1880 / 167 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 Jul 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Großbritannien und Jrland. London, 19. Juli, (W. T. B.) Die Wahlen in Chester, darunter diejenige Dodsons, welcher als Präsident des Lokal-Regierungsamtes dem Kabinet als Mitglied angehört, sind wegen stattgehabter Wahlumtriebe der Wahlagenten für ungültig erklärt worden.

Die „Times“ meldet aus Kabul: Die Räumung

von Kabul habe begonnen. i

Capstadt, 15. Juli. (Allg. Corr.) Jn der heutigen Sizßung der geseßgebenden Versammlung kündigte der Kolonialsekretär, F. Gordon Sprigg, an, daß die Regierung beshlossen habe, ihre Geseßvorlage behufs Ausdehnung des Eisenbahnneßes in Südafrika in Folge der dieser Maßregel bereiteten Opposition zurückzuziehen.

Frankreich. Paris, 16. Juli. (Fr. Corr.) Beide Me des Parlaments hielten gestern ihre Shluß- ißung. Die Deputirtenkammer votirte noch den Geseß- entwurf Lockroy's, nach welhem die ursprünglich für den Wiederaufbau der Tuilerien bestimmten 5 100 000 Fr. dazu verwendet werden sollen, die Nationalbibliothek von allen Nachbargebäuden freizulegen und so vor Feuersgefahr zu schüßen. Gambetta hielt keine Schlußrede. Dagegen sagte Léon Say im Senat: „Meine Herren Senatoren! Sie haben gestern mit patriolischer Rührung die französische Armee, die Linie und Landwehr, vertreten durch alle ihre Führer und alle ihre Fahnen, also ihren Kopf und ihr Herz, und von der gesammten Garnison von Paris wie von einer herrlihen Nachhut begleitet, an si vorüberziehen sehen. Stolz auf die Männer, denen T seine Ehre und Sicherheit anvertraut hat, können Sie si ruhiger als je den Arbeiten zur Verjüngung des Vaterlandes widmen, welche Jhren Geist unablässig beschäftigen und die au der Regierung der Republik besonders am Herzen liegen müssen. Als der Kriegs-Minister sich nach dem Aufmarsch der Truppen dem Präsidenten der Republik näherte, sprah ihm das Staatsoberhaupt seine Befriedigung Über dicses erhabene Schauspiel aus, und ih habe mi, im voraus gewiß der ein- müthigen Gesinnung des Senats Ausdruck zu geben, seinen Worten angeschlossen.“ (Beifall.) Jm Senat wie in der Kammer ging man unter den Rufen: „Es lebe die Republik! auseinander. :

18. Juli. (W. T. B.) Die Regierung hat ihren Vertretern im Auslande Fnstruktionen zugehen lassen, wonach dieselben ermächtigt werden, bedürftigen Am- nestirten, welche behufs der Rückkehr nach Frankreich ihren Beistand in Anspruch nehmen, alle thunlihe Unterstüßung zu Theil werden zu lassen. . :

Das „Journal officiel“ veröffentlich ein Dekret des Präsidenten Grévy, wodurh der Kriegs- Minister Farre zum Großoffizier der Ehrenlegion er- nannt wird. “la

Ein Cirkularschreiben des Kriegs-Ministers an die Armee-Corps-Kommandanten seßt den 26. d. M. zur Uebergabe der Fahnen an die Truppen in den Pro- vinzen fest und bestimmt, daß bei dieser Gelegenheit große Paraden stattfinden sollen. :

19, Juli. (W. T. B.) Gestern fand eine Nachfeier des Nationalfestes in den Pariser Vororten statt.

n Belleville wurde ein Musikfest abgehalten, wobei Hr.

ambetta die Preise vertheilte, Gambetta hielt eine Rede und wies darauf hin, daß alle Klassen der Gesellschaft einig seien über die Untrennbarkeit Frankreihs und der Republik. Die neuen Jnstitutionen der Republik böten allen Angriffen Trotz, von welcher Seite diéselben auch immer kommen möch- ten. Die dreifarbigen Fahnen seien vor wenigen Tagen jauchzend begrüßt worden'; eine dreifarbige Fahne sei das Sinnbild der Gesegßlichkeit, ohne Geseßlichkeit; werde es nur Gefahren, Ver- wickelungen und Umstürze geben.

Türkei. Konstantinopel, 16. Juli. (Pol. Corr.) Die neuestens von Abeddin Pascha erlassene Antwortsnote in der montenegrinischen Lage erklärt, daß die Pforte angesichts der Thatsache, daß die Bevölkerung von Dulcigno eine rein muselmännische ist, sih gegen die Abtretung des frag- lihen Distriktes erklären müsse. Bei dem Umstande jedoch, als die von den türkishen Behörden einlaufenden Berichte dahin lauten, daß die Durchführung der Konvention vom 12. April (Konvention Corti) heute leihter durchzuführen sein dürste, erkläre sich die Pforte zu derselben mit Aus- nahme einiger Punkte bereit, für welche sie im Tausch- wege ein gleih großes Gebiet zwishen den Scutari- See und dem Adriatishen Meere Montenegro abzutreten ge- neigt sei. Weiter kommt die Note auf das von den Mächten für das Vilajet von Skutari verlangte besondere Verwaltun gs- statut zurück, erklärt, daß die Albanesen mit den gegenwär- tigen Jnstitutionen zufrieden sind, daß jedoch im Uebrigen auf das Vilajet von Skutari das in der Berathung besindliche Reformelaborat, welches für die Provinzen der europäischen Türkei bestimmt ist, seine Anwendung finden werde. Graf Dubsfky soll heute Konstantinopel verlassen, während der neuernannte österreichish-ungarishe Botschafter Baron Calice dort am 23. Juli erwartet wird.

Aus Konstantinopel, 11. d. M,, wird der „Times“ berihtet: „Die den Mächten mitgetheilte Note über die Re- formen in Kleinasien führt zunächst aus, daß die Pforte troß der ihr aus dem leßten Kriege erwahsenen Schwierig- keiten den 61. Artikel des Berliner Vertrages stets im Auge behalten und Maßregeln zu dessen Durchführung ergriffen abe. Sie habe Kommissäre nach Kurdistan und in die anderen

ilajets gesendet, um die Armenier und andere loyale Unterthanen in Schuß zu nehmen, sie habe die Justigpflege von der Verwal- tung getrennt und auch eine neue Einhebung der Zehenten und anderen Abgaben eingeführt; ebenso habe sie mit der Errichtung einer ausreihenden Gensd'armerie und Polizei begonnen und einheimishe wie ausländishe Fachmänner ein- geladen, ihr Vorschläge über diese Jnstitutionen zu erstatten. Die Note geht sodann auf die Reformen über, welche die Re- gierung noch weiter Cideen beabsichtigt. Die Landesver- waltung soll umgestaltet, die Bezirke in größere Gemeinten oder Nahien getheilt werden, deren jede etliche Ortschaften um- fassen soll. Jn diesen Gemeinden sollen Gemeinderäthe von fünf bis sechs Mitgliedern von den Einwohnern gewählt werden ; eines dieser Gemeinderathsmitglieder soll vom General-Gou- verneur mit gewissen Funktionen bekleidet werden und Chef oder Verwalter der Gemeinde sein. Der Chef der Nahie soll derjenigen U entnommen werden, welche die Mehrheit in derselben besißt. Jede Nahie soll eine Brigade Gensd'armerie erhalten, deren Zusammenseßung alle möglichen gewünschten Garantien bietet, und zwar soll sie auch aus lokalen Ele menten gebildet werden dürfen. Außerdem soll noh ein- Gensd'armerie-Corps unter dem direkten Befehle des General-

