1880 / 187 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Aug 1880 18:00:01 GMT) scan diff

kaufen will Provision für seine Vermittelung versprechen läßt, ohne daß die Kontrahenten davon Kenntniß haben, kann nah einem Erkenntniß des Reihsgerichts, 1. Hülfssenats, vom 23. März 1880 aus diesem der bei ihm vorauszuseßen- den Treue nicht entsprehenden Verhalten gegen keinen von beiden Kontrahenten eine Provisionsforderung herleiten, selbst wenn dur seine Vermittelung das Geschäft thatsächlich zu Stande gekommen ift.

Münster, 9. August. Jn den jüngst verflossenen Tagen hat unsere Provinzial-Hauptstadt ein ebenso prähtiges wie be- deutungsvolles Fest gefeiert, nämlich die Einweihung des neuen Akademiegebäudes, welche am 3. August, dem Ge- burtstage des hochseligen Königs Friedri Wilhelm IIL, des Stif- ters der hiesigen Königlichen Akademie, vor sih ging. Die er- hebende Feier verlief in glänzender Weise. Am Vorabende des Hauptfesttages wurden die Gäste von Nah und Fern im Saale der Gesellschast „Zwei Löwen-Klub“ bewillkommnet. Am andern Morgen um 8 Uhr nahm das Fest seinen Anfang mit einem feierlichen Gottesdienste in der Petrikirche. Um 10 Uhr fand zunächst die Versammlung der Festtheilnehmer in der alten Aula statt. Vor einem zahlreichen Auditorium, unter welhem wir den Kurator der Akademie, Ober-Präsidenten von Kühlwetter, den Wirklichen Geheimen Ober - Regierungs - Rath und Di- rektor im Kultus - Ministerium Greiff , als Vertreter des Staats-Ministers von Puttkamer, die Regierungs-Präsidenten von Minden und Arnsberg hervorheben, und in dem fast \jämmtliche hiesige Behörden dur ihre Chefs sowie durch Mitglieder und die höheren Unterrichtsanstalten Westfalens durch ihre Direk- toren vertreten waren , bestieg der z. Rektor Prof. Dr. Hosius die Rednertribüne, dankte der ansehnlihen Versammlung für ihre Theilnahme, gedachte der freundlichen Beziehungen zum Gym- nasium, mit welhem gemeinschaftlich die Akademie bisher der alten Aula si bedient hatte, und bat die Gäste, dem Festzuge zum neuen Gebäude sich anschließen zu wollen. Unter den Klängen der Musik bewegte sich der prächtige Zug dur die reich ge- shmüdckten Straßen, auf welhen Tausende von Zuschauern Spalier bildeten, zum neuen Akademiegebäude. Dort übergab der Architekt Hertel, als Erbauer, den Schlüssel des Gebäudes dem Vertreter des Ministers, Herrn Greiff. Mit Worten der Anerkennung für die geniale Dur- führung des prächtigen Bauwerkes, sowie mit herzlichen Wünschen für das fernere Gedeihen der Hochschule legte der Redner den Schlüssel in die Hände des Kurators, und dieser übergab - nah einer - kurzen Ansprache, in welcher er seine Freude über die Vollendung des Unternehmens Ausdruck lieh, das Gebäude dem akademischen Rektor. Jn bewegten Worten dankend und auf die hol e Bedeutung dieses Augenblcks hin- weisend, {loß der Rektor auf, und nunmehr ergoß sich der Strom der Versammlung, begrüßt von einem raushenden Jubelmarsche, in die herrlihen Hallen. Dort erregte namentlich die ge\s{chmack- volle Ausstattung der geräumigen Aula die Bewunderung der Beschauer, deren Blicke sih vor Allem den fünf Fenstern zu- wandten. Diese zeigen in ihren Oberlichtern die Bildnisse je zweier hohbedeutender Männer: Karl der Große und der h. Ludgerus, Rudolf von Langen und Alexander Hegius, der Große Kurfürst und Maximilian Friedrih, Justus Möser und Franz von Fürstenberg, Karl Freiherr von und zum Stein und Ludwig Freiherr von Vincke. Ueber der Redner- bühne befand sich, einstweilen noch mit einem Vor- hange verhüllt, das Kaiserbild, ein Geschenk Sr. Majestät. «In dem s{hönen Vorsaale, welhen der Kurator mit seitée wohlgelungenen Portraitbüste aus kararishem Marmor ge- s{chmüdt hat, stimmte zunächst ein gemischter Chor, bestehend aus Mitgliedern des hiesigen Musikvereins, darunter zahlreiche Studirende, unter Leitung des Königlichen Musikdirektors J. O. Grimm und unter Orchesterbegleitung, den 7. Chor aus dem Lobgesange von Mendelssohn: „Die Nacht ist ver- gangen“ 2c. an. Darauf betrat der Kurator die Tribüne, hieß die Festversammlung herzlih willkommen, warf einen Rückblick auf die alte Münstershe Hochschule, gedachte mit Worten der Anerkennung Fürstenbergs, Steins und Vincke's, hob die lange anerkannte Nothwendigkeit des Neubaus hervor und gab eine kurze Geschihte desselben. Nah Ueberwindung vieler Ps erhalte der Bau heute seine Weihe. An diesen Akt knüpfe sich ein besonderer Hulderweis Sr. Majestät des Kaisers. Se. Majestät habe der Akademie Sein lebensgroßes Bild zum Geschenke gemacht, und er (der Kurator) freue sich, die feierlihe Enthüllung dieses Kaiserbildes nunmehr vollziehen lassen zu können: „Möge uns des Kaisers Heldengestalt daran erinnern, was Kaiser Wil- helm Seinem Lande geworden is, was das Vaterland dem ersten Deutschen Kaiser, dem Kriegs- und Friedenshelden, dem Protektor der Wissenschaften, s{huldet!“ Jn diesem Augenblicke fiel die Hülle, die Versammlung erhob sih und stimmte jubelnd in das Hoch ein, welches der Kurator auf Se. Majestät den Kaiser ausbrachte, und der Studentenhor und das Orchester trugen die von Grimm komponirte Hymne auf den Kaiser vor. Als Festredner trat nunmehr der z. Rektor Hosius auf. Er warf einen Rü- blick auf die frühere Lage der Akademie und stellte zu jenen trüben Verhältnissen ihre gegenwärtige Lage in Gegensaß, wo sie dur die thätige aufopfernde Fürsorge der vorgeseßten Be- hörden eine wohlgeordnete selbständige und festgegründete Anstalt bilde, in ihrem Lehrkörper und ihren Lehrmitteln den Bedürfnissen gemäß und darüber hinaus erweitert und aus- gerüstet. Sodann ging er des Näheren auf die Geschihte der beiden Fakultäten ein, indem er die wissenschaftlihe Bedeu-

