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mend, auf Schloß Mainau ein und beabsichtigte, bis heute Vormittag dort zu verweilen.
— Der Redacteur einer großen Zeitung, welcher in Folge einer beleidigenden Annonce im Jnseratentheil der Zei- tung wegen Beleidigung angeklagt und in beiden Jnstanzen verurtheilt war, machte în Mine Nichtigkeitsbeshwerde geltend, daß er, mit Rücksiht auf den Organismus einer
roßen Zeitung, um den Jnseratentheil sich nicht kümmern önnte, und darin ein besonderer Umstand liege, der seine Strafbarkeit als Thäter aus\cließe, zumal der eigentliche Thäter (der! Jnserent) bekannt sei. Das Reichsgericht, I. Strafsenat, wies die Nichtigkeitsbeshwerde dur Erkennt- niß vom 2. April 1880 zurück, indem es folgende Sätze aus\sprah: „Als besondere Umstände im Sinne des Preßgeseßes können nur außergewöhnliche Umstände gel- ten, welhe auch einen gewissenhaften Redacteur ohne eigenes Verschulden hindern, im Einzelfalle die geseßlich gebotene Thätigkeit auszuüben. Der Redacteur einer periodischen
Drucfshhrift ist aber für den ganzen Jnhalt verantwortlich.
und muß dafür Sorge tragen, daß ihm die zeitige Kenntniß- nahme und Prüfung jeden einzelnen Artikels mit Einschluß der Jnserate gesichert bleibt. Die Berufung der Nichtigkeits- beshwerde auf den Organismus einer großen Zeitung und auf die spezielle Nedaktion des Jnseratentheils ist daher zur Begründung der Straflosigkeit des Verklagten um so wen*ger geeignet, als gerade Verklagter geständigermaßen die betreffende Nummer der Zeitung als, Redacteur gezeichnet hat und nit festgestellt ‘ist, daß etwa in Gemäßheit des Preßges. §8. 7, Abs. 2 eine andere Person als für den Jnseratentheil verantwort- liher Redacteur bezeichnet worden sei.“
— Wird in Folge eines Umstandes die Eintragung einer vom Grundstücksbesiter seinem Gläubiger bestellten Hypothek in das Grundbuch verzögert und bestellt inzwischen der Grund- stücksbesizer für einen folgenden Gläubiger eine zweite Hypo- thek in der übereinstimmenden Absicht des Schuldners und Gläubigers, daß diese Hypothek der zuerst erwähnten folgen solle, während sie thatsächlih vor der ersteren zur Eintragung gelangt, so kann der Schuldner resp. der erste Gläubiger, nah einem Erkenntniß des Reichs8gerichts, III. Hülfssenats, vom 3. März d. J., im Wege der Klage gegen den zweiten Gläubiger die Prioritätseinräumung für die zuerst bestellte Post beanspruchen.
— Der Königliche Gesandte in München, Graf von Werthern-Beichlingen, ist mit Unterbrehung seines Urlaubs in München wieder eingetroffen.
Wat —
Bayern. München, 23. August. (W. T. B.) Der König hat mittelst Schreibens vom 19. d. M. die Adressen der beiden Kammern des Landtags in huldvollster Weise beantwortet.
Augsburg, 23, August. Der „Augsburger Postzeitung“ zufolge hat das Gesammtepiskopat Bayerns anläßlich des Jubiläumsfestes des Wittelsbacher Hauses eine Hul- digungsadresse an den König gerichtet.
Baden. Karlsruhe, 24. August. (W. T. B.) Die „Badische Correspondenz“, das Organ der badischen Mitglieder der nationalliberalen Partei des Reichstags, bringt heute eine Absage - Erklärung an die Sezessionisten der Nationalliberalen im Reichstage.
Württemberg. Stuttgart, 24. August. (W. T. B.)
Der „Staats-Anzeiger für Württemberg“ meldet : Se. Kaiser-
liche und Königliche Hoheit der Kronprinz habe den Wunsch
zu erkennen gegeben, es möchte jeder offizielle Empfang unter-
leiben, da Höchstderselbe lediglih in Seiner Eigenschaft als General-Jnspecteur erscheine.
Sachsen - Coburg - Gotha. Coburg, 24. August. (W. T. B.) Der Herzog und die Herzogin von Edin- burgh sind heute zu längerem Aufenthalt hier eingetroffen.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 21. August. Die Nach- richt, daß die Verhandlungen mit Serbien abgebrochen worden seien, ist falsch, so meldet man dem „Pest. L.“ von hier ; allerdings sei wenig Aussicht vorhanden, dieselben ra\s{h durchgeführt zu sehen. Vor Kurzem seien den serbischen Be- vollmächtigten neue JFnstruktionen zugegangen. Von öster- reichish-ungarisher Seite wünshe man bekanntlih den Ver- trag von 1862 mit der Türkei als Basis für den jeßigen
ustand angenommen zu sehèn, worauf aber Serbien nicht eingehen wolle, vorgebend, es werde dann auch den anderen Mächten nah dex Klausel d.r Meistbegünstigten die gleichen Vortheile zugestehen müssen. Es s{lägt bis zum Abschlusse eines definitiven Vertrages eine Konvention vor, welche Oesterreih-Ungarn alle Konzessionen gewähren soll, die den anderen Mächten gemacht worden sind, wozu sich später neue finden dürsten. Hierüber fänden im Ministerium des Aeußeren täglih Verhandlungen statt. Zu den meritorishen Verhand- lungen werde erst dann geschritten, wenn eine Basis festgestellt ist. - Bis dahin werde Serbien. seinen autonomen Tarif auf- ret halten.
— 22. August. Se. Majestät der Kaiser beehrt am heutigen Tage mit seiner Anwesenheit die alte österreichische Eisenstadt. Steyr, welche das 900jährige Jubiläum ihres Bestandes und das 500jährige Gründungsfest des bewaffneten Bürgercorps feiert. Der Monarch besichtigte im Laufe des Vormittags die Gewerbeausstellung und die Waffen- fabrik von Werndl Und verfügte sih Nachmittags nah Wien. — Das Vólksfest im Prater, welches die Stadt Wien zur Verherrlihung des 50. Geburtsfestes des Kaisers gestern veránstaltete, begann mit Morgenkonzerten in allen Bezirken Wiens “und verlief troy minder günstiger Witterung sehr glänzend ; der Besuch zählte nah Hunderttausenden und wur- den die Militärkapellenproduktionen fowie das große Konzert von 1400 Sängern und des Wiener Männergesangvereins mit Jubel ausgenommen. Besonders begeisterte Aufnahme S die Volkshymne, so oft sie ertönte, wie denn au die
olksmassen überhaupt jeden Anlaß benußten, um ihré. An- Q lichkeit an den Kaiser und das Kaiserhaus in lebhastester eise: zu bethätigen.
