1880 / 232 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Oct 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 30. September. (Lpz. Ztg.) Das Erbgroßherzoglihe Paar hat nah vierwöhigem Aufenthalte in dem Badeorte Sandown die nsel Wight vorgestern verlassen, um sich auf einige Tage nah London zu begeben. Von dort treffen der Erbgroß- herzog und die Erbgroßherzogin Anastasia nebst der jungen Herzogin Alexandrine Auguste am 2. Oktober in L udwigs- lust ein, wohin sich an diesem Tage der gesammte Groß- herzogliche Hof begiebt. Der allgemeine Landtag ist durch Ladung vom 24. d. M. auf den 17. November nah Malchin ausgeschrieben. Die s{hwerinische Regierung pro- ponirt Verhandlungen 1) über die ordentlihe und 2) über die außerordentliche Kontribution. Weitere Verhandlungs- gegenstände nennen die Capita proponenda nit.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 1. Oktober. (W. T. B.) Der Statthalter, General-Feldmarshall Frhr. von Man- teuffel ist heute Abend im besten Wohlsein hier eingetroffen und von den Spitzen der Militär- und Civilbehörden am Bahnhof empfangen worden.

DBesterreich-Ungarn. Wien, 1. Oktober. Der „Wiener Abendpost“ zufolge werden die Delegationen zum 19. d. M. nach Pest einberufen. Wie die „D. Ztg.“ erfährt, wird im Reichs-Finanz-Ministerium der Entwurf zu einem Kolonisationsgeseß für Bosnien und die Herzego- wina ausgearbeitet.

Tepliß, 30. September. Der „Pr.“ meldet man von hier: Das Stadtverordneten-Kollegium beschloß ein- stimmig, gegen die beabsichtigte Tiefbohrung, welche Fürst Clary vornehmen lassen will, Protest zu erheben, weil dur das übereinstimmende Gutachten der Sachverständigen die Tiefbohrung widerrathen wurde, da durch dieselbe der hin- reichende Wasserbezug in Frage gestellt wird.

Pesst , 30. September. Der König hat an den Landes- vertheidigungs-Minister Béla Szende ein Handschreiben gerichtet, welhes nach der „Bud. Corr.“ folgendermaßen lautet :

„Lieber v. Szende! Gelegentlih Meiner jüngsten Anwesenheit in Fünfkirchen habe Ih Mich von der zweckbmäßigen Einrichtung und vorzüglih entsprechenden technishen Zustandebringung des neuen Baraenlagers, sowie von dem Bau der großen Schieß stätte über- zeugt und fühle Jb Mich bewogen, Ihnen und jenen Organen des Ihrer Leitung unterstehenden Ministeriums, welche bei der Schaffuag dieser für die Ausbildung der Honvedschaft \o nüßzlihen Institution mitgewirkt haben, Meine Zufriedenheit und Meine Anerkennung auszusprechen.

Sch{önbrunn, den 27. September 1880.

Franz Josef.“

Dem Abgeordnetenhause. liegt ein Bericht des Unter- rihtsauss{usses über den seiner Zeit vom UnterrihtschMini- ster unterbreiteten Geseßentwurf über die Mittel- \chulen vor. Die Regierung wird, wie die TBUdIICoL L erfährt, das Abgeordnetenhaus ersuchen, diesen Geseßentwurf, resp. den hierauf bezüglichen Ausshußberiht noch im Laufe der Herbstsession in Verhandlung zu ziehen. Die Unterbrei- tung irgend eines neuen Mittelschulen-Geseßentwurfes Sei- tens des Ministeriums wird demnach nicht geplant, wenn au der Minister bei der Verhandlung des Geseßentwurfs bezüglich einzelner Paragraphen Aenderungen proponiren dürfte.

Schweiz. Bern 1. Oktober. (Cöln. Ztg.) Der Bundes- Präsident Welti und der Bundesrath Bavier werden am 3. Oktober den italienishen Minister-Präsidenten Cairoli und den Bauten-Minister Baccarini in Locarno behufs Besichti- gung der Gotthardbahnarbeiten empfangen.

Velgien. Brüssel, 1. Oktober. (W. T. V Die „JFndépendance belge“ meldet aus Brügge: Jn Huyle bei Brügge haben Ruhestörungen stattgefunden. Zur Ausführung des Geseßes über die Shulen hatte die Regie- rung einen Spezial-Kommissarius nah Huyle abgeordnet, die Dorfbewohner rotteten sih aber zusammen, um denselben zu vertreiben, so daß der Kommissar genöthigt war, militärischen Beistand zu requiriren. Die Gensd'armen machten von der Feuerwaffe Gebrau. Eine Person wurde getödtet, eine an- dere shwer verwundet.

GrsFßbritannien und Jrland. London, 30. Sep- tember. (Allg. Corr.) Der Herzog von Cambridge traf gestern, von Paris kommend, in London ein und stattete demnächst dem Kriegsamt einen Besuch ab.

Jn der Guildhall fand gestern die Wahl des Lord- mayors für das nächste Jahr statt. Es wurde der zu dieser Würde Nächstberechtigte , Alderman M'Arthur, einstimmig gewählt. Derselbe bemerkte in der ¡(üblichen Dankesrede be- züglich der zur Prüfung der Verwaltung der städtishen Gilden niedergeseßten Kommission, daß er eine folhe Untersuchung nicht scheue, da das Resultat nur ein den Gilden günstiges sein könne. :

_ Der Spezial - Correspondent des „Standard“ telegra- phirt aus Bombay unter dem 29. d. M., Abends :

„Die amtlichen Depeschen der Generale Primrose, Burrows und Nuttall über die Niederlage bei Kushk-i- Nakhud sind nunmehr veröffentlibt worden. Der Vizekönig be- zeichnet dieselben als dürftig und unbefriedigend, indem sie die Negie- rung in Unkenntniß über die wirklihen Thatsachen des Falles und die eigentlichen Ursachen der Niederlage lassen. Die Regierung will den Bericht des Generals Roberts abwarten, ehe sie sih zu weiteren Schritten entscheidet. Der Vizekönig zollt der Artillerie und dem 66. Regiment warmes Lob. General Ha ines erklärt ebenfalls die Depeschen für durchaus unbefriedigend, da sie keine Thatsachen enthalten betreffs der gebrauchten Vorsichtsmaßregeln, um die Stärke und Stellung von Ayubs Armee kennen zu lernen, und die Ursachen der Niederlage ganz und gar unerklärt lassen. Der General glaubt, daß ein Sieg möglich gewesen wäre, wenn die Infanterie Stand

ehalten hâtte, sowie daß das Unglück dur die Demoralisation der avallerie und deren überstürzten Rückzug vergrößert worden sei.“

1. Oktober. (W. T. B.) Für nächsten Montag ist abermals ein Kabinetsrath einberufen ; Lord METLLCILNR hat in Folge dessen seine Abreise nah Balmora verschoben.