tung der theologischen Fakultät seit ihrem Bestehen unter den Schwesterfakultäten hervorhob und aus der Reihe der früheren Professoren der philosophishen Fakultät besonders zweier mit Auszeihnung gedachte, nämlich des Mathematikers Gudermann und des Paläontologen Bes, Männer, welche mit den geringsten Hülfsmitteln Bedeutendes geleistet hätten, wie er E Redner), ein Mitglied de: mathe- matisch-naturwissenschaftlihen Abtheilung der Fakultät aus eigenem Wissen und eigener Ueberzeugung darzulegen si be- rechtigt glaube, Jm weiteren Verfolge der Geschichte der Akademie widmete er dann Worte des Andenkens dem verstorbenen Ober-Bürgermeister Hüffer sowie ‘dem verstorbenen Professor Dickhoff, welhe durch Stiftung von Stipendien einer Anzahl Studirender ihre Aufgabe erleihtert hätten, und rühmte darauf das Verdienst des früheren Kultus - Ministers Dr. Falk sowie des z. Kurators um die Vermehrung der Stipendien für die Studirenden der Theologie sowie der Philosophie. Nachdem er zum Schlusse seiner Rede das Haus seiner hohen Bestimmung gewidmet und geweiht hatte, machte der Rektor die Mittheilung, daß die philosophische Fakultät aus Anlaß der Feier das Diplom eines Doktors der Philo-

der philosophischen Fakultät, Hr. Prof. Dr. Bachmann, in latei- nischer Rede den Promotionsakt, indem er zu Doktoren ernannte die folgenden Herren : den Ober-Präsidenten und Kurator der Königlichen Akademie, von Kühlwetter, den früheren Kultus- Minister Dr. jur. et theol. Falk, den Domkapitular Lahm, den Realschul - Direktor Münch und den Sanitäts - Rath Dr. med, Weber, Dichter von „Dreizehnlinden“. Sodann gab der Kurator die Allerhöchsten Ordensauszeihnungen sowie die weitere Dotirung des Stipendienfonds der philosophischen Fatultät aus den dem Ober-Präsidenten zur Verfügung stehenden Mitteln mit 10 000 (6 bekannt, so daß nunmehr die Zinscn von 35 000 außer den Staatsstipendien zu Unterstüßungen von je 100 M an würdige und bedürftige Studirende alljährlich verwandt werden können. Ferner machte der z. Rektor die Mittheilung, daß die Stadt Münster den Studirenden der theologischen Fakultät zwei m von je 150 M als Festgabe. dargebraht habe. Den Schluß der Feier bildete der Vortrag des Halleluja aus Händels Messias dur den Gesangshor. Am Nachmittage fand im Hotel Gerbaulet das Festdiner statt, an welchem ungefähr 100 ge- ladene Gäste Theil nahmen. Den Toast auf Se. Majestät den Kaiser brachte der akademische Rektor aus. Das Mahl verlief, unterbrohen von einer Anzahl Trinksprüche, in heî- terster Weise und endete nah 6 Uhr. Abends um 8 Uhr versammelten sih die Festgäste auf Einladung des Kurators zu einer Soirée in den prachtvollen Räumen des hie- sigen Schlosses. Gegen 9 Uhr rückte der Fackelzug der Stu- denten heran, umwogt von einer zahllosen Menschenmasse. Auf die Bitte der Senioren der akademischen Verbindungen, die Ovation der gesammten Studentenschast entgegennehmen zu wollen, begab sich der Ober - Präsident mit dem Ministerial-Direktor Greiff und dem Rektor auf den freien Plaß vor dem Schlosse, wo im Namen der Stu- dentenschaft der Senior der Franconia, Stud. Homann, dem Kurator die Dankbarkeit, Verehrung und Ergebenheit der ge- sammten Studentenschaft aus\sprah und mit einem Hoch auf Se. Excellenz \{loß, in welches die zahlreiche Volksmenge jubelnd einstimmte. Von gleicher Begeisterung war der Dank des Kurators sowie die Ansprahe des Ministerial- Diretîtors Greiff begleitet. Am Mittwoh Morgen vereinigte die Festitheilnehmer ein musikalisher Frühshoppen im Schloß- garten. Musik, Gesang und Unterhaltung wechselten und be- wirkten bei herrlidem Wetter die gemüthlichste Stimmung. Bald nah 8 Uhr Abends nahm der Festkommers der

Studenten im zoologischen Garten seinen Anfang. Der ge- räumige Saal konnte die Menge der Gäste kaum fassen. Der Kommers verlief in der schönsten Weise. Den Toast auf Se. Majestät den Kaiser brachte der vorsißende Senior der Sauerlandia, Studiosus Neuhöffer, aus. Noch viele Toaste folgten, und dieser Schlußakt des herrlichen Festes, welches ohne jeden Mißklang verlief, erreichte erst \scin Ende, A ersten Lichtstrahlen den anbrehenden Morgen ver- ndeten.

