1880 / 173 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Jul 1880 18:00:01 GMT) scan diff

heute um 5 Uhr ein Durbar abgehalten, der von allen angesehensten Chefs und Sirdars von Kabul und dessen Nach- barschaft besucht war. Eine Deputation Abdur Rahmans war zugegen. Sirdar Abdur Rahman wurde von Jhrer Majestät egierung öff.ntlich und förmlih als Emir aner- kannt. Jm Lande herrscht völlige Ruhe“. Eine Depesche der „Daily News“ aus Kabul vom 23. d. M. äußert sich über das Ereigniß wie folgt: „In dem gestern abgehaltenen Durbar erkannte Mr. Lepel Griffin, Namens des Vizekönigs der Königin-Katferin von Indien Abdur Rahman öffentlich als Emir von Afghanistan an und kündigte den baldigen Rückzug unserer Truppen innerhalb der im Vertrage von Gandamuk fixirten Grenze an. Es sei eine Quelle der Be- friedigung für die Regierung, daß die Stämme einem ausgezeichneten Mitgliede der Familie Barakzai,! einem berühmten Soldaten, einem weisen und erfahrenen Manne, der fo lange in Freundschaft mit den Briten gelebt, den Vorzug gegeben hätten. Er würde unsere Unterstüßung erhalten. “Die britishe Freundschaft würde am besten dadurh bewiesen werden, daß Männer geschüßt werden, die den Briten Dienste geleistet haben. Sir D. Stewart beschwor die Sirdars, alle Privatstreitigkeiten fallen zu lassen und {ih zu vereinigen, um dem Emir in der Wiedcr- herstellung von Frieden und Ordnung in Afghanistan beizustehen. Die Sirdars hörten s{weigend zu.“ Der „Times“ wird aus Kabul vom 22. d. gemeldet: „Piele Führer der- Partei Jacubs haben {ih Abdur Rahman an- geshlossen. Leßtgenannter hat auf Ersuchen der britishen Behörden alle in Turkestan mit Beschlag kbelegten Waaren freigegeben. Die cnonsne Armee wird wahrsccheinlich binnen drei Wochen den Rückzug antreten.“ __— 26. Juli. (W. T. B.) Eine amtliche Meldung aus Simla vom 24. d. Mts. lautet: Von Kundschaftern wird berihtet, daß von den Truppén Ajub Khans der Fluß Helmund in der Richtung nach Hyderabad überschritten wor- den ist, und daß ein Theil der Kavallerie Ajub Khans am 21. d. bis Sanghar, in eine Entfernung von nur 14 Meilen vom englischen Lager, gelangte, dann aber wieder umkehrte. Jm englischen Lager erwartete man am 22. d. M. den An- marsch der 4000 Mann starken Kavallerie Ajub Khans und am 283. d. das Eintreffen des Gros seiner Truppen. Die englishen Truppen hatten in der Besorgniß vor einem nêcht- lihen Angriff ihren Lagerplaß verändert.

Frankreich. Paris, 25. Juli. (W. T. B.) Anläßlich der Uebergabe der Fahnen andie Truppen in den Pro- vinzen fanden in sämmtlichen Garnisonen Re vuen statt. Ein Zwischenfall eee sih hierbei in Cherbourg, wo- felbst Admiral ibourt, welcher es unterlassen hatte, die Tribüne des Munizipalrathes zu salutiren, von der Menge zum Gegenstand feindseliger Kundgebungen gemacht wurde. Der Munizipalrath beschloß, falls Ribourt nicht verseßt würde, zurüdzutreten.

Heute hat im 19. Arrondissement eine Versamm- lung unter dem Vorsiße Rocheforts stattgefunden. Jn dieser Versammlung griffen Canivel, Clovis und Hughues die op- portunistishe Politik Gambetta's und Gallifets heftig an, Einige Anwesende, welhe gerufen hatten: „Es lebe Gam- betta !“ wurden mit Entfernung bedroht, indeß erbat Rochefort den Schuß der anwesenden Kommissäre für die Bedrohten.

Die „France“ sagt bei Besprechung der Entsendung von französischen Dffizieren nah Griechenland: Die Aufgabe der Mission sei eine rein technishe. Jm Falle eines Konflikts zwischen der Pforte und Griechenland sei den ‘Mitgliedern dex Mission formell untersagt worden, nicht allein si an eventuellen Engagements zu betheiligen, sondern den- selben au als Zuschauer anzuwohnen.

__— 26. Zuli. (W. T. B.) Gestern Abend fand im Stadt- viertel von Belleville zu Ehren der Amnestirten ein Banket statt, bei welhem Rochefort den Ehrenplaß einnahm. Cassiaux brachte einen Toast auf Rochefort aus, dessen Feder den Sturz des Kaiferreiches herbeigeführt habe, und der jetzt zurügekchrt sei, um für die Freiheit und gegen den Oppor- tunismus zu kämpfen, Rochefort trank auf eine Vereinigung der Sozialisten bei den 1881 stattfindenden Kammerneuwahlen. Diese unerläßlihe Vereinigung müsse den Opportunismus diszipliniren, der troß seiner Versprehungen es niht wage, die Märzdekrete auszuführen und die Armee und den Richter- stand zu reformiren. Man müsse aber warten. Rochefort stellte dann einer Liste von Opportunisten eine Liste von Jntran- A gegenüber und age Ferré, Delescluze, Flourens eien Bourgeois gewesen; Millière sei gemordet worden, ihn müsse man rächen. Rochefort {loß mit einem Toast auf die Vereinigung aller Arbeiter. Auf den Toast Rocheforts folgten andere ähnlihe Toaste. Das Banket {loß erst gegen 10 Ühr.

___ Spanien. Madrid, 25. Juli. (W. T. B.) Nah einem Telegramme aus Manila haben daselbst gestern Abend neue Erdershütterungen stattgefunden und großen Schaden angerichtet.

