt bis Porto vorzurücken und diesen Plaß binnen sechs bis sieben Tagen zu er= re'cheu beabsichtige. Da sich nun faum voraueseßen läßt, daß er sich durch die ihm von den Gesandten Englands und Frankreichs von Lissabon aus zukommenden Vorstellungen aufhalten lasse, so fragt sich, ob die Vorschriften, welche seine Regierung ihm zusch:ckt, ihn erreichen werden, bevor sein Benehmen neue Konflifte herbeigeführt haben dürfte.

Allerdings is es demüthigend für die spanishen Truppen, den Boden, auf wilhem sie mit leihter Mühe Lorbeeren zu erringen bofften, nunmehr eiligst wieder verlassen zu müssen oder gar durch eine der vermittelnden Mächte zurückgetriebeu zu werden, Auch sind die Blätter der ultramoderirten Partei mit Verwünshungen wegen dieser Wendung der Dinge angefüllt, Jm Kriegs - Ministerium waren be- reits cine Menge von Beförderungen zu Generaien und Obersten ausgefertigt, die den Siegern als Lohn za Theil werden sollten.

Der General-Capitain vou Galicien hat noch einige fieine Pläße auf portagiesischer Gebiete beseßt, seine Truppen jedoch nur bis an den Uma vorrücken lassen,

Ler General- Capitain von Estremadura marschirte am 1lten früh Morgens mit der Besaßung von Badajoz bis an die portugie= sische Gränzlinie, wo ein Theil der Besaßung von Elvyas ihm die militairishen Chrenbezeugungen erwieês, GOrgen Abend fehrte er mit seinen Truppen nah Badajoz zurü, überzeugt, daß diese Erscheinung an d.r Gränze binreihe, um den portugiesishen Jusurgenten allen Muth zu nehmen.

Hier beschäftigt sich die Königin damit, ihrem Hofstaat eine neue Einrichtung zu geben. Die Kammerherren - Stellen sollen ganz ein= gehen, und der stebenzigjährige Ober-Hofmeister, Marquis von Santa Coloma, zugleih die Aemter des Ober- Kammerherrn und Ober=- Stallmeisters übernehmen. Sämmtiiche Hofdamen, Fräulein und Kammerfrauen sollen ebenfalis eutlassen werden und dagegen mehrere junge Generale als Adjutanten zunächst die Aufwartung bei der Kü= untgin haben,

Das Blatt der Ultra - Moderirten, el Faro, ruft bei dieser Veranlassung aus : „Was jeßt in Spanien vorgeht is dem, was in Konstantinopel stattfindet, nicht unähnlih.“ Diese Bemerkung er- scheint als unbegründet, meint manz deun die Palast-Beamten des Großherrn möchten s{hwerlich den Vergleich mit jenen Adjutanten aushalten, Die Königin beruft sich übrigens darauf, daß sie ihren Hofstaat nur auf pariser Fuß einrihte, Sie is jet beschäftigt, einen sehespännigen Zug feuriger Rosse einzufahren, die ste nächstens, mit eigner Hand die Zügel leitend, im Prado vorfahren wird.

Der unglülihe Liebhaber der Jnfantin Josefa, Guëll, is end= lih in Cadix in Freiheit geseßt worden und hat sih von dort am 10ten nach Rom eingeschist.

Es heißt, der Neffe des Herzogs von San Lorenzo, welcher plößlice aus dem Palast entfernt wurde, hätte dem General Serrano eine Herausforderung zugeschidt.

Der General - Capitain von Catalonien fährt fort, gefangene Karlisten und Personen, die verdächtig sind, Verbindungen mit ihnen zu unterhalten, erseßen zu lassen.

