1880 / 199 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Aug 1880 18:00:01 GMT) scan diff

E E D R E Ea

e. anschließend an leßtere Ltnie von Poln. Peterwiy über die Feldmarken der Ortschaften Poln. Peterwiß, Shmolz und Criptau bis zur Einmündung in die Breslau-Schalkauer Pro- vinzialhaussee als Wege zweiter Ordnung auszubauen, für die zum Bau dieser Straßen erforderlihen Grundstüe ; 6) unter dem 6. August 1880 dem Kreise Sorau im Regierungs- bezirke Frankfurt a. O. für die zum Bau einer Kreis- cchaussee vom Bahnhofe Teupliß der Halle - Sorauer Eisenbahn nach Triebel benöthigten Grundstücke; 7) unter dem leihen Datum der Stadtgemeinde Kreuznach, Regierungsbezirk Coblenz, für die zur Her- stellung einer Entwässerungs8anlage von der zum Bahnhof Kreuznach der Rhein-Nahe-Eisenbahn führenden sogenannten Brückesstraße nah der Nahe erforderlichen Grundstücksflächen.

Dem Kreise Borken is} für die oben unter 1 bezeich- nete Chausseestrecke und auch für die nah dem Kreistags- besGluß vom 11. Juli 1878 von den betreffenden Ge- meinden zu übernehmenden Gemeindehausseen von Bor- ken über Raesfeld bis zur renn bei Erle beziehungsweise bei Hecheltjen, von Anholt bis zur nieder- ländischen Grenze einerseits in der Rihtung auf Gendringen und andererseits auf Dinxperloe, sowie von Bocholt über Dingden bis zur Kreisgrenze in der Richtung auf Ringenberg und Wesel ; ebenso ist den Kreisen Creuzburg, Memel, Breslau und Sorau für die oben unter 3 bis 6 genann- ten Streckten gleichzeitig auch das Recht der Chausseegelde r- erhebung verliehen worden.

Die Abgaben für Benußung der städtishen Landungs8- brüden, Bohlwerke und Schiffsanlagestellen in Cammin, Regierungsbezirk Stettin, sind durch einen unter ries 16. Juli 1880 Allerhöchst vollzogenen Tarif geregelt worden,

Die im Reichs - Eisenbahn - Amt aufgestellte, in der Exsten Beilage veröffentlichte Uebersicht der Ve- triebs8-Ergebn isse der Eisenbahnen Deutschlands ausschließlich Bayerns für den Monat Juli d. J. ergiebt für die 82 Bahnen, welhe auch \{chon im ent- sprechenden Monate des Vorjahres im Betriebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende theil- weise auf provisorischen Ermittelungen beruhende Daten: die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im Monat Juli d. J. bei 47 Bahnen = 57,32 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 35 Bahnen = 42,68 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Monate des Vorjahres, und pro Kilometer bei 1 Bahn = 1,22 Proc. der Gesammtzahl unverändert, bei 39 Bahnen = 47,56 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 42 Bahnen = 51,22 Proc. der Gesammtzahl (darunter 11 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer als in dem- selben Monat des Vorjahres. Die Einnahme aus allen Ver- kehrszweigen vom 1. Januar bis Ende Juli d. F. war bei 67 Bahnen = 81,70 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 15 A = 18,30 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres, und pro Kilometer bei 57 B = 69,50 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 25 Bahnen = 30,50 Proc. der Gesammtzahl (darunter 12 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in dem- selben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staats- verwaltung stehenden Privatbahnen, aus\{hließlich ‘der vom Staate für eigene Rechnung verwalteten, betrug Ende Juli d. «J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1 201 606 500 M (409 350 900 /6 Stammaktien, 45 450 000 4/6 Prioritäts- Stammaktien und 746 805 600 / Prioritäts-Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 4090,44 km, so daß auf je 1 km 293 760 4 ent- fallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat- bahnen betrug Ende Juli d. J. das gesammte kon- zessionirte Anlagekapital 1 406 316 657 M (543 584 950 M Stammaktien, 228 141 900 „(6 Prioritäts-Stammaktien und 634 589 807 6 Prioritäts - Obligationen) und die Länge der- jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 6938,22 km, so daß auf je 1 km 202 691 46 entfallen.

__— Eine als Beamter angestellte Person genießt, nah einem Erkenntniß des Reichsgerichts, 1. Strassenats, vom 3, Juni d. J., den strafrechtlihen Schuß eines Beamten, auch wenn der Vetreffende (wie z. B. ein Forstshuß-Beamter) wegen zu jugendlichen Alters geseßwidrig angestellt sein sollte. Ein Widerstand gegen einen derartigen Beamten in der Ausübung seines Dienstes ist ebenso, wie der Widerstand gei einen ordnungsmäßig angestellten Beamten zu be- rafen.

_ Vayern. München, 24. August. (W. T. B.) Der crlafes hat folgende Proklamation, d. d, Elmau, 22. August, erialjen:

„An Mein Volk! Es is Meinem Herzen eín Bedürfniß, an dem Tage, welher zu Ehren Meines Hauses festlich begangen wird dem wahren und tiefen Danke Ausdruck zu geben, den Jch bei dem Rükblick auf sieben Jahrhunderte empfinde. Dieser Dank gilt der unwandelbaren Treue und Anhänglichkeit, mit welcher Mein Volk dem Throne der Wittelsbacher ergeben is. Unter den Eig n- schaften, welhe den Ruhm aller Stände Meines Volkes bilden, steht rein und glänzend die Treue und Anhänglichk it obenan; die Treue ist Mir die Grundlage Mcines Thrones, die An- hänglichkeit der {önste Juwel Meiner Krone. Mit dem innigsten Dank verbinde Ih die Versicherung, daß das Glück Meines treuen Volkes das Ziel Meiner heißesten Wünsche, daß es die Bedingung Meines eigenen Glückes ist. Gleich Meinen in Gott ruhenden Ahnen, deren Andenken in diesen Tagen mit so rührenden Beweisen der Pietät geehrt wird, bin Ich von dem vertrauensvollen Bewußtsein durbdrungen, daß Mein Volk in allen Zeiten fest zu seinem Fürsten steht. Mit diesem erhebenden Gefühle trete Jb in das achte Jahr- hundert der Regierung Meines Hauses ein. Möge Meinem Volke ungetrübte Wohlfahrt beschieden sein für alle Zukunft. Das walte Gott! Ludwig."