Griechenland. Athen, 17. Juli. Der „Pol. Corr.“ wird von hier geschrieben : Die greutige Aufregung, in welcher seit gestern die Bevölkerung von Athen und ganz Griechenland und, wie berichtet wird, auch die Griechen von Konstantinopel und in den beiden Nach- barprovinzen Epirus und Thessalien sih befinden, is eine so tiefgehende, daß ih die Regierung, die in der nächsten Zeit an die volle Aufopferungsfähigkeit des griehishen Volkes zu appelliren gedenkt, zu dieser Stimmung nur beglückwünschen kann. Die unmittelbarste Konsequenz dieser Stimmung ist, Taß die Freiwilligen massenhast zu den Fahnen strômen und schon jeßt mehr als 14 Bataillone anstatt der in Aussicht genomn:enen 11 komplét sind. Troßdem und unge- achtet aker ernstlihen Rüjt ungen darf nicht behauptet wer- den, daß der Zweck derselben ein offensiver sei. Wollte die Pforte dennoch auf den vermeintlih offensiven Charakter der- selben hinweisen, so geshähe dies nur, um den Vorwand zu haben, die Beschlüsse der Konferenz und die Vorschläge der Botschafter in Konstantinopel zu- ignoriren. Griechenland ist, wie der König und Trikupis wiederholt auszusprehen Ge- legenheit hotten, weit entfernt, eine Politik der Aben- teuer verfolgen und einen Krieg mit der Türkei herauf- een zu wollen. Dagegen betrachtet man es für uner- läßli, sih rechtzeitig darauf vorzubereiten, den Beschluß der Konferenz ausführen und. die Nachbarprovinzen beseßen zu können. Dies ist der alleinige Zweck der griehishen Rüstun- en. Die gestern Mittags dur den Gesandten von Eng-

nd Mr. Corbett stattgefundene offizielle Ueber- reihung der unterzeihneten' Kollektivnote hat vorläufig in der Situation nichts geändert, und die griechische Regie- rung hält sich für verpflichtet, die Antwort der Pforte abzu- warten. Troßdem sind die Dekrete betreffend die Mobilisirung und die gleichzeitige Einberufung der Kammer schon vorgestern

; 7000 Mann, haxt an der; ostrumelishen Grenze konzentrirt

, Kammer, welche die betreffenden Kredite votiren wird, soll am | 15./27. September zusammentreten, was aber keineswegs bedingt,

daß die Mobilmatiüng bis dahin vertagt bleiben muß. Aus Anlaß der Ueberreichung der Kollektivnote ertönte noch am selben Nachmittag das feierlihe Geläute aller Kirchenglocken, die Straßen shmüdckten sich mit Fahnen und Blumen, Abends fand Beleuchtung statt, und auf den öffentlihen Pläßen wurde Feuerwerk abgebrannt. Gegen 10 Uhr strömten wenigstens 10 000 Menschen mit Lampions und einer Musikbande aus den Kirchen, in welchen Dankgottesdienst stattfand, durchzogen in großer Ordnung jubelnd die Straßen, brachten Hochrufe auf die Shußmächte aus und versammelten sihch schließlich vor dem illuminirten Rathhause. Aus allen Städten und Dörfern der Provinzen laufen gleihe Nachrichten ein.

Türkei. Der Konstantinopeler Berichterstatter des „Dally Telegraph“ meldet unter dem 20. d. M. : „Conseils folgen Conseils in kurzen Pausen, in welchen die allerwichtigste Frage, nämli die auf die Kollektivnote der Mächte bezüglich der griechishen Grenze zu ertheilende Antwort diskutirt wird. Eine Entscheidung ist bis jeßt noch nicht getroffen worden, aber es ist niht unwahrscheinlih, daß die

rage auf eine oder die andere Weise in dem auf eute Morgen anberaumten großen Ministerrathe ihre Er- edigung finden wird. Sollten die Minister in dieser Zu-

daß die endgültige Entscheidung, wie dies bei Gelegenheit der Konstantinopeler Konferenz der Fall war, dem großen National- rathe, worunter sih die Spißen aller religiösen Gemeinden befinden, überlassen werden wird. Dieser Rath würde als- dann schleunigst einberufen werden.“

__ Scutanl, 2 Ulli (Wi, Pr) Die albb@ne- sishe Liga verwendet neuerdings große Summen, um gewisse strategisch wihtige Pässe und Orte in Vertheidigungszustand zu segen. So wurden für die Befestigung von Meßowo 150 000 Piaster, für jene von Prevesa 125000 Piaster und für die neu herzustellende Verschanzung von Arta 80000 Piaster ausgeworfen. Die entsprechenden Arbeiten wurden bereits in Angriff genommen.

Antivari, 22. Juli. (W. Pr.) Jn einem Felde auf dem Gebirge Korab, wo gegenwärtig die albanesischen Truppen konzentrirt sind, wurden bedeutende Munition 8s- vorräthe für Henry - Martinigewehre vorgefunden, welche seinerzeit von ‘den zum Entsaße Podgorißas heranrücckenden regulären türkischen Truppen dort in einer Höhle verborgen wurden. Für den Ph: eines Angriffes Seitens Griechen- lands auf Fanina haben sih die albanesishen Bewohner von Ochrida, Trikala, Elbassan, Philates und anderen Ort: shäften an der Grenze zu einem gemeinsamen bewaffneten Widerstande verbunden.

Bulgarien. Sofia, 15. Juli. (Pol. Corr.) Bei dem strategish wichtigen Orte Jhtiman wurden ausgedehnte Arbeiten behufs Errichtung eines Herbstlagers in Angriff enommen. Alle Waffengattungen sollen im Lager vertreten ein und Na Brigademanöver stattfinden. Von noch größerem Jnteresse ist noch ein anderer militärisher Vorgang. Es werden nämlich in aller Stille ganz beträchtlihe Streit- kräfte im Südosten des Fürstenthums zusammen- gezogen. Man versichert, daß bereits 9 Druschinen, eine Feld-, eine Gebirgs8batterie und 3 Escadronen, also im Ganzen etwa

seien.

Montenegro. (W. T. B.) Nach in Ragusa vorlie- genden Nachrichten hätten die Montenegriner die Alba- nesen neuerdings bei Cermaniza angegriffen, 32 Al- banesen getödtet und das Vieh derselben fortgetrieben.

Dänemark. Kopenhagen, 24. Juli. (W. T. B.) Der Reichstag hat das Armee-Organisations-Gescß definitiv angenommen. Die Session des Reichstags wird heute geschlossen. :

Ir, 290 des Central- Blatts für das Deut|sGe Rei ch“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden ÎIn- halt: Allgemeine Verwaltungssahen: Auêweifung von Ausländern aus dem Reichsgebiete. Zoll- und Steucrwesen: Bestellung eines Stations-Controleurs. Veränderungen im Bestande und in den Befugnissen von Zoll- und Steuerstellen. Eisenbahnwesen : Eröffnung einer Haltestelle. Konsulatwesen: Ernennungen; Einziehung eines Könsulats; Excquaturertheilung.

Nr. 30 des Justiz-Ministerialblattes hat folgenden Jn- halt: Allgemeine Verfügung vom 17. Juli 1880, betreffend die von den Beamten der Staatsanwaltschait an andere Behörden zu macben- den Mittheilungeu. Allgemeine Verfügung vom 21. Juli 188?, betreffend die Hinterlegung der Sukkumbenzgelder in den Kafsations- hd: ias aus dem Bezirk des vcrmaligeu Appellationsgerihtshofes zu Cöln.