Gouverneurs stehen. Die Assisen, welche die Kriminalfälle ab- urtheilen sollen, werden beständig auf Reisen sein, um die Schwierigkeiten, welche sich dem Erscheinen der Zeugen in den Centralpunkten 2c. entgegenstellen, zu beseitigen. Von den Einkünften der Provinz soll ein Zehntel nah Abzug der Ver- waltungskosten den Nahien überlassen werden für öffentliche Arbeiten und Unterricht. Außerdem wird ein neues Vilajet- geseß mit sorgfältiger Beachtung der bestchenden Verhältnisse und gemachten Erfahrungen ausgearbeitet, das in allen asiati- {hen Provinzen eingeführt werden soll, und die Pforte hofft, dur diese Maßregeln die Verwaltung derselben sehr zu ver- bessern. Die Note verspricht, daß den Mächten stets genaue Mittheilung über die Aussührung der geplanten Reformen ge- macht werden sollen, und bemüht sich, auch „falshe und bös- willige“ Darstellungen über die thatsächlihen Verhältnisse in Klein-Asien zu berichtigen.“ i 5

Skutari, 16. Juli. (W. Pr.) Bei demScharmüßel am 11. d. wurde unter Anderen au ein montenegrinischer Of- fizier von den Albanesen gefangen genommen. Der Verlust der Albanesen wird auf zwei Todte und mehrere Verwundete angegeben.

Nußlaud und Polen. St. Petersburg, 19. Juli. (W. T. B.) Mit Bukarest findet shon seit einiger Zeit eine Korrespondenz statt über die Ansammlung re- volutionärer und zu Attentaten fähiger Per- sonei längs der rumänischen Grenze. Es sind von dieser Seite niht blos Brandschrifsten über unsere Grenze ge- s{chmuggelt worden, es hat auch an Versuchen, Explosions- material einzushmuggeln, nicht gefehlt. Es ist hierüber aus- führlihe Mittheilung unter Beschwerde gegen die gung der rumänischen Behörde in Bukarest erhoben. Das in der ‘auswärtigen Presse vielfah ventilirte Hierherkommen der vine Sen Gesandten in London oder Paris. be- ruht wohl auf Jrrthum; es sind nirgends Anzeigen oder Mit- theilungen über eine solche Mission erfolgt. Dendenziös ist die sich wiederholende Verbreitung, daß in Folge der schlechten Ernten ein Ausfuhrverbot für Getreide in Aus- sicht stehe. Es ‘ist diese Behauptung vollständig ohne Unter- lage und sind auch die Mittheilungen über den s{lechten Aus- fall der Ernte ret übertrieben.

Odessa, 17. Juli. (W. T. B.) [Der Oberbefehlshaber der russishen Flotte im Stillen Ozean, Vize - Admiral Lessoffs ky, ist mit seinem Gefolge heute auf dem Dampfer „Cäjarewitsh“ nach Port Said abgereist.

Südamerika. Brasilien. (W. T. B.) Nah aus Rio de Janeiro in London eingegangenen Nachrichten fanden bei Gelegenbtit der Wahlen in Victoria und Pernam- buco Unruhen statt, so daß das Militär von der Waffe Gebrauch machen mußte; es wurden dabei gegen 20 Personen getödtet und eine Anzahl anderer Personen verwundet.

Asien. Persien. (Allg. Corr.) Aus Bagdad wird der „Times“ unterm 12. d. telegraphirt: „Abdulrahman Pascha, der Generalgouverneur, ist von einem Besuche des Montefik-Stammes, der jüngst eine feindselige Neigung gegen die Regierung des Schahs bekundete, hier angekommen. Der Erfolg der Unterhandlungen is} kein so befriedigender, als man erwartet hatte.“

Afrika. Egypten. Alexandrien, 18. Fuli. (W. D. B.) Der Khedive hat heute das Liquidationsgeseß unterzeichnet. *

Nr. 13 des „Marine-Verordnungs-Blattes* hat folgenden Inhalt: Klasseneintheilung der Meilitrbeamten. Kommandirung der Verwaltungsbeamten bei Indinflästellungen. Beurkundung des Personenstandes. Seestammrollen, Ver- waltung der Inventarien 2c. an Bord. Annahme 2c. der Inten- dantur-Sekretariaté- 2c. Applikanten. Aerztliche Atteste an Bord. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Ns S Mineral Bats fe bie desammté innere Verwaltung in den Königlih preußiscen Staaten hat folgenden Inhalt: Cirkular, das Verfahren bei Zu- stellung von Schriftstücken in Fällen der Niederlegung bei den Po- lizei- oder Gemetndevorstehern betreffend, vom 14. April 1880, Erlaß, die Veröffentlihung der Schiedsmannswahlen betreffend, vom 14. April 1880. Cirkular, die Wiedécrbeschäftigung von pensionir- ten Beamten im unmittelbaren Staatsdienste betreffend, vom 13. April 1880. Cirkular, die Verrehnung der Kosten für Feuer- [ösbgeräthscbaften betreffend, vom 23. April 1880. Erkenntniß des Ober-Verwaltungs8gerichts vom 8. Jaruar 1870, betreffend die Frage, ob die Klage im Verwaltungsstreitverfahren gegen Verfügungen der Schulaufsichtsbehörden stattzufinden hat, durch welche die exekutivische Einziehung von Schulbeiträgen angeordnet wird. Erkenntniß des Ober - Verwaltungsgerihts vom 19. April 1879, be- treffend die Frage, ob gegen die Klage auf Rückzablung eines Scul- beitrages der Cinwand statthaft ist, daß der Kläger zur Leistung eines gleih hohen Schulbeitrages nach anderen geseßlichen Bestim- mungen als denjenigen verpflichtet sei, auf Grund deren die Veran- lagung und Erhebung erfolgt war. Verfügung, die Zuziehung des Kreisphysikus, eines Gerichtsarztes oder eines pro physicatu geprüften Arztes bei gerichtlichen Leichenöffnungen betreffend, vom 14. Mai 1880, Cirkular, die Zulafsung der Apothekerlehrlinge zur Ge- hülfenprüfung nur nach ununterbrochen fortgeseßter Lehrzeit betr., vom 10. Mai 1880. Cirkular, die Zulassung der Apothekerlehr- linge zur Gehülfenprüfung betreffend, vom 21, Mai 1880. Cir- kular. die Mitwirkurg der Polizeibehörden bei Festnahme und Ein- lieferung Verurtheilter, auf Requisition der Gerichte betreffend, vom 24. April 1880, Nachweisung über den Geschäftsbetrieb und die Resultate ter preußischen Sparkassen im Jahre 1878 bezw. 1878/79, Verfügung, die Stempelpflichtigkeit von Vollmachten betreffend, vom 19, April 1880. Cirkular, die Einreichung der Kassen-Extrakte von d.r Domänen- und Forstverwaltung betreffend, vom 30. März 1880. Cirkular, die Ausführung des Ferstdiebstahlsgeseßes be- treffend, vom 7, Mai 1880. Cirkular, die Beförderung von Be- scheiden über Gewährung oder Versagung der Erlaubniß zum Fisch- fange während der Scbonzeiten an die Petenten durch Vermittelung der Lokalpolizeibehörde betreffend, vom 15. Mai 1880.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der vierunddreißigste Band der Verhandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg, welcher soeben versandt wird, bietet Beiträge zur Geschichtë- und Ale aus den verschiedensten Gebieten. Ein Fundamen- talwerk für die Geschichte von Regensburg und Bayerns überhaupt ist bekanntlich Th. Rieds Codex diplomaticus; nach der Meinung des Verfassers sollte es bei den zwei Bänden Urkunden, die er herausgab, sein Bewenden nicht haben, vielmehr hatte er noch weitere Sortlepungen vorbereitet, die theils auf der Regenéburger Stadtbibliothek erhalten sind, theils zerstreut wurden. Schon früher im 32, Bande hatte Dr. Will einen kleinen Nachtrag aus jenen Regentburger Urkunden geliefert,

