1880 / 229 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 29 Sep 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Verbrechen und Vergehen sind von den Gensd'ar- men an die Ortspolizeibehörden, in deren Bezirke die straf- bare Handlung verübt worden ist, und nicht an die Staats- oder Amtsanwaltschaft, noch auch an die Civildienstbehörde abzugeben. Maßgebend für diese Bestimmung ist besonders die Erwägung gewesen, daß auf diese Weise der Ortspolizei- behörde auf das Schleunigste die Gelegenheit gegeben wird, unverzüglich oder doch meistens früher, als dies dem direkt angegangenen, oft in weiterer Entfernung wohnenden Staats- anwalte möglich sein würde, die weiter nöthigen Schritte zu thun, d. h. gleichzeitig mit der von der Ortspolizeibehörde in Gemäß- heit des §8. 161 der Strafprozeßordnung vom 1. Februar 1877 ohne Verzug zu bewirkenden Uebersendung der Anzeige an die Staatsanwaltschaft, die nah eben dieser Vorschrift den Beamten des Sicherheitsdienstes obliegende Verpflich- tung, zur Verhütung der Verdunkelung die keinen Aufschub gestattenden Anordnungen zu treffen, wirksam werden zu laffen. Eine Ausnahme hat selbstverständlih in denjenigen beson- deren Fällen stattzufinden, in welchen der Gensd'arm einen anderen Auftrag der Civildienstbehörde oder eine abweichende Requisition Seitens einer sonstigen Behörde erhalten hat. Von wichtigen und {weren Verbrechen haben die Gensd'armen stets gleichzeitig der Staatsanwaltschaft eine direkte Mitthei- [lung zugehen zu lassen und auch ihrer vorgeseßten Dienst- behörde nach Maßgabe der ihnen ertheilten Dienstanweisung eine mündliche oder schriftlihe Anzeige zu erstatten. 3) An- zeigen von Uebertretungen haben die Gensd'armen, wenn ihnen nicht ausnahmweise in einzelnen Fällen von ihrer Civil- dienstbehörde oder durch Requisition eine andere Weisung er- theiit ist, ebenfalls an die Ortspolizeibehörde abzugeben, damit diese Gelegenheit erhält, darüber zu beschließen, ob sie von dem ihr zustehenden Rechte der vorläufigen Straffestsezung Gebrauch machen, oder die Sache an die Amtsanmwaltschaft zur polizeilihen Verfolgung abgeben will. Diese Anordnung ist auch in denjenigen Theilen der Rheinprovinz zu befolgen, in welchen eine polizeilihe vorläufige Straffestsezung nah 8. 453 der Strafprozeßordnung und dem Gesetze vom 14. Mai 1852 nicht stattfindet. 4) Die Gensd’armen haben die von ihnen wegen strafbarer Handlungen verhafteten oder festgenommenen Personen in der Regel an die Ortspolizeibehörde desjenigen Bezirks, in welchem die Festnahme exfolgt is, zur Weiterbeförderung an den Amtsrichter abzuliefern. Wenn jedohfder Gensd'arm bei dem Transporte des Festgenommenen nach dem Site dieser Ortspolizeibehörde den Siß -des Amtsgerichts, in dessen Be- zirk die Festnahme erfolgt ist, berühren müßte, oder wenn der Siß des Amtsgerichts dem Orte der Festnahme überhaupt näher liegt, als der Siß der Polizeibehörde, so ist die Ab- lieferung durch den Gensd’armen unmittelbar an den Amts- richter des Bezirks, in welchem die Festnahme erfolgt ist, zu bewirken. Ausgenommen sind ferner auch hier die Fälle, in welchen besondere Aufträge der Civildienstbehörde oder Re- quisitionen anderer Behörden eine Abweichung von der Regel rechtfertigen und bedingen.

Wird bei der Subhastation eines Grundstücks nebst seinen Pertinenzien von einem Dritien in glaubhafter Weise ein Eigenthumsreht auf einen Theil der sog. Perti- nenzien des Grundstüles geltend gemacht, und der Subbastationsrichter nimmt darauf insofern Nüdsicht, als er in dem Zuschlagsurtheil die angemeldetèn Rechte des Dritten ausdrüdcklich vorbehält, so erwirbt, nah einem Erkenntnisse des Reihsgerichts, 11, Hülfssenats, vom 5. Juli d. J., der Ad- judikatar (der méistbietende Erwerber des Grundstückes) nichts- destoweniger durch das Zuschlagsurtheil mit dem Grundstül au die beanstandeten Pertinenzien, und der Einspruch er- hebende Dritte erlangt in Höhe des Werths der ihm gehörigen mitsubhastirten Gegenstände nur einen Anspruch auf die Kauf- gelder. Nur in dem Falle, wenn der Subhastationsrichter nach jeinem freien Ermessen auf den Einspruh eines Dritten in Anseiung der streitigen Gegenstände die Subhastation aus- seßt, erwirbt der Adjudikatar des Grundstücks die streitigen Gegenstände nicht.

Durch Allerhöchste Ordre vom 26. Juni d. J. i} be- stimmt worden, daß die Etappen-Telegraphen-Direk- toren über das ihnen unterstellte mobile Beamten- und Ar- beiterpersonal die Disziplinargewalt der Ober-Postdirektoren auszuüben haben. Auch is den Etappen-Telegraphen-Direk- toren für die Zeit des Krieges die Befugniß beigelegt worden, jeden nahgeordneten Beamten, der nah ihrer pflihtmäßigen Ueberzeugung seine Bestimmung nicht erfüllt, unter n mung der dem Beamten vorgeseßten Militärbehörde sofort zu suspendiren und von der Armee zu entfernen.

Zu dem in der Zeit vom 27. d. bis Mitte nächsten Monats hier stattfindenden militärärztlihen Operations- resp. anatomischen Kursus sind eine größere Anzahl Stabsärzte der Armee und Marine kommandirt worden und hier eingetroffen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Drozinski in Wisseck, Dr. Peters in Eisleben, Dr. Mashes in Tilsit, Dr. Mayer in Flatow, Holec in Schubin, Dr. Do- manski in Pitschen, Dr. Sinn in Amöneburg, Berner in Witenhausen, Zynda in Dirschau, Dr. Linsen in Huesten, Dr. Zeppenfeld in Olpe.