Nr. 39 des „Amtsblatts des Neihs-Postamts“ hat folgenden Inhalt; Verfügung: vom 17. Juli 1880: Postkarten mit Antwort im Verkehr mit Oesterreih-Ungarn.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlicbungea des Katserlihen Gesa ck- heitsamts sind in der 29, Jahreswoche von je 1000 Be- wohnern, auf den Jahresdurchichnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 39,8, in Breslau 50,1, in Königsberg 38,7, in Sôln 37,9, in Frankfurt a. M. 25,2, in Hannover 17,0, in Cassel 26,7, tin Magdeburg 38,9, in Stettin 45,5, in Altona: 30,3, in Straßburg 34,2, in Metz 21,1, in München 37,8, in Nürnberg 26,6, in Augsburg 25,2, in Dresden 28,3, in LeiÞzig 30,3, tn Stuttgart 22,4, in Braunschweig 21,0, in Kärlsruhe 11,4, in Hamburg 26,0, in Wien 26,8, in Buda- pest 34,2, in Prag 43,1, in Triest —, in Krakau 31,8, in Basel 25,5, in Brüssel 19,6, in Paris 22,6, in Amsterdam 25,3, in Kopenhagen 23 4, in Stockholm 28,7, in Christiania 26,7, in St. Petersburg 52,4, in Warschau —, in Odessa —, in Rom 242, in“ Turin —, in Bukarest 25,2, in Athen —, tin Madrid —, in London 20,5, in Glasgow 19,1, in Liverpool 25,8, tn Edinburgh/16,5, in Dublin 30,3, in' Aléxandria tk 46,8. Ferner aus früheren Wochen: iu New- Yöork 33,1, in Philadelphia 29,3, in St. Louis 19,7, in Chicago 17,5, in Cincinnati 27,0, in St. Franzisko —, in Bombay 27,8, in Calcutta 17,4, in Madras 37,1.

Die. beim Beginn der Woche an den ostdeutschen Beobachtungs- orten vorherrschenden westlihen und nordwestlihen, an den tnittel- und westdeutschen Stationen südlichen und südwestlihen Windrich- tungen gingen bald. ziemlich allgemein in östliche und nöordöstliche, in Breslau, Bremen und Cöln nah kurzem Wechsel mit Nordwest, in Konitz in \üdöftlihe Luftströmungen über und blieben auch bis an das Wochenende vorwiegend, nur in Cöln gegen den Schluß der Woche hin nach Süd umspringend. Die Téêmperatur der Luft ent-

sammenkunst zu keiner Einigung gelangen, so glaubt man,

ersten Tagen der Woche, sank um die Mitte der Woche, zeigte aber am Schluß derselben wieder steigende Tendenz.

_ Während si die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte Mittel- und Südeuropas, namentli aber der deutschen, un- günstiger gestalteten, zeigten die west- und nordeuropäishen und Berlin eine Abnahme der Sterblichkeit. Die allgemeine Sterblich- keitsverhältnißzahl für die deutshen Städte stieg auf 31,2 von 30,0 der vorhergegangenen Woche (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet und zeigt eine abermalige bedeutende Steigerung der Sterblichkeit des Säuglingsalters, obgleich in Berlin eine namhafte Abnahme derselbea stattfand. Von 10000 Lcbenden starben aufs Jahr berechnet, 162 Kiader unter 1 Jahr, gegen 144 der Vorwoche (in Berlin 262 gegen 279).

__ Unter den Todesursachen traten Darmkatarrhe und Brehdur- fälle der Kinder noch mehr als in der vorangegangenen Woche in den Vordergrund, obglei die Zahl derselben in Berlin abnimmt. Fast in allen größeren Städten Deutschlands haben Todesfälle an diesen Krankheiten zugenommen, so in München, Königsberg, Stettin, Leipzig, Hamburg, Altona, Braunschweig, Frankfurt a. M.,, Straß- PUra U. a, am meisten jedoh in Breslau. Die Gesammtzahl der aus deutschen Städten daran gemeldeten Todesfälle stieg auf 1083 (davon entfallen auf Berlin 380, auf Breslau 112). Aut ín Wien, Pest, Paris, London, St. Petersburg ist die Zahl der hierdurch bedingten Todes- fälle eine bedeutendere. Masern, Scharlachfieber und Diphtherie zeigten nur unwesentlihe Veränderungen in ihrem Vorkommen. Masern wurden in Danzig, Prag, Magdeburg, Halberstadt, Lüne- burg u. a., Scharlachfieber in Berlin, Elberfeld, London, Stockholm, Diphtherie in Hamburg und Berlin no% immer häufig Todesveran- laffung. Typhöse Fieber und Rückfallsfieber zeigten meist Ab- nahmen, nur in St. Petersburg stieg die Zahl der Todesfälle wieder erheblich. Todesfälle an Flecktyphus wurden aus Berlin, Elbing, Müncen, Bukarest je 1, aus Dortmund und Valencia je 2, aus Murcia 4 und St, Petersburg 40 gemeldet. Pockentodesfälle haben in Wien, Paris, Pest, Bukarest und Alexandria abgenommen, in Prag, Krakau, St. Petersburg, Christiania, Venedig, Malaga, Murcia, Barcelona und Cadix blieben sie fast in gleicher Höhe wie in der Vorwoche. Aus Königshütte werden 2 Todesfälle an Pocken, aus Berlin 1 Todesfall an Varicellen gemeldet. Das gelbe Fieber in Rio niwmt langsam ab, in der ersten Junihälfte erlagen dem- selben noch 36 Personen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

___Im Verlage der W Mösershen Hofbuchdrukerei hierselbst ist eine handlihe Ausgabe der sämmtlichen neueren deutschen RNeichs- und preußishen Staatsgesetze, betreffend das Staatskirchenrecht, ershienen. Dieselbe enthält zunächst die beiden Reichsgesete, betreffend den Jesuitenorden, vom 4. Juli 1872, und betreffend die Verhinderung der unbefuzten Ausübung - von Kircbenämtern, vom 4. Mai 1874, und dann die 17 Nummern um- fassend-n einfchlägigen preußischen Geseße und Verordnungen, von den Maigeseßen des Jahres 1873 an bis zu dem neuesten Gesetz, betreffend Abänderungen der kirchenpolitishen Geseße, vom 14. Juli 1880.