Dublin, 2. Oktober. (W. T. B.) Der Vize-König 6 eine Belohnung von 1000 Pfd. Sterl. für die Ergrei- ung der Mörder des Lord Mountmorres ausgeseßt und zugleih allen Mitschuldigen, welche Mittheilungen machen würden, die zur Verurtheilung der Mörder führen können, volle Amnestie zugesagt.

Melbourne, 1. Oktober. (W. T. B.) Die inter- nationale Ausstellung ist heute vom Gouverneur mit einer Rede eröffnet worden, în welcher er den fremden Nationen für die Förderung dankte, die sie dem mit so gro- ßem Erfolg ins Werk geseßten Unternehmen hätten zu Theil werden lassen.

Frankreich. Paris, 30. September. (C. Ztg.) Der „Vérité“ zufolge wird die Ausführung der Dekrete am 7. oder 9. Oktober beginnen und diese auf folgende Weise vorgenommen werden: 1) Schließung aller Kirchen der Kon- gregationen in allen Departements zu gleicher Zeit, selbst in den Departements, in denen die Ausführung der Dekrete be- deutend später vorgenommen werden soll; 2) Auflösung der wichtigsten Kongregationen in den Departements, in welchen diese Maßregel die geringsten Schwierigkeiten bietet; 3) Aus- weisung aller ausländishen Kongregationen ; 4) Vertagvng r Ausführung der Dekrete in Betreff der Frauenkongrega- ionen.

Italien. Rom, 1. Oktober. (W. T. B.) Der König und die Königin von Griechenland treffen morgen in Monza éin.

(W. Ztg.) Der Stapellauf der „Jtal ia“, des'größten bis dahin erbauten Panzerschiffes, hat in Castellamare am 29. September stattgefunden. Als die Stüßen weggeschlagen waren, glitt der Koloß ruhig in sein Element. Stürmische Evvivas begleiteten das Schiff, als es \ich in Bewegung seßte. Der Stapellauf hatte weithin das größte «Interesse erregt, und von allen Seiten waren Zuschauer herbeigekommen, Castella- mare war mit Blumen, Flaggen und Teppichen ausgeschmüdckt, und als der König mit den Ministern sich durch die Stadt zur Werste begab, war der Enthusiasmus allgemein. Als der König seinen Plaß eingenommen hatte, zog die Geistlichkeit von Castellamare in Prozession um das Schiff und besprengte es mit Weihwasser; die Tochter des Admirals Acton vollzog in üblicher Weise die Taufe, und dann erfolgte der Stapel- lauf. Zwei englische, ein russishes und ein griechisches Panzerfahrzeug waren zugegen, und als der König sih dann auf dem Aviso „Estaffetta“ einschiffte, um nah Neapel zu fahren, begleiteten ihn die fremden Fahrzeuge und zwei italie- nische Panzerschiffe.

Griechenland. Athen, 30. September. (W. „Pr.“) Die Lieferungsverträge, welche das Kriegs-Ministerium für die Armee abschließt, treten sogleih in Kraft, um für einen Winterfeldzug vorbereitet zu sein. Wie verlautet, werde die französische Escadre nah der Flottendemon- stration nah Corfu gehen oder im Piräus stationiren.

Türkei, Konstantinopel, 2. Oktober. Der „Agence Havas“ wird von hier telegraphirt : „Dem Vernehmen nach würde demnäbhst eine neue Note der Pforte abgesendet werden, in welcher die Uebergabe Dulcignos angeboten wird unter der Bedingung der Aufgabe der Flottendemonstra- tion, einer anderweitigen Regelung der Frage und der Auf- rehterhaltung des status quo im Osten des Sfutarisees. Ferner werde ein Aufshub von zwei Monaten zur Regelung der griechishen Frage und eine Frist von drei Monaten zur Regelung der armenischen Frage verlangt.“

Aus London, 1. Oktober, meldet „W. T. B.“: Nach „Daily News“ hat der Kabinetsrath die Aktion der Botschafter in Konstantinopel und deren Festhalten an der Kollektivnote vollständig gebilligt. Die Re- gierung sei durchaus nicht gewillt, ihre Entschließung zu ändern. Man könne annehmen, daß alle Minister darüber einig seien, daß ein neuer Aufschub oder fortgeseßte Hals- starrigkeit von Seiten der Pforte vielleicht eine Aktion in den Dardanellen nothwendig machèn würde. Lord Hartington habe sich nach Balmoral begeben, um der Königin die Vor- {läge des Kabinets vorzulegen.

Die „Polit. Corresp.“ bestätigt, daß die vereinigte Flotte am 4. d. M. Gravosa verlä L Bot von Cattaro vor Anker zu gehen. Von der den Alba- nesen in Dulcigno zugeschriebenen Absicht, eventuell die öster- reichish-ungarishe Flagge aufzuziehen und Oesterreih-:Ungarn die Abtretung von Dulcigno anzubieten, sei an- kompetenter Slelle in Wien Nichts bekannt. Aus Konstantinopel wird der „Polit. Corresp.“ unterm 1. Oktober gemeldet , die Möglichkeit der Ausmittelung eines Auswegs zur Lösung der montenegrinishen Frage werde neuerlih in bestimmterer Weise betont und gewinne es den Anschein , daß die Pforte, vor den Konsequenzen ihrer Haltung erschredend , einen Aus- weg suche, um durch die Anbahnung einer ernsten Lösung die Flottendemonstration gegenstandslos zu machen.

Die „Agence Havas“ vom 1. d. M. erklärt, indem sie die vom „Nappel“ bezüglich des französischen Geschwaders im adriatischen Meere verbreiteten Gerüchte als unrichtig be- zeichnet, die französische Regierung sei fest ent- schlossen, sih niht von dem europäischen Konzerte zu trennen, wenn schon dieselbe die reservirte Haltung bei- behalte, die sie bisher {hon gezeigt habe.