welche in das germanische Museum nach Nürnberg vers{lagen wor- den sind. In gegenwärtigem Bande bringt der Vereinsvorstand Graf Hugo von Walderdorff einen zweiten Nactrag dieser Art aus jenen Urkunden, welche in seinen Besiß gekommen sind. Frhr. Hubert von Gumppenberg hat nach einer Handschrift des Neidsteiner Archivs eine Reimhronik über den „Bayerishen Krieg von 1504“ herausgegeben, welche eine sehr dankenswerthe Zugabe zu Fr. von Liliencrons „historishen Liedern der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert“ bildet, Durch des Regierungs-Registrators Schraz „Konventionsmünzen der Herzöge ron Bayern und Bischöfe von Regensburg“ mit 2 Tafeln Abbildungen wird die vaterländishe Münzkunde nicht unerheblich bereichert; von \peziellem Interesse für den gegenwärtigen Zeitpunkt des 700- jährigen Wittelsbacher Jubiläums i} die erste Abbildung auf den Münztafeln, welche die Vertreibung Heinrich des Löwen aus Bayern darstellt. Auf Vollständigkeit macht die Arbeit {hon dem geringen vorliegeaden Münzmateriale nah keinen Anspruch ; sie will vielmehr nur als eine Vorarbeit für die mittelalterlißhe Numismatik von Regensburg gelten. Einen Beitrag zur Geschichte der Schotten- klöfter in Deutschland giebt H. Walderdorff durch seine Notizen über die alten Schottenmönhe St. Marian und St. Mercerdach und die Gründung der Regensburger Schottenklöster, von welchen bekauntlih sämmtlihe übrigen Schottenklöster in Deutschland ausgingen ; namentlich wird auch der Unterschied zwischen den beiden gleichzeitigen Mearianus Scotus in Regensburg und in Mainz festgestellt. Mit Bezug auf die Feier des se{sten Centenariums des Todes des hoch- berühmten Albertus Magnus hat der geistlihe Rath Hr. G. Jacob ein Weihegedicht auf den Regierungsantritt des Seligen als Bischof von Regensburg überseßt und besprohen. Im 25. Bande der Verhandlungen hatte Hr. Bauamtmann Ziegler einige Thonreliefs besprochen und abgebildet, die er aus einzelnen in St. Emmeram zu Regensburg unter altem Schuti gefundenen Fragmenten rekon- ftruirt hatte; da seitdem dort zahlreiche fernere Fragmente dieser Art zum Vorschein kamen, so ergab sih Gelegenheit zu einem Nachtrage mit 6 Tafeln Abbildungen dieser denkwürdigen Alterthümer. Den Schluß bilden „Miscellen“ über verschiedene Gegenstände, z. B. über den römischen Grabstein der Vindeliker, über die angebliche blaue Tie des steinernen Brückenmännchens zu Regensburg, über Chrim- ilde und Dietrich von Bern u. \. w.

Land- und Forstwirthschaft.

M

über den Stand der Hauptfruchtarten in Preußen am L Su 1880;

(Nah Berichten der landwirthschaftlihen Central- verbände.)

( Schluß.)

21) Landwirthschaftliher Hauptverein für die Fürsten- thümer Göttingen und Grubenhagen zu Göttingen. (Derselbe umfaßt den südlih von Braunschweig liegenden Theil des (Landdrosteibezirks Hildesheim.)

a, Roggen: In den Niederungen wurde der Roggen erheblich durch die späten Nachtfröste, namentlich vom 18. zum 19. Mai geschädigt, so daß der Ertrag im Durchschnitt nur auf 60 bis 7009/5 einer Mittelernte ges{hätßt wird.

b, Weizen: Der Ertrag wird auf 90 bis 1000/5 einer Mittel-

ernte angenommen. c. Sommerfrüchte. Die Ernte wird ges{äßt: bei Gerfle bei Erbsen und

auf 80 bis 9099/6, bei Hafer auf 60 bis 70%,

Bohnen auf 70 bis 89%, einer Mittelernte. d, Kartoffeln stehen gut, und wird der Ertrag derselben auf eine volle Mittelernte angenommen.

0. Futterkräuter und Wiesenheu: Ertrag d:r Futter- kräuter 50 bis 60/6, der Wiesen auf dem Harze 100%, sonst nur 50% einer Mittelernte.

Bemerkung: Raps hat in der Blüthe dur die Nawtfröste

sehr gelitten, wethalb der Ertrag desselben nur auf 30% einer Mittelernte veranschlagt werden kann.