Bayern. München, 26. September. (Allg. Ztg.) Der Sa e von Riedel hat den Mitgliedern des teueraus\chusses der Kammer derAbgeordneten jene Modifikationen an den Geseßentwürfen über die Einkommen-, Kapitalrenten- und Gewerbesteuer mitgetheilt, zu welchen in dem Falle Veranlassung gegeben wäre, wenn das den RNegierungsentwürfen zu Grunde gelegte Prinzip der Ein- führung einer allgemeinen Einkommensteuer nicht zur Annahme gelangen sollte. Die Oktoberfestwiese war heute Nachmittag bei schöner Witterung bereits von einer nach vielen Tausenden zählenden Menschenmenge besucht.

Baden. Baden-Baden, 28. September. (W. T. B.) Der Großherzog und die Großherzogin von Baden sind mit dem Srdarokbbrida und der Prinzessin Victoria von Baden heute Abend 71/5 Uhr von Mainau zu längerem Aufenthalte im Schlosse eingetroffen. Se. Majestät der Kaiser hatten Sich zur Begrüßung derselben nah dem Bahn- hof begeben, wo die Spitzen der Civil- und Militärbehörden, sowie der Stadtrath zum Empfange versammelt waren.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 28. September. (W, T. B.) Der Statthalter, General-Feldmarschall Frhr.

{ 1

von Manteuffel tritt, wie die „Elsaß-Lothringische Zei- tung“ meldet, morgen die Rückreise von Gastein an und trifft am Freitag Nachmittag hier ein.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 27. September. Der Prinz Leo pold von Bayern ist heute früh von München in Penzing angekommen und fuhr mit dem Kaiser, welcher den Prinzen auf dem Bahnhofe erwartet hatte, nah Schön- brunn. Die Erzherzogin Marie Valerie is vorgestern Nadts aus ZFs{l in Penzing eingetroffen und hat nah kurzem Aufenthalte die Reise nah Gödöllö fortgeseßt. Die Prin- zessin Louise- von Großbritannien ist, wie die „Linzer Zeitung“ meldet, vorgestern in Linz angekommen.

Ueber die soeben abgeschlossene Kaiserreise wird der „Montags-Revue““ aus Pest geschrieben: „Der Kaiser, dessen Befinden im Frühjahr kein besonders günstiges war, sieht jeßt wieder vortrefflichher -aus denn je und ist stets in ausgezeihneter Stimmung. Die Reise durch Galizien und die Bukowina hat auf den Gesundheitszustand des Monarchen eine sehr günstige Wirkung geübt. So anstrengend sie für einen Anderen gewesen wäre, dem Kaiser bereitete sie, wie er sih selbst zu seiner Umgebung äußerte, stets neue Freude. Und dabei erhob er sih jeden Morgen um 2 Uhr vom Lager, um die laufenden Geschäfte in der gewohnten Präzision zu erledigen. Die drei Ministerien empfanden nicht den gering- sten Unterschied, der Courier, der des Abends kam, ging am andern Morgen mit den Erledigungen ab, gerade so, als wenn der Monarch in der Burg zu Wien oder Ofen residirt.“

Pest, 28. September. (W. T. B.) Jn der heutigen Sizung des Unterhauses wurde Baron Kemeny zum ersten, Paul Szontagh zum zweiten Vize-Präsidenten gewählt. Der Minister-Präsident Tisza beantwortete die Jnterpella- tion des Abgeordneten Miklos über die antisemitische Bewegung, indem er erklärte, daß die Regierung sich durch- aus niht mit der von Fstozy inaugurirten Bewegung identifizire. Bisher seien der Regierung noch keine Statuten eines antisemitishen Vereins zur Genehmigung vorgelegt worden; falls aber nah der Fassung der Statuten der Zweck eines Vereins darin bestehen sollte, zwischen den verschiedenen Klassen der Bevölkerung, den ver- schiedenen Nationalitäten und Konfessionen Zwistigkeiten her- vorzurufen, oder falls derselbe mit den Landesgeseßen und der Verfassung in Widerspruch stehen sollte, würde die Regie- rung die Genehmigung versagen. So lange eine Bewegung auf theoretishem Gebiete bleibe, reiche die Presse selbst als Gegenwassfe, event. das Preßgeseß aus; sobald aber die geseß- lichen Schranken verleßt würden, werde die Regierung von ihrem geseßlihen Rechte, solhe Agitationen zu verhindern, Gebrauh machen. Das Haus nahm die Antwort zur Kenntniß.

Dem „Ellenör“ zufolge ist das ungarisheBudget pro 1881, nach der erfolgten Feststellung der gemeinsamen Ausgaben durch den gemeinsamen Ministerrath, nunmehr fertig gestellt. Das Budget bewegt sich vollständig im Rahmen des vorjährigen Voranschlags ; die Behauptung derjenigen, die das Budget schon im Vorhinein als ungünstiger darstellten , findet damit ihre Widerlegung. Eine wesentlihe Aenderung zeigt sih nur bei dem gemeinsamen Budget, welches den Er- fordernissen der Situation entsprehend fich etwas höher als das vorjährige Budget darstellt, jedoch durchaus nicht in dem Maße, wie man bisher verbreitet hatte.

Grsfßbritannien und Jrland. London, 27. Sep- tember. (Allg. Corr.) Lord Mountmorres wurde am Sonnabend Abend das Opfer eines brutalen Mord- attentats. Während er seiner Besißung in Clonbur, Graf- schast Galway (Jrland), in eigener Equipage zufuhr, wurde erx von sechs Kugeln, deren Mehrzahl den Kopf traf, hingestreckt. Der Verstorbene stand {hon seit längerer Zeit mit seinen Pächtern im Prozesse und wurde bis ganz vor Kurzem be- ständig von einer Abtheilung Polizei bewacht. Er hatte unmittelbar vor seiner Ermordung einer Versammlung von Friedensrichtern beigewohnt, in der eine Resolution ange- nommen wurde, welche die Regierung zur Annahme von Zwangsmaßregeln auffordert.