_ Saarbrücken, 8. August. (Cöln. Ztg.) Heute Mittag ist der neue Rathhaussaal mit den von Sr. Majestät dem Kaiser gestifteten historishen Gemälden dur den Ober-Präsidenten der Rheinprovinz feierlich der Stadt über- geben worden,

Vayern. München, 9, August. (Allg. Ztg.) Se. Majestät der König hat genehmigt, daß vom Beginne des Studienjahres 1880/81 an die Anzahl der Stunden für den Religionsunterricht ‘in dén beiden oberen Klassen des Gymnasiums auf je zwei Wochénstunden erhöht und bei Ab- haltung der Gymnafsial - Absolutorialprüfung der Neligions- lehrer als vollberehtigtes Mitglied der Prüfungskommission beigezogen werde. Der Lehrplan des Gymnasiums und die Zahl der den übrigen Lehrgegenständen zugewiesenen wöchent- lihen Unterrichtsstunden erleiden hierdurch keine Veränderung. Auf die Realgymnasien finden vorstehende Bestimmungen gleihmäßige Anwendung.

Vaden. Karlsruhe, 9. August. (K. Z.) Der Erhb- großherzog hat sih gestern Mittag von der Großherzoglichen Familie verabschiedet, um nach Freiburg zurückzukehren.

Hessen. Darmstadt, 9. August. (D. Z.) Se. König- lihe Hoheit der Großherzog wird morgen Vormittag mit dem Erbgroßherzog und den Prinzessinnen vom Jagds{loß Wolfsaarten hier eintreffen und im Großherzog- lihen Residenzshloß absteigen, wo die Hohen Herrschaften Nachmittags den Besuh Zhrer Könialichen Hoheiten des Herzogs und der Herzogin von Connaught und im Laufe des Abends den von Shren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Christian von Shleswig-Holstein- Augustenburg erwarten.

über den Bau des neuen Parlamentsgebäudes, das auf dem früheren Schopperplaße, am Rudolfs-Quai auf- geführt werden soll, unterbreitet werden. Wohin die zu er- bauenden Paläste des Kommunikations-, Handels- und «ZUstiz- Ministeriums gebaut werden sollen, ist bisher noch niht end- gültig entschieden, dürfte aber Seitens der Regierung in der nächsten Zeit bestimmt werden.

Belgien. Brüssel, 10. August. (W. T. B.) Der „Etoile Belge“ veröffentlicht ein längeres Rund\chreiben des Ministers des Auswärtigen, Frère-Orban, vom 8. d., als Antwort auf das jüngste Rundschreiben des Staatssekretärs, Kardinal Nina, betreffend die Abberufung des belgischen Gesandten beim Vatikan.

Großbritannien und Jrlaud. London, 9. August. (Allg. Corr.) Die Prinzessin Louise (Marquise von Lorne) und Prinz Leopold langten am 8. d., von Canada kommend, in Liverpool an. Von da begaben sih Jhre König- lihen Hoheiten an Bord der Königlichen Yacht „Victoria und Albert“ nach dem Königlichen Hoflager in Osborne.

Das Truppentransport\chiff „Euphrates“ ging am Sonnabend und der „Tamar gestern von Portsmouth mit dem zweiten und dritten Nahshub von Verstärkungen, im Ganzen etwa 1300 Mann, nach Jndien in See. Leht- genanntes Truppenschiff legt in Queenstown an, um daselbst das 38. Regiment an Bord zu nehmen.

Ein indishes Telegramm des Reuterschen Bureaus übermittelt folgende, bis zum 3. d. reichende Nach: rihten aus Kandahar:

« Außer einigen Scharmüßeln zwischen” feindlihen Stämmen und deu Truppen, welche den Arbeitern zum Schuße beigegeben sind, hat si seit den leßten drei Tagen nichts ereignet. Cyub beabsichtigt, dem Vernehmen nah, am 5. August in Koh Karan (4 Meilen sÜd- wesilih voa Kandahar) einzutreffen. Von den Besatungen in Chaman und Khelat-i-Ghilzai liegen keine Nachrichten vor. Seit der Okku- pation von Kandahar sind Vorbereitungen für die Vertheidigung im Gange. Sämmtliche Gebäude außerhalb der Wälle sind geschleift und alle Pathans auêgew!esen worden. Das 66. Regiment sowie die Grenadiere haben in dem Kampfe bei Kushk-i-Nakhud ihre Fahnen eingebüßt, Der britische Verlust ist noch nicht genau ermittelt, doch dürften die ersten Schäßungen 1100 Todte und Vermißte #ich{ als richtig erweisen.“

Aus Kabul wird unterm 6. d. M. gemeldet :

Aziz Khan wird die Division des Generals Roberts nah Kan- dahar begleiten, um die feindlihen Stämme zu versöhnen und die Lieferung von Mundvorräthen zu arrangiren. In Maidan und War- dat baben si die Stämme zusammengerottet, aber nördli von Ghuzni wird kein ernster Widerstand erwartet. Der Emir Abdur- rahman Khan sendet eine.: Transportzug sowie Lebensmittel für Ge- neral Roberts. Er hat sein Lager nach Killa Muradbeg verlegt. Unverzüglich na dem Abzuge der britishen Truppen wird er in Kabul einrücken und sofort eine Postve:bindung mit Peschawur ber- stellen. Die hauptsächlibsten Ghilzaichefs bleiben im Lager des Emirs, bis die britishen Truppen in Gundamuk angekommen sind.

10, N (W D B) In de heutigen Sißung des Unterhauses erwiderte auf eine Anfrage Bourke's der Unter-Staatssekretär Dilke: Die Nachricht, daß die Pforte aufgefordert worden sei, sich den Zwangsmaßreç eln gegen Albanien behufs Regelung der montenegrini- [chen Frage anzuschließen, sei im Wesentlichen korrekt.“

Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Kandahar vom 6. d. ist Ayub Khan in Koharan, 6 Meilen von Kandahar entfernt, eingetroffen. Die Vorbereitungen zur Vertheidigung der Stadt sind vollständig beendigt ; die Stadt ist mit Proviant auf 35 Tage versehen, Fourage aus- genommen.

Frankreich. Paris, 10. August. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ erklärt die von verschiedenen auswärtigen Blättern gebrahte Nachricht, daß der Graf St. Vallier die Absicht gehabt hätte, von seiner Stellung als Botschafter in Berlin zurücßzutreten, für vollständig unrichtig, mit dem Hin- ufügen, daß derselbe nah Ablauf seines Urlaubs auf seinen Posten nah Berlin zurückehren werde.