__— Der Oberst-Hofmarschall Freiherr von Malsen be- giebt fich im Ausfstrage des Königs nach Würzburg, um während der Anwesenheit des Kronprinzen die Honneurs daselbst zu machen.

26, Augusi. Der König hat dem Minister- Präsidenten und Kultus-Minister von Luß den erblichen Adel und dem Minister des Auswärtigen von Crails- heim, das Komthurkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone verliehen. Bei dem gestern von dem Minister des Auswärtigen gegebencn Festdiner brahte der päpstliche Nuntius Roncetti den Toast auf den König aus, worauf der Minister des Auswärtigen mit einem Toaste auf sämmtliche am bayerishen Hofe vertretenen Souveräne und Regierungen erwiderte.

Württemberg.

| Schloß Friedrichshafen, 22. | August. Se, Majestät der König hat Se. Königliche Hoheit |

den Fürsten Karl von Rumänien unter die Großkreuze des Ordens der Württembergishen Krone aufgenommen. Jhre Kaiserliche Hoheit die Herzogin Wera von Württem- berg, Großfürstin von Rußland, ist gestern Abend, aus der Schweiz kommend , zu längerem Aufenthalt hier eingetroffen.

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 23. August. Wie jeßt die „Medcklenburgishen Anzeigen“ melden, wird der Großherzog, der heute von Doberan aus dem Exerziren des 90. Regiments beiwohnt, morgen in der Nähe von Rostock bei den Lg des 89. Regiments zugegen sein. Am 25. und 26. d. M. begiebt der Großherzog sich nach Güstrow zum Exerziren der 17. Kavallerie-Brigade, ebenso am 27. und 28. nah «Teterow zu den Uebungen der 33. Jnfanterie-Brigade, worauf derselbe nach Rosto zurückehrt, um am 30. und att dem Exerziren der 34. Jnfanterie-Brigade beizu- wohnen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 24. August. Se. Majestät Mer Ne er ist gestern Nachmittags nach Schönbrunn zurück- gekehrt.

Se. Königliche Hoheit der Herzog von Württemberg ist aus Serajewo in Wien eingetroffen. Der Reichs-Kriegs- Minister FML. Graf Bylandt-NRheidt ist von seinem Urlaube zurückgekehrt und hat die Dienstgeschäste wieder über- nommen.

Steyr, 23. August. Se. Majestät der Kaiser traf, von dem Minister-Präsidenten Grafen Taaffe und dem Acker- bau-Minister Grafen Falkenhayn begleitet, heute morgen halb 8 Uhr hier ein, und wurde vom Statthalter, dem Linzer Bischof und den Spitzen der Behörden ehrfurhtsvoll empfangen und vom Bürgermeister Pointner mit Dankesworten an- geredet. Hierauf antwortete Se. Majestät: „Jh freue Mich, nach langer Zeit wieder nach Steyr gekommen zu sein, um sein, uÉm Mich von dessen Fortschritten und dessen Entwicklung zu überzeugen. Jh danke Jhnen für Jhre Worte und nehme die Versicherung der Loyalität des stets getreuen Steyr mit Freuden entgegen.“ Der Kaiser fragte hierauf, ob die Ueberschwemmung großen Schaden verursacht habe und sprach Seine Befriedigung darüber aus, als der Bürgermeister er- klärte, daß Steyr so ziemlich verschont geblieben is. Hierauf war im Rathhause Empfang durch Se. Majestät den Kaiser und brach die versammelte Volksmenge, als der Monarch den Rathhausbalkon betrat, in enthusiastische Hohrufe aus, die sih während des Defilirens des historishen Festzuges zahllos wiederholten. Nachdem Se. Majestät hierauf die Pfarrkirche, die Waffenfabrik für Werndlshe Gewehre, die Ausstellung und die Versuchsstätte für Stahlindustrie besichtigt hatte, er- folgte um 1 Uhr die Abreise direkt nah Wien.

Pest, 23. August. Die „Budapester Correspondenz“ \chreibt : „Auf Grund kompetenter FJnformationen können wir auf das Bestimmteste versichern, daß die verschiedenartigen Mittheilungen über die angeblich bevorstehende Wiederaufnahme der Vertragsverhandlungen mit den serbischen Vertretern mögen dieselben auf einen provisorischen oder einen definitiven Handelsvertrag abzielen jeder thatsäch- lichen Grundlage entbehren. So Tange die serbische Regierung der Forderung Unseres Auswärtigen Amtes, den 1862er Ver: trag als faktisch bestehend anzuérkennen, nicht nachkommt, wird von Vertragsverhandlungen . mit Serbien auch nit die Rede sein. Wenn man serbischerseits darauf hinweist, daß die An- erkennung des 1862er Vertrags für Serbien von Nachtheil sei, weil dann die besondere Begünstigung auch anderen Staaten, mit denen es unterdessen Meistbegünstigungsverträge abgeschlossen, zugestanden werden müßten, so steht es ja in der Macht der serbishen Regierung, dem Uebelstande in kurzer Zeit abzuhelfen, indem sie selbstverständlich nah unzweideutiger Anerkennung unseres Rechtsstand- punktes sich beeilt, so {nell als möglich mit der österreichish-ungarishen Monarchie einen Handelsvertrag abzu- schließen, wobei Serbien noch den Vortheil hat, eventuell einige Konzessionen zu erlangen, die es jeßt nicht besißt. Unsererseits steht diefen Verhandlungen dann gar nichts im Wege und bei einem Entgegenkommen Serbiens dürften un- sere Regierungen auch billigen Konzessionen nicht abge- neigt sein.“

Die Enquete über die Einführung des Gesetzes, betreffend die Besißregelung in Siebenbürgen hat ihre Berathungen geschlossen. Jn der Mittwoch-Nummer des Amtsblattes erscheint, dem „Pest. L.“ zufolge, der auf die Einführung des Gesetzes bezüglihe Ministerialerlaß.

