1880 / 160 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Jul 1880 18:00:01 GMT) scan diff

strafen, wenn der Fälsher von der Fälshung zum Zwecke der

Täuschung Gebrauch macht.

Bei den Bauarbeiten ereignen sich oft Unfälle der Arbeiter, wodur sie getödtet oder s{chwer verleßt werden, da- durch, daß die bei den Arbeiten verwendeten Hänge- gerüste shadhaft sind und die Stricke während der Arbeit reißen. Derartige Gerüste werden, besonders in großen Städten von einzelnen Gewerbetreibenden auf Lager gehalten und den Bauhandwerkern gegen Entgelt geliehen. Diese Ge- werbetreibenden sind, wenn sie shadhafte Gerüste an Bau- handwerker verleihen und dadur das Herabstürzen der Ge- rüste bei der Arbeit und den Tod eines Menschen verschulden, nah einem Erkenntniß des Reichsgerichts, Il. Strafs., vom 4. Mai d. Js., wegen qualifizirter fahrlässiger Tödtung (d. h. wegen Fahrlässigkeit, die sie vermöge ihres Gewerbes zu vermeiden besonders verpflichtet sind) aus §8. 222 Abs. 2, Str. G. B., mit bis zu fünf Jahren Gefängniß zu bestrafen.

Se. Dur@laucht der Prinz Friedrih von Hohenzollern, Oberst - Lieutenant und Commandeur des J Garde - Dragoner - Regiments, sowie Se. Durchlaucht N XVITI. Prinz Reuß, Rittmeister im Garde-

ürassier-Regiment, sind von Urlaub hierher zurückgekehrt.

Kiel, 8. Juli. (Kiel. Ztg.) Der Stapellauf der Panzer- korvette C. wird am 28. d. M. stattfinden. Dieselbe ist ein Schwesterschiff von „Bayern“, „Sachsen“ und „Württem- berg“ und hat genau wie diese Panzerkorvetten ein Deplace- ment von 7400 t und 5600 indizirte Pferdekräfte. Sie wird auch wie die ebengenannten Schiffe eine Besaßung von 318 Mann haben.

Bayern. München, 7. Juli. (Allg. Ztg. ufolge ministerieller Bekanntmachung im „Ges r A g A M4 - nungsblatt“ sind die Königlich bayerische und die Königlih württembergische Regierung Üübereinge- fommen, das zwishen Bayern und Württemberg im Fahre 1826 geschlossene Uebereinkommen, die Verhütung der Let in den Grenzwaldungen betreffend, außer

irksamkeit treten zu lassen. Der Steuergeseßaus- \huß der Abge ordnetenktammer hat die allgemeine De- batte über die Prinzipienfrage des Geseßentwurss über die Einkommensteuer heute fortgeseßt. An der nahezu vierstündi- gen Debatte betheiligten sich außer den Abgeordneten, die schon in der gestrigen Sißung sprachen, auch der Abg. Eckart für und die Abgg. von Langlois und Kopp gegen die der Regie- rungsvorlage zu Grunde liegenden Prinzipien. Vom Staats- Minister von Riedel wurde der Geseßentwurf wiederholt ein- gehend begründet und hierbei bemerkt, daß die Durchführung des Reformwerkes nah der Regierungsvorlage gegenüber dem bisherigen Ertrage der Steuern einen Mehrertrag von 6 Mil- lionen Mark ergeben dürfte. Die allgemeine Debatte gelangte O uUN nicht zum Abschluß, sie wird morgen fortgeseßt

8. Juli. Jn der heutigen Sißung des Steuer- geseß-Ausschusses der Abgeordnetenkammer bethei- ligten sich an der fortgeseßten Generaldebatte, außer dem

inanz-Minister von Riedel, die Abgg. von Schauß, Graf

ugger, Schels, Crämer, Burger, Eckart, Freiherr von

tauffenberg, Freiherr von Ow und Brandenburg. Die Abgg. Schels und Burger sprachen sih entschieden gegen die Regierungsvorlage aus; Cräâmer und Brandenburg erklärten ihr Votum bis nah sorgfältiger Durchberathung des Reform- werkes im Ausshuß sih vorzubehalten. Die Generaldebatte wird morgen fortgeseßt und dann in die Geschäftsordnungs- debatte über die fernere Behandlung der Regierungsvorlage eingetreten werden.

, Schwarzburg - Nudolstadt. Rudolstadt, 8. Juli.

A C e n e e A zuni ae ürstenthums ist dur as Fürstliche Ministeri

auf den 16, August festgestellt worden. s E

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 9. Juli. (W. T. B. Der Statthalter, Feldmarschall Freiherr von Manteu f Fel ist gestern Abend hierher zurückgekehrt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 8. Zuli. (Prager Ztg. Sten Gut t M er O n Äbexeinftinmenben je) ) Ul oder 1n den ersten Tagen des A i Reise nah Schlesien antreten. N E __ Die Ausstellungs-Kommission schen Gewerbeausstellung ist heute davon in Kenntniß geseßt worden, daß der Kaiser, dem Gesuche des nieder- österreichischen Gewerbevereines willfahrend, die feierliche Er- E es A N geruhen werde. ndiage in Linz un roppau si geshlossen worden. i O N (C. Ztg.)

Niederlande. Haag, 7. Juli. Gestern hat die Zweite Kammer nah zweitägiger Vérbandlung den von der Regierung geforderten Kredit von 4 Millionen Gulden für den Bau neuer Kanäle und für die Ver- celleuno vorhandener Wasserstraßen bewilligt. Miteinbegriffen sind die 11/, Millionen zu den Arbeiten, welche gemäß dem am 12. Oktober 1876 mit Preußen ges{hlossenen Vertrage die

Ems mit den holländischen Kanälen in bessere direkte Verbin- dung bringen sollen. in bessere direkte Verbin

Großbritannien und Jrland. Londo n S U (Allg. Corr.) Die Ausgaben ega ersten Quartal des laufenden Finanzjahres betrugen 19 844 987 Pfd, Sterl. gegen 20 669 957 Pfd. Sterl. in dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Die Einnahmen im ersten Quartal beliefen sich auf 19619 058 Pfd. Sterl. so daß die Ausgaben dieselben um 225 929 Pfd. Sterl. E 2 P der Regierung in den Ban-

von England und ¡Frland bezifferte sich am 3, d. M,

6 268 622 Pfd. Sterl. N N A

Die von der Admiralität angeordnete Unlersuhung der mit dem Un tergangedesSchulschiffes „Atalanta“ verknüpften Umstände wurde gestern in London eröffnet. Die Untersuhungskommission besteht aus dem Admiral Ryder

der niederösterreichi-

der verhört wurde, war Admiral Blake, der in dem Zeitraum von 1845 bis 1849 .das Schiff, welches damals unter dem Namen „Juno“ dem Pacific-Geshwader angehörte, befehligte. Er stellte dem Schiffe das beste Zeugniß aus. Auch die übrigen Zeugen, die an Bord seiner Zeit des Schiffes gedient, äußerten sih sehr günstig über die Seetüchtigkeit des verschol- lenen Fahrzeuges.