— 24. August. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ be- stätigt, daß die Verhandlungen betresss des Abschlusses eines Handelsvertrages mit Serbien in der nähsten geit noch niht wieder aufgenommen werden würden, Der
ntrag der; serbishen Bevollmächtigten, mit der meritorischen Behandlung zu beginnen und die formalen Fragen in der
Schwebe zu lassen, sei weder von Oesterrei, noch von Ungarn
angenommen worden. Da es nicht abzusehen sei, wann Ser- | bien über die Vorfragen zu einem definitiven Entschlusse ge- | 40 | über die Bezichtigung der Feigheit heftig tadelnd äußerten,
langen werde, so würden die serbishen Vertreter vorläufig nach Belgrad zurückehren.
Pest, 21. August. Der Königliche Hof wird, wie „Gyorsfutar“ meldet, wenige Tage vor Eröffnung der Dele- gationen nah der Hauptstadt kommen und nah acht- bis zehn- tägigem Aufenthalte in Budapest zu fünfwöchentlihem Aufent- halte sich nach Gödöllö begeben, woselbst auch Kronprinz Ru - dolf und Erzherzogin Gisela eintreffen werden. Zu den diesjährigen Fuchsjagden wird auch Herzog Ludwig in Bayern erwartet. Oberst - Hofmeister Fürst Hohenlohe trifft Anfangs September hier ein, um die Bauten im Gödöllöer Königlichen Schlosse zu besichtigen.
Schweiz. Bern, 16. August. (W. Pr.) Die Frage der La ndesbefestigung scheint nunmehr in ein etwas be- \{leunigteres Tempo zu kommen; die Blätter melden, daß die mit der Ausarbeitung eines Befestigungsplanes beauf- tragte tehnische Kommission emsig bei der Arbeit sei und nicht nur an der französischen, sondern auch an der deutschen Grenze ihre Studien mache. Dieser Tage wurde die Situation und die Einrihtung der Festung Aarburg sowie die Hauensteinhöhen einer eingehenden Besichtigung, bezie- hungsweise Nekognoscirung unterzogen. Man trägt sih hiernah mit dem Plane, nicht nur die West-, sondern auch die Nord- westgrenze zu befestigen. Die Vorlage des Befestigungsplanes erfolgt in der Wintersession der Bundesversammlung, so daß im Anfange des nächsten Jahres mit seiner Ausführung be- gonnen werden könnte.
— Zur Berathung der Verfassungsrevision wird die Bundesversammlung auf den 13. September einberufen. Die Frage, welche der Bundesrath für die Volksbefragung empfiehlt, lautet einfa: „Soll eine Revision der Bundes- verfassung stattfinden?“ Sache der Räthe wird es sein, die Frage spezieller zu formuliren. Von den 56 507 Unterschriften erwiesen sh 83695 als ungiltig, 244 als „zweifelhast. — Einen der wichtigsten Gegèn- stände auf dem soeben in Solothurn stattfindenden \chweizerishen Lehrertage bildet die Rekruten- prüfung. Bekanntlih sind bisher alle Bemühungen der Bundesbehörden, ein einheitlihes Schulgeseß zu schaffen, am Widerstande einzelner Kantone gescheitert. Den einzigen Grad- messer zur Ermittelung der Leistungen der Kantone auf dem Gebiete des Schulwesens besißt die Schweiz eigenslih nur in den Rekrutenprüfungen, die nah bestimmten Gesichtspu"kten vorgenommen wurden, bisher aber auch nicht ganz zuverlässig waren, da die einzelnen Kantone in ihrer Handhabung zum Theil weit von einander abwihen. Auf dem Lehrertage wird nun der Versu gemacht werden, für die Prüfungen ein ein- heitlihes Formular zu finden.
— 21. August. (Wes. Z.) Seit einigen Tagen findet unter der Oberleitung des Generals Jbanef auf der Aarberg- Neuenburger Straße die internationale Basisvermes- sung statt. Der General wird in dieser Arbeit von einer Anzahl eidgenössisher Genie-Dffiziere und 12 Genie- und 9 Unteroffizieren der spanishen Armee unterstüßt, welche Gene- ral Zbanef zu diesem Zwecke von Madrid mitgebracht hat. Das dabei verwendete Fnstrument, Eigenthum der spanischen Regierung, wurde auf einem besonders dazu konstruirten Wagen von Madrid nah Aarberg gebracht, Dieses Fnstru- ment soll das einzige seiner Art sein.
Großbritannien únd' Jrland. London, 21. August. (A. C.) Ein Telegramm des Vizekönigs vom 20. d. meldet: „Die unter dem Befehle des Generals Hughes stehende Brigade fam am 19. d. mit ihrem Hauptquartiere wohl- behalten im Fort Battye an.“ — Dem „Standard“ wird aus Quettah gemeldet: Alles nimmt einen befriedigenden Fortschritt und ist es durhaus unwahrscheinlih, daß unsere Truppen irgendwie abgehalten werden dürften, zur be- stimmten Zeit vorzurücken. General Phayre schickte einen Botschafter nah Khelat-i-Ghilzai mit einer Depesche an General’ Roberts, in welcher er demselben volle Auskunft über die Stellung des Feindes vor Kandahar giebt, nebst einem Plane für eine gemeinsame Aktion der beiden Entseßungskolonnen. Die indishen Berichte melden, daß die Herater Truppen und Stammesgenossen aus dem Zemindawar Lande einen sofor- tigen Angriff auf Kandahar verlangten, da die Briten binnen Kurzem mit überwältigenden Streitkräften herbeirücken dürsten. Ayub Khan weigerte sih, den Befehl zum Angriffe zu er- theilen, angeblih, weil cs ihm an Sturmleitern fehle, und cin Versuch, die Wälle zu stürmen, ohne vorher Bresche ge- legt zu haben, geringe Aussicht auf Erfolg haben dürste. Er besloß daher, sih der Sladt vermittelst gewöhnlicher Lauf- gräben zu nähern. Dieser Entschluß verdroß die Herater und N deren viele sih auf den Heimweg gemacht haben.