Schweiz. Bern, 24. August. (Wes. ps Die inter- nationalen Konferenzen des Vereins für Reform und Kodifikation des Völkerrehts wurden vom Bundes- Präsidenten Welti Mittags 121/, Uhr mit einer Begrüßungs- rede eröffnet. Die Verhandlungen werden Dr. Sieweking von Hamburg und Dr. Wendt von London leiten.

20. August. (A. Z.) Auf Antrag des cidgenössischen Departements des Fnnern beschloß der Bundesrath in seiner heutigen Sizung: 1) der Bundesversammlung ist Bericht und Antrag, betreffend Erhöhung des Jahresbeitrages an die eid-

enössische polytechnishe Schule, vorzulegen; 2) der chweizerishe Schulrath is eingeladen, das Reglement für diese Anstalt vom 1. Juli 1873, sowie das Regulativ für die Auf- nahmsprüfungen vom 7. August 1872 einer Revision zu unter- ziehen und beide seiner Zeit in der revidirten Gestalt dem Bundesrathe zur Genehmigung vorzulegen. Das Departement des JFnnern wird fernerhin eingeladen, bei den Kantonsregie- rungen die geeigneten Schritte zu thun, um Reformen in den auf das Polytechnikum vorbereitenden Schulen herbeizuführen und über das Ergebniß seiner Zeit zu berichten.

Großbritannien und JFrland. London, 23. August. (A. C.) Die Königin kam am Sonnabend, begleitet von dem Prinzen und der Prinzessin von Wales, Prinz Leo- pold, 4 Beatrice und den beiden ältesten Söhnen des Thronfolgers, von Osborne nah Portsmouth und inspi- zirte an Bord des Truppenschiffes „Jumna“ das nah Afgha- nistan beorderte 1. Bataillon der Shüßenbrigade. Unverzüg- lih nah der Jnspektion ging die „JFumna“ nah Jndien in See. Die dem Bataillon erwiesene hohe Auszeichnung ijt hauptsächlich dem Umstande zuzuschreiben, daß bis vor Kurzem der Herzog von Connaught Commandeur desselben war. Als das Schiff Osborne passirte, s\ignalisirte die Königin den e folgende Botschast: „Die Königin wünscht Euch glüdlihe Reise und Jhre Majestät wüns{cht, daß Lord Edward Clinton (der Commandeur des Bataillons), wo immer das Schiff anlegt, telegraphire, wie es Euch allen geht.“

Mr. Gladstone kam am Sonnabend nach der Haupt- stadt, wohnte einem Kabinetsrathe bei, der zwei Stunden dauerte, und kehrte dann nah Holmbury zurück, woselbst er noch einige Tage zu verweilen gedenkt. Ueber die Reisepläne des Premiers herrscht noch Ungewißheit, aber er wird wahr- scheinlich eine kurze Seereise unternehmen. Dem Kabinets- rathe wohnten sämmtliche Minister mit Ausnahme des Staats- sekretärs für Irland, Mr. Forster, und des Conseils-Präs- sidenten, Earl Spencer, bei. Es wurde endgültig beschlossen, sämmtliche Vorlagen zu erledigen und keine einzige derselben zurückzuziehen. Die Session wird wahrscheinlich noch vor Ab- n der ersten Woche des September zum Abschlusse gebracht werden.

Mr. Forster, der Staatssekretär für Jrland, is von Dublin nah London zurückgekehrt. Die von der irischen Landliga am leßten Sonntag in verschiedenen Theilen Jr- lands veranstalteten Landmeetings sind durhweg ohne Ruhestörungen verlaufen. An aufrührerishen Reden hat es natürlih nicht gemangelt, aber die Betheiligung war in den meisten Fällen nur eine mäßige. Die bedeutendste Kundgebung fand in Battengarry (Grafschaft Tipperary) statt; die Versammlung zählte 1—2000 Leute, meist kräftige und wohl: genährte Pächter und Bauern mit ihren Frauen und Kindern. Das Parlamentsmitglied Mr. Dillon erschien nicht, schickte jedoch einen Brief, in welchem er erklärte, daß nicht organisirte Ver- sammlungen keinen Werth besäßen, und die irishen Pächter aufforderte, sih nicht mit der Landkommission einzulassen. Die Versammlung nahm Resolutionen an, welche das System des Gutsherrenthums als die Hauptursahe der Verarmung, Hungersnoth und Entvölkerung Jrlands erklärten und als einziges Heilmittel eine grundbesißende Bauernschaft empfehlen. Wer eines Exmittirten Feld an sich bringe oder bebaue, sei als ein gemeinsamer Feind zu betrachten. Wenn die Land- liga erst über eine Viertelmillion Mitglieder verfüge, so sei die Landfrage binnen 24 Stunden gelöst.