! ¿ Madrid, 18. Juni. Gesteru Abend erhielt die Regierung Depeschen aus Lissabon vom 12ten.- E É Kaum waren am 10ten das Manifest der Königin von Portugal 1d das damit verbundene Amnestie-Dekret erschienen, als Käbrälisten ihre Unzufriedenheit über diese versöhnende Maßregeln laut zu erken- Hen gaben. Die in Lissabon befindlichen Septembristen scheinen ihrer= Feits sich ebenfalls unbefriedigt gezeigt und zu einigen Kollisionen mit r Gegenpartei Veranlassung gegeben zu haben. Am 1lten erschien darauf n neues Dekret, in welchem die Königin erklärte, daß das frühere vom ten zu falshen Auslegungen und Tumulten den Vorwand gegeben hätte, d die darin enthaltenen Verfügungen erst nach vollständiger Unterwerfung dér revolutionairen Junta von Porto und der bewaffneten Corps,

lche den Aufstand unterstüßen“, zur Ausführung gebraht werden

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würden. Ein besonderer Artikel der amtlihen Zeitung vom 11ten bedrohte die Rebellen mit nachdrücklicheren Maßregeln, falls sie noch länger zöger würden, die Waffen niederzulegen. Am 12ten herrschte vollständige Ruhe in Lissabon. Da aber der am Bord des „Terrible““ befindliche Marquis von Loulé darauf bestand, daß ein neues Mi= nisterium, in welhes der Herzog von Palmella und der Graf von Lavradio eintreten, gebildet würde, und die Königin diesem Ansinnen nicht nahgeben wollte, so beschlossen die Gesandten der drei mit Portugal verbündeten Mächte zur Auwendung von Zwangsmittel zu schreiten, und einige Kriegsschiffe nah Setubal abzuschicken, um die von Sa da Bandeira angelegten Befestigungen zu beschießen, und ihn zur Unterwerfung zu nöthigen, i Die erste, die Avantgarde bildende Division der spanischen Hülfs= armee rüdckte, wie ih bereits meldete, in der Nacht vom 11. in Bra- ganza ein. Der General Lavalette, welcher sie befehligt, befand si noch am 15. mit 9 Bataillonen, 3 Schwadronen, und 2 Batterieen dort, und zeigte dem General Concha an, daß wegen Mangels an Lebens- mitteln, um deren \chleunige Zusendung er bat, niht weiter vorrüen könne. Seine Soldaten begingen verschiedene Exzesse in Braganza, weil die Einwohner ihnen die Flashe Wein nur für 10 Cuachos (etwa 2% Sgr.) überlassen wollten. Jn dieser Preis-Erhöhung erblickte der General ein Zeichen revolutionairer Gesinnungen und sctte ihn auf 25 Cuartos herab. Der General Concha verlegte am 13ten sein Haupt =- Quartier nah Alcañices, hart an der portugiesischen Gränze, und beabsichtigte, erst am 16ten oder 17ten mit den übri= gen Truppen, die von Zamora bis an die Gränze au}gestellt waren, in Portugal einzurücken, Jn seinem Haupt-Quartier scheint einige Verwirrung zu herrschen, denn in einem Tage befahl er den in Zamora zurückgeb.iebenen Truppen zu ihm zu stoßen, dann, wieder umzukeh= ren, und endlich Halt zu machen, Erst wenn er selbst in Braganza angekommen sein würde, sollten die dortigen Truppen auf Porto

vocrüccken. Seine Armee i} mit keinem Belagerungs -= Geschübe verschen. Es soll ihm von Rigo aus zur See zugeschickt werden.

Der General Concha hatte in einer gedructen Proclamation seine Truppen aufgefordert, darzuthun, daß die Spanier die besten Verbündeten der Portugiesen wären, Der hiesige englishe Gesandte hat der Regierung eine Note überreicht, in der er gegen diese Phrase Einwendungen erhebt!