— Der Hof siedelt nächsten Donnerstag von Dsborne nah Balmoral über. — Die „Morning Posi“ erfährt, Mr. Gla d- stone beabsihtige niht, sich nah Madeira zu begeben. Er würde bis zum Schluß der Parlamentssession in London oder dessen Nachbarschaft bleiben. — Die projektirte englische Pilgerfahrt nah Lourdes ist in Folge der von Kardinal Manning ausgedrückten Meinung, daß sie zu einer politischen Deutung Anlaß geben könnte, bis zum nähsten Fahre ver- {hoben worden.
— 23. August. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unterhauses erklärte der Ober-Sekretär für Jrland, Forster, es sei keine Veranlassung vorhanden, - Ausnahme- geseße für Jrland zu verlangen, da absolut kein Aufstand befürhtet werde. Wenn sich im Laufe des Herbstes oder Winters die bestehenden Geseße als unzulänglih herausstellen sollten, was er jedoch durchaus nicht erwarte, so würde er keinen Augenblick anstehen, die Einberufung des Parlaments U befürworten, um Ausnahmegeseße zu verlangen. Auf eine
ezügliche Anfrage Finnigans erwidert Mr. Forster, die Ge- wehre der irishen Polizei würden mit Rehposten anstatt mit Kugeln geladen, weil dadurh bei einem Straßen- aufruhr das Leben unschuldiger Personen weniger gefährdet erscheine. Die Antwort Forsters führte eine längere Debatte Pee wobei die irisdhen Deputirten gegen die bei der irischen Polizei eingeführte Neuerung lebhaft protestirten. Der De- putirte Dillon kam hierauf auf eine ihm Jingsi vom Ober- Sekretär Forster ertheilte Antwort zurück, in welcher er (Dillon) der Böswilligkeit und Feigheit bezihtigt worden war, um Forster Gelegenheit zur weiteren Erklärung zu geben.
orster erklärte, er müsse jedes Wort seiner Antwort an
illon aufrecht erhalten. Dillon habe das irishe Volk zur
Uebertretung der Gesetze, die die Regierung troy der dagegen
ins Werk geseßten Agitation aufrecht zu erhalten gedenke aufgeheßt. Die Erklärung Forsters veranlaßte eine mehrstün: dige Debatte, in welcher die irischen Deputirten sich namentli
Lord Hartington erklärte s{hließlih, die irishen Deputirten hätten nihts vorgebracht, was eine Zurücknahme der Beschul- digung der Feigheit rehtfertigen könne. Die Regierung könne gegenwärtig ihre Politik bezüglih Jrlands nicht darlegen, sie wünsche aber, die dort bereibenben Uebelstände abzustellen. Zugleich forderte Lord Hartington das Haus auf, die unnüßen Debatten fallen zu lassen und die Geschäfte, die auf der Tagesordnung ständen (das Ausgabebudgct für FJrland) zu erledigen. — Jm Verlaufe der Sizung erklärte der Staats: jekretär für Jndien, Hartington, er hoffe, daß, wenn die Be- rathung des Budgets am 30. d. erledigt werde, der Schluß des Parlaments am 6. September erfolgen werde.
__ Frankreich, Paris, 21. August. Die „Republ. franç.“ giebt weitere Aufschlüsse über Tunis. Die Bona-Guelmag- Bahn hat ihre Forderung betreffs einer Konzession sür die Bahn von Tunis n-ch Rhadés zurückgezogen, da der Bay sie durch eine dreifache Konzession entschädigt hat: 1) für die An- legung des bekannten Hafens, 2) für den Bau einer Bahn von Djdeida nah Bizerte und 3) für den Bau einer Bahn von Tunis nah Sousa, welche beiden Linien das chon be- stehende tunisishe Nes der Bona-Guelma-Bahn vervollstän- digen werden.
— (F. C.) Auf den Antrag einer vor einiger Zeit er- nannten, aus Mitgliedern der beiden Kammern, Geschicht- \hreibern und Publizisten bestehenden Kommission trifft das Ministerium des Aeußern Vorbereitungen, um einen Theil seiner Archive der D effentlichkeit zu über- geben. Nach einem von dieser Kommission aufgestellten Jn- ventar umfassen die in den Archiven verwahrten Denkschristen und Dokumente, von der eigentlichen diplomatischen Korrespon- denz abgesehen, 4000 Foliobände. Aus denselben soll zunächst eine „Sammlung der den französishen Botschaftern und Ge- sandten bei den wichtigsten Staaten Europas vom westfälischen Frieden bis zum Jahre 1789 ertheilten Jnstruktionen“ ver- öffentliht werden. Der Minister des Jnnern will für diese Publikation dem Verleger, der sie Übernehmen wird, eine Subvention von 2000 Fres. pro Band bewilli- ach, Cn Dad o o Mes Jahr Und dra Bände sollen 1881 erscheinen. Der erste Band wird die Jnstruktionen der Botschafter Frankreihs in England um- fassen; dann werden der Reihe nah Jnstruktionen der Bot- schafter bei den Niederlanden, bei Norditalien, der römischen Kurie. Preußen, ODesterreih u. f. w. folgen. Von den mit der Redaktion dieses Werks betrauten Schriftstellern nennt der „Rappel“ die als Quellenforscher hon rühmlih bekannten Herren Armand Baschet, Albert Sorel, Ernest Lavisse und Girard de Rialle. — Die Aufstellung der elektrischen Licht- apparate, vermittelst welher der Hafen von Havre elektrisch beleuchtet werden soll, ist nunmehr in Angriff ge- nommen. Es joll die gesammte Einrichtung noch vor Ende Oktober fertig gestellt sein. Für die Sicherheit des inneren Hafenverkehrs, sowie bedeutende Kürzung der zum Laden und Löschen nöthigen Zeit, namenilih derx mit Maschinen arbeiten- den Dampfer ist die Einrihtung von Wichtigkeit.