Von dem im Verlage von Paul Nef in Stuttgart erschie- nenen, feinec Zeit bereits be)prohenen instruktiven Schriftchen „Psychiatrishe Winke für Laien“, vom Direktor Dr. J. L. A. Koch, Vorstand der K. Pflegeanstalt Zwiefalten , ist bereits eine zweite Auflage nöthig geworden. (Preis eleg. bro. 1,20 46)

Von dem Prachtlieferungs8werk “Der Vaterland in Wort und Bild“ (Verlag der Gebrüder Kröner in Stuttgart) liegen jeßt 55 Lieferungen vor. Die 54. Lieferung ist besonders in- teressant dur die Beschreibung der Burg Hohenschwangau, des berrlih gelegenen Lieblingswohnsißes Sr. Majestät des Königs von Bayern. R. Püttner führt dem Leser die Burg in mehreren roman- tisch-ftimmungsvollen Abbildungen vor Augen. Dann geleitet uns in s{wungvoller Rede K. Stieler weiter in den Bergen, und zwar in das shône Salzburg, welches nebst Umgebungen uns Püttner und Ritter in folgenden Zeichnungen veranschaulichen : Residenzplaß mit dem Hofbruznnen, Kirchhof von St. Peter, Schloß Mirabell, Mozarts Standbild und Mozar:hänschben, Schloß Leopoldskron, Schloß Hell- brunn, Steinernes Theater, Hellbrunn : Partie an der Tischgrotte. An großen Holzschnitt-Kunstblättern enthalten die leßten Lieferungen fölgende: Wimbachklam, von I. G. Steffan; Ischl von L. Ritter ; St. Wolfgang mit dem Schafberg, von K. Raupp;. Partie vom Gosau-See, von G. Cloß.

Land- und Forstwirthschaft. Wie der „Economiste trançais“ dem im Auftrage ves Ministers Grafen Torreno veröffentlichten Werke: „Estudio s0vre h Exposi- cion' viniccla nacional de 1877“ entnimmt, beträgt die in S panien mit Wein bebaute Fläche iin Ganzen 1167 575. ba, also: 25 0/9 der ganzen Landesfläche. Die einzelnen Haupt-Landestheile gruppiren sich nach dem Verhältniß des Weinbergéareals zu der Gesammt- Bodenfläche wie folgt: Catalonien 5,86 %/9, Valencia 5,47 °/,, Alt- Castilien 3,12 %, Neu-Castilien 2,41 °/9, Navarra und die bas- kischen Provinzen 2,14 9%, Andalusien 1,89: 9%, Galicien und Leon 1,84 %%, Arazonien 1,84 °/0, Marcia 0,98 9/6, Estremadura 0,60 °/9, Asturien 0,24 °%/. Die Gesammt-Weinproduktion Spaniens beträgt int,‘ Durchschnitt: jährich 20 119000 b1,. d. h. 17,22 hl auf den Hektar Weinbergland. Rechnet man jedoch die 400 00) hl Wein, welche die balearischen Jnseln p. oduziren, hinzu, so steigt die vorangegebene Summe auf 20519000: bl oder 17,30 auf den Hektar. Was die Güte des Weins betrifft, so liefera die Nord- provinzen (Navarra, die baskishen Länder, Ealicien) sehr vielen aber ordinären Wein, der größtentheils im Lande selbs verbraucht wird. Befier find die Weine Alt-Castiliens. Die aragonesischen Weine sind den südfranzösishen ähnlih, aber stärker ; ein großer Theil davon wird nach Fraukreih exportirt und dient zum Verseten. Am meisten Wein bauen die Catalonier; das Erträgniß dieses Lan- destheils ftellt 1/5 des Gesammterträgnisses dar: die Provinzen Bar- celona und Tarragona erzeugen zusammen mehr als 3 Millionen Heîtoliter. Indessen entspriht der Quantität niht gerade eîne be- sondere Qualität ; sie werden vielmehr hauptsächlich wegen ihrer Farbe und ihrer Stärke vom Handel geshäßt, welcher davon große Mengen nah Frankreich exporlirt. Dasselbe gilt von den Valencianischen Weinen, die von den Franzosen viel zur Mischung gebraucht werden. Der Wein von Alicante, dessen Anbau jedoch ein be)\chränkter, ist wegen seiner tonishen Eigenschaften sehr gefragt. Für das beste Gewächs der Provinz Estremadura gilt das von Olivensa. Die an- dalusischen Weine aber sind es, welche Spanten auf dem Gebiete der Weinkultur einen Weltruf vershaft haben, denn dort wachsen die berühmten Weine von Xeres und Malaga, Liqueurweine, welche eine sorgfältige, umständlihe Behandlung erfordern und besonders in England sehr hoh geshäßt werden. Gin großer Theil der Wein- gärten von Xeres ist daher auch in den Händen von Engländern, welche die Fabrikation der Weine sehr geshickt zu handhaben Ut und sie, um der Nachfrage zu genügen, mit Weinen von Huelva, Sevilla unñd selbs Cordova vershneiden. Der Export geht über Cádir, von wo alljährlich hHunderttausende von | Tonnen nah den britishen Inseln befördert werden. Der Auf- s{chwung des spanischen Weinexports datirt erst seit dem Jahre 1869, Damals betrug derselbe 1 857 842 þb1 und ftieg mit einziger Unterbrechung durch den Bürgerkrieg von 1876 bis auf 2672 168 hl im Jahre 1878, Der Weinimport is dagegen äußerst des (1878 4646 hl) und beschränkt sich fast allein auf die besseren

ranzösischen Weine. Gewerbe und Handel.

Die spanische Regierung hat das von ihr unter dem 28, Februar d. J. erlassene Verbot*) der Einfuhr von Schweinen und Schweinefleish aus Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika durch Dekret vom 10. Juli d. J., in wehem zugleih die mikroskopishe Untersuchung der betrcffenden Importstücke angeordnet is, wieder aufge-

spra dem Monatêmittel und war eine höhere. Von Regengüssen

zur Signirung an den König nah Kopenhagen abgegangen. Die

begleitete G.witter entluden sich häufig. Der Luftdruck stieg in den |

hoben.

*) S. Reichs-Anzeiger vom 31, März d, J.

Der Aufsichtsrath. der Danziger Oelmühle, Kom- manditgesellschaft auf Aktien, hat beshlossen, aus dem Rein- gewinn des Geschäftsjahres 1879/80 eine Dividende von 4 °/o zu ver- theilen. Während das Etablissement das Verwaltungsjahr 1878/79 in Folge sehr ungünstiger Umstände mit einer Unterbilanz von 168 000 A abs{loß, haben günstigere Verhältnisse des Jahres 1879/80 es ermöglicht, dieses Defizit vollständig auszugleichen und nah den Abschreibungen noch den Betrag von 40000 4 zur Dividenden- vertheilung disponibel zu mahen. Die Mühle hat von Anfang August 1879_ bis Ende April 1880 gearbeitet und in dieser Zeit 82 009 Ctr. Oel und 130 000 Ctr. Oelkuchen produzirt.

Nah dem amilien Ausweis über den Handel Fran k- reis für das erste Semester 1580 betrug die

Einfuhr: 38 0 F 823 702.000 F Nahrungsmittel 967 138 000 Fr. 2 r. Rohprodukte 1107135000 , 19090841000 , Fabrikate 212 755 000 211 167000 , Verschiedenes 115 875 000 , 105 315 000

Zusammen 2402 903 000 Fr. 2 231 025 000 Fr. Ausfuhr: 1880 1879 Fabricirte Waaren 884 588 000 Fr. 827 101 000 Fr. Nachrungsmittel und Rohprodukte 661041000 , 670524000 , Verschiedenes 90 136 000 ,„ 79 501 000 Fr.