Der Finanz-Minister Salamanca i} mit mehreren Verfügungen hervor getreten, die sowohl durch ihren Juhalt als durh ihre Form allgemeines Erstaunen erregen. Zuerst erließ er ein Dekret, vermöge dessen ein neues, auf das Dezimalsystem begründetes Münzwesen auf= gestellt, die Prägung neuer Geldstücke und die Umprägung der fran= zösischen Fünffrankenstücke und harten Piaster in Piaster zum Nomi-= nalwerthe von 20 Realen verfügt wird. Eine Abändekung des be= stehenden Münzwesens i} freilih von dringender Nothwendigkeit. Seitdem die französischen Fünffrankeustücke in Spanien einen gezwungenen Cours von 19 Realen haben, find alle Piaster aus dem Lande verschwunden. Die von Herrn Salamanca angekündigte Maßregel beruht aber auf eine durchaus irrige Berechnung des Metaliwerthes und hat schon vor ihrer Aus= führung zur Folge gehabt, daß auch die Fünffrankenstücke verschwinden und die Bank selbs ihre Billets uur gegen Scheidemünuze, die außer Umlauf geseßt werden soll, einlöst. Die Verwirrung in allen Geldverhält- nissen und die Agiotage sind daher auf ihren Gipfel gestiegen. Ver= gebens weisen sämmtliche Blätter dem Finanz-Minister seine Rechnungs= fehler nach, vergebens halten sie ihm vor, daß er nicht befugt sei, ohne Einwilligung der Cortes eine solche geseßgebende Maßregel aufzustellen. Herr Salamanca sagt in der seinem Dekrete voraufze= \hickten Einleitung, er hätte sih absichtlich der Mitwirkung der Cor= tes überhoben, weil sie nur störend in alle Geschäfte eingrisfen, und ein in seinem Solde stehendes Blatt erklärt die Maßregel gerade deshalb für gerechtfertigt, weil die öffentliche Meinung sich ihr widerseßte. :

Herr Salamanca is Chef der Actiengesellschaft, welche die An= legung einer Eisenbahn von hier nah Aranjuez unternommen hat. Die Äctien, deren größter Theil in seinen Händen ist, sind um die Hälfte ihres ursprünglichen Werthes gefallen. Nun hat er, als Fi nanz=Minister, dem Königlichen Hause 7 Millionen Realen als Rück= stand unter der Bedingung auszahlen lassen, dieses Geld in Actien seiner Eisenbahn anzulegen und der Bank befohlen, den Junhabern eben dieser Actien 30 Millionen Realen gegen deren Hinterlegung zum Nominalwerthe vorzuschießen.

Endlich hat er das Finanz= Ministerium völlig umgestaltet, und die General=-Directionen, welche bisher für sich bestanden, damit ver= einigt. Vermöge dieser neuen Einrichtung besteht das Finanz - Mi= nisterium nun aus vier Abtheilungen, nämlich dem eigentlichen Mi-= nisterium (secretaria), der General-Direction des Rechnungswesens, dem Staatsschaße und der Direction der Staatsschuld. Das eigent= lihe Ministerium zerfällt wiederum in neun Sectionen, nämlich: 1) allgemeine Leitung; 2) Abgabèn;z 3) Auflagenz 4) Zölle; 5) Ta= back; 6) Salzz 7) Stempel, Post, Wegegeld, Forsten und Grund- stüke, Rückstände; 8) übersceishe Besißungen; 9) Statistik und Archiv. Zum Direktor des Staatsschaßes hat Herr Salamanca seinen Freund, Herrn Aribau, und zum Direktor der Staatsschuld seinen bisherigen ersten Buchhalter, Herrn Pastor, ernannt und Jedem einen Jahrgehalt von 4000 Piastern angewiesen.

Ein anderes Dekret des Finanz-Ministers verfügt den sofortigen Verkauf aller erledigten oder zur Erledigung kommenden Commenden der vier spanischen Ritterorden (Santiago, Calatrava, Alcantrava, Montesa) und des Malteserordens, Die Käufer haben den Kauf= preis in Staatspapieren der dreiprozentigen Schuld zu entrichten. Auch diese Maßregel wird, als verfassungswidrig, auf das heftigste angefochten.

Der General Dominguez, Oheim Serrano?'s, is zum Marquis von Santa Jsabel erhoben worden. Bekanntlich verlieh die Königin denselben Titel mit der Herzogswürde dem Sohne des Grafen Bresson.