Italien. Rom, 22. August. Wie der „Diritto“ er- fährt, acceptire die Pforte in ihrer Antwort vom 19. August die Abtretung Dulcignos an Montenegro, verlange aber eine weitére Fristerstredung von einigen Wochen. Be- üglih der Grenze im Norden des Skutari-Sees möchte si ie Pforte strikte an die vom LVerliner Kongresse gezogene Trace halten. Diese Trace würde der Pforte, nach der tür- kishen Auffassung, den gewissen Gebietsstreifen belassen, den man mit der Kollektivnote vom 26. Funi Montenegro zu- sprechen wollte. Jn diesem Gebietsstreifen befindet sh au die starke Position Dinosh am Zem. — Dem „Diritto“ zu- folge ist die Nachricht über die Ankunft eines russischen Kriegsschiffes in Rustshuk mit Waffen und mit rus- sishen Soldaten an Bord, bis jeßt noch unbestätigt.
Griechenland. Athen, 22. August. (Pest. L.) Die Fregatten „Georgios“, „Pliaxava“ und „Hellas“ werden ausgerüstet und solen noch in dieser Woche nah den jonishen Gewässern abgehen.
— (W. Pr.) Die Flotte wird erst nach der Eröffnung derx Kammer, die den nöthigen Kredit dazu bewilligen muß, auf den Kriegsfuß gescßt werden.
— Der hiesige Berichterstatter der „Daily News“ meldet: Die griechische Armee gewinnt beständig an Stärke und Muth. Die neuen Rekruten sind ausgezeichnet. Es sind keine großen Lager gebildet worden, aber die Truppen werden in aller Stille nah verschiedenen Punkten der Grenze dirigirt, bereit dieselbe zu überschreiten, sobald der Befehl dazu er- gangen.
Türkei. Konstantinopel, 24. August. (W. T. B.,) Die europäische Reformkommission unterzeichnete heute die von ihr verfaßten Provinzialreglements und suspendirte ihre Thätigkeit, nahdem sie ihre Tagesordnung erschöpft hatte.
— Dem „Reuterschen Bureau“ wird von hier unterm 20. gemeldet: „Auf Ersuchen mehrerer in Serbien wohnhaften türkishen Unterthanen hat Abeddin Pascha, der Minister des Aeußeren, von der serbishen Regierung ihre Zustimmung zur Herstellung von türkishen Konsulaten in Serbien verlangt. Das serbishe Kabinet hat dieses Verlangen be- willigt, vorausgeseßt, daß seitens der Pforte gleiche Erlaubniß für die Ernennung serbisher Konsuln auf türkishem Gebiet mit den aus den Kapitulationen herrührenden Privilegien ge- währt werde. Jn Beantwortung hierauf beanspruchte die Pforte dieselben Privilegien sowie Konsulats-Jurisdiktion für die in Scrbien zu errichtenden türkishen Konsulate.“
Philippopel, 16. August. Ueber die Streitkräfte Ost-Rumeliens meldet man der W. „Pr.“: Fn dem von der Provinzial-Versaummlung votirten Budget für die Ze:k vom 1, Mai 1880 bis Ende Februar 1881 entfallen von den mit ungefähr 73 Millionen Piastern bezifferten Ausgaben 171/, Millionen auf die Erhaltung der Miliz, 67/6 Millionen auf jene der Gensd'armerie, so daß im Ganzen 33 Prozent, also ein Drittel der gesammten Staatsausgaben, den Zween der öffentlichen Sicherheit gewidmet sind. Auf dem Papier umfaßt die ost-rumelishe Miliz 12 Druschinen zu je drei Com-
agnien und ein Lehrbataillon. Bei dem gegenwärtigen Stande ind jedoh nur 18 Compagnien efffektiv unter den Waffen, während das Lehrbataillon aus einer Jnfanterie-Compagn!Ö, einer Escadron und einer halben Batterie nebst der te{h- nischen Abtheilung besteht, was einem Gesammtstande von 13 Stabs:, 118 Oberoffizieren und 5514 Mann entspricht.
Die Affsentirung begegnet noch immer den mannichfachsten emmptien und heute noch it: es sehr fraglich, ob das im rganisations-Statut vorgesehene zweite Aufgebot wirklih im Stande sein wird, weitere 12 Milizbataillone mit Mannschaft auszustatten und außerdem noch einen Ueberschuß von mehreren Reserve-Bataillonen zu erzielen. Vorderhand fehlt es gänzlich an Offizieren für dasselbe. Auch die Bewaffnung läßt viel zu wünschen übrig. Die Milizen sind zwar durhwegs mit Krükagewehren ausgerüstet, während die Gensd'armerie Peabodygewehre hat; allein wenn nicht das von Russen in Slivno zurückgelassene Munitions-Depot aushilst, so wird es mit dem Bedarf an Munition sehr \{lecht aussehen. Man \chäßt das im Lande vorhandene Waffenmaterial im Ganzen auf 40 000 Krnka, 6000 Peabody und Martini und 4000 Re- mington. Der Stand der Geschüße beschränkt sich auf vier Stü russishe 9 Centimeter-Bronze-Kanonen. : Janina, 20. August. (Pest. L.) Am 18. d. fand in Argyro - Castro eine große Versammlung der südalba- nesishen Stammeshäuptlinge statt, _ welcher der General-Gouverneur des Vilajets, Mustafa Assim Pascha, der Bruder des türkishen Ministers des Aeußern, Veisil Beg und der ehemalige Kriegs-Minister Osman Pascha beiwohnten. Es wurde beschlossen, alle Gebiete von Epirus und Thessalien gegen Griechenlandzu vertheidigen, die Befestigungen von Arta, Prevesa, Mezzovo, Larissa und Janina schleunigst zu beenden und ein allge- meines Volksaufgebot ins Werk zu seßen. Die Stammhäuptlinge erklärten sich bereit, sofort 48 000 Mann gegen die Grenze zu dirigiren. Der hiesige französishe Konsul räth zur Nachgiebig- keit, doch ohne Erfolg. Jm Ganzen befinden sich in Epiro- Thessalien 37 000 Mann türkischer Truppen, zu welchen noch 7000 aus Konstantinopel und anderen Theilen des türkischen Reiches gekommene albanesische Freiwillige treten. Die Griechen in der Provinz verhalten sih ruhig.