Zusammen 1635 768 000 Fr. 1577 126 000 ,

Der Ueberschuß der Cinfuhr über die Auéfuhr hat somit 767 231 000 Fr. betragen, gegen 653 890 000 Fr. in 1879. ; Die Differenz kommt aus\ch{ließlich von der um 143 436 000 Fr. höheren infuhr von Lebensmitteln her, der eine Zunahme von 57 487 000 Fr. in der Ausfuhr voa Fabriken gegenübersteht. Alle übrigen Rubriken haben sich verhältnißmäßig wenig verändert.

Ueber die Entwerthung des Papiergeldes in Japan enthält das „Deutsche Handels-Archiv“ einen Artikel, dem wir Fol- gendes entnehmen: Bekanntlich existirt in Japan eine große Menge nicht einlöélihes, vom Staate und von den zahlreichen Zettelbanken ausgegebenes Papiergeld. Dasselbe bildet im internen Verkehr das einzige Cirkulations-Medium und wird in der Summe auf 160 Millionen Yen ges{häßt. Im Jahre 1873 hatte man die merkwürdige Erscheinung, daß das Papiergeld { °/9 höher als die Geldwährung im Preise stand, ein Verhältniß, welches bis zu Anfang April des Jahres 1874 andauerte; mit diesem Zeitpunkte verlor es sein Agio gegen Gold. Während des Jahres 1875 sank das Silber immer mehr im Preise, wovon sowohl der Gold-Yen als der Papier-Yen profitirten. Im ferneren Verlaufe kam der Gold-Yen zum ersten Male auf ein Agio von 4 %% gegen den Silber-Yen, und das Papiergeld wurde dem Silbergelde gleichges{äßt. Im Jahre 1876 stand der Papier-Yen im Maximum auf 5F °%/% Disagio gegen den Gold-Yen, im besten

alle al pari mit ihm. Das Maximum des Disagio des Papier- Min war im Jahre 1877 gegen den Sildver-Yen 6} und gegen den Gold-Yen 84 9/. Seit August desselben Jahres sank der Werth des Papier-Yen gegen den Gold-Yen und Silber-Yen immer mehr, und er hatte im Laufe des Jahres gegen Gold im Maximum 20 und gegen Silber 31 %/ Disagio aufzuweisen. Während der Papier-Yen vor vier Jahren mit Silber noch al pari stand, steht derselbe gegen- wärtig (Frühjahr 1880) Fiten Silber auf 55% Disagio. Als im Jahre 1877 zur Bestreitung der durch den Saßuma- Aufstand erwachsenen außerordentliden Ausgaben Seitens der Re- gierung eine weitere Ausgabe von 27 Millionen Papier-Yen statt- gefunden hatte, fiel der Cours desselben gegen Silber um 3 bis 4 %, eine Differenz, welhe mit Errichtung der Zettelbanken in demselben Verhältnisse zunahm, wie die Ausgabe von Banknoten Seitens dieser Institute fortschritt. Nach dem leßten Budget sind zwar 7 500 000 Pen Staatspapiergeld von der Regierung seitdem zurückgezogen wor- den, doch hatte diese Maßregel auf die Hebung des Courses der be- treffenden Scheine keinen Einfluß, weil die fortgeschte Ausgabe von Banknoten Seitens der Banken dieselbe paralysirte. Jedenfalls steht man heute vor der Thatsache, daß, während am 83. April 1878 der Cours des Papiergeldes mit 9 9/% Disagio notirt wurde, derselbe an dem nämlihen Tage 1879 26 °/0, und heute wiederum ein Jahr später, 55 % Disagio aufweist. Bei einem Notenumlauf von 160 Millionen hat das Papiergeld in der kurzen Periode von zwei Jahren, nach dem Course auf Münze zurückgeführt, eine ganz enorme Entwerthung erfahren; es _ waren die umlaufenden Noten werth im April 1878: 146 800 000 Silber-Yen, im April 1879: 127 090 000 Silber-Yen und im April 1880: 105 250 000 Silber-Yen. Die Meinungen über die Ursachen dieser \{nellen und im hohen Grade beunruhigenden Depreciation sind sehr verschieden. Berichterstatter erklärt dieselbe durch die übermäßige Vermehrung des Notenumlaufs und ist der Ansicht, daß das richtige Maß überschritten wurde, als die Regierang den gegründeten Banken die Ausgabe von Papiergeld gestaltete. Für diese Annahme spreche {hon der Umstand, daß von dieser Fe an die Entwerthung stetig zugenommen und mit der Ver- mehrung der Banken gleien Schritt gehalten. Wie lange dieses Sinken des Papiergeldes noch andauern werde, sei unmöglich voraus- zusehen; jedenfalls scheine es an der Zeit, die Hoffnung fallen zu lassen, welhe vom Handelsstande genährt werde, daß die bevor- stehende jährliche Seiden- und Theeausfuhr, welche das Ausland in Silber bezahlt, auch nur eine zeitweilige Hebung der Course des Papiergeldes hervorrufen werde. Die Kaufkraft der Noten sei im ganzen Lande gesunken, in einzelnen Theilen desselben werde bereits ihre Annahme überhaupt verweigert und in den gewohnten Preisverhältnissen mae sich eine Störung fühlbar, welche die Konsumtion vieler Dinge {hon jeßt wesentlich vermindert habe. Die eingeführten Waaren würden um den ganzen Betrag der Coursverschiedenheit vertheuert, und die Furcht vor weiterer Erniedrigung im Preise des Papiergeldes habe ein allgemeines Schwanken und Mißtrauen wachgerujen, welches dem Handel große Opfer auferlege. Um dem weiteren Sinken des Papiers zu steuern, werde es geshickter und umfassender Finanz- maßregeln bedürfen und werde vor Allem seiner Vermehrung Einhalt zu thun sein, wozu bis jeßt jedoch Maßregeln noch nicht ergriffen worden seien.

Nürnberg, 23. Juli. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held, Hopfenkommission8gescbäst.) D’ “rnteaussihten sind unver- ändert günstig und die Wahrscheinlichkeir eines niederen Preis\tandes der neuen Ernte wird eine immer größere. Die Preise der 79er Produkte fallen von Tag zu Tag ab und die Eigner acceptiren selbst

anz niedrige Angebote. Für O Exports wurden in den

seten Tagen etwa 200 Ballen dem Markte entnommen und zwar größte: theils zum Preise von 30—45 4 Die Stimmung ist eine matte. Die Preise variiren zwischen 30—90

Wlu0aow, 24, Iu, (W, T. D) Be Bovrrathe von Roheisen in den Stores belaufen fih auf 452 500 Tons gegen 284 900 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 117, gegen 90 im vorigen Jahre.

Verkehrs-Anstalten.

