1880 / 231 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Oct 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Schweiz. üri, 29. September. eidgenössishe Landwirthshaftsdepartement hat den Kantonen mitgetheilt, daß laut Berichten über den Wildstand in den Bannbezirken die Gebirgshühner und an einigen Orten au die Murmelthiere und Hasen in hohem Maße în der Abnahme begriffen sind. empfiehlt zugleich, geeignete Maßnahmen gegen das Raubzeug greifen und namentlih Prämien für Erlegung von

hschaft und Fischerei besonders

(N. Zürcher Ztg.) | keit zu geben, mit der sie die Ausführung des Berliner Ver- | trages verfolgten, die Verpflihtung übernehmen, bei keinem Arrangement, welches als Konse des Berliner Vertrages in Be und griechishe Frage vereinb ) irgend welche Gebietsvergrößerung oder irge fluß oder irgend welhen kommerziellen Vor-

der nicht gleihmäßig auch den andern Na-

quenz der behufs Ausführung zug auf die montenegrinische eintreten könnte, nd welchen aus-

arten Aktion Das Departement \chließlihen Ein theil anzustreben, tionen zu Gute kommen würde.

Die „Agence Havas“ erf einer neuen einer Flottendemonstr Gerüchte seien bis jegt gänzlih unbegründet.

Aus London, 1. Oktober, meldet „W. T. B.“: Der zeigte dem Ministerium des Auswärtigen daß das Gerücht von der Niederbren- nung Dulcignos unbegründet „Agence Havas“ läßt Nachricht der „Times“ richtig sei.

Aus Ragusa, 30. September, berichtet ,W. T. B.“: ie es heißt, werden die vereini am 4. Oktober nah dort Anker zu werf ist, als im Hafen welcher heute Abend von albanesishen Küste zurückgekeh türkische Fregatte vor An der „Times“

Thieren, welche der Landwirt \cchädlich sind, auszuseßen.

Grsßbritannien und JFrland. (Allg. Corr.) Die amtlihe „Gazette“ enthält die daß dem General-Lieutenant Donald Martin jor Frederik Sleigh Roberts uz des Bath-Ordens verliehen worden ist. den berichtigten Verlustliste fanden den Erdrutsch in Naini Tal in Bengalen 40 Euro- päer und 30 bis 40 Eingeborene ihren Tod, und vier Euro- päer wurden verlegt. :

Dem Reuterschen Bureau wird aus der Kapstadt Es werden Anstrengungen gemacht,

ährt, alle über das Zusammen- ferenz oder über die Vornahme

London, 29. Sep- 4 f im Bosporus umlau

Stewart und dem General-Ma

das Großkre

Admiral Seymour Nach der jeßt vorliegen

telegraphisch an,

sih aus Ragusa telegraphiren, daß die von dem Brande Dulcignos völlig un-

unterm 28. d. gemeldet: um Mr. Surman (dem Richter im Distrikt Th da seine Lage in Mohales Hack für

Weitere Kämpfe sind nicht gemeldet

aba Basigo) gten Geschwader sih

dem Golf von Kattaro begeben, um en, weil daselbst der Ankergrund sicherer Der österreichische Aviso, einer Rekognoszirung an der rt ist, hat unweit Dulcigno eine ker gesehen. Die Mittheilung von einer Einäscherung Dulcignos bestätigt

Beistand zu senden, kritish gehalten wird.

; ; von Gravosa. Der „Times“ wird aus der Kapstadt unter dem 27. d. | telegraphirt :

Sir George Strahan ist angekommen und wurde als Admini- Brigade-General Clarke veranschlagt die für B a- futoland erforderlihe Streitkraft auf 3000 Euroräer. in diefer Stärke befinden sich unterwegs. nen Kapschüßen, der Landmiliz und Freiwilligen, darunter Detache- ments aus der Kapstadt, Port Elizabeth und Grahams Town. Sonnabend scifften \ich die Kapshüßen an Bord des Dampfers großem Enthusiasmus ein; General Clifford, Oberst Musikkapelle des 91. Hochläader-Regiments gaben Am 21. d. griffen die 7000 Mann Mafeteng anz sie ließen 100

ftrator vereidigt.

Sie bestehen aus beritte-

Serbien. Belgrad, 29. September.

in Aussicht genommen, daß der am 5. Okto zum Besuche eintreffende Fürst Alexander v von dem serbischen Vertreter in Sofia,

seinem Hofmarschall, von einem Sektionsch Kriegs-Ministeriums, von Adjutanten begleitet sein gestern die Berathungen über di Bau der serbischen Eisen Konzession beendigt. Gewährung einer Moaximal- und M

(P, C) E8S. t ter in Belgrad on Bulgarien Sava Gruic, von ef des bulgarischen seinem Privatsekretär und zwei Der Ministerrath hat e Modalitäten der für den ertheilenden Die Anträge der Spezialkommission auf Bruttogarantie und Einführung eines fes wurden angenommen, dagegen wurde die beantragte Einführung eines spe abgelehnt.

e Meleose“ unter Bruce und die ihnen das Geleit nah den Dos. ftarken Basutos das von Freiwilligen gehaltene wurden aber auf allen Punkten zurückges{lagen play zurück, Unter leßteren befand sich au Der britische Verlust beschränkte sich auf

Dem „Standard“ wird aus Kandahar vom 28. d, gemeldet :

Es wäre ein pacifizirt sei.

Todte auf dem Kampf ein Sohn Lethea's. 3 Verwundete.

Irrthum, zu glauben, daß das Land vollständig inimaltari

Der Sieg der Eingeborenen bei Maiwand, durch die Ghazis errungen, gab dem Fanatismus einen überall eine neue Erhebung und bemänteln damit, daß man si auf die regulären °, und diese im kritischen Augenblick Die hier ansässigen Hindus glauben an cinen ueuen fu, nachdem fich jeyt die bengalisch{ Sollte eine weitere Erhebung stattfinden

zifishen Tarifes arken Impuls, und die Mollahs predigen die Niederlage durch Roberts Truppeu Ayubs verlassen ba desertirten.

Aufstandsver gezogen haben. fie im Oktober ausbrechen, Zusammenkunft bei der K Oberst St. Johns Ansicht zu keinem Resultate führen herunter ernannte Ayub Gouverneur Die hiesigen Hindu halten, daß sämmtliche Läden plündert worden wären.

830, September. (W. Kabinetsrath statt, wohnten. Der Staats Granville,

Montenegro. Cettin Montenegro weigert sich Türkei od

je, 29. September. (Pol. Corr.) , sich auf einen Krieg mit der er auf Unternehmungen, welche einen Krie der Türkei zur Folge haben könnten, Großmächte einzulassen.