Aus Ragusa, 1. Oktober, meldet „W. T. B.“: Die russische Korvette „Zemuck“ ist heute von hier ab- gegangen, um Rekognoszirungen in den albanesishen Gewäs- sern vorzunehmen. Der Zuzug der Albanesen nah Dulcigno dauert fort. Riza Pascha hat die Einwohner von Dulcigno aufgefordert, ihre Pau aus der Stadt zu entfernen, um sie vor dem Bombardement des Geschwaders zu retten, jedoh ohne Erfolg. Jm Allgemeinen ist die Stim- mung eine höchst erregte und kampfbereite. Montenegro hat die albanefishen Kaufleute in Cettinje und Rieka aufgefordert, ihre Geschäfte zu {ließen und si zurückzuziehen. Dieselben haben durch Vermittelung des türkischen Konsuls Entschädi- gungsansprüche erhoben.

Serbien. Belgrad, 30. September. (Pol. Corr.) Fürs Milan hat den General Leschjanin mit der Mission beauf- tragt, den Fürsten von Bulgarien anläßlih seines bevor- stehenden Besuches in Radujevaßz zu begrüßen. Während des Aufenthalts in Belgrad sind dem Fürsten Alexander Oberst Bogicsevics und Major Franassovics zur persönlichen Dienst- leistung zugetheilt.

Montenegro. Der Fürst von Montenegro berief alle waffenfähigen Männer zu den Fahnen. Kriegs-Minister Vrbica erhielt ein Kommando. Jnnerhalb zehn Tagen soll die gesammte, etwa 23 000 Mann zählende montenegrinishe Armee an dié albanesishe Grenze abmarschiren.

__ Amerika. Washington, 1. Oktober. (W. D. B.) Die Schuld der Vereinigten Staaten hat im vergan- genen Monat um 8 970 000 Doll. abgenommen. «Im Staats- schaye befanden sih ult. September 199 950 000 Doll.

Cettinje, 30. September. ei L.)

Nr. 40 des Centralblatts für das Deutsche Reich, herausgegeben “im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungésacen : Auêweisung von Aus-

ländern aus dem Reichsgebiete. Zoll- und Steuerwesen: Ver- zeihniß der zur Abstempelung von Spielkarten dauernd befugten Zoll- und Steuerstellen; Umwandlung und Verlegung von Zollstellen ; Titelverleihung an einen Stationscontroleur. Marine und Sciffahrt : Ertheilung von Flaggenattesten.

Nr. 49 des Amtsblatts des Reiws-Postamts hat -

folgenden Inhalt: Verfügung: vom 27. September 1880. Be- handlung mangelhaft beshafener Postwerthzeichen.

Nr. 18 des Marine-Verordnungs-Blattes hat folgenden Inhalt: Heimathzahlungen. Steuermannspersonal. Stewards und Köche. Verpflegungszuschuß. Geldgebührnisse der Offiziere 2c. in auswärtigen Häfen. Löhnungs- 2c. Kompe- tenzen im Lazareth Yokohama. Proviantlieferungs?ontrakte. Sciffsbücherkisten. Instruktion über die Verwaltung der Hand- waffen. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Nr. 27 des DeutschenHandels-Archivs, Wotenschzift für Handel und Gewerbe, herausgegeben im Reichsamt des Junern, enthält: Geseßgebung: Deutsches Reich: Tarifirung von Strängen aus lofe zusammen gedrehten Azbestfasern. Frankreih: Zollver- gütung auf den in der Form zuckerhaltiger Präparate ausgeführten Zucker. Niederlande: Inkrafttreten des Gesetzes, betreffend nähere &eststellungen über die Zucker-Accise. Berichte: Deutsches Reich: Nachweisunz der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlihen Ver- brausfteuern für die Zeit vom 1. April 1880 bis zum Schlusse des Monats August 1880. Italien: Handelsberibt aus Genua für 1879. Oesterreich-Ungarn: Handelsbericht aus Triest für 1879, Vereinigte Staaten von Amerika: Handelsberiht aus Boston für 1879, Frankrei: Handelsbericht aus Nie Fe L879 Rußland: Christinestad.

Nr. 36 des Justiz-Ministerial-Blatts hat folgen- den Inhalt: Erkenntniß des Reich8gerihts vom 6. März 1880: Widerlegung der Vermuthung, daß der Zwischenraum zwischen Nach- barhäusern für gemeinschaftlih zu abten. Allgemeine Verfügung vom 2ò, September 1880, betreffend die Mitwirkung der Organe der Justizverwaltung bei der Geschäftsvertheilung. Allgemeine Ver- fügung vom 28. September 1880, betreffend die Einforderung der Gerichtskosten von dem Fiskus und den für Rechnung des Staates verwalteten öffentlihen Anstalten und Kassen. Allgemeine Ver- fügung vom 29. September 1880, betreffend die Entschädigung der Gericht8vollzieher für die von Verwaltungsbehörden angeordneten Amtshandlungen, welche die Leistung des Offenbarungseides eines Schuldners betreffen.

Statistische Nachrichten.

Einfuhr landwirthschaftliher Produkte. Folgende dem Augustheft der Statistik des Deutschen Reichs entnommene Daëten sind insbesondere für Landwirthe von Interesse: Die Einfuhr von Raps und Rübsaat war im Mai d, J. auf 12 231 Dopp:lcentner gesunken, begann dann zu steigen und erreihte im August die Höhe von 124 110 Doppelcentner. Die Ausfuhr von diesem Artikel hatte im April mit 25 152 Doppelcentnern ihren höchsten Stand err:it, sank bis Juli herab auf 9334 und hob si im August wieder auf 41 246, Einfuhr und Ausfuhr von Kleesaat war im zweiten Drittel des Jahres geringfügig. Die Einfubr und Ausfuhr von frishem Obst stieg der Jahreszeit entsprechend im Juli auf 10 003 bezw. 25 745, im August auf 22 145 bezw. 46 537 Doppelcentner. Die Einfuhr von Eiern hatte im Mai ihren höchsten Stand mit 22 444 Doppelcentnern erreiht und betrug im August nur noch 10 421. Die Einfuhr und Ausfuhr von Vieh war in der Zeit vom 1. Januar bis Ende August d. J. nah Stückzahl folgende: Stiere und Kühe : Ginfuhr 29 986, Ausfuhr 36 138; Othsen: Einfuhr 12 990, Ausfuhr 32 493; Jungvieh im Alter bis zu 21 Jahren: Einfuhr 15 216, Ausfuhr 28326; Kälber unter 6 Wocen: Einfuhr 19 415, Aus;,uhr 44 424; Schweine: Einfuhr 700 195, A»éfuhr 313 783; Spanferkel unter 10 kg: Einfuhr 141 475, Ausfuhr 21 898; Schafvieh : Einfuhr 118 625, Ausfuhr 911 156; Lämmer: Einfuhr 9239, Ausfuhr 8295 Stück. Beachtenswerth ift, daß die Einfuhr von Schweinen seit Januar d. J. in ununterbrocbener Steigerung fich nahezu verdoppelt hat und die Einfuhr hiervon in demselben Zeitraum des L orjahres bereits um 19496 Stück übertrifft.