Aus Simla wird dem Reuterschen unterm 6. ds. gemeldet :

Den hier eingegangenen neuesten Nachrichten zufolge befindet sich Abdurrahman in Deshak auf der nördlichen Abdahung des Hindu Kusch. Die in Maidan konzentrirten feindlichen Afgkanenstämme scheinen sih zu zerstreuen. Mehrere Stämme haben sh nach Süden gewendet und andere Mahomed Jan na Logar begleitet. Eine aus 500 Mank Infanterie und zwei S{wadronen Kavallerie bestehende britische Streitkraft griff das Dorf Mirgosai an, und es gelang ihr, den daselbst stationirten Feind nah hartnäckigem Widerstande zu zersprengen.

Dem „Standard“ wird aus Bombay vom 6. d. M, telegraphirt :

„Eine britishe Streitkraft hat sich von Kandahar nach dem Helmund begeben, um bei der Veribeidigung jener Flußlinie gegen Ajub Khan mit dem Wali Sir Ali zu kooperiren. Die Bombayer Reserve hat Marschbefehl nah der Front erhalten, Afzu Khan, der von einem Besuhe Abdurrahmans nach Kabul zurückgekehrt ist, berichtet, der Sirdar habe nur 2000 bis 3000 Mann Truppen. Er beargwöhne seine Anhänger und lebe in beständiger Furcht ermordet zu werden, Einige hervorragende nördliche Chefs sind zu

assim Khan in Chakri gestoßen. Hassim giebt sih alle Mühe eine

treitkraft aufzubieten, aber die ihm von Kabul gesandten Waffen und Munitionsvorräthe sind aufgefangen worden. Die Führer der Ghuznirebellen haben ausgesprengt, daß sie in Jacub Khans Interesse zu ult (WEB YSnberb ___—9, Juli. (W. T. B.) JnderheutigenUnterhaussißung rih!ete Wolff die Anfrag ean die Regierung, ob dieselbe über die Unterhandlungen in Konstantinopel sowie über ihre Politik im Osten Europas und über die zum Schuß der britishen Jnteressen zu treffenden Maßregeln Auskunft zu geben vermöge. Der Premier Gladstone erwiderte, die Re- gierung werde nicht verfehlen Auskunft zu geben , sobald dies thunlich sei ; sie habe den besondern Wunsch, zu vermeiden, daß das Land durch Nachrichten über eine irgendwie vom europäischen Concert getrennte Aktion überrasht oder ershreck werde. Vei der Einzelberathung der irländischen Entschä- digungsbill erklärte der Premier Gladstone unter Hin-

Bureau

vom Senate beschlossenen Fassung die volle Amnestie gewähre, und fordern die Kammer :

Fassung des Senats anzunehmen.

6. Juli eingegangenen Nachrichten aus Havana zufolge haben

weis auf die Zeitvergeudung, welche die Opposition sih zu Schulden kommen lasse: Die Regierung sei ea entschlossen, keine Vorlage aufzugeben, die sie für das Wohl des Landes für nothwendig erachte. Die Berathung der Bill wurde nah vierstündiger Debatte s{hließlich vertagt.

Jn der Abendsizung des Unterhauses wurde der Antrag Roundells auf Abschaffung jedes Testeides auf Uni- versitäten nah mehrstündiger Diskussion zurückgezogen, nach- dem der Premier Gladstone erklärt hatte: Die Regierung habe noch keine Zeit gefunden, diese Frage in Erwägung zu ziehen.

Frankreich. Paris, 9. Juli, (W. T. B.) Die Senatskommission Ur Vorberathung der Am- nestievorlage hatte ein Amendement des Generals Pelissier angenommen, wonach von der Amnestie Brandstifter und Mörder der Kommune ausgeschlossen sein sollen, welche nah vorausgegangenen fkontradiktorishen Verfahren verurtheilt wurden. Bei der heutigen Berathung im Senat erklärte nun der Vorsißende der Kommission, Fules Simon: Er sehe die our die Verártheilten aufgenöthigte Amnestie fort- geseßt als eine Gefahr an für die öffen‘lihe Moral. Die Urheber der Amnestie machten sich eines {weren Fehlers s{huldig und stürzten das Land in eine wahrhafte Verwirrung. Die Kommission sei nicht verantwortlich für die Verwirrungen, welche noh wachsen und sih noch mehr verschärfen würden. Ueberdies werde die Maßregel gerade am Vorabende des Nationalfestes und in dem Augenblicke beantragt, wo die De- krete zur Ausführung gebraht würden. Nichtsdestoweniger sei im Geiste der Versöhnlichkeit und in dem «Interesse für die Sicherheit des Landes der von der Kammer beschlossene Wort- laut der Amnestievorlage mit dem einzigen Zusaße genchmigt worden, daß die im kontradiktorishen Verfahren verurtheilten Brandstister und Mörder von der Amnestie ausges{hlo}sen sein sollten. Die Kommission habe auf diese Weise im Prinzip protestiren und das Gewissen des Landes retten wollen. Die Republikaner müßten mehr wie irgend Jemand die Verbrecher eien, welche die Kommission von der Amnestie aus- ließen wolle. „Wir handeln als Politiker und als Republi- kaner; ih bin überzeugt, wir werden die Billigung des Senats und des ganzen Landes finden.“ (Beifall.) Der U stiz- Min ister ließ dem Amendement der Kommission seine An- erkennung zu Theil werden, wies indeß darauf hin, daß es unmöglich sei,dasAmendement praktisch auszuführen und erinnerte daran, daß eine größere Anzahl von Schuldigen, die nicht kontra- diktorish verurtheilt wurden, in contumaciam verurtheilt worden seien. Das Amendement werde sonach zu einer Un- gerehtigkeit führen. Die Amnestie sei eine politishe Maß- regel; die Agitation werde fortdauern, wenn die Amnestie mit Einshhränkung beschlossen werde. Fournier beantragte, die Worte des Amendements „nach vorausgegangenen kontradik- torischen Verfahren“ vorläufig auszunehmen. Bei der Ab- stimmung wurde der nah dem vorläufigen Antrag Fourniers modifizirte zweite Theil des Geseßentwurfs mit 157 gegen 128 Stimmen und hierauf derselbe zweite Theil des Gesezent- wurfs in der von der Kommission beschlossenen Fassung mit 141 gegen 123 Stimmen genehmigt. Nach einer kurzen Unterbrehung der Sißung wurde der ganze Geseßentwurf mit einem Zusaßantrage Ninards, worin ausgesprochen wird, daß eine Ausnahme nicht anwendbar sei für solche Verurtheilte, deren Strafe von der Regierung bereits umgewandelt wurde, mit 176 gegen 98 Stimmen angenommen.