Nuß5land und Polen. St. Pete (W. L. B) Dié Ngence Russe“ Montenegros in der Dulcigno-F der bisherigen Sachlage habe der Fürst ergreifung von Dulcigno zu vollziehen g die damit verknüpfte Eventualität eines Krieges 1 Montenegro zu dem Wun thatkräftige Unterstüßung

en Truppen zurück- „0 durfte weil dann die große jährliche riligiöse apelle im Kakrez-Thale abgehalten wird. ist, daß der Widerstand ausfterben und Auf seinem Marsche nah Herat e in allen Distrikten jenseits des «Kaufleute haben die Nachricht er- ihrer Glaubensgenossen in Herat ge-

T. B.) Heute Mittag fand ein sämmtlihe Minister bei- sekretär des Auswärtigen, Lord wird einige Tage hier verweilen und die Be- suche der Botschafter empfangen.

Die Staatseinna Tage zu Ende Pfd. Sterl. ode hen Zeitraum des Vorjahres. 1, Oftober.

ohne den Beistand der

rsburg, 1. Oktober findet die Haltung Lane TOUVCEE Nikita nur die Besigz- während jeßt [ nit der Türkei sche berehtige, sih im Nothfalle die der Mächte zu sichern. Die Russe“ ist von der Aufrechterhaltung des europüuis vernehmens überzeugt und betra Garantie für eine günstige Lös

New-York, 28. September. General Weaver, der Greenback- Kandidat für d schaft, hat ein Rundschreiben erlassen, worin Hancock und Mr. English, die demokratischen K die Präsidentschaft resp. Vize-Präsidentschaft, d gegen die Greenbackpolitik bezihtigt und jede Greenback-Partei, schen oder republikanishen Kandidaten sollte, als Verräther brandmarkt.

Die irish-amerikanische republikanische Kon- vention des Staates New-York hat Resolutionen an- genommen, welche die Chicagoer „Platform“ acceptiren und shen Kandidaten für die Prä-

) chen Ein- tet dieselbe als die beste

hmen in dem mit dem heutigen gehenden Vierteljahre betrugen 17 023 442 r 405 220 Pfd. Sterl. mehr als

Amerika. (Allg. Corr.) ie Präsident-

er General andidaten für er Opposition s Mitglied der welches Greenbastimmen dem demokrati-

zuzuwenden versuchen

in dem glei-

(B. L. B) ihrem heutigen Leitartikel : sie habe guten daß die im gestrigen Kabinets-Conseil in Ér Hoffnung auf

721MmMeS Mat in zu glauben, wägung ge- eine befriedigende Mächte sei troy des Dazwischen- hrscheinlih noch stärker als bis-

«Znformationen Lösung gäben ; die Allianz der schiebens von Hindernissen wa her geworden.

Griechenland. Athen, 21. September. Der „Bis heute sind zehn Altersklassen en worden, welche, wenn die Fahnen- und pünktlih eingerückt wären, einen 1 000 Mann bilden könnten.

der Eingereihten beträgt aber kaum erst den drit dieses Standes. und Gesuche um Be auf 20 000. Oktober über 60 00 Sobald die Bataillone kömplettirt sind, danten ernannt und dieselben nach den ih visorishen Garnisonsorten gesendet,

Die Divisionsübungen werde Feldlagern stattfinden. ist die Artillerie,

eingeshult, wesha Chalfis und Akar Ueber die

wird von hier geschrieben : zu den Fahnen einberuf pflichtigen sämmtlich

Arméestand von 13

den republikani sidentshaft, General Garfield, ausdrücken. stigen sie Shußzölle und behaupten, daß brit für den demokratishen Kandidaten, General Han teresse des Freihandels thätig seien.

30. September. sekretär Evarts hielt in einer Wahlversammlung eine Ned gegenwärtig bestehenden Tarif es sei, die Löhne der Handwerker und Die demokratishen Comités de haben eine Erklärung veröffentlicht, worin demokratische Partei habe sih verpflichtet, Sezessionskrieges zu acceptiren, Rechte aufrecht zu erhalten, für Kredits im Staate sowohl wie bei der N allen Anträgen, die darauf abzielten der öffentlihen Schuld zu stand entgegenzuseßen.

Vertrauen Auch begün- ische Agenten Die Zahl cock, im Jn- ten Theil Die Zahl der eingelaufenen Reklamationen freiung vom Militärdienste stieg bisher m rehnet die Regierung, bis zum 9. (21.) Waffen zu verfügen. werden ihre Komman- nen angewiesenen pro- um dort eingeübt zu n in den verschiedenen ffengattungen am Besten

Der Stlkaats- gestern stattgehabten großen e, in welher er für den , dessen wahrer Zweck Arbeiter zu s{hüßen. Alabama gesagt wird, die die Resultate des die Gleichheit der politischen g des öffentlichen ation einzutreten und , eine Nichtanerkennung begünstigen, entschiedenen Wider-

(W. T. V.)

0 Mann unter den

s Staates

Vor allen anderen Wa meist aus Reservisten gebildet lb denn auch ihre Bewegung von Athen, uanicu aus nach der Grenze begonnen hat. g der vollzähligen acht

welche der Grenze zu- Die Jnfanterie dessen Sih st nur so viel zu 280 ungarische u transportiren penkörper in den

die Erhaltun

FFortschritte der Ausbildun Freiwilligen-Jägerbataillone, nächst kampiren, verlautet keinerlei De dagegen hat die Bildung ihres 15. Bataillo t Ueber die Kavallerie i agen, daß die Lloyd-:Dampfer allwöchentlich Piräus ausschifften und noch 600 z ben. Troß der Sehwierigkeit, größere Trup rovinzialgarnisonen unterzubringen, is doch die Unterkun pflegung derselben eine vorzügliche und nd ein ausgezeichneter. scheinlih mehren sihdieDesertionentürkis Unteroffiziere und Offiziere, lih über die Grenze komme ägerbataillonen aufgenom rung macht sih weni Kräften und Kindern Minen- und Hüttenwerken send Arbeiter sind den leßteren durch Einber Die französische „Société des Mines“ Hr. Serpieri, ein Ftaliener, ist; hat 200 arbeiter aus Ztalien kommen lassen.“

Konstantinopel, „Reuterschen Bureau“ wird v Botschafter der Mächte net, Fnhalts dessen die von den gierungen, um einen Beweis der vollständigen Uneigennüßig-

Zante: ist, vollendet. Pferde im Statistische Nachrichten.

g des statistischen Bureaus der Stadi en hiesigen Stan desämte

Nach Mittheilun Berlin sind bei d vom 19, September bis inkl. kommen: 215 Ebeshließungen und 630 Sterbefälle.