22) Provinzial-Landwirthschaftsverein zu Bremervörde. (Derselbe umfaßt den Landdrosteibezirk Stade.)

a. Roggen hat auf der Geest stark von den Nahfrösten ge- litten, während er in den Elb- und Weser-Marschen gar nit ge- \chädigt worden ift. Ueber die Schäden in der Geest werden einzelne Fälle angeführt, nad welchen der Ausfall allerdings recht erheblich ist. So ist im Amtsbezirk Hazen i./Br. über die Hälfte, im Amts- bezirk Rotenburg 1/5 der Roggenernte total vernichtet; in einzelnen Ortschaften gewinnen die Bauern nit die Einfaat wieder. Ferner beträgt der Verluft in den Amtsobezicken Hartefeld 25 ‘/9, Lehe 20%, Osterholz 10%. Zeven 20 %, und Osten-Geest 20 °%/.

b. Weizen, Sommerfrücbte und Kartoffeln: Jn den Elb- und Wesermarscken haben sämmtliche Fruchtarten fast durchweg einen kräftige: und dihten Stand, und auch auf der Geest stehen da, wo der Frost niht wie beim Roggen nachtheilig eingewirkt hat, die Saaten im Allgemeinen recht gut, und versprechen insbeson- dere die Sommersaaten einigen Ersaß füc die Frostschäden.

c, Futterkräuter und Wiesenheu: Der Ertrag der Klee- felder und der Wiescn ist nur mittelmäßig. Frost und Dürre im Mai hinderten das Wachsthum des Untergrases. Beim erften Schnitt haben die Kleefelder 30 bis 500/06, die Wiesen 20%/ Verlust ergeben.

23) Landwirthschaftlicher Provinzialverein für das Herzogthum Arenberg-Meppen und die Grafschaften Bentheim und Lingen zu Osnabrück.

(Derselbe umfaßt das Gebiet der Stadt Papenburg und die Aemter Bentheim, Lingen, Freren, Neuenhaus, Ascbendorf, Haselünne, Hümmling und Meppen des Landdrosteibezirks Osnabrück.)

Die Auésichten, welche na den Nachtfrösten im Mai für den Landwirth sehr trübe waren, haben sich seitdem wesentlih gebessert, und die fruchtbare Witterung des Juni hat eine Vegetation hervor- gerufen, welhe zu den besten Hoffnungen berechtigt. Da, wo die Ler vom Frost ganz verschont geblieben sind, zeigen die Früchte tellenweise einen ganz vorzüglihen Stand, uud auch diejenigen Prneyee, welche vom Frost nur in geringem Maße berührt find,

aben \ich derart erholt, daß in vielen Fällen die Ernte hinter einer Durchschnittsernte kaum zurückbleiben wird. Fruchtarten ist Folgendes zu erwähnen :

a. Roggen: Der Frost hat in allen Gegenden des Vereins- gebiete stellenweise erheblihen Schaden angerichtet, indessen ist der Stand des Roggens in den vom Frost verscbont gebliebenen Theilen ein so vorzüglicher, und antererseits haben sib auch die geschädigten Felder bei der nacbfolgenden frubtbaren Witterung in überraschender Weise derart erholt, daß der Ausfall dur Frosischaden dur den Ertrag der frostfreien Roggenshläge ausgeglihen und im Dur(schnitt no eine Mittelernte erzielt werden wird. Mit Rüctsiht auf den etin- getretenen günstigen Nachwuhs stellt #sch das Verfahren derjenigen Landwirthe, welhe ihren vom ra geshädigten Roggen ?fumgepflügt und dafür Buchweizen gesäct haben, als übereilt heraus. Im Amtsbezirke Hümmling haben einzelne Ge- meinden herbe Verluste erlitten, welche zwischen 34 und 87 9% variiren; aber auch hier ift ein Ausgleich mit den verschont geblie- benen Gegenden des Amtsbezirts zu erwarten. Im Amtsbezirk Lingen wird dieser Ausgleich nit so vollkommen sein; man rechnet dort kaum auf eine halbe Mittelernte.

b, Weizen wird im Vereinsbezirk nur wenig gebaut. Aus dem Amisbezirk Bentheim liegt Nachricht vor, daß derselbe sehr gut stebt.

c. Sommerfrüchte: Hafer steht im Amtsbezirk Bentheim nur mittelmäßig, in den übrigen Theilen des Vereinsgebiets tagegen befriedigend, theilweis sogar vortrefflich.

Auch der Stand der Gerste ist zufrieden stellend. Beide Frucht- arten berechtigen zu der Hoffnung auf eine Durchschnittsernte, wenn nicht Krankheiten eintreten.

Ueber die einzelnen

d, Kartoffeln: Der Stand der Kartoffeln wird überall als ein sehr befriedigender, bei der Stadt Papenburg und den Amts- bezirken Hümmling, Mepren, Haselünne, Freren und Bentheim sogar als vortrefflich und ausgezeichnet geschildert. i

0, Futterkräuter und Wiesenheu: Der Graswuchs is} durch Frost und Dürre, in einzelnen Gegenden auch durch hohen Wasserstand sehr zurückgehalten, hat sich aber zum Theil wieder erholt.

° Bei Papenburg und in den Amtsbezirken Hümmling, Meppen, Haselünne, Freren und Bentheim ift der erste Schnitt um z bis 5 gegen eine Mittelernte zurückgeblieben, indessen hofft man auf einen besseren zweiten Schnitt. Im Amt Aschenderf wird bei geringerer Menge die Qualität gelobt. Jn den Aemtein Lingen und Neuenhaus erwartet man guten Heuertrag und im leßtgenannten Amtsbezirk führt man besonders an, daß Futtermangel nicht zu befürchten sei.

Ueber Klee und fonstige Futterkräuter liegt nvr aus dem Amte Neuenhaus eine Nachricht vor, nah welcher der Stand dort gut ift.

24) Landwirthscchaftliher Provinzialverein für Oft friesland zu Auric.

(Derselbe umfaßt den Landdrosteibezirk Aurich.)

a, Roggen: Derselbe hat zwar auf moorigem und leichtsan- digem Boden im südwestlichen und südöstlihen Theile Ostfricslands durch Frost gelitten, indessen ist der leßtere nur strid weise aufgetreten und sind Schäden von größerem Umfange nicht zu beklagen. Roggen verspricht eine recht gute Ernte; ob der Körnerertrag qualitativ und quantitativ d.m sehr befriedigenden Stande der Halme entsprechen wird, ließ sih zur Zeit der Berichterstattung noch nit beurtheilen.

b, Weizen und Sommerfrüchte: Die Ernte-Aussihhten werden vom Provinzialverein allgemein als gut bezeichnet.

c. Kartoffeln haben ftrihweise etwas durch Frost gelitten ; indessen sind Schäden von größerem Umfange nicht zu beklagen. Die Ernteaussichten sind gut.

25) Landwirthschafiliher Verein für Rheinpreußen zu Bonn. (Derselbe umfaßt die ganze Rheinprovinz.)

Landwirthschaftliche Lokal-Abtheilungen (Zweigvereine).

A, Regierungsbezirk Düsseldorf.