On Der Prozeßsache der zZesuiten in der Rue de Sèvres hat das Tribunal der Seine den erhobenen Per- horrescenzeinwand des Polizei- Präfekten Andrieux verworfen. 10. Zuli. (W. L. B.) Die Journale der Linken sind der Ansicht, daß die Amnestievorlage in der gestern

auf, die Amnestievorlage in der

Spanien. Cuba.

(Allg. Corr.) Jn New-York am

(Vorsißenden), Vize-Admiral Randolph, Mr. Rothery (Wrack- Kommissar), Kapitän Bott und Mr. B. Waymouth (Erirecür von Lloyds). Die Admiralität hat die Weisung getroffen, daß die Untersuchung hauptsächlich feststelle, ob die „Atalanta“, als sie | England im Oktober v. J, verließ, jeetühtig gewesen, | und ob ihre Takelage und Equipirung sowie ihre Mannschaft | |

hinreihend und zweckentsprehend gewesen. Der erste Zeuge,

die spanishen Truppen mehrere erfolgreihe Gefechte mit der von Calisto Garcia geführten J nf N T de gehabt und den Kriegssekretär der Insurgenten, Rosada Een nen, s erver Jet nah der Gefangennahme mehrerer -seiner Offiziere dur die spanishen Truppen nah Manigua geflohen. m

Andere Berichte besagen, Calisto Garcia

mit leihtem Boden in den Hellwegskrei

den Höhen und an den Abhängen des Sauerlandes blieb er un- beschädigt.

4%, Arnsberg 5 9/0, Stehen Cblich

ehen gebliebener Roggen zeigt Frostshaden : in den Kreisen Alten 11%/0, Arnsberg 10%, Soest 10%, Lippstadt 50/,, S A go Olpe 120%, i jeßt im Ganzen dünn, ist kurz im Stroh normal ausgebildet. taxirt

getretene Regen konnte ihm noch nübten. e A e Pa s auf f bis 90% L offt werden, obschon die Saaten bei der ungünstigen Witt a1

, ge April und Mai in ihrer Entwickelung urü&geblieben Vin E

Türkei. Konstantinopel, 9. Zuli. (W. T. B) Die Kollektivnote der Konferenzmächte dürste hier am Sonntag eintreffen. Da dieselbe gleichzeitig hier und in Athen übergeben werden soll und in Athen erst am Mittwoch an- E kann, so wird die Uebergabe Ende der nähsten Woche

n.

De „PolitisQGe Corresp.“ meldet aus Konstan- tinopel unter dem 9. Juli: Die Pforte hat eine Spezial- kommission unter dem Vorsiß Abeddin Paschas eingeseßt zur Berathung der Neformen für die asiatishe Türkei.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 10. Juli. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffentlicht eine Kaiserliche Verordnung, betreffend die Aufhebung der zoll- vieds LEE en 2E J M und E en aus dem Aus-

, Und velressend die Abänderung des Zolltarifs für Eisen, Stahl, Metallfabrikate und Maschinen. 9 M |

Amerika. New-York, 7. Juli. (Allg. Corr.) Die Regierung kaufte heute keine Obligationen für Tilgungs- zwecke, da die Ausgaben des Shaßamtes gegenwärtig aus- nahmsweise groß sind. Ein Telegramm aus Washington Mete, Qr. Manocal, der Jngenieur, der soeben aus Nicaragua zurüdcgekehrt ist, sage: er habe ein Mittel ge- funden, um die vorgeschlagene Route des Nicaragua- Kanals um 7 Meilen zu kürzen, wodurch an den Kosten der Herstellung 7 Millionen Dollars gespart werden würden.

__ Südamerika. Uruguay. Montevideo, 1. Juni. Die Regierung der Republik Uruguay hat, wie seiner Zeit von uns ausführlih mitgetheilt worden ist (vergl. Nr. 36 des Reichs-:Anz. vom 11. Februar 1879), im Jahre 1878 Bestim- mungen erlassen, durch welche denjenigen Nichtkatholiken, die in Uruguay vor ihren Geistlihen eine Ehe eingegangen, die Möglichkeit gewährt wird, diese nah den Landes- geseßen ungültige Ehe durch einen, im Jnlande vor einem Friedensrichter, im Auslande vor einem Konsul des Freistaates vorzunehmenden Civilakt nachträglih und mit rüdckwirkender Kraft in eine gültige zu verwandeln. Die zur Abgabe der erforderlichen Erklärungen vor dem Friedensrichter respektive dem Konsul bisher bewilligte Frist ist neuerdings dur Kongreßbes{hluß vom 25. Februar d. J. um zwei Jahre, vom Datum des Beschlusses an gerechnet, also bis 24, Februar 1882, verlängert worden.

Nr. 28 des Justiz-Ministerialblattes hat folgenden Jn- halt: Verfügung vom 23. Juni 1880, betreffend die Verrechnung der in Forstdiebstahlssaben an Forstshußbeamte gezahlten Zeugen- und Sachverständigengebühren.

Statistische Nachrichten.