(Wes. Ztg.) Das dieser Tage vom Bureau Veritas heraus- gegebene Generalregister der Handels8marinen aller Länder für 1880/81 besteht wie früher aus zwei Theilen, von denen der erstere in alphabetischer Reihenfolge alle Segelschiffe der Welt, die mindestens 50 Registertons gemessen sind, der zweite alle Dampfer von mindestens 100 Registertons der neuen Messung ent- hält. Das Generalregister erfreut sch von Jahr zu Jahr größerer Anerkennung und zwar nicht allein von Seiten der Afsecuradeure, Rheder, Mäkler und anderer Sciffahrtsinteressenten, sondern au von Seiten der Regierungen und hat in Folge dessen in den Verhandlungen der gesetzgebenden Körper verschiedener Länder, die sih mit den die Handel8marine betressenden Pagen zu beschäftigen hatten, als Grundlage gedient. Die in den eßten Jahren getroffe- nen Verbesserungen sind au in der neuen Auflage zu finden; von denselben ist besonders zu erwähnen, daß die ten Schiffen von den Regierungsbehörden zugetheilten Unterscbeidungsfignale hinzugefügt sind und, um das Nachsuchen in jeder Beziehung zu erleichtern, am Schlusse jedes Bandes ein Index beigegeben ist, welcher in alphabetischer Ordnurg der verschiedenen Flaggen alle Unterscheidungsbuchstaben mit Hinweis auf den Namen des betreffenden Schiffes entbält. Dieser Schlüssel is unleugbar von großem Nußen und gestattet, \o- bald man die Flagge und die Unter \cheidungsbuchstaben (Signale) kennt, die Identität des Schiffes sofort festzustellen. Außerdem i} am Schlusse des zweiten Theils ein Verzeichniß der Trockendocks und Patentslip3 der wichtigsten Häfen mit d:n erforderlichen Angaben, wie Länge, Breite und Tiefe, Wassertiefe über der Schwelle bei cewöhnliher und bei Springfluth, Namen der Besitzer u. \. w. veröffentlicht. Der erste Theil enthält 48 584 Segelschiffe mit zusammen 13 872 881 R -T., von denen 18 352 mit 5486 666 R -T. auf England, 5958 mit 2048 975 R.-T. auf die Vereinigten Staa- ten, 4160 mit 1371721 R.-T. auf Norwegen, 3113 mit 953 856 RN.-T. auf Deutschland, 2936 mit 913 782 R.-T. auf Italien, 2772 mit 541 853 R.-T. auf Frankceich, 1875 mit 426 226 R.-T. auf Nuß- land, 1979 mit 399 237 R.-T. auf Schweden, 1112 mit 332 750 R-T. auf die Niederlande, 1578 mit 325 036 R..T. auf Spanien, 1672 mit 321 777 R.-T. auf Griechenland, 599 mit 237 790 R.-T. auf Desterreib, 1172 mit 177839 R.-T. auf Dänemark, 424 mit 99 572 R.-T. auf Portugal, 254 mit 86400 R.-T. auf Süd- amerika, 374 mit 61738 R.-T. auf die Türkei, 144 mit 47 702 N.-T. auf Centralamerika, 54 mit 21593 R.-T. auf Asien, 29 mit 13 067 R -T. auf Belgien, 20 mit 3344 R.-T. auf Rumänien, je 2 mit resp. 317 und 188 R.-T. auf Liberia und Tunis, und 1 mit 293 RN.-T. auf Jerusalem entfallen. Die Nationalität von 2 Swiffen mit zusammen 1159 R.-T., ist in Folge von Verkauf unbekannt. An Dampfern sind aufgeführt 6392 Schiffe, welche 6 745 198 R.-T. Brutto und 4401751 R.-T. Netto gemessen sind. Hiervon gehören England 3787 Schiffe mit 4265 519 resp. 2773 082 Tons, den Ver. Staaten 548 S. mit 634292 resp. 389 937 T, Frankreih 335 S. mit 423787 resp. 277781 T, Deutschland 277 S. mit 289 429 Lesp, 203.322 D, Spanien 226 S. mit 205498 resp. 135814 T., Rußland 166 S, mit 128 729 resp. 82834 T., den Niederlanden 111 S. mit 118 260 resp. 80632 T., Italien 103 S, mit 107 070 resp. 72 813 T. Schweden 258 S. mit 98 969 resp. 69 892 T., Oesterreich 82 S. mit 93142 resp. 62114 T., Dänemark 109 S. mit 74987 resp. 47 844 T. Norwegen 148 S. mit 67 636 resp. 49 067 T., Belgien 40 S. mit 64773 resp. 44 747 T., den \südamerikanischen Staaten 87 S, mit 61 198 resp. 40 401 T., den asiatishen Ländern 33 S, mit 38984 resp. 24210 T, Egypten 18 S. mit 18 212 resp. 11859 T., Portugal 17 S. mit 16253 resp. 10 946 T., Griechen- land 20 S, mit 14 237 resp. 9526 T,, der Türkei 10 S. mit 8866

resp. 5579 T, den centralamerikanishen Staaten 10 S. mt 4572 resp. 2803 T., Tunis 1 S. mit 1067 resp. 726 T., Rumänien | 1 S. mit 16s resp. 111 T. Unbekannt in Folge von Verkauf E die Nationalität von 5 Schiffen mit 9552 resp. 6302 Reg.-Tons. An Segelschiffen sind vom 1. Juli 1879 bis 1. Juli 1880 2430 Schiffe neu eingetragen worden, unter denen sih 710 Neubauten be- finden. 598 Fahrzeuge haben ihren Namen oder ihre Flagge gewech- jelt. Ungefähr 24 000 Swiffe sind durch die Experten des Bureaus besichtigt oder von ihnen gemeldet; von diesen Schiffen haben 6066 den Kapitän gewechselt, 3580 sind in andere Hände übergegangen und 6358 sind mit neuem Metall beschlagen, haben gekielholt oder Reparaturen unternommen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von den „Europäischen Wanderbildern“ (Orell, Süßli & Co., Züri; A. Ghio, Paris; C. Smith & Son, London) liegt Heft 13, Konstanz und seine Umgebung, vor. Die Beschrei- bung erstreckt sih nit nur auf die berühmte Stadt mit ihren bis in die vorgeshihtliche Zeit zurückreihenden Erinnerungen, sondern auc auf die interessante Umgebung bis Bregenz hin, darunter ie Insel Mainau, Arenaberg, den Hohentraut u. \. w. Das Heft ist mit 22 hübshen Illustrationen geschmücckt und ein Tourenplan zum prafk- tischen Gebrauch beigefügt.