Eine Versammlung von Frländern, welche haupt- sählih die verschiedenen Homerulevereine Londons vertrat, wurde gestern Abend im Clarendon Club in Fsling- ton abgehalten. Nachdem die Versammlung eine Resolution angenommen, welche die Aktion des Oberhauses aufs Hestigste verdammte, beshloß sie, am 5. September ein Massenmeeting im Hyde Park zu veranstalten, um den in London lebenden JFrländern eine Gelegenheit zu geben, ihrer Entrüstung über das Oberhaus Ausdruck zu verleihen. Am 183. September beginnt in Dublin der 13. Jahreskongreß der briti- schen Gewerkvereine. Die auf der Tagesordnung stehen- den Diskussionsgegenstände umfassen u. A. das Geseh, betreffend die Haftpflicht von Arbeitgebern, die Kodifizirung der Strafgeseße, die Reform der Patent-, Boden- und Geschworenengeseße, die Abschaffung der Schuldhast, das Genossenschastswesen und dessen Beziehung zu den Gewerkvereinen, die Vertretung der Ar- beiterklasse im Parlamente, die Ausdehnung des Städtewahl- rechts auf die ländlichen Kreise, und andere die Jnteressen der Arbeiterklassen betreffende Fragen. Jn Manchester wurde am 20. d. eine Sißung des Verbandes der Baum- wollspinnereibesißer und Fabrikanten von Nordost- Lancashire abgehalten, um ein Gesuch der Weber um eine Lohnerhöhung von 10 Proz. in Erwägung zu ziehen. Nach langer Diskussion wurde den erschienenen Vertretern der Weber eröffnet, daß die Lage des Geschäfts die bean- spruhte Lohnerhöhung nicht gestatte. Die sterblichen Uébérréesté Lord Stratford dec Rédcliffés wUx? den am Sonnabend in der Familiengruft seiner Besißung in Frant zur Ruhe bestattet. Das Leichenbegängniß war ein sehr einfahes. Jm Trauergefolge befanden sih die näh- sten Anverwandten des Verblichenen, Lord Sackville als Ver- treter der Königin und Musurus Bey, der türkishe Chargé d'Afffaires. Mehrere Kränze von hochstehenden Persönlichkeiten wurden auf das Grab gelegt.

Aus Simla wird dem „Reuterschen Bureau“ unterm 21. d. telegraphirt: „General Stewart hat sein Hauptquar- tier in Fellalabad aufgeschlagen. Fn der Nachbarschaf herrsht Ruhe. Nachrichten zufolge, die von Eingeborenen hierher gebraht worden, hat General Roberts Ghuzni passirt, ohne auf Widerstand zu stoßen. Mahomed Jan und Hashim Khan streifen jedoch an seinen Flanken I, C eau, Daß U R E URGE duld seiner Truppen nachgebend, Kandahar zu stürmen be- lossen habe, ehe die Stadt Entsaß erhalten kann. General Phayre ist in Begleitung seines Stabes nah Khojak auf- gebrochen, um Vorkehrungen für ein baldiges Vorrücken zu treffen.“ Aus Quetta h wird gemeldet , daß die Garnison von E einen Ausfall gemacht und den Heratischen Truppen Verluste zugefügt habe. Der Verlust auf britischer Seite ist nicht bekannt. Man glaubt, die nördli von Khojak wohnenden Stämme hätten fih zusammengeshaart und beab- sichtigten die Verbindungen mit Pischie anzugreifen.

Der „Times“ wird aus Fellalabad untecm 22. d. M, gemeldet: „Die Nachrichten aus Kabul sind dürftig, haupt- jählih in Folge des Umslandes, daß nach dem Abzuge der britishen Truppen sich die Stämme zusammenrotteten, um si die in den Forts und Posten zurückgelassenen unverbrauchten Vorräthe anzueignen, wodurch für Reisende die Straße un- sicher wurde. Um den Besitz dieser Vorräthe haben sie unter- einander häufig gekämpft, insbesondere in Pezwan, wo der Stamm Hizarak mit den Khuzianis einen ernsten Strauß halle Auf bebe Scileci q S ville Tolle! aber der erstere blieb Sieger und führte die größte Quantität hinweg. Jn Kabul herrs{cht Ruhe. Der Emir hat den Chef der Finanz- und Zollbeamten unter Aufsicht ge- stellt. Unbedeutende Ruhestörungen und Kundgebungen gegen unbeliebte Personen haben zwar in der Stadt stattgefunden, aber der Emir hat dieselben unterdrückt. Den leßten Berichten zufolge ist lchterer noch immer in Shirpur; der Mushk-i-Alam ist bei ihm und predigt täglich zu seinen Gunsten. Jm Ganzen enommen sind die Zustände im nördlichen Afghanistan be- fiedigend®

24. August. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Oberhauses wurde die Bill über die Haftpfli t der Arbeitgeber nah zweistündiger Debatte in zweiter Lesung angenommen.

Im Unterhause lenkte der Abg. Parnell die Auf- merksamkeit des Hauses auf die Beziehungen zwischen England und Frland, die Ablehnung der irishen Pächter- Entschädigungsbill durch das Oberhaus sei ein neuer und eklatanter Beweis für die Nothwendigkeit eines selbständigen irishen Parlaments. Der Ober-Sekretär für Jrland, Forster, erklärt, die Ablehnung der Pächter-Entschädigungsbill sei eine große Kalamität; um die Geseße und die Ord-'

nung aufrecht zu erhalten, sei aber die Bill niht nothwendig gewefen, sie sei nur bestimmt gewesen, die Regierung an der Durchführung ungerehter Geseße zu verhindern. Daß ein Aufstand ausbreche, fürchte er niht, wohl aber bestehe für Personen und für das Eigenthum eine große Gefahr. Wenn die Grundbesißer jedoch Ungerechtigkeiten begehen sollten, werde es nothwendig sein, falls die Regierung Ausnahmegesetze verlange eine Bill zur Verhinderung solher Ungerechtig- keiten einzubringen. Die Jrländer möchten nur der Regierung vertrauen, deren einziger Wunsch es sei, die Lage Jrlands zu verbessern.

Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Simla vom 24. d. M. gemeldet, daß die englishen Truppen am 16 d. bei dem Ausfall aus Kandahar große Verluste e:litten haben. 8 Dffiziere und 180 Mann blieben todt, 5 Offiziere wurden verwundet. Der Feind unterhält ein Gewehrfeuer gegen die Wälle. General Roberts wird heute in Khelatighilzai erwartet und dürste am 29. d. bei Kandahar eintreffen.