Dem General-Capitain von Madrid, Cordova, is auch die Ge= neral-Jnspection der Jufanterie übertragen worden.

Der Deputirte und Haupt-Redakteur des Tiempo, Herr Mo-= reno Lopez, is zum bevollmächtigten Minister am niederländischen Hofe ernannt worden.

Die verwittwete Marquisin von Santa Cruz, Erzieherin und bis vor wenigen Monaten Oberhofmeisterin der Königin Jsabella, ist mit Tode abgegangen. Durch ihr Ableben sind viele der ersten spa= nischen Familien in Trauer verseßt.

Seit einigen Tagen stattet Msgr. Brunelli dem diplomatischen Corps seine Gegenbesuhe ab. Er nennt sih anf seinen Karten: „Delegato di Sua Santitá nei dominj di Sua Majestá Catolica,““

Portugal.

_ Lissabon, 10. Juni. Das Diario de Goberno veröffent- licht folgende beiden Aftenstüe :

„Portugiesen! Unser Vaterland a Europa das traurige Schauspiel egeben; portugiesisches Blut is geflossen, das Eigenthum is vernichtet, die ozialen Bande sind aufgelöst, alle Leiden des Bürgerkrieges sind über uns U L Die Liebe zum Vaterlande und zur Freiheit hat nicht bei allen Portu- iesen den Sieg erringen können über die traurigen Jllusionen, welche ihnen in der Absicht gemacht sind, sie gegen meine Königliche Autorität und ge- gen die Constitution des Staates zu bewaffnen, Um die Unterwerfung zu

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bewirken, die man mir schuldet, und zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung habe ih beschlossen, alle Maßregeln zu nehmen, welche die Mensch- lichkeit und das Wohl des Staats erheischen ih werde eine umfassende Amnestie gewähren, alle Aemter zurückzeben, welche nah der Con- stitution und den Geseßzen nur durch richterliches Urtheil verlo- ren gehen können und alle Ehren zurüc{stellen, Gleichfalls habe ih beschlossen, die Cortes zusammenzurufen und neue Wahlen auszu- schreiben, sobald die Unterwerfung vollbracht und die öffentliche Ordnung in allen Theilen des omgrene wiederhergestellt ist, und ih werde die voll- ständigste Freiheit der Wahlen, die ungehinderte Ausübung aller Rechte und die gewissenhafteste und unparteiischste Ausführung der constitutionellen Charte in allen ihren Bestimmungen sichern, Die Regierungen von Spa- nien, Frankreih und Großbritanlen, entschlossen, wirksame Mittel anzuwen- den, um mir behülflich zu sein, |o unheilvollen Leiden und einem so schreck- lihén Beispiel ein Ziel zu segen, haben nit allein die Männer, welche den Aufstand veranlaßten und leiteten, von diesen Maßregeln in Kennt- niß gesezt, sondern sie haben ihnen auch ihre Ausführung zuge- sichert und dagegên ihre unverzügliche Unterwerfung unter Meine Königliche Autorität verlangt. Jene Mätmner haben sih dessen gewei- gert, sie haben sich die Miene gegeben, als bezweifelten sie die Zuver- lässigkeit der von den verbündeten Mächten angebotenen Garantie, und sie haben lieber gegen die Gesehe ihres Landes handeln wollen, als meinem Königlichen Worte, so wie dem Worte und der Macht meiner erhabenen Bundesgenossen, vertrauen. Aber nach den Diensten, welche die verbündeten Mächte uns zu leisten begonzen, hat die Zllusion aufgehört und is die Unmöglichkeit , den Bürgerkrieg noch weiter fortzuseßen, zu Tage getreten, Meine großmüthigen Gefühle sind indeß immer dieselben und ich habe be- \{lo}sen, allen in diesen verhängnißvollen Streit verwickelten Personen, ohne irgend eine Ausnahme, dieselbe Wohlthat, dieselbe umfassende Amnestie bis zu der Zeit zu ertheilen, wo die Veröffentlichung des Königlichen Dekrets, in welchem sie ausgesprochen is, seine geseßlichen Wirkungen zu äußern be- gonnen, und ich sichere gleichfalls die Ausführung aller meiner Königlichen Entschlüsse zur Aufrechthaltung der konstitutionellen Charte der Monarchie zu, Portugiesen! Es is unmöglich, daß ihr das wohlwollende Gefühl, welches diese Maßregeln diftirt, und die Nothwendigkeit der schnellen Wie- derherstellung des Friedens, der Eintracht und des Gehorsams gegen die Geseße verkennt. Wie verschieden auch die politischen Ansichten fein mögen, die erste Pflicht, das erste Bedürfniß is die Erhaltung der Consti- tution, und das größte Verbrechen wie das größte Unglück die Zerrüttung der sozialen Ordnung, um an ihre Stelle die Gewaltthätigkeit und die Willkür der Factionen zu seßen, welche die Vernichtung der Monarchie oder die Wiederherstellung des Despotismus auf den Trümmern der Constitution und der Geseße des Königreichs zur Folge haben müßte, Mein innigster Wunsch is es, daß alle mei: Unterthanen meine wohlwollenden Absichten benußen möchtenz sobalz ste aber Allen bekannt geworden, gebieten die Ge- rechtigkeit und Nothwendigkeit und das Wohl des Staates, daß die, welche sich weigern sollten, sich zu unterwerfen, und es versuchen möchten, die Lei- den des Vaterlandes zu verlängern, der Strenge der Gesetze übergeben werden. Jm Palast de las Necessidades, den 9. Juni. Die Königin. Francisco Tavares de Almeida-Proenza. - Manuel Duarte -Leitaon. Graf del Tojar. Baron de la Puente de la Barca, Jldefonso Leopoldo Bayardo.“