Der Vizekönig meldet dem Fndishen Amt in Lon- don unterm 25. d.: St. John berichtet aus Kandahar, daß dort völlige Nuhe herrshe. Die auf dem Marsche nah 7Fn- dien begriffenen Kolonnen stoßen auf keinen Widerstand. Die Brigade unter General Baker langte gestern in Killa Abdullah an. General Macgregor brach gestern nah Harnai auf, um mit dem Murri-Stamme Abrechnung zu halten und die Eisen- bahnverbindung wieder herzustellen. Die von Kandahar nah Maiwand gesandte Brigade ist zurückgekehrt, nahdem sie die Leichen der in der Schlaht am 27. Juli Gefallenen beerdigt.

Der Spezialberichterstatter der „Daily News“ meldet aus Kandahar: General-Brigadier Sir C. Noß geht am nächsten Dienstag mit den Bengaltruppen nach FJndien ab. General Pha yre hat den Befehl erhalten, seine Division auf 10 000 Mann zu bringen, Angesichts der Wahrscheinlichkeit, daß Kandahar für die nächsten zwei Monate eine Garnison erhalten soll.

Ein Telegramm der „Times“ aus Kandahar läßt gleichfalls darauf s{chließen, daß ein Aufgeben Kandahars, falls es überhaupt stattfindet, noch geraume Zeit auf \ich warten lassen wird.

Aus Simla wird der „Times“ gemeldet :

Soeben sind Nachrichten aus Kabul bis zum 12, September ein- getroffen. Die Niederlage Ayubs hat den Emir ungemein befrie- digt und im Lande einen beruhigenden Einfluß ausgeübt. Wenige Tage ror Eintreffen der Nachricht hatte der Sirdar Fakir Khan - das Gerücht in Umlauf gesetzt, daß Ayub den General Roberts gefangen und die Enoaländer geschlagen habe. Der Emir ließ den Sirdar hierfür so kräftig autpeitsben , daß dessen Leben in Gefahr \{chwebt. Der Emir drückt seine Absicht aus, Indien baldradöglichst zu be- fuchen. Derselbe heirathete am 7. September seine Base, Tochter von Ali Kullah Khan. Einige der bestinformirten Beamten sind einer Abtretung Kandahars an Abdurrahman günstig, sobald derselbe stark genug ist, um es zu übernehmen, Obgleich dies jeßt unmöglich ist, dürfte er im Frühling wohl dazu im Stande sein.

828, September. (W. T. B.) Angesichts der Lage im Orient und in Jrland sollen mehrere hervorragende Mit- glieder der liberalen Partei bei der Regierung darauf dringen, daß das Parlament zum November wieder einberufen werde.

Jn Folge von A Rugen, die auch in die Oeffentlich- keit gelangt sind, ist der Befehl ergangen, daß der Zutritt zu der Werft, auf welcher die für den Kaiser von Rußland be- stimmte Yacht „Livadia“ erbaut wird, allen niht befugten Personen untersagt wird. Man untersucht sorgfältig alle

Theile der Yacht nach einer etwa dort versteckten Maschine. Wie der „Pall Mall Gazette“ gemeldet wird, wird der Kohlen- vorrath, welcher {hon an Bord der „Livadia“ verladen war. wieder ausgeschifft. Taucher untersuchen den Kiel der Yacht- Nihilisten in London sollen zugegeben haben, daß eine Ver- \{chwörung bestehe, und sollen ihre Bekanntcn in England da- von verständigt haben, daß es gefährlih wäre, an Bord der „Livadia“ zu fahren.

Frankreich. Paris, 29. September. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ veröffentliht heute die Dekrete, be- treffend die Ernennung des GÖrafen Choiseul und Raynals zu Unter-Staatssekretären.

For. Corr.) Der General Gallifet hat nach den großen Manövern an sein Armee-Corps folgenden Tage s- befehl erlassen:

Durch dreizehn Tage hat das IX. Armee-Eorps, unter der Hand seines Führers vereinigt, marschirt, gelebt, manövrirt und gekämpft und dabei eine Zucht, einen militärishen Geist und einen guten Willen entwickelt, welche der Corpsbefehlshaber mit Vergnügen an- erkeant. Diese Manöver ließen viele {hon erzielte Fortschritte er- kennen, aber auch viele Unvollkommenheiten, welch2 noch des Näheren zur Kenntniß der verschiedenen Führer gebraht werden sollen, damit man ihre Abstellung bis zu den nächstiährigen Ma- nôvern mit Eifer verfolge. Das Marschregiment der Marine-Infan- terie hat sih auf der Höhe eines in Franfkreich und den Kolonien wohl erworbenen Rufs gezeigt. Der Kriegskafsen- und Postdiensft, mit welchem in dem IX. Corps die erste Probe gemacht wurde, hat in der befriedigendsten Weise funktionirt. Mit tiefer Dee ung und Erkenntlichk;it dankt der Befehlshaber des Armee-Corp3 allen ODsfi- zieren, Unteroffizieren und Soldaten für den unablässig ergebenen O den fie ihm bei der Auëübung seines Kommandos ge- währen.

Italien. Nom, 28. September. (W. T. B.) Garibaldi und sein Sohn Menotti haben ihre Mandate als Deputirte niedergelegt, indem sie erklärten, daß sie niht an der Geseßgebung in einem Lande theilnehmen wollten, „wo die Freiheit mit Füßen getreten und das Geseh nur angewendet werde, um die Freiheit der Jesuiten und anderer Feinde der italienishen Freiheit zu shüßen“. Die Veranlassung zu diesem Schritte soll eine dem Schwieger- sohne Garibaldi's, General Canzio, zugestellte Aufforderung des Gerichts sein, die über ihn verhängte Freiheitsstrafe anzutreten.

Türkei. Aus London, 28. September, meldet „W. T. B.“: Die Operationen gegen Dulcigno sind über Mittwoch hinaus verschoben. Montenegro hat erklärt, daß sih durch das Auftreten Riza Paschas in Dulcigno ‘die Situation ver- ändert habe. Es würde bei dieser veränderten Situatio: bei einem Angriff niht blos gegen Albanesen, sondern glei h- zeitig auch gegen Kaiserlich türkische Truppen zu kämpfen haben. Hierzu bedürse es weiterer Vorbereitungen. Es finden shleunige Verhandlungen unter den Mächten statt.