Frankreich. Paris, 21. August. (Pol. Corr.) Die tunesishe Angelegenheit wird hier als beglichen be- trachtet. Die französishe Gesellshaft wird am Salzsee einen Hafen zur Verbindung mit dem Meere errichten und die Linien Susa, Farina und Bizerte ausbauen. Jm leßtgenannten Orte ist der Vau eines sehr zwelmäßigen Hafens möglich, doch dürften die Arbeiten sehr theuer zu stehen kommen. Da- gegen verzichtet diese Gesellschaft auf die Rhodes-Linie. Die französishe Regierung, welche das beste Einvernehmen mit Ftalien wünscht, bedauert diesen durch den Gegensaß der Interessen veranlaßten Zwischenfall. Mit den Diensten des Konsuls Roufstan ist man am Quai d’Orsay sehr zufrieden und hat man keinen Grund, ihn von Tunis abzuberufen. Es kann nur wiederholt werden, daß Deutschland bei der ganzen Affaire eine ganz korrekte diplomatische Haltung beobachtet hat, womit die Versionen über eine den Jnteressrn Frank- reihs angeblich fkonträre Jnstruktion des deutschen General- konfuls in Tunis, des Hrn. Tulin de la Tunisie, widerlegt werden. Der französishe Botschafter am Wiener Hofe Graf Duchâtel hat hier einige Tage zugebracht und is nach einer Besprehung mit Mr. de Freycinet zu den Sißun- gen des Generalrathes in die Charente abgereist. Der griechishe Gesandte Braïlas-Armeni hat dem Präsidenten Grévy unter dem üblichen Ceremoniel seine Beglaubigungs- schreiben überreiht. Die siamesishe Gesandtschaft, die sih in London befindet, wird wegen Abschlusses eines Handelsvertrages mit Frankreich hier erwartet.

24. August. (W. T. B.) Ein aus den Schiffen „Friedland“, „Suffren“ und „Hirondelle“ bestehendes Ge- schwader hat Brest verlassen, um sich nach Tunis zu begeben.

Italien. Rom, 18. August. (Allg. Z) Jn Bezug auf die tunisishe Affaire zwischen Jtalien und Frankrei Ort Vet O e eat O Dag V französische Konsul in Tunis nicht weiter darauf besteht, zu Gunsten der Bone-Guelma-Compagnie die Konzession für die Linie nah Nadès zu erhalten. Die unbestreitbaren Rechte der Rubattino-Gesellshaft würden in dieser Weise geachtet werden. Der Konsul Roustan soll jeßt neuerlih sein Augen- merk dem Projekt eines Hafens in Tunis zuwenden, worüber wir wiederholt und eingehend sprachen, und man fügt in dieser Richtung bei, daß abermals auch die alten französischen Pläne von Zweigbahnen im Süden in der Richtung nah Susa, insbesondere aber 1m Norden mit Biserta als Endstation auftauchen. Alle diese Projekte berühren gewiß nicht unmit- telbar die italienishen Jnteressen, sie verdienen jedoch Beach- tung und Prüfung von Seiten derjenigen, welchen die gegen- wärtigen und die zukünftigen Verhältnisse von Tunis am Herzen liegen.“ Wie dasselbe „Diritto“ äußert, hatten und haben die Gerüchte über die Entsendung eines italienischen Geschwaders nach Tunis niemals eine Begründung. Die italienishe Regierung hat nunmehr die Errichtung eines italienishen Postamts auch in Tripolis beschlossen. Es is diese Maßregel ein neuer Beweis für die regere Theilnahme, welche man seit Jahr und Tag in der Kon- sfulta an dem Schicfsale der italienishen Kolonien im nörd: lihen Afrika nimmt. Die Herren Cairoli und Depretis kom- men hierbei übrigens nur einem allgemeinen Wunsche der öffentlihen Meinung in Jtalien nach.

Griechenland. Athen, 14. August. Ueber die griechi- schen Nüstungen schreibt man der „W. Pr.“ von hier: Die gesammte in den Garnisonen und Festungen deponirte Munition wird in den neuen Magazinen der St. Georgs-Jnsel am Eingange der Bucht von Salamis konzentrirt. Nach langer Ueberlegung beschloß das Kriegs-Ministerium, wahrscheinlich in der Annahme, daß es sich um keine Wintercampagne handeln dürfte, die Armee mit leinenen Sommer-Monturen zu versehen. Außer den in Paris und Lyon bestellten 90 000 Uniformen werden 65 000 Leinwandmonturen durch die hei- mische Jndustrie angefertigt. Außer den drei Feldlagern in Nordgriehenland werden für die Athener Mannschaften und die hier zu bildenden neuen Freiwilligenbataillone zwei Lager- pläße in der Umgebung von Athen errichtet werden. Durch Cir- fularverordnung des Ministers des Jnnern ist die Verabfolgung von Reisepässen für das Ausland an Militärpflichtige untersagt worden und sind auch die Dampfschiffahrt-Agentien benachrichtigt worden, keine Passagiere ohne ordentlihen Paß anzunehmen. Auch die griechishe Escadre dürfte bis Ende September kriegsbereit sein. Die Panzerkorvette „Georgios“ wird eben im Arsenale von Neapel einer gründlichen Repa- ratur unterzogen und sollen Unterhandlungen mit Amerika im Gange sein, um von dort zwei Panzerschiffe anzukaufen.

22. August. Dem „Reutershen Bureau“ wird ge- meldet: Kapitän Swayne, der britische Mititär- Attahó in Konstantinopel, ist hier an Bord des Kanon eenbootes „Falcon“ aus Salonichi und Volo angekommen. Der „Falcon“ ging heute Morgen nah Syrakus in See, um zu der dort befindlichen britishen Flotte zu stoßen.