Seite, 20; Un. (W: D O) Der Lorobddamv fer „Austria“ ist heute Nachmittag mit der ostindish-chinesishen Veberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

Berlín, 26, Juli 1880.

Berliner Rennbahn zu Hoppegarten 1880. II, Ertra-Tag: Sonntag, 25, Juli, Nachmittags 4 Uhr.

Auch am zweiten Extratage hatte ‘sich die Rennbahn eines sehr zahlreichen Besuches zu erfreuen. Sämmtliche Extrazüge dec Ost- bahn waren dicht beseßt, und die Bahn bot ein überaus belebtes

Bild. Die Sonnengluth, welche anfänglich auf der Haide lagerte, wurde im Laufe des Nachmittags durch ein Gewitter verdrängt, das si zusammengezogen hatte, aber mit seiner ganzen Schwere dic angrenzen- den Feldmarken traf, während über Hoppegarten sih nur {wache Wir- kungen zeigten und ein mäßiger Regen auch das Abhalten der Rennen selbst nicht unterbrah. Die einzelnen Konkurrenzen boten mit Ausnahme des Focstgarten-Steeple-Chase, in w-lchem nur ein Pferd über die Bahn ging ein höchst spannendes Interesse dar ; sie waren gut beseßt, wurden brillant geritten und verliefen ohne Unfall. Sie begannen um 4 Uhr mit: S E

I, Maiden-Rennen. Klubpreis 2000 4 Für 2 jähr. inländ. Pferde, die noch nicht gesiegt. 100 # Eins, halb Reug. Gew. Hengste 564 kg, Stut. und Wal. 55 kg. Pferde, die bereits Geld gewonnen, tragen für jede gewonnenen 300 15 kg extra bis 7 kg akkumulativ. Dist. 900 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug., das dritte Pferd rettet den Eins. Geshl. 13. Juli. Das Rennen hatte 14 Unterschriften, von denen 7 Reugeld zahlten und eben so viel Pferde am Pfosten erschienen. Nach einem sehr \spannenden Rennen {lug des Königl. Hauptgestüts Gradiy F. St. „Chriemhild“ v. The Palmer a. d. Mlle. Cléopâtre, 55 kg (E. Fisk) des Kapt. Joë F. H. v. Julius a. d. Fairy-Form, 6z kg (Little) mit einer halben Länge, vier Längen dahinter kam General von Rochows F. H. „Reginald“ v. The Palmer a. d. Rosée, 564 kg (Metkalf) als L ritter ein. Zeit 1 Minute 5 Sekunden. Werth des Rennens 2475 M. für „Chriemhild“, 475 A für „Fairy-Form“, 100 für „Reginald“. Es folgte diesem Rennen um 45 Uhr:

11. Blue Gown-Handicap. Klubpreis 1200 A Herren- Reiten. Für 3 jähr. und ältere Pferde aller Länder. 60 # Eins, halb Reug. Dist. 1800 m, Das dritte Pferd rettet den Eins, der Rest der Eins. und Reug. zwishen dem ersten und zweiten Pferde getheilt. Geschl. 13. Juli. Von den 12 Unterschriften, welche dieses Rennen aufwies, zahlten 6 Reugeld und 6 erschienen am Ablaufs- pfosten. Nach einem höchst interessanten und s{harfen Kampf, der vor der Tribüne ausgekämpft wurde, {lug des Kapt. Joë's 4 jähr. br. St. „Mocassin“ v. Wenlock a. d. Sandal, 72 kg (Reiter: Frhr. v. Langen) des General Hove 3 jähr. F. H. „Pista“ v. Buccaneer a. d. Pe:reß, 674 ke (Reiter: Baron v. Twickel) um eine Halslänge. Des Hrn. O. Oehblschläger 4 jähr. F. St. „Großfürstin“ v. Rustic a. d. Liftleß, 74 kg (Reiter: Hr. v. Tepper-Laski) kam 6 Längen später als Dritter ein. Zeit: 1 Minute 48 Secunden. Werth des Rennens: 1440 4 für „Mocassin“, 240 # für „Pista“, 60 # für „Großfürstin“. Um 5 Uhr folgte diesem Rennen: :

111. Goldfisch-Handicap. Gradißer Gestütspreis 1500 Für 2jähr. inländ. Pferde. 80 H Eins., halb Reug. Disft. 900 m. Dem zweiten Pferd die Hälfte der Ein). und Reug. Geschl. 13. Juli. Bon den 14 Pferden, welche zu diesem Rennen genannt waren, zahlten 8 Reugeld und 6 erschienen am Ablaufépfosten. Obgleich der Han- dicapper sie mit dem höchsten Gewicht bedacht hatte, zeigte ih des

rn. U. v. Oerßen Sh. St. „Frühliht“, v. Strathconan a. d. Mivnigkt 60 kg (Metkalf),kden anderen Pferden derartig überlegen, daß sie im ruhigsten Canter mit 13 Längen Vorsprung durchs Ziel ging, nahdem fie fast F der Bahn die Führung übernommen hatte. Des Grafen Bernstorff-Güldensteen's br. St. „Käthhen von Heil- bronn“, v. The Palmer a. d. Katie, 45 kg (trug 47 kg) (Little) wurde um eine Halslänge vor des Frhrn. v. Knigge F. St. v. Hymenäus a. d Freifräulein zweite. Zeit: 1 Min. 2 Sckund?n, Werth des Renuens 1900 4 für „Frühlicht“ und 400 Æ für „Käthchen von Heilbronn“, Es folgte diesem Rennen um Uhr:

IV. Savernake-Handicap. Klubpreis 1500 \& Für 3 jähr. und ältere Pferde aller Länder. 100 4 Eins, 50 # Reug, doch nur 20 &, wenn bis 20. Juli nit angenommen. _ Sieger eines Rennens, nach Bekanntmachung der Gewichte (18. Jali), im Werthe von 1500 # 23 kg extra. Dist. 1400 m, Die Einf. und Reug., nah Abzug des Eins. für das dritte Pferd zwischen dem ersten und zweiten Pferde getheilt. Geschl. 6. Juli. Das Rennen wies 26 Unterschriften auf; 16 von ihnen zahlten das Reugeld von 20 M und 3 wurden noch am Start zurückgezogen, so daß 7 Pferde am. Ablauf erschienen. Mit großer Ueberlegenheit und felbst noch im Ziel verhalten siegte des Fürsten Hohenlohe-Dehringen 3 jähr. br. H. „Andante“ v, Savernake a. d, Cantata, 515 kz (Madden). Fünf Längen hinter ihm traf Hrn. W. Hiestcihs 3 jähr. br. H. v, Adventurer a, d. Virginia, 477 kg (Peasnell) als zweiter ein, und des Grafen Bernstorff-Gyldensteens 4 jähr. br. Stute „Mizpah“ v. Savernake a. d. B. Flat, 54 kg (Lititle) wurde zwei Längen hinter dieser dritte. Zeit 1 Minute 47 Sekunden. Werth des Rennens 2035 4 für „Andante“, 535 F für „Virginia-Hengst“ und 100 # für „Mizpah“. Um 6 Uhr {loß si diesem Rennen an: j