Numänien. Bukarest, 21. August. Ein Commu- niqué im heutigen „Monitorul Officiel“ dementirt. das Gerücht, daß Rumänien seinen Zahlungsverpflich}- tungen niht nachkommen und seine Schuldigkeit gegenüber Obligationsbesißern nicht erfüllen könne, mit dem Hinweis darauf, daß in den öffentlihen Kassen nohch niemals so große Baarvorräthe vorhanden gewesen seien, als gerade jeßt.
Bulgarien. Sofia, 14. August. (W. Pr.) Fürst Alexander ist vorgestern vom Kloster Rila hier eingetroffen. Auf dem Wege wurden die Pferde seines Wagens scheu. Als er bei diesem Anlasse aus dem Wagen heraussprang, ver- leßte er sih etwas im Gesichte. Nächste Woche begiebt sich der Fürst zu einem mehrwöchentlichen Aufenthalte nah Varna, um Seebäder zu gebrauchen. Die Reise nah Belgrad ist wieder aufgeschoben worden. — Der griechishe diploma- tishe Agent Bisantios ist hier eingetroffen und hat heute seine Kreditive dem Fürsten Überreicht. Bis jegt war Grie- wenland hier nicht vertreten. — Jm Balkan machen sich neuerdings türkishe Räuberbanden bemerkbar. An- fangs dieses Monats erschienen 12 Banditen in Tirnowo, raubten dort ein Mädchen, und beraubten hierauf unweit von Esfi-Stambul einen Sistower Kaufmann. Drei Tage darauf erschienen 8 Räuber abermals in Tirnowo, um in ein Haus einzudringen. Die Bewohner seßten sih zur Wehre, worauf die Räuber vershwanden. Der hiesigen Polizei gelang es, eine griehishe Räuberbande hier zu entdecken. Die Mitglie- der derselben wußten bis dahin den Verdacht von sih dadur abzulenken, daß fie fein gekleidet in Sofia herumgingen.
Montenegro. Cettinje, 13. August. Der W. „Presse“ meldet man von hier: Fast alle Nahien haben ihre Kriegskontingente ins Feld geschickt. Die Bataillone der Kutschi, Piperi, Njegush, Bjelovavlitshi, Piwa und Drobnjak haben die Linie Podgoritza-albanesishe Grenze be- sezt. Diese Truppen sind mit Artillerie reihlih versehen. Nicht weniger als 20 Geschüße werden in dieser Position placirt. Wenn man die Richtung von Podgorißa nah Welje - Brdo einschlägt, begegnet man der aus vier Bataillonen bestehenden Reserve der erwähnten Corps. Schabljak wurde von den tapferen Ernojenitschi und den Le\h- janski beseßt. Die Linie Podgorißa-Spusch ist mit Truppen reihlich beseßt und Sawa Petrovics in Antivari verfügt über 4 Bataillone. Djurovics hat bei Dobra-Woda 11/ Bataillone und in Mirkovics 1 Bataillon unter seinen Be- fehlen. Jn diesen Orten sind in den lezten Tagen au Feld- eshüße eingetroffen. Es wird in militärishen Kreisen ver- iert, daß in der kürzesten Frist 24 000 Mann an der alba- nesishen Grenze konzentrirt sein würden. Der Fürst beabsih- tigt gegen den 20. August die im Felde stehenden Truppen zu inspiziren.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 18, August. Die neue Jnstruktionsbatterie mit 84 cm Hinter- ladungsgeshüßen (shwedishes Fabrikat) ist vor einigen Tagen in Christianstad organisirt worden. Die Uebungen wird Major Ankercrona leiten; zum Batterie-Chef ist Kapitän von Klercker ernannt. Außer je zwei Offizieren vom Svea-, Göta- und Wendes-Artillerie-Regiment sind zwei norwegische Offiziere zu den Uebungen kommandirt.
Amerika. Washington, 20. August. (A. C.) Die Staatseinnahmen dex Union in dem am 30. Juni be- endeten Fiskaljah:e betragen 333 526 610 Dollars, die Aus- gaben 267 642 957 Doll. Der Uebershuß (65 883 653 Doll.) wird zur Tilgung der Staatsschuld verwendet. Fm Vergleich mit dem vorhergehenden Jahre haben die Einkünfte um 59 699 426 Doll., die Ausgaben um 695 074 Doll. zugenom- men. Die Zölle lieferten 186 522 064 Doll. , oder 49 272 046 Doll. mehr als im Vorjahre; die direkten Steuern 124009 375 Doll., oder 10 431 763 Doll. mehr als im Vorjahre; die Ber- zinsung der Staatsschuld beanspruhte 95 757 575 Doll., d. i. 9 570 373 Doll. weniger als im vorhergehenden Jahre. Für Pensionen an Jnvaliden wurden 56 777 174 Doll. oder 21 655 692 Doll. mehr als im Vorjahre verausgabt. Die Armee kostete 38 116 916 Doll., die Marine 13 536 984 Doll, und die Unterstütung der Fndianer 5 945 457 Doll. Die Verkäufe von Staatsländereien erzielten einen Gesammtbetrag von 1 016 506 Doll. — Jn Boston versammelt sich am 6, Oltober einé Konferenz von Vertretern aller Exportfirmen und Schiffsrheder in den Vereinigten Staaten behufs Erörterung der besten Methoden zur Wieder-
‘belebung derx amerikanishen Schiffahrtsinteressen.