Das soeben ausgegebene Statistik des Deutschen bezüglihen Nachweise: der Nübenzucker- Durchschnitts

rn in der Woche 25. September cr. zur Anmeldung ger , 850 Lebendgeborene, 26 Todtgeborene

| Augustheft der Monatshefte zur Reichs enthält die auf den Monat August der Waaren - Einfuhr und Produktion und des Verkehrs mit Z preise wichtiger Waaren; ferner eine der Schulbildung der im Etatsjahre 1879/80 in die gestellten Rekruten; ein Verzeich Werke; außerdem Uebersichten über zuder und die den Weinhändlern gewähr gungen für das Finanzjahr 1879/80,

Nach den vom Kai Ergebnissen d Rei ch von 1

Bekleidung und Ver der Gesundheitszusta Deshalb wahr- cherSoldaten, die in zexlumptem Zustande täg- n und dringend bitten, bei den men zu werden. ger in unserer zumeist von weiblichen enen Fabriksindustrie als in den aurions fühlbar.

Die Mobili- Ausfuhr;

uder, der

Mehr als tau- ufung entzogen , deren Direktor meist sardinische Gruben-

Armee und Marine ein erschienener statistischer duktion von Stärke

serlichen statistishen Amte veröffentlichten er Nekrutenprüfungen konnten im Deuts en 40 881 im vorigen Jahre eingestellten Rekruten 2217 —= 1,579%/6 weder lesen noch ihren Namen \chreiben, werden fast aus\ch{ließlich von den östlichen

Westpreußen, Posen und Oppeln und von Elsa Den höchsten Prozentsaß liefert der

30, September. on hier unterm 29. gemeldct, die ein Protokoll unterzeich- Botschaftern vertretenen Re-

Diese Analpha beten Bezirken: Osft- und ß-Lothringen gestellt. Regierungsbezirk Posen;

es sind dort noch 12%, der Rekruten bei ihrer Ein- stellung des Lesens und Sc(reibens unkundig; dann folgen: Marienwerder mit 9%, Bromberg mit 8 9%, Danzig und Gumbinnen mit gegen 7%, Königsberg und Oppeln mit 44%, Elsaß - Lothringen mit noch über 2°/0. Ein Vergleich der leßten Ergebnisse mit denen früherer Jahre ergiebt, daß die Zahl der Änalphabeten überall gefallen ist. Leider gehen die vorliegenden Nachweise niht weiter als füsf Jahre zurück. Danach scheint aber erfreuliher Weise durchgehends eine stetige Ab- nahme der des Lesens und Schreibens gänzlich Unkundigen einzu- treten, z. B. betrug der Prozentsaß in der Provinz Posen 1875 noch 13,9, im Jahre 1879 nur 10,9, în Elsaß-Lothringen 1875 3,5, im Jahre 1879 nur 2,2. In anderen Gebietstheilen des Reichs als dea aufgeführten kommen Analphabeten nur ganz vereinzelt vor.