V, Verkaufsrennen, Gradißer Gefstütspreis 1200 ( Für 2jähr. und ältere inländ. Pferde, 60 H Eins., ganz Reug. Gew. 2jähr. 609 kg, 3jähr. 74 kg, 4jähr. 814 kg, 5jähr. 834 kg, 6jähr. und ältere Pferde 84 kg. Stut. und Wal. 13 kg erl. Der Sieger ist für 6000 A Fäuflih, für jede 300 billiger 13 kg erl. Dist. 1000 m. Der etwaige Uebershuß über den angegebenen Verkaufs- preis fällt zur Hälfte der Rennkasse, zur andern Hälfte dem Besißer des zweiten Pferdes zu. Zu nennen bis 13, Juli oder mit doppeltem Eins. resp. Reug. bis Tags vor dem Rennen, Abends 6 Uhr. Mit cinfahem Einsaß waren fünf Pferde angemeldet, von denen zwei Reugeld zahlten. Mit doppeltem Reugeld wur- den drei Pferde nachgenannt, welhe sämmtlih am Pfosten er- schienen, so daß 6 Pferde zum Start aufgaloppirten. Es siegte mit einem Vorsprung von einer halben Länge des Kapt. Joë 3jähr. br. St. „Adagio“ v. Soapstone a. d. St. Agnes (1500 4) 504 kg (Little) cegen des Fürsten Hohenlohe-Dehringen 3jähr. F. St. „Xasperette“ v. Laneret a. d. Gaspardine (1500 S) 505 kg (Madden). Zeit 1 Minute 30 Sekunden. Werth des Rennens 1860 M, welche der ge iu zufielen. Die Siegerin wurde bei der hierauf folgenden Auktion für den Preis von 2150 4 an Hrz. von Tepper-Laski verkauft. Da der Preis, mit welchem dieselbe ein- geseßt war, sih auf 1500 (4 belief, so wurde ein Uebershuß von 650 M erzielt, von dem 325 F der Kasse und 325 f dem zweiten Pferde zufielen. Den Schluß des Tages bildete um 6# Uhr:

VI, Forstgarten-Steeple-Chase. Klubpreis 1500 Handicap. Herren-Reiten. Für Pferde aller Länder. 100 4 Eins, halb Reug., do nur 20 , wenn bis 20. Juli nit angen. Sieger eines Hinderniß - Rennens, nach Bekanntmachung der Gewichte (15. Juli), im Werthe von mindestens 1500 #6 24 kg, mehrerer solcher Rennen oder eines Rennens im Werthe von 2500 M 5 kg extra. Dist. 4000 m. Das dritte Pferd rettet den Eins., den Rest der Eins. und Reug. theilen das erste und zweite Pferd. Geschl. 6. Juli. Das Rennen hatte 11 Unterschriften gefunden, von denen 8 das Reug. von 204 entrichtet hatten. Von den noch verbliebenen drei Pferden wurden zwei dem Prinzen Fr. Haßfeldt gehörige mit 50 M Reugeld zurückgezogen und des Licut. Shuly von Draßig (13. Huf. Regt ) a. br. St. „Gretchen 1.“ v. Savernake a. d. Guig- non 75 kg tr. 76 kg (Reiter: Lieut. von Heyden - Linden II. vom 3. Husaren - Regiment) ging über die Bahn. Werth des Rennens 1860 MÆ, welche „Gretchen I.“ zufielen.

Frankfurt a. M., 20. Juli. (Allg. Ztg.) Die deutsche Turnerschaft, welche hier vom 25. bis 29, Juli ihr V. gemein- sames Turnfest feiert, umfaßt nach der statistishen Erhebung vom 1. Januar 1879 von den im Deutschen Reih und in Deutsch-Vester- ret bestehenden 2015 deutshen Turnvereinen 1832; von diesen 1832 hatten die 1779 Vereine, welche die ftatistishen Fragen beantwor- teten, 164 974 Mitglieder. Der Verband der „Deutschen Turner- \{aft“ ist als solcher auf dem IV, deutschen Turntage, am 21. Juli 1868, zu Weimar begründet und in 17 Kreise eingetheilt, welche eben so verschieden an Größe wie an Mitgliederzahl find; der fünfte Turn- kreis z. B. („Unterweser und Ems“) umfaßt nur die 40 Turn- vereine der freien und Hansestadt sowie des Herzogthums Bremen, des Großherzogthums Oldenburg und der Landdrosteien Osnabrück und Aurich mit 3964 Mitgliedern, während zum leßten Turnkreis alle

Turnvereine Deutsch-ODejterreihs, im Ganzen 131 mit 14 564 Vereins-

mitgliedern, gehören; am meisten Vereine finden \sich im vierzehnten Turnkreise (Königreih Sachsen), nämlih 327 mit 32 686 Vereins- angehörigen. An der Spitze jedes Kreises steht ein Kreisvertreter, der von den Abgeordneten der Turnvereine des Kreises auf dzm Kreiskurntage gewählt wird und unterstüßt von einem Kreisaus- {usse die Angelegenheiten des Turnkreises ordnet ; die Kreisvertreter bilden mit fünf anderen A1ss{bußmitgliedern, die auf den alle vier Jahre stattfindenden deutshen Turntagen gewählt werden, den leiten- den Gesammtaus\{uß der deutschen Turnerschaft, der alljährlih ein- mal zu einer Sißzung zusammentritt. G Frankfurt a, M., 24. Juli (W. T. B.) Die Zuzüge von Turnerschaaren zur Theilnahme an dem morgen hier stattfindenden deutshen Turnfeste haben {hon heute in der Frühe begonnen und fast ununterbrochen bis zum Abend fortgedauert. Die Ankom- menden wurden von den Festausshüssen festlich empfa:zz=und von der Einwohnerschaft überall auf das Herzlichste begrüßt. Die an die deutsh-amerikanischen Turner gerichtete Begrüßung beantwortete Gustav Rieke aus San Franciêco mit Worten wärmster Liebe zum deutschen Vaterlande. Die Stadt if reich und festlich ges{chmückt und auf allen Straßen und Plätzen herrs{cht reges Leben.

25, Juli. (W. T. B.) Die Uebergabe der von den Frank- furter Frauen und Jungfrauen gestisteten Fahne an den Ausschuß des deutschen Turnerbundes if gestern Abend auf dem Festplaße dur den Ober-Bürgermeister Miquel erfolgt. Heute Vormittag 11 Uhr fand der Festzug statt, an welchem 10 000 Tur- ner, ferner 5000 Sänger, die Süßen und die Feuerwehr Theil nahmen. Der Zug, welcher, begleitet von 15 Musikcorps, fich durch die festlib geschmüdckten Hauptstraßen der Stadi nah dem Fest- playe bewe1te, währte 15 Stunden. Um 2 Uhr erfolgte alsdann die Uebergabe des Festplaßes und unter Betheiligung von über 2003 Turnern der Beginn der Uebungen.