Türkei. Konstantinopel, 25. August. (W. T. r Jn der gestrigen Sitzung der europäishen Kommission zur Einführung von Reformen erklärten die Kom- missäre Deutschlands, Oesterreih-Ungarns, Frankreihs, Eng- lands und JZtaliens, daß sie das von dem französischen und dem österreichishen Kommissar vorgelegte Memorandum für das Sandschak Skutari in Albanien annehmen. Das Memorandum empfiehlt der Prorte die betreffenden Verfügungen und giebt dem Wunsche Ausdruck, die türkische Regierung möge bei Einführung eines neuen Regle- ments in den übrigen Theilen Albaniens auch jenen Frei-

heiten Rechnung tragen, in deren Besiße die Bergdistrikte |

außerhalb des Sandschaks Skutari {hon ab antiquo waren. Wenn die Pforte es zweckämäßig finden sollte, die ein- zelnen Theile Albaniens zu einem einzigen Vilayet zu ver- einigen, so würden die 5 erwähnten Kommissäre keinerlei Einwendung erheben. Die Kommissäre Rußlands und der Türkei enthielten sih jeder Bemerkung.

_ Philippopel, 22. August. Dem „Reutershen Bureau“ wird von hier gemeldet: Die Griechen in Ofstrumelien protestiren gegen das Vorgehen der von der Bevölkerung ge- wählten Departements-Räthe, indem dieselben für die höheren Aemter im Civildienst, gemäß Bestimmung des organischen Statuts der Provinz, nur zwei griechische Kandidaten vorge- shlagen haben. Aleko Pascha, der Generalgouverneur Ost- rumeliens, kam hier gestern von Konstantinopel an und wurde enthusiastish empfangen.

Skutari, 23. August. Die „Times“ meldet: Riza Pascha ist am 20. d., Abends, mit 2000 Mann hier ein- gerückt und vom Ausschuß der Liga empfangen worden. Alle albanesishen Chefs und Mitglieder der Liga wurden zu der am nächsten Montag stattfindenden Versammlung ein- geladen. Andere 2000 Mann der unter Riza Pascha stehenden Truppen sind in Dulcigno geblieben und haben gemeinsam mit den Albanesen auf den die Stadt beherrshenden Anhöhen das Lager bezogen.

Bulgarien. Rust \chuk, 23. August. (Pest. L.) Fürst Alexander ist in Varna eingetroffen und begiebt sih zur Jnspizirung der Truppen in das Hauptquartier nah Schumla

Schweden und Norwegen. Christiania, 21. August. (H. Corr.) Der König hat verfügt, daß dem Beschluß des Storthings vom 19. Juni in Betreff des Zusammentritts des Militärausscchusses zwischen den-Sessionen zur Berathung der Heeresorganisationsfrage feine Folge zu geben ist; es soll vielmehr eine Königliche Kommission niedergeseßt werden, die aus den Mitgliedern des Militäraus\chusses des Storthings und drei vom König ernannten Mitgliedern be- stehen wird.

Dänemark. Kopenhagen, 24. August. (W. T. B.) Laut amtlicher Bekanntmachung is} der Kultus-Minister Fischer heute seines Postens enthoben und der Kammerherr Scavenius zum Kultus-Minister ernannt worden.

Amerika. Washington, 22. August. (A. C.) Den gestern veröffentlihten Ausweisen des statistishen Bureaus zufolge langten in den Vereinigten Staaten im vergangenen Monat 49 922 Einwanderer an, darunter 6067 aus Jrland, 5388 aus England, 11 275 aus Deutschland und 12716 aus Canada.

Néw - Nort, 22 Agusti Eintausend Sioux- Jndianer haben sich den amerikanishen Militärbehörden im Fort Knogh ergeben und die Unterwerfung von weiteren Tausend wird erwartet. Der Rest des Stammes sett seine Räubereien fort. Hier eingelaufenen Nachrichten zufolge hät d@ verniGtende Orkan: de ai 12 Und 13, dds Brownsville beinahe gänzlih zerstörte, auch in dem auf der Grenze zwishen Mexiko und Texas belegenen Mata - moras 300 Häuser zertrümmert. Großer Schaden wurde den benachbarten Städten zugefügt, mehrere Dampfboote scheiterten und auch einige Menjchenleben gingen verloren. Der durch den Sturm verursächté Gesammtverlust wird auf 1 000 000 Doll. geschäßt.

Statistische Nachrichten.

(Sb P: Z) Dié Handels marie der ganzen Welt hat sich seit den lekten 25 Jahren verdoppelt und repcäsentirt jeßt eine Gesammttragkraft von rund 20 Millionen Tonnen, und seit 1860 hat sih der Werth des Seehandels etwa vervierfaht, wozu ganz besonders die vergrößerte Gescwindigfeit der Fahrzeuge durch die rapide Vermehrung der Dampfschiffe teigetragen hat.

Kunst, Wissenschaft und LiteratuxL.

Im Verlaze von J. J. Weber ia Leipzig ift kürzlich er- schienen: „Katecbismus des Deutschen Reiches. Ein Unter- ribt6buch in den Grundsätzen des Deutschen Staatsrechts, der Ver- fassung und Geseßgebung des Deutschen Reiches von Dr. Wilhelm Zeller, Großherzogli hessishem Kreis-Lssessor.“ Wie {hon der Titel dieses jeßt in zweitec Auflage vorliegenden Katehi:mus besagt, soll derselbe ein praftisckes Unterrichhtsbuch in den Grundsäßea d-s deutschen Staatérechts, der Verfassung und Geseßgebuag des Deutschen Reiches sein, welches es jedem deutschen Bürger ermöglicht, das Recht und die Einrichtungen seines Vaterlandes kennen zu lernen. Der vor- liegende Katehismus kommt dieser Aufgabe in sahgemäßer Weise na, und so dürfte er auch in feiner jeßigen zweiten, vielfah um- gearbeiteten und erweiterten, sowie mit einem das Nacbschlagen erleichternden Sachregister versehenen Auflage wohlwollende Auf- nahme finden. Der Preis des sauber ausgestatteten Buches, in ge\schmackvollem Einbande, beträgt 3

(A. C.) Mrs. Kean, die Wittwe Charles Keans starb am 21. d. in London im Alter von 75 Jahren. Wie ihr Gatte war auch die Dahingeschiedene eine hochbegabte Schauspielerin, die namentlich im flassishen Drama Hervorragend:s leistete, Beim Tode ihres Mannes im Januac 1868 zog fie sch vom Bühnen- leben zurü.