Cherbourg, 10. August. (W. T. B.) Bei einem gestern von dem „Cercle du commerce et de l’industrie“ den Vertretern der republikanischen Presse gegebenen Festmahle nahm auch Hr. Gambetta in Erwiderung auf einen Toast das Wort. Gambetia erinnerte zunächst an seine Anwesenheit in Cher- bourg im Fahre 1870 und hob sodann hervor: Jn solchen trüben Stunden sei es Sache der Völker, Herr ihrer felbst zu werden; ohne ihre Blicke auf Persönlichkeiten zu richten, müßten sie die Mithülfe Aller annehmen, ohne si Herrschern dominateurs) hinzugeben. Sie müßten warten in Ruhe und eisheit und in der Versöhnung mit Allen, die guten und redlihen Willen haben, im Jnnern, wie nach außen. Große Wiederherstellungen und Besserungen könnten nur aus dem

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 10. August. (W. T. B.) Die „Elsaß-Lothringische Zeitung“ meldet in ihrem amtlichen Theile: Se. Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht, im Namen des Reichs den König- lih preußishen Staats-Minister für Handel und Gewerbe, Staatssekretär des Jnnern, Hofmann, zum Staats- sekretär in Elsaß-Lothringen mit dem Prädikat „Excellenz“ zu ernennen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 10. August. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ schreibt: „Da die Meldung der „Neuen freien Presse“ aus Aussee, daß die Grazer

Recht hervorgehen. „Wir oder unsere Kinder können dieselben erhoffen, die Hoffnung auf die Zukunft ist Niemandem versagt“. Was den Vorwurf angehe, einen zu großen Kultus mit der Armee getrieben zu haben, so sei es nicht ein kriege- rischer Geist, welcher diesen Kultus vorschreibe, sondern die Nothwendigkeit, Frankreih von seinem niedrigen Plaße wieder zu erheben und es seine Stelle in der Welt wieder einnehmen zu lassen. „Für die Erreihung dieses Zieles s{lagen unsere Herzen; nicht um Aufsuchung eines blutigen Jdeals handelt es sich, sondern darum, ganz und vollständig zu erhalten, was von Frankrei noch übrig ist, damit wir auf die Zukunft rechnen und wissen können, ob hienieden noch eine Gerechtigkeit existirt, welche erscheinen wird, wenn ihre Zeit gekommen is. So gewinnt man die Palme der Geschichte, der es obliegt, endgültig über die Men- schen und Dinge zu urtheilen.“

Statthalterei jeden offiziellenEmpfang des Deutschen Kaisers verboten habe, in der vorliegenden tendenziösen Form zu Mißdeutungen Anlaß geben könnte, sind wir zu der Erklärung ermächtigt, daß jene Verfügung mit Rücksicht auf den wiederholt ausgesprohenen Wunsh des Deutschen Kaisers, sein Fnkognito auf seinen Reisen zum Kurgebrauche in Oesterreich vollständig gewahrt zu sehen, getroffen wurde. Im Uebrigen dürste der außerordentlih herzliche Empfang, welcher dem Kaiser Wilhelm unter Mitwirkung aller Kreise bereitet wurde, der obenerwähnten tendenziösen Nachricht ohnedies die Spiße abbrechen.“

Pest, 9, August. Bezüglich des Ministerrathes, der vorgestern hier abgehalten wurde, erklärt die „Bud. Corr.“ | ih fompetenterseits mitzutheilen ermächtigt, daß in dem- | selben keinerlei Vorträge des Finanz-, des Handels- |

,_— 11. August. (W. T. B.) Die hiesigen Festlich- keiten haben gestern mit dem von der Munizipalität ge- gebenen Bankett ihr Ende erreiht. Nah dem Bankett fand eine Gefehtsübung eines Vertheidigungsgeshwaders gegen Torpedoschiffe statt. Heute früh ist der Präsident Grévy wieder von hier abgereist.

Türkei. Konstantinopel, 10. August, (W. T. B.) Weiteren Nachrichten zufolge wird sich der Kriegs-Minister am Mittwoch auf dem Kriegsschiffe „Selmie“ einschiffen. Die Zahl der ihm für Dulcigno beigegebenen Truppen wird jeßt auf 4000 Mann angegeben.

Dem „Reutershen Bureau“ wird von hier unterm 7. d. gemeldet: Die Pforte hat die leßte Note der Mächte, welhe die Lösung der montenegrinishen Frage fordert,

und des Kommunikations- Ministers verhandelt wur-

Untierrihts- und Honved-Ministeriums festgestellt.

sophie mehreren Herren verliehen habe. Darauf vollzog der Dekan

den. Es wurde der Budgetvoranschlag des | |

Dem Abgeordnetenhause wird, wie das genannte Blatt er- fährt, Seitens der Regierung im Herbst eine Geseßesvorlage

noch niht beantwortet. Man glaubt, die Regierung werde sih zu Gunsten der Abtretung von Dulcigno an Montenegro entscheiden, sobald der nah Albanien gesandte Agent die Albanesen-Chess bewogen, diesem Verfahren ihre Zustimmung zu geben. Demselben Bureau wird von hier

unterm 9. berichtet, daß der englische Botschafter Gösche n dem Minister des Auswärtigen, Abeddin Pascha, erklärt habe, die Mächte würden einer Abänderung der von der Konferenz ge- zogenen türkish-griehischen Grenzlinie niht bei- immen. :

egpah Aus Albanien erhält die „Bohemia“ via Ragusa, 30. Juli, folgende Nachrichten : Ueber den Zusammenstoß, der in der Nacht zum 23. Juli zwishen montenegrini- hen Vorposten und Albanesen stattfand und wobei die Ersteren die Dörfer Gosici und Matagus niederbrannten, hat der montenegrinishe Minister Radonic ein Rundschreiben an die diplomatischen Agenten der Mächte erlassen, worin ex zugiebt, daß dieser Angriff von den Montenegri- nern ausging und die strenge Bestrafung der „Delinquen- ten“ in Aussicht stellt. Er fügt aber hinzu, daß Montenegro Angesichts der furchtbaren Leiden, denen seine Soldaten c us- geseßt sind, die niht gewohnt seien, sih straflos beleidigen zu lassen, niht die Verantwortung übernehmen fönne für die Folgen einer solchen Situation. Jn Antivari befinden sh nur mehr 2- bis 300 Mann montenegrinisher Truppen zur Bewachung der dortigen Depots und als Vorposten gegen die Krajna und Dulcigno. Leßtere Stadt soll bereits von den albanesishen Zuzüglern geräumt und von einem Ba- taillon türkischer Nizams beseßt worden sein. i