1) Cleve: Roggen: Ernteaussicht mittelgut. Sommerfrüchte: Stand durch feuchte Witterung gebessert. Futterkräuter und Wiesenheu: Gräser und Klee ch{lecht entwickelt. Ausfall.

2) Rees: Roggen : durch Dürre gelitten. Ernte unter Mittel. Weizen: im Allgemeinen gut. Hafer vielfa {lecht au*ge- gangen. Klee- und Heu-Ernte läßt zu wünschen übrig.

3) Wesel: Roggen: nicht ganz Mittelernte. Sommerfrüchte : Mittelernte zu erwarten.

4) Geldern: Roggen: Stand überall gut. Weizen: im All- gemeinen ziemlich befriedigend. Sommerfrüchte; frühe Saaten erleiden Ausfall, späte gut. Kartoffeln: ausgezeichnet gut. Klee, Weiden und Wiesen beim ersten Schuitt sehr \hwach.

5) Moers: Roggen: Ernte zu 70% geschäßt. Weizen: 80 bis 90% einer Mittelernte erwartet. Hifer und Erbsen ver- spreben vollcn Ertrag. Kartoffeln : frühe dürftig, späte sehr \{sön. Klee und Gras: 30 9% des Durchschnitts.

6) Kempen: Roggen: mangelhafte Körnerbildung wegen Frost. Weizen: zufriedenstellend. Sommerfrüchte: Dürre hat hemmend gewirkt. Kartoffeln: Ernte verspriht ausgiebig zu werden. Futterkräuter und Wiesenheu : Dürre hat den Ertrag ges{chmälert.

7) Gladbach: Roggen: Ernte über Durchschnitt. Weizen: Ernte über Durchschnitt. Hafer steht uppig. Kartoffeln : UVeppiger Stand, Resultat noch ungewiß. Gr.s wuchs überall mangelhaft.

8) Orevenbroih: Roggen: gute Dur{schnittsernte. Weizen : mindestens Durchschnittsernte. Kartoffeln: gute Ernte zu er- warten. Klee um ein Drittel geschädigt.

9) Neuß: Roggen: zu dünn. Unter Durchschnitt. Weizen : allgemein gut. Hafer: früher vorzüglich, später Hafer zweiwüchsig. Kartoffeln haben ganz vorzügliches Aussehen.

10) Crefeld: Roggen: gute Mittelernte. Weizen: recht gute Ernte. Gerste: recht gute, Hafer ausgezeichnete Ernte. Kar- toffeln stehen besser als in vielen Vorjahren, mit Ausnahme der Sech8wocben-Kartoffel. Luzerne durch Maifrost erfroren.

11) Düsseldorf: Roggen: hat s erholt. Weizen: in Folge von Frost viel umgepflügt. Stand in der guten Witterung erheblich gebessert. Sommersaaten haben \sich im Juni erholt. Kar- toffeln: Dürre und Nachtfröste haben geschadet. Klee und Gras: erster Schnitt noch unter halbem Durchscnitt.

12) Mettmann: Roggen: \{werer Boden gute Mi t:lernte, leichter Boden Drittelernte. Weizen: früher ausgezeihnet, später Weizen über Mittel. Hafer: gut. Frühgerste: \pärlih. Spätgerste: sehr gut. Kartoffeln: ausgezeibnet. Klee und Graë: geringer Ertrag; zweiter Schnitt muß ausgleichen. cid 13) Elberfeld-Barmen-Lennep: Roggen: ziemlich günstige Aus-

en,

14) Duisburg: Roggen: Körner sehr gut; Stroh % Verlust, Weizen: Körner sehr gut; Stroh F Verlust. Hafer: sehr gut. Kartoffeln: üppiger Standz bedürfen trocknen Wetters.

15) Essen: Roggen: etwas unter Mittel ; wenig Stroh. Weizen: Mittclernte. Hafer: im (anzen gut. Gerste unter Mittel. Kartoffeln: Stand gut. Klee und Gras: Nachtfröste haben geschadet.

16) Solingen: Roggen und Weizen: volle Durchschnittsernte. Heu: halbe Durchschnittsernte.

B, Regierungsbezirk Cöln.

17) Waldbroel : Roggen: 30 bis 40% geringer als im Vor- jahre Hafer: versprit befriedigenden Ertrag. Kartoffeln : wenn Witierung günstig bleibt, befriedigender Ertrag. Wiesen und Kleefelder : \chlecht bestanden; F Durcschnittsernte.

18) Wipperfürth : Roggen: in Folge ven Frost vielfach ge» gemäht; schlechte Aussicht. Weizen: Maifrost hat geschadet; Kartoffeln: Froft hat geschadet, denno ziemlihe Ernte. Gras und Klee: s{lecht; Futtermangel ist vorhanden.

19) Gummerdbach: Roggen: abnorm klägliber Ertrag zu er- warten; Frostshaden. Sommerfrüchte: troy Dürre noch gute Ernte. Kartoffeln: haben durch Frost nicht gelitten.

20) Côln: Roggen: gute Körnerernte, wie seit Jahren niht. Winterweizen : Durchschrittsernte; Sommerweizen : geringer. Gerste: mittelmäßig. Hafer : befriedigend. Kartoffeln: \{lecht aufgegangen. Klee und Luzerne: \{lech{ter Ertrag.

21) Bonn: Roggen: geringer als Mittelernte. Weizen: ge- ringer als Mittelernte. Kartoffeln: vorzügli. Klee und Gras: der zweite Schnitt wird gut werden.

, 22) Rheinbah: Roggen und Weizen : Mittelernte. Sommer- früchte: gute Ernte. Kartoffeln: Aussicht auf volle Ernte. Wiesen: erster Schnitt mangelhaft, vielleiht der zweite besser.

, 23) Bergheim :} Roggen und Weizen: Körner % weniger als Mittelertrag, auf besseren Böden aber { über den Durchschnitt. Som- V gute Frwe Hafer: gute Ernte in Aussicht. Kartoffeln: Stand gut; Ertraz entzieht noch der Schäßung. G Ale k Ötas 1 Mitt L g entzieht sih noch châßung

24) ECusfirchen : oggen: verhältnißmäßig gut. Weizen : unter Mittel; Stroh gering. Sommerfrüchte: dichter, guter und theilweise üpptger Stand. Kartoffeln : haben befriedigendes Aus- a E S vai Dürre oe Ira dgStleben,

49) Slegourg: NRoggen: } bis 7 Ausfall gegen Mittel. Weizen: 4/5 Mittelerate. Hafer: volle Mittel nged

C. Regierungsbezirk Aachen.

26) Eupen: Roggen: 75 9% einer Mittelernte. Weizen: 800 einer Mittelernte. Hafer : Mittelernte. Kartoffeln : Donna auf ¿temlich günstige Ernte. Wiesenheu: 50% der Mittelernte. Düren: Roggen und Wrcizen: mittelmäßiger Ertrag. Sommerfrüchte; Stand: durcbsnittlich sehr gut. Klee: erster

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Sánitt {lecht; Hoffnung auf besseren zweiten Schnitt is vor- anden.