Die „Times“ publiziren einen Protest, welchen die zum Widerstande entschlossene Partei in Dulcigno an die fremdländischen Konsuln in Skutari gerichiet hat. Er lautet:

„An die Konsuln von England, Frankrei, Jtalien, Deutschland, Oesterreih-Uagarn und Rußland in Skutari. Ew. Excellenz! Mit peinlichen Gefühlen haben wir vernommen, daß binnen wenigen Tagen die Flotten der europäishen Mächte in den Gewässern vor Dulcigno ankommen werden, um uns zur Uebergabe unserer theuren Stadt an Montenegro zu zwingen. Seit vielen Jahrhunderten haben wir, die Einwohner Daulcignos, untec der Herrschaft und dem Schuße der ottomanishen Macht gelebt, und es würde für uns unmög- lih sein, uns die Gewohnheiten, Gebräuche, Sprache und Religion der Montenegriner, die von den unsrigen verschieden und ihnen ent- gegen sind, anzueignen. Wir find daher fest ents{hlossen, jeden An- griff Seitens Montenegros abzuwehren und unsere Vernichtung der Unterwerfung vorzuziehen. Die Verantwortlichkeit für das an ihren Grenzen vergossene Blut muß auf die Häupter der Mont. nearinec fallen, weil wir nicht die Ursache find. Wir hoffen indeß, daß die Gefahr eines Konfliktes abgewendet werden türste, da wir wissen, daß die Großmächte nicht den Ruin, sondern die Wohlfahrt der Bevölkerungen anstreben. Wir bitten Ew. Excellenz, diesen unseren unwiderruflichhen Entschluß der ron Ihnen vertretenen Regierung mit- u, und werden die Ehre einer Antwort darauf dankbar an- erkennea.“

Serbien. Belgrad, 28. September. (W. T. B.) Der Fürst von Bulgarien wird am 5. Oktober hier erwartet.

Montenegro. Cettinje, 27. September. (Pol. C.) Der montenegrinische Dber-Kommandant Bozo Petrovic hat theils durch eigcne Rekognoszirung, theils durch Kundschasts- berihte die Gewißheit erhalten, daß die albanesischen Streitkräfte um Dulcigno mindestens 8000 Mann be- tragen, während die unter Riza Pascha stehenden regu- lären türkishen Truppen 7000 Mann stark sind. Da gar keine Gewähr dafür vorhanden ist, daß die regulären türkishen Truppen bei einer eventuellen montenegrinischen Offensive gegen Dulcigno niht gemeinsame Sache mit den Albanesen machen, erklärte Bozo Petrovic, bei der numerischen Ueberlegenheit der vereinigten albanesish-türkishen Streit- kräfte insolange zu einer Aktion nicht shreiten zu können, als nicht durch die Juntervention der Mächte die Frage entschieden ist, ob die Montenegriner dem albanesishen Widerstande allein, oder auch jenem der regulären türkischen Truppen zu begegnen haben werden. Bozo Petrovic hat hierher gemeldet, daß die Al- banesen und türkishen Truppen den ganzen Strich längs der Mozura vom Skutarisee bis zum Meere formidabel be- festigt haben.

A merika. Washington, 28. September. (W. T. B.) Die Abnahme der Staatsschuld der Vereinigten Staaten in dem laufenden Monat dürfte ungesähr 12 Millionen Dollars betragen.

New-York, 25. September. (Allg. Corr.) Vom Ge- neral Hancodck, dem demokratischen Kandidaten für die Prä- sidentschaft, ist ein Brief zur Veröffentlihung gelangt, in welchem er die Kriegsansprüche des Südens in starken Aus- drücken mißbilligt und erklärt, daß die Bundesregierung nie- mals Schulden bezahlen oder Pensionen und Belohnungen irgend welcher Art bewilligen könne, die in einem Kriege ihren Ursprung haben, welcher gegen ihre eigene Existenz gerichtet gewesen. Nie- mand, fügt der Schreiber hinzu, erwartet oder verlangt solche unnatürlihe Handlung. General Be sagt zum Schluß: „Als Präsident würde ich jede Geseßgetung für die Bezah- lung von Ansprüchen irgend welcher Art für Verluste oder Rae an Personen, die sih im Aufstande befanden, rate ob später begnadigt oder niht, mit meinem Veto

elegen. Die Vexpflichtungen der Regierung gegen ihre Ver- theidiger bestehen für immer und sind heilig, aber Kriegs- forderungen der Union dürften wegen Länge der Zeit als

verjährt betrachtet, oder sollten, Falls sie noch gemacht werden der strengsten Prüfung unterzogen werden.“ a h

Südamerika. (Allg. Corr.) Der chilenishe Gesandte in Washington hat via Panama die Mittheilung e biltes daß Chimboke nördlih von Lima am 11. d. von 2500 Chilenen beseßt wurde, die von hieraus vorrücken und in Gemeinschaft mit anderen Streitkräften und der chilenishen Flotte einen Angriff auf die peruanische Hauptstadt unternehmen wollen.

Dem „Panama Star u. Herald“ zufolge wurde Callao am 31. August von den Chilenen bombardirt. Dasselbe Blatt mcldet unterm 16. d., daß am 13. d, in Val- paraiso ein Erdbeben stattgefunden hat. Zllapel, eine Stadt im Jnnern Chiles, wurde gleichfalls zerstört. Jm Gan- zen sollen 200 Personen durch das Erdbeben ihren Tod ge- funden haben.