Der vom Kaiserlichen statistishen Amt soeben veröffentlichte Band XLI. der Statistik des Deutschen Reichs ist bestimmt, in zwei größeren Abschnitten ein Bild des Schiffs- und Güterverkehrs auf den deutschen Wasserstraßen zu gewähren, sowie in einem besonderen Thei [e die Transportmittel aufzuführen, welche zur Unterhal- tung und Bewältigung dieses Verkehrs kn den einzelnen Wasserbezirken vorhanden sind. Wir entnehmen daraus, daß in Berlin die Ge- sammt-Wassereinfuhr im Jahre 1878 2812821 t 1000 kg) betrug. Faßt man die verschiedenen Transportartikel in 5 Haupt- gruppen Kaufmannsgüter, Nahrungsmittel, Brennmaterial und Baumaterial, lehteres wieder untershieden in Holz und Steine -— zusammen, so ergiebt sch, daß die beiden ersten Güterarten einen sehr geringen, die drei anderen einen be- deutenden Antheil an dem Güterverkehr Berlins zu Wasser haben. Cs wurden nämli ausgeladen:; an Kaufmannsgütern 122 593,8 t (4,4°/0 der Gesammteinfuhr), an Nabrungsmitteln 182 3860 t (6,5 9/0), an Brennmaterial 496 498,2 t (17,6 9/), an Holz 259 661,3 t (9,2 %) und an Steinen 1751 682,2 t (62,3 9%). Stellt man diese Zahlen denen der vor fünf Jahren erfolgten Aufnahme gegenüber, so findet man, daß in diesem Zeitraum die einzelnen Artikel mit Ausnahme der Steine, ziemli in gleichem Verhältniß, wie der Gesammt-Güterverkehr der Berliner Wasserstraßen, fort- geschritten find. Es wurden nämlich im Jahre 1873 Berlin zu Wasser zugeführt: an Kaufmannsgütern 104 280,0 t (4,6 %/%, der Gesammteinfuhr), an Nahrungsmitteln 143 935,0 t (5,8 %/), an Brennmaterial 455 280,0 t (18,4 °/9), an Holz 297 080,0 t (12,0 9%) und an Skeinen 1 469 470,0 t (59,2 %) in Summa 24800450 t.

Kunst, JVisfentchaft und Literatur.

Um für alle Zeiten das Andenken an Gottfried Sempcr zu ehren, ist vom Dresdener Stadtrath beschlossen worden, mit einem Kapitale von 20 000 M eine Stiftung zu begründen und die Zinsen dieses Kapitals zu etnem Reisestipendium für Architekten zu G A 7: Suli (N. Sürd, 9a) S

Urt, (. Jultk. (N. Zürch. Ztg) In den lebten Tagen wurde auf der rechten Seite des Neuenburger Sees in der Richtung des Dorfes Gerlasingen eine Pfahlbaute entdeckt, welche in das Steinalter hinaufreiht. Unter den aufgefundenen Gegenständen befinden sid mehrere Sägen und Messer von Silex mit Hardhaben von Hirschhorn, ferner verkohlte Fadenknäuel, Aerte von Nephrit 2c. |

Land- und Forstwirthschaft.

: 2 Mill belluüfden

über den Stand der T arben in Preußen am «_ Ult 1880.

(Nach Berichten der landwirthschaftlichen Central-

E ortseßung.

11) Landeskultur-Ge}ell\baft ’ar

den Regi - bezirk Arnsberg. n e

(Dieselbe umfaßt den ganzen Regie- rungsbezirfk.)

a. Noggen: Roggen hat dur die rauhe, kalte und aufer-

ordentli dürre Witterung im April und Mai am meisten gelitten,

namentlich wurde derselbe durch den Nachtfrost vom 18. zum 19 Mai vorzugsweise in den {malen Thälern des Skuerländes und, in den feuchten, muldenförmigen und 1 Luftzug geschüßten Lagen

en hart mitgenommen. Auf

Abgemäht wurden wegen Frostschaden in den Kreisen Altena ] Soest 2 °/0, Lippstadt F %, Dortmund 3 %%, Siegen 3/9 und Wittgenstein 3% des Bestandes.

Siegen 11% und Wittgenstein 10%. Roggen fteht und die Aehren find nit

Der Ertrag wird auf 70% einer Mittelernte

b. Weizen: Steht besser als Noggen. Der Ende Mai ein- Wenn auch kürzer im einer Mittelernte ge-

c. Sommerfrüchte: Bei den Sommerfrüchten, namentli

bei Gerste und Hafer, gegenwärtigen fruchtbaren Witterung auf eine schr gute Mittelernte

welche sich sehr gut erholt haben, ift bei der

zu rechnen, zu welcher Hoffnung anfänglich wenig Berechtigung vor- handen war, da die Saaten ungleichmäßig aufgingen und einen lückÆenhaften und unvollftändigen Stand zeigten. ei Raps und Rübsen sind durch den Frost 80%, vernichtet worden, und a uch die gebliebenen 20/6 zeigen fi stark ges{chädigt. :

d. Kartoffeln: Die Na{fröste shädigten die Frühkartoffeln in hohem Grade, dieselben erfroren in den Gärten zwei- bis dreimal, dagegen litten Spätkartoffeln nur unbedeutend. Dieselben stehen jeßt sehr gut. ;

e. Futterkräuter uud Wiesenheu: Die Futterpflanzen blieben in ihrer Entwickelung zurück, Rothklee namentlich verküm- merte, wie seit vielen Jahren nicht. Auch die Wiesen versprechen sehr wenig Ertrag; derselbe dürfte beim ersten Schnitt kaum 50 9/6 einer gewöhnlichen Ernte erreichen; auch beim Rothklee war dieser Schnitt ein überaus kümmerlicher. Hoffnung auf besseren Ausfall des zweiten Schnitts ist vorhanden. : :

f. Allgemeine Bemerkungen: Wenn die Schäden ver- einzelt sih auch auf große Summen belaufen, so is nach vem Urtheil des Vorstandes der Landeskultur-Gesellshaft doch kein Kreis, selbst niht im Sauerlande, derart betroffen worden, daß ein Nothstand zu befürchten wäre. : : 12) Paderbornscher landwirthschaftlichdber Hauvtverein. (Derselbe umfaßt die Kreise Büren, Höxter, Warburg

und Paderborn des Regierungsbezirks Minden.)

a. Roggen: Roggen hat durch die Nachtfröste vom 19. bis 21, Mai nicht unerheblich gelitten, welcher Schaden durch die anhal- tende Dürre im Mai und Anfang Juni noch erhöht worden ist. Aus dem Kreise Paderborn wird zwar gemeldet, daß einzelne Roggen- felder, welche erheblih vom Frost mitgenommen aber nicht abgemäht find, neue Halme getrieben haben, weshalb sie noch einen, wenn auch aeringen Ertrag versprechen, troßdem aber kann der Ertrag in den Kreisen Paderborn und Büren nur auf 50%/9 einer guten Mittel- ernte veranschlagt werden, während für die Kreise Warburg und Höxter 75°%/) Ertrag in Aussicht genommen sind. ,

b, Weizen: Der Stand des Weizens läßt in den Kreisen Paderborn und Büren etwa eine Mittelernte, für die Kreise War- burg und Höxter dagegen eine gute Ernte erwarten. |

c, Sommerfrüchte: Hafer und Gerste versprechen in den Kreisen Paderborn und Büren eine Mittelernte, in den Kreisen Höxter und War- burg sogar eine gute Mittelernte. Bohnen und Erbsen lassen überall

eine gute Ernte ern'arten, während die Oelfrüchte vielfah erheblich gelitten haben und kaum eine halbe Mittelernte ergeben werden.