Philippopel, 1. August. (Wien. Z.) Die Ankunft Aleko Paschas, welche offiziell für den Anfang der verflosse- nen Woche angekündigt war, hat sih im leßten Augenblicke verzögert, weil er, wie man glaubt, noch eine äußerste An- strenrgung machen wollte, von der Pforte einen seit langer Zeit erbetenen Urlaub zu erwirken, um sich mit seiner Ge- mahlin nah Europa zu begeben. Nunmehr wird seinem Eintreffen hier gegen den 5. August entgegengesehen. Der englishe Generalkonsul in Kleinasien, Oberst Vilson, welcher sich auf einer offiziellen Fnspektionsreise in Ostrumelien befindet, ist dieser Tage von einem Ausfluge nah der macedonishen Grenze zurückgekehrt. Oberst Wilson ist vorgestern wieder nah den Departements von Haskiöi und Slivno zurückgereist und wird seine Tour mit der Be- reisung des Departements von Burgas beenden. Derselbe wurde von dem Kabinet Glad! one nach Ostrumelien Nene, Unm Die ABaUVUa Gt oer in Der Leben Zeit von dem früheren englishen Generalkonsul in Philippopel, Mr. Mitchell, den: Foreign-Office übersendeten Berichte zu kontroliren. Der russische Generalkonsul Fürst Tseretelew ist in Folge der Aufregung und der anstrengen- den Thätigkeit anläßlich der Ermordung der Frau Skobelew hestig erkrankt, und ist in Folge dessen der russishe Konsul in Adrianopel, Hilarionow, in den leßten Tagen hier eingetroffen, um die einstweilige Leitung der Geschäfte des hiesigen russischen Generalkonsulates zu übernehmen. Eine von der Direktion. des Jnnern über d'e Bevölkerung Ost: Rumeliens soeben veröffentlichte offizielle Statistik beziffert die Gesammtzahl der Einwohner dieser Provinz mit 815 513 Seelen, von welchen 573 231 Bulgaren, 176759 Türken, 42 516 Griechen, 19 524 Zigeuner, 4177 Jsraeliten und 1306 Armenier sind. Hiervon entfällt auf die Stadt Philippopel eine Bevölkerung (Eingeborne) von 24 503, in welcher die Bulgaren mit 10 909, die Türken mit 5558, die Griechen mit 4781, die Zigeuner mit 865, die Armenier mit 806 und die Fsraeliten mit 1134 figuriren. Anläßlih des Geburts- festes Sr. Majestät des Sultans waren leßten Sonntag die hervorragendsten öffentlihen Gebäude beleuchtet, und wur- ven zu Ehren des Padishah von der Artilleriemiliz 21 Kanonenschüsse abgefeuert. Angesichts der gegenwärtigen Beziehungen der griehishen Bewohner Ostrumeliens zur Pforte haben sih dieselben der Theilnahme an der Feier gänzlich enthalten, was die Bulgaren bewog, diese mit unge- wöhnlichem Glanze zu begehen. Jm verflossenen Fahre hatten die Bulgaren anläßlich des Geburtsfestes des Sultans gar nidts gethan.

Numänien. Bukarest, 9. August. (Wien. Ztg.) Das

bulgarishe Gouvernement ist von St. Petersburg aus veranlaßt worden , sih in den mit Rumänien obschwe- benden Streitfragen mit leßterem zu verständigen. Die bulgarishe Regierung is} bereit, Rumänien durch die Amo- virung des Vorstandes des Gerichtes von Varna, welcher das zum Schuße eines rumänishen Kaufmanns angelegte rumä- nishe Konsulatssiegel herabgerissen hat, Genugthuung zu eben. Das rumänische Kabinet ist seinerseits bereit, Konzes- as in der Jurisdiktionsfrage zu machen und mit Bul- garien zur Regelung dieser Angelegenheit einen Vertrag ab- zuschließen. i

10, August. (W. T. B.) Der Fürst Karl hat heute von Schloß Sinai aus die Reise nah Wien angetreten. Bis zur österreihishen Grenze wird der Fürst von sämmtlichen Ministern begleitet.

Bulgarien. Die in London ersheinende „Allg. Corr.“ veröffentlicht unterm 7. d. M. folgende Aktenstücke aus einem heuen Blaubuche, welches unter dem Titel „Türkei Nr. 11 (1880)“ von der englishen Regierung soeben aus- gegeben worden. Das Blaubuch enthält den diplomatischen Shriftwechsel über die gemeldete Ankunft russischer Offiziere und Unteroffiziere in Bulgarien und die Ein- fuhr von Waffen aus Rußland. Der Band umfaßt eilf De- peschen, welhe mit einem Berichte des britishen Konsuls in Sofia, Mr. Lascelles, an Earl Granville, datirt den 5. Mai 1880, die Ankunft von 130 russischen Unteroffizieren und einer Anzahl Gewehre in Varna meldend, beginnt „und mit gur vom 15, Juli datirten Depesche Earl Granville's an

ord Dufferin \{ließt.

Ar idi A übermittelt Mr. Lascelles Earl Granville die Abschrift einer Depesche des britishen Vizekonsuls in Varna, wel(he die daselbs am 29. Mai erfolgte Ankunft von 78 russischen Soldaten, meistens Aren meldet, tie gekommen, um in die

ulgarishe Armee einzutreten.