Das im Verlage des Königlihen Statistisben Bureaus (Dr. Engel) erscheinende amtliche Sammelwerk „Preußishe Staga- tistifk* bringt in seinem jüngst ausgegebenen XXXXI. Bande den zweiten Theil der definitiven Ergebnisse der Gewerbezählung vom 1. Dezember 1875, Dieser zweite Theil handelt von den Sizen der Industrie oder der Verbreitung der einzelnen Klassen und Ordnungen der Gewerbebetricbe über die Bezirke und Kreise des preußischen Staates und weist in gesonderten Tabellen auf: 1) für die einzelnen Ordnungen der systematischen Uebersicht der Gewerbe : die Be- triebs\tätten und dasPersonal derselben in denProvinzen, Regierungs- und Landdrosteibezirken ; 2) für die Klassen und Gruppen: die Betriebömaschi- nen und motorischen Kräfte in den Provinzen und Bezirken ; 3) für die Klassen und Gruppen: die charakteristishen Arbeitsmaschinen und Vorrichtungen wiederum in den Provinzen und Bezirken, und 4) für die einzelnen Ordnungen: die Betriebsftätten und das Personal in den Kreisen und Orten, soweit sie darin von überstaatsdurchschnitt- liher Bedeutung sind. Diese Publikation ist demnach eine vollftän- dige und umfassende Gewerbegeographie des preußischen Staats, in- dem sie über die Size und Kräfte der einzelnen Industriezweige in Preúßen eine so detaillirte Auskunft giebt, wie keine ähnliche Publikation zuvor. Besondere Erwähnung verdient die vierte Tabelle derselben deshalb, weil sie die gewerblich-geographischen Nachweise bis auf die einzelnen Kreise und Orte mit mehr als 20090 Bewohner ausdehnt, und zwar nit nur allgemein, sondern charakteristishch inso- fern, als sie nur diejenigen Kreise und Orte neant, in welcben der betreffende Gewerbzweig in einem überstaatsdurhs{chnittlichen Umfange betrieben wird. Welches der Staatsdurchschnitt ift, das wird bei jedem Gewerbe angegeben. So Ut, 4: B, nah S. 492 die durschuittliche Bedeutung des Schuh- machercigewerbes die, daß im ganzen Staate je eine in diesem Ge- werbe erwerbthätige Person auf 126 ortsanwesende Bewohner fommt, oder mit anderen Worten, daß jeder 126, Bewohner des Staates der Schuhmacherei obliegt, oder auch, daß einem Schuhproduzenten 126 Schuhkonsumenten gegenüberstehen. In den auf Seite 492—494 genannfen Kreisen und Orten kommt aber je ein Produzent auf weniger Konsumenten, d. h. es sind mehr Schuhmacher darin vorhanden, als dem Staatsdurchscnitt entspriht, Die über- staatsdurscnittlibe Bedeutung wird für den einzelnen Ort zur örtlihen, für den Kreis zur Kreisbedeutung. Fn je mehr Orten und Kreisen ein Industriezweig eine überstaatsdurch- scnittlihe Bedeutung hat, kann diese selbst si nur wenig über den Staatsdurschnitt erheben. Blicktken wir z. B. auf die Hufe und Grobschmiederei (S. 392), deren Bedeutungsziffer 334 is, Die Natur der Dinge macht dieses Gewerbe zu einem allgemein ver- breiteten, darum ragt es nirgends auffallend hervor. Das Näm- liche ift bei allen den Gewerben der Fall, die wesentlich nur für den örtlichen Bedarf arbeiten, ihre Erzeugnisse nicht exportiren können. Hingegen wo Leßteres stattfindet, kann die überstaatsdurch- schnittliche Bedeutung sehr weit gehen. Ein Beispiel hierfür sehen wir bei dem Gewerbe der Gold-, Silber- und Bijouteriearbeiter (S. 384). Wöährend im Staate 3328 Konsumenten einem Produzenten des ges nannten Gewerbzweiges gegenüberstehen, kommen in der Stadt Hanau auf je 1 solhen Produzenten nur 12 Konsumenten. Es ift daher natürli und nothwendig, daß die zahlreichen Produzenten von Gold- und Silberwaaren u. \. w. des Orts ihre Erzeugnisse zum größten Theile außerhalb desselben abzusetzen bestrebt sein müssen. Bei den großen Industriezweigen kommt ganz Aehnliches vor. In der Baum- wollspinnerei (S. 429) entfällt 1 Erwerbthätiger auf je 1564 Ortsanwesende; in dem Vororte Linden (Hannover) aber 1 auf je 23, im Kreise Steinfurt 1 auf je 52, in der Stadt Hagen 1 auf je 32, in der Stadt Gladbach sogar 1 auf je 8. Vorstehende Bei- spiele mögen genügen, um den Gebrauch der in Nede stehenden IV, Tabelle klar zu machen und den Werth derselben ins rechte Licht zu stell-n. Vereint mit den übrigen drei Tabellen des vorliegenden Bandes giebt jere Tabelle jedem nach der Wichtigkeit eines Gewerbe- zweiges Fragenden darüber Auskunft, ob und wo dieser Zweig sowohl hinsihtlih der Zahl der beschäftigten Personen, als auch der Zahl und der Kräfte der Motoren, der Arbeits- und Werkzeug- maschinen von Bedeutung is. Das mag durch das Beispiel der Glasfabrikation, d. h. der Glashütten und Glasveredelungsan stalten illustrirt sein. Da unter leßteren die Glas\chleifereien, Vergoldereien und Malereien mit inbegriffen jind, so birgt diese Fabrikation auch viele Klein - betriebe in sich. Nach Tabelle 1. (S. 30) ist die Summe der Klein- betriebe 265, wovon 257 Haupt- und 8 Nebenbetriebe ; die der Groß- betriebe dagegen ist 241, wovon 236 Haupt- und 5 Nebenbetriebe. Sämmtliche, im preußischen Staate vorhandenen Betriebe dieser Art beschäftigen 16 985 Menschen, die Kleinbetriebe jedo nur 492, die Großbetriebe 16 493. Jn den Kleinbetrieben sind erwerbthätig 254 männliche, 10 weibliche Inhaber oder Geschäftsleiter, 147 männliche, 9 weiblihe Gehülfen, 76 männliche, keine weiblichen Lehrlinge, über- haupt 477 männlihe und 15 weibliche Personen. Von den Groß- betrieben sind 21 das Eigenthum wirthschaftliher Gesellschaften und Genossenschaften und 1 das Eigenthum einer Gemeinde. Die Per- sonen dieser Großbetriebe sind folgender Art: 1) Inhaber oder Ge- \châftsleiter: 299 männlice, 5 weibliche, zusammen 304. 2) Kauf- männisch uud tehnisch gebildetes Aufsichtopersonal u. \. w.: 476 m., 1 w., zus. 477. 3) Andere Personen und zwar: über 16 Jahre alt 12278 m., 1157 w., zus. 13435; davon sind verheirathet 6490 und 247, zus. 6737; über 14—16 Jahre alt 1478 bez. 264, zus. 1742; über 1214 Jahre alt 377 m., 91 19,, U, 468; unter 12 Jahre alt 48 m,, 19 w., zus. 67. Unter sämmtlichen Perjonen sind Lehrlinge 1085 m., 11 w., zus. 1096. Die größte Zahl sämmtlicher Personen befindet {ih in den Bezirken Frankfurt, Liegniß, Arnéberg und Trier; Minden und Aachen stehen ihnen fehr nahe. Nach Tabelle I1. (S. 344) verwenden 179 Glashüttenbetriebe ober bezeichneter Art motorische Kraft; 46 allerdings nur Thierkraft, 62 dagegen Wasserkraft von 577 Wasser-Pferdestärken, worunter ein Turbinenbetrieb; 67 Betriebe verwenden Dampfkraft und nußen dieselbe aus in 68 stationären Maschinen mit 1068 Pferde- stärken und 11 tranéportablen Maschinen mit 84 Pferde- stärken. Auch ein Gasfraft- und ein Heisluftbetrieb, jener mit 4, dieser mit 2 Pferdestärken, und 2 Botk-Windmühlen {ind noch gezählt worden, Nach Tabelle 11I. ist die gesammte Glas- industrie im Staate mit 479 Glas-Schmelzöfen ausgerüstet, worin 3743 Scmelzhafen und 57 Schmelzwannen enthalten sind. Außer- dem sind noch 356 Glas-Strecköfen (für Tafelglas), 1715 Hohlglas- Swleifstände und 174 Spiegel - Sthleifmaschinen vorhanden. Ta- belle 1IV. (S. 382) endlich weist nun darauf hin, in welchen Kreisen bezw. Orten von über 20000 Bewohnern die Siye der Glasindustrie sind, soweit dieselben eine mehr als ftaatsdurchbscnittlihe Bedeutung haben. Im ganzen Staate kommt je 1 Erwerbëthätiger der oben benannten Ordnung auf 1510 Ortsanwesende. Es sind aber eine Menge Kreise und Orte vor- handen, in welchen dieser Durchschnitt überschritten wird. Stark hervorragend ift es der Fall in folgenden Orten und Kreisen, deren glasindustrielle Bedeutung durch die beigeseßte Ziffer ziemlih genau gem sen wird: Charlottenburg 172, Kreis Kalau 155, Kreis Sprem- berg 92, Kreis Glaß 217, Kreis Hirschberg 73, Landkreis Se 44, Kreis Hoyerswerda 135, Kreis Minden 139, Kreis Büren 196, Land- kreis Bochum 172, Kreis Rinteln 76, Kreis Saarlouis 199, Kreis Saarbrücken 58, Landkreis Aachen 103.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Ftalienische Dichter- und Künstler - Profile Kritishe Essays von Martino Röder. Leipzig, Verlag von Louis Senf. 1880. XII. u. 247 S. 8. Preis 3 A Das Werken enthält eine Sammlung von Studien über moderne italienische Kunst, deren Mehrzahl der Verfasser bereits früher (unter tem Pseu- donym Raro Miedtner) als Feuilletonartikel in größeren deutschen Blättern veröffentlicht hatte. Seit längerer eit in Italien ansässig, und in stetem Verkehr mit Künstlern, Schrifistellern und Gelehrten (namentlich Mailändern), \{öpft er aus der Quelle, und was er seinen deutschen Landsleuten bietet, ift eine Ghrenrettung der Kunst- bestrebungen des modernen Italiens, gegründet auf eingehende Studien. Demnach is die Haupttendenz dieser Aufsäße, die sehr verbreitete , seit einem Menschenalterx zur Tradition ge- gewordene Anficht zu widerlegen, als befinde sich die jüngere und jüngste italienische Kunst in einem Stadium des Verfalles, deren Urheber entweder dem Dilettantismus oder der Vlasirtheit huldigen. Selbst eine gewisse Gehässigkeit lasse si diesen Kritikern nicht ab- sprechen, die geflissentliÞ die große nationale Umwälzung, die si gegenwärtig in Jtalien vollzieht und ganz besonders das Kunstleben ergreift, ignoriren; wie denn eine ernste und vorurlheilslose Ver- tiefung in den Gegenstand, vor allem das Sehen mit eigenen Augen in Italien selöst den völligen Ungrund jener Beschuldigungen dar- thue. Die Essays sind für einen größeren Lescrkreis be- rechnet und deshalb im Tone von Plaudereien gehalten, welche den kunstsinnigen Leser, zumal den Laien, anregen follen, der modernen italienischwen Kunst und Literatur eine größere Aufmerksamkeit, als herkömmlich, zuzuwenden. Dadurch hofft der Verfasser die Nachbarländer in künstlerishe Fühlung und einander näher zu bringen, wie er denn der manche Berührungspunkte genug zu zeigen weiß. Die einzelnen Kapitel knüpfen an die Hauptvertreter der neuesten italienischen Kunst an: Musiker (Arrigo Boito, zugleich Dichter, Antonio Bazzini, Alberto Mazzuccato, zugleih Kritiker, Jacopo Foroni), Maler (Cremona, Eleuterio Pagliano), Architekten (Giuseppe Mengoni), Dichter und Schriftsteller (Salvatore Farina, Pietro Cossa, Giosuè Carducci, Lorenzo Stecchetti, Edmondo de Amicis, Vittorio Bersezio, Giacinto Gallina, Giuseppe Giacosa). Ein Anhang vereinigt fünf Skizzen vermishten Inhalts, darunter eine über spanische Kunst, zwei über italienishes Volksleben. So bietet das Buch einen mannigfaltigen Inhalt, und da der Verfaffer es versteht, seine gewandte und von Srische angehauchte Darstellung mit einer Menge pikanter Details zu würzen, so darf er in den Kreisen, für wan r schreibt, sicher auf neue Freunde rechnen. Die