d, Kartoffeln: Haben zwar überall vom Frost gelitten, indessen hat sich der Stand derselben bedeutend gebessert, so daß er als ein recht guter bezeichnet werden kann. Es steht eine gute Mittelernte zu er- warten, wenn nit etwa in Folge des anhaltenden Regens die Kar- toffelkrankheit auftritt. e z

o, Futterkräuter und Wiesenheu: Die Frühjahrsdürre brachte den Wiesen und Weiden, sowie den Kleefeldern erhebliche Nachtheile. Der erste Wiesen- und Kleeschnitt verspriht nur ge- ringen Ertrag, welcher sogar durch den anhaltenden Regen noch in Frage gestellt wird. Der Ertrag des ersten Schnitts der Wiesen wird 50 9/9 einer guten Mittelernte nicht übersteigen, während der des Klees nicht einmal so hoch in Aussicht genommen werden kann.

f. Allgemeine Bemerkungen: Durch die bereits bei den einzelnen Fruchtarten erwähnten Nacbtfröste sind die Sandgegenden des Kreises Paderborn und die höher belegenen Distrikte des Kreises Büren namentlich hart betroffen worden, weniger in den Kreisen Warburg und Hörxter, wo der Frost nur in den Niederungen \chäd- liche Einwirkung geäußert hat, welche aber geringer ist, als in den erstzenannten Kreisen. L

Die Gemeinden Delbrück, Stuckenbrock, Hövelhoff, Ostenland, Westerloh und Westenholz im Kreise Paderborn sind am 12. Juni von einem wolkenbruchartigen Regen heimgesucht worden, welcher arge Verwüstungen angerichtet hat, namentlich in der Gemeinde Westen- holz, wo das Unwetter von Hagel begleitet war. Auch im Kreise

Büren haben heftige Gewitterregen einigen Schaden verursacht.

Gewerbe und Handel.

Der achte FJahresberiht der Unfallversicherungs- genossenschaft zu Chemniß weist niht ganz befriedigende Er- gebnisse des Geschäftsbetriebes in 1879 nah. Am Schlusse des Jahres waren 1446 Ctablissements (gegen 1369 in 1878) und 26017 487 M Löhne (gegen 25 797 677 #4.) versichert. Die Prämieneingänge be- liefen sib zusammen auf 310 690 # (gegen 302 263 4). Haft- pflicbtversiherungen existiren noch in 97 Etablissements mit 2 459 650 Löhnen. Der Prozentsaß der Nachzahlungen auf Grund der Abrechnung belief sich auf etwas über 109% (gegen 87 0/0). Zinsen sind 21438 M erzielt worden, wovon nah d5°/ciger Verziasung von Reserve und Rücklage 5138 4 als Ueberschuß zu der Jahresrechnung kommen. Unfälle kamen 2462, darunter 25 Todesfälle und 112 s{hwere Verleßungen vor (gegen 2240 Unfäüe im Vorjahre). Die Entschädigungen beliefen sich auss{ließlih der Leibrentenrüclage auf 237 200 M gegen 210 655 # im Vorjahre. Die Leistung der Genossenschaft seit deren im Jahre 1871 erfolgter Begründung für Unfälle der Arbeiter betrug im Ganzen 1 205 078 4 Die Jahresrechnung weist in Folge der ungünstigen Schädenergebnisse nur einen Uebers{uß von 5124 4 nach. Es ist daher nur Schäden- klasse I. mit 77615 #4 Prämie zu 69/9 Dividende = 4657 M zu betheiligen ; die kleine Spitze von 467 4 wird dem Reservefonds überwiesen, der laut Bilanz vom 31. Dezember 1879 mit einem Be- stande von 247836 M abscbließt, während der Leibrenten-Fonds einen Bestand von 119224 4. hat. Das Spezial-Reserve-Conto zeigt einen Bestand von 94687 #4 und die Dividenden-Rücklage

24 481 M,

Mainz, 10. Juli. (W. T. B.) Die heutige Generalver- fammlung der hessischen Ludwigsbahn genehmigte einstimmig den Antrag des Verwaltungsrathes auf Zahlung von 800 0C0 à fonds perdu gegen Entbindung von der Verpflichtung zum Bau

der Westerwaldbahn. :

Lei pzig, 9, Juli, (W. T. B.) In der heutigen General- versammlung der Leipziger Feuerversiherungsanstalt wurde einstimmig beschlossen, von den 985 477 A betragenden Jahres8- prämien die statutenmäßigen Tantièmen, sowie 576 000 A Super- dividende, d. h. 576 A für jede Aktie zu vertheilen ; 10%, d. h. 98 547 M follen dem Kapitalreservefonds, der Rest nut 212 382 M dem Spezialreservefonds für Ausbesserung der Vividenden überwiesen werden. Der Antrag der Direktion, von der 812335 A betragenden Spezialreserve für Aufbesserung der Dividende 60009 4 zur weite- ren Einzahlung von 20% auf das Aktienkapital zu verwenden, da-

egen die Volleinzahlungsverbindlichkeit der Aktionäre um den gleichen Viiraa abzuändern, wurde ebenfalls einstimmig angenommen.

Lon don, 8. Juli. (Allg. Corr.) Nach dem am 7. d. M. ver- öffentlihten Ausweise des britischen Handelsamtes für Juni beträgt der Gesammtwerth der Ausfuhr des Monats 18 462 884 Pfd. Sterl. gegen 14 583 540 Pfd. Sterl. im Juni 1879 und 15 091 638 Pfd. Sterl. im Juni 1878; der Gesammtwerth der Einfuhr 37437 693 Pfd. Sterl. gegen 27 768 780 im Juni 1879 und 28 661 103 im Juni 1878. Während der ersten 6 Monate des laufenden Jahres bezifferte sich der Gesammtausfuhrwerth auf 107 633 136 Pfd. Sterl. gegen resp. 88 226 493 Pfd. Sterl. und 94 660 400 Pfd. Sterl. in den entsprechenden Zeiträumen von 1879 und 1878 und der Gesammteinfuhrwerth auf 210 760 753 Pfd. Sterl. gegen resp. 172 541 723 Pfd. Sterl. und 189 647 854 Pfd. Sterl. in den entsprechenden Zeiträumen von 1879 und 1878,

Verkehrs: Anstalten.