Südamerika. Buenos-Ayres. Die „Pol. Corr.“ erhält von hier Berichte vom 2. und 3. Juli über die Be - endigung des Bürgerkrieges zwishen der Pro- vinzial- und der Nationalregierung, denen wir ¿xolgendes entnehmen :
„Der für die Provinzialtruppen ungünstige Ausfall der Gefecbte vom 21. und 22, Juni hatte in der Stadt die Kriegslust und die zuversichtlihe Hoffnung auf den Sieg sehr erschüttert und den ge- mäßigten Elementen das Uebergewicht über die extreme Partei ver- haft, die den Widerstand bis aufs Aeußerste fortseßen wollte. Es war au nicht ermuthigend, in den Straßen die waffenlosen, flüch- tigen Vertheidiger der Stadt zu sehen, die den Kampf gegen die gut ge- \{ulten und bewaffneten Nationaltruppen aufnehmen soüten. Gouver- neur Tejedor wurde von seinem Freunde Felix Frias, dem früheren Kongreßpräsidenten beschworen, von dem vergeblihen Wide:stande gegen die Nationaltruppen abzustehen, und der von ihm zum Chef der Stadtvertheidigung berufene General Mitre, der von 1862 bis 1866 Präsident der argentinischen Republik gewesen, stellte ihm unverhohlen die Unzulänglichkeit der Vertheidigungêmittel vor. So fand denn die fortgeseßte Vermittlung des diplomatischen Corps, zu welher ter apostolishe Delegat Msgr. Matera die Initiative ergriffen hatte, wenigstens bei dem ent- quan Gouverneur Tejedor ein geneigtes Ohr, nicht so aber bei dem siegreichen Präsidenten der Republik, Avelläneda, von dem die Delegirten des diplomatishen Corps, der Ge- sandte Perus und der Geschäftsträger Paraguays, das erste Mal unverriteter Sac{e aus Velgrano zurückehrten. Als sie nun auf den Wunsch ihrer Kollegen mit dem päpstlichen Delegaten zum zweiten Male nach Belgrano gingen, wurde ihnen von dem auf- geregten Präsidenten eben keine freundliche Aufnahme zu Theil. Doch gelang es dem Delegaten, denselben durch eine ergreifende Schilde- rung der Schrecken des Bürgerkrieges zu besänftigen und zur Ein- gehung einer kurzen Waffenruhe und Annahme gütlicher Verhand- lungen zu bewegen. Tejedor sandte darauf den General Mitre mit Voll- machten nah Velgrano, um ein Arrangement nachzusuchen, welches ebrenvoll für die Provinz, wenn auch nit für ihn selber sein solle. Mitre wurde vom Präsidenten gut aufgenommen und an die an- wesenden Minister gewiesen, mit denen er die Friedenspräliminarien vereinbarte. Die Nationalregierung hatte ihrerseits aub Gründe, den baldigen Friedens\{chluß zu wünschen. Ihre meist im freien Felde bivouakirenden Truppen hatten unter den Unbilden der Witterung und den Regeugüssen des südamerikaniswen Winters schr zu leiden, für die Verwunde:en war s{lecht gesorgt, aus den Provinzen liefen ungünstige Nachrichten cin, Corrientes hatte für Buencs- Ayres Partei genommen und befand si im Aufstande gegen die Nationalregierung, deren finanzielle Hülfsquellen nahezu erschöpft waren. Das Anerbieten des Gouverneurs Tejedor, sein Amt niederzulegen, erleichterte die Nereinbarung. Die Legislative der Provinz Buenos-Ayres nahm am 1, Juli Tejedors Entlassungsgesuch an und übertrug die Funktio- nen cines Gouverneurs dem bisherigen Vizegouverneur Moreno, welcher sofort dem Präsidenten die Unterwerfung der Provinz Buenos- Ayres unter die Nationalregierung und die Entwaffnung der Pro- vinzialtruppen anzeigte. Der Präsident ließ dem neuen Gouverneur durch den Minister des Jnnera, Zorilla, mittheilen, daß, um die Gemüther zu beruhigen, kein politischer noch militärisher Prozeß wegen des Aufstandes eingeleitet werden solle. Die Nationalgarden in Buenos-Ayres werden entlassen, die Freicorps aufgelöft, die Waffen im Arsenal hinterlegt. JIhrerseits machte die Nationalregierung das
ugeständniß, nah Buenos-Ayres nur eine Garnison in der früheren Stärke zu verlegen. Der Verkehr in der Stadt wurde wieder frei- gegeben und damit das Fallen der so hoch gestiegenen Lebensmittel- preise crzielt. “
Australien. Queensland. Brisbane, 19. August' (A. C.) Das bezüglich des Budgets beantragte Mißtrauen s- votum gegen das Ministerium wurde mit 27 gegen 18 Stimmen abgelehnt.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlibungen des Kaiserlihen Gesund» heits-Amtes sind in der 33. Jahreswoche von je 1000 Be- wohnern, auf den Jahresdurhschnitt berechnet, als gestorben ge- meldet: in Berlin 28,3, in Breslau 36,4, in Königsberg 38,6, in Cöôln 32,3, in Frankfurt a. M. 19,2, in Hannover —, in Cassel 22,2, ia Magdeburg 35,0, ta Stettin 44,9, in Altona 37,5, in Straßburg 30,7, in Mey 11,9, in München 31,3, in Nürnberg 21,7, in Augsburg 26,8, in Dresden 25,7, in Leipzig 31,3, in Skuttgart 22,4, in Braunschweig 34,4, in Karlsruhe 19,8, in Hamburg 28,8, in Wien 22,7, in Budapest 40,9, in Prag 34,7, in Krakau 40,0, in Basel 23,5, in Brüssel 27,0, in Paris 26,2, in Amsterdam 202, in Kopenhagen 26,1, in Stockholm 26,2, in Christiania 26,7, in St. Petersburg 41,4, in Odessa —, in Bukarest 26,8, in Rom 32,2, in Turin 37,7, in Warschau —, in Madiid 40,8, in London 23,8, in Glasgow 20,0, in Liverpool 27 8, in Dublin 35,3, in Edinburgh 20,1, in Alexandrien (Egypten) 39,5. — Ferner aus früheren Wowen : in New-York 38,1, in Philadelphia 28,1, in St. Louis 19,8 in Chicago 39,1, in Cincinnati 28,7, in San Francisko 14,8, in Calcutta 18,7, in Bombay 27,4, in Madras 31,5.
Die beim Beginn der Woche an den deutschen Beobachtun gs- stationen vorherrshenden südlihen und südwestlihen, in München westlichen Windrichtungen gingen bald, in Süddeutschland erst am 9. in nördlihe und nordwestlihe über und blieben auch bis gegen den Schluß der Woche hin vorwaltend, in mittel-, nord- und osft- deutschen Stationen vordbergehend mit nordöstlichen, in süddeutschen mit südwestlichen abwechselnd. Die Temperatur der Luft, die in den ersten Tagen der Woche, besonders in Süddeutschland eine Kühle, das Monatsmittel meift nit erreihende war, nahm zu Ende der Woche wieder zu. Niederschläge, zum Theil in Folge s{hwerer Ge- witter, waren häufig. Der Luftdruck stieg in den ersten Tagen der Woche ras, sark aber vom 11. an, zeigte jedoh am Schluß der Woche wieder Neigung zum Steigen.