„Amnestie-Dekret, Jn Betracht der dringenden Nothwendigkeit, den Leiden, welche auf dem Königreiche lasten, ein Ziel zu seßen und die Uebel zu beseitigen, welche die Fortseßung des Bürgerkrieges herbeiführen würde, beseelt ferner von dem Wunsche, die erste und gebieterischste meiner Pflichten zu erfüllen, daß heißt, alle erforderlichen Mittel anzuwenden, einen so verhängnißvollen Kampf zu beenden und das Gefühl aller Portugiesen zu versöhnen, welche seit dem Ursprung der Monarchie sich immer durch ihre Treue gegen ihre Könige, meine erhabenen Vorfahren, ausgezeichnet, habe ih beschlossen, nah Anhörung meines Staatsraths, zu verfügen wie folgt: Art, 1. Für alle seit dem 6, Oktober 1546 begangenen politischen Verbrechen is eine allgemeine und vollständige Amnestie bewilligt, und Alles soll in unbedingtem und ewigem Schweigen begraben sen. Urt, 2 Mle ndividuen, die kraft Befehls irgend einer Behörde verhaftet sind, ihr Prozeß mag instruirt sein oder nicht, werden unverzüglich in Freiheit gesegt. Axt. 3. Alle Personen, welche in Folge der politischen Ereignisse oder der außergewöhnlichen, von der Ne- gierung getroffenen, Maßregeln genöthigt gewesen sind, das Gebiet des Kö- nigreichs zu verlassen, können sofort in ihr Vaterland zurückkehren ; die Regierung wird ihnen zu diesem Behuf die nöthige Hülfe gewähren. Art, 4. Alle diejenigen, welche seit dem genannten 6, Oktober die Militairgrade, welche sie geseßlich besaßen, oder andere Functionen und Aemter verloren haben, die ihnen nach der constitutionellen Charte oder nach der ausdrüd- lichen Bestimmung der bestehenden Geseße nur durch ein Urtheil des kom- petenten Gerichts entzogen werden konnten, werden fogleih in ihre Titel, Functionen und Aemter wieder eingeseßt. Eben so werden ihre Ehren, Ti- tel und Auszeichnungen allen denen zurückgegeben, welche seit dem genann- ten 6. Oktober ihrer Titel oder irgend einer anderen Ehren-Auszeichnung verlustig erklärt sind. Jm Palast de las Necessidades, 9, Un