Un 21 Sie âbersénvit Mr. Göschen dem Minister des Aeußern die Abschrift einer Depesche des englischen Vizekonfuls in Rustschuk, die Ankunft großer Quantitäten von Waffen in diesem Orte meldend. Diese Depeshe is wie folgt abgefaßt: „Rust- duk, 16. Juni 1880. Sir! Ich habe die Chre, Zhnen die Mittheilung zu machen, daß im Verlaufe der leßten zwei Mo- nate eine große Anzahl von Waffen, aus 60000 Flinten verschiedener Systeme bestehend, aus Reni hier eingetroffen sind. Ein großer Theil derselben sind Chassepots, der Rest Remingtons und Berdans, Ueberdies ift eine große Menge Waffen in Plewna aufgefunden und hierher geshaft worten, nämlich drei Kruppsche Kanonen und 8000 Vorderlader-Perkussionsflinten. Augenblicklich liegt ein großer Theil dieser Einfuhr auf der Werfte; der Rest ist nach Levan-Tabia ge- chafft worden, das, wie ih bereits gemeldet habe, in ein Arsenal umgewandelt werden sol. Wie ich erfahre, ist das größte Waffen- und Munitionsdepot augenblicklich in Rasgradz; dasselbe soll hierher berlegt werden,“

Dann \{ließt \sich folgende weitere Depesche des englishen Vizes konsuls in Rusts{uk an: „Rustshuk, 18. Juni 1880. Sir! Es sird voraestern zwei Dampfer mit §000 Berdan - Gewehren, einer großen Menge Munition und Haken und Schaufeln aus Reni hier eingetroffen. Einer dieser Dampfer is, wie man mir mittheilt, fürzlid Sr. Hoheit zum Geschenke gemacht worden; es ift dies der „Golubtschik“ („Die Taube“), ein Raddampfer, welcher die älteren an Größe übertrifft; das Schiff trägt eine neue Flagge, die Modi- fikation ist, daß der Löwe auf einem«breiten rothen, viereckigen Felde im oberen linken Winkel angebraht, was der Flagge eine gewisse Aehnlichkeit mit der neuen ¿faeréidifS-nngacisiben verleiht. Hierauf folgt nachstehende Depesche des Carl Granville an den Ea!l of Duffecin: „Auëwärtiges Amt, 15. Juli 1880. My Lord! Ich” lenkte heute Fürst Lobanoffs Aufmerksamkeit auf einen im „Daily Telegraph“ erichienenen Bericht über die angebliche Beförde- rung russischer Unteroffiziere und Soldaten nach Rufishuk an Bord der bulgarischen Flotille. Jch las dem Fürsten fernerhin eine De- pesche vor, welche der dienstthuende Vizekonsul in Ruftshuk an Mr. Lasëcelles gerichtet und worin er die Meldung macht, daß §070 Berdan- flinten und eine große Masse Munition, Hauen und Schaufeln dur zwei Dampfer von Reni nach Ruftshuk gebracht worden waren ; eines der beiden Schiffe, ein Raddampfer von beträchtliher Größe, welcher den Namen „Golubtschik“ und eine neue Flagge trägt, war kürzlih von der russishen Regierung dem Fürsten zum Geschenk ge- mat worden. Fürst Lobanoff versprach, sofort auf telegraphishem Wege in St. Petersburg über die Wahrheit dieser Berichte anzu- frag n. Der Kaiser von Rußland soll dem Fürsten von Bulgarien den Rath ertheilt haben, sich ruhig zu verhalten, und sprach Se. Excellenz die Ueber:eugung aus, daß der Fürst die Absicht habe, dem Rathe Folge zu leisten.“ / Es folgt nunmehr ein Memorandum, welches Earl Granville am 16. Juli 1880 dur den Fürsten Lobanoff mitgetheilt wurde Dasselbe lautet: Während der russischen Ok‘upation besaß die bul- garishe Armee russishe Offiziere und Unteroffiziere. Nachdem die russishen Truppen Bulgarien geräumt, wurden sämmtliche russi- {ben Unteroffiziere aus den bulgarishen Regimentern gezogen und ihren frühcren Regimentern einverleibt. Was die Offi- ziere betrifft, so sind nur diejenigen in Bulgarien verblieben, welche den Wunsch dazu geäußert und die neue Administration zurüczuhalten als nothwendig erachtet hat. Allein nach Ver- lauf von einigen ‘Monaten bemerkte Fürst Alexander, daß die Ab- wesenheit erfahrener Unteroffiziere einen bedauerlihen Einfluß auf die Haltung der Truppen gehabt; im Monat Oktober v. I. bat er die russische Regierung, ihm eine gewisse Anzahl russis&er Unter- offiziere zu s{chicken, um die Cadres der bulgarishen Armee umzuge- stalten, Die russishe Regierung hat zugesagt, und hat sich in Folge der vom Kriegs-Ministerium getroffenen Diépositionen, die jelbstverständlib eine gewisse Zeit in Anspruch nahmen, eine gewisse Anzahl alter russisher Unteroffiziere, welhe be- reits in Rußland ausgedient hatten, nach Bulgarien begeben. Außer jenen Unteroffizieren hat si kein neuer russisher Offizier na Bulgarien begeben. Vorstehendes bezieht sich nur auf das Fürstenthum Bulgarien. Was Oftrumelien beirifft, so ist kein ruf- fischer Unteroffizier oder Offizier verlangt oder abgeshidt worden. Die kleine Anzahl russischer Offiziere in der rumelishen Miliz nehmen die gleibe Stellung ein wie die französishen und deutschen Instrufktionsoffiziere, P zuzulassen Mr. Vitalis oder Strecker ascha als nôt1hig erachtet hat. i N Daran s{ließt sich nachstehende Depesche des Earl Dufferin an Earl Granville: „St. Petersburg, 15. Juli 1880. My Lord! Der „Bereg“ vom 1./13. Juli bestreitet die Wahrheit dessen, was er die sensationelle Behauptung einiger Zeitungen nennt, daß eine Anzahl russisher Soldaten nab Bulgarien gegangen ist, um in die bul- garishe Armee einzutreten. Der Sachverhalt ist dem „Bereg“ zu- folge der nadjtehende: „Nah Beschluß des Krieges wur- den mehrere russishe Offiziere und Gemeine als militä- rische JInstruktoren nach Bulgarien geschickt. Nah einiger Zeit erlaubte die bulgar {e Regierung denselben, nah ihrer Heimath zurückzukehren, da sie deren Dienste niht mehr be- durfte. Nachdem sie jedoch späterhin herausgefunden, daß die bul- garise Armee durch den Abgang dieser tüchtigen militärishen In- struktoren viel eingelüßt hatte, war sie genöthigt, die russische Re- gierung zu ersuchen, denselben die Erlaubniß zur Wiederaufnahme ihrer Pflichten im Militärdienste des Fürstenthums zu ertheilen ; nachdem dieses Gesuch ea worden, sind 150 russishe Soldaten ach Bulgarien zu: ückgekehrt.“ : : E Gobauof MiaGie am 17. Juli dem Earl Granville fol- gende Mittheilung: „Mein lieber Graf! Jh bin endlich im Stande, die Ihnen gemachten Mittheilungen zu vervollständigen. Die Berdan-Gewehre, deren Ihre Konsalarberichte Erwähnung thun, repräsentiren einen Ankauf der bulga: ishen Regierung für ihre regulären Truppen. Bislang waren dieselben nur mit den alten russischen Flinten alten Modelles bewaffnet gewesen. Bis zu diesem Augenblicke hat nur die erste Brigade die gesendeten neuen Flinten erhalten. Die Zahlung für diesen Ankauf is auf mehrere Jahre vertheilt worden.“ / Ot {rieb Earl Granville an den Earl of Dufferin : „Auswärtiges Amt, 22. Juli 1880. My Lord! Fürst Lobanoff sprach mir gestern abermals über die Berichte bezüzlih der jüngsten Ankunft russisber Offiziere und Unteroffiziere in Bulgarien und die Einfuhr von Waffen aus Rußland nach dem Fürjenthume. Se. Excellenz erklärte, daß die Zahl der russischen Offiziere in bulgarischen Diensten abgenommen habe. Die Unteroffiziere seien abgescickt worden, um die abgegangenen zu erfeßen; die Zahl der ruffi1chen Unteroffiziere in bulcarisheu Diensten sei niht so groß, wie sie vor- her gewe]en. Betreffs der Waffen habe die russishe Regierung auf das Ersuchen des Fürsten Bulgarien 8000 Flinten von guter moderner Konstruktion käuflich abgelassen, und sei die Zahlung auf eine Reihe von Jahren vertheilt worden. Die Musketen, welche die Russen vorher in Bulgarien zurückgelassen, seien nach einem veralteten Muster earbeitet gewesen.“ : x . i , Der S edel bezügli der Berliner Konfirenz über die „griehishe Grenzberihtigung“ ist am 6. d. Abends dem Parlamente vorgelegt worden. Die Schriftstücke enthalten die Gescbichte dieser wichtigen Verhandlungen, von dem am 7. Juni erlassenen Einladungs- {reiben zur Konferenz bis zum Protokolle der 7. Sigung (1. Juli) nebst einem Dankschreiben Lord Granville's an General Sir Lintorn Simmons für dessen Dienstleistung in der technischen Kommission. Den Dokumenten beigefügt sind zwei Landkarten, welche die dur den Vertrag von 1832 festgestellte, sowie diejenige griechische Grenz- linie angiebt, welche in der jüngsten Konferenz die Zustimmung der Mächte erhalten hat. Das Wesentliche dieser Verhandlungen ist bereits hinlänglich bekannt.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 11. August. (W. T. B.) Die „Agence Russe“ schreibt, die orienta- lishen Angelegenheiten blieben fortdauernd auf einem Wege, welcher ihrer Lösung in einer den Wünschen der Mächte entsprehenden Weise günstig sei. Die alarmirende Sprache gewisser Organe sei nur die Folge von Beunruhigungen, welche durch die Regelung der \chwebenden Fragen bald be- seitigt werden dürften.