18ftattung ist elegant. i | i O Die a Publikation des Königlich preußischen geodä- tischen Instituts bildet eine Abhandlung über die Bestimmung des Längenunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona, von dem Direktor der Königlichen Sternwarte in Kiel, Professor Dr. C. A. F. Peters. Die Längen- differenz zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona, wie sie aus der von Gauß und Schumacher ausgeführten trigono» metrishen Verbindung, mit der in Göttingen bestimmten Orienti- rung hervorgeht, ift bereits im Jahre 1828 von Gauß in der Schrift : „Bestimmung des Breitenunterschiedcs zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona“ veröffeatlicht worden. __DarnaŸ liegt die Mitte der Achse des Meridiankreises in Altona 7,211 Toisen westlich ron der Mitte des Reichenbahshen Me- ridiankreises in Göttingen. Dieser Meridianabstand entspricht einer Längendifferenz von 0,051 Zeitsekunde. Im Jahre 1866 wurde die Längendifferenz durch Zeitübertragunacn vermittelst galvanischer Signale ermittelt. Die vorliegende Abhandlung enthält eine Dar- stellung der für dieses Unternehmen getroffenen Anordnung der Be- obahtungen, sowie eine Zusammenstellung der Beobachtungen und der daraus abgeleiteten Resultate. Nach der Längenbestimmung vom Jahre 1866 is der wahrsceinlihste Werth der Lüängendiffe- renz: Länge der Altonaer Sternwarte westlich von der Göttinger Sternwarte in Beziehung auf die Pläße der Reichenbahschen Me- ridiankreise = 08,152.,, mit dem mittleren Fehler = 08,022. Diese Bestimmung weicht demnach von der von Gauß und Schumacher ausgeführten Bestimmung, welche, wie {on oben ange- führt, für diesen Längenunterschied 03.051 fand, um 08.101 ab. In der vorliegenden Abhandlung wird über diese Differenz der beiden Bestim- mungen bemerkt, daß dieselbe ohne Zweifel zum Theil cine Folge davon sei, daß die wirkliche geometrishe Oberfläche der Erde nicht genau die Gestalt des von Gauß zu Grunde geleaten Sphäroids habe. Die astronomish und geodâtisch bestimmten Werthe für die Breitendifferenz zwischen Göttingen und Altona zeigten, wie Gauß nachgewiesen habe, aus derselben Ursache einen Unterschied, der größer sei, als daß er sich aus Beobachtungsfehlern erklären lasse.

Die Nr. 1344 (Cölnec Dom-Festnummer vom 2. Oktober L000) Der Sen Sertung (abi, D Weber) enthält folgende Abbildungen: Allegorishes Umschlagsbild. Juni- tiale zum Festgedicht zum 15. Oktober. Der Cölner Dom in sei- ner Vollendung (zweiseitig). Das Dombauf-st auf dem Franken- play zu Cöln am 28. Mai 1845. (Abdruck eines Holzschnitts aus der JUusrirten Zeitung vom 5. Juni 1845.) Der Cölner Dom vor dem Beginn seines Herstellungsbaues im Jahres 1024 Die Baumeister und Förderer des Dombaues: Geh. Justiz-Rath Esser, Präsident des Dombau-Vereins. Reg.-Rath Dembaumeister Boigtel. Dombaumeister Zwirner. Sulpice Boisserée. Erzbischof Konrad von Hocbstaden. Nah dem Erzbild auf seinem Grabdenkmal. Meister Gerhard von Riehl. Nach der Statue von Chr. Mohr am Cölner Museum. Grundriß des Cölner Doms. Die Kreuz- biume der Hauptthürme des Cölner Doms. Ansicht von Celn aus der Vogelschau im Jahr 1880. Aufzenommen von Adolf Cly- ner (zweiseitig). Schlüssel zur Vogelschauansiht von Cöln, Das Südportal des Cöôlncr Doms. Das W:stportal des Cölner Doms (Haupteingang). Las Innere des Cölner Doms ¿wei seitig). Figuren aus den neuen Glasgemälde-Fenstern des Chor des Cölner Doms. Kompositionen von H. Sagstätter. Dae Me- lief am Westportal des Côlner Doms. Polytechnishe Mit ei- lungen: Der Zeitdienst in Berlin: Sternwartenuhr. Städtische Normaluhr. Kontroluhr. /

Rom, 25. September. (Allg. Ztg.) Ein sehr werthvoller Auns wurde leßter Lage in einem alten Klofter in der Gegend von

atanzaro in Calabrien gemaht. Derselbe besteht in einer großen Anzahl mit silberner Tinte beschriebener Pergament- blätter, welche zusammengefügt die gute Hälfte eines griechischen Evangeliums bilden. Die sehr gut erhaltenen Pergamentblätter sind mit zahlreichen Miniaturen, welche Scenen aus dem Neuen Testa- mente darstellen, u.d mit den Bildnissen von vierzig Propheten ge- \{müdt. Man hält dafür, daß das Evangelium, von dem jene Pergamentblätter, wie gesagt, den größeren Theil auèmachen, das älteste vorhandene sei, wie es denn auch aus dem Ende des fünften oder dem Anfange des sechsten Jahrhunderts herzurühren scheint.