Land: und Forftwirthschaft.

(Wes. Z.) Folgen der Entwaldung. Vom Duniepr in Rußland kommt die traurige Kunde, daß der {öne Strom immer seichter und seihter zu werden droht. Es vergeht kaum cin Jahr, wo nicht Spiyen unter dem Wasser befindlicher Granitfelsen an der Oberfläche des Wassers auftauchen, eine Erscheinung, deren man sich früher gar nit erinnern kann. Ebenso entstehen J..seln mitten im Strombitt durch Anshwemmung von Sand. Die Ursache des Seicbtwerdens dieser großea, neun Gouvernements belebenden Wasserader erklärt man fich theils durch den Wassermanzel der Nebenflüsse, der wiederum dur:ch den Waldmangel verursacht ift, theils durch das totale Versiegen dies.r Zuflüsse. Während nämlich in dem oberen Flußzgebiete des Dniepr, an seinen Nebenflüssen Bere- sfina, Pripet und Desna ganz ungeheure Waldftrecken abgeholzt wer- den, existirt bekanntiih im Süden auf der Steppe nur noch die Er- innerung an früher dort vorhandene Waldungen.

(Hamb. Corr.) Die S amene- Kontrolstation am Königlichen Landw Jr stitut der Universität Kiel, welhe am 1. Januar 1874 ihre Wirksamkeit eröffnete, begann ihre 7. Saison am 30. August 1879 und endigte dieselbe am 19. Mai d. J. Nach dem jeßt vor- liegenden Bericht des Stationsvorstandes sind während dieser Zeit 915 diverse Saatproben untersubt worden. Jn der leßten Saison dominirte auch bei Weitem der Rothklee (mit ca. 269/60), in zweiter Linie kam der Weißklee (mit ca. 17 0/0), sowie zum Dritten der Schwedklee (mit ca. 1209/6) in Betraht. In fast gleicher Anzahl (ca, 9% Lis 79/6) treten dann english.8 Raigras, Thimothee und ital. Raigras auf, darnach folgt der Gelbklee mit ca. 6 9/0) und hier- nach kommen (mit ca. 1°%/6 bis 2/0) Wiesenrispengras und Lupinen. Von den eingesandten Proben waren 646 von Kontrolfirmen, 122 von sonitigen Saathändlern und 147 von Landwirthen.

__ Greifswald, 20. August. Das „Greifsw. Wochenbl,“ be- rihtet: Während die Nacbrichten über den diesjährigen Ausfall der Ernte aus einem großen Theile unseres Vaterlandes \{chlecht, theil- weise sogar troftlos lauten, gehen aus Pommern, namentli aber aus Neuvorpommern, bei uns fast durchweg günstige Meldungen ein. Strichweise ist das diesjährige Ernteergebniß so außerordentlih reich- li, wie seit 20 bis 30 Jahren niht. Die meisten Güter haben den vorzüglih lohnenden Winterroggen vollständig trocken eingefahren und viele ebenso den Weizen und die Erbsen, wiewohl diese hier und da unter dem andauernden Regen der ersten Hälfte des August ge- litten haben. Nachdem abec nunmehr das herrlihste Wetter einge- treten ist, dürfte in unserem Theil der Prooinz für die Mehrzahl der Grundbesißer die Ernte über den mittleren Ertrag hinausgehen.

_ Nakel, 19, August. Dem „Pos. Tagbl.“ wird geschrieben: Seit fünf Tagen haben wir uns des s{chönsten Wetters zu erf

und schon hat die Sonne, da es sehr heiß war, \o getrockaet, daß man auf den Chausseen groß: Staubwolken aufsteigen sieht. Das Wasser ift auch bereits in den Erdboden gezogen, so daß. man die Bestellung des Ackers mit Ausnahme von ganz niedrigen Stellen wieder hat aufnehmen können. In der Netze macht sih das Fallen des Wassers bereits bemerklich, welches für die angrenzenden Wiesen von großem Vortheil ist. Die lange Regenzeit hat zwar auch hier großen Schaden angerichtet; aber für unsere Gegend steht ein Noth- stand nit zu befürchten. Wie alljährlih, wird dieselbe auch in diesem Jahre wieder Getreide, Kartoffeln, Heu 2c. zum Verkauf stellen können.

Ly ck, 18. August. Die „Königsb. Hart. Ztg.“ meldet: Obgleich das Wetter der leßten Wochen der Ernte nicht günstig war, haben es doch die meisten Landleute ermöglicht, Roggen und Gerste gut und Weizen zum Theil gut einzubringen, so daß die Verluste in ünserem Kreise bedeutead geringer find, als ia anderen.

Darkehmen, 20. August. Der „Pr. L. Z.“ \{rcibt man: Die Weizenernte ist wider alles Erwarten im hiesigen Kreise gut ausgefallen. Gestern und heute haben die meisten Besißer den Weizen größtentheils in die Scheunen gebracht.

Gewerbe und Handel.