London, 23. Juni. (B. H.) Die neuesten bier eingegangenen Berichte aus Lissabon reichen bis zum 15, Juni Nachmittags und melden, daß sich Sa da Bandeira mit dem G-:afen de Millo, dem größten Theil seiner Offiziere und mehr als 300 Mann regel- mäßiger Truppen in Setubal der Königin unterworfen habe. Der Rest seines Corps, meistens aus Guerillas bestehend, hatte si ins Junere geworfen und man hielt cs für möglich, daß die Jnsur- genten. versuchen werden, in Evora und Algarbien noch Widerstand zu leisten, Durch die Unterwerfung Sa da Bandeira?'s kann indeß die Jusurrection im Süden für erstickt angesehen werden, Einiger= maßen bedenklich ist dagegen die Lage der Dinge im Norden, denn die Junta von Porto hat die ihr mitgetheilte, von der Kü- nigin proflamirte Amnestie verworfen und beharrt in ihren An=- stalten zum Widerstande, der indeß augenscheinlich ganz nußlos ein würde. Concha's Armee-Corps, 10 bis 12,000 Mann stark, befand sich schon ganz in der Nähe von Porto, Saldanha und Cazal standen mit mehr als 8000 Mann nur wenige Miles südwäris vom Douro, Mendez Vigo mit dem zweiten spanishen Corps war seit dem 7ten in Viana, 37 Miles von Porto, die Barre des Douro war von der kombinirten Escadre blockirt, und Admiral Parker stand beim Abgang der Nachricht von Lissabon im Begriff, mit dem größten Theil seines Geshwaders nah dem Douro abzusegeln, um mit Nach= druck auf die Unterwerfung der Junta hinwirken zu fönnen, Unter diesen Umständen is sür die Junta um so weniger Hoffnung übrig, da die Königin auch ihren Unterhändler, den Marquis von Loulé, der am 10ten in Lissabon eintraf, gar niht vorgelassen, vielmehr jede Unterhandlung verweigert hat, während zugleih ein Ministerial- Erlaß im Diario erklärt, doß die Amnestie niht vor vúls- liger Unterwerfung der Junta und der übrigen bewaffneten Banden in Wirksamkeit treten werde. Coimbra, Viseu und Guarda sind von den Jusurgenten geräumt, und an mehreren Orten haben die Einwohner bereits entschiedene Feindseligkeit gegen die umherstreifenden Guerillas-Bauden kundgegeben.

Die im Fort St. Julia gefangen gehaltenen Soldaten von der Expedition des Grafen das Antas machen den sie bewachenden Eng- ländern nicht wenig zu schaffen; man fürchtet, daß sie in Masse aus= brechen werden, und es soll daher die Absicht fein, sie zu vertheilen.

Die Finanznoth der Regierung dauert fort, Zur Einlösung eines Theiles der Noten der Bank von Lissabon is jeßt eine Lotterie eingerihtet worden, deren Plan das Diario mittheilt. Es sollen Loose zu 4 Guineen zum Belaufe von 2400 Contos ausgegeben und mit dem Verkauf am 2l1sten begonnen werdenz die Ziehung der Lot=- terie findet jedo erst in 4 Monaten statt.

Ostindien und China.

Bombay, 12. Mai. Die für die diesmalige Ueberlandpost bestimmten Nachrichten aus Judien sind von keinem erheblichen Jn-

teresse, da im ganzen british-ostindishen Reiche tiefe Rube herrschte, dagegen enthalten die der französishen Regierung aas China zuge= gangenen Nachrichten, Hongkong vom 26. April, Mittheilungen von ernstlichen Konflikten, welche sowohl die französischen Streitkräfte unter dem Kommandanten Lapierre am 15. April in einem Hafen Cochinchina's, als auch die Engländer in Canton zu Anfang desselben Monats mit den Chinesen gehabt haben.