Die Sterblichkeit bat in den meisten größeren europäischen, besonders aber in den deutsben Städten, in der Berichtswoche ab- genommen. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deut- \hen Städte sank auf 28,6 von 29,8 der Vorwoche (auf 100) Be- wohner und aufs Jahr gerechnet) Insbesondere wurde mit der Ab- nahme der Todesfälle an Darmkatarrhen und Brechdurfällen der Kinder der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit kleiner, fo daß von 10000 Lebenden aufs Jahr berechnet in Deutschland 140 Kinder unter 1 Jahre starben gegen 150 der vorhergegangenen Woche (in Berlin 141 gegen 163).
Unter den Todesursachen haben Darmfkatarrhe und Brechdurch- fälle in den meisten größeren Städten, wie Berlin, Breslau, Dres- den, Magdeburg, Frankfurt a. M., Straßburg, Wien, Pest, Paris, London, St. Petersburg abgenommen, obgleih die Zahl der durch sie bedingten Todeëfälle ncch immer eine bedeutende ist; in Müncen, Nürnberg, Augbburg, Leipzig, Hamburg, Braunschweig, Mainz wur- den Darmkatarrbe sogar häufiger als in der Vorwoche Todesveran- lassung. Die Ruhr hat in Berlin weniger, in Alexandrien wieder mehr Opfer verlangt. Masern und Scharlachfieber haben in Ham- burg und Cöln abgenommen; erstere in Paris, London, Madrid, leßtere in Dresden, Berlin, Düsseldorf, Viersen, London, Stok- holm zugenommen. In Berlin, München, Paris stieg die Zahl der Todesfälle an Diphtherie. — CTyphöse Ficber wurden in St. Peterëburg seltener, auch die Zahl der Todes- fälle an Flecktyphus sank daselbst auf 12, aus Krakau und Valencia wurden je 2, aus Thorn, Mülheim a. /Ruhr, Mannheim, Saragossa je 1 gemeldet. Jn Madrid kamen Flecktyphen im Monat Juli häusig zur Beobachtung, in der ersten Juliwoche erlagen demselben 93 Personen. — Poken zeigen sih meist in beschränkter Zahl, wie in Wien, Pest, Krakau, London, St. Petersburg, Bukarest, Ckristiania, Alexandrien; nur in Prag stieg die Zahl der Opfer wieder auf 10, in Paris auf 42, Aus Königshütte werden 2 Pockentodesfälle ge-
meldet. Land- und Forstwirthschaft.
Aus dem Exzgebirge s{hreibt man dem „Dresd. Journ.“ unter dem 22. August : Nah langer geradezu trostloser Zeit scheinen
ch endlih die Witterungéeverhältnisse wieder zum Besseren zu wen- den; überall wird der lang entbehrte Sonnenschein mit Freuden, namentlich von den Landwirthen, begrüßt. Obzleih aub in unserm oberen Gebirge das Getreide bedeutend auëwuchs, so ist doch no, falls die Witterung beständig bleibt , Aussicht auf eine befriedigende Ernte vorhanden; auh die Kartoffeln dürften noch nit verloren sein. Gott gebe, daß diese Hoffnungen sich verwirklichen! Leider hört man, daß gestern wieder ein Gewitter im oberen Gebirge mannigfachen Schaden verursacht hat. Gewerbe und Handel.
In der Generalversammlung der Rathenower opti- \chen Industrie-Anstalt (vormals Emil Busch) wurde die Bilanz genehmigt und die Dividende auf 259% festgeseßt. — Nah dem Jahresbericht hat der Umsaß des Instituts gegen das Vorjahr zugenommen und dem entsprechend hat sich aub das Gewinnergebniß günstiger gestaltet. Das Gewinn- und Verlustkonto ergiebt nach den Abschreibungen einen Netto-Uebershuß von 32 364 M, so daß 229% Dividende zur Vertheilung an die Aktionäre gelangen und ein Ge- winnvortrag von 1954 A zu Gunsien dersclben für das neue Jahr verbleibt. Ein Vergleich der Konten des diesjährigen Abschlusses mit denen des vorjährigen zeigt einen ferneren, wenn auch geringen Rückgang der Waarenbeftände von ca. 3500 M. (359 756 M. aecg?:n 363 135 M) und eine Erhöhung der De- bitoren des Konto-Korrentkontos von ca. 15000 MÆ (181736 MÆ gegen 166 522 ), mährend Kreditoren nur in Höhe von 865 vorhanden sind. Das Banquier-Guthaben hat sih um ca. 8900 M günstiger gestaltet. Das Wechselkonto erhielt sich auf dem gleichen Standpunkt wie im vergangenen Jahre auf ca. 23500 A Das Acceptkonto, welches in der Bilanz für 1878/79 noch mit 16 500 belastet war, ist durch Einlösung der Accepte ausgeglihen. Das Handlungs-Unkosten- und Betriebskynto erfuhr eine Crmäßigung von ca. 1000 Af Der Reservefonds erhöht sih auf 13 032 M.