Aus Dortmund wird unterm 23. d. M. geschrieben: Die Stimmung auf dem Eisenmarkte ist andauernd günstig. Wie im vorigen Jahre, so macht sich die Besserung auch diesmal zuerst in der Hochofenbrancbe bemerkbar. Nachdem sich die angesammelten Vorräthe von Woche zu Woche vermindert, ist zuerst in Gießerei- eisen und nun auch in weißstrahligem Roheisen eine Aufwärts- bewegung der Preise eingetreten. Auch Bessemer Roheisen steht in guter Nacbfrage und tendirt besser, nicht minder Spiegeleisen. Jn fertigem Eisen laufen die Aufträge ziemli regelmäßig eir und er- wartet man eine kleine Aufbesserung der Preise. Die Walzwerke sind \{chwierig in Bewilligung von Preiskonzessionen. Die begonnene Be- lebung in Walzdraht ist weiter fortgeschritten und die festgestelite Erhöhung d.r Preise um 20 4 pro 1000 kg wird nunmehr von den Käufern gern bewilligt. Auf den betreffenden Werken sind neuerdings gute Ordres aus Rußland, England und Amerika ein- gelaufen, was die lange in ihren Fabrikaten herrshende Flaue rasch und in erfreulibster Weise beseitigt hat. Auch in Blechen, nament- lih in Feinbleen, ist der Geschäftsgang ein belebterer geworden. In der Kohlenindustrie hat der Abiaß seit dem Beginn des laufenden Monats sich ganz erheblih gehoben, aber die Abschlüsse für Herbst und Winter vollziehen sich träge, da Konsumenten bei dem sih mehrenden Angebot Seitens der Zechen in der angenomme- nen Zurückhaltung verharren. Die Notirungen sind zwar bis jeßt im Allgemeinen viht gewichen, doch halten si dieselben nur mit Mühe aufrecht. Jn Kokes wird der Geschäftsgang bei fortwähren- der Vermehrung der Vorräthe und sinkenden Preisen von Woche zu Woche \{leppender. :

Nacb dem Geschäftsbericht der Vereinigten Breslauer Oelfabriken-Aktiengesellshaft für das Geschäftsjahr 1879/80 hat sich das Institut günstig entwickelt. Der Absaß von O?l war \ck:wächer, als in früheren Jahren, doch half der Report auf spätere Termi..e Über diesen Uebelstand hinweg, da dadurh außerdem die Bassins recht vortheilhaft ausgenußt werden konnten. Es wurden in der leßten Campagne 18 031 806 kg gegen 20 462 737 kg im Vor- jahre verarbeitet. Gewonnen wurde aus der Fabrikation 6 387 827 kg Oele und 10645461 kg Kuchen und verkauft und abgeliefert 6026353 kg Dele und 13644623 kg Kuchen. Der Nuyten aus dem Fabrikationsgeshäft beträgt 507 768 A Hieroon werden fol- gende Abschreibungen gemacht: auf Immobilien 50 000 4, Inventar 25 000 4, auf Maschine: und Werke 35000 Æ, auf Fuhrwerk 6009 A und auf Konto zweifelhafter Schuldner und Handlungs- utensilien 4471 (. Von dem hiernach verbleibenden Reingewinn mit 387 296 A erhalten die Aktionäre eine Dividen:e von 7#°/9 mit 337 500 M, der Aufsichtérath eine Tantième von 11 619 6, die Direktion und die Beamten als Tantièmen bezw. Remuneration 36 844 6.3; der Ucberrest von 1334 4 wird auf neue Rechnung vor- getragen. Der Bericht weist an seinem Schlusse darauf hin, daß die Summe der bisherigen Abschreibungen 983 400 4 beträgt und daß der Reservefonds das statutenmäßige Maximum erreicht hat. Das Aktienkapital beträgt gegenwärtig 4 500 000 4, der Reservefonds 450 00) M

Aus Thüringen {reibt man der „Goth. Ztg.“ unter dem 19, Auzust: Wie anderwärts ko: statiren auch die Berichie aus ver- schiedenen Bezirken Thüringens einen Aufschwung der Indu strie und der Gewerbe. So ist die Tuch-, Leinen- und Baumwoll- fabrikation im besten Gange. Die Spinnereien haben vollauf zu thun und können die Aufträge der Fabrikanten kaum zwingen. Die Strumpfwaarenfabrikanten haben ebenfalls gute Abschlüsse gemacht und selbstverständlich gehen deshalb auch die Geschäfte der Färbereien. Im Neustädter Kreise nimmt die mechanische Weberei, die Teppich- fabrikation und die Gerberei erhöhten Aufshwung, die aufgestellten Stühle sind verdreifaht, in mehreren Fabriken ist man zum Dampf- betrieb übergegangen, und so läßt sih hoffen, daß die wirthshaftliche Misère ihrem Ende entgegengehen wird.

Zu den gestern mitgetheilten Ziffern aus der Semestral- bilanz der Oesterr. Kreditanstalt meldet ,W. T. B.* ferner: Der Reingewinn beträgt 2920058 Fl, dabei ist der Gewinn an Theißloosen niht in Rechnung gestellt. Aus den Verkäufen der lothrinzer Aktien ist nur der bis zum 30, Juni realisirte Nußen im Gewinn einbezogen. Die an diesem Tage unverkauften 4129 Stü find zum Bilanzcourse vom 31. Dezember 1879 bewertheï.

London, 24. August. (W. T. B.) Wollauktion. Das Geschäft entwickelte sih gestera ziemlih lebhaft. Preise behauptet.

Glasgow, 24. August, (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen während der leßten Woche betrugen 15870 gegen 7260 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. :

New- Yo rk, 23. August. (W. T. B.) Weizenverschiffungen der leßzt-n Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nah England 206 000, do. nach dem Kontinent 270 000, do. von Kalifornien und Oregon nah England 20 000 Qrirs. Visible Supply an Weizen 14 187 009 Busbel, do. do. an Mais 16 375 000 Bushel.

Verkehrs: Anstalten.

Rom, 25. August. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Privat- depeshen hat die französishe Dampfschiffahrtsgesellschaft „Valery“*, welche den Schiffsverkehr zwishen Marseille und More or ees vermittelt, beschlossen, denselben auch auf Sardinien,

orsika, sowie von Marseille aus auf Genua und Livorno aus zu- dehnen, die italienishe Dampfergesellshaft „Rubattino“ seßte sh, um dieser Konkurrenz wirksam begegnen zu können, mit der Kauf- mannschaft zu Cagliari ins Eivvernehmen und ermäßigte ihre Tarife