Land- und Forftwirthschaft.

Aus dem Riesengebirge wird der „D. landw. Pr.“ ges \{chrieben: Am 21. v. Mts. ist auf dem Hochgebirge bereits der erfte Schnee gefallen. Die sonst um die Zeit des Herbst-Aequinoktiums im Hochgebirge stattfindenden heftigen Stürme sind nah den Mit- theilungen der Baudenbesißzer in diesem Jahre sehr mäßig aufgetreten. Die Befürchtungen für die Kartoffelernte, welde mit Recht ge- hegt wurden, haben fich nachträglich als nit begründet heraus- Mt Von den Aeckern, die im Sommer den heftigen Regen- güssen auëgeseßt waren, erhoffte man keine Ernte; indessen sind die Kartoffeln doch sehr {öôn gewachsen und gesund geworden.

Getverbe und Sandei.

Havre, 1. Oktober. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 2399 B,, verkauft 301 B. Auswahl mittelmäßig, limitirte Preise zu hoch.

WBerlin, 2, Oktober 1880.

Cöln, 2. Oktober, 1 Uhr früh. (Tel.) Die englische Post vom 1. Oktober früh, planmäßig in Verviers um 8 Uhr 21 Minuten Abends, ist ausgeblieben. Grund: Zugverspä- tung in Belgien.

Große Berliner Nennbahn zu Lankwiß-Lichter felde. Otter Meeting Grster Dag! Feettaa, 1 Do ber: Der Besuch der Rennbahn war wieder ein ganz außerordentlicher, so daß man die Zahl der Anwesenden auf rund 15000 ers ans{lagen konnte. Die Rennen verliefen unter derselben Leitung wie die September-Rennen obgleich einige Reiter zu Fall kamen ohne Beschädigung von Reiter und Pferden in nachstehender Reihen- folge. Sie begannen um 24 Uhr mit: : E

I, Verkaufs - Hürden- Rennen. Preis 1000 # Für 3 jähr. und ältere Pferde aller Länder, welche bisher kein Hinderniß- Rennen gewonnen haben. 50 A Eins, ganz Reug. Dist. ca. 1800 m über vier Hürden. Der Sieger wird gleich nach dem Rennen ver- steigert und fällt ein etwaiger Ueberschuß zur Hälfte der Rennkasse, zur andern Hälfte dem Besißer des zweiten Pferdes zu. Von aht Unterschriften, welche das Rennen aufwies, zahlten ‘zwei Pferde Reu- geld und 6 erschienen am Ablaufspfosten, von denen nach einem sehr \{dönen Rennen des Lt. Leistner a. br. H. eVigeur“ (10(0 4) (Kelly) als Sieger eintraf, während des Lieut. Pibschke 3 jähr. Fr Büls gare“ (1000 M) (Renz) 24 Längen hinter ihm als zweiter eintraf. Des Lieut. v. Schmidt-Pauli 3 jähr. F. St. „Ehrendame“ (2500 4) (Hofmann) wurde dritte. Zeit: 3 Minuten 18 Sekunden. Der Sieger wurde in der Auktion für 1550 # an Lieut. Pitschke ver- kauft, so daß 275 M. der Rennkasse und cbensoviel dem Besißer des zweiten Pferdes zufielen. Dem Rennen folgte um 3 Uhr: :

. Dffizier-Steeple-Chase. Preis 1200 t. Für 4 jähr. und ältere Pferde aller Länder, welche kein Rennen mit einem ausgeseßten Preise von mindestens 1500 4 gewonnen haben, im Besitz von Offizieren der deutshez Armee und von solchen zu reiten, 40 M Eins, 20 46 Reug. Dist. ca. 3600 m. Von den 6 Pferden, welche zu diesem Rennen genannt waren, zahlten zwei Reugeld und 4 erschienen am Pfosten. „Rega“ verweigerte unter Rittmeister von der Osten die Hindernisse und „Mambrin“ streifte seinen Besißer, Rittmeister von Paczentky ab. Es siegte sicher mit 1} Längen des Rittmeisterz Freiherrn von König (1. Grde. Ul.) a, br. St. „Profil“, (Reiter Besißer), des Lieut. von Schmidt-Pauli (3. Grde. Ul.) 6 jähr. br. H. „Handicapper“ (Reiter Lieutenant von Kramsta), welcher schon in dem vorhergehenden Rennen gestartet hatte, kam als Zweiter ein. Zeit 7 Minuten 45 Sekunden. Um 35 Uhr folgte dem Nennen: L i :

IlL, Verkaufs-Steeple-Chase. Preis 1200 M Für 3jähr. und ältere Pferde aller Länder. 60 #4 Eins., ganz Reug. Dist. ca, 2600 m, Der Sieger wird gleih nach dem Rennen öffent- lich versteigert und fällt der etwaige Ueberschuß an die Rennkafsse. 7 Pferde erschienen am Start, von denen nach einem \{chönen Rennen des Lieut. Frhrn. von Reishah (Gardc-Hus.) a. {w. St. „Alice (2500 Æ) (Oelter) mit zehn Längen Vorsprung ins Ziel kam. 7 Des Hrn. von Bonin-Lupow a. br. St. „Nominte“ (1000 4) (Lütten) wurde zweite und des Hrn. von Reibniß a. F. St. „Lady Leicester“ (1500 M) (Kelly) traf als dritte ein. Zeit 5 Miauten 48 Sekun- den. Der Sieger wurde bei dér Auktion für 1650 A an Mr. Arthur verkauft, so daß 150 Æ der Rennkasse zufielen. Es folgte diesem Rennen um 4 Uhr: S i

IV, ODfkftober-Hürden-Rennen. Preis 1200 M Handicap. Herren-Reiten. 60 K Eins.,, 39 4 Reug.. Dist. ca. 2400 m über sech8 Hürden Drei Pferde erschtenen am Pfosten. Mit großer Veberlegenheit führte des Lieut, C. Pibschke a. dbr. H. “Flohtanz* (Reiter Besißer) und steuerte mit mehr als 63 Längen zum Ziel. Zwar versuchte des Hrn. v. Treskow:Chludow 3 jähr. F. St. „Baïb- bair* (Reiter Lieut. v. Kramsta) noch kurz vor dem Ziel den Hengst einzuholen, blieb jcdoch mit einer Länge auf dem zweiten Play. Den Schluß des Tages bildete um 44 Uhr: E

V. Bitterfelder Steeple-Chase. Preis 1500 #4 Für 4 jähr. u. ältere Pferde aller Länder, die kein Hinderniß-Rennen mit eiuem ausgesetzten Preise von mindestens 3000 4 gewonnen haben. 0 M Eins., 40 (G Reug. Dist. ca. 4500 m. Vier Pferde starteten und führten ein {öônes Rennen aus. Schließlich siegte nah hartem Kampf mit 1+4 Längen des Hrn. O. Oehlschläger 4 jähr. F. St. «Simphonie“ (R. Johnson) gegen des Grafen Hobenthal a. F. St. Ironie“ (Planner jun.), des Lieut. v. Boddien 11. 5 jähr. br. St. «Miß Mary“ (Germann) wurde dritte. Zeit 9 Min. 56 Sec.