Land- und Forstwirthschaft.

(St. Pet. Ztg.) Die Weinernte in der Gegend von Asow im Dongebiet und in der Krim hat nach der Donfchen Biene" in diesem Zahr die Erwartungen der Weinbauer weit über- troffen. Auch aus Bessarabien lauten die Nachrichten sehr gün- stia, In Rostow am Don werden die besten Sorten Weintrauben zu 2 bis 3, und krimsche Trauben zu 6 und 8 Kop. das Pfd. verkauft.

Gewerbe und Handel.

Wie amtlih aus Warschau gemeldet wicd, sind seit unserer neuliden Mittheilung*) daselbst keine neuen Erkrankungsfälle an der Ninderpest vorgekommen, Dagegen ist die Seuche in dem Dorfe Schmulowizna, Kreis Warschau, aufgetreten, woselbst ein er- Tranftes und fünf verdächtige Stück Vieh getödtet worden sind.

*) conf. Nr, 218 des Reichs-Anzeigers,

Die „New-Yorker Hdl8.-Ztg.“ äußert si in ihrem vom 17. v. M. datirten Wochenbericht über den Waaren- und Produktenmarkt folgendermaßen: Das Geschäft am Waaren- und Produktenmarkt war in der verflossenen Woche ziemli animirt. Brodstoffe bewegten sih in steigender Tendenz; ziemli bedeu- tende Ankäufe von Weizen und Mais für europäisde Rechnung führten zu einer Belebung des Anfangs sehr matten Frachtenmarktes ; für volle Getreideladungen wurden im Ganzen 14 Fahrzeuge gecar- tert. Disponible Baumwolle ist höher und fand Seitens Er- porteurs und einheimisder Spinner mäßige Beachtung; in Terminen war das Geschäft bei häufigen Preisfluktuationen äußerst aufgeregt und umfangreih. Die Stimmung _am Wollmarkt war bei rasch sich ansammelnden Vorräthen eine äußerst flaue. Rohzucker konnte sich unter dem Druck starken Angebots nur mühsam behaupten. In Rio-Kaffee war es sehr till, während in west- und oftindischen Sorten mäßige Transafktionen stattfanden. Für raffinirtes Sbmalz machte sich eine bessere Erportfrage geltend, während Schweivefleish und Rindfleisch vernachlässigt waren und Speck die höchsten Preise der Woche nicht behaupten konnte. Hopfen leßtjähriger Ernte von feiner Qualität blieb begehrt. Raffinirtes Petroleum stieg bei mäßig lebhaftem Geschäft noch weiter. Harz sowohl wie Terpentinöl \ch{ließen fest und in steigender Tendenz. Das Geschäft in fremden Manufa ktur- waaren ist noch immer nicht so befriedigend, als man zu dieser Jahreszeit erwarten dürfte. Der Import fremder Webstoffe betrug während der heute beendeten Woche 2 912 612 Doll. gegen 2 784 233 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres. /

Havre, 30. September. (W. T. B.) Wollauktion. An- geboten 1856 Ballen, verkauft 762 Ball. Das Geschäft war belebt, Preise unverändert.

Verkehrs-Anstalten.

Triest, 30. September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Venus“ ist heute Nachmittag aus Konstantinopel hier ein- Geo

New-York, 30. September. (W. T. B.) Der Hambur- ger Postdampfer „Westphalia“ und der Dampfer der National- Dampfschiffs-Compagnie (C. Messingshe Linie), „Canada“ sind hier eingetroffen.

WBerlín, 1. Oktober 1880.

In der Gemäldegalerie der Königlichen Museen deren östliche Hälfte seit der Herstellung der beiden neu eingerichteten Oberlichtsäle dem Publikum wieder in vollem Umfang zugänglich ist, haben in leßter Zeit verschiedene bemerken8werthe neue Erwer- bungen ihren Play gefunden. Dicht an der Cingangsthür zu dem ersten jener beiden Räume begegnet der Besucher dem bisher der Samm- lung des Marchese Gino Capponi zugehörigen Brustbild der Maria mit dem Kinde“ von Dürer, das allerdings nicht zu den glücklich- sten Schöpfungen des Künstlers zählt und überdies durch eine frühere Restauration merklich gelitten hat, aber doch für die Berliner Galerie, die cine wirklih echte Arbeit des Meisters bis jeßt nicht besaß, {on als solche ein erhôhtes Interesse gewinnt. Von größtem künst- [erishen Werth ist dagegen die kleine, in einem der Suermondt- Kabinete ausgestellte, ziemlich weit durchgeführte Skizze einer ¿Beweitung Gh von Muben s. Den auf weiße Tücher hingestreckten Leihnam des Gekreuzigten, hin- ter welhem Maria und Magdalena mit klagender Geberde da- stehen, in vollem Licht von dem dunklen Fond abhebend, imponirt das Bild bei vorzügliher Erhaltung ebenso dur die Kraft und Feinheit des leuchtinden Kolorits wie dur die vollendete Noblesse der Zeichnung und des Ausdrucks. Nicht minder auserlesene Arbeiten sind fodann die beiden an derselben Wand plazirten Arbeiten von Adriaan von Ostade, das kleine, mit größter Delikatesse im Detail behandelte und durch seinen Schmelz der klargestimmten Farbe ausgezeichnete Bild eines nahdenklih die Flüssigkeit in der hochgehaltenen Flasche betrahtenden „Arztes im Studirzimmer“ aus dem Jahre 1665, das den Maler in einer bisher in der Galerie noch nicht vertretenen Periode seines Schaffens repräsentirt und das etwa zwanzig Jahre ältere, zu den besten derartigen Schöpfungen des Künstlers zählende große Interieur mit einer lustizen « Bauerngesell- schaft“ von fköstlich humoristischer Auffassung im BVorder- grunde de3 meisterhoft vertieften Raumes, in dessen klarem und warmem Halbdunkel weiter zurü noch einige andere in ihrer charafkteristischen Bewegung ebenso trefflich beobachtete Fi- guren sichtbar werden. Dasselbe Kabinet hat ferner noch ein lebens- frishes Brustbild einer behäbigen jungen Frau in \{chwarzem Kleide mit weißem Häubchen und Rundkragen von Frans Hals, dem in Berlin besonders reich vertretenen Meister, und die als charaftteri- stishe Jugendarbeit des Künstlers interessante Figur einer in prâch- tiger Gewandung in ihrem mit Waffen und Büchern au8gestatteten Gemah dasißenden, wohl als Minerva gedahten jungen Frau von Rembrandt aufgenommen, die gleih jenem Portrait bereits frü- her si im Besiß der Galerie befand, aber erst neuerdings nah gründlicher Restauration zur Auf1tellung gelangte. Ju dem an die Suermondt - Kabinete anstoßenden Oberlichtsaal endlich präsentirt sich die neueste Erwerbung, das Kniestück eines jungen, kaum dem Knabenalter entwachsenen vornehmen Italieners in rothem Gewande mit darüber geworfenem s{chwarzen Drdensmantel, das seinen Autor, dem Florentiner Francesco Salviati, von einer überraschend günstigen Seite zeigt. Bei kleinstem Maßstab, der es an si {hon zu einer Seltenheit mat, überragt das gediegen durchgeführte Bild an künstlerisher Bedeutung bei Weitem die große Masse der gleichzeitigen Produktion und er- scheint ‘in der noblen Haltung des Dargestellten und in dem mit [harfem Blick beobachteten, von einem _ leisen Zug von Müdigkeit angehauchten Auétdruck des großäugigen Kopfes als ein in jedem Be- tracht trefflihes und fesselndes Meisterwerk der Portraitmalerei.