Statistische Nachrichten.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versihßerungs- Aktienge sell \chaft— Abtheilung für Unfallversicberung iden inden Monaten Juli und A ugust 1880 zur Anzeige: 28 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben; 19 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr {weben ; 97 Unfälle, welche für die Verle Zten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 1380 Unfälle mit voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit: Summa 1524 R P 2

_— (Skt. Pet. Ztz.) Das Septemberheft der pädagogishen Zeitschrift „Der russishe Elementarlehrer“ enthält eine N e CRO Den Uebersicht über die in Rußland bestehenden Elementar- \chulen, Die Nathhrichten sind in sämmtlichen Ressorts gesammelt, und aus ihnen geht hervor, daß zu Ende des Jahres 1876 in Ruß- land 38 789 Elementarschulen bestanden, welche von 1 408 602 Knaben und 522 717 also fast drei Mal weniger Mädchen, im Ganzen also von 1931 319 Kindern besucht wurdev. Von diesen Schulen ge- hörten 31 987 Schulen mit 1 196 503 Lernenden zum Ministerium der Volksaufklärung, 34 Swulen mit 2166 Schülern zum Ministerium des Kaiserlichen Hofes, 2197 Schulen mit 194 006 Lernenden gehörten zum Ministerium des Innern, 16 Elementarshu!ea mit 1596 Schülern zum Mintsterium der Kommunikationen ; 489 Schulen mit 38 685 Lernenden waren dem Ministerium der Reihsdomänen unter- stellt, 43 Schulen mit 1795 Swcülern dem Finanz-Ministerium, 48 Sculez mit 6838 Schülern dem Marine-Ministerium; zum Kriegs-Ministerium gehörten 459 Schulen, in denen 22 496 Schüler (unter denen 5566 Mädchen) vorbereitet wurden. Zum Stluß desselben Jahres 1876 gehörten zum Ressort der .4. Abtheilung der Kanzlei des Kaisers 311 Schulen mit 21 615 Schülern (darunter 7154 Knaben), zum geistliden Rcssort 265 Schulen mit 32 379 Schülern; der philantropishe Verein zählte 30 Schulen mit 1423 Lernenden ; zur Statthalterschaft im Kaukasusgebiet gehörten 934 Schulen mit 45 983 Lernenden (darunter 6956 Mädchen). In Finnland bestanden 1976 Schulen mit 365 744 Lernenden, wovon 179 454 Schülerinnen waren. Von der Gesammt:ahl der Ele- mentarschulen gehören mithin zum Ministerium der Volksaufkkärung 82,46 °/0. Die Zahl der Schüler in denselben bildet 61,95 % der gesammten Schülerzahl. Auf jede der Anstalten dieses Ressorts kommen 37 Lernende; die Zahl der Lernenden in jeder Anftalt an- derer Ressorts übersteigt die Zahl 37. Im Durschnitt entfallen auf jede Schule, wenn man die Anstalten aller Ressor!s zusammen- faßt, 49 Lernende.

Kunst, TBissenschaft und Literatuxe.

Von dem umfangreichen im Selbstvcrlage des Herausgebers hierselbst er‘cheinenden Werke: „Die ie F De \chen Reiches, auf Grund der amtlichen Urmaterialien bearbeitet und herausgegeben von Oskar Brunkow, Lieutenant a. D.“ sind von der ersten Abtheilung, welche die Wohnpläße des Königreichs Preußen aufführt, jeßt die Lieferungen 6—8 (Faargaard- Herrn- motschelniz) ausgegeben worden. Wir haben wiederholt bei dem Grscheinen der früheren Lieferungen des Werkes auf dasselbe aufmerksam gemacht und des großen Fleißes und der hingebenden Sorgfalt lobend gedacht, mit welchen der reiche Inhalt der mühevollen und zeitraubenden Arbeit aus den besten Quellen in durchaus zuver- lässiger Weise zusammengeftellt is. Wir wollen daher nicht ver- fehlen, e e Sat bi E nis B ai empfehlen, welche eine nah allen Seiten hin befriedigende Statistik der Wohnplät des Deutschen Reiches zu besitzen lrscbèn: N

om Verlage von Julius Springer i} erschienen: „Jn- struktionsbu c für die Berliner Feuerwehr“, im dienst- lichen Auftrage bearbeitet. Der Inbalt des Buches ift in folgende \fechs Kapitel gegliedert: 1) Organisation, 2) Allgemeine Bestim- mungen, 3) Vorschriften für den Wachdienft, 4) Theater-Wacbdienst, 9) Vorschriften für das Verhalten auf Brandstelle, 6) Löschmaß- regeln. Das erste Kapitel handelt von den Bestimmungen über die Ressort- und Etatsverhältnisse, die persönlihen Kräfte, die ma- terielle Auérüstung, die räumliche Vertheilung der Kräfte und Organi- sation der Unterabtheilungen (Grenzen der Inspektionen, Eintheilung des Corps, Beseßung der Fahrzeuge, Vertheilung der Compagnien resp. Züge als Wacbereitshaft). Weiter giebt dieses Kapitel die Vor- schriften über die Allarmirung und die Bestimmungen über das Ausrücken zum Feuer, über die Verwendung auf Brandstelle, über die Bespannung. der Fahrzeuge, über die Kammerverwaltung, die Scblauhmacherei, die Gerätheverwaltung und die Werkstätten-, Bureau- und Telegraphenverwaltung. Das zweite Kapitel stellt die allgemeinen Bestimmungen zusammen über die Annahme, Beförderung, Entlassung, Bekleidung und Ausrüstung, über das allgemeine Verhaltea im Dienst und außer Dienst, über die Rangverhältnisse, Grad- abzeihen und Honneurs, über Disziplin, Kränkheit, Urlaub, Kom- mando, sowie s{ließlich über Bitten, Gesuche, Anträge und Be- {werden. Das dritte Kapitel umfaßt die Vorschriften für den Wach- dienst, nämlich die Dienstzeit, Funktionen besonders Kommandirter, Haus- und Stubenordnung, Stallordnung (Aufsicktädienst bei den Ge- spannen, Pflichten der Fahrer), Beurlaubung und Kommaudirung von Wache, Erkrankung von Mannschaften, für das Verhalten n WBVeires der DBespannung., larmirung und Rückkehr von der Brandstelle. Das fünste Kapitel, welches, wie {hon oben bemerkt, die Vorschriften für das Verhalten auf Brandi1:elle enthält, führt des Näheren die Bestimmungen auf über die Fahit zur Brand- telle, Anfahrt, Meldung, Aufstellung, die Funktionen der Ober- leitung und der Offiziere, der Chargirtrn und Mannschaften, ferner die Vorschriften für besondere Verhältnisse und für den Abmarsch von der Brandstelle, Das leßte Kapitel handelt dann von den Löschmaßregeln, der Verwendung der Löschutensilien, von den Grund- säßen für die Löshmaßregeln, von dem Aufräumen der Brandstelle nund fchließltch von der Brandwache.

Land- und Forstwirthschaft.