UVebcr die Frage des Staatsbahnsystems theilt das „Archiv f. Eisenbahnwesen“ folgende Aeußerung des französisches Volkswirths Georges de Lavelcye in dem „Moniteur des intérêts matériels“ vom 8. Februar d. I. mit: „Eine unwiderstehlihe Strö- mung treibt alle Regierungen dazu, ih zu alleinigen Herren ihres Eisenbahnnetzes zu machen. Es liegt hier eine Nothwendigkeit vor,

auf die Eisenbahnindustrie Einfluß haben soll, dicser Einfluß wird durch den Zwang der Nothwendigkeit geboten, es handelt fich viel- mehr nur noch darum, die Mittel auéfindig zu machen, um etwaige Bedenken gegen diesen Einfluß abzushwächen, einen möglichst ver- einfachten Betrieb dieses Verkehrëorganismus durch den Staat her- zustellen, eine solhe Staatsverwaltung politisch unschädli, dagegen förderlih für die Entwickelung des Handels zu machen. Diese Auf- gabe ift cine ebenso s{chwierige, als ernste. Man wird aber nit mit bloßen Redensarten ihre Lösung herbeiführen helfen.“

Berlín, 10. Juli 1880,

Der erste mit. deutshen Ausstellungsgütern nach M el- bourne befrahtete Dampfer „Europa“ is am 7. dieses Monats in Kapstadt und das zweite mit Ausstellungsgütern für Melbourne beladene Dampfschiff „Protos“ am 1. dieses Monats in St. Vincent eingetroffen.

Die in den Nummern 144 und 149 des Reichs-Anzeigers veröffentlichten Listen der in Sydney prämiirten deut- schen Aussteller sind dahin zu ergänzen, daß die Firma Doepfer, Grawitß u. Co. in Stettin für Cement den ersten Preis erhalten hat.

Um eine den thatsählihen Verhältnissea entsprechende Vertheilung der Gaben der Privatwohlthätigkeit zu er- möglichen, welche zur Unterstüßung der durch die Hochfluth vom 14, v. Mts. {wer betroffenen Ortschaften der preußishen Oberlausitz gespendet werden, ist es dringend erwünscht, die gesammelten Gelder, Kleidungstücke 2c. an eine Centralstelle zu dirigiren und nicht un- mittelbar den Beschädigten zuzustellen. Intem ich der desfallsigen, auch bei meiner neulichen Bereisung der Kreise Lauban und Görliß mir vielfah gewordenen Anregung gern nachkomme, empfehle ih Vereinen und Privatpersonen, sofern dieselben ihre Beihülfen nicht an das in Görlitz gebildete „Central- Hülfs8-Comité für die Unterstüßung der durch die Ueberschwemmung in der preußishen Oberlausiß Verunglückten“ (Vorsißender der Landes- hauptmann der Oberlausit, Herr Graf von Fürstenstein) einzuliefern gedenken, solche dem Königlichen Regierungs-Präsidenten Herrn Frei- herrn von Zedliß-Neukirch in Liegniy zuzusenden. Derselbe, mit der Verwaltung der betheiligten Distrikte betraut, wird zu der ihm da- durch auferlegten Mühewaltung gern bereit sein. Breslau, den 9. Juli 1880.

Der Ober-Präsident der Provinz Schlesien.

von Seydewißt.

Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen und angrenzen- der Gebiete. Herausgegeben von der Historishen Kommission der Provinz Sachsen. Halle a. d. S. Druck und Verlag von Otto Hendel. 1880. Drittes Heft: Kreis Weißenfels. Unter Mitwirkung von Dr. Th. Heinrih Otte, Past. em., hearbeitet von Gustav Sommer, Königl. Bau-Inspektor a. D. :

Die Bedeutung des Kreises Weißenfels ist mehr eine kriegs- als eine kunstgeschichtliche: seit dem 10. Jahrhundert bis in den Anfang des gegenwärtigen sind in dieser Gegend fo viele welthistorische Schlachten (bei K:uschberg, Hohenmölsen, Lüßen, Roßbach, Groß- gôörschen) geshlagen worden, daß sich erklärliher Weise von alten Bauten nur wenig erhalten hat. Die geringen Ueberbleibsel -aber sind durch unglücklide Restaurationen zum Theil ganz verunstaltet worden. Aus der romanishen Periode sind zwar noch manche Theile von Dorfkirhen übrig, aber nur die Kirchen in Ot er- und Unter-Greislau zeugen von künstleris{her Ausgestaltung der Absiden und \kulpturges{müdten Portale. Besonders interessant wegen der Seltenheit ist die in dem gothishen Chore der Kirche zu Zorbau konservirte Stirnseite eines romanischen Sakramentsschreins. Ferner haben sich einige romanishe Taufsteine erhalten. Das be- deutendste Werk aus gothischer Zeit ist die Stadtkirhe zu Weißen- fels. Sie ist freilich erst im 15.—16. Jahrhundert entstanden und weniger von architektonishe:n Werth, als wirkung8voll durch ihre Silhouette bei freier Lage auf dem Marktplaye. Der Bau wird dem Leser im Grundriß, Aufriß und seinen zierlichen Details vor Augen geführt. Den Bau der Klosterkirhe mit seinem s{lanken Chor hat man leider verfallen lassen. Derselbe enthält eine (im Text abgebildete) Kanzel, die aus der Stadtkirbe dahin gebracht worden, mit auffällig konstruktionëwidrigem gothishem Maßwerk. Figürlicbe gothishe Skulpturen haben si, da die Heiligenstatuen in der Stadtkirche zu Weißenfels nab der Reformation beseitigt wur- den, nur an der Kirche zu Groß-Pötewitz in starker Verwitterung erhalten. Der Chor dieser Kirhe gehört, wie das Altarbaus der Kirche zu Groß-Corbetha (13. Jahrhundert) noch der besseren Zeit an. Dieselbe Kirche is auch im Besive des scönsten, größten, reichsten und besterhaltenen Altarschreins von den zahlreichen bemalten Schnitz- arbeiten der Art, die noch in dem Kreise vorhanden sind. Zwei be- achtenfwerthe Oelgemälde aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, eine figurenreiche Auéstellung Christi und ein Gelehrtenbildniß, be- wahrt die Sakristei der Stadtkirhe zu Weißenfels auf. Unter den heiligen Gefäßen scheinen die vielen Kriego, welchbe den Kreis ver- heerten, schr aufgeräumt zu haben; die wenigen erhaltenen sind nicht von echeblihem Kunstwerth. Von Profanbauten imponirt dur seine Lage und Größe das Schloß zu Weißenfels. Zu demselben wurde 1660 vom Herzog August und seinen drei Söhnen der Grundstein gelegt. Der Stil is sehr nüchtern. Seit 1820 is der ursprüngli6 „Neu-Augustusburg“ geheißene Bau in die „Friedrih - Wilhelmskaserne" der Garni- son- und Unteroffiziers\{ule verwandelt. In ter Scloßkirche ruhen einige 40 Glieder dcr Sachsen-Weißenfelss{hen Herzogs- familie. Von dem Bau in seiner jeßigen Gestalt mit seinen eîin- tôönigen Fensterreihen ist eine Ansicht beigegeben. Den wunderlichsten Zopfstyl zeigt das Schloß in Droyssig. Wegen seines Erkers erwähnens- werth ist das Amtshaus in Weißenfels aus dem 16. Jahrhundert. An Taufsteinen und Taufschüsseln aus der Renaissancezeit findet {ih, wie aus der gothischen, nichts künstlerisch Hervorragendes, dagegen enthalten die Kirchen zu Grunau und Meineweh Alabaster-Epitaphien von funstvoller Arbeit. Auch die vorliegende Lieferung des Werkes ist sehr würdig ausgestattet und mit 46 Abbildungen geziert, Die Beschreibungen der Kreise Mühlhausen, Schleusingen und Weißensee follen demnächst folgen.