eft 7 des Jahrgangs 1880 der Annalen der Hvdro- eru und R i Meteorologie, Organ des Hydro- graphischen Amtes und der Deutschen Seewarte, herauêgegeben von dem Hydrographishen Amt der Admiralität, Verlag von Ernst Siegfried Mittler u. Sohn in Berlin, hat folgenden Inhalt: Die Karten der erdmagnetishen Elemente. Herausgegeben von der Deut-

prüfung von Marine-Chronometern. Aus den Reiseberichten S. M. S. „Prinz Adalbert“, Kapt. z. See Mac Lean. 1) und 2) Strömungsverhältnisse und ozeanographishe Beobachtungen auf der Reise von Yokohama nah Shanghai im April 1880, 3) Ansegelung des Yangtse - Kiang, 4) Hafen von sima, Südspiße von Nipon. Süd- und Shaweishan-Kanal. Mündung des Yanut e-Kiang. Lecky's Retreat und Latitude Cove im Sarmiento-Kanal. Wéstküste von Patagonien. Eingänge von meteorologischen Journalen bei der Deutschen Seewarte im Monat März 1880. Ueber einige Teifune in den Meeren von China und Japan, 1878 und 1879. Vergleichende Ueberfiht der Witterung des Monats April 1880 in Nordamerikz und Centraleuropa. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte). Kleine hydrograrhishe Notizen. 1) Die Vermessunaen J. Br. M. S. „Albert“ an der Westküste von Patagonien, 1879. 2) St. Ambrose-J. und Tiefseelothungen im südlichen Stillen Ozean. 3) Ansteuerung von Nukualofa auf Tongatabu dutch die Nord-Pafssage. 4) Riff Petrie bei Neu-Kaledonien. 5) „Norder“ im nordatlantishen Ozean am 7. und 8. April 1880. 6) Wirbel- turm westlich von den Bermudas am 10. und 11. April 1880. Tabellen. Kartenbeilagen.

Statistische Nachrichten.