Der Milcchwirthschaftlihe Verein, welcher sib die Aufgabe gestellt hat, die Interessen der Milchwirthschaft, sowohl auf dem Gebiete der Produktion, als auch der Konsumtion, wahrzunehmen, hat unter Anderem auch wiederholt Erhebungen angestellt über die besten Verpackungsarten für Butter bei Postsendungen, Durch eine zweckmäßige und billige Emballage wird unbedingt einem di rekten Bezuge guter reiner Butter Seitens des Stadthcwohners von dem Produzenten Vorschub geleistet häufig zum Nutzen beider Theile. In der leßten Korrespondenz gedachten Ve- eins ist nunmehr eine diesbezüglihe Konkurrenz ausgeshrieten, welbe im Laufe des nächsten Jahres zum Austrag kommen fol. Zur Prâä- miirung der besten Verpackungsarten wird der seiner Zeit zu berufenden Jury die Summe von 1000 A zur Verfügung stehen; es befinden fich darunter 2 von dem Minister für Land- wirthschaft 2c. bewilligte Staatspreise von je 250 M Nähere Mit-

theilungen sind von dem Geschäftsführer des Vereins, Oekonomie- Rath Boyjen in Hildesheim, einzuziehen. Aus der erwähnten Korrespondenz erfahren wir auch, daß dem ferneren Bestehen des Molkerei-Instituts (Milchversuchsstation und Molkereishule) zu Raden in Mecklenburg eine neue Grundlage geshafen ist dur das von dem Großherzog von Mecklenburg-Swerin aufs Neue be- thätigte lebhafte Interesse für dieses Unternehmen insbesondere und den Aufschwung des deutschen Molkereiwesens im Allgemeinen.

_ Trier, 20. September. Der „Cöln. Ztg.“ wird geschrieben: Die Witterungsverbältnisse sind recht günstig für die Weinberge. Es kann si dies natürlih nur auf die aesunde, kräftige Ausbildung des Holzes beziehen; denn bezüglich der Trauben war die anfänaliche Beurtteilung bei Ausbildung der Gescheine leider ziemlich zutreffend. Die quantitativen Erträge bleiben im großen Durschnitt unter 1/6 eines Mittelherbstes, qualitativ jedoch zeigen \sih die Aussichten schr viel günstiger. Reife Trauben von recht süßem Gesbmack zeigen sich allerorts, selbst Rieéling beginnt dur die starken Nebel mürbe und zart zu werden. Wie oben bemerkt, sorgt die Mutter Natur, daß, wenn auc nur ein kleiner, do guter Tropfen si berausbildet.

Aus Baden wird der „D. landw. Pr.“ geschrieben: Nach den vor Kurzem erstatteten vorläufigen Berichten der Bezirksämter ist die Ernte an Weizen nahezu gut, an Spelz gut, an Roggen nahezu gut, an Gerste gut, an Hafer nahezu gut, an Mischfrucbt gut, an Naps dur{schnittlich ausgefallen. Die Getreideernte im Ganzen ist hiernah an Ksrnern und an Stroh nakezu gut zu nennen. Wie- senheu hat der Quantität nach unter Mittel ergeben, Ackerheu (Klee, Luzerne, Esparsette, Wickhafer, Ackergras u. #. w.) etwas über Mittel. Die Qualität is bei beiden gut. Erheblihe Verscieden- heiten im Ausfall der Ernte sind bei den einzelnen Landes- gegenden nicht hervorgetreten. Auch die zur Zeit der Berichterstat- tung noch im Felde stehenden Früchte ließen im Allgemeinen befrie- digenden Auéfall erwarten. Dagegen i} in Folge der Winterkälte die Dbsternte im Ganzen gering, und namentlich steht im Ganzen eine geringe Weinernte in Aussiht. Dieser Mißstand is um fo mehr zu beklagen, als die Rebbauer seit mehreren Jahren nur unge- nügende Erträge hatten und durch gänzliche Zerstörung von Obst- bäumen und Reben der Bestand felbst einen großen, nur langsam wieder zu ersezenden Schaden erlitten hat.

Gewerbe und Handel.

Der Vorstand des Aktienvereins des Zoologischen Gartens macht bekannt, daß den Jnhabern der 6prozentigen Dbligationen vom Jahre 1871 und 1873, welche bis zum 15. Seyp- tember cr. den Umtausch in 5 prozentige Stücke nicht bewirkt haben, eine Nawfrist bis zum 15. Oftober cr. bewilligt worden ist,

In der gestrigen Generalversammlung der Vereinigten Königs- und Laurahütte, zu welcher 15672600 4 Aktien- kapital mit 26 121 Stimmen angemeldet waren, wurde die Dividende auf 63 % d. i, 39 f vro Aktie festgestellt.

Glasgow, 28. September. (W. T. B.) Die Verschiffun- gen von Roheisen während der leßten Woche betrugen 8075 gegen 17 928 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

New- Yo rk, 27. Septbr. (W. T. B.) Weizenverschiffungen der leßt-n Woche von den atlantishen Häfen der Vereinigten Staaten nah England 164 000, do. nah dem Kontinent 225 000, do. n O n Et o Ad 50 000 Qrtrs. Visible Supply an eizen be do D d 17 375 000 Bushel. I E

Die neuesten Nummern, 38 bis 40, ron „Kunst und Ge- werbe“, Wochenschrift zur Förderung deutscher Kunst- industrie, herausgegeben vom bayerischen Gewerbemuseum L D redigirt von Dr, Dtto von Schorn, haben folgenden

nhalt:

Nr. 38: Die Gewerbe- und Kunstausstellung in Düsseldorf. (Swluß.) Nürnberg. Germanishes Museum. Kaiferélautern: Das Pfälzische Gewerbemuseum. Wien. Der Altar für Naza- reth. Prag. „Die Stickereien in der Permanenten Aussteltung. (Schluß f.) Für die Werkstatt: Broncirung von Eisen. Aus dem Buchhandel : Der Zeichen-Unterriht. Von Eduard v. Hagen. Kleine Nachrichten: Historische Ausstellung in München. Der Spißtenschleier für die Prinzessin Stephanie. Zeitschriften. Erklärung zur Beilage: Theile einer italienishen Truhe.