Bern,- 26. Juli, (W. T D) Auf bem Bieter See Uk gestern Abend im Sturm der Dampfer „SchwalL£c“.. versunken. Bon 17 auf dem Dampfer befindlihen Personen, worunter 7 Ehe- paare, wurden nur 2 Männer gerettet.

New-York, 21. Juli. (Allg. Corr.) Heute Morgen stürzte in Jersey City der Schacht eines unter dem Hudsonfluß im Bau begriffenen Tunnels ein. Zwei und zwanzig Arbeiter wurden vershüttet, und man hegt keine Hoffnung auf deren Rettung.

Im Krollschen Theater begann am Sonnabend der Königl. bayerische Hofopernsänger Hr. Theodor Reichmann ein mehriägiges Galst- spiel mit der Titelrolle in Rossini’'s „Tell“. Die hochgespannten Erwartun- gen, die man in diesen Künstler seßen durfte, hat er bei seinem hiesigen Debut vollständig gere{tfertigt. Er besißt neben mächtigen und wohlklingenden Stimmmitteln eine hohe, kräftige Gestalt, die für das Heldenfach nit angemessener gewünsht werden rann, und be- deutende \chauspielerishe Gestaltungsgabe. Es konnte denn auch nit fehlen, daß sich diesem Gast das Interesse in erster Linie zuwandte. Nächst ihm hat Hr. Martens, gleihfalls Gast der Bühne, mit einem s{chönen und umfangreihen Tenor sich die Gunst des Pabli- kums erworben. Wenn Hr. Martens der s{auspielerischen Auf- gabe seiner Rollen mehr Aufmerksamkeit {enken würde, dürfte er noch größeren Eindruck erzielen. Erwähnen können wir endlih noch Frl. Sw{letterer, die Tels Sohn Gemmy recht wirkungsvoll gab, während die übrigen Mitwirkenden ihr Bestes wenigstens zu leisten berfudtee

Im Belle-Alliance-Theater findet am Mittwoch eine nochmalige Aufführung des beliebten Volksstückes „Der Rattenfänger von Hameln“ statt,

LiterarisheNeuigleiten und periodische Schriften.

Monatss\chrift für Deutshe Beamte, Organ des preußishen Beamtenvercins, redigirt von L. Jacobi, Königl. Geh. Regierungs-Rath. (Liegnißt.) Grünberg i. Sl. Verlag von Fr. Weiß's Nawhfolger. (Hugo Söderström.) 1880. 4. Jahrgang. 7. Heft. Inhalt: 1. Angelegenheiten des Vereins: Bekannimachungen der Direktion des preuß. Beamtenvereins. 11. Rechtsverhältnisse der Beamten: K, Berordnungen ünv Sckennütaise. B, Abhandlungen und Nachrichten über Fragen des Beamtenthums: Die Wikhelms- Stiftung „Beamtendank“. Ueber das Verlangen nach Staatshülfe zur Tilgung von Beamtenschulden. Die König - Wilhelm Stiftung für hülfsbedürftige erwachsene Beamtentöchter. Weobnungsgeldzushuß und Dienstwohnungen. Bureaukratische Antiquitäten. Wie können den Beamten die Kapitalversicherungen auf den Todesfall gewöhn- lih Lebensversicherungen genannt an Stelle der Wittwenpensions- versicherungen zuzänglih gemacht werden? Aphoristische Plauderei über altpreußishes Beamtenthum. Von Geschäftsführung alter Zeit. Vorschlag zu einer gemeinnü:- igen, durhaus sicheren und 6%, Zinsen abwerfenden Kapitalanlage. 111. Abhandlurgen und Aufsäße all- gemeinen Inhalts: Ein Blick in das Leben, welches in todten Zahlen wohnt (S{luß). Der französishe Beamte im Gedicht. Zur Frage der Schuljparkassen. Beiträge zur Oekonomie des deutschen Reiches (Forts. u. Schluß). Entgegnung auf den „Offenen Brief“ in Heft 5 dieser Zeitschrift, IV, Vermischtes: Solidar- oder Theilhaft. Noch etwas von s{hlesis{en Schulmeistern vor 100 Jah- en. A, Derlawm uns d:utsher Forstmänner. Jn jeder Silbe ein h. Y. Sprechsaal: Uebertritt eines bereits lebenslänglih an- gestellten Beamten zu einem anderen Zweige der Staatsverwaltung. VI. Büchershau: Landschulwesen in Mecklenburg-Schwerin von C. W. A. Balck. Carl Georg von Wäcter, Vortrag von H. Dern- burg. Wirthschaftsbuch für deutshe Beamte. Briefkasten. Druckfehlerberichtigung. 5 i i

Notizblatt des Deutschen Vereins für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Cement. Im Auf- trage des Vereins und unter Mitwirkung von Vereinsmitgliedern redigirt von Dr. Rudolf Biedermann. Seszehnter Jahrgang. Zweites Heft. Inhalt: Angelegenheiten des Vereins. Verhand- lungen der XVI. Generalversammlung des Vereins. Verhand- lungen der Sektion für Ziegel- und Thonwaarenfabrikation. Wissenschaftlichhe und technische Mittheilungen. 5 Berichtiguug. Von Dr. Wilhelm Michaelis. Bestimmung-n über die Benennung, Lieferung und Prüfung der zu Bauzwecken verwendeten Bindemittel in Oesterreih. Die geologischen Zerreibungs- und Trausport- ersheinungen. Von G. Daubré:. Neuerungen auf dem Gebiete der keramishen Industrien und Vermischtes. Literarishes. A ate as in Bezuz auf Normalformat und das projektirte keramishe Museum. : i :

Den Bär, Illustrirte Berliner Wochenschrift. Eine Chronik ürs Haus. erausgegeben von Ernst Friedel und Emil Domi-*k. Brelas von Gebrüder Paetel in Berlin. Nr. 30. Inhalt : Aus der Kaffcerieher-Zeit, Novelle von T. L. M. Aus der Ge- \chihte des preußischen Dber-Tribunals, v-n Ecnst Friedel (hierzu SFllustration). Charlotte, Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen von L. H. (mit Porträt). Luise Margarethe, Herzogin von Connaught von L. H. (mit Porträt). Miscellen: Die Königliche Porzellan-Manufaktur ; Ein Ausstellungsgebäude zwischen dem Kreuzberge und dem Außen- bahnhofe der Anhaltischen Bahn (hierzu Zllustration); Cine Anfrage ; Karine von E. Handtmannz; Schreiben Markgraf Friedrichs. Brief- kasten. Inserate.

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