Nach vem durch den Direktor Jessen versandten Programm der neu begründeten „Handwerkerschule zu Berlin“ wird dieselbe ihr erstes Unterrichtssemester am 10. Oktober eröffnen. Jhrer Aufgabe, Lehrlingen und Gehülfen des Gewerbestandes in ihren Freistunden die ihrem Beruf gemäße zeichnerische, wissenschaft-

der Werkstatt als nothwendige Ergänzung hinzutreten muß, entsprechen

Freihandzeichnen, Zirkelzeichnen, darstellende Geometrie, Fachzeichnen für Tischler, Drechsler, Klempner, Stlosser, Maschinenbauer, Maurer, Zimmerer, Steinmetße, Maler, Lithog:aphen, Bildhauer und Goldschmiede, auf Modelliren in Thon und Was, auf Mathe- matik, Physik, Mechanik, Chemie, kaufmännishes R-chuen und Buch- führung ecstreen und auf 23 Kurse mit zusammen 90, auf die Abende voa 7—9 Uhr und auf die Sonntag-Bormittage gelegten wöchentlihen Unterrichtsstunden vertheilt nd, Die Wahl der einzelnen Gegenstände, an denen die Schüler sih zu betheiligen wünschen , ist denselben freigestellt , das Schulgeld auf halbjährlich 6 M für 8 oder weniger als 8 wöchentlichen Unterrichtsstunden , auf 9 #6 für 12 und auf 12 für 16 Stunden normirt. Die Auf- nahmen finden bis einschließli 8. Ottober an den Wochentagen von 6—s8 Uhr Abends im Schullokal am Werdershen Markt 7 ftatt.

Ucber den Erwerb und Verlust der Reichs- und Staatsangehörigkeit im preußischen Staate während des Jahres 1879 enthält Heft I. und 11. (Januar bis Juni) des ¿wan- zigsten Jahrganges (1880) der von Dr. Ernst Engel redigirten „Zeitschrift des Königlich Preußischen Statistishen Burcaus“ eine Abhandlung, der wir folgende Mittheilungen entnehmen: In Gemäß-

heit der Bundesrathébeshlüsse vom 23. Mai 1870 bezw. 7. De- zember 1871 sind Erhebungen über den Erwerb und Verlust

liche und kunstgewerbliche Ausbildung zu geben, die zu der Praris | die Gegenstände des Unterrichts und der Uebungen, die sich auf |