Statistik der preußishen Shwurgerichte.

Nachdem die Ergebnisse der Wirksamkeit der preußischen Schwurgerichte zuleßt für die Jahre 1876 und 77 veröffentlicht wor- den sind, ist jeßt im Anschlusse hieran eine gleihfalls im Königlichen F um angefertigte „Statistik der preußischen chwurgerihte und der von denselben erkannten Strafen und Freisprechungen für das Jahr 1878“ herausgegeben worden, Wir entnehmen der eingehenden umfangreihen Publikation die folgenden hauptsächlihen Mittheilungen: Jn den 27 Appellationsgericht8-De- partements waren im Jahre 1878 111 Schwurgerichte in Thätigkeit. Es betrug die Zahl der Sißzungsperioden im Jahre 1876 376, 1877 390, 1878 397; der Sißungstage 3230 bez. 3524 und 3639; der an denselben abgeurtheilten Untersuhungssachen 5319 bez. 5978 und 6251, und der angeklagten Personen 7639 bez. 8363 und 8837. Von den letzteren sind 561 bez. 526 und 645 nur wegen eines Vergehens vermöge der Konnexität vor die Schwurgerichte verwiesen und

welche sich unserer heutigen Gesellshaft aufzwingt. Es handelt sich nicht mehr darum, darüber in Erörterung zu tretea, ob der Staat

in den Vorjahren, 3 bis 4 Sitßungsperioden; bei dem Schwur- gerichte des Stadtgerichts zu Berlin find (mit Ausnahme des Mo- nats Augu|1) allmonatlich Sißungen abgehalten worden. Es betrug die Zahl der Sißzungsperioden bei dem Stadtshwurgeriht in Veriiu im Jahre 1878 21, ebenso 1877, Näcbstdem kamen die meisten Situngsperioden vor: bei dem Schwurgericht in Breslau im Jahre 1876 9, 1877 10, 1878 11, Beuthen 9 bez. 9 und 8, Posen 8 bez. 8 und 8, Magdeburg 6 bez. 7 und 7, Ratibor 4 bez. 6 und 6. Jede Sißungsperiode hat im Dur{hschnitt im Jahre 1876 8 bis 9 Tage, 1877 9, 1878 etwas über 9 Tage erfordert, also ein Zeitmaß, welches dem Durchschnittésaßze früherer Jahre entspriht. Bei den einzelnen Schwour- gerihten kommen jedoch mannigfahe Abweichungen vor. Die Regel, daß keine Schwurgerichtsperiode länger als 12—15 Tage dauere, damit die Geshworenen nicht zu lange ihren Berufêgeschäften ent- zogen werden, ist auch in den legten Jahren hin und wieder, mitunter sogar erhebli, überschritten worden. Jn jeder Sißungsperiode sind durchschnittlich im Jahre 1877 15 Sachen gegen 21—22 Angeklagte, im Jahre 1878 15—16 Sachen gegen 22—23 Angeklagte verhandelt. An jedem Sißungétage kamen dur{chs{chnittlich 1—2 Sachen mit 2—3 An- geklagten im Jahre 1878 zur Verhandlung; ein ähnlihes Durch- \chnitts-Arbeitêpensum lag in den früheren Jahren vor. Bei den einzelnen Schwurgerichten fanden jedo ziemlich verschiedene Abs- weichungen von diesem Durchschnitts\saße statt. Der Vorsiß wurde in den einzelnen Sißungsperioden durch folgende Beamte geführt: Stadtgerichts-Direktoren im Jahre 1876 1, 1877 1, 1878 1, Appellationsgerihts-Räthe, Kammergerihts- und Tribunals- Räthe 63 bez. 68 und 60, - Obergerichts-Vize-Direktoren : 6 bez. 7 und 7, Kreisgerihts-Direktoren 64 bez. 76 und 75, Ober- gerichts-Räthe 13 bez. 10 und 8, Stadtgerichts-Räthe 12 bez. 10 und 13, Kreisgerichts-, resp. Stadt- und Kreisgerihts-Räthe 53 bez. 50 uxd 64, zusammen 212 bez. 222 und 228; es kommt also, da 376 bez. 390 und 397 T o stattgefunden haben, im Durh- schnitt auf jeden der Beamten ein ein- bis zweimaliger Vorsiß. Die Zahl der vertagten Sachen betrug im Jahre 1878 282, în den