Der S{hluß des Monats August war für das Germanische Museum in Nürnberg wie die Chronik der Anstalt vom 15, v, M. berihtet insofern von besonderer Bedeutung, als si für den Stand der Bauten, von deren Fortgang ja die Entwicke- lung des Museums abhängt, wichtige Ereignisse vollzogen. Der zweite Flügel des Ostbaues, dessen erster bekanntlich den Namen Ihrer Kaiserlihen und Königliben Hoheit der Kron- prinzessin Victoria führt, war so weit gediehen, daß, als am 30. August Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz in Nürnberg weilte, Höchstwelcher die Gnade gehabt

hatte, zu gestatten, daß dieser Flügel na Ihm genannt werde, der Dachstuhl aufges{lagen und der hohe Pathe persönlich der Rich!feier beiwohnen konnte. Unmittelbar anschließend fand sodann die Eröff- nung der gleichfalls an diesem Tage fertiggestellten Haupthalle des Victoriabaues statt, welhe, nahdem Se. Kaiserlihe Hoheit sie betreten, dem Publikum übergeben wurde. In derselben findet die Sammlung von Gip®abaüfssen der wichtigsten Skulpturen aus der romanishen Stilperiode Aufstellung. Auch die von den thüringishen Adelsges{lechtern gestifteten Fenster konnten im ersten Flügel des Kreuzgangs und mehrere andere {on früher gestiftete gleichzeitig im Victoriabau angebracht werden. Noch im Herbste dieses Jahres hofft man alle früher gemachten, jeßt aber noch nicht zur Ausführung gekommenen Stiftungen fertig stellen zu können, mit Aus- nahme des Saales der landesfürstlihen Städte, für dessen Einrich- tung eben erst Vorbereitungen getroffen werden. Für diesen Bau hat übrigens au die Stadt Nienburg a. S. ihre Betheiligung zu- gesagt. Am 25. August, dem Geburts- und Namensfeste Sr. Majestät des Königs von Bayern, an welchem bekanntlich in ganz Bayern zugleich die 700jährige Jubelfeier des Hauses Wittelsbach begangen wurde, ist au die Uhr fertiggestellt dem Publikum über- geben worden, deren Errihtung durch die Stiftungen der Prinzen Luitpold, Ludwig und Leopold von Bayern ermöglicht worden ift, und die den Namen Wittelshacher Uhr führen wird.

Das monatli erscheinende Organ des Museums, der „At - zeiger für Kunde der deutshen Vorzeit“, bringt in der September-Nummer die Fortseßung der von Hrn. Direktor A. Essenwein verfaßten, wegen der zahlreichen beizefügten Abbildun- gen ebenso interessanten als belehrenden «Beiträge aus dem germanischen Museum zur Geschichte der Bewaff- nung im Mittelalter“. Dann folgen Abhandlungen über das „Salve Regina“ auf Tavfbecken, von Friedri Schneider in Mainz ; über einen Breslauer Goldschmied (Meister Wolf) im Dienste des Kurfürsten August vnn Sachsen von Julius Friedländer in Berlin ; über die musicirenden Engel des Virgil Solis, von A. Essenwein, und über Samuel Karo von Wattenbach in Berlin. Sehr dan- kenswerth endlich ist die auf besoaderen Blättern beigegebene photo« typishe Reproduktion zweier Handzeichnungen des germanischen Mu- seums, darstellend Entwürfe zu prächtigen Pokalen, von unbekannten Meistern etwa aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.

Die „Social -Correspondenz“, welde von Dr. Victor Böhmert und Arthur von Studniß in Dresden herausgegeben wird, und das Organ des Centralvereins für das Wohl der arbeitenden Kla}jen bildet, verfolgt die Arbeiterbewegung mit großer Aufmcrk- samkeit. Der Centralverein, welcher Männer der verschiedensten politischen und kirchlichen Richtungen umfaßt, will mit diesem Unter- nehmen einem großen humanen Zwecke dienen. Die „Social- Corresondenz“ \sucht, meist auf statistische Ermittelungen, in- und ausländische Erfahrungen gestützt, aufklärend, anspornend, versöh- nend zu wirken, den Vocurtheilen und dem Sthlendrian entgegen zu arbeitea im Gebiete der Großindustrie, des Kleingewer- bes, der Genossenschaften und Vereine, des Lehrlings- wesens, der Hülfs- und Versorgungskassen, des Versicherungs8-, des Dienstboten- und Armenwesens, der Privatmildthätigkeit, der Aus- wanderung und Kolonisation, der Gesundheitspflege, der Erziehung und Behandlung dcr Kinder, der Haushaltung und häuslichen Oéko- nomie, der städtishen und ländlihen Wohnungsfrage u. #. w. Sie giebt endlih regelmäßige Mittheilungen über die Bewegungen des Arbeitsmarktes, Zu- und Abfluß, Bedarf und Ueberschuß an Arbeits- kräften, über Lohnaussfichten, Streiks, Aussperrunaen u. \. w. Die „Sccial-Corre}pondenz“ fann bei sämmtlichen Postanstalten und Buchhandlungen zum vierteljährlihen Abonnementspreise von 1,60 bezogen werden.