der Reichs- und Staatsangehörigkeit in den deutshen Bun- desftaaten und außerdem über die überseeische Auswanderung fort- laufend anzustellen. In Preußen haben nach diesen Ermittelungen die Staatsangehörigkeit im Jahre 1872 erworben 2713, verloren überhaupt 64 905, darunter Militärvflichtige ohne Gatlafsung8urkunde 10 690, im Jahre 1873 4668 bez. 48 580 und 9840, im Jahre 1874 7858 bez. 27 560 und 9549, im Jahre 1875 13 648 bez. 23 551 und 10 265, im Jahre 1876 6070 bez. 20 764 und 7640, im Fahre 1877 4513 bez. 18472 und 7773, 1878 4195 bez. 22 483 und 9320, 1879 5437 bez. 21 929 und 7311. Seit dem Jahre 1872 hat si hiernach bis zum Jahre 1877 die Gesammtzahl der Personen, welche die preu- ßishe Staatsangehörigkeit verloren haben, fortdauernd verringert, und zeigt auch das verflossene Jahr im Vergleiche mit dem Jahre 1878, das eine geringe Zunahme gegenüber dem Jahre 1877 nah- wies, eine Abnahme, da im Jahre 1878 18288, im Jahre 1879 aber nur 16 492 Personen mehr die Staatsangehörigfkeit verloren, als erworben haben. Unter Zugrundelegung der bei der letzten Volks- zählung im Jahre 1875 ermittelten Einwohnerzahl würde der Ver- luft durch Mehrauswanderung im Jahre 1879 auf 10000 der Be- völkerung betragen: in Ostpreußen 3,12, in Westpreußen 19,35, Brandenburg 2,33, Pommern 10,23, Posen 15,80, Sclesien 3,58, Sachsen 3,48, S(leswiz-Holstein 12,70, Han- nover 10,92, Westfalen 4,98, Hessen - Nafsau 4,11, Rhein- land 3,55, im ganzen Staate 6,41. In gleiher Weise wie die über den Verlust der Reihs- und Staatsangehörigkeit im preußishen Staate gewonnenen Daten zeigen die in den Ein- {chiffungshäfen vorgenommenen Ermittelungen über die deutsche über- seeische Auswanderung für die Jahre 1872 bis 1879 eine ftete Ab- nahme der Auswanderung bis zum Jahre 1877, in den folgenden Jahren aber wiederum eine geringe, doc in jedem Jahre steigende Zunahme. Es wurden nämlich aus den drei deutschen Einschiffungs- hâfen Bremen, Hamburg und Stettin, sowie ferner auë Antwerpen, d. h. aus denjenigen Hafenpläßen, über welche regelmäßige Nach- weisungen vorliegen, überseeisch deutshe Auswanderer beför- dert: im Jahre 1872 überhaupt 125650 und zwar von Bremen 66 919, Hamburg 57 615, Antwerpen 1116; im Jahre 1873 103 638 und zwar 48 608 bez. 51 432 und 3598, im Jahre 1874 45 112 und zwar von Bremen 17 907, Hamburg 24093, Stettin 1536, Antwer- pen 1576, im Jahre 1875 30 773 und zwar 12 613 bez. 15 826; 298 und 2066, im Jahre 1876 28 368 und zwar 10 972 bez. 12 (06; 202 und 4488, im Jahre 1877 21 964 und zwar 9328 bez. 10725; 75 und 1836, im Jahre 1878 24217 und zwar 11 329 bez. 11 827; 85 und 976, im Jahre 1879 33 327 und zwär 15 828 bez. 13 165; 245 und 4089, in den Jahren 1872 bis 1879 also zusammen 413 049 überhaupt und zwar von Bremen 193504, Ham- burg 197389, Stettin 2411 und von Antwerpen 19745. Die Mehrzahl derselben, nämli 379 211, wandte sich nach den Ver- einigten Staaten von Nordamerika, 17 865 nach Brasilien, 89553 nach Australien ; die übrigen nach britisch Nordamerika (1070), na Centralamerika und Mexico (192), Westindien (630), anderen \üd- amerikfanischen Staaten (3661), Afrika (1233) und Asien (234). Als Gründe für die Auswanderung werden für das in Rechnung stehende Jahr 1879 angegeben ; vornehmlich Hoffnung auf Gründung einer besseren Existenz, Nachfolge zu bereits ausgewanderten Angehô- rigen in Folge günstiger Nachrichten von denselben und Gewährung der Mittel zur Auswanderung von ihnen, und_ Entziehung von der Militärpfliht. In sehr viel minderem Grade erschienen als Gründe für die Auswanderung: Furcht vor Strafe wegen Ver- gehen und Verbrechen; Schulden, zerrüttete Vermögensverhältnifse und Bermögens8auseinanderseßungen; Auslands-Reisepäfse, bei deren Ab- lauf die Inhaber nicht zurückaekehrt waren; Verlockung durch Winkel- agenten. ODertlihe Veranlassung zur Auswanderung hat überall nit vorgelegen; für einen großen Theil der Ausgewanderten konn- ten aber die Gründe für die Auswanderung nicht ermittelt und an- gegeben werden. Die 7311 Militärpflihtigen pro 1879, gegen welche im Jahre 1879 ein gerichtlides Verfahren stattgefunden hat, sind nur in der Minderheit (16 Königliche Regierungen und Land- drosteien zählen mit Bestimmtheit 731, lassen aber eine Anzahl unbestimmt) solche Personen, die wirklih vor Ableistung ihrer Mili- tärdienstzeit das Land verlassen und sich der Militärbehörde nicht gestellt haben. Die große Mehrheit besteht: 1) aus Reservisten und Landwehrleuten, die zwar ohne Erlaubniß ausgewandert find, aber im stehenden Heere ihre Dienstpflicht erfüllt haben; 2) aus solchen Personen, deren Aufenthalt nicht ermittelt werden konnte, von denen aber nit feststeht, daß sie ausgewandert sind; viele von diesen sind nur verzogen und sind in anderen Aushebungsbezirken “ausgemustert, ohne daß der Heimats-Ersaßzbehörde entsprechende Mittheilung ge- macht wurde; 3) aus Kindern, die {on in früher Jugend mit den Eltern ausgewandert und in den Stammrollen nit gelöscht sind; 4) aus Kindéèrn, die gestorben und ebenfalls in den Stammrollen nit gelöscht sind; 5) aus unehelih Geborenen, die. dem Namen nah nicht zu ermitteln waren.

Zürich, 29. September. Der „N. Zür. Ztz.“ wird vom Nigi geschrieben: Das Wetter ist augenblicklich prachtvoll und die aanze Rundsicht, besonders diejenige nah Süd, Süd-Osft uad Süd- West so wunderbar s{ön. wie wir sie noch seltea gehabt haben. Die Nebel bilden in halber Höhe des Rigi ein Nebelmeer, gleih einem Weltmeer. Die dem Rigi näher gelegenen Berge blicken wie Jaseln aus diesem Nebelmeere hervor, und im Hintergrunde stehen großartig erhaben die Gewaltigsten der Gewaltigen. Die ganze Gebirgsfette vom Säântis bis zum Faulhorn liegt von Morgens 8 Uhr bis Mit- tags 1 Uhr wie ein scharf gezeihnetes und mit den \{önsten Farben gemaltes Panorama vor uns, Auf dem Titlis erkannten wir durch ein einfahes Fernrohr die Klubhütte, ja sogar das Signal. Eiger, Mönch und Jungfrau erscheinen so nahe, als ob man auf ihre Spitzen Steine s{leudern könnte. Wir haben seit einer Reihe von Jahren dem Rigi zu Fuß und mit der Bahn \ch{on hundert Mal unsern Besuch abgestattet, aber noch selten hat uns die Regina mon- tium durch eine so feenhaîte Aussicht überrascht und entzückt.

Im Kroll-Theater aelangt morgen die Operette „Columba“ von Sappé zur leßten Aufführung, da am Sonntag zum ersten Male die Posse „Nina, oder: Der Mann der Debütantin“, die im National-Theater über 30 Aufführungen erlebte, mit Frl. von Meers- berg als Nina in Scene geht.

Literarische Neuigkeiten und periodishe Schriften.

Sozial-Correspondenz (herausgegeben von Dr. Victor Böhmert und Arthur von Studniß in Dresden). Allgemeine Aus- gabe. Nr. 39, Inhalt: Aus der Bettler- und Vagabondenstatistik. Gefängnißarbeit. Gemeinnüßigkeit in Basel. Hirtenbuben- streiche, Die Lehrlingsfrage in der Schweiz. Arbeiterzüge. Arbeitsmarkt. : : :

Die landwirthschaftlihen Versuchs - Stationen. Organ für naturwissenscbaftliche Forschungen auf dem Gebiete der Landroirthschaft. Unter Mitwirkung sämmtlicher deutschen Versuchs- Stationen herausgegeben von Dr, Friedrich Nobbe, Professor an der Königlichen Akademie und Vorstand der physiologishen Versuchs- und Samencontrol-Station zu Tharand. (Berlin, Verlag von Wiegandt, Hempel & Parey), XXVI, Band, Heft 1. Inhalt:

| Untersuchungen über die dem Boden durch Alkalien entziehbaren

Humusstoffe; zugleih eine Beleuhtung der Theorie von Grandeau bezüglih der Rolle, welche die organishen Substanzen des Bodens bei der Ernährung der Pflanze spielen. Von Dr. Otto Pitsh. Ueber die Zerseßbarkeit gewisser stickstoffhaltiger, organisher Düage- mittel. Von Dr, Aug. Morgen, Assistenten der Versuhs-Station Halle a. S. Die kultivirten Spörgelarten. Von E. Möller-

Holft. Beiträge zur Frage über die Düngung mit Kalisalzen. Von Adolf Mayer.