Am 1. April liefen die drei englishen Dampfschiffe „Vulture““, „Pluto“ und „„Corsaire‘““ mit dem Gouverneur von Hongkong, Sir John Davis, an Bord, in den Fluß von Canton ein. Jn sehsund- dreißig Stunden griffen die Engländer an, nahmen sämmtliche Forts des Flujses und vernagelten 827 Kanonen, nachdem sie die Hafenbarren zerstört und die Magazine in die Luft gesprengt hatten. Die Chinesen leisteten geringen Widerstand, da sie dur den plöbli= chen Angriff überrumpelt wurden. Am nächsten Tage veranlaßte der englische Gouverneur den chinesischen Kommissarius Kijng, \sich nah dem englischen Konsulate zu verfügen, und legte demselben unter An- drohung, die Stadt zu verbrennen, neue Bedingungen zu Gunsten des englischen Handels und der freien Zulassung aller ¿Fremden in die Stadt auf. Das Merkwürdigste dieser ganzen Affaire war der Widerstand des chinesischen Volkes gegen die Konzessionen, welche der Kaiserliche Kommissarius zu machen sih genöthigt sah. Volkshaufen versammelten sich vor den englischen Faktoreien unter wüthendem Ge- schrei und häufigen Steinwürfen. Jn der Stadt waren Anschläge an den Straßenecken zu lesen, welche Kijing als einen Verräther be- zeichneten, der sich den Barbaren verkauft hätte. „Die Engländer““, heißt es in einem Anschlag, „haben gegen uns revoltirt. Das Herz Kijing's neigt sich ihnen insgeheim zuz sein Verbrecheu verdient den Tod. Man lasse Alle zusammenkommen, um seinen Palast anzu=- zünden und seinen Leichnam auf die Straße zu werfen, dies ist feine Uebertretung des Gesetzes.“ Unterzeichnet war der Anschlag mit „einer Aufforderung der ganzen Provinz“. Viele Einwohner Cauton’s hatten gleichfalls besondere Proclamationen gegen die Angrisse der Engländer erlassen. j

Inzwischen trafen die Eugländer Vorkehrungen, die Stadt selbsk anzugreifen, Am 6. April, mit Anbruch des Tages, sollte das Bom= bardement beginnen, als die Unterwerfuug der Behörden Cantons dem englishen Gouverneur angezeigt wurde. Derselbe erließ sogleih eine Proclamation, worin er erklärte, daß die Chinesen sich in dem Augenblicke unterworfen hätten, in welchem ihre Stadt zerstört werden sollte, und worin er die mit Kijing festgestellten Be= dingungen bekannt machte. Dieselben bestehen darin, daß die Eng-= länder, nah Ablauf von drei Jahren, freien Eintritt in die Stadt Canton haben sollen, daß ein besonderer Ankerplaß für ihre Schiffe ihuen angewiesen, daß das Zollhaus in weiterer Entfernung von den Faktoreien verlegt und endlich, daß den Engländern ein Stü Land von 40 Acres abgetreten werde. j

Einige Versuche von Seiten des Volks zum Widerstande blieben erfolglos. Die Engländer gingen in den Vorstädten jeden Tag fret umher, und der Unwille des Volkes äußerte sih nur in Drohungen und Worten. Eine Verordnung der chinesishen Behörden hatte dem Volke verboten, sich um die Fremden zu versammeln und sie als Ge= genstände der Neugierde zu betrahten. Man glaubt, daß, wenn auch vorläufig keine weiteren Ruhestörungen vorkommen sollten, doch nach Ablauf der drei Jahre noch ernstlichere Konslikte, durch das un= mittelbare Erscheinen der Engländer innerhalb der Stadt veranlaßt, eintreten dürften.

Verein für Pferdezucht und Pferdedressur.