7 beiden Vorjahren bezifferten sih dergleichen Sachen auf 254 und

277. Es kommen im Jahre 1878 auf 100 Sachen 4—5 Ver- tagungen. Die Zahl der von den Schwurgerichten auf Grund er- hobener Anklage verhandelten Untersuhungssachen betrug, wie oben schon erwähnt, im Jahre 1876 5319, 1877 5978, 1878 6251, Von den Untersuchungssachen kommen im Einzelnen für die leßten 3 Jahre auf die Provinzen Ost- und Westpreußen 841 bez. 804 und 902, Brandenburg 805 bez. 997 und 936, Pommern 227 bez. 265 und 288, Posen 429 bez. 438 und 489, Schlesien 930 bez. 1110 und 1231, Sachsen 365 bez, 454 und 474, Schleswig-Holstein 129 bez. 135 und 143, Hannover 264 bez. 311 und 336,- Wesifalen incl. Ostrhein und Hohenzollernshe Lande 430 bez. 534 und 556, Hessen-Nassau 170 bez. 210 und 201, Rheinprovinz 679 bez. 720 und 695, Die Zunahme gegen das Vorjahr 1877 ergiebt sich hier- nach hauptsächlih für Schlefien, Preußen und Posen. Die Zahl der verhandelten Verbrechen, einschließlich des Versuchs und der Theil- nahme, beträgt im Jahre 1877 12 807, begangen von 7837 Angeklag- ten, 1878 14022, begang:n von 8192 Angekl.,, 1876 11222, 1875 10 268, 1874 9444, 1873 8546, Diese Zahlen laffen erkennen, daß die Zahl der zur Zuständigkeit der Schwurgerichte gehörigen Verbrechen fich vergrößert hat. Behufs Beurtheilung diefer Zahlen darf jedoch nit unerwähnt bleiben, daß die Zahl ter Verbrechensfälle mehrfach nur in der Weise eine Steigerung erfährt, daß Einzelne der Angeklagten eine ganz erheblihe Zahl von gewissen Verbrechen verübt haben. zerbrechen dieser Art sind vorzugsweise die Verbrechen gegen die Sittlichkeit, serner s{chwerer Diebstahl, Betrug, die Verbrechen im Amte und die Urkundenfälshungen. Ein bedeutender Theil der Verbrechen besteht, wie in den Vorjahren, so auch im Jahre 1878 in Diestählen. Es kamen vor: s{chwere Diebstähle im wiederholten Rükfalle im Jahre 1876 2357 oder 21 9/6, 1877 2642 oder 20,6 °/0, 1878 2700 cder 19,2 9%/. Den Diebstählen kommen der Zahl nah am nächsten die Urkundenfälshungen mit 2267 oder : 20,2 °/ bez. 2446 oder 19,1% und 2688 oder 19,2%. Hieran reihen sih die Verbrehen gegen die Sittlichkeit mit 1382 oder 123% Bez, 1970 oder 154%. und 2100 oder 19/6 Demnächst folgen die Verbrehen wegen Meineids und Ver- [leitung dazu : 1117 oder 109% bez. 1048 oder 82 und 1326 oder 9,50%/0. Es kommt ein Verbrechen in der Provinz: Preußen im Sahre 1876 auf 1890, 1877 auf 2099, 1878 auf 1805 Einwohner; Brandenburg auf 1947 bez. 1415 und 1377 Einwohner; Pommern auf 3371 bez. 3153 und 2841; Posen auf 1947 bez. 1642 nnd 1611; Scblesien 1820 bez. 1757 und 1442; Sachsen 2418 bez. 2137 und 2029; Schleswig-Holsicin 3560 bez. 4550 und 4007; Hannover 3539 bez. 2610 und 3508; Westfalen 3009 bez. 2148 und 1909; Hessen- Naffau 3008 bkez. 2823 und 2251; Rheinprovinz 2209 bez. 1969 und 1698 Einwohner. Am günstigsten ist das Verhältniß im Jahre 1878 in S(leswiz-Holstein, Hannover, Pommern und Hessen-Nafsau; am ungünstigsten dagegen in Brandenburg, Posen, Schlesien und der Rheinprovinz. Vor 10 Jahren (1868) fiel die Verhältnißzahl am günstigsten aus für Sachsen, Westfalen und die Rhein- provinz. Was die Aussprüche der Geschworenen betrifft, so ift zu bemerken, daß im Jahre 1878 überhaupt 12 Ver- brechen in contuwaciam entscieden sind; in den vorhergegangenen beiden Jahren kamen 11 resp. 3 Entscheidungen dieser Art vor. Die Zahl der Schuldbekenntnisse beitrug im Jahre 1878 2845 (1877 2560); es ist also im ersteren Jahre der vierte Theil der Gesammtzahl der zur Anklage gestellten Verbrehen durÞ Schuldbekenntniß, ohne Zu- ziehung der Geshworeven, erledigt. Die Geschworenen haben über- havpt definitive Aus\prüche abgegeben: im Jahre 1876 13 710, 1877 16 204, 1878 16 942, wovon bei 2028 bezw. 2576 und 2710 mil- dernde Umstände angenommen sind, und bei 2494 bezw. 2918 und 2928 die Frage wegen mildernder Umstände verneint ist. Von den die Hauptthat selbst betreffenden Aussprüchen lauteten: auf Schuldig nah der Anklage 1876 6693, 1877 7849, 1878 8203; auf Schuldig eines anderen Verbrechens 264 bez. 315 und 356; auf Schuldig eines Vergehens 484 bez. 608 und 581; auf Nichtschuldig 1747 bez, 1938 und 2084. Der Unterschied zwischen der Annahme der mil- dernden Umstände und der Verneinung derselben tritt bei einigen Verbrechen recht auffallend hervor, so im Jahre 1878 bei dem Kin- de8mord, wo 43 mal die Annahme, 13 mal die Verneinung; bei den Körperverleßungen mit 161 bez. 137 mal ; Urkundenfälschungen mit 821 bez. 460 mal; Bankerutt mit 95 bez, 43 mal; den Amts- verbrechen mit 135 bez. 50 mal. Dagegen sind die mildernden Um- stände im Jahre 1878 bei den Diebstahlsverbrehen nur 271 mal angenommen und 961 mal verneint; bei dem Betrug 107 bez. 192; Raub 83 bez. 106. (Schluß folgt.)

Am Donnerstag Vormittag wurden von hier 100 arme Schul- kinder in die „Ferienkolonien“ geschickt, in die sie, Dank den Bemühungen des zu diesem Zweck aus dem Verein für häusliche Gesundheitspflege zusammengetretenen Comités, in Zügen von 10 bis 15 Köpfen unter Leitung eines Lehrers resp. Lehrerin be- fördert worden find. E sind folgende Orte für Kolo- nien gewählt worden: Rheinsberg, Alte Mühle bei Buckow, Unterhammer bei Luckenwalde, Wallwißhafen bei Dessau, Lehnin, Bukow, Straußberg, Neubruck bei Briesen. Sämmtliche Orte wurden von Mitgliedern des Comités vorher aufgesucht und in jeder Beziehung, örtlicy, hygienisch 2c. für passend befunden.

In Schweinfurt, der Vaterstadt des Dichters Friedri ch RüFert, hat sich ein Comité konstituirt, das am 16. Mai 1888, als am hundertsten Geburtstage Rückerts, diesem ein Denkmal

seßen will,

Im Belle-Alliance-Theater hat die Posse „Im Strudel“ einen derartigen Erfolg, daß die Direktion den ursprünglih auf nur

7078 bez. 7837 und 8192 wegen Verbrechen angeklagt. Im Durch- \chnitt entfallen auf jedes Schwurgericht im Jahre 1878, ähnlich wie

10 Aufführungen lautenden Gastspielvertrag mit Fr. Thomas-Dam- hofer noch weiter verlängert hat.