Gestern Vormittag fand die Feier der fün fzigsten Wiederkehr des Tages statt, an welchem der Königliche und Hof-Musikdirektor B. Bilse im Jahre 1830 seine Musikérläaufbahn begonnen. Schon in den frühen Morgenstunden brate die Kapelle des Elisabeth-Regi- ments unter Leitung ihres Dirigenten Ruscheweyh, eines ehemaligen Schülers von Bilse, dem Jubila- ein Ständen. Der Sänagaerchor der Central-Turnanstalt hatte sich angeschlossen. Die Stadt Liegnitz von der BVilse feinen künstlerishen Ausgang nahm, ließ dur ein Magistratsmitglied ihrem ehemaligen „Stadtkapellmeister“ ein Album mit Ansichten der Stadt, darunter eine des Geburtshauses von Bilse überreihen, der „Allgemeine Deutsche Musikerverein“ ein Ekhren- diplom, der Verleger Bilse's, die Firma Bote u. Bod, ein aoldenes Schreibzeug, der Besißer des Konzerthauses einen kostbaren, silbernen goldverzierten Taktstoz u. \. w. Um 19 Uhr fand eine Feier in dem festlich ges{müdckten Saale des Konzerthauses statt, bei welcher dem Jubilar von seinen Künstlern ein goldener Lorbeerkranz, dessen silberne Unter- platte die Namen der Ord efter-Mitglieder trägt, überreicht wurde.

Norwegens Seefischerei von 1869 bis 1878. (Stat, Corr.) Ueber den Ertrag der norwegischen Seefiscberei und die Theilnahme an derselben während des Jahrzehnts 1869—1878, \0- wie die Autfuhr norwegisher Fisbprodukte innerhalb dieses Zeit- raums sind kürzlih von dem norwegischen s\tatistishen Centralbureau eingehende Daten veröffentlibt worden, deren Kenntniß in vielen Kreisen niht ohne Interesse scin dürfte. Hierna wurde der Ertrag sämmtlicher norwegischer Küstenfischereien, mit Ausnahme der täg- liden Kleinfisherei, nach den an den Fischereipläßen bezahlten Durc{schnittspreisen ges{chätßt:

im Jahre 1869 auf 20 975 000 A, im Jahre 1874 auf 26 235 000 M, 5 ¿So 28418000 m UBTO „26771000, 1876 „, 24948000,

E S ¿1600 4 000000 T 88191000:

u 1STO 28017 0005 e 0/4878, 23686000

Der zehnjährige Durschnittsertrag betrug mithin 26 112 009 6; er erreihte seinen Höhepunkt im Jahre 1877 mit 33 121 000 Mi, während das Jahr 1869 mit einem Ertrag von“ 20 975 000 X das Minimum aufweist. Hiervon entfielen innerhalb dieses Zeitraums im Durchschnitt 15 662 000 A (60 yCt.) auf die Winter- und Früh- [ling8-Dorschfischereien, 7 222000 A (27,6 pCt.) auf die Herings- fishereien und 3 228 000 M (12,3 pCt.) auf die übrigen Fischereien.

Hinsichtlih der Größe des Beitrages, den die einzelnen Küsten- strecken zum Totalergebniß des Fiscbereibetriebes liefern, ift die Küste des norwegischen Meeres, deren jährlicher Durchschnittsertrag auf 18 902 000 6 (72,4 pCt.) geshäßt wird, den übrigen weit über- legen, demnäcbst folgen die Küstenstrecken des Eismeeres mit 3 827 000 M. (14,6 pCt.), die Küsten der Nordsee mit 2710000 K (10,4 pCt.) und \ch{ließlich die Küstenstrecken am Skagerrack mit 673 000 M (2,6 pCt.).

Auf die verschiedenen Zweige des Fischereibetriebes vertheilt ih der vorstehend angeführte zehnjährige Durcschnittsertrag in nach-

stehender Weise. Jährliher Proz. Arten der Fischerei: P mge: Total S i M ertrag die „Skrei"-Fischerei (Fang von Winterdorsb). 12 842 000 49,3 die Fischerei von Frühlingédorsh in Finnmarken (Lodde- oder Kapelan-Fischerei) . í 2 820 000 10,8 die Fetten ist S2 000 16,2 die Fischerei von Brißling und anderen Klein- beri 378000 1,4 die Fischerei von Frühlings- oder Winterhering und Semishhexing . «C0: 1144000 4,4 die Großherings-Fischereien in Nordland und T C Geo) 5,6 die Sommerfischereien von Sei, Dorsch, Leng u.\.w. 1 707 000 6,6 die Makrelenfischereien ie N 8160320 3,1 den Qu L 318 000 n die Fischereien von Lachs und Seeforelle . 378000 1, den Austernfang E 9000

/ einer

Veber die Betheiligung der Fischer an den einzelnen Fischereie:1 liegen uns für die Skrei-, Lodde-, Fetthering- und Matkrelenfischerei von 1876 bis 1878 genauere Daten vor. Hiernach betheiligten si an der Sfkrei- oder Kabljaufischerei dur{chschnittlichd 55 268 Mann mit 12243 Booten, an der Loddefischerei 12 360 Fischer mit 3662 Booten, aa der Fettherings-Fisherei 40 773 und am Makrelenfang 3261 Personen. Zu den Lofodden- und Loddefischereien, sowie auch bei den Fettherings-Fischereien findet sich auf den Fischereipläten außer den Fischerbooten (jährlid noch eine große Menge von Fahr- zeugen zum Aufkauf der Produkte des Fischfanges ein. Im Jahre 1877 waren allein bei sämmilihen Skreifishereien 641 folcher Fahr- zeuge mit einer Tragfähigkeit von 29000 t und mit 2945 Mann Besatzung versammelt. Hiervon kamen allein auf die Fischereipläßtze bei den Lofodden innerhalb der Aufsichtédistrikte 557 Fahrzeuge mit Tragfähigkeit von 26500 t und einer Besaßung ron 2600 Mann.

Fragt man nah der Anzahl desjenigen Theils der norwegishen Be- völkerung, der sich hauptsählich durch Fischerei ernährt, so geben hierüber die bei der Volkszählung im Jahre 1875 gewonnenen Daten annähernd Auskunft. Hiernah wurden in Norwegen 33 255 Per- sonen eins{ließlich derer vom vollendeten 15. Jahre ermittelt, welche die Fischerei entweder als ihr alleiniaes Gewerbe oder in einem solchen Umfange betrieben, daß sie als ihre alleinige Erwerbs- quelle angesehen werden muß. Von der gesammten erwachsenen männlichen Bevölkerung von 559 565 sind es mithin nahe 6% der- selben, die hauptsählich ihren Erwerb in der Fischerei suchten. Hierzu treten jedoch noch 23381 Individuen von demselben Alter und Geschlecht, die neben einer anderen Ledensthätigkeit, die als die wesentliche betrahtet werden muß, die Fischerei als Nebenbeschäfti- gung treiben. Legt man beide Kategorien zusammen, so echâlt man eine Anzahl von 56 636 Personen, die in verschiedenem Umfang? den Fischereibetrieb von einer gewissen Bedeutung ausübten, oder etwas mehr als 10% der erwachsenen männlichen Bevölkerung.