_Nr. 39: Die Ausftellung kunstgewerbliher Alterthümer zu Düsseldorf. (Forts. f.) München. Die Ausstellung von Lehr- ling8arbeiten. Kaiserélautern. Das PfälzisGe Gewerbemuseum. (Forts.) Frankfurt a. M. Die Patent- und Mustershut:-Aus- sleuing Prag. Die St ickereicn in der Permanenten Ausstellung. (Schluß.) Für die Werkstatt: Herstellung von Cliché's für den Buchdruck aus Celluloid. Kleine Nachrichten : Die Marke der Fabrifate von Sèvres. Perlenfisherei. Preisaus\chreiben. Erledigte Kustos-Stelle, Erklärung zur Beilage : Antiker goldener

Hals\{chmuck. :

_Nr. 40: _Die Ausstellung kunstgewerbliber Alterthümer zu Düsseldorf. (Swluß f.) Nürnberg. Die v. Schwarz'shen Majo- liken, München. Die Ausfte{ung von Lehrlingsarbeiten. (Schluß). RKaiserélautern. Das Pfälzishe Gewerbemuseum. (Scluß.) Innsbruck. Ausstellung der K. K. gewerblichen Zeichen- und Mo- dellirshule. Für die Werkstatt: Neue Verwendung der Chrom- gelatine, Aus dem Buchhandel: Muster altdeuts&er Leinen- stiderei. Herauê2gegeben von der Redaktion der Modenwelt. Kleine Nachrichten : Einrichtung von Fahschulen in Hildesheim. nes der Photographie. Zeitschriften. Erklärung zur

eilage: Fayence- Teller.

Die Nr. 20 der „Mittheilungen des bayerischen Ge- werbemuseums“ enthalten: Aus dem Kabinet Sr. Maj. des Königs. Bayerische Landes-Ausftellung 1882. Begriff der Neuheit im Patentwesen. Feuilleton: Geschenk an tas Museum. Neues in der Perm. Ausstellung. Vermehrung der Samm- lungen. Notizen. Anzeigen.

Verkehrs-Anstalten.

Vom 1, Oktober d. J. ab findet auf sämmtlichen Stationen der Berliner Verbindungsbahn Privat - Depeschen- verkehr von 5 Ukr früh bis 11 Uhr Abends ftatt.

London, 27. September. (Allg. Corr.) Die Anglo-ameri- kanische Telegraphen-Compagnie macht bekannt, daß vom 1, Dftober ab der Preis von Depeschen aus dem Vereinigten König- reih nach New-York und Kanada 2 s. 6 d. beträgt.

Southampton, 28, September. (W. T. B) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Main“ ist hier eingetre fen.

WBerlin, 29, September 1880,

Karl Julius von Strantÿ +.

Der am 27. d. Mts. , Morgens 21/2 Uhr , hierselbst im 80. Lebensjahre verstorbene Ministerial - Direktor im Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Wirkliche Geheime Rath Karl Julius von Stranßt, war am 2W. Juli 1801 zu Krossen geboren. . Der- selbe trat am 19. Mai 1823 bei dem damaligen Land- und Stadtgericht daselbst als Auskultator in den Staatsdienst, wurde im Fahre 1828 zum Gerichts-, und bald darauf zum Regierungs-Assessor ernannt, im Jahre 1830 zum Regierungs- und Domänendepartements - Rath in Posen befördert und 1839 als Hülfsarbeiter bei der Centralverwaltung für Domänen und Forsten einberufen, bei welcher er im Jahre 1842 als Geh. Finanz-Rath und vortragender Rath angestellt und im Jahre 1851 zum Geh. Ober-Finanz-Rath befördert wurde. Fm Fahre 1867 zum Wirkl. Geh. Ober-Finanz-Rath und Ministerial-Direktor bei der gedachten Centralverwaltung ernannt, ging er bei deren Abtrennung vom Finanz-Ministerium im Fahre 1879 mit zum Ministerium

für Landwirthschast, Domänen und Forsten über. Bei seinem 50 jährigen Dienstjubiläum, am 19. Mai 1873, geruhten des Kaisers und Königs Majestät, ihn zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädikat Excellenz zu ernennen. Nach einer über 57 jährigen, mit ausgezeihneter Treue und Tüchtigkeit zurügelegten Dienstzeit war sein Gesundheitszustand dauernd ein fo ungünstiger geworden, daß er sich veranlaßt sah, seine Verseßung in den Ruhestand zum 1. Oktober d. J. zu bean- tragen, welche ihm Allerhöchst bewilligt wurde. Er sollte den Eintritt dieses Zeitpunktes jedoch niht mehr erleben; nah- dem er noch in diesem Sommer im Bade Homburg Wieder- herstellung von fkatarrhalishen. Leiden gesucht hatte, entschlief er sanft an Entkräftung. Mit Rücksicht auf seine langjährigen vorzüglichen Dienste wurde er, nahdem er bereits im Jahre 1870 den Stern zum Rothen Adler-Orden zweiter Klasse er- hal:en hatte, aus Veranlassung seiner Versezung in den Ruhe- stand von Sr. Majestät mit Verleihung des Königlichen Kronen-Ordens erster Klasse begnadigt. Am 31. Januar d. J. war es dem Verewigten vergönnt, mit seiner Gattin das seltene Fest der Goldenen Hozeit zu feiern. Se. Majestät geruhten, den mannigfachen Beweisen der Allerhöhsten Gnade gegen den Verewigten auch noch den hinzuzufügen, daß Aller- höchstdieselben ihm die Theilnahme an diesem frohen Familien- feste durch ein überaus gnädiges Handschreiben ausdrüdckten.

_ Stettin, 27. Septemb.r. Heute Vormittag 10 Uhr erfolgte in der mit Fahnen und Guirlanden ges{mackvoll dekorirten Aula der Griedrih-Wilhelmsshule die Eröffnung der 35. Philologen- versammlung mit einer Ansprache des ersten Präsidenten, Direktors Kern. Daran knüpften sih die Begrüßungen Namens der Provinz und des Provinzialshul - Kollegiums durch den Ober - Präsidenten Freiherrn von Münchhausen und Namens der Stadt durch den Ober-Bürgermeister Haken. Eine- Reihe von geschäftlihen Mit- theilungen durch Direktor Weiker {loß den formellen Theil der Eröffnung. Dann folgte der Vortrag des Professor Pruß aus Königéberg „über den Einfluß des klassischen Alterthums auf das Mittelalter“. Das Mitgliederveczeihniß am Sonnabend Abend be- ziffferte die Zahl der Mitglieder auf 524.