Die Einnahme aus der WecGselstempelsteuer für das Deutsche Reich betrug im Etatsjahre 1879/80 6342916 M, d. i. 217 464 Æ mehr als im vorhergehenden Etatsjahre. Vex der Ge- sammteinnahme kommen in Abzug 2/6 für die Einzelstaaten (S. 27 des Geseßes vom 10. Juni 1869) und 2709/5 Entschädigung für die Postverwaltung, zusammen 285 431 A.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im einundzwanzigsten Jahrgang: ist in „Ernst Stecherts Gentral-Militärbuhhandlung“ in Potsdam“erschienen: „Die Arme e- Eintheilung und Quartierliste des deutschen Rei ch s- heeres und der Kaiserlichen Marine für das Jahr 1880“. Das kleine Heft bietet eine tabellarische und übersihtlihe Zusammen- stellung des deutschen Reicbsheeres und der Kaiserlichen Marine nah der neuesten erweiterteu Formation und Dislokation mit nament- licher genauer Angabe der Chefs und Commandeure. Da diese Zu- sammenstelung nah amtlichen Mittheilungea bearbeitet und bis zum 14, Juli 1880 berichtigt ist, so giebt sie zuverlässige Auskunft über die Armee - Eintheilung und die _Quar- ticre von Armee und * Flotte, und bildet dur ihre ge- drängte, übersichtlihe Form ein {nell bereites Hülfsmittel zur {siche- ren Orientirung über diese Berhältnisse. Als brauhbarer Anhang sind dem Heste 34 Abbildungen der preußischen Orden und Ehrenzeichen mit einer kurzen Beschreibung derselben beigegeben. Der Preis der Liste beträgt 50 Z, doch bietet die Verlagshandlung bedeutende Preisermäßigung bei Entnahme größerer Partien durch Gewährung von Frei-Exemplaren und Rabatt. j

—- Als Nr. 60 der Sammlung gemeinnüßiger Vorträge, welche der „Deutsche Berein. zur Bexbreitung gemeinnüßiger Kenntnisse“ in Prag herausgiebt, ist soeben ershienen: „Die Götterwelt der alten Deutschen“, von Dr, W. Kaiser. i

Regensburg, 6. August. (Allg. Ztg.) Soeben wurde die auf Veranlassung des Historishen Vereins für Oberpfalz und Regensburg von dem Fürstlih Thurn und Taxisschen Archiv- Rath Dr, Will bearbeitete, im Verlage von F. Pustet erschienene Jestshrift zum Wittelsbacher siebenhundertjährigen Jubiläum ausgegeben. Dieselbe behandelt „Konrad von Wittels- bah, Kardinal, Erzbischof von Mainz und von Salzburg, deutscher Reichserzkanzler“, und das Thema dürfte sehr glücklih gewählt fein, da Konrad von Wittelsbach, der Bruder des ersten Herzogs Dtto, als Kirchenfürst und Staatsmann Erhebliches geleistet hat und wie in der besagten Schrift ausgeführt wird zur Erhöhung des Ansehens seines Hauses und namentlich auch zur Belehnung \seinzs8 Bruders mit dem Herzogthum Bayern durch Kaiser Friedrih Barba- rossa viel beigetragen haben mag.

Getwerbe und Dandei.

Nach amtliher Mittheiling aus Konstantinopel hat die tür- fische Regierung die Ausfuhr von Hammeln aus dem Bilajet Diarbekir und von Vi eh, mit Ausnahme der Schaf- und Ziegen- bôde und der niht als Zugthiere verwendeten Ochsen, aus dem Vilajet Van bis auf Weiteres verboten. :

Nürnberg, 9. August. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held, Hopfenkommissionsgesc{äft.) Seit mehreren Tagen enthalten die Berichte aus den Hopfen-Pflanzungen viele Klagen über das Hervortreten von Krankheiten, über Ungeziefer und über Be- \hädigungen der Pflanze, welche durch das stürmische Wetter der leßten Tage verursacht wurden. Heute kam hier der zweite Ballen neuer Hopfen an; derselbe war aus Württemberg und wurde zu 150 M verkauft. Jn vorjährigen Hopfen ift das Geschäft unver- ändert ruhig. Es werden täglich kleinere Posten gekauft. Gezahlt wird 20—55 Æ, für ganz feine Waare etwas mehr. :

Gla8gow, 10. August. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen der lezten Woche betrugen 12 260 gegen 7500 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. :

Havre, 10. August. (W, T. B.) Wollauktion. Ange- boten 2582 B., verkauft 358 B. Käufer unents{lossen; mittlere Wollen halten sich 10 niedriger als bei der Maiauktion.

New-York, 9. August. (W. T. B.) Weizenverschiffungen der leßt n Woche von den atlantishen Häfen der Vereinigten Staaten nah England 339 000, do. nach dem Kontinent 200 000, do. von Kalifornien und Oregon nach England 20 000 Qrtrs. Visible Supply an Weizen 14 187009 Busbel, do. do. an Mais 16 812 000 Bushel.

Verkehrs: Anstalten.

Plymouth, 10. August. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Cimbria“ ist hier eingetroffen.

New - York, 10. August. (W. T. B.) Der Dampfer „England* von der National. Dampfschiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

VBerlín, 11, August 1880,

Preußische Klassenlotterie. (Dhne Gewähr.)

Bei der heute fortgeseßten Hebung der 4. Klasse 162. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:

1 Gewinn von 30 000 #4 auf Nr. 70 896.

4 Gewinne von 15000 / auf Nr. 12721. 16 929. 64 166. 74 237. .

3 Gewinne von 6000 # auf Nr. 1599. 78 782. 93 430.

27 Gewinne von 3000 / auf Nr. 5470. 12 227. 13 841. 18514. 26584. 29846. 35 772. 37 230. 38 194. 40376. 41 331. 44059. 44617. 48760. 53939. 54154. 56 098. 65154. 68341. 72424. 76309. 77 540. 77695. 82916. 86 054, 86 519. 88 581. E

53 Gewinne von 1500 # auf Nr. 500. 1299. 5288. 9115. 10850, 13480. 14193, 15642. 16288. 16 984. 17 406. 18065. 19590. 21052. 26187. 27 707. 27 966

{hen Seewarte, Abtheilung 11. Bericht über: die dritte auf der

Deutschen Seewarte im Winter 1879—80 abgehaltenen Konkurrenz-

| 98757. 29973. 30957. 31463. 32653. 33 699. 38 59L

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