Der auf den einzelnen Betheiligten entfallende Verdienst ist selbstverständlich innerhalb der einzelnen Jahre und Fangpläße sehr verschieden. Bei der Skreifisherei wird derselbe im Durbschnitt der Jahre 1876—1878 für die jährlihe Fangperiode auf 764 Stü zum Werthe von 253,1 #4, bei der Loddefisherei auf 836 Stück zum Werthe von 181 M, bei der Fettherings-Fischerei auf 19,3 b] zum Werthe von 160 und bei der Makrelenfischerei auf 1575 Stück zum Werthe von 244 4 berechnet. :

Wie erheblich die Anzahl Fische ist, die bei der Skrei- und Loddefischerei aus dem Meere gewonnen wurde, laffen nacstehende Zahlen erkennen. Für die drei Jahre 1876—1878 betru1 nämlich die bei der Skreifisherei gefangene jährliche Menge 42 229 000 Stück, von denen 113009 hl Leber und 52000 hl Rogen gewonnen und 16 023 000 Köpfe an die Fisbguano-Fabriken verkauft wurden.

Was dagegen die in Finnmarken vor sid gehende Lodde-Dorsch- fischerei betrifft, so fällt hier der Rogen aus der Reihe der Neben- produkte aus, weil der Dorsch vor dem Fange bereits gelaiht hat. In dem vorbezeichneten Zeitraum betrug die jährlihe Fishmenge 10 340 000 Stü, die Lebermenge 33 090 bl und wurden durchschnitt- lih © 161 000 Stück Fishköpfe an die Fishguano-Fabriken verkauft. Die Gesammtzahl der an letztere von der Skrei- und Loddefischerei verkauften Köpfe nimmt von Jahr zu Jahr zu und stieg von 10 679 000 Stück im Jahre 1876 auf 24883 000 im Jahre 1877 und 27 991 600 im Jahre 1878,

Die Skrei- und Loddefischereien werden theils mit der Hand- oder Angelschnur, theils mit der Leine, dem Garn oder Net, jedoch in sehr verschiedenem Verhältniß betrieben. A

Nach den gesammelten Angaben waren in den Jahren 1876 bis 1878 mit den angeführten Geräthen durchs{chnittlich ausgerüstet i

bei der Skreifischerei bei der Lodd-fischerei

isher mit Booten Fischer mit Booten mit Garn allein 22 744 3 884 73 23 » Leine (mit 120 Angeln) 13 416 393 3 120 994

Handschnur 5 758 1 665 2 602 646

Garn und Leine. .…. 3175 572 460 125

Garn und Handschnur 5 753 1-012 50 12

Leine und Handschnur 3 253 956 5 900 1 783

allen drei Geräthen. . 1169 223 155 79

Von der im vorbezeich{neten Dreijahr gefangenen Menge Skcei, 42 000000 Stü, sollen den Angaben gemäß 23 934 009 Stü oder 57% der ganzen Fangmenge mit dem Garn, 14 120 000 Stück oder 33°%/o mit der Leine und 4 175 000 Stück oder 10%/9 mit der Hand- schnur, bei der Loddefischerei dagegen 433 000 Stück oder 4% mit dem Garn, 5 269 000 oder 510/49 mit der Line und 4 638 000 oder 45 %/9 mit der Handschnur gefangen worden seien.

Die Fettherings-Fischerei wird hauptsählih mit dem Garn- und Sperrney betrieben; mit ersterem fishten in den Jahren 1876 bis 1878 durs{nittliÞ 18 976 Personen oder 46%, mit leßterem 21 797 oder 54%. Die Garnfisher gebrauchten 8581 Boote, so daß auf jedes Garnboot ein wenig über 2 Mann kommen; die Sperr- neßfischerei war dagegen auf 1587 Sperrnetßgenossenschaften vertheilt und beftand somit eine solhe Genossenschaft durchschnittlich aus 13—14 Mann.

Die Makreleufischerci wird zum größten Theil mit dem Treib- garn und nur in geringem Umfange mit dem Sperrnetß ausgeübt, da in der vorbezeichneten Zeitperiode jährlih dur{schnittlich von 3261 Mafkrelenfishern 3013 das Treibgarn benußten und von dem Gesammtifange von 4 826 000 Stück allein 4746 000 mit dem Treibs- garn gefangen wurden.

Diese reihen, dem Meere entnommenen Sätze bilden einen der wesentlihften Handelsartikel Norwegens. Der Gesammntwerth der während des Jahrzehnts 1869—1878 ausgeführten Fischprodukte nach den an den Ausfußÿrstätten bezahlten Engrospreisen, folglich mit Einschluß des Handelsverdienstes, wurde ge\{äßt und zwar:

der Gesammtwerth der aus- das Prozentverhältniß

4 E zwischen diesen und dem geführten E Werthe der Gesammt-

ausfuhr 39 133 000 44,7 44 321 000 49,4 38 376 000 42,9 48 032 000 41,7 47 069 009 35,4 49 662 000 37,5 52 233 000 46,8 57 468 000 44,1

1877 52 379 000 43,6

1878 44 893 000 44,3 i

Im Durchschnitt dieser Jahre betrug mithin der Gesammt- werth der ausgeführten Fishprodukte 47 357 000 M oder 42,6 9% von der gesammten norwegischen Ausfuhr. Die Ausfuhr fand hauptsäh- lih von den Städten Bergen (19 041 0009 Æ jährlich innerhalb des vorbezeihneten Zeitraums), Christiansund (9 190 009 Á.), Aalesund (3 936 000 6), sowie Stavanger (2 120 009 46) ftatt, und waren Deutschland, Spanien, Schweden und Rußland die wichtigsten Absatz- gebiete, da fie durchschnittlich während des Jahrzehntes 1869—1878 für 11 046 000 bezw. 8 976 000, 6 221000 und 4349 000 A Fish- produkte empfingen.

Hr. Mar Levit hat das leyte große Werk von Hans Mafkart, den „Jagdzug der Diana“ behufs Ausstellung am hiefigen Plaße für einige Zeit erworben, An der Anerkennung, welche dieses Gemälde bei seiner Ausstellung in Wien und Pünchen fand, hatte auch das Landschaftliche seinen Antheil, Mafkart zeigt ih darin auf einem ganz neuen Felde seines künstlerishen Schaffens. Die Dimensionen des Gemäldes erreihen ungefähr diejenigen seines „Einzug Carls V.“ Dasselbe trifft Anfang nähsten Monats hier ein.

im Jahre

1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876