28) Heinsberg: Roggen: \{chöner Stand, wo kein Hagel getroffen . Weizen: Hoffnung auf gute Ernte ist vorhanden. Hafer: gut. Kartoffeln: entziehen sich noch dem Urtheil. Starker Hagel - schlag hat in 7 Ortschaften echeblih geschadet.

29) Geilenki: hen: Roggen: ganz besonders \{sôn. Weizen : spät gesäcter Winterweizen \hwach; Sommerweizen: üppig. Hafer: üppig.

30) Montjoie: Roggen: wenig gebaut; der vorhandene steht ungleih. Hafer: ziemli gute Aussichte... Kartoffeln: Stand sehr gut troy wiederholten Frostes. Heuernte: mittelgut.

31) S&leiden: Roggen: ziemlich Mittelernte, stellenweise sogar reiche Ernte. Weizen: guter Körnerertrag. Hafer : verspricht günstige Ernte. Klee: erster Schnitt äußerst dürftig; vielleicht wird der zweite besser.

32) Sct. Vith-Mal:nedy: Roggen : gute halbe,Ernte. Hafer : gut. Kartoffeln: gut. Heu und Klee kaum halbe Ernte.

D, Regierungsbezirk Coblenz.

33) Coblenz (Kreise Coblenz, Cochem und St. Goar): Roggen und Weizen : Grnteauéêsiht gut, obshon Stand auf leihtem Boden etwas dünn und kurz im Stroh. Hafer nnd Gerste: ausgezzichnet. Kartoffeln: gut. Heu : in trockenen Lagen sehr wenig.

34) Neuwied: Roggen und Weizen: Körner werden Mittelernte erreichen, Strohertrag gering. Gerste und Hafer: versprechen gute Ernte : Kartoffeln: Stand sehr gut, Aufhören des Regens erwünscht. = Mlee und Luzerne: erster Schnitt unzureihend, Wiesenschnitt unter Mittel, zweiter Schnitt gleicht vielleicht aus.

39) Ahrweiler: Roggen und Weizen: Körner annähernd Mittel- ernte, Stroh Drittelernte. Sommerfrüchte: Stand ziemlich gut. Kartoffeln : „gut. Heu: nur halb: Ernte; Futtermangel im Winter ist zu fürchten.

36) Mayen: Roggen: auf dem Maifelde mindestens 2, in der Eifel laum 4 Mittelernte. Sommerfrüchte: in Folge der fruct- baren Witterung gut. Kartoffeln: gut, treiben aber sehr ins Laub. Klee: erster Schnitt mißrathen ; W'esenheu: spärlib.

__37) Adenau: Roggen und Weizen: Ausfall steht jedenfalls bevor, Köcnung wird aber rein sein. Hafer: früh gesäeter sehr gut, später reift unglei. Kartoffeln: werden den Ausfall beim Winter- getreide deckden. Kiee: erster Schnitt nur {4 Mittelernte.

38) Altenkirhen: Roggen und Weizen: 14 bis 7 DurW{schnitts- ernte wegen dünnen Standes. Sommerfrucht: steht nit \{lecht. 39) Weßlar: Roggen und Weizen: Mehr als Mittelernte steht in Ausficht, nachdem die Saaten sich von der Dürre erholt haben.

40) Kreuznab: Roggen: im Allgemeinen gut. Kartoffeln : ganz gut. Klee: erster Schnitt nicht befriedigend.

41) Zell: Roggen und Weizen: bei Winterfaat nur geringer Ertrag zu erwarten. Sommerfrüchte: lassen auf ziemliche Ernte d Auf den Höhen des Hunsrücks is Futtermangel ein- getreten.

42) Simmern: Roggen: 80 bis 900% einer Mittelernte. Weizen: wenig gebaut; Mittelernte. Gerste und Hafer: gute Mittelernte. Kartoffeln: Hoffnung auf gute Ernte is vor- handen. Wiesen nur } Mittelernte; ebenso Rothklee und Luzerne ; weiter Schnitt vielleicht besser.

E. Regierungsbezirk Trier.

43. Trier: Roggen: 55/9 der Mittelernte; Stroh hat Ausfall. Weizen: 60%/9 etner Mittelecnte; Stroh geringer. Sommer- früchte: 859/90 der Mittelernte. Klee: 35°/,, Wiesenhzu: 45% der Mittelernte.

44, Saarburg: Roggen: 65 bis 75%, einer Mittelernte. Weizen 80/9 einer Mittelernte. Sommerfrüchte: 90/5 der Mittel- ernte. Kartoffeln: ausgezeihnet. Klee und Gras: höchstens halbe Mittelernte. 80% der Roggensaaten sind in Folge Winter- frostes für Gerste umgepflüzt.

45. Bernkastel: Roggen und Weizen: stehen in Folge von Winter- und Frühjahrs-Kälte, von Dürre und \{lechtem Saatgut \{chlecht; viel Roggen umgepflügt. Sommerfrüchhte: Stand dur- \chnittlich sehr gut. Kartoffeln: sehr gut. Klee: erst-r Schnitt \{lecht; vielleiht der zweite besser. Wiesen auf dem Hunsrück haben si erholt und stehen ganz befriedigend.

46) Wittlich: Roggen: in Thälern gut. auf Höhen sehr \{lech{t. Stroh: gering. Sommerfrüchte: Mittelernte in Aussicht. Hak- früchte versprehen gute Ernte. Klee und Heu: sehr \chlecht.

47) Merzig: Roggen: nicht weit unt:-r Durchschnitt; Stroh : geringer. Weizen: beinahe Mittelernte. Hafer und Gerste" : ausgezeibnet. Kartoffeln: sehr {ön; ungewöhnlih guter Ertrag zu erwarten, wenn nicht zu viel Nässe. Klee und Luzerne beim ersten Schnitt 4, Wiesenheu 50%/) der Mittelernte.

48) Saarlouis: Roggen: Mittelernte. Weizen: gut. Somm-rfrüchte: gut. Klee und Gras: bedeutender Ausfali.

49) Saarbrücken: Roggen: 75% der Mittelernte. Weizen : 759%/9 der Mittelernte. Haser: sehr gut; volle Ernte. Kartoffeln : Aussichten sehr günstig. Heu und Klee beim ersten Schnitt nur 5 Ernte; Aussichten für den zweiten Schnitt sind günstig.

50) Ottweiler: Roggen : steht sehr dünu. Hafer: Mittelernte. Kartoffeln: gut. Klee und Gras: erster Schnitt durchweg gering.