Münster, 25. September. Die Provinzial-Gartenbau- Ausstellung, die unter dem Protektorate des Ober-Präsidenten N e steht, it heut: in Gegenwart desselben ersfnet vorden.

München, 26. September. (Allg. Ztg.) Aus Oberammer- gau wird uns unterm 26. d., Mittags, geschrieben : „Zur heutigen vom Wetter begünstigten 39. und leßten Aufführung des Passions- \piels ift der Besuch, wenn auch immerhin no ziemli zahlreich, do ein weit geringerer als erwartet worden war, und wohnen der s 3500 Personen an. Ein Nachspiel findet niht mehr

att.

Im Residenz-Theater finden jeßt täglich Probcn zu der nächsten Novität statt. Es ift dies jenes Schauspiel Victorien Sardou's, dessen Aufführungen in Paris si zu einem täglichen Er- eigniß gestalteten: „Daniel Rochat“. Wahrscheinlich wird die erste Aufführung die)es hocinteressanten Stücks bereits in der Mitte nächster Woe statthaben. Um den vielen Anfragen des Publikums wegen einer Aufführung des Wilbrandtshen Schauspiels „Die Tochter des Herrn Fabricius“ gerecht zu werden, hat die Di- rektion fich ents{lossen, dasselbe bereits am nächsten Sonnabend, den 2. Oktober, neu einstudirt zur Aufführung zu bringen. Die weib- lihen Rollen sind zum großen Theil neu beseßt, und zwar wird die von Fr. Baudius gespielte Rolle der Agathe Stern durch Frl. A. Wienrich zur Darstellung kommen. Die übrigen Partien bleiben in der alten und bewährten Beseßung, in welcher das Ensemble des Residenztheaters bekanntli auf seiner diesjährigen Gastspielrundreise mit den Aufführungen der „Tochter des Herrn Fabricius“ geradezu Sensation erregt hat. Am Freitag findet die leßte Aufführung voa „Das Mädchen aus der Fremde“ statt,

__ Der Gibbon, eine dezr neuesten Acquisitionen des Aqua- riums, ist am Sonntag Nachmiitag in Folge eines rheumatischen Leidens verendet. Der so seltene Affe war ston nicht wohl, als er gier ankam, hatte sich auf der Reise erkältet und ging rettungs- os ein.

Literarishe Neuigkeiten und periodische Schriften.

__ Deutsche landwirtbhschaftlihe Presse. Nr. 77 vom 29. September c. Inhalt: Die Wugtergeseße vom gescihtlichen Standpunkte. Der deutsche Borstehhund (mit Abbildung). ur Feststelung des relativen Werthes der präzipitirt:n zur E [löëlichen Phosphorsäure. Zur Spiritussteuer. Rundschau, Korre- spondenzen, Personalien, Lehranstalten, Jagd und Fischerei, Handel, Sprechsaal 2c. Der Abonnementépreis für die „Deutsche Landwirthscaftliche Presse“ beträgt vierteljährlih 5 M.

__ Der Bâr, Jlustrirte Bcrliner Wochenschrift. Eine Chronik fürs Haus. Herautgegeben von Ernst Friedel und Emil Domi ik. Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin. Nr. 39, Inhalt: Lehrstand und Wehrstand, geschichtlihe Novelle von Max Ring (S{luß). Die Ordensritter im Oberlande ron Oskar Schwebel. Professor Emil Du Bois-Reymond (mit Porträt). Das Werbesystem und die persönliche Freiheit im 18, Jahrhundert zu Berlin, nah Originalurkanden dargestellt ron A. Gäde. Mis- cellen: Die erste Kartoffelernte im Lustgarten zu Berlin 1649 (mit Illustration); Der Mühlendamm vom Molkenmarkt aus gesehen (mit Illustration); Inschriften für die Geburtshäuser Tiek: und Gußkows ; Das Kremsershe Fuhrwerk. Briefkasten. Fnserate. An unsere Leser.

Magazin für die Literatur des Auslandes. Kritisches Organ der Weltliteratur. Gegründet im Jahre 1832 von Joseph Lehmann. Herausgeber: Eduard Engel, Berlin W. Verlag von Wilhelm Friedrich in Leipzia. Preis vierteljährlid 4 A 49, Jahr- gang. Nr. 40. Inhalt: Aus fremden Zungen: Zwölf Gedichte aus dem Persishen des Omar Chajjâm. Umgedichtet von Friedrich Bodenstedt. Deutschland und das Ausland: Rabelais' Gargantua und Pantagruel. Deuts von F. A. Gelbcke. (Eduard Engel.) Jtalien: Gedanken eines Gondoliers über Dante's „Gött- [liche Komödie“ (Karl Witte). England: Thomas Chatterton und William Blake (Theodor Opiz). Ungarn: Gregor Csiky, ein dra- malisber Dichter (M. Sänger). Kleine Rundschau: Studien über Michael Servet. Jnes Parker, Roman von Mario Uchard. Internationale Zeitschrift für Orthographie. Die Comédie Frarçaise in Lonton. Literarishe Neuigkciten. Aus Zeit- schriften. Bücherschau.

_Social - Correspondenz (Feranzgraeben von Dr, Victor Böhmert und Arthur von Studniy in Dresden.) Allgemeine Aus- gabe. Nr. 38. Inhalt : Zur Förderung des Versicherungs- wesens, Der Kongreß der deutschen Sozialdemokraten in der Schweiz. Das Recht der Aktionäre. Arbeiter-Wochenbillets. Heil E Ri, gegen en T a T nd, Arbeit8smarkt.

Ci eilungender K, u.K.(österreihish-ungariscen Konsulatsbehörden. September 1880. Inbalt: Geo) britannien. Hongkong. Schiffartsbewegung im Jahre 1879. Ottomanisches Reich. Smyrna. Wahrnehmungen auf wirths{aft- lihem Gebiete während des Jahres 1879, Nebst Anlagen A. u. B. Ausfuhrhandel von Smyrna im Jahre 1879; Einfuhrhandel von

Smyrna im Jahre 1879, Persfonalnachrichten.

Ui Le i Lie e S M O S R P I E S N R A L S I I E