— Aus dem Geschäftsbericht der Harkort’ schen Bergwerke pro 1879/80 sind folgende Angaben entnommen: Der Versandt bé- trug: Eisenstein 1730270 Ctr. (1879: 1 169935 Ctr.), Schwefel- fies 633 400 Ctr. (1878/79 560400 Ctr.), Summa 2363 670 Ctr. gegen 1 730335 Ctr., also 1879/80 mehr 633355 Ctr, Der Fak- turenwerth stellt sich pro 1879/89 auf 1045 430 M, pro 1878/79 auf 799 795 M, also 1879/80 mehr 245 633 4 Die gesammten Selbstkosten betrugen 1879/80 nur 56 650 (A mehr als 1878/79. íIn diesem Jahre is ein Bremsberg von 266 Meter Länge angelegt worden der 12—15 Wagen zum Lagerplaße der Erze aus einem eutfernteren Theile der Gruben abbremst, wodur bedeutende Ersparniß an Pferd:kraft erzielt wird. Unter den alten Halden hat sih ein mähtiges Lager von Erzen von ca. 13 m Mäch- tigkeit vorgefunden, zu deren Gewinnung jeßt cine Drahtseilbahn von 225 m Länge angelegt wird, um den Abraum s{chnell und billi nach einer {on abgebauten Stelle zu transportiren. Am 1. Jul dieses Jahres hatte die Gesellschaft inkl. Kasse 909 760 A zur Dis- position nach Abzug aller Verbindlichkeiten, hiervon bei ihren Zahl- stellen 680386 4A Nach Auszahlung der Dividende von “8/9 pro 1879/80 verbleiben durchschnittlich noch ca. 430 000 M disponibel.
Wien, 20. August. Die „Deutsche Zeitung“ meldet, daß der „Oesterreichish-Ungarisbe Lloyd“ von Seite der Regie- rungen in Wien und Budapest die Ermächtigung erhalten habe, das Aktienkapital durch Ausgabe neuer Aktien um einen bedeutenden Be- trag zu vermehren. Diese Operation wird auf die bezorstehende Bildung ciner Adriatishen Schiffahrt-Gesellshaft in Venedig zurüdk- geführt, von welcher eine ernstlihe Konkurrenz für den Lloyd be- fürchtet wird.
Wien, 24 August. (W.T. B.) Semestral-Bilanz der Kredit- anstalt: Provisionen 524 570 Fl, Zinsen 1511 835 Fl, Devisen 213 047 Fl., Effekten und Konsortial bis 30. Juni 1241636 Fl, Verschiedenes 62412 Fl., Gewinn bei ungar. Kredit-Gesellschaft 152 774 F1., Verluste"786 217 Fl., Reingewinn 2 920058 Fl.
Verkehrs: Anstalten.
New - York, 23. August. (W. D. B) Die Dampfer der National-Dampf\schiffs- Compagnie (C. Messiagsche Linie) „Denmark*“ und „Helvetia“ und der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckt ar“ sind hier eingetroffen.
Plymouth, 23. August. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Wieland“ ist hier eingetroffen.
Berlin, 24. August 1880.
Im Anschluß an das durch die Nrn. 144 und 149 des „Reichs-Anzeigers“ veröffentlichte Verzeihniß der auf der Ausstellung in Sydney prämiirten deutschen Aussteller ist nahzutragen, daß Hrn. Richard Müller auf Hohenlandin für die von ihm ausgestellten Wollproben ein dritter Preis zuerkannt worden ist.
Cöln, 24. August, 1 Uhr 50 Minuten früh. (Tele- gramm.) Die Englische Post vom 23. August früh, planmäßig in Verviers um 8 Uhr 21 Minuten Abends, ist ausgeblieben. Grund: Verspätete Abfahrt von Verviers.
Fhre Majestät die Kaiserin beehrte gestern Nachmittag 2 Uhr die Internationale Ausstellung der Thonwaaren, Ziegel -, Kalk-, Cement- und Gyps - Industrie mit Ihrem Besuche. Das Auéstellung®gebäude war in aller Eile durch Blatt- pflanzen und blühende Blumen dekorirt worden. Ihre Majestät, dur den Vorsitzenden der Ausstellung, Privat-Baumeister Loeff, ge- führt, nahm zuerst die von dem Grottenerbauer Hoffmann im Vor- derbau hergestellten Grotten in Augenschein, lenkte dann, um über die ganze Ausstellung einen Ueberblick zu gewinnen, Ihre Schri1te rah der Mitte der Ausstellung, wosel»#st| Allerhöchstdieselbe Sih über den Gesammteindruck dem Vorsißenden gegenüber lobend ausfpra. Bon hier gingen Ihre Majestät zu den Mojalika - Gegenständen und Oefen von Hausleiter u. Eisenbeis in Nürnberg, von welden Allerhöcstdieselbe einige Einkäufe befahl. Hierauf widmete Ihre Majestät den Vasen von Schröder u. Schuppmann in Potsdam Ihre Aufmerk- samkeit. Bei den Znaimer, Pester, Schweizer, Italieuiswen, Wiener und Schwedischen Majoliken verweilte Ihre Majestät längere Zeit und sprah Sich wiederholt lobend über die Gediegenheit der Gegenstände aus. Mit großem Interesse verweilte Ihre Maiestät bei dem Schwedischen und Wiener Porzellan, sowie bei den Porzellan- Photozraphien von C. Brasch in Berlin, bei wel Leßterem Aller- bôstdieselbe das Portrait Sr. Majestät anzukaufen befahl. Dem- nächst wurden die tehnishe Abtheilung, insonderheit die Bierkruten- fabrikation und \chließliÞ die ausgestelten Oefen von O. Titel in Berlin besicbtigt. Nachdem die Kaiserin dem Vorsißenden Hrn. Paul Loeff Allerhöhstihre Anerkennung über die Spezialausftellun- gen in huldvollster Weise zu erkennen gegeben hatte, verließ Ihre Majestät unter dem Hurrahruf des zahlreih versammelten Publikums das Lokal.
Vor einiger Zeit wurden, wie bereits mitgetheilt, von cinem amerikanishen Ingenieur Carl C. P. Meyer und einem Konsortium Austernbänke in der Ostsee und dem Kleinen Belt an- gelegt, zu welchem Zwecke circa 14 Mill. Austern in diesem Früh- jahr von Amerika herüber gebraht und an geeigneten Stellen in das Meer versenkt wurden. L
Wie uns nun mitgetheilt wird, gedeihen die neuen Bänke vor- trefflih, die Austern haben in weniger als vier Monaten durh- \chnittl.ch zwei Ceitimeter an Umfang gewonnen, was an der Zartheit des neuen Schalenansayes leicht ersichtlich ift.
Der Professor der Zoologie K. Möbius aus Kiel untersuchte in jüngster Zeit die neuen Aufternanlagen und konstatirte, daß der Grund,
auf welchem die Austern liegen, vorzügli geeignet sei für deren Ge- deihen und mehr als reihlihe Nahrung für selbe biete, woraus das