51) Daun: Roggen: höcbstens hzlbe Miitelernte. Weizen : Mittelecnte. Hafer: fcüher steht sch: \chöôn; der spätere steht [ückenhaft; Mittelernte. Kartoffel i: durhweg recht gut. Wiesen beim ersten Schnitt nuc § Mittelernte; Klee noch ungünstiger.

52) Prüm: Roggen: nicht mehr als halbe Mittelernte. S Mittelernte. Kartoffeln, Klee und Gras: Mittel- ernte

53) Bitburg: Roggen: früh und sorgsam bestellte Felder gut, auf spât bestellten Feldern wird der Ertrag gering sein. Weizen : wird die Licken beim Roggen ausfüllen, so daß für beide Frucht- arten noch eine Mittelernte herauskommt. Gerste und Hafer : vor - züglih, Ecnte über Mittel. Kartoffeln: vorzügli. Klee und Gras: nur 1/5 Mittelernte.

Im Allgemeinen ergeben die Berichte, daß Winter- und Früh- jahrs-Frôste, sowie Dürre fast allgemein den Saaten und besonders auch den Wiesen und Futterfeldern geschadet haben, und daß die dem - nächst folgende fruchtbare Witterung niht überall im Stande ge- wesen ist, den Schaden vollkommen auszugleichen,

Gewerbe und Sande).

Die letzte Jahresrechnung der Schweizerischen Nord- ostbahn weist ein Total der Einnahmen auf von 13 370 143 E und eine Vermehrung derselben pro 1879 gegenüber dem Vorjahre um 124864; die Ausgaben betrugen 5 312 807 Fr. und haben si gegen das Vorjahr um 551 541 Fr. vermindert; der Bruttoüberschu ß der Betriebseinnahmen beträgt 8057336 Fr. Davon wurden ver- wendet für Verzinsung der Anleihen 6 196 738 Fr., Amortisation 416 516 Fr., Einlage in den Erneuerungsfond 850 000 Fr., Ausbau und neue Anlagen 48 668 Fr. ; es verbleibt als \{ließliher Betriebs- saldo 545 413 oder 283 293 Fr. mehr als im Jahre 1878. Eine Dividende kommt nicht zur Vertheilung.

Wien, 17. Juli, (W. T. B,) Der am 16. und 17. August stattfindende Wiener Getreide- und Saatenmarkt wird in einer Abtheilung des Lagerhauses, welhe der Gemeinderath zu diesem Zwecke der Wiener Fruhtbörse überlassen hat, abgehalten.

Verkehrs: Anstalten.

Triest, 19, Juli. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Diana“ ift gestern Nachmittag mit der ostindishen Ueberland- post aus Alexandrien hier eingetroffen.

Ne r Vort, 17 ul, (V.T. V) Dei VDambler „Helvetia“ von der National. Dampfschiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

}

Verlíin, 19. Juli 1880.

Berliner Rennbahn zu Hoppegarten 1880. I. Ertra-Tag Sonntag, 18. Juli, Nachmittags 4 Uhr.

Der Besuch der Bahn war, troßdem daß vielz2 Freunde des Sports von Berlin fern sind, doch ein sehr zahlreicher, und wer er- schienen war, konnte mit dem, was ihm geboten wurde, wohl zufrieden sein, denn die Rennen waren durchweg sehr gut beseßt und wurden brillant geritten, Die Arrargements waren diefelbea, wie bei dem Sommer-Meeting, nur daß für de: im Bade weilenden Generalsekretär Freiherrn von Thielmann der NRiitmeiiter Meyer die Waage beaufsichtigte und die Herren Landrath von Oerten, Graf M. Schmettow und Landstallmeister Graf G. Lehadorff abwechselnd das Richteramt versahen. Die Rennen verliefen ohne jeden Unfali und begannen um 4 Uhr mit:

I. Juli-Rennen. Klubpreis 2000 A Für 2jähr. inländ. Pferde, die bisher kein Rennen im Werthe von 3000 M oder mehr gewonnen haben. 100 M Eins., halb Reug. Gew. 55 kg, Stut, und Wal. 13 kg erl. Für jeden Sieg bis exkl. 2000 6 2 kg, von 2000 A und darüber 34 bg mehr, bis 7 kg affumulativ. Produk- ten von inländ. Stut. 15 kg und Pferden, die mehr als zweimal ges laufen, jedoch kein Geld außer dem eigenen Eins. gewonnen, außerdem 14 kg weniger. Dist. 900 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins, und Reug. Geshl. 29. Juni. Das Reanen hatte 11 Unter- schriften, von denen 5 Reugeld zahlten. 6 Pferde erschienen am Ab- laufspfosten. Es siegte mit 3 Längea sicher und leiht des Hcn U. v. Derßen Sh. St. „Frühliht“ von Strathconan a. d. Midnight. 934 kg (Harding) gegen des Königl. Hauptgestüts Graditz F. St., „Thekla“ v. Breadalbane a. d. Theresa, 52 kg (Little.) Zeit 1 Min. 4 Sek. Werth des Rennens 2425 M für „FSrüßlicht" und 425 Æ für „Thekla“. Um 4} Ub- folzte diesem Rennen:

11. Monseigneur-Handicap. Klubpreis 2009 M4 Für 3jähr. und ältere Pferde aller Länder. 100 M Eins, 50 4 Reug., doch nur 20 Æ, wenn bis 6. Juli nicht angenommen. Sieger eines Rennens, nach Bekanntmachung der Gewichte (1. Juli), im Werthe von mindestens 1500 4 23 kg, von mehreren solcher Rennen oder eines Rennens von 3000 Æ und darüber 5 kg extra. Dist. 2000 r. Das dritte Pferd rettet den Eins, der Rest der Etin\. und Reug. zwischen dem ersten und zweiten Pferde getheilt. Geschl. 22, Juni. Von den 29 Unterschriften, welche dieses Rennen aufwies, zahltea 17 das Reugeld von 20 und 3 ein solhes von 50 A 9 Pferde erschie- nen am Pfosten. Es siegte nah einem höchst interessanten Rennen des General Hope 3jähr. br. H. „Homespun“ von Cambuécau a. d. Honey Bee, 54 kg (Smarl) gegen Graf Bernstorff - Gyldensteens 3jähr. br. H. „Thermomcter“ v. Barometer a. d. Queen JIfsabel, 51 kg (Madden) und des Kap. Joë 4jähr. br. H. e Mocassin* v. Wenlod a. d. Saadal, 544 kg (Litile). Zeit 2 Min. 26 Sekunden. Werth des Rennens 2645 H. für „Homespun“, 645 M. für „Ther- mometer“ und 100 A für „Mocassin“. Es folgte diesem Rennen

um 5 Uhr:

“L Swnellläufer-Rezxnen. Klubpreis 1200 (A Herren- Reiten. Für 3 jähr. und ältere inländ. und österr.-ungar. Pferde. 90 M Eins., halb Reug. Gew. 3 jähr. 70 kg, 4jähr. 771 kg, öjähr. 794 kg, 6 jähr. und ältere Pferde 80 kg, Stut. und Wal. 1¿ kg eri. Der Sieger ist für 8000 A käuflih. Pferde, deren Preis bei der Anmeldung zu 6000 Æ angegeben, 34 kg, zu 4000 7 kg, zu 2000 Æ 10 kg erl. Nicht verkäuflihe Pferde 74 kg extra. Dist. 1600 m. Dem zweiten Pferde zwei Orittel der Eins. und Reug. Geschl. 6. Juli. Das Reanen hatte 7 Unterschriften. Für 2 Pferde wurde Reug-ld gezahlt und 5 erschienen am Pfosten. Des Hrn. O. Dehlschläger 4jähr. F. St. „Frau Grart“ v. Flibuostier a. d. Union, 675 kg (Reiter Hr. v. Tepper-Laski) {lug na cinem harten Kampf des Grafen M. Swbmettow 6 jähr. dbr. H. „Blücher“ v. Grimston a. d. Fragola, 70 kg (Reiter Hr. v. Paczenski) mit einer Länge und erhielt den ersten Preis von 1320 , „Blücher“ das zweite Geld mit 240 4 überlassend. Zeit 1 Min. 45 Sek. Diesem Rennen folgte um 54 Uhr:

_IV, Verkaufs-Rennen. Klubpreis 1200 A. Für 2 jähr. und ältere inländ. und österr.-ungar. Pferde. 60 4 Eins., ganz Reug. Gew. 2jähr. 54 kg, 3jähr. 68 kg, 4jähr. 75x kg, 5Sjähr. 774 kg, 6jähr. und ältere Pferde 78 kg, Stut und Wal. 15 kg erl. Der Sieger ist für 3000 X käuflich, für jede 500 / weniger 224 kg. erl. Dist. 900 w, Zu nennen bis 6. Juli odcr mit doppeltem Eins. resp. Reug. bis Tags vor dem Rennen, Abends 6 Uhr. Mit ein- fawem Einsay waren 5 Pferde genannt, von denen zwei Reuzeld zahlten, da aber mit doppeltem Einsaß noch cbensoviel uabgenannt waren, so erschienen 8 Pferde am Pfosten. Es siegte nach cinem sehr \{charfen Rennen und harten Kampf des Grafen M. Schmettow 3jähr. br. St. „Schooskind“ v. Flibustier a. d. La fille de Regiment, 99 kg (Metcalf), mit einer halben Länge gegen des Hru. U. v. Oerßen 3jähr. br. St. „Alraune v. Laneret a. d. Alberta, 564 kg (E. Fisf). Zeit 1 Minute 5 Sekunden. Werth des Rennens 2100 , welche „Scboosfkind“ zufielen, Die Siegerin wurde bei der Auktion mit 2000 M vou ihrem Besißer zurücgekauft. Um 6 Uhr \{loß si diesem Rennen an:

V. UVeberraschung- Hürden - Rennen. Klubpreis 1200 X Handikap. Herren-Reiten. Für 3jähr. und ältere inländ. und österr.- ungar. Pferde. 80 4 Eins, 40 A Reug., doch nur 20 4, wenn bis 6. Juli nicht angenommen. Sieger eines Hindernißrennens, nach Bekanntmachung der Gewichte (1. Juli), im Werthe von mindestens 1500 MÆ. 23 kg, von mehreren solcher Rennen oder eines von 3000 A und da:über d kg extra. Dist. 2200 m. Das dritte Pferd rettet den Eins., der Rest der Eins. und Reug. zwishen dem ersten und zweiten Pferde getheilt. Geschl. 22. Juni. Von den 15 Uuterschrif- ten, welche dieses Rennen aufwies, zahlten 10 Pferde das Reugeld von 20 und 1 das höhere Reugeld. Des Prinzen Fr. Haßfeldt 4 jähr dbr. H. „Rusticus“ v. Rustic a. d. Eda, 65 kg (Reiier Bes fißer) führte vom Start bis zum Ziel und {lug mit zwei Längen des Lieut. v. Tresckow 1. (3.Ul.) 6 jähr. br. H. „Fadckelträger“ v. Sn a. d. Hymen (Reiter Besißer). Ebenso weit zurück kam dis

ieut. C. Pießschke dbr. H. „Flohtanz®“ v. Mameluke a. d. Sequi- dilla, 73 kg (Reiter Lieut. v. Witte vom 12. Husaren-Rgt.) als dritter ein und rettete dadurch seinen Einsaß, während „Rusticus*“ 1460 4 und „Faelträger“ 260 K erhielt. Den Schluß des Tages bildete um 63 Uhr:

VI. Porto-Steeple-Chase. Klubpreis 2000 A Handi- cap. Für Pferde aller Länder. 150 4 Eins., 100 A Reug., do nur 30 Æ, wenn bis 6. Juli nicht angenommen. Sieger eines Rennens, nach Bekanntmachung der Gewichte im Werthe von min- destens 1500 M 23 kg, von mehreren solcher Rennen oder eines Ren- nens von 3000 M und darüber 5 kg extra. Dist. 4500 w. Das dritte Pferd rettet den Eins, der Rest der Eins. und Reug. zwischen dem ersten und zweiten Pferde getheilt. Geshl. 22. Juni. Das Rennen hatte 25 Unterschriften, von denen 12 das Reugeld von 30 M und 6 dasjenige von 100 #4. zahlten. 7 Pferde ershienen am Pfosten und zwar diesmal von Jockeys5 geritten, von denen nur 4 Pferde das Ziel passirten. Es fiegte des Lieut. v. Schmidt-Pauli sjähr. br. W. eCincinnatus“ v. Victorious a. d. Roma, 75 kg (Hanreich) mit einer guten Länge und nach einew sehr heißen Kampf gegen des Hrn. G. F. I. 4jähr. br. H. „Good Morning" v. Buccaneer a. d. ood Night, 703 kg (Phillips), des Hrn. O. Oehlschlägers a. br. SL „Calrossie* v. Skottish-Chief a. d. Curatrix, 79 kg (Levitt) wurde dritte und rettete dadurch ihren Einsaß, während „Cincinnatus“ 2980 M und „Good Morning“ 980 4 erhielten. Der zweite Ertra-Renntag ift auf Sountag, den 25. d. M,, festgeseßt.

Die Direktion des Belle-Alliance-Theaters will, laut gewordenen Wünschen Folge gebend, das Volks\tück „Der Ratten-

fänger von Hameln“ noch einmal zur Aufführung bringen, und zwar soll dasselbe am nächften Mittwoch bei halben Kaßsenpreisen (zum 172. Malc) in Scene gehen. In Folge davon wird das Lustspiel „Harun al Raschid“, welches vielen Erfolg hatte, auf einen Abend ausgesetzt, bleibt aber vom Donnerstag ab ununterbrochen auf dem Repertoire.