Berlin, 22. Juni. Das Produce Stake für zweijährige Pferde, 15 Frd’or. Einsaß, 10 Frd'or Reugeld 2c., gewanu des Baron Malzahn br. H, Eldorado v. Taurus u, d. Mermaid, des Herrn Grafen Hendel My Mary zweites, des Herrn Mever Dividende drittes Pferd.

Die Peitsche des Vereins nebst Prämie von 100 Rthlr. Gold, 2- und 3jähr. Pferde, 5 Frd'or. Cinsaß 2c., gewann der dur Herrn Grafen Hen- el von Donnersmarck genannte br. H. Dagobert, vom Lanercost u. d, Torch, des Könial. Friedrih-Wilhelms-Gestüts br, H. Tory zweites Pferd, 4 Pferde iefen außerdem mit, 1 zahlte Reugeld. l : G Vereins - Kaufpreis van 300 Rthlr. Gold, inländische Pferde, 5 Frd'or Einsaß, 4 Meile 2c., gewann des Königl. Haupt-Gestüts Gradig br. St. Die Waise v. Mile Fell u. d. Larissa, 3 5, des Herrn von Hevdebrand Jeam-aware zweites Pferd, 2 Pferde liefen außerdem mit, 3 zahlten Reugeld. Den Staatspreis von 250 Rthlr., 20 Frd'or Einjaß 2c.,, gewann des Herrn Baron von Maltzahn - Cumerow br. H. Brilliant v. Actaeon u. d. Slane-St., des Herrn Baron 9. Biel Fuchs-H. Bucephalus zweites Pferd, 4 Pferde zahlten Reugeld.

: A E ar A Bereins - Prèls 250 Rthlr. Gold 2c., gewann des Herrn von Langen-Kneß br. St. Galena, des Königl. Friedrich-Wilhelms- Gestüts F. - St. Britannia zweites Pferd, 5 Pferde liefen außerdem mit, 9 3 Reugeld. /

s A A Metifahren auf 4 Meile mit zweispännigen Wagen, 20 Ctr. \chwer beladen, nahmen 5 Gesvanne Theil, und gewann das des Herrn Wegener zu Herrenwiese.

Berlin, 23. Juni. Das Jagdrennen, Staatspreis 250 Rthlr., Ein- saß 5 Frd’or., & Meilen 2c., gewann des Herrn von Freier-Hoppenrade gel- ber W. v. Zany u. d. Edris, geritten vom Herrn Lieutenant R. von Krosigk, des Herrn Baron von Eicfstedt br. St. war zweites Pferd, 6 Pferde liefen außerdem mit, 2 zahlten Reugeld. E S

Es verdient hierbei bemerkt zu werden, daß während der diesjährigen Rennzeit gegen 100 trainirte Pferde in der Nähe Berlins versammelt ge- wesen sind, und waren dieselben großentheils von ganz ausgezeichneter Be- \chaffenheit. Die Rennen waren jo gut beseyt und bestritten, wie dies bis- her weder zu Berlin noch an irgend einem anderen Rennplay des Konti- nents der Fall gewesen is. Alle Konkurrenzen lieferten ‘sehr interessante zum Theil kaum gehoffte Resultate. Eben so war die Theilnahme des Pu- blikfums sehr gestiegen, und die sehr zahlreich versammelten Zuschauer zeig- ten stets das lebhafteste Jnteresse sür die Sache,

Handels- und Börsen-UÜachrichten

Preise der vier Haupt-Getraide- Arten 4 in den für die preußische Monarchie bedeutendsten Markt- städten im Monat Mai 1847 nah einem monatlichen

Durchschnitte in preußischen Silbergroschen und Scheffeln angegeben,

Namen der Städte. Weizen | Roggen | Gerste Hater

37-- 1107 7.8 | 4712

4. Königsberg errt 1375 107 | 87 x | 4754

S Rel. o ceecar trr too rtz or 1A Dey 84 5 18%

iter Hs L | 741% | 402

un 130" (032 | 80° | 40" A: Mahnibura «s can nis 120 (100 | 85 |45

6. Neidenburg «eee nebros 101 | 87 | 68 i | 37 ,

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